— .
2Aus Anlaß Meines bevorstehenden 70. Geburtsfestes finde Ich Mich bewogen, dem 1. Feld⸗Arnllerte⸗Regiment, dessen Inhaber zu sein Ich Mich schon mehr als ein halbes Jahrhundert erfreue, eine besondere Ehrung dadurch zuzuwenden, daß dieses Regiment auf den Schulterblättern künftighin statt der Nummer Meinen Namenszug mit einer Krone über demselben tragen soll. Dieser Namenszug nebst Krone ist auf den Epauletten und Achselstücken der Offiziere in Gold, bei den Ackselklappen der Mannschaften aus gelbwollener Plattschnur zu fertigen und hat hierfür beiliegende Zeichnung als Muster zu gelten. Hiernach ist das Weitere zu verfügen, und zwar derart, daß die genannte Auszeichnung zum ersten Mal bei der Kirchenparade an Meinem Geburtsfeste ge⸗ tragen werden kann. 1“ 8 München, den 25. Januar 1891. h 16“
5 88 Luitpold, 8
Prinz von Bayern.
8
Württemberg.
Stuttgart, 3. März. Beide Kammern sind, wie T. B.“ meldet, auf den 10. d. M. einberufen worden.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 3. März. Unter den Vorlagen von größerer Bedeutung, die dem Landtag alsbald nach seiner Eröffnung am 5. d. M. zugehen werden, befindet sich der „Th. C.“ zufolge ein Ministerialdekret, daß den Staatsdienern und ständigen Hülfsarbeitern, deren gesammtes Diensteinkommen einschließlich der ständigen Nebenbezüge 2500 ℳ nicht übersteigt, für jedes der beiden Jahre 1891 und 1892 eine einmalige Theuerungszulage von 5 Proz. des Baareinkommens gewährt werden soll. Der dazu erforderliche Geldbetrag beläuft sich auf 54 000 ℳ jährlich. Ein weiteres Ministerialdekret bean⸗ tragt für die Jahre 1891 und 1892 den Volksschullehrern, die provisorisch angestellt sind, eine einmalige Besoldungs⸗ zulage von 50 ℳ, den festangestellten Lehrern, soweit sie nicht ein Gehalt von über 2550 ℳ beziehen, eine solche von 65 ℳ zu gewähren. Der dazu vorgesehene Betrag beziffert sich auf 42000 ℳ jährlich. Ein drittes Ministerialdekret endlich bezieht sich auf die Entschädigung der durch das Hochwasser im Herbst v. J. angerich⸗ teten Schäden. Danach beantragt die Regierung die Bewilligung einer Summe von 140 000 ℳ. Davon sind 90 000 ℳ bestimmt zur Unterstützung an die bedürftigen Eigenthümer zerstörter und beschädigter Gebäude im Saalthal, 5000 ℳ desgleichen im Hörsel⸗ und Werrathal, 6000 ℳ zur Unter⸗ stützung an bedürftige Besitzer beschädigter Handelsgärtnereien, 10 000 ℳ zur Wiederherstellung beschädigter Schulhäuser 9000 ℳ zur Unterstützung bedürftiger Gemeinden, 20 000 ℳ für Vorarbeiten zu einer Regulirung der Hörsel.
Gestern Nachmittag fand die Beerdigung des am 27. Fe⸗ bruar verstorbenen Vize⸗Admirals Heusner statt. Zu der Feierlichkeit waren eingetroffen in Vertretung Sr. König⸗ lichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen der persönliche Adjutant desselben Kapitän⸗Lieutenant von Basse, ferner der Direktor der Admiralität, Admiral Köster sowie Korvetten⸗Kapitän Schmidt. Von hier nahmen Theil die Admiräle z. D. Batsch und von Leblanc sowie Kapitän z. D. Junge. Die hiesige Garnison gab nach Schluß der feierlichen Handlung die Ehrensalve ab.
OesterreichUngaaln.
Wien, 4. März. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin⸗Wittwe Erzherzogin Stephanie traf vorgestern Nachmittags zu längerem Aufenthalt in Bozen ein und wurde daselbst von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Erzherzog Ernst empfangen.
In Prag kam es vorgestern, als am Nachmittag die Wahlsiege der Jungezechen bekannt wurden, zu Demonstra⸗ tionen. An 2000 Menschen drängten sich der „Presse“ zufolge durch die Mariengasse zu den Lokalitäten der „Nar. List“. Als Herold und Kutschera herankamen, brach die Menge in stürmisches Slavageschrei aus. Im Hause der „Narodni“ wurden die Fenster ausgehoben und durch dieselben Massen von Extrablättern hinausgeschleudert, welche die Vordermänner an die Hintermänner abgaben, so daß die ganze Straße von Blättern wie besäet war. Als das Gedränge gefahrdrohend wurde, sperrte ein Polizei⸗Kommissar mit zehn Wachmännern die Straße ab, worauf mühselig die Näumung derselben er⸗ folgte. Demonstrationen vor der Redaktion des altczechischen „Hlas Naroda“ veranlaßten abermals das Eingreifen der Polizeiwache. Die Straße, in welcher Rieger wohnt, wurde polizeilich bewacht.
Bei den gestrigen Reichsrathswahlen wählten die Landgemeinden Schlesiens, wie „W. T. B.“ berichtet, drei Abgeordnete. In Troppau unterlag der bisherige Abg. Antisemit Türk gegenüber dem konservativen Baron Rolsberg mit 141 gegen 117 Stimmen; in Freuden⸗ thal wurde der Antisemit Kaiser wiedergewählt, in Teschen der Pole Peter Swiezy. Somit verloren die Antisemiten in Schlesien einen Sitz. In den Landgemein⸗ den von Krain wurden die bisherigen vier national⸗ konservativen Vertreter (Mitglieder des Hohenwartklubs) wiedergewählt und ein weiterer Nationalkonservativer neu⸗ gewählt. Unter den Wiedergewählten befindet sich der Vertreter von Laibach Graf Hohenwart.
