1891 / 79 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Apr 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Popowo, Powidz, Löwenberg, 5 Lewin und Mittelwalde

durch die Kartographische Abtheilung bearbeitet und veröffentlicht

worden sind.

Der Vertrieb der Karte erfolgt durch die Verlagsbuchhandlung

von R. Eisenschmidt hierselbst, Neustädti

Der Preis eines jeden Blattes beträgt 1 50 ₰.

Berlin, den 3. April 1891. nigliche Landesaufnahme.

8

sche Kirchstraße Nr. 4/5.

Kartographisch von Usedom, 8 Oberst und Abtheilungs⸗Chef.

Freiherr von Marschall. brachte, wie schon erwähnt, Senator Dr. Behn aus;

bereits mitgetheilt.

münde erfolgte.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin,

Seine Majestät der Kaiser und König schifften Sich gestern Morgen um 8 ½ Uhr in Travemünde an Bord S. M. Aviso „Greif“ ein, langten gegen 12 Uhr bei sehr schönem Wetter bei der Insel Langeland an und begaben Sich

ingetroffene Korvette „Carola“. das Schiff und er Hier nahmen Seine Majestät Wohnung

dort auf die inzwischen Majestät inspizirten 6 ½ Uhr in Kiel ein. im Königlichen Schloß.

Heute Vormittag um 10 Uhr nahmen Seine Majestät

eine Parade über die Garnison Kiel der 1. Matrosen⸗Division vor.

Ueber die Ankunft und den Aufent

„Hamb. Corr.“ noch Folgendes:

Seine Majestät traf am Mittwoch Nachmittag um 3 ½ Uhr Kurz zuvor war Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich aus Kiel eingetroffen. Zum Empfange waren ferner anwesend der Bürgermeister Dr. Behn, der Senator Dr. Kulenkamp, der Senator Dr. Rittscher, der Feldmarschall Graf Moltke, der kommandirende General Graf Walbdersee und die Stabsoffiziere des 76. Regi⸗ Die 11. Compagnie war unter dem Kommando des

auf dem Bahnhof in Lübeck ein.

ments. Hauptmanns von Wenden vor dem gestellt. Als der Kaiser dem Zuge

locken von den Kirchthürmen ihr melodisches Geläut. dem Seine Majestät das Fürstenzimmer verlassen,

Allerhöchstderselbe die Ehren⸗Compagn des Präsentirmarsches ab. marschirte die Compagnie im Parade höchsten Kriegsherrn vorüber. Seine unter dem lebhaften Hurrah der stehenden zweispännigen Galawagen.

nahm Bürgermeister Dr. Behn Platz,

zweiten Wagen Prinz Heinrich und im dritten Graf Moltke und Graf W langer Reihe das übrige Gefolge, unter

3. Nyril

traten

sowie

er ft und den halt Seiner Majestät es Kaisers und Königs in Lübeck entnehmen wir dem

Bahnhofsgebäude auf⸗ entstieg, begannen die Nach⸗ schritt ie unter den Klängen

Als die Besichtigung beendet war,

marsch an dem Aller⸗ Maäjestät bestieg darauf Menge den bereit⸗ Neben dem Kaiser dann folgten im Senator Kulenkamp, ldersee und dann in denen noch die Staats⸗

sekretäre von Boetticher, Freiherr von Marschall, Freiherr von Maltzahn und Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch zu

nennen sind.

Der Wagenzug ging durch das Spalier der

Kriegervereine, welche den Allechöchsten Kriegsherrn mit Hurrah

begrüßten. unter einem Baldachin die Mitglieder

Vor der Ehrenpforte auf der Holstenbrücke hatten

der Bürgerschaft Auf⸗

stellung genommen. Ihr Wortführer richtete mit weithin ver⸗

nehmbarer Stimme ajestät:

„Euere Kaiserliche Majestät wollen ger

folgende Begrüßungsrede an

Seine

uhen, die ehrfurchtsvolle

Begrüßung entgegenzunehmen, welche bei Euerer Majestät Einzug dar⸗

zubringen Lübecks Einwohner sich gedrungen Alters her paart sich bei den Bürgern dies Liebe zur engeren

Reich. Auch ist

fühlen. Denn schon von er freien Stadt mit der

Heimath die unwandelbare Treue gegen Kaiser und mit der Wiederaufrichtung des deutschen Kaiser⸗

thrones für uns eine neue Zeit kräftigen Aufschwunges angebrochen.

Dankerfüllt schlagen daher dem Kaife

r Aller Herzen entgegen,

und das Gtlübde der Treue erneuernd bitten wir, Euere Majestät wolle unserer alten Stadt die Kaiserliche Huld gnädig bewahren! Seine Majestät der Kaiser und König Wilhelm II. von Preußen

ebe hoch!“

„Mit lautem Hoch fiel die Bürgerschaft begeistert ein; der Kaiser reichte darauf dem Redner freundlich die Hand und

agte: „Ich bin gern nach Lübeck geko deutscheste der deutschen Städte“. Dann

mmen; Lübeck ist die setzte sich der Wagen⸗

zug wieder in Bewegung und fuhr am Hafen entlang, wo eine stattliche Reihe von Ostseeschiffen in stolzer Flaggenparade

IZ8u der

die den Kaiser dem Geibel⸗Platz „Grüß Gott“.

Beckergrube mit hellem standen

standen

. Jubel en die Sänger und sangen Seine Majestät schien über diese Ovation außer⸗

6000 Schulkinder, begrüßten. Auf

ihr

ordentlich erfreut und dankte auf das Huldvollste. Im Hause des Bürgermeisters Dr. Behn nahm der Kaiser einen kurzen

Aufenthalt von etwa 10 Minuten.

