gekommen ist. Die Depesche beschreibt das
besteht, das englisch⸗deutsche Syndikat möchte das Kapita
von England nicht bekommen, da es in Deutschland seinen Sitz hat und von deutschen Direktoren geleitet wird. Wenn die Deutschen nicht unternehmend genug sind, das Geld auf⸗
zubringen, so wird die Kolonie wahrscheinlich an die englisch Regierung abgetreten werden.“ b
Die vorstehenden Angaben sind insgesammt von An fang bis zu Ende aus der Luft gegriffen.
Der Kaiserliche Botschafter am öͤsterreichisch⸗ungarischen Hofe
Prinz Reuß hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzer Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Wier fungirt der Erste Sekretär, Legations⸗Rath Prinz von Ratibor als Geschäftsträger.
Der Großherzoglich badische Gesandte am hiesigen Aller⸗ Geheime Legations⸗Rath von Brauer, ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte
höchsten Hofe,
der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische
Ober⸗Regierungs⸗Rath Landmann ist hier angekommen
8 Bayern. München, 6. April.
Frage eingehend erörtert, pädagogisch⸗didaktische Ausbildung der Lehramts⸗ Kandidaten für die Mittelschulen zu empfehlen sei. Die Versammlung einigte sich der „Allg. Ztg.“ zusolge in dieser wichtigen Frage, unter Vorbehalt weiterer Detailausarbeitungen vorerst dahin: 1) Daß für wissenschaftlich pädagogische Vorlesungen an allen drei Landes⸗ universitäten Vorsorge getroffen werden möge; 2) daß dieser theoretischen Vorbildung eine praktische folgen solle, welche nicht bloß den unterrichtlichen Theil, sondern ganz besonders auch die erzieherische Aufgabe in der Berufsthätigteit in das Auge zu fassen habe; 3) daß die Gelegenheit hierzu an einer Mehrzahl von Mittel⸗ schulen des Landes ö werden dürfte, und 4ü) daß als die darauf von den einzelnen Kandidaten zu verwendende Zeit höchstens ein Jahr in Aussicht zu nehmen sei. Hieran schloß sich sodann der Beginn der Berathung darüber, welche Aenderungen an der geltenden Prüfungsordnung für das Lehramt an humanistischen und technischen Unterrichtsanstalten zu befürworten seien.
Die diesjährigen größeren Truppenübungen sind derart angeordnet worden, daß die beiden Armee Corps mit Ausschluß der 5. Division Manöver vor dem Prinz⸗Regenten abhalten, nachdem die Brigade⸗ und Divisions⸗Manöver in der üblichen Weise stattgefunden haben. Am 9. Sep⸗ tember wird eine große Parade beider Armee⸗ Corps stattfinden und zwar wird sich an derselben auch die zu großen Kavallerie⸗Uebungen vereinigte Kavallerie⸗ Division betheiligen. Am 10. September werden alsdann die beiden Armee⸗Corps gegeneinander manövriren, während am 11. ein Manöver der vereinigten Armee gegen einen markirten Feind angesetzt ist. Die Oberleitung dieser Manöver und das Ober⸗Kommando bei der Parade und den Manövern ist dem Prinzen Leopold von Bayern, der kommandirender General des I. Armee⸗Corps ist, übertragen. An den Kavallerie⸗Uebungen nehmen vier Kavallerie⸗Brigaden Theil, davon eine besonders zur Dar⸗ stellung des markirten Feindes bestimmt ist; außerdem treten reite de Artillerie und Pioniere hinzu. Die 5. Division hält ihre Herbstübungen in der gebräuchlichen Weise ab. (Das 2. Fuß⸗Artillerie Regiment nimmt an der bei Metz statthabenden größeren Armirungs⸗Uebung der Fuß⸗Artillerie Theil.) Außerdem kommen größere pioniertechnische Uebungen zur Ausführung, an welchen die beiden Pionier⸗ Batgillone mit ihren sämmtlichen Compagnien sich betheiligen. Diese Uebungen bestehen in einer Pontonier⸗Uebung auf dem 8 9% in einer Uebung im Weg⸗ und Brückenbau und einer Befestigungs⸗Uebung auf dem Lechfelde, woran auch die Luft⸗ schiffer⸗Lehrabtheilung Theil nimmt.
Sachsen. 8 Dresden, 6. April. Seitens des Kirchenregim si für die bevorstehende Landes⸗Synode rache 8 Eenefnd der Entschließungen auf die von der letzten Synode gestellten Anträge und geäußerten Wünsche eine größere Anzahl von Vorlagen in Aussicht genommen. Dem „Dr. J.“ zufolge be⸗ finden sich darunter; der Entwurf eines Disziplinargesetzes für die evangelisch⸗lutherischen Geistlichen, eine Mittheilung über die zum Abschluß gebrachte Revision des Perikopen⸗ buchs und die beabsichtigte Einführungsverordnung ferner ein ausführlicher Bericht des Landes⸗ Kon⸗ sistoriums über die Zustände in der Landeskirche in den letzten Jahren, welcher unter Anderem auch über die äußeren Verhältnisse derselben und die für kirchliche Zwecke verfügbaren Mittel nähere Nachrichten bringen und zugleich die Stellung des Landes⸗Konsistoriums zu verschiedenen, im Laufe der letzten Jahre an das Kirchenregiment herangetretenen Fragen kennzeichnen wird, sodann eine Verordnung, die weitere Ausgestaltung der Kirchenvisitationen betreffend, end⸗ 88 eine Kandidatenordnung und mehreres Andere, sodaß es büh hühen an Material zu fruchtbaren Berathungen nicht Württemberg. Stuttgart, 4. April. Seine Königli Landgraf Alexander Friedrich von dnefiche Heba 85 „St.⸗A., s. W.“ meldet, heute Nachmittag zum Besuch Ihrer Königlichen Majestäten hier eingetroffen und im König⸗ lichen Residenzschloß abgestiegen. Meckleuburg⸗Schwerin.
