1891 / 24 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Jan 1891 18:00:01 GMT) scan diff

A.Fr 1ers e —en ina. neum 2

Anführung, da ist das ganze Eisenhüttengewerbe im Westen und Osten

reich, mannigfaltig, üppig, prachtvo er soll unge öhnlich bauen und ebenso das Gebaute ausschmücken. Die aufgesammelte Schulkraft ist in volle Wirklichkeit der Anwendung getreten, „Schule wird jetzt in der Praxis gemacht. Daß bei dieser Heftigkeit der entstandenen Bewegung Uebertreibungen vorkommen, ist leicht zu be⸗ greifen. Man hat die Städte zum guten Theil des Reizes ihrer Eigenthümlichkeiten beraubt; Nürnberg, Augsburg trägt man nach Berlin, statt dessen Baucharakter festzuhalten und weiter zu entwickeln; Innsbrucks „goldenes Dacherl“, zu dem man einst in Kunstr mmigkeit hinpilgerte, ist zehn⸗ und zwanzigmal wieder⸗ und überdolt, seine Formen sind etwas ganz Gewöhnliches geworden. Auch in n. auf die erwähnte „Echtheit“ finden Uebertreibungen statt. Nun so im Innenbau jener vortreffliche Marmorstuck, mit dem die Alten in ihren berrlichsten Bauwerken die Wände schmückten, verwerflich 1e5 z. B. wie jüngst gesagt wurde, für den Reichspalast. Fedghert tig müßte selbst die Bemalung ebenfalls ausgeschlossen werden; . der reine Baustoff, Stein, Holz, Metall in höchster nasbesdeng bliebe übrig. Möchte man doch dem kenntnißreichen und denkenden Künstler nicht in den Arm fallen! Er will den schönen Schein; 5 will uns hinwegheben aus der Welt der barten Notbwendigkeiten un Nöthe in eine schönere Welt, in der die Schwere überwunden, die Wetterunbill und die Nacht unbekannte Begriffe sind; er will, mit einem Wort, ein Kunstgebilde binstellen, und dazu dient ihm der Bausto als Mittel, nicht ist dieser das Wesen seines schmückenden Thuns. —, Nun, auch diese übertreibenden Forderungen, in denen gleichsam überschäumt“, zeigen, daß die deutsche Baukunst kraftroll und fest dasteht und den Wettbewerb auf dem Kampfplatz der Völker nicht zu b des Bauingenieurs, d. i. dem der Stroßen, Eisenbahnen, Brücken, Tunnels, Kanäle, Häfen u s. w., welche die Lehraufgabe der zweiten Abtheilung unserer Hochschule erfüllen, herrscht Regsamkeit und Leben. Schwerer freilich ist hier der Wett⸗ bewerb. Denn Scharfsinn und rastlose Verstandesarbeit drängen auf diesem Arbeitsfelde der Kultur überall mächtig nach vorwärts. Eng⸗ land und Nord⸗Amerika überbieten sich, und gelegentlich auch uns, in der Ausbildung ihrer Bahnnetze und den zugehörigen tungen. Dem gegenüber hat die großartige Zusammen assung er preußischen Bahnen zum Staatsbahnnetz mächtig fördernd bei uns gewirkt und verspricht neuerdings abermals bedeutende Fortschritte. Weit schwieriger ist bei uns, eben wegen der Größe des Netzes, die Ent⸗ scheidung für eine Neugestaltung, als auf dem kleineren Gebiet einer Prigat. bahn; um so nachhaltiger aber wirkt auch die Durchführung des reiflich Erwogenen, wenn dann der Vormarsch auf der ganzen Linie stattfindet Im Brückenbau sind große Dinge jüngst im Ausland geschehen. Nachdem die Amerikaner die Brücke zwischen New⸗York und Brooklyn mit 480 m Spannweite der einzelnen Oeffnung ausgeführt, trat England mit der vielgenannten Forthbrücke in die Schranken, die 513 m Spannweite der Oeffnung aufweist; nun aber wird über den Hudson zwischen New⸗York und New⸗Jersey eine mächtige Brück⸗ mit nicht mweniger als acht Bahngeleisen erbaut, deren Mittelöffnung 860 m, d. i. ungefähr soviel wie vom Leipziger Platz bis zur Friedrichstraße, überspannt. Diese neue Brüͤcke erhält außerdem eine sehr schöne Form, sodaß sie die Forthbrücke, der man den Schönbeitsmangel wegen des bedeutenden Eindrucks, den ihre Größe macht, verziehen hatte, als Bauleistung weit übertreffen wird. So großartige Brückenbauten, wie in den beiden genannten Ländern die Natur und das Verkehrsbedürfniß erfordert haben, kann Deutsch⸗ land nicht aufweisen; wohl aber dürfen wir mit Genugthuung auf die geschaffenen zahlreichen Ueberbrückungen unserer fünf Hauptströme blicken, bei denen zugleich die Geschmacks⸗ forderungen, welche bei der Brücke als öffentlichem Bauwerk gestellt werden dürfen, in zunehmende Maße erfüllt worden sind. Im Kanalbauwesen, in welchem länsere Zeit bei uns Stille geherrscht datte, bringt uns die neueste Zeit durch großartige Bauten, vor allem den Nord⸗Ostsee⸗Kanal, wieder mächtig nach vorn. Auch. sind ge⸗ gründete Aussichten vorhanden, daß unsere Wasserbau⸗Ingenieure bald Gelegenheit finden werden, für den Ueberschwemmungsschutz ihre Kräfte einzusetzn. In der Küstenbeleucktung waren England und Frankreich, beide durch ihre Küstenausdehnung naturgemäß angeregt, uns weit voraus; unsere Bauten an Nord⸗ und Ostsee, die unsere Küste wie mit 5 ar⸗ funkelschnur einzufassen bestimmt sind, haben auch diese Lü⸗ eaus⸗ gefüllt. Für städtische Tiefbauten baben unsere Ingenieure ganz Bedeutendes geleistet; ich ermwähne nur als Beispiel das Cötecseeg. netz von Berlin, welches als mustergültige Leistung eisten anges dasteht. So hat denn auch unser Bauingenieurwesen seine proben abgelegt und wird sich umsomehr kraftvoll und lei ungsfähig erweisen, je mehr man ihm und je höhere Aufgaben stellt. 8 Die Chemie mit ihren Verzweigungen, an der vierten Abthei ung unserer Hochschule gelehrt, hat bekanntlich von je in Deutschland die liebevollste Pflege gefunden. Zu ihren höchsten Triumphen zählt die deutsche Wissenschaft hier die Theorie der Atomgruppirungen, die zu zahlreichen technisch wichtigen Entdeckungen, namentlich in der Farben⸗ Chemie, geführt hat. In dieser Bewegung ist die organische Chemie, früher die weniger beachtete aus dem Schwesternpaar, ganz in den Vordergrund getreten; ja die unorganische und die oeganische Chemie verschmelzen vor den neuen Theorien mehr und mebr in einander, um eine ungetheilte große Wissenschaft zu bilden. An den erwähnten Entdeckungen hat unsere Hochschule in der einen ihrer früheren Formen, der der Gewerbe⸗Akademie, einen bedeutenden Antheil genommen. An letzterer wurde das Alizarin gefunden, welches heute die natürliche Krappfarbe, deren wesentlicher Jahalt es ist, fast ganz verdrängt und dadurch auf den Anbau der Krappwurzel, also auf die Landwirthschaft, umgestaltend eingewirkt hat. Am Horizont steht schon der künstliche Indigo, der, wenn seine Herstellung zu mäßigem Preise gelingen sollte, eine noch viel großartigere Um⸗ äl rufen würde. w ültt Betc nestargischen Gebiet ist die Chemie rastlos mit wichtigen Metallen beschäftigt, dabei das Aluminium, für dessen Verwendung im Bauwesen zahlreiche Wege offen stehen und gerade jetzt wieder 1 werden. An den Herstellungsweisen dieses trefflichen Metalls, deren Kosten in 60 jähriger Arbeit am Versuchstiegel auf weniger als ein Tausendstel des anfaͤnglichen Betrages gebracht worden sind, ist Deutschland wesentlich betheiligt, ebenso an zahlreichen anderen tech⸗ nologischen egaben, 7 Ha Hxö chemischen In⸗ ie eine machtvolle Entfaltung gesichert hat. vas g. starke und tiefgreifende Entwickelung hat endlich das Maschinenwesen, der Lehrstoff der dritten Abtheilung eee b68. schule, durchgemacht. Dasselbe hatte dabei einen dußerst le Seh Wettkampf mit den mächtigen Mitbewerhbern England, Frankreich, 88 Amerika zu bestehen. Es war keine geringe Aufgabe, das fast ganz 8 Landwirthschaft hingegebene Deutschland in den siebzig Jahren. die hinter uns liegen. dahin zu bringen, seine Kräfte. ae - auf Landbau und Industrie zu vertheilen, wie geschehen ist. . wie hat diese Industrie arbeiten müssen, um Cnporzutemmen. egen welche Hindernisse! Sagte doch damals ein großer englischen Parlament, zwar nicht gerade menschenfreundlich aber . offenherzig: „Man muß diese junge deutsche Industrie in 8 88 Windeln ersticken!“ Nun, sie hat diesen Versuch überstanden und is unter dem weisen Schutze unserer Staatsregierungen kräftig empor⸗ gediehen, trotzdem wir anfänglich so zu sagen in Allem . pflichtig waren, trotzdem wir die weit vorangeschrittenen Nachbarn erst mi schwerer Anstrengung einzuholen hatten, um von da ab mit ihnen zu wetteifern. 1 8 8 Einige wichtige Leistungen der Thatkraft und des Geistes der deutschen Industrie möchte ich hervorheben, weil sie besonders uns mächtig vorwärts halfen. Da ist der von Borsig begonnene und bis zum vollen Sieg durchgeführte Wettkampf der Lokomotive, da ist die zu hohem wohlverdientem Weltruf gelangte Stahlindustrie unter Krupp's