Dann begann die Rund⸗

fahrt durch die dichtgedrängt von Menschen besetzten Straßen,

überall von lautem Jubel begrüßt. dem Dom, In der Marienkirche führte Monarchen, welcher das

dem Altar, die berühmte Todtentanz Während der Anwesenheit des Kaisers die Orgel gespielt. Die Wagen fuhren

herum, die Breitestraße entlang nach dem Schifferhause.

und das Taufbecken

1 ggrüßt. Der Wagenzug hielt vor welchen Seine Majestät mit vielem Interesse be⸗

Senator Dr. Eschen⸗ Sakramentshäuschen astronomische Uhr, lange betrachtete. in der Kirche wurde darauf um die Kirche Hier

wurde Seiner Majestät auf silberner Platte ein Trunk frischen

Bieres kredenzt.

Um 5 Uhr var die Rundfahrt beendet, und

der Kaiser stieg zu einem einstündigen Aufenthalt beim Bürger⸗

meister Dr. Behn ab. Prinz Heinrich Kulenkamp und Graf Moltke beim gestiegen.

Um 6 Uhr fand im Bürgersaal des

war beim Senator Senator Harms ab⸗

Rathhauses zu Ehren

Seiner Majestät das Festmahl statt. In der Mitte der huf⸗

eisenförmigen Tafel

6 örmi nahm Allerhöchstdemselben

hatten ihre

der Kaiser Platz.

A I ihre Plätze Senator Dr. Kulenkamp, Graf Waldersee, Senator

t. Links von Prinz Heinric,

ehling,

Geheimer Kabinets⸗Rath von Lucanus, Senator Dr. Plessing,

General⸗Lieutenant Eschenburg. Rechts Dr. Behn, Graf

Fink vom

Mollke,

von Kaiser Senator

der Infanterie von Hahnke, General⸗Lieutenant von Wittich, Kieler und 18 dem Kasseler Ober⸗Landesgerichts⸗Bezirk; außer⸗ zur Vervollkommnung

Senator Dr. Klug. Seiner Majestät

Finkenstein, saßen:

Senator 1 Bürgermeister Harms, der General

gegenüber saß der

ola“. Seine Abends um

eine Besichtigung ab.

Bord der „Carola“.

Prinzen Heinrich ins Schloß. und begrüßten Allerhöchstdenselben mit begeisterten Zurufen.

Weiter wird vom „W. T. B.“ gemeldet:

sodann, begleitet vom General⸗Feldmarschall Grafen

Goltz und dem Contre⸗Admiral

Karcher, die

Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers. Am brachte der kommandirende Admiral Freiherr von ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus.

In der englischen Presse ist neuerdings wiederholt von gewissen Konzessionen die Rede gewesen, die der Engländer Robert Lewis von den Hereros erhalten zu haben behauptet. Es wurde ausgeführt, daß auf Grund dieser Konzessionen das ausschließliche Recht zum Betriebe des Bergbaues und zur Anlegung von Eisenbahnen in Damaraland ihm oder seinen Rechtsnachfolgern zustehe,

Regelung des Bergwesens im südwestafrikanischen Schutzgebiet der rechtlichen Grundlage entbehrt habe, insofern sie ohne Be⸗ rücksichtigung seiner Konzessionen erfolgt sei. Demgegenüber ist zu bemerken, daß, selbst wenn die Dar⸗ stellung des Robert Lewis von den Vorgängen, die zur Er⸗ theilung der Konzessionen geführt haben sollen, richtig wäre was indessen nicht zugegeben wird —, von einer Anerkennung rechtlicher Wirkungen dieser Konzessionen durch die Kaiserliche Re⸗ gierung insoweit keine Rede sein kann, als die Ertheilung an Robert Lewis als ein Akt politischer Agitation anzusehen ist, der mit seiner Aufwiegelung gegen die Befestigung der deutschen Herrschaft innerhalb eines international anerkannten deutschen Einflußgebietes in engstem Zusammenhang stand. Lewis ist wegen dieser Aufwiegelung aus dem Schutzgebiet ausgewiesen worden. Ein derartiger der Kaiserlichen Re⸗ gierung gegenüber feindlicher politischer Akt kann niemals als geeignet anerkannt werden, um Privatrechte zu begründen, die auf ihren Schutz Anspruch hätten. 8 8

Bei Ausführung der Invaliditäts⸗ und Alters⸗, Kranken⸗ und Unfall⸗Versicherung, sowie aller Ge⸗ setze und Verordnungen, welche die Feststellung von Personalien erforderlich machen, werden die damit betrauten Behörden (Magistrate, Polizeiverwaltungen, Amts⸗, Standesamts⸗ und

Gemeindevorsteher, Staats⸗ und Amtsanwaltschaften) sehr häufig die Erfahrung machen müssen, daß die betreffenden Personen wohl ihren Geburtsort, nicht aber den Kreis ꝛc., in welchem derselbe belegen, anzugeben wissen. Durch diesen Umstand, der viel häufiger eintritt, als man er⸗ warten sollte, entstehen besonders venn es sich um Orte handelt, deren es mehrere desselben Namens giebt (z. B. Bergen, Borken, Freiburg, Friedland, Neustadt ꝛc.) unzählige Fehler und damit sehr viele unnöthige Recherchen und Schreibereien. Diesen Schwierigkeiten vermag allein eine

