ein lebensgroßer Athletenkopf myronischen St 1 8 e in eene. gefunden, aber erst neuerding⸗ 5 seinem Werth durch Dr. Paul Arndt in Dresden erkann worden ist. Nase und Kinn sind verstoßen, die linke Wange und die Stirn am oberen Theil sind beschädigt; die übrigen Theile zeigen in wunderbarer Schärfe die Eigenart des myronischen Stils. Der Kopf ist offenbar unfertig von der Bildhauer⸗ . werkstatt in die Erde gekommen, das beweisen eine Anzahl Löckchen, die unvollendet stehen geblieben sind. Daß man es mit einem Faustkämpfer zu thun hat, beweisen die zerschlagenen und geschwollenen Ohren. Besonderen Werth erhält der Kopf dadurch, daß er dem Massinischen Diskuswerfer im Typus weit näher steht, als alle übrigen auf Myron zurückgehenden
Literatur.
eitschriften.
Das Ableben des gSZeral. Heüdimerschals Grafen Moltke hat unseren illustrirten Zeitschriften Gelegenheit gegeben, in S Artikeln ꝛc die Bedeutung des großen Todten zu würdigen. Beson⸗
ders bemerkenswerth ist in dieser Beziehung die neueste Nummer 8— Schorer's Familienblatt“, welche ein vorzüglich ausgeführ es Bild, Moltke's Sterbezimmer in der Nacht vom 25. zum 26. April, 55 wei vortreffliche Bilder, „Moltke auf dem Sterbebette darste 88. 123 Porträt des Verstorbenen aus seinem 19. Lebensjahre, ein Bild von Moltke's Schreibtisch und endlich mehrere Gruppen aus . Trauerzuge zum Lehrter Bahnhof bringt. — Wir fügen hense⸗ 8 dieselbe Zeitschrift bei Gelegenbeit von Moltke’s 90. Gebur 8 tag eine reichillustrirte, bistorische Moltke⸗Nummer herausgegeben hat,
welche noch jetzt zu haben ist.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Stand der Saaten. — Folge des harten und lange andauernden Frostes, welcher erst im Monat März wärmerem Wetter gewichen ist, und unter der auch dann noch ungünstig verbleibenden kälteren Witterung, welche häufige Niederschläge brachte, haben die Saaten auch im Regierungs “ Magdeburg fast durchweg schwer gelitten. Am Meisten geschädigt sin die Roggensaaten, welche schon im Herbst vorigen Jahres wegen der großen Trockenheit schlecht aufgegangen waren und außerdem durch Maäusefraß zu leiden gehabt haben. Die Pflanzen sind zum Theil und werden die Saaten meistens umgepflügt werden müssen. e Weizensaaten können sich dagegen bei günstiger Witterung holen und eine Mittelernte abgeben, während Raps und Heeges fast ganz vernichtet sind. Die Futterkräuter haben er . durch Mäusefraß und die eingemietheten Kartoffeln und Rüben durch den Frost stark gelitten; die Preise für Saat⸗ und Eßkartoffeln sind in Folge dessen auch beträchtlich gestiegen. Die Preife der übrigen Nahrungsmittel und landwirthschaftlichen Produkte halten sich auf der bisherigen Höhe. Die Frühjahrs⸗ bestellung hbat des ungünstigen Wetters wegen erst zum S. Theil begonnen werden können. Vielfach wird außerdem Mangel an brauchbaren Arbeitskräften geklagt, zumal auch die ,8 werbung lundwieäbschaf cher u““ sias dem Osten in diesem 8 sscheinend auf Schwierigkeiten stößt. 3 Jehts e ed haben sich trotz der Witterungs⸗ verhältnisse die frühen Saaten, welche vor Eintritt des Winters gleichmäßig aufgegangen waren, unter dem Schutze der Schneedecke in gutem Stande erhalten. Später gesäete baben gelitten, doch ist bei günstigem Frühjahrswetter die Hoffnung auch für diese auf eine gute Ernte nicht aufgegeben. Nur die Oelsaaten, namentlich in den Marschen, sind verloren. Der Beginn der Fruüͤhjahrsbestellung ist durch den Frost und die Nässe des Erdreichs bis zum Schluß des Monats März verzögert.
