1891 / 54 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

strebungen geißelnden Worten oder Zwiegesprächen weiter aus⸗ spinnen. Wir haben ihm nur auf seinem künstlerischen, nicht aber auf seinem Gebiete als Dichter zu folgen, wollen indeß die Schlußworte des Todes, die er auf sein Titelblatt, als Motto seines ganzen Werkes, gesetzt hat, wiedergeben: „Denn Ruhe, das ist das erste Gebot 8

In allen meinen Reichsparagraphen,

Nur Ruhe befehl ich; nach sehnender Noth

Braucht man nur Ruhe zum Schlafen!“

Der Tod, welcher auf einer mit einer uralten Cypresse bewachsenen, durch einen Treppenaufgang erreichbaren Aus⸗ sichtsstelle steht, blickt hierbei auf sein Reich: eine mit Kreuzen, Todeskapellen und anderen Denkmälern über⸗ säete Ebene herab; im Vordergrunde sitzt eine Krähe. Auf den folgenden Blättern erscheint der Tod in seiner Arbeit, nur zweimal tritt er als Tröster

unnd Ersehnter auf: der alten Frau, die sich vergessen

gleaubt, und dem Mönche, der dem Sinnenrausche dieser Welt freiwillig entsagt hat. Dort steht er hinter der auf einer Bank kauernden Alten, hier kommt er mit ausgebreiteten Armen dem ihm längst Befreundeten entgegen; dort ist die Landschaft nebensächlich, hier aber eine (mit der Feder durch⸗ geführte) großartige, sehnsuchtweckende Baumkomposition im Charakter italienischer Villegiatur. Mitleidig erscheint er so⸗ dann noch auf zwei Blättern; auf dem einen geleitet er den blinden Mann in die die Brücke fortreißende Mure, auf dem anderen kommt er zu dem in wilder Bergeinsamkeit lebenden Einsiedler aus der Felsschlucht herauf.

Dagegen tritt er in seiner ganzen Unbarmherzigkeit und Gewalt in den weiteren Kompositionen dem Menschen gegen⸗ über, mag dieser sich am Spiel, wie die Mädchen hier an „der blinden Kuh“, oder wie der „Schlemmer“ dort am Glase Sekt erfreuen; hier greift er sich die Schönste heraus, dort stößt er lächelnd mit dem Zecher an. Auf einem anderen Bilde nimmt er von der Mutter, welche freudestrahlend ihr einziges Kind den ersten Schritt machen läßt, dasselbe in Empfang, ohne daß sie ahnt, daß die Kinderfrau, der sie vertraut, der Tod selbst ist. Dann sehen wir ihn an einem heilkräftigen Brunnen beschäftigt, wie er den Genesung und Gesundheit suchenden Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts den gefüllten Becher reicht, so daß sie statt ohne Krücken heimzukehren, ihm selbst verfallen; wäre die Puppe, welche das Mädchen vorn im Schooße hält, nicht schon leblos, sie müßte mit sterben, denn das Kind läßt sie aus ihrem Glase mit trinken. Weiler und wilder greift der Tod zu: die Alpensteiger, welche sich ihm auf schwindligem Pas anvertraut haben, schleppt er mit dem angebundenen Seile zur steilsten Stelle, um sie dann in den Abgrund stürzen zu lassen, oder er mäht in sengender Mittagshitze mit den Leuten die Wiesen im Thal, und wenn der durstige Arbeiter aus dem Kruge sich erfrischen will, haut er ihn mit der Sense nieder! Oder er läuft dem Manne, der mit der Hacke Mittags noch in seinen Weinberg steigt, schleunigst nach, damit er ihn, bevor er die Arbeit beginnt, erreiche. Auf den folgenden Blättern erscheint der Tod, wie er bald dem Holz⸗ schläger die zu fällende Tanne auf den Leib stürzen läßt, bald dem Rettungsboote das Segel vom Maste reißt und statt des Lootsen steuern will, bald als Clown der springenden Reiterin den letzten Reifen vorhält, bald als Bahn⸗ wärter dem heranbrausenden Zuge Verderben bringt. Auf einem anderen Blatte geleitet er als Hausknecht den Nachts müde einkehrenden Wanderer zur Ruhe und leuchtet ihm mit hocherhobener Laterne über die Schwelle. Zuletzt aber gräbt er mit den Todtengräbern das Grab und holt schließlich den Geizhals selbst von seinen angehäuften Schätzen gewalt⸗ sam fort: Widerstreben ist vergeblich, nicht einmal die sonst so zuverlässigen Hunde helfen dem Manne; sie heulen angst⸗ erfüllt unter dem vergitterten Fenster.

Dieser Gedankenfülle hält die künstlerische Darstellung, welche in Blei, einige Mal auch mit Feder und Tusche ausge⸗ führt ist, im Großen und Ganzen gleichen Schritt; so lange die Kompositionen sich an das thatkräftige Leben halten, sind sie wahr und ergreifend, wie beim „Mäher, Holzschläger, Bergsteiger, Wanderer, Wärter und Clown“; sobald sie jedoch wie beim „Blindekuhspiel“ oder den „Kranken am Brunnen“ zur Verwendung nackter oder akademisch komponirter Gestalten greifen, fehlt ihnen das Packende und zum Herzen Sprechende. Wo aber die Landschaft mitwirkt, ist sie stets groß und erhaben gedacht. G. 1

Die gestern von uns der „N. A. Z.“ entnommene Mit⸗ theilung, wonach der Präsident der physikalisch⸗kechni schen Reichsanstalt, Professor Dr. Helmholtz zum Ehrenbürger von Potsdam ernannt worden sei, bestätigt sich nach den „Potsdamer Nachrichten“, welche diese Nachricht zuerst verbreitet hatten, nicht.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom

15. bis 21. Februar wieder etwas günstiger und auch die Sterblichkeit etwas kleiner als in der vorhergegangenen Woche (von je 1000 Ein⸗ wohnern starben, aufs Jahr berechnet, 22,6). Noch immer traten akute Darmkrankheiten in einer für die Jahreszeit außerordentlich großen Zahl zu Tage und endeten in 160 Fällen tödtlich, wovon 50 auf Kinder unter 1 Jahr entfielen. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine etwas geringere als in der Vorwoche, von je 10 000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 106 Säuglinge. Erheblich abgenommen haben dagegen akute Entzündungen der Athmungs⸗ organe und führten auch seltener zum Tode. Das Vorkommen der Infektions⸗ krankheiten blieb meist ein beschränktes. Erkrankungen an Unterleibs⸗ tvphus waren selten, Erkrankungen an Masern und Scharlach zeigten ssisch in keinem Stadttheil in nennenswerther Zahl. Erkrankungen an Diphtherie wurden etwas häufiger gemeldet, am Zahlreichsten aus der Tempelhofer und der Oranienburger Vorstadt und vom Wedding. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden etwas mehr zur Anzeige ge⸗ bracht; rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut gelangten gleichfalls etwas häufiger zur ärztlichen Behandlung; auch eine Er⸗ krankung an Trichinosis kam zur Aufnahme in die Krankenhäuser. Er⸗ krankungen an Keuchbusten blieben zahlreich die Zahl der durch ihn veranlaßten Sterbefälle stieg auf elf. Rbheumatische Beschwerden aller Art kamen ebenfalls etwas häufiger als in der Vorwoche zur ärztlichen Beobachtung. 18

Land⸗ und Forstwirthschaft.

chlesische Landwirthschaftliche Centralverein

beschloß der „Schles. Ztg.“ zufolge, im Hinblick auf die zollpolitischen und Eisenbahntarif⸗Verhandlungen mit Oesterreich⸗Ungarn, in einer Immediateingabe Se. Majestät den Kaiser zu bitten, Line Ermäßigung der Zölle und Frachtsätze für Ge⸗ treide, Vieh und Holz nicht zu genehmigen. Entsprechende Eingaben sollen auch an den Reichskanzler und den Re esax

8

Handel und Gewerb 1““

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Februar 1891 1 272 983 100 abgerechnet worden gegen 1 583 im Januar d. J. und 1 455 153 400 im Fe⸗ bruar .

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 2. März gestellt 9587, nicht rechtzeitig gestellt 43 Wagen.

Subhastations⸗Resultatee.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand das

im Grundbuch von der Königstadt Band 84 Nr. 4370 auf den Namen

der Handelsaesellschaft Hohenstein u. Comp. eingetragene, in der

Münzstraße 11 belegene, mit 27 000 Nutzungswerth veranlagte

Grundstück zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf

430 000 festgesetzt. Für das Meistgebot von 550 000 wurde der Kaufmann Hermann Gumpel zu Berlin Ersteher.

Breslau, 3. März. (W. T. B.) Da bei der am 21. Januar ausgeschriebenen Submission der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion in Breslau auf Lieferung des für den gesammten Eisenbahnbedarf von 1891/92 nöthigen Quantums von Schweißeisen die eingereichten Offerten keine annehmbaren Preise geboten haben, wird am 5. März eine neuerliche Submission stattfinden

Frankfurt a. M., 2. März. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Mitteldeutschen Kreditbank schlägt für das Jahr 1890 die Vertheilung einer 6 % Dividende vor. Der Rest von 167 000 soll auf neue Rechnung vorgetragen werden.

München, 2. März. (W. T. B.) Serienziehung der 4 pro⸗ zentigen Prämien⸗Anleihe von 1866: 3 23 82 107 129 183 250 281 287 331 338 410 417 421 516 545 593 601 616 618 662 695 706 709 777 778 805 852 860 866 915 940 965 1008 1023 1039 1059 1131 1179 1182 1236 1274 1282 1346 1380 1463 1501 1648 1682 1760 1789 1791 1904 1935 2028 2039 2119 2165 2235 2244 2246 2263 2301 2305 2316 2325 2327 2366 2368 2390 2411 2423 2441 2498 2508 2541 2558 2585 2611 2621 2659 2662 2676 2736 2750 2759 2868 2876 2921 2924 2930 3016 3041

Augsburg, 2. März. (W. T. B.) Gewinnziehung der Augsburger 7 Fl.⸗Loose: 6000 Fl. Nr. 46 Ser. 173, je 500 Fl. Nr. 81 Ser. 1889, Nr. 81 Ser. 1959, je 100 Fl. Nr. 7 Ser. 53, Nr. 78 Ser. 630, Nr. 61 Ser. 944, Nr. 63 Ser. 944, Nr. 63 Ser. 1481, je 50 Fl. Nr. 61 Ser. 173, Nr. 34 Ser. 559, Nr. 61 Ser. 699, Nr. 89 Ser. 764, Nr. 98 Ser. 944, Nr. 92 Ser. 1258, Nr. 87 Ser. 1389, Nr. 84 Ser. 1446, Nr. 4 Ser. 1694, Nr. 58 Ser. 1781, je 40 Fl. Nr. 3 Ser. 53, Nr. 97 Ser. 53, Nr. 74 Ser. 145, Nr. 17 Ser. 173, Nr. 4 Ser. 630, Nr. 14 Ser. 699, Nr. 27 Ser. 699, Nr. 44 Ser. 699, Nr. 4 Ser. 764, Nr. 28 Ser. 764, Nr. 46 Ser. 764, Nr. 54 Ser. 764, Nr. 31 Ser. 944, Nr. 32 Ser. 944, Nr. 72 Ser. 944, Nr. 65 Ser. 1258, Nr. 6 Ser. 1389, Nr. 96 Ser. 1389, Nr. 25 Ser. 1446, Nr. 55 Ser. 1446, Nr. 38 Ser. 1481, Nr. 92 Ser. 1481, Nr. 55 Ser. 1588, Nr. 100 Ser. 1744, Nr. 56 Ser. 1826, Nr. 80 Ser. 1826. Nr. 3 Ser. 1889, Nr. 65 Ser. 1959, je 30 Fl. Nr. 81 Ser. 53, Nr. 29 Ser. 145, Nr. 14 Ser. 173, Nr. 35 Ser. 173, Nr. 52 Ser. 173, Nr. 88 Ser. 73, Nr. 69 Ser. 559, Nr. 43 Ser. 699, Nr. 52 Ser. 699, Nr. 6 Ser. 944, Nr. 11 Ser. 944, Nr. 69 Ser. 944, Nr. 93 Ser. 944, Nr. 42 Ser. 1210, Nr. 46 Ser. 1210, Nr. 96 Ser. 1210, Nr. 39 Ser. 1258, Nr. 72 Ser. 1258, Nr. 47 Ser. 1389, Nr. 19 Ser. 1446, Nr. 13 Ser. 1481, Nr. 47, Ser. 1481, Nr. 4 Ser. 1588 Nr. 68 Ser. 1588, Nr. 56 Ser. 1694, Nr. 31 Ser. 1781, Nr. 51 Ser. 1744, Nr. 81 Ser. 1744, Nr. 24 Ser. 1781, Nr. 31 Ser. 1781, Nr. 4 Ser. 1826, Nr. 10 Ser. 1826, Nr. 72 Ser. 1826, Nr. 11 Ser. 1559, Nr. 86

