geführten Empfängern zum 22. 1 tage Seiner Majestät des Hochseligen Kaisers Wilhelm I., portofrei zu übersenden. . Berlin, den 5. März 1891. 1 8 Kriegs⸗Ministerium. Departement für das Invalidenwesen. J. V. von Livonius,
Aus den für 1890/91 fälligen Zinsen einer von einem Patrioten gegründeten Stiftung sind nachbenannten 8 Veteranen aus den Feldzügen von 1813/15 Geldgeschenke von je 20 ℳ bewilligt worden: 1
1) Gottlieb Liebenow in Fiddichow, Kreis Greifen⸗ hagen,
2) Friedrich Backhaus in Schlössin, Kreis Naugard,
3) Georg Gutknecht in Teschendorf, Kreis Regen⸗ walde,
4) Josef Krause in Gr. Wierau, Kreis Schweidnitz, A
Jof b lbert Klyscz in Liebenau, Kreis Oppeln,
6) August Flemming in Ober Gebelzig, Kreis Rothen⸗ burg O.⸗L.,
Jakob Prieske in Pretoschin, Kreis Neustadt, Kasimir Koza in Woritten bei Biesellen, Kreis
Stifters gemäß, zum 22. März d. J., dem Geburtstage Seiner Majestät des Hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm I., durch die Militär⸗Pensionskasse portofrei übersandt werden. Berlin, den 6. März 1891. Kriegs⸗Ministerium. Departement für das Invalidenwesen. von Spitz.
11161X“
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird ein Privilegium wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Breslau im Betrage von 11 000 000 ℳ ver⸗ öffentlicht.
MNichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 21. März.
Seine Majestät der Kaiser und König hatten heute Vormittag mit dem Staatssekretär des Reichsamts des Innern und mit dem Chef des Marinekabinets Besprechungen und hörten die Vorträge des Chefs des Generalstabes der Armee und des Chefs des Militärkabinets. Um 1 Uhr nahmen Seine Majestät militärische Meldungen entgegen und ertheilten darauf dem Kammerherrn und Schloßhauptmann Freiherrn von Solemacher⸗Antweiler, dem Grafen von Beissel, dem Ober⸗ Bürgermeister Lindemann, sowie dem Ober⸗Präsidenten Dr. von Seydewitz Audienzen.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen, sowie die ver⸗ einigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
Ueber die Frage der Gestaltung des Lehrplans und der Berechtigungen der Realgymnasien für die Zeit des unter den schonendsten Formen auszuführenden Ueber⸗ gangs derselben in andere Schularten sind endgültige Ent⸗ scheidungen noch nicht getroffen. Wie aber diese Entscheidungen auch ausfallen mögen, so liegt für die Eltern, welche zu Ostern d. J. ihre Kinder Realgymnasien übergeben wollen, oder deren Söhne bereits solche Anstalten besuchen, ein Grund zur Beunruhigung nicht vor. Wie in einem Erlaß des Kultus⸗Ministers vom 11. März ausgeführt wird, ist, abgesehen von einer ins Auge gefaßten Minderung der für das Lateinische von IIIB— 1 bisher in dem Lehrplan der Realgymnasien ausgebrachten Wochenstunden, für die Zeit des auf eine lange Reihe von Jahren zu be⸗ messenden Uebergangs der Realgymnasien in andere Schul⸗ arten eine Aenderung dieses Plans überhaupt nicht beab⸗ sichtigt. Eine Beschränkung der seitherigen Berechti⸗ gungen aber würde vor der Vollendung des von VI bez. III B an aufwärts nach und nach aus⸗ zuführenden Uebergangs der Realgymnasien in andere Schularten höchstens bezüglich des Studiums der neueren Sprachen an Universitäten und der Zulassung zu dem be⸗ treffenden Lehramt an höheren Schulen eintreten können.
Dieser Bescheid ist sämmtlichen Königlichen Provinzial⸗ Schulkollegien zur Kenntniß und weiterer Veranlassung an die ihnen unterstellten Dirigenten und Kuratorien höherer Schulen mit dem Auftrag mitgetheilt worden, durch geeignete Auf⸗ lärung des Publikums zur Beruhigung beizutragen und einem ungesunden Zudrang zu gymnasialen Anstalten thunlichst entgegenzuwirken. “
Der Schweizer Bundesrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Staaten des Weltpostvereins bekannt gegeben, daß die deutsche Regierung den Beitritt des deutsch⸗ostafrika⸗ nischen Schutzgebietes zu dem Pariser Weltpostverein von 1878 und dem Lissaboner Zusatzübereinkommen von 1885 für den 1. April 1891 erklärt ht.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Schroeder ist von Berlin wieder abgereist.
Der General⸗Adjutant Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen und bei Rhein, General⸗Major Wernher ist mit Urlaub hier angekommen. 8
S. M. S. „Carola“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Valette, ist am 19. März in Plymouth eingetroffen und beabsichtigt, am 26. die Heimreise nach Kiel fortzusetzen.