helfen, die in für schnelles Nachschlagen bequemer Weise jeden der weit über 200 000 Wohnplätze enthält. Es wird deshalb von Staats: und Kommunalbehörden, Handelskammern und allen Kreisen des Handels und der Industrie mit Beifall begrüßt werden, daß ein solches Werk unter dem Titel: „Die Wohnplätze des Deutschen Reichs“ auf Grund der amtlichen Materialien bearbeitet und heraus⸗ gegeben von O. Brunkow, Lieutenant a. D. (3 Bände Groß Lexikon Oktav 2461 Seiten halbfranz, Preis 40 ℳ, der bei sofort kompleter Lieferung auch in monatlichen Raten von 5 ℳͤ erlegt werden kann, Selbstverlag des Herausgebers, Berlin SW. 29 —) erschienen iß. Das Werk, welches wohl allen Anforderungen entspricht, bringt in alphabetischer Reihenfolge sämmtliche deutschen Wohnplätze und für jeden die Einwohnerzahl, den Staat, höheren und niederen Verwaltungsbezirk (Regierungsbezirk, Kreis ꝛc.), die Gerichtsbezirke aller Instanzen, Gemeinde, Polizeibezirk, Standesamt, Bestell⸗Postanstalt, nächste Güterbahnstation, Reichsbankanstalt, Bezirkskommando u. a. m. Man vwird daraus leicht ersehen, daß es für alle behördlichen und geschäftlichen Kreise ein unentbehrliches Hülfsmittel bildet. Es ist daher auch von mehreren Reichs⸗ und vielen Staats⸗ behörden zur Anschaffung empfohlen worden.

11.“

Justiz⸗Ministerial⸗Blatt“ auszugsweise ab⸗ gedruckten Bericht des Präsidenten der Justiz⸗Prüfungs⸗ kommission an den Justiz⸗Minister wurden im Jahre 1890 649 Kandidaten von der Justiz⸗Prüfungskommission geprüft. Von diesen gehörten an: 112 dem Kammergerichts⸗ bezirk, 76 dem Kölner, 72 dem Breslauer, 68 dem Naumburger, 62 dem ECeller, 49 dem Königsberger, 43 dem Hammer, 39 dem Frankfurter, 33 dem

Sd eine Majestät der Kaiser nahm heute Vormittag 10 Uhr die Parade über die gesammte hiesige Garnison ab und schritt von Moltke, dem kommandirenden Admiral Freiherrn von der

ul 2:m C . Fronten Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich führte hierauf seine Matrosen⸗Division vor und inspizirte dieselbe in Schlusse

der Gol

und daß die von der Kaiserlichen Regierung unternommene⸗

Minister⸗Resident Dr. Krüger; rechts von diesem der Staats⸗ sekretär von Boetticher, Senator Klugmann, der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn, links der Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch, der Senator Dr. Rittscher, der Staatssekretär Das Hoch auf Seine en Wortlaut der Antwortrede Seiner Majestät haben wir gestern

Inzwischen hatte die Illumination der Stadt begonnen. Gegen 9 Uhr verabschiedete Sich der Kaiser von Seinen Gästen und fuhr, von lebhaftem Zuruf der Menschenmenge begrüßt, wieder nach dem Bahnhof, von wo die Weiterreise nach Trave⸗

Ueber die Ankunft in Kiel liegt folgende Meldung des „W. T. B.“ vor: S. M. Kreuzer⸗Korvette „Carola“, Aviso „Greif“ und drei Torpedoboote trafen am Donnerstag gegen Abend in Kiel ein. Seine Majestät der Kaiser befand Sich an B der Beim Einlaufen in den Hafen wurde die Kaiserstandarte von dem Schulschiff „Blücher“ salutirt. Seine Majestät fuhr mit dem Kaiserboot zur Gefionbrücke und begab Sich von dort mit Seiner Königlichen Hoheit dem

Hein 5 Tausende von Menschen warteten seit 5 Uhr am Hafen auf die Ankunft Seiner Majestät

das gesammte Reich umfassende Topographie abzu-⸗

Ministerium in Dessau und 1 vom Fürstlich burgischen Ministerium in Sondershausen präsentirt.

457 mit dem Zeugniß „ausreichend“, 119 oder 18,7 Proz. die Prüfung nicht bestanden.

6 dem Kammergerichtsbezirk, je 2 den

der Bestandenen 81,1 Proz., der Nichtbestandenen 18,9 Proz. Ermittelt man die Verhältnißzahl der Bestandenen und Nichtbestandenen im Jahre 1890 je nach den Ober⸗Landes⸗ gerichts⸗Bezirken, so ergiebt sich Folgendes: Es haben bestanden: aus dem Bezirk Kassel 11“ Naumburg. Köln. Frankfurt a. M. Königsberg des Kammer⸗ gerichts . Breslau * Posen

nicht bestanden: 5,6 %

.

Kiel. Stettin 1I1““ Marienwerder

Im Jahre 1889 rangirten die O gendermaßen:

SgU22S=NO 35 RrbSt’oGScSS=Z

1 nicht bestanden:

aus dem Bezirk Kassel 1 8 %

LWI“ Frankfurt a. M. Hamm.

8 Köln

”59o G 80 0

—₰

—,— RœMm⸗ be +0=goö= S.S-S 0 ο &¶ᷣ S.

Breslau des Kammer⸗ gerichts 8 He Marienwerde Celle Stettin. Naumburg Königsberg

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—B₰ —’ —2

Der Fürst Georg zu Solms⸗Braunfels, erbliches Mitglied des Herrenhauses, ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge nach längerer Krankheit in der vergangenen Nacht in Frankfurt a. M. gestorben.