Der Platzkommandant sowie die Beamten von Spalato machten gestern mit den Offizieren und Kadetten des deutschen Schulgeschwaders einen Ausflug nach Sebenico, wo sich die Offiziere des öster⸗ reichischen Schulschiffes „Schwarzenberg“ und die dortigen Beamten den Ausflüglern anschlossen. Die Gesellschaft be⸗ suchte Scardona und die Wasserfälle der Kerka. Hierauf fand ein Diner in Sebenico statt, bei dem mehrere Toaste ausgebracht wurden. Abends erfolgte die Rückkehr nach Spalato.
In einer gestern in Budapest abgehaltenen Kon⸗ ferenz der ungarischen liberalen Partei skizzirte der Minister⸗Präsident Graf Szapary die Beantwortung der Interpellation, betreffend die Aktion der Mächte wegen der in Bulgarien sich aufhaltenden Nihilisten. Da in Folge strenger Maßnahmen in Italien und der Schweiz die Nihilisten Bulgarien aufzusuchen be⸗ gonnen hätten, habe der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky die Aufmerksamkeit des österreichisch⸗ungarischen Ge⸗ schäftsträgers in Sofia auf diese Thatsache gelenkt, welcher seinerseits die bulgarische Regierung davon in Kenntniß
esetzt habe. Dieselbe habe versprochen, alle erforderlichen aßnahmen zu treffen; das sei Alles, was geschehen sei
(SGSroßbritannien und Irland.
Ihre Majestäten die Königin Victoria und die Kaiserin Friedrich sind gestern Mittag im Buckingham⸗ Palast zu London eingetroffen, um dort einen Damen⸗ empfang abzuhalten. Die Königin hatte der Kaiserin Friedrich die richte Seite des Wagens eingeräumt. Die Allerhöchsten Herrschaften wurden auf den Straßen sowohl wie vor dem Palast von der zahlreich versammelten Menge ehrfurchtsvoll begrüßt.
Im Unterhause beantragte Stansfeld gestern eine Re⸗ solution, wonach bei den Parlamentswahlen Niemand in mehr als einem Wahlkreise stimmberechtigt sein soll. Das Haus lehnte den Antrag jedoch mit 291 gegen 189 Stimmen ab. Ritchie hatte den Antraag bekämpft, weil derselbe eine Wahlreform bezwecke, und die Regierung ihr legislatorisches Programm nicht durch eine so große Frage unterbrechen wolle.
Bei der Berathung des Marine⸗Etats in der Montags⸗ sitzung des Unterhauses beantragte Admiral Sir J. Colomb, dem Etat künftighin Ausweise über die Stärke der Marine⸗ und der Kauffahrteiflotte und des Tonnen⸗ gehalts der letzteren beizufügen. Sir W. Harcourt zog den alarmistischen Ton des Antragstellers ins Lächerliche: führe England einen Krieg mit einer Großmacht, so könne der englische Handel von neutraten Schiffen besorgt werden. Die englische Flotte müsse wohl stark genug sein, um die Ueberlegenheit Englands zur See aufrecht zu erhalten und die britischen Besitzungen zu schützen, eine Marine aber zu schaffen, welche den gesammten englischen Handel schützen könne, sei ein Ding der Unmöglichkeit. Morgan unterstützte den Colomb'schen Antrag: die Ausweise würden Beruhigung im Parlament und im Lande erwecken. Nachdem der Marine⸗ Minister Lord George Hamilton versprochen hatte, die gewünschten Mittheilungen dem Hause vorzulegen, freilich nicht in der vorgeschlagenen Form, wurde der Antrag ohne Abstimmung abgelehnt.
Das deutsche Panzerschiff „Oldenburg“ hat dem „W. T. B.“ zufolge am Dienstag Portsmouth verlassen, um den Kapitän von Wietersheim, der vom Besuch bei der Königin zurückkehrte, aufzunehmen und alsdann nach Wil⸗ helmshaven weiterzufahren. Während der Anwesenheit des Schiffes fanden fast allabendlich Festlichkeiten an Bord oder auf dem Lande statt. Vize⸗Admiral Freiherr von der Goltz hat während seiner Anwesenheit in Portsmouth das Matrosenheim besucht, wo sämmtliche Deutsche eine freund⸗ liche Aufnahme finden. Die beiden Kabinen, welchen an⸗ läßlich des von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm dem In⸗ stitut gemachten Geschenks die Namen „Wilhelm“ und „Hohenzollern“ beigelegt wurden, besichtigte der Vize⸗ Admiral besonders eingehend.
Der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland ist am 2. d. M. Mittags in Singapore eingetroffen. Der Gouver⸗ neur Sir Cecil Clementi Smith bewillkommnete ihn an Bord des russischen Kriegsschiffes.
Aus Rangun (Birma) vom 2. März wird dem „R. B.“ weiter berichtet:
Am 27. Februar wurde Pinlebu von der berittenen Polizei be⸗ setzt. Als der Tsawbwa von dem britischen Vormarsch hörte, ver⸗ brannte er den Verhau, welchen er errichtet hatte, und floh in nörd⸗ licher Richtung, verfolgt von einer Abtheilung berittener Infanterie und Polizei unter dem Kommando von Kapitän Keary. Der Brigade⸗ General Wolseley wird heute in Pil Pinlebu ankommen und morgen einen Durbar abhalten, bei welchem er alle Lokalbehörden, welche sich freimillig ergeben, in ihren Funktionen bestätigen wird. Die Bewohner der Dörfer liefern die Wassen ab, mit welchen sie noch versehen waren. Der Gesundheitszustand der Truppen ist un⸗ geachtet ihrer beschwerlichen Märsche über die Berge ausgezeichnet.
