1891 / 58 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

8 EE“ n 8. 18 Ich möchte aber nun noch einen Grund binzufügen, der nach meiner Meinung von sehr großer Bedeutung ist und in der Regel übersehen wird: die Erbschaftssteuer ist insofern auch eine Ergänzung der Einkommensteuer, als mit der selbst proportional vollständig richtigen Verstenerung des Einkommens doch noch große Besitzver⸗ schiedenheiten unberührt bleiben, die die Staatseinkommensteuer garnicht erreichen kann. Meine Herren, die Gesammtheit derjenigen Werth⸗ veränderungen, die sich nicht ausdrücken in der Rente, im Einkommen, sondern nur in der Werthsteigerung des Objekts, ohne Rücksicht auf die augenblickliche Rente, können Sie auf keine andere Weise treffen, als in der Erbschaftssteuer.

Meine Herren, stellen Sie sich zwei Brüder vor mit gleichem Vermögen, mit gleichem Kapitalbesitz: der eine legt das Geld auf Zinsen, genießt das Einkommen, hat die Einkommensteuer davon zu entrichten, und der andere legt es in Bauflächen an, die wüste liegen, die zur Zeit nichts einbringen, und er schlägt seine Zinsen zu der jähr⸗ lichen Werthsteigerung der Baufläche, und er zahlt gar keine Ein⸗ kommensteuer. Meine Herren, ist es nun nicht billig, daß, wenn es schließlich zur Beerbung des Mannes kommt, diese Werthsteigerung, die er auch selbst ohne eigene Thätigkeit erreicht hat, durch das bloße Fortschreiten der sozialen Entwickelung eine Werthsteigerung, die gerade bewirkt hat, daß der Staat keine Einkommensteuer bekommt in der Form der Erbschaftssteuer getroffen wird? Meine Herren, dies ist eben der Grund, warum die Erbschaftssteuer in ihrer Weiter⸗ entwicklung naturgemäß mit der wachsenden Kultur und der Bedeutung der Tauschwerthe entsteht und sich vervollkommnen muß.

Meine Herren, ich weiß: alles dies wird diesmal nichts nützen (Heiterkeit), und ich trage es nur vor, weil ich denn doch für die Zukunft mich reserviren möchte.

Meine Herren, nun ist ja vollkommen richtig, daß diese Steuer auch, wie jede andere, in der Anwendang ihre Mängel hat; nament⸗ lich ist gar nicht zu bestreiten, daß durch zufälliger Weise rasch binter⸗ einander folgende Todesfälle Ungleichheiten hervorgerufen werden können. Aber diese Ungleichheiten gleichen sich dann oft auch wieder in derselben Familie in späteren Zeiten aus. Jedenfalls können sie nicht so durchschlagend sein, um eine so wohlbegründete Steuer gänz⸗ lich in Frage zu stellen.

Im Uebrigen ist auch die Erbschaftssteuer in ihrer Ausführung und Anwendung eine sehr leichte und bequeme Steuer. Ich habe schon früher gesagt, daß schon die politisch klugen und erfahrenen Römer diese Steuer als eine leicht zu tragende ausdrücklich bezeichneten. Wenn jemand einen erheblichen Erbanfall bekommt, so ist er leicht geneigt, dem Staat auch eine kleine Abgabe zu entrichten, und es drückt ihn dies vielleicht weniger, als eine jährlich zu zahlende Ein⸗ kommensteuer.

Meine Herren, ich schließe mit dem Satz: in manchen Fällen er⸗ leidet eine gute Sache eine Niederlage, aber wenn diejenigen, welche die Niederlage erleiden, ihrer Sache zugethan bleiben und die Sache richtig ist, so wird sie wiederkommen. Meine Herren, ich bin über⸗ zeugt, es sind viele hier im Hause und selbst im Lande, die Freunde der Sache bleiben trotz ihrer augenblicklichen Niederlage. (Bravo!)

Nachdem sich noch der Abg. Schultz (Lupitz) gegen die Erbschaftssteuer erklärt und die Hoffnung ausgesprochen hatte, daß dieselbe niemals wiederkehren möge, wird die Einführung der Erbschaftssteuer für Erbschaften unter Ehe⸗ gatten, A⸗ und Deszendenten gegen die Stimmen ein⸗ zelner Freikonservativen abgelehnt.

Die übrigen mehr technischen Aenderungen des bestehenden Erbschaftssteuergesetzes, welche die Kommission ohne erhebliche Aenderungen angenommen hat, werden ohne Debatte genehmigt.

Schluß 3 ¼ Uhr.

Die deutsche Auswanderung.

Nach einer Zusammenstellung des Kaiserlichen Statistischen Amts wanderten in dem Jahrzehnt 1881— 1890 über deutsche und fremde Häfen insgesammt 1 337 207 Deutsche aus.

Was die Herkunft der Auswanderer anbetrifft, so hat sich nach mehrjährigen Beobachtungen herausgestellt, daß West⸗ preußen mit der Auswanderung obenan steht. Von 100 000 Einwohnern kamen auf Westpreußen im Jahre 1887: 991, im Jahre 1888: 880, im Jahre 1889: 694 und im Jahre 1890: 753 Auswanderer; es folgt Posen, dessen entsprechende Zahlen lauten: 532, 708, 583 und 630; Pommern steht an dritter Stelle mit 463, 474, 520 und 542. Im Gesammtdurchschnitt hat die überseeische Aus⸗ wanderung aus dem Reich (auf 100 000 Einwohner) in den angezogenen Jahren betragen: 210, 205, 186 und 188. Die drei genannten preußischen Provinzen stehen also weit über dem Gesammtdurchschnitt. Im Reich hat sich (abgerundet) die Auswanderung auf etwa 2 vom Tausend im letzten Jahre be⸗ laufen; in Westpreußen auf 8 vom Tausend, in Posen auf 61 ½, in Pommern auf 5 ½ vom Tausend.

