Kaiserliche Huld gnädigst bewahren möge. Der Kaiser reichte Dr. Brahmer wiederholt die Hand und sprach Seinen Dank für den Allerhöchstihm bereiteten Empfang aus. Bei der 8 81 rt durch die Stadt wurden Seine Majestät der Kaiser, sowie Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich und der General⸗ Feldmarschall Graf Moltke mit sympathischen Kundgebungen begrüßt. Das Wetter war veränderlich, mehrfach Schneefall.
Abends fand Seiner Majestät zu Ehren ein Festbankett statt, bei welchem der Bürgermeister Dr. Behn das Hoch auf Allerhöchstdenselben ausbrachte. Seine Majestät der Kaiser geruhte hierauf Folgendes zu erwidern:
3 Zunächst spreche Ich Ihnen, Herr präsidirender Bürgermeister, 8 aus wärmstem Herzen Meinen Dank aus für den herrlichen und Mich tief bewegenden Empfang Seitens der Stadt und ihrer Bürger⸗ schaft. Die soeben vernommenen Worte zeugen von dem warmen Patriotismus und der festen Treue der Lübecker zu Kaiser
nd Reich. Weht Uns doch aus diesen Mauern ein Deutscher Geist
ntgegen, und zu allen Zeiten war es Lübecks Bestreben, dem deutschen Baterlande zu nutzen und zu dienen.
Schon der Name Hansa erfüllt einen jeden Deutschen beim
Rückblick auf die vergangenen Jahrhunderte unserer vaterländischen
Geschichte mit Stolz auf die damalige Macht, welche vornehmlich durch Lübecks Einsicht und Thatkraft dem deutschen Namen nach Außen o hohes Ansehen verschaffte. Die Anknüpfung der weitgehendsten Verkehrsverbindungen durch die berühmten Lübecker Faktoreien rschloß unseren deutschen Erzeugnissen Verkehrswege nach allen Gegenden der Welt; gefürchtet war seine Flotte, welche mit ihren apferen Mannschaften des Meeres Räuber niederkämpfte und dem andelsschiffe den Weg zum sichern Port eröffnete. Sein Stadtrecht atte weithin einen so bedeutenden Ruf, daß manche deutsche Stadt aiser und Landesherrn bat, mit dem Lübecker Stadtrecht beliehen u werden. Ein äußeres Zeichen seiner Reichstreue gab Lübeck durch ddie Annahme des Reichsadlers in seinem Stadtwappen kund.
Auch in geistiger Beziehung stand Lübeck auf der Höhe der amaligen Zeit, denn es war im Norden Deutschlands der Hauptsitz nd das feste Bollwerk der Reformation. Die treue vater⸗ ändische Gesinnung, welche Lübecks Bürgerschaft zu allen eiten auszeichnete und von ihr ehedem im alten Reich bethätigt orden ist, sie hat auch später zum festen Anschluß an Preußen nd gegenwärtig an das neue Deutsche Reich geführt.
Mein Glas gilt der erinnerungsreichen, ehrwürdigen Hansastadt übeck, seiner treuen kerndeutschen Bürgerschaft, seinem Senat und einem Haupte, dem präsidirenden Bürgermeister: Sie leben hoch!
hoch! hoch!
Abends kurz nach 9 Uhr begab Sich Seine Majestät, nachdem Allerhöchstderselbe auf dem Bahnhofe von den Ver⸗ tretern der Stadt herzlichen Abschied genommen hatte, nach Travemünde. Daselbst hatte die Bürgerschaft eine prächtige Illumination und elektrische Beleuchtung des Meeres veranstaltet. Seine Majestät brachte die Nacht in Seinem Salonwagen zu und bestieg heute Morgen 8 ½ Uhr den Aviso ‚Greif“, der von drei Torpedoschiffen begleitet wird, um nach Kiel zu fahren. Die Bevölkerung bildete bis zur Schiffsbrücke Spalier und begrüßte Seine Majestät mit enthusiastischem Jubel.
Die „Neue Preußische Zeitung“ hat im Dezember v. J. eine Beschwerde aus dem südwestafrikanischen Schutz⸗ gebiet über die Art des Wirthschaftsbetriebes bei der dortigen Schutztruppe gebracht, in welcher unter Anderem gesagt war: „Dann haben die Herren Offiziere den Store der Kolonial⸗ Gesellschaft gekauft und treiben einen schwunghaften Handel mit den Eingeborenen.“
Die nachstehende, auf amtliches Material gegründete Darstellung des Sachverhalts hat den Zweck die beiden, die Schutztruppe befehligenden preußischen Offiziere — Hauptmann und Second⸗Lieutenant von François —, welche ihrer überaus
chwierigen Aufgabe mit anerkennenswerthem Geschick und großer Selbstverleugnung nachgekommen sind, gegen solche nbegründeten Beschuldigungen in Schutz zu nehmen.
