pielen. Auch die beiden Kinderrollen sind neu besetzt. Am Montag geht im Opernhause das Ballet „Flick und Flock“ in Scene. In der Dienstagsvorstellung des „Oberon“ werden zum ersten Mal Frl. Rothauser die Fatime, Frl. de Jo. — den Puck und Fr. Rothmühl den Hüon singen. .
Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 3. bis 9. Mai lautet: Sonntag: „Tannhäuser“. Montag: „Flick und Fe. Anfang 7 ½ Uhr. Dienstag: „Oberon“. Mittwoch: „Der
iderspänstigen Zähmung“ Donnerstag: „Tannhäuser“ Freitag: „Der Troubadour“; Azucena: Frl. Petersen, Graf Luna: Hr. Fränkel, als Gäste. Sonnabend: „Die Zauberflöte“; Tamino: Hr. Sommer, vom Stadt⸗Theater in Köln, als Gast.
Für das Königliche Schauspiel: Sonntag: „Die Quitzows⸗ Montag: „Wilhelm Tell“. Dienstag: „Der Kaufmann von Venedig 3 Mittwoch: „Der neue Herr“. Donnerstag: „Das Käthchen von Heil⸗ bronn“. Freitag: „Der Sturm“. Sonnabend: „Der neue Herr“.
Das Deutsche Theater bringt am Freitag eine Wieder⸗ aufnahme des Lustspiels „Die Welt, in der man sich lang⸗ weilt“, das neu einstudirt und zum Theil neu besetzt ist. In der Rolle der Suzanne wird zum ersten Male Frl. Martha Bär vom Stadttheater in Bremen auftreten, welche damit ein auf Engagement abzielendes Gastspiel beginnt. Morgen und Donnerstag wird „Krieg im Frieden“ gegeben. Am Montag findet eine Aufführung von „Faust“, I. Theil statt. Für Dienstag und Sonnabend sind „Die Kinder der Excellenz“; für Mittwoch „Der Sohn der Wildniß“ angesetzt.
Im Berliner Theater kommen Sonntag Nachmittag die drei Einakter „Verschollen“, „Es hat so sollen sein“ und „Hektor“ zur Aufführung; am Abend wird zum 50. Male „Der Veilchen⸗ fresser“ gegeben; in beiden Vorstellungen spielt Margarethe Tondeur, an Stelle der erkrankten Nuscha Butze Am Montag geht neu einstudirt das Klapp'sche Lustspiel „Rosenkranz und Güldenstern“ in Scene, das am Dienstag und Sonnabend und nächsten Sonntag Nachmittag wiederholt wird. Am Mittwoch kommt das einaktige Lustspiel von Max Bernstein „Ein Kuß“ zur Aufführung; dazu gesellen sich die Hopfen'schen Lust⸗ sviele „Es hat so sollen sein“ und neu einstudirt „Hexenfang“. Am Donnerstag wird Nachmittags „Der Veilchenfresser“ und Abends „Schuldig“ gegeben. Der Freitag (35. Abonnementsvorstellung) bringt eine Wiederholung von „Uriel Acosta“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle. Die Abendvorstellungen beginnen jetzt um ½18 Uhr.
Im Lessing⸗Theater ist das Repertoire für die nächste Woche wie folgt festgestellt: Montag: „Die Ehre.“ Dienstag: „Nora“. Mitt⸗ woch: Erstes Wiederauftreten von Josef Kainz: „Der Traum, ein Leben“. Donnerstag: „Thermidor“. Freitag: „Sodoms Ende. (Willy Janikow: Josef Kainz.) Sonnabend: „Ultimo“.
Im Wallner⸗Theater findet morgen die erste Sonntags⸗ vorstellung von dem Singspiel „Des Teufels Weib“ zu er mäßigten Preisen statt.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater ist am Freitag die letzte Aufführung von Dellinger's Operette „Saint Cyr“ und am Sonnabend die erste Vorstellung von „Nanon“.
In dem Sommergarten des Belle⸗Alliance⸗Theaters findet morgen das Auftreten des Mandolinen⸗Quartetts „Armanini“ statt bei nur 50 ₰ Eintrittsgeld, das auch zum Besuche des Theaters (soweit der Raum reicht) berechtigt.
Bei der morgigen Aufführung des Verdi'schen „Maskenball“ im Kroll'schen Theater wirken außer Hrn. d'Andrade mit: Frl. Prosky (Amelia), Frl. Schacko (Page) und Frl. Finkenstein (Ulrica), sowie Hr. Alma als Riccardo. Am Mittwoch debütirt Hr. Birren⸗ koven vom Kölner Stadttheater als Lyonel in Flatow's „Martha“.
Auch das Adolph Ernst⸗Theater hat nunmehr seinen Garten geöffnet. Im Theater herrscht in Folge der neuerdings angebrachten umfangreichen Ventilationsvorrichtung stets eine angenehme Temperatur
„Der Millionenbauer“ geht im Thomas⸗Theateram Dienstag zum Benefiz des Hrn. Emil Wirth in Scene, der die Rolle des aus dem Verbande des Thomas⸗Theaters ausgeschiedenen Hrn. Kettner übernommen hat.
Jagd. Bekanntmachung,
betreffend die Eröffnung der Jagd auf wilde Enten.
Die Jagd auf wilde Enten in dem Regierungsbezirk Pots⸗ dam wird im laufenden Jahre mit dem 1. Juli eröffnet. Potsdam, den 28. April 1891. 8 1 Der Bezirks⸗Ausschuß. von Dewitz.
