betrug die Zahl der ausgestellten Thiere 992, 1889 1056, 1888 1351. Das Interesse der Züchter für die Schau ist somit stetig zurück⸗ egangen. Am Schärfsten tritt der Rückgang bei dem Rindvieh hervor. eehrend 1888 625 Stück Rindvieh zur Schau gebracht wurden, sind für dieses Jahr nur 388 angemeldet. Darunter befinden sich 190 Kälber und zwar 71 im Alter von noch nicht voll 2 Monaten, 99 im Alter von 2 bis 2 ½ Monaten und 20 im Alter bis 4 ½ Monate; 54 davon sind sogenannte Doppellender, wie sie der Berliner Schlächter besonders gern kauft. Als Züchter von Kälbern treten diesmal namentlich wieder die Pommern hervor, auch Braunschweig wird vortrefflich vertreten sein. Der Rasse nach findet man meist Holländer und Holländer Kreuzungen, doch sind auch die Landrassen, und zwar namentlich die hannoversche durch schöne Tbhiere repräsentirt. Kalben und Ochsen im Alter von 1 ½ bis 2 Jahren werden 25 ausgestellt, darunter Prachtthiere von Müller⸗Gurzno (Holländer und Simmenthaler Kreuzung) und von Rehfeld⸗Golzow von Holländern und bayerischer Rasse). Die Abtheilung „Kalben und Ochsen von 2— 2 ½ Jahren“ ist mit 51 Thieren besetzt. Brauer⸗Zachow, Geißler⸗Bojewa, Uecker⸗Gellendin und Rehfeld sind hier als hervorragende Züchter zu nennen. In den beiden Klassen der älteren Schsen werden 66 Thiere vertreten sein. Die Tieflands⸗ rassen sind dabei mit 18, die Hochlandsrassen mit 22, die Land⸗ rassen mit 7 und die Kreuzungen mit 19 Thieren betheiligt. Die englischen Rassen fehlen hier gärzlich. Aeltere Kühe werden nur 18 ausgestellt und hier werden neben 14 Thieren des deutschen Tieflandes auch 2 englischer Rasse zu sehen sein. Unter den Ausstellern der 38 Bullen befinden sich auch der Feldmarschall Graf Moltke und der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn⸗Gültz — Die Abtheilung der Schafe wird aus 228 Thieren bestehen. 33 Thiere werden einzeln ausgestellt und zwar 24 am ersten Tage lebend, am zweiten geschlachtet, die übrigen 195 erscheinen in 65 Loosen à 3 Stück. 30 dieser Thiere sind Merinos, 24 Loose sind Thiere der englischen Rassen, 93 Thiere sind Kreuzungsprodukte Als Züchter sind hier Kiepert⸗Marienfelde, Rehfeld⸗Golzow, Preuß⸗Friedrichsaue, Sattig⸗ Würchwitz und die Herrschaft Monsowo zu nennen, die sich sämmtlich chon auf früheren Ausstellungen bewährt haben. — In der Abtheilung „Schweine“ kommen diesmal nur 275 Thiere, die in Loosen meist zu 3 Stück vereinigt sind. 1888 war die Zahl der Loose (264) fast so groß, wie jetzt die der Thiere. 160 der Schweine sind noch nicht 8 Monate alt, 110 im Alter von 8 — 14 Monaten, nur 5 sind älter. Beilke⸗Güdenhagen, von Arnim⸗Kriewen und Fr. Ober⸗Amtmann Heydemann⸗Thalberg kämpfen hier in erster Reihe als Züchter um den höchsten Preis, die goldene Staatsmedaille.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ “ Maßregeln.
Oesterreich⸗Ungarn. Der Königlich ungarische Handels⸗Minister hat die gegen Pro⸗ benienzen aus Syrien seiner Zeit angeordnete siebentägige Quarantäne in strenge ärztliche Untersuchung umgewandelt. Portugal.
Durch eine im „Diario do Governo“ vom 9. April 1891 ver⸗ öffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen Syriens seit dem 12. März d. J. für von Cholera „verseucht“ erklärt worden. 8 b Türkei.
Durch Beschluß des internationalen Gesundheitsraths zu Kon⸗
tantinopel vom 7. April 1891 ist gegen die Provenienzen von Massovah eine fünftägige Quarantäne verhängt worden. Egypten. Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien hat am 8. März 1891 beschlossen, von diesem Tage ab gegen Ankünfte aus Kalkutta das Cholera⸗Quarantäne⸗Reglement in Kraft zu setzen.
