MNlunun sagt letzterer selbst, er dankt für diese Bundes genossenschaft
eeine Schwierigkeit in Betracht, die das Land bietet: Größe 1 tbheilungen sind sehr schwer auf dem Wege der Requisition in Süd⸗
sind, ist allerdings sehr gering, aber wir brauchen zur Zeit die Hoff⸗ nung noch nicht aufzugeben, daß sich dies Verhältniß ändern wird.
Es sind im Augenblick Verhandlungen mit einer Gesellschaft im Gange, und wenn nicht im letzten Augenblick Störungen eintreten, haben wir die Hoffnung, daß sie perfekt werden, da die Gesellschaft, im Wesentlichen aus Deutschen mit deutschem Kapital zusammen⸗ gesetzt, mit ihrem Besitz in Deutschland gegründet, sich die Aufgabe stellen wird, einen Theil der Dinge zu übernehmen, die bisher in den Händen der südwestafrikanischen Gesellschaft waren. Ich kann bei dem Stande der Verhandlungen mich auf Einzelheiten nicht einlassen, kann mich aber der Hoffnung hingeben, daß, wenn dieser Vertrag zu Stande kommt, die deutschen Interessen in einer gedeihlichen Weise in Südwest⸗Afrika sich werden entwickeln können, und daß damit jeder Grund für die Regierung, der Gesellschaft, die sich gründet, oder denen, die sich noch gründen werden, die Bestätigung zu versagen, wegfällt; denn wenn mein Amtsvorgänger, ebenso wie ich bisher, Gesellschaften die Genehmigung, in Südwest⸗Afrika sich zu etabliren, versagt hat, so geschah es, weil es vorwiegend nichtdeutsche Gesell⸗ schaften waren. Der Hr. Akg. Dr. Hammacher hat an mich die An⸗ frage gerichtet, ob ich die Absicht hätte oder gehabt hätte, Südwest⸗Afrika zu verkaufen, da es in den Zeitungen gestanden hat. Ich habe wirklich geglaubt, bei meiner Enthaltsamkeit in Bezug auf die Presse nach⸗ gerade über derartige Fragen fort zu sein. Wenn ich auf alles Das er⸗ widern wollte, was in der Presse steht, so hätte ich viel zu thun, und diese Nachricht gehört genau in den Kreis der massenhaften Fabeln, die heute verbreitet werden. (Sehs gut!) 1
Wenn dies nun der Standpunkt der verbündeten Regierungen ist, so ist weiter die Frage angeregt worden, ob das nun für alle Zeiten so wäre. Ja, mir fehlt die prophetische Gabe, und wenn ich von Kolonien rede, so möchte ich noch vorsichtiger sein, als wenn ich sonst von der Zukunft rede. Ich kann nur sagen: Das ist der Standpunkt der Regierungen heute. Von diesem Standpunkt haben sie die Vor⸗ lage eingebracht und wünschen, daß sie genehmigt werde. Man ist nun auf das Verhältniß der Schutztruppe zu Witboy gekommen. Die Schutztruppe besteht aus 40 bis 50 Anfangs beritten gewesenen, nach⸗ gerade aber unberitten gewordenen Polizisten. (Heiterkeit.) 1
An der Spitze der Schutztruppe steht ein vorzüglicher Offizier, der Hauptmann von Frangois, dem ich das Zeugniß ausstellen muß, im Gegensatz zu manchen Anfeindungen, die er erfahren hat, und denen ja jede Polizei, vollends eine Polizei unter braunen Menschen aus⸗ gesetzt ist (Heiterkeit), daß er seinen Funktionen vorzüglich genügt und seine Instruktionen unter den schwierigsten Verhältnissen genau befolgt hat. Er ist preußischer Offizier, und ich weiß aus seinen Berichten,
daß es ihm viel schwerer geworden ist, nicht zu schießen, als zu schießen. Er hat aber feine Instruktionen befolgt, und ich habe gar keinen Anlaß, diese Instruktionen zu ändern, sondern ich habe sie von Neuem bestätigt und ihm eingeschärft; denn was soll entstehen, wenn diese 50 Polizeisoldaten sich in den Streit von Völkerschaften einmischen, die auf der einen Seite 60 000, auf der anderen Seite vielleicht 12 000 Mann zählen? Im südlichen Theile unseres Schutzgebietes ist ein Mann auferstanden, halb Prophet und halb Krieger, Witboy mit Namen. Er hat sicherlich das Talent, seine Umgebung zu begeistern und fortzureißen. Er hat eine Truppe zu Stande gebracht von 400 bis 500 Mann, zum größten Theil beritten, alle mit Hinterladern be⸗ waffnet und Dank der Freundlichkeit unserer Nachbarn in Südwest⸗ Afrika auch reichlich mit Munition versehen. (Hört, hört!)
Mit dieser seiner Truppe hat er sich in ein Felsennest zurück⸗ gezogen, Hornkranz genannt, und in dem lebt er, und wenn ihn der Hunger treibt, macht er Ausfälle. So ist er denn im Herbst vorigen
in das Land der Hereros gezogen, um denen die Heerden wegzutreiben. Das ist ihm auch im vollen Umfange geglückt. Nun sagt der Hr. Abg. Hammacher: Da hat die deutsche Schutztruppe mit Gewehr bei Fuß dabei gestanden. Nun möchte ich Sie einmal bitten, sich die Konsequenzen auszumalen, wenn die deutsche Schutz⸗
e nicht mit Gewehr bei Fuß gestanden hätte, sondern das Schießen gekriegt hätte (Heiterkeit), was sollen denn 50 Hinterlader gegen 400 bis 5002 Nun will ich den Deutschen sehr hoch rechnen, und die Schießausbildung der Hotten⸗ totten sehr niedrig anschlagen: auf die Dauer kommt aber doch einmal der Moment, wo von dem schlechtest gezielten Feuer eine solche Zahl von Schüssen trifft, daß 50 Leute vom Erdboden ver⸗ schwinden. Der Hauptmann von Frangois hat das nicht so an⸗ gesehen, er sagt: Ich würde sehr gern losschlagen, ich würde einen entscheidenden Schlag gegen den Mann riskiren. Ich muß mir aber sagen: Wenn dieser brave Mann den entscheidenden Schlag riskirt und er siegt nun, was ist dann die Folge? Wieviel Mann wird er von der Schutztruppe dann noch übrig haben? Was macht er, wenn der Witboy wieder in seine Feste zurückgeht? Cerniren kann er sie nicht. Wie will er die 50 Mann verwenden, um sich im Lande nur
so lange zu halten, bis wir ihm eine neue Unterstütz ung schicken?
Nun ist die Frage angeregt: kann man nicht diese unsere Freunde, die Hereros, bewegen, sich mit Hauptmann von Frangois zu verbünden?
