1891 / 53 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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des Großherzogs verschoben worden war, wird in den nächsten Tagen für einige Zeit wieder das Land verlassen.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (78.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler von Caprivi, der Staatssekretär Dr. von Boetticher und der Kriegs⸗Minister von Kalten⸗ born⸗Stachau beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1891/92 und zwar der Spezial⸗Etat für die Ver⸗ waltung des Reichsheeres mit dem mündlichen Bericht der Kommission für den Reichshaushalts⸗Etat. Die Be⸗ rathung wird fortgesetzt mit Kap. 25 der ordentlichen Ausgaben (Naturalverpflegung). 8

Die Kapitel 25 31 (Naturalverpflegung, Beklei⸗ dung und Ausrüstung der Truppen, Garnison⸗ verwaltung, Garnisonbauwesen, Militär⸗Medi⸗ zinalwesen, Verwaltung der Train⸗Depots, Ver⸗ pflegung der Ersatz⸗ und Reservemannschaften) wurden ohne Debatte bewilligt. 8

Im Kapitel 32 (Ankauf der Remontepferde) ver⸗ langte der Etatsentwurf zur Beschaffung von Dienst⸗ pferden für alle berittenen Offiziere eine Vergütung, welche für das preußische Kontingent 2 064 286 erfordert, bisher waren in dem betreffenden Titel nur 149 862 ausgeworfen. Die Pferdegelder sollen für jedes Pferd für Generale und Stabsoffiziere 1500 ℳ, für Hauptleute, Rittmeister, Lieutenants u. s. w. 1200 be⸗ tragen. Die Kommission für den Reichshaushalts Etat hat die verlangten Pferdegelder nur für die Offiziere der Fußtruppen und zwar vom Stabsoffizier ausschließlich des Regiments⸗ commandeurs abwärts in der geforderten Höhe für jedes Pferd bewilligt, daneben solche in Höhe von 825 für jedes Pferd

und auf fünf⸗ (statt sechs⸗ bezw. acht⸗) jährige Dauer für Adjutanten, welche der Fuß⸗Artillerie oder dem Train ent⸗ nommen sind.

Der Berichterstatter Abg. von Keudell beleuchtete aus⸗ führlich die Forderungen des Etatsentwurfs und die davon abweichenden Beschlüsse der Kommission, und empfahl die letzteren zur Annahme.

Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau trat für eine unveränderte Annahme der Positionen des Etats⸗ entwurfs ein.

Bei Schluß des Blattes ergriff Abg. Richter das Wort.

In der heutigen (46.) Sitzung des Hauses der Ab⸗

geordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach, der Minister für Handel und Gewerbe Frei⸗

herr von Berlepsch und der Finanz⸗Minister Dr. Miquel beiwohnten, wurde die erste Berathung, betreffend die Er⸗ weiterung, Vervollständigung und bessere Aus⸗ rüstung des Staatseisenbahnnetzes, fortgesetzt.

Abg. Schmieding brachte den im letzten Winter hervor⸗ etretenen Mangel an Wagen bei Beförderung der ober⸗ schlefischen und westfälischen Kohle zur Sprache und ver⸗ theidigte die Zechenverwaltungen gegen den Vorwurf der

Wetterbericht vom 1. März,

Morgens 8 Uhr. Anfang 7 Uhr.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeressp

Temperatur

Wind. Wetter.

40 R.

Stationen.

in ° Celsius

59 C.

red. in Millim.

Mullaghmore 6 bedeckt Aberdeen.. 4 heiter Christiansund 9 bedeckt Kopenhagen. 2 Dunst Stockholm. 2 bedeckt Ereeen 1 8 bedeckt t. Petersb. b 3 wolkenlos Moskau 2 Schnee Cork, Queens⸗ 111““ her. . .. 8SEI 2 8 winemünde Neufahrwasser Memel.. Münster... Karlsruhe. Wiesbaden München Chemnitz. Berlin.. Wien... Breslau.. still Dunst II11““ 2 wolkenlos Nizza 770 2 wolkenlos EE11711öä—- 1 heiter

Uebersicht der Witterung. Ueber dem kontinentalen und Süd⸗Europa ist der

Sturm.

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wolkig wolkig wolkig Nebel bedeckt wolkig wolkig halb bed.

bedeckt 4 wolkig 1 heiter 3 wolkenlos 3 wolkig 2 wolkig 1 bedeckt

Wellen.

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Luftdruck ein hoher. Ein tiefes Minimum unter findet am Freitag statt. 6

730 zieht über Lappland ostwärts, bei im Allge⸗ meinen westlichen Verlauf der Isobaren ist zu er⸗ warten, daß ein im Nordwesten erscheinendes neues Minimum in östlicher oder südöstlicher Richtung

Osten und Süden herrscht noch vielfach Frost, während im Nordwesten die Temperaturen zum Theil erheblich über der normalen liegen.

Deutsche Seewarte. Miß Helyett.

——— Musik von E. Audran. Anfang 7 ½ Uhr Mittwoch und folg. Tage: Miß Helyett.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 54. Vorstellung.

Friedrich Kind.

Emil Graeb. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. Vließ. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen von Franz Grillparzer. Dritte Abtheilung: Medea. Trauerspiel in 4 Aufzügen. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Das alte Lied.

Füe; Shie ürgw. der ;

Die nächste Aufführung von Der Pfarrer von seiner Gesellschaft Otello Kirchfeld findet am Sonnabend statt. ellschat -

Berliner Theater.

Baruhelm. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Zum ersten Male: Arbeit. Donnerstag: Goldfische.

Tessing-Theater. Dienstag: Der Probepfeil Lustspiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal.

Mittwoch: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Donnerstag: Der Probepfeil.