8 Schwerin, 6. April. Ihre Königliche Hoheit di 3 herzozin Marie und “ 8 88 Erogs⸗ 84 werden, wie die „Meckl. Nachr.“ mittheilen, morgen Nachmittag mit dem Zuge 5 Uhr 15 Minuten von hier nach
Meran abreisen zu einem etwa vierwvöchi solbi 5 va vie daselbst. vierwöchigen Aufenthalt
Seg Oldenburg. 3
-ẽ) Oldenburg, 6. April. Seine Königliche Hohei 8& 8 e
der Erhn herzog hat sich gestern nach Dresden 188.S i
Gebiet als Sandwüste, und es ist klar, daß hier die Befürchtung
“ In den beiden am 4. d. M. ab⸗ ehaltenen Sitzungen des Obersten Schulraths wurde die 8 ob und in welcher Form eine
Anhalt. “ Dessau, 5. April. Ihre Durchlaucht die Prinzessin I Wilhelm von Schaumburg⸗Lippe ist nach dem „A. St⸗A.“ mit dem Prinzen Friedrich und den Prinzessinnen Adelheid und Alexandra hier eingetroffen. 8 “
e
Wien, 7. April. Der ehemalige Deputirte für Dal⸗ matien, Senats⸗Präsident Lapenna ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestorben.
In den gestrigen drei Stichwahlen zum Wiener i Gemeinderath wurden drei Antiliberale gewählt
ö Großbritannien und Irland.
nSegenüber den von verschiedenen Seiten laut gewordenen Klagen darüber, daß die Zusammensetzung der Königlichen Arbeits⸗-Untersuchungs⸗Kommission noch immer nicht veröffentlicht worden sei, bemerkt der „Observer“, dieser Verzug finde hauptsächlich in dem Wunsche der Regierung seinen Grund, in die Kommission die fähigsten Männer zu senden. Die Gefahr sei groß, eine Kommission von lauter Parteileuten zusam⸗ men zu bekommen, die sammtlich schon ihre vorgefaßten Meinungen haben. Auf den Bericht einer solchen Kommission wäre nicht viel zu geben. Es klinge sehr hübsch, wenn man sage, in der Kommission sollten Kapital und Arbeit gleichmäßig vertreten sein, vor Allem aber wären Männer nöthig, die weder Kapita⸗ listen noch Arbeiter, aber im Stande seien, unparteiisch über die große soziale Frage zu urtheilen.
Die Gebeine des Earls of Granville wurden am
Sonnabend Morgen von der Stadtwohnung des Verstorbenen in South Audley⸗Street nach Stone in Staffordshire über⸗ geführt und auf dem dortigen Kirchhof zur Ruhe bestattet. Den Sarg zierten zwei von der Königin und der Prinzessin Beatrice ge⸗ spendete Kränze. Die Beisetzung erfolgte in dem Erbbegräbniß auf dem St. Michaels⸗Kirchhof in Stone. Dem Leichen⸗ begängniß wohnten eine große Anzahl politischer Persönlich⸗ keiten der jetzigen und früheren liberalen Partei bei. In der Königlichen Kapelle des St. James⸗Palastes fand am Beerdi⸗ gungstage ein Trauergottesdienst statt. Irn Folge des Todes des Banquiers Thomas Baring hat in der Eity von London demnächst eine Parlaments⸗ wahl staͤttzufinden. Die Konservativen wollen eine Finanz⸗ größe der City als Kandidaten aufstellen.
Die Assisen von Cork sind am 5. d. M. geschlossen worden. Die Urtheile des Loro⸗Oberrichters O'Brien über die Friedensstörer des irischen Kreises Tipperary waren sehr scharf. John Foley bekam sieben Jahre Zucht⸗ haus, weil er Sprengstoffe in seinem Besitz hatte; Timothy Moynihan und William Rearden wurden wegen „Mondscheinlerns“ zu zehnjähriger Zuchthausstrafe verur⸗ theilt, und Michaͤel Danley und Michael Landers werden 12 resp. 18 Monase im Zuchthaus darüber nachzudenken haben, daß es gegen das Gesetz verstößt, Boycottbekanntmachungen an die Mauern anzuschlagen. Der Richter erklärte bei der Urtheilsverkündigung, die Stadt Tipperary befinde sich in traurigem Zustande. Es herrsche ein organisirtes System der Einschüchterung, dem Boycotten und Sprengstoffe als Mittel en Die Gesellschaft müsse auch in Tipperary geschützt werden. Die indische Regierung hat die Meldung erhalten, daß Lieutenant Grant nebst 80 Mann in Waitaank am 30. März vom Feinde umzingelt worden ist. Boten, welche von HG“ abge chic worden waren, um ihn zu warnen, erreichten ihn nicht zur richtigen Zeit. Am 31. März nahm Lieutenant Grant das Fori Thabal, welches elf englische Meilen südlich von Ma⸗ nipur liegt. Nach späteren Meldungen steht der britische Offizier jetzt großen Haufen Manipuriten gegenüber, die auch Kanonen besitzen. Man befürchtet, daß die kleine Schaar vernichtet werden könnte, wenn sie nicht schnell Verstärkungen erhält. — Inzwischen ist die Nachricht von einem neuen Auf⸗ ruhr eingegangen. Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Simla vom 6. April meldet, daß der Stamm der Miranza an den Ufern des Indus sich erhoben und einen allgemeinen Angriff auf die englischen Posten gemacht hat. Bei dem Angriff seien von einem Regiment Eingeborener neun Mann getödtet und vier verwundet worden. Wie ver⸗ lautet, wären noch mehrere andere Stämme im Auf⸗ stande begriffen. Nach Kohat sind bereits Verstärkungen ab⸗ gesandt.
