1891 / 54 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

die

Das Repräsentantenhaus gene entwurf betreffend die Ueberwachung von lebendem und geschlachtetem Rindvieh und Schweinen, mit einem Amendement, nach welchem das zum Export bestimmte einer besonderen Untersuchung

Vieh

muß und wonach ferner an gesund befundenen Thieren herrührenden sonderen Kennzeichen versehen werden müssen. hat dieses Amendement ebenfalls angenommen. Nach einem Telegramm aus Buenos⸗Aires vom 2. März wird dor des Präsidentschafts⸗Kandidaten, Generals Vorbereitungen zum stand wird noch immer Die Zahl der in Buenos⸗Aires in Garnison

Argenti

erwartet. Es getroffen.

aufrechterhalten.

Der Belagerungszu

die ustimmung des Senats erforderlich und muß deshalb Bill an denselben zurückgesandt werden. 1 hmigte den Gesetz⸗

nien.

werden große

befindlichen Truppen beträgt 2000.

Chile. vom 2. März

hergestellt und würden die Ge

Marocco. b M. Marocco ist der dortige egyptische 1 Kirby Green am 25. v. M. plötzlich gestorben.

Nach einer Depesche des „R. B.“ aus New⸗York wäre in Jquique nunmehr die Ruhe wieder schäfte wieder aufgenommen.

Afrika.

unterworfen werden

geordnet wird, daß die von den Produkte mit be⸗

Mitre am 16. d.

Nach einer Meldung des „R. B.“ aus e Gesandte Sir William

In Titel 37 werden zum

und Fuß⸗Artillerie auf Jüterbog früher eine Schießschule in Jüterbog 600 000 gefordert. Forderung zu streichen.

400 000 zu bewilligen. Der Senat 8 Lieutenant Erfling der „Times“ t die Ankunft

Empfang willigen:

wie Neubau und Ausstattung

Verheiratheterss von zwei

mannschaften

während Oberst⸗Lieutenant E Derselbe

In

welcher der Staatssekretär Dr. Kriegs⸗Minister von stand auf der Tagesordnung haushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1 die Verwaltung des Reichsheeres.

des Etats für

Die Berathung wurde ordinarium. Referent war der Abg. Hahn.

Die Titel 1— 25 des Kapitels 5 der einmaligen Ausgaben wurden anstandslos bewilligt. Titel 26 verlangt den Neubau einer Kaserne nebst Zu⸗ behör und Ausstattungs Ergänzung Artillerie Regiment in Pots dam;

des ordentlichen

Parlamentarische Nachrichten.

der heutigen (79.) Sitzung des Reichstages, von Boetticher und der Kaltenborn⸗Stachau beiwohnten, die zweite Berathung des Reichs⸗ 891/92 und zwar

fortgesetzt mit

Etats

früher für Berlin bewilligt worden.

Abg. Dr.

kommen der N

der früheren in Potsdam.

Oberst⸗Lieutenant Er lediglich aus Sparsam Sobald diese

habe. würden,

Ruge beschwerte sich über das geringe Entgegen⸗ jilitärverwaltung in der Beseitigung der Ställe 1. Garde⸗Ulanen⸗Regiments Diese Ställe seien ein Schandfleck für die Stadt. fling erwiderte, daß die Militärverwaltung keitsrücksichten diese Ställe bisher benutzt Rücksichten nicht mehr maßgebend sein würden die Ställe beseitigt und den Wünschen der

Kaserne des

Stadt möglichst entgegengekommen werden.

Der Titel 26 wurde bewilligt,

und 28.

In Titel

danturgebä

(erste Baurate) 70 000 verlangt.

29 werden zum Neubau eines Komman⸗ udes in der Feste Boyen als zweite Rate Kommission W hätten, stellte den §.

beantragt, diese Forderung zu streichen.

Das

Haus tra Die Titel 30 36 wurden

Wetterbericht vom 3. März,

Morgens 3 Uhr.

————

Stationen.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.

Wind. Wetter.

Temperatur in ° Celsius

Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. aranda.

t. Petersb. Moskau ...

WNW Swolkig W halb bed. NO Schnee WSW 3wolkenlos 742 WSW I bbedeckt 733 W wolkenlos 43 WSW l wolkig 750 bedeckt

767 75'7

740 7

b —6

Cork, Queens⸗ Iw ..

Brest... elder..

ue⸗

winemünde Neufahrwasser Memel...

775 771 761 755 758 757 755 751

wolkenlos wolkig

wWoe EdoE

Pafs ünster... Karlsruhe.. Wiesbaden. München .. Chemnitz.. Berlin.... Breslau...

wolkenlos heiter bedeckt bedeckt Regen bedeckt bedeckt

769 7681 W 763 SB 762 NS 763 SW. 760 SB 758 W 765 SSO I bedecht 760 SW 2 bedeckt

SIAcUcSccF

8 LZI11I1“X“”“ n...

773 NNW 4 wolkig 763 SW 2 wolkig 763 still bedeckt

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum im Südwesten hat sich nordwärts nach den britischen Inseln ausgebreitet und ruft, in Wechselwirkung mit einer Depression im hoben Norden, starke, stellenweise stürmische nord⸗ westliche Winde auf den britischen Inseln hervor,

unter deren Einfluß die Temperatur daselbst, im Nordseegebiete herabgegangen ist.

sowie Diese Abküh⸗

lung dürfte sich demnächst weiter auch über Deutsch⸗

land ausbreiten.

Bei mäßiger südwestlicher und

westlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutsch⸗ land mild und vorwiegend trübe, vielfach ist etwas

Regen gefallen.

Th

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Vorstellung.

haus. 55. Komödie in 5 A. W.

Wilhelm Taubert. n: Hr. Steinmann.

kalische Direktio

von Schlegel'’s Uebersetzung.

Deutsche Seewarte.

eater⸗Anzeigen.