ZJene Beschwerde ging angeblich von den im Schutzgebiet nsässigen Händlern aus, die sich darüber beklagten, daß ihnen n ihrem Handelsbetriebe durch die Schutztruppe in unzu⸗ ässiger Weise Konkurrenz gemacht werde. Es wurde darin der
Schutztruppe vorgeworfen, daß sie mit den Eingeborenen Taufch⸗ handel treibe und auch an Nichteingeborene Waaren aller Art gegen Geld absetze. Insbesondere wurde ausgeführt, daß die Schutztruppe Branntwein, Waffen und Schießbedarf, Gegenstände, deren Vertrieb an die Eingeborenen man auf dem Wege der Verordnung einzuschränken bemüht sei, anstands⸗ los verkaufe. Diese Klagen erschienen von vornherein insoweit unbe⸗ gründet, als sie sich gegen das Verfahren der Schutztruppe ichteten, die im Schutzgebiet hervorgebrachten Gegenstände hres Bedarfs durch Tausch von den Eingeborenen zu er⸗ werben und Dienstleistungen durch Waaren abzulohnen. Bekanntlich ist in Südwest⸗Afrika wie in anderen Theilen Afrikas bei den Eingeborenen der Tausch die allgemein übliche Form der Veräußerung. Nur ausnahmsweise ist es überhaupt möglich, durch Kauf etwas von ihnen zu erwerben. Jeder Reisende ist deshalb gezwungen, ein Waarenlager mit sich zu führen, weil er nur so sicher ist, sich den Bedarf an Lebensmitteln und Dienstleistungen überall beschaffen zu können. Selbst da, wo der Gebrauch es Geldes schon bekannt ist, ist der Tausch vortheilhafter als der Kauf. Man rechnet allgemein, daß gekaufte Waaren noch einmal so theuer zu stehen kommen, als ertauschte. diesen Verhältnissen wird jeder neu anziehende Europäer, sofern er sich nicht in seinen Bezugsquellen auf die im Schutzgebiet ansässigen Händler beschränkt, zu ihrem Konkurrenten, mag ihm auch die Absicht, Handelsgeschäfte zu reiben, noch so fern liegen. Die Waaren, die er ins Land bringt, verringern nothwendig die Nachfrage nach den Waaren gleicher Art bei den ansässigen Händlern. Diese gegen die ihnen hieraus erwachsenden Nachtheile schützen zu wollen, würde dahin führen, ihnen das ausschließliche Bezugsrecht von Waaren aus dem Ausland zu ertheilen. 8 Die Zumuthung an die Schutztruppe, sich ihren Bedarf nur gegen baares Geld zu beschaffen, würde sie zunächst an diejenigen Orte binden, wo sich Handelsniederlassungen befinden, 4 und sie so ihrer Bewegungsfreiheit berauben. Es kommt hinzu, daß keine der im Schutzgebiete vorhandenen Handelsnieder⸗ lassungen leistungsfähig genug ist, um im Falle der Ueber⸗ nahme der Beschaffung des Bedarfs der Schutztruppe genügende Bürgschaft für die Regelmäßigkeit der Lieferungen zu bieten.
Endlich würden sich die Kosten der Verpflegung der Truppe um —8 als das Doppelte erhöhen. Es ist daher mit vollem Ein⸗ verständniß der Regierung geschehen, daß die Verwaltung der Schutztruppe von Anfang an darauf Bedacht nahm, sich mit Waarenvorräthen zu versehen, um den direkten Bezug ihres Bedarfs von den Eingeborenen zu ermöglichen. Wenn die Geschäfte, welche die Verwaltung der Schutztruppe mit den Eingeborenen abschließt, um deren Produkte zu erwerben oder Dienstleistungen abzulohnen, ein schwunghafter Tauschhandel genannt werden, so ist dieser Ausdruck insofern irreführend, als er der Auffassung Vorschub leistet, daß es sich hierbei um den Betrieb von Handelsgeschäften zum Zwecke des Gewinns handle. Eine Anschaffung von Waaren, um sie weiter zu veräußern, findet bei der Schutztruppe nur insoweit statt, als das Bedürfniß, mit den Eingeborenen in Tauschverkehr treten zu können, es erfordert. Diese Art des vermögens⸗ rechtlichen Verkehrs ist, wie gesagt, durch die Verhältnisse im Schutzgebiet der Schutztruppe aufgezwungen. Eine Gewinn⸗ absicht ist dabei ganz ausgeschlossen.
Daß man Kleiderstoffe, Geschirre, Alles, ja sogar Spirituosen und Munition bei der Truppe kaufen könne, ist unrichtig. Es ist allerdings, wie die darüber vorliegende amtliche Erklärung ergiebt, hin und wieder vorgekommen, daß Europäer oder Bastardfuhrleute, die an den Standorten der Truppe zur Rast oder zu längerem Aufenthalt genöthigt waren, aus der Kantine Lebensmittel für Geld erhalten haben. Dies ist aber nur insoweit geschehen, als den Käufern der eigene Lebens⸗ mittelvorrath unverschuldeter Weise ausgegangen war, und andere Bezugsquellen unerreichbar waren. In diesen ver⸗ einzelten Fällen war die Aushülfe den darum Ansprechenden aus Menschlichkeit nicht zu versagen, während andererseits kein Grund vorlag, das Gereichte unentgeltlich zu verabfolgen.
Branntwein hält die Truppe weder in ihrem Magazin noch in der Kantine.
Waffen und Munition werden weder für Geld abgegeben, noch als Tauschartikel verwendet. Nur zweimal sind in Fällen unvermutheten dringenden Bedarfs Waffen und Munition tauschweise abgegeben worden. Beide Male handelte es sich um Fälle, in welchen die Deckung des Bedarfs unaufschieblich und auf andere Weise nicht zu bewerkstelligen war. Derartige Fälle sind Ausnahmen, welche die Nothlage rechtfertigt.
„Der Kaiserliche Gesandte am Königlich belgischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Brüssel fungirt der Legations⸗Sekretär Freiherr von Mentzingen als Geschäftsträger.
Der General der Infanterie Freiherr von Loën, General⸗Adjutant Seiner Hochseligen Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I., hat sich auf längere Zeit nach dem Rhein begeben.
