Theater und Mufik. Deutsches Theater.
“ v1
Am Sonnabend gelangte Shakespeares „König Heinrich
Einstudirung vor einem zahlreichen und beifallsfreudigen Publikum zur Darstellung. Das Schauspiel ist in derselben Gestalt schon vor einer Reihe von Jahren über die Bühne
des Deutschen Theaters gegangen; beide Theile König Heinrich des
Vierten sind von geschickter Hand zu einem fünfaktigen Drama ver⸗ schmolzen worden. Dem ersten Theil sind die Scene, in welcher die aufgeregten Geister König Heinrich's und seiner Widersacher, besonders Heinrich Percy's, des Heißsporns, auf⸗ einanderplatzen, die Verschwörung der Rebellen zu Bangor, dann in breitem Rahmen die lustigen Falstaffscenen, welche sich in der Schänke zum wilden Schweinskopf in Eastcheap, im Walde bei Gadshill und bis in die Schlacht von Shrewsbury hinein abspielen, dem zweiten Theil die lustigen Scenen mit dem Friedensrichter Schaal, ferner diejenigen, welche zumeist die Wandlung im Charakter des lustigen Prinzen Heinz kennzeichnen, entnommen; diesen Scenen schließt sich kann der Tod Heinrich's des Vierten und die Krönung seines Nachfolgers an. Die sehr derben Falstaffscenen des zweiten Theils und die kriegerischen Vorgänge, welche sich auf intime Einzel⸗ heiten der engeren Geschichte Englands beziehen, sind fortgefallen. Durch diese Bearbeitung gewinnt der größere Theil des zur Dar⸗ stellung gelangten Königsdramas den Charakter eines heiteren Lust⸗ spiels, welches in den Seelen der Zuschauer einen freundlichen Wider⸗ hall erweckt. Je näher man dem Schluß kommt, je mehr treten die ernsten Elemente hervor, welche eine Fülle von dichterischer Schön⸗ heit der Sprache und des Gedankens bergen. Der Eindruck des letzten Aktes litt etwas unter der häufig unterbrochenen, kurzen Sceneneintheilung und der Krönungsgang Heinrich's des Fünften wirkte mehr durch die blendende Pracht theatralischen Pomps als durch seine dramatische Kraft.
Die Fülle lebensvoller und lebensfreudiger Gestalten, welche in markiger Natürlichkeit vor den Zuschauer hintreten, wirkte neu und überraschend durch den poetischen und rhetorischen Gehalt des Dialogs, denn das wahre Kunstwerk bleibt ewig jung. So glich die Aufführung einem Labetrunk frischen, lebendigen Wassers, welcher nach den düsteren und oft genug schmutzig trüben Bildern, wie sie die moder⸗ nen Naturalisten zu zeichnen belieben, doppelte und dreifache Er⸗ quickung bot. 3
Die Darstellung konnte in jeder Beziehung selbst anspruchsvolle Gemülher zufriedenstellen. Zwei hervorragende Rollen die Heinrich's des Vierten und Heinrich Heißsporns, sind noch in den Händen der Hrrn. Pohl und Sommerstorff verblieben, welche in diesen Partien mit großem Erfolge schon vor Jahren auftraten. Hr. Sommerstorff wirkt geradezu überraschend durch die kräftige und
sichere Charakteristik, welche in der ungestümen Hast seines heiß⸗ klütigen Percy zum Ausdruck kommt. Hr. Engels als Friedensrichter Schaal erweckte in seiner kleinen Rolle ebenfalls von Neuem wahre Lochstürme durch die wunderbare Komik, vermittelst welcher er die eigentlich unbedeutende Rolle des ländlichen Gutsbesitzers und Friedens⸗ richters zu einer solchen von hervorragender Wirkang erhob. Neu war Hr. Barthel als Prinz Heinrich; der kecke Uebermuth des königlichen Jünglings, in welchem doch schon der geniale Funke zukünf⸗ tiger Größe aufblitzen soll, gelangte noch nicht frei genug zur Entfal⸗ tung; es haftete seiner lustigen Laune eine Spur bedeutungsloser Nüchternheit an, welche der junge Künstler sicher abstreifen kann, wenn er will; vorzüglich erwies er sich in den ernsten leidenschaftlichen Scenen mit seinem Vater; hier trat die Größe des Geistes und des Herzens erkennbar hervor. Den Falstaff spielte zum ersten Mal Hr. Pittschau mit fröhlichem Gelingen; sein Humor war echt, sein Lachen wirkte ansteckend, und so kann sich das Deutsche Theater Glück wünschen, einen zwar noch jugendlichen aber sehr wirkungsvollen Fal⸗ staff als Ersatz, wenn wir nicht irren, für Friedmann zu besitzen. Zu erwähnen sind noch der prächtige Dwen Glendower des Hrn. Nissen und der komische Bardolph des Hrn. Merten.
Das Publikum folgte der Aufführung mit lebhafter Theilnahme und zeichnete die Darsteller durch herzlichen und reichen Beifall aus. Berliner Theater.
Adolf Sonnenthal, der seit einigen Tagen am Residenz⸗
der Vierte“ nach erneuter
Publikum
im Berliner Theater eine
Barnay hat dem wohlthätigen Künstlerpersonal und die, wie m
Theaters zur Verfügung gestellt, Weise zu den vom Verein
„Der Vogelhändler“
gesungen werden.
Abend gegeben wird, während Adolph Sonnenthal zur Aufführung gelangt
diese Tage gelösten Billets einem der
Künstler hat Posse „Drei Paar Schuhe“ gewä
zielt hat. am Sonnabend wird die Damhofer spielen
“ Leni,
Sonnabend ein Prüfungsconcert befindlichen Eleven des Ganz
sangsschülerinnen, deren
Reinheit der Intonation und
Georg
einer reichen Zahl klassischer und wir
freundlichst hinzugefügte als die hervorragendsten
Gesangskunst, Wiedergabe von Haydn, Henschel und
stets
der Lieder Purcell (1680), Auber
noch konstatiren wollen, daß sämm
Theater gastirt, wird sich im Berliner Theater vom hiesigen
Wetterbericht vom 6. April, Morgens 8 Uhr.
haus.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red. in Millim
Gtationen.
— 2
Schauspi
in ° Celsius
5 0C.= 4*R.
Temperatur
Herr.
