1891 / 21 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Jan 1891 18:00:01 GMT) scan diff

on Schmidt wurde am 22. Oktober 1825 zu Finkenhofen i Württemberg geboren. Nach seiner Lehrzeit . kam er im Jahre 1843 als Steinmetzgehülfe nach Köln, 1857 wurde er als Professor der Architektur nach Mailand berufen, 1859 an die Wiener Akademie. Freiherr von Schmidt war der größte bekannte Gothiker, der am Kölner Dom die ihm eigene geniale Feinheit in

er Behandlung dieses schwierigen Stils gelernt hat. Bedeutsam

ar seine Thätigkeit am St. Stephansdom zu Wien, sein glänzendstes

Neisterstück ist das herrliche Wiener Rathhaus. Der schöne Plan 8EEIEgcegebe 5 den bevorstehenden Bau der Herz⸗ . n, der so ächtniß des Meliters weirre somit zu einem Vermächtniß des großen

Verkehrs⸗Anstalten.

Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer) New⸗YPork⸗ und Baltimore⸗Linien:

Bestimmung.

Bremen 17. Jan. von New⸗Pork.

Bremen 21. Jan. von New⸗Pork. New⸗York 20. Jan. in New⸗York. New⸗York 16. Jan. Lizard passirt. New⸗York 20. Jan. von Southampton.

Kunst⸗Ausstellung eine Beihülfe von 100 000 zu ge⸗ währen unter der Bedingung, daß in das Ausstellungs⸗Comit einige Mitglieder der städtischen Verwaltung zugezogen werden. Zur Berathung kam noch der dringliche Antrag des Stadtv. Gerold und Genossen, welcher den Magistrat um sofortige Einrichtung von Wärmestuben ersucht. Nachdem der Antragsteller mit kurzen Worten auf die Nothwendigkeit der Wärmestuben für die ärmere Bevölkerung hingewiesen batte, wurde der Antrag einem sofort vom Vorstande zu ernennenden Ausschuß überwiesen.

Die Geflügel⸗Ausstellung „Cypria“, über deren Er⸗ öffnung im Equitable⸗Palast wir gestern kurz berichtet haben, ist 98 235 Ausstellern beschickt. Betritt man die weiten Räume, so gelangt man zunächst in die Abtheilung des Großgeflügels, welche 415 Stamm Prämitrungsthiere und 83 Stamm Geflügel der Verkaufsklasse auf⸗ weist. Unter den deutschen Landhühnern, deren Zucht man wieder mehr Aufmerksamkeit als früher schenkt, befinden sich besonders schöne Lakenfelder und Thüringer Bausbäckchen; auch westfälische Krüger und Schlotterkämme sind in vortrefflichen Exemplaren eingeschickt. b““ 15 Berlin Siebenbürger jährige Pianist Stanis 8 Ne se ausgestellt. Die Italiener in ihren verschiedenen Farben⸗ hergenh 11“ beim Prof. Ehrlich gemacht spielen sind durch äußerst werthvolle Thiere so ist ö nen oncert und ließ eine für seine Jugend Stamm rebhuhnfarbige mit 200 bewerthet. Hamburger se 1g 8 ene technische Fertigkeit erkennen, der es nur an sind 27 Stämme, schwarze Minorca steigen im Preise bis fines 8 14“ fehlt. Ueberall merkt man die sorg. zu 300 ℳ, ein Paar gesperberte Spanier aus der Ortlep⸗ lrng⸗ vfleg E11“ 1“ 9 sches Ficht 8 9 200 käuflich. Die Andalusier sind man die Schattirungen. Dieser Umstand beeinträchtigte nicht nur find ö— der Vortrag der A-dur-Sonate von Beethoven e vielmeh ntf n. ““ die des Jwpromptus von Schubert Nr. 4, in welchem der schöne Mittel at bekannke Z 5 M. gänzlich verloren ging. Der Knabe wurde mit wohlwollendem Beifall di 11 5 arten⸗Lehrte, sowie Sundermann⸗Gütersloh haben belohnt. Die Sopranistin Frl. Ferra Wilmor aus Wien unter 8 au durch schöne Plymouths bereichert; ersterer bringt

2 1 . W dr ßerdem auch beachtenswertbe r folg⸗ 1“ einer Arie von Eckert und reicher Züchter von Vvyandolles E11““ der Mittellage recht ningt s 88 8 *8 Die 1hd.. ö ö

recht angenehm klingt, hrt i öbe z von C. v. d. Driesch⸗D sgestel ollände a - des Wohlklanges, da die Sängerin dieselbe stets zu scharf behandelt; aus der Provinz und Köngerilt ö“

Statistik und Volkswirthschaft.

ck Die Ergebnisse der von den Schiedsmännern zu Berlin innerhalb der Jahre 1882 bis 1889 ausgeübten Thätigkeit.

Die der schiedsmännischen Vermittelung unterbreiteten bürger⸗ lichen Rechtsstreitigkeiten haben während der Jahre 1882 bis 1889 nach dem jüngsten „Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin“ stetig abgenommen. Es betrug deren Zahl im Jahre 1882 1806, im Jahre 1889 dagegen lediglich 463. Noch auffallender tritt die Abnahme bei einem Vergleich mit der Einwohnerzahl in die Er⸗ scheinung; denn es entfielen von den bei den Schiedsmännern anhängig gemachten bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten auf 10 000 Einwohner im Jahre 1882 15,6, im Jahre 1883 11,6, im Jahre 1884 8,3, im Jahre 1885 5,7, im Jahre 1886 5,1, im Jahre 1887 3,9, im Jahre 1888 3,5 und im Jahre 1889 3,0. Befremdend ist diese bedeutende Herabmin⸗ derung, da die schiedsmännische Vermittelung als eine verhältnißmäßig er⸗ folgreiche zu bezeichnen ist. Von den Sachen wurden durch Vergleich er⸗ ledigt: im Jahre 1882 76,1 %, im Jahre 1883 74,4 %, im Jahre 1884 68,4 %, im Jahre 1885 69,0 %, im Jahre 1886 69,2 %, im Jahre 3 „Eider“. 1887 71,2 %, im Jahre 1888 66,6 % und im Jahre 1889 70,6 %; 8 2 „Lahn“. im Durchschnitt der acht Jahre 71,9 % oder über sieben Zehntel. 8 „Fulda“. Bei den Beleidigungen und Körperverletzungen, welche der schieds⸗ 8 8*8.)s„Spree“ H Ietit ehe neSg SWerra“ rung (1882: 1 : 7 Sachen), im Verhältniß zur Ein⸗ „Trave“. New⸗York 22. 8 wohnerzahl, jedoch im Allgemeinen ein Rückgang bemerkbar. Derselbe America“ Bremen 1. 8 war selbstverständlich bei Weitem nicht so belangreich als bei den New⸗York,] Bö86G 3 88 bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten; denn es kamen von den Beleidigungen 8 13. Jan. Lizard passirt. und Körperverletzungen auf 10 000 Einwohner: im Jahre 1882 83,6, 8