Mannigfaltiges. 28
b11u“
in der Philharmonie fand gestern zum Gedächtniß des Feld⸗
marschalls Grafen von Moltke eine tief ergreifende und des großen Kriegshelden würdige Trauerfeier statt. Einem Prä⸗ ludium und einem choralartigen Satz für Orchester von Bach⸗Albert folgte die von dem Hof⸗ und Garnisonprediger Rogge gehaltene Trauerrede, welche die im Wappen der Familie Moltke befindlichen Worte „Candide et caute“ und den eigenen Wahlspruch des Dahingeschiedenen „Erst wägen, dannswagen“ als die leitenden Motive seiner politischen wie seiner kriegerischen Laufbahn hinstellte und durch Anführung zahlreicher Thatsachen seines Lebens bestätigte. Seine große Selbst⸗ losigkeit, mit der er die ihm gebührenden Lorbeeren stets auf die tapfere Armee übertrug, seine einfache und herzliche Art im geselligen Umgang, die echt christliche Frömmigkeit und der mildthätige Sinn, die ihn noch einen Tag vor seinem Tode bestimmte, das Protektorat eines Wohlthätigkeits⸗Vereins anzunehmen, wurden gleichfalls von dem Redner hervorgehoben. Mit den Worten „Ave pia anima“ und der Mahnung an die Zubörer, der Richtschnur der Devise „Candide et caute“ zu folgen, schloß die ergreifende Rede. Der hierdurch hervor⸗ gerufenen Stimmung gab der Choral „Wenn ich einmal soll scheiden“, den der philharmonische Chor (Dirigent: Siegfried Ochs) vortrefflich ausführte, entsprechenden Ausdruck. Hierauf trug Hr. Dr. Rei⸗ mann ein Präludium für Orgel von Caldara vor, aus welchem das im langsamen Anschwellen der Harmonien wunderbar ernst wirkende „Crescendo“ zu erwähnen ist. Den Beschluß der Feier machte der unter Kogel's Leitung vom philharmonischen Orchester vorgetragene Trauermarsch aus der Sinfonie „Eroica“ von Beethoven und der „elegische Gesang“ desselben Meisters, der mit den Worten beginnt: „Sanft, wie er gelebt, hat er vollendet,“ und vom Chor und Orchester gemeinschaftlich in würdigster Weise ausgeführt wurde. — Die Büste des Gefeierten war, von Lorbeeren und Palmen umgeben, vor der Orchestertribüne, auf⸗ gestellt. Eine außerordentlich zahlreiche Zuhörerschaft hatte, wie zu erwarten war, an dieser erhebenden Feier Theil genommen, für deren ö den Direktoren der Philharmonie dankbare Anerkennung gebührt.
Der Baudeputation ist, wie die „N. A. Z.“ meldet, vom Magistrat der Auftrag geworden, den Bau der Doppel⸗Bade⸗ anstalt auf der Oberspree hinter dem Gemeindeschulg undstück, Mühlenstraße 50, unverzüglich in Angriff zu nehmen und so zu fördern, daß diese neue Anstalt noch während der diesjährigen Bade⸗ periode in Benutzung genommen werden kann.
Die Abtheilung Berlin der Deutschen Kolonial⸗Gesell⸗ schaft wird am Montag, 4. Mai, Abends 8 Uhr, im Saale C des Architektenhauses, Wilhelmstraße 93, einen Herrenabend abhalten, an welchem Hr. Staudinger über „Aussichten des Hinterla des von Kamerun und das Niger Benue⸗Gebiet“ sprechen wird. Eäste sind willkommen.
Die Hauptversammlung des Stolze'schen Stenographen⸗ Vereins findet des Himmelfahrtstages wegen nicht am Donnerstag, sondern schon Montag, 4. Mat, Abends 8 Uhr, im Saale des Branden⸗ burger Hauses, Mohrenstraße 47, mit folgender Tagesordnung statt: 1) Vortrag des Parlaments⸗Stenographen Bäckler: über die Ent⸗ wickelung des stenographischen Gedankens bis zur Gegenwart. 2) Vereinsangelegenheiten. (Neuwahl des Ausschusses.)
In der Roller'schen Stenographie beginnen unentgelt⸗ liche Lehrkurse am Montag, 4. Mai, im Restaurant Protz, Annenstraße 9; Dienstag, 5. Mai, im „Kastanienwäldchen“, Bad⸗ straße 16, und im „Wilhelmshof“, Alt⸗Moabit 104/105; Mittwoch, 6. Mai, im „Nordpark“, Müllerstraße 161, und im Restaurant Becker, Poststraße 29; Donnerstag, 7. Mai, im Restaurat Hintsche, Neue Königstraße 59 und im „Deutschen Wirthshaus“, Bergstraße 120 in Rixdorf; Freitag, 8. Mai im Restaurant Hensel, Brunnenstraße 129a; Sonnabend, 9. Mai, im Bürgergarten, Lindenstraße 105, überall Abends 8 ½ Uhr. Die Lehrmittel kosten 3 ℳ
Helgoland. Um während der Saison, besonders bei unruhigem Wetter, den Badegästen Gelezenheit zu geben, dringende Mittheilungen von der Düne nach der Insel und in umgekehrter Richtung geben zu können, wird dem „Helgol. Wochenbl.“ zufolge, augenblicklich von der Reichs⸗Postverwaltung ein Kabel von Helgoland nach der Düne gelegt und in dem Reimers'schen Pavillon eine Fernsprech⸗ zelle aufgestellt. Zur Legung des Kabels ist der hamburgische Schlepper „Hercules“ und die helgoländer Schnigge „Three Brothers“ gechartert worden. Die Arbeiten werden von einem Telegraphen⸗ beamten aus Hamburg geleitet.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Essen a. d. Ruhr, 2. Mai. (W. T. B.) Heute Morgen fuhr, wie die „Rheinisch⸗Westfälische meldet, neuer⸗ dings eine große Anzahl bisher noch ausständiger Arbeiter des Bochumer Reviers an. Auf den Fechen „Centrum“ und „Vollmond“ bei Wattenscheid ist der Ausstand gänzlich beendet. Auf Schacht 2 der Zeche „Recklinghausen“ fehlen noch 60 Mann.
