1891 / 34 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Feb 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Kaserne in Saarburg statt einer Million nur 900 000 Die Be⸗ rathung des Militär⸗Etats wurde heute beendigt.

Die Volksschul⸗Kommission des Hauses der Abgeordneten hat in zwei Sitzungen den §. 110 (Anstellung der Lehrer) erledigt. Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. von Goßler, sowie die Abgg. Graf Clairon d'Hausson⸗ ville, Steinmann, Seyffardt und Knörcke stützten sich auf die Verfassung und betonten, daß der Staat auch in Zukunft über die An⸗ stellung der Lehrer verfügen müsse und der Gemeinde mehr Rechte, als früher, eingeräumt worden seien. Die Abgg. Bartels und Dr. Brüel be⸗ fürworteten, daß dem örtlichen Herkommen oder besonderen Rechtstiteln mehr Einfluß gewährt werde. Der Abg. Zelle trat dafür ein, daß die Selbstbestimmung der Gemeinden stärker zum Ausdruck gelange Die Anträge Brüel und Zelle wurden abgelehnt. Nach dem ersten Antrag Zelle sollte den Gemeinde⸗Schulverbänden und Gutsbezirken die Wahl der Lehrer zustehen, die Bestätigung und Vokation u“ zirksregierung Nach dem zweiten Antrag Zelle sollte bei Nichtberücksichtigung des Gemeindevorschlags binnen vier Wochen ein anderweiter Vorschlag zugelassen werden. Der Regierungsvorschlag und ein Antrag Olzem, daß als Grund ander⸗ weiter Entscheidung die Nothwendigkeit der Besetzung der Stelle zum Zweck der Ausführung eines auf Versetzung lautenden Disziplinar⸗ Erkenntnisses nur bei denjenigen Lehrerstellen geltend gemacht werden dürfe, für welche der Bezirksregierung bisher das freie Besetzungsrecht zustand, wurden angenommen. Die §§. 111— 117 fanden in unrer⸗ änderter Fassung die Genehmigung der Kommission.

Handel und Gewerbe.

Der Aufsichtsrath der Leipziger Kredit⸗Anstalt be⸗ schloß, der am 28. Februar abzuhaltenden Generalversammlung die Vertheilung von zwölf Prozent Dividende vorzuschlagen. In der heutigen Aufsichtsrathssitzung der Hypothekenbank in Hamburg wurde die Dividende auf 8 % festgesetzt. Die Generalversammlung findet am 7. März statt.

Verkehrs⸗Anstalten.

Ins der letzten Sitzung des Bezirks⸗Eisenbahnraths zu Erfurt dhsss dn 1 Königlichen Eisenbahn⸗Direktion, um ein Bild von der Entwicklung des Zugverkehrs auf den Strecken ihres Bezirks zu geben, die Mitthei⸗ lung gemacht, daß im November 1890 gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres auf den nämlichen, damals schon im Betrieb gewesenen Strecken eine Vermehrung der Zugkilometer bei den Schnellzügen um 28 Proz., bei den Personenzügen um 3,8 Proz. und bei den Güterzügen um 16,7 Proz. stattgefunden habe. Auf allen Strecken des Bezirks, einschließlich der seit November 1889 eröffneten, hat eine Vermehrung der Personenzüge um 12 ½ Proz. statt⸗

gehabt. 8

Laut Telegramm aus Aachen ist die erste englische Post vom 7. Februar ausgeblieben. Grund: Verspätete Ankunft 8* 6. Februar. (W. T. B.) Durch ein Uebereinkommen zwischen dem Norddeutschen Lloyd und der Hamburg⸗ Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft haben die

s f ssagepreise wi öht. In Folge nannten Gesellschaften die Passagepreise wieder erhöh lg dieses Uebereinkommens betragen die Zwischendecks⸗Fahrpreise von Bremen nach Baltimore, von Hamburg nach Baltimore und von

Stetti 5 New⸗York nunmehr wieder hundert Mark. ö“ (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Arab“ ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen Infeln abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Tartar“ ist gestern auf der Ausreise von Southampton abgegangen.

Mannigfaltiges.

Der bauptstädtische Etat der Haus⸗ und Miethssteuer ist

der Nt. rg⸗ zufolge vom Magistrat um 1 300 000 höher gegen den laufenden Etat in Einnahme auf 19 300 000 festgesetzt; die Ausgaben betragen wie gewöhnlich 16 000 Bei Feststellung dieses Etats ist zugleich beschlossen worden, eine weitere Herabsetzung der Miethssteuer eintreten zu lassen und hierzu die Ge⸗ nehmigung der Stadtverordneten Versammlung einzuholen. Die Ermäßigungen sollen für Wohnungen bis zu 1000 Mieths⸗ werth eintreten und zwar so, daß Wohnungen bis 200 Mieths⸗ verth von der Steuer ganz frei bleiben sollen, diejenigen mit dem Miethswerth von 200 bis 400 sollen 2 % Miethssteuer, von 401 bis 600 3 %, von 601 bis 800 4 % und von 801 bis 1000 5 % Mietbssteuer zahlen, die höheren Mieths⸗ werthe bleiben wie bisher mit 6 ¾8 % belastet. Die Ermäßigung dieser Steuer bedingt einen Ausfall zu Gunsten der Besteuerten von 2 000 000 Ferner wurde mit Rücksicht auf das stetige Steigen des Umfangs des Ge⸗ schäftsbetriebes der städtischen Werke, der Betriebsfonds der Haupt⸗ kasse derselben um 1 600 000 höher und zwar auf 4 000 000 gebracht. Der Etat für die Hundesteuer ist in Einnahme auf 352 600 und in Ausgabe auf 3000 festgestellt worden. Hierbei sind noch die alten Sätze in Anwendung gekommen, da das neue Gesetz, welches den Gemeinden das Recht zuspricht, die Hundesteuer pro Hund und Jahr bis zu 20 zu erhöhen, noch nicht in Kraft getreten ist.