Frankreich.
Paris, 4. März. Die in der gestrigen Nr. d. Bl. kurz erwähnte Aeußerung der „Liberté“ über die Vorgänge der letzten Woche lautet nach der „Nat.⸗Ztg.“ folgender⸗ maßen:
„Die geräuschvolle Initiative, welche die Patriotenliga allzu häufig ergreift, ist ein Schimpf für die Würde der ge⸗ sammten Pariser Bevölkerung. Man möchte meinen, ohne diese Trompetenstöße würde das nationale Bewußtsein ein⸗ schlummern. Nichts ist falscher. Die wahren Patrioten sind nicht die, welche ihre Kräfte in eitlem Treiben vergeanden, sondern die welche sich enthalten, internationale Verwickelungen herbeizuführen... Wie erklärt man es sich aber, daß die Patriotentiga noch eine offene Rolle spielen darf, wie dies in den letzten Tagen der Fall war? Wir glaubten doch, sie wäre gesetzlich oufgelöst worden und damit sollte ihr jede öffentliche Kundgebung untersagt bleiben. Statt dessen be⸗ steht sie fort, sie hält Versammlungen, sie treibt ihr Wesen, und man möchte glauben, Niemand dächte daran, es ihr zu wehren. Man wird sehen, wohin diese Duldung noch führt. Eines schönen Tages wird die Liga, durch so viel Langmuth aufgemuntert, irgend einen gefährlichen Zwischenfall herbeiführen, und es wird zu spät sein, um das Uebel zu verhüten Ist eine solche Haltung derer würdig, die am Ruder stehen? Gestern gab man dem Geschrei einiger Besessener anläßlich des „Thermidor“ nach; beute schweigt man zu den Kundgebungen der „Patrioten“. Ist das regieren? Heißt man das Ordnung und Gesetz vertheidigen? Da, wo die oberste Behörde ohnmächtig scheint, muß die Presse die öffentliche Meinung aufklären. Wir werden niemals zugeben, daß eine Handvoll Gewalt⸗ thätiger sich der friedfertigen und weisen Mehrheit aufdränge und sich anmaße, die innere und äußere Politik unseres Landes zu leiten.“
Der Senat nahm in seiner vorgestrigen Sitzung die Interpellation über Algerien wieder auf. Mauguin vertheidigte, wie der „K. Ztg“ berichtet wird, die Kolonisten, Coupenne den General Gouverneur. Der Minister des Innern Constans sprach für die Verwaltung und schloß mit der Erklärung, daß die Regierung sich freuen werde, wenn der Senat eine Anzahl seiner Mitglieder auswähle, um die algerische Frage eingehend zu untersuchen. Nach längerer Berathung vertagte sich der Senat auf gestern.
In der Deputirtenkammer hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, der Berichterstatter der Zollkommission Méöline seinen Generalbericht eingebracht. Nach der Vertheilung desselben wird Méline beantragen, daß die Kammer den Tag für die Berathung festsetze. Die Kammer ging sodann zur Berathung des Zuckersteuergesetzes über und genehmigte die Artikel 1 bis 3 der Vorlage über die Besteuerung des Zuckers mit einem neuen, von dem Deputirten Graux beantragten Zusatzartikel, demzufolge etwaige Abänderungen an dem Zuckergesetze erst ein Jahr nauͤch der Einführung des gegenwärtigen Gesetzes in Kraft treten können.
Die Budgetkommission der Deputirtenkammer beschloß, in das Budget für 1891 einen Kredit von 3 Millionen einzustellen, um den Ausfall zu decken, welcher dadurch entsteht, daß den durch die strenge Winterkälte heim⸗ gesuchten kleinen Landleuten ein Nachlaß an der Grundsteuer
ewilligt wird.
2₰
Wie verlautet, wird sich die Kammer demnächst noch⸗ mals mit der Frage der Rennwetten beschäftigen, da eine große Anzahl von Deputirten, welche über die Konsequenzen des Kammervotums Betreffs des Rennwettgesetzes beun⸗ ruhigt sind, eine neuerliche Berathung der Angelegen⸗ heit verlangen wolle. Andererseits soll die Regierung entschlossen sein, eventuell die Wettrennen aufzuheben, falls in Folge der am nächsten Sonntag in Krast tretenden Maß⸗ nahmen gegen die Rennwetten Unordnungen entstehen sollten. Nach einer hier eingetroffenen Verfügung sind mit dem Orient⸗Expreßzug Reisende mit direkten Billets Paris — München an der Grenze von Elsaß⸗Lothringen von dem Paßzwange befreit.
Rußland und Polen.
Eine französische Militärkommission besuchte
dem „W. T. B.“ zufolge am Montag Kronstadt und be⸗ sichtigte verschiedene Marineinstitute, Werkstätten und die Hasenanlagen. Alsdann wurde im Marineklub ein Frühstück eingenommen.
Italien.
Prinz Napoleon ist, wie man der „Madbg. Ztg.“ aus
Rom berichtet, an der rechten Seite gelähmt. Die Ecnährung ist ungenügend. Man befürchtet einen tödtlichen Ausgang. Der König habe den Befehl ertheilt, den Prinzen nach dem Königlichen Palast zu schaffen.
Sechzig piemontesische Abgeordnete, welche bisher Crispi unterstützten, beschlossen in einer am Montag abge⸗ haltenen Versammlung, dem Ministerium Rudini ihr Ver⸗ trauen auszudrücken.