Schleswig, 1. April. Das von Flensburg hierher ver⸗ legte 1. Bataillon des Sc 8 fanterie⸗Regiments von Manstein Nr. 84 ist laut Mel⸗ dung des „W. T. B.“ heute hier eingezogen und von dem Obersten Brausewetter und dem Bürgermeister Heiberg im Schlosse Gottorp begrüßt worden. Nachmittags fand im Regimentskasino ein Festmahl statt, zu welchem Ober⸗ Präsident von Steinmann, Regierungs⸗Präsident Zimmer⸗ mann und Vertreter der Stadt geladen waren. Der Divi⸗ sions⸗Commandeur General Seyfried, General von Landblad und Oberst von Thümen nahmen mit den Offizieren des Husaren⸗Regiments (Schleswig⸗Holsteinischen) Nr. 16 gleich⸗ falls daran Theil. Abends gaben die städtischen Behörden den Mannschaften eine Festlichkeit. Die Stadt hat reichen Flaggenschmuck angelegt.
Friedrichsruh, 2. April. Anläßlich des gestrigen Geburtstages des Fürsten Bismarck brachte, wie „W. T. B.“ berichtet, das Musikcorps der Ratzeburger Jäger dem⸗ selben ein Ständchen. Zahlreiche Gäste waren angelangt, um dem Fürsten ihre Glückwünsche abzustatten, unter denselben der Herzog von Ujest mit dem Erbprinzen von Hohenlohe⸗Oehringen, zahlreiche Herren und Damen der Aristokratie, Amtsrath von Dietze⸗ Barby, viele Deputationen, darunter solche von mehreren Han⸗ burger Körperschaften, ferner eine aus Neustadt in der Pfalz, eine Abordnung der Münchener Künstler u. s. w. Die Wohn⸗ räume des Fürsten waren mit prachtvollen Blumenarrangements geschmückt, welche aus Berlin, Köln und anderen deutschen Städten eingegangen waren. Im Laufe des Tages trafen noch zahlreiche Geburtstagsspenden ein, darunter viele aus dem Auslande. Am Nachmittag machte der Fürst mit dem Herzog von Ujest eine Spazierfahrt und wurde hierbei vom Publikum allenthalben herzlichst begrüßt. Kurz vor 5 Uhr erfolgte die Rückkehr, worauf Fürst Bismarck den Herzog alsbald zum Bahnhof begleitete, von wo dieser einige Minuten später mit dem Amtsrath von Dietze⸗Barby die Rückreise nach Berlin antrat. Am Abend wurde von dem Hamburger Reichs⸗ tagswahlverein ein Fackelzug veranstaltet, welcher gegen 3000 Theilnehmer zählte und sehr glänzend verlief. Der Vorbeimarsch währte gegen ¾ Stunden. Der frühere Reichstags⸗Abgeordnete Woermann hielt an den Fürsten, welcher vor das Schloßthor getreten war, eine Ansprache, in welcher er hervorhob, daß er nicht als Vertreter einer politischen Partei gekommen sei, sondern im Namen der Bürger der benachbarten Stadt Ham⸗ burg, um dem Fürsten ein Zeichen der Dankbarkeit zu geben für die dem Vaterlande geleisteten Dienste. Der Fürft dankte mit bewegten Worten und versicherte, er werde diese An⸗ erkennung als ein theures Vermächtniß seinen Kindern und Erben hinterlassen. 8 2 “ —8 v11A1““
1“ Bayern. 8 8 1 München, 1. April. Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin Karl Theodor begeben sich der „Allg. Ztg.“ zufolge morgen zu längerem Aufenthalt wieder nach Meran. Von dort kam gestern Abend Seine Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Erzherzog Ludwig Victor im strengsten Incognito hier an, um einige Tage hier zu weilen. Sachsen.
„Dresden, 1. April. Seine Majestät der König hat, wie das „Dr. J.“ in seinem amtlichen Theile meldet, dem Staats⸗Minister Dr. von Gerber den Vorsitz im Gesammt⸗ Ministerium und die Funktionen eines Ordenskanzlers, sowie dem Staats⸗Minister von Metzsch die Leitung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten übertragen.
Württe Stuttgart, 1. April. Die neten nahm in ihrer gestrigens tzung die Berathung des Etats wieder auf und erledigh die Spezial⸗Etats des Departements der auswärtigen Angelgenheiten, des Geheimen Haus⸗ und Staatsarchivs sowie Etat des Departements des Innern.
mmer der Abgeord⸗
Sachsen⸗Coburg⸗Cotha.
1. April. Seine Hohat der Herzog ist der olge heute von Gotha na der Riviera abgereist.
Waldeck und Pyrmont.
Arolsen, 1. April. Die Vermählmig Seiner Durchlaucht des Fürsten mit Ihrer Hoheit der Pritzessin von Schleswig⸗ Holstein ist der „Köln. Ztg.“ zufolge aif den 29. April, der Einzug in Arolsen auf den 1. Mai festgäsetzt. “
Reuß ä. L. 1“
+ Greiz, 31. März. Der Geburstag Seiner Durch⸗ laucht des Fürsten am 28. d. M. wurde im ganzen Lande festlich begangen. In der Residenzstadt Greiz, welche reichen Flaggenschmuck angelegt hatte, fanden Festessen und andere festliche Vereinigungen statt, doch mußte Manches, wodurch sonst die Feier des Tages weiter begangen zu werden pflegte, der Charwoche wegen unterbleiben. Im Fürstlichen Residenz⸗ schlosse fand größere Galatafel statt, zu der u. A. auch die aus Anlaß des Festtages hier eingetroffenen Offiziere, der Commandeur der 16. Infanterie⸗Brigade, der Commandeur der Infanterie⸗Regiments Nr. 96 und der Commandeur des zweiten Bataillons sowie mehrere andere Offiziere dieses Regiments geladen waren.
Bremen.