1 hiesige Herzoglich braunschweigische Gesandte, Wirk⸗ liche Geheime Rath Freiherr von Cramm⸗Burgdorf hat verlassen und sich auf acht Tage nach Braunschwei

egeben.

Der neuernannte Regierungs⸗Assessor Freiherr von

Blomberg ist der Königlichen Regierung zu Magdeburg überwiesen worden.

Das Uebungs⸗Geschwader, bestehend aus Panzerschiffen „Kaiser“ (Flaggschiff), „Friedrich Carl“, „Preußen“ und S. M. Aviso⸗ „Pfeil“, Geschwader Chef Contre⸗Admiral Schröder, ist, wie gestern schon telegraphisch erwähnt, am 1. April in Lissa bon eingetroffen und beabsichtigt, am 5. die Reise nach Ply mouth fortzusetzen.

M.

Die Bureauräume des Marinekabinets sind nach der Voßstraße Nr. 25I verlegt worden.

8

Mäünster, 2. April. Der Pastor Voß aus Rheine ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge zum Regens des hiesigen Priesterseminars ernannt worden. 8

Bayern.

München, 3. April. Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent hat, laut Meldung des „W. T. B.“, für die Marienkirche in Hannover 10 000 gespendet. Der Oberste Schulrath trat nach der „Allg. Ztg.“ am 31. März zu einer neuen Serie von Sitzungen zu sammen. In einer kurzen Begrüßungsrede betonte Kultus⸗ Minister Dr. von Müller, daß er die Schule nicht bloß als Unterrichtsanstalt, sondern namentlich auch als Erziehungsanstalt im eminenten Sinne des Wortes ge⸗ wahrt und gepflegt sehen möchte. Sodann wurde die Berathung der ersten beiden Gegenstände der Tages⸗ ordnung begonnen: „Die Schulordnung der huma nistischen Gymnasien“ und §. 9 dieser Schul⸗ ordnung (deutsche Sprache). Es wurde begutachtet, daß die Studienanstalten künftig den Namen „humanistische Gymnasien“ erhalten, ferner daß die formelle Eintheilung dieser Anstalten in „Lateinschule“ und „Gymnasium“ in Wegfall kommen, und die Klassen von 1 bis 9 in der Art durchgezählt werden, daß die unterste die Nummer 1 und die folgenden die nach der aufsteigenden Reihe treffende Ordnungsziffer führen. In der Schulordnung soll der Grundsatz der Schul⸗ geldpflichtigkeit und der Modus für volle oder theilweise Be⸗ freiung davon zum Ausdruck kommen. Im Uebrigen wurde der Lehrplan des Deutschen eingehend erörtert und festgestellt Der Unterricht in der deutschen Sprache soll hiernach Sicher heit im mündlichen und schriftlichen Gebrauche der Mutter⸗ sprache zum Ausdruck der eigenen Gedanken und zur Be⸗ handlung eines im Gedankenkreise der Schüler liegen⸗ den Themas, ferner Einblick in die Haupterscheinungen der Sprachentwickelung, Bekanntschaft mit den Hauptepochen der Literatur und Kenntniß der bedeutsamsten Kunst formen der Dichtung und Prosa erzielen. Der Unterricht ha sich nicht nur auf die eigens für dieses Fach angesetzten, sondern auf alle Lehrstunden zu erstrecken, die insofern au

Stettiner, 29 dem Marienwerderer, 24 dem Posener, 19 dem

dem waren noch 4 Kandidaten vom Herzoglich anhaltischen

8 1“ 1

deutsche Lehrstunden sein sollen, als die Schüler im Allgemeinen und insbesondere beim Uebersetzen aus den fremden Sprachen 3 . des deutschen Ausdrucks und zum sprachrichtigen Antworten anzuhalten sind. An diese Haupt⸗

schwarz⸗ grundsätze schließt sich die genaue Vertheilung des Be⸗ standen haben die Prüfung 530 Kandidaten oder 81,7 Proz., und zwar 1 mit Auszeichnung, 72 mit der Censur „gut“ und während die übrigen I 8 1 Unter den Letzteren befanden sich 15 Referendare, welche in Folge der mißglückten Wiederholung der Prüfung von dem höheren Justizdienst ausgeschlossen werden mußten. Von diesen gehörten

1 1 Ober⸗Landes⸗ gerichts⸗Bezirken Breslau und Marienwerder und je 1 den Ober⸗Landesgerichts⸗Bezirken Breslau, Köln, Königsberg, Naum⸗ burg und Stettin an. Im Jahre 1889 betrug der Prozentsatz

„Deutschland“,

Lehrstoffs auf die einzelnen Klassen an. 1 1“ 8

In seiter vorgestrigen Sitzung setzte der Oberste Schulrath die Berathung über den Lehrstoff der Gymnasien fort. Der Unterricht im Lateinischen soll eine korrekte Ueber⸗ setzung eines im Gedankenkreise der alten Schriftsteller liegenden deutschen Textes sowie die Kenntnisse der wichtigsten Werke der klassischen Literatur erreichen; die Grammatik soll nur, soweit sie hierzu erforderlich, betrieben werden. Im Griechischen wird allseitiges Verständniß klassischer Werke verlangt, die Grammatik diesem Hauptzweck untergeordnet. In der Mathematik fallen die Lehre von den Kombinationen u. s. w. und die analytische Geometrie aus. Die Kenntniß der französischen Gram⸗ matik und des Wortschatzes soll das Verständniß der Literatur, geläufige Uebersetzungen ins Französische und eine richtige Aus prache ermöglichen. Die Physik, welche ab⸗ weichend von der bisherigen Methode mehr durch praktische Demonstration gelehrt werden soll, wird gleichzeitig in die nicht besonders behandelte Chemie einführen. Eingehend ist die Geschichte Deutschlands, Bayerns und des Regenten⸗ hauses zu behandeln; der kulturgeschichtliche Stoff und die Charakteristik hervorragender Personen sollen neben der historischen Lektüre die Schüler anregen. Die Geographie soll die physikalischen und politischen Verhältnisse der fünf Erdtheile und eine Anleitung zum Kartenzeichnen in der dritten bis fünften Klasse umfassen. Der Unterricht in der Naturkunde bezweckt die Ausbildung der Sinneswahrnehmungen als wesentlichen Bestandtheil der allgemeinen Bildung und schließt eine Anleitung zu Sammlungen ein. Jedes Gym⸗ nasium soll Gelegenheit zu englischem Unterricht bieten. Der Musikunterricht wird einheitlicher gestaltet.