8 Handel und Gewerbe. In neuester Zeit finden sich in den Tagesblättern, ins⸗ 1“ in süddeutschen Zeitungen, häufig Inserate Londoner Börsenagenten (Börsenmakler, Stockbrokers), in welchen die⸗ elben unter Verheißung fabelhafter Gewinne zu Speku⸗ lationen an der Londoner Börse auffordern. Einige dieser Agenten versenden auch Cirkulare undperiodische Geschäftsberichte n deutscher Sprache, in denen sie ihre glänzenden Erfolge ei der Vermittelung von Börsengeschäften schildern und die Spekulation an der Londoner Börse als gefahrlos darstellen. — Derartigen Offerten gegenüber ist die äußerste Vorsicht an⸗ urathen, zumal Anerbietungen durch die Presse ꝛc. unter den respektablen Londoner Stockbroker⸗Firmen im Allgemeinen nicht als statthaft gelten und von der Stockbroker⸗Korporation ihren Mitgliedern ausdrücklich untersagt sind.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks
an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 16. April gestellt 10 760, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 15. d. M. gestellt 3964, nicht
rechtzeitig gestellt keine Wagen. — Aus der am letzten Montag abgehaltenen Plenarsitzung des Aeltesten⸗Kollegiums der Berliner Kaufmannschaft wird u. A. fiolgende⸗ in den Blättern mitgetheilt: „Durch mehrere Zeitungen ist die Notiz gegangen, es seien Beamte der Geheim⸗ polizei beauftragt, innerhalb der Börse Erkundigungen einzuziehen über Haussegeschäfte in Getreide und über Getreideausfuhr zum Zweck der Preissteigerung im Inlande. Dem Aeltesten⸗Kollegium ist von derartigen Maßregeln nichts bekannt
eworden, und es hätte davon erfahren müssen, weil nach einer Ver⸗ fügung des Polizei⸗Präsidenten die Exekutivbeamten bei allen in den Räumen der Fonds⸗ und Produkten⸗Börse vorzunehmenden polizeilichen Amtshandlungen sich zunächst an das Börsen⸗Sekretariat unter Mitthei⸗
ung des Grundes ihres Erscheinens zu wenden haben. Die Beamten des Börsen⸗Sekretariats sind angewiesen, in solchen Fällen ein Mitglied des Aeltesten⸗Kollegiums sofort in Kenntniß zu setzen. Gänzlich unbe⸗ gründet ist auch das Gerücht, daß das Aeltesten⸗Kollegium offiziell aufgefordert worden sei, dem Plane der Errichtung eines kaufmännischen Ehrenraths näher zu treten, welcher nach Analogie der Aerztekammern und ähnlichen Einrichtungen unwürdige Berufsgenossen von der Börse auszustoßen hätte.“
Frankfurt a. M., 16. April. (W. T. B.) Die Stadt⸗ verordneten⸗Versammlung genehmigte heute Abend nach mehrstündiger Verhandlung mit 46 gegen drei Stimmen den neuen Vertrag mit der hiesigen Trambahngesellschaft, wonach die Stadt auf den Bau und Betrieb eigener Linien verzichtet, die Kon⸗
zession der Gesellschaft auf 25 Jahre gegen eine entsprechende Abgabe veölced, aber nach acht und sechzehn Jahren das Ankaufsrecht
Köln, 16. April. (W. T. B.) Die „Köln. Volksztg.“ meldet: Das westfälische Kokssyndikat verkaufte an Dewendel in Hayingen 216 000 t Koks, lieferbar für das zweite Semester 1891 und zwar 144 000 t zum Preise von 13 ℳ pro Tonne, 72 000 t, angeblich für französische Hochöfen bestimmt, zum Preise von 11 ℳ pro Tonne. Das Kokssyndikat ging die Verpflichtung ein, im Innande nicht unter 13 ℳ pro Tonne zu verkaufen. Mäünchen, 16. April. (W. T. B. ie Thonwaaren⸗ fabriken in Schwandorf und Schwarzenfels sind in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden. Das Grundkapital be⸗ trägt 500 000 ℳ, außerdem ist eine fünfprozentige Hypothek von 500 000 ℳ übernommen worden. Zum Aufsichtsrath gehört Graf
Holmstein.
. Leipzig, 16. April. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗
handel. La Plata. Grundmuster B. pr. April 4,40 ℳ, pr.
Mai 4,40 ℳ, pr. Juni 4,42 ½ ℳ, pr. Juli 4,45 ℳ, Pr. August 4,47 ½ ℳ, pr. September 4,47 ½ ℳ, pr. Oktober 4,50 ℳ, pr. November 4,50 ℳ, pr. Dezember 4,50 ℳ, pr. Januar 4,50 ℳ Umsatz 75 000 kg. Ruhig.
“ 11“ 88
8
Wien, 16. April. (W. T. B.) Wie die „N. Fr. Presse“ meldet, wird sich der Verwaltungsrath der Buschtiehrader Bahn von der am 16. d. M. stattfindenden Generalversammlung bevoll⸗ mächtigen lassen, die gesammte Prioritätsschuld der Bahn zu konvertiren. Ein hierauf bezüglicher Punkt befinde sich auf der Tagesordnung. Ferner wird sich die Verwaltung ermächtigen lassen, weitere Prioritäten bis zur zulässigen Maximalhöhe auf Grund des erhöhten Aktienkapitals auszugeben.
Der „Presse“ zufolge würde die Konversion der Prioritäten der Buschtiehrader Eisenbahn bei der Gold⸗Anleihe zwangsweise, bei den Silber⸗Obligationen nur freiwillig erfolgen. Die ö— der Regierung sei erst einzuholen, das Projekt sei daher vorer nicht aktuell. Die Durchführung des Projekts dürfte eventuell durch die 1““ und die Leipziger Kredit⸗Anstalt bewirkt werden.
— 17. April. (W. T. B.) Eine Meldung der „N. Fr. Presse“ aus Budapest versichert auf das Bestimmteste, daß zwischen der jüngsten Goldentnahme aus der Bank von England und den Operationen des ungarischen Finanz⸗Ministers Wekerle nicht der geringste Zusammenhang bestehe. Der Goldabfluß sei vielmehr auf Operationen des russischen Finanz⸗Ministers zurückzuführen. Auch der Umfang und die Tendenzen der Devisenkäufe Wekerle'’s würden unrichtig beurtheilt. Die im November begonnenen und seither fortgesetzten Devisenkäufe hätten vor Kurzem die Höhe von 45 bis 47 Millionen Gulden erreicht. Die Ankäufe seien jüngst ein⸗ gestellt worden, um nicht störend auf den Geldmarkt einzuwirken. Auch sei es authentisch, daß die Devisenkäufe nicht in London, sondern vorwiegend auf Plätzen erfolgt seien, deren geschäftlicher Zusammen⸗ hang mit den ungarischen Finanzoperationen auch sonst ein viel innigerer sei.