Unter den überseeischen Ländern, nach denen sich die Aus⸗ wanderung gelenkt hat, stehen die Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika im Vordergrund. Es find in dem Jahrzehnt 1881 1890 in Summa 1 288 048 Deutsche, d. b. 96,32 Proz. der Gesammtsumme, dorthin ausgewandert. Es folgt Brasilien, wohin übrigens die Auswanderung gerade im Jahre 1890 eine stärkere war (4096 gegen 2412 im Jahre 1889 und 1129 im Jahre 1888), mit insgesammt 18 771 in dem gedachten zehnjährigen Zeitraum, d. h. 1,40 Proz. Nach anderen Theilen Amerikas gingen in diesem Zeitraum 17 585 Deutsche, d. h. 1,32 Proz., nach Afrika 3662 = 0,28 Proz., nach Asien 1232 = 0,09 Proz, nach Australien 7909 = 0,59 Proz. 8 b

Die verstärkte Auswanderung nach Brasilien im vorigen Jahre fällt insbesondere auf Pommern. Da für 1890 noch nicht die Zahlen der über französische Häfen ausgewanderten Deutschen vorhanden und überdies für die Jahre 1881—1885 eine zuverlässige Angabe der deutschen Auswanderung über niederländische Häfen nicht vorliegt, muß die Gesammt⸗ zahl der deutschen Auswanderer nach den Beobachtungen anderer Jahre schätzungsweise ergänzt werden. Hier⸗ nach würde, wie das Statistische Amt berechnet, in dem zehnjährigen Zeitraume die Gesammtzahl deutscher Auswanderer 1 356 980 betragen. Seit dem Jahre 1851 bis 1889 sind mindestens drei Millionen Deutsche über See aus⸗ gewandert, was für diesen Zeitraum rund 77 000 auf das Jahr ergeben würde. Wenn man dagegen nur den letzten zehnjährigen Zeitraum in Betracht zieht, sind jährlich im Durchschnitt 135 000 ausgewandert. Die Auswanderung hat sich also in dem letzten Dezennium gegenüber den vorher⸗ gehenden zwanzig bis dreißig Jahren erheblich gesteigert.

IFIFuyvaliditäts⸗ und Altersversicherung.

Im Großherzogthum Hessen sind bei der Versicherungsanstalt bis jetzt 1460 Ansprüche auf Altersrenten erhoben worden, von denen 1079 anerkannt, 119 zurückgewiesen und 11 auf andere Weise (Tod, Zurücknahme des Anspruchs) erledigt wurden und 251 noch unerledigt sind. Im Ganzen ist die Versicherungsanstalt bis jetzt mit 138 925 20 dadurch belastet worden.

Steuer, Zoll, Ein⸗ und Ausfuhr von Taback.

Ueber den Taback im deutschen Zollgebiet enthält das Januarheft 1891 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reicks eine Reihe von Nachweisuagen, welche die Besteuerung des Tabacks, die Ein⸗ und Ausfuhr von Taback und Tabackfabrikaten, sowie den Ertrag der Tabackabgaben im Erntejahre 1. Juli 1889 bis 30. Juni 1890 und in den vorangegangenen neun Erntejahren zum Gegenstand haben. Seit dem Jahre 1881, in welchem die Gesammtfläche der mit Taback bepflanzten Grundstücke den Umfang von 27 248 ha eingenommen hatte, ist der Tabackbau im deutschen Zollgebiet beträchtlich zurückgegangen, da 1888 nur noch 18 032 ha, 1889 nur 17 397 ha mit Taback bepflanzt waren. Dieser Rückgang ist durch die ungünstigen finanziellen Er⸗ gebnisse der betreffenden Tabackernten verursacht worden, denn für die Ernte des Jahres 1880 hatte sich der Geldertrag noch zu 1190 auf 1 ha der mit Taback bebauten Fläche berechnet, für die Ernte des Jahres 1888 nur noch zu 640 Für die Tabackernte des Jahres 1889 aber hat sich dann wieder der verhältnißmäßig hohe Ertrag von 1037 auf 1 ha ergeben, und in Folge dessen hat im Jahre 1890 der Umfang des Tabackbaues wieder bedeutend zugenommen (nach vorläufiger Zusammenstellung auf 20 195 ha Gesammtfläche) Die 1889er Taback⸗ ernte ist nämlich der Menge nach in den meisten Bezirken gut, zum Theil sogar sehr gut ausgefallen, hat auch der Beschaffenbeit nach mit wenig Ausnahmen vollkommen befriedigt und ist meist zu günstigen Preisen abgesetzt worden. Geerntet wurden im Ganzen 390 120 Doppel⸗Centner (zu 100 kg) trockene (dachreife) Tabackblätter oder 22,4 D.⸗Ctr. durchschnittlich auf 1 ha, wäbrend im Vorjahre nur 14,6 D.⸗Ctr. und im zebhnjährigen Durchschnitt von 1880 bis 1889 19,7 D.⸗Ctr. auf 1 ha sich ergeben hatte⸗. Als mittlerer Preis von 100 kg trockenen (dachreifen) Blättern sind (einschließlich der Steuer) für die Ernte des Jahres 1889 81,9 ermittelt gegen 79,5 für das Vorjahr und 75,2 für den zehnjährigen Durchschnitt.