8 veröffentlicht folgende Benachrichti⸗ 8 b — 55½ 2 D gungen über Schiffsbewegungen (Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort): S. M. Pzsch. „Bayern“ 19/2. Kfel. (Poststation: Kiel.) S. M. „Blücher“ Kiel. (Poststation: Kiel) S. M. S. „Carola“ 20. 2. Neapel 28. 2. — 8./3. Lissabon 14/3. — Plymouth — Kiel. (Poststation: Plymouth. vom 24.,3. Nachm ab 8 „Greif“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. 11./2. Capstadt. (Poststation: Kamerun.) 8 Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) „Hväne“ Kamerun (Poststation: Kamerun.) S. 2/12. Tientsin 4./3. — 6./3. Chefoo 7./3. 20 /3. — Foochow. (Poststation: Hongkong.) „Loreley“ Konstantinopel. (Poststation: Konstantinopel.) „Mars“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) Krir „Möwe“ Sansibar. (Poststation: Sansibar.) M. „Mücke“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilbelmshaven.) Fhrzg. „Nachtigal“ Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. 2 „Nixe“ 13./2 St. Thbomas 7./3. — 10./3. Cap Haiti Port au Prince. — (Poststation: Kingston [Jamaika], v. ab Havanna.) S. M. Pzsch. „Oldenburg“ 24 /2. Ports⸗ mouth 3/3 — 5. 3. Wilhelmshaven 11/3. — 13./3. Wilhelms⸗ haven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Fhrzg. „Otter“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Minenschulschiff „Rhein“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ Sansibar. (Poststation: Sansibar.) S. M. Krzr. „Sperber“ 24./1. Sydney 21/3. — Neu⸗Guinea — Marschall⸗Inseln. (Poststation: Apia.) S. M. Knbt. „Wolf“ 6,2. Hongkong. 5/3 — Mirsbay 16/3. — Foochow. (Poststation: Hongkong.) — Kreuzer⸗Geschwader: M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff), S. M. S. „Alexandrine“, . M. S. „Sophie“. „Leipzig“, „Sophie“: 14./2. Hongkong 5./3. Mirsbav 16. 3. — Foochow Alexandrine“: 14./72. ongkong 5./3. — Mirsbay 10. 3. Schwatow 14/3. Foochow. (Poststation für 6 Geschwader: Hongkong.) Uebungs⸗Geschwader: S IM... (Flaggschiff), S. M. Pzsch. „Deutschland“, S. M. Pzsch. „Friedrich Carl“, S. M. Pzsch. „Preußen“, S. M. Av. „Pfeil“. „Kaiser“, „Pfeil“’: Spalato 4./3. — 7./3. Syracus 12/3 — 14.,/3. Neapel. „Deutschland“, „Friedrich Carl“: Spalato 4/3. — Augusta (Sicilien) 12./3. — 14./3. Neapel. „Preußen“: 4./3. — 7./3. Spracus 12./3. — 12 /3. Catania 13./3. Neapel. (Poststation für das Geschwader: Neapel, vom Port Mahon [Insel Minorca], vom 22 3. ab Cadiz.
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Württemberg.
Stuttgart, 19. März. Das 3. und das 8. In⸗ fanterie⸗Regiment, welche beide aus dem am 18. März 1716 errichteten Infanterie⸗Regiment „Alt⸗Württemberg“ hervorgegangen sind, feierten gestern, wie schon angekündigt, das Fest ihres 175 jährigen Bestehens. Zu dieser Feier ließ Seine Majestät der König dem 3. Infanterie⸗Regiment Nr. 121 in Ludwigsburg durch Seine Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm von Württemberg seine Glück⸗ wünsche übermitteln und beglückwünschte das 8. Infanterie⸗ Regiment Nr. 126 in Straßburg telegrapbisch, wobei Seine Majestät dem „St.⸗A. f. W.“ zufolge der Ueberzeugung Aus⸗ druck gab, daß das Regiment, eingedenk seiner glorreichen Ver⸗ gangenheit, auch in der Zukunft mit der gleichen Treue und Hingebung seine Pflicht erfüllen und sich des alten Ruhmes und Rufes würdig zeigen werde. 1
Heute begann in der Ersten Kämmer die Berathung über die Verwaltungsreformvorlage, welche Anlaß zu so stürmischen Auftritten im Abgrordnetenhause ge⸗ geben hat. Der Berichterstatter Staats⸗Minister a. D. von Linden hob, wie der M. „Allg. Ztg.“ berichtet wird, die vielen guten Seiten des Entwurfs gebührend hervor und gab nur seinem lebhaften Bedauern darüber Ausdruck, daß die Zweite Kammer es abgelehnt habe, die Höchstbesteuerten, die doch mindestens den vierten Theil der Gemeindesteuer zahlten, mit Sitz und Stimme an den Verhandlungen des Gemeinderaths theilnehmen zu lassen.] Als Hauptredner trat der Fürst von Hohenlohe⸗Langenburg auf. Auch nach seiner Meinung verleiht der Besitz auch das Recht, Antheil an der Verwaltung zu nehmen. Weiter griff der Fürst den Regie⸗ rungsstandpunkt bezüglich der Lebenslänglichkeit der Orts⸗ vorsteher an, indem er meinte, daß sich für die größeren Städte eine periodische Wahl der Ortsvorsteher sehr wohl empfehle. Auch die schon oft ventilirte Frage der Verstaatlichung der Stuttgarter Polizei zog Fürst Hohen⸗ lohe in den Bereich seiner Bemerkungen und meinte, die städtische Polizeiverwaltung biete nicht genügende Sicherheit. Minister von Schmid ließ den Ausführungen des Vorredners eine eingehende Erwiderung folgen. Er meinte, die Einführung einer Magistratsverfassung in Stuttgart würde einen Rückschritt bedeuten, und deduzirte aus dem Umstande, daß die Eingabe der Stuttgarter Gemeinderäthe erst in Sicht kam, als man über die beziehungsweisen Punkte im Landtage bereits hinweg war; man habe es auch in Stuttgart mit der Magistratsverfassung nicht eilig. Was die Stuttgarter Polizei anbelange, so sei es allerdings ein Unikum, daß die Polizei einer Residenz sich noch in städtischer Verwaltung befinde, aber die Befürchtungen des Fürsten seien unbegründet. Schließlich gab der Minister der Hoffnung Ausdruck, daß sich in der Frage der Höchst⸗ besteuerten doch noch eine befriedigende Lösung herbeiführen lasse. In der Spezialberathung erledigte man Artikel 1 bis 6, die im Einverständniß mit dem anderen Hause angenommen wurden.