Sagatenstand in Bavern. . b MNach dem offiziellen Saatenbericht ist, wie -W. meldet, in ganz Bavern die Umackerung des Wintergetrei * und des Klees in Folge Mäusefraßes und der Rapssaat in Polge Ausfrierens nöthig. Der Graswuchs ist durch die kalte April⸗ witterung zurückgeblieben, die Aussaat des 1“ und das Kartoffellegen sind günstig durchgeführt. 8 Winterhopfen steht schlecht, der jüngere besser. Die Weinstö e sind unentwickelt, die Aussichten für die Obsternte günstiger.
W11““
Handel und Gewerbe.
Nach einer im „Niederländischen Staatscourant“ vom
2DG veröffentlichten, am 7. d. M. in Kraft getretenen
Königlichen Verordnung vom 27. April d. J. beträgt hinfor der Mieberländische Einfuhrzoll für eingedickten Süß⸗
holzertrakt per 100 kg: b b 88 bei einem Gehalt von mehr als 10 und nicht mehr
als 30 vom Hundert 6 Fl.; 8 .“ b. bei 18 Gehalt von mehr als 30 und nicht mehr als 50 vom Hundert 12 Fl.; u c. bei einem höheren Gehalt 25 Fl. Unter Gehalt ist die prozentuale Menge von Stoffen zu verstehen, welche bei chemischer Untersuchung als Zucker sich ergeben.
1 — Ein Wolff'sches Telegramm aus Köln theilt nach der „Köln. Ztg.“ mit, die jüngst verbreitete Meldung, der Rheinisch⸗ Westfälische Roheisenverband habe in Folge der Vorgänge am Siegener Montanmarkte unter der Hand Preisermäßi⸗ gungen zugestanden, sei völlig unbegründet. Vielmeir seien bei der jetzigen Lage des Kohlenmarktes auch in Zukunft keine Preisermäßigungen zu erwarten. Wie dasselbe Blatt aus Geisweid meldet, fand dort vorgestern eine Versamm⸗ lung der Inhaber der dortigen Feinblechwalzwerke statt, welche die Gründung eines Versblandes Behufs Vereinigung der schle⸗ sischen, niederrheinisch⸗märkischen, Siegener und füddeutschen Fein⸗ blechwerke beschloß. Dem Vernehmen nach treten die Ausschüsse einzelner dieser Gruppen zum Zwecke der Verhandlungen darüber Anfangs nächster Woche zusammen. u“X“
Submissionen im Auslande.
Niederlande.
1]) 13. Mai 1891, Mittags 12 Uhr. s'Ryks Centraal Magazyn
van Militaire Kleeding pp. Amsterdam im Bureau Sarphatistraat:
Lieferung von 21 000 Paar waschledernen Militärhandschuhen
4 in drei Abtheilungen.
Bedingungen käuflich für 10 Cents bei dem vorgenannten Bureau.
Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.
8. 14. Mai 1891, Nachmittags 1 ¼ Uhr. Gemeente-Gasfabriek
im Haag: “ 1
Lieferung von gußeisernen Röhren, Hülfsstücken u. s. w. für
Gasleitungszwecke.
1 Bedingungen käuflich für 25 Cents bei dem Bureau der Gas⸗ fabrik.
3) 19. Mai 1891, Vormittags 11 Uhr.