(Heiterkeit), und ich glaube, er hat Recht. Zunächst kommt dabei Größere Ab⸗
west⸗Afrika zu ernähren und oft noch schwerer zu tränken; mit der Zahl der Streiter, wenn es nicht vollwerthige Menschen sind, wächst dder Bäallast einer solchen Expedition, und Hr. von Frangois hat für die 2 Vermuthung, daß diese Hereros nur Ballast sein würden, auch inso⸗ fern eine Berechtigung, als sie sich bisher — ich will dem Ehrgefühl der Hereros nicht zu nahe treten (Heiterkeit) — durch einen hohen Grad von Vorsicht ausgezeichnet haben. (Große Heiterkeit.) Auch bei den Ereignissen im September ist keinem Weißen ein Haar gekrümmt worden, so viel Respekt hat der Witboy vor den Weißen gehabt. Er hat das Haus keines Weißen betreten, er hat nicht aus der Pfütze getränkt, von der Hauptmann von Frangois be⸗ hauptete, sie gehöre ihm. Trotzdem haben die Hereros sich wenig oder gar nicht gerührt, sondern sie haben es vorgezogen, in die Häuser der Weißen zu laufen, um da Schutz zu finden, statt sich zu wehren, ob⸗ wohl sie eine Bevölkerung sind, die im Ganzen 60 000 Mann zählt. Daß wir also, so lange nicht deutsche Interessen in Südwest⸗ Afrika in größerem Umfange engagirt sind, keinen Grund haben, deutsches Blut für die Hereros zu vergießen, ist mir zweifellos; um so zweifelloser, als bei den Ereignissen in Otjimbimgue, auf die der Hr. Abg. Hammacher anspielte, bei denen der Engländer Lewis be⸗ theiligt war, dieselben Hereros sich gegen uns recht unschön benommen
um landwirthschaftliche Arbeiter; habe man in Deutschland daran
truppe nicht abgeneigt sein, immer aber unter der Voraussetzung, daß erst mehr zu schützen da ist. Man hat mich wiederholt angegangen und gesagt: „Ja, mein Gott, was wollen Sie? Wie sollen wir uns in Südwest⸗Afrika niederlassen? Wir finden dort keinen Schutz! Erst bringen Sie einmal eine Truppenmacht hin, die uns garantirt, daß wir dort ungestört arbeiten können!“ Ich kann das nicht accep⸗ tiren; ich bleibe bei dem Grundsatz, auf dem mein Herr Amtsvor⸗ gänger gestanden hat: Erst muß etwas zu schützen sein, und dann kommt die Truppe hin; denn wenn wir an diesem Grundsatz nicht festhalten, dann wäre das eine Schraube ohne Ende, und wir bekämen ein Armee⸗Corps von Kolonialtruppen, die über ganz Afrika zerstreut wären. (Sehr richtig! links.)
Wir wollen nun in Ruhe abwarten, wenn das hohe Haus die Anträge der Regierung genehmigt, wie dieses Jahr verlaufen wird. Wir sehen dieses Jahr nur als ein Versuchsjahr an; wir können eben nicht in die Zukunft sehen, wir haben aber nicht den mindesten Grund, an der Zukunft zu zweifeln, denn in dem, was der Hr. Abg. Hammacher in Bezug auf die Zukunft von Minen sagt, kann ich ihm, gestützt auf meine Kenntniß südafrikanischer Verhältnisse, die übrigens wahrscheinlich auf denselben Büchern basirt, wie die seine, nur zu⸗ geben: man kann nicht wissen, was aus diesen Kolonien nicht alles noch einmal wird, sobald man Zeit hat und Kapital hineinzustecken geneigt ist. Der gegenwärtige Zustand wird nicht haltbar sein; geben Sie uns aber ein Jahr Zeit, dann werden wir in der Lage sein,
klarer zu sehen und beurtheilen zu können, was weiter werden soll. (Bravo!)
Abg. Richter: Wenn dies Jahr ein Versuchsjahr sein solle, müsse man sich doch enthalten, Neues anzufangen, und ein solches Neues und Bedenkliches werde durch die Erhöhung der Subvention und die Einrichtung einer Versuchsstation angefangen. Der Abg. Dr. Windthorst mache die Bewilligung sozusagen zu einer Vertrauensfrage für den gegenwärtigen Reichskanzler; seine (des Redners) Partei müsse das ablehnen. Seine Partei bewillige weder aus Vertrauen, noch streiche sie aus Mißtrauen. Sie lasse sich lediglich von sachlichen Er⸗ wägungen leiten, und das hier um so mehr, als die Konsequenzen solcher Bewilligungen sich weit hinaus erstrecken könnten und Niemand wisse, wer an der Spitze der Kolonialregierung stehe, wenn die letzten Konsequenzen solcher “ in der Praxis gezogen würden. Die Stellung des Abg. Dr. Windthorst und der Centrumspartei in dieser Frage sei doch eigenthümlich. Daß die Partei in ihrer Kolonialpolitik eine Wendung gemacht habe, als die Kurie zwischen der Kolonialpolitik und der Unterdrückung des Sklavenhandels einen Zusammenhang zu erkennen geglaubt habe, das habe er verstanden und wolle über das Prinzip nicht streiten. In Südwest⸗Afrika aber, darüber bestehe doch absolut keine Meinungsverschiedenheit, handele es sich um Kolonialpolitik ohne solche Verquickung. Als ausschlaggebende Partei müßte also das Centrum doch Anstand nehmen, auf ein Mehr einzugehen, auch wenn es unter dem verlockenden Titel einer land⸗ wirthschaftlichen Versuchsstation gefordert werde. Der Abg. Dr. Windthorst habe von der Erwägung gesprochen, den Ueberschuß an Arbeitskräften in andere Länder zu verpflanzen. Hier handele es sich
Ueberfluß? Sonst höre man immer umgekehrt, daß Noth an solchen Arbeitern vorhanden sei. Man schelte auf die Sachsengänger; allerlei polizeiliche Chikanen würden ausgedacht, die Sachsengängerei einzu⸗ schränken, ja, ein konservativer Redner habe noch in diesen Tagen im preußischen Abgeordnetenhause davor gewarnt, die Eisenbahn⸗Personen⸗ tarife herabzusetzen, damit die Sachsengängerei nicht noch mehr um sich greife. Hier aber wolle man künstlich eine Afrika⸗ gängerei in Scene setzen. Die Arbeiter befänden sich bei der Sachsengängerei durchweg ganz wohl; bei der Afrika⸗ gängerei möchte das weit weniger der Fall sein. Er möchte Keinem rathen, sich auf Afrika einzulassen, er könnte da sehr trübe Erfahrungen machen. Die Regierung sei selbst über den Werth oder Unwerth des Schutzgebietes noch durchaus im Unklaren; wie könne man da nach dem Wunsche des Abg. Dr. Hammacher ein autoritatives Gutachten abgeben wollen, durch welches sich Arbeiter bewegen lassen könnten, nach Afrika zu gehen. Die grundsätzliche Bedeutung der Sache gehe weit über die 23 500 ℳ hinaus. Die Kolonialpolitik habe dem Reich bisher schon manche Ungelegenheit bereitet, aber bis jetzt habe sich die Regierung wenigstens in der Kolonisationsfrage nicht einge⸗ mischt; wer in Afrika sein Fortkommen nicht gefunden habe oder zu Grunde gegangen sei, von dem habe nicht behauptet werden können, daß er durch die Regierung dahin gelockt worden sei. Jetzt solle nun in Südwest⸗Afrika eine Auskunftsstelle für landwirthschaftliche Arbeiter errichtet werden. Wenn das noch wenigstens eine Regierungsstelle wäre! Aber man wolle einem dort angesiedelten Deutschen einen Zuschuß geben. Wenn dieser Deutsche den Landwirthen Auskunft geben, sie einführen solle, wenn sie dort Etwas unternehmen