1891 / 71 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

unnatürlichen Charakter eine wöglichst wabhrscheinliche Gestalt; die hastigen und nervösen Bewegungen hätten wenigstens Anfangs wohl etwas gemäßigt werden können. Wie in dem Stück selbst, so war auch in der schauspielerischen Wiedergabe die junge Frau Käthe, welche Frl. Elsa Lehmann darstellte, die glücklichste und erfreulichste Figur; an dieser Käthe war wirklich Alles opfermuthige Hingebung, Treue und Edelmuth; das äußere Wesen, die Geberde und Stimme ver⸗ inigten sich zu einem rührenden Gesammtbilde. Beinahe völlig verfehlt war die Freundin Anna Mahr, welche Frl. Marie Frauen⸗ orfer spielte; es fehlte nicht nur Hoheit und Ueberlegenheit des Geistes, sondern vor Allem die tiefe Seele, die es hätte glaubhaft machen sollen, daß Johannes in ihr jene verständnißvolle Mit⸗ rbeiterin und geistige Stütze fand, die ihm die gute Käthe nicht atte werden können. Den alten Vockerat gab Hr. Claudius Merten recht gut, aber zuweilen wohl zu weich und milde; die alte Mama gelang der Fr. Paula Carlsen fast in allen Scenen vortrefflich, einige Momente waren unübertrefflich; den Freund Braun onnte auch Hrn. Kadelburg's Kunst nicht über das niedrige Niveau erheben, auf welches der Dichter ihn gestellt hat, er war der indifferente Mensch. Belle⸗Alliance⸗Theater.

Ernesto Rossi brachte am Sonnabend mit feiner Gesellschaft

in in Berlin noch vollständig unbekanntes Drama „Der Tod Jwan des Schrecklichen“ vom Grafen A. Tolstoi zum rsten Male zur Darstellung. Der grausame Despotismus, die anatische Rachgier des schrecklichen Iwan, welche mit ihrem düster⸗ blutigen Schein noch durch Jahrhunderte der Geschichte nach⸗ wirkten, haben besonders in Rußland oft genug das Augenmerk er Dichter und Denker auf sich gezogen. Jwan's Leben und Re⸗ jerung bieten allerdings eine reiche Fülle dramatischen Stoffes dar; och denselben angemessen zu verwerthen, ist dem Grafen A. Tolstoi seiner Tragödie nicht geglückt. Er setzt in seinem Drama mit dem Augenblick ein, in welchem Jwan, durch den von ihm verschuldeten seines ältesten Sohnes in seinem Gewissen bedrängt, sich

ein Kloster zurückziehen will. Sein Entschluß wird durch

Bitten seiner Bojaren bald wieder wankend gemacht,

mit erneuter Grausamkeit setzt er seine Herrschaft ort. Nur seine eigenwilligen Launen bestimmen seine Handlun⸗ en, sowohl den gefügigen Bojaren, wie seiner Gemahlin gegenüber elche er verstoßen will, um noch in seinem Greisenalter eine achte Gemahlin zu nehmen. Die seinen Tod verkündenden Magier läßt der Despot qualvoll zu Tode martern, beleidigt Abgesandte fremder Länder, verfällt zeitweise in fanatische Bigotterie und stirbt schließlich, da ihm alle, freilich nur schwächlichen, Intriguen nichts anhaben können, in wuthschäumender Aufregung unter dem festen Blick des heimlich ach der Krone strebenden Fürsten Godunoff.

Der Dichter hat nur sehr geringe dramatische Wirkungen heraus⸗ zuarbeiten vermocht; in den ersten Akten zeigt sich der schreckliche Zwan manchmal von einer seltenen Langmuth einigen seiner Bojaren

genüber; lange Monologe halten die ohnehin nur langsam vorrückende ndlung noch mehr auf. Der Grausamkeit Iwan's steht ein sehr aches und weitläufiges Intriguenspiel gegenüber; vom dritten Akte

in mehren sich die Ausbrüche des Zorns und der maßlosen Wuth, welche Iwan bei dem leisesten Widerspruch ergreifen und bringen end⸗ ich einige Bewegung in den Lauf der Handlung. So wenig wie urch seinen dramatischen Aufbau empfiehlt sich das Stück durch eine Sprache, da von dichterischer Schönheit in derselben sehr wenig u Tage tritt.

Unter den Darstellern interessirte eigentlich nur Ernesto Rossi,

da die Träger der übrigen Rollen wenig Gelegenheit zu einer charak⸗ eristischen Gestaltung der von dem Dichter oberflächlich gezeichneten Personen fanden. E. Rossi verlieh dem vom höchsten Bewußtsein seiner Herrschergewalt getragenen IJwan manche würdevollen Züge, welche an seinen König Lear gemahnten; in der Scene, in welcher er, or dem verkündeten Tode schaudernd, öffentlich seine Sünden bekennt, rachte er die feige angstvolle Verzweiflung, aus welcher manchmal die tyrannische Grausamkeit lodernd aufflammt, besonders wirksam zur Darstellung. Zur Wiedergabe der höchsten, in blinder Raserei ahinstürmenden Leidenschaft reicht aber das Organ des Künstlers icht mehr aus, wenn man ihm auch die in kühnen Zügen auf⸗ litzende Gestaltungskraft zugestehen muß. Auf der Höhe seines Könnens war E. Rossi wieder im letzten Akt, als er die gute aune des Tyrannen durch freundschaftliche Fußstöße, welche er wohl⸗ gefällig lächelnd dem scherzenden Narren austheilt, kennzeichnete, und in der Sterbescene, als die höchste, zum Tode führende Aufregung durch unartikulirte Töne und stummes Spiel packend zum Ausdruck kam. Das Publikum spendete den Darstellern und im Besonderen Ernesto Rossi reichen Beifall. Der große Erfolg, welchen Ernesto Rossi am Sonntag in der Rolle des „Macbeth“ erzielte, veranlaßt die Direktion, dieses Drama morgen zu wiederholen. Am Mittwoch geht als letzte Gastspiel⸗ vorstellung Rossi's „Othello“ in Scene. Das Volksschauspiel „Streik“ von Karl Böttcher, zu welchem die Proben gegenwärtig eifrig im Gange sind, wird am Sonnabend eine Erstaufführung erleben. Adolph⸗Ernst⸗Theater.

Direktor Adolph Ernst begeht am 8. April das Jubiläum seiner 25 jährigen Künstlerthätigkeit. Zur würdigen Feier dieses Tages ist ein aus Mitgliedern und Freunden des Jubilars bestehendes Comité zusammengetreten, welches zur Zeit mit den Vorbereitungen der fest⸗ lichen Veranstaltungen beschäftigt ist.