4 bedeckt Max Grube. 6 bedeckt
1 Dunst
4 Schnee
2 wolkenlos 2 wolkenlos 4 bedeckt
1 wolkenlos
Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Fpepesbe 1
t. Petersb. Moskau ...
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fang 6 ½ Uhr.
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Anfang 7 Uhr.
Cork, Queens⸗ towmn ... Brest. ... 2125483Pb” mburg .. winemünde Neufahrwasser Memel
vhens . ünster... Karlsruhe .. Wiesbaden. künchen.. Chemnitz.. Berlin... Wien... Breslau ...
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2 wolkig 3 wolkig 1 Nebel 5 halb bed. 2 bedeckt 3 heiter¹) 3 bedeckt 3 wolkenlos 2 Regen bedeckt 3 Regen still bedeckt 4 Regen 1 wolkig O 3 heiter . still Nebel V 2 Regen 5 bedeckt
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von Kirchfeld.
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Anfang 7 Uhr.
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Nachts Reif.
Uebersicht der Witterung.
Während das barometrische Maximum über Nord⸗ Europa sich ostwärts ausgebreitet hat, ist das Minimum im Westen südwärts nach der Gegend westlich von den Scillis fortgeschritten und entsendet einen Ausläufer nach Mitteldeutschland, welcher das Gebiet der südwestlichen Winde im Süden von dem⸗ jenigen der östlichen im Norden scheidet. In Deutsch⸗ land hat bei trüber Witterung weitere Erwärmung stattgefunden, indessen liegt daselbst die Temperatur fast allenthalben noch unter dem Mittelwerthe, er⸗ heblich in den nordwestlichen Gebietstheilen, wo frische Ostwinde herrschen. Im deutschen Binnen⸗ lande ist fast überall Regen gefallen.
8 Deutsche Seewarte.
hardt. C. A. Raida.
(Letzter Monat.)
Zum 59. Male: 3 Akten von
7 ½¼ Uhr.
Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. 84. Vorstelluug. 2 Akten mit Tanz von Mozart. Dirigent: Kapellmeister Sucher.
Schauspielhaus. el in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 85. Vorstellung. Tristan und Isolde in 3 Akten von Richard Wagner. An⸗
Schauspielhaus. mann von Venedig. von Shakespeare, übersetzt von A. W. von Schlegel.
Letztes Auftreten des Abgange von der Königlichen Bühne.
Deutsches Theater. Dienstag: Der Pfarrer
Mittwoch: König Heinrich IV. 1“
Donnerstag: Die Kinder der Excellenz.
Freitag: Das Wintermärchen.
Die nächste Aufführung von Wildniß findet am Sonnabend statt.
Berliner Theater.
Mittwoch: Schuldig. Donnerstag: Schuldig.
Tessing-Theater.
1 Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal. Mittwoch und Donnerstag: Thermidor.
spiel in 4 Akten von Victorien Sardou.
Victoria-Theater. Die sieben Raben. in 5 Akten von Emil Pohl. Balletcompositionen des 3. 8 Ballets von C. Severini. gesetzt von W. Hock Anfang 7 ¼ Ubr.
Mittwoch und folg. Tage: Die sieben Raben.
Wallner-Theater.
1ö Mavxime Richard Genée. Musik von E. Audran.
Mittwoch bis Freitag: Miß Helyett.
Sonnabend: Zum ersten Male: Des Teufels Weib. Phantastisches Singspiel in 3 Akten von Meilhac und Mortier, bearbeitet von Th. Herzl. Musik von Adolf Müller.
Dienstag: Opern⸗ Oper in Text von Daponte. Anfang 7 Uhr.
Vorstellung. Der neue
Don Juan.
90.
91. Vorstellung. Der Kanuf⸗ Komödie in 5 Aufzügen
Frl. Clara Meyer vor ihrem
Der Sohn der
Dienstag: Goldfische.
Dienstag: Der Probe⸗
Schau⸗
Dieastag: Zum 128. Male: Romantisches Zaubermärchen Musik von G. Lehn⸗ Aktes von
In Scene
Dienstag: (Letzte Woche.) Miß Helyett. Vandeville in Boucheron. Deutsch von Anfang
ausgestattete Wallenstein⸗Aufführung,
am Mittwoch, Selbstverständlich volle Gültigkeit. Inhaber von Billets zu diesen Tagen diese Aenderung nicht willkommen sein, so steht es ihm frei, bis morgen Mittag 1 ½ Uhr die Billeis an die Kasse zurückzugeben und den Betrag dafür wieder in Empfang zu nehmen. Thomas⸗Theater. Die Reihe der Auffürungen des „Millionenbauer“, der am Sonntag wieder ein vollständig ausverkauftes Haus erzielte, muß in dieser Woche auf einen Tag unterbrochen werden. findet nämlich das Benefiz für Hrn. Reinhold Wellhof statt. Der dazu den Julius von Nachtfalter in der Görlitz'schen eine Rolle, mit welcher er be⸗
ihre
erfreulichen Fortschritten der meist noch in
verschiedenen
wiederum
“ S Se die I “ die Fngass⸗ des
iedes „Der Nußbaum“ von Schumann. ährernd wir schließlich nur EE29 f n 1 9 tliche Solovorträge und Duette des die Häuser in Lichterfelde nicht zae
ausgezeichneten Künstlerpaares mit sehr lebhaften oft enthusiastischen
verabschieden. Am näöchsten Sonnabend, 11. April, findet Aufführung des Sonnenthal in der Titelrolle zum Besten des Pensions⸗ und Unter ⸗ stützungsfonds des Vereins „Berliner
Zweck nicht an weiß, so sondern an
Hr.
Riesidenz⸗Theater. Das Revpertoire für diese Woche hat insofern eine Aenderung er⸗ fahren, als „Fromont und Risler“
nur noch ein hingegen „V
hlt,
kanntlich in dieser Saison im Thomas⸗Theater, mit großer Verve vorgetragene Tanz⸗Couplet, einen großen Erfolg er⸗ In dieser einmaligen Aufführung von „Drei Paar Schuhe“
wie früher,
Aula des Königlichen Louisen⸗Gymnasiums. Der bewährte Pianist Hr. Schubert, Gründer und Leiter eines vielbesuchten Konservatoriums in Moabit, veranstaltete am , das Zeugniß ablegte f sehr jugendlichem Alter 2 Klavierspiels und des besonders lobenswerth waren zu
Mendelssohn auf
Dienstag:
7 Uhr.
3 Akten von
burg. schauspielers Fromont ] Mittwoch: schauspielers
Dumas.