mit unübertroffenen Leistungen. Da sind sodann die großen eistungen Sachsens für Weberei⸗ und Spinnereimaschinen und m Webe⸗ und Spinnfach selbst, die beide alle Erwartungen übertrafen.

ern ausgehend, der uns hoch emporbrachte. Da ist der

resceibe ““ 688 1 öß neistungen entfaltet hat. an mg die vor 34 Jahren die von 1“ halb gelöste Aufgabe mit einem Schlage zur Lösung ee.. .; wähnt, daß der Otto'sche Gasmotor jetzt in mehr als 35 8 8 führungen mit über 120 000 Pferdestärken in der thätig ist, mit der eigenthümlichen und eben bedeutung, daß der Gasmotor als Kleinkraftmaschine vor allem dem Kleingewerke die lange entbehrte Maschinenkraft zugeführt hat und sich somit in den Dienst der wichtigen Bestrebungen stellt, dem von der Großindustrie bedrobten Handwerk wirksam Hülfe zu bringen. Die letzten Jahre haben uns die hochbedeutende Mannes⸗ mann'sche Erfindung im Walzwerkfach gebracht, worüber ich an anderer Stelle schon ausführlich berichtet habe Diese Erfindung be⸗ deutet eine Umwälzung auf dem ganzen zugehörigen Gebiete und bat bereits begonnen, mit ihren Erzeugnissen einer ganzen Reihe von industriellen Fächern Mittel zu rascher Weiterentwickelung zuzuführen Unsere Hochschule erfreut sich dieser Neuerung noch besonders auch deshalb, weil die Erfinder hier ihre Fachstudien gemacht haben. Noch muß ich nun besonders eines ganz eigenen Gewerbebetriebes ge⸗ denken, der von der allergrößten Bedeutung für unsere Wohlfahrt ist; ich meine bie Bewaffnungsindustrie, sowohl die staatliche, als die nichtstaatliche, Haben uns die Krupp'schen Geschütze schon zu Land und zur See nicht bloß Anerkennung, sondern ausch kriegerische Erfolge verschafft, so ist in Folge weiterer Entwickeluͤng die Bewaffnungsindustrie selbst zu einer unerwarteten Bedeutung und Wirkung gelangt. Wir führen mit ihr und durch sie im Frieden Krieg; nicht Krieg auf dem Schlachtfeld mit dessen Schrecknissen und Furchtbar⸗ keiten, sondern Krieg auf dem Zeichenbrett und vor der Retorte. Schon mehrmals im Laufe der abgelaufenen zwonzig Jahre hat sich bei unseren westlichen Nachbarn der Strom der öffentlichen Meinung dem als zeitgemäß erachteten Rachekrieg zu⸗ gewandt. Das geschah unter Anderem einmal, als die Sperrfesten an der Landesgrenze der Vollendung nahten. Als man bei uns diesen Fall erwog, machte man sich mit dem schweren Gedanken vertraut, venn das Vaterland angegriffen werden sollte, Tausende bei Erstür⸗ mung jener Festen opfern zu müssen. Aber unsere Artillerie ließ 85 nicht bei dieser Einsicht, sondern sie entwarf, versuchte, entwarf aufs Neue und Neue, und baute endlich Geschütze, deren Angriff die Sperrwerke nicht gewachsen waren und demnach die Opfer an kostbaren Menschenleben nicht mehr gefordert haben würden. Und siehe, die Wogen der erregten Meinungen jenseits der Grenzen glätteten sich wieder. Später ging man dort zu dem Mehrlade⸗ gewehr, sogenannten Magazingewehr über, und aufs Neue runzelten sich die Stirnen zum Angriffsgedanken; sie wurden aber wieder klar, als Deutschland in unerhörter Schnelle sich mit einem besseren Mehrlader ausrüstete. Dann kam das Gewehr mit kleinem Kaliber und dem rauchlosen Pulver. Aber unsere Kriegsverwaltung setzte ihre In⸗ genieure in Bewegung, die bald ein treffliches rauchloses Pulber herstell⸗ ten und dem Mann ein vorzügliches kleinkalibriges Gewehr in die Hand gaben. Abermals war die Welle drüben gestiegen bis nahe zum Ueberschäumen, fiel aber daraufbin wieder herab, um sich zu beruhigen. Geschütze hatte man entworfen drüben, treffliche Geschütze und Panzer⸗ thürme. Man stellte einen kleinen Wettbewerb an, rein kaufmännisch, in Rumänien, und siehe, der Gruson’'sche Panzerthurm ging als Sieger aus dem Preisschießen bervor, sicherlich und sichtlich mit be⸗ ruhigender Wirkung auf die Kriegslustigen. Jüngst erst führte Gruson auf seinem Schießplatz eine ganze Reihe seiner neuen Er⸗ zeugnisse vor zahlreichen geladenen Gästen mit Probeschüssen und Nlobekasemakien, Trutz und Schutz vor. Ein Bericht in der „Illustrirten Zeitung“ schloß mit den Worten, daß 88 Zuschauer höchst befriedigt die Heimreise angetreten hätten. Wir dürfen uns das „höchst befriedigt“ auslegen als „höchst geneigt, Frieden zu halten“. Und so haben wir denn jetzt durch zwarzig Jahre den Krieg nicht so⸗ wohl am „grünen Diplomatentisch“, wie man so gerne sagte, sondern mit der technischen Kunst und Tüchtigkeit, durch die Techniker, droben und drunten, bochoben im Amt, weit draußen