Hr. Guido Tielscher, welcher in Folge eines schweren Unfalls seit drei Wochen seine Berufsthätigkeit einstellen mußte, tritt heute nach erfolgter Genesung wieder in der von ihm geschaffenen Rolle des

„Adam“ auf. Die lustige Jacobson⸗Ely’sche Posse, welche demnächst die 50. Aufführung erreicht, erfreut sich unausgesetzt lebhaften Beifalls und voller Häuser. Thomas⸗Theater.

Das Interesse für den „Millionenbauer“ steigert sich noch; am Sonntag war das Haus bis auf den letzten Platz ausverkauft.

8 Sing⸗Akademie. 1

Hr. Georg Henschel und seine Gattin, die von Zeit zu Zeit

us Lordon zu uns herüberkommen, veranstalteten am Sonnabend einen Lieder⸗Abend, an dem das ausgezeichnete Künstlerpaar, wie in früheren Jahren, allein fungirte, sodaß Duette mit Sologesängen bwechselten. Beider Stimmen haben sich vortrefflich erhalten. Auf in Duett aus „Giannina e Bernadone“ von Cimarosa, das den Abend eröffnete, folgten zwei Arien von Händel aus „Herkules“ und „Alessandro“, welche von Fr. Lillian Henschel mit geist⸗ voller Auffassung und großer Klarheit in den vieltaktigen Figurationen ausgeführt wurden. Ihre wohlgeschulte und sehr klangvolle Stimme trat noch in drei Liedern von Liszt und einigen Gesängen ihres Gatten ganz besonders wirksam hervor. Unter letzteren möchten wir dem Duett „Gondoliera“ mit seiner freien Stimmenbewegung und der interessanten Klavierbegleitung den Vorzug geben. Von den Liedern erschien manches nach guten Vorbildern mehr anempfunden, als originell erfunden. Hr. Henschel brachte seine vollkräftige und edel klingende Baritonstimme wie die sehr ausdrucksvolle Vortragsweise in Gesängen von Fraack, Pergolesi, in dem beiteren Liede des „Crugantino“ von Beethoven, sowie in Liedern von Schubert, Brahms und in seiner eigenen sehr elegisch gehaltenen Ballade „Jung Dieterich“ ganz vorzüglich zur Geltung. Loewe’s „Erlkönig“ war keine glückliche Wahl. Einen passenden Schlußeffekt bildete das Duett aus Boieldieu's Oper „Le nouveau Seigneur de Village“. Beide Vortragende, durch den reichen Beifall veranlaßt, gewährten noch einige Zugaben. Der sehr klangvolle Bechstein'sche Flügel trat

in der Begleitung des Hrn. Henschel mitunter zu stark hervor; es

wäre vielleicht ein kleineres Format hierfür zweckmäßiger gewesen.

Nannigfaltiges.

Für das Kaiser⸗Wilbelm⸗Denkmal, welches die Gemeinde Schöneberg vor ihrem neuen Amtshause errichten will, ist gestern, am Geburtstag Seiner Hochseligen Majestät, der Grundstein gelegt worden. Der feierliche Akt gewann eine erhöhte Bedeutung durch die Theil⸗

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nahme zahlreicher Kriegervereine, deren Mitglieder einst unter dem sieggekrönten Herrscher gefochten hatten. Schöneberg hatte aus Anlaß des Festtages einen reichen Flaggen⸗ und Guirlandenschmuck angelegt. Der Festplatz, am Schnittpunkt der Haupt⸗, Bahn⸗ und Kolonnenstraße war mit Flaggenmasten besetzt, nach Süden zu erhob sich eine Tribüne für die Ehrengäste. Es waren hier anwesend der Landrath Stubenrauch, der Oberst⸗ Lieutenant Taubert als Vertreter der Eisenbahn⸗Brigade, Major Bahr vom 1., Oberst⸗Lieutenant Walter vom 2. Eisenbahn⸗ Regiment, mit dem Offiziercorps und den in Paradeanzug erschienenen Chargirten beider Regimenter. Das Bezirkskommando war durch den Commandeur Oberst Giese und durch Major Friese vertreten. In weitem Umkreis hatten 46 Kriegervereine mit ihren Fahnen und Standarten Aufstellung genommen. Allein der Landwehrverein war 150 Mitglieder stark mit eigener Musik und den Tambours des 2. Garde⸗Regiments erschienen. Auch die Sanitätskolonne, die Turner und die Feuerwehr wohnten der erhebenden Feier bei. Die Gesänge wurden von den vereinigten Gesangvereinen des Orts und 200 Schulkindern ausgeführt, die Musikbegleitung hatte die Kapelle des Eisenbahn⸗Regiments übernommen. Um zwei Uhr begann die Feier mit dem gemeinsamen Gesang des Chorals „Ein' feste Burg ist unser Gott“ und mit der vom Chor vorgetragenen Hymne „Lobe den Herrn“’. Dann nahm der Vorsitzende des Denkmalausschusses Fritz Heyl das Wort zu einer begrüßenden Ansprache, in der er darauf hinwies, daß der nun von der ganzen Ge⸗ meinde aufgenommene Gedanke der Errichtung des Denk⸗ mals zuerst von den alten Soldaten ausgegangen sei. Er schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, der begeisterten Widerhall fand. Die von sämmtlichen Sängern vorgetragene Kaiserhymne „Glorreich auf dem Erdenrund“ leitete sodann zur Festrede des Superintendenten Vorberg über, der an die christliche Bedeutung des Palmensonntag und der Osterwoche anknüpfend den Gefühlen der Freude Ausdruck gab, daß dem Heldenkaiser, den der Tod uns entrissen, nun auch ein sichtbares Denkmal entstehen solle. Nach dem Männerchor „Die Himmel rühmen“ verlas Gustav Müller die Stiftungsurkunde, die alsdann mit der am gestrigen Tage eingetroffenen Kaiserlichen Genehmigung des Denkmals, mit dem Etat, den Zeitungen des Ortes und mit den Abdrücken einiger Kaiserreden in den vom Klempnermeister Brockmüller verlötheten Kasten geschlossen wurde. Die Einfügung des Grundsteins und die Aufmauerung des Schlußsteins vollzog Maurermeister Netzeband. Der Segen des Geistlichen, die Hammer⸗ schläge der Ehrengäste und der Ortsbehörden sowie Chor⸗ und Gemeindegesang beendeten den schönen patriotischen Akt. Am Nach⸗ mittag fanden größere Volksfestlichkeiten in den Lokalen des Orts statt, im „Schwarzen Adler“ spielte die Kapelle des Eisenbahn⸗ Regiments, im Lindenpark gaben sich die Krieger mit ihrem Musik⸗ corps der Festesfreude hin, in der Schloßbrauerei erhöhten die Gesang⸗ vereine durch wirkungsvolle Vorträge die Weihe des Tages. Für das Denkmal sind bisher 14 000 zusammengebracht. Der vom Bildhauer Gerling ausgeführte Entwurf zeigt ein 3,40 m hohes Postament, das von der Firma Kessel u. Röhl in schwedischem Granit hergestellt werden soll und das 2,65 m hohe von Gladenbeck zu gießende Standbild des Kaisers tragen wird. Voraussichtlich wird die Weihe des Denkmals am 22. März 1892 stattfinden.