wollten, so sei dies die denkbar unglücklichste Verquickung der behördlichen Autorität mit dem Privatinteresse. Das Interesse des Privatmanns sei damit verknüpft, solche Leute dahin zu locken, er sei also gar nicht unbefangen, nicht unparteiisch, und trotzdem solle er eine Reichs⸗ subvention erhalten. Was nun die Versuchsstation betreffe, so komme es doch nicht bloß darauf an, ob dort etwas wachse, sondern auch darauf, ob es lohnend verkauft werden könne; gehe das nicht, so sei die dortige Produktion nichts werth. Jene schöne Gegend sei von jedem Verkehr abgeschnitten, ganz Südwest⸗Afrika habe gar keine regelmäßige Verbindung, kaum alle Monat komme dort ein Segel⸗ schiff vorbei. Auf 15 — 20 000 Quadratmeilen deutschen Landes lebten kaum 500 Europäer, auf 100 — 200 deutschen Quadratmeilen vielleicht ein Deutscher. In eine solche Einsamkeit wolle man von Reichswegen die Arbeiter aus Deutschland locken! Wie stehe es ferner mit dem Rechtsschutz? Der Reichskanzler gebe die Unmöglichkeit zu, durch die Schutztruppe die Deutschen zu schützen. Die Hrn. von Frangois ertheilte Instruktion sei durchaus verständig. Wenn man aber that⸗ sächlich außer Stande sei, solchen Schutz zu gewähren, wie wolle man dann auf dem Gebiete der Kolonisationsfrage Engagements eingehen, Leute dorthin locken, die man nicht zu schützen im Stande sei? Diese Lage sollte doch von selbst dahin führen, die Frage der Abtretung dieses Gebietes bei sich darbieten⸗ der Gelegenheit recht kühl zu betrachten. Man spreche davon, daß eine große Nation sich besondere Rücksichten schuldig sei. Gewiß sei es verwerflich, wenn eine große Nation aus Schwäche oder Nachgiebigkeit ihren Besitz aufgebe, aber wenn sie ihn zu ihrem eigenen Vortheil aus eigenem Interesse aufgebe, dann lägen die Dinge doch anders. Und so sei es doch vielfach geksommen: die deutsche Flagge sei niedergezogen auf den Karolinen und in Witu. Dem An⸗ sehen Deutschlands habe das nirgends geschadet (vereinzelter Wider⸗ spruch), einige Kolonialenthusiasten hätten sich einen Augenblick auf⸗ geregt, hätten ein paar Artikel in ihre Zeitungen geschrieben, das sei Alles gewesen. Ebenso würden die Dinge sich in diesem Falle ab⸗ spielen. Ein ganz klein Bischen Schaum habe der Abg. Dr. Ham⸗ macher in der Kolonialpolitik doch geschlagen, und gerade er habe mit dem Schaumschlagen angefangen bei Südwest⸗Afrika in jener Sitzung der Budgetkommission, in welcher zum ersten Mal über⸗ haupt über Kolonialfragen verhandelt worden sei, bei Gelegenheit der Dampfersubventions⸗Vorlage im Juni 1884. Dort sei es der Abg. Dr. Hammacher gewesen, der die Sprache auf Angra⸗Pequena gebracht habe und dessen Erwerbung als im Nutzen des deutschen Volkes liegend bezeichnet habe. Damals habe der Abg. Dr. Hammacher dieser Politik Beifall gezollt, während er (Redner) Angra Pequena als ein elendes Sandloch be⸗ zeichnet habe, für welches keine Aufwendungen angebracht seien. Jetzt habe der Abg Dr. Hammacher in der Kommission ausdrücklich ge⸗ sagt: „Wären wir nicht präjudizirt, so ließe sich darüber reden, ob das südwestafrikanische Gebiet überhaupt zu erwerben sei.“ Der Abg. Dr. Hammacher habe von dem Minenrecht, welches seiner Gesellschaft
Tone des Vorwurfs, daß Kamaherero noch dritten Abenteurern das Minenrecht eingeräumt habe. Er (Redner) wisse das „Dritten“ nicht auszulegen. Unmöglich koönne er doch mit den zweiten Abenteurern seine südwestafrikanische Gesellschaft gemeint haben. Es sei das wohl nur ein lapsus linguae gewesen. Er (Redner) begreife nicht, daß gerade der Abg. Dr. Hammacher der Regierung Vorhal⸗ tungen machen könne, daß die Schutztruppe Nichts thue oder nicht groß genug sei. Die südwestafrikanische Gesellschaft sei ja in der Ab⸗ sicht begründet worden, die Aufwendungen für jenes Land zu machen und sich dafür Rechte übertragen zu lassen Die Gesellschaft habe eine Zeit lang selbst die Schutztruppe und eine Bergbehörde unter⸗ halten, aber nach und nach habe die Gesellschaft sich der Kosten ent⸗ ledigt und sie auf das Reich übernehmen lassen, ohne irgend welche Rechte aufzugeben. Die Rechte habe sie noch heute,
Abg. Dr. Hammacher habe in der Kommission ihre
keit als ein Schildwachestehen bezeichnet. Bequemes Schild 8 Warum wende denn die Gesellschaft nicht in erster Reihe ihren letzten Mann und letzten Groschen auf! Der Abg. Dr. Hammacher bezeichne jene Gegerd als fruchtbar, wenn nur das Wasser nicht fehlte. (Heiterkeit.) Ihm (dem Redner) habe mal Jemand gesagt, aus de Wüste Sahara ließe sich auch etwas machen, wenn Wasser genügend vorhanden wäre. Und wie viele Oedländereien in Deutschland könnten fruchtbar gemacht werden, wenn Wasser da wäre. Das sei es ja gerade, daß Wasser und Holz in jenen Gegenden fehle. In Transvaal hätten die Dinge auch eine ungünstige Entwickelung genommen, wenn man das nöthige Holz nicht gefunden hätte. Daß der Abg. Dr. Bamberger trotz seiner Vorliebe für die Goldwährung sich nicht für den dortigen Goldbergbau interessire, sei keineswegs wunderbar. In der Kom⸗ mission habe der Abg. Dr. Hammacher selbst erzählt, daß sich auf die ersten Nachrichten von den Goldfunden innerhalb seiner Ge⸗ fellschaft ein engeres Konsortium gebildet habe, um bergmännische Versuche anstellen zu lassen, man sei aber überzeugt ge⸗ wesen, das Geld dafür zum Fenster hinauszuwerfen. Der Abg. Dr. Hammacher sage jetzt selbst, daß die Sache zu über⸗ schwänglich aufgefaßt worden sei. In einem in der „Kreuzzeitung veröffentlichten Brief aus Südwest⸗Afrika sei vor einigen Tagen zu lesen gewesen, die südwestafrikanische Compagnie, die dort Fleisch ge⸗ winne, scheine mit ihrer Schlächterei am Ende zu sein; das Comptoir in Walfischbai sei geschlossen. Ueber den Bergbau heiße es darin: „Die Maschinen ständen still und verrosteten; nur eine Mine arbeite noch, wie stehe es aber mit Holz und Wasser? Die Deutschen hüllten sich darüber in tiefes Schweigen.“ Daher möge man sich hüten, noch mehr Geld in dieses Gebiet zu stecken. Wenn die Regierung jetzt selbst der Ansicht sei, sie stehe an einem Wendepunkt, es könne nicht länger als ein Jahr so fortgehen, dann müsse ein definitiver Entschluß gefaßt werden, was mit dem Lande werden solle, und man könne vielleicht das Bisherige jetzt noch bewilligen, aber nicht Mittel für Engagements in der ” 8 eeglc auch für die Regierung noch nicht ab⸗ sehbar sei. (Beifall links. 8 Acg. von Vollmar: Südvest⸗Afrika sei der schwächste Punkt, die eigentliche partie honteuse der deutschen Kolonialpolitik. Der Abg. Dr. Hammacher gebe selbst zu, daß in diesem Lande, das als Gold⸗ land, als neues Paradies geschildert worden sei, eigentlich nichts zu holen sei. Die Regierung selbst erkenne die Verhältnisse als unhaltbar und transitorisch an. Die südwestafrikanische Gesellschaft hätte doch das lebhafteste Interesse, die Verhältnisse als gute hier schildern zu lassen; aber man könne annehmen, daß die Ausführungen des Abg. Dr. Ham⸗ macher eher noch rosig gefärbt seien, als daß er durch die schwarze Brille gesehen habe. Da verstehe er (Redner) nicht, wie man zu den bisherigen noch weitere Gelder bewilligen wolle. Eine traurigere Lage, als die deutsche Schutztruppe in Südwest⸗Afrika einnehme, könne man sich kaum denken, und die meisten würden der Instruktion der Regierung zustimmen, welche der Schutztruppe vorschreibe, sich in nichts einzumengen, sondern auf ihre eigene Sicherheit Bedacht zu nehmen. Wozu sei denn die Schutztruppe eigentlich da? Man schließe mit den Eingeborenen Verträge und halte sie nicht. Wenn überhaupt etwas,
