darf, wenn sie sich auf dieses unsichere Gebiet nicht ohne einen staat⸗ lichen Rückhalt begeben wollen.
Es ist gesagt worden: Beihülfen. Das war nothwendig und selbstverständlich, weil man von vornherein entschieden dem Gedanken entgegentreten mußte, als ob auf diesem Gebiet Alles der Staat machen könnte. Der Schwerpunkt einer wirklich umfassenden Durch⸗ führung der bezüglichen Maßregeln wird immer den Genossenschaften und den Interessenten selbst zur Last fallen müssen. Indessen bei einem erstmaligen Versuch — darin stimme ich dem Herrn Vorredner bei — darf man nicht zu ängstlich sein mit der Bemessung der zu bewilligenden Gelder, sondern man wird mit der Beihülfe — wenn es nach meinen Intentionen geht — sehr nahe an die Uebernahme der gesammten Kosten auf diesen Fonds herangehen können, damit
überhaupt einmal auf diesem Gebiet etwas geleistet wird und damit Jedermann sehen kann, ob auf diesem Wege etwas zu machen ist oder nicht.
Es ist ja sehr schwierig, überhaupt ein geeignetes Versuchsfeld
gewinnen. Es ist nothwendig, daß gleichartige Verhältnisse in
r zu bewässernden Niederung vorhanden sind, daß eine Besiedelung icht stattgefunden hat, daß in der Hauptsache die Graswirthschaft eingeführt werden kann.
Geeignete Flächen, um solchen Versuch zu machen, sind sowohl an der Oder, wie an der Elbe vorhanden. — Ich glaube, daß die Inter⸗ essenten des Reipzig⸗Schwetiger Deichverbandes bei Frankfurt a. O. wohlthun würden, einen Versuch mit der Einlassung von Winterwasser zu machen. Für den Erfolg kann Niemand eine Garantie übernehmen. Ich verkenne deshalb nicht, daß, wenn auch das Geld bewilligt wird, doch noch ziemlich erhebliche Schwierigkeiten zu über⸗ winden sein werden, bis ein praktischer Erfolg vorliegt. Es wird eine vollständig neue Genossenschaftsbildung für diesen Zweck statt⸗ finden müssen. Ob die Verhandlungen zum Ziele führen, ob die Leute sich darauf einlassen, ob, wie es voraussichtlich nothwendig ist, Zwangsgenossenschaften gebildet werden, ob die erforderliche Majorität für diese Zwangsgenossenschaften erreichbar sein wird, das steht Alles dahin. Aber wir können, wenn der Fonds bewilligt ist, in derartige Verhandlungen eintreten und können hoffen, daß auf diesem Wege zum ersten Mal ein praktischer Versuch gemacht wird, auf einem Gebiet, wo von Jahr zu Jahr die Verhältnisse trostloser werden. (Bravo!)
Abg. Sombart weist darauf hin, daß eine Besserung der jetzigen Wasserverhältnisse nur durch Vermehrung der Drainage und durch vernünftige Waldwirthschaft erreicht werden könne. Dadurch werde der plötzliche Ansturm von Wasser vermieden.
Die Position wird bewilligt, ebenso der Rest des Etats.
Es folgt die Berathung des Etats der Forst⸗
verwaltung. 3
Abg. Dr. Gerlich empfiehlt den Ankauf weiterer Forstgrundstücke, damit der Staat einen erhöhten Einfluß auf die Regulirung der Holzpreise habe, die in letzter Zeit mehr gestiegen seien, als es für die kleinen Leute angezeigt sei. Bei den Verkäufen von Holz in den Oberförstereien müsse dem Großholzhandel kein Vorzug eingeräumt werden; der kleine Bedarf müsse sich heute oft mit einem kleinen Theile des zum Verkauf ausgebotenen Holzes begnügen, das dann
ährend der Auktion erheblich überboten werde.
Minister für Landwirthschaft ꝛec. von Heyden:
Ich glaube, auf die einzelnen Ausführungen des Herrn Vorredners bei diesem Titel nicht eingehen zu sollen. Ich möchte aber nicht unter⸗ lassen, hervorzuheben, daß ich sowohl aus meiner jetzigen Kenntniß, als auch aus der detaillirteren Kenntniß meiner früheren Thätigkeit, in der ich mit einer großen Zahl von Oberförstereien in Verbindung stand, konstatiren kann, daß derartige finanzielle Maßnahmen oder lediglich finanzielle Gesichtspunkte bei der Verwaltung der Forsten und beim Verkauf des Holzes nicht stattfinden. Das können nur ganz vereinzelte Fälle sein, wo einmal ein Mißgriff stattgefunden hat; aber im Großen und Ganzen wird mit der peinlichsten Sorgfalt darüber gewacht, daß der lokale Bedarf seine volle Befriedigung finden kann. Natürlich muß der lokale Bedarf da gedeckt werden, wo es möglich ist, es muß nicht der betreffende Käufer, der für lokalen Be⸗ darf etwas haben will, zu den Auktionen erscheinen, die für den Großhandel angesetzt sind.
Daß im Uebrigen eine möglichst große Rücksichtnahme auf die vortheilhafteste Verwerthung des Holzes in den siskalischen Forsten selbstverständlich ist, wird mir der Herr Vorredner nur zugeben.