Wien, 2. Mai. (W. T. B.) Heute Nachmittag findet eine gemeinschaftliche Konferenz der Theilnehmer an den österreichisch⸗-deutschen Handelsvertragsverhand⸗ lungen statt. Die Paragraphirung des Vertrages wird in einigen Tagen erfolgen. — Die Kaiserin Elisabeth ist heute früh 7 ྠUhr, von Miramar kommend, auf dem Bahnhofe
Oberhetzendorf eingetroffen und von dem Kaiser und der
Erzherzogin Marie Valerie auf's Herzlichste begrüßt worden. — Die von allen Seiten einlaufenden Depeschen konstatiren, daß der gestrige Tag in ganz Oesterreich ruhig verlaufen ist. Die Betheiligung der Arbeiter an den Ver⸗ sammlungen und Belustigungen war im Allgemeinen gestern geringer als im vergangenen Jahre. Heute wird wieder überall normal gearbeitet. 1 Rom, 2. Mai. (W. T. B.) Die Morgenblätter besprechen in Extraausgaben das gestrige anarchistische Meeting und billigen die Haltung der Regierung gegenüber den Zwischenfällen. Dieselben betonen, daß die auf diesem Meeting vorgefallenen Ausschreitungen in ganz Italien vereinzelt da⸗ stehen. — Die am Justizpalast jenseits des Tibers be schäftigten Arbeiter begannen heute einen Ausstand. Die selben verlangen Herabminderung der Arbeitszeit und Erhöhung des Lohnes. Die Polizei zerstreute mit leichter Mühe mehrere Ansammlungen. Es sind Maßregeln zur Ver⸗
hinderung weiterer Ansammlungen, sowie zum Einzuge der
Ausständigen in die Stadt getroffen worden. Der Befehl hierzu veranlaßte einen blinden Lärm und das Schließen mehrerer Läden. “
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Wetterbericht vom 2. Mai, Morgens 8 Uhr.
I
Wind. V Wetter.
Temperatur
in ° Celsius
Stationen.
Bar. auf 0 Gr. zu. d. Meeressp. red. in Millim.
Mullaghmore 754 W. 4 wolkig Aberdeen 749 NO 2 bedeckt Christiansund 739 NNO ZRegen Kopenhagen. 752 WSW A bedeckt Stockholm. 744 WSW é heiter Haparanda . 745 SO 2 wolkig St. Petersb. 753 S 2 bedeckt Moskau . . . 763 still wolkenlos 1
Cork, QOueens⸗- 21 ¼ 754
—,— IUPbe —SSS2[5 °C. = 40 R
Hertel.
4 heiter 8. Anfang 7 Uhr.
WEEq1117665 5 bedeckt 14 IDer . . 2756 3 halb bed. 10 752 5 wolkenlos 9 amburg. . 756 5 wolkenlos 14 winemünde 757 5 heiter 14 Neufahrwasser 756 1 bedeckt 16 Memel 755 3 bedeckt 9 759 SSW zRegen 10 Fte. 6I 3 wolkig 14 Karlsruhe. . 760 3 wolkig 20 Mahaden 3 888 1 veeans⸗ 18 ünchen.. wolkenlos 6 Chemnitz .. 759 wolkig 18 Frieden. Berlin. N758 Ahalb bed. 17 Wien 762 wolkenlos 13 Breslau 760 bedeckt 18 Ile d'Aix . 760 W Regen 11 Nizza 764 heiter 17 Priest 4764 heiter 15
Uebersicht der Witterung.
Die Devpression, welche gestern westlich von Schott⸗ land lag, ist nordostwärts nach dem mittleren Schwe⸗ den fortgeschritten und verursacht an der deutschen Küste ziemlich frische südwestliche Winde. Eine Theildepression lagert über England, auf ihrer Süd⸗ seite vielfach Regenwetter hervorrufend, welches sich demnächst auch über Westdeutschland ausbreiten dürfte, wobei Gewittererscheinungen wahrscheinlich sind. In Deutschland ist das Wetter warm, wolkig und meist trocken. Die Temperatur liegt im deut⸗ schen Binnenlande 3 bis 9 ½ Grad über dem Mittel⸗ werthe. Die Nachmittagstemperaturen erhoben sich gestern in Deutschland vielfach bis zu 26 Grad. In dem Streifen Wilhelmshaven— Magdeburg fanden gestern Abend Gewitter statt.
Deutsche Seewarte.
Anfang 7 Uhr.
Anfang 7 Uhr.
Dienstag:
Schuldig. Montag:
Müller. Montag un Weib.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele.
haus. 109. Vorstellung.
Sängerkrieg auf der Wartburg. Romantische von Oscar Walther.
Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von
Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur
Faff Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang r.
Schauspielhaus 115. Vorstellung. Die Quitzomw's. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.
Montag: Opernhaus.
Dienstag: Opernhaus. 111. Vorstellung. Oberon, König der Elfen. zügen. Musik von C. tative von F. Wüllner.
Schauspielhaus. 117. Vorstellung. mann von Venedig. von Shakespeare, übersetzt von A. W. von Schlegel.
Heutsches Theater. Sonntag: Krieg im Don Juan.
Montag: Faust I. Theil. b Die Kinder der Excellenz. Mittwoch: Der Sohn der Wildniß.
Verliner Theater. Sonntag, Nachm. 2 ½ Uhr: Abends 7 ½ Uhr: Der Veilchenfresser. Rosenkranz und Anfang 7 ½ Uhr.
Dienstag: Rosenkranz und Güldenstern.
Tessing-Theater. spiel von Friedrich Haase. Der Königslientenant. Hierauf: Eine Partie Piquet. ““
Montag: Die Ehre. 8
Dienstag: Nora 8
Mittwoch: Erstes Wiederauftreten von Josef Kainz. Der Traum, ein Leben.
Wallner-Theater. Sonntag: Zum 23. Male:
Des Teufels Weib. Phantastisches Singspiel in 3 Akten und einem Vorspiel von Meilhac und Mortier, bearbeitet von Th. Herzl. Musik von Adolf 77. Male: Anfang 7 ½ Ubr.
d folgende Tage:
Sonntag: Opern⸗ Saint Cyr.
Hr. Kapellmeister Federmann. Im prachtvollen Park:
7 Uhr. Montag: Saint Cyr.
von Ernst
110. Vorstellung. Flick
Musik von P. Wilhelm burg.
116. Vorstellung. Sonntag:
von Carl Lindau.
Romantische Oper in 3 Auf⸗ M. von Weber. Die Reci⸗ Ballet von Emil Graeb.
Der Kauf⸗ Komödie in 5 Aufzügen
Schlesinger. Anfang 7 ½ Uhr.
Sgr. d’'Andrade. Auf Dienstag: Der Freischü
garten. der Vorstellung 7 Uhr.
Belle-Alliance-Theater.
Güldenstern.
Carl Tellheim. 1 Sternheim. Eintritt 50 ₰.
Sonntag: Letztes Gast⸗
Großes Doppel⸗Concert. Spezialitäten.
Anfang des Theaters 7 ½ Uhr. Montag: Der Giftmischer.
sämmtlicher Spezialitäten.