Württemberg. Stuttgart, 2. April. Die Kammer der Abgeord⸗

neten berieth in ihrer gestrigen Sitzung die Anträge der

Finanzkommission zum Hauptfinanz⸗Etat für 1891/93. Baden.

Karlsruhe, 2. April. Gestern Vormittag begaben sich, wie die „Karlsr. Ztg.“ berichtet, Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin nach Baden⸗Baden zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Albrecht von Preußen, sowie darauf

zu Ihrer Königlichen Hoheit der Fürstin Josephine von Hohenzollern und der Gräfin Festetics. Die Rücktehr der Großherzoglichen Herrschaften nach Karls⸗ ruhe erfolgte Nachmittags. Waldeck und Pyrmont. ††½† Arolsen, 3. April. Ihre Majestäten die Königin Wilhelmine und die Königin⸗Regentin der Nieder⸗ lande trafen gestern Abend mit grobem Gefolge zu mehr⸗ tägigem Besuche bei dem Fürstlich Waldeckschen Hofe hier ein. 1

Deutsche Kolonien.

Das „Deutsche Kolonialblatt“ amtlichen Mittheilungen:

Seine Majestät der Kaiser gnädigst geruht:

den bisherigen Gouverneur

enthält folgende

und König haben Aller⸗

von Kamerun Freiherin Julius von Soden zum Gouverneur von Deutsch⸗Ost⸗Afrika zu ernennen und demselben während seiner Amtsdauer und für die Zeit seines Aufenthaltes in Ost Afrika das Prädikat „Excellenz“ zu verleihen; den Dr. Carl Peters als Kommissar zur Verfügung des Gouverneurs von Deutsch⸗Ost⸗Afrika zu stellen; 1.1.“ den Premier⸗Lieutenant a. D. von Zelewski, früher im Infanterie⸗Regiment Nr. 99, zum Commandeur der Schutztruppe in Deutsch⸗Ost⸗Afrika zu ernennen. . 8 Durch Allerhöchste Ordre sind ferner vom 1. April d. J. ab der Militär⸗Intendantur⸗Assessor Dr. Kanzki vom Garde⸗Corps un der Marine⸗Zahlmeister Hensel der I. Werftdivision zur Schutz⸗ truppe für Deutsch⸗Ost⸗Afrika kommandirt worden. 8 1“ Der Commandeur der Schutztruppe von Deutsch⸗Ost⸗Afrika von Zelewski ist bis auf Weiteres ermächtigt worden, den Kaiser⸗ lichen Gouverneur in Fällen der Abwesenheit oder der Behinderung in seinen dienstlichen Obliegenheiten zu vertreten. 1 1 Die Einnahmen aus den an der deutsch-⸗ost⸗ afrikanischen Küste erhobenen Ausfuhrzöllen die Einfuhrzölle waren nach den Abmachungen des Sultans von Sanfibar mit der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft der Kontrole der letzteren entzogen vom 18. August bis 30. September 49 000 Rupien, öeö-ö--.. . 60 im November 47 000 45 000 1 im Dezember 35 000 42 000 2 Zssammen 190 000 Rupien, 286 000 Rupien. Ueber die Expedition des Majors von Wissmann nach dem eöö das „Deutsche Kolo⸗ nialblatt“ folgende Mittheilung: S Nach hier u““ Berichten des Majors von Wissmann war derselbe am 20. Januar d. J. in Masinde, dem wichtigsten Punkt der Karawanenstraße zum Kilimandscharo, eingetroffen. Die in Masinde erbaute Station ist mit 30 Mann besetzt. Simbodia, der Häuptling des Landes, versprach dem Chef der Station, im Bedarfsfall 500 Bewaffnete zu stellen. Aufgabe der Station ist es, für die Sicherheit der Karawanenstraße Sorge zu tragen. Am 22. Januar traf der Chef der Kilimandscharo⸗Station von, Eltz, welcher zur Berichterstattung nach der Küste berufen war, in Masinde ein und meldete, daß die Straße über das Pare⸗Gebirge durch erneute Verwüstungen von Massais und Bewohnern von Aruscha ungangbar gemaght sei. Biff ajor von issmann brac selben Tage Masinde auf, um zunächst Kihungwe, einen widerspenstigen Häͤupt. ling im Bezirk Simbodja's, zur Rechenschaft zu ztehen. Derselbe sandte jedoch Friedensboten mit Geschenken entgegen odaß sich die Angelegenheit auf friedlichem Wege erledigte. Im Dorfe Kihungwe 8 wurde ein Sohn Simbodja's als Akida eingesetzt. In Folge der erwähnten Verwüstungen der Landschaft Pare wurde der P längs des östlichen Abhanges des Pare⸗Gebirges genommen. m 31. Januar stieß Major von aq. und Felus in 12 Wna eines Massai⸗Kraals das Lager auf. Nicht gewohnt, daß eine Karawane ihr Gebiet durchziehe, ohne Abgaben zu zahlen, stellten die Massais Forderungen, welche zur Folge hatten, daß ihr Vieh mit Beschlag belegt wurde. Da diese Maßnahme übre Wirkung nicht verfehlte und die Betroffenen über ihr ungehöriges Benehmen sür ünsicht. so erhielten sie Tags darauf den rößten Theil ihres Viehes zurück. 8 1 8 8 Weg führte von zbier aus in nordwestlicher Richtung in das Pare⸗Gebirge. Nach äußerst beschwerlichem und anstrengendem zweitägigen Marsche wurde die Paßhöhe 1600 m über dem Meeresspiegel erklommen. Die Bewohner des Pare⸗Cebirges sind ein friedliebendes und arbeitsames Ackerbauvolk. Die Art und Weise, wie sie ihre Anpflanzungen von Bananen, 8 9 Mais unter geschickter Ausnutzung des ihnen zur Verfügung stehenden