Tonpinel.
in 3 Akten 1 Weyl. Vor Schwank in
Mittwoch:
Adolph 52. Male: 4 Akten von Couplets vo von Adolph Tonpinel.
Die zur
Mittwoch:
Dienstag: bauer.
bauer.
Presse' statt.
welcher die Billets in gewohnter W „Berliner Presse“ thätigen Zweckes mäßig — ungefähr auf die derzeitigen Gastspielpreise im Residenz⸗Theater — erhöhten Preisen verkauft werden sollen. Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.
3 geht am Donnerstag zum Benefiz des Tenoristen Sigmund Steiner in Scene. ersten Abend die Partie des Stanislaus. Der melodiöse Walzer im zweiten Akt und der Briefchristel müssen an jedem Abend da capo
Donnerstag
gleich die Leistungen der Ge⸗ ül Ausbildung sich die sehr vortheilhaft bekannte Concertsängerin Frl. Toni Lieber gewidmet hat. : Deutlichkeit der Aussprache ließen in allen Vorträgen die gründliche Methode erkennen. bestand aus klassischen und gut gewählten Werken neuerer Das Publikum, das sehr zahlreich erschienen war, trägen reichliche Beifallsbezeugungen. 8 hilharmonie. Der populäre Lieder⸗Abend des Künstlerpaares Lillian und r Henschel war zahlreich besucht. (1590), Grétry (1741), Henschel und Donizetti wechselten ab mit 1 neuerer Sologesänge, Cimarosa’s Arie aus „Don Calandrino“, L „Verfallene Mühle“ sowie Schumann’'s „Grenadiere“ Ballade „Heinrich der Vogler“ künstlerischen Leistungen des Sängers be⸗ zeichnen wollen. Fr. Hessce⸗ brachte die seltene wie ihre anerkannte
Duette von Gagliano
Vielseitigkeit Charakters
das
Friedrich-Wilhelmstädtisches Mit neuer Ausstattung. Zum 46 Male: Der Bogelhändler. einer Idee des Bisville von Held und West. von C. Zeller. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann.
Mittwoch:
Donnerstag: Beuefiz für Hrn. Sigmund Steiner. Zum 48. Male: Der Vogelhändler.
Vorbereitung:
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Dienstag: Gastspiel des K. und K. Hofburg⸗
und Sohn. Schauspiel in 5 Akten von Alexandre
Sonnabend:
Belle-Alliance-Theater. 17. Male: Gavant, Minard & Co.
Billets müssen bis Mittwoch Mittag 12 der Theater⸗Kasse abgeholt werden.
Thomas-Theater. Zum 21. Male: Volksstück in 4 Akten von Max Kretzer. Gesangstexte im 3. Akt von A. Schönfeld. von G. Steffens. Mittwoch und folgende Tage: Der Millionen⸗
Beifallsbezeugungen begleitet wurden, möchten wir nicht unterlassen, zu erwähnen, daß in diesem 3000 Personen fassenden Saal doch ein vom Flügel getrenntes Hervortreten des Sängers, zumal für das bessere Verständniß der Worte, sehr wünschenswerth erscheint. Wäre dies nicht von sämmtlichen Concertsängern für zweckmäßiger befunden worden, so hätten wohl Viele schon den Versuch gemacht, bequemer am Flügel sitzend, dem Concert mehr den Anstrich einer gesellschaft⸗
„Wallenstein“ mit tt. Hr. Direktor bloß sein Haus, das trefflich einstudirte und auch die Billetkasse des
zum Deutsche
81.
8
Berlin, Montag, den 6. April
en Staats⸗Anzeiger.
lichen Unterhaltung zu verleihen.
Das geistliche Concert in der Domkirche, bei dem der „Elias“ zur Aufführung gelangt, wird besonderer Anordnung zufolge erst am 9. April, Abends 7 Uhr, stattfinden. An Solisten werden mitwirken, nächst den Damen Frl. Adelina Herms und Fr. Müller⸗Ronneburger, der Königliche Hofopernsänger Oberhauser und der Concertsänger Hintzelmann. Ferner wirken mit das Streichorchester des Musik⸗ Corps des 4. Garde⸗Regiments z. F. unter Leitung des Königlichen Stabshoboisten Bergter, sowie der Gesangschor des Mohr'schen Konservatoriums (Dirigent Otto Schmidt).
im Interesse des wohl⸗ Statistik und Volkswirthschaft.
Deutsche Volksbaugesellschaft.
ie Ziele und Bestrebungen der Deutschen Volksbaugesellschaft gewinnen derselben immer weitere Kreise. In der am 2. d. M. stattgehabten Sitzung des Comités, welche in den Räumen des Herrenhauses stattfand, wurde im Wesentlichen die Ausdehnung der Wirksamkeit auf die ländliche Bevölkerung diskutirt. Es wurde fest⸗ gestellt, daß es unter Berücksichtigung der Bauerfahrungen des Aus⸗ lands wohl möglich wäre, zu angemessenen Preisen solche Anwesen für die ländlichen Arbeiter zu schaffen. Dabei wurde auch auf die Wichtigkeit der Obstbaumkultur, welche in Deutschland einer größeren Pflege bedürfe, hingewiesen, da man durch dieselbe den Ansiedlern die Zahlung ihrer Zinsen wesentlich erleichtern werde. Ueber Verhandlungen mit einem leitenden Staatsmann Preußens, welchem die Wohnungsfrage stets warm am Herzen lag, wurde berichtet und dessen Erklärungen, die Deutsche Volksbaugesell⸗ schaft möglichst fördern zu wollen, dankbar entgegengenommen. Da das Unternehmen der Deutschen Volksbaugesellschaft, mittelst der Lebensversicherung den kapitallosen Bevölkerungsklassen zu Stadt und Land ein gesundes eigenes Heim zu verschaffen, bereits an zahlreichen Orten Deutschlands Anklang gefunden hat, wurde die Bildung von Lokal⸗Comités in den einzelnen Staaten und Provinzen und ein Reglement für dieselben beschlossen. Die Lokal⸗Comités haben sich zusammenzusetzen aus Genossen, Anwärtern auf Heimstätten und anderen Personen, die sich für die Ansiedelungen inter⸗ essiren. Zur Ertheilung weiterer Informationen für Diejenigen, welche die Bedeutung des Unternehmens würdigen und insbesondere den Wunsch hegen, der Genossenschaft beizutreten, haben sich folgende Herren bereit erklärt: Fürst zu Putbus, W., Königgrätzerstraße 140, Geheimer Justiz⸗Rath, Professor Dernburg, W., Markgrafenstraße 50, Landes⸗Direktor von Levetzow, W., Matthäikirchstraße 20/21, Direktor Haas, SW., Wilhelmstraße 10 I, Rechtsanwalt Holz, W., Leipziger⸗ straße 104, Oberst Fene⸗ W., Lutherstraße 44, Rechtsanwalt Hoff⸗ marnn, W, Kronenstraße 53, Freiherr von Magnus, W., von der Heydtstraße 13, Gerichts⸗Sekretär Drachholz, N., Artilleriestraße 5.