Der Papst wohnte gestern, am Jahrestage seiner Krönung, in der Sixtinischen Kapelle einer vom Kardinal Melchers celebrirten Messe bei; auch die Kardinäle und das diplomatische Corps waren zugegen.
Spanien.
Zum Präsidenten der Kammer ist gestern der Marquis
Pidal y Mon mit 223 von 280 Stimmen gewählt worden. Portugal.
Der König hat, wie der „Madb. Ztg.“ aus Lissabon gemeldet wird, einen Militärausschuß eingesetzt Behufs Entlassung sämmtlicher Offiziere, welche republikanisch ge⸗ sinnt sind. Die Kriegsgerichte werden den ganzen Monat März hindurch ihre Thätigkeit fortsetzen.
Belgien.
In der gestrigen Stzung der Deputirtenkammer er⸗ klärte der A ckerbau⸗Minister: Angesichts der von der fran- zösischen Tarifkommission ausgearbeiteten neuen Schutzzoll⸗
Tarife wäre es nicht angezeigt, neue Unterhandlungen mit Frankreich anzuknüpfen; man dürfe auch nicht etwa an Repressalien denken; der Freihandel werde vielmehr immer Gesetz in Belgien bleiben. Belgien werde anderwärts den Absatz für seine Erzeugnisse suchen, den die Verschließung des französischen Marktes ihm entziehe.
Am Montag Abend fand, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet
wird, in Brüssel ein vom sozialistischen Nachwuchs ver⸗ anstalteter Umzug statt, als Kundgebung gegen die be⸗ stehende Heeresordnung. Zahlreiche junge Leute der heuri⸗
gen Milizklasse machten den Umzug mit. Vor dem Abmarsch hielt der Sozialistenführer Volders vor dem Volksheim eine Rede, worin er die Stellvertretung geißelte und die künftigen Soldaten aufforderte, ihren sozialistischen Grundsätzen treu zu bleiben. Er tadelte ferner das Kriegsbudget, welches 55 Millionen, während das Arbeits⸗ budget dagegen Null betrage. Dieser Rede entsprachen auch die umhergetragenen Inschriften.
Abend vier radikal⸗sozialistische Versammlungen
zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts statt. Da die Sozialisten die Absicht kundgegeben hatten, nach den Ver⸗ sammlungen einen Umzug nach dem Gebäude der Provinzial⸗
regierung zu veranstalten, und Morgens Tausende von
Flugblättern, mit einem Todtenkopf versehen, vertheilt worden waren, worin zum Aufstande aufgefordert und die
Hoffnung geäußert wurde, das Volk würde Abends auf den
Barrikaden erscheinen, hatte der Bürgermeister die Umzüge untersagt und Behufs Wahrung des Verbots die Spezial⸗ corps der Bürgerwehr aufgeboten. Alles verlief jedoch ruhig.
Serbien.
Belgrad, 3. März. Die Skupschtina hat, nach einer Neldung des „W. T. B.“ gestern in geheimer Sitzung mit allen gegen 10 Stimmen in die Auslieferung des aus
dem radikalen Klub ausgestoßenen Stanojewitsch an die
Gerichte gewilligt. Derselbe hatte einen revolutionären Auf⸗ ruf veröffentlicht. 5 ABZulgarien. b
Sofia, 3. März. Zur Feier des Jahrestages der
Befreiung Bulgariens und der Unterzeichnung des
Friedensvertrages mit Serbien fand gestern im Dom ein Tedeum statt, welchem der Prinz Ferdinand sowie sämmtliche Minister beiwohnten. Hierauf hielt der Prinz
Ferdinand eine Revue über die Truppen der Garnison ab. Zahlreiche Gebäude hatten geflaggt.
Schweden und Norwegen.
(P) Stockholm, 1. März. Der Präsident der Ersten Kammer Graf Lagerbjelke hat aus Gesundheitsrücksichten den König um seine Entlassung aus dieser Stellung ersucht.
Die Erste Kammer beaufttragte gestern einstimmig ihren Vize⸗ Präsidenten, dem Grafen Lagerbjelke das Bedauern der Kammer über seinen Rücktritt auszusprechen und ihm für seine lang⸗ jährige Wirksamkeit als Präsident zu danken. 1 Die Regierung hat dem Reichstage Gesetzentwürfe, betreffkend die Versicherung gegen Unglücksfälle während der Arbeit, wegen Errichtung von Kranken⸗
kassen und wegen Errichtung einer Reichs⸗Versicherungs⸗ anstalt, vorgelegt. Beide Kammern beschlossen die Ver⸗ weisung dieser Gesetzentwürfe an einen besonderen Ausschuß.
Der Konstitutionsausschuß hat dem Antrage des Abg.
Bosson Olsson zugestimmt, daß den Kammern das Recht verliehen werde, ihre Präsidenten selbst zu wählen. Der Staatsausschuß hat sich wegen des Antrages der Re⸗ gierung, betreffend cine neue
gelehnt.