so könne dies das deutsche Prestige vernichten. Besonders sei die weitere Forderung von 23 500 ℳ zu bekämpfen, welche der Ansiedelung von deutschen Landwirthen den Boden ebnen solle. Nach den bisherigen Erfahrungen des Reichstages mit den Behauptungen sogenannter Sach⸗ verständiger könne wenig Vertrauen im Hause herrschen darauf, daß Vortheile für die Landwirthschaft oder für die Viehzucht dort zu erhoffen seien. Die Herren von der Rechten und vom Centrum suchten die deutschen Grenzen im Interesse der bedrängten Landwirth⸗ schaft den Produkten anderer Länder zu verschließen und wollten jetzt selbst den deutschen Produkten eine Konkurrenz im Auslande, in deutschen Schutzgebieten, entstehen lassen. Der Abg. Dr̃. Hammacher meine, das Land eigne sich zur Schafzucht, wie werde es denn aber mit dem Wollzoll? Wenn die dortigen Schafzüchter ihre Produkte nach Deutschland einführten, werde man es den Leuten nicht verargen können, daß Deutschland ihnen durch die Abnahme ihrer Produkte behülflich sei. Die Gründe des Centrums für die Bewilligung seien wohl nur in Ermangelung von besseren angegeben worden. Auch der Abg. Dr. Windthorst wolle erst den Zeitpunkt abwarten, wann die Regierung ein Zurückgehen für geeignet halte. Er gehe aber mit Bewilligung der 23 500 ℳ weiter. Man solle so schnell wie möglich jenes ausgezeichnete Besitzthum losschlagen und die Schutztruppe aus ihrer unerquicklichen Lage zurückziehen. Der Abg. Dr. Hammacher habe gesagt, das sei nicht so leicht, daß ein großes Volk einen derartigen vorwärts gethanen Schritt wieder zurückthue. Diese Art nationaler Auffassung verstehe er (Redner) nicht, daß man, wenn man einmal eine Dumm⸗ heit gemacht habe, sie noch vergrößern müsse. Gerade ein großes Gemeinwesen könne eher einen falschen Schritt zurückthun, was dem kleinen leicht als Feigheit und Schwäche ausgelegt werden könnte. Für Größere gelte das Wort des Fürsten Bismarck: „Der Starke weicht muthig zurück!“ 15 Abg. Dr. Hammacher: Nachdem das Wort: „Der Starke weicht muthig zurück,“ auf den früheren Reichskanzler, den Schöpfer des Deut⸗ schen Reiches, bezogen worden sei, wolle er es doch noch dahin berichtigen, daß der Minister⸗Präsident von Manteuffel es in den Tagen von Olmütz ausgesprochen habe. Er (Redner) glaube, einem politischen Gefühle zu entsprechen, wenn er dies ausdrücklich berichtige. Im südwestafrikanischen Schutzgebiete befänden sich nicht weniger als 17 Missionsstationen, allerdings evangelische. Der Gedanke des Fürsten Bismarck an eine Schutzherrschaft über Südwest⸗Afrika sei zuerst durch die Bedürfnisse der Baseler Missionsgesellschaft ange⸗ regt worden. Daher müsse das Centrum, wie es die ostafrikanische Kolonialpolitik wesentlich mit Rücksicht auf die Christianisirung unterstützt habe, auch die Herrschaft über Südwest⸗Afrika aufrecht er⸗ halten. Der Reichskanzler irre, wenn er meine, er (Redner) wolle diese Schutzherrschaft auch dann aufrecht erhalten, wenn Deutschland kein Interesse mehr an jenem Gebiete habe. Er stehe in dieser Frage durchaus auf dem Standpunkte des Reichskanzlers. In jenem Ver⸗ trage handle es sich aber nicht um einen Verzicht auf alle deutschen Interessen in Südwest⸗Afrika; im Gegentheil, der Vertrag werde die deutschen Interessen daselbst vertreten. Von einem Enthusiasmus von Hunderttausenden sei ihm nichts bekannt; das deutsche Volk habe Südwest⸗Afrita von vornherein sehr nüchtern gegenüber gestanden. In der Budgetkommission von 1884 habe er nicht die Absicht ver⸗ treten, als liege die Erwerbung der südwestafrikanischen Erwerbung im Interesse des deutschen Vaterlandes; er habe nur den Zusammen⸗ hang zwischen den Subventionsdampfern und der deutschen Kolonial⸗ politik dargelegt. Daraus den Schluß zu ziehen, daß er zu den Schaumschlägern gehöre, sei so nebenbei geschossen, daß er es nicht zu widerlegen brauche. Das deutsche südwestafrikanische Gebiet sei nicht allein durch die Walfischbai zugänglich. Angra Pequena werde von der deutschen Marineverwaltung als ein durchaus guter Hafen angesehen, und eine lebhafte Verbindung bestehe zwischen der Kapkolonie, speziell Kimberley und dem Süden der deutsche Kolonie. Es seien ja schon bedeutende Summen für diese Kolonie geboten worden. Bezüglich des Konsortiums zur Untersuchung der Goldminen habe er nicht gesagt, dasselbe habe sich gebildet in der Absicht, sondern auf die Gefahr hin, das Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Die Resultate der Untersuchung seien noch nicht definitiv abgeschlossen, die Geologen
haben. Nichtsdestoweniger würde ich einer Vermehrung der Schutz⸗
von dem Kamaherero abgetreten sei, gesprochen und sage dann im
feien der Ansicht, daß sich dort ertragreiche Goldminen begründen
sacher der Kolonialpolitik seien, hätten sich immer darauf gestützt, daß
ließen, wenn man mit bedeutendem Kapital vorgehe. Der Abg. Richter;
spöttele über das „Schildwachestehen“ und darüber, daß die Verträge
nicht gehalten würden. An Wasser fehle es zum größten Theil 8
Afrika, in Transvaal habe man aber die künstliche Beschaffung des⸗
selben nicht für eine unüberwindliche Schwierigkeit angesehen. Es
sei noch zu hoffen, daß man zu besseren Resultaten komme, man habe keine Veranlassung, die Flinte ins Korn zu werfen und eine
Kolonie aufzugeben, die erst vor fünf Jahren durch einen der geschick⸗
testen diplomatischen Feldzüge erworben sei. . 1
Abg. Richter: Fürst Bismarck habe andere geschicktere diplo⸗
matische Feldzüge gewonnen als diesen. Der Abg. Dr. Hammacher
habe sehr geschickt das Interesse des Centrums zu erwecken gesucht durch Bezugnahme auf die cvangelischen Missionen in jener Gegend.