Bremen, 1. April. Der Ober⸗Baurath stanüt⸗ hat nach der „Wes. Ztg.“ dem Senat ein Projekt zur Kor⸗ rektion der Außenweser vorgelegt. Es handelt sich um die Beseitigung einer die Schiffahrt hindernden Barre und um Freistellung eines einheitlichen, von oben nach unten sich erweiternden Bettes. Der Senat wird das Projekt in nächster Zeit der Bürgerschaft vorlegen. 3
Coburg, „Cob. Z.“ 88
“ Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 1. April. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Erzherzog Franz Salvator und seine Ge⸗ mahlin die Erzherzogin Marie Valerie sind aus Korfu wieder in Triest eingetroffen.
Nach mehrtägiger Unterbrechung fand dem „Fremd⸗Bl.“ zufolge gestern, nachdem eine Besprechung der österreichischen mit den ungarischen Delegirten vorangegangen war, eine Sitzung der Kommissäre Oesterreich⸗Ungarns und Deutschlands über den Abschluß eines Handelsvertrags zwischen beiden Reichen statt.
Der deutsche Botschafter Prinz Reuß wird sich, wie „W. T. B.“ berichtet, mit seiner Gemahlin Anfangs nächster Woche zu kurzem Aufenthalt nach Goslar begeben.
Großbritannien und Irland. -
Zu Ehren ihres hohen Gastes, der Königin Victpria, hatten die Behörden in dem kleinen französischen Stäldtchen Grasse am Ostermontag ein Biumenfen veranstaltet, zu welchem sich zahlreiche Zuschauer aus Cannes, Nizza und anderen benachbarten Städten einfanden. Bald nach 3. Uhr erschien die Königin mit den Prinzessinnen Beatrice und Louise sowie verschiedenen Damen und Herren ihres Gefolges auf dem in Roth und Gold drapirten Balkon ihres Hotels und ließ mit sichtlichem Interesse die bunten Bilder und Gestaelten
des Festzuges an sich vorüberziehen. Die erlauchte Gesellschähaft 8
blieb auf dem Balkon, bis der Umzug, welcher etwa eine Stusnde
gedauert hatte, zu Ende war. Als die Königin sich erhepb,
brachten die zahlreich anwesenden Engländer ein kräftiges Hurrhrh auf Ihre Maäjestät aus, welchem die Franzosen mit eineßm „Vivée la Reine“ folgten. Das Wetter war herrlich und †
wolkenloser Himmel, eine lachende Sonne begünstigten as Fel⸗ welches in schönster Weise ohne jeden störenden Zwisch en⸗
all verlief.
Prinz Heinrich von Battenberg, welcher mit sein jer Gemahlin die Königin Victoria nach Grasse begleitet hat, ist durch einen Masernanfall an das Bett gefesselt. Sein Zustan zd giebt jedoch zu keinerlei Besorgniß Anlaß. -
Anläßlich eines Meetings in Tipperary kam wie man der „Mgdb. Ztg.“ meldet, gestern dort zu ernsten Aug 5⸗ schreitungen. Parnell sprechen sollte. Es entstand ein blutiges Hand gemenge, wobei 20 Personen verwundet wurden. ’
Der von der australischen Föderations⸗Kor. vention eingesetzte Ausschuß für das Verfassungswesen ha“ wie aus Sydney berichtet wird, nunmehr seinen Ven⸗ fassungsentwurf eingereicht. Der Premier⸗Minister rdo. Victoria James Munro äußerte übrigens in einer neulichdel Unterredung mit einem Berichterstatter der Presse se bia Fweisel darüber, daß die Füderations⸗Konvention praktiso⸗
rgebnisse erzielen würde. Eine Hauptschwierigkeit werde des Frage bilden, ob der Bundessenat die Befugniß haben soll, Finanzvorlagen zu amendiren. Selbst Falls die Konventigvcto sich über die Angelegenheit einige, sei es zweifelhaft, ob dß. Kolonien den Paragraphen ratifiziren würden. 8 I.
Rußland und Polen. 8 8
Den „Nowosti“ ist die zweite Verwarnung ertheih worden, weil die Zeitung, wie der „Regierungs⸗Anzeiger“ sagt, sich stets angelegen sein lasse, die Lage der hebräi⸗ schen Bevölkerung in Rußland in falschem Lichte darzustellen, und dadurch inmitten dieser Bevölkerung ohne jeden Grund Unzufriedenheit erwecke. Die Zeitung nehme ferner eine feindliche Stellung gegenüber jeder Regung des russischen Nationalgefühls ein und betrachte verschiedene Maßnahmen der Regierung vom Standpunkte eines falschen Liberalismus.
Der „Grashd.“ berichtet: Der Gouverneur von Wol⸗ hynien habe ein Cirkular erlassen, das den Kreis⸗Isprawniks die Ordre ertheilt, streng darauf zu achten, daß die außerhalb der Städte und Flecken lebenden Juden nicht Immobilien pachten und besitzen, wozu sie ja gesetzlich auch nicht be⸗ b seien. 1
ie „Mosk. Wed.“ erfahren, General⸗Lieutenant Annen⸗ kow werde für den Bau der Transkaspibahn eine lebens⸗ längliche Pension erhalten. .