Bictoria-Theater. Dienstag: Zum 93 Male: fortschreiten und trübes, regnerisches Wetter mit start Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen auffrischenden westlichen Winden zunächst über Nord⸗ in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn⸗ deutschland herbeiführen wird. Am heutigen Morgen hardt. Balletcompositionen des 3. Aktes von C. ist bei schwachen, vorwiegend südwestlichen Winden A. Raida. Ballets von C. Severini. In Scene in Deutschland die Bewölkung veränderlich, im gesetzt von W. Hock. Anfang 7 ½ Uuhohr.

Wallner-Theater. Dienstag: Zum 25. Male:

Friedrich-Wilhelmstädtisches Der Freischütz. Oper Dienstag: Mit neuer Ausstattung. Z. 12. Male: in 3 Akten von C. M. von Weber. Text zum Theil Der Bogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach des Pianisten Hrn. Sally Liebling.

Bevorzugung des Auslandes bei der Kohlenlieferung, der in dem Rundschreiben des Handels⸗Ministers vom 2. Februar erhoben worden sei.

Abg. von Tiedemann (Bomst) bezeichnete die Klagen über Wagenmangel als Uebertreibung und meinte andererseits, daß, um einem Bedürfniß, das nur während weniger Wochen hervortrete, zu genügen, nicht das rollende Material ganz er⸗ heblich vermehrt werden könnte. Redner fragte dann nach dem Stande der Tertiärbahnvorlage.

Der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch wies zur Berechtigung seines Rundschreibens, das übrigens als vertraulich versandt worden und nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt gewesen sei, auf an ihn gerichtete substantiirte Beschwerden hin, die ihm geradezu die Verpflichtung auferlegten, eine Untersuchung einzuleiten. Zu seiner Infor⸗ mation habe er sich an die Eisenbahnverwattung gewandt, zugleich aber auch die Handelskammern, die zur Feststellung der Thatsachen am ehesten in der Lage seien, um ziffermäßiges Material gebeten. Die Anschuldigungen gegen die Zechen mache er nicht ohne Weiteres zu den seinigen; dieselben seien auch nicht gegen alle Gruben erhoben. Er würde sich freuen, wenn sie sich als nicht begründet erwiesen.

Der Staats⸗Minister von Maybachstellte die Tertiärbahn⸗ vorlage für diese oder die nächste Session in Aus⸗ sicht. Die Zahl der verlangten Wagen, welche nicht hätten gestellt werden können, werde in übertriebener Höhe angegeben, und soweit ein Mangel wirklich hervorgetreten, sei er hauptsächlich durch Elementarereignisse bedingt gewesen. Der Minister führte hierfür den zahlenmäßigen Nachweis und er⸗ klärte im Anschluß daran, daß die Verkehrsverhältnisse, ab⸗ gesehen von vorübergehenden Erscheinungen, gesunde seien und auch für die Zukunft eine gesunde stetige Entwickelung er⸗ warten ließen.

Abg. Graf Strachwitz wünschte die Verwendung eines Theils der jährlichen Ueberschüsse der Eisenbahnverwaltung zur Vermehrung des Wagenparks, damit Kalamitäten, wie sie im letzten Winter einget eten seien, künftig vermieden würden.

Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum bat den Minister der öffentlichen Arbeiten, zu dem überreichen gesetzgeberischen Material dieser Session nicht noch eine Tertiärbahnvorlage hinzuzufügen. Den Vorschlag des Abg. Grafen Strach⸗ witz wies er als in der Budgetkommission oft er⸗ örtert und nicht empfehlenswerth befunden zurück. Be⸗ triebsstörungen in Folge von Ueberschwemmungen und Schneefällen begründeten keinen Vorwurf gegen die Eisenbahnverwaltung. Wollte man so viele Geleise und Betriebsmittel schaffen, um auch bei außerordentlichen Ereig⸗ nissen den Betrieb ungestört zu erhalten, so würden mindestens 500 Millionen mehr ausgegeben werden müssen. Das könne die Industrie nicht verlangen, dem Interesse der Industrie stehe hier das Interesse der Steuerzahler gegenüber.

Abg. Schmidt (Hagen) bemerkte, daß die Zahl der fehlenden

Wagen deshalb größer erscheine, weil die Zechen nicht selten mehr forderten, ds sie brauchten. Er wandte sich dann gegen die Kartelle und Ringe und billigte das Rundschreiben des Handels⸗Ministers. (Schluß des Blattes.)

Die Wahlprüfungskommission des Reichs⸗ tages beantragt: die Wahl des Abg. Hastedt im 17. Wahl⸗ kreise der Provinz Hannover für gültig zu erklären.

Dirigent: Kapellmeister Kahl. von C. Zeller. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. sa 8 Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang Schauspielhaus. 60. Vorstellung. Das goldene 7 Uhr. Vließ. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen von Franz Grillparzer. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Der Gastfreund. Zweite Abtheilung: Die Argonauten. spiel in 4 Aufzügen. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 55. Vorstellung. Der von Alexandre Bifson. Deutsch

Erste Abtheilung: Trauerspiel in 1 Aufzug.

61. Vorstellung. Das goldene

7 ½ Uhr.

Dienstag: Minna von Adolph Ernst-Theater.