Ser. 1959.

Leipzig, 2. März. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. März 4,27 ½ ℳ, pr. April 4,278 ℳ, pr. Mai 4,30 ℳ, pr. Juni 4,32 ½ ℳ, pr. Juli 4,35 ℳ, pr. August 4,35 ℳ, pr. September 4,37 ½ ℳ, pr. Oktober 4,37 ½ ℳ, pr. November 4,37 ½ ℳ, pr. Dezember 4,37 ½ ℳ, pr. Januar 4,37 ¾ ℳ. Umsatz 80 000 kg. Bebauptet.

Braunschweig, 2. März. (W. T. B.) Serienziehung der Braunschweiger 20 Thaler⸗Loose: 148 365 422 500 687 969 2021 2111 2570 2644 2717 2851 2870 3804 3885 4741 5258 5484 6280 6441 6531 6998 7089 7493 7683 7698 7754 7986 8230. 8266 8428 9052 9470 9560 9590.

Bremen, 2. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Vorstandes der Bugsirgesellschaft „Union“ wurde eine Dividende von 7 % festgesetzt.

Wien, 2. März. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 19. Februar bis 25. Februar: 736 951 Fl., Mehr⸗ einnahme 9797 Fl.

Ausweis der österreichisch⸗ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 19. Februar bis 25. Februar: 714 989 Fl., Mehr⸗

einnahme 64 529 Fl.

Wien, 2. März. (W. T. B.) Serienziehung der Oester⸗ reichischen 1864 er Loose: 485 497 686 734 1072 1184 1764 1962 1992 1998 2055 2240 2467 2520 2579 2654 2664 3005 3114 3277 3389 3458 3568 3682 1e 3892 3998. 150 000 Fl. Nr. 98 Sr. 497, 20 000 Fl. Nr. 25 Ser. 3114, 10 000 Fl. Nr. 78 Ser. 3568, je 5000 Fl. Nr. 92 Ser. 2055, Nr. 63 Ser. 2467.

London, 3. März. (W. T. B.) Wie die „Times“ in einem finanziellen Artikel ausführt, hätten die kürzlich verbreitet gewesenen Gerüchte über Schwierigkeiten eines bedeutenden City⸗ hauses einige Begründung gehabt, doch sei die Schwierigkeit jetzt über⸗ wunden, da dem betreffenden Hause ausgiebige Hülfe zu Theil geworden sei. Dem „Standard“ zufolge würden zwei Trust⸗Gesell⸗ schaften die Angelegenheiten des Hauses in die Hand nehmen und die angeblich erforderliche Million leicht aufbringen, vielleicht würde die Firma in eine Aktiengesellschaft mit vier Millionen Aktienkapital und zwei Millionen Schuldverschreibungen umgewandelt werden.

Glasgow, 2. März. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4080 Tons gegen 7935 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 2. März. (W. T. B.) Wolle fest, Garne matt, für Mode⸗ und gemusterte Stoffe ziemlicher Begehr.

Washington, 2. März. (W. T. B.) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Februar um 2 994 750 Doll. zugenommen, im Staatsschatz befanden sich ult. Februar 693 520 063 Doll. .

New⸗York, 3 März. (W. T. B.) Vi ply an Weizen 23 250 000 Bushels, do. an Mais 28 els.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 2. März. (W. T. B.) Der Postdampfer „Scandia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von Hamburg kommend, heute Mittag Prawle Point passirt. Der Postdampfer „Rhaetia“ der⸗ selben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New⸗York eingetroffen. Der Postdampfer „Flandria“ der⸗ selben Gesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt.

3. März. (W. T. B.) Der Postdampfer „Marko⸗ mannia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktien⸗Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in Ha vanna angekommen.

London, 2. März. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ hat heute auf der Ausreise Lissabon

passirt. 3. März. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen

Inseln abgegangen. 1

Theater und Mufik.

önigliches Opernhaus.

Auf Allethöchsten Befehl wurde gestern Albert Lortzing's komische Oper „Zar und Zimmermann“ gegeben. Das beliebte volks⸗ thümliche Werk, welches seit drei Jahren nicht auf der Königlichen Bühne erschienen war, übte, trotz seines Alters durch die Frische und Ursprünglichkeit seiner Melodien, den Humor und die Gefühls⸗ innigkeit, von denen das Textbuch durchwoben ist, die alte unverwüst⸗ liche Wirkung. Daß die Königliche Oper neuerdings den lange viel zu

