1891 / 79 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Apr 1891 18:00:01 GMT) scan diff

6“ ö

der Nachbarschaft eine kraftvolle Organisation durch Vertrauens⸗ männer, Neugründung von Fachvereinen, um dadurch eine Auf⸗ besserung der niedrigen Löhne anzustreben, sowie die Unterstützung auf⸗ gedrungener Strikes.

Hier in Berlin ist, wie der „Vorwärts“ mittheilt, die Arbeits⸗ einstellung bei der Firma Abler, Haas und Angerstein durch Vermittelung der Lohn⸗Ueberwachungskommission der Mechaniker Berlins beigelegt, indem die Firma die Fabrik⸗ ordnung zurücknahm, den neunstündigen Arbeitstag wie den Minimal⸗ lohn anerkannte. Die Arbeit wurde bereits wieder aufgenommen. An der St. Sebastian⸗Kirche (Gartenplatz) haben die Steinmetzen wegen Lohndifferenzen die Arbeit nieder⸗ gelegt. Der Steinmetzmeister Förster aus Riesa, der die Steinmetzarbeit übernommen hat, will nämlich nur 60 Lohn be⸗ zahlen, während die Gesellen Geschirr und Schärfe zu stellen haben, mithin unter dem Berliner Minimallohn arbeiten lassen.

Wie der Berliner „Volks⸗Ztg.“ aus Prag berichtet wird, nimmt die allgemeine Arbeiterbewegung größere Dimensionen an; man spricht bereits von bevorstehenden Strikes aller Moschinen⸗ Wund Metallarbeiter der Fabriken in Prag und Umgebung. Trotzdem glaubt man, daß sowohl der Maurer⸗ als der Zimmer⸗ gehülfen⸗Strike aussichtslos verlaufen werde, weil die Bauthätigkeit in Prag gegenwärtig ganz darniederlieat.

Aus Brüssel meldet ein „Wolff'sches Telegramm“ vom gestrigen Tage: Wie es heißt, soll am nächsten Montag eine neue Arbeiterkundgebung für die Verfassungsrevision stattfinden. Die der Revision günstig gesinnten Kammer⸗ Deputirten sollen gebeten werden, Alles aufzubieten, da⸗ mit die Berathung über die Verfassungsrevision beschleuniat werde. In den vier Kohlengebieten Belgiens, wo lebhafte Strikebefürchtungen gehegt wurden, herrscht noch immer völlige Ruhe. In Seraing glaubt man, daß zwei der Dyvnamindiebe sich nach Frankreich geflüchtet haben. „Etoile Belge“ zufolge besteht in dem Kohlengebiete von Seraing ein fest organisirter Anarchisten⸗Verein. Nach den von der Polizei angestellten Ermittelungen sind in der Gegend von Seraing noch mehr Dynamit⸗Diebstähle verübt worden. Es werden in dem Gehölze von Cornillon, wo eine Niederlage von Sprengstoffen vermuthet wird, genaue Nachforschungen angestellt werden. Das beschlagnahmte Dynamit wurde der „Köln. Ztg.“ zufolge am Dienstag auf böbere Anord⸗ nung auf dem Coeckerill'schen Schießplatze unter Leitung des Artillerie⸗Hauptmanns Massart vernichtet. Wie sich hierbei ergab, enthielten die Kisten 3150 Patronen und nicht 8000, wie anfänglich versichert wurde. Der Inbalt bestand aus 62prozentiger Sprenggelatine, welche auf den deutschen Bahnen bis e und von dort aus mittels Fuhre nach dem innern Belgien efördert wird, während Dynamit von höberem Prozentgehalt auch in Deutschland ausschließlich auf Fuhren befördert werden darf. Die steckbrieflich verfolgten Anarchisten Hanssens, Bustin und Langen⸗ dorf sind noch nicht ermittelt

Wie über Paris aus Angers telegraphisch gemeldet wird, haben 2000 Arbeiter in den Schieferbrüchen von Trelazé von Neuem die Arbeit eingestellt, da ihnen nunmehr endoültig mit⸗ getheilt worden, daß die geforderte Lohnerhöhung nicht be⸗ willigt werde.

Ein Telegramm des „Wolff'schen Bureaus“ aus London berichtet, daß in einer Versammlung der Bergleute von Ruardean (Grafschaft Gloucester), welcher Charles Dilke beiwohnte, ein Protest gegen die von festländischen Bergarbeitern be⸗ antragte allgemeine Arbeitseinstellung zur Annahme gelangte. Der allgemeine Ausstand wurde als nicht zeitgemäß und den Interessen der britischen Bergleute verderblich erklart.

Nach in Pbiladelphia eingetroffenen Meldungen soll gestern Vormittag in Morewood (Pennsylvanien) zwischen den aus⸗ ständigen Coke⸗Arbeitern und der bewaffneten Schutz⸗ mannschaft ein thätlicher Zusammenstoß stattgefunden haben. Drei bis vierhundert Ausständige seien nach den Werken der Trick'schen Coke ⸗Gesellschaft gezogen, hätten die Thüren zu zertrümmern begonnen und auf die bei den Werken aufgestellten Sheriffs gefeuert. Mehrere der Letzteren seien leicht verwundet worden. Die Sheriffs hätten die Schüsse mit Remingtongewehren erwidert. Die Zahl der bei dem Zusammenstoß getödteten Arbeiter wird auf 11, die der verwundeten auf 27 angegeben, welche sämmtlich Ausländer sein sollen. 8 8

Kunst und Wissenschaft.

