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+ Greiz, 26. Februar. Gestern chm 1 Se. Durchlaucht der Prinz Heinrich XXXI. j. L. Reuß⸗ Köstritz zum Besuch am Fürstlichen Hofe hier von Leipzig eingetroffen und heute dorthin zurückgereist.
Elsaß⸗Lothringen. 8 Colmar, 26. Februar. Die bei Einführung des Paß⸗ zwanges den französischen Grenzgemeinden gewährten Verkehrs⸗Erleichterungen haben im südlichen Theil des Ober⸗Elsaß schon im letzten November insofern eine Er⸗ weiterung erfahren, als den französischen Händlern mit Gegenständen des Wochenmarkt⸗Verkehrs gestattet wurde, die Mäarkte in Dammerkirch paffrei zu besuchen. Diese Er⸗ laubniß ist nunmehr nach einer Meldung des „W. T. B. durch den hiesigen Bezirks⸗Präsidenten auch auf den Kreis Thann, insbesondere auf den Ort Maa smünster, aus⸗ gedehnt worden.
Deutsche Kolonien. 8
Ueber die Expedition des Reichskommissars Major von Wissmann nach dem Kilimandscharo wird der „Köln. Ztg.“ aus Saadani vom 24. Januar berichtet:
Der Reichskommissar von Wissmann hat am 14. d. M. von Pangani aus die Expedition nach dem Kilimandscharo angetreten. Von Offizieren begleiteten ihn sein Adjutant Dr. Bumiller, der Chef von Pangani, Lieutenant Johannes, als Führer der Truppen Lieuterant Hevmonds und als Arzt Dr. Steuber. Die Rückkehr wird voraussichtlich gegen Ende Februar er⸗ folgen. Während der Dauer seiner Abwesenbeit versieht der bis⸗ herige Stationschef Leue von Dar⸗es⸗Salaam die Geschäfte Reichkkommissars, wogegen Lieutenant von Sierers, der Cbef See⸗Abtbeilung, welche nach Dar⸗es Salaam verlegt ist, dort bliegenheiten eines Stationschefs wahrnimmt. Vor dem Aufbruch vo mi ereignete sich das Unglück, daß der dentsche Unteroffizier oki und 20 Träger beim Ausschiffen 8 n Dampfer ertranken.
tationschef von Saadani Albrech an verniziösem
r erkrankt war, ist in Bagar ins Hospital ge⸗
worden war, verschieden; seine noch nicht wieder
als Stationschef ist bis auf es Deckoffizier Bluhm
tig. In den nächsten Tagen wird eine Karawane von 0 bis 80 Mann aufbrechen, um Emin neue Vorräthe zuzu⸗ Offifieren der Schutztruppe kehren am 1. Mä
tschland zurück: Dr Bumiller, Lieutenant Hey
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französischen Post hier eingetroffene Jagda bestehend aus
einem Herrn von Langen und Dr. Schillow aus Stralsund, nach dem
Kilimandscharo angeschlossen; der zu gleicher Zeit für den Dienst des — angekommene Geologe Dr. Lieder ist vo
Innern aufgebrochen.
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Oesterreich⸗Ungarn.
Dem gestrigen Empfang bei Hofe wohnten, wie „W. T. B.“ aus Budapest meldet, die daselbst anwesenden Erzherzoge und Erzherzoginnen sowie die Minister bei. Das Konsular⸗Corps und die hohen Würdenträger waren fast vollzählig erschienen. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin erschien am Arme Sr. Majestät des Kaisers und
önigs. 8
b Mit Rücksicht auf die fortschreitende Besserung im Be⸗ finden des Minister⸗Präsidenten Grafen Taaffe ist der „Wien. Ztg.“ zufolge die Ausgabe weiterer Bulletins ein⸗ gestellt worden. Doch wurde von ärztlicher Seite dem Grafen Taaffe vorläufig noch volle Schonung und namentlich Ent⸗ haltung von jeder Konversation dringend empfohlen. Der Minister des Aeußern Graf Kälnoky wird sich demnächst an das Kaiserliche Hoflager nach Budapest begeben.
Zu der gestrigen Soirée bei Ihrer Hoheit der Prin⸗ zessin Reuß, der Gemahlin des deutschen Botschafters, waren auch der Erzherzog und die Erzherzogin Carl Ludwig, die Minister Graf Schoenborn, von Prazak, Zalewski, Steinbach, sowie der Ober⸗Bürgermeister Dr. Prix und Dr. von Plener erschienen. 8
Eine gestern in Klausenburg abgehaltene Versamm⸗ lung von Rumänen nahm einen Protest gegen das Gesetz, betreffend die Kinderbewahranstalten, an. Auf der Straße hatte sich eine größere Menge angesammelt, welche in feindseliger Weise gegen die Versammlung demon⸗ strirte. Die Polizei mußte einschreiten, um die Demon⸗ stranten am Eindringen in den Versammlungssaal zu ver⸗ hindern.
Großbritannien und Irland.