Im Uebrigen ist der Gedanke, den extraordinären Fonds zum Ankauf von Forstgrundstücken wieder zu verstärken, ein ganz annehm⸗ barer; von Seiten der Forstverwaltung wird das gewiß dankbarst acceptirt. Aber ich kann nicht behaupten, daß der bisherige Fonds unzureichend gewesen sei, um den laufenden Ansprüchen zu genügen. Anders wird sich das Verhältniß gestalten, wenn umfangreiche Ver⸗ käufe zu besonders günstigen Preisen vorkommen sollten. Dann wird es sich empfehlen, auch wieder größere Mittel bereit zu stellen, damit ein Ausgleich nicht bloß der Fläche nach, sondern auch nach dem Werthe stattfindet.
Der Etat der Forstverwaltung wird ohne weitere Debatte genehmigt. Desgleichen ohne Debatte die ein⸗ maligen und außerordentlichen Ausgaben für die Domänen, der Erlös aus Ablösungen von Domänen⸗ gefällen und aus dem Verkaufe von Domänen und Forstgrundstücken, die noch ausstehenden Titel der Centralverwaltung der Domänen und Forsten und dann die Rente des Kronfideikommißfonds.
Beim Etat der Lotterieverwaltung nimmt das
Wort: . Abg. Dr. Arendt: Die Art, wie der Vertrieb der Lotterie⸗ loose von Seiten der Verwaltung betrieben werde, sei veraltet. Er müsse sein Befremden aussprechen, daß die von der Regierung früher in Aussicht gestellte Reform auf diesem Gebiet noch nicht vor⸗ genommen worden sei. Von den bei der Verdoppelung der Zahl der Loose vorhanden gewesenen 160 000 Loosen sei der fünfte Theil auf Berlin gekommen; wie schlecht die Provinzen fortgekommen seien, gehe daraus hervor, daß auf den Bezirk Aurich 450 Loose gekommen seien. Die jetzige Art des Betriebs sei un⸗ rationell und kostspielig. Es seien im Ganzen 344 Collekteure vor⸗ handen, welche durchschnittlich 6693 ℳ Einnahmen hätten. Der Vertrieb lasse sich durch eine größere Centralisation rationeller und billiger machen. Der Staat dürfe diesen 344 Herren ihre Sinekure nicht länger lassen, als es dringend nothwendig sei; das Interesse
dieser Herren müsse hinter dem des Staats zurücktreten. Es sei
dringend nothwendig, daß der Vertrieb der Loose ein besserer und illigerer werde, und er möchte an die Regierung die Bitte richten, doch bald mit einer Reform vorzugehen.
Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Marcinowski: Die Organisa⸗ tionsfrage sei von der Regierung dauernd im Auge behalten worden. Es würden auch weitere Erörterungen über die Ffrage gepflogen, ob ver⸗ abschiedete Offiziere für diese Collekteurstellen Verwendung finden
könnten, und die Regierung werde sich bemühen, den berechtigten Wünschen entgegenzukommen. , . 1 Abg. Cremer (Teltow); Er halte die Sache nicht für so reformbedürftig. Sicherlich lasse sich der Vertrieb billiger einrichten, ob aber besser sei eine andere Frage. Wenn Berlin den fünften Theil der Loose habe, so möge man nicht vergessen, daß es auch den vierten Theil der preußischen Einkommensteuer aubringe Der Staat müsse das Recht haben, verdiente Leute zu belohnen. Bei der Auswahl verabschiedeter Offiziere für Collekteurstellen müsse man mit Rücksicht auf den nothwendigen Verkehr der Collekteure mit dem Publikum
etwas vorsichtig sein. 1 . Abg. Dr. Arendt kann in der Verleihunz einer Collekteurstelle an
einen verabschiedeten Offizier oder Beamten keine Belohnung er⸗ blicken. Der Staat habe anders für seine gedienten Offiziere und Beamten zu sorgen.
Der Etat wird bewilligt; ebenso ohne Debatte der Etat des Seehandlungs⸗Instituts. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Schluß 3 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, 10. Februar. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Dritte Berathung des Entwurfs eines Wildschadengesetzes; — 2) Erste und zweite Berathung des Antrages der Abgeordneten Bachem (Mülheim) und Genossen auf Annahme eines Gesetzentwurfs zur Ab⸗ änderung des Gesetzes vom 25. Mai 1873 (Gesetz⸗Samml. S. 213). — 3) Zweite Berathung des Antrages des Abgeordneten von Bülow (Wandsbek) auf Annahme eines Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die Gültigkeit der Jagdscheine im ganzen preußischen Staatsgebiet. — 4) Erste und zweite Berathung des Antrages des Abg. Riesch auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend die Uebertragung der Befugnisse der Städte zur Aufbringung ihrer Antheile an den Kreisabgaben nach §. 11 Absatz 2 des Gesetzes über die Kreisordnung für die Provinz Hessen⸗Nassau vom 7. Juni 1885 auch auf die Landgemeinden.
Kunst und Wissenschaft.
Die Inventarisation der geschichtlichen Kunstdenkmäler, über deren Stand zuletzt in der Nummer 149 des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers vom 26. Juni 1889 eine Uebersicht gegeben wurde, hat inzwischen folgenden Fortgang ge⸗
nommen: I. Königreich Preußen.
Provinz Ostpreußen: Die Drucklegung des 1. Heftes des Denkmäler⸗Inventars „Samland“ steht innerhalb der nächsten Monate in Aussicht; der Druck des Heftes 2, „Natangen“, wird wahrscheinlich ebenfalls im Jahre 1891 erfolgen können.