Vom 31. März bis zum 5. April findet, wie wir der „Voss. Ztg.“ entnehmen, in den Räumen des Deutschen Schul⸗Museums, Blumenstraße 63 a, eine Ausstellung von Lehrmitteln für den allgemeinen Anschauungs⸗Unterricht auf der Unterstufe statt. Es sollen nicht nur die gegenwärtig in den Schulen benutzten Bilder⸗ werke dieser Art ausgestellt werden, sondern auch die historisch merk⸗ würdigen Anschauungsmittel aus früheren Zeiten bis zurück ins siebzehnte und achtzehnte Jahrhundert. Den eigentlichen Anschauungsbildern der Jetztzeit reihen sich mehrere Bilderwerke an, welche für den elementaren fremdsprachlichen Unterricht bestimmt sind und hier besonders als Grundlage der Sprechübungen dienen sollen. Die Ausstellung ist während der Zeit ihrer Eröffnung jeden Tag von 11—1 Uhr für Jedermann kostenfrei zugänglich. Am 3. April findet ein Vortrag über die historische Abtheilung statt, am 4. April eine Besprechung über moderne Anschauungsbilder.

Die kaufmännischen Fortbildungsschulen Kölln und Friedrich⸗Werdersches Gymnasium versenden soeben die Prospekte für das am 1. April beginnende Sommersemester, aus denen alles Nähere über die Theilnahme am Unterricht, die auch Nicht⸗Kaufleuten ge⸗ stattet ist, hervorgeht. In Folge einer namhaften Staatssubvention, der fortdauernden Unterstützung der städtischen Behörden und be⸗ deutender privater Zuwendungen ist es dem Kuratorium möglich, das Schulgeld nur auf 9 zu normiren, wo⸗ für ein gediegener Unterricht in allen kaufmännischen Disziplinen gewährt wird. Da nur eine durch die Raum⸗ verhältnisse beschränkte Anzahl Schüler aufgenommen werden kann, thun Interessenten gut, sich einen Platz in den einzelnen Kursen zu sichern. Anmeldungen werden entgegengenommen bei dem Vorsitzenden des Kuratoriums Rechtsanwalt Dr. Haase, Alexanderstraße 16, dem stellvertretenden Vorsitzenden Herm. Schmid, Dresdener Bank, Opern⸗ platz, dem Schriftführer Karl Siegismund, Mauerstraße 68, bei dem Direktor der Schulen Harry Schmidt, Kleiststraße 46, sowie allen übrigen Mitgliedern des Kuratoriums.

Im Heimathshause für Töchter höherer Stände fand am Sonnabend die Jahresprüfung der Handelsschule statt, der im Auftrage des Ministeriums für die geistlichen ꝛc. Angelegenheiten der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schneider beiwohnte. Die Prüfung erstreckte der „N. A. Z.“ zufolge sich über die Handels⸗ geschichte, deutsche Literatur, Rechnen, Französisch, Englisch, Buch⸗ führung und Wechselkunde. Nach der Prüfung wurden durch Justiz⸗ Rath Dr. Lazarus 27 Schülerinnen entlassen. Die von der hohen Protektorin, Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich verliehenen Medaillen erhielten die Handelsschülerin Julie Krantz⸗Tilsit und die Gewerbeschülerinnen Schumann⸗Neiße und Sondermann⸗Berlin. Außerdem wurden sechs Schülerinnen belobt. In den Schulsälen waren die Arbeiten der Gewerbeschule, namentlich der Abtheilungen für Schneidern, Wäschenähen, Stricken, Stopfen, Flicken, Sticken, Klöppeln, Putz⸗ und Kunsthandarbeit ausgestellt. Die Sachen fanden allseitige Anerkennung. 8

Die in Nr. 63 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ gebrachte, dem „Conf.“ ent⸗ nommene Nachricht, daß die Kutscher der Berliner Aerzte fortan weiße Hütetragen werden, damit, wenn zufällig ein Arzt gebraucht wird, man sofort den Wagen eines solchen, der die Straßen durchfährt, er⸗ kennen kann, stellt der „Fuhrhalter“ dahin richtig, daß die neu⸗ begründete Kontrolwagen⸗Aktiengesellschaft die weißen Hüte als Kopfbedeckung für deren Personal auserwählte und auch später die Führer der Kontroldroschken damit ausgestattet werden sollen, voraus⸗ gesetzt, daß das Polizei⸗Präsidium derartige Ausnahmen von der Uniform der Droschkenkutscher gestattet.

Die in Ausführung begriffene Regulirung der Unter⸗ spree ermöglicht es, daß in Zukunft Schiffsgefäße größester Ab⸗ messung bis 8 m Breite auf den Wasserstraßen innerhalb des Berliner Weichbildes verkehren werden. Da die im Zuge der Strom⸗ und Lessingstraße über die Unterspree führende Lessing⸗ Brücke nur eine lichte Weite von 8,26 m besitzt, würden für die größeren Fahrzeuge Hindernisse eintreten. Der Magistrat hat deshalb, wie die „N. A. Z.“ erfährt, ein Projekt für die Erweiterung der Durchfahrtsöffnung der Lessing⸗Brücke auf 10 m ausgearbeitet und der Stadtverordneten⸗Versammlung zur Genehmigung vorgelegt. Zu den sich auf 13 300 stellenden Kosten des Neubaues hat sich der Fiskus bereit erklärt, die Hälfte bis auf Höhe von 6650 der Stadtgemeinde Berlin aus Staatsmitteln zu erstatten.