Thomas-Theater. Alte

Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uhr.

auf Reisen.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Trauer⸗ burg. Dienstag: ZUum 53 Male: Der selige Ton- = pinel (Feu Toupinel). Schwank in 3 Akten ö“ —, tav von Zauber⸗Komödie in 5 Aufzügen von Mos S 522 Guf . SpHe 2e; 8 24-g. oser. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. 48 8 Shakespeare. Nach A., W. von Schlegel's Ueber⸗ Vorher zum 1. Makel Die Verlobt: Frl. Bertha Riecke mit Hrn. Guts⸗ setung. Musik von Wilbelm Taubert. Tanz von Schauspiel in 1 Akt von *,*. In Scene gesetzt von . In Seene g. v

Sigmund Lautenberg. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Der selige Toupinel. Vorher zum 5. Male: Die Kreutzer⸗Sonat

Mittwoch: Gavaut, Minard u. Co. Donnerstag: 1. Gastfpiel von Er

Dienstag: Zum 18. Male: Adam und Eva. in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Elv. Couplets von Jacobson und Gustav Goörß. Musik von Adolph Ferron. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

onnerste De 8 Dienstag: Wum 29. Male: Der Regi

Die nächste Aufführung von Der Fall Clémenceau hng- Posse mit Gesang von A. Uüftrator Geß 2 Gymnasial⸗Oberleh D I1“ G. von Moser. Mufik von R. Bial und G. Steffens. estorben: Hr. I“ Die neuen Couplets von A. Bender. Cäsar Wichtig:

Mittwoch und folgende Tage: Der Registrator

Die Budget⸗Kommission des Reichstages wendete sich heute dem im Marine⸗Etat bei den einmaligen Ausgaben des ordent⸗ lichen Etats zurückgestellten Posten von 1 025 000 „zur Erwerbung eines Dienstgebäudes für das Ober⸗Kommando der Ma⸗ rine“ zu. Die Summe wurde dabin bewilligt, daß zufolge Antrags des Abg. Hahn (kons.) der Titel die Bezeichnung erhält: „Zur Erwerbung eines Dienstgebäudes für das Reichs⸗Marineamt, das Marinekabinet und das Ober⸗Kommando der Marine.“ Bei dem Etat der Reichs⸗ schuld erklärte auf Anregung des Abg. Hermes (Brandenburg) der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn, daß er die Absicht habe, eine größere Anleihe nicht zu begeben, als bis die volle Einzahlung auf die jüngst begebene Anleihe erfolgt sei. Freilich könne er solche Er⸗ klärung nicht absolut bindend abgeben, da ja besondere Umstände ein⸗ treten könnten, welche ihn zwängen, von dieser Absicht abzugehen.

Nr. 9 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Rund⸗Erlaß vom 10. Februar 1891, betreffend die Einsendung der Fragebogen über Dampfkessel, Dampfmaschinen und Dampfkesselexplosionen. Nicht⸗ amtliches: Hebung der Geleise auf der Rheinbrücke in Köln und Umbau der Brücke über die Frankenwerft. Trockenlegung nasser Tunnelgewölbe und Widerlager (Schluß). Neubau des Amtsgerichts⸗ gebäudes in Kempen a. Rh. Theophil Hansen †. Ver⸗ mischtes: Preisbewerbung um den Entwurf zu einer Kapelle und Pforte für den neuen Kirchhof der Luisen⸗Gemeinde in Charlotten⸗ burg. Preisbewerbung um Entwürfe für Häuser mit billigen Familienwohnungen in Stuttgart. Preisbewerbung um Entwürfe für eine evangelische Kirche in Zwickau und in Enge bei Zürich. Wasserdichte schalldämpfende Fahrbahnen eiserner B ück stad Haarmann f†. 8

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Koblenz, 2. März. (W. T. B.) Das hiesige Eisen⸗ bahn⸗ Betriebsamt giebt bekannt: Der Trajekt⸗ betrieb Bingerbrück für Personen ist am 1. März auch für die beiden letzten Tagesfahrten wieder eröffnet, aber nur zwischen Bingen und Rüdesheim, weil Bingerbrück Bingen wegen niedrigen Wassers im Dunklen nicht befahren werden kann.

Leipzig, 2. März. (W. T. B.) Im großen Saale des Reichsgerichts fand heute Mittag eine Versamm⸗ lung der Mitglieder des Reichsgerichts einschließlich der Reichs⸗ und Rechtsanwaltschaft statt. Der neu ernannte Präsident von Oehlschläger, durch den Senats⸗Präsi⸗ denten Drechsler eingeführt, leistete den Amtseid und hielt darauf eine Ansprache, in welcher er rühmend der großen Verdienste seines Vorgängers gedachte, dem nachzueifern in Treue und Pflichterfüllung sein eifriges Be⸗ mühen sein werde. Hierauf ließ sich der neue Präsident die einzelnen Herren vorstellen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

klrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrrer Bahnhof). Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im WE“ Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ 8

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Jamilien⸗Nachrichten. F

besitzer Walter Lücke (Gutenswegen Oster⸗ weddingen). Frl. Margarethe Brammer mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Alfred von Müller (Harburg a. E.). Frl. Adelheid Borchers mit Hrn. In⸗ genieur Charles de Montigny⸗Ferronstrée (Han⸗ nover Marseille). Frl. Gertrud Gaebel mit Hrn. Reg⸗Assessor Bernhard Jaup (Berlin).

Belle-Alliance-Theater. Dienstag: Zum 3. M.: se 9257 ; 1228 Li b 8 . 5 Frl. Elsa Sceoenijahn mit Hrn. Kaufmann Zeutsches ge. Dienstag: Das alte Lied. Gavank, Minard u. Co. Schwank in 3 Akten 9H

Mittwoch: Des Meeres und der Liebe von Edmond Goudinet. Deutsch von Weyl. Anfang

Friedrich Wellhausen (Werne a. d. Lippe Han⸗ nover). Frl. Lilli Händel mit Hrn. Kaufmann Richard Wiechert (Memel-— Leipzig).