Kürzlich meldeten die Blätter, daß der Entwurf eines
Gesetzes bezüglich der Reorganisation der ritterschaft⸗
Die Maccarthysten stürmten das Rathhaus, w †
Korporationen der baltischen Gouverne⸗ den Reichsrath gelangt sei. Wie nun die ist diese Nachricht
8—
ee bereits an ments berei 1 „Düna⸗Ztg.“ aus sicherster Quelle erfährt, völlig aus der Luft gegriffen. 1 Italien. 1“ u den (gestern erwähnten) im „Gaulois“ von einem . mitgetheilten Erklärungen des italienischen Minister Präsidenten Marchese di Rudini bemerkt die Pariser „Liberté“: Frankreich werde Italien gegenüber, so lange Letzteres dem Dreibund angehöre, in der Reserve und De⸗ fensive verharren müssen. b Der „Agenzia Stefani“ wird aus Washington von guter Seite berichtet: Der italienische Gesandte Baron de Fava habe schon vor einigen Tagen den Staatssekretär Blaine benachrichtigt, daß er Befehl habe, mit moti⸗ virtem Urlaub abzureisen, wenn die Unionsregierung den von der italienischen Regierung sesbellten Forde⸗ rungen nicht genüge. Da der Staats ekretäre Blaine am 28. sowie am 29. v. M. erklärt habe, daß es der Unionsregierung nicht möglich sei, die verlangten Zusicherungen zu geben, habe der Gesandte zwei weitere Tage gewartet und sodann am Dienstag Mittag die bereits bekannte Note (s. die gestern nach Schluß der Redaktion eingegangene Depesche) überreicht. Die „Agenzia Stefani“ fügt dieser Mittheilung hinzu: es bestätige sich, daß der Gesandte der Vereinigten Staaten in Rom bei der italienischen Regierung erneut Schritte zur Hinausschiebung der Angelegenheit gethan habe. (Vergl. auch Amerika.) 8 Wie die „P. C.“ erfährt, würde das zwischen Italien und England abgeschlossene und am 24. März vom Marchese di Rudini und Lord Dufferin unterzeichnete Ueberein⸗ kommen, betreffend die Abgrenzung der beiderseitigen Einflußsphären im südlichen Theil der afrikanischen Be⸗ sitzungen Italiens, in nächster Zeit durch ein weiteres Arrangement bezüglich des nördlichen Gebietes dieser Be⸗ sitzungen ergänztwerden. Die von der italienischen Regierung zur Untersuchung der Vorgänge in Massovah eingesetzte Kommission studirt eifrig alle auf diese Angelegenheit be⸗ züglichen Dokumente und nimmt viele Verhöre vor. Die Ab⸗ reise der Kommission nach Massovah soll am 9. April erfolgen. Die Prinzen Victor und Louis Bonaparte und die Prinzessin Laetitia, Wittwe des Herzogs von Aosta, sind gestern in San Remo eingetroffen und von der Kaiserin Eugenie am Bahnhof empfangen worden. Die Begegnung war, dem „W. T. B.“ zufolge, eine äußerst
herzliche.
d Der Papst ertheilte gestern Vormittag 11. Uhr dem russischen Unterhändler Iswolsky eine Audienz. Hierauf empfing der Papst in besonderer Audienz den Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin mit seiner Gemahlin Prinzessin Elisabeth von Sachsen⸗Weimar. Das Befinden des Papstes ist ein sehr befriedigendes, er hat jedoch die Messe, welche er heute lesen wollte, auf nächsten Freitag verschoben, da er sich von den gestern ertheilten zahl⸗ reichen Audienzen etwas ermüdet fühlt.
Wie das gestern in Lissabon erschienene amtliche Blatt werden die Cortes am 2. Mai wieder zusammen⸗
mittheilt, treten. 8 Belgien.
88 Brüssel hat sich, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, am 31. v. M. eine Abtheilung der Deutschen Kolonialgesellschaft gebildet; auf einen fesselnden Vortrag des Dr. Karl Peters hin sei eine solche Sektion des allgemeinen deutschen Verbandes mit 63 Mitgliedern zu Stande gekommen. 8
Belgrad, 1. April. Die Skupschtina genehmigte laut Meldung des „W. T. B.“ die vom Kriegs⸗Minister für die Ausrüstung des Heeres beanspruchte Anleihe im Betrage von 10 Millionen und nahm sodann die Ergänzungsbestim⸗ mungen zu dem neuen Gesetz über die Kapital⸗ und Umsatz⸗ steuer in erster Lesung an. 8
Bulgarien.
Sofia, 1. April. Die gerichtliche Untersuchun wegen des Attentats gegen Beltschew und Stambulow wird, wie „W. T. B.“ berichtet, eifrig fortgesetzt, über das Ergebniß derselben verlautet indeß bis jetzt nichts. Fast täglich sind neue Verhaftungen vorgenommen worden, einige der früher Verhafteten wurden wieder in Freiheit gesetzt.
Dänemark.
(P) Kopenhagen, 31. März. Das Landsthing nahm in seiner heutigen Sitzung unter Anderen auch den Gesetzentwurf, betreffend die Verlängerung der Gültigkeit des Gesetzes vom 14. Dezember 1887 wegen Veranstaltungen gegen die sogenannte Schweinediphteritis, in dritter Lesung an; damit ist der Gesetzentwurf vom Reichstage erledigt. — Im Folkething veranlaßte die dritte Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Einführung einer Biersteuer, noch eine längere Debatte. Ein Aenderungsantrag des Abg. Tauber, die Steuer auf bayerisches Bier von 10 Kronen auf 9,50 Kronen pro Tonne herabzusetzen, wenn die Steuer und der Zoll auf Bier, Zucker und Petroleum im Jahre 1895 mehr als 8 600 000 Kronen oder in einem der folgenden Jahre mehr als 9 000 000 Kronen einbrirgen sollten, wurde vom Finanz⸗Minister entschieden bekämpft, da nach seiner Berechnung die Einnahmen der Staatskasse vom Zucker, Petroleum und Bier künftig um mehr als 1 600 000 Kronen geringer sein dürften als jetzt; die Einnahme vom Zucker habe bisher allein 9 000 000 Kronen betragen. Nach Ablehnung einer von dem Abg. Hörup beantragten, gegen den Gesetzentwurf gerichteten moti⸗ virten Tagesordnung sowie aller Aenderungsanträge wurde der Gesetzentwurf in namentlicher Abstimmung mit 60 gegen 38 Stimmen angenommen und damit fertig gestellt. Schließlich wurde auch der Gesetzentwurf, betreffend den Zoll und die Steuer auf inländischen Rübenzucker, in dor Fassung des Landsthings in einmaliger Lesung angenommen.