Adam und Eva.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Sonntag: Mit neuer Ausstattung, zum 17. Male:
Operette in 3 Aufzügen (mit theil⸗ Tannhäuser und der weiser Benutzung eines Stoffes von A. Musik von Rudolf Dellinger. In Seene gesetzt von Julius Fritzsche.
8 Großes Militär⸗Concert. Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumentalkünstler. Anfang des Concerts 4 ½ Uhr, Anfang der Vorstellung
Im Park: Großes Militär⸗Concert. und Flock. Komisches Zauber⸗Ballet in 3 Akten “ und 6 Bildern von Paul Taglioni. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Schiller.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Zum 9. Male: Schwank in 3 Akten von Albert Carré. — Regie: Emil Lessing. Wer das Größere nicht ehrt, ist das Kleinere 3 nicht werth. Schwank in 1 Aufzug von Sigmund 6752
Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Kroll's Theater. Sonntag: Ein Masken⸗ ball. (Renato: Sgr. d'Andrade als Gast). „Montag: Gastspiel von Frau Lilli Lehmann und letztes Auftreten des Frl. Marie Lehmann und des allgemeines
Täglich: Bei günstigem a. ter vor, während und nach der Vorstellung „Großes Concert“ im Sommer⸗ Anfang 4, an den Wochentagen 5 ½ Uhr,
Sonntag: Zum 14. Male: Der Giftmischer. Schwank in 4 Akten nach dem Französischen von Fritz Brentano und In Scene gesetzt vom Direktor
Eröffnung der Sommer⸗Saison. Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vornehmstes und groß⸗ artigstes Sommer⸗Etablissement Auftreten hervorragender „Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts 4 Uhr.
Sommergarten großes Doppel⸗Concert. Auftreten
Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Zum Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Elp. Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musit von Adolph Ferron. Im 4. Akt: Toupinel. Parodistische Einlage.
Montag: Benefiz für Edmund Schmasow Der Sommer⸗Garten ist geöffnet. 8
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße elli Sonntag: Zum 43. Male: Letzte Sonntags⸗ Dirigent: Aufführung. Der Millionenbauer. Volksstück in 4 Akten von Max Kretzer. Gesangstexte im 3. Akt von A. Schönfeld. Musik von G. Steffens Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: (Letzte Woche) Der Millionen bauer
Dienstag: Benefiz für Emil Wirth. Der Millionenbauer.
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Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde
Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Dr. Jojo. Geöffnet von 12—11 Uhr. Deutsch wissenschaftlichen Theater. Vorher: zettel. 1
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„Nordlande- eaneeaeee, urz v —₰ urz vor Schluß der 30 Pf. 1
Ausstellungen heute
Näheres die Anschlag⸗
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Legationssekretär Christoph Graf Vitzthum von Eckstädt (Berlin).
Verehelicht: Hr. Major a. D. Hermann Kunz mit Frl. Elisabeth Russer (Liegnitz). — Hr Bürger⸗
Verlangen:
cit). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rechtsanwalt und
Baumeister Bauer (Breslau).
Verw. Frau Geh. Ober⸗Medizinal⸗Rath Therese
Steuer⸗Sekretär Alwin (Breslau). — Frau Rauthe, geb. Bartsch (Bernstadt). — Verw. Frau Forstinspektor Heinzelmann, geb. Mechow (Blücher⸗ wald). — Hr. Professor Gustav Stoewe (Potsdam)
der Residenz) Theodor
Im prachtvollen
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Der nnselige Neun Beilagen Anfang 7 ½ Uhr. (einschließlich Börsen⸗Beilage).
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Täglich Vorstellung im
Gräfin Elisabeth Harrach mit Hrn.
meister Erich Genzmer mit Frl. Lina Frederich
Notar Weißler (Köniashütte). — Hrn. Regierungs⸗ 8
Gestorben: Verw. Frau Prediger Alwine Stuben⸗ rauch, geb. Wuttig (Königsberg N.⸗M.). — Hr. Sanitäts⸗Rath Dr Ludwig Henschel (Berlin). —
von Horn, geb. Westphal (Berlin) — Hr. Prov⸗
Valentin Amtsgerichts⸗Rath Ida
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
8
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
———————ᷣꝛ:⅓⅓⅓ —
DSDeeutscher Reichstag. 8 112. Sitzung vom Freitag, 1. Mai.
Am Tische des Bundesraths die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Maltzahn.
Vor der Tagesordnung erhält der Abg. Liebermann 81 das Wort, um folgende Erklärung zu verlesen:
„Ich habe mir gestern in Folge einer Zwischenbemerkung einen verdienten Ordnungsruf zugezogen.
Der Abbruch der Debatte und die Feststellung der Beschluß⸗ unfähigkeit des Hauses machten mir es hernach unmöglich, in einer persönlichen Bemerkung die Veranlassung klar zu stellen, die für mich zu dem gerügten scharfen Ausdruck vorlag.
habe darum heute für eine kurze Erklärung vor der Tages⸗ ordnung vom Herrn Präsidenten die Erlaubniß erbeten und erhalten.
Der Hr. Abg. Münch hat gestern bei Gelegenheit der Wucher⸗
debatte eine Rede gehalten, worin er mit nicht mißzuverstehender Deutlichkeit zu erkennen gab, daß der Inhalt eines in seinen Händen befindlichen Aktenstückes sich auf meine Person bezog. 8 kenne den Inhalt und die Entstehungsgeschichte jenes Akten⸗ stückes ganz genau. Dasselbe enthält den Beweis für die von mir niemals in Abrede gestellte Thatsache, daß ich vor ungefähr 18 Jahren als junger Offizier hier in Berlin in Wuchererhände gefallen bin.
Die noch heute in allen Einzelheiten nachweisbare Veranlassung dazu war ein mir gegenüber begangener grober Vertrauensmißbrauch Seitens eines damaligen Kameraden jüdischer Abkunft. Auf deing⸗ liche Bitte und ohne zu wissen, daß derselbe schon tief bei Wucherern verschuldet war, habe ich ihm ein Gefälligkeitsaccept in Blanco ge⸗ geben, welches dann bei Verfall mit dem mehrfachen Betrage der Summe ausgefüllt erschien, für die ich zu bürgen geglaubt hatte.
