8
Mullaghmore
Claude Monnet, Sisley, Pezant, Hermann⸗Léon, Barillot, Villon, Zacharie. Zakarian, Villebesseyr, Latouche, Lunois, de Vuillefroy, Albert Maignan, Haquette und Loustaunau sowie ferner der Bild⸗ hauer Carles.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Kaldenkirchen ist die englische Post über Vlissingen vom 23. d. M., 8 Uhr Vorm., ausgeblieben. Grund: Nebel im Kanal.
Hamburg, 23. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Moravia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Vor⸗ mittag Lizard passirt.
Die bisherigen achtwöchentlichen Fahrten der Dampfer der ostafrikanischen Linie werden vom 4. März an durch vier⸗ wöchentliche ersetzt. 1
— 24. Februar. (W. T. B.) Die Postdampfer „Suevia“ und „Bohemia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft sind, von Hamburg kommend, ersterer gestern Nachmittag, letzterer Abends in New⸗York ein⸗ getroffen. 1
London, 23. Februar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „German“ ist heute auf der Heimreise, der Union⸗Dampfer „Anglian“ auf der Ausreise in Southampton angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Melrose“ ist heute und der Castle⸗ Dampfer „Conway Castle“ gestern auf der Ausreise in Dur⸗ ban (Natal) angekommen. Der Union⸗Dampfer „Moor“ ist gestern auf der Ausreise von Lissabon abgegangen.
Reval, 23. Februar. (W. T. B.) Die Rhede ist mit Treib⸗ eis bedeckt, welches die Dampfer nicht zu forciren wagen. Die Witterung ist jedoch mild. Baltischport ist eisfrei.
Bern, 23. Februar. (W. T. B) Der Verwaltungsrath der Gotthardbahn wählte zum Präsidenten der Direktion den bisherigen Vize⸗Präsidenten Direktor Stoffel, zum Vize⸗Präsidenten den Direktor Dietler und an Stelle des verstorbenen Zingg den Rational⸗Rath Wuest aus Luzern zum neuen Mitglied der Direktion.
Theater und Musik.
“ Konigliche 6 8 — Se. Majestät der Kaiser, welcher am Sonntag der Vor⸗ stellung von „Roderich Heller“ beiwohnte, besuchte am Montag mit Sr. Hoheit dem Erbprinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Erb⸗ prinzessin von Sachsen⸗Meiningen die Aufführung des „Sturm“ im Opernhause.
In der Vorstellung des „Oberon“ am Donnerstag im Opern⸗ hause sind die Damen Pierson, Herzog, Staudigl und Weitz sowie die Hrrn. Sylva, Lieban, Stammer und Oberbauser beschäftigt. In der Freitags⸗Vorstellung der „Regimentstochter“ treten die Damen Herzog und Lammert sowie die Hrrn. Ernst und Krolop auf.
Wallner⸗Theater.
Das Vaudeville „Miß Helyett“ erzielte am Sonntag abermals
ein vollständig ausverkauftes Haus. Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater
Am Sonntag hat zu der Aufführung des „Vogelhändler“, der neuen Operette von Carl Zeller, ein solcher Andrang stattgefunden, daß das Haus bereits vor der beabsichtigten Oeffnung der Abendkasse vollständig ausverkauft war. Die reizvollen Lieder von der „Rose in Tyrol“ und der „Nachtigal“ sowie die fröhlichen Walzer werden vom Publikum im Theater stets rauschend da capo verlangt. Ueber die mustergültige Wiedergabe und Inscenirung des neuen Werks hat sich auch bei den späteren Aufführungen das Publikum einstimmig anerkennend geäußert und in allen Akten ebenso lebhaften Beifall gespendet wie am Premidren⸗Abend.
Belle⸗Alliance⸗Theater.
Es finden nur noch vier Vorstellungen des Wallner⸗Theater⸗ Ensembles statt; der lustige Schwank „Pension Schöller“ geht daher am Sonnabend zum letzten Male im Belle⸗Alliance⸗Theater in Scene.
1e“
Wetterbericht vom 24. Februar, Morgens 8 Uhr.
Temperatur
— in ° Celsius
Herr.
Wildenbruch.
Max Grube. Donnerstag:
Wind. Wetter.
Bar. auf O Gr. u. d. Meeressp
wolkig bedeckt Nebel
wolkig wolkig bedeckt bedeckt
G 88
8IESgSn
3 Aufzügen.
SS red. in Millim
129 8Sg8SS;
8
Aberdeen.. Kopenhagen. Stockholm aparanda. St. Petersb. Moskau . .. Cork, Queens⸗ town.. 8E öö F“ amburg .. winemünde Neufahrwasser
.
Anfang 7 Uhr.
Heller. Schönthan.
G6
Rodooh SE =Nboe 50°C. = 40R.
wolkig wolkenlos wolkenl. ¹) Nebel Nebel²) Nebel wolkig bedeckt wolkenlos
wolkenlos wolkenlos
1 halb bed.