Opern⸗ Der Sturm. Zauber⸗ Aufzügen von Shakespeare. Nach Musik von Emil Graeb. Musi⸗ Anfang 7 Uhr

Tanz von

für ein die Position

desgleichen Titel 27

Die

t diesem Antrage debattelos bei. ohne Debatte angenomm

vor, daß die Glatz sei. Abg. hier um beabsichtigt werde. Es handle bewilligung.

dem Extra⸗

nommen.

In der heutigen (47.) geordneten,

Garde⸗Feld⸗ ist schon

der Tagesordnung die dritte

wendung der Ueberschüsse.

zu dem Gesetz in Aussicht.

erfassung hin und meldete Reichsunmittelbaren einen Regierungsvorlage an.

Schauspielhaus. Vließ. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen von Franz Grillparzer. Dritte Abtheilung: Medea. Trauerspiel in 4 Aufzügen. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 56. Vorstellung. Die Zauberflöte. Oper in 2 Akten von Mozart. Text von Schikaneder. (Tamino: Hr. Friedrich Erl, vom Großherzogl. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 62. Vorstellung. Der nene Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Mittwoch: Des Meeres und der Liebe Wellen.

Donnerstag: Das alte Lied.

Freitag: Die Kinder der Excellenz.

Die nächste Aufführung von Der Pfarrer von Kirchfeld findet am Sonnabend statt.

Berliner Theater. Mittwoch: Wegen Heiserkeit Arthur Kraußneck's mußte die Erstaufführung von ee verschoben werden; dafür Kean. Anfang 7 *

Donnerstag: Goldfische.

Freitag: 26. Abonnements⸗Vorstellung. Räuber.

Die

Tessing-Theater. Mittwoch: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Donnerstag: Der Probepfeil. Freitag: Der Fall Clémenceau.

Victoria-Theater. Mittwoch: Zum 94 Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn⸗ hardt. Balletcompositionen des 3. Aktes von C. A. Raida. Ballets von C. Severini. gesetzt von W. Hock. Anfang 7 ½ Uhr.

Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 26. Male: Miß Helyett. Vaudeville in 3 Akten von Maxime Boucheron. Deutsch von Richard Gense. Musik von E. Audran. Anfang 7 ½ Uhr. 1“

Donnerstag und folg. Tage: Miß Helyett.

8—

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Mit neuer Ausstattung. Z. 13. Male: Der Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach einer Idee des Bisville von Held und West. Musik von C. Zeller. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang

r.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Neubau und zu Ausstattung⸗ ergänzungen von Kasernen für die Schießschulen der Feld⸗

dem

Die Kommission beantragt, Die Abgg. Dr. F

Die gg. Dr. von Frege, von Massow und Genossen beantragen,

Nachdem die Abgg. Fritzen und sich mit der Annahme dieses Antrages einverstanden erklärt hatten, wurde derselbe angenommen; der Antrag der Kommission wurde damit hinfällig.

Den Titel 38 beantragte die Kommission wie folgt zu be⸗ Neubau und Ausstattungsergänzung einer Kaserne nebst Zubehör für etwa zwei Compagnien Infanterie, so⸗

Bataillonen in Magdeburg, erste Rate (für Entwurf) 6000 (abgesetzt sind 294 000 ℳ).

Das Haus erhob diesen Antrag zum Beschluß.

Titel 39 wurde ohne Debatte bewilligt.

In Titel 40 werden zum Neubau und zur Ausstattungs⸗ ergänzung einer Kaserne nebst Zubehör für die Bedienungs⸗ einer fahrenden Abtheilung Feld⸗Artillerie in Glogau erste Rate (für Entwurf) 5000 gefordert.

Der Abg. Sperlich beantragte, die Forderung zu streichen, rfling für dieselbe sowie General⸗Major von Funck hoben her⸗ Dislokation n; nach Glogau im militärischen Interesse von Kardorff wies darauf hin, ein Recht Sr. Maäjestät handle, in welches der Reichstag nicht eingreifen dürse.

Die Abgg. Hinze und S sich hier lediglich um die Gel

Abg. Scipio trat für den Kommissionsantrag ein.

Abg. Sperlich beantragte schließlich, den Titel an die

Kommission zur nochmaligen Prüfung zurückzuverweisen. Dieser Antrag wurde abgelehnt und der Kommissionsantrag ange⸗ (Schluß des Blattes.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ welcher der Minis und der Finanz⸗Minister Dr. Miquel beiwohnten, Berathung des Entwurfs eines Einkommensteuergesetzes.

In der Generaldebatte erklärte sich Abg. von Meyer (Arnswalde) im Allgemeinen mit der Vorlage einverstanden; von seinen Bedenken betonte er besondes

Abg. von Jagow kündigte eine anträge im Namen der Konservativen an, die aber im Großen und Ganzen die Vorlage billigten.

Abg. von Czarlinski stellte die Zustimmung der Polen

Abg. Dr. Enneccerus bedauerte, 1 tarif die mittleren Einkommen nicht genügende Berücksichtigung

bezüglich der Besteuerung der Antrag auf Wiederherstellung der

61. Vorstellung. Das goldene

In Scene

Artillerie⸗Schießplatz bei wahrte die Kaserne für die Artillerie⸗ zweite Rate (erste Baurate) diese 1 selbe keine

von dieser Summe gebracht,

durch den

eines Wohngebäudes für die wendig bedenklich.

Abg. Quotisirung

eintrat. Blattes.)