In Gegenwart der Königin fand gestern in Ports⸗ mouth die Taufe und der Stapellauf zweier neuer Panzerschiffe, des „Royal Arthur“ und des „Roval Sovereign“, Statt, von denen das letztere das größte schiff der Welt ist. Der Feierlichkeit wohnten der Prinz von Wales und alle übrigen Königlichen Prinzen sowie eine überaus große Menge Zuschauer bei. Die Stadt hatte F s 1 - id es e überall große Be⸗ Flaggenschmuck angelegt, und es herrschte 1 geisterung. Der Stapellauf ging glücklich von 2 8 von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm zu der Feier 88 eit nach Portsmouth gesandte Panzerschiff „Oldenburg 1 — zu Ehren Ihrer Majestät der Königin Victoria Sa utsalven ab. Vor dem Stapellauf hatte der Erste Lord der Admiralität den Vertreter des Kaisers Vize⸗Admiral Freiherrn von der Goltz, der Königin vorgestellt
In der hegrigen Unterhaussitung. theilte der Unter⸗ Staatssekretär des Auswärtigen Fergusson auf eine An⸗ frage, betreffend die egyptischen Angelegenheiten, mit; es seien keine Schritte unternommen, um die intern ationalen Tri⸗ bunale in Egypten auf eine weitere Periode zu verlängern; die jetzige Periode laufe erst mit dem 1. Februar 1894 ab. Die egyptische Garnison verbleibe vorläusig in Tokar; über eine dauernde Besetzung sei jedoch noch nichts definitiv beschlossen. — Bezüglich der Ereignisse in Chile be⸗ merkte der Unter⸗Staatssekretär: die aus Jquiaue vorliegen⸗ den amtlichen Nachrichten reichten
und erwähnten nichts von den britischen oder ausländischen
Nachmittag ist
bis zum 20. Februar
1
.
8
es sei daher wobl anzunehmen, daß dieselben seien. Das britische Geschwader der britischen Interessen an der dortigen Küste. — Das Unterhaus nahm sodann nach achtstündiger Debatte die von der Regierung eingebrachte Bill über die Fabriken und Werkstätten einstimmig an. Die Bill wurde zur demnächstigen Berathung im Einzelnen dem per⸗ manenten Handelsausschuß überwiesen.
Der Unter⸗Staatssekretär für Indien und Vertre britanniens auf dem Berliner Arbeits⸗Kongreß, — Gorst sprach sich am Mittwoch über den Plan der Regie⸗ rung, eine Königliche Kommission zur Unter⸗ suchung der Arbeiterfrage einzusetzen, des Näheren aus. Er meinte, in der Kommission müßten alle, auch die radikalen Richtungen vertreten sein. Die Kommission dürfte noch vor Ablauf des Jahres ihre Arbeiten beendigen, damit dem Parlament noch vor den nächsten Wahlen eine Vorlage zugehen könne. Des Weiteren führte der Redner aus, daß die Interessengemeinschaft zwischen Kapital und Arbeit so alt wie die christliche Religion sei. Der heilige Paulus habe schon gelehrt, daß alle Glieder litten, wenn ein Glied leide. Herrsche Armuth und Elend unter den Arbeitern, so müßten auch der Handel und die Unter⸗ nehmungen des Landes dies spüren. Der englische Arbeiter sei der leistungsfähisste, es müsse aber auch dafür gesorgt werden, daß er es bleibe. Der Redner sprach schließlich die Hoffnung aus, daß die Arbeiten der Kommission eine neue und bessere Aera für den englischen Arbeiterstand inauguriren würden. b 1b
Nachdem der irische Abgeordnete W. O'Brien seinen gegen Lord Salisbury angestrengten Verleumdungsprozeß verloren hat, hat der Premier⸗Minister englischen Blättern zufolge eine Klage auf Ersatz von 1500 Pfd. Sterl. Gerichts⸗ kosten gegen den irischen Politiker angestrengt. 8
Prinz Christian Victor zu Schleswig⸗Holstein ist zum Ordonnanz⸗Offuier des Befehlshabers der Expedition in die schwarzen Berge (in Indien) Generals Ellis, ernannt worden. Der Prinz reist am 1. März auf seinen Posten ab.
Bewohnern; es unbehelligt geblieben bleibe zum Schutze
Frankreich.
Paris, 27. Februar. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich besuchte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern früh nit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Margarethe in Begleitung der Comtesse Marie Münster und des Grafen Seckendorff die Notre⸗Dame⸗Kirche, das Cluny⸗Museum und den Luxemburg⸗Garten und nahm hierauf bei dem Militär⸗ Attaché der englischen Botschaft Obersten Talbot das Frühstück ein. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich wird heute Vor⸗ mittag Paris wieder verlassen und die Reise nach London fortsetzen. (Vgl. die nach Schluß eingetroffene Depesche. D. R.)
Die Herzogin von Albany passirte auf der Reise nach Cannes gestern Abend Paris; der Graf von Flandern ist nach Nizza durchgereist. 1 8
Nach einer Feststellung im Ministerrath weichen die Vorschläge der Zollkommission Betreffs des neuen General⸗ “ 600 unter 1500 Zollsätzen von denen der Re⸗ gierung ab. 11““ f Wie aus Regierungskreisen verlautet, beabsichtigt die Regierung nicht, den Entwurf des Vertrages mit Dahomey zurückzuziehen. Die Regierung hält vielmehr eine Kammerberathung für durchaus nothwendig. 8
Der Senat berieth gestern die Interpellation über die Lage in Algerien. Der Gouverneur von Algerien Tirman wies gegenüber mehrseitigen Angriffen auf die Verwaltung auf die Fortschritte hin, welche seit der Eroberung in Algerien erreicht wurden, insbesondere bezüglich der mate⸗ riellen Entwickelung. Es sei schr ierig aber nicht unmöglich, zwischen den Eingeborenen und oer eingewanderten Bevölkerung eine Verschmelzung herbeizuführen. Die Berathung wird eute fortgesetzt. De Deputirtenkammer hat mit der Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ausübung der französischen Gerichtsbarkeit auf Madagascar, eine Kommission betraut, deren Mitglieder sämmtlich dem Gesetzentwurfe zustimmen..