1 wolkenlos
1 wolkenl. ³) still Nebel *) 2 Nebel 3 wolkenlos
Male:
7 Uhr.
IEPeeeneeönn
Freitag: Wiesbaden. München .. Chemnitz.. Berlin.... Breslau.
Ile d'Aix.
Donnerstag:
Freitag:
¹) Nebel. ²) Rauhfrost. ³h) Reif. ⁴) Rauhfrost. Henrik Ibsen.
Uebersicht der Witterung.
Die Wetterlage hat sich wenig verändert. Europa steht noch immer unter dem Einflusse eines baro⸗ metrischen Maximums, dessen Kern über Deutschland liegt, charakterisirt durch stilles, theils heiter, theils nebliges, sonst trockenes Frostwetter. In Deutsch⸗ land, außer in den nordöstlichen Gebietstheilen, hat weitere Abkühlung stattgefunden, in Bavyern herrscht ziemlich strenge Kälte, nur Memel und Königsberg sind frostfrei. Das barometrische Maximum über Central⸗Europa zeigt große Beständigkeit, sodaß eine Aenderung des Wetters demnächst noch nicht zu er⸗
warten ist. Deutsche Seewarte. — n — —
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 48. Vorstellung. Hiarne. Große Oper in 4 Akten und einem Vorspiel von Ingeborg von Bronsart. Text von Hans von Bronsart und
hardt. A. Raida. C. Severini.
Friedrich Bodenstedt. Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher.
Schauspielhaus. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr.
Oberon, König der Elfen. Romantische Oper in von lufzi Musik von C. M. von Weber. Recitative von F. Wüllner. Ballet von Emil Graeb.
Schauspielhaus. 55. Lustspiel in 5 Aufzügen von Franz von Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater.
Das alte Lied.
von Felix Philippi. Donnerstag: Die Kinder der Excellenz. Freitag: Das alte Lied.
Berliner Theater. höchsten Befehl: Minna von Barnhelm. Anfang
Donnerstag: Goldfische. 12. 25. Abonnements⸗Vorstellung i Freund der Frauen.
Tessing-Theater. Schauspiel in 1 von Hermann Sudermann. er 4 Akten von Oskar Blumenthal. Nora.
Sonnabend und Sonntag: Der Probevpfeil.
Victoria-Theater. Mittwoch: Zum 87. Male: Die sieben Raben. in 5 Akten von Emil Pohl. Balletcompositionen des 3. Aktes von C. Ballets unter Leitung des Balletmeisters
In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur W. Hock. Anfang 7 ½ Uhr.
Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 19. Male:
Miß Helyett. Maxime Boucheron. Musik von E. Audran.
Donnerstag und folg. Tage: Miß Helyett.
Triedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Mit neuer Ausstattung. Der Vogelhändler. einer Idee des Bisville von Held und West. Musik wissenschaftlichen Theater. von E. Zeller. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. zettel. 8
Thomas⸗Theater.
Die Direktion hat in Anbetracht der großen Kassenerfolge, den der „Registrator auf Reisen“ fortgesetzt erzielt, beschlossen, noch ein⸗ undzwanzia Parketplätze einzurichten. Die neuen Stühle sind nach Patent des Hrn. Regierungs⸗Baumeisters Schleicher hergestellt. Die Konstruktion dieser Stühle besteht darin, daß durch eine Vorrichtung Lehne und Sitz herunterfallen, sodaß man zwischen beiden Seitenstützen hindurch gehen kann.
Concerthaus.
Morgen wird ein Komponisten⸗Abend stattfinden, dessen Programm ausschließlich aus Werken russischer Tonkünstler zusammengesetzt ist. Die auch in Deutschland bekannten sind vertreten durch A. Rubin⸗ stein, Glinka und Tschaikowsky Von Letzterem kommt aber auch eine neue Serenade zum ersten Male zur Aufführung. Dieser schließen sich als fernere Novitäten an: eine „Ligho“ betitelte symphonische Dichtung von Joseph Wihtol, eine Orchesterphantasie von Al. Gla⸗ founow und eine symphonische Suite „Scheheresade’ von Rimski⸗ Korsakow. Diese drei russischen Tondichter sind in Deutschland noch fast gänzlich unbekannt.
Philharmonie.