2 Verehelicht: Hr. Kapitän G. Buß mit Frl. nesto Rossi mit Friederike Meyer (Hannover) ““ Geboren: Ein Sohn: Hrn. Max Pilger (Berlin). Hrn. F. von Böhl (Rubow). Hrn. Paul Julius Meißner (Leipzig). Hrn. Dr jur. Grafen von Wartensleben (Berlin). Hrn. Alfred Ziegler (Berlin). Hrn. Landgerichts⸗ Präsidenten Unton (Breslau). Hrn. R. Heide⸗ mann (Klein⸗Pogul). Hrn. Oswald Galle (Schweidnitz). Eine Tochter: Hrn. Amts⸗ richter P. Dannel (Bützow). Hrn. Prem.⸗⸗ Lieut. Puder (Neisse). Hrn von Oertzen⸗Matz⸗ dorf (Berlin). Hrn. Otto Wirth (Moskau) Hrn. Eduard Dietz (Braunschweig). Hrn. Max

Gesangsposse

Jakobstraße 30. Tobve (Berlin). Hrn. Fritz Baumgarten

(Leipzig Neuschönefeld). Hrn. Richard Trübe (Leipzig).

Friedr. Stöhr (Plauen i. V.). Frau verw. Kreisgerichts⸗Rath Emilie Zingel, geb. Berger (Breslau). Hr. Rentier Friedr. Wilh. Lang⸗ meier (Berlin). Hr Franz von Poncet (auf Alt⸗Tomyse). Fr. verw. Sanitäts⸗Rath Ida Goedecke, geb. Frankenstein (Groß⸗Lichterfelde).

——— Concert-Haus. Dienstag:

der Oper „Rienzi“ von Wagner.

Theater.

nach einem Volksmärchen: „Der Freischütz“, von einer Idee des Bisville von Held und West. Musik

Concert⸗Anzeigen.

Concert. Ouv. „Im Hochland“, Gade. „Mignon“, 1 Thomas. „Roy Blas“, Mendelssohn. „Die Glocken 1 Vaudeville in 3 Akten von von Helgoland“, Walzer von Simon. Fantasie aus 1 Maxime Boucheron. Deutsch von Richard Genée. der Oper „Troubadour“ für die Harfe von Ober⸗ Berlin: thür, vorgetragen von Frl. Lemböck

Sing-Akademie. Dienstag, Abends 8 Uhr: II. Concert von Rosa Olitzki, unter Mitwirkung

Hr. Steuer⸗Rendant a. D. Julius Borchert (Wies⸗ baden). Hr. Rentier Ludw. Otto Herm. Strauß (Berlin). Fr. verw. Kreisphysikus Dr. Heinecke,

Carl Mevrder⸗ geb. Schulze (Schönebeck a. Elbe).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage). (3608)

Fantasie aus

lands. Mineralogisch⸗pedologisches Praktikum.

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en Rei

Erste Beilage

cs⸗Anzeiger und Königlich Preufischen S

Berlin, Montag, den 2. März

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Königreich Preußen.

Verzeichniß der Vorlesungen

der Königlichen Landwirthschaftlichen Hochschule zu

Berlin, Invalidenstraße Nr. 42, im Sommer⸗Semester 1891.

1) Landwirthschaft, Forstwirthschaft und Garten⸗ bau. Professor Dr. Orth: Sprzieller Acker⸗ und Pflanzenbau. Bonitirung des Bodens. Praktische Uebungen zur Bodenkunde. Lei⸗ tung agronomischer und agrikulturchemischer Untersuchungen in Verbindung mit dem Assistenten Dr. Berju. Landwirthschaftliche Erkursionen. Professor Dr. Werner: Abriß der landwirthschaft⸗ lichen Prodaktionslehre (Betriebslebre), Theil II. Rindviehzucht. Repetitorium der Betriebslehre. Demonstrationen am Rinde und landwirthschaftliche Exkursionen. Prof. Dr. Lehmann: Pferde⸗ zucht. Molkereiwesen. Schweinezucht. Repetitorium der Thierzucht⸗ lehre inkl. Fütterungslehre. Ingenieur Schotte: Landwirthschaft⸗ liche Maschinenkunde. Maschinen und bauliche Anlagen für Brauerei, Brennerei, Stärke⸗ und Zuckerfabrikation. Feldmessen und Nivelliren für Landwirthe; Vortrag und Uebungen. Zeichen⸗ und Konstruktions⸗ Uebungen. Forstmeister Krieger: Spezielle Holzkenntniß. Forst⸗ schut. Forstliche Exkursionen. Garteninspektor Lindemuth: Gemüsebau.

2) Naturwissenschaften. a. Botanik und Pflanzen⸗ physiologie. Professor Dr. Kny: Morphologie der Pflanzen.

Botanisch⸗mikroskopischer Kursus. Arbeiten für Fortgeschrittenere im

botanischen Institut. Professor Dr. Frank: Experimental⸗

phpsiclogie der Pflanzen. Pflanzenphvsiologisches Praktikum. Arbeiten

Fortgeschrittenere im pflanzenphvsiologischen Institut. Peofessor Systematische Botanik, mit besonderer Berück⸗ Nutz⸗ und Zierpflanzen. Gräser und Futterkräuter.

er Kulturpflanzen. Botanische Exkursionen.

„Chemie und Technologie. Geheimer Regierungs⸗Ratb, Prof. Dr. Landolt: Orgaanische Experimental⸗Chemie. Großes chemisches Praktikum. Kleines chemisches Praktikum. Professor Dr. Gruner: Grundzüge der anorganischen Chemie. Dr. Herz⸗ feld: Fabrikation des Zuckers. Privatdozent Dr. Hayduck: Gährungs⸗Chemie. Priratdozent Dr. Marckwald: Analvytische Chemie.

c. Mineralogie, Geologie und Bodenkunde. Prof. Dr. Gruner: Mineralogie und Gesteinskunde. Der Boden Deutsch⸗ Repetitorium der Bodenkunde. Geongnostische Exkursionen.

d. Physik. Professor Dr. Börnstein: Experimental⸗Pbvsik, II. Theil. Physikalische Uebungen. Ausgewählte Kapitel der mathe⸗ matischen Phvsik.

e. Zoologie und Thierphysiologie. Professor Dr. Nehring: Zoologie und Geschichee der Hausthiere. Ueber Fisch⸗ zucht. Zoologisches Kolloquium Dr. Karsch: Ueber die der Landwirkhschaft nützlichen und schädlichen Insekten, mit besonderer Berücksichtigung der Bienenzucht und des Seidenbaues. Professor Dr. Zuntz: Ueberblick der gesammten Thierphysiologie. Arbeiten im thierphysiologischen Laboratium. Thierphysiologisches Kolloquium.