Der XX. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zu Berlin hielt seine Donnerstag⸗Vormittags⸗Sitzung unter lebhaftem Andrange seiner Mitglieder sowie zahlreicher jüngerer Mediziner im Operations⸗ saale der Königlichen chirurgischen Universitäts⸗Klinik in der Ziegel⸗ straße ab. Nach einer Auseinandersetzung der Professoren Liebreich Wund von Bergmann über die sFrößere oder geringere Wirkungs⸗ fähigkeit des von Ersterem gegen Lupus angewandten kantharidin⸗ sauren Kali folgte die Vorstellung einer Anzahl von größtentheils bereits öffentlich besprochenen Lupusfällen zum Theil mit Kranken⸗ demonstrationen. Während in mehreren dieser Fälle die anfänglich einge⸗ tretene Heilung durch erneutes Auftreten von Lupuserscheinungen unterbrochen worden war, konnte Urban⸗Leipzig über einen voll⸗ ständigen Heilerfolg berichten, da es demselben gelungen, den aus⸗ gedehnten Lupus der linken Schläfe, der Wange und des Halses bei einer den Kongreßmitgliedern vorgestellten Patientin durch Exstirpation und Transplantation derartig zu heilen, daß das Antlitz wieder ein ganz normales Aussehen erhalten hat. Sonnenburg⸗Berlin erörterte die operative Behandlung von Lungen⸗Cavernen unter An⸗ wendung des Koch'schen Mittels. Zwei dem Kongreß vor⸗ gestellte Patienten, bei denen ein operativer Eingriff in die Lungen⸗ hohlräume erfolgt ist und die darauf mit Tuberkulin behandelt wurden, befinden sich auf dem Wege fortschreitender Besserung. Hahn⸗Berlin, welcher auch einen Fall von operativer Lungen⸗ Caverne vorstellte, gab der von Niemandem bestrittenen Ansicht Aus⸗ druck, daß man bei der Auswahl von Fällen, in denen man sich zu einem derartigen operativen Eingriff entschließen dürfe, außerordent⸗ lich vorsichtig zu Werke gehen müsse. Mit der Vorstellung eines Soldaten, welchen Dr. Benda⸗Berlin durch ausgedehnte osteoplatische Trepanation und durch Abtragung eines Stückes Hirnrinde mit dem günstigsten Erfolge von traumatischer Rinden⸗Epilepsie geheilt hatte, schloß die Sitzung, aus deren reichhaltiger Tagesoronung hier unter Verzicht auf spezifisch sachliche Auseinandersetzungen nur die Momente von allgemeinerem Interesse hervorgehoben worden. In der wiederum in der Aula der Königlichen Universität abgehaltenen Nachmittags⸗ sitzung erstattete nach einem Vortrage des Dr. Herzog⸗ München über den Rückbildungsprozeß der Umbilicalgefäße der Generalsekretär der Gesellschaft, Geheime Rath Gurlt einen Bericht über den Stand der Chloroformirungs⸗Statistik. In Folge einer im vorigen Jahre gegebenen Anregung sind von Mitgliedern der Ge⸗ sellschaft 66 Berichte über vorgenommene Narkotisirungen eingegangen. Von 24 675 Narkotisirungen wurden 22 656 mit Chloroform vor⸗ genommen; davon trat in 71 Fällen eine Erstickungsgefahr ein während in 6 Fällen der Tod erfolgte. Nachdem die Ver⸗ sammlung beschlossen, diese statistischen Erhebungen fortzusetzen, sprachen noch Bruns⸗Tübingen über durch Exstirpation erfolgte Heilung eines Cystenkropfes von ungewöhnlicher Gröze, während Escher⸗Triest Mittheilungen über die Bassini'sche Methode der Radikaloperation der Inguinalhernien machte, Landerer⸗Leipzig sich zur Radikaloperation der Leistenhernien äußerte, Karewski⸗ Berlin die Radikaloperation großer Serotalhernien bei Kindern des ersten Lebensalters besprach und Kummer⸗Genf die submueöse Resektion von Darm und Magen unter Demonstration zugehöriger Tafeln erörterfe. Bei dem sodann um 5 Uhr unter zahlreicher Betheiligung im Central⸗Hotel stattfindenden gemeinsamen Mittags⸗ mahl brachte der Präsident, Geheime Rath Thiersch⸗Leipzig, das

geisterung aufgenommen wurde.

Der Eröffnungssitzung des neunten deutschen Geographen⸗ tages in Wien, dessen Ehren⸗Präsidium Unterrichts⸗Minister Dr. Freiherr von Gautsch übernommen hat, wohnten außer den gestern im „R. u. St⸗A.“ Genannten, noch folgende Gäste bei: Prinz Gustav von Sachsen⸗Weimar, FZM. Herzog von Württemberg, Reichs⸗Kriegs⸗Minister FZM. Freiherr von Bauer, Admiral Freiherr von Sterneck, Vize⸗Admiral von Eberan, der Leiter des Militär⸗geographischen Instituts General⸗Major von Arbter, Polizei⸗Präsident Baron Krauß, Sektions⸗Chef Graf Enzenberg, der russische Botschafter Fürst Lobanow, Geheimer Rath Ritter von Arneth, Herrenhaus⸗Mitglied Nikolaus Dumba, ferner Oberst Neu⸗ reuter, Direktor des topographischen Instituts des bayerischen General⸗ stabes, Vertreter der rumänischen Regierung, der geographischen Ge⸗ sellschaften aus der Schweiz, aus Budapest, Prag, München, Czerno⸗ witz ꝛc. Hofrath von Hauer begrüßte die Versammlung mit folgender der „Presse“ entnommenen Ansprache:

„Hochgeehrte Versammlung! Indem mir die Ehre zu Theil wird, die Mitglieder des neunten deutschen Geographentages im Namen der K. K. Geographischen Gesellschaft und des von derselben im Einver⸗ nehmen mit dem Centralausschuß gebildeten Ortsausschusses herzlichst zu begrüßen, fühle ich mich vor Allem freudig verpflichtet, Ihnen, hochgeehrte Herren aus dem Deutschen Reich, den wärmsten Dank darzubringen für die Bereitwilligkeit, mit welcher Sie unsere Ein⸗ ladung, die Tagung in Wien abzuhalten, angenommen haben und mit welcher Sie derselben in ich darf sagen: überraschend großer Zahl gefolgt sind. Keiner besonderen Bemühungen unserer⸗ seits bedurfte es, um von allen maßgebenden Faktoren in unserer Stadt jene werkthätige Beihülfe zu sichern, welche für die Durch⸗ führung der Vorbereitungen zur Tagung erforderlich war. Seine Excellenz der Herr Minister für Kultus und Unterricht bethätigte durch Annahme des Ehrenpräsidiums sowohl wie durch Verfügungen, welche die Betheiligung der Mittelschul⸗Professoren an der Tagung ermöglichen, sowie auch durch einen namhaften Beitrag zu den Kosten, welche unserer Gesellschaft ins⸗ besondere durch die geographische Ausstellung erwachsen, sein lebhaftes Interesse für das Gelingen des Unternehmens. In gleicher Weise erhielten wir materielle Beihülfe von dem Ministerium des Aeußern, dem Reichs⸗Finanz⸗Ministerium und dem Handels⸗Ministerium. Das Reichs⸗Finan,⸗Ministerium ermächtigte die ihm unterstehenden Institute und Anstalten, die von uns installirte Ausstellung mit den werthvollsten Karten und Instrumenten zu be⸗ schicken.... Der Redner dankte ferner dem Rektor und dem Senat der Universität für die Ueberlassung der nothwendigen Räumlichkeiten, dem Bürgermeister für die Einladung zum Empfange im Rathhause und gedachte mit Befriedigung des Umstandes, daß die hervorragendsten Würdenträger des Reichs, sowie die Freunde der Wissenschaft aus den Vüceste Schichten der Gesellschaft als Ehrengäste der Tagung bei⸗ getreten sind.“

Auf Antrag des Professors Richter (Graz) wurde sodann Hof⸗ rath von Hauer zum Vorsitzenden und GM. von Arbter zu dessen Stellvertreter gewählt. Hierauf hielt der Ehren⸗Präsident Dr. Baron Gautsch an die Versammlung folgende Ansprache:

„Hochgeehrte Versammlung! Namens der K. K. Regierung habe ich die Ehre, dꝛe heute in der Hauptstadt versammelten Mitglieder es neunten deutschen Geographentages achtungsvoll zu begrüßen. Es sind wissenschaftliche Probleme von hohem Interesse und großer Bedeutung, welche so zahlreiche und hervorragende Vertreter der Erdkunde zu ge⸗ meinsamer Berathung und lebendigem Gedankenaustausch vereinigen, und ich zweifle nicht, daß manches dieser Probleme durch Ihre Berathungen der Lösung wesentlich näher gebracht werden dürfte. Gestatten Sie mir, meine Herren, beizufügen, daß ich hoffe, daß Ihre Berathungen, welche die besten Wünsche der K. K. Rexgierung begleiten, die Wissenschaft auch durch persönlichen Verkehr und durch vielfache Anregungen fördern werden. Erlauben Sie mir, daß ich den Worten der Begrüßung auch den Ausdruck meines persönlichen Dankes für die Auszeichnung anschließe, die Sie mir durch die Uebertragung des Ehren⸗Präsidiums erwiesen haben. Ich darf darin einen Beweis jener Achtung erblicken, welche Sie der Pflege der Geographie in Oesterreich entgegenbringen. Und in der That, von der Volksschule, welche die einfachen uad grundlegenden Kenntnisse der Geographie vermittelt, bis zur selbst⸗

ständigen Forschung an den Hochschulen, in großen Staats⸗Instituten, in gelehrten Vereinen und Körperschaften, überall gelangt die Bedeutung Ihrer Wissenschaft zur vollen Anerkennung. Auch darüber hinaus blickt der weite Kreis der Gebildeten in unseren Tagen in allen Ländern mit lebhaftem Interesse auf die sicht⸗ baren und großen Fortschritte der Erdkunde. Staatliche Unter⸗ nehmungen, wohlausgerüstete Expeditionen, kühne und opfermuthige Reisende, alle vereinen sich, um das geographische Wissen zu er⸗ weitern. So ist Ihre Wissenschaft, mögen deren Anfänge noch so weit zurückgreifen, jung und triebkräftig geblieben. Lassen Sie mich am heutigen Tage und insbesondere in diesem Raume es aussprechen, was vor Kurzem das Vorwort zu den Arbeiten des geographischen Instituts der Universität ausgeführt hat, daß ein halbes Jahrtausend verflossen ist, seitdem an der hiesigen Universität die erste Vorlesung über Geographie gehalten wurde. Und wenn wir den Zeitraum von 500 Jahren überblicken, wenn wir erwägen, was die Geographie gewesen und was sie gegenwärtig ist, dann, meine Herren, mag uns Freude und Zuversicht erfüllen über den Fortschritt und die Zukunft Ihrer Disziplin. In dieser Gesinnung heiße ich Sie herz⸗ lichst willkommen.“

Nachdem Bürgermeister Dr. Prix den Geographentag im Namen der Stadt Wien mit dem Wunsch für den besten Erfolg der Be⸗ rathungen begrüßt und die Einladung zu dem Besuche des Rathhauses für den Eröffnungsabend ausgesprochen hatte, ergriff Geheimer Admiralitäts⸗Rath Dr. Neumayer, der Vorstand der deutschen See⸗ warte in Hamburg, das Wort. Er erinnerte daran, daß der Geo⸗ graphentag zum ersten Mal in Oesterreich zusammentritt, aber die öster⸗ reichischen Kenntnisse, österreichische Geographen seien den Be⸗ rathungen des Geographentages stets treu zur Seite gestanden und haben an dem weiteren Aufbau der Wissenschaft mitgeholfen. E sei ein Ausdruck des Pflichtgefühls, daß diesmal die Berathungen in Wien stattfinden, um die volle Anerkennung zu bekunden für das, was gerade Oesterreich für die Geographie geleistet hat. Mit einem Ge⸗ fühle des Bedauerns gedenke er der Männer, welche nicht mehr sind, eines Ferdinand Hochstedter, Wüllerstorff und Weyprecht, welch Letzterer gerade vor zehn Jahren ins Grab gesenkt wurde. Wir sind überzeugt, schloß Redner, daß wir rüstig und muthig an unser Programm gehen können und wir hoffen mit Zuversicht auf tüchtigen Erfolg zum Nutzen und Frommen der geographischen Wissenschaft. (Lebhafter Beifall.) Nach einigen ge⸗ schaͤftlichen Mittheilungen des Schriftführers Dr. Diener, welcher die Abwesenheit des Prinzen Hohenlohe, des Statthalters Grafen Kielmannsegg, des Grafen Hoyos⸗Sprinzenstein, des Grafen Wurm⸗ brand und des Hofraths von Westermayer entschuldigte, wurde zu den wissenschaftlichen Verhandlungen geschritten. Es folgten Vor⸗ träge des Geheimen Raths Neumayer: „Ueber magnetische Landesver⸗ messung“, des Universitäts⸗Professors Dr. A. Penck: „Ueber die Formen der Landoberfläche“ und des Oberst⸗Lieutenants R. von Sterneck: „Ueber Schwerestörungen und Lothabweichungen“. Nachmittags um 3 ½ Uhr wurde die zweite Sitzung abgehalten, in welcher Privatdozent Dr. C. Diener (Wien) einen Vortrag „über die Gliederung der Alpen“ hielt, Baron E. von Toll (St. Petersburg) „über Forschungen im nordöstlichen Sibirien“ sprach und außerdem Professor Dr. Penck an Stelle des erkrankten Referenten den Bericht der vom Geographen⸗ tage eingesetzten Kommission für Landeskunde erstattete.

Der oben erwähnten Einladung der Stadt Wien Folge leistend, fanden sich Abends die Mitglieder des Geographentages mit ihren Frauen im Festsaale des neuen Rathhauses ein. Bürgermeister Dr. Prix und seine Gemahlin erwarteten die Gäste und boten ihnen ein herzliches Willkommen. Um den Bürgermeister hatten sich der Buürgermeister⸗Stellvertreter Dr. Borschke und viele Gemeinde⸗

Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus, welches mit Be⸗

Präsidial⸗Bureau⸗Vorstand Rath Dr. Keitler mit den Beamten des Präsidial⸗Bureaus und der Sekretär Dr. von Radler, der Baudirektor Berger versammelt, um ihm beim Empfange der Gäste beizustehen. Nicht nur die Fremden alle, die zum Geographentag hierhergekommen waren, sondern auch die hervor⸗ ragendsten Wiener Persönlichkeiten, die zur Wissenschaft und zum öffentlichen Leben Beziehungen haben, hatten der Einladung Folge geleistet Der Minister für Kultus und Unterricht, Dr. Frei⸗ herr von Gautsch, war erschienen, ferner F. Z M. Baron Scudier, General⸗Major Arbter; das Herrenhaus⸗Mitglied Dumba, Professor Sueß, Hofrath Hauer, Hofrath Lorenz von Liburnau, Hofrath Brunner von Wattenwyl, Dr. Karrer der Afrikareisende Lenz, die Herren Oberst Jemrad, Oberst⸗ Lieutenaut von Haradauer, Major Stefanovits von Vilovo, Haupt⸗ mann Lux, der Polizei⸗Präsident Baron Krauß, Regierungs⸗Rath Heyde, der Reisende Eduard Kanetz, der General⸗Prokurator Kramer, Regierungs⸗Rath Volkmer; von den Fremden nennen wir insbesondere den Geheimen Rath Neumayer von Hamburg, Oberst⸗Lieutenant Neureuther von München, Grafen Joachim Pfeil von Berlin, den Brasilien⸗Reisenden Ober⸗Lieutenant Kreut, General⸗Konsul Schön⸗ lank, den Präsidenten der Geographischen Gesellschaft in Rumänien Georg von Lahovary Torinescu aus Bukarest ꝛc Nachdem die Gäste sich noch eine Zeitlang im Festsaale frei unterhalten und den Töͤnen einer Militärkapelle gelauscht hatten, begaben sie sich, der Einladung des Bürgermeisters und dessen Gemahlin folgend, in die Nebensäle, wo ein vortreffliches Buffet vorbereitet war. Die Gäste priesen die Wiener Herzlichkeit, die Wiener Gastfreundschaft, Wiener Musik und Wiener Küche, und dem Bürgermeister dankend, drückten sie es freudig aus, daß das Fest der Stadt Wien würdig sei und daß Wien vor allen anderen Städten der gerechte Ruhm gebühre, die gastlichste Stadt zu sein.

„Um 1 ¼ Uhr Nachmittags erschien der Erzherzog Wilhelm im Universitätsgebäude, um die geographische Ausstellung zu besichtigen. Der Erzherzog wurde von den Herren Dr. Diener und Kunsthändler Artaria durch die einzelnen Gruppen der Ausstellung geleitet und verabschiedete sich nach einem Rundgange, welcher nahezu eine Stunde währte, mit dem Ausdrucke der vollen Zufriedenheit über das Gesehene und der Anerkennung für das Arrangement der prachtvollen Objekte. Auch Seine Majestaͤt der Kaiser Franz Joseph besuchte gestern Nachmittag die geographische Ausstellung.

Handel und Gewerbe.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im März 1891 1 366 365 200 abgerechnet worden gegen 1 272 983 100 im Februar d. J. und 1 452 222 400 im März 18590.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks 1““ b111“ 1 n der Ruhr sind am 2. Apiil gestellt 9556, nicht tzeiti gestellt ger ““ In Oberschlesien sind am 1. d. M. rechtzeitig gestellt 3851, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. G 8

„Subhastations⸗Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen die nachverzeichneten Grundstücke zur Zwangsversteigerung: 1) Frank⸗ furter Allee 5/6, dem Kaufmann Julius David gehörig. Nutzungswerth 970 Das geringste Gebot wurde auf 700 festgesetzt. Ersteher wurde der Direktor Katzenellenbogen zu Berlin für das Meistgebot von 61 200 %ℳ 2) Schwartzkopffstraße 7/8, den Bauunternehmern Gustav Pezuch und Rudolf Ewest gehörig. Das ge⸗ ringste Gebot wurde auf 271 628 festgesetzt. Es bot der Rechts⸗ anwalt Dr Kempner für die Kommanditgesellschaft Soenderop u. Co. hier 272 000 Der Zuschlag erfolgt am 8. April 1891, Mittags 12 Uhr. 3) Pasewalkerstraße, dem Klempnermeister Oskar Rojahn gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 520 festgesetzt. Ersteher wurde für das Meistgebot von 32 000 der Kaufmann Franz Pickenhagen, Nordhafen 3.

„— In der gestrigen 74. ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Pommerschen Provinzial⸗Zuckersiederei in Stettin gelangte der Geschäftsbericht über das Jahr 1890 zum Vortrage, aus dem wir Folgendes entnehmen: Der Nettogewinn be⸗ trägt unter Hinzurechnung des kleinen Gewinnsaldos aus 1889 816779 und gestattet nach den nöthigen Rückstellungen und Ab⸗ schreibungen die Vertheilung einer Dividende von 25 % = 150 pro Aktie, welche von heute ab zur Auszahlung gelangt. Auf Siederei⸗Grundstücke⸗Conto gelangten 50 000 und auf Siederei⸗ Geräthschaften⸗Conto nicht nur die Neuanschaffungen von 20 092 ℳ, sondern außerdem noch 50 000 ℳ, in Summa also 70 092 zur Abschreibung. Das Unterstützungs⸗Conto hat sich um den Betrag der die Unterstützngen und Pensionen übersteigenden Zinsen erhöht. Auf neue Rechnung wurden 10 445 vorgetragen. Der Bericht wurde genehmigt und dem Aufsichtsrath und der Direktion einstimmig Decharge ertheilt. Ferner wurde die Erhöhung des Aktienkapitals um 1 200 000 durch Aus⸗ gabe von 1200 Stamm⸗Aktien Litt. B. à 1000 nominal zum Course von 101 % beschlossen und genehmigt, daß Betreffs des Stimmrechts drei neue Aktien à 1000 gleichgestellt sein sollen fünf alten Aktien à 600 Wie die „Köln. Volksztg.“ berichtet, hat der „Nord⸗ deutsche Lloyd“, der schon seit langer Zeit für seine Schnell⸗ dampfer englische Kohlen bezieht, jetzt begonnen, für seine Frachtdampfer amerikanische Kohlen zu gebrauchen, wovon in den nächsten Wochen beträchtliche Mengen zu erwarten seien. Die Hamburger Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft habe ebenfalls für ihre Dampfer amerikanische Kohlen eingeführt.

Die Harpener Bergbau⸗Gesellschaft und die Zechen Hibernia und vereinigte Constantin der Große schlossen der „Köln. Volksztg.“ zufolge mit Antwerpener Firmen die Lieferung von ca. 100 000 t Kohlen per 1. April zu letzthin auch im Inlande erzielten Preisen ab.

Köln, 2. April. (W. T. B.) Bei der von der Direktion der linksrheinischen Eisenbahn ausgeschriebenen Sub⸗ mission auf 20000 t Steinkohlen für Lokomotivfeuerung forderte eine belgische Gesellschaft 10,60 pro Tonne ab Zeche, die deutschen Kohlenvereine und Zechen einmüthig 11 ab Zeche. Für Gaskohlen schwankten die Preise zwischen

11,50 und 12,50

Leipzig, 2. April. (W. T. B.) Kammzug ⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. April 4,40 ℳ, pr. Mai 4,42 ½ ℳ, pr. Juni 4,45 ℳ, pr. Juli 4,45 ℳ, pr. August 4,47 ½ ℳ, pr. September 4,47 ½ ℳ, pr. Oktober 4,50 ℳ, pr. November 4,50 ℳ, pr. Dezember 4,50 ℳ, pr. Januar 4,50 8 165 000 kg. Behauptet.

ien, 2. April (W. T. B.) In der heutigen konstituirenden Sitzung der Oesterreichischen Kreditanstalt wurden Weiß und Gomperz als Präsident resp. Vize⸗Präsident wiedergewählt und Goegl als zweiter Vize⸗Präsident neugewählt.