Compagnien von nothwendig daß es sich

zweier

perlich bestritten, daß dies handels mit

Abg. Richter hielt als Ergänzung des G. gleichzeitige Reform der Kommunalsteuer für nöthig und ver⸗ deutschfreisinnige Partei gegenüber dem Finanz⸗ Minister gegen den Vorwurf der bloßen Negation. die Verwendung der Ueberschüsse Grund⸗ und Gebäudesteuer erhob er Entlastung bedeute. und Genossenschaften bezeichnete er als wirthschaftlich nicht Hinze und der Oberst⸗ zu rechtfertigen. 1b 1

sei Angesichts der Mehrbelastung der mittleren Einkommen Steuertarif . 1 klaration wäre annehmbarer, wenn die Steuer⸗Kommissionen ande 8 zusammengesetzt wären. edaus 8 Unterschied zwischen fundirtem und unfundirtem Einkommen nicht gemacht werde. zur Prüfung der ordnetenhauses.

Freiherr von Zedlitz trat der Forderung der entgegen, Landesvertretung verschieben würde. 1 erste Glied einer organischen Steuerreform auf dem Boden ausgleichender Gerechtigkeit und werde Kommunalsteuerreform nach sich ziehen.

Abg. Rickert vertheidigte die Quotisirung.

Die Budgetkommission des die Berathung des Etats zu Ende ger Invalidenfonds wurde genehmigt, ebenso der Etat der Reichsschuld. Schließlich wurde die Berechnung der Matrikularbeiträge festgestellt.

Die Kommission des Hauses

zur Vorberathung des Antrages der Abgg. Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend das Verbot des Privat⸗

Gesetzes eine

Gegen zur Ueberweisung der den Einwand, daß die⸗ derer, die die Steuer auf⸗ Die Besteuerung der Aktiengesellschaften Die Steuerfreiheit der Reichsunmittelbaren

um so ungerechter. Die De⸗

Zu bedauern sei, daß ein Die Quotisirung sei dringend noth⸗

Ausgaben Seitens des Abge⸗ Die Verfassungsänderung sei unpraktisch und

die die Stellung der Regierung zur Die Vorlage sei das entsprechend (Schluß de

eine

Reichstages hat heute

geführt. Der Etat des Reichs⸗

der Abgeordneten Korsch und Gen. auf

Staats⸗Lotterieloosen, bat sich konstituirt

und zum Vorsitzenden den Abg. Muhl, zu dessen Stellvertreter den Abg. Nadbyl, Rimpau gewählt.

zu Schriftführern die Abgg. Wörmbcke und

ter des Innern Herrfurth

stand auf Malta,

das gegen die Ver⸗

Reihe Abänderungs⸗ Soldaten.

am Landen hierauf

daß in dem Steuer⸗ besäßen keine

76 als eine Aenderung der

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Mittwoch: Zum 54 Male: Der selige Ton⸗ pinel (Feu Tonpinel). Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson. Deutsch von Gustav von Moser. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher zum 5. Male: Die Kreutzer⸗Sonate. Schauspiel in 1 Akt von *.*. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenberg. Anfang 7 ½ Ubr.

Donnerstag: Der selige Toupinel. Vorher zum 6. Male: Die Kreutzer⸗Sonate.

Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: Zum 4. M.: Gavant, Minard u. Co. Schwank in 3 Akten G Goudinet. Deutsch von Weyl. Anfang r. Donnerstag: 1. Gastfpiel von Ernesto Rossi mit seiner Gesellschaft Otello.

Adolph Ernst-Theater. Mittwoch: Zum 19. Male: Adam und Eva. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Elpy. Couplets von Jacobson und Gustav Goͤrß. Musik von Adolph Ferron. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte IJakobstraße 30.

Mittwoch: Zum 30. Male: Der Registrator auf Reisen. Posse mit Gesang von A. L' Arronge, G. von Moser. Musik von R. Bial und G. Steffens. Die neuen Couplets von A. Bender. Cäsar Wichtig: Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag und folgende Tage: Der Registrator auf Reisen.

Concert⸗Anzeigen.

Concert-Haus. Mittwoch: Carl Mevder⸗ Concert. IV. Berliner⸗Komponisten⸗Abend.

Sing-Akademie. Mittwoch Abends 7 ½ Uhr:

Concert des Kulenkampff'schen Frauenchors (Dir. G. Kulenkampff), unter gütiger Mitwirkung des Hrn. Prof. Felix Schmidt (Barit.).

Römischer Hof. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Concert von Hildegard Dieterich und Hedwig Holtz.

Alrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung 9.

,Jeetit Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

3. März. der Hamburg⸗Amerikanischen „Augusta Viktoria“,

New⸗Yorr, 3. März. - veröffentlicht offizielle Mittheilungen aus chilenischen Regierungs⸗ kreisen über die Unruhen in Chile. Insurgenten 1 keine Kämpfe stattgehabt. Die Insurgenten hätten auch keine Die aufrührerischen Schiffe drohten, in Brand zu schießen,

in das die Einäscherung von Jquique zu verhüten. . Geldmittel, da die Regierung den Staatsschatz in das Innere des Landes in Sicherheit gebracht habe.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

(W. T. B.) Der Schnelldampfer Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft, ist heute Morgen hier eingetroffen. (W. T. B.) Das Journal „Sun“

Darnach hätten die keinerlei Unterstützung gefunden und es hätten

Jquique wenn die Regierungstruppen sie Die Truppen hätten sich Landes zurückgezogen, um Die Insurgenten

verhinderten.

Innere des

Beilage.)

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Margarethe Braunner mit Hrn. Sek⸗Lieut. Alfred von Müller (Harburg a. E. Bremen). Frl. Auguste Reichel mit Hrn. Dr. med. Hans Frederic Detlefsen (Berlin Eckernförde). Frl. Martha Euskat mit Hrn. Bankbeamten Max Schütz (Berlin). Frl. Helga von Aschen mit Hrn. Regierungsrath Dr. jur. Egon Kelch (Helgoland). Frl. Marie Geist mit Hrn. Dr. Karl Hoffmann (Hannover —Höxter a. W.). Frl. Anra Loldan mit Hrn. Amtsrichter Friedrich von Hantelmann (Bremerhaven Lehe). Frl. Margarethe Praetorius mit Hrn. Dr. med. Fritz Münchmeyer (Dresden) Frl. Martha Schöne mit Hrn. Dr. phil. Ernst Kroker (Dresden).