Nach beendigtem Umzuge sangen die Kundgebenden vor dem Volksheim die Carmagnole und dergl. — In Gent fanden am Montag
dritte Organisation des steuergesetzes fortgesetzt und in die Spezialdiskussion ein⸗ Kommerzkollegiums, nicht einigen können, hat aber die set fortgeset pes s
vorgeschlagene Errichtung eines Landwirthschaftsraths ab⸗ 8
8 . 1 Der Abg. einen Antrag eingebracht, betreffend eine Revision der Unionsakte zwischen Schweden und Norwegen. Der Antragsteller befürwortet, daß ein neuer ernsthafter Versuch emacht werde, um mit einem Schlage alle Veranlassungen zu Pißhelligkeiten zwischen den beiden Völkern zu entfernen, die ihren Grund in der mangelhaften Art und Weise hätten, wie die Unionsverhältnisse in konstitutioneller Hinsicht geordnet seien. Um den Hauptzweck der Union, die gemeinschaftliche Ver⸗ theidigung, zu sichern, müsse sich Schweden bezüglich der Frage wegen der Theilnahme Norwegens an der gemeinschaft⸗ lichen Behandlung der diplomatischen Angelegen⸗ heiten so weit als möglich nachgiebig erweisen. Der Antrag⸗ steller beantragt deshalb, daß der Reichstag den König um Maßnahmen bezüglich einer Revision der Reichsakte ersuche, daß diese Revision auf eine Ordnung der konstitutionellen Verhältnisse zwischen den beiden Reichen abziele, welche während des Bestehens der Union Gegenstand ernsthafterer Zwistigkeiten gewesen sind, wie die Frage wegen der Orga⸗ nisation und des Wirkungskreises des zusammengesetzten (schwedisch⸗norwegischen) Staatsraths, wegen der Form der Behandlung der diplomatischen Angelegenheiten, wegen Be⸗ stimmungen über die gemeinschaftliche Vertheidigung sowie
wegen der Stellung der Reichsakte zu den besonderen Ver⸗
fassungen der beiden Reiche. Amerika. Vereinigte Staaten. Der Senat hat die Post⸗
Subventions⸗Bill in der Fassung, wie sie vom Reprä⸗
sentantenhause an ihn gelangt war, mit 37 gegen 33 Stimmen angenommen. Senator Manderson (Nebraska) wurde zum zeitweiligen Präsidenten des Senats ernannt an Stelle des
Senators Ingalls, welcher bei der letzten Wahl in Kansas
unterlegen war.
1 Die Bill zum Schutze des geistigen Eigenthums befindet sich jetzt vor den Konferenzausschüssen, und es werden lebhafte Anstrengungen gemacht, ihre Annahme noch vor der Vertagung des Kongresses durchzusetzen. Wahrscheinlich werden die Mitglieder des Konferenzausschusses die Senatsvorlage mit einigen Amendements hinsichtlich von Lithographien und ähnlichen Erzeugnissen annehmen. Der jetzige Kongreß endet Mittwoch Mittag.
Afrika.
Sansibar. Tippu Tipp soll, einer Meldung des „R. B.“ zufolge, in Ugogo eingetroffen und schwer krank sein. George Mackenzie, Direktor der Englisch⸗Ost⸗
afrikanischen Gesellschaft, ist in Sansibar angekommen.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (80.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär Dr. von Boetticher, der Prä⸗ sident des Reichs⸗Eisenbahnamts Dr. Schulz, sowie mehrere andere Bundesbevollmächtigte beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1891/92 und zwar zunächst des Spezial⸗Etats der Verwaltung der Eisenbahnen.
Die Budgetkommission schlägt durch ihren Bericht⸗ erstatter, den Abg. Dr. Hammacher, vor, Kapitel 4, fortdauernde Ausgaben und zwar A. Centralverwaltung (Titel 1— 12), B. Betriebsverwaltung (Titel 13— 24), mit den bei den einzelnen Titeln in Ansatz gebrachten Summen und unter den gebrauchten Bezeichnungen un⸗ verändert zu bewilligen. Zum Titel 25: „Für Er⸗ neuerung und Ergänzung der übrigen Bahnanlagen“ beantragt sie, die Summe aus Titel 11 des Kapitels 15 der einmaligen Ausgaben im Betrage von 100 000 ℳ der in Ansatz gebrachten Summe von 684 800 ℳ hinzuzusetzen, mithin hier 784 800 ℳ zu bewilligen.
Abg. Broemel beschwerte sich über die mangel⸗ hafte Ausnutzung des Betriebsmaterials bei den Reichs⸗ Eisenbahnen und das geringe Entgegenkommen der Eisen⸗ bahnverwaltung in der Reform der Personentarife. Neuerdings seien zwar von Preußen und anderen deut⸗ schen Staaten dankenswerthe Ermäßigungen in Aussicht genommen worden, indessen beziehe sich diese Ermäßigung nur auf die Personenzüge; bei den Schnellzügen habe die III. Klasse nur einen geringen Vortheil, die I. und II. Klasse sogar einen Nachtheil. Eine wirkliche Reform der Personentarife müsse größere Verbilligungen zur Folge haben, und die Reichs⸗Eisenbahnverwaltung sei bei dem ziemlich eng umgrenzten Komplex ihrer Eisenbahnen am Ersten im Stande, eine solche Reform durchzuführen.
Der Referent Abg. Dr. Hammacher theilte mit, daß die verbündeten Regierungen in der Kommission erklärt hätten, daß Verhandlungen darüber schwebten, ob die für Preußen beabsichtigten Tarissätze auch für Elsaß⸗Lothringen einzuführen seien; dabei werde aber politisch zu berücksichtigen sein, welchen Einfluß ein so verbilligter Tarif auf die Verkehrsverhältnisse der benachbarten bayerischen und württembergischen Staats⸗ bahnen haben werde. 1
Geheimer Regierungs⸗Rath Wackerzapp fügte hinzu, daß er über diese Mittheilungen nicht hinausgehen könne. Er wisse nicht, welchen weiteren Verlauf jene Verhandlungen
nehmen würden.
Abg. Dr. Krause sprach sich unter Hinweis auf das Beispiel Ungarns ebenfalls für billigere Tarife aus. Inzwischen war vom Abg. Broemel folgender Antrag
eingegangen:
Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß bei der in Aussicht genommenen Reform der Personen⸗ und Gepäck⸗ tarife bei den Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen eine durchgreifende Ermäßigung der Tarifsätze und eine Vereinfachung des Tarifsystems unter Ausschluß jeder Erhöhung der bestehenden Sätze herbei⸗ geführt werde. 8 8 3
Abg. Hug wies auf die finanzielle Bedrängniß der süd⸗ deutschen Eisenbahnen hin, auf welche bei dem neuen Tarif jedenfalls Rücksicht genommen werden müsse. (Schluß des
Blattes.)