Einer Meldung des „Temps“ zufolge begiebt sich der Deputirte Graf de Mun demnächst auf Einladung des Papstes nach Rom. Der Papst soll beabsichtigen, mit dem Grafen de Mun die soziale Frage zu besprechen, die den Gegenstand der nächsten Enecyelica bildet, an welcher der Papst gegenwärtig mit den Kardinälen Mermillod und Zigliara arbeitet. 1
Mehrere hervorragenden Mitglieder der früheren bou⸗ langistischen Partei haben sich, wie verlautet, in den letzten Tagen nach Brüssel begeben, um mit Rochefort und dem gestern Abend dort eingetroffenen General Boulanger zu konferiren. 1 1
In der gestrigen Versammlung der nationalen Gesell— schaft der schönen Künste war die Frage der Betheili⸗ gung an der Berliner Kunstausstellung nicht auf der Tagesordnung, dagegen war in der persönlichen Er⸗ örterung zwischen den einzelnen Mitgliedern die Ansicht vor⸗ herrschend, an der Ausstellung nicht theilzunehmen.
Zu den Vorgängen der letzten Tage wird der „Nat.⸗Ztg.“ aus Paris geschrieben:
Die anläßlich der angekündigten Betheiligung fran⸗ zösischer Künstler an der Berliner Ausstellung von den „Patrioten“ hervorgerufene Agitation hat thatsächlich bedenkliche Verhältnisse angenommen. Ein neuer Zwischenfall hat die durch die maßlose Polemik der meisten Journale in gewissen Kreisen hervor⸗ gerufene Aufreguns so sehr gesteigert, daß am Dienstag. wie bereits in Nr. 49 d. Bl. gemeldet ist, nur mit Mühe eine Interpellation in der Kammer verhindert worden ist, welche geeignet gewesen wäre, unberechenbare Folgen nach sich zu zieben. Der That⸗ bestand ist der folgende: Deroulède hatte am Sonnabend das dem 1871 vor Paris gesallenen Maler Henri Regnault im Vorbofe der Kunstschule errichtete Monument mit einem Immortellenkranz ge⸗ schmückt, der die Inschrift trug: „Au Grand Peintre Henri Regnault. Mort pour la Patrie. L D. P. Février Quand meéme.“ Derouleéde hatte damtt einen sichtbaren Protest gegen die Be⸗ theiligung der französischen Künstler an der Berliner Aus⸗ stellung bezweckt Der Direktor der Knunstschule, Dubois, avon unterrichtet, hatte den Inspektor der unstschule, Destables, angewiesen, den Kranz zu entfernen, was am Sonntag Morgen geschehen ist. Gestern Morgen meldete der „Intransigeant“, daß der Kranz von dem Monument verschwanden sei und verlangte Aufklärung über diese „Entheiligung“, welche eine neue Feigheit der Regierung Deutschland gegenüber bedeute. Es wurde dann auch sofort erzählt, daß die Beseitigung des Kranzes erfolgt sei, weil (was durchaus falsch ist) die Kaiserin Friedrich die Absicht habe, die Kanstschule zu besuchen. Kurz vor Eröffnung der Kammer⸗ sitzung theilte der Präsident der (aufgelösten) Patriotenliga Dérouléède dem Präsidenten Floquet mit, daß er beabsichtige, die Regierung über die Beseitigung des von ihm am Fuße des Monuments Regnault niedergelegten Kranzes zu interpelliren. Hr. Floquet suchte den Depu⸗
e ; 1
1 88 tirten, der eine bedenkliche Aufregung bekundete, zu berubigen und at ihn, mit der Ausführung seines Vorbabens zu warfen. Es werde zweifellos ein „Mißverständniß“ vorliegen, er werde sogleich den Mi⸗ nister des öffentlichen Unterrichts um Aufklärung bitten. 8
Man sah darauf, wie Hr. Floquet mit dem Conseil⸗Präsidenten Frevcinet und dem Unterrichts⸗Minister Bourgeois konferirte und wie sodann Hr. Déroulede herbeigerufen wurde. Der Unterrichts⸗Minister versicherte demselben, er könne kaum an die Richtigkeit der Be⸗ hauptung Dérouleède'’s glauben, da es ihm unglaublich erscheine, daß Jemand gewagt habe, ohne seinen Befehl den Kranz zu ent⸗ fernen Deroulede versicherte, daß er mit eigenen Augen das Verschwinden des Kranzes konstatirt habe, und daß er und feine Freunde entschlossen seien, sofort einen neuen Kranz nach der Kunstschule zu bringen, und daß er sodann die Kammer um die Erlaubniß bitten werde, das Ministerium „über seine äußere Politik“ zu interpelliren. Hr. von Freypeinet erwiderte, er fürchte sich nicht vor einer solchen Interpellation, aber was den Kranz anbetreffe, so solle derselbe sofort wieder an die Stelle gebracht werden, wo ihn Dérou⸗ leède niedergelegt habe Da diese Versicherung Dérouleéde nicht ge⸗ nügte, mußte der Unterrichts-Minister Bourgeois sein Ehrenwort geben, daß er persönlich die Ausführung seines Befehls überwachen werde, worauf sich Déroulède endlich beruhigte und von seiner Ab⸗ sicht den Minister zu interpelliren, Abstand nahm —Während dieser Konferenz Dérouléède's mit den Ministern hatte der Deputirte vo. Belfort, Grucz, die Initiative zu einer Sub⸗ skription ergriffen, deren Betrag zum Ankaufe eines „parlamentari⸗ schen“ Kranzes für das Monument dienen solle. deputirte aller Parteien, auch Clémenceau, Lockrov, Reinach, Emanuel Areène sowie Cassagnac, Mermeix, Cuneo d'Ornano ꝛc. hatten sich an der Sab⸗ skription betheiligt, und es ist beschlossen worden, in einigen Tagen diesen „varlamentarischen“ Kranz feierlich an dem Fuße des Monu⸗ mentes Regnault's niederzulegen. 1 — 8 1