im Haag: -
Lieferung und Aufstellung einer eisernen Signalvorrichtung am
Hoek van Holland 1““
Bedingungen käuflich für 40 Cents beim genannten Ministerie
(Bureau A 2). 8 Verkehrs⸗Anstalten. Laut Telegramm aus Köln ist die zweite englische
Ministerie van Marine
f den Linien der Großen Berliner Pferdeeisenbahn⸗ Sire sind im Monat April 1891 Personen befördert und dafür 1 179 457,37 ℳ oder durchschnittlich vnf den Tag 39 315,25 ℳ eingenommen. Die Einnahme im Mona April 1890 betrug 1 201 788,24 ℳ oder durchschnittlich auf den Tag “ (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd
zremen, 6. Mai. “ orddeu 8 Der Sünfenv e. „Spree' ist gestern Abend in veamp. ton angekommen und nach Bremen abgegangen. Die Ab 8 dampfer „Trave“ und „Spree“, sind heute Morgen in Fver eingetroffen. Der Schnelldalmpfer „Lahn“ hat 38 8 mittag die Heimreise von New⸗York nach Bremen angetreten. Der Dampfer „Hannover“ ist gestern von Vigo abgegangen. Der Dampfer „Salier“ ist heute in Adelaide angekommen. Der Dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm⸗ ist gestern in Rio de Janeiro eingetroffen. Der Dampfer „Bayern'’ ist gestern mit der Post von Ost⸗Asien von Port Said nach Beicdist ehh dne.; (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Havel“ des Norddeutschen Lloyd ist Mittwoch, den 6. Mai, Morgens 10 Uhr, von Southampton in New⸗York angekommen. Die Reisedauer betrug 6 Tage 23 Stunden, was auf die Distanz Queenstown — New York berechnet, nur 6 Tage 8 Stunden ergiebt. Der Dampfer „Karlsruhe“ ist von Bremen gestern 8 Baltimore eingetroffen; die Dampfer „Hermann“ un „Dresden“ sind gestern von Baltimore nach Bremen abgegangen. Der Dampfer „Amerika“ ist von Bremen gestern in Bahia den⸗ getroffen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II. a auf der Heimreise nach Bremen heute Morgen 6 Uhr “ passirt. Der Dampfer „Graf Bismarck“ ist auf der Heimreise nach Bremen gestern in Antwerpen angekommen. Der Schnell⸗ dampfer „Trave“ hat gestern Nachmittag von “ seine Fahrt nach New⸗York fortgesetzt. Der Dampfer „Fran 8 furt“ passirte auf der Fahrt nach dem La Plata gestern 8 Palmas. Der vbSE öu “ New⸗Yor
achmittag in Bremerhaven wieder einge 8 bEe1“ Mai. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Augusta Victoria“ der Hamburg⸗ Amerikanischen Packetfahrt⸗Aftengesellschaft hat, von New⸗York kommend,
— en Seilly passirt. 86 1 ö“ De Schnelldampfer „Augusta Victoria der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft ist, von New⸗York kommend, heute Morgen . Uhr in Southampton angekommen. Der Dampfer „Ascania“ von der. selben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas
en. vx“ 7. Mai. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer
Tartar“ ist gestern auf der Ausreise von Madeira abge⸗ gangen, der Castle⸗Dampfer „Dunottar Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Dur ham (Natal) angekommen, der Castle⸗ Dampfer „Garth Castle“ ist gestern auf der Ausreise von L abgegangen. ö Mar⸗ (W. T. B.) Die Castle⸗Dampfer „Martin Castle“ und „Doune Castle“ sind am Mittwoch auf der Heim⸗ reise von Capetown abgegangen. Der Castle⸗ Dampfer Conway⸗Castle“ hat gestern auf der Ausreise die Canarischen Inseln passirt, der Castle⸗Dampfer „Dunbar Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen
Theater und Musik.
Kroll's Theater. “] 1 In Flotow's „Martha“ trat am Sonnabend zum ersten Mal ein neuer Tenor, Hr. Birrenkoven vom Stadt⸗Theater in Köln, als Lyonel auf, und zwar mit vollem Erfolge. Seine männliche, dunkel gefärbte Stimme ist von vornehmem Klang und in allen Registern gut ausgebildet; der Sänger vermeidet jede Effekthascherei, er giebt sich einfach und natürlich und verschmäht es — wie das so oft geschieht — in die hohen Töne eine übermäßige Kraft hineinzulegen, um eine desto größere Wirkung damit zu erzielen; das Eben⸗ maß ist hier das künstlerisch Richtige und gerade hiermit hat Hr. Birrenkoven bei seinem ersten Auftrelen einen unbestreitbaren Erfolg erzielt. Ob die Stimme von großer Kraft und Ausdauer ist, bleibe vorläufig noch dahingestellt; in den Ensembles trat sie zuweilen un⸗ nöthiger Weise zu sehr zurück. Das Publikum füblte sich 88 der Kunstleistung sehr befriedigt und gab durch wiederholten lebhaften Beifall und auch durch einen Dacaporuf, dem Folge geleistet wurde, zu erkennen, daß es sich von diesem neuen Tenor eine große Zukunft verspricht. — Die übrigen Mitwirkenden trugen zu dem Gelingen der Vorstellung das Ihre bei; ins⸗ besondere erfreute Frl. Schacko als Lady durch ihre frische, leicht ansprechende, wenn auch nicht allzu ausgiebige Stimme wie im vorigen Jahre so auch diesmal, während Frl. Finkenstein (Nancy) trotz der Tüchtigkeit der ihr zu Gebote stehenden Mittel doch übei dem Mangel an Humor nicht ganz für diese Rolle geeignet erschien; die Hrrn. Krähner (Tristan) und Dressel Plumket) konnten in Spiel und Gesang befriedigen. Das Quartett am Spinnrade gerieth einmal erheblich ins Schwanken. Chor und Orchester thaten ihre Schuldigkeit.