und drunten in der Werk ätte, geführt und bisher gewonnen. Möge es mit des Himmels Hülfe uns noch lange und oft Ine in Schlachten auf dem Zeichentisch und in Biwachten u. Spirituslampe siegreiche Feldzüge zu führen. Wenn ich eines nb ss⸗ mittels oder Verfahrens unferer sowohl als fremder Waffenwerkstätten hier noch gedenken darf, so ist es die Anwendung der Feinmessungen, die eine nothwendige Vorbedingung für das Gelingen einer wirklich brauchbaren Kriegswaffe geworden ist. Unsere „Staatswerkstätten machen ihre Messungen bis auf rund den fünfzigsten Theil 892 Millimeters genau Das giebt ihnen die Möglichkeit, auswechse . bare Stücke zu Hunderttausenden zu liefern und der Brauch⸗ barkeit derselben sicher zu sein. Dieses Feinmessungsver⸗ fahren hat auch schon Boden gefaßt in unserer Maschinen⸗ industrie. Es ist aber zu wünschen, daß dies noch weit mehr ge⸗ schehe, indem uns andere Länder darin schon ziemlich weit voraus⸗ gekommen sind, so u. A. Belgien, welchem demzufolge die großartigen Maschinen⸗Bestellungen für die Berlinischen Elektrizitätswerke zuge⸗ fallen sind, dem Ausland zugefallen, unserer Industrie entgangen! 8 Habe ich versucht, in gedrängter Kürze ein Bild zu geben der Leistungen unserer Industrie, getragen von der wissenschaftlichen Grundlage, welche die technischen Hochschulen ihren „Jüngern mitzugeben bestrebt sind, und habe ich zeigen können, 5 die industriellen Bestrebungen unseres Volkes erfreuliche Ergebnisse des Könnens und Wollens erzielt haben, so seien mtr kurze Worte über die Aussichten, welche 88 in der behandelten Rich 7 aben, anzuschließen vergönnt. Eööö ineh 8 Puötkte nur möchte ich hinweisen. Der erste ist das künftige Wirken des Kaiserlichen Patentamts. * die bisherige Thätigkeit des hohen Amts, zu dessen v enf 1 Freunden ich mich zähle, nicht überall befriedigt hat g. der Vorlegung von Verbefserungsvoeschlgan Seitens der Regierung mit Bestimmtheit zu erkennen. s kann ehen n

das sich unserer Industriellen eine tiefgehende Unruhe Erfolge des Patentgesetzes bemächtigt hat. In den S; sammlungen derselben ist diese Bewegung deutlich zu Lags getana 3 Es hat den Anschein, als ob das so wichtige Gesetz an grundsätz ü Fehlern leide, oder, als ob seine Grundsätze oftmals in einer andern Sinne aufgefaßt würden, als die Industrie beim Feresacher vern setzte. Nicht klar genug erscheint in dem Gesetz zum Ausdru⸗ aenaen sein, daß der offene Schutzbrief auf eine Erfindung volkswirthscha li 5 der tieferen Sinn hat, den einstens beispielsweise die Genehmigung zur Anlegung einer Eisenbahn barg; denjenigen, daß eine 8 lige Alleinberechtigung das Kapital dazu heranzuziehen Ss.; 8 F

große Bauwerk zu errichten. Jede wichtige Fefindenc bes 89 ihrem Entspringen im Kopf des Erfinders an noch viele Arbei nnnc vielen Geld⸗ und Zeitaufwand, um die ganz brauchbare praktische Form zu erlangen. Die zeitweilige Alleinberechtigung 8 das Anziehungsmittel für das Kapital, sei Fe e es oder auch sogar das Eigenthum des Erfinders, wird in seinen Rechten durch den gewährten Schutz 3 schränkt, sobald die Erfindung neu ist. Ihren muß sie selbst beweisen. Kann sie das nicht, überzeugt sich der 8 finder hiervon, so läßt er das Patent verfallen; der Gesetzgeber Zat in weiser Voraussetzung solcher Fälle das allmähliche Steigen der Patentgebühr eingesetzt, was das rechtzeitige Abbrechen der lichungsversuche ohne zu große Belastung des mitwirkenden Kapitals besteht hie und da die ganz andere Ansicht von dem Patentschutz, daß er Vorrechte, welche Andere schädigen, verleihe, und daß diese Vorrechte, wie andere, welche Einzelne bevorzugen, zu bekämpfen seien. Manche glauben bemerkt zu Se daß das bisherige Verfahren des Patentamts dahin geneigt habe, den „Patentschutz’ als den „Schutz gegen Patente anzusehen und sie erheben deshalb Klagen wegen angeblicher Kränkung von Rechten, welche das Gesetz dem Erfinder gewährleiste. Mit der

die, daß

gericht vor aller Welt beurtheilt werden.

nicht übersehen werden,

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Es steht fest, daß die in der Begründung des jetzt bestandenen Ge⸗ setzes hervorgehobene Aussicht, daß die Offenlegung der Erfindung an⸗ regend auf den Erfindungsgeist einwirken werde, daß ein freier Verkehr g Sednc b a iese 5 Nach meinen sehr vielfältigen WEI““ ist die des Fabrikgeheimnisses jetzt stärker an der Tagesordnung als je zuvor. Das 8s freie Vertrauen zu der Festigkeit des verbrieften Schutzes