Das Programm des gestrigen neunten Philharmonischen Concerts unter der Leitung Hans von Bülow'’'s wurde mit Raff's eindruckssoller Ourerture „Eine feste Burg ist unser Gott“ eröffnet. Als zweite Nummer kam das Mendelssohn’'sche Violin⸗ Concert in E-moll zum Vortrag, welches von Hrn. Florian Zajic, dem in Berlin nicht unbekannten Geigenkünstler, technisch tadellos und mit musikalischer Vertiefung zu Gehör gebracht wurde und den reichen Beifall verdiente, der ihm zu Theil ward. Klare Intonation, Sauberkeit und Klangschönheit sind die Vorzüge des Spiels, welche in hervorragendem Maße in dem dritten Satze des Concerts bemerkbar wurden, während im Andante neben der Fülle des Tons die Zartheit und Milde etwas vermißt wurden, die hier zur vollen Wirkung des Tonstücks erforderlich sind. — Alsdann gelangte die symphonische Dichtung „Tod und Verklärung“ von Richard Strauß unter der Leitung des Komponisten in vollendeter Weise zur Ausführung. Das groß angelegte Werk wurde schon im vorigen Jahre auf der Tonkünstler⸗Versammlung in Eisenach mit schönem Erfolge zur Aufführung gebracht. Zur Er⸗ läuterung des Musikstücks dient eine im Programmbuch wiedergegebene Dichtung. Die Empfindungen, welche das Gedicht vorschreibt, sind von dem talentvollen jungen Münchener Künstler mit großer Geschicklichkeit und mit sinnlichem Reiz in den Harmonien wiedergegeben, welche von der erstaunlichen plastischen Ausdrucks⸗ fähigkeit des Komponisten zeugen. Durch die Macht der Töne wird die ärmliche, einsame Kammer, in der ein Kranker auf dem Siech⸗ bette ruht, zur Darstellung gebracht; sanfte Träume umschweben das Lager, welche allmählich von dem nahenden Todeskampfe unterbrochen werden. Mit erschütternder Wirkung stellt Strauß dieses dumpfe unheimliche Grollen des heraxpnahenden Todes dar, in stürmischen Orchesterweisen das Ringen des Sterbenden mit dem Tode; noch einmal weicht der Tod zurück, und dem Kranken zieht in lieblichen Melodien die Erinnerung an seine Kindheit und seine Jugend, an das männliche Kämpfen um die böchsten Lebensgüter durch die Seele, bis ein letzter Schlag durch des Todes Eisenhammer den Erdenleib zerbricht; das Orchester leitet dann in getragene Weisen voll edler Harmonie über, welche die Verklärung ernst und gedankentief zum Ausdruck bringen. Der Komponist zieht durch diese symphonische Dichtung mit Recht die Aufmerksamkeit der musikalischen Welt auf sich; denn es giebt sich eine urwüchsige Kraft und eine seltene Begabung in derselben kund. Erstaunlich ist die Geschicklichkeit, mit welcher der Komponist durch den eigenartigen, ursprünglichen Reiz des Tones die verschiedensten Empfindungen, die des Grausens, des Entsetzens, des Ringens und Ermattens, des Träumens und der hohen Begeiste⸗ rung plastisch, klar und bedeutend wiederzugeben weiß. Freilich wirkt er vorläufig noch eindringlicher auf die Sinne und den Verstand als auf die Seele des Zuhörers; aber es sind so große Begabung und Bethätigungslust zu erkennen, daß hohe Erwar⸗ tungen für die Zukunft erweckt werden. Den zweiten Theil des Concerts füllte die Symphonie in F-dur von Jos. Brahms aus, welche unter Hans von Bülow's gentaler Leitung in allen ihren Fein⸗
Ballet von E. Graeb. In Dirigent: 7 Uhr. Anfang 7 Uhr.
54. Vorstellung. Der neue
pinel (Feu Tonpinel).
Opern haus. 49. — Alexandre Bisson.
Vorstellung.
Noser. Vorher zum 47. Male: 1 Akt von Benno Jacobson. von Sigmund Lautenburg.
Die
Vorstellung. Roderich
Friquette.
Mittwoch: Zum ersten
Schauspiel in 3 Aufzügen Male:
Theaters. Zum 14
von Carl Laufs. Donnerstag:
Mittwoch: Auf Aller⸗
Adolph Ernst-Theater. Male: Adam
von Adolph Ferron.
1 Ehre. in Thomas-Theater. Mittwoch: Zum 23.
Mittwoch: Die
Alte
Lustspiel Male:
Probepfeil. Schauspiel in 3 Akten von
Bial. Couplets von Alfred Bender. Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uhr.
Romantisches Zaubermärchen
Musik von G. Lehn⸗ 1“
Hr. Kapellmeister Federmann. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Mittwoch: Zum 47 Male: Der selige Ton⸗ Schwank in 3 Akten Deutsch von Gustav von In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Friquette. 8 In Scene gesetzt Anfang 7 ½ Ubr.
Donnerstag: Der selige Toupinel.
Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: Viertletztes Ensemble⸗Gastspiels der Mitglieder des Walner⸗ Peusion Schöller. Posse in 3 Akten nach einer W. Jacoby’'schen Idee
Anfang 7 ½ Uhr “ Drittletztes Ensemble⸗Gastspiel der Mitglieder des Wallner Theaters. Pension Schöller.