im Jahre 1883 83,4, im Jahre 1884 84,6, im Jahre 1885 71,9, im Jahre 1886 76,4, im Jahre 1887 73,4, im Jahre 1888 71,3 und im Jahre 1889 72,6. Von den Sachen wurden

immer lebendiger und vollkommener in seine Hr. Barnay hatte die Partie des Wachtmeisters übernommen und schuf daraus eine kräftige, aus derbem Holz geschnitzte Gestalt, der das weiche Gemüth Humor verlieh. Zu erwähnen bleibt der Wirth des Hrn. Eckert, welcher den neugierigen und auf sein Fort⸗ kommen bedachten Mann mit belustigender Komik auestattete. Da⸗ gegen konnte der Riccaut des Hrn. Stahl weniger befriedigen; es fehlte ihm die vornehme, ritterliche Haltung, welche dem Chevalier auch im schäbigen Rock cigen sein soll; er kehrte von vornherein mehr den Glücksritter und Abenteurer, als den Edelmann hervor.

Das gut besetzte Haus folgte der Vorstellung mit lebhafter Theil⸗ n rief die Darsteller nach jedem Aufzug wiederholt vor die

nur eine beschränkte Anzahl Arbeiter beschäftigen, deshalb müßten die

anderen nach den Städten auswandern, für diese aber werde das Rolle hinein. Brot künstlich vertheuert und über diese künstliche Vertheuerung beschwere 9 die freisinnige Partei, nicht über die Höhe des Brot⸗ reises selbst. 8

Die Einnahmen der Domänenverwaltung werden hierauf genehmigt.

Bei den Ausgaben der Domänenverwaltung, und zwar bei dem Titel „Zur Unterhaltung und zum Neubau der Do⸗ mänengebäude“ wünscht Abg. Lotichius, daß das zur Do⸗ mänenverwaltung gehörige Kloster Eberbach mit seinen archi⸗ tekionisch merkwürdigen Gebäuden fürsorglicher erhalten werden möge.

segierungsseitig wird erwidert, über einen Ausbau des Klosters beständen, zu einem erfreulichen Ziel führen würden.

Die Ausgaben werden bewilligt.

Bei den Ausgaben für die Forstverwaltung regt

Abg. Olzem an, daß die Regierung die vielen kleinen Forst⸗

veterinärpolizeilichen Gründen absolut nichts mit einander zu thun haben. Diese Ausführung kann ich nur als in jeder Beziehung zu⸗ treffend bestätigen. Damit ist auch der Schlüssel für die Wieder⸗ zulassung der dänischen Schweine gegeben. Die Einfuhr derselben wurde seiner Zeit aus veterinärpolizeilichen Gründen untersagt, weil die Gefahr der Seucheneinschleppung bestand. Diese Gefahr ist zur Zeit der Hauptsache nach geschwunden. Auch England hat, wenn ich nicht irre, für Dänemark die Einfuhr wieder freigegeben. Im Uebrigen ist die Vorsicht beachtet, daß nicht Schweine zum beliebigen Handel eingeführt werden dürfen, sie werden vielmehr nur zur sofortigen Abschlachtung in öffentliche Schlacht⸗ häuser, welche unter dauernder veterinärpolizeilicher Kontrole stehen, hineingelassen, und es ist auf diesem Wege versucht worden, die Gefahr der Einschleppung von Seuchen auf das möglichst geringe Maß zu beschränken. Wir können in diesem Augenblick nicht den Nach⸗ weis führen, daß Deutschland seuchenfrei ist und deshalb die Zulassung unserer Schweine in Dänemark nicht dringlich fordern. Wenn parzellen der Gemeinden in der Rheinprovinz, die mit staatlichen somit die Zulassung dänischer Schweine an sich zulässig erschien, Forsten im Gemenge lägen, in ihre Verwaltung übernehmen möge. so war es geboten, mit der Zulassung nicht länger zu Auch die Stellung der betreffenden Forstbeamten könne unter diesen

zögern aus Rücksicht auf die Ernährungsverhältnisse unserer Bevölke⸗ Unh . b

Poj z sfn dor E. 33 1 8 ag 8 8 2 rung. 8 sich der ““ einen dabin gehenden Antrag des Provinzial⸗Landtages mit Wohl⸗ wenn die Lebensmittelpreise auf eine gewisse nicht gewoh 5

2. wollen entgegennehmen werde. Denn es lasse sich nicht verkennen, daß steigen, ob es ohne erhebliche Gefährdung anderer Interessen möglich 88 1u“ in der Rheinprovinz zu Unzuträglich⸗ S . icht ss 8 iten geführt hätten. ist, zum Schutz derselben aufgerichtete Schranken fallen zu lassen. Es ei bbbeee den war die Gefahr vorhanden, daß, wenn nicht eine erweiterte Zufuhr efürwortet gleichf g

Abg. Melbeck von Schlachtmaterial zu ermöglichen war, die Preise für Fleisch noch

bisherigen Zuständen der Gemeindeforsten in der Rheinprovinz.

Abg. Graf Matuschka regt eine Aufbesserung der Gehälter der durch Sühneversuch mit Erfolg erledigt: im Jahre 1882 28,8 %, erheblich höher steigen würden, als sie thatsächlich gestiegen sind. Aus diesem Grunde ist, soweit dies aus veterinärpolizeilichen Rücksichten

8 sklhetee ct.

In der am Sonntag zum ersten Male in Scene gehenden Novität „Adonis „Lustspiel in 4 Akten von A. Slottko, hene sich die Hauptrollen in den Händen der Damen Pallatschek, Sander, 1u1u·“] sowie der Hrrn. Alexander, Büller, Gimnig

daß Verhandlungen die wahrscheinlich

Sing⸗Akademie. Der zehnjährige Pianist Stanislaus Severin Eisen⸗

Baltimore 15. Jan. von Bremerhaven.

Brasil⸗ und La Plata⸗Linien: (Vigo, Antwerp., - Bremen Vigo, Antwerp.,] 7

Las Palmas passirt. Darmstadt“

„Graf Bismarck“

Bremen . von Buenos Aires.

Lissab., Antwerp. s 8 von Bahia.

.Jan. St. Vincent passirt.

Forstkassen⸗Rendanten an. im Jahre 1883 28999 im Zabte, 1888 N.% se Fahr⸗

Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden: 1885 28,0 %, im Jahre 1886 28,6 %, im Jahre 1887

zulässig erschien, die Zufuhr von Schlachtvieh erleichtert. Die wohlwollende Anregung des Herrn Vorredners wird in Er⸗ 30,1 %, im Jahre 1888 28,7 % und im Jahre 1889 26,9 %, im Im Uebrigen wird von keiner Seite der hohe Grad der Ver⸗ antwortlichkeit für die Aufrechterhaltung der Sperrmaßregeln Zwecks

Vermeidung von Seucheneinschleppung verkannt. Die Gefahren, welche durch eine nicht vorsichtige Oeffnung der Grenze in dieser Richtung uns nahe treten können, sind so groß, und die Viehbesitzer durch Seucheneinschleppung von so großen Verlusten bedroht, daß die pein⸗ lichste Vorsicht nicht außer Augen gesetzt werden kann.