Verehelicht: Hr. Koönigl. Regierungs⸗Baumeister Karl Beckmann mit Frl. Elisabeth Bremer (Göttingen). Hr Dr. med, Fiitz Dumstrey mit Frl. Gertrud Freytag (Leipzig). Hr. Regierungs⸗Rath Marcell von Wilmowski mit Frl. Gertrud Ziemßen (Berlin—Stralsund). Hr. Hauptmann a. D. Paul Karbe mit Frl. Else Sänger (Stargard i. Pomm.). Hr. Amtsrichter Arnold Schulze mit Frl. Marie Schwemann (Lüchow Hildesheim). Hr. Rechtsanwalt Dr. jur, Georg Liebe mit Frl. Elsbeth Degen (Leipzig).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. med J. van Husen (Horst Emscher). Hrn. Landrath Dr. von Koerber (Bergen a. Rügen). Hrn. Dr, Paul La Pierre (Potsdam). Hrn. Egmont Müller (Leipzig⸗Plagwitz) Hrn Kgl. Ober⸗ lebrer Dr. Paripelle (Berlin). Hra. Werner Schlösser (Braunschweig). Hrn. Ober⸗Rech⸗ nungs⸗Rath Werner von Schenck (Potsdam). Eine Tochter: Hrn. W. Thedieck (Gelsen⸗ kirchen) Hrn. Grafen von Saurma ⸗Jeltsch (Schloß Dyhernfurth)). Hrn. Eugen Turck (Lüdenscheid).

Gestorben: Hr. Kreisgerichtsrath a D. Moritz Lindner (Luckau) Frau Prof. Dr. Agnes Franke, geb. Ribbentrop (Celle) Hr. Rentier Wilbelm Dettmar (Berlin). Hrn. Hauptmaun Oemler Sohn Hans (Burg). Frau Auguste Willen⸗ berg, geb. Werner (Frankfurt a. O.). —. Hr. Rentier Hugo Koeppen (Berlin). Hr. Heinrich Frhr. von Ende (Alt⸗Jeßnitz). Frau Hermance van der Hoop⸗Zilanus, geb. van Karnebeck (Haag).

Redacteur: Dr. Berlin:

H. Klee, Direktor. Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32 Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

und die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗

lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 23. bis 28. Februar 1891

8 8

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preufischen

Berlin, Dienstag, den 3. Müärz

taats⸗

T 111“

8

Deeutscher Reichstag. 78. Sitzung vom Montag, 2. März, 1 Uhr.

8

Am Tische des Bundesraths: Der Reichskanzler von Caprivi, die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Frei⸗ herr von Maltzahn und Hollmann, sowie der Kriegs⸗ Minister von Kaltenborn⸗Stachau.

Die zweite Berathung des Etats für die Verwal⸗ tung des Reichsheeres wird fortgesetzt beim Kapitel 25: Naturalverpflegung, welches ohne Debatte bewilligt wird; ebenso die Kapitel: Bekleidung und Ausrüstung der Truppen, Garnisonverwaltungs⸗ und Servis⸗ wesen, Garnisonbauwesen, Militär⸗Medizinal⸗ wesen, Verwaltung der Traindepots und Ver⸗ pflegung der Ersatz⸗ und Reservemannschaften.

Beim Kapitel 32: „Ankauf der Remontepferde“, hatte die Regierung beantragt, für sämmtliche Offiziere Pferdegelder zu bewilligen und zwar für die Subaltern⸗ Offiziere 1200 ℳ, für die höheren Offiziere 1500 (aus⸗ geschlossen die Sanitäts⸗ und Intendantur⸗Offiziere).

Die Kommission beantragt dagegen, die Pferdegelder nur für die Offiziere der Fußtruppen zu bewilligen und zwar nur für die Offiziere bis zum Regiments⸗Commandeur, diesen aus⸗ geschlossen. Bewilligt werden sollen die Gelder nur für die wirklich gehaltenen Pferde. Nach der Forderung der Regierung wären für Preußen 2 064 286 erforderlich gewesen, während die Kommission nur 1 006 800 bewilligen will. Außerdem beantragt die Kommission, den aus der fahrenden Artillerie bezw. dem Train entnommenen Adjutanten bei den höheren Kommandobehörden, sofern sie Lieutenantsgebührnisse beziehen, den Adjutanten der Feld⸗Artillerie⸗Regimenter, sofern sie nicht der reitenden Artillerie angehören, den Adjutanten der fahrenden Abtheilungen der Feld⸗Artillerie und der Feld⸗Artillerie⸗ Schießschule Pferdegelder im Betrage von je 825 zu be⸗ willigen, wofür insgesammt für Preußen 60 650 aus⸗ geworfen sind.