3) Veterinärkunde. Professor Dr. Dieckerhoff: Spo⸗ radische Krankheiten der Hausthiere. Professor Dr. Möller: Aeußere Krankbeiten der Hausthiere. Geheimer Regierungsrath, Professior Müller: Anatomie der Hausthiere (Knochen, Muskeln, Nervensystem, Sinnesorgane), verbunden mit Demonstrationen. Ober⸗Roßarzt Küttner: Hufbeschlagslehre. Privatdozent Roßarzt Dr. Hagemann: Gesundheitspflege der Hausthiere.

4) Rechts⸗ und Staatswissenschaft. Professor Dr. Sering: Allgemeine National⸗Oekonomie. Nationa ökonomische Uebungen im staatswissenschaftlichen Seminar.

5) Kulturtechnik und Baukunde. Meliorations⸗Bau⸗ nspektor Gerhardt: Kulturtechnik. Entwerfen von Ent⸗ und Be⸗

sserungsanlagen. Professor Schlichting: Baukonstruktions⸗ lehre. Erdbau. Wasserbau. Landwirthschaftliche Baulehre. Ent⸗ werfen von Bauwerken des Wasser⸗, Wege⸗ und Bruckenbaues.

6) Geodäsie und Mathematik. Professor Dr. Vogler: Traciren. Zeichenübungen. Praktische Geometrie. Geodätische J übungen in zwei Gruppen mit dem Assistenten Friebe.

bungen im Ausgleichen in zwei Gruppen mit dem Afsistenten egemann. Meßübungen im Freien bei Westend. Professor N. N.: Analysis. Algebra. Trigonometrie. Uebungen zur Analysis in zwei Gruppen mit dem Assistenten Seiffert. Uebungen zur Algebra in zwei Gruppen. Uebungen zur analytischen Geo⸗ metrie in zwei Gruppen.

Das Sommer⸗Semester beginnt am 16. Avpril 1891.

Programme sind durch das Sekretariat zu erhalten.

Berliag, den 27. Januar 1891.

Der Rektor der Königlichen Landwirthschaftlichen Hochschu Wittmack.

Deutscher Reichstag. 77. Sitzung vom 28. Februar, 12

Am Tische des Bundesraths: Der Reichskanzler von Caprivi, die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Hollmann, sowie der Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗ Stachau.

Die Verhandlung über die Unteroffizier⸗Dienst⸗ prämien wird fortgesetzt. Die Regierung verlangt für das preußische Kontingent (statt der bisher ausgeworfenen 360000 ℳ) 3 804 500 mit der bekannten Skala von 5 Dienstjahren an. Die Kommission beantragt die Forderung, soweit sie 360 000 übersteigt, abzulehnen; die Nationalliberalen und die Reichs⸗ partei (Dr. Hammacher und Graf Behr) beantragen 3 197 000 zu bewilligen, indem sie in ihrer Skala die unteren Stufen der 5— Sjäahrigen Dienstzeit in Wegfall bringen und nur für die höheren der 9 12jährigen Prämien von 550, 800, 900 und 1000 aussetzen; das Centrum (Dr. Windthorst und Dr. Orterer) beantragt, nur 2 400 000 und zwar nur 1000 Prämie nach 12 jähriger Dienstzeit zu bewilligen.

Abg. Dr. Windthorst: Der Reichstag habe sich bei dem Militär⸗Etat auf das Allernothwendigste zu beschränken und manche felbst wünschenswerthe Ausgabe zurückzusetzen. Auch die Forderung für die Pferde und auch für die Unteroffiziere hätte nach seiner Meinung, als der Etat eingebracht worden sei, wohl noch verschoben werden können. Eine bindende Erklärung habe er damals nicht ab⸗ geben können, weil er nicht im Namen seiner Fraktion gesprochen habe. So sei es auch heute. Er sei auch jetzt noch der Meinung, daß der Reichstag alle Ursache habe, in Beziehung auf die Militärausgaben die äußerste Sparsamkeit walten zu lassen. Man müsse diese Mahnung alljährlich mehrere Male wiederholen. Wenn man seiner Partei vorwerfe, daß sie dennoch ihre eigene Mahnung nicht befolgt habe, so habe das eine gewisse Berechtigung. In jedem Haushalt sage jeder verständige Hausvater, jede vernünftige Hausfrau alle Tage dasselbe,

und dennoch kämen in jedem Haushalt täglich neue und unabweisliche Forderungen, und die Mahnung könne nicht voll und ganz aufrecht erhalten werden. Sie bleibe aber doch in ihrem Werthe und in ihrer Wahrheit bestehen und habe auch immer einen guten Erfolg. Daß man diese Forderung und in dieser Höhe machen würde, habe er nicht erwartet, und er sei darum über den Kommissionsbeschluß an sich gar nicht betrübt gewesen. Wenn er nun doch mit dem Abg. Dr. Orterer der Regierung entgegengekommen sei, so bemerke er vorweg, daß ihr Antrag von allen bisher gestellten Anträgen der Regierung das Wenigste biete. Die Forderung der Nationalliberalen und Freikonservativen sei erheblich höher, und das sei, glaube er, für die Mindestforderung eine Empfehlung (Heiterkeit). Ihr Antrag habe auch vor der Skalenprämie, die auf eine Gehaltserhöhung hinaus⸗ laufe, den Vorzug, daß in Folge desselben die Leute von selbst länger bei der Fahne blieben, daß sie die Prämie nicht zu früh für andere Zwecke verwendeten, als für die sie bestimmt sei, nämlich für eine Er⸗ jeichterung des Uebertritts in den Civildienst, und daß sie nicht frühzeitig Schulden machten. Wollten Andere weniger als 1000 Prämie geben, so lasse sich darüber reden. Die verbündeten Regie⸗