Seitens der städtischen Schul⸗Deputation ist die Nothwendigkeit zur Errichtung eigener Schulhäuser für die bisher provisorisch in einem Gemeinde⸗Schulhause bezw. in Miethsräumen untergebrachte 7. und 8. höhere Bürgerschule festgestellt worden. Der Magistrat hat deshalb für den Neubau einer 7. höheren Bürgerschule in der Mariannenstraße 47 und zum Neubau einer 8. höheren Bürger⸗ schule in der Rheinsbergerstraße 4/5 je 100 000 als erste Baurate in den Etat pro 1891/92 eingestellt.

Die Freilegung der Marienkirche rückt ihrer Verwirk⸗ lichung immer näher, denn, wie die „N. A. Z.“ hört, sollen die Häuser am Neuen Markt 6 und 7 am 1. April d. J. von sämmtlichen Miethern geräumt werden, und soll alsdann der sofortige Abbruch der

Gebäude erfolgen.

Bei den Post⸗Agenturen verschiedener größerer Vororte, wie z. B. Dalldorf, werden der „N. A. Z.“ zufolge seit Beginn des neuen Jahres Unfall⸗Meldestellen errichtet, zu deren Einrich⸗ tung Seitens der Gemeindekasse ein Beitrag von ca. 6 zu leisten ist. Durch die zweckmäßige Anlage wird es möglich, bei plötzlich ein⸗ tretenden Unglücksfällen schnell Hülfe herbeizuschaffen was auf andere Art in möglsichst kurzer Zeit gar nicht zu bewerkstelligen ist. Auch des Nachts werden Meldungen von Unfällen entgegengenommen. Am Posthause befindet sich eine von der Straße zugängliche, durch ein

Wetterbericht vom 7. Februar, Morgens 8 Uhr.

—ü.—

Henry Meilhac

Wind. V Wetter.

Mullaghmore 772 SSW A bedeckt Aberdeen 11 WNW 1 balb bed. Christiansund WSW 9 wolkig Kopenhagen. Nebel

Stockholm . 768 2bedeckt aparanda . 750 halb bed.

t. Petersb. 7 bedeckt

Mosan. 1 bedeckt 7 über ns-

bedeckt

Heicer Nebel

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Taglioni.

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52 Herr.

in ° Celsius

Temperatur

Bar. auf 0 Gr. zu. d. Meeres

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Max Grube. Dienstag:

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von Mozart. Uhr.

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Mädchen.

Montag: Opernhaus. 33. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet.

Novelle des Prosper Mérimée. Tanz Anfang 7 Uhr.

E öchsten Befehl. - 8. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr. Opernhaus. 34. Hochzeit des Figaro. Komische Oper in 4 Akten

Schauspielhaus. Male wiederholt: Der neue Herr. 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch.

Beutsches Theater.

Montag: Des Meeres und der Liebe Wellen. Dienstag: Die Kinder der Excellenz.

Hierauf: Pariser Leben. 5 Bildern von Carl Treumann. Offenbach. Kapellmeister Federmann. Montag: Meißner Pariser Leben.

Text von

und Ludovic Halévy, nach einer von Paul

38. Vorstellung. Auf Aller⸗ Zum ersten Male: Der nene

Vorstellung. Die burg. eeuss pinel (Feun Tonpinel). Anfang von Alexandre Bisson.

9 rchais. s Text von Beaumarch Moser.

Zum ersten

Schauspiel in Anfang

39. Vorstellung. 1 Akt von Benno Jacobson.

von Sigmund Lautenburg. thätigem Zweck.

Sonntag: Ehrbare ““

Friquette.

geeignetes Schild kenntlich gemahte elektrische durch welche der Post⸗Agent herbeigerufen wird.

Weckervorrichtung,

Im Nordland⸗Panorama“ (Wilhelmsstraße 10) macht

sich jetzt wie kurz vor Schluß jeder Sehenswürdigkeit der

Massenbesuch geltend. Das Panorama soll in Folge des anhaltend

sehr regen Besuchs erst in einigen Wochen behufs Bildwechsels ge⸗

schlossen werden. mor sne nll Ausstellungen 30 ₰. Die Panorama⸗Direktion bittet uns,

Der Eintrittspreis beträgt auch morgen, Sonntag,

nochmals darauf hinzuweisen, daß die Ausstellungen ohne elektrische Beleuchtung sind und mit eintretender Dunkelheit geschlossen werden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wien, 7. Februar. (W. T. B.) Das 111 blatt“ stellt in Besprechung der italienischen Kabinets⸗ krise fest, Rudini habe sich öffentlich als einen über⸗ zeugten Anhänger des Dreibundes erklärt. Die „Neue Freie Presse“ schreibt: man müsse abwarten, wie sich die Vertreter der Rechten und Linken im Kabinet Rudini verlragen würden. Jedenfalls bleibe Italien Deutsch⸗ lands und Oesterreich⸗Ungarns Freund und verharre, möge das Kriegsbudget herabgesetzt werden oder nicht, im Drei⸗ bunde. 88 8 Pest, 7. Februar. (W. T. B.) Im Unterhause be⸗ antwortete der Handels⸗Minister Baroß im Namen der Re⸗ gierung die Interpellation des Deputirten Baron Kaas bezüglich des neuen Gütertarifs für die ungarischen Staats⸗ bahnen dahin: Ungarns Recht zur selbständigen Feststellung der Tarife werde von kompetenter Seite nicht bezweifelt, könne aber auch motivirter Weise nicht bezweifelt werden. Indem die Regierung von diesem Rechte Gebrauch mache, erachte sie die wirthschaftlichen und finanziellen Interessen Ungarns für maßgebend. In Bezug auf die Vertrags⸗ verhandlungen mit Deutschland könne er derzeit selbstverständ⸗ lich keinerlei Mittheilung machen. Die Regierung hoffe auf das Zustandekommen eines Vertrages. Die Solidarität der Handels⸗ politik des Kabinets habe bereits der Minister⸗Präsident betont. Die Regierung beabsichtige, den Lokaltarif der Staats⸗ bahnen nicht abzuändern. (Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Die Antwort des Ministers wurde einstimmig zur Kenntniß enommen. 8 w Rom, 7. Februar, Vormittags 11 Uhr. (W. T. B.) Die Verhandlungen wegen Bildung des neuen Kabi⸗ nets bezugsweise wegen Vertheilung der einzelnen Porte⸗ feuilles werden vom Marchese di Rudini fortgesetzt, doch verlautet noch nichts Bestimmtes; sicher scheint nur, daß Rudini das Präsidium und das Ministerium des Auswärtigen

übernimmt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Regie: Hr. Binder. Anfang 7 Uhr. Porzellau.