Referent Abg. von Keudell: Bisher hätten die Offiziere prinzipiell sich die Pferde aus eigenen Mitteln beschaffen und ersetzen müssen. Die Summe, welche die berittenen Offiziere alljährlich aus eigenen Mitteln zu bestreiten hätten, beziffere sich auf 5 ½ Millionen Mark. Da es nun nicht selten vorkomme, daß den Offizieren Pferde fielen, so seien viele Offiziere dadurch in finanzielle Be⸗ drängniß gekommen und hätten den Abschied nehmen müssen. Diesem Nothstande wolle die Regierung abhelfen, indem sie den Grund⸗ satz aufstelle, jeder Offizier erhalte die Pferde, deren er im Dienste bedürfe, vom Staat gestellt und zwar entweder in natura oder in Geld, und zwar sollten die Generale und Stabsoffifiere 1500 ℳ, die Hauptleute und Rittmeister und Lieutenants 1200 pro Pferd erhalten, entweder auf einmal oder in Monatsraten, und zwar für die alleingehenden Pferde auf sechs Jahre und für mehrere nebeneinandergehende auf acht Jahre. Fouragerationen sollten fortan nur für die wirklich gehaltenen Pferde gewährt werden. In Folge der Einführung des rauchlosen Pulvers sollten Chargen⸗ ferde nicht wie früher alle fünf Jahre, sondern schon alle vier Jahre ersetzt werden. Für die Fußtruppen sollten künftighin die Pferde vom Staat zum Verkauf angeboten werden. Einstweilen sollten versuchsweise für zwei Armee⸗Corps zusammen 160 Pferde in dieser Weise bereit gehalten werden. Für diese Vorschläge sei angeführt worden, daß die Kavallerieoffiziere sich zum großen Theile aus den kleinen und mittleren Gutsbesitzern rekru⸗ tirten, die von Kindheit auf mit Pferden zu thun hätten, aber nicht besonders wohlhabend seien. Auf die Erhaltung dieser Elemente für die Armee müsse das größte Gewicht gelegt werden, und es sei deshalb nicht bloß gerecht, sondern auch praktisch, ihnen die Pferdehaltung resp. Beschaffung namentlich für die späteren Dienstalter vom Rittmeister aufwärts zu erleichtern. Es sei zu ver⸗ wundern, wie bisher Hauptleute und Stabsoffiziere der Infanterie bei ihrem niedrigen Gehalt sich aus eigenen Mitteln die Pferde hätten anschaffen können; thatsächlich seien denn auch vielfach minderwerthige Pferde gekauft worden. Von den Gegnern der Vorlage sei hervor⸗ gehoben worden, daß die vorgeschlagene Maßregel im Grunde nichts weiter als eine Gehaltserhöhung sei, zu der keine Veranlassung vor⸗ liege. Die 5 ½ Millionen, welche die Offiziere für die Pferdehaltung auszugeben hätten, seien im Grunde keine so große Last, es kämen nur 700 auf den Offizier. Für die höheren Kavallerie⸗Offiziere sei die Zuwendung um so weniger angezeigt, als sie 300 mehr bezögen als die Infanterie⸗Offiziere. In Folge dessen sei die Re⸗ gierungsvorlage mit 15 gegen 9 Stimmen abgelehnt worden, da⸗ gegen sei ein (oben mitgetheilter) Vermittelungsantrag zur Annahme gekommen. Allgemein sei der Nothstand bei den Infanterie⸗Offizieren als am schreiendsten hingestellt worden. Die Rationsentschädigung habe man ungeschmälert bestehen lassen wollen. In dieser Beziehung sei Einstimmigkeit vorhanden gewesen, während der erste Theil jenes Antrages mit 20 gegen 2 Stimmen angenommen worden sei. Im Ganzen solle die Ersparniß gegenüber der Regierungsvorlage 895 716 betragen. Ferner sei beschlossen worden, den Ersatz der Chargenpferde schon nach 4, statt wie bisher nach 5 Jahren ein⸗ treten zu lassen.

Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau:

Der Antrag Ihrer Kommission schränkt die Forderung der ver⸗

bündeten Regierungen wesentlich ein; statt der geforderten Bewilligung der Pferdegelder für sämmtliche berittene Offiziere des Heeres bean⸗ tragt die Kommission die Bewilligung nur für Offiziere der Fuß⸗ truppen und auch da innerhalb der Grenzen vom Second⸗Lieutenant bis exklusive zum Regiments⸗Commandeur. Andererseits läßt die Kommission Dasjenige fallen, was die verbündeten Regierungen an⸗ geboten hatten in Bezug auf die Herabsetzung der Rationskompetenz an einigen Stellen. Die verbündeten Regierungen konnten es ins Auge fassen, von dem System der Geldrationen, wie es bisher be⸗ standen hatte, zurückzutreten für den Fall, daß die Forderung in ihrem vollen Umfange bewilligt worden wäre. Die Kommission, wohl in Anbetracht der nur theilweisen Bewilligung der Forderung und unter Aufstellung und Festhaltung des Grundsatzes, daß Niemand bei der Neuregelung der Angelegenheit geschädigt werden sollte, läßt die Geldrationen stehen wie bisher.

Meine Herren, es ist zuzugeben, daß der Antrag der Kom⸗ mission Hülfe gewähren will an den Stellen und in den Kreisen, wo das Bedürfniß der Entschädigung für Pferdebeschaffung am Dringendsten und am Empfindlichsten hervorgetreten ist. Dennoch kann die Heeresverwaltung eine endgültige Lösung in diesem Antrage nicht erblicken, und zwar um so weniger, als die auf einem festen System und nach einem bestimmten Prinzip aufgestellte Forderung

der Regierung durch diese Theilsbewilligungen durchbrochen wird und dadurch an einigen Stellen Härten und Schwierigkeiten entstehen werden, die nicht ganz leicht zu beseitigen sind. Ich möchte also bei aller Anerkennung des Entgegenkommens des Kommissionsantrages das hohe Haus doch bitten, den Forderungen der verbündeten Regierungen

die Zustimmung ertheilen zu wollen.