Im Königlichen Schauspielhause kommen morgen die be⸗ liebte Einakter: „Die Prüfung“ und „Post festum“ zur Aufführung. Um Hrn. Arthur Vollmer Gelegenheit zu geben, auch einmal in einer drastisch⸗komischen Rolle aufzutreten, ist der altbekannte Schwank von Görlitz: „Eine v. „1 8 1ggn bei de
Opernhause große Heiterkeit erregte, wieder aufgenomme vorden. h8 3n der s rage P Verstelegat der Oper „Der Prophet im Königlichen Opernhause sind die Damen Hiedler und Staudigl, die Hrrn. Sylva, Mödlinger, Krasa, Lieban und Schmidt beschäftigt. Wegen Heiserkeit des Gastes Hrn. Sommer hat die für Sonnabend angekündigte Aufführung der „Zauberflöte⸗ auf die nächste Woche vertagt werden müssen. Dafür wird der „Freischütz in Scene gehen.
Im Lessing⸗Theater kann „Sodoms Ende“ nur noch ein einziges Mal in dieser Saison, und zwar am Sonntag wiederholt werden, da Josef Kainz sich schon am Montag zu einem längeren Gastspiel nach Kopenhagen begiebt. Die Wiederaufführung des Suͤdermann'schen Schauspiels hat übrigens noch dadurch ein beson⸗ deres Interesse, daß Jenny ishng tn zum ersten Male die Rolle
rau Adah Burczinowski spielt. 8 i des Wallner⸗Theaters steht bereits im präch⸗ tigsten Blätterschmuck, und es finden daselbst von morgen ab, wie alljährlich, vor der Vorstellung Concertaufführungen der Theater⸗
e statt. 9 — morgige Opernabend im Kroll] schen Theater bringt Nicolai's „Lustige Weiber von Windsor“, wäbrend am Sonntag
Die Zauberflöte“ mit Hrn. Birrenkoven als Tamino in Scene geht und am Montag Fr. Lilli Lehmann den „Fidelio“ zum letzten Male wiederholt. 1 8 b
omas⸗Theater gelangt zum morgigen Benefiz für den Sa Ieige Steffens das Volksstück „Der Millionenbauer“ zur fünfzigsten und vorläufig letzten Aufführung. Vom Sonntag an werden die Vorstellungen des „Registrator auf Reisen“ wieder auf⸗
genommen.
Weimar, 7. Mai. Die heutige Feier im Hoftheater zur Erinnerung an die vor hundert Jahren erfolgte Uebernahme der Leitung desselben durch Goethe wurde der „Th. C. zufolge eingeleitet durch eine Versammlung des gesammten Personals im Innern des Hauses um 9 Uhr Morgens. Der General⸗Intendant von Bronsart theilte demselben nach einigen einleitenden Worten ein Schreiben Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs mit, das sich auf die Bedeutung des Festtages bezog. Alsdann begaben sich
ichen Standbilde Goethe's und Schiller’'s, das durch einen zu der 1 ben Fhan hier eingetroffenen Fremden einen prächtigen Schmuck von lumen und Lorbeerbäumen erhalten hatte. Die Mit⸗ glieder des Theaters nahmen vor dem Denkmal Aufstellung; Hr. von Bronsart legte einen mächtigen Lorbeerkranz an den Stufen nieder und richtete an die Theilnehmer der Feier eine An⸗ sprache, in der er sie aufforderte, im Geiste jener Großen nach echter Künstlerschaft zu streben und dies Gelübde zu bekräftigen durch ein auf den hochsinnigen Protektor der Kunst, Seine Königliche Hoheit den Großherzog ausgebrachtes Hoch. Nachdem dies geschehen, löste ich die Versammlung auf. Mittags 2 Uhr nahm der General⸗ ntendant von Bronsart im Theater zahlreiche Glückwünsche zum festlichen Tage entgegen. Seitens des Vorstandes der Goethegesellschaft wurde eine sehr schön ausgestattete Glückwunschadresse überreicht.