Restdenz-Theater. DVirektion: Sigmund Lauten⸗ nntag: Zum 30 Male: 2 9. 8 Schwank in 3 Akten Deutsch 1— In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Veorher zum 30. Male: Friquette. 8 In Scene gesetzt Anfang 7 ¼ Ubr. Sonntag, Mittags 11 ¾ Uhr: Matinée zu wohl⸗ 8 Lustspiel in 4 Akten von Leo N. Tolstoi. Die Kreutzersonate. Schauspiel in 1 Akt von *.* selige Toupinel.

Sonntag:

Komische Operette in Musik von Jacques

Philharmonie. Montag, VIII. Philharmonisches Concert.

Hierauf: Kalisch (Tenor).

Abends 7 ½ Uhr: e Dir.: H. von Dirigent: Hr. Bülow. Sol.: Clotilde Kleeberg (Klav.), Paul

Geöffnet ae Uhr. wissenschaftlichen Theater Der selige Ton⸗

von Gustavw von —— von Gust 0 (62879) 1“X 1 Wilhelmstr. 10

““ „Uordland⸗ ebna Kurz vor Schluß der 30 Pf.

Ansstellungen heute

Schwank in

Vo he : 5 8 8 on. Familien⸗Nachrichten. Frl. Anni von

NM 9 * Vorher: Verlobt:

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnbof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗

Briesen mit Hrn. Hauptmann Ferd. von Schlutterbach (Breslau). Frl. Elise Mühle mit Hrn. Realgymnasial⸗ lehrer Rich Teichmann (Grünberg i. Schl.). Gast⸗ Frl. Ellinor von Wentzky und Petersheyde mit

amburg .. winemünde Neufahrwasser 2 bedeckt Memel ... bebe aris 1 bedeckt 3 Nebel NO 4 wolkenlos N 2 bedeckt SO 3 wolkenlos SO 2 bedeckt SW 2 Schnee N lIswolkenlos SO 1 bedeckt

ONO 868 11X“ NO Zhalb bed. Lüha ONO Zswolkenlos Uebersicht der Witterung. b Eine Zone hohen Luftdrucks liegt über Mittel⸗ CEuropa 81 einem Kern über 779 mm über Ost⸗ Deutschland, ein tiefes Minimum ostwärts fort⸗ schreitend über Lappland. In Deutschland ist das Wetter ruhig, im Norden meist neblig und durch⸗ schnittlich etwas wärmer, im Süden vielfach hbeiter und erheblich käter. Friedrichshafen meldet 10, München 11 Grad unter dem Gefrierpunkt. Nennens⸗ werthe Niederschläge werden nicht gemeldet. Neue Devpressionen scheinen vom Ozean im Nordwesten voorzudringen, während das Marimum sich nach Süd⸗ oder Südost⸗Europa verlegen dürfte. 8 Deutsche Seewarte.

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Theater⸗Anzeigen.

[E Ksnigliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 32. Vorstellung. Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von E. Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur F laff Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang r

Schauspielhaus. 37. Vorstellung. Das goldene

Verliner Theuater. Sonn Minna von Baruhelm. A Waldemar. 1

Montag: Goldfische. Dienstag: Graf Waldemar.

Tessing-Theater. Sonntag: Die Rosa⸗ Dominos. Lustspiel in 3 Akten von A. Delacour und A. Hennequin. Hirrauf: Ritterdienste. Scherz in 1 Akt von Labiche. Montag: Sodoms Ende. Dienstag: Zum ersten Male: Hedda Gabler. Schauspiel in 4 Akten von Henrik Ibsen. Mittwoch: Hedda Gabler.

ag, Nachm. 2 ½ Uhr:

bends 7 Uhr: Graf

Sonntag: Zum 70. Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn⸗ hardt. Palletcompositionen des 3. Aktes von C. à. Raida. Ballets unter Leitung des Balletmeisters C. Severini. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur W. Hock. Anfang 7 ½ Uhr

Bictorin-Theater.

spiel der

Theaters

Zelle-Klliance-Theater. Lufttänzerin Preciosa Grigolatis und Ensemble⸗Gastspiel von Mitgliedern des Wallner⸗ Zum 3. Male: Schelm Cupido. Dramatischer Scherz in 1 Akt. Cupido: Preciosa Grigolatis a. G. Vorher: Zum 22. Male: Die Nachbarinnen. Posse in 3 Akten nach dem Fran⸗ zösischen des und Gastyne von Hans Ritter. Anfang 7 ½ Uhr. I

Montag 98 folg. Tage: Gastspiel von Preciosa Grigolatis. Schelm Cupido. Die Nach⸗ barinnen.

Adolph Ernft-Theater. Letzte Sonntags⸗ Aufführung: Zum 155. Male: Unsere Don Inaua. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Rorh urd Adolpo Ferron. Anfang 7 Uhr. ““

Montaz: Dieselbe Vorstellung. Anfang 7 ½ Uhr.

In Vorbereitung: Adam und Eva. Gesangs⸗ posse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Elv. Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musik von Adolph Ferron.