Eine Regierungsmittheilung giebt nach der „Köln. Ztg. folgende Auslegung des Vorfalls: Der Direktor der Schule der schönen Künste habe den Kranz vom Denkmal Regnault's entfernen lassen, weil er die Zeichen L. D. P. (Ligue Des Patriotes) trug, die Anfangsbuchstaben einer verbotenen Ge⸗ sellschaft. Der Direktor machte davon dem Minister Bourgeois Mittheilung und dieser forderte einen Bericht ein. So lagen die Dinge, als Dérouléde in der Kammer interpelliren wollte. In seiner Unt rredung mit den Ministern Freycinet und Bourgeois erklärte nun Dérouléède, der Kranz sei nicht von der Patriotenliga, sondern von einer Gruppe von Patrioten ge⸗ stiftet, deren Wahlspruch sei: Loi. Devoir. Patrie. Infolge dieser Erklärung habe man sich entschlossen, den Kranz wieder an seinen Platz zu legen. “
Am Dienstag Abend haben sodann verschiedene „Ent⸗ rüstungs⸗Meetings“ stattgefunden, in denen Hetzsreden gegen Deutschland gehalten worden sind. “
Heute veröffentlichen die Zeitungen, wie „IW S. meldet, eine von Dérouleêde und mehreren anderen ehe⸗ maligen Mitgliedern der Patriotenliga anläßlich der bevorstehenden Abreise Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich ihnen zugegangene Erklärung, in welcher es heißt, im Augenblick könnte eine neue Demon⸗ stration, die gestern noch nothwendig erschienen sei, dem Erwachen des patriotischen Stolzes, welcher alle Franzosen vereinigt habe, nur schädlich sein. Man müsse sich daher heute jeder Kundgebung enthalten.
Die „Straßb. Post“ bemerkt zu diesen Vorgängen: 1
Die Pariser Depeschen liefern den traurigen Beweis dafür, daß es anscheinend einer lärmenden chauvinistischen Minderheit in der französischen Hauptstadt wieder einmal zu gelingen scheint, die ruhige, vernünftige Mehrheit der französischen Bevölkerung unter ihr Joch zu bringen. Wir sind durchaus nicht überrascht davon: dafür hat sich die gleiche Erscheinung im Laufe der letzten zehn Jahre zu oft wiederholt. Wenn aber der „Figaro“, der sich wie alle ver⸗ ständigen französischen Blätter gegen das Treiben der Deroulede e tutti quanti wendet, die Befürchtung ausspricht, im „Aus⸗ lande, wo man Frankreich nicht liebe’' — also in Deutschland, wie zwischen den Zeilen zu lesen — werde man diese Vorkommnisse zu Ungunsten des gonzen französischen Volkes ausbeuten, so irrt er vollständig. Wir Deutsche beurtbe len die französischen Verhältniffe, Zustände, Persönlichkeiten und Strömungen viel nüchterner, ruhiger, verständiger und schonender, als deutsche Dinge jemals in Frankreich beurtheilt worden sind.
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Italien.
In dem Prozeß gegen die Anarchisten Calzoni und Genossen (ogl. d. gestr. Nr. d. Bl.) wurde durch die Zeugen⸗ aussagen der Diebstahl des Dynamits, die Abreise der Anarchisten zu der Unternehmung, die Abreise Pedroni's sowie die Absendung der Dynamitkassette an Calzoni bestätigt.
In der Kammer brachte der Deputirte San Giuliano eine Interpellation Betreffs der abessinischen Expedition des Russen Maschkow ein.
Spanien.
Die spanische Regierung hat einem über Paris ein⸗ gegangenen Wolff'schen Telegramm zufolge beschlossen, alle Handelsverträge, welche die Klausel der meistbegün⸗ stigten Nation enthalten, zu kündigen.
Portugal. Der Finanz⸗Minister hat, wie dem „W. T. B.“ aus Lissabon gemeldet wird, gestern Abend einen provisorischen
Kontrakt mit einer Banquiers⸗Gruppe unterzeichnet, betreffend
die Konsolidirung der schwebenden Schuld auf der Basis des Tabackmonopols. Der Kontrakt gilt für die Dauer von 35 Jahren. Die Monopol⸗Gesell⸗
schaft wird der portugiesischen Regierung 10 Millionen Pfund Sterling auszahlen und Obligationen von 500 Fr. ausgeben, 8
welche mit 4 ½ Proz. verzinslich und
nnerhalb 35 amortisirbar find. 8
Jahren hc Belgien. 1 Wie aus Brüssel verlautet, sind mit dem Herzog von Ursel, früherem Gouverneur des Hennegau, Verhandlungen wegen Uebernahme des Portefeuilles des Innern eingeleitet. Der Herzog von Ursel ist ein Anhänger der Verfassungs⸗ revision. Türkei. fand, wie „W. T. B.“ aus Kon⸗ Mittwoch Abend Schaumburg⸗Lippe und
1 Bei dem Sultan stantinopel berichtet, am Prinzen Adolf zu
Gemahlin a von P 2en; Galadiner statt, an welchem der interimistische Geschäfts⸗ träger Legations⸗Rath von Winckler mit Personal der deutschen Botschaft, der Geheime Legations⸗Rath Gillet, der Kiamil⸗Pascha, sämmtliche Minister und träger, die deutschen Offiziere und die dienst bei dem Prinzen und der Prinzessin Persönlichkeiten theilnahmen. Der Sultan verli Prinzessin Victoria den Großkordon des Schefakat⸗Ordens in
seiner
Großvesir
befohlenen
Brillanten und dem Prinzen zu Schaumburg⸗Lippe den
zu Ehren des
Prinzessin Victoria von Preußen ein
schä Eggypten. dem übrigen General⸗Konsul
Hofwürden⸗ zum Ehren⸗
verlieh der
Großkordon des Osmanie⸗Ordens. Prinzessin traten am Abend über Deutschland an.