Abg. Richter: Der Kriegs⸗Minister habe selbst anerkannt, daß die Kommission die Abhülfe da gewähren wolle, wo es am dringendsten nöthig sei und wo am meisten Mängel bervorträten. Seine (des Redners) Partei habe sich dieser theilweisen Bewilligung angeschlossen, und der Kriegs⸗Minister möge daraus ersehen, daß sie da, wo sie ein Bedürfniß anerkenne und wo es finanziell möglich sei, Abhülfe zu gewähren, sich nicht ablehnend verhalte, möge es sich um Unteroffiziere oder um Offiziere handeln; komme sie an anderen Stellen zur Ablehnung, so werde sie dabei von ähnlichen Motiven geleitet, die jetzt die Mehrheit zu ihrer Haltung veranlaßten. Daß diese theilweise Bewilligung ein einheitliches System durch breche, könne er (Redner) nicht zugeben, denn in Bezug auf Pferde⸗ gelder habe auch bisher kein einheitliches System gegolten, man habe sie theils in Baar gegeben, theils durch Gewährung der Chargen⸗ pferde, theils, wie bei der Artillerie, durch Gewährung von Dienst⸗ pferden. Seine (des Redners) Partei könne nicht einsehen, warum die Sache nun auf einmal nach einheitlicher Schablone geregelt werden solle. Eine endgültige Befriedigung einer militärischen Forderung sei überhaupt nicht zu erwarten, denn wo eine solche scheinbar vorhanden sei, da würden bald neue Forderungen gestellt. Wolle man in der Bewilligung weiter gehen, so werde man prüfen müssen, ob der hohe Etat, der jetzt für höhere Offiziere vorhanden ei, keiner Verringerung fähig sei, um die Mehrkosten, die das neue System der Pferdegelder nöthig mache, zu decken. Die Grenze, die seine Partei bei der Bewilligung gezogen habe, sei übrigens nicht lediglich durch finanzielle Rücksichten diktirt; sie wolle über die Stabsoffiziere nicht hinausgeben, weil der Unterschied ihrer Kompetenzen von denen des Regiments⸗Commandeurs so erheblich sei, daß bei diesen ein Bedürfniß der Unterstützung durch Pferdegelder nicht in diesem Maße bestehe. Auf die Kavallerie⸗Offiziere wolle sie diese Unterstützung darum nicht anwenden, weil diese von An⸗ fang an eine Unterstützung durch das Chargenpferd bekämen, welches nach einer Anzahl von Jahren in ihr Eigenthum übergehe, sodaß sie das zweite Pferd, das sie halten müßten, dadurch schonen könnten. Eine weitere Unterstützung habe man den Kavallerie⸗Offizieren schon dadurch gewährt, daß man das Chargenpferd schon nach vier statt wie bisher nach fünf Jahren in ihr Eigenthum übergehen lasse.

Abg. Dr. von Frege: Prinzipiell stehe seine Partei auf dem Standpunkt der Regierung, aber nachdem der Kommissionsvorschlag einstimmig gefaßt sei, bescheide sie sich bei dem letzteren. Sie gebe gern zu, daß die Kommission das Nothwendigste, was zu thun ge⸗ wesen sei, gethan habe. Er wünsche nur, daß der Abg. Richter sich ein wenig mehr in Das vertiefe, was militärisch nothwendig sei; er werde dann leicht erkennen, daß seine (des Redners) Partei bestrebt sei, die Offiziere nicht nur aus den reichen Kreisen rekrutirt zu sehen, sondern auch dem armen Offizier für unverschuldete Unglücksfälle mit dem Pferde einen Ersatz geben wolle, damit er dadurch nicht in finanzielle Bedrängniß gerathe. Er bedauere um so mehr, daß die Kommission die Forderung der Regierung nicht bewilligt habe, als die neuere Taktik diese Forderung nöthig mache, und er hoffe, daß der Reichstag in Zukunft ganze Arbeit mache und die Forderung in ihrer ganzen Höhe annehme.

Abg. Freiherr von Huene: Seeine Partei habe die größere oder geringere Bedürftigkeit der Offiziere nicht für ausschlaggebend gehalten, sondern halte sich daran, wie die einzelnen Offiziere in Bezug auf Pferdehaltung jetzt gestellt seien. Die Kavallerie⸗Offiziere bekämen das Chargenpferd und den Burschen, der das Pferd gut behandeln könne, während der Infanterie⸗Offizier im Allgemeinen nicht so gut reiten, also auch ein Pferd nicht genügend schonen könne, und einen Burschen erhalte, der womöglich nicht wisse, was ein Pferd sei, geschweige denn, wie man ein Pferd behandle. Darum habe sie in ihrer Behandlung die Waffen getrennt. Der Vorschlag der Kom⸗ mission sei sachlich begründet, und er bedauere, daß der Vorredner mit solcher Schärfe sich dagegen gewandt habe.

Abz. Richter: Die Fortschritte der Taktik seien bei dieser

Frage in der Kommission nur soweit berührt worden, als sie durch die häufigeren Ritte eine stärkere Abnutzung der Pferde veranlaßten; dieser Umstand sei aber bei der früheren Uebergabe der Chargenpferde als Eigenthum genügend berücksichtigt worden. Für die unverschuldeten Verluste an Pferden sei bisher durch den dazu bestimmten Unter⸗ stützungsfonds Ersatz geleistet worden, allerdings in bestimmten Kategorieen. Da aber nach den angenommenen Bestimmungen dieser Fonds von diesen selben Kategorieen nur in geringerem Um⸗ fang in Anspruch genommen werde, so liege es völlig in der Hand der Verwaltung, denselben auch anderen Offizierkreisen zugänglich zu machen, für welche keine weitergehende Unterstützung durch Pferde⸗ gelder erfolgen solle. Wenn der Abg. Dr. Frege ihn (den Redner) bitte, tiefer in die militärischen Angelegenheiten einzudringen, so bitte er (Redner) ihn dagegen, tiefer in die finanziellen Bedürfnisse des Volkes einzudringen. Er werde dann nicht, wie es jetzt ge⸗ schehe, jede Forderung der Regierung ohne Weiteres bewilligen. b Abg. von Kardorff: Die Reichspartei sei geneigt gewesen, der Regierungsforderung zuzustimmen und in ihren Bewilligungen weiter zu gehen, als die Kommission; nachdem aber dort eine Verständigung mit großer Mühe hergestellt sei, werde sie für diese eintreten.