Provinz Westpreußen: Von den „Bau⸗ und Kunst⸗ denkmälern der Provinz Westpreußen“, herausgegeben von der Pro⸗ vinz, bearbeitet vom Landes⸗Bauinspektor Heise, ist im Druck er⸗ schienen: Heft 7, enthaltend die Denkmäler der Stadt Thorn.
Stadt Berlin: An der Aufstellung des Inventars wird un⸗ ausgesetzt gearbeitet; der Magistrat hofft, dasselbe bis zum April 1891 veröffentlichen zu können.
Provinz Pommern: Von den „Bau⸗ und Kunstdenk⸗ mälern des Regierungsbezirks Köslin“, herausgegeben von der Gesell⸗ schaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, sind publizirt:
Heft 1, die Kreise Köslin und Kolberg⸗Körlin umfassend, be⸗ arbeitet vom Land⸗Bauinspektor Böttger,
Heft 2, enthaltend den Kreis Belgard und einige Nachträge zum Heft 1, desgl.
Provinz Posen: Mit der Aufstellung des Denkmäler⸗ Inventars ist nunmehr der Regierungs⸗Baumeister Kohte in Magde⸗ durg beauftragt worden, welcher seine Thätiskeit am 1. April 1891. beginnen wird. “
Provinz Schlesien: Von dem „Verzeichniß der Kunstdenk⸗ mäler der Provinz Schlesien“, herausgegeben von der Provinz, be⸗ arbeitet vom Regierungs⸗Baumeister Lutsch, und zwar von dem dritten, die Denkmäler des Regierungsbezirks Liegnitz umfassenden Bande, sind erschienen:
Lieferung 1, enthaltend die Denkmäler des Fürstenthums Glogau⸗ Sagan,
Lieferung 2, enthaltend die Denkmäler des Fürstenthums Liegnitz,
Lieferung 3, enthaltend die Denkmäler der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer.
Die “ der 4. (Schluß⸗Lieferung) ist binnen Kurzem zu erwarten.
Provinz Sachsen: Von der „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau⸗ und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und an⸗ grenzenden Gebiete“, herausgegeben von der Historischen Kommission der Provinz Sachsen, liegt jetzt vor:
Heft 12, umfassend den Kreis Grafschaft Hohenstein, bearbeitet von Dr. Julius Schmidt. Die Beschreibung der Denkmäler des Land⸗ und Stadtkreises Erfurt, bearbeitet vom Ober⸗Regierungs⸗ Ratb a. D Dr. Freiherrn von Tettau, befindet sich im Druck.
Provinz Schleswig Holstein: Das Werk „Die Bau⸗ und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogthum Lauenburg“, herausgegeben von der Provinz, bearbeitet vom Gymnasial⸗Oberlehrer, Professor Dr. Haupt zu Schleswig und Architekten Weysser zu München, ist inzwischen fertiggestellt.
Damit ist die Inventarisation für die Provinz beendet. 8
Provinz Westfalen: Die Zusammenstellung des Denkmäler⸗ Inventars für den Landkreis Münster ist beendet. Daran soll sich die Aufnahme der Kreise Dortmund Stadt und Land anschließen. Ueber die Zeit, den Umfang und die Art der Publikation des ge⸗ wonnenen Materials hat die Provinz sich die Beschlußfassung noch vorbehalten.
Rheinprovinz: Die Darstellung des in Angriff genommenen S Kempen wird voraussichtlich Anfangs 1891 druckfertig vorliegen. b
Hehenzollern: Der beschreibende Theil des Denkmäler⸗Inven⸗ tars für den Ober⸗Amtsbezirk Sigmaringen ist druckfertig abgeliefert; dagegen sind die Zeichnungen noch nicht vollständig beschafft.
II. Uebrige deutsche Staaten. 8
Königreich Bayern: Von dem Werke: Die Baudenkmale in der Pfalz, herausgegeben von der pfälzischen Kreisgesellschaft des bayerischen Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereins, sind erschienen: die 6. Lieferung des 1. Bandes und die 1. bis 3. Lieferung des 2. Bandes.
Königreich Sachsen: Von dem Werke: Beschreibende Dar⸗ stellung der ältern Bau⸗ und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, auf Kosten der Königlichen Staatsregierung herausgegeben vom Königlich sächsischen Alterthumsvereine, bearbeitet von Professor Dr. R. Steche, sind erschienen das 12. Heft: Amtshauptmannschaft Zwickau und das 13. und 14. Heft: Amtshauptmannschaften Glauchau und Rochlitz. 1 .
Königreich Württemberg: Von dem Werke: Die Kunst⸗ und Altert hums⸗Denkmale im Königreich Württemberg, im Auftrage des Königlichen Ministeriums des Kirchen⸗ und Schulwesens be⸗ arbeitet von Dr. E. Paulus, sind erschienen die 1. bis 13. Lieferung.
Großherzogthum Baden: Von dem Werke: Die Kunst⸗ denkmäl er des Großherzogthums Baden, Beschreibende Statistik, im Auftrage des Großherzoglichen Ministeriums der Justiz, des Kultus und des Unterrichts und in Verbindung mit dem Baudirektor und Prof essor Dr. Durm und dem Geheimen Hofrath Dr. Wagner herausgege ben von Dr. Kraus, ist veröffentlicht der 2. Band, Kreis
Villingen.