London, 16. April. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 3 % auf 3 ½ % erhöht. 1
Wollauktion. Wolle fest bei lebhafter Betheiligung. Bis heute sind 5616 Ballen zurückgezogen worden.
Der Prospekt der Nationalbank von Transvaal mit einem Nominalkapital von vier Millionen Pfund Sterling ist heute erschienen. Von dem Kapital wird zunächst nur eine Million emittirt.
Bradford, 16. April. (W. T. B.) Wolle fest, ruhiger, Garne ruhig, stetig. Gutes Stoffgeschäft.
Paris, 16. April. (W. T. B.) Im Anschluß an das Telegramm aus Rtio de Janeiro von heute früh (vgl. die gestrige Nr. 90 d. Bl.) wird von dort weiter gemeldet, die mit der Unter⸗ suchung der finanziellen Lage des Landes betraute Banquiers⸗Kommission habe es für nothwendig erklärt, daß im Interesse der nationalen Industrie damit fortgefahren werde, die Be⸗ zahlung der Zölle in Gold zu fordern. “
Verkehrs⸗Anstalten.
Norddeutscher Lloyd in Bremen.
(Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer). New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien:
Bestimmung.
Bremen 16. April Dover passirt
Bremen 11. April von New⸗York.
Bremen 14. April von New⸗York. „Elbe“. Bremen 15. April von New⸗York. „Eider . . New⸗York 14. April in New⸗York. Eulhg.. New⸗York 8. April von Southampton. „Trave“. New⸗York 12. April Lizard passirt. „Saale“. New⸗York 14. April von Southampton. „Spree“. New⸗York 15. April von Southampton. „Werra“ New⸗York 16. April Dover passirt. „America“ Bremen 8. April von Baltimore. „München“ Bremen 15. April von Baltimore. „Gera“. Baltimore 15. April in Baltimore. „Weimar“ Baltimore 11. April Lizard passirt. „Hermann“ Baltimore 14. April von Bremerhaven. „Dresden“. Baltimore 16. April von Bremerhaven. Brasil⸗ und La Plata⸗Linien:
Vigo, Antw, 2. April von Buenos⸗Aires. ¹
(⸗Lahn“ „Ems“. „Havel“.
Schnelldampfer
L. 4 „Oldenburg Bremen
„Hannover“. Eu s 10. April von Buenos⸗Aires.
88 ne „Graf Bismarck“ 5 ssabon, Antw., April von Bahia.
Bremen s . „Darmstadt“ La Plata April in Montevideo. „Weser“ “ Rio, La Plata .April St. Vincent pass. I“ “ .April St. Vincent pass. „Kronpr. Friedr. Coruna, Vigo, Apri 8 Wilbelm.* . 1 Rio, La Plata 14. April von Antwerpen.
1“ Leiegen, defübe 1 15. April von Antwerpen. Linien nach Ost⸗Asien und Australien: E6 Bremen 14. April von Genua. „Sachsen?.. Bremen 11. April in Hongkong. „Preußen“.. Ost⸗Asien 15. April in Hongkong. „Stuttgart“. Ost⸗Asien 13. April von Genua. „Hohenstaufen“ Bremen 16., April in Southampton. „Kaiser Wilh. II.“ Bremen 14. April in Colombo. „Braunschweig“ Australien 7. April in Adelaide. „Salier... Australien 11. April in Aden. 8 *Hohenzollern“ Australien 16. April von Bremerhaven.
Helsingfors, 16. April. (W. T. B.) Die Schiffahrt ist heute mit dem Eintreffen des Lübeckers Dampfers „Storfürsten“ eröffnet worden.
Mannigfaltiges.
Zu der morgen Nachmittag 3 Uhr stattfindenden Grundstein⸗ legung für die Lutherkirche auf dem Dennewitzplatz haben Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin Allerhöchstihr Er⸗ scheinen zugesagt. Außerdem werden voraussichtlich anwesend sein: Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Alexander, die Prinzessin Friedrich Carl, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden, Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen. Auch die Spitzen der Staats⸗ behörden, des Militärs und der Stadt werden der Feier beiwohnen. Die “ der Umgegend haben bereits begonnen, festlichen Schmuck anzulegen.
Das Elisabeth⸗Kinder⸗Hospital in der Hasenhaide be⸗ ging, wie die „N. Pr. Z.“ berichtet, am 14. April sein 48. Jahresfest. Ihre Majestät die Kaiserin, die erlauchte Protektorin, welche zur gottesdienstlichen Feier Nachmittags erwartet wurde, überraschte bereits in der Morgenfrühe das Haus mit ihrem Besuch. Ihre Majestät wanderte in gewohnter Weise durch alle Krankensäle, begleitet von der Hofdame Gräfin Keller, dem Kammerherrn Freiherrn von der Reck und dem Leibarzt Dr. Zunker. Eine Glocke, das Geschenk eines langjährigen patriotischen Freundes der Anstalt, am 17. De⸗ zember, dem Geburtstag des Prinzen Joachim, gestiftet und von dem Glockengießer Collier in Zehlendorf rechtzeitig zur Jahresfestfeier auf⸗ gehängt, ertönte zum ersten Male, um Ihre Majestät bei dem Betreten des Hospitals zu begrüßen.
„Ober⸗Bürgermeister von Forckenbeck hat sich, wie hiesige Blätter melden, mit einem vierwöchigen Urlaub nach Baden⸗Baden begeben und wird vom Bürgermeister, Geheimen Regierungs⸗Rath Duncker vertreten.
Zur Personenbefördernng auf der Havel zwischen Potsdam und Nedlitz ꝛc. sollen, wie die „Voss. Z.“ berichtet, dem⸗ nächst einige kleinere Dampfer mit ö11 in Betrieb gestellt werden. Die Dampfer sollen namentlich für die in
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den nächsten Jahren zu erbauende Villenkolonie zwischen Potsdam und Nedlitz berechnet sein.