Thomas-Theater. Alte Zakobstraße 30. Sonntag: Zum 6. Male: Der Registrator auf Reisen. Posse mit Gesang von A. L' Arronge,

Wallner-Theater. Sonntag: Zum 2. Male: Miß Helyett. Vaudeville in 3 Akten von Boucheron. Deutsch von Richard Genee. Musik von E. Audran. Anfang 7 Uhr

Montag und folg. Tage: Miß Helyett.

Pricbrich-Wilhetmsädtisches Theater. Male: Meißner Porzellan. Pant. Ballet in

Vließ. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen von Franz Grillparzer. Dritte Abtheilung: Medea. Trauerspiel in 4 Aufzügen. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7. Uhr.

1 Akt nebst einem Vorspiel von Golinelii Musik von Helmesberger jun. Dirigent: Kapellmeister Wolfheim. Ballet⸗Arrangement von der Beallet⸗ meisterin Frl. Lilé und Hrn. L. Gundlach.

Sonntag: Mit neuer Ausstaͤttung: Zum zehnten

G. von Moser und G. Steffens. Musik von R. Vial. In Scene gesetzt von A. Kurz. Die neuen Couplets von Alfred Bender. Cäsar Wichtig V Emil Thomas, Anfang Uhr.

I Montag: Dieselbe Vorstellung.

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Concert⸗Anzeigen Concert-Haus. Sonntag: Karl

Concert. Anfang 6 Uhr. Montag: VI. Beethoven⸗Abend. Anfang 7. Uhr. STienstag (Fastnacht): Letzter Subscriptions⸗ Ball. Billets à 3 im Bureau des Hauses.

Mevyder⸗

Verehelicht: Hr. Rechtsanwalt J. P.

rn. Frhrn. v. Buddenbrock (Dresden— Strehlen). Frl. Marie Hentschel mit Hrn. Landwirth Julius Büttner (Pirschen Metschkau). Frl. Martha Goedicke mit Hrn. Kaufmann Max Klut⸗ (Salz⸗ wedel Hamburg). Frl. Charlotte Krell mit Hrn. Prem. Lieutenant Schweder (Mülhausen i. Elf.). 8 P. Frohn mit Frl. Emma Jaeger (Elberfeld). Hr. Joseph Coppens mit Frl. Cornelia Stockhausen (Brüssel Koblenz). Hr. Alb. Schilling mit Frl. Therese Pallenberg (Hagen—Köln a. Rh.) Hr. Fritz Horn mit Frl. Helene Krautwald (Dom. Heidau, Kr. Ohlau).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rektor Ka’l Kleiner

(doyerswerda) Hrn. Heinr Möhl (Kiel). Hrn. Job. Balcke (Halberstadt). Hrn. Jul. Münker (Düsseldorf) Eine To chter: Hrn Dr. med Beste (Schwerin). Hrn. v. Reichel (Terpen). Hen. Regierungs⸗Baumeister Harnisch (Königsberg) Hrn. Dr Winnacker (Duisburg). Hrn. Prem.⸗Lieut. Seriba (Hofgeismar). Hrn. F. Schreiber (Domäne Egeln). Hrvn. Farmenbesitzer Henry Lazinka (Alba, Staat Oregon, N.⸗A.). 8. Gestorben: Hrn. Alfred Frhrn. von und zu Gcfben⸗ Tochter Anna (Bencha). Frau Major Luitgard von Valtier, geb. von Stojentin (Posen). Hr. Heinr. Stoltzenberg (Berlin). Frau verw. Amtsrath Minna Koppe, geb. von Gans⸗ auge (Amt Kienitz). Frl. Anna Buchsath (Dortmund). Frau Major Elisabeih von Müllenheim⸗Reichberg (Kötzschenbroda).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Beförderungen und Versezzungen.

lage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 7. Februar

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ec. Ernennungen, e örderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. erlin, 3. Februar. Graf v. Bredow, Sec. Lt. vom Inf. Regt. inz Louis Ferdinand von Preußen (2. Nr. 27, in das f. Regt. Prinz Friedrich der Niederlande (2. estfäl.) Nr. 15, Ke „Sec. Lt vom 3. Oberschles. Inf. Regt. Nr. 62, in das

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üs. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg) Nr. 35, Frhr. v. Buddenbrock, Port. Fähnr. vom Füs. Regf. General⸗ eldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannov.) Nr. 73, in das 1 Oerreis. Inf. 5 Nr. 45, „Berlin, 5. Februar. v. d. Osten, Sec. Lt. vom Hus. Regt. König Wilhelm I. (1. Rhein.) Nr. 7, in das Regt. 8 Garbes du Corps versetzt. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 30. Januar. Frhr. v. Brandenstein, Pr. Lt. à la suite des Inf. Regts Prinz Moritz von Anhalt⸗Dessau (5. Pomm.) Nr. 42, von dem Kommande zur Dienstleistung bei der Insp. der Gewehrfabriken entbunden und in seiner Eigenschaft als Direktions⸗Assist. bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken zur Gewehrfabrik Erfurt versetzt. Danner, Pr. Lt. vom Füs. Regt. Graf Roon (Ostpreuß.) Nr. 33, kommandirt zur dauernden Dienstleistung bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken, zur Dienstleistung bei der Insp. der Gewehrfabriken kommandirt. Im Beurlaubtenstande. Berlin, 5. Februar. Graf Henckel v. Donnersmarck, Vize⸗Wachtm. vom Landw. Bezirk II. zum Sec. Lt. der Res. des Regts. der Gardes du Corps efördert.

AC9

9ο

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

27. Januar. Riemann, Regling, Rechnungs⸗Räthe, Geheime expedirende Sekretäre im Kriegs⸗Ministerium, der Charakter als Geheimer Rechnungs⸗Rath verliehen.

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 23. Dezember. Lieske, Kasernen⸗Insp. in Karlsruhe, auf seinen Antrag zum 1. Fe⸗ bruar 1891 mit Penston in den Ruhestand versetzt.

29. Dezember. Klingelhöfer, Garn. Bau⸗Insp. und Hülfs⸗ arbeiter bei der Intend. des Garde⸗Corps, als zweiter Lokal⸗Bau⸗ beamter zum 1. Januar 1891 nach Potsdam versetzt.