Die Einfuhr von Taback und Tabackfabrikaten in den freien Verkehr des deutschen Zollgebiets ist für das Erntejahr 1889/90 dem Werthe nach auf 85,4 Millionen Mark, die Ausf uhr auf 5,2 Millionen Mark berechnet. An Tabacksteuer sind im gleichen Jahr 11,9 Millionen Mark, an Eingangszoll von Taback 41,5 Millionen Mark aufgekommen, und nach Abzug der Aus⸗ fuhrvergütungen stellt sich der Nettoertrag der Tabackabgaben auf 52,9 Millionen Mark oder 1,08 ℳ% auf den Kopf der Bevölkerung. Der Tabackverbrauch des deutschen Zollgebiets ist für den Durchschnitt der vier Erntejahre 1886 87 bis 1889/90 auf den Kopf der Bevölkerung zu 1,5 kg fabrikationsreifen Taback be⸗ rechnet und gegen die ersten Jahre nach Einführung des Tabacksteuer⸗

gesetzes von 1879 wieder steigend, hat aber die Höhe des Verbrauchs

während des letzten Jahrzehnts vor der Einführung dieses Gesetzes noch nicht wieder erreicht. 8

Die überseeische Auswan

aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Januar 1891 2679 Personen gegen 2765 im selben Zeitraum 1890, 2815 in 1889, 2561 in 1888, 2655 in 1887, 1972 in 1886. An der Auswanderung im Januer d. J. waren betheiligt die Provinz Posen mit 837, Westpreußen 324, Bavern rechts des Rheins 194, Brandenburg einschließlich Berlin 190, Königreich Sachsen 118, Hannover 106, die übrigen Reichs⸗Gebiets⸗ theile mit 910 Personen.

8 Zur Arbeiterbewegung. ““

Wie die Berliner „Volksztg.“ aus Saarlouis berichtet, halten die aus der Arbeit entlassenen Führer an verschiedenen Orten Ver⸗ sammlungen der Bergleute für Beschickung des Pariser Kongresses ab. Vielfach ist die Stimmung dagegen.

In Thalheim dauert, wie der „Vorwärts“ mittheilt, der Ausstand unverändert fort. Die Fabrikanten suchen den Verlust, der ihnen durch die strikenden Arbeiter an Arbeitskräften entsteht, durch auswärtiges Arbeitspersonal zu decken, was ihnen nur in ein⸗ zelnen Fällen gelungen ist. In zwei Fabriken haben die Arbeiter die Arbeit aufgenommen; in der einen mit einer Reduktion der Löhne um 10 %, in der anderen mit 8 %. Auch sind in diesen beiden Fabriken, ohne daß Maßregelungen der Arbeiter stattfinden, alle strikenden Wirker wieder an ihre Maschinen getreten. Bei den übrigen Fabriken besteht die Reduktion um volle 15 % noch. Es striken gegenwärtig in diesen Fabriken noch 400 Arbeiter.

Der Allgemeine Kongreß deutscher Maurer findet der „Modb. Ztg.“ zufolge am 8. Mai in Gotha statt.

Aus einem Aufruf an die Maurer Berlins und der Um⸗ gegend geben wir nach dem „Vorwärts“ die einleitenden Worte wieder: Die freiwilligen Sammelgelder zum Reservefonds laufen in diesem Jahre sehr spärlich ein, sodaß wir kaum im Stande sind, den Anforderungen, welche man von allen Seiten an uns stellt, ge⸗ recht zu werden.

Ein Wolff'sches Telegramm kutive der Rhederföderation des Sekretärs d Wilson erklärt habe, die gestellten sei unbedingt

Aus Charleroi unter dem 6. d. M. geschrieben: Im Kohlenrevier ist ein totaler Aus⸗ stand ausgebrochen. Die Arbeiter protestiren gegen den Lohn⸗ abzug. Gendarmerie ist an Ort und Stelle.

Aus Pittsburg in Pennsylvanien theilt die Londoner „Allg. Corr.“ mit, daß am 1. März im westlichen Pennsylvanien 28 000 Mann strikten. Hiervon waren 13 000 Cokemacher und 15 000 in der Kohlen⸗ branche beschäftigt. Der durch die Strikes seit dem 1. Januar ver⸗ ursachte Verlust wird auf 1135 000 Doll. geschätzt. Der Betrieb vieler von der Kohlenindustrie abhängiger Geschäftszweige ist fast gelähmt. 32 Glasfabriken sind geschlossen worden. Ein Wolff'sches Telegramm berichtet nun vom gestrigen Tage, daß der Ausstand der Grubenarbeiter im Revier Monongahela be⸗ endet sei, nachdem die Grubenbesitzer in die Erhöhung der Arbeitslöhne gewilligt haben. Der Ausstand währte zehn Wochen, während welcher Zeit 10 000 Menschen feierten. Die Gesammteinbuße an Löhnen wird auf eine Million Dollars geschätzt.

ichtet, daß die Exe⸗ auf eine Anfrage

09 drb f

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 22. Februar bis inkl. 28. Februar cr. zur Anmeldung gekommen: 242 Eheschließungen, 998 Lebendgeborene, 50 Todtgeborene, 635 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

Der Schultels he Aunstinian.