Die regelmäßigen Dampfschiffahrten zwischen Tegel und Spandau werden nach einer Mittheilung der „N. Pr. Ztg.“ vom 1. Mai ab wieder aufgenommen.
Am Lehrter Bahnhof erhebt sich mehr und mehr aus der Erde der gewaltige Bau einer Hohenzollern⸗Galerie, welcher den Eindruck einer römischen Arena macht. Ein Wald von Masten um⸗ giebt den großen Ring, dessen Unterbau, auf Riesenpfeilern ruhend, bereits vollendet ist. Man sieht, daß Alles aufgeboten wird, das Bau⸗ werk noch in dieser Saison seinem Zwecke dienstbar zu machen; tausend geschäftige Hände rühren sich und erhalten lohnende Arbeit. In dem Bau soll ein Rundgemälde Platz finden, welches die Zeit vom Großen Kurfürsten bis auf heute darstellen soll.
Ueber den gestern im „R.⸗ u. St.⸗A.“ gemeldeten Unglücks⸗ fall in der Oranienburgerstraße wird der „N. Pr. Z.“ theilweise berichtigend mitgetheilt: Beim Abbruch des Hauses in der Oranienburgerstraße, Ecke der Friedrichstraße, ist die Decke des Treppenhauses vermuthlich durch Ueberlastung mit Schutt eingestürzt, wobei der Zimmermann Damm, Maurer⸗ lehrling Preuß und der Kutscher Busse verschüttet worden sind. Damm, der bei Ankunft der Feuerwehr von dem Arbeitspersonal be⸗ reits befreit war, und Busse sind nach der Königlichen Klinik gebracht worden, Preuß nach der Charité. Busse, der am Meisten verschüttet war und nur durch Durchstemmen einer tragenden Kellerwand heraus⸗ geholt werden konnte, ist anscheinend ganz unversehrt geblieben, auch die anderen Beiden sind anscheinend nicht schwer verletzt worden. — Die Samariter der Feuerwehr haben keine Veranlassung gehaot, den Geretteten irgend welche Hülfeleistung angedeihen zu lassen; auch die Löschzüge aus der Keibel⸗ und Oderbergerstraße sind nicht zur Stelle gewesen; ausgerückt waren der 13. Löschzug von der der Unglücksstätte schräg gegenüberliegenden Compagniewache 4, der 11. Zug aus der Mauerstraße und der mit dem Branddirektor oder dessen Vertreter stets ausrückende Personenwagen von der Hauptfeuerwache.
Man schreibt der, Frkf. Z.“ aus Forbachunter dem 14.d. M.: Die Ab⸗ hänge des Spicherer Berges werden kommenden Geschlechtern ein ganz anderes Bild darbieten als jenen heldenmüthigen deutschen Soldaten, welche den Berg am 6. August 1870 erstürmten. Damals waren die Abhänge nur mit niederem Ginster bewachsen. Dieser bot den Truppen des Generals von Frangois so gut wie gar keine Deckung, weshalb sie denn auch furchtbare Verluste erlitten. Die Anzahl der Todten auf deutscher Seite betrug mehr als das Doppelte der fran⸗ zösischen Todten. Im vorigen Jahre hat man nun damit begonnen, die Abhänge des Berges mit Kiefern aufzuforsten, und dieses Jahr soll auch der übrige Theil des Berges in der gleichen Weise nutzbar gemacht werden. In Zukunft wird also ein Kiefernwald die Stätte beschirmen, wo die Deutschen den ersten Sieg des Jahres 1870 errangen.
Erkner. Am Mittwoch Vormittag erfolgte nach einer Mel⸗ dung der „N. A. Z.“ in dem Destillirgebäude der in der Nähe des hiesigen Bahnhofs gelegenen Fabrik für Theererzeugnisse, Hamburger Aktiengesellschaft vormals Rittgas, eine Explosion von Naphthalin, die sowie die durch sie hervorgerufene Feuersbrunst bedeutenden Schaden anrichteten. Leider forderte das Unglück auch zwei Menschenleben zum Opfer; zwei Arbeiter, die in dem Destilla⸗ tionshause arbeiteten, Giese und Korinski, haben in Folge derselben ihren Tod gefunden.
Hamburg, 16. April. In der vergangenen Nacht wurde laut Meldung des „W. T. B.“ ein von mehreren Betrieben benutztes großes Fabrikgebäude in der Glashütten⸗Straße durch Feuer zerstört. In dem Maschinenraum des im Hafen liegenden englischen Dampfers „Ninian Stuart“ wurde ebenfalls in der vergangenen Nacht durch Feuer großer Schaden angerichtet.