58. Januzar. Proth, Kasernen⸗Insp. in Schöneberg, nach Karlsruhe versetzt.

6. Januar. Vollmar, Garn. Saarburg, nach Brandenburg, Blume, Garn. Insp. in Brandenburg, nach Saarburg, versetzt.

10. Januar. Feis, Garn. Verwalt. Insp. in Worms, auf 2 Antrag zum 1. April 1891 mit Pension in den Ruhestand

17. Januar. Rohenkohl, Garn. Verwalt. Insp. in Jüli nach Dieuze, Behrendt, Kasernen⸗Insp. in Erelt. Juls Dt.

impel, Garn. Verwalt Insp. in Dt. Eylau, nach Dessau, Gerber, Kasernen⸗Insp. in Dessau, nach Worms, versetzt.

21 Januaä r. Fendler, Geheimer Rechnungs⸗Rath, Geheimer expedirender Sekretär im Kriegs⸗Ministerium, auf seinen Antrag zum 1. April 1891 mit Pension in den Ruhestand versetzt.

24. Januar. Roßteuscher, Garn. Bau⸗Insp. in Spandau 213

einen besonderen Auftrag zum 1. Februar d. J. in den Bezirk

Intend. des Garde⸗Corps nach Berlin versetzt.

26. Januar. Leeg, Garn. Bau⸗Insp. und Hülfsarbeiter bei Intend. XlI. Armee⸗Corbs, als Lokal⸗Banbeamter zum 1. April J. nach Düsseldorf versetzt.

28. Januar. Gladischefski, Constructeur bei der Art.

Werkstatt in Spandau, zum Ingenieur 2. Kl. ernannt. Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, 1. Im aktiven Heere. 26. Januar. Pöhlmann, Pr. Lf. à la suite des 2. Fuß⸗Art. Regts, in diesen Truppentheil versetzt. 8

Im Sanitäts⸗Corps. 29. r. Dr. Fuchs (Hof), Assist. Arzt 2. Ki. der Res., Bebufs rtriets in Königl. preuß. Militärdienste der Abschied bewilligt.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps. DOffiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 29. Januar. v. Hiller, Oberst⸗Lt. und Bats. Commandeur im Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, unter Stellung à la suite des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, nach Preußen kommandirt Behufs Verwendung als etatsmäßiger Stabsofftzier im Gren. Regt. Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreuß.) Nr. 6.

2. Februar Die Port. Fähnrs.: Frhr. v. Hügel im Inf. Regt. König Wilhelm Nr. 124, zum Sec. Lt. im Jaf. Regt. Kalser Friedrich König von Preußen Nr. 125, mit einem Patent vom 10. Fe⸗ bruar 1890, Schumacher im Inf. Regt. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125, Bollstetter, Friz im Gren. Regt. König Karl Nr. 123, Winke im 8. Inf. Regt. Nr. 126, Born im 3. Infanterie⸗Regiment Nr. 121, Wintterlin im In⸗ fanterie⸗Regiment Kaiser Frirdrich König von Preußen Nr. 125, v. Breuning im Grenadier⸗Regiment Königin Olga Nr. 119, Frhr. Capler v. Oedbeim gen. Bautz im Ulanen⸗Regiment König Wilhelm Nr. 20, Baur im Inf. Regt. König Wilhelm Nr. 124, Cappeler im 3. Inf. Reagt. Nr. 121, Rusch im 4. Jnf. Regt. Nr. 122, Frhr v. Eyb im Drag. Regt. Königin Olga Nr. 25, Goez im 8. Inf. Regt. Nr. 136, v. Roques⸗Maumont im Gren. Regt. König Karl Nr. 123, v. Kaufmann im Ulan. Regt. König Kari Nr. 19, Wolff im Gren. Regt. König Karl Nr. 123, Michels im 8. Infanterie⸗Regiment Nr. 126, zu Sec.

sämmtlich mit Patent vom 18. Januar 1891, v. Schraishuon⸗Seubert, Major im Grenadier⸗Regiment Königin Olga Nr. 119, zum Bats. Commandeur, ernannt. von Bünau, Hauptm. und Comp. Chef der 16. (Königl. Württemberg.) Comp. des Königl. Preuß Eisenbahn⸗Regts. Nr. 2, in gleicher Eigen⸗ schaft in das Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119 versetzt. Frank, Pr. Lt. in der 16. (Königl. Württemberg.) Comp. des Königl. Preuß. Eisenbahn-Regts. Nr. 2, zum Hauptm. befördert, mit Vorbehalt der Patentirung, und zum Comp. Chef dieser Comp. ernannt.

Im Beurlaubtenstande. 2. Februar. Kraft, Vize⸗ eldwebel vom Landw. Bezirk Gmünd, zum Sec. Lt. der Res. des Inf. Regts Nr. 121 ernannt. Laiblin, Pr. Lt. von der Kav.

Aufgebots des Landw. Bezirks Reutlingen, zum Rittm. befördert.

Im Sanitäts⸗Corps. 2. Februar. Dr. Ellinger, Dr. Reiniger, Unter⸗Aerzte der Res. vom Landw. Bez. Stuttgart, zu Assist. Aerzten 2. Kl. ernannt.

Kaiserliche Marine. v“

Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Baron v. Plessen, Kapitän⸗Lt., von dem Kom⸗ mando als Marine⸗Attaché bei den Nordischen Reichen entbunden und in gleicher Eigenschaft bis zum Herbst dieses Jahres zur Botschaft in Rom kommandirt.

Verwalt. Ober⸗Insp. in Verwalt. Ober⸗

1891.

1 Deutscher Reichstag. 59. Sitzung vom 6 Februar, 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths: Der Reichskanzler von Caprivi und die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Maltzahn, Freiherr von Marschall und

ollmann.