Die Verluste, welche durch Seuchen herbeigeführt sind, waren in anderen Ländern erheblich viel größer als bei uns. England nimmt die schroffe Stellung zu uns und andern Ländern ein in Folge der großen Ver⸗ luste, die es unter seinen Viehbeständen gehabt hat. Der Verlust in den Jahren 1866/67 wurde in England auf ungefähr 100 Mill. Mark geschätzt. Es sind in diesem Jahr ca. 330 000 Stück Rindvieh in England ge⸗ fallen und geschlachtet. In Belgien überstieg die Zahl des gefallenen Rindviehs damals wohl die Ziffer von 100 000. Wir sind, Dank unserer energischen Veterinärpolizei, von einem sehr viel geringeren Verlust betroffen. Der Schutz, den die Landwirthschaft und hierdurch auch unsere ganze Bevölkerung durch billigeres Fleisch gerade durch die Sperrmaßregeln hat, ist so wichtig und bedeutungsvoll, daß er nicht außer Augen gesetzt werden kann. Andererseits sind die Opfer, welche der Landwirthschaft die Durchführung der veterinär⸗polizeilichen Maßregeln dauernd auferlegt, so erbeblich, daß die Landwirthschaft vollen Anspruch auf sorgsamen Schutz ihrer Interessen hat. Ich glaube, Hr. Freiherr von Erffa wird in dieser Beziehung beruhigt sein können. Es wird nach Erwägung aller Verhältnisse eine Ab⸗ minderung der veterinärpolizeilichen Maßregeln stattfinden, wenn sich

solche als unbedenklich erweisen. Auf die zollpolitische Debatte gehe ich nicht weiter ein.

Abg. Schultz (Lupitz): Die Domänen seien ein Kulturmittel unserer Landwirthschaft, und kein Minister werde sich in Preußen daru hergeben, diesen Träger der landwirthschaftlichen Kultur preis⸗ zugeben. Die Erhaltung unseres Bauernstandes müsse durch andere Mittel, als durch die Parzellirung der Domänen bewirkt werden, 1 und in dieser Beziehung hätten sich die bestehenden landwirthschaft⸗ 1 lichen Zölle sehr heilsam bewiesen. 1

Abg. von Below⸗Saleske: Die Aenderungen des Zuckersteuer⸗ gesetzes würden sich sehr scharf bei unseren Domänen rächen. Die französische Zuckerindustrie sei durch das Konsumsteuersystem fast voll⸗ ständig ruinirt, trotzdem wolle man bei uns den Versuch damit machen. Die geringe Erhöhung der Lebensmittelpreise sei nicht durch die Zölle von 1887, die noch gar nicht gewirkt hätten, sondern durch ie gestiegene Kaufkraft und den gestiegenen Konsum des Volkes über⸗ haupt bewirkt. Eine Aufsaugung des kleinen Grundbesitzes, besonders der Bauernhöfe, durch den Großgrundbesitz finde nirgends statt.

Abg. Rickert: Die ewigen Jeremiaden der Herren der Rechten schädigten im Grunde nur die Landwirthschaft und ruinirten ihren Kredit. Bei dem EGegensatze zwischen Produzenten und Kon⸗ sumenten, der immer bestehen bleiben werde, komme es heute wesentlich darauf an, wer die Macht habe, habe der Abg. Humann gesagt, und das sei ganz seine Meinung. Das Interesse des Staats aber, d. h. das Interesse der Konsumenten, fordere jetzt dringend eine Herabsetzung der Zölle. Seine Partei wende sich nur gegen eine künstliche Vertheuerung der Lebensmittel, und von dieser habe sie sich in der Zeit des Freihandels frei gehalten.

Abg. Schultz (Lupitz) betont nochmals, daß man beute streng an den bestehenden Zöllen festhalten müsse, die man sehr bald als ein dauerndes Mittel, Landwirthschaft und Industrie zur Blüthe zu bringen, erkennen werde.

Abg. Pleß: Daß die Frage, ob billigeres oder theureres Brot, eine untergeordnete Rolle spielte, zeigten unsere Auswanderer, die nur danach fragten, ob der Verdienst in dem neuen Lande ein größerer sei. Der Bauer habe heute nicht mehr die Mittel wie früher, und deshalb wanderten seine Kinder in das Ausland oder in die Fabrik⸗ distrikte. Deshalb dürfe man an unseren landwirthschaftlichen Zöllen nicht im mindesten rütteln.

Abg. Dr. Arendt leugnet, daß ein Gegensatz zwischen Konsumenten und Produzenten bestehe. Die Umkehr zum Schutzzollsystem sei nicht in erster Linie vom Fürsten Bismarck ausgegangen, sondern aus landwirthschaftlichen Kreisen, denen sich der Fürst Bismarck schließlich in seinen Ansichten angeschlossen habe. Die Verhältnisse des Welt⸗ verkehrs, die Entwickelung der Geldverhältnisse, besonders die Valuta⸗ differenz hätten heute den wesentlichsten Einfluß auf die Gestaltung der Getreidepreise. Nicht die Thatsache, daß unsere Preise heute

was böher seien, sei dem Abg. Rickert und seinen Freunden vesentlich, sondern die Anwendung, die von der Thatsache in den Kreisen der Bevölkerung gemacht werde. In der Heimathprovinz es Abg. Rickert, auch abseits der landwirthschaftlichen Kreise, ehe man einer Minderung der Zölle nicht ruhig entgegen. Danzig fürchte sehr für seinen russischen Handel bei einer Zollermäßigung gegen Oesterreich hin. In einem Augenblick, wo die Sozialdemokratie auf das Land gehe, hätte die Regierung Beunruhigungen, wie sie .““ Handelsvertragsverhandlungen, durch die Zuckersteuer⸗, durch

e Sperrgeldervorlage erregt würden, fernhalten sollen 8 II Abg. von Below⸗Saleske erklärt dem Abg. Rickert gegenüber,

dis auch jetzt bei einer gleichzeitigen Aufhebung der Industriezölle 8ee landwirhschaftlichen Zölle entbehrt werden könnten, für diesen Fall Polle guch er jum Freihandel zurückkehren.