Ich war damals schwach genug, von einer Anzeige abzusehen und gerieth nun selbst immer tiefer in Schuldknechtschaft.
In einer Reihbe furchtbarer Jahre habe ich damals alle die Qualen durchzukosten gehabt, vor denen ich jetzt Andere durch gesetzliche Maßregeln bewahrt wissen möchte.
Im Jahre 1880 trat ich aus dem aktiven Dienst in die Landwehr über und es gelang mir, mich in verhältnißmäßig kurzer Zeit völlig frei zu machen.
Der bekannte Kniff der Wucherer, sich Duplikate ausstellen zu lassen und eingelöste Schulbpapiere unter allerlei Vorwänden zurück⸗ zubeyalten, wogegen das bewucherte Opfer meist ganz webrlos ist, war auch mir gegenüber vielfach zur Anwendung gekommen. Es war mir bei der endlichen Regulirung trotz aller Mühe nicht möglich gewesen, alle Papiere zurückzuerhalten. Da ich mich durch General⸗ quittungen genügend gesichert hatte, so würden jene widerrechtlich zurückbehaltenen Dokumente wahrscheinlich nie wieder zu Tage ge⸗ kommen sein, wenn ich nicht seit dem Jahre 1881 in der politischen Agitation hervorgetreten wäre
Nun wurde, um den unbequemen Gegner zu beseitigen, jenes Aktenstück zusammengebracht. Sein Inhalt ist dann später Gegen⸗ stand einer von mir herbeigeführten militär⸗ehrengerichtlichen Unter⸗ suchung gewesen. Daß die von mir begangenen Vergehen nicht un⸗ verzeihlicher Art waren, bewies der Ausfall des Verfahrens. Die Entscheidung Seiner Majestät des Kaisers beließ mich im Militär⸗ verhältniß. Sechs Monate später erbat ich, um nicht stets von Neuem äaͤhnlichen Angriffen ausgesetzt zu sein, meinen Abschied und erhielt denselben in Gnaden. Jene Allerhöchste Entscheidung unseres in Gott ruhenden großen Kaisers deckt mich in den Augen der anständigen Leute aller Parteien. Ueber die Meinung der nicht dazu zu Rechnenden kann ich mich um so leichter hinwegsetzen, als die⸗ selben aus Prinzip oder aus sonstigen Gründen persönliche Genug⸗ tbuung abzulehnen pflegen. Ich hoffe auch, daß die anständige Presse aller Parteien diese meine Erklärung vollinhaltlich wiedergeben wird. Der scharfe Ausdruck, den ich gestern brauchte, bezog sich auf die unrichtige Darstellung, als seien die in dem Aktenstücke ent⸗ haltenen Schuldpapiere unbezahlt oder überhaupt rechtsgültig.“
Abg. Münch: Ich habe gestern ein Aktenstück, und zwar ein gerichtliches Aktenstück, vor mir gehabt, dessen Inhalt mit dem eben Gehörten nicht ganz übereinstimmt. Ich lege die Dokumente auf den Tisch des Hauses nieder, damit sich Jeder überzeugen kann, wer von uns beiden das Richtige gesagt hat.
(Wir hatten von den betreffenden Aeußerungen in der Donnerstagssitzung keine Notiz genommen, da sie eine rein persönliche, die Allgemeinheit nicht interessirende Angelegenheit betrafen, glauben aber, da in der Freitagssitzung darauf zurückgekommen wurde, sie nunmehr nicht übergehen zu sollen. D. Red.)
Das Haus überweist darauf zunächst den Bericht der Reichs⸗Schuldenkommission an die Budget⸗Kommission und tritt alsdann in die zweite Berathung der Novelle zum Branntweinsteuergesetz. Die Vorlage ist mit kleinen Abänderungen von der Kom⸗ mission angenommen worden, jedoch die geforderte Erhöhung
8 des Branntweinzolles auf 150 ℳ in der Form, daß für
Liqueure und Branntwein in Flaschen der Zoll 180 ℳ be⸗ tragen, dagegen für Branntwein in Fässern auf 125 ℳ stehen bleiben soll.
Nach Art. I sollen bei der erstmaligen Neubemessung der Jahresmenge Branntwein, welche die einzelnen Brennereien zu niedrigeren Abgabesätzen bestellen dürfen, für die kleineren landwirthschaftlichen Brennereien, welche an einem Tage im Durchschnitt der letzten drei Jahre nicht mehr als 1050, im ganzen Jahre nicht mehr als 267 750! Bottichraum bemaischen,
die in Anrechnung zu bringenden Jahresmengen um ein Fünftel erhöht werden.
Der Abg. Dr. Barth mit der freisinnigen Partei bean⸗ tragt, in Art. I die Aufhebung des doppelten Steuersatzes von 50 und 70 ₰ auszusprechen und einen einheitlichen Steuersatz von 50 ₰ festzusetzen.
Berichterstatter Abg. Gamp verzichtet Angesichts des ausführlichen schriftlichen Berichts der Kommission und der Geschaͤftslage des Hauses auf eine nähere Darlegung der Kommissionsverhandlungen. Er bemerke nur, daß der von der Regierung bereits in der ersten Lesung ausgesprochene grundsätzliche Standpunkt, daß der Zeitpunkt zu einer durchgreifenden Reform des Branntweinsteuergesetzes von 1887 und zu einer Aenderung seiner prinzipiellen Grundlagen noch
icht gekommen sei, von der Mehrheit der Kommission getheilt worden sei. Die meisten Beschlüsse seien in der Kommission einstim⸗ mig oder mit großer Mehrheit gefaßt worden, und er empfehle sie daher zur Annahme. Die vorliegenden Anträge seien auch schon in der Kommission eingehend erörtert worden, und er empfehle, sie ab⸗ zulehnen, mit Ausnahme des Antrages Buhl⸗Huene, welcher zwar nicht ganz, aber vorzugsweise redaktionell sei. Abg. Dr. Barth: Bei der Stimmung des Hauses und der Regierung hoffe er zwar nicht auf Annahme seines Antrages, aber seine Partei habe doch nicht darauf verzichtet, ihn zu stellen, weil
weins hinweisen.
