1891 / 65 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Mannigfaltiges. Das dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin unter⸗

stellte Magdalenenstift feierte gestern im Dom sein Jahresfest. Das Stift, zu dessen Gründung vor fünfzig Jahren die erste An⸗ regung gegeben ward und dessen Weihe am 10. März 1842 erfolgen konnte, zählt nach dem Bericht des Pastors Mießner z. Z. 36 Schwestern, von denen 24 im biesigen Mutterhause, 4 in der Anstalt Siloah in Pankow, 3 in Stettin, 2 in Magdeburg und 3 in Frank⸗ furt a. O. thätig sind. Zwei Schwestern verlor das Stift durch den Tod. Die in Plötzensee belegene Hauptanstalt beherbergt gegenwärtig 120 gefallene Mädchen, die einem neuen Leben zugeführt werden sollen. 106 wurden im Laufe des Jahres neu aufgenommen, 139 entlassen, 39 von Letzteren traten in Dienst, ebensoviel gingen zu den Eltern, ein Theil kam ins Kranken⸗ haus, ein anderer Theil schlug die alten Wege wieder ein. Auch in Stettin und Magdeburg widmen sich die Schwestern der Fürsorge der Gefallenen; in Frankfurt a. O. werden Unbescholtene zum dienenden Stand vorgebildet. Insgesammt erstreckt das Stift seine Fürsorge über 300 Mädchen. Auch in Königsberg hat man neuerdings begonnen, sich der Arbeit an den Ge⸗ fallenen anzunehmen. Im Allgemeinen sind die Erfolge des Stifts befriedigende, viele der Zöglinge sind fleißige und sparsame Dienst⸗ mädchen geworden. Das Stift verwaltet allein 10 000 Spargelder seiner Pflegebefohlenen und jährlich werden durchschnittlich 2000 von den Summen zurückgezahlt, welche das Stift für die Ausstattung der in Dienst Gehenden aufwendet. Das Stift braucht jährlich 7000 ℳ; durch die im Vorjahre ausgeführten Neubauten ist die

Schuldenlast auf 23 000 angewachsen.

Der Hauptverein für Knabenhandarbeit, der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich steht, hielt am Sonnabend im Bürgersaal des Rathhauses seine vierte Jahres⸗ versammlung ab, der u. A. auch der Geheime Ober-⸗Regierungs⸗Rath Dr. Rösing aus dem Reichsamt des Innern, der Direktor Grunow vom Kunstgewerbe Museum, Direktor Jessen von der Handwerker⸗ schule und zahlreiche Pädagogen beiwohnten. Dem Bericht des Vor⸗ sitzenden von Schenckendorff zufolge zählt der Verein z. 3. 348 Mitglieder, 26 mehr als im Vorjahr und 100 mehr als Anfang 1889. Die Gesammteinnahme belief sich auf 13 148 ℳ; 2000 gewährte das Kultus⸗Ministerium, 1800 die Stadt Berlin, 2422 brachten die Jahresbeiträge und 6038 das Unterrichtsgeld aus den vier Schülerwerkstätten, die im Sommer⸗ Semester von 236 Schülern (gegen 190 im Vorjahre) und im Winter⸗ Semester von 325 Schülern (gegen 287 im Vorjahre) besucht waren. Verausgabt wurden 10 808 Die Unterrichtskosten erforderten 8228 ℳ, für die Erweiterung der schon vorhandenen Schulwerkstatt in Charlottenburg wurden 689 aufgewendet, sonstige Neueinrichtungen kosteten 229 ℳ, die Verwaltung nahm 1661 in Anspruch. Die Theil⸗ nehmer eines von 22 Herren besuchten Lehrerkursus gehörten zum Theil den Vororten von Berlin an. Neu eingerichtet ist ein Kursus für die Alumnen des Joachimethal'schen Gymnasiums. Neu in den Vorstand

urde Stadtrath a. D. Röstel gewählt. Nach Erledigung der Ge⸗ schäfte hielt Stadtrath Weigert einen Vortrag über den staatlich organisirten Handfertigkeits⸗Unterricht und das gewerbliche Schulwesen in Frankreich. Mit der Versammlung fand zuͤgleich die Eröffnung er im Oberlichtsaal veranstalteten Ausstellung von Arbeiten der chüler der Berliner Werkstätten und der Görlitzer Handfertigkeits⸗ chule statt. Die bis Donnerstag geöffnete Ausstellung bezeugt die rfreulichen Fortschritte der Werkstätten im letzten Jahre.

Der 1. deutsche Kynologentag ist heute hierselbst im ratweil'schen Restaurant zusammengetreten. Anwesend sind die Delegirten von 17 Vereinen. Zum Vorsitzenden wurde Direktor r. Heck⸗Berlin, zu Beisitzern der Hofbuchhändler Radetzky⸗Berlin nd Premier⸗Lieutenant von Brunzlow⸗Görlitz ernannt. Die Ver⸗ ammlung beschloß auf Antrag des Vereins der Hundefreunde zu Stuttgart, einen Verband zu gründen, der sämmtliche deutschen kyno⸗ umfassen soll. Mit der Aufstellung der Geschäfts⸗

Verbandes wurden die Hrrn. von Otto⸗Kräckwitz⸗ ational⸗Doggenklub), Hartmann (Hektor),

Wetterbericht vom 16. März,

8 2* 2 * 2 .

Morgene 8 Uhr Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 67. Vorstellung. Fra Diavolo. Oper in 3 Akten von Auber. Text von Scribe, bearbeitet 8 Dirigent: Kapellmeister Wegener. RKesidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ (Lorenzo; Hr. Fritz Rosé, vom Großherzogl. Hof⸗ burg. Dienstag: Zum 67 Male; Der selige Tou⸗ pinel (Feu Toupinel). Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson. Deutsch von Gustav von Moser. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg.

Temperatur 42

Wind. Wetter.