birgt außer den bereits besprochenen Meyer'schen Todtentanz⸗ entwürfen noch eine Reihe beachtenswerther Oelgemälde. In erster Linie ist das von Schönleber für die Ausstellung in Lon⸗ don bestimmte Bild zu erwähnen; es stellt ein kleines süddeutsches, von einem halbzerfallenen Thurme überragtes Städtchen dar, an dessen Außenseite die Wogen des Frühjahrswassers zwischen Weidengebüsch hindurch über die Wiesen hinziehen. Zu dem düstern Gemäuer stimmen der feine Ton des regnerischen Him⸗

hen Zweige der im Wasser stehenden Bäume, von denen namentlich die hervorragende schlanke Birke beson⸗ ders charakteristisch erscheint. Sodann fordern zwei große Land⸗ schaften von O. Achen bach wegen ihrer verschiedenen Entstehungs⸗ zeit zum Vergleiche auf. In dem aus den sechziger Jahren stammenden, einen italienischen Sommerabend an der Via Appia darstellenden Gemälde erscheint der Künstler noch anz unter dem Einfluß Schirmer’'scher oder Claude Lorrain scher Darstellungsweise, während in dem jetzt gemalten Bilde, welches die Straße am Strande bei Neapel mit dem Fernblick auf Capri zum Gegenstande hat, die Mittagssonnengluth in Farbe und Pinselführung so überraschend treu wieder⸗ gegeben ist, daß man selbst fast geblendet wird. Der in München lebende Ungar Spanyi führt uns in einem großen Gemälde an die sich verflachenden Gestade eines seiner heimath⸗ lichen Seen und vermag selbst mit dem dort herumspazieren den Storch die öde Verlassenheit dieser Gegend nicht zu beleben An Porträts ist das Beckert'sche nach der Natur gemalte Brustbild des Grafen Moltke hervorzuheben. Die Herren“, welche Kurt Hermann als Kniestück gemalt hat, zeichnen sich durch eine ungemein leichte Behandlung in der Farbe aus. Von den von Frl. Fritze in Pastell ausge führten Studienköpfen verdient der größere weibliche, im Profil wiedergegebene Kopf besondere Beachtung. Schon be⸗ kannt dürften ein von Defregger derb hingemalter „alter Mann“ und eine „junge Bauerfrau in der Kirche“ von Vautier sowie ein Hirsch sein, welchen Kröner an einem sonnenbeschienenen Bache aus dem Walde hervortreten läßt. Der Fagerlin'sche „Besuch bei den Großeltern“ schildert uns das gemüthvolle Leben holländischer Fischer in ihrem ““ G. L—-Z.

1“ Land⸗ und Forstwirthschaft.

Rentengüter. Wie dem Graudenzer „Geselligen“ geschrieben wird, gehen die Regierungen von Königsberg und Gumbinnen energisch damit vor, die in ihren Bezirken vorhandenen Moore zu kultiviren. Es sind nun⸗ mehr die Bedingungen erschienen, unter welchen die Abgabe von Par⸗ zellen an Ansiedelungslustige fernerhin erfolgen soll. solche auf bestimmte Zeiten verpachtet. die Hergabe von Grund und Boden nicht mehr stattfinden, sondern in Form von Rentengütern, welche erbliches Eigenthum der An⸗ siedler sind, gegen eine jährlich verhältnißmäßig geringe Rente oder Ablösungssumme, die gleichfalls niedrig bemessen werden soll. Diese äußerst vortheilbafte Gelegenheit, zu einem selbständigen Grundbesitz zu gelangen, wird von den kleinen Leuten mit Freuden begrüßt, und dürfte nicht wenig dazu beitragen, der Wanderlust zu steuern und die

Leute an die heimathliche Scholle zu fesseln. In fünf Jahren glaubt

man, sämmtliche ostpreußischen Moore bevölkert, in fruchtbaren Acker * umgewandelt zu sehen; das wäre eine Fläche von etwa 8000 ha Größe.

1“

Literatur.

Geschichte.