Hessen.
Darmstadt, 20. März. Die Zweite Kammer be⸗ harrte, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, der Ersten Kammer gegenüber auf der Nichteinstellung des Weinsteuer⸗ Postens in das Budget und ersuchte die Regierung um Auf⸗ hebung des Weinsteuergesetzes und Ablehnung des Ersuchens um ein neues Gesetz. Um einen Verfassungs⸗Konflikt zu ver⸗ meiden, stimmte infolgedessen die Erste Kammer der Auf⸗ hebung der Weinsteuer für diese Finanzperiode zu.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 19. März. Aus Cannes wird den „Meckl. Nachr.“ gemeldet, daß die Besserung im Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs in erfreulicher Weise vorwärts schreitet. Das Allgemeinbefinden ist gut und der Kräftezustand zufriedenstellend, besonders aber ist das Aus⸗ sehen recht gut. Staatsrath von Bülow ist in Cannes eingetroffen und bleibt dort bis Sonntag; er arbeitet täglich mehrere Stunden mit dem Großherzog.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 20. März. Der Landtag berieth gestern eine Petition des deutschen Frauenvereins „Reform“ um Zu⸗ lassung des weiblichen Geschlechts zu den Maturitäts⸗
prüfungen und dem Universitätsstudium und Er⸗
langung der staatlichen Erlaubniß, den auf wissenschaftlichen Studien beruhenden Beruf nach Ablegung der Prüfungen aus⸗
üben zu dürfen. Der Ausschuß hatte beantragt, die
Petition der Regierung zur Kenntnißnahme zu weisen. Nachdem aber Seitens des Chefs des Kultus⸗ Departements, Geheimen Staatsraths Guyet hervorgehoben worden war, daß diese Frage nicht in Weimar allein, sondern nur durch das Zusammenwirken aller gesetzgebenden Faktoren im Reich mit Hinsicht auf die durch Verträge ge⸗ regelten Bestimmungen hinsichtlich des Prüfungsverfahrens gelöst werden könne und man das wohlgeordnete vöhere Schulwesen des Landes sowie die Universität Jena nicht zum Versuchsfelde für die Bestrebungen der Frauen⸗Emanzipation machen könne, beschloß der Landtag Uebergang zur Tagesordnung. In der heutigen Sitzung bewilligte der Landtag die für die Errichtung eines Gymnasial⸗Seminars erforderlichen Mittel. Morgen wird die Session geschlossen.
18 Sachsen⸗Meiningen. Meiningen, 17. März. Ein feierlicher Akt wurde heute Vormittag von Seiner Hoheit dem Herzog vor dem jetzt hier
vereinigten zweiten Meininger Landwehr⸗Bataillon
vollzogen: die Uebergabe einer Fahne. Der Herzog hielt dabei nach der „Nat⸗Ztg.“ folgende Ansprache:
„Landwehrmänner! Hier diese Fahne wurde dereinst von meinem seligen Vater Herzog Bernhard II. dem 1. Bataillon des damaligen Meiningenschen Regiments verliehen Seit jenen Tagen entstand das Deutsche Reich, und heute hat Seine Majestät der Kaiser die Gnade, diese selbe Fahne Euch zu verleihen, Euch dem Landwehr⸗Bataillon Mei⸗ ningen. Ich übergebe Euch dieses ehrwürdige Panier mit der Mahnung: Seid unter ihm allezeit eingedenk Eueres Fahneides, und zwar in guten und bösen Tagen, in Friedens⸗ wie Kriegszeiten. Zum Zeichen, daß dies Euer fester Wille, stimmt mit mir ein in den jubelnden Ruf: Es lebe unser erhabener Kriegsherr, es lebe Seine Majestät unser Deutscher Kaiser! Hurrab!“ 3 88
Das Bataillon stimmte begeistert ein, worauf der Brigade⸗ Commandeur von Goßler ein dreimaliges, ebenfalls be⸗ geistert aufgenommenes Hoch auf den Herzog ausbrachte und
1““
“
ein Parademarsch die Feier beendete. ““
Waldeck und Pyrmont. 1
Arolsen, 18. März. Seine Durchlaucht der Erbprinz Friedrich, welcher bei den vorjährigen Manövern in Schlesien an Gelenkrheumatismus erkrankt war und lange Zet dort und hier krank gelegen hat, ist, wie man dem
„Hann. Cour.“ schreibt, nunmehr völlig wieder hergestellt.