1 WäF erklärt, die freisinnige Partei sei mit Abschaffung e einverstanden, sie wolle aber den Anfang mit den un⸗

p

wägung gezogen werden, es muß aber dabei inne gehalten werden, daß die Forstkassen⸗Rendanten eine Aufbesserung nicht außerhalb des allgemeinen Rahmens erfahren können, daß darin nicht zu weit ge⸗ gangen werden kann anderen Beamtenklassen gegenüber. Im Uebrigen sind die Forstkassen⸗Rendanten nicht so belastet wie im Allgemeinen die Kreiskassen⸗Rendanten und ähnliche Beamtenkategorien, die der Herr Abgeordnete erwähnt hat. Eine wohlwollende Erwägung wird stattfinden, und wenn dann später ein Haus sich finden wird, welches ebenso bereit sein wird, die Mittel zu genehmigen, wie heute der Herr Vorredner, so wird die von mir vertretene Verwaltung das dankbarst acceptiren.

Abg. Conrad wünscht eine bessere Remunerirung der Forst⸗ aufseher und der Forst⸗Hülfsaufseher, die mit ihrem oft gefahrvollen Berufe nicht im Einklang stände.

Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden:

In etwas glaube ich, muß ich die Worte, welche der Vorredner im Interesse der Forst⸗Hülfsaufseher gesprochen hat, berichtigen. Es hat bereits eine Verbesserung stattgefunden, sodaß die Hülfsaufseher nicht 1,60 ℳ, sondern 1,80 Diäten erhalten, und dann auf 2,20 steigen. Ob die Anstellung nach 20 Dienstjahren erfolgt oder früher, ist nach den Aussichten in den verschiedenen Regierungsbezirken ver⸗ schieden. Nun ist ja alles Interesse für die Forst⸗Hülfsaufseher gewiß am Platze und meinerseits in vollem Maße vorhanden. Andererseits darf man aber nicht aus dem Auge lassen, daß ein sehr bedeutender Andrang in dieser Branche vorhanden ist, und daß die späte An⸗ stellung gerade eine Folge der Ueberfüllung und des Andrangs zu dieser Carridre ist.

Das sind Gesichtspunkte, die man nicht aus dem Auge lassen darf. Andererseits wird auch jetzt schon für die Hinterbliebenen ge⸗ sorgt, und werde ich jedenfalls jeden einzelnen Fall der an mich herantritt, prüfen und mich bemühen, nach Kräften für die Hinter⸗ bliebenen der Forst⸗Hülfsaufseher zu sorgen.

Das Kapitel wird bewilligt. 8

Bei den Ausgaben zu forstwirthschaftlichen und Lehr⸗ zwecken bemerkt *ꝙAbg. Seelig, bei den Forst⸗Akademien zu Eberswalde und Münden seien die Gehälter übertragbar, sodaß man in Wahrheit nicht übersehen könne, wie viel für die eine und für die andere An⸗ stalt aufgewendet sei. Die Direktorenstelle in der Akademie in Münden, die sich leider nicht in dem wünschenswerthen Maße zu entwickeln scheine, könne ebenso besoldet werden, wie die zu Eberswalde.

Minister für Landwirthschaft ꝛec. von Heyden:

Die letzte Erklärung bin ich nicht in der Lage abzugeben. Es werden Erwägungen darüber stattfinden. Im Uebrigen kann ich be⸗ merken, daß das Gehalt der Direktorstelle in Münden dem Höchst⸗ gehalt der Ober⸗Forstmeisterstellen gleichkommt. Wenn eine Ver⸗ schiedenheit in Eberswalde besteht, so mag das vielleicht dadurch ge⸗ rechtfertigt sein, daß die Bedeutung der Forst⸗Akademie in Ebers⸗ walde, bezüglich der Frequenz, eine erheblich weiter gehende ist als die der Akademie zu Münden. Münden hat sich nicht so entwickelt wie Eberswalde. Der Herr Vorredner hat gesagt: warum ist das geschehen? Bestimmte Gründe sind dafür nicht anzuführen. Anzu⸗ nehmen ist, daß Eberswalde als die ältere Akademie eine größere Anziehungskraft besitzt, und daß die alten Forstbeamten ihre Söhne nach Eberswalde schicken, dem sie von Alters her eine treue Erinne⸗ rung bewahrt haben. Die Bemerkung, daß die einzelnen Positionen 1 und 2 übertragbar sind, besteht seit längerer Zeit; Gebrauch ge⸗ macht ist von der Uebertragbarkeit in den letzten Jahren nicht. Eine ganz positive Angabe darüber, in welchem Jahre zuletzt eine Ueber⸗ tragung stattgefunden hat, bin ich nicht in der Lage zu geben, da ich auf derartige Detailanfragen kaum vorbereitet sein konnte.

Die Ausgaben werden bewilligt, desgleichen ohne Debatte der Rest des Etats der Forstverwaltung.

Schluß 4 ½ Uhr. Rächste Sitzung: Sonnabend 11 Uhr. Auf der Tagesordnung steht: 1) Erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend Abänderungen der Kirchengemeinde⸗ und Synodalordnung für die Provinzen Preußen (Ost⸗ und Westpreußen), Branden⸗ burg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen vom 10. September 1875 2) Erste Berathung des Gesetzentwurfs zur Ausführung des §. 9 des Gesetzes, betreffend die Einstellung de Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch⸗ katholischen Bisthümer und Geistlichen vom 22. April 1875. 3) Erster Bericht der Kommission für die Wahlprüfungen über die Wahl des Abg. von Puttkamer⸗Nipkau im 2. Wahlbezirk des Regierungs⸗ bezirks Marienwerder.

Dsg der acht Jahre 28,4 % oder zwischen einem Viertel und „Kronpr Fr. Wilh.“Antwerp., Bremen drei Zehntel. döl 8 E““ leidigungen und Körperverletzungen von bemerkenswerth geringeren Erfolgen als bei den bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten begleitet.

Somit war die schiedsmännische Thätigkeit bei Be⸗

Bezeichnend ist die Thatsache, daß, während in den Rechnungs⸗

jahren 1882/83 bis 1885/86 der Stadt Berlin durch das Schieds⸗

manns⸗Institut Kosten erwuchsen, da die Ausgaben die Einnahmen überstiegen, dieses in den Rechnungsjahren 1886/87 bis 1888/89 nicht

em die Geldstrafen für unentschuldigtes Ausbleiben rößer als die Ausgaben waren.

v1““

Zur Arbeiterbewegung.