Die Debatte über die Forderung von 3 ½ Millionen Mark für Deutsch⸗Ost⸗Afrika und über die Schutz⸗ truppe wird fortgesetzt.

Abg. Dr. Windthorst: Die Mehrzahl seiner politischen Freunde werde für die Forderungen der verbündeten Regierungen stimmen, so wie sie von der Kommission gestaltet worden seien. Sie thäten das ja ungern, weil die Summe nicht gering sei, zumal wenn man sie zusammenhalte mit dem, was bereits früher bewilligt sei, und weil man für die definitive Gestaltung der Dinge wohl Hoffnungen, aber keine Sicherheit habe. Indessen, die Sache sei nicht mehr res integra, und es entstehe nun die Frage, was nach den ersten Schritten zu thun sei. Der Abg. Richter habe gestern in beredten Worten dargelegt, wie weit er den Ausführungen des Reichskanzlers zustimmen müsse; s

aber nicht so konsequent gewesen wie sonst, sonst hätte er das Nothwendige zur Fortführung der Operationen bewilligen müssen. Er (Redner) glaube, bei seinem praktischen Sinn würde der Abg. Richter, wenn sein Votum entschiede, sich noch einmal bedenken, ob das Nein angebracht sei. Er könne freilich dagegen stimmen, da er doch wisse, daß die Bewilligung erfolgen werde. Seine (des Redners) Partei habe zu der ganzen Sache erst dann eine sympathische Stellung eingenommen, als die deutsche Autorität dort verletzt worden sei, und insbesondere, als die Sache sich wesentlich auf die Be⸗ kämpfung des Sklavenhandels und der Sklaverei überhaupt erstreckt habe. Freilich sei man über die damalige Resolution hinaus⸗ gegangen; solle er aber diesem unbequemen Mehr von Anforderungen gegenüber jetzt eine absolut verneinende Stellung einnehmen? Das sei ihm nun nicht möglich. Der Reichskanzler habe gestern siegreich für seine Anträge alles Das vorgetragen, was überhaupt vorgetragen werden könne. Aber eine volle Sicherheit wegen der Zukunft habe er selbstverständlich nicht geben können. Er habe sich für thuünlichst solide Verhältnisse ausgesprochen und für eine Einschränkung der Kolonialpolitik, und diese Richtung müsse er (Redner) im höchsten Grade billigen. Denn er sei mit dem Abg. Richter der Ansicht, daß Deutschland mitten in Europa wesentlich eine Landmacht sei, und daß es nichts thun dürfe, was im ernsten Koaflikte die Kräfte lähmen könne. Deutschland sei nicht reich genug? um außer einer großen Landmacht auch noch eine bedeutende Flotte zu unterhalten, um diese Kolonien gegen Angriffe von außen zu schützen. Gegen den deutsch⸗englischen Vertrag habe er keine Einwendungen zu machen. Er sei allerdings nicht sehr befrie⸗ digt darüber, daß Deutschland in Sansibar zurückgedrängt sei, in⸗ dessen habe er aus den Darlegungen des Reichskanzlers die Ueber⸗ zeugung gewonnen, daß ohne das Opfer in Sansibar das Reich zu einem Abkommen mit England nich! gekommen wäre, und da sei er (Redner) ganz der Meinung des jetzigen wie des früheren Reichs⸗ kanzlers, daß ein fester Anschluß zwischen England und Deutschland unendlich wichtiger sei, als alle Kolonien. Bei dieser Gelegenheit möchte er aufmerksam machen auf eine Anomalie, welche im öffent⸗ lichen Rechte Deutschlands bestehe. Wenn in einem Handels⸗ vertrage irgend eine Position des Zolltarifs geändert wer⸗ den folle, so müsse die Regierung einen derartigen Vertrag dem Reichstage zur Genehmigung vorlegen. In Bezug auf diese Kolonie und den Vertrag mit England sei die Ge⸗ nehmigung des Reichstages nicht nachgesucht worden. Die Verfassung habe derartige Verhältnisse wohl noch nicht vor Augen gehabt, als sie geschaffen „worden sei. Aber es sei hier eine Lücke, die ausgefüllt werden müsse. Wenn er mit Rücksicht auf die Zweifelhaftigkeit der Frage und darauf, daß die Sache schon erledigt set, davon abstrahire, Anträge zu stellen, so wolle er sich damit für die Folge nicht präju⸗ diziren. Dann möchte er sich eine Anfrage an die verbündeten Regierungen erlauben. Es sei nunmehr die Hoheit über dieses Gebiet, welche bisher beim Sultan von Sansibar gewesen sei, auf Deutsch⸗ land übergegangen, resp. auf Se. Majestät den Kaiser. Da in den