Großherzogthum Hessen: Von dem Werke: Kunstdenk⸗ mäler im Großherzogthum Hessen, Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur⸗Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluß des 18. Jahrhunderts ist erschienen:
Professor H. Wagner.
Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen, vom Geheimen Baurath und
Großherzogthum Sachsen⸗Weimar, Herzogthümer
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen, Sachsen⸗Alten⸗ burg, Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, Fürstenthümer Sschwarz⸗ burg⸗Rudolstadt, Reuß ältere und Reuß jüngere Linie: Von dem im Auftrage der Regierungen dieser Staaten von Pro⸗ fessor Dr. Lehfeldt bearbeiteten Werk: Bau⸗ und Kunstdenkmäler Thüringens sind erschienen: Heft 6, Herzogthum Sachsen⸗Meiningen, Amtsgerichtsbezirk Saalfeld und Heft 7, Herzogthum Sach Meiningen, Amtsgerichtsbezirke Kranichfeld und Camburg.
en⸗ Elsaß⸗Lothringen: Von dem Werke: Kunst und Alterthum
in Elsaß⸗Lothringen, beschreibende Statistik, ist die 3. Abtheilung des 3. Bandes (Lothringen) erschienen. Das Werk hat vorläufig damit seinen Abschluß gefunden
Außerdem ist zu beachten das Werk des Königlich württembergi⸗
schen ordentlichen Professors der katholischen Theologie, Dr. Keppler in Tübingen: Württembergs kirchliche Kunstalterthümer.
Handel und Gewerbe. Die Zufuhr an Kohlen zum Verbrauch Berlins
hat im Jahre 1890 betragen:
1 406 961 Tonnen Steinkohlen und 707 083 Tonnen
Braunkohlen, d. i. gegen das Vorjahr 1889 mehr Stein⸗ kohlen 87. Tonnen = 6,1 Proz. und 28 181 Tonnen
Braunkohlen = 3,9 Proz.
An der Zufuhr von Steinkohlen waren betheiligt
Schlesien mit 1 215 838 Tonnen, d. i. gegen das Vorjahr + 7,9 Proz., England mit 105 894 Tonnen, d. i. gegen das Vorjahr — 4,8 Proz., während an der Versorgung mit Braunkohlen und Brikets theilgenommen haben das Inland mit 529 750 Tonnen, d. i. gegen das Vorjahr + 8,8 Proz, das Ausland mit 177 333 Tonnen, d. i. gegen das Vorjahr — 10,6 Proz.
Berlins
Bemerkenswerth ist die stetige Zunahme des Verbrauchs
deutscher Braunkohle und Brikets, welche noch im Jahre 1888 mit 153 833 Tonnen der Zufuhr böhmischer Kohle annähernd gleich kam, während im Jahre 1890 das inländische Produkt das ausländische um mehr als das Dreifache überflügelt hat.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 7. Februar gestellt 9147, nicht recht⸗
zeitig gestellt 1965 Wagen.
In Oberschlesien sind am 6. d. M. gestellt 4242, nicht
rechtzeitig gestellt 374 Wagen.
Subhastations⸗Resultate. 8 Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand das
im Grundbuche von der Königstadt Band 84 Nr. 4371 auf den Namen der Handelsgesellschaft Hohenstein & Comp. eingetragene, Kaiser Wilhelmstraße 19, Ecke der Münzstraße belegene, mit 48 500 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagte Grundstück zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 706 369,33 ℳ festgesetzt. Für das Meistgebot von 900 000 ℳ wurde der Kaufmann H. Gumpel hier Ersteher. — Ferner das im Grundbuche von den Umgebungen Band 155 Nr. 6864 auf den Namen des Kaufmanns Julius Brause eingetragene, in der
horinerstraße 21 belegene Grundstück. Das geringste Gebot
wurde auf 72 000 ℳ festgesetzt. Für das Meistgebot von 85 500 ℳ wurde der Rentier Joh. Fr. Wilh. Schulze zu Tegel Ersteher.
Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung,
betreffend das Grundstück in der Schulstraße (50), Niederbarnim Band 74 Nr. 3193, dem Bauunternehmer R. Petermann gehörig, und die Termine am 7. Februar d. J.