Die Allgemeine Baugesellschaft beantragt die Verthei⸗ lung einer Dividende von 3,50 Fl., sowie 75 780 Fl. auf neue Rechnung vorzutragen.

Die Generalversammlung der Bodenkredit⸗Anstalt ge⸗ nehmigte die Anträge des Verwaltungsraths, darunter den Antrag auf Zahlung einer Dividende von 32 ½ Fr. Die ausscheidenden Ver⸗ waltungsräthe wurden wiedergewählt, neugewählt wurde Baron Banhans.

Die „Banque de Salonique“ beruft die Generalversamm⸗ lung zum 14. Mai ein. Die Bilanz von 1890 ergiebt ein Rein⸗ erträgniß von 13 % des eingezahlten Aktienkapitals.

Lgondon, 2. April. (W. T. B.) Wollauktion. Er⸗ öffnung. Totalausgebot 286 000 Ctr., davon beute 117 000 Ctr. ausgeboten. Auktion mäßig besucht und mäßige Betheiligung.

räthe, der Magistrats⸗Direktor Krenn mit mehreren Räthen, der

Australische Merinos unverändert, Faulty Scoured schwächer, Kreuz⸗

Inrichtingen zu Delft im Direktions⸗Bureau:

zuchten unverändert. Schneeweiße Kapwolle unverändert. Greasy ¼ Sh. theurer. AÄn der Küste 3 Weizenladungen angeboten. London, 2. April. (W. T. B.) Die Dividende der Rio⸗ 1 „Aktien beträgt 16 ½ 0 W. T 8 Thomas Baring, geschäfts⸗ führender Direktor des neu gegründeten Bankhauses Baring Brothers, ist gestern Nachmittag in Rom gestorben. —. Bnn „Times“ meint, durch den Tod von Thomas Baring würden die Ange⸗ legenheiten des Hauses Baring Brothers nicht berührt werden, weil der Verstorbene sein gesammtes persönliches Vermögen auf fünf Jahre für die Verpflichtungen der Baring⸗Gesellschaft haftbar gemacht habe. Bradford, 2. Abril. (W. T. B.) Wolle fester, Garne thätig, fester, Stoff e ruhig.

Submissionen im Auslande.

Niederlande. 1) 7. April, Mittags 12 Uhr. De Direckeur der Artillerie⸗

Lieferung von Kupfer⸗ und Messingplatten, Steinkohlen und allerlei Bedürfnissen für Bereitung von Patronenhülsen. Auskunft an e Einschreibung muß durch in olland wohnhafte Personen erfolgen. 8 2) rebxhaft. Mittags 12 Uhr. ˙s Rvis Centraal Magazyn van Militaire Kleeding, Uitrusting enz. zu Amsterdam: Lieferung von A. 36 000 Paar Halbsohlen in 6 Abtheilungen zu je 6000 Paar, 30 000 Paar Hacken in 5 Abtbeilungen zu je 6000 Paar, Lieferungstermin: im 2. Halbjahr 1891; 1 B. 56 000 Paar Halbsohlen in 8 Abtheilungen zu je ( 000 Paar, 73 000 Paar Hacken in 10 Abtheilungen zu je 7300 Paar, Lieferungstermin: im 1. Halbjahr 1893; für die Militär⸗Schuhmacher⸗Werkstätten. Auskunft an Ort und 5 Einschreibung muß durch in dolland wohnhafte Personen erfolgen.

Hallan 15. babaft Feranenes 11 Uhr. Ministerie van Waterstaat, . 8 heid im Haag: 1 b v Lieferung englischer Weichen und Kreu⸗

zungen (Schätzungswerth 17 800 Fl.) 1 *ꝙLoos Nr. 1027: Lieferung von vierseitig beschlagenem Eichen⸗ holz zu Weichen (Schätzungswerth 2350 Fl.), 8 zur Verwendung auf der Haltestelle Hoek van Holland der Eisenbahn⸗ strecke Rotterdam Hock van Holland. 8 Bedingungen käuflich bei den Buchhändlern Gebr. van Cleef aag. 8 8 8 8 88 80. April, Mittags 12 Uhr. Ministerie van Kolonién (Technisch im Haag: .“ uö“ 1ace zic 113. Metallener Oberbau nebst Zubehör für 25 kleine Brücken für den Dienst der Staats⸗Eisenbahnen auf Java. ““ käuflich für Fl. 2.— beim Buchhändler Mart. Nyhoff im Haag. Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer). New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien: Bestimmung.

Bremen Bremen Bremen Bremen Bremen New⸗York New⸗York New⸗PYork New⸗York New⸗York

April Dover passirt. April von Southampton. März von New⸗York. März von New⸗York April von New⸗York. März in New⸗York. März von Southampton. März von Southampton. April von Southampton. .April Dover passirt. Bremen „April St. Catherines pass. Bremen März von Baltimore. Bremen 1. April von Baltimore. „America“ Baltimore 2. April in Baltimore. „München“ 2 Baltimore 28. März Prawle Point pass. „Gera’“. . Baltimore 2. April von Bremerhaven. Brasil⸗ und La Plata⸗Linien: - 8 „Berlin“. Vigo, Bremen ]1 29. März St. Vincent pass.

„Baltimore“ . Antwerpen, 31. März von Lissabon.

Bremen „Oldenburg’“ . La Plata 13. März in Montevideo. „Hannover’. La Plata 23. März in Rio. „Graf Bismarck“ Beasilien 22. März in Bahia. 8 „Darmstadt“. Rio, La Plata 22. März Las Palmas pass. „Weser“

SSSSgFSSnebe

0 ”,b,

Schnelldampfer

„Hermann“ „Dresden“ „Karlsruhe“

0

Rio, La Plata 2. April von Vigo. 8,8 [Lissabon, Bra-†29 . II s silien V 29. März von Antwerpen. Linien nach Ost⸗Asien und Australien: Bremen 26. März in Colombo. Ost⸗Asien 23. März in Shanghai. Ost⸗Asien 28. März in Aden. Ost⸗Asien 1. April von Bremerhaven. Bremen 2. April in Suez Bremen 1. April von Adelaide. Australien 22. März in Colombo. Malier. Australien 30. März von Genua. London, 2. April. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Dane“ ist heute auf der Ausreise von den Canarischen Inseln

bgegangen. 8 8 8 April. (W. T. B) Der Castle⸗Dampfer „Nor⸗ stle' ist am Mittwoch auf der Ausreise in Capetown an⸗

rg, 2. April. (W. T. B.) „Im Hafen von iffahrt nunmehr vollständig unbehindert.