& 5

Bar. auf 0 Gr. in ° Celsius

u. d. Meeressp. red. in Millim.

bedeckt wolkig wolkig Dunst Schnee bedeckt Nebel

Mullaghmore 745 NO Aberdeen 753 ONO Christiansund 756 SSW Kopenhagen. 758 SSW Stockholm. 753 W aparanda. 759 NO eterbb. 758 S

- OSSPbobore 1S Obo Sbo E5 0 C

Cork, Queens⸗ 1“”“ 740 OSO Brest 7746 S elbder 750 S0 754 OSO L1I1u1“¹ SO winemünde 759 SSO Neufahrwasser 760 SSW bedeckt Memel . 759 SW bedeckt 1 749 SSW 2 Regen ünster... 753 SO 4 wolkig Karlsruhe .. 756 NO 1 wolkig Wiesbaden. 755 SW 1 halb bed. /²) München .. 757 SW. 2 wolkenlos Chemnitz. 758 SSO Ibeiter Berlin.... 758 S 3 wolkig wöI1“ 759 S 1 bedeckt Breslau... 760 SO 2 wolkig 4 4 Ul

bedeckt wolkig bedeckt heiter wolkenl. ¹) wolkig

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Donnerstag:

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7 Uhr.

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Ile d'Aix. . 750 SW Regen . ... 759 O heiter Pet 760 till wolkenlos

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Uebersicht der Witterung. hardt. Balletcompositionen des 3. Aktes von C. 3 Das barometrische Minimum, welches gestern west⸗ A. Raida. Ballets von C. Severini. In Scene Concert⸗Anzeigen. lich von Schottland lag, ist südostwärts nach den gesetzt von W. Hock Anfang 7 ½ Uhr. zeig

von C. Blum.

Theater in Schwerin, als Gast.) Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 73. Vorstellung. Der neue Küs. .“ in 7 Vorgängen 8 Faf von ildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur . ; Mog Geube rfang 1 nir 88 Vorher: Die Schulreiterin. Lustspiel in 1 Akt ittwoch: Opernhaus. .Vorstellung. Tann⸗ ; 8 ; b häuser und der Sängerkrieg auf der Wart⸗ vITöö selige Toupinel. burg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard 8 t 1 i 1 8 6 8 Gege. dg. 3 SS auspielhaus. 74. Vorstellung. Was ihr wollt. ff 5 Moskau.. 1769 SO bedeckt Luftsiel in 4 Nuftügen von Skakeipeate, nach Velle-Alliance-Theater. Schlegel's Uebersetzung. Anfang 7 Uhr 8

Mittwoch: Die Kinder der Excellenz. Das alte Lied.

1“ vom Griffonklub und Hallmeyer⸗Stuttgart etraut.

Die Städtische Webeschule, die erste völlig ausgebildete Fachschule Berlins, welche auf dem bis zur Ifflandstraße sich aus⸗ dehnenden Kommunalgrundstuͤck. Markusstraße 45/46, mit einer höheren Töchterschule, zwei Kommunalschulen und der Taubstummen⸗ schule ein stattliches Heim erhalten hat, ist gestern Mittag feierlich eingeweiht worden. In dem mit Laubgewinden und Blattpflanzen geschmückten Bibliotheksaal batte sich zur Weihe eine festliche Ver⸗ sammlung vereinigt. Das Handels⸗Ministerium war durch den Unter⸗ Staatssekretär, Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Magdeburg und den Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Lüders, das Kultus⸗Ministerium durch den Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schöne ver⸗ treten, das Polizei⸗Präsidium hatte den Regierungs⸗Rath Dr. Christ, die Aeltesten der Kaufmannschaft hatten die Herren Kochhann und Weigert entsandt; vom Kunstgewerbe⸗Museum war Prof. Lessing er⸗ schienen. Von Mitgliedern beider städtischen Behörden seien der Bürgermeister Geheime Regierungs⸗Rath Duncker, die beiden Stadt⸗ schulräthe Fürstenau und Professor Dr. Bertram und die Stadt⸗ verordneten Professor Dr. Schwalbe, Namslau und Plischke ge⸗ nannt. Die Gewerbe⸗Deputation war mit ihrem Vorsitzenden Stadtrath Eberty vollzählig zur Stelle. Die Innungen der Weber, Strumpfwirker, Raschmacher, Posamentierer und Tuchmacher sowie die Rixdorfer Weber⸗ und Wirkerinnung hatten sich mit neuen Fahnen eingefunden, auch sonstige Interessenten und Fabrikanten der Textilindustrie, wie Kommissions⸗Rath Spindler, Kommissions⸗Rath Protzen, Kommissions⸗Rath Weigert u. A sah man in dem dicht gefüllten Raume. Nachdem Mitglieder vom Sängerchor des Berliner Lehrervereins den Weiheakt mit Dregert’s Hymne „Hör uns o Gott“ eingeleitet hatten, nahm Stadt⸗Schulrath Prof. Dr. Bertram das Wort zur Weiherede, in der er ein Bild der Geschichte der Anstalt gab, die dem ältesten und für Berlin zugleich hervorragendsten Kunsthandwerk dienen soll. Der Anfang der Schule reicht zurück bis in das Ende des Jahres 1874; seit 1882 steht die Anstalt unter der Verwaltung der Gewerbedeputation, seit 1886 führt sie den Namen „Städtische Webeschule“; seit dem 14. April v. J. befindet sie sich in den neuen Räumen, die erbaut und eingerichtet sind mit Unter⸗ stützung des Handels⸗Ministeriums, welches auch die Hälfte der Unter⸗ haltungskosten tragen wird. Die Weihrede schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser. Der Direktor der Schule, Ingenieur Speer, gab sodann ein Bild des gegenwärtigen Standes der von 31 Tages⸗ und 300 Abendschülern besuchten Anstalt und der Ein⸗ richtung des Gebäudes, das einen Flächenraum von 708 qm deckt. Im Parterre befindet sich die mechanische Weberei mit z. 3. sechzehn mechanischen Webstühlen, zu deren Be⸗ triebe acht Pferdekräfte erforderlich sind; im ersten Stock ist die Handweberei mit 32 Webstühlen, im zweiten Stock ist die Wirkerei, im vierten endlich die Posamentirerei untergebracht. Der Keller beherbergt eine mit Dampfkraft ausgestattete Reparaturwerkstatt. In zwei Flügelbauten liegen die übrigen Unterrichtsräume, die Hör⸗ und Zeichensäle sowie die Bibliothek, in der Fachzeitschriften und fachwissenschaftliche Werke ausliegen und in der sich zugleich eine Mustersammlung befindet. Nachdem Beethoven's Hymne „Die Himmel rühmen“ den Akt ge⸗ schlossen hatte, erfolgte ein Rundgans durch die im vollen Betrieb befindliche Schule, in deren Sälen und Korridoren die Arbeiten der Schüler ausgestellt waren.