Mittwoch: Zum und Eva. in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Elv. Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musik Anfang 7 ½ Uhr.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Jakobstraße 30. 2 Der auf Reisen. Posse mit Gesang von A. L' Arronge, G. von Moser und G. Steffens. 1 In Scene gesetzt von A. Kurz. Cäsar
Donnerstag und folgende Tage: Der Registrator Hrn. Paf
heiten in künstlerischer Vollendung ausgeführt wurde. Satz mußte auf stürmisches Verlangen wiederholt werden. Der Bei⸗ fall des reich besetzten Hauses galt zum Schluß naturgemäß dem Dirigenten, welcher nicht oft genug den Dank des Publikums gegennehmen konnte. ö“
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Wien, 24. Februar. (W. T. B.) Das „Fremden⸗
blatt“ bespricht das neue serbische Kabinet und bemerkt, der Personenwechsel verdiene größere Aufmerksamkeit nur insoweit, als derselbe in die innere Entwicklung Serbiens eingreife. Wer Serbien regiere, das sei wenig wichtig für Oesterreich⸗ Ungarn, welches nur den Wunsch hege, daß Serbien gut regiert werde, und welches an dem Volks ein lebhaftes Interesse nehme. daß die Kabinetskrisis keine Erschütterung in der Fortführung der ruhigen Arbeit des serbischen Volks bilde. Das Land be⸗
ent⸗
Wohlergehen des serbischen Jedenfalls sei zu hoffen,
Der dritte
dürfe nach den Aufregungen und Veränderungen, welche es
durchgemacht habe, dringend der Erholung und Ruhe.
London, 24. Februar. (W. T. B.) Der Minister⸗ rath hat die Einsetzung einer Königlichen Kommission zur Untersuchung des Verhältnisses zwischen Arbeit⸗ gebern und Arbeitnehmern beschlossen.
Paris, 24. Februar. (W. T. B.) Das Journal „La France Nouvelle“ veröffentlicht einen Brief des Papstes an den Kardinal Lavigerie, in welchem der Papst anerkennt, daß der Eifer Lavigerie’'s und die dem Heiligen Stuhl erwiesenen guten Dienste desselben der Gegenwart und den Erwartungen des entsprächen. — Der „Gaulois“ erfährt von dem Bischof Freppel nahe stehender Seite, das Resultat der
Reise des Bischofs Freppel nach Rom sei, daß sich die
Katholiken Frankreichs in derselben Lage befänden, wie vor einem halben Jahre, und daß der Papst ihnen keinerlei An⸗ schluß anrathe noch anrathen werde.
Konstantinopel, 24. Februar. (W. T. B.) Prinz Adolf zu Schaumburg⸗Lippe und Gemahlin sind heute Morgen hier eingetroffen.
Helsingfors, 24. Februar. (W. T. B.) schränkungen, die bisher in Finland bei Erwerb von Grundbesitz durch russische Unterthanen bestanden haben, sind nunmehr mittels Kaiserlichen Erlasses aufgehoben.
Brüssel, 24. Februar. (W. T. B.) Die Delegirten der belgischen Arbeiter, welche sich zu dem am 31. März stattfindenden internationalen Kongreß nach Paris begeben, haben den Auftrag erhalten, die Unterstützung der auswärtigen Grubenarbeiter nach⸗ zusuchen, falls in Belgien ein allgemeiner Strike zum Ausbruch kommen sollte. Die Arbeiter sollen keine Unterstützungen fordern, aber verlangen, daß die auswärtigen Grubenarbeiter durch die Drohung, selbst den Strike zu be⸗ ginnen, die Einfuhr von Kohlen aus dem Auslande nach Belgien verhindern.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in
8
der Ersten und Zweiten Beilage.)
Anfang
* *
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: 8 n Dr. jur. Paul Böhmer (Leipzig —Berlin). — Frl.
bold (Hannover). — Frl. Helene Seeger mit
— Frl. Martha Pieper mit Hrn. Gutsbesitzer Adolf Hogrewe
Schwank in Hemmelmann mit Hrn. Ingenieur Karl Müller (Hannover — Berlin). — Fr Hrn. Ingenieur Arthur Diruf (Dresden).
Verehelicht: Hr. Robert Groß⸗Ilbeck mit Frl. Amalie Juffernbruch (Mettmann). — Hr. Paul Eckert mit Frl. Hedwig Zimmer (Siemianowitz bei Laurahütte). — Hr. Fritz Ankermann mit Frl. Emilie Mucha (Königsberg). — Hr. Paul Roemer mit Frl. Käthe Dreyer (Hamburg).