Frankreich. Paris, 7. April. Der Graf von Paris hat einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge zum — des politischen Raths, welchen er beim Verlassen Frankreichs ein⸗ gesett hat, den Herzog von Audiffret⸗Pasquier er⸗ nannt. Die Session der Generalräthe wurde gestern er⸗ öffnet. Es wurden keine wichtigen politischen und nur sehr wenige die Oekonomie betreffende Anträge angekündigt. In dem Departement Aisne ist ein Antrag gegen die Erneuerung der Handelsverträge eingebracht, in dem Departement Somme ein solcher zu Gunsten des Zolles auf Leinen, rohen Hanf und gekrämpelten Tüll, in Cher ein Antrag zur Abschaffung aller Zölle auf Getreide, in Bouches du Rhône ein Antrag gegen die vorgeschlagenen Zölle. Bei der am Sonntag stattgehabten Einweihung des ersten Hauses „der bewaffneten Brüder der Sa⸗ hara“ in Biskra erinnerte der Kardinal Lavigerie an den Zweck der Einrichtung, die dazu dienen solle, den Brüdern den Geist der Brüsseler Konferenz, deren einzige Aufgabe es wäre, die Sklaverei abzuschaffen, ohne an Eroberung oder Hoffnung auf irdische Güter zu denken, einzuflößen. Er hoffe hierbei auf die Hülfe Frankreichs und des Papstes. Der Kardinal sprach alsdann Wünsche zu Gunsten der Union der Katholiken und der Franzosen auf konstitutionellem Boden aus, als das einzige Mittel, um Frankreich die Herrschaft der Gerechtigkeit und der wahren Freiheit zu sichern. Indem er so spreche, sei er nur das Echo der Lehre des Papstes. In Algier fand am Sonntag an Bord des russischen Kreuzers „Admiral Kornilow“ ein Banket mit Ball statt, an dem eine große Anzahl hoher Beamten und Militärs Theil nahmen. 112 Seeleute aus Chile sind in Bordeaux ein⸗ meenss⸗ dieselben sind von dem Ministerium entsandt, um
Rußland und Polen.
General⸗Adjutant Kostanda, Kommandirender der Truppen des Moskauer Militärbezirks, ist, wie jetzt offiziell mitgetheilt wird, auf Kaiserlichen Befehl bis zur Uebernahme des Amts des Moskauer General⸗Gouverneurs Sei⸗ tens des Großfürsten Ssergei Alexandrowitsch mit allen Pflichten dieses Amts betraut worden.
Beim Ministerium des Innern ist, wie die „Now. Wr.“ berichtet, eine Spezialkommission eingesetzt worden, die die Frage der Aufhebund des Servitutenrechts im Westgebiet endgültig auszuarbeiten hat. Das Gesetz übe: die Land⸗Hauptleute soll demselben Blatt zufolge am 1. Mai in weiteren zwölf Gouvernements in Kraft treten, und zwar in den Gouvernements: St. Petersburg, Twer, Jarosslaw, Orel, Woronesh, Pensa, Tambow, Ssaratow, Ssimbirsk, Kasan, Wjatka und in einem Theil des Gouverne⸗ ments Wologda. In den außerstädtischen Gebieten des St.
Petersburger Kreises sollen drei Friedensrichterposten erhalten bleiben; im übrigen Theil des Kreises aber werden sechs Land⸗ Hauptleute eingesetzt.
Die Ural⸗Kosaken⸗Truppen werden in diesem Jahr das im August in Oren⸗
ihr 300 jähriges Jubiläum begehen, burg gefeiert werden soll.
Italien.
Die „Tribuna“ meldet aus Mailand von gestern: Der
Minister des Innern Nicotera empfing eine Abordnung des Arbeitervereins „Ordnung und Fortschritt“ und forderte dieselbe auf, den Arbeitern Mailands mitzutheilen, daß er am 1. Mai Privatversammlungen außerhalb der Stadt gestatten, öffentliche dagegen in der Stadt ver⸗ bieten werde. Er fürchte nicht seine Popularität zu ver⸗ lieren, wenn er dem Gesetz Achtung verschaffe. Zur Auf⸗ rechthaltung der Ordnung werde er Kavallerie anstatt In⸗ fanterie verwenden lassen, um jeden gefährlichen Zusammen⸗ stoß zwischen der Volksmenge und den Bajonetten der be⸗ waffneten Macht zu verhindern. Bei den nächsten Beförderungen im italienischen Heere sollte der Prinz von Neapel zum General⸗Major ernannt werden. Der König hat jedoch, der „P. C.“ zufolge, hier⸗ von auf Ansuchen des Kronprinzen Abstand genommen, welcher erklärte, daß er in seiner gegenwärtigen Stellung als Oberst des 1. Infanterie⸗Regiments in Neapel zu verbleiben wünsche, um den Kreis der militärischen Erfahrungen, zu welchen ihm dieser Posten Gelegenheit biete, zu erweitern.
Die Untersuchungskommission für die Vorgänge von Massovah hat ihre Arbeiten, die sie vor der Abreise nach Afrika zu erledigen hatte, abgeschlossen. Wie es heißt, wird sie die Untersuchungen nicht in Massovah selbst, sondern in Ginda führen.