In Krefeld fand am Montag eine Versammlung beschäftigungs⸗ loser Arbeiter statt, welche von etwa 350 Personen besucht war. Hauptredner war der „Elbf. Ztg.“ zufolge der bekannte Sozial⸗ demokrat Wesch. Es wurde eine Kommission gewählt, welche mit dem Ober⸗Bürgermeister in Verbindung treten sollte. In einer Resolution wurde ausgesprochen, daß es vor allen Dingen nöthig sei, die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit arzustreben, da es nur dadurch möglich sei, einer so großen Arbeitslosigkeit namentlich in der schlechten Jahreszeit vorzubeugen. Wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, hat der Ausschuß beim Ober⸗Bürgermeister eine sehr gute Aufnahme gefunden. Derselbe versprach, einen großen Theil der beschäftigungslosen Arbeiter zu städtischen Arbeiten zu ver⸗ wenden. Gestern waren schon viele Leute mit der Wegschaffung des in den Straßen liegenden Schnees und der Eismassen beschäftigt. Hier in Berlin wurde vorgestern in einer Versammlung von Uhrmachern mit Stimmenmehrheit eine Resolution gefaßt, in welcher sich die Versammlung mit der übrigen Arbeiterschaft soli⸗ darisch erklärt und den Anschluß an die moderne Arbeiterbewegung als ihren Wunsch ausspricht. Nach dem Bericht des „Vorwärts“ nahmen an der Besprechung auch mehrere Redner Theil, welche den entgegengesetzten Standpunkt vertraten.

In Leipzig wurde gestern eine von etwa 2500 Personen besuchte Versammlung der Arbeitslosen abgehalten, in welcher ein Maurer Beyer einen Vortrag hielt und, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, als Ursachen der Arbeitslosigkeit die kapitalistische Produktionsweise und das Lohnsystem hinstellte. Zur augenblicklichen Beseitigung der Arbeitslosigkeit empfahl Redner die Verkürzung der noch üblichen Arbeitszeit, während er eine gänzliche Beseitigung des heutigen Nothstandes in der Ein⸗ führung des sozialistischen Staats erblickte. Die folgenden Redner sprachen sich im Sinne des Referenten aus, brachten noch verschiedene Mißstände vor, und betonten zum Theil, daß der Rath der Stadt Leipzig in der Lage bez dazu verpflichtet sei, der augenblicklichen Nothlage abeuhelfen, dadurch daß er für Arbeit sorge, welche doch in größerem Umfange vorhanden sei. Es gelangte folgende Resolution zur Annahme: Die Arbeitslosen erkennen an, daß eine dauernde Verbesserung der arbeitenden Klassen nach der heutigen kapitalistischen Produktionsweise nicht zu erwarten und unmöglich ist, dieselbe muß vielmehr im Interesse der Gesammtheit des arbeitenden Volks geregelt werden durch Schaffung vernünftiger Arbeiterschutzgesetze und dadurch, daß die Arbeitszeit im Sinne der sozialdemokratischen Abgeordneten gesetzlich festgesetzt wird. Die Anwesenden verpflichteten sich, wenn sie wieder Arbeit haben, ihrer Branchen⸗Organisation beizutreten. Ferner wurde be⸗ tont, von dem Rathe kein Brot und keine Almosen, sondern Arbeit zu verlangen, durch deren Verdienst sie ihre Familien ernähren und ihren sonstigen Verpflichtungen nachkommen könnten.

Aus Krakau wird der „Voss. Ztg.“ telegraphirt, daß in den Kohlengruben bei Sosnowice (Russisch Polen) 2000 Berg⸗ arbeiter die Thätigkeit einstellten. Dies ist, wie in dem Telegramm bemerkt wird, der erste Ausstand in Rußland. Zur Verhütung von Arbeiterunruhen sind einige Sotnien Kosaken aufgeboten worden. Der tägliche Verlust, welchen die Grubenbesitzer erleiden, beträgt 14 000 Rubel.

Die Londoner „Allg. Corr.“ schreibt: Die Direktion der Glas⸗ gow und South Western Eisenbahn hat die Gefahr, daß die Arbeitseinstellung auch unter ihren Angestellten ausbräche, dadurch beseitigt, daß sie versprochen hat, die bestehenden Beschwerden zu unter⸗ suchen. Als Abschlagszahlung hat sie die Schichten von zwölf auf acht Stunden herabgesetzt, und wie es die Leute fordern, die Signalhäuschen vergrößert. Auf der kaledonischen sowohl wie der nord⸗ britischen Eisenbahn scheinen sich die Schaaren der Aus⸗ ständischen allmählich zu lichten, obwohl die Verkehrsstockung noch lange nicht gehoben ist. Mittlerweile werden Versuche gemacht, die Eisenbahnen daran zu mahnen, daß sie nach englischem Recht als „publie carriers“ auch einige besondere Verpflichtungen haben und für den Verwaltungsrath außer Rück⸗ sichten auf die Aktionäre auch Rücksichten auf das öffentliche Interesse maßgebend sein follen. Der Stadtrath von Edinburg beschloß gestern, das Handelsamt anzugehen, in Bezug auf den Ausstand Stellung zu nehmen. Das Gleiche will die Polizei⸗Kommission in Coatbridge thun, um die Bahnen zu zwingen, ihren übernommenen Pflichten gerecht zu werden. 1 b

Aus Melbourne wird dem „Daily Tel.“ berichtet, daß da⸗ selbst ein nationaler Arbeitgeberschutzfonds in der Gründung begriffen sei, der eine Assekuranz gegen Ausstände bilden soll. Alle Klassen von Arbeitgebern schließen sich der Bewegung an.

1“

8 Kunst und Wissenschaft.

8 1 28

Freiherr Friedrich von Schmidt, unter den deutschen Baumeistern der Gegenwart wohl der berühmteste, der seinen Namen in Köln, Mailand. Wien als den Hauptstätten seiner Thätigkeit ver⸗ ewigte, ist der „Köln. Z“ zufolge, am 21. Januar in jenem Sühn⸗

erechtfertigsten und drückendsten Zöllen, den Getreidezöllen machen. Biesen Kampf werde sie stets fortsetzen Die Landwirthschaft könne

8 8

haus in Wien, welches er auf Kaiserlichen Befehl an der Stelle des Ring⸗Theaters

erbaute, verst orben. Freiherr Friedrich

Antwerp., Bremen] 16. Jan. von Buenos Aires. La Plata . Jan. in Montevideo. La Plata .Jan. in Rio. „Brasilien 20. Jan. in Bahia.

Rio, La Plata . Jan. Sta. Cruz passirt. La Plata 20. Jan. von Vigo.

Linien nach Ost⸗Asien und Australien:

Bremen 17. Jan. von Genua.

Bremen 16. Jan. in Hongkong.

Ost⸗Asten 17. Jan. in Singapore.

Ost⸗Asien 19. Jan. von Genua.

Bremen 22. Jan in Colombo.

„Hohenzollern“. Australien 13. Jan. in Adelaide.

„Hohenstaufen“ Australien 17. Jan. in Aden 8 85 du . Jan. in Aden.

„Karlsruhe’. . Bremen 21. Jan. in Aden.

Theater und Musik.

Königliche Theater.