Hamburg, 15. April. Der für den Victoria Nyanza in Ost⸗ Afrika auf der Janssen u. Schmilinsky'schen Werft und Maschinen⸗ fabrik, Steinwärder erbaute Dampfer „Hermann von Wiss⸗ mann“ ist bis zum Transport fertiggestellt und am Montag Vor⸗ mittag von einer Prüfungskommission besichtigt und abgenommen worden. Mit der Zerlegung des Schiffs ist dem „H. C.“ zufolge bereits am gestrigen Tage begonnen worden. Das Schiff ist ganz aus deutschem Stahl erbaut: es beträgt seine Länge 26 m, Breite 5 m, ganje Tiefe von Deck bis Kiel 2,6 m, Tiefgang 1,6 - 2 m. Der Dampfer hat sechs durch eiserne Schotten getrennte Abtheilungen, eine zur Aufnahme von Maschine und Kessel, eine für Brennstoff, 48 chm Holz, eine als Wohnraum für 4 Weiße. Zum Personentransport bestimmt, kann das Schiff 6 Weiße und 50 Schwarze aufnehmen. Die Maschine besteht aus zwei Hochdruckeylindern von 120 Pferden, die Fahr⸗ geschwindigkeit beträgt 8 ½ Knoten = 15,7 km in der Stunde; der Holzvorrath reicht für 72 Stunden ununterbrochene Fahrt. Jeder Cylinder ist allein verwendbar, ebenso jeder der beiden Kessel. Segel können die Dampfkraft ergänzen und eventuell ersetzen. Das Gesammtgewicht des Schiffes beläuft sich auf 85 000 kg; zur Beförderung vom Meer (Saadani) bis an den Victoria Nyanza sind mindestens 3600 Träger und 4 bis 5 Monate Zeit erforderlich. Bei 40 ₰ Trägerlohn pro Tag belaufen sich mit⸗ hin die Kosten für den Transport von der Küste bis zum Victoria⸗ See auf 160 000 bis 200 000 ℳ Von Europa gehen als Begleiter mit: Der Kapitän, der Constructeur, 2 Zimmerleute, 3 Kesselschmiede, von Saadani noch der Führer und zwei Kesselschmiede. Den Con⸗ structeur und die zum Zusammensetzen des Schiffs bestimmten Leute stellt die Werft von Janssen u. Schmilinsky. Die Führung des „Hermann von Wissmann“ ist dem Kapitän Prager übertragen wor⸗ den, welcher schon vor einigen Jahren den Expeditionsdampfer „München“ nach Afrika brachte. Die Versendung des Schiffes erfolgt am 8. Mai mit dem „Emin', die Leute treten die Ueberfahrt am 28. desselben Monats mit dem Postdampfer „Bundesrath“ an.
Marseille, 16. April. Seit gestern Nachmittag brennt nach einer Meldung des „H. T. B.“ das große Petroleum⸗ Depot. Die gegenüberliegende Häuserreihe ist, da Sturm wüthet, gefährdet. Schwere schwarze Rauchwolken bedecken die ganze Stadt.
Lille, 16. April. Bei Raismes stieß, wie das „W. T. B.“ meldet, gestern Abend ein Güterzug mit einem Personenzug zu⸗ sammen, wobei zwölf Personen verletzt wurden.
St. Petersburg, 14. April. In Taschkent fand am 1. April ein großes Erdbeben statt, das einen ganzen Stadttheil zerstörte und dem zahlreiche Menschenleben zum Opfer fielen.
Bern, 15. April. Am letzten Mittwoch, schreibt der „Bund“, ging zwischen Wilderswil und Zweilütschinen (Berner Oberland) ein großer Felssturz nieder, sodaß einzelne Blöcke bis in und über die Lütschine geschleudert wurden.
Antwerpen, 16. April. Im Kanal fand, wie die „N. Pr. Z.⸗ mittheilt, ein Zusammenstoß des von Antwerpen: nach Cardiff fahrenden Dampfers „Clan Morgan“ mit dem aus New⸗York kommenden amerikanischen Dampfer „Caland“ statt. Ersterer sank sofort, während letzterer trotz schwerer Beschädigung Dover zu erreichen vermochte. Mannschaft und Passagiere wurden gerettet.
Bukarest. Der Schnellzug Bukarest⸗Verciovora ist, wie das „H. T. B.“ meldet, am Sonntag in der Nacht, in der Nähe der Station Cöstesti, entgleist. Sämmtliche Waggons wurden umgestürzt und zwei Personen schwer sowie acht leicht verlezt.
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11“ 8*
schen Reichs⸗Anzei
Zweite Beilage
Berlin, Freitag, den
Deutscher Reichstag. 101. Sitzung vom Donnerstag, 16. April.
Am Bundesrathstische der Staatssekretär Dr. von Boetticher und der Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch. DDie zweite Berathung des Arbeiterschutzgesetzes wird fortgesetzt. 8 1
§. 135 trifft Bestimmung über die Kinderarbeit:
Kinder unter 13 Jahren dürfen in Fabriken nicht be⸗ schäftigt werden. Kinder über 13 Jahren dürfen in Fahriken nur beschäftigt werden, wenn sie nicht mehr zum Besuch der Volksschule verpflichtet sind. Die Beschäftigung von Kindern unter 14 Jahren darf die Dauer von sechs Stunden täglich nicht übersteigen. Junge Leute zwischen 14 und 16 Jahren dürfen in Fabriken nicht länger als zehn Stunden lüäglich beschäftigt werden.
Ddie sozialdemokratischen Abgg. Auer und Genossen wollen die Kinder bis zu 14 Jahren von der Fabrikbeschäftigung ausschließen und für junge Leute bis zu 18 Jahren nur eine zehnstuͤndige Arbeitszeit zulassen; Abg. Freiherr von Münch beantragt, die Altersgrenze für die nur zehnstündige Arbeits⸗ zeit an das Ende des 17. Lebensjahres zu legen.