Der Kammer soll demnächst der Entwurf eines Arbeiter⸗Unfallversicherungsgesetzes zugehen; der⸗ selbe gleicht im Wesentlichen dem, welchen seiner Zeit Miceli vorbereitet hatte, und für welchen der gegenwärtige Handels⸗ und Ackerbau ⸗Minister das Referat hatte. Der Papst wird in der ersten Hälfte des Mai ein Kon⸗ sistorium abhalten und, wie „W. T. B.“ aus Rom erfährt, bei dieser Gelegenheit seinen Oberst⸗Hofmeister Ruffo Scilla zum Kardinal ernennen; außerdem soll die Ernennung des Erzbischofs von Wien, Gruscha, sowie des Nuntius in Paris, Rotelli, zu Kardinälen bevorstehen. An Stelle Rotelli's soll der Sekretär für die außerordentlichen Angelegenheiten Fer⸗ rata zum Nuntius in Paris und der Sekretär der Propa⸗ ganda Jacobini zum Nuntius in Lissabon ernannt werden. An Stelle von Ruffo Scilla als Oberst⸗Hofmeister soll der bisherige Oberst⸗Kämmerer della Volpe treten.
Spanien. 8 v“ Der Ministerrath beschäftigte sich am Sonntag mit der Budgetfrage. Das Budget weist ein Defizit von 62 Millionen auf, also um die Hälfte weniger als im Vorjahre. Das Ministerium hofft, daß das Defizit in den zwei folgenden Jahren ganz verschwinden werde. Die schwebende Schuld be⸗ ziffert sich auf 303 Millionen. Für die Neuherstellung von Kriegsschiffen sind 171 Millionen ausgewo fen. Die Bank von Spanien ist ermächtigt worden, eine Er⸗ höhung der Noten⸗Emission vorzunehmen; zugleich wurde ihr Privilegium bis zum Jahre 1921 verlängert. Der Baarbestand der Bank soll stets einem Drittel des Betrages der in Cirkulation befindlichen Noten gleich sein. Die Bank wird der Regierung 150 Millionen ohne Zinsen vorschießen, wovon 62 Millionen zur Reduktion des Defizits, der Rest zur Herstellung von Eisenbahnen, Kriegsschiffen und zu anderen gemeinnützigen Zwecken verwendet werden soll. Der Schiedsspruch der spanischen Regierung Betreffs der zwischen den Vereinigten Staaten von Venezuela und der Republik Columbien schwebenden Grenzstreitigkeit ist nach der „P. C.“ nunmehr erfolgt. Die genannten süd⸗ amerikanischen Staaten hatten sich bereits im Jahre 1882 an die spanische Regierung mit dem Ansuchen um Ueber⸗ nahme des Schiedsgerichts in dieser Angelegenheit ge⸗ wendet. In Madrid, wo dieser Schritt als ein erfreuliches Zeichen für das Schwinden des zwischen jenen Staaten und ihrem Mutterlande bestandenen Grolles angesehen wurde, hatte man diese Aufgabe bereitwillig übernommen. Die zur Lösung derselben erforderlichen Arbeiten der hierfür im November 1883 von der spanischen Regierung ernannten technischen Kommission gestalteten sich aber sehr schwierig und langwierig, was begreiflich erscheinen muß, wenn erwogen wird, daß das streitige Territorium nicht weniger als zwölf geographische Breitengrade umfaßt. Der Schiedsspruch ist am 17. v. M. von der Königin⸗Regentin Marie Christine unterzeichnet worden.
Schweiz.
Der Bundesrath ermächtigte in seiner Sitzung von
4. d. die Vorsteher des Eisenbahndepartements und 8 - departements, die Hrrn. Welti und Hauser, zur Unterzeichnung des Vertrages, betreffend den Ankauf der Centralbahn. Die Direktoren bleiben noch eine bestimmte Anzahl von Jahren im Amt; die übrigen Beamten und Angestellten werden so⸗ weit als möglich ebenfalls beibehalten. Auch sämmtliche Fonds der Bahn gehen an die Eidgenossenschaft übe 8
Das Wiener „Fremdenblatt“ veröffentlicht einen Bericht aus Konstantinopel über den Vorfall der Kbcht reißung des Glockengerüstes in der katholischen Kirche von Uesküb vom 22. März. In demselben wird die fortgesetzt
zwei für Rechnung der chilenischen Regierung in Toulon er⸗ baute Schiffe in Besitz zu nehmen. “
feindselige Haltung des Gouverneurs von Kossowo, Kemali Pascha gegen die Katholiken des Distrikts 1“
8*
8
und der Polizei⸗Chef von
Uesküb Jussuf Effendi, ein österreichischen Gerichten steckbrieflich ver⸗ welcher vor dem Uebertritt zum Islam Giuseppe Gladulich hieß, als Anstifter des Vorfalles ge⸗ kennzeichnet. Das „Fremdenblatt“ erfährt, daß die in dieser Hinsicht erhobene begründete Reklamation des öster⸗ reichischen Botschafters von Anbeginn einem freund⸗ lichen Entgegenkommen in den Kreisen der Pforte begegnet sei, und mithin der gewaltthätige Gouverneur einen Rückhalt weder in den Kreisen der Pforte noch weniger im Palais, sondern nur bei anderen ein⸗ flußreichen Persönlichkeiten Konstantinopels zu finden hoffen konnte. Das Blatt schließt: „Der Weisheit und dem hohen Geist des Sultans sowie der Einsicht der Rathgeber elang es, die Angelegenheit, in welcher die österreichische Regierung pflichtgemäß sehr energisch auf voller Satisfaktion bestehen mußte, so befriedigend zu lösen, daß selbe voraus⸗ sichtlich keinerlei störende Rückwirkung auf die vortrefflichen Beziehungen zwischen den beiderseitigen Regierungen zurück⸗ lassen wird.“ April. Die Skupschtina nahm laut T. B.“ mit großer Majorität das Preß⸗ Lesung an. Der Referent, einige bekämpften den §. 17 und ver⸗ Unverletzlichkeit aus⸗ König, dessen Ge⸗
von den folgter Defraudant,
Belgrad, 6. Meldung des „W. gesetz in zweiter Radikale, sowie Garaschanin langten die Einräumung der schließlich für den regierenden mahlin und den Kronprinzen. Die Redner motivirten ihren Standpunkt mit der sonstigen Unmöglichkeit einer unparteiischen Geschichtsschreibung, der staatsgefährlichen Einmischung des Königs Milan in die innere Politik, sowie den Zwist des Elternpaares und dessen verderblichen Folgen für das Land und Volk. Der §. 17 wurde sodann mit dem Zusatz: Lebende Ascendenten und Descendenten“ ergänzt.