— In der heutigen (48.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister des Innern Herrfurth und E Dr. Miquel beiwohnten, wurde die
erathung des Entwurfs eines Einkommen⸗
getreten.
Die drei ersten Absätze des §. 1 wurden ohne Debatte angenommen.
Professor Bosthius hat in der Zweiten Kammer
b Zu Absatz 4, welcher von der Besteuerung der Aktien⸗
gesellschaften u. s. w. handelt, und mit dem die Berathung des §. 16 verbunden wurde, das steuerpflichtige Ein⸗ kommen dieser Gesellschaften behandelt, verbunden wurde, lagen Anträge der Abgg. Freiherr von Zedlitz, Metzner, Schlabitz und von Bandemer vor.
Die Abgg. Metzner und Schlabitz begründeten ihre Anträge.
Geheimer Finanz⸗Rath Wallach widersprach diesen beiden bezüglich der Konsumvereine gestellten Anträgen, hielt aber den Antrag Schlabitz mit dem Amendement von Bandemer für annehmbar.
Die Abgg. Freiherr von Zedlitz und von Jagow legten die Gründe für ihre Anträge dar, während die Abgg. Simon und Dr. Friedberg für die Aufrechterhaltung der Beschlüsse zweiter Lesung eintraten.
Der Abg. Dr. Arendt sprach für den Antrag von Jagow.
Regierungskommissar, General⸗Steuer⸗Direktor Burghart bezeichnete eine richtige Lösung der Frage der Besteuerung der Aktiengesellschaften für schwierig und hielt auch den Antrag von Zedlitz nicht für einen Vorschlag, der allgemein befriedige. Die Absicht einer Doppelbesteuerung habe der Regierung bei ihrer Vorlage fern gelegen.
Geheimer Finanz⸗Rath Wallach erklärte, daß die Ge⸗ hälter und Tantiémen der Direktoren und Aufsichtsräthe bei ht Einkommen der Aktiengesellschaften nicht angerechnet würden.
Bezüglich der Konsumvereine gelangte unter Ablehnung des Antrages Metzner der Antrag Schlabitz mit dem Amende⸗ ment von Bandemer zur Annahme. Bezüglich der Aktien⸗ gesellschaften wurde der Antrag von Jagow mit 184 gegen 160 Stimmen angenommen. (Schluß des Blattes.)
— Der Bericht der XI. Kommission des Reichstages über den derselben zur Vorberathung überwiesenen Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Patent⸗ gesetzes, liegt nunmehr im Druck fertiggestellt vor.
— Im 2. Meiningenschen Wahlkreise (Saalfeld⸗ Sonneberg) ist bei der stattgehabten Stichwahl der Senator Dr. Friedrich Witte in Rostock, deutsch⸗freisinnig, mit 8754 Stimmen zum Mitgliede des Reichstages gewählt worden. Der Schneidermeister Paul Reißhaus in Erfurt, Sozial⸗ demokrat, erhielt 7650 Stimmen.
— Der Centralvorstand der nationalliberalen Partei hat folgende Erklärung veröffentlicht:
Hr. Amtsrichter Kulemann in Braunschweig, ein früheres, wegen seiner Kenntniß und Arbeitskraft geschätztes Mitglied der nationalliberalen Reichstagsfraktion, der sich aber jetzt nicht mehr im Besitz eines varlamentarischen Mandats befindet, hat in einer Erklä⸗ rung, abgedruckt in der „Braunschweigischen Landeszeitung“ vom 24. Februar 1891, ausgeführt, daß er bei seiner Thätigkeit während des jüngsten Wabikampfes im Reichstagswahlkreise Bochum nicht nur mit der Möglichkeit, dadurch eine Trennung der „Grubenbesitzer“ von der nationalliberalen Parter herbeizuführen, gerechnet habe, sondern daß er diese Trennung „als ein nothwendiges, ja in gewissem Sinne als ein erfreuliches Ereigniß ansehe“. Demgegenüber stellen wir zunächst fest, daß Hr. Amtsrichter Kulemann zu einer Thätigkeit in diesem Sinne weder durch den Centralvorstand, noch durch irgend eine andere autoritative Stelle der nationalliberalen Partei ermächtigt oder veranlaßt war. Ebenso wenig können wir ihm das Recht einräumen, darüber zu entscheiden, ob eine Beoölkerungsgruppe von der national⸗ liberalen Partei zu trennen ist, oder nicht. Die Grubenbesitzer in Westfalen gehören politisch verschiedenen Parteien an, und die Voraus⸗ setzung ist ebenso bedauerlich als thatsächlich ungerechtfertigt, daß die⸗ selben aus ihren Berufsinteressen heraus ihre politische Stellung ein⸗ nehmen. Die deutsche Bergwerks⸗Industrie hat es schon längst in der Erfüllung sozialer Aufgaben, sowie neuerdings bei der Durchführung der sozialpolitischen Gesetzgebung an Eifer und Opferwilligkeit nicht fehlen lassen, und es liegt keinerlei Grund vor, unter diesem Gesichts⸗ punkt ihre Trennung von der nationalliberalen Partei zu erstreben. Wir müssen deshalb den Versuch, einen Gegensatz zwischen der na⸗ tionalliberalen Partei und den Grubenbesitzern, einem großen und hochwichtigen Theile unserer nationalen Industrie, hervorrufen zu wollen, als durchaus unberechtigt energisch zur ückzuweisen.
Kunst und Wissenschaft.