Der Prinz ur Wien die Rückreise nach
1 5
8 Rumänien.
Bukarest, 26. Februar. Der Senat nahm, wie „W. T. B.“ berichtet, in der heutigen Sitzung mit 52 gegen 50 Stimmen den von den Mitgliedern der Gruppe Catargiu eingebrachten Antrag auf Vertagung der Verhandlung des Gesetzes, betreffend den öffentlichen Unterricht, an, nachdem bereits seit mehreren Tagen die Generaldebatte über dieses Gesetz stattgefunden hatte.
1“
Serbien.
Belgrad, 26. Februar. In der heutigen Sitzung der Skupschtina wurde laut Meldung des „W. T. B.“ das neue Kabinet mit lebhaften Zivio⸗Rufen begrüßt und das von Pasitsch verlesene Programm mit stürmischem Beifall aufgenommen. Das Programm besagt, die Regierung sei fest entschlossen, die neue Ordnung und den Frieden im Lande zu wahren, sie sei von der Nothwendigkeit des äußeren Friedens fest überzeugt und gewillt, die übernommenen freund⸗ schaftlichen Beziehungen zu allen Staaten zu wahren und zu kräftigen.
8 Bulgarien.
Sofia, 26. Februar. Der Geburtstag des Prinzen Ferdinand wurde dem „W. T. B.“ zufolge überall festlich begangen. Gestern erschienen die Mitglieder des diploma⸗ tischen Corps bei dem Hofmarschall des Prinzen, um ihre Glückwünsche darzubringen.
Der diesseitige diplomatische Agent in Konstanti⸗ nopel reist morgen auf seinen Posten ab; unterwegs wird sich derselbe in Philippopel aufhalten
Montenegro. Cettinje, 26. Februar. Der Fürst von Monte⸗ negro hat sich dem „W. T. T.“ zufolge mit Familie zum eiteren Winteraufenthalt nach Rjeka begeben.
Schweden und Norwegen.
(P) Christiania, 24. Februar. In einer gestern Nach⸗
mittag unter dem Vorsitz des Königs abgehaltenen Staats⸗ rathssitzung überreichte das Ministerium Stang formell sein Entlassungsgesuch. König Oscar nahm dasselbe nach längerer Verhandlung an, befahl aber den Ministern, bis zur Bildung eines neuen Staatsraths im Amt zu bleiben. Nachdem der König noch gestern, wie schon gemeldet, mit dem Präsidenten des Odelsthings, Bankdirektor Berner, verhandelt hatte, empfing er heute Mittag im Schlosse die sechs Präsidenten und Vize⸗Präsidenten des Storthings. Der König beklagte in seiner Ansprache die politische Situation und versicherte, daß er fortgesetzt auf das Wohl des Landes bedacht sein werde. Nachdem der König die Zustimmung der übrigen Präsidenten erhalten hatte, mit dem Präsidenten des Odelsthings Berner allein über die Ministerfrage zu verhandeln, bot er diesem den Staats⸗ Ministerposten mit dem Auftrage an, ein neues Ministerium zu bilden. Präsident Berner lehnte jedoch den Auftrag ab und ersuchte den König, sich entweder an den Rektor Steen zu wenden oder ein Geschäfts⸗Ministerium zu ernennen. Der König versprach, die Sache in Erwägung zu nehmen. Aus diesem Anlaß hatte er später noch den Staats⸗Minister Stang zu sich beschieden. Wie verlautet, dürfte demnächst an den Rektor Steen telegraphisch die Anfrage gerichtet werden, ob er den Staats⸗Ministerposten und die Bildung eines Ministeriums üͤbernehmen wolle. Amerika. Vereinigte Staaten. In einer vor dem Unions⸗ Gerichtshof in Chicago am 24. d. M. verhandelten Klage, in welcher die Gültigkeit der Me Kinley⸗Bill in Zweifel gezogen wurde, erklärte der Richter Blodgetts in seinem Schiedsspruch: da die Regierung der Vereinigten Staaten derzeit unter diesem Gesetz Zölle erhebe, würde eine gegen dasselbe gerichtete Entscheidung einen Widerspruch gegen die gegenwärtige Zolladministration enthalten; er rathe daher, in dieser Angelegenheit an den Ober⸗Gerichtshof in Wasbington zu appelliren.
Brasilien. Der Präsident da Fonseca hat, wie „W. T. B.“ aus Rio de Janeiro meldet, gestern vor dem Kongreß den Eid geleistet und sodann eine Revue abgehalten.