Die kaufmännischen Fortbildungsschulen im Cöll⸗ nischen und im Friedrichs⸗Werderschen Gymnasium beenden am Schluß dieses Monats ein ganz besonders segensreiches Winter⸗ Semester. Es wurden in diesem Halbjahre nahe an Tausend junger Kaufleute in 54 verschiedenen Klassen an vier Abenden in der Woche von 27 bewährten Fachlehrern unterrichtet. Die mannigfachen Ver⸗ besserungen, welche das Oktober⸗Programm in Aussicht stellte (Ver⸗ doppelung der Sprachkurse, Aufnahme von Handelsgeographie und Waarenkunde u. s. w.) sind neben der Einrichtung einer umfassenden Schülerbibliothek durchgeführt worden und haben sich durchaus be⸗ währt. In demselben Maße wie dieser, dem wahren Bedürfniß an⸗ gemessene Unterricht anfängt, in der täglichen Praxis seine Früchte zu

von E. Pohl. Anfang ½ Uhr.

Weyl. Anfang 7 ½ Uhr. seiner Gesellschaft. Maecbeth.

Adolph Ernst-Theater.

jenstag: 32. Male: Adam und Erva. Berliner Theater. Dienstag Bnt 8 in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely.

1 8 Couplets von Jacobson und Gustav Goͤrß. Mittwoch: Zum ersten Male: König Richard II. von Adolph Ferron. Anfang 7 ½ Uh 1

Donnerstag: Die Inngfrau von Orleaus. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

8

Tessing-Theater. Dienstag: Thermidor. . eö“ Drama in 4 Akten von Victorien Sardou. v

Mittwoch und Donnerstag: Thermidor. Thomas-Theater. Alte

Freitag: Der Probepfeil.

Dienstag: Zum ersten Male:

der Anstalt.

zeigen, steigt auch bei Schülern, Eltern und Chefs das Interesse an Von der Schulleitung wird es mit besonderem Dank

eine stetig wachsende Zahl von Prinzipalen der oft recht schwierigen Schülerkontrole ihre

Mithülfe leiht. Ebenso stehen die bedeutendsten kaufmännischen Vereine Berlins diesen Fortbildungs⸗ schulen sympathisch gegenüber und fördern ihre Bestrebungen. Auch von Seiten des Herrn Handels⸗Ministers und der städtischen Be⸗

das Institut nach wie vor ehrenvolle Aner⸗

kennung und Förderung. Das neue Semester beginnt am 1. April. Jede Auskunft wird bereitwilligst, außer von dem Direktor der Schulen Henry Schmidt, Kleiststraße 46, vom Vorsitzenden des Kuratoriums Rechtsanwalt Dr. Haase, Alexanderstraße 16, und dem Schriftführer Karl Siegismund, Mauerstraße 68, ertheilt, woselbst auch Prospekte unentgeltlich zu haben sind.

Posen, 16. März. Die Warthe ist gestern auf 5,92 m ge⸗ Es scheint, daß das Wasser seinen höchsten Stand erreicht hat, da aus Pogorzelice Fallen der Warthe gemeldet wird. Geltern früb war der Stand des Wassers dort 4,93, heute früh 4,70 m. Die Ueberschwemmung breitete sich am 14. März in den Haupt⸗ straßen der tiefer gelegenen Stadttheile weiter aus, sodaß auch der Pferdebahnverkehr eingestellt werden mußte. Die Warthebrücken mußten gesichert werden.

8

7. Male: Gavaut, Minard & Co.

in 3 Akten von Edmond Gondinet. Deutsch von

Beutsches Theater. Dienstag: Romeo und Mittwoch: 11. Gastspiel von Ernesto Rossi mit

Diensttag: Gesangsposse

Jakobstraße

Der Millionen⸗

bauer. Volksstück in 4 Akten von Max Kretzer.

38 Gesangstexte im 3. Akt von A. Schönfeld. Victoria-Theater. Dienstag: Zum 108. Male: von G. Steffens. Anfang 7 ½ Uhr

8 Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen Mittwoch: Zum 2. Male: Der Millionenbauer.

¹) Reif. ²) Gestern Nachmittag Regen. in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn⸗

Scillys fortgeschritten, wäͤhrend die andere De. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung Concert-Haus. Dienstag:

pression, welche gestern über der Neumark lagerte,

ch nach der mittleren Ostsee fortgepflanzt hat. Der Wallner-Theater. Dienstag: Zum 39. Male: 1 e Rshmond. ee 8 schwacher füdöstlicher Luftströmung ist das Wetter Miß Helyett. Vaudeville in 3 Akten von tasie aus Farmen“ von Bizet. Walzer aus „Der 6 ist 2 than“ von Millöcker. Nocturne für Cello

1 Deutschland vielfach heiter, durchschnittlich ohne Marxime Boucheron. Deutsch von Richard Gense. arme Fenathas .* wesentliche Aenderung der Wärmeverhältnisse. Musik von E. Audran. Anfang 7 ½ Uhr. von Chopin (Hr. Detloff). „Nur um sie wieder zu Stellenweise ist etwas Regen gefallen. Ueber Nord⸗ Mittwoch und folg. Tage: Miß Helyett.

ist am höchsten über Südrußland. Bei

west⸗Europa ist der Luftdruck sehr stark im südlichen Hstseegebiete mäßig gestiegen, im Südwesten gefallen,

so daß für unsere Gegenden Fortdauer der kontinen⸗ Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Sing-Akademie. Dienstag, Abends 8 Uhr: talen Winde mit vielfach heiterer Witterung dem⸗ Dienstag: Mit neuer Ausstattung. Zum 26. Male:

ächst wahrscheinlich ist. 8 8 8 & er Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach Deutsche Seewarte. einer Idee des Bisville von Held und West. Musik Meyer und Hrn.

von E. Zeller. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche.

Concert. Ouv. „Friedensfeuer“,

8

sehen“ für Piston von Steward (Hr. Richter).