Die Berliner Baugenossenschaft hielt am Sonntag, den 5. April, ihre Generalversammlung ab, welcher der Jahresbericht für 1890 erstattet wurde. Die Zahl der Mitglieder beträgt 813, die Geschäftsantheile betrugen 71 983,65 ℳ, und zwar haben mehr als die Hälfte der Mitglieder (437) bis zu 8 50 ℳ, weitere 157 bis zu - ℳ, 1. eeöö vr S ; m . 8 176 Mitglieder haben einen bezw. mehrere volle eschäftsantheile der 8uu“ b April. (W. T. B.) Die Zahl à 200 28 Entgegen den vielfach aufgestellten Behauptungen, daß der x8 ssischen Truppentheile, welche zum An⸗ 8 Genossenschaft keine Arbeiter angehören, beweist die Statistik denken an historische Heldenthaten die Namen ihrer der Genossen nach dem Berufe, daß mehr als die Hälfte der Genossen betreffenden Führer tragen, werden jetzt um neunzehn Fabrikarbeiter, Handwerksgesellen, Dienstboten und kleine Beamte vermehrt werden. Unter den Heerführern, deren Ge⸗ sind. Von dem Gewinn, der sich auf 7930,37 ℳ beläuft, werden dächtniß gegenwärtig verewigt werden soll, befinden sich 2029 ℳ als Dividende (= 5 %) vertheilt, 3000 ℳ dem Extra⸗ die Feldmarschälle Grafen Boris Scheremetjew Burchard Reservefonds, welcher bereits 7500 ℳ beträgt, zugeschrieben, der Rest Münnich, Peter Lacy und Peter Ssaltykow. Die Reserve⸗ für das nächste Jahr vorgetregen. . a r truppentheile erhielten an Stelle der bisherigen Nummern schaft in eine solce mit hesügaadie rleäliche Tb1 geographisch⸗historische Bezeichnungen. da noch einige mwehr redaktionelle Aenderungen verlangt werden, „Basel, 6. April. (W. T. B.) In St. Gallen siegte über welche eine am Dienstag bereits stattfindende weitere General⸗ bei der gestern zum ersten Mal stattgehabten Wahl der Ne⸗ versammlung beschließen soll. — Für zwei ausscheidende Aussichts⸗ gierung durch das Volk die konservativ⸗demokratische Liste; die rathsmitglieder wurden die Hrrn. Weizbach und Wille neugewählt. Liberalen unterlagen. Beschlossen wurde ferner, in Lichterfelde 10, in Adlershof 10, in Hermsdorf 16 Häuser (à 2 Wohnungen) zu bauen. Der Antrag, Verloosung, sondern nur gegen Drittelanzahlung zu bauen, fand lebhaften Widerspruch, wurde aber doch angenommen; in Adlershof werden 2, in Hermsdorf Häufer gegen Drittelanzahlung gebaut, sodaß im Ganzen 20 Häuser zur Verloosung kommen. Der Vorstand und Aufsichtsrath wurden mächtigt, gegebenenfalls auch noch weitere 18 Häuser in Aussicht zu nehmen, ferner für die Erwerbung der Grundstücke 100 000 ℳ, für den Bau weitere 400 000 ℳ Hypotheken aufzunehmen. Die Zersammlung war ziemlich zahlreich besucht.
Steiner singt wie am
mal, und zwar morgen ater und Sohn“ mit und Freitag behalten die für Sollte aber
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
W (W. T. B.) Wie der „Politischen Correspondenz“ aus Sofia gemeldet wird, hat eine Kom⸗ mission von Artillerie⸗Offizieren festgestellt, daß eine kürzlich auf der Straße aufgefundene Bombe zur Herbeiführung einer Explosion nicht geeignet war; man nimmt daher an, daß nur eine Irreführung der Behörden beabsichtigt war, um deren Aufmerksamkeit von den Nach⸗ forschungen nach den Mördern des Ministers Beltschew abzulenken. 1 Teschen, 6. April. (W. T. B.) Eine trotz behördlichen Verbotes von etwa 1000 Bergleuten aus Ostrau unter Theilnahme fremder sozialistischer Wanderredner in Bartels⸗ dorf abgehaltene Versammlung ist aufgelöst worden. London, 6. April. (W. T. B.) Das „Reuter'’sche Bureau“ meldet aus Rangun von heute: In dem Distrikt von Haka in Oberbirma wurde eine kleine Truppenabthei⸗ lung, welche einem englischen politischen Agenten auf der Reise als Schutzwache diente, von Eingeborenen in einen Hinterhalt gelockt und angegriffen. Ein englischer Offizier und fünf Gurkhas wurden getödtet, elf Mann ver⸗ wundet. Verstärkungstruppen sind abgesandt, um den ver⸗ rätherischen Stamm zu züchtigen.
Cannes, 6. April. (W. T. B.) Großfürst Michael Michailowitsch von Rußland hat sich mit der ältesten Tochter des Prinzen Nicolaus von Nassau, der Gräfin Sophie Merenberg vermählt.
Wien, 6. April.
Am Sonnabend
besonders durch das
Fr. Betty Thomas⸗
von den Violinunterrichts.