Am gestrigen Abend (6. Mai) fand im Hoftheater die Auf⸗ führung der Oper „Gunloed“ von Cornelius statt. Die Groß⸗ herzoglichen und Erbgroßherzoglichen Herrschaften wohnten der Vorstellung bei, ebenso zahlreiche Ehrergäste. Die Auf⸗ führung nahm den besten Verlauf. Die Darsteller wurden nach den Aktschlüssen in der stürmischsten Weise gerufen, sodaß man sagen darf, die Oper hat hier einen vollen Erfolg gehabt. Cornelius, der den Text selbst gedichtet, hat den Stoff dem Sagenkreise der jüngeren „Edda“ entlehnt. Bevor er die Komposition vollendet hatte, starb er (1874). Jetzt hat der ihm eng befreundete Hofkapellmeister Lassen hier die Musik zu der Oper vollendet.
Mannigfaltiges. 11.“
Seine Maäjestät der Kaiser hat, wie die „Charl. Gem. Z.“ be⸗ is. ened eiat daß zum Zwecke der besseren Ausgestaltung des Bau⸗ platzes für die Kaiser Wilbelm⸗Gedächtnißkirche vom Zoolo⸗ gischen Garten ein Stück abgeschnitten werde, welches von der verlängerten nördlichen Fluchtlinie der Kantstraße begrenzt wird Das Stück Land, das, wie die ganze Grundfläche des Zoologischen Gartens fiskalisch ist, soll dem Werthe nach abgeschätzt und der Preis aus dem Kaiserlichen Dispositionsfonds gezahlt werden.
Fin Berliner Bezirksverband alter Corpsstudenten hat 8 82 Mittwoch Abend im „Leistbrän“ in der Friedrichstraße konstituirt. Der Verband will die Interessen des deutschen Corps⸗ Studententhums durch Zusammenschluß der alten Herren des Kösener S. C. zu fördern suchen. Ueber 100 Mitglieder haben sich schon dem Verbande angeschlossen, in dem z. Z. etwa funfzig Corps von acht⸗ zehn deutschen Universitäten vertreten sind. Zu Vorsitzenden des neuen Verbandes wurden gewählt Dr. J. Koch Königsberger Balte) und Geheimer Sanitäts⸗ Rath Dr. Siefart (Bonner Rhenane), zu Schriftführern Referendar Dr. Schmidt (Tü⸗ binger Franke und Jenenser Thüringer) und Assessor Wienskowski (Königsberger Hanseate) und zum Kassirer der praktische Aru Dr. Philippi (Berliner Alemane und Marburger Teutone). Man er⸗ wartet nach erfolgter Konstituirung den weiteren Eintritt einer großen Zahl alter Herren. Privatim angeregt und allseitig mit Beifall be⸗ grüßt wurde der Vorschlag, im nächsten Monat unter Betheiligung der Damen ein Sommerfest zu veranstalten.
Mi Aufstellung des Begas⸗Brunnens auf dem Schloß⸗ platz N. A. 3. zufolge demnächst begonnen werden. 82 *
eltene Fest der diamantenen Hochzeit begehen hier⸗ Felbst as sig⸗ d. üf im Alter von 89 bezw. 84 Jahren der Rentier Wilhelm Böckmann und seine Gemahlin Wilhelmine de Haas. Der Jubelgreis war nahezu 50 Jahre Hauptlehrer an der Friedrich⸗ Wilhelmsschule zu Elberfeld und ist seit 1868 pensionirt.
r am 6. Juni d. J. stattfindenden 25 jährigen Inbeaact s ster des Vereins der Berliner VBolkskaen von 1866 sollen an alle Diejenigen in Berlin und außerhalb Ein⸗ ladungen ergehen, die bei der Stiftung oder später durch persönliche Thätigkeit den Verein und seine Anstalten gefördert haben, oder 8s ähnliche Bestrebungen verfolgen. Um Niemand zu “ e es dem Vorstande erwünscht sein, wenn die betreffenden Persön ich⸗ keiten sich mit genauer Wohnungsangabe schriftlich im Centrall reau der Berliner Volksküchen. C. Gertraudtenstraße 24, möglichst vald
meldeten.