Reuß j. L.
Gera, 19. März. Der Landtag ist gestern zusammen⸗
getreten und hat unter dem Vorsitz des Präsidenten Fürbringer
seine Verhandlungen wieder aufgenommen. Den wichtigsten Gegenstand der Tagesordnung bildete, wie schon mitgetheilt, der Ankauf des Grundstücks der Geraer Bank für 390 000 ℳ an Stelle des geplanten Neubaues für ein Justiz⸗ gebäude. Die Vorlage wurde an den Finanzausschuß überwiesen. Ein Antrag des Abg. Fisahn und Ge⸗ nossen: „Der Landtag wolle beschließen, Fürstliches Ministerium um Vorlegung eines Gesetzentwurfs zu ersuchen, durch welchen
eine Abänderung des Landtagswahlgesetzes in der Richtung
herbeigeführt wird, daß das Sonderwahlrecht der Höchst⸗ besteuerten fortfällt und der Grundsatz des allgemeinen gleichen Wahlrechts zur vollen Durchführung gelangt“, ging nach längerer Diskussion an den Justizausschuß zur Vorberathung.
Bremen.
Bremen, 20. März. Auch von dem Staats⸗Minister von Maybach ist der „Wes.⸗Ztg.“ zufolge dem Senat aus Anlaß des Ablebens des Bürgermeisters Buff, der lange Jahre bis zu seinem Tode als Senats⸗Kommissar in Eisenbahn⸗ Angelegenheiten thätig gewesen ist, der Ausdruck warmer Theilnahme ausgesprochen worden. Zum Nachfolger i Amte des Bürgermeisters wurde der Senator Lürmann erwählt.
Deutsche Kolonien
Ueber die gestern schon erwähnte Ermordung zweier Mitglieder der Zintgrafs'schen Expedition, Angestellte
der Firma Jantzen und Thormälen in Hamburg, berichtet die
„Hamb. Börsenhalle“ folgendes Nähere:
„Wir haben durch Tod verloren in Folge von Krieg bei Basut Nehber und Tiedt. In Bali ist zurückgeblieben und daselbst stationirt worden Carstensen, während sich Caulwell in Banyang und Dr. Zint⸗ graff wohlbehalten in Kamerun befinden. Baliburg war die von der Expedition des Dr. Zintgraff und der Handelsexpedition der Hrrn. Jantzen u. Thormählen im Balilande angelegte Haupt⸗ und Handelsstatioen. Bis dahin war der Weg von der Küste freigelegt
worden und die neue Station Baliburg war und ist gesichert als ein fester Stützpunkt; drüber hinaus sollte nicht vorgestoßen werden. Daß
die Hrrn. Nehber und Tiedt nach Bafut marschirt sind, ging, wie uns mitgetheilt wird, entschieden über ihre Instruktion hinaus; welches auch ihre Beweggründe hierbei waren, so haben sie mit dieser Exkursion etwas gethan, was nicht innerhalb ihrer Aktionssphäre lag.
Das Etreichen Baliburgs im Dezember und die Festsetzung daselbst
war ein sehr guter Erfolg; darüber hinaus hätte man vorläufig nicht gehen sollen.
Basut liegt etwa 3 ½ deutsche Meilen nordwestlich von der Sta⸗ tion Baliburg an der Route, welche Dr. Zintgraff schon früher auf seinem Zuge an den Benue genommen hat. Wahrscheinlich haben die beiden Getödteten zu wenig Mannschaften mitgenommen und sind in einen Hinterhalt gerathen. Carstensen und Caulwell sind Expeditions⸗ meister; die in der Depesche nicht erwähnten Mitglieder der Zintgraff⸗ schen Expedition, u. A. Lieutenant von Spangenberg und Hr. Huwe, sind offenbar wohl.
Herr Heinrich Nehber war 28 Jahre alt; er stammt aus Glück⸗
stadt, wo er das Eymnasium besucht und das Abiturientenexamen gemacht hat; dort wohnt seine Mutter, deren einzige Altersstütze er nach dem Tode anderer Geschwister gewesen ist. Herr Heinrich Tiedt
war 39 Jahre alt, Landwirth, früher in Algier und ging mit der Zintgraff'schen Expedition für die erwähnte Hamburger Firma hinaus. Diese letztere hat, da ihr Angestellter Eggers, wie erinnerlich, durch einen Elefanten getödtet wurde, in kurzer Zeit drei ihrer Angestellten im Kam erungebiete verloren.“
Der Premier⸗Lieutenant Morgen, über dessen Expedition nach dem Benue gestern in einer (nach Schluß der Redaktion eingetroffenen) Depesche berichtet wurde, trat im Jahre 1889 in Kamerun an die Stelle der verstorbenen Forscher Kund und Tappenbeck. Seit länger als Jahresfrist befand er sich auf einem Zuge in das Innere, durch welchen er den Anschluß an die Zintgraff'sche Expedition erreichen und die Verbindung mit dem Süden Adamauas herstellen wollte. Namentlich galt sein Zug der Beseitigung des bisher von den Eingeborenen an der Küste betriebenen Zwischenhandels, der ein wesentliches Hinder⸗ niß für den Handel in Kamerun bildet. “
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 20. März. Der Kaiser hat am Mittwoch den neuernannten portugiesischen Gesandten, Vicomte de Valmor, in besonderer Audienz empfangen. Vicomte de Valmor über⸗ brachte nebst den eigenen Kreditiven auch das Abberufungs⸗ schreiben seines Vorgängers, des Grafen Valencas.