Ueber „wissenschaftliche Sammlungen“ berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“ Folgendes: Anfang Jannar d. J. gingen bei der zoologischen Sammlung des Königlichen Museums für Naturkunde fünf Kisten mit zoologischen Sammlungen Dr. Emin’s ein, welche außer einer Kollektion von Säugethieren und Reptilien namentlich eine größere Anzahl von Vogelbälgen enthielten. Die Objekte waren sämmtlich so schön präparirt, wie man es nur selten bei wissenschaftlichen Reisenden findet. Dr. Emin hat während eines Zeitraums von drei Monaten auf einem sehr beschwerlichen Marsch neben vielen Objekten anderer Thierklassen allein dreihundert Vogelbälge gesammelt, präparirt und etiquettirt, welche nach einer Mittheilung des Dr. Reichenow in der allgemeinen ornithologischen Gesellschaft 136 Arten repräsentiren und in erfreulicher Weise die Entdeckungen früherer Forscher bestätigen bezw. ergänzen. — Auch von dem im Kamerungebiet thätigen Dr. Preuß sind kürzlich wieder drei Kisten’ eingegangen, welche Sänugethiere, Vogelbälge, Reptilien, Fische, Suͤßwasser⸗ und Landschnecken sowie Insekten enthielten. Diese Objekte werden demnächst bestimmt und alsdann in das „Verzeichniß der aus den Schutzgebieten ein⸗ gegangenen wissenschaftlichen Sendungen“ aufgenommen werden. — Die letzte von Dr Preuß aus Kamerun eingesandte Sammlung getrockneter Pflanzen, welche im Königlichen botanischen Museum hierselbst eingetroffen ist, enthält etwa 100 Arten und zeichnet sich nicht nur durch vorzügliche Herrichtung der Herbar⸗ exemplare, sondern auch durch zahlreiche Seltenheiten und Neuheiten aus, muß also als eine weeseatliche Bereicherung der Kenntniß der Flora unseres Kamerungebietes angesehen werden. Wissenschaftliche Bearbeitungen der botanischen Samm⸗ lungen aus unseren Schutzgebieten sind insbesondere in Engler's botanischen Jahrbüchern (Leipzig, Wilhelm Engelmann) enthalten. — Von dem gegenwärtigen Leiter der Station Bismarck⸗ burg Dr. Büttner ist neuerdings eine umfangreiche zoologische Sen⸗ dung eingegangen und dem Königlichen Museum für Völkerkunde zu⸗ gestellt worden.
— Der Stadtmagistrat von Rothenburg a. d. T. hatte im vorigen Jahre beschlossen, einige Maler⸗Ateliers für die Künstler einzurichten, welche diese interessante Stadt Studien halber so häufig besuchen. Er wandte sich an die Münchener Künstlergenossenschaft, welche ihm zwei Sachverständige zur Berathung und Auswahl der Lokalität sandte. Nun sind, wie die M. „Allg. Ztg.“ mittheilt, fünf schöne Ateliers in einem städtischen Gebäude eingerichtet worden, und serben ladet der Magistrat zur kostenlosen Benutzung der⸗ elben ein.
— Ein Civil⸗Ingenieur Namens Robert Pearey in Diensten der Vereinigten Staaten⸗Marine hat, wie die „A. C.“ aus New⸗York meldet, einen achtzehnmonatigen Urlaub erhalten, während dessen er eine Nordpol⸗Expedition zu unternehmen gedenkt. Er will ungefähr am 1. Mai von St. Johns auf Neufundland abreisen, mit einem Walfischdampfer möglichst weit nördlich gehen und dann zu Fuß
her5. Grs nland den Weg nach dem Nordpol einschlagen. Die
Expedition wird wahrscheinlich nur aus Hrn. Pearey und vier oder fünf Eingeborenen bestehen. —
8 Handel und Gewerbe.
St. Petersburg, 4. März. (W. T. B.) Heute wird hier ein Kongreß von Vertretern der Agrarbanken eröffnet, welcher die Frage der Konversion von sechsprozentigen Darlehen in fünf⸗ prozentige und dementsprechende Konversion der Pfandbriefe er⸗ wägen soll Submissionen im Auslande.
I. Dänemark.
1) 9. März, 1 Uhr. Maschinen⸗Chef für die Seeländischen Eisenbahnen, Kopenhagen, Bahnhof:
Lieferung von Schrauben, Stiften, Nägeln u. dergl.
Näheres an Ort und Stelle. „ “
2) 7. März, 10 Uhr Vorm Auf der Börse zu Kopenhagen öffentliche Vergebung der Lieferung von: 8
912 300 Pfund Hafer, —
223 00 He
236 400 „ Roggenstroh,
184 500 „ Haferstroh, 111I141X*X*“
Bedarf der Kopenhagener Garnison und Exerzierschule auf Jägers⸗ borg für April⸗Quartal 1891.
3) 9. März, 1 Uhr Nachmittags. Auf der Börse öffentliche Vergebung der Lieferung von 494 400 Pfund Roggen, ca. 2400 t, für die Militärbäck erei auf der Citadelle Frederikshavn bei Kopen⸗ hagen während des April⸗Quartals 1891.
II. Britisch Indien.
12. März, 1 Uhr. London, E. C. Nicholas Lane. Mr. A. P. Dunstan, Sekretär der Ostindischen Eisenbahn⸗Compagnie: Materialien für Lokomotiven und Waggons, wie messingene Kesselröhren, Naben für Räder, Fußteppiche für Personenwagen
Is III. Mexiko. 12. März, Mittag London, E. C. New⸗Broad⸗Street. Mr. James C. Horsfield, Kassirer der Merikanischen Eisenbahn⸗ Compagnie: 1 Schienen, Weichen, stählerne Schwellen, Sitzpolst Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten.