Industriellen das abrikgeheimniß beseitigen Indigte Aussicht ac nicht verwirklicht hat.

ist also nicht vorhanden, was gewiß sehr zu beklagen ist und ganz den Absichten des Gesetzgebers entgegengeht. Mit lebhafter Aufmerksam⸗ keit verfolgen unter diesen Umständen unsere Industriellen die im Gange befindlichen Verhandlungen; mit Hoffnung und Zuversicht sind dabei die Blicke auf den jetzigen Vorsitzer des Amts gerichtet, der es ver⸗ standen hat, durch seine Gerechtigkeitsliebe nicht nur, sondern durch sein tiefes Verständniß der Bedeutung des Patentschutzes das Vertrauen aller Derjenigen zu gewinnen, welchen vergönnt war, in Erfinder⸗ angelegenheiten mit ihm in nähere Beziehungen zu treten. Es ist zu hoffen, daß das Gesetz geklärt und gefestigt aus den Verhandlungen

hervorgehen werde, worauf es seine Segnungen für unsere Industrie in wesentlich erhöhtem Maße verbreiten, den lebendigen deutschen

Frfindergeist zu neuen Anstrengungen anspornen wire.

g Eine 165 Aussicht Vieler, die ich mit ihnen lebbaft theile, ist es dahin kommen werde, daß Deutschland einmal die Völker zu einer allgemeinen Ausstellung in die Reichshauptstadt einladen werde. Habe ich von unserer technischen Leistungsfäbigkeit so

viel Gutes berichten, von Anspornungen zu innerer höherer Bethä⸗ tigung unserer Kräft

sprechen dürfen, die Probe mit alledem wird erst voll ausgestellt, die ganze Kraft wird erst herausgefordert, wenn in friedlicher, großartiger Form, Auge in Auge mit dem Wettkämpfer

die Leistungen vorgeführt und durch ein großes unparteiisches Schieds⸗

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Dann wird erst recht eine frische Entwickelung unserer Kräfte beginnen; dann werden wir

erkennen, wo es uns noch fehlt, und Andere werden erkennen, wo wir uns Vorzüge erworben haben.

Die herrlich aufblühende Reichshaupt⸗ stadt wird dann auch nicht verfehlen, zu zeigen, daß sie Diejenigen als Gäste zu empfangen versteht, bei denen wir nun so oft schon Gäste

gewesen sind.

Unser erhabener Kaiser geht uns mit dem großen Beisvpiele einer

bewunderungswürdigen Thatkraft voran, die selbst die allerschwierigsten

zögert, wo es si

Aufgaben aufzugreifen keinen Augenblick 9 1 4 1 des deutschen

um das Wohl des theuren Vaterlandes,

Volkes in allen seinen Schichten handelt. Auch die deutsche Technik

ist sich bewußt, Seines hohen Schutzes sicher sein zu dürfen und blickt desbalb mit fester Zuversicht in die kommenden Tage. An dieser Stätte der Pflege technischer Wissenschaft, wo die Umgebung spricht von der Gnade und Fürsorge unseres hohen Fürstenhauses, sind wir bei der Feier Sr. Majestät Geburtsfestes erfüllt von Dank und Hin⸗ gebung, bewegt von den innigsten Wünschen für Sein und Seiner hohen Familie Glück und Wohlergehen. Begeistert und beglückt blicken Lehrerschaft und Stadirende hinauf zu dem hohen Kaiserlichen Herrn, und werden auch Sie Alle freudig einstimmen in den Ruf: Se. Majestät unser Allergnädigster Kaiser und König Wilhelm II. lebe hoch, hoch, hoch!!

Die Versammlung erhob sich und stimmte dreimal be⸗ geistert in das Hoch ein. Mit dem von Martin Blumner komponirten Chor über eine Dichtung von Julius Altmann, die in dem Gebet ausklingt „Deutsches Land, Gott segne Dich“, schloß die Feier in weihevoller Weise ab. 8

Die Königliche Akademie der Künste feierte den Geburtstag ihres erlauchten Protektors heute früh durch einen glanzvollen Festakt im großen Saale der Sing⸗ Akademie. Der Saal war mit auserlesenem Geschmack dekorirt. Hinter der Rednertribüne stand erhöht, von einem Palmenhintergrund sich abhebend, die Begas'sche Büste des Kaisers in der Uniform der Gardes du Corps. Hinter der Kaisergruppe in dem hochaufsteigenden Orchesterraum hatte die akademische Hochschule für Musik Aufstellung ge⸗ nommen. Zu Seiten der Rednertribüne saßen die Akademiker, in ihrer Mitte der Präsident Professor Becker mit Adolf Menzel Anton von Werner, Knaus, Ende, Siemering, Heyden, Adler u. A. Die Feier begann mit dem vom Senator der Akademie, Professor Freiherrn Heinrich von Herzogenberg komponirten Festgesang, dem die Worte der heiligen Schrift zu Grunde gelegt waren: „Wohl dem S das jauchzen kann“. So durchbrauste es den mächtigen Saal. ej Orchester eehte ana war, betrat Professor Dr. Dobbert als Fest⸗ redner die Tribüne, um mit freudigem Stolz auf

dli es Friedens den jugendlichen Kaiser, den Hort des Friedens, den HFüicgaten Blick zu lenken. Nicht zum Wenigsten

i die Kunst dem allverehrten Herrscher für seine friedlichen 81“ zu tiefstem Dank verpflichtet, denn die Kunst be⸗ dürfe des Friedens, um zu gedeihen. Nach diesen Worten der Einleitung schilderte der Festredner in der ihm eigenen fesselnden Weise die Beziehungen, welche drei der hervor⸗ ragendsten Mitglieder der Akademie, Schadow, Schinkel und Rauch zu Goethe gehabt. Goethe, so etwa führte aus, hatte sich bereits zu festen Grundsätzen im Dienste der Kunst und Kunstgeschichte durchgearbeitet, als er in Beziehungen zu der Kunst unserer Stadt trat. .- in den Propyläen vom Jahre 1800 war es, der e⸗ ziehungen einleitete, die Anfangs nicht gerade sehr freun iche waren. Goethe hatte die Behauptung ausgesprochen, daß in Berlin ein gewisser Naturalismus mit der Wirklichkeits⸗ sorderung zu Hause sei und der prosaische Zeitgeist sich hier am meisten offenbare, er hatte damit zu einer Entgegnung herausgefordert, die von der Hand Schadow'’s in der