8. vorgestrigen Sitzung der Stadtverordneten richtete 1A“ der Vorsteher zum Andenken an das 1n. leben des Ehrenbürgers von Berlin, Genergi. h kshn Is Grafen Moltke folgende Ansprache an die Versc aen ng⸗ Meine Herren! Am 24 v. M. ist der General⸗Feldmarschall Graf von Moltke verstorben. Derselbe hat ein langes und schönes Leben 8 führt, ein sanfter Tod endete sein harmonisches Dasein. “ als die Trauerkunde durch die deutschen Lande ging, ergriff alle Herzen tiefer Schmerz darüber, daß ein so großer Mann nicht mehr unter uns weile. Es hat wohl selten einen Menschen gegeben, der so allgemeine Achtung und Liebe genossen hat, wie der 8 Moltke. Zunächst verknüpft uns mit ihm das Gefühl der . als er als großer Feldherr unsere tapferen Mitbürger von ieg
deine Herren, er war aber nicht nur als Feldherr groß, sondern auch Metge Härre als Gelehrter und als gewöhnlicher Mensch, un. ist wunderbar, daß den Mann in seiner Größe, bei seiner hohen 8* ung dauernd das regste Pflichtgefühl verhindert hat, jemals 8 8 Schranken, die ihm gezogen waren, herauszutreten. n gro 8 Einfachheit, voll Wohlwollen und rührender Bescheidenheit ha ein Lebensbild von möglichst großer Vollkommenheit gegeben. a Bild wollen wir uns erhalten. Ich wollte Sie bitten, 6 Ihren Plätzen zu erheben zum Zeichen der Vere rung iese Mannes. (Geschieht.) Ich danke Ihnen. — Die ö beginnt mit der Berichterstattung über den cbekannten n⸗ trag der Stadtverordneten Vogtherr und Genossen 8 Bezug auf allgemeine Angelegenheiten der Pferdeeisenbahnen. Der Antrag lautet folgendermaßen: „Wir beantragen, die Versamm⸗ lung wolle den Magistrat ersuchen, in Verbindung mit ihr die Pferde⸗ bahngesellschaften zu veranlassen, dahin gehende Schritte zu thun: 1) daß auf alle Entfernungen innerhalb des Berliner Weichbildes der Durchschnitts⸗Zehnpfennig⸗Tarif zur Anwendung kommt, 2) daß bal⸗ digst zwischen Wedding einerseits und dem Westen und Südwesten andererseits, ferner zwischen dem Osten und Südosten bessere Verbin⸗ dungen hergestellt werden, und 3) daß ebenso wie in anderen Städten auch hier die Benutzung der Deckplätze auf den Doppelwagen auch weiblichen Personen gestattet werde.“ — Der dritte Punkt ist von dem Stadtverordneten Sachs II. in einem selbständigen Antrage dahin präzisirt worden, der Maͤgistrat möge aufgefordet werden, mit dem Polizei⸗Präsidium in Verbindung zu treten, um den Wunsch zur Er⸗ füllung zu bringen. — Bei der Abstimmung werden sowohl die An⸗ träge Vogtherr und Genossen wie der Antrag des Stadtverordneten
d Genossen, betreffend die Verbreiterung des Fahrdammes der Potsdamerstraße und den Neubau der Potsdamer Brücke, wird an
einen Ausschuß verwiesen.
London, 6. Mai. Die Influenza tritt in England in diese 8 Jahre noch heftiger auf als im vorigen; sie hat viele bekannte englische Persönlichkeiten ergriffen wie den Earl von Derby, den Herzog von Richmond, den Abg. Mundella. Der Erzbischof von York ist, wie schon gemeldet, einer damit komplizirten Lungenentzündung erlegen. In Yorkshire sind auf dem Lande so viele Arbeiter daran erkrankt, daß die Landwirthschaft in manchen Gegenden fast ruht. In und bei Rotherham leiden 5000 Personen an der Grippe. In der Stadt York fordert die Epidemie besonders viele Opfer. In Bradford be⸗ trägt die Zahl der Influenzakranken 2000. Auch von der Arbeitern der Steinbrüͤche von Carnarvonshire erliegen viele der Seuche. Die
ost über Ostende vom 6. d. M. ausgeblieben; Grund: Zugverspätung auf belgischer Seite. “
sämmtliche Bühnenmitglieder und Mitglieder der Hofkapelle unter Führung des General⸗Intendant
zu dem vor dem Theater befind⸗
Volksschulen in Carnarvon sind jetzt schon vier Wochen geschlossen.
zu Sieg führte, in Kriegen, die endlich die deutsche Einheit herstellten.