— Dem Aufsichtsrath der Nationalbank für Deutschland
in Berlin wurde vorgestern Seitens der Direktion die Bilanz und das Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto des abgelaufenen Geschäftsjahres 1890 vorgelegt. Dasselbe ergiebt, nachdem vorweg eine entsprechende niedrigere Bewerthung der Aktiva eingetreten ist, einen Bruttogewinn von 4 942 151 ℳ gegen 4 730 838 ℳ im Vorjahre und setzt sich zu⸗ sammen aus: Gewinn auf Wechsel⸗Conto 713 121 (1889: 522 882) ℳ, Gewinn auf Zinsen Conto 1 721 066 (1889: 1 130 928) ℳ, Gewinn auf Provisions⸗Conto 1 231 644 (1889: 1 266 659) ℳ, Gewinn auf Effekten⸗ und Konsortial⸗Conto 972 588 (1889 1 637 978) ℳ, Gewinn auf Sorten⸗ und Coupons⸗Conto 98 909 (1889 34 733) ℳ, Vortrag aus dem Vorjahre 190 047 (1889 137 656) ℳ — Nach Abzug von Handlungs⸗Unkosten, Steuern und Abschreibungen ꝛc. im Gesammtbetrage von 918 533 ℳ verbleibt ein
verfügbarer Reingewinn von 4 023 617 ℳ gegen 4 015 973 ℳ pro 1889. — Der für den 10. März einzuberufenden Generalversammlung soll die Vertheilung einer Dividende von 9 % vorgeschlagen werden, und der nach Abzug der Tantièmen und Gratiftationen, sowie Ueberweisung von 25 000 ℳ an den Beamten⸗Pensionsfonds verbleibende Rest von 182 695 ℳ auf neue Rechnung vorgetragen werden. — Das Bilanz⸗Conto per 31. Dezember 1890 stellt sich wie folgt: Aktiva. Cassa⸗Conto 3 607 733 ℳ, Wechsel⸗Conto 18 805 793 ℳ, Sorten⸗ und Coupons⸗Conto 2 308 173 ℳ, Effekten⸗Conto, eigene 2 913 310 ℳ, in Prolongation genommene 26 282 869 ℳ, Konsortial⸗Conto 4 790 532 ℳ, Conto⸗Corrent⸗Conto, Debitoren 29 902 857 ℳ, davon un⸗ gedeckte Debitoren 2 508 000 ℳ Passiva. Aktienkapital 36 000 000 ℳ, Gesätzlicher Reserrefonds 5 (39 646 ℳ, Allgemeiner Reservefonds 1 500 000 ℳ, Conto⸗Corrent Reservefonds 1 (00 000 ℳ, Beamten⸗ Pensionsfonds 106 148 ℳ, Accepten Conto 10 741 767 ℳ, Conto⸗ Corrent⸗Conto Kreditoren 31 656 699 ℳ, davon auf feste Termine 19 444 000 ℳ. Die bilanzmäßigen Reserven der Gesellschaft be⸗ ziffern sich derzeit auf rund 7 540 000 ℳ = 20,95 % des Aktien⸗ kapitals. 1
Danzig, 7. Februar. (W. T. B.) Die Einnahmen der Marienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Monat Januar 1891 nach provisorischer Feststellung 167 800 ℳ gegen 139 400 ℳ vnach provisorischer Feststellung im Januar 1830, mit⸗ hin mehr 28 400 ℳ Die definitive Einnahme im Januar 1890 be⸗ trug 143 522 ℳ
Köln, 7. Februar. (W. T. B) Die auf den 14. d. M. an⸗ gesetzte Generalversammlung der rheinisch⸗westfälischen Gruppe des Walzwerkverbandes wird sich mit der Preisfrage zu befassen haben. — In der gestrigen Sitzung des geschäftsfübrenden Ausschusses zeigte sich der „Köln. Volksztg.“ zufolge eine Hin⸗ neigung zur Preiserhöhung; die Beschlußfassung wurde jedoch noch verschoben.
Leipzig, 7. Februar. (W. C. B.) Kammzug⸗Termin⸗ bandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Februar 4,27 ½ ℳ, pr. März 4,27 ½ ℳ, pr. April 4,30 ℳ, pr. Mai 4,30 ℳ, pr. Juni 4,32 ½ ℳ, pr. Juli 4,32 ½ ℳ, pr. August 4,35 ℳ, pr. September 4,35 ℳ, pr. Oktober 4,35 ℳ, pr. November 4,35 ℳ, pr. Dezember 4,35 ℳ Umsatz 135 000 kg. Behauptet.
London, 7. Februar. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.
Rom, 7. Februar. (W. T. B.) Bei der Nationalbank wurde heute der Vertrag über die Errichtung der neuen Boden⸗ kreditbank mit einem Kapital von 40 Millionen Lire unterzeichnet. Als Vertreter der deutschen Bankengruppe wohnte der Justiz⸗Rath Winterfeld der Sitzung des Gründungscomités bei.
New⸗York, 7. Februar. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 7 301 779 Doll. gegen 10 600 650 Doll. in der Vorwoche, davon für Stoffe 2 720 165 Doll. gegen 2 650 860 Doll. in der Vorwoche.
— 9. Februar. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 31. Januar bis 6. Februar: englischer Weizen 3403,8 fremder 22 972, englische Gerste 3302, fremde 2843, englische Malzgerste 17 630, fremde —, englischer Hafer 898, fremde 62 769 Orts. Englisches Mehl 19 849, fremdes 46 469 Sack.
. sich mit Todten und Verwundeten. Endlich, es war 11 Uh Vormittags, zogen sich die Rebellen, von denen inzwischen viele geflohen waren, nach dem Kammergebäude zurück, verfolat von
Fenstern und Luken des Gebäudes schießenden Aufständischen und
Nauch von dem hoch auf der Serra do Pilar gelegenen Fort Artille⸗
lagerten, die Munizipalgarde nahm das Gebäude in Besitz und die
(7. Februar) eingelaufenen Beobachtungstabellen der mit dem Meteorologischen Institut in Verbindung stehenden Stationen die wichtigsten Angaben über die Schneedecke im Monat 1891 ausgezogen und in nachfolgender Tabelle zu⸗ ammengestellt.
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich
Zweite Beilage
Berlin, Montag, den 9. Februar
Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1891.
ichtamtliches.