Concert von Reinhold L. Herman, Mitwirkung von sr Adele Asmus, Hrn. Waldemar ritz Espenhahn.

unter gütiger

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

Königsberg i. Pr., 16. März. (W. T. B.) Bei Ge⸗

von dem Provinzial⸗Landtage gegebenen

Diners gab der „Allgemeinen Zeitung“ zufolge der Ober⸗ Präsident von er noch recht wirken können. 16. März. (W. T. B.) Die zwanzigste Jahresausstellung des Künstlerhauses wurde heute im Beisein des Kaisers, des Erzherzogs Carl Ludwig, des ters Prinzen Reuß und mehrerer Minister eröffnet.

St. Petersburg, 16. März. (W. T. B.) Der Ad⸗ latus des Generalstabs⸗Chefs General⸗Lieutenant Mirko⸗ witsch ist gestorben.

Washington, 16. März. (W. T. B.) Der Staats⸗ sekretär des Auswärtigen Blaine telegraphirte an Nicholls, Gouverneur von Louisiana: Der italienische Gesandte be dem Präsidenten Harrison wegen des bedauerlichen lutbades in New⸗Orleans Vorstellungen gemacht. Die⸗Verträge mit dem befreundeten Italien gewährleisteten den in den Vereinigten Staaten ansässigen Staatsbürgern den Schutz des Lebens und des Eigenthums. Der Präsident bedauere lebhaft, daß die Bürger von New Orleans der Lauter⸗ keit und Befähigung der Gerichte kein Vertrauen geschenkt und die Entscheidung über eine gesetzlich geregelte Frage dem durch Leidenschaft getrübten Volksurtheil anheim gegeben Der Präsident hoffe, daß der Gouverneur ihn bei der Erfüllung der Pflichten der Regierung gegenüber den italienischen Unterthanen in der durch die herrschende Er⸗ regung hervorgerufenen Gefahr unterstützen und daß er die erforderlichen Anstalten treffen werde, damit weiteres Blut⸗ vergießen verhindert und alle Schuldigen dem Gericht über⸗ geben würden.

Schlieckmann der Hoffnung Ausdruck, daß lange für die Wohlfahrt Ostpreußens werde

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.) d

Alrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrrer Bahnhof). Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im ..“ Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

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Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Gertrud Heise mit Hrn. Mühlen⸗ besitzer Otto Großkopf (Königs⸗Wusterhausen). Frl. Anna Denecke mit Hrn. Ingenieur August Geisler (Ackendorf —Hundisburg). Frl. Wally Brosig mit Hrn. Fabrikbesitzer Otto Vogel (Adlershof). Frl. Paula Jacubeit mit Hrn. Amtsrichter Wilh. Mantey (Heinrichswalde, Ost⸗ preußen) Frl. Else Noöl mit Hrn. Gerichts⸗ Assessor Kurt Krems (Berlin).

Verehelicht: Hr. Konrad Bartels mit Frl. Luise Rüdiger (Hameln). Hr. Karl Borchardt mit Frl. Else Moßner (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem. Lieutenant Keßler (Magdeburg). Hͤrn. Hauptmann Wil⸗ helm von Massow (Posen). Hrn. Pr.⸗Lieut. Nicolaus Grafen von Luckner ( 1u Eine Tochter: Hrn. Eymnasiallehrer Mackensen (Hannover)). Hrn. Erich Kübne (Wanzleben) Hrn. Ober⸗Amtmann Brumme (Pötnitz b. Dessau).

(Gestorben: Hr. General⸗Lieutenant z. D. Karl

von Avemann (Erfurt) Hr. Rentier Aug. Dobberkan (Gardelegen) Frau verw. Rech⸗ nungs⸗Ratb Dorothea Geiß, geb. Aminde (Berlin). Frau Generalkonsul Charlotte Gosling, ged. Townsend (Osnabrück) Frau Anna Matz, geb. Heydmann (Friedenau) Hr. Rentier Joh. Wischmann (Hohen⸗Wangelin). Frau Henriette Emilie Muth, geb. Otto (Berlin). Frau Antoinette Leue, geb. Barella (Berlin). Hrn. Ludwig von Schmitz Tochter Tony (Dannenberg) Hrn. Dr. Kühne Tochter Helene (Wittstock, Mark) Hr. Frhr. Otto v. Uexküll (Rom). Frau Bürgermeister Helene Otto, geb. Bahr (Drebkau). Frau verw. Sanitäts⸗Rath Spdow, geb. Mendheim (Frankfurt a. O.) Frau Marie von Zehmen, geb. von Vieth (Montreux).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗

Unstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), (455 ¾ und das Verzeichniß der gekündigten

Neumärkischen Schuldverschreibungen.

““

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

65.

Berlin, Montag, den 16. März

1891.

☛—

Deutscher Reichstag. 89. Sitzung vom Sonnabend, 14. März.

Am Tische des Bundesraths: Die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Maltzahn, Freiherr von Marschall und Hollmann, sowie der Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau.

Die dritte Berathung des Reichshaushalts⸗ Etats wird beim Militär⸗Etat fortgesetzt.

Beim Kapitel „Militär⸗Justizverwaltung“ bemerkt:

Abg. Dr. Freiherr von Stauffenberg: Der Abg. Szmula habe gestern geäußert, daß man in Bayern allgemein die Beseitigung der Oeffentlichkeit des Militärstrafverfahrens wünsche. Nichts könne falscher sein als diese Behauptung. Die Oeffentlichkeit der Verhand⸗ lungen der Militärgerichte habe man in Bayern nicht etwa einem Beschluß der gesetzgebenden Körperschaften zu verdanken, sondern in dem seinerzeitigen Gesetzentwurf des bayerischen Kriegs⸗ Ministeriums selbst finde sich die unbeschränkte Oeffentlichkeit der Verhandlungen mit der allerdings selbstverständlichen Befugniß des Gerichtshofes, aus militärdienstlichen Rücksichten im einzelnen Falle die Oeffentlichkeit auszuschließen. Von dieser Befugniß sei bisher nur äußerst selten Gebrauch gemacht worden. In jener Vorlage sei ferner die unbeschränkte Zulassung von Civilvertheidigern bei den Militärgerichten bestimmt. Bei den Verhandlungen über diese Vorlage habe gerade über diese Punkte nicht einmal eine Dis⸗ kussion stattgefunden, weil man sie für so selbstverständlich an⸗ gesehen habe, daß zweifellos der Entwurf eines Militärstraf⸗ gesetzes ohne diese Bestimmungen von der Kammer einstimmig zurück⸗ gewiesen wäre. Diese Bestimmungen beständen noch heute, und mehrfach sei der Kriegs⸗Minister in der bayerischen Kammer von allen Seiten darauf aufmerksam gemacht worden, daß an diesen Grundprinzipien der Militärstrafprozeßordnung nicht gerüttelt werden dürfe. Und man habe sich nicht nur daran gewöhnt, sondern auch die Erfahrung gemacht, daß eine wirkliche ordentliche Rechtspflege nur durch die Oeffent⸗ lichkeit wesentlich garantirt werde. (Sehr richtig! links.) Die Oeffent⸗ lichteit schließe ja nicht alle Schwächen und Mängel des Verfahrens aus, aber ein Gerichtsverfahren ohne Oeffentlichkeit trage den Stempel der Entartung von vorn herein an der Stirn. Was für das Civil⸗ verfahren gelte, müsse auch für das Militärverfahren gelten, denn bei allen militärischen Rücksichten müßten dieselben Grundlinien des Verfahrens dem Civil⸗ wie dem Militärverfahren zu Grunde liegen. Allerdings sei das Militärstrafverfahren in Bayern beträchtlich theurer als die Kosten im Reichs⸗Etat für das Militärstrafverfahren in den übrigen Staaten. Aber die Frage der Billigkeit des Ver⸗ fahrens werde beim Reichstag unzweifelhaft keine Rolle spielen, denn die Ueberzeugung dürfte allgemein sein, daß die billigste Justiz nicht die beste sei. Die wiederholt hier und in der Presse aus⸗ gesprochene Ansicht man habe sich auch sehr häufig in der bayerischen Kammer damit beschäftigt —, daß die Mißhandlungen von Soldaten in Bayern weitaus häufiger seien, als in anderen Staaten, müsse er absolut bestreiten. Nur weil in Bayern jede Mißhandlung, die zur Kenntniß des Obersten komme, auch in der Oeffentlichkeit bekannt werde, entstehe leicht der Schein, als ob die Zahl der Mißhandlungen größer sei. Auch der Ansicht, daß es gegen die militärische Rücksicht wäre, wenn diese Fälle alle in die Oeffentlichkeit kämen, widerspreche er energisch. Weder in der Civil⸗ noch in der Militärbevölkerung habe er auch nur eine Stimme in diesem Sinne vernommen. Die Hauptsache sei, daß Mißhandlungen nicht vorkämen; aber wenn sie vorkämen, gehörten sie an die Oeffentlichkeit. Die Oeffentlichkeit habe das habe auch die Militärverwaltung in Bayern dank⸗ bar empfunden übertriebene Berichterstattungen in der Presse über Mißhandlungen viel energischer berichtigt, als es durch eine amtliche Berichtigung geschehen könne Er sei überzeugt, daß man aus den Aeußerungen des Abg. Szmula, die er (Redner) glaube im Sinne aller seiner bayerischen Kollegen aus allen Fraktionen zu sprechen nicht der Stimme des bayerischen Volkes entsprächen, keine nach⸗ theiligen Schlüsse ziehen könne, welche eine künftige Ver⸗ schlechterung des bayerischen Militärstrafverfahrens veranlassen könnten.

Abg. Dr. Drterer; Die Auslassungen des Abg. Szmula seien zwar unter dem Eindruck einer gewissen Provokation durch sehr outrirte Ausführungen einer anderen Seite des Hauses dahin, als ob das preußische Militärstrafverfahren den Anschein der Vehme hätte, gemacht worden, aber er müsse dem Abg. Szmula ebenfalls entgegen⸗ treten. In Bayern wünsche Niemand die Abänderung des dortigen Millitärstrafverfahrens. Kammer und Volk seien darin einer Meinung, und auch die Miilitärverwaltung halte daran fest. Eine auf Thatsachen beruhende, ver⸗ ständig urtheilende Kritik der Verhältnisse in der Oeffent⸗ lichkeit könne einen Schaden nicht herbeiführen. Es wäre unzutreffend, wenn man meinte, daß solche Ausführungen ihre Spitze gegen die Disziplin der Armee richteten. Wo Aus⸗ wüchse zum Vorschein kämen, müßten sie der öffentlichen Kritik unter⸗ liegen. Er verkenne nicht, daß der Umstand, daß die bayerische Armee bereits mehrfach Unteroffiziere habe, die nicht aus bayerischem Boden hervorgegangen seien, Mitursache habe sein können, der Gewährung der Unteroffizierpramien zuzustimmen, weil man sich der Ueberzeugung hingebe, daß dadurch eine größere Zahl einheimischer Landsleute dauernd bei der Truppe erhalten würde. Sein Urtheil über den praktischen Werth des Beschwerderechts neige sich mehr der Auf⸗ fassung des Abg. Hinze, als der des Abg. Szmula zu. Einfach und klar lägen die Verhältnisse nur auf dem Papier; in Wirklichkeit sei der Gebrauch des Beschwerderechts für die Mannschaften oft sehr schwierig und von mißlichen Folgen für die Beschwerdeführer begleitet. Das müsse auf dem Wege gebessert werden, den der Abg. Hinze gestern angedeutet habe. Diese Auffassung von den Vorzügen der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens entspreche durch⸗ aus der Meinung in seinem (des Redners) engeren Vaterlande. Die große Mehrheit seiner Fraktion betrachte das öffentliche und mündliche Verfahren als vorzüglicher als ein anderes.