Geboren: (Tschirnau) — Hrn. Prem.⸗Lieut. Claaßen (Berlin) — Hrn. Amtsrichter von Michels (Hagen im Bremischen) — Hrn. Oberlehrer Dr. Ibrügger (Greifenberg i. Pomm.) — Hrn. Dr. Albert Peters (Bonn). — Eine Tochter: Hrn. Architekten Wendebourg (Hannover). —
Vorher:
Gesangsposse
meister Menken (Berlin). — Hrn. Herm. Michaelis (Hannover).
Gestorben: Frau Oberst Albertine geb. Meyer (Hannover). — Hr. Emanuel von gagage⸗ staedt (Rostock). — Hr. Frhr. Hermann von Maltzan (Berlin). — Hr. Major a. D. Friedrich von Homeyer (Popehnen). — Hr. Rentier Herm. Schweitzer (Kleinburg bei Berlin). — Hrn. Hauptmann Richard von Webern Tochter Elisabeth (Berlin). — Hrn. Hauptmann a. D
Musik von R. Die neuen Wichtig:
Rudolf Steinkopff (Dessau). — tor
Walter Tochter Martha (Qualitz).
Vaudeville in 3 Akten von — Deutsch von Richard Genée. Anfang 7 ½ Uhr.
Conecert⸗Anzeigen. Concert-Haus. Mittwoch: Carl Concert. Russischer Komponisten⸗Abend
Sing-Akademie. Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr: Concert der Sopranistin Corinne Moore⸗Lawson.
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
F Verlag der Expedition (Scholz). Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
Operette in 3 Aufzügen nach Geöffnet von 12—11 Uhr.
Nähere
zlrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Zum 6. Male: Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrrer Bahnhof). Täglich Vorstellung im 8 die Anschlag⸗
1
lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 16. bis 21. Februar 1891.
Papstes
Die Be⸗
Hrn. Kaufmann Kurt Pauly (Wittstock —Pritzwalk).
und die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗
—8
Frl. Lina Arndts mit Hrn. Referendar
Anna Weber mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Gustav Zier⸗
(Clausthal — Autillv). afichir 8 Katharina Junghann mit Hrn. Gerichts⸗Assessor Hermann Roloff (Oschersleben). — Frl. Else
Frl. Helene Huth mit
Ein Sohn: Hrn. Dr. med. Bleich 1
Hrn. Walter Junkers (Köln) — Hrn. Reg.Bau-⸗
Ebeling, Zawadzky (Wiesau). — Hr. Pastor emer. Algen-
8 2*
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und ecsoe 8
8
8 Zusammen
8 In demselben Zeitraum des Vorjahres
werden, soweit die dafür angerechneten Beträge die durch⸗
zum De
Erste Beilage
Berlin, Dienstag, den 24. Februar
utschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeig
11““ 8
No. 48.
Deutsches Reich.
Die Betriebsergebnisse der Rübenzuckerfabriken, Zuckerraffinerien und Melasse⸗Entzuckerungsanstalten des deutschen Zollgebiets
im Monat Januar bezw. in der Zeit vom 1. August 1890 bis 31. Januar 1891.
—. — —
Verwendete Zuckerstoffe.
II. Produzirte Zucker.
Zeitabschnitt, 8 8
Ver⸗ arbeitete Rüben.
auf welchen
B. Verarbeitete Melasse. ¹)
C. Verarbeiteter
(eingeworfener oder zum
Decken verwendeterrynr———— Zucker.
Rohzucker. B. Raf⸗
Hiervon (Sp. 3) wurden entzuckert mittelst
der Substitu. Aus⸗ Strontian⸗ scheidung. verfahren.
00 kg
anderer
Verfahren
100 kg
finirte Nach⸗ inirter produkte
Fremde, . h. von anderen
Fabriken
Rohzucker d ein⸗ schließlich der Nach⸗ produkte.
Raf⸗ Erstes
finirter und vor “ nn und om Fronftt
1 zweites dritte bezogene Konsum⸗ ꝛweltes ritten Füll⸗ zucker. Produkt. Produkt masse. ab.
zucker.
100 kg 100 kg 100 kg 100 kg 100 kg 100 kg
4.
10. “ 13. 14.
* . * “
⁴) 12 565 520
Im Monat Januar 1891 4) 91 365 694
Dazu in den betreffenden Vormonaten
Betriebsergebnisse der: 1) Rüben zuckerfabriken. ²)
48 515/ 102 280 12 906 61 580 60 700 546 739 52 765 242 062
1 532 604 9 326 989
187 023 498 919
Zusammen in der Zeit vom 1. August 1890 bis 31. Januar 1891 b
1 *0103 931 214 In demselben Zeitraum des Vorjahres. .
4) 96 743 230
Im Monat Januar 1891 . . . . Dazu in den betreffenden Vormonaten ...
649 019 65 671 303 642 614 071 49 393 277 609 2) Zuckerraffinerien. ¹²) 3 094 — 7 359 11 193 29 599
685 942 10 859 593 62 598 1 226 403 9 8 p 3
10 490 295 097 865
551 551
Zusammen in der Zeit vom 1. August 31. Januar 1891 8 .