Der „Pol. Corr.“ zufolge bestätigt sich die Meldung nicht, daß mehrere ungarische Minister demnächst zu ge⸗ meinsamen Ministerberathungen über die österreichisch⸗ deutschen Handelsvertrags⸗Verhandlungen hierher kommen würden.
Der Prinz Emanuel von Orleans ist gestern nach längerem Aufenthalt in Prag von dort wieder abgereist.
In Graz ist die Baronin Washington, geborene Herzogin von Oldenburg, gestorben.
Eine Versammlung ungarischer Studenten in Pest faßte heute Resolutionen gegenüber der rumänischen Agitation in der Angelegenheit der Kinderbewahr⸗Anstalten. Nach der Versammlung wurden rumänische Blätter und das in dieser Angelegenheit von den Rumänen veröffentlichte Memo⸗ randum auf der Siraße verbrannt.
Großbritannien und Irland.
Der Prinz von Wales veranstaltete am Mittwoch Abend in Marlborough⸗House ein Festmahl zu Ehren des gegenwärtig in London weilenden Königs der Belgier. Der Prinz hatte die hervorragendsten Führer beider Parteien des Parlaments eingeladen. Unter den Gästen befanden sich Lord Salisbury und Gladstone, W. H. Smith und Sir W. Harcourt, John Morley und Goschen, Lord Hartington und Sir Charles Russell.
In der gestrigen Unterhaussitzung verlas Stanley Hill ein Telegramm der Präsidenten beider Kammern Neu⸗ fundlands, in welchem angekündigt wird: die dortige Legis⸗ latur habe die Depeschen der britischen Regierung, betreffend die französische Vertragsfrage und insbesondere die Depeschen, welche die beabsichtigte Einbringung von Zwangs⸗ gesetzen gegen Neufundland andeuten, erwogen und ein⸗ müthig beschlossen, das Unterhaus demüthig und ernst⸗ lich zu bitten, es möge die Beschlußfassung über diesen Gegenstand verschoben werden, bis die Kammern von Neu⸗ fundland dem Unterhause ihre Ansichten vorgelegt haben. Der Erste Lord des Schatzes, Smith, erklärte: Ohne vor⸗ herige Rücksprache mit seinen Kollegen sei ihm eine Aeußerung über diesen Gegenstand unmöglich, aber das Gesuch der Kammern von Neufundland verdiene die äußerste Rücksicht. Er werde am Montag antworten. Der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen Fergusson erklärte auf eine Anfrage in Betreff der Lage in Chile: Es sei vor zwei Tagen ein Telegramm von dem britischen Gesandten in Santiago einge⸗ gangen, in welchem dieser mittheile, die dortige Regierung ge⸗ statte jetzt nden Schiffen nicht, nach den Häfen nördlich von Chamoral abzugehen. England könne in dieser Sache nicht interveniren. Von einem Versuch, die Klarirung der Schiffe von Valparaiso nach anderen chilenischen Häfen zu verhindern, sei der Regierung nichts bekannt geworden.
Der Sekretär des Kanzlers der Schatzkammer Goschen, Dawkin ist dem „W. T. B.“ zufolge zum General⸗ Controleur der Finanzangelegenheiten der Republik Peru ernannt worden und reist sofort dorthin ab.
Bei der Ersatzwahl für den verstorbenen konservativen Abgeordneten Kynoch wurde in dem Wahlbezirk Aston⸗ Manor der konservative Hutchinson mit 5310 Stimmen gewählt. Der Gegenkandidat Beale, ein Gladstoneaner, erhielt 2332 Stimmen. Bei den letzten Wahlen hatte der konser⸗ vative Kandidat nur eine Mehrheit von 782 Stimmen.
Die in Sydney tagende australische Föderations⸗ Konvention nahm in ihrer Sitzung vom 18. d. M. das folgende Amendement an: „Kein Staat soll durch Lostrennung von einem bestehenden gebildet, noch soll ein Staat durch Verbin⸗ dung von zwei oder mehr Staaten oder Theilen derselben neu⸗ gegründet werden ohne Zustimmung der betheiligten Legis⸗ laturen und des Bundesparlaments.“
In der deutschen Bonifaziuskirche im Osten Londons fand gestern ein feierliches Todtenamt für den ver⸗ storbenen Abgeordneten Dr. Windthorst statt. Dr. Verres hielt die Gedächtnißrede, in welcher er die staatsmännischen Verdienste Windthorst's pries. Der Herzog von Norfolk sandte ein Schreiben, worin er sein Bedauern ausdrückte, an der Theilnahme verhindert zu sein.
Frankreich.
Paris, 20. März. In Folge einer Unterredung mit dem Justiz⸗Minister Fallíres hat Déroul ède seine Absicht, eine Interpellation Betreffs der polizeilichen Maßnahmen gegen die Patriotenliga in der Kammer einzubringen, aufgegeben. Anläßlich der in der vergangenen Nacht von der Polizei vor⸗ genommenen Haussuchungen fand übrigens, dem „W. T. B.“ zufolge, keine Verhaftung statt. Die Haussuchungen hatten nur den Zweck, festzustellen, ob die aufgelöste Patriotenliga im Geheimen noch fortbestehe. Es handelte sich näm⸗ lich um die Beschlagnahme von Papieren, Urkunden und aller Aufzeichnungen, welche die Erhebung einer Anklage rechtfertigen könnten. Ein Haftbefehl war nicht erlassen worden, dagegen wurden wichtige Papiere beschlagnahmt. Es scheint festgestellt zu sein, daß der Plan bestanden hat, eine Arbeiterkundgebung am 1. Mai zu veranstalten. Heute Venereche6 haben noch einige weitere Haussuchungen statt⸗ gefunden.