ff. Deutsche Geschichte von Karl Lamprecht. Bd. I Berlin, R. Eärtner, 1891. 364 Seiten. 6 ℳ. Lamprecht hat sich die Aufgabe gestellt, für die deutsche Geschichte das zu leisten, was Mommsen für die römische geleistet hat, eine Kulturgeschichte im wahren Sinne des Wortes zu schreiben, d. h. das Leben eines Volkes nach jeder Richtung seiner geistigen und materiellen Entwickelung zu schildern. Nachdem er als Einleitung eine Geschichte des deutschen Nationalbewußtscins gegeben hat, beginnt er seine Darstellung nich wie die meisten Werke gleichen Titels mit den Kämpfen zwischen Römern und Germanen, sondern er greift auf die ältesten Zeiten zurück und sucht mit den Hülfsmitteln der vergleichenden Völkerkunde die allmähliche Entstehung des germanischen Volkes aus den Ur⸗ anfängen zur Anschauung zu bringen: wie im Laufe der Zeit an die Stelle eines Urgeschlechts Einzelfamilien, der Stamm und die Staats⸗ gewalt, an die Stelle des freien geschlechtlichen Verkehrs und des Mutterrechts die Einzelebe und das Vaterrecht trat. Nach den Gräber⸗ funden beschreibt er die Zustände in der Stein⸗ und Bronzezeit, welche Perisden die Germanen bereits in den Ostseeländern durchlebten, und deren Ablösung durch die Eisenzeit, bis die Berührung mit den Römern eine neue Kulturepoche heraufführte. Die Ausführungen über das Verfassungs⸗ und Geistesleben dieser Zeiten, welche neben den poli⸗ tischen und wirthschaftlichen Einrichtungen auch Kunst, Tichtung und Religion gebührend berücksichtigen, sind vortrefflich; entschiedenen Widerspruch dürfte dagegen die Darstellung der Heeresverfassung er⸗ fahren. Anschaulich schildert der Verfasser das Vordringen der West⸗ germanen zwischen Rhein und Elbe, ihre Kämpfe mit den Römern wobei wir allerdings gegen die bedingungslose Wiederholung der cäsarischen Angaben über die Stärke der germanischen Heerhaufen Einspruch erheben möchten —, endlich die Beschränkung der Germanen auf die Rhein⸗ und Donaulinie durch die Familie des Augustus. Seitdem waren die westlichen Stämme gezwungen, sich intensiver als bisber dem Ackerbau zu widmen, um die steigende Bevölkerung auf dem ihnen angewiesenen Gebiete zu ernähren. War so ein weiteres Vor⸗ dringen der Germanen nach Westen verbindert, so suchten dafür die östlichen Stämme aus ihren Sitzen an der Ostsee nach Süden in die Länder am Schwarzen Meer und an der unteren Donau vorzubrechen. Den späteren Theil dieser Bewegungen, in die dann westgermanische und nichtgermanische Völker eingriffen, faßt man gewöhnlich unter der Bezeichnung Völkerwanderung zusammen; die Hauptträger derselben blieben jedoch stets die ostgermanischen Stämme. Mit Recht ver⸗ meidet Lamprecht in der Besprechung dieser Züge und Kämpfe, der Gründung ostgermanischer Staaten auf römischem Boden und ihres Unvermögens, sich dauernd zu behaupten, ein Eingehen auf Einzel⸗ heiten; bei aller Knappheit ist seine Darstellung doch klar und er⸗ schpfend. Ausführlicher behandelt er die bedeutendste germanische Staatengründung, das Frankenreich. Nach einer meisterhaften Dar⸗ legung der Zustände und Schicksale Galliens vor der fränkischen Er⸗ oberung und einem Ueberblick über die Entstehung neuer Stämme in Deutschland schildert er das allmähliche Vordringen der Franken, insbesondere das Emporkommen Chlodowech's und seine Stellung in der germanischen Welt. Die Weiterbildung der urgermanischen Ver⸗ fassung, das Steigen und der Verfall der Königsmacht, die Aus⸗ bildung der Aristokratie und das Sinken des Freienstandes während der Merowingerzeit, alle diese Veränderungen im politischen, sozialen und wirthschaftlichen Leben der Franken werden beleuchtet, und zum Schluß widmet Lamprecht der geistigen Thätigkeit der Germanen⸗ stämme und der Ausbreitung des Christenthums unter den Auspicien der Merowinger eine eingehende Betrachtung.

Der erste Band des auf sieben Bände berechneten Werkes verfolgt also die Geschichte des Germanenvolkes von den frühesten Zeiten den Prähistorie bis tief in das christliche Zeitalter hinein; es ist die einzige Darstellung, welche die neuesten Ergebnisse der historischen und ethnologischen Forschung in dieser umfassenden Weise für die deutsche Geschichte verwerthet.

Medizin.

ck. Gleich und Aehnlich (Ison und Homoion). schrei eines mißbandelten Naturgesetzes von Dr. med. Gustav Jäger, Professor a. D. Stuttgart, Selbstverlag des Ver⸗ fassers. In der vorliegenden Schrift legt des Näheren dar und begründet der Verfasser sein absprechendes Urtheil über das Koch'’sch Heilverfahren. b 1

ck. Das Geheimniß der Hessing'schen Apparato⸗ therapie als epochale Revolution auf dem Gebiete der Orthopädie. Von Dr. Adolph Roth, Orthopäd in Budapest. Mit über 50 phototypischen Abbildungen. Zweite vermehrte Auflage. Berlin und Neuwied. Heuser's Verlag (Louis Heuser). Der Ver⸗

Bisher wurden In dieser Art soll aber

Geheimniß der Hessing'schen Apparatotherapie zu lüften, indem er gleichzeitig eine Reibe von Heilerfolgen mittheilt, welche er an der Hand der Hessing'schen Methode in den verschiedensten Fällen der Orthopädie erzielt hat.

Musikalisches.

Das Leben und Schicksal Gottlieb Muschter’'s, eines musika⸗ lischen Genies, das zum Bierfiedler berabsank, schildert Garlepp in einer der letzten Nummern der „Neuen Musik⸗Zeitung“ (Verlag von Carl Grüninger, Stuttgart) mit erschütternder Treue. Diesem Charakterbild, das zugleich interessante Streiflichter über Alt⸗Berlin wirft, schließen sich an sehr lesenswerthe Novellen von Adolf Keßler, Strich Chapell, A. Noél u. A., sowie eine kritische Arbeit von Alfred Kühn, welche die Lieder und Klavierstücke Eduard Grieg's in eingehender, sachlicher und allgemein verständlicher Form würdigt. Selbstverständlich bieten die Blätter außerdem noch eine reiche Auswahl ernster und heiterer, für den Musikfreund interessante Beiträge, sowie eine Musikbeilage, welche ein Klavierstück von Dr. W. Kienzl und ein prächtiges Lied von Günther⸗Bartel enthält. Die Extrabeilage von Dr. Svoboda’s Illustr. Musikgeschichte ist bis zum Bogen 23 gediehen.