ering geschätzten Meister Lortzing durch Pflege und Wiederaufnahme seiner Werte, wie „Undine“, „Der Waffenschmied“ und das eben genannte wieder zu Ehren zu bringen sucht, verdient gewiß die Anerkennung aller Kunstfreunde. Sie folgt damit der schönen Forderung: „Ehrt eure deutschen Meister!“ die Richard Wagner seinem Hans Sachs in den „Meistersingern“ in den Mund legt. Diefem großen Meister ist Lortzing als Größter unter den Kleinen ja auch in dem Punkte congenial, daß er seine Texte sich selbst dichtete und dadurch jene innige Verschmelzung von Wort und Ton erzielt hat, die Beider Werken zu so wirksamem Vorzug gereicht. Die Oper war unter Leitung des Kapell meisters Sucher sorgfältig neu einstudirt und vom Ober⸗Regisseur DTetzlaff inscenirt. Die Rolle des Zaren gab Hr. Betz als alter, lieber Be⸗ kannter; er sang sie so unübertrefflich wie früher, war aber im Spiel freier und lebendiger als ehemals, wodurch die Figur ent⸗ schieden gewonnen hat, sodaß sie jetzt eine ganz vollendete Leistung genannt werden kann. Das berühmte „Zarenlied“ singt wohl kaum ein Anderer so innig und ergreifend; lauter Beifall wurde ihm hierfür zu Theil. Auch Hr. Krolop als Bürgermeister van Bett ist durch seine ge⸗ sanglich und schauspielerisch humorvolle Darstellung dieser Partie von früher her wohlbekannt und geschätzt. Neu waren Hr. Lieban als Peter Jwanoff und Hr. Rothmühl als Chateauneuf, welcher Letztere für seinen eleganten Vortrag der Romanze im zweiten Akt ebenfalls durch Applaus ausgezeichnet wurde. Wie sie fügten sich auch Hr. Mödlinger als englischer und Hr. Krasa als russischer Ge⸗ sandter gut in das neue Ensemble und sangen mit ihnen u. A. das Sextest im zweiten Akt sehr beifallswürdig. Fr. Herzog, die als Nichte des Bürgermeisters durch ihr munteres, graziöses und neckisches Spiel sehr anziehend wirkte, bewährte auch ihre Tüchtigkeit als Sängerin besonders in dem Brautlied, das Marie in der Schenke vorträgt. Auch Fr. Lammert, die als Wittwe Bromwn freilich weniger Gelegenheit hat, gesanglich hervorzutreten, sei nicht vergessen. Die Oper war, wie schon bemerkt, in jeder Beziehung sorgfältig einstudirt, sodaß die Auf⸗ führung eine wirklich mustergültige zu nennen war und im Hause eine heitere und behagliche Stimmung verbreitete.

Der Vorstellung wohnte Se. Majestät der Kaiser mit den Erbprinzlich sachsen⸗meiningenschen Herrschaften vom Anfang bis zum Schlusse bei.

Berliner Theater.

Da Hr. Arthur Kraußneck an plötzlicher Heiserkeit erkrankt ist, kann morgen die angekündigte Erstaufführung des Jones'schen Schauspiels „Arbeit“ nicht stattfinden. Es kommt statt dessen „Kean“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle zur Aufführung. Am Donnerstag wird das Lustspiel „Goldfische“ dargestellt und für die 26. Abonne⸗ mentsvorstellung: am Freitag sind „Die Räuber’ angesetzt, in denen Ferdinand Suske zum ersten Male die Rolle des „Franz Moor“ fpielen wird. 8

Die erste Aufführung von „Thermidor ist nunmehr endgültig auf Dienstag, 10. d. M., angesetzt. Der Billetverkauf für die auf⸗ einanderfolgenden ersten drei Vorstellungen beginnt am Freitag. Jedoch können Bestellungen für die Premidre nicht mehr entgegen ge⸗ nommen werden, da durch die bereits seit Wochen eingelaufenen Vor⸗ merkungen das Haus bis auf den letzten verfügbaren Platz aus⸗ verkauft ist. 9

Victoria⸗Theater.

Anfangs nächster Woche findet die hundertste Aufführung der „Sieben Raben“ statt. Dieses Jubiläum wird das letzte sein in dem einem Straßendurchbruch zum Opfer fallenden Theater, das so viele solcher Aufführungen seiner glänzenden Ausstattungsstücke und Feerien erlebt hat.

Belle⸗Alliance⸗Theater.

Ein sehr interessantes Gastspiel, das von den Betheiligten eigent⸗ lich für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht genommen war, wird in Folge besonderer Umstände schon in den allernächsten Tagen im Belle⸗ Alliance⸗Theater stattfinden. Am Donnerstag, 5. März, eröffnet Ernesto Rossi, der berühmte italienische Tragöde, ein auf zehn Abende begrenztes Gastspiel. Der Künstler, der am ersten Abend den „Othello“ giebt, kommt mit einer vollständigen eigenen Gesellschaft hierher und wird mit dem diesmaligen Auftreten seine ausländischen Gastspielfahrten beschließen. „Gavaut Minard & Co.“, der tolle französische Schwank, der am vorgestrigen Sonntag bei seiner Pre⸗ mière einen so großen Erfolg erzielte, erleidet zwar durch das Gast⸗ spiel Rossi's eine Unterbrechung, wird aber nach dessen Abreise sofort wieder aufgenommen werden.

Ernesto Rossi ist bereits gestern Mittag mit seiner aus 26 Mit⸗ gliedern bestehenden Gesellschaft aus Wien hier eingetroffen und wird während seines Gastspiels ein reich abwechselndes Repertoire bringen, darunter auch Novitäten wie „Der Tod Iwan's des Schrecklichen“ (La Morte di Ivan il Terribile) vom Grafen Tolstoi.