Die Abtheilung des Ober⸗Kolonialraths, welche die indochinesischen Angelegenheiten bearbeitet, hat sich für eine Ermäßigung der Steuern und Zölle sowie für Einführung von Werthzöllen an Stelle der spezifischen Zölle ausgesprochen.
Der Senat nahm heute mit Einstimmigkeit den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Gerichtsorganisation in Mada⸗ gaskar an. 8 8 Rußland und Polen.
Dem finischen Landtage sind, wie man dem „W. T. B.“ aus Helsingfors berichtet, mehrere Kaiserliche Vorlagen zur Berathung überwiesen worden, darunter solche, betreffend Abänderungen des Strafgesetzes sowie des Wehrpflichtgesetzes für das Großfürstenthum.
Der Entwurf des neuen Zolltarifs sollte, wie der „Düna⸗Ztg. aus St. Petersburg geschrieben wird, in diesen Tagen beendet und dann sofort dem Reichsrath vorgelegt werden. Die Berathungen des Reichsraths in den Departe⸗ ments dürften zwei Monate, die im Plenum einen und einen halben Monat verlangen, sodaß der neue Tarif voraussichtlich zum 1. Juli a. St. in Kraft treten dürfte.
Italien.
Die Leiche des Prinzen Napolson traf, von den Prinzessinnen Clotilde und Lätitia sowie dem Prinzen Victor begleitet, gestern Vormittag 8 Uhr in Turin ein und wurde am Bahnhof von dem Herzog von Genua und dem Grafen von Turin in Empfang genommen. Demnächst erfolgte ihre Ueberführung nach der Superga, wo sie nach einer kurzen religiösen Feier in Gegenwart der Vorgenannten in die Gruft gesenkt wurde. Nach Beendigung der Feier reisten die Prinzessin Clotilde und Prinz Victor nach Mon⸗ calieri ab.
Die Deputirtenkammer setzte gestern die Budget⸗ Debatte fort. Im Verlauf derselben erklärte der Kriegs⸗ Minister: Er könnte jeder Ersparung unter der Bedingung zustimmen, daß die Schlagfertigkeit der Armee nicht herabgemindert werde. In Betreff Afrikas müsse man eine Politik der Sammlung befolgen und das Bestehende erhalten, ohne die künftige Entwickelung zu gefährden. Ferner führte der Minister aus, daß Italien die allmälige Einführung des klein⸗ kalibrigen Gewehrs ruhig abwarten könne, und sprach sich gegen eine vorzeitige Beurlaubung der Soldaten sowie gegen Hinausschiebung der Rekruteneinstellung aus. — Der Gesetzentwurf, betreffend den Beitritt Italiens zu dem Freundschafts⸗ und Handelsvertrage zwischen Deutschland und Marokko vom 1. Juni 1890, wurde ohne Debatte angenommen.
Nach dem „Don Chisciotte“ wird von mehreren Seiten versichert, die Mission des Grafen Antonellisei gescheitert, da er den König Menelik nicht habe bestimmen können, den von Makonnen unterzeichneten Vertrag anzuerkennen.
Die „Agenzia Stefani“ dementirt die Nachricht, daß die Kommandanten des italienischen Mittelmeergeschmwa⸗ ders in Folge der jüngsten Ereignisse in New⸗Orleans geheime Weisungen erhalten hätten.
Schweiz.
Oberst von Grenus hat, wie die „N. Zürch. Ztg.“ vernimmt, dem Bundesrath seine Entlassung als eidgenössischer Ober⸗Kriegskommissär eingereicht.
Niederlande.
Aus Batavia (Java) wird berichtet, daß die Ein⸗ geborenen der Insel Flores sich gegen den dortigen Statt⸗ halter empört hatten; sie wurden indeß von den niederländis Truppen besiegt und ihre Führer gefangen.
Belgien.
Dem „W. T. B.“ wird aus Brüssel telegraphirt: „Gegenüber einem Artikel der „Times“, welcher der Re⸗ gierung des Congostaats Annexionsabsichten auf den oberen Nil zuschreibt und die Reise des Königs der Belgier nach London damit in Verbindung bringt, be⸗ stätigen hiesige unterrichtete Kreise, daß die Reise des Königs nach London Unterhandlungen mit Lord Salisbury über einige territoriale Streitfragen bezwecke, die zwischen Agenten des Congostaats und solchen englischer Gesellschaften entstanden seien. Man zweifelt hier nicht daran, daß die Unterhandlungen des Königs mit dem englischen Premier⸗Minister zu einem befriedigenden Ergebniß führen werden“"“.. “
Bulgarien. 1u 2 Prinz Ferdinand! hat dem „W. T. B.“ zufolge dem Minister⸗Präsidenten Stambulow, welcher mit dem verstorbenen ehemaligen Kriegs⸗Minister Mutkurow verschwägert war, einen Beileidsbesuch gemacht.
ofia, 20. März.