— 1. April. Heute ist der Reichstag eschlossen worden. Da eine Einigung beider Häuser über den In⸗ halt des Finanzgesetzes nicht erreicht wurde, hat der König ein provisorisches inanzgese erlassen, durch welches die Regierung ermächtigt wird, die bestehenden Steuern und Auflagen fortzuerheben und die nothwendigen Ausgaben
innerhalb der Beträge der Finanzgesetzvorla e zu bestreiten.
merika.
Vereinigte Staaten. Der Staatssekretär Blaine war, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, bis gestern Nachmittag mit der Vorbereitung seiner Antwort auf die von dem italienischen Gesandten Baron de Fava überreichte letzte Note beschäftigt und hatte darauf eine Konferenz mit dem Präsidenten Harrison. (Vergl. auch Italien). 1
Dem „New⸗York Herald“ wird aus Hazelton, im Staat Pennsylvanien, depeschirt, daß daselbst eine geheime Versammlung von Italienern stattgefunden habe, in welcher diese sich durch einen seierlichen Eid zu offener Be⸗ fehdung aller Amerikaner verpflichtet hätten, Falls die Lyncher ihrer Landsleute in New⸗Orleans nicht bestraft werden sollten. Alle Anwesenden hätten auf den Dolch ihres Führers geschworen, den Mord ihrer Landsleute blutig zu rächen. In der Stadt herrsche große Aufregung und die Bevölkerung be⸗ fürchte jeden Augenblick, daß die Italiener Ernst mit ihren Drohungen machen würden. 8
Die drei der Theilnahme an der Ermordung des Polizei⸗ Direktors Hennessey angeklagten Italiener Sanseri, Caruso und Natieli, welchen die Flucht gelang, als ihre Complicen vom Pöbel gelyncht wurden, sind, einem Telegramm des „R. B.“ aus New⸗Orleans zufolge, gegen Stellung von Bürgschaft im Betrage von 100 Doll. bis 250 Doll. frei⸗ gelassen worden.
Mexiko. Der Kongreß ist gestern Abend eröffnet worden. In seiner Eröffnungs⸗Botschaft bezeichnete der Präsident die Beziehungen Mexikos zum Auslande als durchweg freundschaftliche; die wirthschaftliche Lage mache stetige Fortschritte und die Finanzen seien niemals zufrieden⸗ stellender gewesen. Der Präsident kündigte sodann eine An⸗ zahl Reformen an.
Afrika. 98
Sansibar. Vom Bischof Tucker sind Briefe ein⸗ gegangen, in welchen er seine am 27. Dezember erfolgte An⸗ kunft in Uganda meldet. Von Seiten der britischen Gesellschaft ist mit dem König von Uganda ein Vertrag abgeschlossen worden. Bischof Tucker erfreute sich einer guten und hoffte, Sansibar via Saadani Mitte April zu erreichen.
Kunst und Wissenschaft.
Der Papst hat der „Germania“ zufolge unterm 14. v. M. ein Motu-Proprio erlassen über die Wiederherstellung und Erweiterung der Vatikanischen Sternwarte“ (De Vaticana specula astronomica restituenda et amplificanda). In diesem Aktenstücke erklärt es der hl. Vater zunächst als eine freche und schändliche Lüge, die Kirche als eine Freundin der Finsterniß, Be⸗ förderin der Unwissenheit und Feindin des Lichtes und Fortschrittes hinzustellen, und weist dann hin auf die Pflege der Philo⸗ sophie und der Rechtswissenschaft durch die Kirche. Ebenso habe die Kirche nicht weniger die Lösung der verwickelten sozialwissenschaftlichen Fragen gefördert durch ihre Lehren, Beispiele und Einrichtungen. Auch die Naturforschung, vor Allem die Astronomie habe die Kirche gepflegt. So habe Papst Gregor VIII. an dem Vatikan einen Thurm für astronomische Beobachtungen erbaut und mit den für die damalige Zeit besten Instrumenten und Apparaten ausgestattet. Pius VI. habe dieses Observatorium wieder hergestellt. Später sei die vatikanische Sternwarte als minder wichtig betrachtet worden, weil in Rom andere Sternwarten zu Gebote standen. Nach⸗ dem jedoch diese Sternwarten sammt ganz Rom unter fremde Bot⸗ mäßigkeit gerathen waren und dem Papste gelegentlich seines Priester⸗ jubiläums eine Menge astronomischer und physikalischer Apparate zum Geschenke gemacht worden, überdies die Sachverständigen den Thurm Gregor's VIII. als vollkommen geeignet zu astronomischen Zwecken erklärt hätten, habe er sich bestimmt gefunden, die vatikanische Sternwarte wiederherzustellen und mit allem zum Betriebe der Astro⸗ nomie, der tellurischen Physik und der Meteorologie Nöthigen zu versehen. Gleichzeitig habe er einen großartigen Apparat Behufs photographischer Aufnahme der Sterne angeschafft. Zum Direktor der Sternwarte habe er den ausgezeichneten Astronomen und Physiker P. Franz Denza aus dem Barnabiten⸗Orden ernannt und ihm eine Anzahl kundiger und erfahrener Gehülfen beigegeben. Ferner habe er gestattet, sich mit allen übrigen Sternwarten, welche sich mit der Photographie des gesammten Himmels befassen, in Verbindung zu setzen. Endlich habe er der Sternwarte ein bestimmtes Reglement, eine Geschäftsordnung und eine Dotation verliehen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Gesundheitsstand