Saal des Vereinshauses. 1 „Fräulein Emilie von Cölln, eine Sopranistin, deren künst⸗ lerische Leistungen bereits sehr vortheilhaft bekannt sind, veranstaltete gestern einen Robert Franz⸗Abend und brachte außer einer Händel'schen, von Franz bearbeiteten Arie aus „Muzio scevola“, „Dich liebe ich, mein Leben“, zehn Lieder von Franz zu Gehör. Der gefeierte Komponist, 1815 in Halle geboren, lebt in seiner Vaterstadt als Ehrenbürger. Seine Lieder, die eine dem Genius Schumann’s verwandte schöpferische Kraft in Bezug auf originelle melodische Er⸗ findung erkennen lassen, stehen zugleich, was harmonische und polyphone Gestaltung der stets interessanten Klavierbegleitung betrifft, auf klassischem Boden. 280 Lieder sind bis jetzt im Druck erschienen. Die Concertgeberin, welche über eine klangvolle und sehr umfangreiche Stimme gebietet, sang die Händel'sche Arie mit tief ein⸗ gehendem Verständniß. Die hierin vorkommenden vieltaktigen, ge⸗ bundenen Tongruppen gelangen vortrefflich. In dem Vortrag der Lieder von Franz konnte man stets die Verehrung und Begeisterung für den Meister des Liedes in ihrer Ausdrucksweise erkennen. Wir heben unter den Liedern „Jagdlied“, „Wasserfahrt“, Norwegische Früh⸗ lingsnacht“ mit ihrer tonmalerischen Begleitung, „Ständchen“, „Mein Schatz ist auf der Wanderschaft“ und „Herziges Schätzle du“ als be⸗ sonders zündende Kompositionen hervor. Sämmtliche sehr ausdrucks⸗ voll vorgetragenen Lieder wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Wir möchten nur noch erwähnen, daß die kleine Zahl von zehn Liedern für die bezweckte Repräsentation des Komponisten zu unbedeutend er⸗ schien. Den instrumentalen Theil des Abends hatten Hr. Concert⸗ meister Struß und der Pianist Hr. Bake übernommen, die eine neue Sonate mit Violine von dem durch seine Lieder beliebt ge⸗ wordenen Komponisten von Chelius, einem sehr begabten Dilettanten, ganz vortrefflich ausführten. Die Sonate folg in dem Vorbilde Haydn's und läßt in allen vier Sätzen Sinn für melodische Erfindung und eine geschickte Art der Durchführung der Motive erkennen. Hr. Struß trat außerdem noch mit einigen Salonstücken hervor, die gleich der Sonate reichen Beifall ernteten. Hr. O. Bake begleitete

sämmtliche Lieder und Violinstücke mit großer Präzision und bediente

sich dazu eines sehr klangvollen Blüthner 'schen Flügels. 1

v“ (Ohne Gewähr.) v Bei der heute angefangenen Ziehung der 1. Klasse 184. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Verrrtee Seh.

1 Gewinn von 3000 auf Nr. 122 021.

1500 auf Nr. 111 361. Gewinn von 500 auf Nr. 29 621. 8

Mannigfaltiges. 8

Ueber den Normal⸗Besoldungs⸗Etat für 1. April 1891/94 bat, wie wir der „N. Pr. Z.“ entnehmen, der Magistrat der Stadtverordneten⸗Versammlung eine Vorlage zugestellt, in der er ausführt, daß er sich in Berücksichtigung der jetzigen Verhältnisse der

Aufbesserung der Besoldungen der Unterbeamten nicht

habe entziehen können. Es ist deshalb den Steuer⸗Erhebern und den mit diesen im Gehalt gleichgestellten Bureau⸗Assistenten, innerhalb er letzten vier Gehaltsstufen, und den Magistratsdienern, Stadt⸗ sergeanten u. s. w. durchweg eine jährliche Gehaltszulage von 100 Mark bewilligt. Ferner ist einigen im Administrations⸗ dienst beschäftigten Beamten eine ihrer amtlichen Thätigkeit entsprechende Verbesserung ihres Gehalts geworden. Ebenso hat das Durchschnittsgehalt der Direktoren und Lehrer an den höheren Schulen, sowie der Rektoren, Lehrer und Lehrerinnen an den Gemeindeschulen eine angemessene Aufbesserung zerfahren, so daß innerhalb aller Kategorien der städtischen Lehrer die Bewilligung von Gehaltsverbesserungen erfolgen kann. Es ist nach dem Etat das Durchschnittsgehalt der Lehrer an den höheren Lehranstalten um 150 ℳ, das der Gemeindeschul⸗Rektoren um 220 ℳ, das der Ge⸗ meindelehrer um 130 und das der Gemeindelehrerinnen um 100 erhöht werden. 5 on rund 14 074 360 ab, doch ist diese Höhe nicht allein durch die beantragten Gehaltserhöhungen erreicht, sondern schon durch die im

Laufe der letzten dreijährigen Etatsperiode erfolgte Mehranstellung von Beamten in fast allen Zweigen der Verwaltung und durch bereits

rfolgte Vermehrung vieler Gehälter.

Der Dom soll, wie verlautet, im Herbst dieses Jahres ab⸗ Monbijou an der Ziegelstraße zu errichtende Interimskirche wird in Eisen konstruirt Von dem

Innern des alten Doms ist mit Genehmigung des Domkollegiums

8 gebrochen werden. Die im Schloßgarten von soll innerhalb dreier Monate aufgestellt werden.

durch den Photographen Meltzer eine wohlgelungene photographis Aufnahme gemacht worden. .

Bei der Militär⸗Turnanstalt hat der Sommer⸗Kursus begonnen; zur Theilnahme an demselben sind wiederum Offiziere aller

Waffengattungen kommandirt worden und hier eingetroffen.

Der neue Normal⸗Etat schließt mit einer Ausgabe

Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in den preußischen Staaten hatte nach dem in der gestrigen Sitzung vom Staats⸗Minister Dr. Delbrück vorgelegten Kassenbericht im Jahre eine Einnahme von 28 992 und eine Ausgabe von 23 936 ℳ, schloß somit mit einem Bestande von 5056 ab. Aus der 542 betragenden Armensammlung des kürzlich abge⸗ haltenen Stiftungsfestes sind dreizehn Wittwen bedacht worden. Unter den Vorlagen interessirte besonders ein vom Tischlermeister Pohl in Ss konstruirter neuer Hobel, bei dem einmal das Eisen nicht durch Holzkeil, sondern durch eine Klemmschraube befestigt ist und der ferner durch verstellbare Anschläge verschiedenen Zwecken nutzbar ge⸗ macht werden kann und so vier bis fünf einzelne Hobel gewöhnlicher Art ersetzt. Aehnliche Hobel sind bereits in Amerika eingeführt.