Abg. Sperlich: Durch die neue Einrichtung wegen der Chargenpferde würden auch den Kavallerie⸗Offizieren Vergünstigungen zugewandt, so daß seine Partei, da sie über das Maß des absolut Nothwendigen aus finanziellen Gründen nicht hinausgehen dürfe, nun⸗ mehr ganz beruhigt für die Kommissionsvorschläge stimmen könne.

Abg. Dr. Hammacher: Auch seine Fraktion würde der Regie⸗ rung gern mehr bewilligt haben, als die Kommission vorschlage, aber durch den Vorschlag der Kommission würden wenigstens die dringend⸗ sten Bedürfnisse befriedigt, und so stimme seine Partei unter den bestehenden Verhältnissen für die Kommissionsvorschläge.

Abg. Dr. von Frege: Er prüfe die Forderungen der Regierung

sehr scharf auf ihre Nothwendigkeit. Es wäre gut, wenn alle Ressorts ihre Forderungen so genau motivirten, wie das militärische, denn dann wären kaum Abstriche möglich. Die ganze Kommission sei darin einig gewesen, daß die in Rede stehende Forderung nothwendig sei. Die Mehrheit der Kommission habe sie aber aus finanziellen Gründen nur zum Theil bewilligen wollen. Seine Partei habe die ganze Regierungsforderung bewilligen wollen. 8 Abg Freiherr von Huene: Seine Partei habe in der Kommission die Ueberzeugung gehabt, auch in finanzieller Hinsicht die Regierungs⸗ forderung zu verbessern. Der Kriegs⸗Minister selbst habe zugegeben, daß damit der dringendsten Nothwendigkeit genügt sei. Ueber das Be⸗ willigte hinaus erkenne seine Partei einen Nothstand nicht an. Abg. Hinze: Auch seine Partei habe eine Nothwendigkeit über das Maß des Bewilligten hinaus nicht anerkennen können; aus finan⸗ ziellen Rücksichten habe sie an dieser Grenze stehen bleiben müssen. Das Nothwendige habe sie nicht nur zum Theil bewilligt. Er sage das, um den Irrthum zu widerlegen, als sei seine Partei im Plenum von anderen Motiven geleitet, als in der Kommission. 2 Unter v. der Regierungsvorlage wird darauf der

Kommissionsvorschlag genehmigt.

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Nachgeholt werden nunmehr die sämmtlichen bis nach de Beschlußfassung über Kapitel 2 ausgesetzten Abstimmungen über die Zahl der Rationen bei den vorhergehenden Kapiteln, welche jetzt nach den von der Kommission vorgeschlagenen Modifikationen entsprechend den Beschlüssen zu Kapitel 32 be⸗ willigt werden.

In Kapitel 35: „Militär⸗Erziehungs⸗ und Bil⸗ dungswesen“ werden mehr verlangt 64 726 für die Er⸗ weiterung der Kadettenanstalten, um 40-Stellen bei der Haupt⸗Kadettenanstalt, und um 40 Stellen bei der Kadetten⸗

anstalt in Köslin. 3 Die Abgg. Richter und Hinze beantragen, diese Mehr⸗ forderung abzulehnen.