8 In der Vorstellung der Oper „Carmen“ am Sonnabend im Opernhause sind die Damen Rothauser, Lammert und Weitz die Hrrn. Ernst, Schmidt und Krolop beschaftigt. In der Sonntags⸗ vorstellung des „Oberon“ treten die Damen Pierson, Weitz, Herzog und Staudigl sowie die Hern. Krauß und Lieban auf. 8 8 Im Schauspielhause ist auf vielseitiges Begehren die Vor⸗ feng des „Kaufmann von Venedig“ auf den Sonnabend verlegt vorden.

Bezüglich der Jubiläͤumsfeier der Fr. Kahle⸗Keßler sind nicht ganz richtige Mittheilungen in die Presse 1u 89 85 Iüst betrat Fr. Kable⸗Keßler zwar zum ersten Male als Gast die König⸗ liche Bühne, ihr Engagement begann aber erst am 1. Mai, und wird nach den bisherigen Gepflogenheiten also erst der 1. Mai als der Ehrentag der beliebten Künstlerin zu betrachten sein.

8 Kdoöönigliches Schauspielhaus.

Zur Feier von Lessing's Geburtstag ging gestern auf der König⸗ lichen Bühne „Nathan der Weise“ in Scene und fand bei den Zuschauern ungetheilten Beifall. Vor längerer Zeit wurde bereits an dieser Stelle die Aufführung des „Nathan“ bei der Neueinstudirung eingehender besprochen. Die gestrige Vorstellung gewann nur insofern ein erhöhtes Interesse, als wir in der Titelrolle Hrn. Kahle und als Derwisch Hrn. Grube sahen. Hr Kahle hat die Gabe, in allen Rollen sympathisch zu erscheinen, und dieser Umstand war es, der ihm auch gestern die Herzen gewann, obgleich er den Charakter des philosophisch an⸗ gelegten Nathan etwas ins Alltägliche hinüberspielte und an einigen Stellen zu deklamatorisch und sentimental erschien; immerhin konnte die Leistung als eine wohldurchdachte und künstlerisch abgerundete im Ganzen wohl befriedigen. Der Derwisch des Hrn. Grube zeigte mehr Besonnenheit und empfindsames Wesen, als dem Derwisch eigen sein sollte; dafür entschädigte der begabte Künstler durch die Klarheit und Genauigkeit des Vortrags sowie durch eindrucksvolles Wesen, dem es auch nicht an der nöthigen

guten Laune fehlte. 8 Deutsches Theater.

Die erste Aufführung des vieraktigen Schauspiels Mädchen (Le vergini) von Mario Praga, deutsch von Sommerstorff, findet am Donnerstag, 29. d. M., statt.

8 Berliner Theater.

Gestern Abend ging, als am Geburtstage des Dichters, Gott⸗ hold Ephraim Lessing's Lustspiel „Minna von Barn⸗ helm⸗ oder „Das Soldatenglück“ neu einstudirt und zum Theil in neuer Besetzung in Scene. Lessing's „Minna“, eine immer willkommene Gabe, fand auch gestern bei dem gut besetzten Hause eine sehr freundliche Aufnahme, welche durch das treffliche Zusammen⸗ spiel, durch tüchtige Einzelleistungen und durch die an dieser Bübne gewohnte sorgfältige Inscenirung wohlbegründet war. Es schwebte über der Vorstellung jene eigenthümliche bebagliche Stimmung, welche neben der Frohsinnigkeit des Lebens Ernst wohl verträgt; daneben kam die aus der Handlung hervor⸗ strahlende vaterländische Gesinnung voll zur Wirkung und fand bei den Zuschauern lebendigen Widerhall. Die Frische, mit welcher gespielt wurde, die Fröhlichkeit, mit welcher das „Soldaten⸗ glück“ aufgenommen wurde, legten beredtes Zeugniß ab für die unver⸗ wüstliche Lebensfähigkeit dieses ersten, nach dem Untergange des deut⸗ 1xöö1 deutschen Lustspiels, welches sich nun schon länger als ein Jahrhundert auf der deuts Bühn I f eutschen Bühne sieg Die Titelrolle spielte Frl. Butze mit vollem Gelingen; sie hielt sich gleich weit entfernt von spöttischer Koketterie wie von weichlicher Sentimentalität; den Ton treuherziger Schelmerei und echten deutschen Gefühls traf sie bis zur Vollendung. Eine drollige „Franziska“ bot Frl. Odilon in Spiel und Sprache; sie brachte den kecken Ueber⸗ muth, den natürlichen Mutterwitz und die Lebensklugheit dieser

Köl „Weseerer KI „Leipzig“. Gerc „Frankfurt“.

„Sachsen“ „Preußen“ „Bayern“

„Neckar“. „Elbe“

„Ehrbare Otto

Fräuleins ist, trefflich zur Geltung; in dem Wortgefecht mit dem neugierigen Wirthe sprühte sie von spottsüchtiger Laune und erzielte damit mehrfach lauten Beifall bei offener Scene. Als „Dame in Trauer trat Frl. Baumgart auf und führte ihre kurze Rolle mit warmem Gefühl und Zurückhaltung durch. Hr. Max Freiburg gab den Major von Tellheim, zwar etwas steifer im Spiel, als es für den verabschiedeten Soldaten mit einem steifen rechten Arm nöthig wäre, aber doch im Ganzen mit Empfindung und edlem Anstand. Vielen Beifall erntete Hr. Kraußneck als Just; die gallige Verbissenheit des Dieners, welcher in jedem Menschen einen Feind seines Herrn wittert, die treue Anhänglichkeit an denselben, die rief oft genug herzliche Heiterkeit hervor; im ersten Akt schien die Figur des Just noch

Rede auf zu einem Salamander auf den Fürsten Bismarck und Grafen Moltke, denen in einem sogleich und ““ mitgetheilten Telegramm von der begeistert aufgenommenen Huldigung Kenntniß gegeben wurde. Hierauf erschien als „Germania“ auf der Bühne Frl. Ida Müller, um in einer schwungvollen Dichtung von Arthur Pusch die zwanzigjährige Geschichte des Deutschen Reichs vorzutragen. Als s Mahnung schloß, festzustehen zu Kaiser und Reich, .— orhang auseinander, und es erschien, von Topfgewächsen . 1 Wilhelm, Kammerzofe, welche mehr die Freundin als die Dienerin des adligen „Germania“ schmückte nun unter geisterung die Büste des geliebten Kaisers mit kranz. In der deutschen Jugend, Armee und dacht. vereine aus dem Deutschen Reich, die bei dem Fest rei

waren, hatte ein Leipziger Student e. st Hahlrch, eeeenen schleß der offizielle Theil des Festes, das allen Anwesenden in

ern

ch ungeschickt aber rührend äußert, der „Staatsb. 82 zufolge Ehrenbürgers Schl etwas schwach und verwischt gezeichnet; schloß die Versammlung, dem Verein der Berliner Künstler für die

auch ist die Vortragsweise mehr für den leichten Operettengesang

geeignet und die Intonation nicht rein genug. Auch ihren Leistungen

fehlte es nicht an Beifall. Römischer Hof.