1890 bis In demselben Zeitraum des Vorjahres .
Im Monat Januar 1891 v“ Dazu in den betreffenden Vormonaten...
14 287 — —- 36958 — 14 628 — — 2 360
3) Melasse⸗Entzuckerungsanstalten. 100 303 2 967 — — — 94 111 483 895 17 670 — — — 455 630
79 394
10 190 19 100
86 289
in der Zeit vom 1. August 1890 bis bb““ “ In demselben Zeitraum des Vorjahres
Im Monat Januar 1891 . . 565 520 365 694
Dazu in den betreffenden Vormonaten . .. 1
9 4) 9
584 198 20 67 — — V — 549 741 8e —- 888 323 4) Zuckerfabriken überhaupt (1 bis 3). 339 168 54576] 102 280 12 906 68 939 97 242 1439 725 889 563 546 739. 52 765 271 661 468 215
8
105 389 96 860
1 6311 832 606 7 576 ⁴03 124 238
Zusammen in der Zeit vom 1. August 1890 bis 8888 “ 4)103 931 214
⁴) 96 743 230
565 457 563 208
340 600
277 609
7 65 171
49 393
649 019 614 071
1 778 893 144 139 1 644 487 137 056
¹) Unter Melasse sind die Abläufe aller Art einschließlich derjenigen vom ersten und zweiten Produkt verstanden. ²) Das sind sämmtliche Fabriken, in welchen Rüben auf Rohzucker oder Konsumzucker verarbeitet werden, sei es ohne oder mit Melasse⸗Entzuckerung, ohne oder mit Einwurf von ²) Ausschließlich der die Herstellung raffinirter Zucker betreibenden Rübenzuckerfabriken und selbständigen Melasse⸗Entzuckerungsanstalten.
r vorjährigen Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.
¹) Die Abweichungen von der zuletzt veröffentlichten und de
Berlin, im Februar 1891.
Kaiserliches Statistisches Amt. Becker. 8
14 007 3 150
369 207 301 234
3 956 844 3 183 123
16 998 20 669
147 178]10 859 593 154 209]110 490 295
Deutscher Reichstag. 72. Sitzung vom 23. Februar, 1 Uhr.
Am Tische des Bundesraths: Der Staats⸗Minister Freiyerr von Berlepsch. Die zweite Berathung des Arbeiterschutzgesetzes wird fortgesetzt mit den §§. 115 — 119, welche die Bestimmungen über die Lohnzahlung umfeassen.
Nach den Kommissionsbeschlüssen soll im §. 115 Absatz 1 vorgeschrieben werden:
Die Gewerbetreibenden sind verpflichtet, die Löhne ihrer Arbeiter in Reichswährung zu berechnen und baar auszuzahlen.
Absatz 2 besagt, daß sie den Arbeitern keine Waaren kreditiren dürfen. Unter diese Bestimmung soll aber nicht fallen die Verabfolgung von Lebensmitteln zum Anschaffungs⸗ preise an die Arbeiter, auch können den Arbeitern Wohnung, Feuerung, Beleuchtung, Landnutzung, regelmäßige Beköstigung, Arzneien, ärztliche Hülfe, Werkzeuge und Material für die Arbeiten unter Anrechnung der Lohnzahlung verabfolgt
schnittlichen Selbstkosten bezw. landesüblichen Mieths⸗ und Pachtpreise nicht übersteigen. In Absatz 3 wird vorgeschrieben, daß die Auszahlung der Löhne ohne Genehmigung der unteren Verwaltungsbehörde nicht in Gast⸗ und Schankwirthschaften oder Verkaufsstellen erfolgen darf.
Hierzu liegen vier Abänderungsanträge und eine
später im Laufe der Verhandlung vom Abg. Dr. Hirsch ein⸗ gebrachte Resolution (s. 1 vor: 1 1) Die Abgg. Auer u. Gen. wollen in Absatz 2 auch das Verbot des Verkaufes von Waaren an die Arbeiter auf⸗ genommen wissen; ferner beantragen sie, das Wort „durch⸗ schnittliche“ zu streichen, und endlich wollen sie in Absatz 3 noch bestimmen, daß der Lohnzahltag weder ein Sonnabend, noch ein Sonn⸗ oder Festtag sein soll, daß den Arbeitern, wenn die Lohnzahlung nicht wöchentlich stattfindet, eine ihren Leistungen entsprechende Abschlagzahlung zu gewähren sei, daß die Lohnabrechnung spätestens alle 14 Tage bezw. nach Fertig⸗ stellung der Akkordarbeiten erfolgen soll.