Chile. In New⸗York eingegangene Telegramme aus Jquique bestätigen das (gestern nach Schluß d. Bl. bereits gemeldete) Bombardement und die Einnahme der
tadt durch die Insurgenten sowie das am 15. d. M. auf der Pampa Dolores zwischen Regierungstruppen und Insurgenten stattgefundene Gefecht. Weiter wird berichtet: Als die Regierungstruppen in diesem Gefecht mit einem Verlust von etwa 500 Mann geschlagen waren, ergab sich Jquique am 16. Februar an die aufständische Flotte. In der Nacht darauf brach in Jquique eine durch eine Brand⸗ stifterbande veranlaßte Emeute aus. Dieselbe wurde von der Flotte mit Hülfe der in Jauique wohnenden Fremden alsbald unterdrückt, wobei etwa 175 Meuterer getödtet bezw. verwundet wurden. Am 17. Februar erlitten die Insurgenten auf der Pampa bei Huara eine Schlappe, in Folge welcher die Regierungstruppen, welche am 15. Februar geschlagen worden, Jaquique durch Ueber⸗ raschung wieder besetzten. Am 19 Februar wurde den ganzen Tag gekämpft. Die Insurgenten hielten die Intendencia be⸗ setzt; die aufständische Flotte gewährte ihnen Deckung und unter deren Schutz wurde auch Marine⸗Infanterie aus⸗ geschifft. Das Geschäftsviertel der Stadt wurde in der Nacht wiederum von Brandstiftern angezündet. Am Abend kam durch Vermittlung des englischen Contre⸗Admirals, welcher die drei englischen Kriegsschiffe in der Bai befehligt, ein Waffenstillstand bis 20. Februar Mittags zu Stande.
Afrika.
3 Wie der „Times“ aus Kairo gemeldet wird, heißt es jetzt in Eingeborenenkreisen, daß Osman Digma unmittelbar vor dem Angriff ein Kontingent Derwische aus Kassala erwartet habe. Diese seien bis zur Einnahme der Stadt noch nicht angelangt gewesen, möchten sich inzwischen jedoch mit ihm vereinigt haben. Es ständen daher weitere Kämpfe in Aussicht, da Osman Digma weder geflohen, noch seine Armee, wie irrthümlich berichtet, auseinandergesprengt sei. In Afafit sind Sir F. Grenfell, Kapitän Custance und Oberst R. B. Lane, von Trinkitat kommend, am 23. d. M. eingetroffen.
Sansibar. Nach einer Meldung des „R. B.“ aus Sansibar vom 26. Februar hat der Sultan eine Bekannt⸗ machung des Inhalts erlassen, daß in Zukunft nur sansibaritisches oder indisches Geld in seinen Kassen angenommen werde. Mehrere Firmen seien dem Beispiel des Sultans gefolgt.
8 Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (76.) Sitzung des welcher der Reichskanzler von Caprivi, der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn und der Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau beiwohnten, stand auf der Tages⸗ ordnung die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1891/92, und zwar der Spezial⸗Etatfür die Ver⸗ waltung des Reichsheeres mit dem mündlichen Bericht der Kommission für den Reichshaushalts Elat.
Berichterstatter ist für das Ordinarium der Abg. von Keudell, für das Extraordinarium der Abg. Hahn.
Die Kap. 14—17 der fortdauernden Ausgaben wurden ohne Debatte bewilligt.
Beim Kap. 18 (Militär⸗Justizverwaltung) erklärte auf eine Anfrage des Abg. Dr. von Cuny der Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau, daß der Entwurf einer Militär⸗ Strafgerichtsordnung in Vorbereitung sei und mit allen Kräften gefördert werde, daß er aber augenblicklich noch nicht sagen könne, wann der Entwurf so weit gefördert sein werde, daß er zur Vorlage gebracht werden könne.
Kapitel 18 wurde bewilligt, desgleichen die Kapitel 19 — 23 ohne Debatte.
Zum Kap. 24 (Geldverpflegung der Truppen), Tit. 1 Besoldungen der Offiziere, beantragt die Budget⸗ kommission, die Verwandlung von 149 Hauptmannsstellen im preußischen, 13 im sächsischen und 9 im württembergischen Etat in Stabsoffizierstellen abzulehnen und demgemäß die Mehrforderung von 307 800 ℳ zu streichen.
Berichterstatter Abg. von Keudell empfahl diesen Antrag.
Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau erklärte, daß die fraglichen Offiziere, die sogenannten 13. Hauptleute, thatsächlich Stabsoffiziersdienste thäten, und bat um Wieder⸗ herstellung der Regierungsvorlage im Interesse der Gerechtigkeit.
Abg. Hahn erklärte, daß seine Freunde diese Position entgegen dem Kommissionsbeschluß in vollem Umfange bewilli⸗ gen würden, da sie diese Forderung als eine solche der Ge⸗ rechtigkeit anerkennen müßten. Schon 1816 sei das Haupt⸗ mannsgehalt für zu niedrig erklärt worden, aber trotzdem bis jetzt im Wesentlichen dasselbe geblieben.
Abg. Hinze erkannte die Berechtigung der Forderung nicht an. Die Fälle, in welchen die 13. Hauptleute Stabs⸗ offiziersdienste wirklich zu leisten hätten, kämen sehr selten vor. Auch Repräsentationspflichten hätten dieselben nicht. Er hoffe deshalb, daß die große Mehrheit die Mehrforderung ab⸗ lehnen werde.
Darauf wurde die Position in der von der Kom⸗ mission beantragten Beschränkung bewilligt. (Schluß des Blattes.)