rungen hätten sich über seinen Antrag noch nicht äußern können;

ngener würden sie das Schlachtfeld überschauen 3 vorsichtige Strategen sich den Rückzug dahin offen halten. Der Kriegs⸗Minister habe gestern in so aus⸗ gezeichneter sachlicher Weise die Gründe für die Bewilligung der ienstprämien erörtert, daß er (Redner) sich ihm beinahe in allen Punkten anschließen könne. Lasse man aber einmal seine Gründe gelten, dann sei es am Besten, die Forderung gerade jetzt zu bewilligen, damit nicht in jedem Jahre die Schwierigkeit, tuͤchtige Unteroffiziere zu bekommen, wachse und gar leicht durch eine Hinaus⸗ schiebung der Forderung später größere Ausgaben hervorgerufen würden. Außerdem sei es für ihn und seine Freunde von der äußersten Wichtig⸗ keit gewesen, sich in dieser Sache möglichst vereint zu verhalten, und diese Einmüthigkeit sei am Sichersten für seine Partei auf dem Boden dieses Antrags erreicht worden. Aber auch für die Uebrigen biete der Antrag eine gute Vermittelung dar. Bei allen militärischen Forderungen, die an den Reichstag kämen, so schmerzlich auch die Ausgaben sein mögen, sei es doch immer von großer Wichtigkeit und Bedeutung für die Nation, wenn eine möglichst große Majorität im Reichstage sich dafür erkläre (Beifall), weil das dokumentire, daß Alle bemüht seien, auf diesem Gebiet zur Ermunterung und Stütze hinter der Armee zu stehen, und weil er glaube, daß es auch für die auswärtigen Verhältnisse recht zweckmäßig sei, und vielleicht heute ganz besonders, daß man überall wisse: die Deutsch nden fest und kräftig zu ihrem Monarchen und würden unter allen Umständen bereit sein, seine Würde gegen Jedermann zu vertreten. (Erneuter Beifall.)

Damit wolle er aber in keiner Weise irgendwie ausgedrückt daß diejenigen Mitglieder seiner Partei, welche etwa aus diesem oder jenem Grunde seine Anschauungen in dieser Sache nicht theilten, an⸗ gesehen würden als solche, die minder patriotisch seien, als die anderen. Es sei gerade der Vorzug jedes Parlaments und vor Allem des utschen, daß Jeder seine Ansichten klar und fest ausspreche und f ß 1 lt te

um so unbefa und als vorsich

daß aber Keines Patriotismus irgendwie bezweife Wer hier in dieses Haus komme, von dem erwar oll und ganz zum Vaterlande stehe, und wenn er das nicht wolle, so müsse er draußen bleiben. (Große Heiterkeit.) So lange die Sozialdemokraten sich auf den Boden der Reform stellten, und er freue sich, daß der Abg. Geillenberger dies gestern gethan habe, hätten sie ein Recht, ihre Pläne zur Diskussion zu stellen und zur gesetzlichen Geltung zu bringen. Er (Redner) wünschte sehr, daß diese Anschauung des Abg. Grillenberger von allen seinen Genossen hier im Hause und auch außerhalb des Hauses geltend gemacht würde. Einer seiner Kollegen habe in einer Versammlung der Droschken⸗ kutscher gestern einige andere Grundsätze ausgesprochen. (Heiterkeit.) Es wäre gut, wenn dieser gut rektifizirt oder ihm gesagt sei mindestens recht unvorsichtig gewesen. (Große He Stelle sich aber der Abg. Grillenberger auf den Boden der 2 dann begreife er (Redner) nicht, wie er daran habe Anstoß nehmen können, daß der Reichskanzler gesagt habe, die Armee sei auch dazu da, etwaige Exrzesse der Sozialdemokratie zu beseitigen. Die Sozial⸗ demokraten müßten anerkennen, daß es Strömungen gebe, die zur Anarchie, zur thatsächlichen Revolution drängten. Den Anarchisten müsse man bewaffnet gegenüberstehen. Die Sozialdemokraten köͤnnten sich einer Aufbesserung der Lage der Unteroffiziere an sich nicht widersetzen; aber ihre Sympathie sei doch eine sehr platonische ge⸗ wesen. Man habe gesagt: wenn irgend im Rahmen der Militär⸗ verwaltung di für die Unteroffiziere etwas geschehen, außerhalb dieses Rahmens ab⸗ nicht. Das sei ganz s . sch. Man spiegele dem Volk das goldene Paradies vor, zeige es i n schönsten Konturen, ab nicht den Weg, auf dem man hinei Für die Unteroffizie werde es nur ein sehr geringe sein, da er nicht angegeben 1m r en könne, um ihnen zu helfen. (Widerspruch bei den Sozialdemo —:) Die höheren Gehälter müßten reduzirt werden? (Zuruf bei Sozialdemokraten: Bedeutend!) Das sei zur Zeit unausführbar, da die Bewilligungen nicht ohne Weiteres zurückgezogen werden könnten und bereits an die Einzelnen ver⸗ theilt seien. Wollte man aber den Weg der Revision beschreiten, o würden die Unteroffiztere sehr lange zu warten haben. Nein, er (Redner) erkläre, daß die Sozialdemokraten für die Unteroffiziere berhaupt nichts hätten thun wollen; vielleicht hätten sie dafür ute Gründe. Er wolle ihnen keinen Vorwurf machen; aber sie dürften nicht behaupten, daß sie den Unteroffizieren hätten etwas zu⸗ gestehen wollen. (Sehr richtig! rechts.) Daß Deutschland ein tüchtiges Unteroffiziercorps haben müsse, würden auch die Sozial⸗ demokraten nicht bestreiten. Würde dieser Zweck durch diese Be⸗ willigung erreicht, so würde er viel gleichmüthiger dafür sein. Aber in der Hinsicht müsse man erst Erfahrungen machen. Wenn nun hier zwei der tüchtigsten Generale das bezeugten, was sie bezeugt hätten, und wenn man höre, daß Offiziere auf eine ihnen sehr noth⸗ wendige Aufbesserung zu Gunsten der Unteroffiziere verzichteten, dann glaube er nicht berechtigt zu sein, hier nicht mindestens einen Versuch zu machen. Aber er müsse von Neuem an die Kriegsverwaltung das An⸗ sinnen stellen, die nothwendigen Forderungen doch endgültig darzulegen, damit nicht alle Jahre von Neuem eine unerwartete Forderung eintrete. Man überlege auch, ob man dem Reichstage nicht Konzessionen machen könne. Zanächst in der Reduktion der Armee. Die Schwierig⸗ keit, Unteroffiziere zu finden, zeige vielleicht, daß man in der Zahl der Armee⸗Corps und der Soldaten im Verkältniß zur Be⸗ dölkerung zu weit gegangen sei. Indessen heute eine solche Revi⸗ sion zu beantragen, habe er nicht den Muth. Dagegen wäre es wohl an der Zeit, dem Gedanken der zweijährigen Dienstzeit wieder näher zu treten. Damit würden die Lasten des Volks wesentlich erleichtert, selbst dann, wenn die zweijährige Dienstzeit einige Geldopfer mehr erforderte. Diese steten Forderungen müßten aufhöten, denn das Volk erliege unter den Lasten! (Zustimmung im Centrum.) Abg. Graf Behr: Die Regierung habe die Nothwendigkeit