Eine Kinder⸗Zeitschrift, welche so recht geeignet ist, Eltern und Lehrern bei ihrer erziehlichen Aufgabe wirksam zu unterstützen, ist die „Musikalische Jugendpost“ (Verlag von Carl Grüninger, Stuttgart). Dieselbe enthält reichen und vielseitigen Stoff an unterhaltender und belehrender Lektüre, sowie reizende Klavierstücke und Lieder für den praktischen Gebrauch. Nr 3 und 4 bringen Erzählungen von F. von Winterfeld, Theob. Groß, Sienkiewicz, eine Einführung in die Oper von Ernst Pasqus. sinnige Gedichte mit Illustrationen, ein Theaterstück, sowie die Fortsetzung der Harmonielehre für Kinder aus der Feder des bewährten Pädagogen

Richard Kägele. 1 Unterhaltung. Von dem Lieferungswerk „Die Frauen des 19. Jahr⸗

hunderts, Samm lung biographischer und kulturhistorischer Charakter⸗ emälde von Lina Morgenstern“ (Verlag der „Deutschen Haus⸗ eene.eg Berlin W. 62, Lützowplatz 14) liegt uns Heft 33, 34 der III. Folge (Pr. d. Heftes 50 ₰) vor. Die Reihe der darin veröffentlichten Biographien wird eingeleitet durch die der Frau Henriette Goldschmidt, bekannt durch ihre Bestrebungen zur Hebung der Erziehung des weiblichen Geschlechts und als Begründerin des Lyceums für Damen in Leipzig, sowie der Frau Lina Ramann, der musikalischen Schriftstellerin und Leiterin einer renommirten Musikschule in Nürn⸗ berg. Dann folgen einige berühmte Bildhauerinnen, nämlich Helena Bertaux (Gründerin und Vorsitzende des Vereins für Malerinnen und Bildhauerinnen in Paris, welche es durchgesetzt hat, daß den Frauen in Frankreich die gleichen Vortheile künstlerischer Ausbhildung wie den Männern, auch ihre Berücksichtigung bei Preisaufgaben zugestanden wurden; das Stadthaus und die Oper in Paris haben von ihr Statuen und Büsten aufzuweisen) und die beiden Amerikanerinnen Florence Freemann und Miß Harriet Hosmer. Die nächste Biographie handelt von der an ihrem Geschick nicht schuldlosen, aber auch fürchterlich hart geprüften, einst so hoch gefeierten wie jeßt beklagens⸗ werthen Kaiserin Eugenie (mit Bildniß). Ein weiterer Abschnitt ist der Frau Anna Schepeler⸗Lette gewidmet, der Tochter des als Präsident des von ihm begründeten Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts, des Lette⸗Vereins, wohlbekannten Mannes, die noch heute als Leiterin des Lektehauses segensreich wirksam ist. Eigenartig interessant wegen des von diesen Damen gewählten, früher nur Männern zugänglichen ärztlichen Berufs sind die Biographien der Dr. Henriette Tiburtius⸗Pagelsen, des Fräuleins Dr. Franziska iburtius und des Fräuleins Dr. Elvira Castner. Ihnen folgen die Dichterin und Schriftstellerin Nina Günther, geb. Freiin Fuchs, die Schriftstellerin und Philanthropin Emilie von Breidenbach und die russische Schriftstellerin Zebrikowa. Die letztgenannte Dame ist be⸗ sonders bekannt geworden durch ihr in den Zeitungen viel besprochenes Schreiben an den Zaren, das ihre Verbannung nach Sibirien zur Folge hatte. Den Schluß des Hefts bildet eine umfangreiche Lebens⸗ beschreibung der Großherzogin Luise von Baden, welche diese Fürstin als ein leuchtendes Vorbild der Frauenwelt, eine an Geist, Gemüth und Thatkraft würdige Tochter der Kaiserin Augusta feiert. Es wird darin ausführlich geschildert, wie die hohe Frau, unermüdlich im Wirken für das Wohl der Menschen und besonders für die Veredelung des weiblichen Geschlechts, eine Centralisation gemeinsamer Arbeit für edle Ziele im Lande Baden geschaffen hat, die alle Veranstaltungen umschließt, welche die Heranbildung der weiblichen Jugend zu segensvoller Arbeit und Berufsthätigkeit bezwecken; wie ferner durch ihr edles Beispiel und die segensreichen Erfolge ihres Schaffens, welche reformirend auf alle sozialen Verhältnisse gewirkt haben, die Frauen ihres Landes zu gemeinnütziger Thätigkeit für das allgꝛmeine Wohl und die Interessen des weiblichen Geschlechts angeregt worden sind. Das nächste Hef Sammlung wird dem Leben und Wirken Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich gewidmet sein. Verschiedenes.

Meyer's Konversations⸗Lexikon, 1 d Jahresfrist die rierte Auflage in 16 Bänden und einem Erg Registerband vollständig vorliegt, beginnt jetzt sich bis auf die jüng Tage zu ergänzen, und zwar durch das Erscheinen des En Jahres⸗Supplements (Leipzig und Wien, Bibli is Institut. 16 Lieferungen zu je 50 = 30 Kr., bezw. 1 10 = 6 Fl.). In Art, Umfang und Form sich genau den B des Hauptwerkes anschließend, hat dieses Jahres⸗Supplement, Lexikon des Jahres 1890, den Zweck, den Besitzer des Hauptwerkes in erschöpfender Weise über alle in dieser Zeit ausgetauchten Fragen und Neuerungen auf dem Laufenden zu halten und somit das kost⸗ bare Werk vor dem Veralten zu bewahren, indem es theils in um⸗ fangreichen Artikeln die politischen Geschebnisse, die Entdeckungen und Erfahrungen auf allen Gebieten der Wissenschaft und Technik, die Entwickelung der Kunst, der Literatur, des Handels und der Ge⸗ werbe, wie alle Fragen, welche die Gegenwart beschäftigen, zusammenfaßt, theils in kurzen Notizen die Artikel des Haupt⸗ werkes ergänzt und nachträgt. Einigermaßen dürfte dies aus der bloßen Nennung einiger, aufs Geradewohl herausgegriffener Artikel erbellen, wie z. B. Bedingte Verurtheilung Belgien (Bevölkerung, Pro⸗ duktion, Zeitgeschichte) Bellamy Berölkerungsgeschichte