„Neckar.. „Sachsen“ . „Preußen“ „Stuttgart- „Hohenstaufen“ Kaiser Wilh. II.“ Braunschweig“

Theater und Mufik.

Concerthaus.

Am Montag wird Kapellmeister Meypder unter Mitwirkung der Sängerin Frl. Agnes Passekel aus New⸗York einen An erikanischen Komponisten⸗Abend“ veranstalten.

8

Mannigfaltiges.

Die Ehre des Empfanges bei Ihrer Majestät der Kaiserin hatten nach einem Bericht der „N. A. Z.“ gestern die Vorstände des Vereins zur Förderung der Kleinkinder⸗Bewahr⸗ anstalten, welcher unter dem Protektorat der hohen Frau steht. Der Empfang fand im Elisabeth⸗Saale des Königlichen Schlosses statt, wohin die 50 Herren und fast 240 Damen des Gesammt⸗ vorstandes und der Einzelvorstände der 16 Anstalten um 11 ½ Uhr befohlen waren. Die Kaiserin erschien in Begleitung des eee Freiherrn von Mirbach, des Kabinets⸗ Raths Freiherrn von der Reck, der Ober⸗Hofmeisterin Gräfin von Brockdorff und der Hofdame Gräfin Keller. Der Vorsißende,

General⸗Lieutenant z. D. von Bülow begrüßte ehrfurchtsvoll die Schutzherrin des Vereins und dankte im Namen aller Damen und Herren, die sich erhoben hatten, für die ihnen widerfahrene zohe Ehre. In dem der Kaiserin erstatteten Bericht wies General⸗ Lieutenant von Bülow besonders auf die Schwierigkeit der Wohnungs⸗ frage für die Kleinkinder⸗Bewahranstalten hin, die, abgesehen von drei auf eigenen Grundstücken untergebrachten, durchschnittlich

betrachten und die Anstalten weder gern aufnehmen noch gern behalten. Hierauf erfolgte die Vorstellung der Hrrn. Kaufmann Schlunk und Geheimer Registrator Zumpe vom Gesammtvorstande, sowie der Vorsitzenden der Einzelvorstände, der Damen Frl. A. von Görne, Fr. Hermine Schäffer, Fr. Direktor EFlise Grunow, Fr. Beate von Braunschweig, Fr. Direktor Erpff, Fr. Diersch, Fr. Kanzlei⸗Rath Berge⸗ mann, Fr. Rendant Michaelis, Fr. von Hindenburg, Fr. Geheime Sani⸗ täts⸗Rath Rintel, Fr. Pastor Bartz, Fr. E. Schack, Fr. Dr. Rietzel, Fr. Pastor von Hanstein, Fr. Fabrikbesitzer Werkmeister und Fr Geheim⸗ Rath Henning ferner Fr. Schöning und Fr. von Balan Die Kaisern ließ sich mit jeder der Damen in ein huldvolles Gespräch ein. Zuletzt naesm die hohe Frau noch die Vorstellung des Superintendenten Doeblin, Pfarrers von Elisabeth, und der Geheimen Registrators Zumpe als Mitglieder des dortigen Gemeinde⸗Kirchenraths entgegen, welche Mit⸗ fbeilungen über den geplanten Bau einer dritten Kirche in der Elisabeth⸗Gemeinde machten. Um 12 ½ Uhr war der Empfang beendigt.

Die Grundsteinlegung des „Marienheims’, des ersten Heimathshauses für unbescholtene Mädchen, hat heute Mittag auf dem festlich geschmückten Bauplatz in der Borsigstraße Nr. 5 in feierlicher Weise stattgefunden. Ihre Majestät die Kaiserin, die auch dieses Werk unter ihre schützende Hand ge⸗ nommen, ließ sich bei der Feier durch die Gräfin Keller ver⸗ treten Unter den Anwesenden befanden sich General⸗Lieutenant von Brauchitsch, Gebeimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Graf Bernstorff, Banquier Lösche, der Spender des Grundstücks, zahlreiche Geistliche und Abordnungen der Schwesternhäuser. Die Feier wurde vom Bläserchor der an der Charité wirkenden Bielefelder Brüder mit der Motette „Die Himmel rühmen“ eingeleitet; dann sang die Festversammlung den Choral „Lobe den Herren“, Die Festpredigt hielt der Propst D. von der Goltz. Pastor Burckhardt verlas die Urkunde, die mit verschiedenen Berichten und Druckschriften als⸗ dann in de Grundstein gesenkt wurde. Der stattliche Bau, der sich über dem Grundstein erheben wird und dessen Kosten auf 250 000 berechnet sind, wird in geschmackvollem Rohbau ausgeführt. Das ierstöckige Vorderhaus wird ein Hospiz für Damen aufnehmen. Das Hosviz soll fünfzehn Zimmer mit 25 Betten, einen großen Speisesaal, Gesellschaftszimmer und dergl. enthalten. Ein Flügelbau verbindet das Hospiz mit dem im Garten zu errichtenden „Marien⸗ heim“, einem dreistöckigen Bau, der im Parterre Lese⸗ und Lehrsäle, im ersten Stock einen geselligen Zwecken bestimmten Saal, socwie den großen Schlafsaal mit 25 Betten und in den beiden Ober⸗ geschossen kleinere Schlafzimmer aufnehmen soll. Nach Norden zu stößt an das Heim ein großer Saalbau mit 400 Sitzplätzen. Unter dem Saal soll eine Wasch⸗ und Plättanstalt eingerichtet werden, über dem Saal kommen noch Schlafräume des Heims zu liegen, das insgesammt 36 derartige Zimmer mit zusammen 105 Betten enthalten wird. Das Marienheim will seine Säle den jungen Mädchen un⸗ entgeltlich zur Verfügung stellen, für Schlafräume wird ein monat⸗ licher Miethspreis von 5 an verlangt. Aus etwaigen Ueberschüssen des Betriebs soll ein Grundstock für ein zweites Heim im Südosten gebildet werden.

Der Vorstand der Kochkunst⸗Ausstellung überwies, der „N. Pr. Ztg.“ zufolge, aus den Ueberschüssen seiner Einnahme 1000 an die hobe Protektorin der Ausstellung, Ihre Köntgliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl. Ihre Königliche Hoheit hat diese Summe dem Oberlinhause in Nowawes, in erster Linie für das Krankenhaus, geschenkt, dessen Bau und Einrichtung die hohe Frau mit dem thatkräftigsten Interesse verfolgt hat.

In der Deutschen Kolonialgesellschaft, Abtheilung Berlin, wird am Freitag Abend um 8 Uhr in dem großen Saale des Architektenhauses Hr. Dr. K. Boeck einen Vortrag über „Kultur⸗ und Landschaftsbilder aus Indien“ halten. Die Vorträge werden durch selbstgefertigte Projektionsbilder erläutert werden. Gaͤste, Damen wie Herren, sind willkommen.