1890 133 000 Rupien, 66 000 8

noch am selben Tage von

Wissmann auf die ersten Massais⸗

Zuckerrohr und

2000 m ausdehnen, erregte Bewunderung. Diese Gebirgsvölker, welche sich stets den deutschen Reisenden als friedliebende und freundliche Eingeborene bewiesen haben, haben nicht nur unter den Ueberfällen der in der Ebene wohnenden Massai, sondern auch unter den jährlich sich wiederholenden Raubzügen der Bewohner von Aruscha nju viel zu leiden. Bei dem erst vor Kurzem statt⸗ gefundenen letzten Raubzuge derselben, bei welchem die überfallenen Pare⸗Leute sowohl ihrer Felder durch Verwüstung als auch ihrer Weiber, Kinder und ihres Viehes durch Raub verlustig gegangen waren, hatten sich auch die Bewohner von Aruscha chini betheiligt. Major von Wissmann wandte sich daher, die Hochebene des Kili⸗ mandscharo durchkreuzend, gegen Aruscha chini und bestrafte die für ihre Uebertretungen um Verzeihung Bittenden nach Rückgabe sämmt⸗ licher geraubten Beute mit einer Zahlung von zwanzig Ochsen und fünfzig Ziegen.

Am 7. Februar langte Major von Kilimandscharo an. Mandara batte ihm zesandtschaf entgegengeschickt und in überraschend freigebiger Weise Lebens⸗ mittel für die Truppen bereitgestellt. Durch seine Söhne sowie durch die Häuptlinge der benachbarten Landschaften wurden Ge⸗ schenke überreicht, welche in über dreißig Stück Ochsen und sonstigem Vieh, sowie drei Frasila Elfenbein bestanden. Mandara sprach noch⸗ mals seine Freude und Genugthuung über die gnädigen Geschenke Seiner Majestät aus. Er gehört zu den Wenigen, die ihr Unter⸗ thanenverhältniß zu Deutschland richtig verstanden baben und insbe⸗ sondere auf unsere Forderungen hinsichtlich der Aufhebang der Sklaverei rückhaltlos eingehen. 1 8 1 Major von Wissmann beabsichtigte, vor seiner Rückkehr noch die vorerwähnten räuberischen Bewohner von Aruscha niu, sowie den Häuptling der Landschaft Kiboscho, welcher sich durch Herunterholen der deutschen Flaggen und trotziges Benehmen strafbar gemacht katte zu bestrafen und während dessen die Station in Moschi durch zurückgebliebene Seldaten und Träger soweit fertigzustellen, daß sie allen Anforderungen entspricht. Die Bauten müssen der häufigen Erderschütterungen wegen aus leichtem Holzmaterial ausgeführt werden.

Wissmann in Moschi am ihm eine Gesandtschaft

Oesterreich Ungarn.

Vorgestern und gestern fanden abermals Konferenzen der Delegirten Deutschlands und Oesterreich⸗Ungarns zu den Handelsvertragsverhandlungen statt. Die nächste Sitzung findet einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge morgen, Sonn⸗ abend, statt. 8 Der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky ist aus Mähren hierher zurückgekehrt. Der Minister von Szoegynyi leidet seit einigen Tagen an einer leichten Unpäßlichkeit und ist gezwungen, das Zimmer zu hüten. Der russische Botschafter Fürst Lobanow ist gestern aus St. Petersburg hier wieder eingetroffen. 6 Seine Majestät der Kaiser hat, wie die heutige „Wiener Ztg.“ meldet, zu lebenslänglichen Mitgliedern des Herrenhauses ernannt: Den Landtags Abgeordneten Grafen Stanislaus Badeni, den Grafen Heinrich Brandis, den Freiherrn Heinrich Gudenus, den Präsidenten der böhmi⸗ schen Akademie der Wissenschaften Hlavka, den Pro⸗ fessor der Krakauer Universität Zoll, den Advokaten Stöger, den Universitäts⸗ Professor Hartel, den Präsidenten der statistischen Central⸗Kommission Inama Sternegg, den Prager Großindustriellen Lanna, den Großhändler Miller⸗Aichholz, den Senats⸗Präsidenten am Obersten Gerichtshof Hasmayr⸗Grassegg, den Feldzeugmeister Doepfner, den Universitäts⸗Professor Jagic, den Prälaten des Benediktiner⸗Stifts Raigern Korcian, den Senats⸗Präsidenten am Obersten Gerichtshofe Rakwicz, den Universitäts⸗Professor Siegel, den General⸗Direktor der Karl⸗Ludwigsbahn Sochor und den Landeshauptmann von Mähren Grafen Vetter. Bei den gestrigen Wahlen des dritten Wahlkörpers für den Gemeinderath des erweiterten Wien wurden nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten 13 Liberale und 29 Anti⸗ liberale gewählt. Drei Stichwahlen sind erforderlich.