in Berlin hat sich in der Woche vom 15. bis 21. März cr. wieder wesentlich günstiger gestaltet und auch die Sterblichkeit war eine geringere als in der vorhergegangenen Woche (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 18,5). Insbesondere haben akute Darmkrankheiten, namentlich unter den Säuglingen, abgenommen, sodaß diesen Krankheitsformen nur noch 43 Personen erlagen (gegen 68 der Vorwoche). Auch die Theilnahme des Sauglingsalters an der Sterblichkeit war eine geringere; von je 10 000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 55 Säuglinge. Dagegen kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane häufiger zum Vorschein und endeten auch in einer größeren Zahl von Fällen tödtlich. Das Vorkommen der Infektionskrankheiten blieb meist ein beschränktes. Erkrankungen an Masern, Scharlach und Unter⸗ leibstyphus kamen in geringerer und in keinem Stadttheil in nennenswerther Zahl zur Anzeige, doch verlief der Typhus in sieben Fällen tödtlich. Erkrankungen an Diphtherie zeigten sich nur in der Tempelhofer Vorstadt in größerer Zahl. Erkran⸗ kungen an Kindbettfieber wurden häufiger beobachtet und führten auch mehrfach zum Tode. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen in verminderter Zahl zur Behandlung. Zahlreich kamen noch immer Erkrankungen an Keuchhusten zum Vorschein, doch war der Verlauf ein erheblich milder und sank die Zahl der Opfer auf 4. Eine Erkrankung sowie ein Todesfall an Genickstarre wurde zur Mel⸗ dung gebracht. Rheumatische Beschwerden aller Art gelangten in größerer Zahl als in den Vorwochen zur ärztlichen Beobachtung.
Submissionen im Auslande.
I. Dänemark. 1 7. April, Mittags. Gaswerk zu Aarhus: Lieferung von 200 Stück 3“* Gußröhren und 10 000 Fuß 1“ gezogenen Röhren. Bedingungen auf dem Kontor des Gaswerks.
II. Portugal. Ohne Datum. Lissabon. Companhia Lisbonense de Ilu- minaçâo à Gaz, rua da Bos vista: 15 000 t Kohlen, zu liefern von April bis August 1891. Näheres an Ort und Stelle. III. Rumänien. 1 1 Nächstens. Küstendsche. Bürgermeisteramt: Preisbewerbung für Ausarbeitung des Projekts einer Wasserleitung. — Preis
12 000 Franken. — Näheres zur Einsicht beim „Deutschen Reichs⸗
Anzeiger“ “ 1 1“ Verkehrs⸗Anstalten. Hamburg, 1. April. (W. T. B.). Der Postdampfer
„Rugia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗
Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, gestern Abend Scilly passirt. — ¹2. April. (W. T. B.) Der Postdampfer „Europa“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard assirt. . Bozen, 1. April. (W. T. B.) Die Tracirungsarbeiten für die Bahnstrecke Meran — Landeck sind heute begonnen
worden.
London, 1. April. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Warwick⸗Castle“ ist am Sonntag auf der Ausreise in Capetown angekommen; der Castle⸗Dampfer „Roslin⸗ Castle“ hat am Montag auf der Ausreise Lissabon passirt; der Castle⸗Dampfer „Pembroke⸗Castle“ ist am Sonnabend auf der Heimreise von Capetown abgegangen; der Castle⸗ Dampfer „Garth⸗Castle“ am Dienstag auf der Heimreise in London angekommen und der Union⸗Dampfer „Tartar“ heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen.
— 2. April. (W. T. B.) Der Un ion⸗Dampfer „Moor“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Dunbar Castle“ ist gestern auf der Aus⸗ reise von London abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Roslin Castle' hat gestern auf der Ausreise Madeira passirt.
8
Theater und Musik.
Königliche Theater. Vorstellung der Oper „Hiarne“ am Sor im Dpernhause sind die Damen Sucher und Staudigl, die Hrrn. Rothmühl, Oberhauser, Mödlinger und Stammer beschäftigt. In der Sonntagsvorstellung des „Tannhäuser“ treten die Damen Staudigl und Hiedler, die Hrrn. Sylva, Betz, Krolop und Mödlinger auf. Fr. Staudigl singt zum ersten Mal die Partie der Venus. “
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Demnächst steht das Jubiläum der fünfzigsten Aufführung der Operette „Der Vogelhändler“ bevor, die noch immer die vollste Gunst des Publikums genießt. Adolph Ernst⸗Theater. Das Zugstück „Adam und Eva“, welches am Sonnabend zum 50 Male in Scene geht, wird an diesem Tage durch eine paro⸗ distische Einlage von Gustav Görß „Der unselige Toupinel“ be⸗ reichert werden, welche durch Frl. Anna Bäckers und die Hrrn. Adolph Ernst und Guido Tielscher zum Vortrag gelangt. Concerthaus. zer Meyder veranstaltet morgen den achten „Wagner⸗ Die beliebtesten Werke des großen Meisters Der Schluß
8
In der Sonnabend
Kapellmer en Abend“ in dieser Saison. 2 bte werden bei dieser Gelegenheit zur Aufführung gelangen. der Concert⸗Saison findet am 19. April cr. statt.
In Bordeaux wurde am 31. März zum ersten Male die Oper „Lohengrin“ mit großem Beifall gegeben.