internationalen Beziehungen, wie sie der Sultan begründet habe, dadurch nichts geändert sei, so bestehe nach seiner Auffassung auch die Congo⸗Akte, der der Sultan zugestimmt habe, unbeschränkt und unverkürzt fort. Er möchte zu seiner Beruhigung, ehe er sein Votum definitiv abgebe, hören, ob auch die Regierung diese Ansicht theile. Es seien ihm in den Bestimmungen der Congo⸗Akte vor Allem werthvoll diejenigen über die Sklaverei, und insbeson⸗ dere auch die über die freie Religionsübung und das Missionswesen. Er komme nun zu dem ernstesten Punkte. Deutschland werde von jetzt ab in Ost⸗Afrika eine ganz andere Stel⸗ lung in kolonialer Hinsicht einnehmen als bisher. Früher habe das Deutsche Reich dort, wo deutsche Interessen und deutsche Ansiedelungen sich gebildet hätten, seinen Schutz gegeben, aber selbstverständlich nicht die Verwaltung übernommen. Jetzt solle dies anders werden. Welche bedeutenden unmittelbaren Folgen das haben könne, beweise die neue Organisation und die Vorlage wegen der Schutztruppe. Er sei über diese neue Stellung, welche das Reich einnehme, nicht erfreut. Auch der Reichskanzler scheine es nicht zu sein; denn er habe gesagt, daß er durch die Verhältnisse zu dieser Stellungnahme gezwungen worden sei. Er (Redner) werde immer die allerengsten Konsequenzen dieser neuen Stellungnahme geltend machen, und er hoffe zuversichtlich, daß es dem Reichskanzler gelingen werde, mehr und mehr die Gelder, die nöthig seien zur Verwaltung dieses neuen Kronlandes, aus der Verwaltung selbst zu ent⸗ nehmen. Freilich seien die Aussichten noch sehr geringe. Der Reichskanzler habe gesagt, der Hauptartikel Elfenbein könne wohl auf⸗ hören, sobald die Kulturverhältnisse in Ost⸗Afrika fortschritten. Er (Redner) hoffe auch, daß man andere Handelsartikel finden werde, wenn er auch bis jetzt nicht sehen könne, was das wohl für Artikel sein würden. geeignet, den Reichstag und auch die gietrungen zur größten Sparsamkeit anzuhalten. Hoffentlich würden sich die Ausgaben der Kolonie bald aus den Zolleinnahmen decken lassen. Gefreut habe er sich über die Anerkennung, welche der Reichs⸗ kanzler den Männern gezollt habe, welche in Ost⸗Afrika den deutschen Interessen gedient hätten. Er (Redner) leugne nicht, daß er eine große Hochachtung vor diesen Männern gehabt habe und auch heute habe; ihre Thaten gereichten dem deutschen Namen zur Ehre. Daß sie bei ihrem Vorgehen nicht immer die Ober⸗Rechnungskammer vor Augen gehabt und nicht so arbeiteten, wie der Reichstag hier, könne Niemand Wunder nehmen, ebenso wenig wie der Umstand, daß die Neuordnung der Dinge ihnen nicht ganz genehm sei. Aber er hoffe, daß derselbe Patriotismus, aus dem heraus sie allein das hätten thun können, was sie gethan hätten, sie bestimmen werde, auch das Opfer zu bringen, jetzt unter anderen Verhältnissen den neuen Gou⸗ verneur mit all' ihrer Kraft und Intelligenz zu unterstützen. Das Werk, welches sie erstrebten, bleibe dasselbe, und er denke, sie würden Entsagung genug haben, um da, wo sie nicht an erster Stelle arbeiten könnten, an der zweiten zu arbeiten, zumal ihnen nach der Erklärung des Reichskanzlers eine freie Bewegung nach allen Seiten gestattet werden solle, soweit es die Einheit des Ganzen ge⸗ statte. Er hoffe, daß Deutschland unter Fortführung einer sparsamen

Wirthschaft zu einem besseren Ziele gelangen werde, als es jetzt schon möglich sei; denn seit dem vorigen Jahre hätten die Dinge sich wesentlich gebessert. Hoffentlich werde das nächste Mal möglichst wenig Geld vom Reichstage verlangt werden.

Reichskanzler von Caprivi:

Auf die Frage des Herrn Abgeordneten, ob die gegenwärtige Regierung in Ost⸗Afrika gesonnen sei, die Gültigkeit der Congoakte auch in religiöser Beziehung anzuerkennen, habe ich zu antworten, daß sie dies nicht allein in Bezug auf diejenigen Gebiete thut, in Bezug auf welche die Congoakte sich ursprünglich erstreckte, sondern daß sie geneigt ist und dieser Neigung, soweit Anlaß vorliegt, bereits Folge gegeben hat, nach denselben Grundsätzen auch in denjenigen Gebieten zu verfahren, auf welche die Congoakte sich nicht erstreckt. (Bravo!)

Abg. von Helldorff: Er halte den Abschluß des Ueberein⸗ kommens mit England und die jetzige Gestaltung der Dinge in Ost⸗Afrika gemäß den Verträgen mit der Ostafrikanischen Gesellschaft für einen der bedeutendsten Schritte und für einen nothwendigen Schritt zur Förderung der deutschen Kolonialpolitik. Diese Politik, die Dampfersubventionen und die Unterstützung der Handelsbeziehungen in der weiten Welt seien eine nothwendige Konfequenz der ganzen Entwickelung Deutschlands. Der Abg. Richter, der große Parteitaktiker, betrachte diese Fragen lediglich nach Rücksichten des Parteifanatismus⸗ Die Ostafrikanische Gesellschaft sei ursprünglich nicht von der Aus⸗ sicht auf Gewinn, sondern von patriotischen Gedanken getragen worden. Man verdanke ihr die Anfänge der Gestaltung, die jetzt gewonnen sei. Er hoffe, daß der Abg. Richter, der auch bierbei mit großem Geschick Parteitaktik treibe, auf diesem Gebiet dieselben Erfahrungen machen werde, wie auf dem der Getreidezölle, und daß die wachsende Majorität, welche in Zollfragen die wirtl⸗ schaftliche Auffassung des Reichstages darstelle, auch auf diesem Ge⸗ biet sich geltend mache. Die deutsche Kolonialpolitik sei sehr jung, und man könne dabei nicht von dauernder Festhaltung von Prin⸗ zipien sprechen. In den Anfängen, als es gegolten habe, Deutschland in der fast vergebenen Welt noch einen Platz zu sichern, sei es richtig gewesen, so vorsichtig vorzugehen und nur deutsche Unterneh⸗ mungen zu schützen. Mit Naturgewalt sei man jetzt weiter gekommen. Es habe sich damit die große kulturelle Aufgabe der Bekämpfung der Sklaverei verquickt. Die Erfüllung dieser Aufgabe zwinge Deutschland jetzt, zur Kronkolonie überzugehen und sich an die Stelle der dort herrschenden Araber zu setzen. Man sei sehr leicht geneigt, den Werth des Errungenen gering anzuschlagen. Wer aber die Anfänge der deutschen Kolonialpolitik mit dem, wohin sie gekommen sei, mit ruhigem Blut vergleiche, müsse sagen, daß die Erfolge kolossal seien. Deutschland habe weite Gebiete, und in Ost⸗Afrika ein werthvolles Gebiet, im Frieden mit allen anderen Großmächten gesichert. Ein Gebiet, das so große Zolleinnahmen habe, müsse doch ein wichtiges Handelsgebiet sein. Die dafür auf⸗ gewandten Opfer seien gegen die gewaltigen Aufwendungen anderer Länder für ihre Kolonien außerordentlich gering. (Sehr richtig! rechts.) Gerade die jetzige Begrenzung der kolonialpolitischen Auf gaben sei die wesentlichste Garantie für das ruhige Fortschreiten; daher begrüße er den deutsch⸗englischen Vertrag als einen bedeuten⸗ den Fortschritt, und die gestrige Rechtfertigung desselben durch den Reichskanzler gewähre dem Reichstage volles Vertrauen, daß mit ruhiger, kühler Besonnenheit weitergearbeitet werde. Dazu bedürfe vor Allem auch die Regierung des Vertrauens, daß die große Masse der Nation hinter ihr stehe. Seit dem Rücktritt des Fürsten Bis⸗ marck werde gewissermaßen der Pessimismus kultivirt; man habe aber keine Ursache dazu; man bedürfe in den gegenwärtigen Zuständen des Vertrauens zur Regierung. Die Zeit der Begeisterung und des Flaggenhissens sei vorbei; es beginne die Zeit ruhiger stiller Arbeit auf dem gewonnenen, rechtlich begrenzten Platz daher durch die Bewilligung aussprechen, daß hier das Richtige ge⸗ troffen und das Wohl der Nation auf diesem Gebiet richtig ge⸗ wahrt werde. (Beifall rechts.)