Großbritannien und Irland.

Die Königin drückte der Gräfin Granville telegra⸗ phisch ihr Beileid über das Hinscheiden ihres Gemahls aus. Fast von sämmtlichen europäischen Ministern des Auswärtigen, sowie von allen in London beglaubigten Gesandten gingen Beileidsbezeigungen ein. Auch Lord Salisbury, der Leiter des Unterhauses W. H. Smith und die meisten Minister sandten Kondolenzschreiben. Der Prinz von Wales und die Kaiserin Friedrich sandten Hofbeamte in das Trauer⸗ haus. Die Bestattung findet am nächsten Sonnabend in Stone (Staffordshire) statt.

Die Delegirten der irischen Nationalliga von Groß⸗ britannien werden am 16. Mai in Newcastle⸗on⸗Tyne tagen. Die Verhandlungen werden insofern des Interesses nicht entbehren, als es sich dabei zeigen wird, ob die britischen Homeruler Angesichts der Vorgänge in Irland, wo Polizei und Staatsanwalt für den inneren Frieden sorgen mußten, noch immer in ihrer Ansicht unerschüttert bleiben, daß Homerule für Irland die passende Regierungs⸗ resp. Verwaltungsform sei. Die alljährlich stattfindenden Oster⸗Manöver der englischen Freiwilligen fanden am Montag, begünstigt von schönem Wetter, in Gegenwart von Tausenden von Zuschauern ihren Abschluß. Das Hauptereigniß war ein gleichzeitiger feindlicher Angriff vom Lande und von der See gegen Portsmouth, welcher mit dem Siege des Feindes endete. Dem Manöver lag die folgende Generalidee zu Grunde: Ein Feind, welchem es gelungen ist, der englischen Flotte auszuweichen, erreicht in der Nacht des 29. März den Hafen von Chichester und segelt den Fluß hinauf in der Absicht, Portsmouth anzugreifen. Er landet auf der Insel Hayling, bemächtigt sich der Stadt sowie der Eisenbahnbrücke und zerstört die Eisenbahnverbindungen. Die angegriffene Garnison bemüht sich unter dem Schutz der Forts auf den Hügeln von Portsmouth, dem Feind zu wider⸗ Sehen, bis ein Theil der Feld⸗Artillerie aus Aldershot ange⸗ mmen ist. Das Feuer der Forts wird jedoch nach einem apferen Widerstand zum Schweigen gebracht und die geschlagene Garnison muß die Waffen strecken. Am Nachmittag hielt der Herzog von Connaught eine Revue über die Truppen ab. Das zweite Manöver fand im Beisein des Herzogs von Cambridge in Dover statt, welcher nach Beendigung des Kampfes sich in anerkennender Weise über die Haltung der Freiwilligen aussprach. Ein drittes Freiwilligen⸗Manöver wurde fünf Meilen von Brighton bei Falmer Down ab⸗

alten. . 1 geh Der Staat Manipur, in welchem, wie berichtet, eine britische Truppenmachtam 23. und 24. v. M. von den Einge⸗ borenen niedergemetzelt wurde, ist etwa 7000 Quadrat⸗ meilen groß und liegt im nordöstlichen Indien, im Herzen der Bergregion. Er wird im Norden von dem

Westen von dem Chashar⸗Distrikt begrenzt. Die Zahl der Eingeborenen beträgt nach einem im Jahre 1881 abgehaltenen Census etwa 221 000. Die Nähe Manipurs zu dem Gebiet der Lushais, Kustes, Sutis und Nagas giebt Anlaß zu beständigen Fehden, in welchen der grausame und barbarische Charakter dieser wilden Bergvölker unverhüllt zu Tage tritt. Auch die innere Geschichte Manipurs ist über⸗ reich an wilden und blutigen Episoden, in welchen es nichts Ungewöhnliches ist, daß der Sohn den Vater und der Bruder den Bruder ermordet. Bis vor Kurzem war die Sklaverei noch staatlich erlaubt und die sog. befreiten Bewohner haben dem Rajah je zehn Tage von vierzig Tagen ohne alle Ver⸗ gütung Frohndienste zu leisten. England trat zur Zeit seines ersten Krieges gegen Birma in nähere Beziehungen zu Manipur, indem es den von den Birmanen vertriebenen Rajah Gumtheer Sing wieder auf seinen Thron setzte. Einem englischen politischen Agenten fiel die Aufgabe zu, die englische Oberherrschaft in Manipur aufrecht zu er⸗ halten. In den letzten vier Jahren kam es jedoch wiederholt zu Aufständen gegen den gegenwärtigen Maharaja Sur Chandra Singh. Vor acht Monaten gelang es jedoch seinen beiden Stiefbrüdern, dem Thronnachfolger und dem Commandeur seiner Truppen, ihn zu stürzen. Er mußte zu Gunsten des Thronnachfolgers äbdanken, erklärte jedoch später in einer Eingabe an die englischen Behörden, daß er den Verzicht nur gezwungen unterschrieben babe. Es kam zu weiteren Unruhen und Kämpfen, in deren Verlauf Quinton seine unglückliche Expedition unternahm, um Chandra Singh's Nebenbuhler und Stiefbruder auf dem usurpirten Thron zu befestigen. Nach einer offiziellen Depesche aus Manipur vom 2. April beziffern sich die Verluste in dem dortigen Gemetzel, soweit bis jetzt bekannt, wie folgt: 1 Offizier und 15 Mann todt, 1 Offizier und 20 Mann ver⸗ wundet, 106 Mann vermißt. Ein in Kalkutta om 1. d. M. aus Shillong eingelaufenes Telegramm berichtet, daß die Kapitäne Boileau und Butcher und die Lieutenants Wood, Lugard und Calvert wohlbehalten an der Grenze angekommen, dagegen Quinton, Oberst Skene, Grimwood, Cousins, Lieutenant Simpson und Melville gefangen sind. Ueber das Schicksal der Telegra⸗ phisten ist nichts bekannt. Im Ganzen sind 14 Flüchtlinge in Kohima angekommen. Das 3. bengalische Infanterie⸗ Regiment brach am 31. v. M. nach Cachar auf, welches eine starke Bevölkerung von Eingeborenen aus Manipur besitzt. Der Hauptmarsch dürfte von Kohima und Tinamoo aus erfolgen. General Chesney hat seine Reise nach Madras aufgegeben und ist nach Simla aufgebrochen, um sich dem Vize⸗König anzuschließen. 8