In der Kaufmännischen Fortbildungsschule für Mädchen wurde gestern der neue Kursus durch einen Festakt eröffnet, der unter zahlreicher Betheiligung in der reich geschmuͤckten Aula des Dorotheenstädtischen Realgymnasiums stattfand. Der Leiter der Schule Professor Dr. Schwalbe nahm das Wort zu einer Ansprache, in der er auf die Nothwendigkeit der Anstalt hinwies und der Schwierigkeiten gedachte, welche dem Unternehmen daraus erwachsen, daß nur Abendkurse abgehalten und häusliche Arbeiten von den Schülerinnen nicht verlangt werden können. Trotzdem seien die Er⸗ folge recht erfreuliche gewesen. Ueber 300 junge Mädchen haben im Wintersemester die Anstalt besucht, für das neue Semester, das naturgemäß als Sommersemester einen schwächeren Besuch auf geist, haben sich bereits wieder 143 Schülerinnen gemeldet. Der Vor⸗ sitzende Julius Meyer knüpfte hieran noch weitere Mittheilungen. Für Rechnen und einfache Buchführung sind schon jetzt Parallelkuͤrse nöthig geworden. Fr. Schulrath Cauer hat unentgeltlich einen Kursus übernommen, der in der Anleitung zum richtigen münd⸗ lichen und schriftlichen Gebrauch der dentschen Sprache ge⸗ geben werden soll. Der Redner lenkte dann noch die Aufmerksamkeit der Schülerinnen auf die Pflege einer guten Hand⸗ schrift, auf die oft mehr Gewicht gelegt werde, als auf sonstige gute Zeugnisse. In dem Vortrag des Abends gab Lehrer Rietdorf eine Geschichte des Fortbildungsschulwesens. Außer Hrn. Rietdorf und Frau Cauer unterrichten an der Anstalt noch Dr. Jahn, Hr. Nüsse und Frl. Hager.

In überraschender Weise gewinnt das Turnen der Frauen in Berlin immer mehr Boden. So hat jetzt nach der Pofl. 2. auch der Berliner Turnrath ein Damenturnen eingerichtet, das Frei⸗ tags Abends von 8 bis 9 ½ Uhr stattfinden soll. Eine geprüfte und be⸗ wahrte Turnlehrerin wird die Uebungen leiten. Die Verwaltung werden Frauen, welche einen selbständigen Vorstand bilden, über · nehmen. Der Beginn des Turnens findet am 10. April statt. Zu den Uebungen wird die städtische Turnhalle in der Wallstraße 42 benutzt, wo auch Anmeldungen entgegengenommen werden.

Die Sanitätswache für die Dorotheen⸗ und nördliche Friedrichstadt ist, wie die „N. Pr. Ztg.“ meldet, am 1. April in der Mauerstraße 23 part. eröffnet worden. Sie wird vorerst in den Sommermonaten von 10 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens und im Winter von 10 Uhr Abends bis 7 Uhr Morgens geöffnet sein. Un⸗ bemittelte erhalten die Hülfe völlig kostenfrei.

Am Sonnabend hat, dem „B. Fr. Bl.“ zufolge, die Reichs⸗ bank den Kaufpreis für die dem Fiskus gehörigen Grundstücke Niederwallstr. 39 und Kleine Jägerstraße 1 gezahlt. Die in den er⸗ worbenen Grundstücken befindlichen Bureaux verschiedener Behörden bleiben darin noch bis zum Jahre 1898. Die Reichsbank wird in diesem Jahre nur einen Erweiterungsbau auf dem früheren Haus⸗ voigteigrundstück vornehmen. Im nächsten Jahre sollen dann die Neubauten in der Kurstraße bis zur Kleinen Jägerstraße beginnen.

Betreffs Umgestaltung der Journalistentribüne im Stadt⸗ verordneten⸗Sitzungssaale liegt, wie die N. A. Z.“ erfährt, der Entwurf zur Bauausführung, welcher die Zustimmung der Bau⸗ deputation gefunden hat, der Stadtverordneten⸗Versammlung vor. Der Umstand, daß die Sitzplätze der Journalisten zu weit zurück⸗

ü sole estützt werden. vorgerückt und auf Konsolen gestütz Dadurch m binter ihnen ein größerer Raum zur Cirkulation frei, sodaß

eine feste Wand abgeschlossen werden. Die Kosten des Umbaues sind

1000 Miethe zahlen müssen und der steten Steigerung aus⸗ gesetzt sind, da die Hauswirthe die kleinen Kinder oft als Unholde

liegen, hatte zur Folge, daß ein Ueberblick Üüber den Saal von der Mehrzahl der Plätze nicht möglich ist und das Verstehen der Redner beeinträchtigt wird. Die Brüstungen der Tribünen Dadurch wird au zerdr todt g. ucher die litten Arm⸗ und Beinbrüche, nur die Geistesgegenwart des Regisseurs Störungen beim Hinaus⸗ und Hineingehen vermieden werden. End⸗ lich soll die Journalistentribüne von derjenigen des Publikums durch

Der Bau des neuen Dienstgebändes für das Reichs⸗ Versicherungsamt ist dem Rezierungs⸗Baumeister Häckels über⸗ tragen worden. Das Baubureau ist bereits auf dem Grundstück Königin Augustastraße Nr. 27 eingerichtet.

Der Preis der Arbeiter⸗Wochenkarten auf der Eisen⸗ babneite. Adlershof⸗Berlin (Görlitzer oder Schlesischer Bahnhof), ist nach der „Voss. Z.“ am 1. April von 1,20 auf 1 herabgesetzt worden.