Berlin, Sonnabend den 2 Mai
—
die Erfahrungen mit der jetzigen Zuckersteuerreform sie überzeugt hätten, daß, wenn einschneidende Reformen des jetzigen protektionistischen
Steuersystems durchgesetzt werden sollten, man immer wieder aufs Neue auf den wunden Punkt aufmerksam machen müsse. Deshalb werde sie immer wieder auf die mit dem Interesse der Allgemeinheit, der Steuerzahler unvereinbare differentielle Besteuerung des Brannt⸗ i Die agrarische Politik sei augenblicklich von ibrer aggressiven Stellung zur defensiven zurückgedrängt. Bei der Zucker⸗ steuer nehme jetzt die Regierung an, was früher Niemand habe glauben wollen, daß die Exportprämien beseitigt werden könnten. Ebenso sei ausgeschlossen, daß die Kornzölle weiter aufrecht erhalten würden. Das Reich nähere sich einem absoluten Nothstand, und an die Regierung trete immer mehr die Nothwendigkeit heran. die Ini⸗ tative zu seiner Beseitizgung zu ergreifen. Das Branntwein⸗ steuergesetz bezeichne den Höhepunkt von allen Ausschreitungen der Wirthschaftspolitik der letzten zwölf Jahre. Bei Berathung des Branntweinsteuergesetzes 1887 sei man sich der Wirkung der differentiellen Verbrauchsabgabe von Branntwein zu 50 und 70 ℳ für den Hektoliter nicht vollständig klar gewesen. Man habe die Preisbildung eines Mittelsatzes zwischen 50 und 70 ℳ erwartet, sodaß die Konsumenten nicht die ganzen 70 ℳ zu zahlen haben würden und die, welche begünstigt werden sollten, nicht die ganze Differenz bekommen würden. Er habe schon damals darauf hin⸗ gewiesen, daß der Gesammtpreis des Spiritus sich nach dem Spiritus richten würde, welcher zu 70 ℳ Steuer in den freien Verkehr komme. Der Abg. Oechelhäuser und der Finanz⸗Minister von Scholz bätten dies für unrichtig erklärt; man habe sich aber bald von der Richtigkeit der Ansicht seiner Partei überzeugt. Aber die Regierung habe die Einrichtung der sogenannten Berechtigungsscheine geschaffen, wodurch auch der letzte Pfennig der Differenz in die Taschen der Kontingentsberechtigten geflossen sei. Das sei, wenn auch nicht contra, so doch praeter legem geschehen. Der Antrag seiner Partei falle, da der Konsum von Branntwein in Deutschland über das Kontingentsquantum hinaus nur sehr gering sei, für den Fiskus nicht ins Gewicht, aber die Steuerzahler würden danach eine sehr große Suamme nicht zu bezahlen haben, die sie heute für ein paar tausend Branntweinbrenner zahlen müßten. Das scheide er also aus, ebenso die konstitutionelle Frage, ob aus den Bestimmungen des Branntweinsteuergesetzes von 1887 für die süd⸗ deutschen Staaten die Möglichkeit erwachse, gegen eine Aenderung der differentiellen Besteuerung Einspruch zu erheben. Wenn erst die Mehrheit des Reichstages und die Regierung für den Standpunkt seiner Partei gewonnen seien, werde der Widerstand der füddeutschen Staaten nicht allzu hoch anzuschlagen sein. Wollte man gesetzgeberisch den Charakter der Berechtigungsscheine bezeichnen, müßte man in das Branntweinsteuergesetz von 1887 folgende Grundbestimmungen auf⸗ nehmen: „Die Verbrauchsabgabe beträgt 70 ℳ Aus den Erträgen derselben werden den Brennern auf jedes Hektoliter ihres Kontingents 20 ℳ baar vergütet.“ Thatfächlich habe man nur noch einen Steuer⸗ satz von 70 ℳ, von welchem 20 ℳ multiplizirt mit der Hektoliterzahl des Kontingents in die Taschen der Kontingentsbrenner flössen. In der Kontingentsperiode von 1887/90 habe sich das Gesammtkontingent auf 2 025 046 hl beziffert, das entspreche, mit 20 multiplizict, einer Subvention von 40 500 920 ℳ Diese würden an 23 133 Brennereien vertheilt, darunter seien 22 081 Jlandwirthschaftliche und 1052 gewerb⸗ liche Brennereien; die landwirthschaftlichen erhielten 35 Millionen, die gewerblichen 5 ½ Millionen Mark. Bei der Berathung des Branntweinsteuergesetzes 1887 habe man diese differentielle Besteuerung gerade für die kleinen Brennereien für erforderlich gehalten, denen man dadurch das Leben weiter habe ermöglichen wollen. Von den 23 133 Brennereien seien 9000 so klein, daß sie von dieser Liebesgabe jährlich höchstens 20 ℳ bekämen; zwei Drittel der Brennereien, 15 471, bekämen insgesammt 370 160 ℳ, während der Löwenantheil von den 40 ½ Millionen auf das restirende eine Drittel der Brennereien entfalle. Für 2668 Brennereien sei der Antheil daran in maximo je 200 ℳ jährlich, zusammen noch nicht 1 ½ Millionen, während 3876 große Brennereien zusammen 38 Millionen jährlich bekämen. Eine Brennerei in Baden, die größte, bekomme jährlich 180 860 ℳ, die nächstgrößte in Württemberg 160 000 ℳ, die nächste in Schlesien 153 040 ℳ, eine in Schleswig⸗Holstein 142 020 ℳ%ℳ Diese allein hätten einen größeren Antheil als die 16 000 kleinen Brennereien zusammen. Es gebe dann noch 11 weitere, welche einen Antheil von 75 000 bis 100 000 ℳ jährlich hätten. Die Behauptung, daß diese ganze Einrichtung nur zu Gunsten der großen Masse kleiner Brennereien dienen solle, vertrage also keine Kritik. Wollte man die kleinen Brennereien schützen, so könnte man es vielleicht billiger haben und man brauchte nicht die größeren Brennereien mit 38 Millionen zu beschenken. Es werde in der That ein bestimmter Erwerbszweig mit einer Liebesgabe aus den Mitteln der Gesammtheit versehen. Der Reichstag müsse prüfen, ob unter geordneten Finanzverhältnissen eine solche Verschwendung allgemeiner Mittel aufrecht zu erhalten sei. Nun sage man, die armen Brannt⸗ weinbrenner seien durch das Gesetz von 1887 in eine unbequeme Lage versetzt. (Sehr wahr! rechts.) „ dadurch nämlich, daß durch die von der rechten Seite beschlossene bohe Konsumabgabe der Konsum zurückgegangen sei; dafür habe man nun eine Entschädigung an die Produzenten gewollt. Der Rückgang