oulanger Branntweinsteuer Brasilien Bremse Brief⸗ marke Chirurgenkongreß ꝛc., deren Erwähnung schon erkennen läßt, wie werthvoll, ja nothwendig solch ein Jahres⸗Supplement für den Besitzer des Meyer'’schen oder irgend eines anderen Konversations⸗ Lexikons ist. Und nicht nur für diese! Die überaus umsichtige, sorg⸗ same Redaktion und die Mitarbeiterschaft zahlreicher hervorragender Fachmänner giebt ihm zugleich den Werth einer selbständigen Jahres⸗ revue in encyklopädischer Form, wie wir sie sonst nicht besitzen, und die das denkbare beste Nachschlagebuch für alle Diejenigen bildet, welche sich über die Vorkommnisse des letzten Jahres zu unterrichten an⸗ gewiesen sind. Meyer’s Konversations Lexikon, über dessen hohen Werth wir uns wiederholt auszusprechen Gelegenheit hatten, erhält damit eine Fortführung, die es wiederum weit über ähnliche andere Werke erhebt, und für welche die zahlreichen Besitzer des nutzbringenden Schatzes der Verlagshandlung aufrichtigen Dank wissen werden.

Zeitschriften.

Heft 2 der Monatsschrift für Deutsche Beamte (Verlag von Friedr. Weiß Nachf. in Grünberg i. Schles.) enthält u. A. seüsede. Dienstalterszulagen der Volksschullehrer Ueber die

ensionsberechtigung der bei Verstaatlichung einer Eisenbahn über⸗ nommenen Betriebsbeamten. Die Schulfrage und der mittlere Be⸗ amte bei Provinzialbehörden. Ueber die Nichtwiederbesetzung er⸗ ledigter Stellen innerhalb des sog. Gnadenquartals. Gehaltsverhält⸗ nisse der seminarisch gebildeten Lehrer an den höheren Lehranstalten der Provinz Hannover. Beamten⸗Wohnungen. Aus Parlaments⸗ papieren. Die menschliche Arbeitskraft eine Waare? Das Sparen und die Sparkassen. Aus dem Gesellschaftsleben. Vor⸗ wärts. Rückgabe von Orden und Ehrenzeichen. Reichsdienst und Staatsdienst. Gehaltsverminderung bei der Beförderung vo Beamten. Stellenliste. L“ v““

fasser läßt sich in der vorliegenden Broschüre angelegen sein, das

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Theodor Fontane’'s gegenwärtig in der „Deutschen z

Rundschau“ erscheinender Roman „Unwiederbringlich“ entrollt sich immer mehr zu einem großen, vielumfassenden Zeitgemälde von einschneidender Bedeutung und fesselndstem Interesse; auf das glänzendste zeigt sich hier wieder Fontane's Charakterisirungskunst: die Menschen, die uns aus den Hef⸗ wie Bürgerkreisen Kopenbagens vorgeführt werden, sie treten uns in fast körperlicher Plastik vor Augen und ziehen uns unwillkürlich in den Bann ihres Denkens und Handelns. Der Roman ist nicht nur als Dichtung hochbedeutend, auch der vor⸗ nehm⸗politische Zug, der ihn durchweht, verleiht ihm noch ein besonderes Gewicht. Philipp Spitta, der bekannte Musikschriftsteller, unterzieht in dem vorliegenden Märzheft der „Deutschen Rundschau“ die Thätigkeit Spontini's in Berlin einer eingehenden Würdigung, wobei er mannigfaches, unbekanntes und wichtiges Material aus den ihm zur Verfügung gestellten Archiven des Königlichen Hauses und der Königlichen Schauspiele zu Tage fördert; zum ersten Male erscheint hier in klarer Beleuchtung das Verhältniß des Komponisten zu König Friedrich Wilhelm III., nicht minder erfährt der Einfluß der Spontini'schen Musik auf Berlins musik⸗ liebende Kreise eine lichtvolle Darstellung. „Das Universitäts⸗ studium der Neueren Kunstgeschichte“ unterzieht Herman Grimm einer allgemeinen Betrachtung, wobei es nicht an einer Fülle geistvoller Bemerkungen über andere Studienzweige fehlt. Mit warmer Hingebung tritt H. Grimm hierbei für die Errichtung eines Museums für vaterländische Kunstgeschichte ein, welches ebenso sehr der Belehrung des Volkes wie Studienzwecken dienen soll: „unsere Pflicht ist“, so führt er aus, „nicht bloß die geschriebenen Monumenta historica Germaniae dem Volke nahe zu bringen. Das Museum, zu dessen Herstellung es ungemein geringer Mittel bedürfen würde, wäre eine von den Stätten, wo zu denen, die in Worte kein Ver⸗ trauen mehr setzen wollen, die Steine redeten. Die Steine, neben ihnen die leichten Pinsel⸗ und Federzüge, die die Hand unserer großen Maler zog.“ Von dem ferneren trefflichen und anregenden Inhalt des „Rundschau“⸗Heftes erwähnen wir noch die Aufsätze: „Willkür⸗ liche und unwillkürliche Bewegung“, von W. Henke. „Vittoria Colonna.“ Zu ihrem Centenarium, von Franz Faver Kraus, und „Ueber Censur und Preßfreiheit“, von Richard Loening. Ferner: die „Politische Rundschau.“ „Hans Mevyer'’s Forschungsreisen im Kilimandscharogebiet“, von Paul Reichard. „Zur Litteratur und Theatergeschichte.“ „Litterarische Notizen“ und endlich die „Litte⸗ rarischen Neuigkeiten.“

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Nachrichten über Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande. ““ Rußland. Im November 1890.