Abg. Dr. von Marquardsen: Er stimme völlig mit den Abgg. Dr. Freiherr von Stauffenberg und Dr. Orterer überein. Auf Grund der bestehenden Erfahrungen sei Unzufriedenheit mit dem bayerischen Mi⸗ litärstrafverfahren nirgends hervorgetreten. Er wisse nicht, wie die bayerische Regierung heute über diese Frage denke, aber es sei richtig, daß das Prinzip der Oeffentlichkeit des Verfahrens in dem da⸗ maligen Regierungsentwurf enthalten gewesen sei und daß in der bayerischen Bevölkerung nicht der Wunsch bestehe, hier eine Aende⸗ rung eintreten zu lassen, ja er sei überzeugt, zu dem längst⸗ ersehnten einheitlichen Militärstrafverfahren für das ganze Deutsche Reich werde Bayern nur dann seine Zustimmung geben, wenn darin die Oeffentlichkeit eingeführt sei, die es schon seit 1869 wesentlich in Folge der Bemühungen des Abg. Dr. Freiherr von Stauffenberg und des verstorbenen Abg. Völk besitze. Die Oeffentlichkeit im bayerischen Militärstrafverfahren habe auch ihre durch die Natur der Sache gebotenen Einschränkungen, denn im Gesetz sei aus⸗ drücklich gesagt, daß außer den im bürgerlichen Verfahren den Aus⸗ schluß der Oeffentlichkeit veranlassenden Ursachen der Ausschluß auch dann erfolge, wenn militärdienstliche Interessen dies als nothwendig erscheinen ließen, und in den Ausführungsbestimmungen sei gesagt, daß dieser Fall auch dann vorliege, wenn die Beschaffenheit des Falles

die Befürchtung zulasse, daß durch die öffentliche Verhandlung die

militärische Standeswürde oder das Ansehen des Standes beeinträch⸗ tigt oder gefährdet werden könnte. Angehöriger des Militärstandes, der Abg. Militärstrafverfahren zugestimmt habe, und er (Redner) hoffe, 2 Szmula bei genauerer Ueberlegung eine Korrektur seiner Auffassung werde eintreten lassen.

Abg. Szmula: Er habe bei seinen gestrigen Ausführungen unter dem Eindruck der maßlosen Angriffe von der Linken gestanden. Er habe nicht gesagt, daß in Bayern die Regierung zu einer von der Bevölkerung gedrängt werde, bayerische Regierung diese Aenderung vornehmen In der Gegenwart, wo

Es freue ihn, daß ein früherer Hinze, dem öffentlichen daß der Abg.

des jetzigen Zustandes er meine nur, daß die würde, wenn sie in der Lage dazu wäre.

durchgeführt diesen Einflüssen frei Mitteln, und da sei es unthunlich, durch öffentliche V über immer noch vorkommende Brutalitäten das Ansehen gesetzten in den Augen der Manns Mehrzahl der Offiziere sei seiner Meinung. 1 ei nicht, wie der Abg. Dr. Freiherr von Stauffenberg meine, eine entartete; auch jetzt werde im Militärstrafverfa Vehme verhandelt, sondern die Sachen würden r die ganze soziale Bewegung sei es besser, chen nicht in die Oeffentlichkeit kommen lasse. Er von Marquardsen erklären, daß er sondern bei seiner Ansicht bleibe

nothwendig, vorhandenen erhandlung

chaften zu beeinträchtigen. Die große Die preußische Militär⸗

hren nicht wie bei der nach genauer Prü⸗ fung gerecht entschieden. wenn man diese Sa (Redner) müsse dem Abg. Dr. durch die Debatte nicht bekehrt sei, und bleiben werde. Abg. Singer: zeichnet habe, seien nur thatsächliche Vorkommnisse, nach öffentlichen Zeitungsberichten vorgetragen habe. der in der mehrerwähnten Broschüre von Abel mitgetheilten Was der Abg. Szmula sage, daß der Redner) ihm auf's daß vom Volke Volke sei man re nicht vorkommen Behandlung, die sie solche Wuth

Was der Vorredner als maßlose Angriffe be⸗ die der Abg. Bebel Die Richtigkeit

sachen sei öffentlich dargethan. größte Theil der Offiziere ihm zustimme, glaube er ( Wort, aber der Abg. Szmula könne ihm glauben, selbst dies Verfahren lebhaft verurtheilt werde. überzeugt, daß die Brutalitäten der Unteroffizi würden, wenn die Unteroffiziere nicht durch die von Seiten der Offiziere aushalten müßten, oft in sie diese Wuth ihrerseits wieder an den Unter⸗ sodaß also die Schuld für die von Unter⸗ kißhandlungen eigentlich auch die Offiziere treffe. Auffassung der Sache befinde sich i vor 100 Jahren. Militärautorität durch heimliches Ver⸗ Auch sei seine Schluß⸗ durch das geheime Verfahren die sozialdemokratischer Ideen zu sichern. die vorkämen, gereichten und durch die öffent⸗ Vorkommnisse werde gerade die Disziplin der Abg. Szmula gerade verfahren sein. Ausdruck des Be⸗

versetzt würden, daß

offizieren ausgehenden M In Bezug auf die prinzipielle der Abg. Szmula noch Damals sei die Stärkung der fahren in Militäͤrstrafsach folgerung falsch, Armee gegen das Eindringen Im Gegentheil, die Fälle von Brutalität, dem Institut und der Disziplin zum Schaden, liche Sühnung solcher und die Autorität gehoben, darum müsse im Interesse der Armee für das öffentliche Straf der in der Presse ertöne, sei nur der ber die Wehrlosigkeit der mißhandelten Soldaten. aber Alle wüßten, schlecht behandelt Das einzige Mittel

auf dem Standpunkt vo

en nöthig gewesen. wenn er meine,

Nothschrei, dauerns ü Beschwerdeweg, sage der Abg. Szmula, sei offen, daß jeder Soldat, der sich beschwere, nachher so werde, daß er die Beschwerde lebhaft bedauere. zur Beseitigung der Soldatenmißhandlungen liege in der Herbei⸗ eines öffentlichen Militärstrafverfahrens. Schutz des Standesbewußtseins, wenn man Standesehre verletzten und die so beschaffen seien, daß der ganze Stand sich derselben schäme, mit dem Mantel des Geheimnisses und gleichsam der Anonymität decke. Elemente von sich zu stoßen, als sie zu schützen.

Abg. Dr. Freiherr von Stauffenberg: Die Theorie des Abg. Szmula, daß die Autorität darunter leide, wenn man sie an das Licht der Oeffentlichkeit ziehe, sei nicht neu, aber im ganzen öffent⸗ lichen Leben verlassen. Wollte man ihr folgen, so wäre die Oeffent⸗ lichkeit parlamentarischer Verhandlungen, das ganze öffentliche Leben, wie es sich im Laufe der letzten vierzig Jahre entwickelt habe, nicht möglich und müßte auf den Standpunkt f dem es Anno dazumal gestanden habe. handlungen bringe nicht nur die Dinge, die nicht sein sollten, ans Licht, sondern beseitige auch übertriebene u ch oft fortspännen.