Mit der Hebung des hinter der Schleuse im Spreebett gesunkenen Kahnes ist mar, nach einer Mittheilung der „Voss. Ztg.“, gegenwärtig eifrig beschäftigt. Die ganze Arbeit er⸗ fordert Zeit und Geduld. Zunächst wird die aus Ziegelsteinen be⸗ stehende Ladung gelöscht. Zu diesem Zweck müssen die Steine einzeln mittels langer zangenartiger Greifer aus dem Schiffskörper heraus⸗ gefischt werden. Zu beiden Seiten des gesunkenen Fahrzeuges sind Prähme angefahren, über diese sind Verbindungsbohlen gelegt und auf letzteren stehen die fischenden Mannschaften. „Es dürften noch mehrere Tage vergehen, ehe dieses mühselige Geschäft beendet ist und mit der eigentlichen Hebung des Kahnes, welche mit Hülfe von Winden geschieht, begonnen werden kann. Hirschberg. Ueber den Schneefall im Riesengebirge berichtet der „Bote a. d. R.“: Der. vor dem Feste im Riesengebirge eingetretene Nachwinter hatte so starke Niederschläge im Gefolze, daß am zweiten Feiertage der bisher erst wenig gebrauchte Schneepflug zu Hülfe genommen werden mußte. Die nach Böhmen füͤhrende Chaussee war so verschneit, daß man mit sechs Pferden Bahn machen mußte. In der Waldregion beträgt die Schneehöhe bereits wieder ½ m. Während der Februar insgesammt nur 17 mm Nieder⸗ schläge hatte, sodaß die Vorberge bis an den Fuß des Kammes bereits am 8. März schneefrei waren, brachte der Monat März das Vierfache (70 mm) an Niederschlägen; darum ist jetzt die Schneedecke schon am Fuße des Riesenkammes 1 m. boch. Die völlig bloßgelegten Knieholzsträucher sind wieder im Schnee begraben. Mehrere auswärtige Gäste machten am zweiten Osterfeiertag zu Schlitten Ausflüge nach der Neuen schlesischen Baude, um die Freuden einer Hörnerschlittenpartie zu genießen. Siegen, 1. April. In der gestrigen Sitzung der Stadt⸗ verordneten wurde der „Köln. Ztg.“ zufolge beschlossen, den Fürsten Bismarck zum Ehrenbürger zu ernennen.

Lingen, 2. April. Die Nachfrage nach Kibitzeiern, welche mit den Jahren zu einem beliebten Handelsartikel geworden sind, ist,

dem „Hann. C.“ zufolge, bereits eine lebhafte, doch bislang ist noch kein Kibitzet an den Markt gekommen. Der Kibitz ist im sogenannten Lohner Bruch, seinem alljährlichen Aufenthaltsort hier, noch nicht ein⸗

getroffen, die andauernd kalte und rauhe Witterung hat die Thierchen bislang zurckgehalten. 8 Harzburg, 2. April. Die Schnee⸗Verwehungen im Harz haben laut Meldung des „D. B. H.“ in den letzten Tagen noch bedeutend zugenommen. Die Postverbindung im Oberharz ist zum Theil unterbrochen, so auf der Strecke Klausthal⸗Andreasberg, 1 zum Theil ist sie nur unter den allergrößten Schwierigkeiten aufrecht zu erhalten. Der Schnee liegt im Harzwald durchschnittlich einen Meter hoch, auf dem Felde ist es noch schlimmer.

Wien, 2. April. In Steiermark und Krain längs der üdbahnstrecke sind, wie die „N Pr. Z.“ meldet, große Schnee⸗ assen niedergefallen. Aus Ober⸗Italien wird abnorme Kälte mit chneefällen gemeldet.

S m

S

Prag, 2. April. Nach einer Mittheilung des Ausstellungs⸗ comités befinden sich, wie das „W. T. B.“ meldet, unter 3000 ausstellenden Firmen 680 deutsche. Die Eröffnung der Ausstellung findet am 15. Mai statt. Die in der letzten Woche erfolgten An⸗ meldungen deutscher Firmen mußten wegen Raummangels abgewiesen 3 werden.

egt nach einer Meldung

Triest, 2. April. Auf dem Karst liegt ie Züge kommen ganz ver⸗

der „D. B. H.“ der Schnee fußhoch. Di eist an. . Es berrscht, wie „H. T. B.“ berichtet,

Serajewo, 1. April. 3 Die Trambahn mußte den Verkehr

hier fortgesetzt Schneefall. einstellen.

London, 1. April. Gestern Morgen wurde, laut Mittheilung der „A. C.“, die neue Paris Londoner Telephonleitung zuerst in den Dienst der Presse gezogen. Die „Agence Havas“ in Paris und das „Reuter'sche Bureau“ in London pflogen auf besondere Ver⸗ günstigung der französischen und englischen Behörden eine längere Unterredung mit einander. Der Versuch fiel höchst befriedigend aus, seltsamer Weise aber waren die Worte auf dem Pariser Ende nicht so gut verständlich wie auf dem Londoner. Die Beaniten erklären jedoch, daß die neue Leitung die Töne weit deutlicher wiedergiebt, als die zwischen Paris und Brüssel bestehende.

Schweiz. In der letzten Versammlung des Züricher Ingenieur⸗ und Architektenvereins machte nach dem Berner „Bund“ Ingenieur Imfeld einige interessante Mittheilungen über Walliser Berg bahnprojekte, d. h über die Gornergrat⸗ und Matter⸗ hornbahn. Die Gornergratbahn ist eine Kombination von seilbahn und von Zahnradbahn, letztere führt von Riffelalp⸗Riffelberg auf die Spitze des Gornergrats. Von diesem Gipfel genießt man eine Aussicht über eine ganze erstarrte Welt, besonders die Gletscher des Monte Rosa. Die Matterhornbahn wird in drei Sektionen gebaut. Die erste Sektion ist eine Drahtseilbahn von Zum See bis Schafberg 2320 m. Die zweite umfaßt die Strecke von Schafberg bis Whympershütte ist als Zahnradbahn gedacht. Die Bahn steigt hart am „Hotel Schwarzsee“ empor und erreicht kurz nachher den Südostabfall des vom Hörnli gegen das Matterhorn hinsteigenden Felskammes. Sie gewinnt, indem sie zuletzt in einen Tunnel von 200 m Länge eintritt, die unterirdische Umsteigestation Whympershütte und damit den eigentlichen Fuß des Matterhornkegels. Die dritte Abtheilung führt in unterirdischer Drahtseilbahn auf die Höhe. Die Trace verfolgt den Nordostkamm des Matterhorn und erreicht den höchsten Punkt etwa 20 m unterhalb der Kammhöhe. Daselbst werden längs des Gipfelkammes Galerien angelegt und Räunlichkeiten für Restauration, Betriebspersonal, Führer und einige Schlafkabinen vorgesehen. Die Kosten für die Gornergrat⸗ und Matterhornbahn sind auf sieben Millionen Francs veranschlagt; die Bauzeit ist auf vier Jahre festgesetzt. Selbstverständlich muß auch die Zufahrt von Zermatt zum Fuß der Steilrampen hergestellt werden. Diese Strecke (von Zermatt bis Moos Zum See) ist 3620 m lang und soll als natürliche Fortsetzung der Thalbahn Visp⸗Zermatt angelegt werden.

Bern, 31. März. Auf dem Monte San Salvatore Lugano ist nach einer Meldung der „K. Z.“ ein großer Waldbra ausgebrochen, der von einem Kinde entzündet ist.

bei nd

Chicago. Im hiesigen Volks⸗Theater entstand, wie der „A. C.“ mitgetheilt wird, in Fege eines im Nebenhause ausge⸗

brochenen Brandes eine fürchterliche Panik; mehrere Frauen und Kinder wurden zerdrückt und todt getreten; viele Besucher er⸗

verhinderte weiteres Unglück. Die Vorstellung mußte natürlich ab⸗ gebrochen werden.

auf 3500 veranschlagt.