Reichstages,
— In der heutigen (44.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß ein Gesetzentwurf, betreffkend den Rechtszustand vom Herzogthum Sachsen⸗Meiningen an Preußen abgetretener Gebietstheile im Kreise Weißenfels sowie die Abtretung preußischer Gebietstheile an Sachsen⸗Meiningen, und die Denkschrift über die Ausführung des Gesetzes vom 26. April 1886, betreffend die Beförderung deutscher Ansiede⸗ lungen in den Provinzen Westpreußen und Posen für das Jahr 1890, eingegangen seien.
Der Gesetzentwurf, betreffend den Geltungsbereich der Jagdscheine, wurde in dritter Lesung ohne Debatte an⸗ genommen.
Dann folgte die erste Berathung des Antrages der Abg. Korsch und Genossen.
Derselbe lautet:
§. 1. Der § 2 des Gese 9. März 1868 (Gesetz⸗ Samml S. 207) findet auch auf die seitdem mit Unserer Monarchie vereinigten oder noch zu vereinigenden Landestheile Anwendung.
§. 2. Jede Veröffentlichung der Gewinnresultate der nicht mit Königlicher Genehmigung in Preußen zugelassenen außer⸗ preußischen Lotterien, insbesondere auch durch den Aushang in Schaufenstern, sowie durch die gewerbsmäßige Bereithaltung von Gewinnlisten solcher Lotterien in Kaufläden, Geschäftscomptoirs und Erfrischungslokalen wird mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark bestraft.
Der Antragsteller Abg. Korsch begründete den Antrag mit dem Hinweis auf die Uebelstände, die der Zwischenhandel für die Collecteure und die kleinen Leute mit sich bringe.
Abg. Rickert bestritt die Kompetenz der Landesgesetz⸗ gebung auf diesem Gebiet und beantragte die Ueberweisung des Antrags zur Prüfung dieser Kompetenzfrage an die Justiz⸗ kommission.
Regierungs⸗Kommissar Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Marcinowski erkannte die Berechtigung der Beschwerden gegen den Loosehandel an und entkräftete den Einwand gegen die Zuständigkeit der Landesgesetzgebung, auf diesem Gebiet Maßnahmen zu ergreifen.
Die Abgg. Dr. Arendt, Cremer (Teltow) und Bödicker sprachen noch für, die Abgg. Czwalina und Schmidt (Warburg) gegen den Antrag.
Der Finanz⸗Minister Dr. Miquel vermochte im Namen der Staatsregierung eine Erklärung nicht abzugeben, hielt aber für seine Person jeden Versuch, die bestehenden Miß⸗ stände zu beseitigen, für berechtigt.
Der Antrag Korsch wurde einer Kommission von 14 Mit⸗ gliedern überwiesen. (Schluß des Blattes.)
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Stand der Saaten. Im Regierungs⸗Bezirk Stade ist die Bestellung der Winter⸗ saaten rechtzeitig begonnen und mit Ausnahme einiger Marschgegenden, wo dieselbe durch die Trockenheit des Bodens erschwert wurde, zur Zufriedenheit ausgefallen. Den Saaten dürfte der anhaltende Frost nicht geschadet haben, da dieselben bei Eintritt desselben verhältniß⸗
mäßig gut bestockt und durch eine ausreichende Schneedecke geschützt
waren. Dagegen ist viel über den durch die Mäuse angerichteten
Schaden geklagt worden; manches Ackerstück wird aus diesem Grun im Frühjahre von Neuem bestellt werden müssen.
St. Petersburg, 26. Februar. (W. T. B.) Eine Ver⸗ ordnung, betreffend den Transport von Getreide, welches für die Volksernährung und zur Verwendung als Saatkorn be⸗ stimmt ist, setzt für eine größere Anzahl östlicher und füdlicher Gou⸗ vernements eine Ermäßigung der Tarife um 50 % fest. Diese Ermäßigung wird von allen russischen Eisenbahnen gegen Vorweisung besonderer Certifikate gewährt, welche von den Orts⸗ respektive Land⸗ schaftsbehörden auszustellen sind. Die Tarifermäßigung bleibt vom heutigen Tage bis zum 1. September d. J. in Wirksamkeit.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien An der Ruhr sind am 26. Februar gestellt 10 829, nicht recht⸗ zeitig gestellt 165 Wagen. In Oberschlesien sind am 25. d.- M. gestellt 4167, nicht t 981 Wagen. M
Subhastations⸗Resultate.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand das im Grundbuch von den Invalidenhaus⸗Parzellen Band 12 Nr. 406 auf den Namen des Kaufmanns A. E. Sommer eingetragene, in der Eichendorffstraße belegene Grundstück zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 620 ℳ festgesetzt. Ersteher wurde der Direktor Georg Cohnitz, Charlottenburg, Fasanenstraße 5, für das Meistgebot von 215 000 ℳ — Ferner das im Grundbuch wie vorher Band 9 Nr. 337 auf den Namen der Bauunternehmer Max Zoche und Bruno Schoenwetter ein⸗ getragene, in der Chausseestraße 49/50, der Wöblert⸗ straße 44, belegene, mit 34 200 ℳ Nutzungswerth veranlagte Grund⸗ stück Das geringste Gebot wurde auf 415 750 ℳ festgesetzt. Für das Meistgebot von 507 800 ℳ wurde der Fabrikant Oskar Titel zu Berlin Ersteher. Der Zuschlag wurde auf acht Tage ausgesetzt.
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin stand das im Grundbuch von Weißensee Band 30 Nr. 883 auf den Namen des Bauunternehmers Wilhelm Gulden eingetragene zu Neu⸗ Weißensee belegene Grundstück zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 216,82 ℳ festgesetzt. Für das Meistgebot von 15 600 ℳ wurde der Schuhmachermeister J. Hebenthal, Berlin, Invalidenstraße 33, Ersteher.