Eunomia“ erschien. Schadow nahm sich darin warm des Natu⸗ ralismus an und widerlegte eingehend den Vorwurf, daß in Berlin das allgemein Menschliche durch das Vaterländische verdrängt werde. 1802 lernte Schadow Goethe in Weimar persönlich kennen, fühlte sich aber von ihm vernachlässigt und schied daher grollend. Erst 1815, als Schadow an Sc. Schöpfung des Blücher⸗Denkmals für Rostock ging, kam der Künstler in einen harmonischeren Gedanken⸗ austausch mit Goethe. Schinkel, der zweite der ge⸗ nannten Akademiker, kam 1816 mit Goethe in persön⸗ lichen Verkehr und dieser Verkehr gestaltete sich 15 der übereinstimmenden Kunstgesinnung, die in er gemeinsamen Liebe des griechischen Alterthums wurzelte, von Anfang an zu einem freundschaftlichen. Schinkel 18 1 Heidelberg gesandt, um die Boisserée'sche WW“ F Berlin zu gewinnen, und hatte auf der Hinreise oethe als Berather aufgesucht. 1820 war Schinkel mit Tieck, der 5* seit Beginn des Jahrhunderts in Beziehungen zu Goethe stand, so⸗ wie mit Rauch und Christoph Schultz bei dem Dichterfürsten in Jena und Weimar, um u. A. auch die Frage des Schauspielhaus⸗ baues zu erörtern, und 1824 besuchte er ihn nochmals auf der Heimreise aus Italien. Auch Rauch gehörte von Jugend an zu den begeisterten Verehrern Goeth⸗ 8. Schon 1818 ’S9 er bei seiner Rückkehr aus dem Süden den Weg über Laeee

enommen, Goethe aber nicht angetroffen; erst das Jahr 1 2 rache ihn, wie gesagt, mit dem Dichter in persönlichen Ver⸗ kehr, der sich von Jahr zu Jahr herzlicher gestaltete. wgeris holt hat er bei Goethe geweilt und stets die angenehmsten Ein⸗

Da ist die Herstellung der Bearbeitungsmaschinen für Eisen und Holz, an die sich ein Aufschwung im Eisenbahnwagenbau anschloß, namentlich

Unruhe hat sich demzufolge etwas Anderes, Unerfreuliches —— ist die ängstliche Wahrung des Erfindergeheimnisses. 8 2 1 1“

drücke aus Weimar mitgebracht, wie auch Goethe immer

Als der Gesang beendet und das Orchester

wieder die Anregungen erwähnt, die ihm vom Künstler zu Theil geworden. Beide waren Geistesverwandte nicht nur in Bezug auf ihren ideal gerichteten Sinn, sondern auh in ihrem Kunstschaffen. Wie die Antike ein Wesenselement des Dichters geworden, so hat auch Rauch von den Griechen gelernt, die Natur zu zwingen, ihm das Geheimniß ihrer ganzen Schön⸗ heit zu offenbaren. Neben dem persönlichen entwickelte sich zwischen Beiden auch ein reger schriftlicher Gedankenaustausch, und noch einer der letzten Briefe Goethe’s war an Rauch gerichtet, ein Brief, der auch um deswillen interessant ist, weil der Dichter inzwischen auch Berlin schätzen gelernt hatte. „Seitdem“, so schloß der Redner, „haben Kunst und Literatur neue Wege eingeschlagen, was aber Goethe gedichtet und gesagt, was Schinkel gebaut und was Schadow und Rauch geformt und gemeißelt, ist unvergängliches Besitzthum der Nation. Daß unserem jungen Kaiser die Besitzstände der Nation am Herzen liegen, dafür zeugt der Ausspruch, daß im Jugendunterricht die Geschichte und die Literatur unseres Volkes den Grundstein bilden müsse. So wird denn auch der dem Idealen zugewandte Geist jener Epoche, welche den Namen Goethe's an der Stirn trägt, auch ferner befruchtend und be⸗ geisternd auf das deutsche Volk einwirken.“ Nach dem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser stimmte das Orchester die Sonate an aus der Kantate des Altmeisters Bach: „Der Himmel lacht, die Erde jubiliret“, womit in würdiger Weise die schöne Feier endete.

Die Königliche Friedrich⸗Wilhelms⸗Univer⸗ sität feierte den Geburtstag Mittags 12 Uhr mit einem Festakt in der Aula. Unter den Säulen war, umgeben von Palmen und anderen grünen Gevächsen, die Kolossalbüste des Monarchen aufgestellt. Die Aula war bereits lange vor 12 Uhr mit zahlreichen Theilnehmern, darunter viele Damen und eine große Zahl von Studirenden, gefüllt. Unter den Anwesenden be⸗ fanden sich der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Bartsch, die Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Räthe Dr. Althoff, Naumann und Spieker, der Rektor der Landwirthschaftlichen Hochschule, Professor Dr. Wittmack, der Geheime Ober⸗ Medizinal⸗Rath und General⸗Arzt Dr. Mehlhausen und viele Andere. Unter den Klängen des 21. Psalms betrat der Lehr⸗ körper der Universität unter Führung des mit den Zeichen seiner Würde geschmückten Rektors, Professors Dr. Tobler, in feierlichem Zuge, die Professoren im Ornat, viele mit Ordensauszeichnungen geziert, den Festraum und nahm zu beiden Seiten der Kaiserlichen Büste auf den erhöhten Sitzen Platz, und zwar zur Rechten die medizinische, die juristische und die theologische, zur Linken die philosophische Fakultät. Von den Lehrern waren anwesend Prof. Dr. von Ger⸗ hardt, Professor Dr. du Bois⸗Reymond, Professor Dr. Rose, Professor Pfleiderer, der Konsistorial⸗Rath, Professor D. Kleinert, Professor Dr. Mommsen, ferner der Universitäts⸗ richter, Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Daude u. A. Nach Beendigung des Gesanges nahm der Geheime Regierungs⸗ Rah, Professor Dr. Curtius das Wort zurz Festrede. Der Redner hatte sich für das Fest ein Thema von allge⸗ meinstem historischen Interesse gewählt, die politischen und kulturgeschichtlichen Beziehungen der Römer zu Athen. Er begann mit dem Auftreten der ersten römischen Gesandten im Gefolge des Königs Attalos von Pergamon. Das war der Zeitpunkt, wo die lange einander vollständig entfremdeten Bruderstämme wieder miteinander in Berührung kamen. Bis dahin hatten die Römer schon viel von den Griechen gelernt, theils aus den Einwanderungen in Mittel⸗Italien, theils aus den Kolonien in Unter⸗Italien und Sizilien. Nun traten die Römer, als sie nach Athen kamen, vor eine ganz neue Aufgabe. Sie traten in die philhellenische Politik der Pergamener ein, und es entwickelte sich durch den Einfluß des Polybios ein idealer Freundschaftsbund. Athen wurde ein Villenort für römische Philhellenen. Octovian war es, welcher zuerst eine feste Politik verfolgte, indem er einerseits auf strenge Ordnung hielt, andererseits den Athenern eine ehrenvolle Ausnahme⸗ stellung einräumte. Die hellenischen Patrioten konnten aber die Unterwerfung nicht verschmerzen und wurden erst durch Kaiser Hadrian versöhnt, der eine Regeneration von Hellas hervorrief, sodaß Delphi und Athen neu auflebten. Das war die Zeit des Plutarch und Pausanias, welche an eine Auferstehung der hellenischen Welt glaubten, während es nur ein rasch erbleichendes Abendroth war. Die Griechen aber haben das ihnen angeborene Suchen nach Wahrheit auch in der letzten Zeit nicht verleugnet, und wie die Römer zu ihnen kamen, um Weisheit zu lernen, so sind die Griechen wieder nach Osten gepilgert, und Johannes erzählt uns, wie sie an Philippus sich wendeten, um den Messias der Juden von Angesicht zu Angesicht zu sehen.