Schweden und Norwegen.
(F) Stockholm, 18. März. Der von der Königlichen Zollkommission ausgearbeitete Zolltarif ist dem Kommerz⸗ Kollegium und der General⸗Zollverwaltung zur gemeinschaft⸗ lichen Begutachtung überwiesen worden.
Die Zweite Kammer lehnte heute den Antrag der Regierung, betreffend die Reorganisation des Königlichen Kommerz⸗Kollegiums, mit 110 gegen 90 Stimmen ab. Viele Abgeordnete bezeichneten eine solche Reorganisation als hinder⸗ lich für die baldige Errichtung eines Ministeriums für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten.
Die Regierung hat heute dem Reichstage eine größere Anzahl von Gesetzentwürfen vorgelegt, welche mili⸗ tärische Angelegenheiten betreffen oder mit denselben in direkter Verbindung stehen. In der Begründung dieser Gesetz⸗ entwürfe bemerkt der Chef des Finanz⸗Departements, daß wäh⸗ rend einer langen Reihe von Jahren der Fortbestand der in der Form von Grundsteuern und Rüstungs⸗ und Rottirungslasten auf Grund und Boden ruhenden besonderen Besteuerung einen Hauptfaktor in dem politischen Leben Schwedens gebildet habe. Die bereits beschlossene Abschreibung von 30 Proz. von diesen Steuern und Lasten beruhe auf der übereinstimmenden Ansicht der Regierung und des Reichstages, daß diese besondere Be⸗ steuerung des Grund und Bodens beseitigt werden müsse und zwar in dem Maße, wie die Umstände es gestatteten, daß diese Beseitigung aber nur in Verbindung mit der Erweiterung der Dienstpflicht stattfinden dürfe. Es könne sich jetzt nur noch darum handeln, in welcher Ordnung die Abschrei⸗ bung vorzunehmen sei; nicht um eine bloße Steuer⸗ herabsetzung handle es sich jetzt, sondern um eine Steuerregulirung. Um die durch die Abschreibung entstehen⸗ den Mindereinnahmen der Staatskasse zu begleichen, schlägt der Finanz⸗Minister eine Erhöhung der „Bewilligung“ auf landwirthschaftliche Gebäude vor, wodurch eine ver⸗ mehrte Einnahme von 660 000 Kronen zu erzielen sei, ferner empfiehlt er als geeignetes Steuerobjekt alle aus Malz be⸗ reiteten Getränke und berechnet, bei einer Steuer von 3 Kronen auf jeden Hektoliter, eine Einnahme von wenigstens 3 500 000 Kronen, und schließlich können nach seiner Ansicht die Erträge aus der Stempelsteuer um wenigstens eine Million Kronen erhöht werden.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Der Sekretär des Prä⸗ sidenten Harrison hat einem Wolff'schen Telegramm aus Washington zufolge auf Befragen konstatirt, daß ihm von einer angeblichen Depesche an den Gesandten Phelps in Berlin, betreffend Maßnahmen wider das Verbot der Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches in Deutschland, nichts bekannt sei. Staatssekretär Blaine erklärte, er wisse nichts von einer Absicht des Präsidenten Harrison, gegen das deutsche Schweineeinfuhrverbot in der vom Journal „Mail and Expreß“ behaupteten Weise vorzu⸗ gehen (vgl. die gestern nach Schluß der Redaktion eingegangene Berliner Meldung). “ 1““
Der italienische Gesandte, Baron de Fava in Washington, empfing am Donnerstag von dem Konsul in New Orleans die ersten Berichte über das an den italienischen Gefangenen vollzogene Lynchgericht. Diese Be⸗ richte bestärkten, wie das „R. B.“ wissen will, den Gesandten in der Haltung, welche er in seinem Protest vom 15. d. M. eingenommen hat. Er habe in Folge dessen bei dem
Staatssekretär seine Beschuldigung wider die städtischen Be⸗
—
hörden in New Orleans wiederholt und erkläre das Verhalten
derselbea während der Tragödie für sehr tadelnswerth und
nicht im Einklang stehend mit ihrer Pflicht, italienische Unter⸗
thanen den zwischen den beiden Ländern gültigen Verträgen
gemäß zu beschützen. 1“X“ 8 . Afrika.
Egypten. Gestern wurde, dem „R. B.“ zufolge, in Kairo ein Dekret des Khedive veröffentlicht, welches erklärt: der Khedive übernehme für sich und seine Nachfolger die Verpflichtung, daß die egyptische Regierung an Rothschild in London innerhalb sechszig Jahren und zwar jährlich in sechs Zahlungen vom 10. April d. J. ab eine nicht herab⸗ setzbare Summe von 280 000 Pfund zahle.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (11.) Sitzung des Herrenhauses, welcher am Ministertische der Minister für Landwirthschaft, Staats⸗ Minister von Heyden nebst Kommissarien beiwohnte, theilte der Präsident Herzog von Ratibor zunächst den Eingang des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend eine Wegeordnung für die Provinz Sachsen, mit. Die Vorlage wurde einer besonderen Kommission überwieseen.