Köln, 3. März. (W. T. B.) Behufs Finanzirung der Nebenbahnen Köln — Hermühlheim — Vorgebirge — Bonn und Köln — Wesseling — Hersel — Bonn hat sich hier ein Comits gebildet. Demselben gehören die Ober⸗Bürgermeister von Köln und Bonn, die Landräthe der betreffenden Kreise und der Präsident der hiesigen Handelskammer an.
Hamburg, 3. März. (W. T. B.) Die Schiffahrt nach der Oberelbe ist eröffnet.“
— 4 März. (W. T. B.) Der Postdampfer „Alle⸗ mania“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktien⸗Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, am Montag in St. Thomas eingetroffen.
London, 3. März. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Durban“ ist heute auf der Heimreise von Capetown ab⸗ gegangen. 8
Der Castle⸗Dampfer „Dunbar Castle“ hat gestern auf der Heimreise die Canarischen Inseln passirt.
Odessa, 4. März. (W. T. B.) Die Schiffahrt stockt wiederum wegen Frostes Der Verkehr auf den südöstlichen 1.1““ ist in Folge erneuter Schneeverwehungen erheblich gestört.
(F.) Kopenhagen, 2. März. Die Dampffähre „Kron⸗ prinzessin Louise“, welche künftig den durchgehenden Eisen⸗ bahn⸗ und Postverkehr zwischen Helsingör und Helsing⸗ borg vermitteln soll, ist am Sonnabend auf der Schiffswerft in Helsingör von Stapel gelaufen. Nach dem Kontrakt soll das Schiff Mitte Juli vollständig fertig sein und im September dürften seine regelmäßigen Fahrten beginnen.
“
235
8
Theater und Musfik.
Königliche Theater.
In der Vorstellung der Oper „Hiarne“ am Freitag im Opernhause wird Hr. Oberhauser die Partie des Friedleu übernehmen. In der Vorstellung des „Trompeter von Säckingen“ am Sonnabend sind die Damen Hiedler und Lam⸗ mert, die Hrrn. Oberhauser, Krolop, Mödlinger und Lieban be⸗ schäftigt.
Am Freitag geht im Schauspielhause „Der Störenfried“ neu einstudirt unter der Regie des Hrn. Krause in Scene.
Berliner Theater. 3
Da Hrn. Arthur Kraußneck's Befinden sich gebessert hat, so findet die Erstaufführung des Jones'schen Schauspiels „Arbeit“ nun⸗ mehr am Sonnabend, 7. d. M., statt. Am darauf folgenden Sonntage wird die Novität zum ersten Male wiederholt.
Wallner⸗Theater.
Bei der vorgestrigen fünfundzwanzigsten Aufführung von „Miß Helyett“ nahmen die Besucher des Wallner⸗Theaters jede Gelegenheit wahr, die Darsteller in ostentativer Weise auszuzeichnen. Besonders Frl. Glöckner und Frl. Augustin wurden schon bei ihrem Auftreten mit Applaus empfangen und ihre Gesangsnummern stürmisch zur Wiederholung begehrt. 8
Adolph⸗Ernst⸗Theater.
Den auswärtigen Bühnen, die sich um das Zugstück „Adam und Eva“ bewerben, bat sich neuerdings auch das Thalia⸗Theater in Hamburg zugesellt. Hr Direktor Maurice, welcher die lustige Gesangs⸗ posse vor einigen Tagen hier gesehen, ist mit Hrn. Direktor Ferenczy, dem das Stück für Hamburg gehört, wegen Ueberlassung des Auf⸗ führungsrechtes in Unterhandlung getreten.
Thomas⸗Theater.
Die 23. Abonnement s⸗Vorstellung am Donnerstag bringt den „Registrator auf Reisen“ mit den neuerdings eingefügten Couplets, von denen diejenigen des Frl. Schlüter und das von Emil Thomas den größten Beifall finden.
Sing⸗ eeegee.
Frl. Rosa Olitzki gab gestern Abend unter Mitwirkung des Klaviervirtuosen Hrn. Sally Liebling und des Königlichen Kammermusikers Hrn. Eßberger ihr zweites, mit vielem Beifall aufgenommenes Concert. Der schöne Wohllaut der vollen, markigen Altstimme schmiegte sich den vorgetragenen Arien und Liedern weich und zart an; der Ton verliert weder in der Höhe noch in der Tiefe an Rundung und Ausdrucksfähigkeit und erfreut stets durch die Klar⸗ heit und Sauberkeit des Einsatzes. Die Dame brachte zwei Arien, eine von G. F. Händel aus der „Semele“ und die Titusarie „Theure, ich will Dich rächen“ von W. A. Mozart zum Vortrag, außer⸗ dem sang sie, als die Veranstalterin und erste Mitwirkende des Con⸗ certs, noch zehn Lieder älterer und neuerer Tondichter; davon mußte die „Waldeinsamkeit“, deren Text und Musik vom Grafen Széchényi herrührt, wiederholt werden; nach jedem vorgetragenen Liedercyclus machte sich im Publikum ein stürmisches Verlangen nach einer Zu⸗ gabe bemer kbar, welchem die Künstlerin auch freundlich Folge leistete. Es konnte unter diesen Umständen nicht ausbleiben, daß die Stimme in den letzten Gesangsnummern etwas an Frische eingebüßt hatte. Hr. Sally Liebling eröffnete das Concert mit einer Sonate von Grieg; in Folge einer körperlichen Indis⸗ position des geschätzten Klavierkünstlers waren die Programm⸗ nummern abgeändert worden; so gelangten das „Spinnerlied“ und „Auf Fliügeln des Gesanges“ von Mendelssohn, ein „Notturno“ von Brassin und eine zum ersten Male öffentlich zum Vortrage kommende