Abg. Tröltsch: Dem Antrage Auer koͤnne er nicht zustimmen; nicht etwa, weil ihm die Altersgrenze von 14 Jahren zu weit hinaus⸗ gerückt scheine, sondern weil ein Reichsgesetz die Verbältnisse anderer Bundesstaaten nicht außer Acht lassen dürfe. In Bayern habe man
t die 8, sondern die 7 jährige Schulpflicht, so daß die Kinder bereits mit 13 Jahren die Schule verließen. Diese Schulpflicht auf 8 Jahre auszudehnen, bestehe dort keine Neigung, es sei auch nict nothwendig, denn die bayerische Schule stehe auf einer hohen Stufe. Die Bavyern hielten also daran fest, daß Kinder bereits mit 13 Jahren in den Fabriken beschäfti t werden könnten. Das sei auch besser, als sie erwerbs⸗ und beschäftigungslos auf der Straße umherlaufen zu lassen. Uebrigens würden auch in anderen Staaten die Kinder vor dem vierzehnten Jabre in den Fabriken be⸗ schäftigt auf Grund von Dispensen. Er al halte es für seine Pflicht, die Kinder der Arbeiter in die Fabrik aufzunehmen, ehe
diesem Gefühl der Zusammengehörigkeit zwisch 1 —
1*
Arbeiter wollten die Sozialdemokraten allerdings 1 dem Worte „Unternebmerthum“ bezeichneten sie gute un Arbeitgeber. Sie kennten nur ein Recht. das für den Arbei solle denn der junge Mensch von 13, 15 ½ Jahren anfangen? Ec müsse verloddern, wenn er nicht Beschättiagung habe. Es gebe eine Auzahl durchaus ungefährlicher Betriebe, wo die jugendlichen Arbetter obne Schaden für ihre Gesundheit arbeiten könnten. Auch könne der von 16 Jabren sehr wohl tägzlich zedn Stunden arbeiten 1 . Wolimer: Es handele sich bier um eine sozialvpolitische Frage ersten Kanges. Im Jahre 1888 habe die Zahl der in Fabriken beschäftigten Kinder 22 930 betragen. Diese Zahl werde sich auf Frund dieses Gesetzes nicht unerheblich vermindern. Man könne zu Deutschlands Ruhm konstatiren, daß hier dieser F Rufmerksamkeit gewidmet sei. In Preus Unterrichts⸗ und der Kriegs⸗Mintste
Sa8 g8 ’““ die 1839 für den Regier ngsbezirk DHü
2I Bayern in ah ei 8 2 izweis „ „2ꝙ . 3 z8 hahn -* Der Hiamei . vei mMa- 8 Kinder v ' 13. Leb zn zuß er Strabe sen düßnr f† 52 , d r Pon B big au der Strabe lasser habe auf den ersten8 Ponpdes M 8q 8 „; Sin⸗ 1,884 11 “ 88 inte man die Kinder nicht in ander g ftigen? ʒ 8 82½ 4 AüAmh —2 „82 r g8
schlimmer sei, als der Müßiggang. Die Rücksichtnahme auf einen einzigen Bundesstaat scheine ihm wenig am Platze. Viel richtiger wäre es, daß B im Interesse einer durchaus nützlichen Be⸗ stimmung seine Gesetzgebung der aller 1 Bundesstaaten stimmen, zumal sie seibst einen solchen Antrag zu stell habe. Nehme man ihn an, so schwinde aus dem deutsch der Begriff der Kinderarbeit überhaupt. Alles e einfacher und viel Schreibwerk werde erspart. Der auf diesem Gebiete nichts Halbes lei stimmungen an die Spitze der ziviltsirt Bayerischer Bundesbevollmächtigter Ober Land⸗ mann: Er müsse zunächst der unbegründe: Becauptuag ent⸗ gegentreten, als habe die rorliegende Bestimmung, daß Kinder zwischen 13 und 14 Jahren in Fabriken beschäf werden dürften, lediglich ein Interesse für Bavern. Es seien bieran auch andere deutsche Staaten interessirt. Die siebenjährige Schulpflicht habe inebesondere auch Württemberg. Es handele sich aber auch um andere deutsche Staaten, weil es ie achtjährige Schul⸗ pflicht bestehe, häufig vorkomme Kinder vor dem 14. Lebensjahre aus der Schule issen würden, sei es i Folge von Dispensen, sei es, weil ung 3 der Schule ein oder zweimal im Termin nicht mit dem Geburtstage des Sa also bereits vor dem 14. Lebensjahre aus könne. In dieser Lage befänden sich Landestheile. Bestreiten wolle er dem Abg Um f Zahl der in bayerischen Fabriken beschäftigten seit 1886 in der von ihm aongegebenen Weise vermehrt e. Er bitte zu erwägen, daß die absolute Zahl dieser Kinder üf geringer sei als die im Königreich Sachsen, sogar a in Baden. Der Abg. Wöllmer habe gemeint, das Volksschulgcsetzzebung geändert werden möge mit Ri übrigen Staaten. Die Arbeiterschutz⸗ und dazu zu benutzen, um einen Druck auf die Gesetzgebung ei staates auszuüben in einer Sache, die nicht zur Zuständigk Reiches gehöre, ein solcher Wunsch scheine ihm (dem Redner) nicht vollkommen korrekt zu sein. (Beifall im Centrum.) Diese Bemühungen des Abg. Wöllmer wären auch vollständig vergeblich. Es sei nicht anzunehmen, daß in Bayern die achtjäbrige Schulrflicht, resp. die Verpflichtung zum Besuche der Volksschule bis zum 14. Jahre eingeführt werde, und er sei überzeugt, daß ihm seine vemfltchen Kandsleute in dieser Behauptung Recht gäben. (Lebhafter B 1 entrum.) Er lehaupte, daß man sich in Bavern in ezug auf das Maß der Volksschulbildung wohl mit allen andern deutschen Staaten messen könne, und der Erfolg sei das Entschei⸗ dende, nicht das System. Es sei also kein Grund, die gesetzliche Bestimmung in Bavpern zu ändern. Die Befürchtung, daß durch die Beschäftigung 13jähriger Arbeiter eine Degenerirung der jugend⸗ lichen Arbeiter berbeigeführt werden könnte, sei, um auf Bayern zu exemplifiziren, unbegründet. Es möge wohl dort Kinder geben, welche ärmlich aussähen, das liege aber an andern Dingen. Aus der Be⸗
7 „. sondern :
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schäftigung der Kinder von 13 bis 14 Jahren in den Fabriken seien
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erhebliche Mißstägde bis jetzt in Bayern nicht erwachsen. Im Gegentheil lägen die Verhältnisse so aünstig, daß von Seite der Fabrikinspektoren wiederholt der Wunsch ausgesprochen worden sei, daß die bis jetzt gestattete sechsstündige Beschäftigung von Ki 1 zu einer zehnstündigen ausgedehnt werden dürfe, wie es von de bündeten Regierungen in dem vorliegenden Entwurf auch vorg worden sei. Gerade vom Standpunkt seiner engeren Heim 8 es desbalb dringend wünschenswerth, daß die von der Kommi gestrichene Bestimmung wiederhergesteilt werden möchte, wonach Beschluß des Bundesrarhs für bestimmte Arbeitszweige stattet werden könne, daß Kinder über 13 Jahre,
mehr zum Besuch der Volksschule verpflichtet seien, in Weise beschäftigt werden dürften, wie junge Leute; 1 sobald ein körperliches Gesundheitszeugniß beigebrach vielen Beziehungen für die Familten sehr mißlich, wenn die Kinder nur sechs Stunden lang beschäftigt werden könnten, und die Verhältniss würden noch mißlicher werden, wenn die Bestimmungen übe die Fabrikarbeiter auf den ganzen Handwerksbetrieb ausgedehn würden. Dann würden gerudezu unhaltbare Zustände entf⸗ es keinem Handwerksmeister einfallen würde, einen 13 Jahren in die Lehre zu nehmen, den er nur sechs schäftigen könnte. (Beifall im Centrum.)