Richtig sei, daß von Barmen aus evangelische Missionen dorthin ge⸗
sandt worden seien, bevor von Kolonialpolitik die Rede gewesen sei.
Richtig sei auch, daß an die Kapregierung die Anfrage ergangen sei.
ob sie Missionsanstalten zu schützen in der Lage sei Die Kap⸗
regierung habe mit Nein geantwortet und darauf sei die Flagge in
Angra Peqguena gehißt worden. Die Missionsstationen seien aber von der
deutschen Regierung so wenig wie von der Kapregierung geschützt woeden.
Wie könne man auch in einem kleinen Lande von solcher Ausdehnung
17 kleine zerstreute Missionen schützen. Gerade diese Missionen hätten
auf das Lebhafteste öber die deutsche Schutzherrschaft geklagt; sie
brächten nur Mißhelligkeiten mit sich, von denen sie früher verschont gewesen seien. Ueberhaupt sei es mit der Erziehung der Christen in jener Gegend eine eigenthümliche Sache. Jene Völkerschaften seien sämmtlich Christen; sie unterschieden sich nur dadurch und bekämpften sich theilweise deshalb, daß die Einen bessere Christen zu sein vor⸗ gäben, als die Anderen und ihre besonderen Heiligen und Propheten hätten, und in Streit geriethen, weil Andere diese besondere Heilig⸗ keit nicht anerkennten. Der Abg. Dr. Hammacher habe im Jahre 1884 in der Budgetkommission zuerst über die deutsche Kolonial⸗ politik gesprochen, und zwar mit einem Beifallsgruß an die Flaggen⸗ hissung. Es sei die Rede von der Dampfersubvention gewesen. Der Abg. Dr. Hammacher habe hierbei an Angra Pequena erinnert und gemeint, daß, wenn die deutsche Regierung Hrn. Lüderitz in seinem Besitze in Angra Pequena in Schutz genommen, sie im Sinne des ganzen deutschen Volkes gehandelt habe. Dies sei die erste parlamen⸗ tarische Gutheißung der Inaugurirung der Kolonialpolitik in jener Zeit gewesen. Das Konsortium, das sich zur Gewinnung von Gold in Südwest⸗Afrika gebildet habe, habe dies mit dem klaren Bewußt⸗ sein gethan, das Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Der Abg. Dr. Hammacher habe gefragt, warum man, wenn das Land so ganz werthlos sei, von der Kapstadt aus das Auge darauf richte. Wenn überhaupt dort etwas zu holen sei, so sei es natürlich von der Kapstadt aus. Das sei der natürliche Stütz⸗ punkt für alle Unternehmungen in jener Gegend. Und dann wenn Jemand ein großes Gut habe und am Rande befinde sich ein Stück Land, das an sich ganz werthlos sei, so bekomme es doch für jenen Besitzer ein anderes Interesse, als es für jeden Anderen habe, sei es auch nur, um Andere von der Besitzergreifung fernzuhalten. Was überhaupt Hr. Lüderitz in Angra Pequena angefangen habe, sei noch immer nicht recht klar gestellt. Er habe, soviel man wisse, lediglich die Einfuhr von Waffen und Spirituosen zur zollfreien Hinüberfüh⸗ rung in das Kapland betrieben. Das Kapland habe natürlich ein Interesse daran, solche Ansiedlungen zu verhüten. Der Abg. Dr. Hammacher habe sich endlich darauf berufen, daß man in Hamburg Kapital zusammenbringe, und Hr. Woermann sich daran betheilige dann rathe er der Regierung, keinen Augenblick zu zaudern und Alles zu genehmigen; wenn Leute sich fänden, die Südwest⸗Afrika übernehmen wollten, so möge man nach den Leuten greifen. Je rascher man von den Lasten loskomme, um so besser. (Beifall links.)
„Abg. von Vollmar: Wenn nur Spirituosen und Waffen in Südwest⸗Afrika Absatz fänden, dann thäte Deutschland am besten seine Hand davon zu lassen. Der Schutz der Missionen könne für den Reichstag auch nicht bestimmend sein. Jener böse Mensch, der die hier viel besprochenen Plünderungszüge im Lande durchgeführt habe, sei kein Heide, sondern ein richtiger Christ gewesen. Aus den Weiß⸗ büchern ersehe man, daß die katholische und die protestantische Partei sich dort an den Kragen gingen und religiöse Ansichten mit den Waffen in der Hand auskämpften. Eine civilisatorische Thätigkeit der Missionare habe sich also hier nicht gezeigt. Jedenfalls sei ein natio⸗ nales deutsches Interesse, für die Missionen einzutreten, nicht vor⸗ handen. Es gebe Missionen weit über das deutsche Schutzgebiet hin⸗ aus, und wenn man den Satz aufstelle, daß, wo solche Missionen seien, auch Schutztruppen sein müßten, so würde man zu ungeheueren Konsequenzen kommen. Wenn der Fürst Bismarck das Wort, „der Starke weicht muthig zurück“ nicht gesprochen habe, so hätte er es wenigstens sprechen können. (Heiterkeit.) Durch die That habe er das jedenfalls gezeigt. Er (Redner) brauche nur auf Samoa hinzuweisen.
Abg. Dr. Hammacher: Er babe in der Budgetkommission von 1884 nur behauptet, daß eine Kolonialpolitik im deutschen Interesse liege, und daß die Dampfersubventionen mit der überseeischen Politik Deutschlands im innigsten Zusammenhange ständen. Wenn der Abg. Richter weiter meine, er (Redner) hätte in geschickter Weise das Centrum für die Sache durch Erwähnung der Missionen zu erwärmen verstanden, so erwidere er ihm: Er habe nie so niedrig vom Centrum gedacht, daß es deshalb, weil es sich um evangelische Missionen handle, die Hülfe des Reichs weniger hoch anschlagen könnte.
„Nach Ablehnung des Antrags Richter wird der Titel un⸗ verändert bewilligt.