Die Schmuckanlagen des Alexander⸗Platzes sollen, der „N. Pr. Z.“ zufolge, noch bis zum Anfang kommenden Monats fertig gestellt werden. Der Mittelgang der nach dem Polizei⸗

Präsidium zu gelegen

gegeben worden, die übrigen Wege dürften in den nächsten Tagen fertig gestellt sein. Die Pflasterungsarbeiten des nördlichen, nach dem Königsgraben zu belegenen Theils des Alexander⸗Platzes sind jetzt ebenfalls vollendet und die gärtnerische Ausschmückung dortselbst wird gleichfalls eifrig gefördert. Der in der Mitte dieser Schmuckanlage aufgestellte Springbrunnen wird mit Blumenbeeten umgeben.

Ein interessanter Versuch mit dem ersten aus England hier ein⸗ geführten Berthon⸗Falt⸗Boot wurde gestern in frühester Morgenstunde auf der Oberspree ausgeführt. Das Boot ist aus Lein⸗ wand erbaut und wie ein Harmonika zusammenlegbar; es wiegt mit vollständiger Ausrüstung nur 25 kg, kann somit bequem von einem Manne getragen werden. Da es doppelwandig ist und sich zwischen den Wänden Luft befindet, so ist das Boot unsinkbar und kann zur Nolh drei bis vier Mann tragen. Der Besitzer ruderte in dem Boot von der Oberschleuse bis zum Bootshaus des Vereins am Rummels⸗ burger See.

Breslau, 21. März. Die „Breslauer Zeitung“ meldet aus Beuthen: In Folge eines auf der Florentinen⸗Grube gestern Nachts ausgebrochenen Grubenbrandes wurden ein Oberhäuer und vierzehn Pferde getödtet. Der Brand ist heute gelöscht und der Betrieb in vollem Umfange wieder aufgenommen worden.

Aachen, 22. März Die Kratzentuch⸗, Filz⸗ und Regenmantel⸗ stoff⸗Fabrik von Theodor Sartorius ist laut Meldung des „W. T. B.“ heute Nacht durch Feuer vollständig zerstört worden.

Meiningen, 17. März. In Gräfenthal haben die Kataster⸗ Beamten Eckold und Illig und der Kreiskommissar Winkler am hiesigen „Stachelberg' ein Kohlenlager von ganz bedeutendem Umfange aufgeschlossen. Laut „Brückner'’s Landeskunde“ ist im Jahre 1752 und auch in späterer Zeit in derselben Gegend nach Stein⸗ kohlen gegraben worden, man hatte aber die rechte Stelle nie gefunden.

Hamburg, 21. März. Auf der Nordsee herrscht nach einer Meldung der „D. B. H.“ starker Sturm. DZahlreiche Unfälle werden gemeldet.

Hamburg, 21. März. Vom Senat ist nach einer Mitthei⸗ lung des „W. T. B.“ beantragt worden, die Gaswerke in Regie

zu nehmen und die Elektrizitätswerke zu verpachten; der Bürger⸗

Ausschuß hat dagegen beantragt, beide Werke zu verpachten.

London, 21. März. Die 48. Ruderwettfahrt zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge, welche, wie die „A. C.“ berichtet, heute Vormittag um 11 Uhr auf der Themse statt⸗ fand, war nicht vom Wetter begünstigt. Von 7 Uhr ab begann es zu schneien und der rauhe Ostwind war auch nicht gerade dazu ange⸗ than, die Massen des Volks einzuladen, dem Schauspiel beizuwohnen. Bei der gewaltigen Herrschaft, welche der Sport in England ausübt, zählten jedoch die Zuschauer natürlich trotz alledem nach Tausenden und Abertausenden. Das Ergebniß der Wettfahrt hat viele Wettende enttäuscht. Es galt die letzten Tage für ziemlich ausgemacht, daß Cambridge ruhmreich als Sieger aus der Fahrt hervorgehben würde. Allein wie im letzten Jahre trug Orford auch jetzt den Sieg davon und schlug seine Gegner um eine Viertel⸗Bootlänge. Sportsleute versichern, daß die heutige Wettfahrt eine der glänzendsten gewesen ist, welche jemals auf der Themse ausgefochten wurden.

Gibraltar, 19. März. Ueber den Schiffbruch der „Utopia“ (vergl. Nr. 68 u. 69 d. Bl.) wird dem „Reuter'schen Bureau“ weiter berichtet: Die Taucher, welche das Wrack der „Utopia“ untersuchen, sagen, daß im Zwischendeck eine Menge Leichen liegen. Dieses beweist, daß viele nicht auf Deck gelangen konnten. Die Treppen nach oben waren bald durch das Gedränge verstopft und die Stellung, in welcher die Taucher viele Leichen im Zwischendeck fanden, zeigte, wie furchtbar die Leute um ihr Leben gekämpft hatten. Der Zustand mancher der Geretteten war entsetzlich. Eine Frau, die ihre zwei Kinder verloren hatte, wurde irrsinnig und mußte in das Hospital geschafft werden. Viele von den Geretteten sind in den Baracken auf dem Glacis untergebracht. Es schwimmen noch immer weitere Leichen an die spanische Küste. Die vier in Gibraltar garni⸗ sonirenden Infanterie⸗Bataillone halten an dem ganzen Küstenstrich von Europa Point bis zur Nordfront Wache. Ueber das Benehmen der Mannschaft des Kanalgeschwaders herrscht nur eine Stimme des Lobes. Gleiches gebührt den im Hafen liegenden Schiffen. Das Rettungsboot der Yacht „Resolute“ rettete sechzehn Menschenleben. Heute wurden die beiden Marinematrosen, welche bei dem Scheitern der Dampfpinasse der „Immortalité“ ertranken, unter militärischen Ehren bestattet. Säͤmmtliche Kriegsschiffe hatten Abordnungen zu der Feierlichkeit ge⸗ sandt. Die „Utopia“ hatte 815 Zwischendecks⸗ und drei Kajüten⸗ fahrgäste. Die Besatzung zählte 59 Mann, und drei Leute hatten sich, ohne zu zahlen, auf das Schiff geschmuggelt. Der Kapitän der „Utopia“, Me. Keague, wurde gestern verhaftet, aber sofort gegen Stellung von Bürgschaft freigelassen. Heute begann die Leichenbeschauers⸗ Untersuchung. Die Gesammtzahl der Ertrunkenen ist nach der „Voss. Z.“ jetzt amtlich auf 562 angegeben; fast alle weiblichen Passagiere sind ertrunken. Die Jury zur Untersuchung der Todes⸗ ursache der mit der „Utopia“ Verunglückten gab nach einer Meldung des „W. T. B.“ ihr Verdikt dahin ab, daß der Tod durch Unfall erfolgt sei und den Kapitän wie die Offiziere keine Schuld treffe.