Gute Tonbildung, in
Das Programm b Komponisten. spendete allen Vor⸗
unter denen öwe's „Douglas“ und und die noch von Löwe
Vollendung ihrer in der in Gesängen „ Grieg, Brahms, Wirksamste zur
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
— 2 4
Theater.
Rhein zur Donau“, Walzer von Kéler⸗Béla. Phan⸗ tasie aus „Carmen“ von Bizet. Phantasie aus „Der Troubadour“ für Harfe von Oberthur (Frl. Lemböck). „Vergißmeinnicht“ für Piston von Suppé (Hr. Richter).
Operette in 3 Aufzügen nach Musik
Die Lage der Landwirthschaft 8 cd im Reg.⸗Bez. Königsberg gegenwärtig im Allgemeinen als eine nicht ungünstige bezeichnet; ob dies aber ungeachtet des starken Concert des Komponisten und Pianisten Attila Fallens der Viehpreise von Dauer sein werde il man noch dahin Horräth, unter gütiger Mitwirkung der Violin-⸗ gestellt sein lassen. v“ 3 virtuosin Frl. Gabriele Wietrowetz, der Sopranistin 1 8 Frl. Lydia Müller, sowie der Rezitatorin Frl. Erzsi — Schlachthäuser. Tordav. Unter den sanitätspolizeilichen Einrichtungen im Reg.⸗Bez. znigsberg hat diejenige der öffentlichen Schlachthäuser insofern 8 eine Erweiterung erfabren, als der Bau derartiger Anstalten in Urania, Anstali für volksthümliche Naturkunde. Tapiau, Seeburg und Osterode in Aussicht steht. In letzterer Stadt Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrrer Bahnhof). 1 ist ein zu diesem Zweck geeignetes Grundstück bereits käuflich erworben Geöffnet von 12 — 11 Uhr. Täglich Vorstellung im 8 Memel, Heilsberg und
Mit den städtischen Behörden zu B Theater. Näheres die Anschlag⸗ schweben gleichfalls derartige Verhandlungen, welche er⸗ zettel.
Anfang
Der Bogelhändler. Sing-Akademie. Dienstag, Abends 8 Uhr
Saint Cyr. Operette in Musik von R. Dellinger.
Walther.
Adolf Sonnenthal. 8. Abend: unior und Risler senior. Gastspiel des K. und K. Hofburg⸗ Adolf Sonnenthal. 9. Abend: Vater
worden.
hoffen lassen, daß auch dort die dem betreffenden Projekt noch ent⸗ gegenstehenden Hindernisse werden beseitigt werden können.
Volkszählung. “ Die starke überseeische Auswanderung in Verbindung mit dem beständigen Abzug von Gesinde und Arbeitern nach den westlichen Provinzen hat wesentlich dazu beigetragen, daß die Bevölkerung des Regierungsbezirks Marienwerder bei der letzten Volkszählung eine viel geringere Zunahme aufwies, als nach dem Ueber⸗ schuß der Geburten über die Sterbefälle zu erwarten war. Die Zunahme betrug nur 14 756 Seelen = 1,78 % gegen den Stand von 1885, während die durchschnittliche Zunahme in der preußischen Monarchie auf 5,79 % ermittelt ist. In mehreren Kreisen des Be⸗ zirks ist sogar eine Bevölkerungs abnahme konstatirt worden; in einem (dem Stuhmer) Kreise betrug die Verminderung beinahe 4 (3,94) %. Ein auffallender Rückgang zeigt sich auch in der Zabl der die öffentlichen Volksschulen des Bezirks besuchenden Kinder, deren es im Jahre 1887 am 1. Juni noch 152384 gab, während am 1. Juni 1890 — trotz der inzwischen eingetretenen Vermehrung der Schulen und Lehrer⸗ stellen, Abkürzung der Schulwege und sonstiger Förderung des Schul⸗ wesens — ihrer nur 148 231, also 4153 weniger vorhanden waren.
1 Zur wirthschaftlichen Lage Wie aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf berichtet wird, ist in der allgemeinen Lage der Industrie in dem letzten Viertel des vergangenen Jahres keine erhebliche Aenderung eingetreten, doch haben
die ungünstigen Witterungsverhältnisse und die dadurch berbeigeführten Verzögerungen in der Kohlenbeförderung vielfach nicht unerbeb⸗ liche Störungen in den gewerblichen Betrieben, namentlich der Groß⸗ industrie, zur Folge gehabt. Es ist jedoch, allerdings zum Theil mit großen Opfern für die einzelnen Werke, gelungen, Betriebs⸗ einstellungen zu vermeiden. Eine weitergehende Einwirkung der neuen amerikanischen Zollgesetzgebung ist bisher nur für einzelne Artikel der Tertilindustrie zu erkennen gewesen. Die Ausfuhr aus dem Beiirk des amerikanischen Konfulats in Barmen erreichte im dritten Vierteljahre
Zum 81. Male:
Der selige
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Miß Helen Barbey mit Hrn. Ritt⸗ meister a. Graf Hermann von Pourtalès (Genf). — Frl. Lucie Bumiller mit Hrn. Se⸗ cond⸗Lieut. Kurt von Kronenfeldt (Karlsruhe) — Frl. Hedwig von Voß mit Hrn. Premier⸗Lieut. Karl von Harbou (Neu⸗Untermhaus bei Gera). — Frl. Helene Wuthe mit Hrn. Second⸗⸗Lieut. von Otto (Ober⸗Ottitz —Ratibor).
Verehelicht: r. Premier⸗Lieut. Rudolf von happritz mit Frl. Barbara von Rosenstiel (Marienwalde). — Hr. Lieutenant Max Joachim von Hake mit Frl. Elisabeth Lichtenberg (Koblenz). — Hr. Lieut. Alfred von Hülst mit Frl. Marie Lüttich (Halle a. S.). — Hr. Louis Hogrefe mit Frl. Lina Baronesse von Korff (Berlin). — Hr. Lieut. Georg Weidner mit Frl. Helene Müller (Lauban).
Geboren: Eine Tochter: Hrn. Bodo von Ditfurth (Wesel). — Hrn.
Daniels (Krefeld).
Gestorben: Hr. Oberförster a. D. Hermann Clausius (Ribnitz) — Freiin Hedwig von Reitzen- stein (Colmar i. E) — Hr Rechnungs⸗Rath a. D.
Moritz Clauss (Berlin).