Wie die Völker der Erde sich gegenseitig aufge⸗ sucht haben, um von einander zu lernen, das sei so bemerkte der Redner eine Betrachtung, nicht un⸗ würdig des Geburtsfestes unseres Kaisers und Königs, welcher für Seines Volkes Erziehung und Bildung⸗ein so thatkräftiges Interesse gezeigt hat, und so schloß der Redner mit dem Segenswunsche, daß Alles, was im neuen Lebens⸗ jahre von Sr. Majestät zum Heile des Vaterlandes unter⸗ nommen werde, unter göttlicher Obhut gedeihen möge!

Fe Der Gesang des „Salvum fac regem“ beschloß die würdige Feier.

Auch die Thierärztliche Hochschule beging den Ge⸗ burtstag des Kaisers durch einen Festakt in der reich ge⸗ schmückten Aula. Der Feier wohnten Vertreter des Militär⸗ Veterinärwesens und andere Ehrengäste bei. Die Korpora⸗ tionen der Hochschule waren mit ihren Fahnen erschienen, die Gesänge wurden vom Nikolai⸗Kirchenchor unter Musikdirektor Krause’s Leitung ausgeführt. Der Festredner Professor Dr. Möller schilderte die Fortentwickelung der Veterinärmedizin an der Thierärztlichen Hochschule in den letzten 50 Jahren.

Der heutige Festakt in der Landwirthschaftlichen Hochschule fand um 10 Uhr statt. Der große Hörsaal war mit der Kaiserbüste und den Bannern der Hochschule und der Korporationen geschmückt. Auf den Treppen paradirten die Chargirten mit gezogenem Schläger. Die Sängervereinigung der Studirenden eröffnete den Akt unter Leitung des Hrn. A. Schulz mit dem Gesang des Chorals „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“. Hierauf begrüßte der Rektor, Professor Wittmack die Erschienenen und gab einen Ueberblick über die Entwicklung der Hochschule. Das „Kaiserlied“ leitete sodann zur Festrede des Professors Kny über. Ausgehend von dem lebendigen Interesse, welches die Hohenzollern von jeher dem Gartenbau entgegengebracht haben, behandelte er diesen in seinen ästhetischen und besonders in seinen wissenschaftlichen Aufgaben. Er hob insbesondere hervor, wie die Vorsteher öffentlicher Anlagen die Pflicht haben, neben dem

Erholungsbedürfniß auch dem Wissensbedürfniß des Volkes entgegenzukommen, indem sie ihm nicht nur die hervor⸗ ragendsten Pflanzen in möglichster natürlicher Vollkommenheit vor Augen führen, sondern auch die Anordnung der Pflanzen auf der Erdoberfläche und ihre Bedeutung für die Kultur des Heimathlandes berücksichtigen sollen. Unter den zahl⸗ reichen Fragen, bei denen der Gartenbau mit der Pflanzen⸗ physiologie in Berührung trete und von ihr Förderung er⸗ warte, seien diejenigen nach dem Einflusse der Nährstoffe, des Lichts und der Wärme die nächstliegenden. Von nicht minderer Wichtigkeit und große praktische Erfolge verheißend würden ausgedehnte Untersuchungen über Abhängigkeit der Keimung und Fortentwickelung der Pflanzen von den auf den Samen einwirkenden chemischen und physikalischen Einflüssen, über die Wirkung der Trockenheit und niederen Tem⸗ peratur auf das Treiben der Holzgewächse, über die Ursachen des Entstehens gefüllter Blüthen sowie über die Gesetze sein, welche die Abwandlungen der Blüthenfarben bedingen. Zur Förderung dieser wissenschaftlich und praktisch gleich bedeutungs⸗ vollen Fragen wäre die Begründung einer gärtnerischen Ver⸗ suchsanstalt sehr erwünscht. Zum Schluß gab Professor Kny den Wünschen der Hochschule für Se. Majestät den Kaiser warmen Ausdruck. Mit dem Gesange „Dem Kaiser Hoch“ schloß die Feier.

Die Festlichkeiten in den Schulen wurden ganz in dem Sinne der reformatorischen Ideen Sr. Majestät, theils durch Betrachtungen über die Fürsorge der Hohenzollern für das Wohl von Staat und Gesellschaft, theils auch durch Ver⸗ anstaltungen gymnastischer Uebungen, gefeiert. So ver⸗ anstaltete bereits gestern Abend das Falk⸗Real⸗ gymnasium ein Schauturnen der „freiwilligen Abend⸗ Turnerschaft“, bei welchem nach dem Liede „Als die Trommel klang“ ein Reigen geschritten und dann an Geräthen geturnt wurde. Heute früh versammelten sich die Schüler in der Aula, wo der Lehrer Fürth einen Vortrag über den Entwickelungsgang des Kaisers hielt. Im König⸗ lichen Luisen⸗Gymnasium fand eine doppelte Feier statt: zu den Schülern der unteren Klassen sprach Hr. Koch, vor denen der oberen entwickelte Hr. Nath die Reformen des Freiherrn von Stein. Im neuen Königlichen West⸗ Gymnasium hielt der Direktor, Professor Richter die Festrede. Im Königlichen Wilhelms⸗Gymnasium sprach Professor Matthiae zu den höheren Schülern, während Direktor, Professor Kübler die Schüler der unteren Klassen über die Bedeutung des Tages belehrte. Die Bestrebungen der Hohenzollernfürsten auf dem Gebiet der Wissenschaft und des höheren Unterrichts erläuterte Dr. Zellmer den Schülern des Köllnischen Gymnasiums. Im Leibniz⸗Gymna⸗ sium schilderte Dr. Gudopp das Leben und Wirken des Großen Kurfürsten. Das Luisenstädtische Gymnasium hatte in der großen Halle in der Prinzenstraße ein Schau⸗ turnen mit Gesangsvorträgen der Schüler und einer Rede des Direktors, Professors Müller veranstaltet. Im Joachimsthal⸗ schen Gymnasium sprach Dr. Ohle über die preußischen Far⸗ ben und Symbole. Mittags wurden die Alumnen festlich gespeist. Im Königlichen Realgymnasium hielt der Oberlehrer Dr. Staeckel eine Rede über die Heldenthaten des deutschen Heeres im Januar 1871. Ueber die Lage der unfreien Ar⸗ beiter im Alterthum sprach Dr. Hoffmann vor den Schülern des Friedrichs⸗Realgymnasiums. Im Sophien⸗ Realgymnasium hielt Professor Bieling eine Rede über „Das neue Deutsche Reich im Verhältniß zum alten in Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung“. Im Dorotheenstädtischen Realgymnasiun schilderte der ordentliche Lehrer Dr. Koch die Entwickelung der Marine. Die Luisenstädtische Ober⸗ Realschule feierte den Tag durch ein großes Schauturnen in der Prinzenstraße. Die Festansprache hielt Dr. Schlenner. Evbenso wurde in den städtischen höheren Bürgerschulen das Fest in würdiger Weise durch patriotische Ansprachen ge⸗ feiert. In der Augustaschule schilderte Seminarlehrer Schmiel die wichtigsten Ergebnisse aus der Regierung Kaiser Wilhelm's II., in der Chaxlottenschule kam u. A. der von Theodor Kewitsch komponirte „Volksfestgesang Deutsch⸗ lands“ zum Vortrage.