Christiania, 22. März. Heute Nacht ist, wie das „W. T. B.“ meldet, das große Vollmann'sche Galanteriewaarengeschäft in der Königstraße mit allen Vorräthen vollständig niedergebrannt. Der Schaden wird auf mehr als eine Million Kronen geschätzt.

New⸗Orleans, 19. März. Ein Zeitungsberichterstatter, Namens Frank Waters, wurde, dem „R. B.“ zufolge, gestern auf offener Straße von dem Kapitän Arthur Dunn, einem der Staatsanwälte bei der neulichen Untersuchung der Italiener, wegen Ermordung des Po⸗ lizeichefs Hennessey, erschossen. Waters war anscheinend betrunken und stieß Schmähreden auf alle an der Untersuchung betheiligten Personen aus. Als Kapitän Dunn an ihm vorüberkam, zog Waters seinen Revolver und feuerte sechs Schüsse auf ihn ab. Der Kapitän er⸗ widerte das Feuer und streckte mit seiner fünften Kugel Waters todt zu Boden, nachdem er selbst zweimal anscheinend lebensgefährlich ge⸗ troffen war. Zwei Zuschauer wurden ebenfalls, wenn auch nur leicht, verwundet.

Calcutta, 16. März. Die „Times“ meldet: Die größte religiöse Kundgebung, welche je in Indien stattgefunden haf, ist gestern, von dem Sovabazar⸗Ausschuß und dem Britisch⸗ Indischen Verein organisirt, vor dem Klighaat⸗Schrein in Calcutta als Protest gegen die Eheschließungsgesetz⸗Vorlage ab⸗ gehalten worden. Ueber 200 000 Hindus nahmen an ihr Theil. Radschahs, Zemindars, Kaufleute, Advokaten, Professoren, Doktoren und Studenten waren zugegen, während die Hindu⸗Frauen fasteten. 300 Brahmanen leiteten den Gottesdienst und sangen die Vedas. 10 000 Homas wurden für den Schutz der Religion gebetet, Tausende sangen die Hymnen, schreckliches Geschrei erfüllte die Luft das ganze Volk schien wahnsinnig zu sein. Viele der Anwesenden fielen in Zuckungen und hatten Schaum vor dem Munde. Ein Hindu wollte sein Leben als Opfer darbringen, wurde jedoch von seinem Vor⸗ haben abgehalten. 8 3

Hauptschmuckanlage ist für den Verkehr frei⸗

F.. M 71. 1. Untersuchungs⸗Sachen. 2. Aufgebote, Zustelungen u. . 3. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. 4. . Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. 5. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.

Berlin, Montag, den 23. März

1891.

Deffentlicher Anzeiger.

6. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch.

7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften. 8. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. 9. Bank⸗Ausweise.

10. Verschiedene Bekanntmachungen.

11) Untersuchungs⸗Sachen.

[72860] Bekanntmachung. Durch Beschluß der Strafkammer des Kaiserlichen Landgerichts zu Zabern vom 14. dies. Mts. wurde im Deutschen Reiche befindliche Vermögen der nachstehend aufgeführten, der Verletzung der Wehr⸗ pflicht angeklagten Personen beschlagnahmt, nämlich: 1) Adrian, Julian, geb. 23. Januar 1870 zu Hommartingen, zuletzt dort wohnhaft, und 2) Nußbaumer, Albert, geb. 7. Oktober 1870

zu Triembach, zuletzt in Deutsch⸗Avricourt wohnhaft

gewesen. Zabern, den 18. März 1891. Der Kaiserliche Erste Staatsanwalt Hasemann. 172864] Bekanntmachung. In der Untersuchungssache gegen den Rekruten Johann Conrad Kolb aus Hof u. Lembach, O.⸗A. Marbach, wegen Fahnenflucht, hat das Königl. Militär⸗Revisionsgericht zu Stuttgart am 11. d. M. zu Recht erkannt: 'es solle das dem Kolb gegenwärtig zustehende oder künftig anfallende Vermögen unbeschadet der Rechte Dritter mit Beschlag belegt sein. Ludwigsburg, den 18. März 1891. 52. Infanterie⸗Brigade (2. K. W.).

1

Durch Beschluß der Strafkammer III. des Groß⸗ erzoglichen Landgerichts hieselbst vom 12. d. Mts. st das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen

des wegen Vergehens nach §. 140 Ziffer 1 des St.⸗G.⸗Bs. angeklagten Johann Hinrich Elling⸗ ausen, geb. den 2. Januar 1867 zu Sage, Amts Wildeshausen, zuletzt wohnhaft daselbst, in Gemäß⸗ 8 §§. 325, 326, 480 St.⸗P.⸗O. mit Beschlag elegt. DOldenburg, 1891, März 12. Der Staatsanwalt. (Unterschrift.)

2) Aufgebote, Zustellungen und dergl.

Bekanntmachung. 8 8 Verfahren der Zwangsversteigerung des auf den Namen des Architekten Paul Eichner zu Charlottenburg eingetragenen Grundstückes von Alt⸗ öͤlln, Band 3 Nr. 265, Köllnischer Fischmarkt 5, hen Termine am 1. und 4. April sind aufgehoben vorden. Berlin, den 17. März 1891. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 52.

72877] Aufgebot. Auf Antrag des Kirchenvorstandes von Tolksdorf

bei Hogendorf wird der Inhaber des angeblich in der

kacht vom 20. auf den 21. August 1884 aus der Kirchen⸗ und Benefizien⸗Kasse von Tolksdorf ge⸗ stohlenen privilegirten Pfandbriefes Nr. 113 über 900 der verbundenen Ostpreußischen Land⸗ schaft, ausgefertigt am 24. Dezember 1823 auf das im damaligen Mohrung'schen Departement und Kreise, jetzt im Bezirk des unterzeichneten Gerichts belegenen Gute Grasnitz, aufgefordert, spätestens im Aufgebots⸗ termin am 17. Oktober 1891, Vormittags 11 Uhr, seine Rechte anzumelden und den Pfand⸗ brief Nr. 113 vorzulegen, widrigenfalls derselbe für kraftlos erklärt werden wird.

HOsterode (Ostpreuß.), den 14. März 1891.