Der Berliner Thierschutzverein hielt gestern Abend im Vereinshause in der Niederwallstraße eine zahlreich besuchte Versamm⸗ lung ab, in der Ober⸗Amtmann Thränhardt interessante Mittheilungen aus dem Thierasyl des Vereins machte. Das Asyl besteht zur Zeit vier Jahre, noch in keinem Jahre aber sind so viele Hunde überwiesen worden, wie in diesem. Der Grund liegt in den theuren Preisen für Kartoffeln und Fleisch, auch Pferdefleisch, in der Erhöhung der Hundesteuer und in der Erwerbslosigkeit weiter Kreise. Etwa 850 Hunde wurden vom Verein weiter gegeben, 2650 wurden getödtet, viele von ihnen waren krank. Die Kälte des letzten Winters hat sich auch im Asyl recht unangenehm bemerkbar gemacht; zwei Monate hindurch war das Asyl auf Brunnenwasser angewiesen, weil die Ab⸗ und Zuflußrohre der Leitungen eingefroren waren. Die freie Lage, die langen ungeputzten Wände mit vielen Fenstern erschwerten das Heizen der Räume. Den größeren Ausgaben aber standen geringere Einnahmen gegenüber. Zur Zeit be⸗ finden sich im Asyl 97 Hunde und 11 Katzen. Wie in den weiteren Verhandlungen mitgetheilt wurde, wird das am 6. März stattfindende elfte Stiftungsfest ganz besonders großartig begangen werden. Ihre Mitwirkung haben zugesagt Hr. und Fr. Lieban, Kammermusikus Posse, die Opernsängerin Nittschalk, die Pianistin Frl. Leubuscher, Concertsängerin Ad. Schulze und die Concertsängerin Frl. Arrasseg.

Zu einem turnerischen Ereigniß für Berlin gestaltete sich das Schauturnen der drei Berliner Turngaue, das am Sonn⸗ tag Nachmittag in der städtischen Turnhalle in der Prinzenstraße stattfand. Mit dem Kultus⸗Minister Dr. von Goßler waren der „N. A. Z“ zufolge der Direktor der Militär⸗Turnanstalt, Major Brix und mehrere Offiziere erschienen; ferner befanden sich unter den Ehren⸗ gästen Professor Dr. Euler, Provinzial⸗Schulrath Dr. Köpke, Propst Dr. Jahnel, Direktor des Falk⸗Realgymnasiums Dr. Bach, die Professoren Dr. Voigt und Dr. Wagner, Vertreter der städtischen Behörden, endlich von außerhalb Dr. Flack aus Basel, Direktor Dr. Stubbs

aus Cleveland u. s. w. Das Schauturnen wurde durch einen außer⸗ ordentlich wirksamen Einmarsch von 450 einheitlich gekleideten Lehr⸗ lingen eröffnet. Hierauf S.. unter Leitung des Ober⸗Turnwarts Kossag von der Berliner Turnerschaft Freiübungen, ein Turnen an den Geräthen in 45 Riegen, ein Spielen in 11 Abtheilungen und der Ausmarsch der Lehrlinge. Dann marschirten unter den Klängen der Musik 400 Turner in die Halle, kräftig im Schritt und tadellos in Haltung. Nachdem sie Aufstellung genom men, ergriff der Vorsitzende des Gau⸗Ausschusses, Prof. Dr. Angerstein, das Wort, um auf die Bestrebungen und Ziele der Turn⸗ vereine hinzuweisen und die Pflege des bürgerlichen Gemeinsinns und der Vaterlandsliebe als das vornehmste Ziel der Turnerei zu be⸗ zeichnen. Der Redner schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, dem der Gesang der Nationalhymne folgte. Mit Eisenstabübungen und Keulenschwingen wurde das Schauturnen fort⸗ gesetzt und mit glänzenden Leistungen im Gerätheturnen, an

43 Männer⸗Riegen theilnahmen, geschlossen. .

Der Bau einer Pferdeeisenbahn von Moabit nach Plötzensee Seitens der Großen Berliner Pferdeeisenbahn⸗Gesell⸗ schaft ist der N. A. Z.“ zufolge nunmehr gesichert, nachdem sich die Königliche Ministerial⸗Baukommission zur Hergabe der fiskalischen Straßen und Brücken bereit erklärt hat. Der Weiterführung der Kaiser Wilhelmstraße über die Hirtenstraße hinaus bis zur Lothringerstraße, wie die Stadtverordneten⸗Versammlung beschlossen hatte, ist von dem Magistrat zugestimmt worden. Das betreffende Vaobct gegenwärtig von der städtischen Baudeputation aus⸗ gearbeitet.

London, 1. März. Der am Freitag in New⸗York eingetroffene DampferSpree“ des Norddeutschen Lloyd berichtete dem „D. B. H.“ über einen Zusammenstoß mit der englischen Bark „Chili“, wobei letztere stark beschädigt wurde. Der Dampfer „Spree“ begegnete vielen Eisbergen und hatte zwei heftige Orkane, sowie einen siebzehn Stunden andauernden Nebel auszuhalten. Der Dampfer „Pennland“ der Red⸗Star⸗Linie berichtete, daß er den englischen Dampfer „Jowa“ sinkend angetroffen hatte. Dieser war mit einem Eisberg zusammengestoßen. Der Dampfer „Chester“ hatte bereits die Mannschaft des „Jowa“ aufgenommen; doch ist es noch ungewiß, ob die ganze Bemannung gerettet wurde. Der „Jowa“ war von Rotter⸗ dam nach New⸗York unterwegs.

Athen, 3. März. (W. T. B.) Im ganzen Lande, be⸗ sonders aber in Thessalien, herrscht starkes Schneewetter. In manchen Distrikten liegt der Schnee 15 bis 20 Fuß hoch. Ganze Dörfer sind eingeschneit und vom Verkehr abgeschnitten. Hier fällt der Schnee seit drei Tagen unausgesetzt.

.Untersuchungs⸗Sachen.