Die Krieger feierten den Geburtstag des obersten Kriegs⸗ herrn schon gestern durch festliche Gottesdienste. Der Kriegerverband Berlin und Umgegend sammelte sich in der mit Topfgewächsen reich geschmückten Garnisonkirche. Unter den Ehrengästen, welche vor dem Altar Platz genommen hatten, sah man den General⸗Lieutenant von Renthe genannt Fink und die Mitglieder des Bundesvorstandes. Nachdem die vierzig Fahnen und Standarten durch das Mittelportal eingebracht und von der festlichen Gemeinde durch Erheben von den Sitzen begrüßt worden waren, eröffnete der Elisabeth⸗Kirchenchor unter Gäbler’s Leitung die Feier mit der Bach’schen Motette „Lob und Ehre“. Während der Liturgie wurde das acht⸗ stimmige Mendelssohn’'sche „Gloria patri“ und sodann Grell's Spruch „Herr Gott, Du bist unsere Zuflucht“ gesungen. Die Festpredigt hielt der Garnison⸗Hülfsprediger Rogge über Psalm 72, 1—4. Sie gipfelte in dem Geburtstagswunsch für Se. Majestät den Kaiser: „Gott erhalte Ihm einen ge⸗ rechten und frommen Sinn, eine milde Hand und einen starken Arm!“ Nach der Predigt wurde Gäbler's „Salvum fac regem“ gesungen. Die Kameradschaftliche Vereinigung der Berliner und benachbarten Kriegervereine feierte den Tag in der Petrikirche. Die Vereine waren mit über zwanzig Fahnen und Standarten erschienen. Der Kirchenchor sang den 100. Psalm von Mendelssohn und Neukomm's Hymne „Es freue sich der König“. Die Predigt des Propstes Dr. Freiherrn von der Goltz knüpfte an Psalm 28, 6—9 an. Auch hier schloß Gesang die würdige Feier.

In der Mittagsstunde wurden auf dem Königsplatz zur Feier des Tages 101 Salutschüsse durch die Garde⸗Feld⸗ Artillerie gelöst.

Auch die Blätter widmen heute dem Geburtstage Sr. Majestät festliche Betrachtungen, von denen wir Einiges hervorheben. So schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“:

eErnst und im vollen Bewußtsein der feierlichen Bedeutung der Aufgabe, hat Kaiser Wilhelm II. die Zügel der Regierung in die Hand genommen. Und alsbald wurde es offenbar, daß es eine starke Hand war, welche die Zügel der Regierung ergriffen, und daß sich zum Heile des Vaterlandes mit dieser Energie der Seele weise Ein⸗ sicht und Herzensgröße zu einem Ganzen vereinen, das die erhabensten Hoffnungen zu erwecken vermag.

Mit nie rastender Kraft und Frische über der Erhaltung der Schlag⸗ fähigkeit und Wehrtüchtigkeit des Heeres und der Flotte wachend, den

Beziehungen des Vaterlandes nach Außen hin durch Sein persönliches

Erscheinen und Seine Einwirkung die Segnungen des Friedens und des guten Einvernehmens mit den Nachbarstaaten er⸗ haltend, ist der Erlauchte Monarch in kurzer Zit zu einer allgemein gefeierten Herrschergestalt geworden. Und wie nach Außen, so hat Kaiser Wilhelm ebenso auf dem inneren Gebiete der Regierung in Reich und Staat sich als ein Fürst des Friedens erwiesen. Den höchsten Ruhm Seiner Krone darin suchend, ein Beschützer der Armen und Nothleidenden, ein Fürsorger der Bedrängten des Volks zu sein, hat Er alle der Volkswohlfahrt und dem inneren Frieden drohenden Gefahren durch Sein ver⸗ söhnendes und vermittelndes Eingreifen zu beschwören gewußt. Auf dem Gebiete des Unterrichtswesens und der Schule hat Er die Keime zu neuen, das geistige Leben der heranwachsenden Geschlechter befruch⸗ tenden Trieben in den Boden gelegt, welche in sich erneuernder schöpferischer Kraft segensreiche Früchte zu zeitigen versprechen.

Bei verschiedenen Anlässen hat unser Kaiser im eben abgelaufenen Jahre Gelegenheit genommen. die Mitwirkung und Hülfe aller staats⸗ erhaltenden Elemente zu gemeinsamem Wirken mit Ihm aufzurufen, und in die Gemeinsamkeit dieser Arbeit den Schwerpunkt Seiner Herrscherthätigkeit gelegt

So hat Wilhelm II. in der eigenen Person ein leuchtendes Vorbild unentwegter Pflichttreue gegeben und von Neuem bethätigt, in wie hohem Maße Ihn das Streben erfüllt, Preußen und Deutsch⸗ land auf der ihm vorgezeichneten Bähn stetig fortschreitender Ent⸗ wickelung den großen, Ihm vorschwebenden Zielen zuzuführen.

Mit diesem dankbaren Rückblick verbindet sich das heut aus allen vaterländisch empfindenden Herzen aufsteigende Gebet, daß Gottes Gnade ferner über unserem Kaiser und Seinem Hause walten möge. Ein werthvolles Unterpfand der Erhörung dieser Bitte sind uns die sechs hoffnungsvollen Söhne, welche um Ihn her aufwachsen und gedeihen.