Abg. Hinze: Für die Vorlage sei in der Kommission ange⸗ führt worden, daß ein bedeutender Andrang zum Kadettencorps be⸗ friedigt und das starke Manquement an Offizieren aus dem Kadettencorps ergänzt werden müsse. Der Andrang zum Kadetten⸗ corps sei aber nicht natürlich entstanden, sondern künstlich hervor⸗ gerufen worden. Die Kadettenanstalten beständen aus Freistellen in kleiner Anzahl, aus ctatsmäßigen Stellen, für welche Erziehungs⸗ beihülfen von 90, 180, 300 und 450 gezahlt würden, Pensionär⸗ stellen, welche eine Pension von 780 zahlten, und aus den soge⸗ nannten Ausländerstellen, welche 1500 zahlten, welche letztere hier nicht in Betracht kämen. 1885/86 seien, da die Kadettencorps nicht genügend gefüllt gewesen seien, 200 Pensionärstellen in etatsmäßige umgewandelt worden, welche durchschnittlich einen Erziehungsbeitrag von 264 zahlten. 1888/89 sei eine Vermehrung des Kadettencorps um 102 Köpfe eingetreten. Anstatt aber in diesen 102 Stellen die Mehrzahl hochzahlende Pensionäre sein zu lassen, seien nur 24 Pensionärstellen und 78 etatsmäßige Stellen geschaffen worden. Man sei also darauf ausgegangen, das Verhältniß zwischen Pensionär⸗ und etatsmäßigen Stellen zu verschlechtern, und heute gebe man bei den 80 neu geforderten Stellen gar keine Pensionärstellen mit dem hohen Satze von 780 mebr, sondern nur etatsmäßige Stellen und zwar betrage der Erziehungsbeitrag derselben nicht mehr 264 im Durchschnitt, sondern nur 217 ½ Man erkenne daraus klar die Tendenz der Heeresverwaltung, die Kadettenstellen möglichst zu verbilligen und keine Pensionärstellen mehr zuzulassen, welche zum Unterhalt des Kadettencorps viel mehr beitrügen, als die etatsmäßigen Stellen. um 1. April d. J. würden, wenn die Regierungsvorlage angenommen werde, im Kadettencorps vorhanden sein: 135 Freistellen, die gar nichts bezahlten, 1495 etatsmäßige Stellen, welche nach der Gesammt⸗Durchschnittsrechnung nicht mehr als 202 durchschnittlich bezahlten, und 640 Pensionärstellen, d. h. 6 % Freistellen, 66 % etats⸗ mäßige, also zusammen 72 %, welche gar nichts oder nur ein Geringes zahlten gegenüber 28 % von der höchsten Zahlungsfähigkeit. Da⸗ durch werde der Zudrang zu diesen Erziehungsanstalten künstlich er⸗ zeugt. Man gebe dadurch einem gewissen eng geschlossenen Kreise von Berufsständen einen ganz außerordentlichen Vortheil für die Erziehung der Söhne. Weil seine Partei der Bevorzugung einer Kategorie grund⸗ sätzlich widerstrebe, wolle sie diese Vermehrung des Kadettencorps um 80 Stellen nicht. Wenn das Manquement im Offiziercorps so groß sei, müsse es aus der breiten Masse des guten Bürgerthums ergänzt werden, wie es auch die bekannte Kabinetsordre wünsche Dadurch würde das jetzige Manquement von 10 % sehr viel rascher gedeckt als auf dem langen Wege von 7—8 Jahren durch das Kadettencorps. Man müsse aber so rasch wie möglich das Manquement decken, indem sofort in die Truppentheile alle die aufgenommen würden, welche sich meldeten und dafür geeignet seien. Dadurch werde das Manquement in 1 ½ bis 2 Jahren gedeckt sein. Er wünsche überhaupt den Offiziers⸗ ersatz aus dem Volke, nicht aus dem Kadettencorps. Der aus letzterem hervorgehende Offizier sei zwar nicht minderwerthig, aber mindestens auch nicht mehr werth als der direkt aus der Truppe hervorgehende Offizier. Dieser aber habe eine breitere Basis seiner Anschauungen vor dem Anderen voraus. Man könne zu Gunsten des Kadettencorps sagen was man wolle, die ununterbrochene Berührung mit dem Leben im Volke und den weiten Schichten des Bürgerthums habe es nicht. Es sei aber gut, daß die Offiziere sich gerade in jungen Jahren noch der innigen Beziehungen zu den weiten Schichten des Volkes erinnerten; denn dabei komme ein gereifteres Verständniß für die Verschiedenartig⸗ keit der Leute heraus, als wenn die Offtziere nur einseitig nach der militärischen Richtung im Kadettencorps erzogen seien. Es sei von großem Werth, daß der junge Mann, welcher sich der Offiziers⸗ laufbahn widme, von der Pike auf in der Truppe in die Höhe gehe, dann werde er richtiger beurtheilen können, was er seinen Unter⸗ gebenen zumuthen könne. Man dürfe ein Institut nicht verstärken, welches diese Erkenntniß selbst beim besten Willen nicht bringen könne. Das Offiziercorps müsse sich seinen Ersatz selbst von Anfang an heranbilden und auch die Möglichkeit haben, von seinem Wahlrecht vollen Gebrauch zu machen, was gegenüber dem Kadettencorps nicht möglich sei. Es sei für die allgemeine Wehrpflicht ein Vortheil, wenn die große Masse des Ersatzes unmittelbar aus der Truppe und nicht aus dem Kadettencorps genommen werde. Es sei gesagt, man brauche das alte Verhältniß von 15 % Kadetten. Durch Abstrich der 80 Stellen komme man nur zu einer Verminderung auf 14 ½ %, was die Armee nicht empfindlich treffen werde. Nachdem lange Jahre weniger vorhanden gewesen seien, sei es eine rein mechanische Auffassung, an den 15 % festzuhalten. Der Andrang solle befriedigt werden, aber auf dem richtigen Wege. Für die taktische Aus⸗ bildung in den Kadetten⸗Anstalten und die Decentralisation der Erziehung würden 45 000 gefordert. Seine Partei erkenne das Gute an den Instituten an und bewillige bereitwillig, was für die bessere Ausgestaltung des Bestehenden gefordert werde. Aber die Vermehrung lehne sie ab.

Abg Freiherr von Huene: Der Abg. Hinze sei inkonsequent, er sei gegen eine Vermehrung des Kadettencorps im Namen eines gleichartigen Ersatzes für das Offiziercorps, und sage selbst, die ganze Ver⸗ mehrung bedeute nur ½ %; da lohne es doch nicht, ein so bedeutendes Moment in die Waagschale zu werfen. Für die Armee sei von Werth, daß ein Theil der Offiziere aus dem Kadettencorps hervor⸗

j gehe, und gerade aus der Vermischung der aus dem Kadettencorps

kommenden Offiziere mit den anderen habe sich herausgebildet, was man im preußischen Offiziercorps so hoch stelle. Diese Entwickelung solle man nicht hindern. Der Abg. Hinze spreche von einer Bevor⸗ zugung gewisser Klassen. Zu den Freistellen würden bekanntlich Söhne invalider Offiziere oder solche, deren Eltern todt seien, u. s. w. zu⸗ gelassen. Der Staat habe Veranlassung, den Offizieren die Erziehung ihrer Kinder zu erleichtern. Wenn er sich dadurch tüchtige Offiziere heranbilde, so werde auch der Armee ein Dienst erwiesen. Deshalb müsse der Reichstag die Forderung ohne Abstrich bewilligen. Die Frage des Offiziersersatzes aus den breiten Schichten der Bevölkerung lasse sich theoretisch ganz schön behandeln, in der Praxis meldeten sich aber junge Leute mit der Qualifikation, Offizier werden zu können, bisher nicht in solchem Umfange. Die Heeresverwaltung könne doch nicht 9 8 Ecken anschlagen lassen: „Es werden Offiziers⸗Aspiranten gewünscht.“

Abg. Dr. von Frege: Der Abg. Hinze oder der Abg. Richter habe bei der Debatte über die Unteroffizierprämien einen anderen Standpunkt eingenommen als heute. Er habe die Unteroffiziervor⸗ schulen als ein wesentliches Moment gegen diese Unteroffizierprämien hingestellt, während er heute gesagt habe, das Offiziercorps würde durch die Vermehrung der Kadetten nicht schnell genug ergänzt.