Handlungen,

Die Armee thue besser,

zurückgeschraubt werden, auf Die Oeffentlichkeit der Ver⸗

nd unrichtige Behauptungen, die Nach seiner Erfahrung habe in Militärverwaltung und die militärische Dis⸗ ziplin den Vortheil von der Oeffentlichkeit der Verhandlung. stiz nicht eine entartete genannt; das ürde er schon nicht gesagt haben, weil Er habe nur prochen, daß man in der ganzen daß die Heimlichkeit der Ver⸗ herbeigeführt zur Oeffentlichkeit übergegangen sei. Diese ihm kein Mensch bestreiten können und wollen. en habe er Gelegenheit genug gehabt, in den Akten der früheren geheimen Justiz sich zu unterrichten und dies zu vergleichen mit dem, was unter der Herrschaft der O und was nicht, um ein gut bezründetes ständen die Dinge, und es sei nothwendig, daß Ansicht in diesem Hause auch für die Zukunft

in der Presse sie den meisten Fällen die

habe die preußische Militärju sei ihm nicht eingefallen; das w ihm die nähere Kenntniß der Verhältnisse abgehe. den zweifellosen historischen Satz ausges Welt die Erfahrung gemacht habe, handlungen Entartung der man deshalb überall Thatsache werde In seinem früheren Berufsleb

keit möglich sei

diese allgemein getheilte n klar ausgesprochen werde. (Lebhafter Beifall.)

Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau: Miine Herren! Wenn ich in dieser die Armee auf das Lebhafteste berührenden Debatte das Wort bisher nicht genommen habe, so ge⸗ schah es nur deshalb, weil nach dem Stadium, in dem sich die ganze Angelegenheit befindet, während der Vorbereitung dieser Militär⸗ gerichtsvorlage der Moment für mich nicht gekommen sein kann, mich nach der einen oder anderen Seite hin auszusprechen. Das möchte ich nur persönlich von meinem Standpunkt aus bemerken, daß ich glaube, die Versicherung geben zu können, daß die Armee unter keinen Um⸗ ständen die Oeffentlichkeit zu scheuen hat. (Bravo! rechts.)

Abg. Szmula erklärt, durch die maßlosen Angriffe des Abg. Bebel auf die Militärjustiz provozirt worden zu sein und hält ins⸗ besondere den Vergleich mit der Vehme f

Abg. Rickert: Der Ansicht, daß die Arme die Oeffentlichkeit zu scheuen, trete seine Partei bei, nunmehr die Arbeit endlich bracht werde, die der Reichstag seit 21 Jahren mit immer verlangt habe. Schon im März 1870 habe eine Militär⸗Strafprozeßordnung ver Analogie der bürgerlichen Strafprozeßordnung au Dieser Beschluß sei drei od 1 verschiedenen Kriegs⸗Minister 1879, wieder interpellirt kommission eingesetzt worden, w komme die Sache nicht zu Ende. Arbeit, die 1870 begonnen sei, 18

Abg. Bebel: Justizverwaltung gerichtet haben.

ür verfehlt.

e keine Ursache habe,

ziehe aber daraus zu Stande ge⸗

großer Majorität der Norddeutsche

fgebaut sein solle. Dann seien die 1880, 1881 und 1883 immer Immediat⸗ elche seitdem arbeite, und trotzdem Es wäre zu wünschen, daß die 92 endlich zum Abschluß komme.

gegen die Militär⸗ Ueber den Ausdruck maßlos lasse

die Konsequenz, daß

er vier Male wiederholt.

Er solle maßlose Angriffe

sich streiten. Wenn er aber maßlose Angriffe gemacht haben solle, so müßte der Abg. Szmula beweisen, daß eine der von ihm (dem Redner) vorgebrachten Thatsachen oder Zahlen falsch gewesen sei. Das habe er nicht vermocht, weil die Zahlen fest begründet und zum großen Theil auch von dem Kriegs⸗Minister als richtig zugestanden seien. Der Vergleich mit der Vehme möge nicht ganz zutreffend sein; jeder Vergleich hinke ein wenig. Aber die Thatsache, daß die Ver⸗ handlung eine geheime sei und daß der Soldat dabei jedes Rechtes beraubt sei, sei auch von dem Abg. Hinze gestern bestätigt worden.

Das Kapitel „Militär⸗Justizverwaltung“ wird bewilligt. Zum Kapitel „Ankauf der Remontepferde“ liegt ein Antrag Hahn vor, die Pferdegelder auch den Offizieren der fahrenden Artillerie zu gewähren. Dadurch erhöhen sich die Ausgaben für Preußen von 1 006 800 auf 1 207 400 ℳ, für Sachsen von 91 298 aue 109 698 für Württemberg von 52 067 auf 66 317

Abg. Hahn: Sein Abänderungsantrag stehe durchaus auf der Grundlage der bisherigen Beschlüsse, deren Wortlaut aber nicht die Pferdegelder für die Offiziere der fahrenden Artillerie ausdrücklich ein⸗ schließe. Die Ausführungen aller Redner in zweiter Lesung zu Gunsten des Kommissionsvorschlages seien davon ausgegangen, daß für die Offiziere der Kavallerie und reitenden Artillerie das Bedürfniß dieser Pferdegelder nicht in gleichem Maße für vorliegend erachtet worden sei als für die übrigen Offiziere. Die Kommission habe die Entscheidung danach abmessen wollen, ob die Offiziere den Fuß⸗ truppen angehörten oder nicht. Bilde aber diese Unterscheidung die Grundlage, so würden die Offiziere der fahrenden Feldartillerie nicht wohl auszuschließen sein. Es liege hier eine Inkongruenz vor, die nicht bestehen bleiben könne. Bei Vertretern verschiedener Frak⸗ tionen habe sein Antrag wohlwollende Aufnahme gefunden, und er zweifle nicht, daß auch der Reichstag ihm seine Zustimmung geben werde. (Beifall rechts.)

Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau:

Meine Herren! In dem eben verhandelten Antrag kann die Heeresverwaltung nur mit Dank das Bestreben anerkennen, eine von den harten Unzuträglichkeiten, auf die ich neulich bei der zweiten Lesung mir hinzuweisen erlaubte, zu beseitigen. Ich hätte allerdings gewünscht, daß gerade im Interesse des Ausgleichs noch weiterer Schwierig⸗ keiten vielleicht doch jetzt schon noch weiter gegangen und die Sache wenig⸗ stens auch auf den Train noch ausgedehnt wäre. Jedenfalls wird die Heeresverwaltung bei den verbündeten Regierungen gern dafür ein⸗ treten, daß dieser Antrag ihre Zustimmung findet, wenn er hier an⸗ genommen wird.

Der Antrag Hahn wird angenommen.

Bei dem Kapitel „Artillerie und Waffenwesen“ geht

Abg. Ulrich auf die Zustände in den Gewehrfabriken ein. Die Lohndrückereien in diesen Anstalten seien beinahe schlimmer als in den Privatwerkstätten. In Spandau habe ein Meister die Löhne für Hülsen von 13,50 auf 8,50 heruntergedrückt. Falle ein Stück Arbeit, das durch 30, 40 Hände gehe, fehlerhaft aus, so würden 12 bis 20 % der Löhne der ganzen Kolonne der Arbeiter ab⸗ gezogen, auch wenn der Fehler dem Material anhafte. In einer Privatwerkstatt wäre ein solches Verfahren absolut unmöglich, denn es müsse hier der Unschuldige mit dem Schuldigen leiden. Die Arbeiter verdienten in der Spandauer Gewehrfabrik durchschnittlich 3,50 bis 4 ℳ, und er hoffe, die Regierung werde dafür sorgen, daß ihnen dieser geringe Verdienst nicht durch solche Abzüge geschmälert werde. Kaum glaublich sei aber, daß die Arbeiter auch noch die Kosten des Leuchtgases bezahlen müßten, welches sie bei ihrer Arbeit verbrauchten. Das sei eine sonderbare Sozialpolitik! Möge die Regierung auch dafür forgen, daß in dieser Gewehrfabrik die Lohntermine pünktlich eingehalten würden. Die Arbeiter könnten sonst den Bäcker und Metzger nicht bezahlen. Die Arbeiterinnen beschwerten sich darüber, daß ihnen wegen Zuspätkommens beim ersten Male 25, beim zweiten 50 und beim dritten Male 75 abgezogen würden bei einem täglichen Verdienst von 1,75 ℳ, wovon noch das Eisenbahnfahrgeld in Abzug komme! Und dabei nehme die Direktion gar keine Rücksicht auf die Verspätungen der Züge. Kämen die Mädchen zu spät, so müßten sie noch lange bei Wind und Wetter vor der Thüre auf Einlaß warten. Härten, Grausamkeiten seien mit Ordnung und Disziplin absolut unvereinbar. Neuerdings werde den Arbeiterinnen noch zugemuthet, die Strafe gleich zu bezahlen, und die meisten thäten dies auch, damit sie nicht ans schwarze Brett kämen. Sie dürften nicht einmal die Röhren zum Kaffeewärmen benutzen. Dergleichen könne nur aufreizend wirken. Bei den patriotischen Feiertagen erhielten die Arbeiter aus den Ueberschüssen der Kantinenwirthschaft je 3 Diese Ueberschüsse rührten aber von den sauer erworbenen Groschen der Arbeiter her, welche sie bezahlen müßten für die Getränke ꝛc. Das sei also eine sonderbare Großmuth. Am Sedantage werde sogar garnichts bezahlt. Vor einigen Tagen habe er denselben Gegenstand in der hessischen Kammer zur Sprache gebracht in Bezug auf die Verhältnisse der Main⸗Nahe⸗Bahn. Darauf habe der Finanz⸗Minister erklärt, daß er von nun an darauf sehen werde, daß die Arbeiter, welche einen patriotischen Feiertag halten sollten, dafür aus der Staatskasse be⸗ zahlt würden. Er (Redner) empfehle dieses Beispiel den Herren von der Regierung. Beim letzten Geburtstag des Kaisers habe das Fest der Arbeiter bis Morgens 5 Uhr gedauert. Die Arbeiter seien also kaum im Stande gewesen, zur Zeit am nächsten Tage die Arbeit wieder zu beginnen. Ein Meister habe nun denjenigen Arbeitern, die am nächsten Tage nicht anwesend gewesen seien, 1 50 abgezogen. Der Arbeiter, der etwas zu viel des Guten gethan hätte, erleide nun noch einen Abzug für seinen Patriotismus. Das sei ihm (dem Redner) ein Räthsel. Unter dem früheren Kriegs⸗Minister von Verdy habe es in der Gewehrfabrik Spandau den Anschein gewonnen, als ob es besser werden solle; es sei von Lohnerhöhungen gesprochen und den Arbeitern gesagt worden: Ihr dürft Euch jetzt direkt beim Kriegs⸗Minister beschweren. Das sei sehr gut, denn eine Beschwerde bei der Di⸗ rektion riskirten die Arbeiter nicht leicht aus Furcht vor Entlassung und mit Rücksicht auf die Familie. Diese direkte Beschwerde beim Kriegs⸗Minister sei später aber wieder verboten worden. Lohn⸗ erhöhungen seien den Arbeiterinnen allerdings auch gegeben worden, die Mädchen unter 16 Jahren aber seien dabei leer ausgegangen. In der Gewehrfabrik von Amberg sehe es nicht viel besser aus, ja man sei da zum Theil noch preußischer als in Preußen. Es bestehe da ein merkwürdiges Reglement. Komplottiren welch ein fürch⸗ terliches Wort! Man sollte glauben, daß es sich um den Umsturz des Deutschen Reiches handele werde mit Strafentlassung bedroht. Es handele sich hier um nichts weiter, als um eine systematische Beschränkung des Koalitionsrechts. Daß Arbeiter, welche muthwillig etwas beschädigten, Ersatz leisten müßten, sei selbstverständlich. Unver⸗ ständlich sei aber, daß, wenn der Thäter nicht ermittelt werde, die in einer Branche beschäftigten oder gar die sämmtlichen Arbeiter den Schaden tragen sollten. Auch in Amberg müßten die Arbeiter das verbrauchte Gas bezahlen. Er verstehe nicht, wie man freien Arbeitern so etwas bieten könne. Damit reize man auf. Wenn einem Arbeiter 2 bis 4 monatlich abgezogen würden, so