Die Concertsängerin Fr. Herrmann⸗Praetorius; (Sopran) deren Leistungen bereits vortheilhaft bekannt sind, gab gestern in Gemeinschaft mit dem hier noch nicht gehörten Violinisten Hrn. Stanislaus Taube aus Warschau ein Concert, welches Letzterer mit dem Violin⸗Concert (G-moll) von M. Bruch eröffnete. Hr. Taube, in Paris ausgebildet, besitzt eine recht anerkennens⸗ werthe technische Fertigkeit, einen markigen Ton und eine sehr belebte Ausdrucksweise. Im Forte geht er leider mitunter über die Grenzen des Schönen hinaus, sodaß die Sauberkeit seines Spiels beeinträchtigt wird, wie es besonders in dem Vortrag der Othello⸗Fantasie von Ernst zu bemerken war. Das nicht sehr zahlreich erschienene Publikum spendete aufmunternde Zeichen des Beifalls. Die Sängerin trug mit wohlklingender, wenn auch nicht sehr ausgiebiger Stimme mehrere Lieder von Schumann, Brahms u. A. vor und erntete mit ihrem musikalisch gebildeten Vor⸗ trag, dem die Reinheit der Intonation stets zur Seite stand, lebhafte und wohlverdiente Beifallsbezeugungen. ““

Mannigfaltiges.

„Ju den stattlichen, prächtig mit Fahnen geschmückten Räumen der Philharmonie fand gestern Abend der große Fest⸗Kommers des Vereins deutscher Studenten zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs, zur Erinnerung an den Jahrestag der Wiederaufrichtung des Deutschen Reichs, sowie zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Vereins statt. Zu der wür⸗ digen Feier hatten sich zahlreiche Gäste aus allen Kreisen der Gesell⸗ schaft und aus allen Berufsklassen zusammengefunden, sodaß der dicht gefüllte Saal ein belebtes und glänzendes Bild bot um so mehr, als auch die Damenwelt in den Logen reich ver⸗ treten war. Unter den Ehrengästen befanden sich der Chef des Generalstabes der Armee General der Kavallerie Graf von Waldersee in der Uniform des Königs⸗Ulanen⸗Regiments mit den Abzeichen des General⸗Adjutanten Sr. Majestät, der Direktor des Allgemeinen Kriegs⸗Departements General⸗Lieutenant Vogel von Falckenstein, der Direktor des Departements für das Invalidenwesen General⸗Major von Spitz, der Kommandant des Jnvalidenhauses General- Lieutenant von Blumröder, der Commandeur der Eisenbahn⸗Brigade Oberst Knappe, die Afrikareisenden Dr. Peters und Graf Pfeil, der Hof⸗ Prediger D. Rogge aus Potsdam, die Professoren Dr. Strack Dr. Bornhak und Dr. Wagner, Hofprediger a D. Stöͤcker und viele Offiziere, besonders vom 2. Garde⸗Regiment zu Fuß. Der offizielle Theil des Festes wurde eingeleitet durch das Lied „Dem Kaiser Heil“. Darauf ergriff der Präsiodent des Vereins stud. jur. et cam. Hugo Reichelt das Wort zum Kaisertoast. Er feierte Se. Majestät den Kaiser und König als den Friedensfürsten, der durch auf⸗ richtige Liebe zum Frieden, durch tluge und energische Politik, durch kraftvolles, zielbewußtes und versöhnliches Auftreten den übrigen Fürsten gegenüber, durch nimmer rastende Thätigkeit in der Aus⸗ bildung des Heeres, des Werkzeuges für Erhaltung des Friedens, es verstanden habe, dem Vaterlande die Schrecken des Krieges zu er⸗ sparen, der aber auch durch das mit jugendlicher Frische begonnene große Werk der sozialen Reformen dem Reich die Segnungen des inneren Friedens zu bewahren bestrebt sei. Der bei Gelegenheit der Konferenz für Reformen des höheren Schulwesens von Sr. Majestät dem Kaiser ausgegangene Mahnruf, daß Allerhöchstderselbe die Unterstützung aller deutschen Männer zur Bekämpfung der dem Vaterlande drohenden inneren Gefahren nöthig habe, sei bei der akademischen Jugend auf fruchtbaren Boden gefallen. Die deutschen Studenten seien national gesinnt, sie ständen fest in ihrer Liebe zu Kaiser und Reich. Zur Wiederholung und Bekräftigung dieses Ge⸗ löbnisses forderte der Redner zu einem Hoch auf den Monarchen auf welches in der Versammlung begeisterten Widerhall fand. An das Hoch knüpfte sich die Nationalhymne, welche von den Anwesenden stebend gesungen wurde. Alsdann bestieg der Rittergutsbesitzer von Winterfeld, ehemaliges Mitglied des Vereins, die Redner⸗ bühne, um in kraftvollen Worten das Deutsche Reich mit einem Salamander zu feiern. Dr. Coser beglückwünschte darauf den Verein zu seinem zehnjährigen Stiftungsfest und forderte am Schluß seiner

14““

die magisch beleuchtete Büste des welchem Krieger ihre Huldigung dem Jubel

hochseligen Kaisers darbringen. Die patriotischer Be⸗ einem Lorbeer⸗ durch Professor Wagner Stöcker der deutschen deutschen Frau ge⸗ Vereins durch die Bruder⸗

weiteren Reden wurde vom Hofprediger vom Stud. Schneider der

Die Begrüßung des Berliner

In später Abend⸗

rinnerung bleiben wird.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde j die Aufstellung einer Büste des iemann im Rathhause beschlossen. Ferner be⸗