So vereinigen sich heute, wo der jüngste Sproß am Hohen⸗ zollernstamm soeben in die christliche Gemeinschaft aufgenommen worden, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, um den Geburtstag des Kaisers zu einem Freudentage des Vaterlandes zu machen und die gehobene Stimmung in dem Ruf ausklingen zu lassen: Gott segne, Gott schütze Kaiser Wilhelm II.!“

In dem Festartikel der „National⸗Zeitung“ heißt es:

„Wie wir in dem Großvater die Würde und die kraftvolle Ruhe des Greises, die hohe Mäßigung und den Weitblick bewunderten, begrüßen wir in dem Enkel den regen und offenen Sinn für die Erscheinungen und Bewegungen der Zeit, die Beredsamkeit und Energie eines jungen, wie wir hoffen und wünschen, zu großen und edlen Thaten berufenen Mannes. Eine Fülle von Plänen und Neugestaltungen bewegt den Kopf und das Herz des Herrschers. Die Verhandlungen der europäischen Delegirten über die Verhältnisse der Arbeiter, über die Msnalichkeit eines allgemeinen Gesetzes zum Schutz der Frauen und Kinder und eines gleichmäßigen Arbeitstages, die preußischen Schulkonferenzen haben im Verlaufe des vergangenen Jahres die Lebhaftigkeit und Frische, die Thatenlust und die Neigung Kaiser Wilhelm's II., neue Bahnen einzuschlagen, charakteristisch offenbart. Ohne Ueber⸗ treibung kann man sagen, daß die ganze gebildete Welt diesen Aeußerungen und Entschlüssen des Kaisers mit Theil⸗ nahme und Bewunderung lauschte. Das Ausland, selbst die Russen und Franzosen, stimmten in diese Anerkennung ein. Ueber⸗ rascht und in frendiger Bewegung sah man einen jungen mächtigen Fürsten die reichen Gaben seines Geistes und den Einfluß seiner Stellung in den Dienst philanthropischer Gedanken stellen und seine Meinung für die Fortschritte der sozialen Gesetzgebung und die Er⸗ neuerung der Jugenderziehung einsetzen.. Je mehr die Welt von Kaiser Wilhelm II., dessen Willenskraft und Selbstgefühl gleich die ersten Handlungen seiner Regierung bewiesen hatten, kriegerische Stimmungen und Maßnahmen befürchtete, mit um so größerem Staunen, um so tieferer Befriedigung begrüßt sie in ihm einen Monarchen, der sein Volk in Frieden auf die Bahn der Reformen leitet und das von seinem Großvater begonnene Werk der Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen rüstig fortzuführen und auszubilden strebt. . . .

Daß der Geist großer Ahnen in dem Kaiser lebt und webt, ist die Empfindung der Deutschen wie der Ausländer, voll Zuversicht er⸗ warten wir, voll Staunen sie den Fortgang seines Lebens. Daß es ein glückliches und ruhmreiches für ihn und ein bedeutsames, heil⸗ bringendes für das deutsche Volk sein möge, in diesem Zuruf ver⸗ am heutigen Tage alle Herzen und Stimmen des Vater⸗ andes.

Die „Vossische Zeitung“ führt unter Anderm Fol⸗ gendes aus:

In den Regierungshandlungen des jetzt abgelaufenen Jahres prägt sich die Persönlichkeit, die Sinnesart, die Geistesrichtung des Kaisers feg aus. Mit eindringendem Verständniß hat er erforscht, was dem Lande und dem Reich Noth thue. Er hat die Völker Europas eingeladen, emeinschaftlich über die Grundlagen zu berathen, auf denen der Arbeiterschutz neu geregelt werden könnte. Er hat dafür gesorgt, daß die Umgestaltung der inneren Verwaltung weiter geführt wird; er hat Anordnungen getroffen, um das Unterrichtswesen weiter zu entwickeln; er hat das Sozialistengesetz ablaufen lassen, ohne eine Ver⸗ längerung desselben vorzuschlagen. Wichtiger aber als alle diese Einzelheiten ist der allgemeine Grundsatz, zu welchem er sich bekannt hat, daß es die Aufgabe einer Regie⸗ rung sei, zu erspähen, in welcher Richtung der Strom der Zeit sich bewege, um dann ihrerseits mit den nothwendigen Maß⸗ regeln voranzugehen und sich nicht von den Geschicken mitreißen zu lassen. Er ist ein Sohn seiner Zeit und Nichts was die Zeit bewegt, ist ihm fern geblieben. Frei von Vorurtheilen sieht er in das Ge⸗ triebe der Welt hinein und läßt sich nur von dem Einen Beweggrund leiten, daß eine Regierung stets das thun müsse, was der allgemeinen Wohlfahrt förderlich sei. 8

Den Geschäften des Friedens hat sich Kaiser Wilhelm mit solchem Ernst gewidmet, daß dadurch die bösen Ahnungen aller derer widerlegt sind, die ihm kriegerische Neigungen nachgesagt haben. Auch im Kriege kann freilich ein Monarch Ruhm erwerben und die hohen⸗ zollernschen Fürsten sind oft genug gezwungen gewesen, diesen Ruhm auf⸗ zusuchen; aber ein Fürst, welcher von der Ansicht ausgeht, daß nur im Kriege Ruhm zu erwerben sei, giebt sich nicht mit Eifer Eroͤrterungen darüber hin, wie lange die Arbeitszeit der Kinder sein dürfe und wie das Berechtigungswesen für die höheren Schulen zu ordnen sei. Seit langer Zeit hat die Friedenszuversicht die Herzen der Menschen nicht so hoch geschwellt, wie im letzten 2 Kaiser Wilhelm hat ein glückliches Regierungsjahr hinter sich, und ein Jahr, das zugleich reich an ungetrübtem Familienglück war. Wenn die Wünsche, welche das preußische Volk hegt, in Erfüllung gehen, so werden ihm solche Jahre wie das abgelaufene, solche Tage, wie der heutige, in reicher Anzahl bescheert sein. Und wenn einmal Tage der Prüfung über ihn verhängt werden sollten, die ja in einem langen Leben, wie wir es ihm wünschen, nicht auszubleiben pflegen, dann wird er diejenigen Gaben entfalten, von denen er schon Proben ab⸗ gelegt hat und die am besten dazu verhelfen, solche Prüfungen zu über⸗ stehen, einen entschlossenen Willen und ein starkes Herz. Als er den Thron bestieg, begrüßten wir ihn als den Enkel Wilhelm's des Sieg⸗ reichen und den Sohn Friedrich’s des Vielgeliebten; heute verehren wir in ihm den Mann, der in schwerer Lage mit scharfem Auge das Richtige erkannt und es mit starkem Arm durchgeführt hat, und wir hegen die stolze Zuversicht, daß auch sein ferneres Wirken zum Wohl des Vaterlandes gereichen werde. 111“

Wir knüpfen hieran die von außerhalb Nachrichten über die Geburtstagsfeier:

Frankfurt a. O., 27. Januar. Zur Feier des Geburts⸗ tages Sr. Maäajestät des Kaisers prangt die Stadt in reichem

vorliegenden

Flaggenschmuck. Gestern Abend war großer Zapfenstreich,