.Aufgebote, Zustellungen u. derll. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. ¹. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. „Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.

Oeffentlicher Anzeiger.

6. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch .Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. 8 Bank⸗Ausweise. 8 .Verschiedene Bekanntmachungen.

1 8 9 0

1

8 1) Unters uchungs 2— Sachen.

[68008] Steckbrief.

Gegen einen ca. 20 22 Jahre alten Fleischer⸗ gesellen, dem Dialekt nach Württemberger, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Brand⸗ stiftung verhängt. Es wird ersucht, denselben fest⸗ zunehmen und in das hiesige Amtsgerichtsgefängniß abzuliefern. Er ist kleiner Statur, hat blasses, schmales, bartloses Gesicht, trägt grauweiße Hosen, glattgestrickte braune Jacke, eine karirte sog. Metzger⸗ mütze und einen Bambusstock. Sein rechter Fuß scheint etwas steif zu sein.

Err soll in der Richtung von der Zwiefalter Alb gekommen sein und beabsichtigen nach Nürnberg zu reisen. 88

Riedlingen, den 28, Februar 1891.

9 Königliches württ. Amtsgericht.

Amtsrichter Kepf.

67417] Steckbriefs⸗Erledigung. Der gegen den Bäckergesellen Wilhelm Langner wegen Diebstahls unter dem 16. Februar 1886 von

dem Untersuchungsrichter bei dem Königlichen Land⸗

gerichte II. erlassene Steckbrief wird zurückgenommen. Berlin, den 20. Februar 1891. Staatsanwaltschaft bei dem Königlichen Landgericht II.

[67996]

Des hinter dem Einliegersohn Valentin Slynka aus Okronglik in Stück 23 unter Nr. 60 169 des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeigers pro 1891 erlassene offene Strafvoll⸗ streckungsersuchen ist erledigt. D. 261/90.

Lublinitz, den 26. Februar 1891. Königliches Amtsgericht.

167997] In der

Bekanntmachung. Untersuchungssache gegen den Knecht

Szcezechowski und Genossen wegen gemeinschaftlichen

Mordes J. 535/84 ist der Angeschuldigte Käsemacher Andreß aus Schneidemühl durch Beschluß des Königlichen Landgerichts, Strafkammer zu Köslin, om 7. Februar cr. außer Verfolgung gesetzt. J. 535/84. 8 Köslin, 14 Februar 1891. 8 Königliche Staatsanwaltschaft.

168009]

In der Strafsache gegen den Rekrut Albert Nuß⸗

baum, geboren am 8. Januar 1870 zu Helfranz⸗ irch, Wagner, Sohn von Georg Nußbaum und Philomene Schweitzer, zuletzt in Helfranzkirch wohn⸗ haft, wegen Fahnenflucht, wird da der Angeschuldigte Nußbaum des Vergehens gegen §. 69 des Militär⸗Strafgesetzbuchs be⸗ schuldigt ist, auf Grund der §§. 480, 325, 326 der Strafprozeßordnung §§. 245, 246 Milit.⸗ zur Deckung der den Angeschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Ver⸗ fahrens das im Deutschen Reiche befindliche Ver⸗

m̃ögen des Angeschuldigten mit Beschlag belegt. Zu⸗

leich wird angeordnet, daß die Vermögensbeschlag⸗ nahme außer im Reichs⸗Anzeiger auch noch in der Neuen Mülhauser Zeitung bekannt zu machen sei. Mülhausen, den 18. Februar 1891. Kaiserliches Landgericht, Strafkammer gez. Rummel. Stenglein. Peters. 8 Zur Beglaubigung: Der Landgerichtssekretär: (L. 8.) Heckelmann.

67999] Beschluß.

In der Untersuchungssache wider den Fahnenflüchtigen Carl Heyd aus Trimbach, geboren am 7. November

866 zu Trimbach, Kreis Weißenburg, wird zur Deckung der den Angeschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens

das Vermögen desselben bis zum Betrage von dreitausend zweihundert Mark auf Grund des §. 246 der Militärstrafgerichtsordnung, des §. 1 Abs. 2 des Gesetzes vom 11. März 1850 und der §§. 325 und 326 der Reichsstrasprozeßordnung mit Beschlag belegt und die Veröffentlichung dieses Beschlusses durch den Deutschen Reichs⸗Anzeiger verordnet. Straßburg, den 5. Februar 1891. Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Lellbach. Dr. Becker. Eisser.

[67998] s 8 In der Untersuchungssache wider den Fahnenflüchtige Ferdinand Fricker, geboren am 20. September 1863 zu Beinheim, Kreis Weißenburg, wird zur Deckung der den Angeschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens das Ver⸗ mögen desselben bis zum Betrage von dreitaufend zwei⸗ hundert Mark auf Grund des §. 246 der Militär⸗Straf⸗ gerichtsordnung, des §. 1 Abs. 2 des Gesetzes vom 11. März 1850 und der §§. 325 und 326 der Reichs⸗ Strafprozeßordnung mit Beschlag belegt, und die Veröffentlichung dieses Beschlusses durch den „Deutschen

Reichs⸗Anzeiger“ verordnet.

Straßburg, den 5. Februar 1891.

Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Lellbach. Dr. Becker. Eisser. [68000] Beschluß.

In der Untersuchungssache wider den Ersatz⸗ reservisten Friedrich Schaf, geboren den 26. Februar 1861 zu Steinselz, Kreis Weißenburg, wird zur Deckung der den Angeschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens das Vermögen desselben bis zum Be⸗ trage von dreitausend zweihundert Mark auf Grund des §. 246 der Militär⸗Strafgerichtsordnung, des §. 1 Abs. 2 des Gesetzes vom 11. März 1850 und der §§. 325 und 326 der Reichsstrafprozeßordnung mit Beschlag belegt und die Veröffentlichung dieses Seh durch den Deutschen Reichs⸗Anzeiger ver⸗ ordnet.

Straßburg, den 31. Januar 1891.

Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Lellbach. Dr. Becker. Eisser.

[68001] Beschluß.