Sachs II. abgelehnt. — Der Antrag des Stadtverordneten Vortmann
“
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.
Haus der Abgeordneten. 83, Sitzung vom Mittwoch, 6. Mai.
8
gelegenheiten Graf von Zedlitz⸗Trützschler bei.
Die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗Etats zwar des Etats des Kultus⸗Mini⸗
1 für 1891 — 92 und steriums wird fortgesetzt beim ersten Titel der Ausgaben: Gehalt des Ministers. Abg. Johannsen: Die Verfügung des Kultus⸗Ministers nach Posen habe allgemeines Aufsehen erregt, sogar im Sachsenwalde sei sie nicht unbekannt geblieben. Es sei ihm mitgetheilt worden, daß eine ähnliche Verfügung für die dänischredenden Distrikte in Nord⸗ schleswig erlassen sei. Es sei sehr traurig, daß eine solche Ver⸗ fügung überhaupt nothwendig geworden sei, daß die Volks⸗ schullehrer in den nichtdeutschen Landestheilen (sehr wahr! bei den Polen) nicht glaubten, die Befugniß zu haben, ihre Schulkinder privatim in der Muttersprache zu unterrichten⸗ Sehr wahr! bei den Polen.) Solche Zustände seien unnatürlich, sie hätten geändert werden müssen, sobald an der Spitze der Schulverwaltung ein Mann stehe, der Gefühl für das Recht habe. Die Schul⸗ verfügung vom 28. November 1888 werde überall im Lande, namentlich auch von den Geistlichen, gemißbilligt; die Geistlichen hätten mehrfach erklärt, daß sie die Schulaufsicht niederlegen würden. Auf nähere Nachforschungen hätte sich herausgestellt, daß das Konsistorium par nicht befragt worden sei. 13 000 Nordschleswiger hätten sich des⸗ halb in einer Petition an das Abgeordnetenhaus gewendet, um diese Verfügung rückgängig zu machen. Eine solche Rücksichtnahme auf die Nationalität der Reichsangehörigen sei nothwendig für ein roßes Reich wie Deutschland und Preußen. Redner beruft sich auf die Auslassung des Führers einer deutschen, einflußreichen Partei, des Professors Hänel in Kiel. Dem neuen Kultus⸗Minister sei ein guter Ruf vorangegangen, und er (Redner) hoffe, daß er erhalten bleh .. . g. Lohren spricht seine Befriedigung darüber aus, daß der Kultus⸗Minister die Schulreform nicht überhasten, 8g er nicht die Reform der Volksschulen, der Mittelschulen und der höheren Schulen zu gleicher Zeit beginnen wolle. Redner empfiehlt eine Ver⸗ besserung der Vorbereitung der Volksschullehrer, welcher Punkt in dem Volksschulgesetz ganz übersehen worden sei. Nothwendig sei die eh r Volksschullehrer über die irrthümlichen Ansichten der Sozialdemokratie, damit sie dieselben durch die Worte der Sozial⸗ demokraten selbst widerlegen könnten. Das Ergänzungsheft zum Seminarlesebuch, welches geschichtliche Lesestüͤcke enthalte, sei nur für solche Schüler bestimmt, welche eine größere Geschichtskenntniß bereits besäßen. Der Unterricht in der vaterländischen Geschichte sei stets die erste Aufgabe der Volksschule gewesen, aber warum fehlten heute die Lehrer für die praktische Ausübung des Unterrichts? Da stehe man vor der betrübenden Thatsache, daß zwar die Zahl der Lehrer sehr erheblich gestiegen sei, daß die Kinder lesen und schreiben gelernt hätten, aber die religiöse und vaterländische Erziehung habe darunter ge⸗ litten. Die katholische Kirche besitze auch nach der Schulzeit noch wirksame Mittel, um einen sittlichen Einfluß auf die Jugend auszuüben. Die protestantischen jungen Leute aber könnten nach ihrer Einsegnung der Kirche leicht den Rücken kehren: deshalb müßten die protestantischen Lehrer besonders tüchtig sein. Ob durch die Vermebrung der Rathsstellen um eine für das Dezernat über Seminar⸗ wesen hier gebessert werden könne, sei zweifelhaft. Der ganze Lehrer⸗ stand müsse gehoben werden. Deßbalb sei es nothwendig, daß die Volksschullehrer aufsteigen könnten bis in die höchsten Schulämter es Staates, nicht bloß in die Lehrerstellen an den Seminarien, sondern auch in die Stellen der Schulinspektoren. Dann werde es Männer geben, welche den sozialen Aufgaben gewachsen seien, welche die sozialistischen Irrthümer bekämpfen könnten, weil sie die Verhält⸗ nisse des Volks verstünden.