aber im Laufe des Abends fand sich der tüchtige Künstler

in diesem Jahre in

Berlin stattfindende internationale

8

vertreten sind die Brahmas und Cochins und der Werth einzelner dieser Stämme steigt bis 450 Marten⸗Lehrte, Götze⸗Grimma seien hier in erster Reihe als Aussteller genannt Auch englische Händler, die mit Vorliebe den kauffähigen Berliner Markt aufsuchen, haben gerade diese Klassen reich beschickt. Loh⸗ Frankfurt a. M. bringt schöne Bantams, Eckardt⸗Zittau und Dreves⸗Braunschweig sind mit mustergültigen Zwergkämpfern er⸗ schienen. Unter den selteneren Rassen seien Strupd⸗Bantams Nol⸗ verara, Orpington und japanische Seidenhühner genanat. Auch einige interessante Kreuzungen sind ausgestellt. Truthühner zählte man neun Stämme Perlhühner deren zwei. An Ziergeflügel birgt die Ausstellung eine Pfauenfamilie, drei Goldfasanen und einen Stamm Mandarinen. Unter dem Wassergeflügel dominiren die Enten. Neben Avlesbury, Rouen und Peking sind auch schwedische türkische Smaragd⸗ und Bayaga⸗Enten ausegestellt. Auch die Abtheilung der Gänse zeigt eine hübsche Auswahl der ver⸗ schiedensten Rassen, Emdener, Toulouser, Italiener, Canadische u. A. Ueber Erwarten reich ist die Abtheilung der Tauben beschickt und zwar mit 925 Paar. Allein die Tümmler kann man auf 200 Paar schätzen. Feld⸗ und Farbentauben sind gegen 50 Paare zur Schau gebracht, darunter auch schöne Mohrenköpfe und Eistauben. Die verschiedenen Mövchenklassen weisen 187 Paare auf. Brehm, Gröning Laschkv. Blaumann, Adler, Geißler und andere bekannte Berliner Züchter dieser Rasse haben Auserlesenes ausgestellt. Schöne Schleier⸗ und Mähnen⸗ tauben bringt u. A. Nahrun⸗Berlin und Schmidt⸗Hamburg. Pfautauben sind in seltener Fülle vor Allem von England eingeschickt. Auch Magdeburg und Lehrte zeigen sich als hervorragende Zuchtplätze für Pfautauben Einzelne dieser Paare sind bis zu 600 bewerthet Unter den Warzentauben dominiren die Karoder, aber auch Indianer und Bagdetten sind gut vertreten. Riesen⸗ und Huhntauben sind 44 Paare eingeschickt. An selteneren Rassen seien bulgarische Trommel⸗ tauben, holländische Tümmler und englische Weißschilder genannt In der Verkaufsklasse sind auch eine Antahl Brieftauben ausgestellt. In einem besonderen Zimmer sind in⸗ und ausländische Sing⸗ und Ziervögel untergebracht; namentlich haben Lehl⸗Stralfund Langloh⸗ Kl. Kromsdorf und Michow⸗Berlin diese Gruppe bevölkert. Originell beschickt ist diesmal die Abtheilung der ausgestopften Vögel, u. A mit einer Reihe kostümirter Gruppen; auch die Abtheilung „Literatur“ sowie die für den Fachmann besonders wichtige Abtheilung der Geräthschaften und Futtermittel bringen manches Interessante. Die Ausstellung bleibt, wie schon gemeldet, bis zum 27. Janua geöffnet Nach dem Urtheil der Jury hat die höchste Leistung L 9. Marten⸗Lehrte aufzuweisen. Derselbe erhielt allein 13 Preise und brachte es auf insgesammt 85 Punkte. Da er jedoch Händler ist, konnte er für die großen Züchter-Ehrenpreise nicht in Betracht kommen, und für den Preis Sr Majestät des Kaisers, die goldene Staats⸗Medaille, wird daher der bekannte Züchter Königliche Rentmeister Carl v. d. Driesch zu Düren, welcher 84 Punkte erreichte, in Vorschlag gebracht werden. 53 Punkte erhielt die Lon⸗ doner Handelsfirma John Baily and Son, auch sie kann nicht auf Züchterpreise reflektiren. Die nächstbeste Züchterleistung war somi die des bekannten Rittergutsbesitzers Pb. von Nathusius⸗Althaldens leben, welcher 26 Punkte errang. Auf 25 Punkte brachte es Wilh. Donmes⸗Braunschweig, auf 22 der Berliner Taubenzüchter G. Blaumann auf 21 Franz Götze⸗Grimma, auf 18 R. Schenk⸗Schöneberg, 17 Punkte erhielten L. Adler⸗Berlin, Photograbb E. Hennig⸗Berlin und Olschewski⸗Danzig, 16 Punkte Kontad Lucas⸗Wittstock und Ludewig⸗ Scest, 14 Punkte errangen die 3 Berliner Züchter Alb. Thomas, Ingenieur R. Nahrun, und Direktor W. Gröning 12 Punkte, die Berliner L. Boehm, Carl. Heyne und Stallmeister Völlner und 11 Punkte der englische Händler Yardley, R. Keriten in Berlin und Loh⸗Frankfurt a. M. 56 der Aussteller holten sich für einzelne vorzügliche Thiere erste Preise; es sind dies außer den schon genannten Herren die Aussteller Rechnungs⸗Rath Braun⸗Berlin, Ba ke⸗Großteeren, Bartholomäus⸗ Berlin, Berendt⸗Klein⸗Ottersleben, Behring⸗Königsberg, Belgard⸗ Königsberg, Bertram⸗Wald, E. Mardt⸗Zittau, Förster⸗Eibau, Fricke⸗ Magdeburg, Geißler⸗Berlin, Herford⸗Königsberg, Höhne⸗Charlotten⸗ burg, Huth Frankfurt a. M., Köther⸗Düsseldorf, Lange⸗Masdeburg, Laschky⸗Berlin, Ludwig⸗Hohenstein, Maaß⸗Schöneberg, Maaß⸗Ham⸗ burg, Möckel⸗Homburg, Müller⸗Altenburg, Niehaus⸗Gütersloh, von Oertzen⸗Goien, Petermann⸗Rostock, Schmidt⸗Itzehoe, Schmidt⸗Ham⸗ burg, Schnaase⸗Königsberg, Schwerborck⸗Warendorf, Sundermann⸗ Gütersloh, Teuscher⸗Weißenfels, Tonndorf⸗Punkrau, Trieloff⸗Duis⸗ burg, Viedt⸗Kamin und Zech⸗Sonnefeld. 8

Verkehrsstörungen durch Schneefall und Eis. Danzig, 21. Januar. Gestern inspizirte der „D. Z.“ zufolge der Geh. Ober⸗Baurath Hagen aus dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten die Eisverhältnisse auf der unteren Weichsel und wohnte auch bei Dirschau einem Eisbrechversuch bei. Die weitere Fortsetzung des Aufbruches der Eisdecke uͤber Dirschau hinaus ist jetzt bis zum Eintritt milderer Witterung verschoben. Dagegen kursiren zwischen Danzig und Einlage mehrere Eisbrechdampfer, um hier die früher aufgebrochene und bei den letzten scharfen Nachtfrösten wieder büecsgen Stromrinne frei zu halten und etwaige Verstopfungen zu Kaumburg a. S., 21. Januar. Aus den meisten thüringis Orten kommen, wie der „N. Pr. Ztg.“ mitgetheilt wird, Flchen über die Strenge des Winters und über den vielen Schnee Die niedrigste Temperatur wurde in der Nacht zum 17. in einigen tiefgelegenen Waldthälern beobachtet, nämlich nahe an 320 C. Mit den erschwerten Verkehrsverhältnissen ist auch für Viele die Ltsgeltoenbeit geschwunden. ona, 22. Januar. Das Königliche Eisenbahn⸗B meldet: Die Strecke Neumünster⸗ 81eer 1en Blankenburg, Harz, 22. Januar, Abends. Amtlich wird mitgetheilt: der Verkeyr auf sämmtlichen Linien unserer Bahn ist soeben wieder aufgenommen.

88 S