Schweden und Norwegen.
(P) Stockholm, 3. April. Beide Kammern des Reichstages hatten heute in gemeinschaftlicher Abstimmung über verschiedene Bewilligungen für die Departements des Aeußern, des Krieges und der Marine, sowie für das Pensionsdepartement zu entscheiden, bezüglich welcher die Kammern von einander abweichende Beschlüsse gefaßt hatten. Im Ganzen handelte es sich um die Bewilligung von T 301 300 Kronen. Für das Departement des Aeußern kam die Frage in Betracht, ob die Gehälter der Gesandten um 40 000 Kronen herabgesetzt oder in ihrer bisherigen Höhe be⸗ lassen werden sollten. Mit 181 gegen 179 Stimmen (120. gegen 21 in der Ersten und 61 gegen 158 Stimmen in der Zweiten Kammer) wurde letztere Alternative zum Beschluß erhoben. Ferner wurden bewilligt: mit 196 gegen 167 Stimmen 1 100 000 Kronen für die Anschaffung von Festungs⸗Artillerie⸗Material (die Minderheit wollte nur 400 000 Kronen bewilligen); mit 204 gegen 161 Stimmen 381 300 Kronen, für ein Kasernen⸗Etablissement in Jämtland; mit 208 gegen 155 Stimmen 400 000 Kronen für die Ver⸗ änderung der jetzigen Gewehre in solche kleinen Kalibers (die Minderheit stimmte für 800 000 Kronen, wie der Kriegs⸗ Minister beantragt hatte); mit 196 gegen 165 Stimmen 150 000 Kronen für die Fortsetzung der Befestigungsanlagen bei der Hauptfestung Karlsborg und auf dem Vaberge; mit gleichem Stimmverhältniß wurde die Bewilligung von 106 000 Kronen zum Neubau eines permanenten Werkes auf der Insel Aspö bei Karlskrona abgelehnt. Zum Marine⸗Etat wurden alsdann außerordentlich bewilligt: 374 000 Kronen zur Anschaffung von zwei Minenbooten erster Klasse, 490 000 Kronen für Arkilleriematerial und 200 000 Kronen zur Anlage fester Minenvertheidigung. Für die beiden letzten Posten betrug die bewilligende Mehrheit nur 13 und 4 Stimmen.
(P) Stockholm, 5. April. Die Regierung hat eine Kommission niedergesetzt, welche in Erwägung nehmen soll, inwieweit die von der im Jahre 1890 zu Berlin abgehaltenen internationalen Arbeiterschutz⸗Konferenz ange⸗ nommenen Grundsätze bezüglich der Ordnung der Arbeit in industriellen Etablissements und Bergwerken in Schweden zur Anwendung zu bringen sind.
Dänemark.
(F) Kopenhagen, 4. April. Die Einnahmen aus den Zöllen, der Branntweinsteuer, den Schiffsabgaben u. s. w. sowte aus der Kriegssteuer haben in den ersten elf Monaten des Finanzjahres 1890/91 29 258 745 Kronen betragen gegen 29 447 981 Kronen in der gleichen Zeit des Finanzjahres 1889/90.
General⸗Lieutenant Kauffmann, bis vor Kurzem kom⸗ mandirender General der dänischen Armee und Vorsitzender des Vereins für die Hebung der Vertheidigungssache, spricht sich in der letzten Nummer des Vereinsorgans „Vort Forsvar“ (ÜUnsere Vertheidigung) mit Wärme und Energie für eine Erweiterung der Befestigungsanlagen um Kopen⸗ hagen aus, da jeder Abschnitt seine schwachen Punkte habe. Nach seiner Ansicht find noch Küstenbatterien zur Sicherung der Flügel der Befestigungslinie erforderlich; der Nordfront mangeln wichtige
Theile ihrer ru durch die A lage größerer Werke müsse der Feind verhindert werden, bei Gladsaxe sich festsetzen u können, und die Westfront sei nicht genügend mit bomben⸗ sicheven Lokalitäten und vorgeschobenen Werken ausgestattet. Schließlich beklagt er, daß auf der Insel Amager noch keines von den Werken zur ee.. gekommen sei, die die mögliche Annäherung des Feindes über diese Insel aufhalten sollten. In einer beigegebenen Karte über die Befenigung Kopenhagens werden die erwähnten Mängel näher angegeben. General⸗ Lieutenant Kauffmann hebt zum Schluß seiner Ausführungen noch hervor, daß „die seeländischen Häsen ohne Schutz dalägen und daß deren Bollwerke einem gelandeten Heere eine sichere und schnelle Landung seiner unentbehrlichen Kriegsbedürfnisse und seines schweren Materials gestatteten.“ “
Amerika.