Portugal. Ueber die Vorgänge bei dem Militäraufstand in
Oporto am 31. Januar werden der M. „Allg. Ztg.“ fol⸗
e“ berichtet: hon am Abend des 30. Januar liefen in der Oper zu Sar Jao zu Oporto Gerüchte von einem beabsichtigten Aufftand amber denen man im Publikum indessen keine Bedeutung beimaß. Am nächsten Tage um 2 ½ Uhr Morgens revoltirte das 9. Schützen⸗ Bataillon und verließ in voller Ausrüstung und Bewaffaung die Kaserne unter dem Befehl der Sergeanten. Der Oberst und sein Adiutant, die einzigen Offiziere, welche in der Kaserne schliefen, waren zu Gefangenen gemacht. Die Thore der Kaserne wurden geschlossen und an den Fenstern Wachen mit geladenem Gewehr postirt. Die Aufständischen zogen nach dem Staatsgefängniß, zwangen den Wacht habenden Unter Lieutenant, sich ihnen anzuschließen, und zogen dann etwas über hundert Mann stark, nach dem Campo de Santo Ovidio, dem großen Exerzierplatz der Garnison. Zwar hatte die regierungs⸗ treue guarda municipal, eine durch Material und Disziplin ausge⸗ zeichnete Truppe, Kenntniß von den Vorgängen erhalten und mit einer kleinen Abtheilung von dreißig Mann den Platz bereits besetzt mußte jedoch nach einigen Schüssen vor der Uebermacht weichen. Fast zu gleicher Zeit mit den Schützen langte auf dem Campo eine starke Zoll⸗ wächtertruppe an, die mit den Aufständischen im Einverständniß war, und kurz darauf das 10. Infanterie⸗Regiment unter dem Kommando des Kapi⸗ täns Leitao und eines Lieutenants. Die eine Seite des Campo nimmt die Kaserne des 18. Infanterie⸗Regiments ein. Auch dieses sollte sich der Bewegung anschließen. Den Offizieren des Regiments, welche fast sämmtlich in der Kaserne schlafen, war es jedoch gelungen die Soldaten zurückzuhalten. Eine große Volksmasse hatte sich inzwischen eingefunden, man rief „Vivat“ auf die Repablik und Tod der Monarchie“, dazwischen ertönten Hornsignale und die von Auf⸗ ständischen geläuteten Glocken der nahe gelegenen Lapa⸗Kirche Plötzlich bewaffnete sich die Menge mit Aexten und erbrach die Thür der Kaserne, worauf die Soldaten des 18. Regiments, mit Ausnahme von 120 Mann, ihren Offizieren den Gehorsam ver⸗ weigerten und sich den Aufrührern anschlossen. An 500 Mann stark zogen jetzt die Revoltirenden unter Vorantritt eines Mustk⸗ corps, welches die revolutionäre „Portugueza“ spielte, nach dem Don Pedro⸗Platz. Hier befinden sich das Rathhaus und das Kammergebäude welche von wenigen Munizipalgardisten bewacht wurden. Diese er⸗ gaben sich ohne Widerstand und die Aufrührer besetzten die Gebäude. Es war jetzt 7 Uhr Morgens, die Zahl der neugierig zuschauenden Civilpersonen batte sich vermehrt. Da erschienen auf dem Balkon mehrere als Republikaner bekannte Bürger, deren einer, Dr. Alves da Veiga, eine Ansprache hielt. Er erklärte die Monarchie für abgeschafft und proklamirte die Republik unter lautem Beifall der Menge. Zugleich wurde eine provisorische Regierung proklamirt und die rothe Fahne eines demokratischen Klubs auf dem Gehäude aufgehißt. Von dem Don Pedro⸗Platze führt die Straße Santo Antonio steil aufwärts steigend nach der Kirche Santo Ildefonso und dem Batalha⸗Platz. Diese Straße aufwärts setzte sich die ganze Masse in Bewegung, um vor das Haus des Civil⸗Gouverneurs zu ziehen. Eine starke Wache der Munizipalgarde hatte inzwischen die Höhe der Straße besetzt, zum Theil hinter den Säulen und der Brustwehr der großen Freitreppe aufgestellt und gedeckt. Als die Rebellen auf halber Höbe der Straße angekommen waren, ließ der die Gardisten befehligende Offizier mehr⸗ mals durch Hornsignale Halt gebieten, und, als der Auf⸗ forderung von „den Aufrührern keine Folge gegeben wurde, eine Salve über „die Köpfe der Anrückenden abgeben. Augenblicke unbeschreiblicher Verwirrung und Bestürzung folgten; das Volk eilte in wilder Flucht daron, wobei viele zu Schaden kamen. Die Insurgenten eilten in die wenigen schon Zeöffneten Läden oder Hausthüren oder deckten sich hinter Pfeilern und Nischen und eröffneten ein heftiges Feuer gegen die Gardisten welche dasselbe ohne Unterbrechung erwiderten. Die Straßenfläche
den Munizipalgardisten, denen sich die treugebliebenen Truppen anschlossen. Wieder begann ein heftiges Feuer zwischen den aus
den auf dem weiten Don Pedro⸗Platze binter Zeitungskiosken Bäumen und sonst Deckung suchenden Truppen. Eben jetzt langten risten mit zwei Feldgeschützen an und cröffneten nach einigen blinden Schüssen ein regelrechtes Bombardement gegen das Kammergebäude. Um 2 Uhr Nachmittags verstummte endlich das Feuer der Be⸗
wenigen Soldaten, welche nicht über Höfe und Gärten entflohen waren, gefangen. Man zählte acht Todte, darunter zwei ee und 54 Verwundete. Die Straße Santo Antonio mit ihren vielen großen und schönen Läden ist arg mitgenommen worden, sollen doch 24 000 Kugeln verschossen worden sein, besonders aber hat, wie begreiflich, die Kammer gelitten. Die prächtigen Sitzungssäle mit den vielen werthvolken alten zerschossenen Oelgemälden bieten ein trauriges Bild der Verwüstung. Auch ein erst kürzlich angekauftes großes Oelgemälde des Königs Don Carlos ist von einer Kanonen⸗ kugel und vielen Flintenkugeln getroffen und werthlos geworden. In den übrigen Theilen der Stadt herrschte vollkommene Ruhe, Läden a 5 Paren geschlofsen, H Verkehr stockte vollkommen. e Masse de olkes verhi 9f ö vollkommen theilnahmlos. v1,u,“.“
Höhe der Schneedecke am letzten (31.) Januar 1891 in Norddeutschland. “
(In amtlichem Auftrage bearbeitet von Dr. G. ellmann wissenschaftlichen Ober⸗Beamten im Kerigah. preußischen Meteorologischen Institut.)