Abg. Meister: Nur die Rücksicht
Interesse Bayerns habe die Majoritä den weitergebenden Antrag sei Partei abzuslehnen. Vom mensch⸗ lichen Standpunkte sei gesunde Generation zu be
Kinderarbeit unter c
die Schule oder
2 2—
6. bpgienische Kindern unter die Fabrikanten in den um 14. Jahre dauere, wie also mit ungleichem
erumtrieben, glaube jaNiemand.
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FE 82 „fon soit „ 11 ritanten leitete,
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M 1 FSns⸗ 9 vFe; den Antrag seiner Partei
Geheimer
steillung einnehmen. Er nehme es ihren Anträgen der Regierung und de Deutschland fast allen Staaten uropas voranstehden. welt voran⸗
7 2
ndwerk. Außerdem dürften in Deutschian
16 Jabren nur zehn Stunden lang beschäftigt
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Jahre zulässig sei. Man Arbeiter⸗ etzgebung der Welt sei die 1 In England sei die be von 10 Jahren an gestattet, und Kinder über dürsten, wenn sie kräftig genug seien und genügende hätten, ebenso beschäftigt werden, wie junge Leute von zel Dasselbe habe die Regierungs⸗
bn Stunden. Kommission gestrichenen Theile des §. 135 Gesetzgebung sei eben von Praktikern
. deutschen in vielen Punkten als Anhalt dienen. 2 in den meisten Staaten Deutschlands ungefalr Zustand erreicht, der ja auch in der Schweiz gelte, weil eben die Schulpflicht in den meisten Fällen bis zu 14 Jahren heran⸗ reiche. Es sei nun sehr bedenklich, wenn man die Beschäftigung der Kinder, die bei der Schulentlassung das 14. Jahr noch nicht ganz vollendet hätten, vollständig unmöglich mache; um so mehr, als dieses Gesetz nicht nur für die Fabriken, sondern auch für alle Handwerks⸗ betriebe gelte, welche mit elementaren Kräften bewegte Triebwerke verwendeten. Man erreiche also durch die Annahme des Kommissions⸗ beschlusses, durch die Streichung des letzten Absatzes nur, daß viele Kinder über 13 Jabre, die aus der Schule entlassen seien, verhindert würden, im Handwerk oder in der Fabrik Beschäftigung zu suchen. Vom sanitären Standpunkt seien durchaus keine Bedenken zu erheben Angesichts der Kautelen, daß der Bundesrath die Fabrikationszweige bezeichne, in welchen eine solche Beschäftigung zulässig sei, und daß nur ein von der höheren Verwaltungsbehörde bezeichneter Arzt das Zeugniß ausstelle, daß der Betreffende kräftig genug sei. Er bitte deshalb, den Antrag Auer über die Beschäftigung unter 14 Jahren abzulehnen. Wenn man noch den weiteren Antrag Auer, die zehn⸗ stündige Arbeitszeit bis 18 Jahre, einführe, zwinge man dadurch manche Betriebe, die zehnstündige Arbeitszeit allgemein einzuführen. Für eine ferne Zukunft möge dies Ziel ja zugegeben werden, aber zur Zeit set in Deutschland noch vielfach elf⸗ bis zwölfstündige Arbeitszeit, und eine sofortige Herabsetzung auf zehn Stunden würde sehr viele Industrien empfindlich schädigen. Der Ausfall in der Produktion in Folge der Verminderung der Arbeitszeit möge ja in vielen Fällen mit der Zeit ausgeglichen werden durch intensivere Arbeitsleistungen oder durch bessere, vollendetere Maschinen, wozu aber eine Gewöhnung und Erziehung des Arbeiters und auch erhebliche Geldmittel gehörten. Eine zu starke Spannung im Arbeiterschutz werde gerade die größeren Betriebe und Industrie⸗
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ger und Königlich Preufischen Staats⸗“
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zirke Die Regierungen seien der Ansicht, daß die Erweiterung des Begriffs der juagendlichen Arbeiter bis 18 Jahre zur Zeit unmöglich Auch die internationale Arbeiterschutzkonferen; vom babe eine zehnstündige Arbeitszeit für junge Leute von Jahren nicht befürwortet, sondern nur gemünscht, nalarbeitszeit festgesetzt und die Nachtarbeit verboten werden Die Streichung des erwähnten Theils des § 135 bedauer Regierung lebbaft. In der Kommission sei mit knappe hrheit ein Vermittelungsvorschlag abgelehnt, da auf Knaben beschränk welche. 13 ½ Jahre wäre di inverstanden gewesen, punkt der Sache n, daß man den Lehelingen möglice, während die jungen Madchen zu Hause . schäftigung fänden. Die Regierung wäre sehr dankbar, wenn ein solche Antrag in dritter Lefung gestellt werde. Sie rin durchaus kein Kücschrett, die Regierungsvertreter seien eben Arbeiterschutzes wie irgend eine Partei des Sie sähen darin nur den Versuch, das Gesetz handlich zu machen und den praktischen Bedürfnissen anzupassen. Eltern und Kinder — viel mehr als di Industrie — hätten ein großes wirthschaftliches Interesse, daß die r