des Konsums sei aber hoch⸗ gerechnet 1—1 ¼ Million Hektoliter im Jahre zu schätzen. Nach den 1887 bestebenden Preisen repräsentire das eine Summe von 24 bis 30 Millionen Mark. Es sei doch eigenthümlich, wenn man für diesen Rückgang den Produzenten eine Entschädigung von 40 Millionen Mark gebe. Also auch diese Entschädigungstheorie vertrage keine Kritik. Aber selbst einen wirklichen Schaden angenommen, wo habe man auf der Welt eine Gesetzgebung, die eine solche Ent⸗ schädigung für die Wirkung eines Gesetzes für zulässixz halte? Die Sprirfabrikanten, Destillateure, Gastwirthe, welche auch unter dem geringeren Branntweinkonsum litten, hätten keinen Pfennig Entschädi⸗ gung bekommen. Fahre man mit solchen Entschädigungen fort, so könne man garnicht Geld genug beschaffen, um alle diese Sub⸗ ventionen zu bezahlen. Auch andere Produktionszweige würden sagen, was dem Einen recht, sei dem Andern billig; so könnten auch die Arbeiter, wenn sie in Krisen auf geringeren Lohn angewiesen seien, sagen: wenn Ihr 40 Millionen für die Brenner übrig habt, könnt Ihr auch den Lohn der Arbeiter aus Eurer Tasche aufbessern. Solchen Konsequenzen müsse man begegnen. Er wisse wohl, daß einzelne Brenner trotz dieser Subvention von 40 ½ Millionen mit ihrer Lage nicht zufrieden seien. Einer davon habe sogar an ihn einen offenen
Brief gerichtet, in dem er nachzuweisen suchte, daß es ihm bezw. der Brennerei seit 1887 sogar schlechter gegangen sei als früher. Dieser spezielle Fall sei um so weniger von Bedeutung, als die Wirthschaftsergebnisse aus den Jahren 1887—90, auf die der Herr sich stütze, sich auf eine sehr niedrige Preislage bezögen. Der jetzige Preis sei um 50 — 75 % höher als damals. Flüber sei es so dargestellt worden, diese Subvention wäre noth⸗ wendig, um den Bau von Kartoffeln aufrecht zu erhalten. Diese Argumentation habe auf einem logischen Fehler beruht. Denn gleichviel, ob man diese Subvention bewillige oder nicht, es werde deswegen auch nicht ein Liter Branntwein mehr oder weniger in Deutschland produzirt. Das Quantum, was werde, be⸗ stimme der Konsum, und wenn es nicht mehr möglich sei, den Branntwein zu dem bisherigen Preise herzustellen, so werde man ihn eben zu einem höberen Preise herstellen. Es sei natürlich sehr wohl möglich, daß, wenn diese Subvention aufhöre, sonstige Ver⸗
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schiebungen einträten, daß nämlich gewisse Brennereien eingingen, und daß sich dafür andere mehr entwickelten. Dieselbe Erscheinung habe man aber auf allen Gebieten des wirthschaftlichen Lebens, und Deutschland stehe in Folge dieser Subvention vor der Gefahr, daß die Branntweinsteuer ganz herausgenommen werde aus dem Fluß der allgemeines Entwickelung. Darum sei es das Beste, eine solche Maßregel sobald wie möglich abzuschaffen, damit die Mißstände icht noch akuter würden. Seine Partei werde hier und außerhalb des Hauses nicht ruhen und rasten, bis sie diesen Pfahl aus der Steuergesetzgebung ausgezogen babe (Beifall links)
Abg. Graf von Kleist⸗Schmenzin: Und seine Partei werde nicht ruben und rasten, diese Gesetzgebung aufrecht zu erhalten. (Beifall rechts.) Daß nach Aufhebung der sog. Liebesgabe ebenso viel Kartoffeln verbrannt würden wie früher, sei für den praktischen Land⸗ wirth nicht wahrscheinlich. Der Landwirth werde die Kartoffeln, die er nicht verschicken könne, zu einem minimalen Preise verkaufen müssen. Der Abg. Dr. Barth habe hervorgehoben, daß der Brannt⸗ weinkonsum zurückgegangen sei. Diese günstige Wirkung habe man von dem Gesetz gar nicht erwartet. Die Thatsache selbst sei er⸗ freulich, und man habe nicht gesehen, daß irgend Jemand aus Mangel an Alkohol zu Grunde gegangen sei. (Zustimmung und Heiterkeit rechts.) Unstreitig habe die plötzliche Auferlegung der Steuer 1887 namentlich den Osten in eine sehr schwierige Lage gebracht. Wenn nun, um den weiteren Bau der Kartoffeln zu ermöglichen, diese Liebesgabe den Brennern gegeben worden sei, so sei es geschehen, um den Brennern und einer großen, breiten Bevölke⸗ rung die Kultur in jenen Gegenden aufrecht zu erhalten, denn die Kar⸗ toffel sei dort vielleicht die einzige Frucht. Dadurch, daß weite Flächen mit Kartoffeln bebaut würden, werde es möglich, ein billiges Nahrungsmittel für weitere Kreise zu schaffen und dies sei um so wichtiger in Jahren mit schlechter Getreideernte. Der hohe Getreidepreis von 1890 habe an der totalen Mißernte der Kartoffeln gelegen. (Sehr wahr! rechts.) Durch das bisherige Steuergesetz habe sich die Brennerei nu eben über Wasser halten können. Die höheren Preise seien keineswegs gleichbedeutend mit einem höheren Verdienst der Landwirthe. Der hohe Preis habe von der miserablen Kartoffelernte hergerührt. Wenn man keine Kartoffeln zu verkaufen habe, so helfe auch der hohe Preis nichts. (Zustimmung rechts.) Würde der Antrag Barth angenommen, so würden die Brennereien des Ostens eingehen und einige große Brennereien würden die Produktion übernehmen. Die freiwerdenden Flächen würden der Forstkultur verfallen, und das sei nicht wünschenswerth, denn viele Tausende kleiner Leute erhielten ihre Nahrung durch den Kartoffelbau. (Sehr richtig! rechts) Der Abg. Dr. Barth habe gesagt, die agrarpolitische Entwickelung hätte nabezu einen Nothstand hervorgerufen und deshalb gebeten, die Regie⸗ rung möchte die Getreidezölle aufheben. An dem Nothstande seien aber nicht die Agrarier schuld, sondern einzig und allein die Händler, ie jetzt die Getreidevorraͤthe noch in der Hand hätten, (Sehr richtig! echts.) Nicht die Zölle vertheuerten die Lebensmittel, sondern der Zwischenhandel. Er bitte, den Antrag Barth abzulehnen. (Bei⸗ fall rechts.)