Königliches Amtsgericht. beS Ks“ Aufgebot. Der Kaufmann Wilhelm Emilius in Hamburg at das Aufgebot der angeblich verlorenen, am . Mai 1845 ausgestellten Stamm⸗Aktie der Glück⸗

Eeeeee Eisenbahn⸗Gesellschaft, jetzt der in

iquidation befindlichen Schleswig⸗Holsteinischen Marschbahn⸗Gesellschaft in Glückstadt, Littera A. Nr. 743 zum Nominalwerthe von 450 ℳ, beantragt Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 23. Septbr. 1891, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte üe raumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden nd die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraft⸗ loserklärung der Urkunde erfolgen wird. 1 Glückstadt, den 5. März 1891. Königliches Amtsgericht. Beglaubigt: Kegel, Aktuar.

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1ge8 Aufgebot. 1.) Die Frau Peter Normann, Charlotte, geb. Jagdenfuchs, zu Bockenheim,

2) Georg Heinrich Stemmler V. zu Breckenheim haben das Aufgebot der Schuldverschreibungen der Nassauischen Landesbank:

8 Litt. Fb Nr. 695, 5709 und 5710

über W und deren Kraftloserklärung beantragt. Die Inhaber dieser Schuldverschreibungen werden aufgefordert, solche binnen fünf Jahren, vom Tage dieser Aufforderung an, spätestens in dem auf den 16. Oktober 1895, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Marktstraße Nr. 1, Zimmer Nr. 15, anberaumten Aufgebotstermin ihre Rechte anzumelden und die Schuldverschreibungen vorzulegen, bei Meidung des Verlustes ihrer Rechte und der Urkunden.

„Der Nassauischen Landesbank wird die Zahlungs⸗ leistung an den etwaigen Ueberbringer der fraglichen

Schuldverschreibungen und Coupons bis zum Aus⸗ trag der Sache bei Meidung doppelter Zahlung untersagt. Wiesbaden, den 10. September 1890 Königliches Amtsgericht. VI.

[59012] Aufgebot. 8 1) Se 1u1“¹“ Johannes Römer Nissen in Heide, der Hofbesitzer Johann Jürgens in Stelle bei Weddingstedt pr. Heide, 1n Peter Bornholdt in Tenns⸗ üttel, die Pfen Rechtsanwalt M. Struve in Heide, der Manufakturwaarenhändler Josef D. Levy in Friedrichstadt, vertreten durch den Rechts⸗ anwalt Dr. Abraham daselbst, der Hofbesitzer Johann Thedens aus Wrohm bei Tellingstedt, haben das Aufgebot folgender angeblich verloren ge⸗ gangener Aktien der Westholsteinischen Eisenbahn, sämmtlich lautend auf den Betrag von 300 ℳ: zu 1) der Prioritäts⸗Stammaktie Nr. 10 493 und der Stammaktie Nr. 02 606. zu 2) der Prioritäts⸗Stammaktie Nr. 09 061 und der Stammaktie Nr. 04 071, zu 3) der Prioritäts⸗Stammaktie Nr. 08 593, zu 4) der Prioritäts⸗Stammaktie Nr. 10 495 und der Stammaktie Nr. 02 6160, zu 5) der Stammaktie Nr. 03 187, zu 6) der Stammaktie Nr. 04 180, beantragt. Die Inhaber der Urkunden werden auf⸗ gefordert, spätestens in dem auf Dienstag, den 3. November 1891, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebots⸗ termine ihre Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird,⸗ Neumünster, den 15. Januar 1891. Königliches Amtsgericht.

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8 [46313]

Das Königliche Amtsgericht Oberdorf Königl. Amtsrichter Hayd hat unterm 5. November 1890 folgendes Aufgebot erlassen:

Es ist zu Verlust gegangen das Sparkassabuch Nr. 3846 der Distriktssparkasse Oberdorf, ausgefertigt am 4. September 1888 über ein bei der genannten Sparkasse für den minderjährigen Josef Anton Hief, illeg. der Oekonomenstochter Christine Hief von Bi⸗ dingen eingelegtes Kapital von 1560 93 ₰. Auf Antrag des Josef Anton Hief, Maurers von Bi⸗ dingen, als Vormund seines bezeichneten Mündels Josef Anton Hief wird nun der Inhaber des obigen Sparkassabuches aufgefordert, längstens im Aufgebots⸗ termin am Dienstag, den 16. Juni 1891, Vormittags 9 Uhr, im diesgerichtlichen Sitzungs⸗ saale seine Rechte anzumelden und das fragliche Spar kassabuch vorzulegen, widrigenfalls dessen Kraft⸗ loserklärung erfolgen wird.

Oberdorf, am 15. Norember 1890. Gerichtsschreiberei des Kgl. bayer. Amtsgerichts Oberdorf.

(L. S.) Hengge, Kgl. Sekretär.

[59494] Aufgebobt. 8

Auf Antrag des Inwohners Paver Kollmer von Schwarzenbach, Amtsgerichts Neukirchen hl. Blut, Namens der Erben der verstorbenen ledigen groß⸗ jährigen Inwohnerin Anna Kamml von Riederberg, wird der unbekannte Inhaber des von der Distrikts⸗ sparkassa Kec ag auf den Namen der Anna Kamml mit Tgb. Nr. 82 und Hauptbuch Nr. 260 aus⸗ gestehten Sparkassabuches, lautend auf ein Kapita von 400 Fl. = 685 71 ₰, welches vicht mehr aufgefunden werden kann, aufgefordert, seine Rechte spätestens am Aufgebotstermine Freitag, den 14. August 1891, Vormittags 9 Uhr, im Sitzungssaale des unterfertigten Gerichts anzumelden und das Sparkassabuch vorzulegen, widrigenfalls dasselbe für kraftlos erklärt wird.

Kötzting, am 14. Januar 1891. 8

Kgl. Amtsgericht Kötzting.

(L. S.) Leipold, Kgl. Amtsrichter.

Zur Beglaubigung:

Kötzting, den 19. Januar 1891. (L. S.) Der Kgl. Gerichtsschreiber. Sternbauer. [65853] Aufgebot.

Das auf den Namen des Otto Scheige zu Halle a./S., Schülershof 2, ausgestellte Abrechnungs⸗ buch Nr. 30 922 der städtischen Sparkasse zu Halle a./S., nach welchem dem Otto Scheige am 9. September 1890 ein Guthaben von 2300 nebst 80,76 Zinsen zustand, ist angeblich verloren gegangen. Auf Antrag des Privatmanns Otto Zscheyge (Scheige) in Halle a/S. wird dasselbe hierdurch aufgeboten und der Inhaber des Ab⸗ rechnungsbuchs aufgefordert, spätestens in dem auf den 17. September 1891, Vormittags 11 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle, kleine Stein⸗ straße Nr. 8, Zimmer 31, anberaumten Termine dasselbe vorzulegen und seine Rechte beim unterzeich⸗ neten Gericht anzumelden, widrigenfalls dasselbe für kraftlos erklärt werden wird.