Vereinigte Staaten. Die Aufregung der Re⸗ gierungskreise über die Abberufung des italienischen Ge⸗ sandten hat sich, wie man dem „R. B.“ aus Washington meldet, jetzt gelegt und die Angelegenheit dürfte bald auf die Tagesordnung der übrigen diplomatischen Geschäfte kommen. Es heißt, der Präsident sei sehr befriedigt von dem Ton der ge Depesche des Marchese di Rudini, welcher Ordnung der Angelegenheit erhoffen läßt. Sollte es jedoch herausstellen, daß die gelynchten Ialiener Justizs achtlinge sind, so würden die Vereinigten Staaten kaum ihren hinterlassenen Familien eine Geldent⸗
soll ein Schreiben des Marchese Imperiali die Franca⸗ villa verlesen worden sein, worin es hieß, daß Baron de Fava nur auf Urlaub gehe. Wie das „R. B.“ aus New⸗Orleans erfährt, hat sich der Geheimpolizist O' Malley, welcher ange⸗ klagt ist, die Geschworenen des Hennessey’schen Mordprozesses bestochen zu haben, am 3. d. M. dem Gericht gestellt, ist aber gegen Bürgschaft auf freiem Fuß belassen worden.
Das Kriegs⸗Ministerium hat keinen Erfolg gehabt mit dem Versuch, die Indianer für die Armee der Ver⸗ einigten Staaten anzuwerben. Infanteristen wollen sie nicht werden, weil sie nicht marschieren mögen, und in die Reiterei wollen sie auch nur eintreten, wenn man sie für den Kund⸗ schafterdienst verwendet. Keinesfalls wollen sie sich auf fünf Jahre verpflichten und sich in entfernte Theile des Landes verschicken lassen. Zudem verlangen sie, daß ihre Frauen sie begleiten.
Chile. Der Präsident hat, wie dem „W. mitgetheilt wird, auf Grund des chilenischen Zollgesetzes alle Häfen nördlich von Caldera, so lange dieselben von den Auf⸗ ständischen gehalten werden, für geschlossen erklärt. Bei Zuwiderhandlung droht das präsidentielle Dekret mit Konfis⸗ kation der betreffenden Schiffe und deren Ladungen und macht außerdem die Produzenten sowie die Exporteure von Sal⸗ peter für den Ausfuhrzoll verantwortlich.
Guatemala. Ueber Mexiko vom 4. April wird dem „R. B.“ aus Guatemala gemeldet, daß die dortige Regierung Angesichts der militärischen Vorbereitungen der Republik San Salvador beschlossen habe, die Truppen an der Grenze zu vermehren.
Asien
China. Der Großfürst⸗Thronfolger von Ruß⸗ land traf am 4. April Morgens in Hon gkong ein und besuchte dort alsbald den Gouverneur Sir George Des Voeur. Am Sonntag Morgen reiste der Großfürst weiter nach Canton, wo er von dem chinesischen Vize⸗König empfangen werden wird.
Afrika. Congostaat. Nach einem der General⸗Administration des Congostaats in Brüssel zugegangenen Telegramm ist der belgische Offizier Gosse in Folge von Dysenterie in Maladi gestorben.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (92.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch beiwohnte, wurde zunächst ein Schreiben des Reichskanzlers, in welchem der Reichstag um Genehmigung zur Einleitung des Strafverfahrens gegen den Abg. Kunert wegen Ver⸗ gehens gegen §. 166 des Strafgesetzbuches (öffentliche Be⸗ schimpfung der christlichen Kirche) ersucht wird, der Geschäfts⸗ ordnungskommission überwiesen.
Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärte der Abg. von Hülst, daß er im Namen der öostfriesischen Abgeordneten Protest einlege gegen die bei der Etatsberathung gemachte Aeußerung des Kriegs⸗Ministers über die Volksschullehrer in Ostfriesand und daß diese Sache noch zum Gegenstand einer Interpellation gemacht werden würde.
Darauf wurde die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, mit §. 120 a fortgesetzt.
Dieser lautet:
Die Gewerbeunternehmer sind verpflichtet, die Arbeitsräume, Betriebsvorrichtungen, Maschinen und Geräthschaften so einzurichten und zu unterhalten und den Betrieb so zu regeln, daß die Arbeiter gegen Gefahren für Leben und Gesundheit soweit geschützt sind, wie es die Natur des Betriebes gestattet.
Insbesondere ist für genügendes Licht, ausreichenden Luftraum und Luftwechsel, Beseitigung des bei dem Betriebe entstehenden Staubes, der dabei entwickelten Dünste und Gase, sowie der dabei entstehenden Abfälle Sorge zu tragen.
Ebenso sind diejenigen Vorrichtungen herzustellen, welche zum Schutze der Arbeiter gegen gefährliche Berührungen mit Maschinen oder Maschinentheilen oder gegen andere in der Natur der Betriebs⸗ stätte oder des Betriebes liegende Gefabren, namentlich auch gegen die Gefahren, welche aus Fabrikbränden erwachsen können, erforder⸗ lich sind. “
Endlich sind diejenigen Vorschriften über die Ordnung des Be⸗ triebes und das Verhalten der Arbeiter zu erlassen, welche zur Sicherung eines gefahrlosen Betriebes erforderlich sind.
Abg. Wurm brachte verschiedene Klagen über das Ver⸗ halten der Unternehmer, auch in staatlichen Anstalten, gegen⸗ über den Anforderungen an die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter vor. Ein besonderer Nutzen in dieser Beziehung sei von dem neuen §. 120 a auch nicht zu erwarten, aber doch seien diese gesundheitlichen Vorschriften viel nothwendiger als die Vorschriften zur Unfallverhütung.
Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Wurm weiter.
— In der heutigen (63.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden beiwohnte, machte der Präsident Mittheilung von dem Eingang des Berichts der Staatsschulden⸗Kommission über die Verwaltung des Staatsschuldenwesens im Rechnungsjahre 1889/90 und eines Gesetzentwurfs, betreffend die Beförderung der Errichtung von Renten⸗
ütern.