Für Maßregeln zur Unterdrückung des Skla⸗ venhandels und zum Schutze der deutschen Inter⸗ essen in Ost⸗Afrika werden 3500 000 ℳ verlangt. Die J11“ beantragt, die Summe um eine Million zu ürzen.
Berichterstatter Abg. Prinz Arenberg befürwortet den mit 18 gegen 6 Stimmen gefaßten Beschluß der Budgetkommission, gegen den von dem Vertreter des Auswärtigen Amts kein Widerspruch er⸗ hoben worden sei. Es sei in der Kommission die zuversichtliche Er⸗ wartung ausgesprochen worden, daß in Zukunft der Etat für Ost⸗ Afrika in derselben Form wie der von Togo und Kamerun vorgelegt werde. Die Verwaltung des ostafrikanischen Gebiets werde durch Eintheilung in Distrikte besorgt werden; an die Spitze eines jeden Distrikts werde ein Distriktshof gestellt werden, der ebenso wie der Gonverneur Civil⸗ und Militärgewalt in sich vereinige. Auch inner⸗ halb eines bloßen „Interessengebiets' habe das Reich die Verpflich⸗ tung, dem Sklavenhandel entgegenzutreten.
Die Diskussion über diese Position wird mit der ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Schutz⸗ truppe für Ost⸗Afrika, verbunden.
Abg. Dr. Bamberger: Seine Freunde und er hätten sich zu einem Widerspruch gegen das Abkommen der Reichsregierung mit England über das ostafrikanische Gebiet nicht gemüßigt gefühlt, weil sie der Meinung seien: je weniger Afrika, desto besser! In einem Theil der Kolonialpresse sei das englische Aequivalent Helgoland als der Hosenknopf bezeichnet worden, den Deutschland für einen ganzen Anzug empfangen habe. Er würde die Insel lieber als eine schöne Busennadel bezeichnen, denn sie sei eigentlich mehr in ästhetischer Be⸗ ziehung ein Gewinn für das Deutsche Reich. Er wolle wünschen, daß Deutschland später die Freude daran nicht getrübt werde. Da die Regierung genöthigt gewesen sei, sich schlüssig zu machen, welche
orm sie nun dem ostafrikanischen Gebiet geben wolle, so habe sie ich für die Gründung eines deutsch⸗ostafrikanischen Reichs ent⸗ chlossen. Ganz klar seien aber auch jetzt noch nicht die staatsrecht⸗ lichen Verhältnisse, nachdem eine vollständige Solidarität des Deutschen Reichs mit jenem Gebiet herbeigeführt worden sei. Das Verhältniß, wie es bestanden habe, als die Vereinbarung zwischen der früheren ht.en und dem Parlament zu Stande gekommen, sei also jetzt vollständig umgeändert worden. Seine Partei könne dieser Aenderung nicht zustimmen, denn selbst Diejenigen, die nicht ausgesprochene Wider⸗
rikanische Neuschöpfung, deren Schicksal man gar
en könne, mit dem Gefüge des Dentschen Reichs ver⸗ binden. Er sei dem Reichskanzler sehr dankbar, daß er in letzter Stunde die interessanten Schriftstücke über Ost⸗Afrika vorgelegt habe Er denke sich, der Reichskanzler wolle, daß der Reichstag in voller Kenntniß der Thatsachen einen Beschluß über einen so wichtigen Schritt, wie er jetzt vorliege, fasse. Ihm (dem Redner) sei allerdings bei dieser Sache fortwährend zu Muthe, wie jenem Manne auf der Galeere, der verwundert gefragt habe, was er auf der Galeere zu thun kabe Man lege das Schicksal, des Deutschen Reichs in die Hände von kühnen Reisenden. Als die ersten Nachrichten von dem Streit zwischen Wissmann und Emin, zwischen Emin und Stokes in die Oeffentlichkeit gelangt seien, habe es geheißen, die Reichsregierung habe erklärt, sie könne sich in diese Streitigkeiten nicht einmischen vgn. müsse Alles dem Kommandirenden in Afrika überlassen Er (Redner) könne das sehr wohl begreifen, denn man könne bei der Unmöglichkeit, sich über die afrikanischen Verhältnisse schnell zu orientiren, nur einem Manne den man dorthin schicke, die ausgedehnteste Vollmacht geben Allerdings habe man nicht gerade Ueberschuß an geeigneten Persönlichkeiten. Wenn er die meisten der dert wirkenden Männer als Abenteurer bez ichne möchte er das nicht in dem schlechten Sinne genommen wissen, sondern in dem, in dem man auch von Frau Aventiure spreche. Es seien eben schwungvolle Abenteurer, denen man das Schicksal des Deutschen Reichs in Afrika andertrauen müsse. Deutschland sei von einigen auf eigene Faust vorgehenden Männern von Station zu Station gezogen worden. Ein Mann, von dem man vielleicht mit Unrecht mit Geringschätzung gesprochen habe, Hr. Dr. Peters, sei der eigentliche Stifter der deutschen ostafrikanischen Kolonie. Als der frühere Reichs⸗ kanzler mit dem Flaggenhissen begonnen habe, habe Hr. Dr. Peters erklärt daß auch Ost⸗Afrika diese Ehre zu Theil werden müsse. Er habe sich auf eigene Faust nach Ost⸗Afrika aufgemacht, Verträge mit den Neger⸗ fürsten abgeschlossen, Blutsbrüderschaft mit ihnen geschlossen. Es jei auch hier vielfach über den Herrn gelacht worden. Heute dürfe er sagen: was ich gewollt habe, ist geschehen. Er habe dazu ermuntert die ostafrikanische Gesellschaft zu gründen, was ihm gelungen sei, als auch Bismarck auf seine Pläne eingegangen sei, Sansibar den deutschen Interessen zugänglich gemacht habe und schließlich auch nav der gegen⸗ überliegenden Küste gegangen sei. Dann seien die Aufstände gekommen und das Reich habe eine besondere Schutztruppe zur Dämpfung der⸗ selben heranziehen müssen. So sei man allmählich zur Kron⸗ kolonie gekommen. Er (Redner) habe vor Hrn. Peters den Respekt, als vor einem Manne, der seinen Zweck erreicht habe. Ob er deshalb der Mann sei, der einem Reichs⸗Gouverneur an die Seite gesetzt werden könne, um die Dinge in die richtigen Wege zu leiten, wisse er nicht. Wie es mit Hrn. Peters gegangen sei, so sei es auch mit anderen Männern gegangen. Dem Anglo⸗Amerikaner Stanley habe man früher besonders in Köln zugejubelt — die kolonial⸗ freundlichen Bestrebungen Kölns seien vielleicht auch ein Grund für die Haltung des Centrums —, dann sei auch er angegriffen und herabgesetzt worden. Später habe man sich für Wissmann begeistert. Nicht ihm allein, sondern wesentlich der deutschen Flotte möchte er (Redner) die Siege zuschreiben. Das zeige alles, wie groß die