Halle a./S., den 13. Februar 1891.

Königliches Amtsgericht. Abtheilung VII.

[33936] Aufgebot. Das Sparkassenbuch der Stadtsparkasse zu Herz⸗ berg (Elster) Nr. 129, über 851,54 ausgefertigt für den Schneidergesellen Friedrich Braunhold in Herzberg, ist angeblich abhanden gekommen und soll auf den Antrag des Eigenthümers Friedrich Braun⸗ hold vom 18. September 1890 zum Zwecke der neuen Ausfertigung amortisirt werden. Der Inhaber

gebotstermine vom 5. Mai 1891, Mittags 12 Uhr, bei dem unterzeichneten Gericht seine Rechte anzumelden und das Buch vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung desselben er⸗

folgen wird.

Königliches Amtsgericht.

p

In Sachen, betreffend den Antrag der Gemeinde Bürden auf Kraftloserklärung des Sparkassebuchs Nr. 4285 der städtischen Sparkasse hier, findet der Aufgebotstermin nicht Mittwoch, den 23. Septem⸗ ber 1891, Vormittags 11 Uhr, sondern

Mittwoch, den 23. Dezember 1891,

statt Vormittags 11 Uhr,

att.

Hildburghausen, den 14. März 1891. Herzogl. Amtsgericht, Abth. II SHoyfgarten.

[72884] Aufgebot.

Auf dem Grundstück des verstorbenen Maurers Heinrich Kruse in Lauenburg Bd. III Bl. 161 Nr. 2 Schuld⸗ und Pfandprotokolls für die Vorstadt Lauen⸗ burg stehen 600 ℳ, in Worten „Sechshundert Mark“, Darlehn aus Obligation vom 12. Januar 1861 zu Gunsten der Wittwe Elisabeth Perthun, geb. Gätcke, eingetragen.

Auf dem Grundstück des Arbeitsmanns Friedrich Ferdinand Heinrich Deppe in Lauenburg, früher dem Arbeitsmann Johann Jürgen Jungmann gehörig Bd. VIII Bl. 137 Nr. 1 daselbst, stehen 240 ℳ, in Worten Zweihundertvierzig Mark, aus Schuldver⸗ schreibung vom 28. Februar 1849 zu Gunsten des Stromaufsehers J. H. Th. Tüger in Lauenburg ein⸗ getragen.

Die Darlehnsdokumente sind in beiden Fällen verloren gegangen. Die Eigenthümer haben das Auf⸗ gebot derselben beantragt und werden die Inhaber der Dokumente aufgefordert, sich spätestens in dem auf dem hiesigen Amtsgericht auf Freitag, 9. Ok⸗ tober 1891, Vormittags 11 Uhr, angesetzten Termin zu melden, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird.

Lauenburg, 11. März 1891.

Königliches Amtsgericht.

[72881] Aufgebot.

Auf dem Meyerhof Nr. 1 zu Bohmte stehen im hiesigen alten Hypothekenbuche Tom. 17 noch fol⸗ gende Hypotheken.

1) Pag. 1 Nr. 4 wegen 5000 Thlr. aus der nota⸗ riellen Urkunde vom 21. Juni 1849, eingetragen am 8. Mai 1850 zu Gunsten des Bankiers Karl Breusing in Osnabrück,

2) Pag. 1 Nr. 6 wegen einer Bürgschaft wegen der Postexpedition zu Bohmte, eingetragen am 10. März 1846 zu Gunsten des General⸗Post⸗ Direktoriums zu Hannover,

3) Pag. 1 Nr. 13 wegen 1000 Thlr. Gold, ein⸗ getragen am 2. Januar 1834 zu Gunsten des Post⸗ meisters Stegemann in Stade,

4) Pag. 103 Nr. 15 wegen 15000 Thlr. aus der

notariellen Urkunde vom 1. September 1851, ein⸗ getragen am 2. September 1851 zu Gunsten des Bankiers Breusing zu Osnabrück, .5) Pag. 103 Nr. 16, 17, 18, 19 wegen vier mal je 5000 Thlr. Gold aus den notariellen Urkunden vom 18. April 1853, eingetragen am 23. April 1853 zu Gunsten des Handlungshauses H. R. Reinken in Bremen.

Auf Antrag des Grafen Friedrich Wilhelm von dem Bussche Ippenburg⸗Kessell zu Ippenburg als zeitigen Eigenthümers des Meyerhofes Nr. 1 zu Bohmte werden obige Hypotheken hiermit öffentlich aufgeboten, und alle, welche irgend Ansprüche aus denselben zu haben vermeinen, hierdurch aufgefordert, solche Ansprüche unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden spätestens in dem hier am Freitag, den 22. Mai 1891, Mittags 12 Uhr, anstehenden Termine anzumelden, unter der Verwarnung, daß im Nichtanmeldungsfalle die Hypotheken für voll⸗ ständig erloschen erklärt und im Hypothekenbuche gelöscht werden sollen.

Wittlage, den 13. März 1891.

Königliches Amtsgericht I. [72878] Aufgebot. Das Eigenthum des im Grundbuch von Skietz Band I Blatt 42 verzeichneten Kathe⸗Grundstücks, welches aus 3 a. Wiese am Dorfe mit 14 Ar 30 ⸗Meter und 0,28 Thlr. Reinertrag, b. Hofraum ebenda von 9 Ar 70 ⸗Meter mit e, und Hausgarten und 18 Nutzungs⸗ wer besteht, und als dessen Eigenthümer Andreas Bonk und dessen Ehefrau Regina, geborene Knich, ein⸗ getragen stehen, soll für die verwittwete Amtsrath Dobberstein, Alexandrine, geborene Grunow, zu Flatow eingetragen werden. Auf den Antrag der Letzteren werden deshalb 1) alle ihrer Existenz nach unbekannten Eigen⸗ thumsprätendenten aufgefordert, ihre Ansprüche und Rechte auf das Grundstück spätestens im Aufgebots⸗ termine am 25. Mai 1891, Vormittags 9 ½ Uhr, bei dem unterzeichneten Amtsgericht, Zimmer Nr. 9, anzumelden, widrigenfalls sie mit ihren etwaigen Ansprüchen auf das Grundstück werden v werden;

2) der seinem Aufenthalte nach unbekannte Eigen⸗ thumsprätendent Stanislaus Bonk in Amerika Sohn der eingetragenen Eigenthümer aufgefordert, spätestens in demselben Termin und bei demselben Gericht seine Ansprüche und Rechte auf das Grund⸗

des Buches wird aufgefordert, spätestens im Auf⸗

stück a zumelden nd sein etwaiges Widerspruchs⸗

1“

Herzberg (Elster), den 18. September 1890.

recht gegen die beabsichtigte Eigenthumseintragung zu bescheinigen, widrigenfalls die Eintragung des Eigenthums der verwittweten Amtsrath Dobberstein, Alexandrine, geborene Grunow, zu Flatow erfolgen wird und ihm nur überlassen bleibt, seine Ansprüche in einem besonderen Prozesse zu verfolgen. Flatow, den 5. März 1891. Königliches Amtsgericht.