Der canadische Ober⸗Commissar Sir Charles Tupper ist, wie aus Ottawa telegraphirt werd, am 31. März nach Washington abgereist. Von dort will er sich nach England begeben, weil die neufundländische Fischereifrage die Gegenwart des erfahrenen canadischen Staatsmanns erheischt, wenn die Delegirten Neufundlands in London eintreffen. Die Ver⸗ handlungen zum Abschluß eines Handelsvertrages zwischen Canada und den Vereinigten Staaten sollen bis zum Herbst verschoben werden, bis wohin auch, wie man hofft, die neufundländische Angelegenheit erledigt sein dürfte. Der Premier⸗Minister der Kapkolonie Sir Cecil Rhodes hat laut Nachrichten aus der Kapstadt erklärt, daß die Verhandlungen, welche er in England mit der Reichs⸗ regierung über die Angelegenheiten der britischen dafrika nischen Gesellschaft bezüglich des Maschonalandes ge⸗ führt habe, einen höchst befriedigenden Abschluß gefunden hätten. Auch habe er, nachdem die Verbindung mit den Pionieren der Gesellschaft zwei Monate hindurch wegen des Regens unter⸗ brochen gewesen, jetzt wichtige Nachrichten erhalten, welche be⸗ sagten, daß der Goldreichthum des Landes außerordentlich sei. Das Kap⸗Parlament ist auf den 26. Mai einberufen worden.

Frankreich.

3 Paris, 3. Aprel. Nach einer Meldung aus Grasse ist der Kaiser Dom Pedro zum Besuche der Königin Victoria gestern Mittag dort eingetroffen und Abends nach Cannes zurückgekehrt.

Der Graf d'Haussonville ist, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, von seinem Aufenthalte bei dem Grafen von Paris hierher zurückgekehrt und überbrachte ein Schreiben, worin dieser seinem bisherigen Vertrauensmann Bocher mit⸗ theilt, daß er den Grafen d'Haussonville beauftragt habe, Bocher in den Beziehungen des Grafen zur monarchischen Presse zu ersetzen. 1 8

Der ehemalige Finanz⸗Minister Pouyer Quertier, welcher als solcher bei dem Friedensschluß mit Deutschland die finanziellen Verhandlungen über die Art der Kriegskosten⸗ zahlungen führte, ist gestern Vormittag 11 ½ Uhr in Rouen an Diabetes gestorben. Derselbe war erst seit gestern an das Bett gefesselt und hatte vorgestern noch eine zweistündige Spazierfahrt unternommen.

Italien.

8 Laut Meldung der „Agenzia Stefani“ hat der italienische Geschäftsträger in Washington, Marchese Imperiali di Francavilla, im Auftrage dem Staatssekretär Blaine auf dessen (unter den gestern nach Schluß der Redaktion ein⸗ gegangenen Depeschen erwähnte) Note eine Antwortnote überreicht. In derselben wird gesagt, die italienische Regierung habe nur die ungesäumte Einleitung des regel⸗ mäßigen gerichtlichen Anklageverfahrens verlangt; es wäre absurd gewesen, eine Bestrafung der Urheber der Aus⸗ schreitungen ohne regelrechtes richterliches Urtheil zu begehren. Die italienische Regierung erneuere jetzt nur dasselbe Verlangen. Der diplomatische Zwischenfall werde erst als erledigt angesehen werden können, wenn die Bundesregierung in unzweideutiger Weise er⸗ kläre, daß das gerichtliche Verfahren binnen kurzer Frist aufgenommen würde. Mittlerweile nehme man gern Akt von der Erklärung der Bundesregierung, daß dieselbe kraft der bestehenden Verträge, die Schadloshaltang der Familien der Opfer anerkenne. Sämmtliche Blätter aller Parteien sprechen übereinstimmend ihre Befriedigung über das Vorgehen der Regierung den Vereinigten Staater gegenüber aus. (Vgl. auch „Amerika“.) 1

König Humbert hat Briefe von Menelik erhalten, welche erst nach dem Abbruch der Verhandlungen des Letzteren mit dem Grafen Antonelli geschrieben sind. Menelik beruft sich darin auf sein entgegenkommendes Verhalten anläßlich der Grenz

Gebirgswassers durch Kanalisirung selbst bis auf eine Höhe von

8.

Assam⸗Thal, im Osten und Süden von Ober⸗Birma und im

regulirung und giebt Aufklärungen über seine Weigerung