e Mittel dafür gefunden werden könnten, dann möge e r e

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einer Forderung für Unteroffizierprämien so überzeugend nachgewiesen, daß von verschiedenen Parteien größere oder geringere Beträge dafür zugebilligt würden. Doch handele es sich hier nicht etwa um einen Nothstand in dem Sinne, als wäre das Unteroffiziercorps nicht mehr so gut wie früher; es sei vielmehr dankbar anzuerkennen, daß die Regierung eben der Verschlechterung vorbeugen wolle. Wenn die freisinnige Partei ein Bedürfniß zur Aufbesserung der

Unteroffizierstellen nicht anerkenne und andererseits eine Erhöhung ihrer Besoldungen anstrebe, so liege darin ein prinzipieller Widerspruch; sie möge auch bedenken, daß eine Gehaltserhöhung, auch wenn sie zuerst nur ganz gering sein sollte, doch unverhältnißmäßig mehr Kosten beanspruchen würde. Abg. Haußmann habe das Verlangen des Volks nach Ersparungen betont, aber er (Redner) glaube, das Volk be⸗ willige Alles, was für die Armee erforderlich sei, gern. er sozial⸗ demokratische Redner habe die Erhöhung des Arbeitslohnes geleugnet, aber ein Blick auf die Arbeiterhäuser, die an Stelle der früberen schornsteinlosen Hütten getreten seien, widerlege ihn. Er gönne den Unteroffizieren ein höheres Einkommen; wolle dies aber aus den für Besoldung der höheren Stellen bereitgestellten Mitteln entneh⸗ men aber man könne doch nicht jede Thätigkeit gleichmäßig be⸗ zahlen! Er sage ferner, die rechte Seite, die Aristokraten, wollten die höheren Offizierstellen für sich selbst behalten und hinderten darum das Uebertreten der Unteroffiziere in diese Stellen; aber die Offizierstellen seien doch in Deutschland von einem Examen abhängig, gehe in unserer Armee ganz demokratisch zu, und Alles hänge von Verdienst und Würdigkeit ab. Wolle er dem Adel vorwerfen, . dessen Söhne von Alters her in den Schlachten ihr Blut für Vaterland gelassen hätten? Entschädigt worden sei der Adel nicht dafür, denn daher rühre ja wesentlich seine Verarmung. Der Abg. Grillenberger habe schlieslich das Verhalten des O zum Unteroffizier und zum Soldaten bemängelt, aber nirge Welt bestehe eine bessere Kameradschaftlichkeit als in de Armee, und nicht zum Geringsten beruhten die Siege darauf, daß der Offizier den Leuten nicht bloß in der Schlacht vorangehe, sondern auch sonst väterlich für sie sorge; man sehe ja auch, wie sich ältere Leute freuten, wenn sie ihren ehemaligen Com⸗ pagnie⸗Chef wiedersähen, wie Beide sich eingehend über ihr seitheriges Ergehen unterhielten. Wenn man nun den Unteroffizieren Dienst⸗ prämien gebe, so sei es zu früb, damit schon nach vollendetem fünften Dienstjahre zu beginnen, weil das die Leute verführen könnte, aus der Unteroffizierscarrière auszuscheiden; der richtige Zeitpunkt sei nach vollendetem neunten Dienstjahre, wo ein f.