8 Das Haus ehrte das Andenken des verstorbenen Abg Melbeck durch Erheben von den Sitzen.
Auf der Tagesordnung stand die Berathung von Petitionen. “
Außerdem wurde der zweite Bericht der Kommission für die Wahlprüfungen, betreffend die Wahl der Abgg. Metzler und von Hergenhahn im 11. Wahlbezirk des Regierungs⸗ bezirks Wiesbaden, erledigt. Der Antrag der Kommission auf Gültigkeitserklärung der Wahlen wurde ohne Debatte an⸗
genommen.
— Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Heranziehung der Fabriken u. s. w. mit Vorausleistungen für den Wegebau in der Provinz Schleswig⸗Holstein mit Ausnahme des Kreises Herzogthum Lauenburg, zugegangen.
8
Kunst und Wissenschaft. 1 Der Verein für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin hält
Mittwoch, den 8. April, Abends 8 ½ Ubr, im Saale des Architekten⸗ hauses, Wilhelmstraße 92/93, eine Hauptversammlung ab. Auf der Tagesordnung stehen unter Anderem: — th
des Preisgerichts über die Monatskonkurrenz „Decke eines einfenstrigen
Verkündigung des Urtheils
Damenzimmers“, Vortrag des Hof⸗Kunsthändlers Eduard Quaas über „Produktion in Kunst und Industrie auf gesetzlicher Grundlage“. Als neue Mitglieder wurden in der 95. zwanglosen Sitzung am 25. März zum zweiten Male angemeldet und aufgenommen: Hr. Th. Friedländer, ofjuwelier, Unter den Linden 28; Hr. W. Rosenhagen, Redacteur des „Atelier“” Schützen⸗ straße 68:8 Hr. Ludwig Teetz. Vertreter für Otto Vittali in Offenburg, Wilhelmstr. 105; Hr. Ludwig Wagner, Bildhauer, Wilhelmstr. 135. Zum ersten Male wurden angemeldet: Hr. Frei⸗ berr von Berlepsch, Königlicher Staats⸗Minister und Minister für Handel und Gewerbe, Leipzigerstr. 2; Hr. Dr. jur. Koenigs, Geheimer Regierungs⸗Rath und vortragender Rath im Ministerium für Handel und Gewerbe, Nollendorfplatz 1; Hr Hans von Bleich⸗ röder, Königlich großbritannischer Vize⸗Konsul, Wilhelmstr 64; Hr. F. Heinemann, Kaufmann, in Firma . Levin, Hausvoigteiplatz 1; Hr. Karl Timler, Lehrer am Königlichen Kunstgewerbe⸗Museum, Halleschestr. 16; Hr. F. Avenarius, Verlagsbuchhändler in Leipzig; Hr. Jos. Rosenthal, Baumwollenwaarenfabrikant, Spandauerstr. 73; Hr. Ad. Thormann, Bildhauer, Skalitzerftr. 113.
— Zur Ausführung des Denkmals Kaiser Wilhelmés I. an der Porta Westfalica nach dem preisgekrönten Entwurfe des Architekten Bruno Schmitz in Berlin sind, wie das „Centralbl. der Bauverw.“ mittheilt, neuerdings die einleitenden Schritte getban worden. Durch Vertrag mit dem westfälischen Provinzial⸗ Ausschusse hat Hr. Schmitz die künstlerische Oberleitung des Denkmalbaues übernommen. Zur Berathung der Provinz ist ein Bauausschuß mit dem Sitze in Berlin bestellt, dem die Hrrn. Re⸗ gierungs⸗Rath a. D. Dr. Frhr. von Heereman, Baurath P. Wallot und Professor F. Wolff, sowie als Obmann Geheimer Regierungs⸗Rath Professor Ende angehören. Die Herstellung des Kaiserstandbildes wird voraussichtlich dem Bildhauer Professor von Zumbusch in Wien unter Mitwirkung des leitenden Architekten übertragen werden.
— In letzter Zeit ist in Weimar ein interessantes Akten⸗ material aus der Zeit der Leitung des Hoftheaters durch Goetbe aufgefunden worden. Auf der am 8. Mai stattfindenden General⸗ versammlung der Goethe⸗Gesellschaft wird der Direktor des Goethe⸗ Schiller⸗Archivs einen Vortrag darüber halten.