2) und 3) Die Abgg. Dr. Gutfleisch, Dr. Hart⸗ mann, Letocha, Möller und Freiherr von Stumm wollen den Abs. 3 der Kommissionsvorlage auf „Lohn⸗ oder Abschlagszahlungen“ beziehen; dieselben Antragsteller wollen den zweiten Absatz redaktionell ändern und ihm folgenden Satz zufügen:
„Zu einem höheren Preise ist die Verabfolgung von Werk⸗ jeugen und Stoffen für Akkordarbeiter zulässig, wenn derselbe den ortsüblichen nicht übersteigt und im Voraus vereinbart ist.“
4) Abg. Metzner beantragt, in §. 115 Abs. 2 neben dem Verbot des Kreditirens auch noch vorzuschreiben, daß die Arbeiter weder direkt noch indirekt angehalten werden dürfen, Waaren aus gewissen Verkaufsstellen, insbesondere aus von
den Arbeitgebern oder deren Angestellten geleiteten Waaren⸗ einkaufs⸗ oder Konsumvereinen zu entnehmen; den Zusatz Gutfleisch zu Abs. 2 beantragt er zu streichen.
Referent Abg. Hitze: In der Kommission habe der Antrag Auer nicht, wohl aber ein in der Richtung des Antrages Metzner sich bewegender vorgelegen, welcher die Lohnzahlungstermine gesetz⸗ lich fixiren wolle; sie habe es aber mit Rücksicht auf die in ein⸗ zelnen Gegenden Deutschlands berrschenden besonderen Gepflogenheiten für besser gehalten, die Lohnterminsfestsetzungen ortsstatutarischer Bestimmung vorzubehalten.
Abg. Grillenberger: §. 115 der Gewerbeordnung solle sich mit dem Verbot des Trucksystems beschäftigen, er beschäftige sich aber mit dem wirklichen Verbot durchaus nicht. Schon in der Mitte der siebziger Jahre habe man eine Abschwächung des Verbots eingeführt, dasselbe solle auch jetzt durch die Kommissionsbeschlüsse erfolgen, während der Antrag Gutfleisch eine wesentliche Verschlechte⸗ rung derselben bedeute. Der Antrag seiner Partei bezwecke nicht, wie man vielleicht glauben möchte, das Verbot des Verkaufs von Lebensmitteln durch die Arbeitgeber, sondern er wolle die Umgehung des Kreditverbots verhindern; jetzt dränge man den Arbeitern Waaren förmlich auf, deren Bezahlung am Löhnungs⸗ termin dann in Abrechnung gebracht werde. In Niederfranken z. B. sei das eine sehr häufig geübte Praxis, und trotzdem dieselbe in der Presse und in Versammlungen häufig verurtheilt worden sei, erkläre die Behörde, dagegen nicht einschreiten zu können. Es möge ja schwierig sein, die Bestimmungen des § 115 ganz scharf zu fassen, hauptsächlich werde es aber die Aufgabe der Aufsichtsbeamten sein, ihn zur Durchführung zu bringen, denn sonst fänden die Arbeitgeber immer eine Lücke zum Durchschlüpfen. Von den zahlreichen ihm bekannt gewordenen Fällen solcher Art kämen die meisten im Königreich Sachsen vor, trotzdem daß dort die Fabrikaufsicht musterhaft sein solle; das beweise, daß auch dort, ge⸗ schweige denn in Ländern mit weniger gut geschulten Fabrikinspektoren, die Fabrikaufsicht einheitlicher und besser organisirt werden müsse. Der Antrag Gutfleisch, der den Arbeitgebern gestatten wolle, Rohstoffe auch theurer als zum Selbstkostenpreis, zum ortsüblichen Verkaufs⸗ preis den Arbeitern nach vorgängiger Verabredung zu verkaufen, sei für seine Partei einfach unannehmbar. Dem jetzt schon hier vielfach vor⸗ kommenden Unfug der Arbeitgeber sollte man ein Ende machen, ihn nicht aber noch, wie es der Antrag Gutfleisch wolle, verewigen und gesetzlich sanktioniren. Die „vorgängige Verabredung“ bestehe darin, daß man den Arbeitern sage: So ist es bei mir Usus, wünschst Du das nicht, so bekommst Du keine Arbeit, sodaß ihnen von vornherein, so zu sagen, die Pistole des Hungers auf die Brust gesetzt werde. Der„ortsübliche Preis“ werde von den Arbeitgebern durch Verabredungen einfach festgesetzt; dabei könne man doch nicht mehr von einem Arbeiterschutz sprechen! Er bitte, wenn man schon die Anträge seiner Partei nicht annehmen wolle, doch wenigstens diesen Antrag Gutfleisch ab⸗ zulehnen. Der Antrag Metzner sei bei dem Vorhandensein der vielen Kantinen berechtigt. Aus dem reichen Material einer Enquete wolle er nur einzelne besonders hervortretende Thatsachen mittheilen. Selbst⸗ verständlich müsse auf isolirt gelegenen Werken, Ziegeleien, mit Wasserkraft betriebenen Etablissements u. s. w. den unverheiratheten und den Saisonarbeitern, die ihre Familien in weiter Ferne hätten und nur für die Arbeitssaison hinkämen, Gelegenheit geboten werden, sich ihre Lebensbedürfnisse zu beschaffen; am liebsten wäre ihm, den Verkauf der Lebensmittel durch die Unternehmer ganz zu verbieten