Schwierigkeiten seien, in die man sich bei Gründung einer Kronkolonie begebe. Das ganze Gebiet solle nach dem Gesammteindruck, den die Verhandlungen der Kommission gemacht hätten, in drei Theile zer⸗ fallen: in die eigentliche Kronkolonie im direkten Besitz des Deutschen Reichs, in das sogenannte Schutzgebiet, welches die ost⸗afrikanische Compagnie durch Verträge mit einzelnen kleinen Souveränen und Halb⸗ souveränen erworben habe und welches durch einen Schutzbrief unter den Schutz des Deuts chen Reichs gebracht worden sei, und endlich in die sogenannte Interessensphäre, eine völkerrechtliche Schöpfung ganz neuer Art, die erst Platz gegriffen habe, seit die Congoakte eingeführt sei. Nun frage er sich gerade auf Grund der kurzen Erlebnisse seit einem halben Jahre: werde es möglich sein, diese Dreitheilung mit irgend einem praktischen Erfolg durchzuführen? Er glaube, daß jedenfalls die Ein⸗ theilung zwischen dem Schutzgebiet und der Interessensphäre kaum zu halten sei. Gerade jetzt, wo die verschiedenen Truppentheile, die Karawanenzüge, welche nach dem Westen marschirten, sich gerade in dieser Interessensphäre so geberdeten, wie sie es nur in Schutzgebieten thun könnten, werde der Unterschied zwischen der Interessensphäre und dem Schutzgebiet in kurzer Zeit verschwunden sein. Die Unterstellung eines großen Theils des afrikanischen Gebiets, welches, wenn er nicht irre, größer sei, als das Deutsche Reich, unter die Solidarität des ganzen Deutschen Reichs scheine ihm durchaus dem zu widersprechen, was man im Reichstage Anfangs als Kolonialpolitik verstanden habe. Seine Partei könne deshalb zu ihrem Bedauern dieser Position nicht zustimmen. Die Erklärung des Reichskanzlers, daß er für Südwest⸗ Afrika gewissermaßen nur noch ein Probejahr verlange, treffe beinahe mit den Anschauungen seiner Partei zusammen, und es sei wahrschein⸗ lich, daß Mancher vorhin für die kleinere Summe gerade mit Rück⸗ sicht auf die Erklärung der Regierung gestimmt habe. Die ver⸗ bündeten Regierungen hätten das Vertrauen, die Sache würde viel⸗ leicht nützlicher und fruchtbarer von der höchsten Macht verwaltet werden, als von einer privaten Gesellschaft. Es lasse sich dafür und dawider streiten. Für seine Partei sei lediglich durchschlagend, daß sie nicht ein ostafrikanisches deutsches Reich schaffen wolle, welches sie nicht im Interesse der Existenz des Deutschen Reichs und seiner Steuer⸗ zahler erachte, weil sie nicht berechnen könne, zu welchen fatalen Konsequenzen dies dereinst führen könne. Sie habe erwartet, daß nach der Pazifikation der Küste die ostafrikanischen Schutzgebiete der Gesell⸗ schaft übergeben werden würden. Er habe es verstanden, daß die Re⸗ gierung gesagt habe: „Ihr seid durch den Araberaufstand in Schwierigkeiten gerathen; wir wollen Euch herausreißen und Euch nicht unterdrücken lassen.“ Jetzt aber, wo der Friede hergestellt sei, hätte die Regierung sagen müssen: „Das Uebrige macht Ihr mit Euren eigenen Mitteln und auf eigene Verantwortlichkeit; solltet Ihr von Außen angegriffen werden, so werden wir Euch wieder zu Hülfe kommen.“ So habe seine Partei es verstanden, und er glaube auch, die Mehrzahl der Abgeordnteen. Vom Centrum liege eine einheit⸗ liche Erklärung vor. Der Abg Dr. Windthorst habe im Mai 1890 erklärt, er erwarte, daß nun die ostafrikanische Kolonie in die Ver⸗ waltung der Gesellschaft zurückgegeben werde, sobald Ordnung be⸗ stehe. Das sei nun nicht geschehen. Deutschland habe sich von Stufe zu Stufe immer weiter drängen lassen. Ursprünglich seien 4 — 500 Soldaten als nothwendig bezeichnet worden. Dann sei diese Truppe von 600 auf 1100 Mann hinaufgestiegen. Dabei sei immer von einer Polizeitruppe die Rede gewesen. Jetzt solle eine kleine Armee von 1700 Mann geschaffen werden, und die werde bedeutende Summen verschlingen. Er glaube nicht, daß die Einnahmen die Ausgaben decken würden. Es wäre vielleicht auch besser gewesen, wenn die Re⸗ gierung der Gesellschaft die Uebernahme der Kolonie durch die Kontra⸗ hirung einer Anleihe erleichtert hätte. Er habe ja kein Interesse an einer ostafrikanischen Anleihe, aber er glaube, wenn die Ostafrikanische Gesellschaft einmal das Unglück gehabt hätte, ihre Zinsen nicht be⸗ zahlen zu können, so hätte eine Art moralischer Verpflichtung für das Reich bestanden, der Gesellschaft beizuspringen. Er hätte gar nichts dagegen gehabt, wenn eine solche Garantie gegeben worden wäre, um⸗ somehr als die 600 000 ℳ hier doch aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich aus den Zöllen als Minimum herauskommen könnten. Ein glänzender Erfolg dieser Kolonie sei auch in Zukunft nicht zu er⸗ warten. Das Beispiel anderer, viel besserer Kolonien wirke nicht ermuthigend. Er verweise auf Algier. Wenn Ost⸗Afrika so nahe zu Deutschland läge wie Algier zu Frankreich, wie glücklich könnte es sein! Algier stehe thurmhoch über Ost⸗Afrika und doch habe es nach dem Bericht des Budgetreferenten im französischen Senat in den 60 Jahren seit der Eroberung nach Abzug alles dessen, was es einge⸗ tragen, noch vier Milliarden Francs gekostet. Dieses Exempel müsse in Betracht gezogen werden. Zum Schluß wolle er in Bezug auf Ost⸗Afrika einen unverdächtigen Zeugen vorführen. Man habe das Zeugniß des Dr. Fischer früher zurückgewiesen. Dr. Hans Mexyer sei aber um so weniger verdächtig, als er noch letzthin ein Zeichen Aller⸗ höchster Gnade erfahren habe, indem Se. Majestät der Kaiser ihm zum Zeichen der Anerkennung seiner Leistungen Sein eigenes Bild ge⸗ schenkt habe. Der Mann sei so zu sagen ein Schwärmer
das Schutzverhältniß das vorherrschende bleiben solle. Seine Partei
für Afrika. Er habe sich an der großen Expedition nach
dem Kilimandscharo betheiligt
bestiegen. Dieser underdächtige wechseln mit küblen Nächten. Die Regengüsse lockern den Boden auf; sechs Wochen lang wächst, grünt und blüht Alles, und alsbald folgt ein unabsehbares Dickicht, graubrauner Zunder und dergl. Der größere Theil der deutschen Interessensphäre ist ein unfruchtbares, sehr dünn bevölkertes Land, in dem wohl der genügfame Neger fortkommen kann, in dem aber für Europäer weder gewinabringende Werthe vorhanden sind, noch hervorgebracht werden können Auch Wissmann sagt: 2²2/10 nur ist gutes und 5/10 trockenes Land; felbst in
und die höchste Höhe Zeuge schreibe: Tage