Abg. Dr. von Cuny: Er in dem deutsch⸗englischen Abkommen eine vollendete Thatsache und eine Grundlage für die weitere Entwickelung und enthalte sich der Kritik darüber, die ihm von der linken Seite sonst nabe genug gelegt wäre Der Abg. Richter habe ihm die Stellung vorgeworfen, die seine (des Redners) Partei vor zwei Jahren in einer Versammlung in Berlin bezüglich der Emin Pascha⸗Expedition des Dr. Peters gegen die Engländer eingenommen hätte. Er sei daher genöthigt, gegen seine Absicht das Wort zu ergreifen, sei aber dem Abg. Richter in gewisser Beziehung dafür zu Dank verpflichtet. Seine Partei schätze die englische Freundschaft auch. Diese sei aber nur dann zuverlässig, wenn die Engländer sich vollständig bewußt seien, daß sie auf Gegenseitigkeit beruhe, und die Freundschaft Deutschlands für England denselben Werth habe, wie die Englands für Deutschland. Wenn Deutschland seine Inter⸗ essen auch England gegenüber zu betonen nicht nachlasse, werde das erst der rechte Kitt für die Freundschaft sein. Deshalb habe seine Partei in jener Versammlung Verwahrung eingelegt gegen die Ueber⸗ griffe von Engländern gegen die deutschen Interessen. Das habe sich nicht allein auf das Verhalten der Engländer gegen Dr. Peters bezogen: die Versammlung habe in ihrer Resolution allgemein gegen die Verletzung deutscher Rechte in Afrika durch englische Staats⸗ angehörige Verwahrung eingelegt. Die deutsche Regierung habe nach wie vor die Deutschen im Auslande zu schützen. Unbegründet sei diese Resolution nicht gewesen. Es habe sich damals auch um die Angriffe der englischen Niger⸗Gesellschaft in West⸗Afrika gegen einen deutschen Reichsangehörigen gehandelt, welche Beschwerde von dem Auswärtigen Amt selbst anerkannt worden sei. Leider sei seit zwei Jahren die Sache noch nicht weiter gediehen. Man dürfe deshalb wohl dem Auswärtigen Amt nochmals den Schutz der deutschen Rechte ans Herz legen. Auch die Abtretung des Witulandes hätte, wenn sie einmal nöthig gewesen sei, in anderer Weise vollzogen werden können. Er bitte den Reichskanzler, wenigstens die Interessen deutscher

Jedenfalls seien die Bemerkungen des Reichskanzlers! Privater, die dort geschädigt seien, bei den weiteren Verhandlungen mit

verbündeten Re⸗

England im Auge zu behalten. Seine Partei sei in jener Versammlung be⸗ rechtigt gewesen, als Deutsche über öffentliche Ding⸗ des Deutschen Reichs ihre Meinung auszusprechen, obwohl sie nicht zur Fortschritts⸗

partei gehörten. Hätte es die Fortschrittspartei gethan, so hätte es auf der Linken geheißen: die steht auf dem Boden ihres Rechts. Thäten es Andere, dann wisse der Abg. Richter nicht Hohn und Spott genug. Man habe in der Versammlung den Mißbrauch der Blockade, welche von den Engländern gegen Dr. Peters aus⸗ genutzt worden sei, um eine deutsche Exvedetion zu schädigen, getadelt. Diese Expedition habe lediglich auf Kosten von Privaten stattgefunden, nicht nur ohne Unterstützung des Reichs, sondern sogar gegen die Mißgunst der Regierung, und sie sei in ehrenvoller Weise durchgeführt. Daß ihr Zweck nicht erreicht worden sei, habe an Umständen gelegen, die weder Dr. Peters noch den Unternehmern zur Last fielen. Seine (des Redners) Paxtei habe das gethan, was, wenn die Engländer es gethan hätten, in hohem Grade den Beifall des Abg. Richter gefunden hätte. Der Abg. Dr. Bamberger habe den friedlichen Ton be⸗ grüßt, der gegenwärtig die Debatten des Reichstages beherrsche; er selbst habe auch nach seinen Worten gehandelt. Aber der Abg. Richter habe auch diese Gelegenheit nicht unbenutzt lassen

können, andere Parteien und Gefühle zu verletzen. Charakteristisch für ihn sei überhaupt die Unduldsamkeit, welche er gegenüber sämmt⸗

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