In der Untersuchungssache wider den Josef Kautz⸗ mann, geboren am 3. März 1859 zu Reichshofen, Kreis Hagenau, wird zur Deckung der den An⸗ geschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geld⸗ strafe und der Kosten des Verfahrens das Vermögen desselben bis zum Betrage von dreitausend zweihundert Mark auf Grund des §. 246 der Militärstrafgerichts⸗ ordnung, des §. 1 Abs. 2 des Gesetzes vom 11. März 1850 und der §§. 325 und 326 der Reichsstrafprozeß⸗ ordnung mit Beschlag belegt und die Veröffent⸗ lichung dieses Beschlusses durch den Deutschen Reichs⸗ Anzeiger verordnet.

Straßburg, den 4. Februar 1891.

Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Lellbach. Dr. Becker. Eisser.

[68007]

Strafverfahren gegen den ledigen Metzger Ludwig

Brutscher, geb. am 25. Novbr. 1866 zu Oberstdorf. 1 Beschluß.

In Erwägung, daß Angeschuldigter, gegen welchen wegen eines am 7. September 1890 zu Oberstdorf verübten Vergehens der Körperverletzung R.⸗St.⸗ G.⸗B. §. 223 a. die öffentliche Klage erhoben und unterm 27. Oktober 1890 Haftbefehl erlassen wurde, sich dem Strafverfahren durch die Flucht entzogen hat und sein Aufenthalt unbekannt ist, wird auf Grund der §§. 318, 332 Abs. 1 der R.⸗St.⸗P.⸗O. das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen des Angeschuldigten mit Beschlag belegt. Beschlossen am 28. Februar 1891 von der Strafkammer des Königlichen Landgerichts Kempten, gebildet durch

6

den Königl. Direktor Brandt, den Königl. Räthen Reiner und Bracker. Brandt. Reiner. Bracker. Zur Beglaubigung: Kempten, den 27. Februar 1891. Der Gerichtsschreiber: (L. s.) Bill, Königl. Landger.⸗Sekretär.

2) Aufgebote, Zustellungen und dergl.

[68017] Zwangsversteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von Lichtenberg Band 2 Nr. 90 auf den Namen des Kaufmanns Julius David in Berlin eingetragene, zu Berlin, Frankfurter Allee 5/6, belegene Grundstück am 1. April 1891, Vormit⸗ tags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstraße 13, Hof, Flügel C., part., Saal 39, von Neuem versteigert werden. Das Grundstück ist mit 970 Nutzungswerth nur zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuer⸗ rolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuch⸗ blatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei, ebenda, Zimmer 41, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grund⸗ buche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungs⸗ vermerks nicht hervorging, insbesondere derartige

orderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden

ebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs⸗ termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge⸗ boten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des ge⸗ ringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die be⸗ rücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks arseruchen. werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 1. April 1891, Nachmittags 12 ½ Uhr, an Gerichts⸗ stelle, wie oben, verkündet werden.

Berlin, den 25. Februar 1891.

Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 52

[68018] Zwangsversteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 82 Blatt Nr. 3437 auf den Namen des Bauunternehmers Traugott Berndt hier eingetragene, in der Schulstraße Nr. (—) angeblich Nr. 51 belegene Grundstück am 29. Mai 1891, Vormittags 10 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstraße 13, Hof, Flügel C., part., Saal 40, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 4,08 Reinertrag und einer Fläche von 17 a 38 qm zur Grundsteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglau⸗ bigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Ab⸗ schätzungen und andere das Grundstück be⸗ treffende Nachweisungen, sowie besondere Kauf⸗ bedingungen können in der Gerichtsschreiberei ebenda, Zimmer 41, eingesehen werden. Alle Real⸗ berechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher Ansprüche, deren Vorhandensein oder etrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteige⸗ rungsvermerks nicht hervorging, insbesondere derartige

Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs⸗ termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge⸗ boten anzumelden und, falls der betreibende Gläubi⸗ ger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Ver⸗ theilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks be⸗

anspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des

Versteigerungstermins die Einstellung des Ver⸗ fahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem

Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 5. Juni 1891, Mittags 12 Uhr, an Gerichts⸗ stelle, wie oben, verkündet werden.

Berlin, den 25. Februar 1891.

Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 52.

[68019] t Zwangsversteigerung. 8

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Band 162 Nr. 7072 auf den Namen des Malermeisters Rudolf Bock und des Kaufmanns Robert Drachholz, Beide zu Berlin, zu gleichen Rechten und Antheilen eingetra⸗ gene, in der Marienburgerstraße Nr. (—) angeb⸗ lich 30 a belegene Grundstück am 15. Mai 1891, Vormittags 10 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstr. 13, Hof, Flügel C., parterre, Saal 40, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 6,78 Reinertrag und einer Fläche von 11 a 57 qm zur Grundsteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Me⸗ sheFenngen und andere das Grundstück be⸗ treffende Nachweisungen, sowie besondere Kauf⸗ bedingungen können in der Gerichtsschreiberei ebenda, Zimmer 41, eingesehen werden. Alle Realberech⸗ tigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grund⸗ buche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungs⸗ vermerks nicht hervorging, insbesondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs⸗ termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge⸗ boten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Ver⸗ theilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 15. Mai 1891, Nachmittags 12 ½ Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben, verkündet werden.

Berlin, den 20. Februar 1891.

Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 52.

[68042] Bekanntmachung. In Sachen der Herzoglichen Kreiskasse zu Holz⸗ minden, sowie der Holzhandlung Emil Cyrenius zu Holzminden, Kläger, gegen den Brinksitzer August Düwel zu Hameln, Beklagten, wegen Gerichtskosten bezw. Forderung, wird, nachdem auf Antrag der Be⸗ schlagnahmegläubiger die Beschlagnahmebeschlüsse vom 29. Oktober und 15. Dezember 1890 wieder aufgehoben hnn der auf Sonnabend, den 7. März 1891, anberaumte Versteigerungstermin ebenfalls wieder aufgehoben. Stadtoldendorf, den 27. Februar 1891. Herzogliches Amtsgericht. .

Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden

Wolff