Die nachstehende Mittheilung soll wieder“) dazu dienen, einige Unterlagen für die Beurtheilung der Frage zu liefern, bis zu welchem Grade die Wasserstände der norddeutschen Flüsse durch das Schmelzen der noch vorhandenen Schneedecke beeinflußt werden können.
Zu dem Ende wurden aus den bis zum heutigen Tage
—
—— —
Schneedecke im Januar 1891.
Flußgebiet und Station.
mit chneedecke Schneedecke seit
S
verschwunden
„
Zahl der Tage
Memel: 1111“ b11111“ Pregel: Groß⸗Blandau. Insterburg Heilsberg Königsberg . . feel: Klaussen b. Lyk . Osterode i. Ostpr. Bromberg. Marienburg. 1X1“ Leba: Lauenburg i/ Pomm. Rega Schivelbein.. Oder: ZI1““ Popelau b. Rybnik
Görbersdorf. Breslau
Salzbrunn
Liegnitz
Lüben.
Fraustadt
Grünberg Schneekoppe.. Prinz Heinrichsbaude. Kirche Wang .. D. 161“ Eichberg b. Hirschber Warmbrunn. 5 8 Bunzlau. JöZ11“ Frankfurt a. d. Oder. Posen. u“ Samter
Neustettin
Deutsch⸗Krone.. Landsberg a. Warthe.
Neuensund
be11X1X“ Elbe:
Torgau
Dessau
Leutenberg ....
Rudolstadt SI Groß⸗Breitenbach. Schmücke. “ Stadtilm. Inselsberg Erf Dingelstädt. Nordhausen Weißenfels Klostermansfeld Bernburg Gernrode. Schlanstedt Kalvörde. Kottbus
Berlin
Kyritz’. Gardelegen “ Schwerin i. M. Uelzen. 3 Lüneburg. Neumünster. Otterndorf 3 Weser: Hildburghausen. Liebenstein . Kaßf Herzberg a. Harz Klausthal. Hannover Ilsenburg Braunschweig Celle.
1 Ems: Gütersloh 8 ö1“”“; Emden.
Rhein: Hechingen. Darmstadt „ Wiesbaden “ 8
arburg i. H. Wethh von der Heydtgrube Trier. Schneifelforsthaus Bitburg. Neuwied. Köln. . Krefeld .. Alt⸗Astenberg Brilon. Lüdenscheid Aachen Kleve.
*) Vergl. die Mittbeilung über die Schneedecke 8* 28. Fe⸗ 2
bruar 1889 im „Deutschen Reichs⸗Anzeiger“, Nr
Tillowitz b. Falkenberg . Friedland, Kr. Waldenburg
CSSwwEXV
Rosenberg i. Oberschlesien 8
2100 SbdStbod”
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Betkenhammer b. Jastrow 1
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Pammin b. Arnswalde .
Neuhaus am Rennsteig
„In der ersten Spalte stehen die Stati gebieten geordnet, in der iteiten die Höhe “ 31. Januar, in der dritten und vierten die größte Höhe der⸗ . selben innerhalb des Monats und der Tag, an welchem sie beobachtet wurde, in der fünften die Zahl der Tage, an denen der Boden mit Schnee bedeckt war, und in der sechsten endlich der Monatstag, an welchem der Erdboden schneefrei wurde.
Da in der ersten Woche des Februar in ganz Nord⸗ deutschland mildes Wetter, theilweise durch leichten Frost unterbrochen, vorherrschend war und auch nur ganz vereinzelt geringe Niederschläge gefallen sind, wird die Lage der Ver⸗ hältnisse hinsichtlich der Ausbreitung und Mächtigkeit der Schneedecke augenblicklich noch günstiger sein, als am 31. Ja⸗ nuar d. J,, auf den sich die folgende Schilderung bezieht.