Unterofficiere in die Gendarmerie und Schutzmannschaft Die Annahme des Antrags Windthorst hätte den Nachth humane Hauptleute dadurch veranlaßt würden, eigentl tüchtige und schneidige Unteroffiziere noch bei

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er Compagnie zu be⸗ halten, um ihnen die Prämie zukommen zu .Er bitte also, den vom Abg. Dr. Hammacher gestellten Antrag ar hmen. V man das aber nicht, so möge man wenigstens den h annehmen, der, wenn er auch nur Stückwerk biete, doch besser s

ndig zur Erhaltung der Verfassung Er habe von einer im Unte offiziercorps verk it gesprochen; seltsam, daß der Reichstag von Allem dem gen Jahre bei der Berathung des Militärgesetzes nichts gehört Als der Vorsitzende der Budgetkommission im vorigen Jahre den damaligen Kriegs⸗Minister gefragt habe, ob nach den damaligen Bewilligungen noch mehr organische Vermehrungen des Militär⸗Etats in Aussicht ständen, habe der Kriegs⸗Minister von Verdy erwidert, er wolle ganz offen sagen, es seien zwei Punkte in Vorbereitung, der eine das Pensionswesen und der ander degelder; also von einer organischen Maßregel, betreffen fiziercorps, sei keine Rede gewesen. Man habe einen stand gekannt. Die ze scheine erst im April O entstanden zu sein. Man also seiner Partei nicht verübeln, wenn sie die jetzige melan⸗ Anschauung sehr skeptisch angesehen habe. Gestern habe gesagt, Deutschlan nne das beste Material nteroffiziereorvs haben, der Reichstag das Geld er am 6. Februar 1 habe sein Amtsvorgänger Rede gehalten, in der der Abschnitt in der Armee n Eindruck gemacht habe: „Was uns kein Volk in der zen kann, das ist das Material an Offizieren und Unter⸗ offilieren; keine andere Armee kann auf solche Unteroffiziere und Of⸗ fiziere hinweisen, wie wir. Das Maß der Bildung der Offtziere und Unteroffiziere ist bei uns ein viel höheres als in irgend einem anderen Lande, und darin besteht unsere Ueberlegenheit gegenüber anderen Mächten, selbst wenn dieselben an Zahl der Soldaten mit uns kon⸗ kurriren sollten.“ Der damalige Kanzler habe also gemeint, daß hi nicht erst das Unteroffiziercorps aus dem Material zu schaffen sondern daß es schon bestehe. Man weise nun hin, und das nach manchen Seiten hin einen gewissen Eindruck, auf das U offizier⸗Manquement; aber mit demselben Recht könnte man auf das noch viel größere Offizier⸗Manquement hinweisen, dann müßte man aus demselben Grunde die Besoldungen der Offiziere aufbessern. Der Abg. Dr. Windthorst habe eben noch gesagt, daß, wenn man einmal etwas streschen wollte, die Regierung es lieber gesehen hätte, wenn die Pferdegelder der Offiziere gestrichen würden als die Unteroffizier⸗ prämien. Schade, daß man dieses erst erfahren, nachdem die Pferdegelder in der Kommission bewilligt worden seien. Aber seine (des Redners) Partei müsse ihr Urtheil über die vor⸗ liegende Forderung nach deren eigenen Gründen unabhängig von an⸗ deren Rücksichten einrichten. In Bezug auf die Werthschätzung der Unteroffiziere trenne sie nichts von der Regierung, sie unterscheide sich vog ihr in Ansehung der Dauer der Dienstzeit, der Schätzung mancher Spezialwaffen, der Vorbildung der Offiziere und Unteroffiziere; aber wenn zwischen seiner Partei und der Regierung Unterschiede in Bezug

auf die Werthschätzung der Unteroffiziere beständen, so gingen sie dahin, daß seine Partei sie höher schätze, als die Regierung. Die Forderung der zweijährigen Dienstzeit hänge wesentlich zusammen mit der Tüch⸗ tigkeit der Unteroffiziere, und der Umstand, daß seine Partei die Unteroffiziere etwas mehr zu Zugführern verwenden wolle, zeige, daß sie sie mindestens so hoch schätze, wie die Regierung. Welches Mittel sei nun geeignet, das Unteroffiziercorps in seiner Tüchtigkeit zu er⸗ halten, und sei ein Bedürfniß zu der hier geforderten Maßregel vor⸗ handen? Das Manquement an Offizieren betrage nicht bloß 7,9 %, wie das der Unteroffiziere, sondern 9,6 %. Bei der Infanterie betrage es 10 %, bei der Feld⸗Artillerie 20 %. Das sei kein Wunder, nachdem das Reich seit 1887 die Kopfstärke der Armee um 60 000 Mann und damit die der Unteroffiziere um 6000 vermehrt habe. Die Batterien und Bataillone ließen sich aus der Erde stampfen, nicht aber könne man ebenso rasch Unteroffiziere und Offiziere schaffen. Das Heer habe jetzt 1936 Unteroffiziere mehr, als im Jahre 1887 etatsmäßig verlangt worden seien, sodaß also von den mehrgeschaffenen Stellen schon 1936 besetzt seien. Der Kriegs⸗ Minister habe, indem er an die alten Unteroffiziere vor einem Menschen⸗ alter erinnert habe, angedeutet, daß deren Verhältnisse im Wesentlichen dieselben geblieben seien; aber es liege doch dazwischen die Reform zur Hebung des Unteroffizierstandes vom Jahre 1872, der er (Redner) selbst zugestimmt habe, und bei der eine große Summe aufgewandt worden sei. Uebrigens sei mit der Schaffung der 38 neuen Bataillone und 110 Feldbatterien auch ein Avancement der Unteroffiziere eingetreten; denn die Feldwebel⸗, Vize⸗Feldwebel⸗ und Sergeantenstellen seien sämmtlich besetzt, nur bei den schlechtbesoldeten Unteroffizieren sei ein Mangel vorhanden. Der Kriegs⸗Minister gebe das Einkommen der aͤlteren Sergeanten auf 2 täglich an, dabei schätze er aber die freie Station, Wohnung, Heizung, Licht, Kleidung, ärztliche Behandlung in Krankheitsfällen u. s. w. nur auf 80 täglich das könnte in bürgerlichen Verhältnissen Niemand für das Geld

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