[72879] Aufgebot.

Als Eigenthümer des Grundstücks Fordon Nr. 183 (Hausnummer Nr. 196) sind gegenwärtig:

a. die Handelsmann Hirsch und Rahle, geb.

Hirsch, Itzigschen Eheleute,

b. die Schneidermeister Baruch und Rosa, geb. 3 Cohn, Loewenbergschen Eheleute eingetragen. Es soll der Händler Moses Bernstein zu Bromberg, welcher durch Vertrag und Uebergabe von dem Jahre 1870 das Eigenthum erworben haben soll, als Eigenthümer eingetragen werden.

Auf seinen Antrag werden deshalb

1) alle ihrer Existenz nach unbekannten Eigen⸗ thumsprätendenten aufgefordert, ihre Ansprüche auf das Grundstück spätestens im Aufgebotstermine den 19. Mai 1891, Vormittags 11 Uhr, bei dem unterzeichneten Gerichte anzumelden, widrigenfalls sie mit ihren Ansprüchen auf das Grundstück werden ausgeschlossen und ihnen deshalb ein ewiges Still⸗ schweigen auferlegt werden wird;

2) die ihrem Aufenthalte nach unbekannten Eigen⸗ thumsprätendenten, nämlich die Erben der Handels⸗ mann Hirsch und Rahle Itzigschen Eheleute und des Handelsmanns Benditt Itzig aus Fordon aufge⸗ fordert, spätestens in demselben Termine und bei demselben Gerichte ihre Ansprüche auf das Grund⸗ stück anzumelden und ihr etwaiges Widerspruchsrecht gegen die beabsichtigte Eigenthumseintragung zu be⸗ scheinigen, widrigenfalls die Eintragung des Eigen⸗ thums für den Handesmann Moses Bernstein zu Bromberg erfolgen wird und ihnen überlassen bleibt, g Ansprüche in einem besonderen Prozesse zu ver⸗

Bromberg, den 14. März 1891.

Königliches Amtsgericht.

172871] 8 Aufgebot.

Das unterzeichnete Amtsgericht hat beschlossen, zur Herbeiführung der Todeserklärung des am 27. Fe⸗ bruar 1834 zu Pausa geborenen Bernhard Oskar Hahn, Schuhmachers, welcher ungefähr im Jahre 1854 nach Amerika ausgewandert ist, seit 25. Juni 1862 keine Nachricht weiter über sein Leben von sich gegeben hat und eine Sparkasseneinlage von 91 67 ohne Zinsaufrechnung seit 1882 besitzt, sowie gleichzeitig auch zur Ermittelung der etwaigen unbe⸗ kannten Erben Hahns, auf Antrag seines Bruders, des Webermeisters Julius Albin Hahn in Elsterberg, das Aufgebotsverfahren zu eröffnen. Es werden daher der verschollene Bernhard Oskar Hahn und dessen etwaige unbekannte Erben hiermit aufgefordert, spätestens in dem auf den 30. No⸗ vember 1891, Vormittags 10 Uhr, anberaumten Aufgebotstermine persönlich oder durch gehörig legi⸗ timirte Bevollmächtigte vor dem unterzeichneten Ge⸗ richte zu erscheinen und ihre Ansprüche und Rechte anzumelden, widrigenfalls der verschollene Bernhard Oskar Hahn für todt erklärt und sein Vermögen unter Ausschluß anderer Erben an die hier be Erben ausgeantwortet werden wird.

Nossen, am 19. März 1891.

Königlich Sächsisches Amtsgericht.

Rosenhagen, H.⸗R. Beglaubigt: Funke, G.⸗S.

[72923] Bekanntmachung. Auf Antrag der Frau Anna Hustig aus Neu⸗ städtel in Sachsen, vertreten durch ihren Oheim, den Rentier Gottlob Lenk zu Perleberg, wird deren Bruder, der am 9. September 1839 zu Seehausen i./ Altm. geborene Architect Friedrich Hermann Nauitz, welcher seit dem Jahre 1868 verschollen ist, aufge⸗ gefordert, sich spätestens im Aufgebotstermin am 1. März 1892, Vorm. 10 Uhr, zu melden, widrigenfalls derselbe für todt erklärt werden wird. Perleberg, den 19. März 1891.

8 Königliches Amtsgericht. gez. Dr. Gluck. 8 Ausgefertigt: g;ʒ den 19. März 1891. L. S.) uthknecht, Gerichtsschreiber des Königl. Amtsgerichts.

[72882] Der am 7. Oktober 1857 zu Baumgarten geborene Schlosser Friedrich Wilhelm Sunke, zuletzt in Wilhelminenhütte, Kreis Falkenberg O/S., be⸗ schäftigt, Sohn des Schafmeisters und Hilfjägers Gottlieb Sunke und dessen Chefrau Johanna Eli⸗ sabeth, geborene Jochmann, ist seit dem Jahre 1878 verschollen. Auf Antrag seiner Geschwister, der verehelichten Schuhmacher Johanna Schoengarth, geborenen Sunke, der verehelichten Bahnarbeiter Anastasia Ebisch, ge⸗ borenen Sunke, zu Breslau, der unverehelichten Pauline Sunke zu Oppeln, der verehelichten Hütten⸗ arbeiter Louise Skotzilas, geborenen Sunke, zu ubertushütte und des Sattlers Carl Sunke zu atibor wird Friedrich Wilhelm Sunke aufgefordert, sich spätestens in dem am 20. Januar 1892, Vormittags 9 Uhr, vor dem unterzeichneten Ge⸗ richt anstehenden Termine schriftlich oder persönlich zu melden, widrigenfalls seine Todeserklärung er⸗ folgen wird. 1u Falkenberg O./S., den 13. März 1891. Königliches Amtsgericht.