Nachdem von Anfang Januar bis zum 23. überall in Nord⸗Deutschland reichliche Schneefälle stattgefunden hatten begann unter dem Einfluß eines über dem Nordmeere lagernden Gebiets niederen Luftdrucks Thauwetter einzutreten welches sich an der Westgrenze des Landes schon am 22. ent⸗ schieden bemerkbar machte. Dasselbe schritt allmählich nach Osten fort; in der Nacht vom 23. zum 24. er⸗ reichte es den Meridian von Berlin und gelangte. unter gleichzeitiger Abnahme seiner Intensität, 24 Stunden später bis an die Weichsel. In der ganzen Westhälfte der Monarchie, bis etwa zur Oder, ging bei diesem Thauwetter die Schneeschmelze deshalb so ungewöhnlich rasch vor sich, weil sie mit Regenfall verbunden auftrat, der im Rhein⸗ und Wesergebiet sogar sehr erhebliche Mengen flüssigen Wassers leferte In weniger als 15 Stunden fielen in Aachen 15, GG“ e“ 8— d. Ruhr 15, Arnswalde 23, Brilon 28, Münster i. W. 17, Lingen 20 ssel 21, Di 2 “ s „Lingen 20, Kassel 21, Dingel⸗ 8 In Folge dessen wurde das ebene Rheingebiet schon am 24. bis 25. ganz schneefrei, obwohl noch zwei Tage vorher eine Schneedecke von 12 bis 25 cm Mächtigkeit vorhanden ge⸗ wesen war. Ebenso verschwand im unteren Weser⸗ und Elbegebiet sowie in Schleswig⸗Holstein die Schneedecke bereits am 24. bis 26. und nach Osten weiter fort⸗ schreitend einige Tage später, sodaß am letzten Ja⸗ nuar das ebene Westdeutschland ganz schnee⸗ frei war. Die Schneegrenze verläuft etwa längs der Linie: Stralsund, Demmin, untere Oder bis zur Bobermündung Sorau und Niesky. Nur noch östlich dieser Linie war eine geschlossene Schneedecke vorhanden. Dieselbe weist die größte Mächtigkeit in Masuren (40 — 50 cm) und in Oberschlesien (30 — 45 cm) auf; doch sind diese Werthe im Vergleich mit denen früherer Winter nicht als außerordentliche zu bezeichnen Jedenfalls war am 21. März 1888 die Lage viel ungünstiger. In der oben bezeichneten Westhälfte der Monarchie findet sich eine geschlossene Schneedecke nur noch in höheren Gebirgs⸗ und Plateaulagen: am höchsten Punkte der Schneifel 46 cm auf dem Plateau bei Lüdenscheid 13, in Alt⸗Astenberg am Fuß des gleichnamigen Gipfelpunkts des Sauerlandes 40, in Klausthal auf dem Oberharz 68, auf dem Kamm des Thüringer Waldes 50 — 90 cm. Dagegen trägt der Kamm des Reesen⸗ gebirges viel mächtigere Schneelasten; um die neue Prinz Heinrichsbaude, oberhalb der beiden Teiche, maß man am 31. Januar 101 und auf dem Gipfel der Schneekoppe 160 cm. Da die im östlichen Norddeutschland noch jetzt vorhanden Schneedecke zum Theil, d. h. in ihren untersten Schichten schon drei bis vier Wochen alt ist, muß ihr Wasserwerth natürlich ein ganz anderer sein, als der einer gleich hohen Schicht frisch gefallenen Schnees. Durch allmähliches Ab⸗ schmelzen und Wiederfrieren sowie durch Aufsaugen von in⸗ zwischen gefallenem Regen ist ihre Struktur von derjenigen des Neuschnees gänzlich verschieden geworden; dieselbe gleicht an L11“ 5 si auf eine dünne Schicht zurückgegangen st, vollständig der des Firnschnees im Hochgebirge, we h Gletscher speist. Seggh Aus den in diesem Winter zum ersten Male ausgeführten regelmäßigen Dichtigkeitsbestimmungen der Schneedecke, welche an zehn Stationen jeden fünften Tag gemacht werden, ergiebt sich folgender Wasserwerth der am 31. Januar d. J. vorhan⸗ denen Schneeschicht:
Schivelbein 18,4 cem Schnee = 55,2 mm Wasser Samter 19 45,9 „ Kirche Wang 65,5 „ ö5. . Popelau b. Rybnik 42,0 „ . 8 Liebenstein 15 „ Nordhausen 6,5 „ 2„ 44,9 1
Man ersieht hieraus, wie außerordentlich verschieden die
Vergleichs wegen auf die Einheit, so ergiebt sich folgende
Reihenfolge. Eine Schicht von 1 em Dicke der am 31. Januar
1891 vorhandenen Schneedecke lieferte in: b 8 Kirche Wang 1,6 mm Wasser,
Popelau b. Rybnik 2,4
Schivelbein. . 37
S
„Nordhausen 8 ..8 8 8 Beim Vergleich dieser spezifischen Wasserwerthe des Schnees
mit der Höhe der Schneedecke erkennt man ohne Weiteres wie jene wachsen, während diese abnimmt. In Nordhausen, welches den extremsten Werth aufweist, ist die auf 6,5 em Löhe herabgeschmolzene Schneedecke bereits derartig in ihrer
truktur verändert, daß sie mit einer Schicht reinen Eises
große Aehnlichkeit besitzt.
Fassen wir zum Schluß die augenblickkiche Lage
in wenigen Worten zusammen, so ist sie als eine ziemlich günstige zu bezeichnen. Nur Oder, Weichsel Pregel und Memel haben beim Eintritt von plötz⸗ lichem Thauwetter den Zufluß beträchtlicher Menge von Schmelzwasser zu ö
ollte durch fernere bedeutende Schneefälle im Februar
und März die Sachlage sich gänzlich ändern, wie dies
88 Wchs 1s der gas 882 so wird versucht igneten Falls eine zweite derartige Mitthei itig
“ 8 z ge Mittheilung rechtzeitig 8
Berlin, den 7. Februar 1891.
Dichtigkeit der Schneedecke ausfällt. Reduzirt man des besseren 8G