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1 aus der Schule entlassenen Kinder a in die Fabrik einträten und nicht Monate lang feie Abg. Freihere von Münch: Der 2 wolle einen sofortigen Uebergang zur Fabrikbeschäftigung unmöglich m bereits die sittlichen Bedenken, die usfübrlich behandelt, und er nepunkt. Der Antrag la rbeiterfreundlichkeit nicht veran Kinder zur Fabrikar schäͤtze übrigens in seine b Württemberg die gesetzliche Bestimmung, —82 ungenügenden Kenntnissen noch ein weiteres dürften. Andererseits wü hüdie Kinder, welche körperlich und geistig dazu g Fabrikarbeit zugelassen werden. Sehr erwünscht wäre soga ine Verständigung über die Zulassung einer zehnstü ung für die dazu fähigen Kinder i Jabhren Dagegen mösse im Interesse ungen Leute die Beschränkung der umtliche jugendliche Arbeiter ausgedehnt werden, wie sein Antrag es wolle. Auch die internationale Konferenz im vorigen Jahre habe für die jugendlichen Arbeiter 15—18 Jahren einen Schutz bezüglich der Arbeilszeit verlangt.
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ien gerade so wie he n servativen habe mit den Soz für das schäftigung von Kindern unter 14 Jahre gestimmt, auch hätten die Nationalliberalen auf dem partikularistischen S gestanden, die Fortschrittspartei sei für Abschaffung der gewesen. Die Indusstrie beschäftige Kinder überhaupt weil sie billiger seien als Erwachsene; in Sachsen as am Besten beurtheilen, denn über die — beschäftigten Kinder seien in Sachsen stigt: n ganz Deutschland seien es in Sachsen 12 480! zirken mit niedrigem Lohn, wie Plauen und Zwickau, würden ie meisten Kinder beschäftigt, in Bezirken mit höherem Leivzi weniger. Und bei diesem Mangel an Rücksicht der Industrie auf die humane Behandlung der
Lohn, wie Leipzig und Dresden,
Kinder habe za seinem Erstaunen ein bayerischer Abgeordneter un ein barerischer Regierungskommissar es fertig gebracht, zu sagen die bayerischen Verhältnisse machten es nöthig, die Kinder von dreizehn Jahren an in den Fabriken zu beschäftigen. Er bestreite erstens, daß;⸗ mit seiner siebenjährigen Schulpflicht dasselbe leiste, w ndere Staaten mit achtjährigem Schulbesuch. Wenn bemerkt eine Pause zwischen dem Entlassen aus der Schule und dem Beginn der Fabrikarbeit würde zur Verlotterung der Jugend führen, so liege darin eine schwere Anklage gegen diejenigen Stände, deren Kinder überhaupt keine Fabrik besuchten, nach dieser Ansicht also verlottert sein müßten. Freilich, die Kinder de Besser⸗ gestellten besuchten die Schule länger, aber der Beweis dafür daß nach der Entlassung aus der Schule die Kinder der Arbeiter ver⸗ lotterten, sei nicht erbracht, die ganze Behauptung sei nichts als ein gegen den Arbeiterstand erhobener Vorwurf. Man habe gesagt ohne die Kinderarbeit könnten manche Industrien nicht besteben — eine
Iadustrie, die anders nicht bestehen könne, sei in der Weltkonkurrenz
überhaupt nicht existenzberechtigt und möge untergehen. Man habe ferner darauf hingewiesen, daß die Kinderarbeit zur Vermehrung der Einnahmen der Arbeiter nöthig sei; wie traurig müsse es dann um den Arbeiterstand bestellt sein! Aber die meisten Arbeiter wüßten, daß sie für ihre Kinder keine größeren Schätze sammeln könnten, als wenn sie sie recht viel lernen ließen, und die wenigen Arbeiter, die im Un⸗ verstand das nicht einsähen, müßte der Staat zwangsweise zur Durch⸗ führung der Schulpflicht anhalten, und andererseits müßte das Reich alle Einzelstaaten im Interesse der Kultur zur Einführung einer acht⸗ jährigen Schulpflicht zwingen. Die Verkürzung der Arbeitszeit der jugendlichen Arbeiter sei nöthig mit Rücksicht auf die Beschäftigungs⸗ losen, die dann Arbeit finden würden, und mit Rücksicht auf die Gesundheit, die — und hier kämen namentlich die Jugendlichen in Betracht — unter dem ewigen Werkstattsstaub sehr leide. Auch sei es sehr wünschenswerth, wenn dem jungen Arbeiter Zeit zur geistigen Weiterbildung gegeben und der in einzelnen Staaten bestehende Zwang zum Besuch der Fortbildungsschule bis auf die Vollendung
centren begünftigen auf Kosten der kleineren und der ländlichen Be⸗
des achtzehnten Lebensjahres ausgedehnt werde. Der Geheime Regie⸗ ath Dr. Königs habe gemeint, in Dentschland sei der
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