Dienstag: Zum Schwank von Edmond Gondinet. Deutsch von her zum 4. Male: Die Odaliske. 1 Akt von O. Elsner. Anfang 7 ½ Uhr. Dieselbe Vorstellung. 8
Ernst-Theater. Dienstag: Zum Adam und Eva. Gesangsposse in Eduard Jacobson und Leopold Elp. n Jacobson und Gustav Görß. Musik Ferron. Im 4. Akt: Der unselige Parodistische Einlage. Anfang 7 ½ Uhr Fest⸗Vorstellung (8. April) beeh Uhr von
8
8 Hauptmann
Dieselbe Vorstellung. Amtzrichter
Alte Jakobstraße 30.
Der Millionen⸗
Musitk Anfang 7 ½ Uhr
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktr. Berlin: 8
Concert- Concert. O
Kreutzer. Mendelssohn.
Concert⸗Anzeigen.
„Freischütz“ von
1890 einen Werth von 8 640 374,70 ℳ und Überstieg den Werth der Gesammtwaarenausfuhr im dritten Viertel des Jahres 1889 um 1 321 903,57 ℳ
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
7, 8 8 8
Haus. Dienstag: Karl Mevyder⸗ uv. „Nachtlager von Granada⸗ von Weber. „Ruy Blas“,
„Zigennerständchen“ von Nehl. „Vom
eihm allseitig zugewendet werde.
Zur Arbeiterbewegung.
Der internationale Bergarbeiter⸗Kongreß zu Paris hat vorgestern seine Verhandlungen beendet. In Bezug auf die in Aussicht genommene internationale Verbindung der Bergarbeiter ist es bei einer zukünftige Beschlüsse vorbereitenden Kommission geblieben und der beabsichtigte allgemeine und gleichzeitige Ausstand der Berg⸗ arbeiter aller Länder, wird, soweit die Verhandlungen des Pariser Kongresses ein Urtheil zulassen, in absehbarer Zeit sicherlich nicht zu Stande kommen Was aber unsere deutschen Verhältnisse betrifft, so mehren sich die Anzeichen, daß die Pariser Delegirten der deutschen Bergarbeiter zu Unrecht behaupten, die große Masse der deutschen Kameraden sei mit ihnen gleicher Meinung; vielmehr halten sehr viele deutsche Bergarbeiter die Beschickung des Kongresses überhaupt für ein tadelnswerthes Unternehmen. Wir haben an dieser Stelle früher zweier Ansprachen erwähnt, die von Bergleuten der Grube ñ „König“ berrühren und von der Beschickung des Kongresses abriethen. Einer dieser Bergleute wendet sich in einem an die „S. u. Bl. Ztg.“ gerichteten Briefe gegen einen Angriff der „Neunkirchener Tagespost“ und schreibt: „Die Tagespost befindet sich denn doch gewaltig im Irrthum, wenn sie glaubt, es wären bloß einige Bergleute, welche diese Ansicht hätten; wir haben eine große Masse, die dieselbe Ansicht haben, hinter uns. Wären regelrechte Versammlungen und ohne polizeiliche Auflösungen vorgenommen, dann hätte sich ein ganz anderes Resultat ergeben. Eine große Anzahl Bergleute hätte gegen die Beschickung nach Paris gestimmt. Daß dort der internationale Ausstand erklärt wird, ist wahrscheinlich; daß indeß unzweifelhaft der General⸗Ausstand in unserem Saar⸗ Revier nicht zur Ausführung kommt, steht unbedingt fest. Wir gehen keinen Zoll breit von unseren Behauptungen, die wir veröffentlicht haben, ab. Ein weiterer, von uns unternommener Ausstand wäre ein großer Unsinn — dieser Unsinn würde mehr schaden, als nützen, und es wird solchem Thun mit aller Macht entgegen⸗ gearbeitet werden. Wir versichern den Ausstandslustigen, daß sich unter hundert Bergleuten keine zehn befinden, welche sich einem derzeitigen, auf solche Art und Weise zu Stande gebrachten Ausstandsbeschluß anschließen werden. Wir haben bereits klargestellt, daß im ganzen Saar⸗Revier Betreffs der Löhne und Arbeitszeit keine Klage zu führen ist, der Bergmann steht jetzt besser, wie irgend ein anderer Geschäftsmann. Mit Gewalt läßt sich jetzt doch nichts mehr erreichen; bei unserm ersten Ausstand hatten wir eine große Sympathie bei den Mitbürgern. Jetzt hätten wir von keiner Seite auf Sympathie bei einer Arbeitseinstellung zu hoffen. Kameraden, bedenkt, wenn Seine Majestät der Kaiser sagt, unerfüllbaren Forderungen müsse ein Nein entgegengestellt werden; bedenkt, wenn der Herr Minister sagt, über die jetzt eingeführte Arbeitszeit hinaus werde er kein Jota nachgeben aß ein jetziger Aus⸗ stand leicht zur völligen Niederlage für uns führen würde.“ — In Dortmund fand gestern eine von ungefähr 400 Bergleuten besuchte Bergarbeiterversammlung statt, in welcher, wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, nach einer Rede des Redacteurs Lensing beschlossen wurde, gegen den Pariser Kongreß und gegen die deutschen Delegirten. die nicht im Namen der deutschen Bergleute gesprochen hätten, Stellung zu nehmen. Anwesende So⸗ zialde mokraten führten stürmische Scenen herbei, sodaß die Polizei einschreiten mußte. — Wir schließen bieran die telegraphi⸗ schen Nachrichten, welche über den vorgestrigen letzten Sitzungstag des Pariser Kongresses vorliegen. Bei der Berathung des Antrages der belgischen Delegirten, nach welchem die Bergarbeiter erklären sollten, daß sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die belgischen Bergarbeiter in der Voraussicht des nächsten allge⸗ meinen Ausstandes in Belgien unterstützen würden, bat Defuisseaux den Kongreß, für den Antrag zu stimmen und so eine Internationale der Arbeiter zu begründen. Der Franzose Temeudin unterstützte den Antrag und versicherte die belgischen Berg⸗ arbeiter der Mithülfe Seitens der französischen. Bunte erklärte, die Deutschen würden die Belgier mit allen Mitteln unterstützen. Der Delegirte der Bergarbeiter in Yorkfhire Parrot versicherte, die Belgier könnten auf eine ausgiebige Beihülfe Seitens der englischen
Arbeiter rechnen. Der Antrag wurde sodann mit Einstimmigkeit und unter den Rufen: „Es