Rinderpest.

des des 1“ getödteten gefallenen

Viehs: I8“ 80 1 Kuban (Kaukasus) . . 2020 8 Terek (Kaukasus). 644

Gouvernements: Stawropol (Kaukasus) 463

Oesterreich. 8

Maul⸗ und Klaue Land:

Nieder⸗Oesterreich. Ober⸗Oesterreich

Säalzburg. Steiermark .

Tirol⸗Vorarlberg

Böhmen

Mähren

111“] Galizien.

Bukowina

der infizir

5

1 —9 g2 WᷣG SUooh e UStSON’SN N1

½ 8s8

3 —,, Lungenseuche. Nieder⸗Oesterreich.. Ober⸗Oesterreich. .

Böhmen.

Laut der am 31. Januar 1891 vorliegenden 8 Maul⸗ und Klauenseuche. seder Meierreich 277 222113443101 85 6856FV 15

—. 300

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Lungenseuche. Nieder⸗Oesterreiech.

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Galizien 1“

Laut der am 7. Februar 1891 vorliegenden Maul⸗ und Klauenseuche.

Nieder⸗Oesterreich 252

Ober⸗Oesterreich

Salzburg.

Tirol⸗Vorarlberg

Böhmen

Mähren

Schlesien. 8

““

Bukowina Lungenseuche. Nieder⸗Oesterreicht. DOber⸗Oesterreich

8 44*“ 3 11 Laut der am 14. Februar 1891 vorliegenden Meldungen. Maul⸗ und Klauenseuche. Nieder⸗Oesterreich 20 31 1126552 Tirol⸗Vorarlberg . . Böhmen. .TJbbbee1ö1u 111.1“ Galizien

Lungenseuche. Nieder⸗Oesterreich.. Ober⸗Oesterreich. 5 Böhmen . .

Galizien

5 * 11“ 23 2 Ungaru. Laut der am 6. Januar 1891 vorliegenden M. Maul⸗ und Klauenseuche in 43 Komitaten, 368 Gem

Lungenseuche. 11

a** Laut der am 13. Januar 1891 v

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16 Gemeinden, in 20

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und K. . 10

22 Gemeinden, sowi in 3 Städten.

1891 vorliegend 187 Gemeinden, sow

e i 34 Komitaten, 187

21 Gemeinden, s

in: 14 Gemei

S

der am 5. Februar 1891 vorliegenden Me Maul⸗ und Klauenseuche in 33 Komitaten, 182 Geme

Ner S

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Lungenseuche

Schweiz. Vom 1. bis 15. uar 1891. Maul⸗ und Klauenseuche. Kantone: Zürich

in 16 Gemeinden

8* ch⸗

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Schwyz Glarus. Appenzell a. Rh.

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chweinen. Rindern iegen. Rindern weinen. Rindern chweinen.

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nit 131 Rindern, Ziegen, 25 f 42

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Rindern.

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Rindern, ös afen und

Schwein.

e mit 37 Rindern und 7 Schweinen. mit 45 Rindern u. 162 Schweinen.

E mit 55 Rindern. Gemeinde 3 Rindern

Gemeinden

Glarus

Solothurn 1 Basel⸗Stadt Rindern 6 Schweinen. Basel⸗Landschaft Rindern 2 Ziegen. Appenzell a. Rh. 64 Rindern Appenzell i. Rh.

St. Gallen.

22

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en. 3 Rindern, Schweinen und 5 Ziegen. 1 mit 2 Rindern. mit 17 Schweinen. Neuenburg.. 2 ind nit 41 Rindern, Schafen „„8

4 1 Schweinen.

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8 Im Dezember 1890. 1 Lungenseuche: in 7 Provinzen, 34 Gemeinden 42 Ställe mit 129 Rindern.

() Stockholm, 4. März. Die Masernepidemie in der Hauptstadt ist jetzt in andauernder Abnahme begriffen. In der v Woche betrug die Anzahl der Erkrankungen 335 gegen 5 Woche zuvor; dagegen ist die Ziffer der Todesfälle an noch immer beträchtlich, denn es starben in der Woche zum 14. Februar 45 und vom 15. bis zum 21. Februar an dieser Krankheit.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und oks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 6. März gestellt 10 890, m t rechtzeitig gestellt keine Wagen. 38

In Oberschlesien find am 5. d. M. geste’ t 4290, nicht rechtzeitig gestellt 632 Wagen.

88 8 ¹ 4 L e. eim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand

im Grundbuch von den Invalidenhaus⸗Parzell en Band * auf den Namen der Firma Paul Blum enreich et Co. ein⸗ getragene, in der- Eichendorffstraße belerzene Grundstück zur Ver⸗ steigerung. Das geringste Gebot wurde auf 1400 festgesetzt Ersteherin wurde die Kommanditgesellscho ft Soenderop & Co. zu Berlin für das Meistgebot von 210 000 Ferner das im Grundbuche von Niederbarnim Band 72 Nr. 3124 auf den Namen des Kaufmanns Adolph Munk erngetragene, in der Calvin⸗ straße 45 belegene, mit 18 540 Nußnngswerth veranlagte Grund⸗