Abg. Stadthagen: Dafür, daß der Konsum sich in Folge des jergesetzes vermindert habe, sei man den Beweis schuldig geblieben.
ubvention von über 40 Millionen sei der krasseste Beweis, daß Gesetzgebung lediglich zu Gunsten der besitzenden Theile ge⸗ worden sei. Der Vorredner habe seibst zugestanden, daß sich mner ohne diese Subvention nicht über Wasser halten könnten. Damit habe er das Todesurtheil über diese Produktionsweise selbst gisoro Sei die Produktion nicht im Stande, auf eigenen Beinen sich zu halten, so habe sie Bankerott gemacht, und dann sei es gerecht⸗ fertigt, zu erklären: Gebt Eure ganze Produktion her. Der Vorredner habe Unrecht darin, daß die Getreidebauer und Brenner an dem jetzigen Nothstande nicht schuld seien. Ohne die Zölle wäre eine Nothlage, wie sie jetzt sei, absolut unmöglich. Allerdings trage auch das Auf⸗ kaufen und das Einsperren des Getreides mit dazu bei. Der frühere Abg. Rudolf Meier habe dargelegt, wie in den Zeiten des Krieges von 1866 und 1870 die konservativen Großgrundbesitzer die Nah⸗ rungsmittel eingesperrt und so den Getreidepreis in die Höhe gebracht hätten. Die Liebesgabe lasse sich in keiner Weise rechtfertigen. Käme es auf ihn an, so würde er an Stelle dieses Gesetzes einen einzigen Paragraphen vorschlagen: jede Besteuerung des Branntweins ist verboten.
Abg Dr. Buhl: Der Abg. Dr. Barth werde selbst zugeben, daß der von ihm gestellte Antrag unannehmbar sei. Es sei ja leicht, das Abschaffen der sogenannten „Liebesgabe“ zu beantragen; aber wenn man die historische Entwickelung der Branntweinsteuer ins Auge fasse, so werde man sehen, daß es sich hier nicht um eine Liebesgabe, sondern um eine vorläufig noch dringend nothwendige Subvention einer nament⸗ lich für die Landwirthschaft sehr wichtigen Industrie handele. Die Stellung seiner Parteigenossen zu dem jetzigen Branntweinsteuergesetz sei schon durch die Verhandlungen vom Jahre 1887 gekennzeichnet; sie betrachteten die jetzige Steuer nicht als ein Aeternum. Alle ihre Gründe für diese Auffassung hier zu wiederholen, bie die Geduld des Reichstages bei der bekannten Geschäftslage zu seyhr in Anspruch nehmen; aber wenn seine Partei eine Aenderung der Branntwein⸗ steuer für nothwendig halte, so müsse diese Aenderung doch unter Schonung der Industrie und nicht nach dem Antrage Barth vor⸗ genommen werden. Wenn man im Sinne dieses Antrages vorginge, o würde eine Folge davon sein, daß sich die ganze Branntwein⸗ brennerei in wenigen Händen konzentriren würde, und die Folgen eines solchen Vorgangs brauche er wohl nicht erst zu schildern. Das kon⸗ stitutionelle Moment, das in den Reservatrechten Süddeutschlands, namentlich Bayerns, liege, dürfe auch nicht so leicht genommen werden, wie es der Abg. Dr. Barth gethan habe; es handele sich hier um wohlerworbene Rechte, die man respektiren müsse. Auch daß eine solche steuerliche Behandlung, wie sie der Branntwein erfahre, unerhört wäre, sei nicht zutreffend; der vom Abg. Dr. Barth angeführte Ver⸗ gleich mit der Tabacksteuer sei unzutreffend. Das seien zwei ganz verschiedenartige, also auch steuerlich verschieden zu behandelnde und zu schützende Industrieprodukte. Also er (Redner) wiederhole: das gegenwärtige Gesetz sei kein Aeternum, aber man müsse di⸗ Aenderungen vorsichtig vornehmen; wenn ein Industrieprodukt einen so bedeutenden Konsumrückgang erfahre, wie der Branntwein, dann müsse die steuer⸗ liche Behandlung diese Industrie schützen. Er wolle nicht auf das Vorgehen Frankreichs hinweisen, aber wie haäbe man es in der Schweiz gemacht? Dort habe man sogar eine eigene Art Monovol von Branntwein eingeführt, um der Regierung die Möglichkeit zu geben, den in der Schweiz produzirten Branntwein zu höheren Preisen zu verkaufen; also so abhängig sei selbst die? egierung einer Republik von den Produktions⸗ und Konsumtionsverhältnissen eines In dustrie⸗ produkts. Den vom Abg. Freiherrn von Huene und ihm gestellten An⸗ trag änderten sie dahin ab, daß statt der Worte „während des ganzen Jahres jedoch nicht mehr als 267 750 1⸗ zu setzen sei: „oder in keinem der bezeichneten drei Jahre mehr als 267 750 1“ Der Zweck dieses Antrages sei, den ganz kleinen Brennereien die Erhöhung des Kontingents, wie sie durch die Vorlage herbeigeführt werden solle, auch wirklich zugänglich zu machen. Darum bitte er, den Antrag unter Ab⸗ lehnung des Antrags Barth anzunehmen. 8 3 Abz. von Schalscha: Er gebe dem Vorredner darin ganz Recht, daß man die Einrichtung der Kontingentirung nicht als Liebesgabe, sondern als Subvention der landwirthschaftlichen hejeichnen müsse. Die wirthschaftliche Lage der kleinen
ereien sei eine so ungünstige, daß er wahrlich nicht mit Neid
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