In einmaliger Schlußberathung wurden die Gesetzentwürfe, betreffend die Form der schriftlichen Willenserklärungen der Presbyterien der evangelischen Gemeinden in der Provinz Westfalen und in der Rheinprovinz und be⸗ treffend den Geltungsbereich der Jagdscheine, ohne Debatte angenommen.
Es folgte der mündliche Bericht der Kommission für den Staatshaushalts⸗Etat und für Finanzangelegenheiten über die übersichtliche Darstellung des Ergebnisses der im Jahre 1890 stattgehabten Verhandlungen des Landeseisenbahn⸗ raths.
Graf Udo zu Stolberg brachte die in Preußen ge⸗ plante Reform der Eisenbahntarife zur Sprache und stimmte den Absichten des Eisenbahn⸗Ministers vollkommen zu. Die Einführung eines Zonentarifs nach dem Muster des ungari⸗ schen oder eine allzuweitgehende Ermäßigung würde die Ausgaben erheblich mehr steigern als die Einnahmen. Die von dem Minister geplante Reform sei keineswegs so inhaltslos und be⸗ deutungslos, wie man sie oft darstelle. Der Minister habe sich eine weise Beschränkung auferlegt und sei so weit gegangen, wie er nur konnte.
Graf von Mirbach sprach seine volle Zustimmung zu diesen Ausführungen aus und behielt sich vor, später auf die Sache zurückzukommen.
Das Haus erklärte darauf die Darstellung für erledigt.
Alsdann wurde auf den Antrag des Berichterstatters Zweigert über die Petitionen der Eisenbahn⸗Telegraphisten Boeder und Schulz I. um Versetzung der Eisenbahn⸗Telegra⸗ phisten in die Klasse der Subalternbeamten zur Tagesordnung übergegangen, desgleichen über die Petition des Ober⸗Kirchen⸗ kollegiums der evangelisch lutherischen Kirche in Preußen zu Breslau, gemäß dem Antrage des Berichterstatters von Winter⸗ feldt⸗Menkin.
Schluß 1 ½¼ Uhr. Nächste Sitzung unbestimmt.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen u an der Ruhr und in Oberschlesien An der Ruhr sind am 20. März gestellt 10 955, nicht rechtzeiti gestellt 17 Wagen. In Oberschlesien sind am 19. d. M. gestellt 4424, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Subhastations⸗Resultate.
Beim Königlichen Amtsgericht I Ber lin standen die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Tieckstraße 7, dem Bauführer Rudolph Labes gehörig. Nutzungswerth 20 000 ℳ Das geringste Gebot wurde auf 740 ℳ festgesetzt. Ersteher wurde der Kaufmann Max Hecht hier für das Meistgebot von 260 000 ℳ Ferner Antonstraße 31/32, der Wittwe Anna Hilpert gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 530 ℳ festgesetzt. Ersteher wurde der Architekt Emil Zschunte hier, für das Meistgebot von 175 200 ℳ; endlich Köpnickerstraße 134, dem Instrumentenmacher H. F. W. Grantzow gebörig. Nutzungswerth 25 060 ℳ Für das Meist gebot von 380 000 ℳ wurde die Handelsgesellschaft Gebrüder Hirschler hier Ersteherin.
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 20. März. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Spartan“ ist heute auf der Ausreise von Southampton abgegangen. — Der Union⸗Dampfer „Durham“ ist heute auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen. — Die Castle⸗Dampfer „Lismore Castle“ und „Drummond Castle“ sind heute auf der Ausreise in Capetown angekommen.
Nannigfaltiges.
Seine Majestät der Kaiser und König erschienen gestern in der Turnlehrerbildungs⸗Anstalt, um dort der Schluß⸗ prüfung der Eleven beizuwohnen. Die Anstalt prangte in reichem Festschmuck, auf der Zinne des Hauses wehte die Staatsflagge. Zur Theilnahme an dem feierlichen Akt hatten sich der Kultus⸗Minister Graf Zedlitz⸗Trützschler, die Ministerial⸗Direktoren Wirklichen Ge⸗ heimen Ober⸗Regierungs⸗Räthe Dr. Kügler und Dr. Bartsch und die vortragenden Räthe Graf von Bernstorff, Bohtz, Polenz, Dr. Esser und Dr. Skrzeczka, der Chef des Civillabinets Seiner Majestät von Lucanus, Oberst von Dresky, der Direktor der Militär⸗Turnanstalt Major Brix mit den Offizieren der Anstalt, der Professor Dr. Wätzoldt, Direktor der Elisabethschule, der Direktor Dr. Bach als Mitglied der staatlichen Prüfungskommission für Turnlehrer, Branddirektor Stude und Seminardirektor Paasche eingefunden. Der Kaiser, welcher die Uniform des 1. Garde ⸗Feld ⸗Artillerie⸗Regiments trug, wurde von dem Direktor der Anstalt, Provinzial⸗Schulrath Dr. Köpke und den Ehrengästen ehrfurchtsvoll begrüßt. Nachdem der Kaiser die Front der Eleven abgeschritten, begann das Turnen mit Eisenstabübungen und Keulenschwingen. Dann folgte Geräth⸗ turnen am Reck, Barren, Kasten, Pferd, Rundlauf und Hindernißspringen und endlich wurde ein hübsch zusammengesetzter Gesangreigen geschritten. Nach Beendigung des Turnens geruhte Seine Majestät der Kaiser Allerhöchstseine Anerkennung für die vortrefflichen Leistungen aus⸗