Bergeshöhe leiden, wie ich oft erfahren habe, nicht nar die Europäer sondern auch die Neger am Fieber. Leider verbindet nicht bloß die große Menge mit dem Begriffe Afrika unklare Vorstellungen; man denkt nur an Elephanten, Palmen, Plantagen und dergleichen. Im Süden von Afrika weiß man das sehr gut und belächelt uns. Vjele Versuche sind seit Jahrhunderten in Afrika gemacht worden, haben aber nie zu Resultaten geführt. Es ist Kirchhofsluft, die auf den meisten unserer Stationen weht; alle zeigen ein hippokratisches Ge⸗ sicht Für die Handelsaussichten ist mancher unrichtige Vergleich ge⸗ macht worden, aber kein falscherer als der mit der ostindischen Com⸗ pagnie. Die besseren Erzeugnisse könnten in einem Güterzuge befördert werden, der Export der anderen kohnt nicht.“ Mit diesen Ausfüh⸗ rungen schließe er, weil sie zu seinen staatsrechtlichen und politischen Bedenken wirthschaftliche hinzufügten, die zeigten, daß dauernde Er⸗ folge auch auf wirthschaftlichem Gebiet in Ost⸗Afrika nicht zu er⸗ warten seien. (Beifall links.) “ Staatssekretär Freiherr von Marschall: Miine Herren! Ich erbitte mir das Wort lediglich zu einer ganz kurzen Berichtigung. Der Hr. Abg. Bamberger hat nämlich meine Aeußerungen in der Budgetkommission in einem wichtigen Punkte dahin mißverstanden, es sei die Absicht der Regierung, eine staatsrechtliche Dreitheilung des ostafrikanischen Gebiets in dem Sinne eintreten zu lassen, daß nur das Küstengebiet als eigentliche Kronkolonie gelten, dahinter das Schutzgebiet als solches verwaltet und die Interessen⸗ sphäre wie bisher bleiben soll. Eine solche Absicht der Regierung besteht nicht, ich habe auch keinerlei Aeußerung gethan, die darauf schließen lassen konnte, zumal ein derartiges System schon aus geo⸗ Pgraphischen Gründen undurchführbar ist. Schon gegenwärtig besteht in den staatsrechtlichen Verhältnissen zwischen der neuerworbenen Küste und dem alten Schutzgebiet der ostafrikanischen Gesellschaft keinerlei Unterschied mehr, die beiden Gebiete bilden ein einheit⸗ liches Ganze. Was die dahinter liegende Interessensphäre betrifft, so habe ich auf eine Anfrage eines Mitgliedes der Budgetkommission geantwortet: die Frage, ob und wann man auch diese Interessensphäre förmlich unter den Schutz des Deutschen Reichs stellen solle, sei noch eine offene. Es schweben darüber noch Erwägungen. Es sei die Sache nicht so einfach, weil die Unterschutzstellung auch gewisse inter⸗ nationale Verpflichtungen bedinge und es möglicherweise vorzuziehen sei, nur allmählich nach Maßgabe der stattfindenden faktischen Okku⸗ pation mit der Erklärung der Interessensphäre zum Schutzgebiete vorzugehen. Als Ziel schwebt! der Kolonialregierung vor, ihrerseits das Gesammtgebiet als einheitliches Ganze vom staatsrechtlichen Ge⸗ sichtspunkt zu verwalten.
Um 5 Uhr wird die Berathu SD vertagt. hung auf n cstag 1 Uhr
Haus der Abgeordneten.
25. Sitzung vom 4. Februar 1891.
Der Sitzung wohnen der Minister der geistlichen ꝛc. An⸗ gelegenheiten Dr. von Goßler, der Minister des Innern Herrfurth, der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch und der Finanz⸗Minister Dr. Miquel bei.
Zur Berathung steht zunächst der Antrag des Abg Dr. ferget. 1
Das Haus der Abgeordneten w beschließ 1 1 daß die önigliche n9, ö 85 Cgrarkung zur Geltung bringen werde, daß im linksrheinischen Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Köln bei staatlich anerkanntem Bedürfnisse v1“ Verpflichtung neu zu errichten 1 ee arf überhaupt mit einem standesmäßigem Gehalt Abg. Dr. Reichensperger: Die vorliegende Angelegenheit sei be⸗ reits vor einigen Jahrzehnten durch einen Beschluß des Abgeord⸗ netenhauses und des Herrenhauses im Sinne des Antragstellers in Fluß gerathen; leider habe aber die Regierung bis jetzt noch keine Anstalt gemacht, die kirchlichen Verhältnisse im linksrheinischen Ge⸗ biete zu verbessern, für die evangelische Kirche dagegen sei dort in den letzten Jahren sehr viel geschehen. Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Goßler: Meine Herren! Der geehrte Herr Vorredner hat Ihnen die Entwicklung dieses Antrages durchaus richtig dargelegt, und ich werde im Wesentlichen in der Geschichtserzählung fortfahrend da anknüpfen, wo derselbe endete. Es ist durchaus richtig, um es nochmals zu wiederholen, daß in den fünfziger Jahren die angeschnittene Frage Gegenstand der eingehendsten Erörterungen sowohl hier wie im Herren⸗ hause gewesen ist, und daß im Jahre 1864 das Staats⸗Ministerium einen die Angelegenheit betreffenden Beschluß gefaßt hat. Dieser Beschluß von 1864 ist im Wesentlichen des Inhalts, daß eine recht⸗ liche Verpflichtung in dem von dem Herrn Vorredner dem Staate angesonnenen Umfange nicht anzuerkennen ist, daß dagegen gewisse Unbilligkeiten anerkannt und die Minister der geistlichen Angelegen⸗ heiten und der Finanzen beauftragt wurden, im Wege der Vereinbarung, — auch in der Folgezeit bis zu den kirchen⸗ politischen Wirren ist in einer Reihe von Fällen, wenn ich nicht irre in 11 Fällen, und dann noch in 5 Fällen so verfahren worden, Staatsbedürfnißzuschüsse an Stelle des Staatsgehaltes zu bewilligen. Durch dieses Entgegenkommen haben aber die Ihnen Allen bekannten kirchenpolitischen Wirren einen Strich gemacht und ein Aufhören dieser Thätigkeit eintreten lassen. Wir haben nun seit einigen Jahren dieses selbe wohlwollende Verhalten wieder aufzu⸗ nehmen versucht, sind aber nunmehr durch die Anträge des Hrn. Dr. Reichensperger, welche ja in einer Denkschrift schon niedergelegt waren, erneut veranlaßt worden, in die Prüfung der rechtlichen Seite der Materie einzutreten. Sie werden schon aus den Ausführungen des Herrn Redners, die ich ja noch sehr vermehren könnte, entnommen haben, daß es sich um eine der schwierigsten Rechtsmaterien handelt, und Sie werden ahnen, daß noch eine ganze Reihe von Beziehungen vorhanden sein können, welche die wichtigsten staatsrechtlichen Fragen betreffen, so die Frage, unter welchen Voraus⸗ setzungen gewisse Theile unseres Landes Aufnahme in die Monarchie gefunden haben, wie die staatsrechtlichen und gesetz⸗ geberischen Grundlagen zu beurtheilen sind, welche mit diesen Pro⸗ vinzen zusammen in den preußischen Staat übernommen sind.
von
Das Staats⸗Ministerium hat nun in seiner Sitzung vom