lebe Belgien“ angenom men. Hierauf wurde die Berathung des Entwurfes, betreffend die Satzungen einer allgemeinen Vereinigung aufgenommen; der Entwurf wurde jirdoch durch folgenden, von den Eng⸗ ländern vorgeschlagenen Antrag ersetzt: Der Kongreß ernennt neuerdinss das Comité, welches im September 1890 in Brüssel tagte, und räumt demselben Vollmacht ein, einen Ent⸗ wurf zur Errichtung einer internationalen Vereinigung der Bergarbeiter vorzubereiten und diesen Entwurf an die ver⸗ schiedenen Nationalitäten zu senden, die denselben in Erwägung ziehen sollen. Der Entwurf soll alsdann in dem nächsten Kongresse, welcher von dem Comité einberufen werden wird, berathen werden. Nach kurzer Debatte wurde dieser Antrag einstimmig angenommen. Die Sitzung wurde alsdann unter lebhaften Zurufen ge⸗ schlossen. — Der „Voss. Ztg.⸗ wird über den Kongreß unter dem 2. d. M. geschrieben, er verdiene die große Aufmerksamkeit, die Er stelle einen höchst bedeutsamen Abschnitt in der Geschichte des Kampfes dar, den die Arbeit gegen die Unternehmerschaft führe. Die Engländer, welche die Hälfte dieses merkwürdigen Arbeiter⸗Parlamentes bilden, zeichnen sich durch ihre kräftigen Gestalten, gut genährten Gesichter und anständige Kleidung aus und machen mit ihrer kühlen Ruhe und der praktischen Art, wie sie die Geschäfte des Kongresses betreiben, einen sehr günstigen Eindruck. Das Häuflein der Deutschen fällt durch die Sauberkeit der Erscheinung und durch die Lederkappen mit dem Grubenzeichen auf, Die Belgier sehen dürftig und gedrückt aus. Man merke es diesen armen Menschen auf den ersten Blick an, daß sie von allen auf dem Kongreß vertretenen Bergleuten die am schlechtesten gestellten seien. Die Franzosen spielen keine glänzende Rolle. Sie scheinen von Allen die am Wenigsten reifen. Sie bringen in dieses Parlament, das über ernste Dinge berathen und beschließen soll, die lärmen⸗ den und zuchtlosen Gewohnheiten der Pariser Sozialisten⸗ versammlungen mit, zum großen Unwillen der Englän⸗ der, welche von diesen Gewohnheiten sichtlich sehr abgestoßen werden. — Der „Temps“ bemerkt hinsichtlich des Kongresses, es wäre kläger und praktischer, auf die Chimäre einer universellen, sofortigen Lösung der die Grubenarbeiter betreffenden Fragen zu verzichten. Sicher würden die. Arbeiter leichter und rascher ihre Arbeits⸗ und Egxistenzverhältnisse verbessern, wenn sie die hierauf bezüglichen Probleme allmählich und den örtlichen Bedürfnissen entsprechend losen und den Weg schrittweiser Entwickelung anstatt der revolutionären Methode gehen wollten. — Wie endlich noch aus Paris gemeldet wird, legten die Delegirten der deutschen Bergarbeiter am Sonnabend auf dem Peore Lachaise einen Kranz auf dem Grabe der 1871 erschossenen Föderirten nieder. Dabei wurden Reden gegen den nationalen Chauvinismus gehalten. 8 8
Ueber den Belgischen Arbeiter⸗Kongreß, der gestern in Brüssel zur Besprechung der Frage über den allgemeinen Strike zusammentrat, berichtet das Wolff'sche Bureau Folgendes: In Gegen⸗ wart von etwa 500 Delegirten hieß der Chef⸗Redacteur Volders des Journals „Le peuple“ die Delegirten als provisorischer Prä⸗ sident willkommen; sodann wurde das Bureau gebildet und Léon Defuisseaux zum Präsidenten ernannnt. Nach
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Debatte purde der Presse der Z Defuisseaux gab einen lobenden Ueber⸗ Kongreß und empfahl die dort gefaßten den Kongreß gerichteten Bericht des Raths der Arbeiterpartei spricht sich dieser gegen den sofortigen allge⸗ meinen Strike aus, da nach Erklärungen von Mitgliedern der Central⸗Sektion der Kammer die Verfassungsrevision nahe bevorstehe. — In der Nachmittaassitzung sprach sich ein Delegirter des Lütticher Kohlenbeckens für einen am 1. Mai zu beginnenden Ausstand aus. Während Anseele (Gent) zu warten rieth, forderte Roger, der Delegirte von Borinage, den sofortigen Ausstand. Volders suchte in längerer Ausführung eine Vertagung des Strikes bis zu Entscheidung der Kammer, ohne jedoch bis an das Ende der Session zu warten, zu rechtfertigen. Er beantragte schließlich in ausführlich motivirter Tagesordnung, dem Generalrath der Arbeiterpartei für den Fall, daß die Kammern nach den Osterferien in die Berathung der Verfassungsrevision nicht sofort ein⸗ treten sollten, Vollmachten zu ertheilen, um den allgemeinen Strike bis nach Erledigung des Budgets hinauszuschieben und mit Entschiedenheit vorzugehen. Callewaert vom Kohlenbecken von Charleroi und Fauvieau von Borinage befürworteten den sofortigen Ausstand. Die für Vertagung des Strikes eintretenden Redner erfuhren heftigen Widerspruch. Die Debatten verliefen äußerst stürmisch und häufig ganz ver⸗ worren Schließlich nahm jedoch der Kongreß nahezu einstimmig und durch Zuruf die Volders’sche Tagesordnung an. — Nach der Sitzung machte Volders die
längerer, lebhafter tritt gestattet.
blick über den Pariser Beschlüsse. In dem an
Mittheilung, daß die Mehrzahl der industriellen Etablissements am Mai feiern würden, und forderte die Delegirten auf, für die Feier Vorbereitungen zu tressen
Wie aus Dresden telegraphisch berichtet wird, wurde in einer dortigen sozialdemokratischen Versammlung gestern be⸗ schlossen, wegen der ungünstigen wirthschaftlichen Verhältnisse die Arbeit am 1. Mai nicht einzustellen, sondern die Aus flüge und andere Veranstaltungen auf den 3. Mai zu verlegen.