Mannigfaltiges. —
Der Fahnensammlung des Königlichen Zeughauses ist nach einer Mittheilung der „N. Pr. Z.“ kürzlich eine Land⸗ sturmfahne aus dem Jahre 1813 eingerelht worden, welche sich bis dahin im Besitz der Dorfgemeinde Tzschetzschnow bei Frank⸗ furt a. O. befunden hat. Das Fahnentuch ist an einem schwarz⸗ polirten Fahnenstock befestigt und dieser mit einer Ulanen⸗Lanzen⸗ spitze versehen. Das Fahnentuch ist von weißer Leinewand und mit schwarzen und weißen Fransen besetzt. Auf der einen Seite befindet sich der preußische Adler mit der Inschrift: „Die Gemeinde zu Tzschetzschnow 1813“, auf der anderen Seite ein in bunten Farben ge⸗ malter Landsturmmann, welcher mit einem um die Hüfte geschnallten Säͤbel und einer Pike in der Hand dargestellt ist, und die Umschrift „Kraft, Blut und Leben sind wir bereit, für König und fürs Vater⸗ land zu geben“. Dieses alte Ehren⸗ und Freiheitszeichen einer großen Zeit hat bis zu seiner Ueberweisung an das Zeughaus auf dem Kirchenboden zu Tzschetzschnow gestanden.
Die zur Entlastung des Potsdamer Bahnhofs neu erbaute Halle für den Rinobahnverkehr ist, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, gestern Morgen dem Betrieb übergeben worden. An der Ostseite des genannten Bahnhofs entlang schreitend, sieht man schon von Weitem den von hohen, achtseitigen Kuppelthürmchen flankirten Vorbau der neuen Halle emporragen. Rechts vom Eingang öffnet sich ein kleiner Arkadenbau, welcher den Zutritt zu dem östlichen Bahnsteg des nunmehr nur für den Fernverkehr bestimmten alten Potsdamer Bahnhofs vermittelt. In die Vorhalle eintretend, gewahrt man links und rechts Billetschalter und geradeaus die in zwei Absätzen zu der hoch gelegenen Ein⸗ und Ausfahrts⸗ halle führende Treppe. In Höhe einiger Meter sind die Wandflächen mit weiß glasirten Ziegeln bekleidet, während alles übrige Mauerwerk ebenso wie das Aeußere in hellgelben Ziegeln verblendet ist. Die obere, etwa 100 m lange und gegen 15 m breite Halle entspricht in ihrer Einrichtung jener der Bahnhofshallen der Stadtbahn. Auf der linken Seite des Bahnsteges liegt das Einfahrts⸗, auf der rechten Seite das Ausfahrtsgeleise. Die Seitenwände sind von einer Reihe breiter Fenster durchbrochen; das Dach ist mit Wellenblech abgedeckt.
Die „Ostermesse“, der große Wohlthätigkeitsbazar in der Kriegs⸗Akademie, ist bereits am heutigen Eröffnungstage das Ziel zahlreicher Kauflustiger gewesen. Namentlich die praktischen Sachen, die der Bazar in reicher Menge enthält, haben lebhaft Abnahme gefunden. Seine Majestät der Kaiser wie auch Ihre Majestät die Kaiserin haben große Einkäufe befohlen. Morgen Abend wird die Kapelle des Garde⸗Füsilier⸗Regiments in den Bazar⸗ räumen concertiren.
Ein neues großes Pferdebahndepot, das 19., wird, wie hiesige Blätter melden, in diesem Frühjahr die Große Berliner Pferdebahn⸗Aktiengesellschaft in der Uferstraße auf dem Gesundbrunnen erbauen lassen. Das Depot soll zur Aufnahme der Hälfte des Wagen parkes der Linien Gesundbrunnen —Kreuzberg, und der von der Weidendammer⸗Brücke aus nach Charlottenburg führenden Linien dienen und Stallungen für 500 Pferde erhalten. Nach Fertigstellung dieses Gebäudes wird Bahnhof I in der Badstraße als solcher eingehen, um zur Reparaturwerkstätte benutzt zu werden. Bahnbof I ist das älteste Depot der Gesellschaft und im Jahre 1873 fertig gestellt.
Der Bau der neuen Gasanstalt der Stadt Berlin in Schmargendorf wird, wie die „N. A. Z.“ mittheilt, nachdem der Kreisausschuß auch die ihm vorgelegten Spezial⸗Bauzeichnungen ge⸗ nehmigt hat, mit dem Eintritt der günstigen Witterung sofort in Angriff genommen werden. Gleichzeitig wird mit der Anlage der Eisenbahn vorgegangen werden, nachdem im vergangenen Jahre zunächst die Regulirung des Terrains, welche in Folge der das ausgedehnte Grundstüc durchziehenden Mulde umfangreiche Arbeiten erfordert hat, sowie die Ausschachtung der Baugruben für das V und für das Retortenhaus ausgeführt worden ist. Die Baukosten für die zunächst geplanten Gebäude betragen 2 842 900 ℳ
Den an die Charlottenburger Wasserwerke ange⸗ schlossenen Ortschaften Wannsee, Zeblendorf, Lichterfelde, Wil⸗ mersdorf⸗Friedenau, Schöneberg, Steglitz, Südende⸗Lankwitz, Tempel hof, Mariendorf und Rixdorf ss nach einer Mittheilung derN. P. Z. von heute früh 6 Uhr bis Sonnabend, den 4. April, Mittags 12 Uhr, das Wasser abgesperrt. Es soll während dieser Zeit das vom
Wannsee und Teufelssee gespeiste Hauptrohr verlegt werden.
Die zusammenhängenden Lehrkurse, welche auf der Urania in diesem Jahre zum ersten Male gehalten worden sind, haben vor dem Feste ihren Abschluß erreicht, um erst im Herbst wieder zu be⸗
ginnen. Eine Ausnahme bildet das Gebiet der Physik insofern, als