— In der gestrigen außerordentlichen Generalversammlung Berlin⸗Charlottenburger Bauvereins Aktienges schaft wurde die auf Beschluß der letzten Generalversammlung vor genommene Neuredaktion des Statuts einstimmig genehmigt.
— Die Direktion und der Verwaltungsrath der Deutschen Hypothekenbank in Meiningen werden in der bevorstehenden Generalversammlung fü 8 890 die Vertheilung einer Dividende von 5 %, wie im Vorjahre und eine Abschreibung auf Disagiokonto in Höhe 200 000 ℳ vorschlagen; das letztere Konto wird hierdurch auf 300 000 “ herabgemindert.
Leipzig, 26. Feöruar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ bandel. La Plata. Grundmuster B. pr. März 4,27 ½ ℳ, vr. April 4 27 ½ yr. Mai 4 27 pr. Iunnt 30 ℳ, pr. Iuli 4,30 ℳ pr. Angust 4,35 % pr. Sevptember 4.35 ℳ, pr. Oktober 4,35 ℳ, pr. November 4,35 ℳ, pr. Dezember 4,35 ℳ, pr. Januar 4,35 ℳ. Umsatz 120 000 kg. Fest. Morgen geschlossen.
Wien, 26. Februar. (W. T. B.) Die „Presse“ veröffentlicht auf Grund von Informationen von unterrichteter Seite die nach⸗ stehenden Dividendenschätzungen böhmischer Bahnen: Aussig⸗Tevplitzer 65 Fl., Böhm. Nordb. 9 Fl., Buschtherader Litt. A. 55 Fl., Litt. B. 21,50 Fl., Böhm Westbahn 16 Fl. Die Dividenden der Prag⸗Duxer und der Dux⸗Bodenbacher Eisenbahn hängen von der Lösung der Investitionsfragen ab, welche demnächst zu gewärtigen sei.
— 26. Februar. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, sind die Verhandlungen wegen Erneuerung des Subventionsver⸗ rages mit der Oesterreichischen Lloyd⸗Gesellschaft heute tNachmittag fortgesetzt worden. Der Präsident des Verwaltungsraths der Gesellschaft Freiherr von Morpurgo wurde heute vom Handels⸗ Minister Bacquehem empfangen und wird sich morgen dem Finanz⸗ Minister Steinbach vorstellen.
London, 26. Februar. (W. T. B.) Schluß fest.
An der Küste 1 Weizenladung angeboten. — 27. Februar. (W. T. B.) Die Vertreter der hiesigen tienbanken beriethen gestern wegen der von dem Kanzler der atzkammer Goschen angeratbenen Beschaffung größerer serven. Schließlich wurde die Berathung auf eine Woche ver⸗ em Vernehmen nach haben die meisten Banken ihre Reserven edeutend vermehrt. dford, 26. Februar. f
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Wollauktion.
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Bra (W. T. B.) Wolle, Garne und Stoffe ruhbig.
Verkehrs⸗Anstalten. 8
Hamburg, 26. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Russia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt.
London, 26. Februar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Dane“ ist gestern auf der Heimreise in Southampton und der Union⸗Dampfer „Tartar“ bheute auf der Ausreise in Lissabon angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Dunottar Castle“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen und der Castle⸗Oampfer „Roslin Castle“ h s auf der Heimreise Madeira passirt. 8
Theater und Mufik. Königliche Theater.
In der morgigen Vorstellung der Oper „Undine“ im Opern⸗ hause sind die Damen Herzog, Lammert und Kopka, die Hrrn. Krauß, Betz, Krolop, Stammer, Lieban und Krasa beschäftigt. Im „Tannhäuser“ treten am Sonntag die Damen Sucher und Leisinger, die Hrrn. Syplva, Betz, Krolop und Mödlinger auf.
Im Schauspielhause giebt am Sonnabend Frau Burska zum letzten Mal die Julia in „Romeo und Julia“. Die Rolle des Tybalt ist in die Hände des Hrn. Arndt übergegangen. Anfang März geht das Lustspiel „Der Störenfried“ von Benedix nach langer Pause in neuer Einstudirung in Scene. Die Regie führt Hr. Krause. Die Damen von Hochenburger, Seebach, Kramm, Conrad und Abich sowie die Hrn. Keßler, Krause, Purschian, Müller, Eichholz und Herzer sind an der Aufführung betheiligt.
Lessing⸗Theater.
Henrik Ibsen's Schauspiel „Hedda Gabler“ kann nur noch ein einziges Mal in dieser Saison zur Aufführung gelangen und zwar am Montag, da das Gastspiel des Frl. Anna Haverland mit Schluß nächster Woche sein Ende erreicht.
Residenz⸗Theater.
Der Beginn der morgenden Vorstellung ist auf 7 Uhr angesetzt. Zur Aufführung gelangt, wie schon öfter erwähnt, das einaktige Schau⸗ spiel „Die Kreutzersonate“, dessen Autor sich noch immer in den Schleier der Anonymität büllt. Die 50. Vorstellung von Bisson'’s noch immer zugkräftigem Schwank „Der selige Toupinel“ reiht sich an.
Sing⸗Akademie. Der Sängerbund des Berliner Lehrervereins ver⸗ anstaltete gestern unter Leitung des Hrn. Prof. Felix Schmidt ein
Concert, welches sehr zahlreich besucht war. Die von dem Verein stets gerühmten Vorzüge traten in Gesängen von M. Blumner,