In Leipzig haben in der Luxuspapier⸗Fabrik von Wittkopf u. Co., Gohlis, am 2. April sämmtliche Papierschläger, wie dem „Vorwärts“ geschrieben wird, wegen beabsichtigten Lohn⸗ abzugs die Arbeit niedergelegt. 1
Aus Wien schreibt man der „Voss. Ztg.“: Eine Versammlung der Bäckermeister beschloß einstimmig, säammtliche Forderungen der Gehülfen abzulehnen und mit letzteren keinerlei Verhand⸗ lungen zu pflegen; der Vorsitzende befürwortete die Zulassung der Verhandlungen, was die Versammlung stürmisch zurückwies. Ebenso blieb die gleiche Mahnung des anwesenden Vertreters der Ge⸗ werbebehörde unbeachtet. Die anwesenden Vertreter der Gehülfen konnten in Folge des Widerspruchs der Versammlung nicht zu Worte kommen.
In Prag wurde, wie „W T. B. Tag zur Besprechung der Feier des 1. Mai anberaumte Arbeiterversammlung polizeilich verboten. .““ Ferdinandstraße sammelten sich zahlreiche Arbeiter und zeigten sich gegen das Verbot der Ansammlung widerspenstig, wurden jedoch von der Wache zerstreut. Es fanden fünf Verhaftungen statt.
Nach in London eingegangenen Nachrichten aus Nord⸗Eng⸗ land ist den dortigen Eisenarbeitern von den Hüttenbesitzern mitgetheilt worden, daß eine Reduktion des Lohnes in Aussicht genommen sei. Es wird dies damit motivirt, daß die gegenwärtigen Produktionskosten den Marktpreis überstiegen und daß, Falls das Ge⸗ schäft sich nicht bessern sollte, mehrere Hochöfen außer Betrieb gesetzt werden würden. E 8
In Paris haben mehrere hundert Arbeiter von Lederfär⸗ bereien die Arbeit niedergelegt, um eine Lohnerhöhung durch⸗ zusetzen.
Sälus Angers wird telegraphisch gemeldet, daß die Schiefer⸗
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arbeiter die Arbeit theilweise wieder aufgenommen haben
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 22. März bis inkl. 28. März cr. zur Anmeldung gekommen: 462 Ehe⸗ schließungen, 1152 Lebendgeborene, 38 Todtgeborene, 628 erbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
In den herrlichen Räumen des ehemaligen Antiquariums irn München sind, die Geschenke ausgestellt. welche Seine Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten zu seinem jüngsten Ge burtsfeste dargebracht wurden. Die von Professor Manuel besorgt Anordnung des großen Materials kann als eine recht gelungene be zeichnet werden. Wir eutnehmen über diese Ausstellung das Nach stehende einem Bericht der Münchener „A. Z.“: Ein großer Theil de Gaben gehört dem Gebiet der reinen Kunst an; daran reihen sich zahllose Glückwunschadressen und zuletzt jene Geschenke, Kunsthandwerk und dem Nutzgewerbe entstammen. — Unter anderen Kunf gegenständen erregen die 17 Aquarelle u. s. w. der hier lebenden Hollände Backhuyzen, Mesdayv, Klingenberg, Ther. Schwarze ꝛc. — durch di flotte Behandlung holländischer Landschaftsstimmungen und Sitten bilder, sowie das visitenkartengroße Oelbildchen von Jos. Benlliur in Rom (vorn rechts) das Entzücken der Kenner. Ganze Serien von Landschaftsbildern sind dann aus der Oberpfalz und dem Berchtes⸗ gadener Land gekommen; unter den ersteren — lauter Aquarelle aus Stadt und Land — fallen durch ihre vortreffliche Darstellung auf u. A. Schloß Thierlstein (von A. Brummer⸗München), einige Schnee⸗ landschaften (die Walhalla⸗Gegend von Bauamtmann Ziegler, die Voithen⸗Burg von Neuber) — die letzteren vergegenwärtigen die herrliche Gebirgsnatur in reizvollen Oelbildchen von Waagen. Zur hohen Kunst gehören auch die Geschenke des bayerischen Ge⸗ werbe⸗Museums — ein daselbst nach J. Hirth gegossener Centaur — und des bayerischen Kunstgewerbevereines an; letzteres konnte allerdings vorerst nur im Modell dargebracht werden. Noch ganz auf dem Boden der hohen Kunst steht die von Direktor F. A. Kaulbach herrührende Adresse der Akademie der bildenden Künste, welche eine herrlich ge⸗ malte Gruppe der Malerei, Bildhauerei und Baukunst enthält; ihr zunächst steht die Adresse der Stadt München von Professor Rud. Seitz, in welcher die Uebergabe der Luitpold⸗Stiftung versinnbildlicht erscheint. Im Allgemeinen bilden die Adressen eine wahre Musterkarte verschiedener Stile und verschiedensten Könnens; in der Regel bildet ihre Um⸗ hüllung ein Kunstwerk für sich. Vorzüglich im Charakter mittel⸗ alterlicher Miniaturmalereien gehalten sind z. B. die Adressen des Münchener Altertbumsvereins, der bayerischen Logen⸗ der Direktion der pfälzischen Eisenbahnen (alle drei von Fleschütz⸗ München), des Kreises Nieder⸗Bayern (Verfertiger unbekannt), des Germanischen Museums (von Eisberger⸗Nürnberg), des bayeri⸗ schen Episkopats; an gothische Architekturformen lehnen sich die Adressen der Stadt Passau (von Ferd. Wagner⸗München) und die sehr reizende der Stadt Landshut (von Rud. Gering⸗Landshut). Eine fein abgewogene Renaissance herrscht in den Adressen der Städte Traunstein (von Seltenhorn⸗München) und Ansbach (von Freiherrn von Löffelholz) — das Rococo findet in jenen der Kreise Oberpfalz (von J. Watter⸗München) und Mittelfranken (von Direktor Hammer Nürnberg) würdige Durchbildung — während sich eine ge⸗ sunde moderne Richtung bei einigen Adressen kleineren Umfanges geltend macht: z. B. bei jenen aus Weißenburg a. S. (von Hellmuth⸗
„ meldet, die für den gestrigen