— Ueber einen Urnenfund berichtet die „Magd. Ztg.“ aus Burg in Folgendem: Beim Rajolen gelegentlich der Anlage neuer Svpargelkulkturen auf dem Grundstück des Hrn. Fabrikbesitzers G. Brentke in Gerwisch wurde in der Nähe des Eisenbahndammes ein größerer Urnenfund gemacht. Die Gefäße standen in einer Tiefe von etwas über 1 m und waren rings von Feldsteinen umgeben. Die Größe und Gestalt der Urnen ist fehr verschieden. Die größte Urne ist in der Mitte stark gebaucht und bat dort einen Umfang von über 1 m. Ihre Höhe beträgt 25 cm, ihr Gewicht nabe an 4 ½ kg. Der Bauch ist gereifelt; der lange, glatte Hals bat oben noch eine Weite von 25 cm. Zwischen Bauch und Hals sind drei Schnüre um die Urne gezogen gewesen, ihre Eindrücke haben sich an dem Gefäße erhalten. Dieselbe Verzierung findet sich an einem kleineren, ebenfalls bauchigen Wirthschaftsgefäße, das wie eine solide Kaffeekanne geformt ist und in dem sich keine Knochen ge⸗ funden haben. Es folgen drei mittelgroße, plumpere Gefäße, welche nicht gebaucht sind. Die vom Boden unter einem stumpfen Winkel ansteigende Masse bricht scharf ab zu dem in der anderen Richtung ver⸗ laufenden langen, kahlen Halse. Dann kommt eine ganz runde Urne, welche oben mit einem äußerst schmalen Halse versehen ist, auf welchem noch der woblerhaltene Deckel ruht. Endlich sind noch ein kleineres Gefäß mit zwei Henkeln und ein sogen. Thränenkrug mit dem Ansatze einer Tülle an der Seite zu erwähnen. In sämmtlichen Urnen haben sich bronzene Beigaben in winzigen Mengen gefunden. ein Theil einer Nadel, ein Stuck Blech, ein Stück ciner Agraffe, mehrere dünne Ringe. In einer Urne waren außerdem Stücke eines in vier gleiche Theile gespaltenen Kieselsteins, welche inwendig Quarzkrvstalle ent⸗ halten. In den größeren Gefäßen sind Knochen von bedeutender Größe und Stärke enthalten, welche im Allgemeinen nur geringe Spuren von Verkoblung aufweisen. Die meisten Knochen sind noch frisch erbalten. Das Material der Urnen ist ziemlich grob, so wie wir es in jener Gegend gewöhnlich finden. Auch der Brand des Materials ist sehr mittel⸗ mäßig. Nach dem Gesagten scheinen die Urnen dem frühen Bronzezeitalter anzugehören und aus der Zeit zu stammen, da die Germanen erst in unsere Gegend gekommen waren. Hervorgehoben zu werden verdient die auf Veranlassung des Hrn. Brentke vor⸗ genommene überaus sorgsame Bergung und Behandlung der Gefäße. Die Urnen sind von dem Besitzer in lokalvatriotischer Weise der Abtheilung des Alterthumsvereins des Jerichowschen Landes für den I. Kreis in Burg überlassen worden, von wo dieselben in das Jerichowsche Landes⸗Museum in Genthin übergehen.
— (F) Die Königliche Kunst Akademie in Kopen⸗ hagen feierte am 31. Marz in Gegenwart der Königlichen Familie ihr Stiftungsfest, mit welchem auch die tährliche Kunst⸗Aus⸗ stellung verbunden ist Letztere umfaßt 601 Arbeiten, wovon 523 Gemälde und 43 Skulpturen sind; neun schwedische und nor⸗ wegische Künstler und Künstlerinnen sind mit 15 Arbeiten betheiligt. Für die Königliche Gemäldesammlung sind angekauft worden: „Ein Begräbniß“ von Frau Anna Aucher. „Das Dreschen in den Abruzzen“ von P. S. Kröyer und zwei Landschaften von R. Bissen und L. A. Ring.
84 In einer am 19. v. M. abgehbaltenen Versammlung des Mozart⸗Denkmal⸗Comités in Wien wurde der Tilg⸗ ner'sche Entwurf mit zwölf gegen zehn Stimmen zur Ausführung angenommen und als Standort der Albrechtplatz mit großer Mehr⸗ heit endgültig genehmigt. Das Wiener „Fremdenblatt“ bemerkt dazu: „In der Wiener Kunstwelt wird diese Entscheidung, soweit sie den gewählten Entwurf betrifft, mit größter Befrtedigung begrüßt werden. Der geniale Künstler, der uns in den letzten Jahren so manchen groß⸗ artigen Plan zur künstlerischen Durchgestaltung von öffentlichen Plätzen Wiens entrollt und so manchen prächtigen Denkmals⸗ entwurf gebildet hat, kommt nun endlich in die Lage, einen dieser großen Träume zu verwirklichen. Sein Entwurf für das Mozart⸗Denkmal ist im üppigen Stile der Mozart⸗Zeit aus⸗ geführt. Ein weit ausgreifendes Steingeländer umfaßt im Viereck den Sockel. Der Sockel selbst bildet ungefähr einen Würfel, dessen Linien und Flächen sich jedoch mit der Anmuth des Rococo biegen und neigen. Die vier Ecken sind zu prächtigen Voluten entwickelt. Um den Sockel her beschäftigen sich die reizendsten Kindergenien, wie nur Tilgner sie zu schaffen weiß, mit mannigfachen schmückenden Hantirungen. Das Ganze ist von einem festlich⸗heiteren Geist, von einer Jubelstimmung erfüllt, die sich auch in einer wiederum nur Tilgner eigenen Fülle reizvoller Ornamentik bekundet Die Gestalt Mozart's selbst steht aufrecht, an ein Spinett gelehnt.“
— Der X. Kongreß für innere Medizin wurde gestern in Wiesbaden, wie ein Telegramm der „Post“ meldet, unter Vorsitz des Geheimen Medizinal⸗Raths Leyden aus Berlin eröffnet Mehr als 200 Aerzte, darunter die berühmtesten Kliniker Deutsch lands, Oesterreichs und der Schweiz betheiligten sich daran. De Regierungs⸗Präsident von Tepper⸗Laski begrüßte den Kongreß im Namen der Regierung. Vom Kultus⸗Ministerium war der Hebeim Ober⸗Medizinal⸗Rath Skrzeczka anwesend. Als Vize⸗Präsidenten wurden berufen: der Geheime Medizinal⸗Rath Quincke⸗Kiel, Professo Demme⸗Bern, Geheimer Rath Naunyn⸗Straßburg. Letzterer un Professor Fürbringer⸗Berlin sprachen in der gestrigen Vormittags Sitzung über Gallensteinkrankheiten. 1
— Die Firma W. Lahmeyer & Co., Kommandit esell schaft Frankfurt a. Main hat die auf den dreiphasische Wechselstrom (Drehstrom) bezüglichen Patente des
schädigung gewähren. In der letzten Kabinetssitzung
Fr. Haselwander zu Offenburg in Baden erworben.