und nur eine regelmäßige Verköstigung, wie sie in früherer Zeit der Geselle am Tische des Meisters gehabt habe, einzuführen; er beantrage das nicht, weil die Stimmung des Hauses doch nicht dahin gehe, aber was solle man zu folgenden Fällen sagen? In zwei Ziegeleien bei Mittenwalde, in der von Koch bei Rügenwalde, in einer bei Lindow, in der Eisengießerei Barnewitz in Dresden, in zwei Zie⸗ geleien in Werder a. H., — der Name des Eigenthümers der einen sei nicht genannt, die andere sei die Giese’sche — überall seien die Leute gezwungen, ihren Bedarf aus den Kantinen zu beziehen, die Bezahlung erfolge durch Marken, deren Werth bei der Lohnzahlung in Abrech⸗ nung gebracht werde, die Waaren würden zu höheren, als den Ein⸗ kaufspreisen verkauft, die Wirthschaften ständen nirgends unter der Kontrole der Arbeiter, die Ueberschüsse flössen den Kantineninhabern zu, die noch als Aufseher in der Fabrik beschäftigt seien und in einzelnen Fällen für den Kantinenbetrieb Pacht zahlten; die Arbeiter, welche am Meisten verzehrten, erhielten die beste Arbeit. Ferner werde — (Vize⸗Präsident Graf Ballestrem ersucht den Redner, die Mittheilungen aus der Enquete auf einen, höchstens zwei Fälle zu beschränken.) — In einer Gießerei in Augsburg fließe der Erlös 9 der Kantinenwirthschaft sogar in die Hände des Arbeitgebers, und die Kaiserliche Werft bei Kiel beweise, daß nicht nur private Unter⸗ nehmer solche Praktiken ausführten, denn in Kiel sei auch so eine Kantine, deren Ueberschuß in die Hände des Unternehmers gehe. An anderen Orten sei es den Leuten verboten, auch am Sonntage in die nächsten Ortschaften zu gehen und sich ihre Lebensbedürfnisse zu verschaffen. Solche Zustände machten es erforderlich, in den §. 115 recht scharfe Bestimmungen hineinzusetzen, aber ihn nicht noch zu mildern. Seine Partei beantrage weiter, daß der Zahltag nicht am Sonnabend, Sonntag oder einem Festtage, sondern einem anderen Wochentage stattfinden solle, weil die Kontrole darüber, ob die Leute ihre Bedürfnisse für den erhaltenen Lohn in den Kantinen sich be⸗ schafften, an einem solchen Tage eben schwer durchzuführen sei. Die Auszahlung des Lohnes in Gastwirthschaften müsse man schon ver⸗ bieten, weil sie die Völlerei unter den Arbeitern begünstige, die zwar nicht so arg sei, wie man annehme, der man aber doch ent⸗ gegentreten müsse. Ebenso wie bei den Ziegeleien sei es auch häufig bei Maurern, wo die Polirer entweder eine Destille hätten, oder die Baumeister, die auf Spekulation bauten, in einem ihrer neuen Häuser oder in der Nähe eine solche einrichten ließen, in welcher die Lohnzahlung erfolge und die Leute verführt würden, ihr Geld zu lassen. Wenn man verlange, dasß die Lohnzahlung mindestens alle vierzehn Tage erfolge, und daß jede Woche Vorschuß gezahlt werde, so geschehe das, weil bei größeren Zahlungsperioden der Arbeiter wirth⸗ schaftlich am. Schlechtesten gestellt werde. Er sei auf das Pump⸗ system angewiesen und dabei werde er übervortheilt, es würden ihm höhere Preise angerechnet. Es werde ihm auch mehr an⸗ geschrieben, als er wirklich gekauft habe. Der Abg. Freiherr von Stumm habe zwar in der Kommission gesagt, in größeren Betrieben sei eine so häufige Lohnzahlung nicht durchführbar, aber gerade in großen Werken könne es auf die Anstellung von ein paa
Schreibhülfen, die dabei nöthig würden, nicht ankommen; sei die ein⸗ malige Schwierigkeit der Neugestaltung überwunden, so sei die Sache späterhin ganz einfach, wie man ja auch jetzt schon Fabriken mit vielen Arbeitern, z. B. in Nürnberg eine mit 3000 Arbeitern, habe, wo vierzehntägige Lohnzahlung mit wöchentlicher Abschlagszahlung eingeführt sei. Es handele sich hier um eine rein praktische Maß⸗ regel, deren Wichtigkeit die Mehrheit genau prüfen und nicht bloß