Minister der geistlichen ꝛc. Zedlitz⸗Trützschler:
Ich wende mich zunächst mit einigen Worten an den ersten Herrn Redner. Meine Herren, für die nordschleswigschen Distrikte gilt als leitende Verordnung die Verordnung vom 18. Dezember 1888. Sie ist, wie ich mit Rücksicht auf die Ausführungen des Herrn Vorredners über angeblich mangelhafte Informationen vor ihrem Erlaß bemerke, auf Grund einer Konferenz zu Stande ge⸗ kommen, welche in der Stadt Schleswig stattgefunden und an der eine Reihe über die schleswigschen Verhältnisse genau orientirter Herren unter dem Vorsitz des Ober⸗Präsidenten von Steinmann theilgenommen hat. Diese Verordnung trägt die Unterschrift des Ober⸗Präsidenten von Steinmann. Wenn also der Hr. Abg. Johannsen einen Brief vorlas, des Inhalts, daß die örtlich informirten Organe nicht zur Sache gehört seien und sogar der Ober⸗Präsident von dieser Verordnung vor ihrem Erlaß keine Kenntniß gehabt habe, so treffen diese Angaben nicht zu. Die Verordnung selbst sagt:
Die Unterrichtssprache ist in den nordschleswigschen Volks⸗ chulen in allen Lehrgegenständen mit Ausnahme des Re⸗ ligionsunterrichts die deutsche.
Also ich konstatire, daß in den nordschleswigschen Distrikten der Religionsunterricht in der Muttersprache ertheilt wird. (Hört! hört! rechts.)
Ich glaube, nach diesen kurzen Ausführungen mich auf eine weitere Beantwortung der Rede nicht einlassen zu brauchen. (Bravo! rechts.)
Sodann gehe ich über zu den nach verschiedenen Richtungen hin bedeutsamen Ausführungen, welche der Hr. Abg. Lohren insbesondere an die Erklärung von mir geknüpft hat, daß ich zur baldigen Wieder⸗ einbringung des Volksschulgesetzes bereit sei. Meine Herren, daß es meine Aufgabe und mein ernster Wille sein wird, die Anregung, welche durch die Allerhöchste Ordre vom 1. Mai 1889 in dieser Be⸗ ziehung gegeben ist, nach besten Kräften und mit der größten Energie und auch, wie ich ausdrücklich erkläre, in vollster Uebereinstimmung mit dem Inhalt derselben zur Durchführung zu bringen, das glaube ich kaum noch versichern zu müfsen. (Bravo!) Gleichwohl muß ich mich gegen einen großen Theil der Ausführungen des Hrn. Abg. Lohren entschieden wenden.
Zunächst, meine Herren: mein Herr Amtsvorgänger hat es wahr⸗ lich weder auf dem Gebiet des Volksschulwesens noch auf irgend einem anderen, seinem Ressort angehörigen Gebiet, auch sicher nicht auf dem Gebiet des Seminarwesens an der angestrengtesten, eifrigsten und pflicht⸗
Angelegenheiten Graf von
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Der Sitzung wohnt der Minister der geistlichen ꝛc. An⸗
22
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Berlin, Freitag, den 8. Mai
pflichtet, bestimmt zurückzuweisen. erheblichsten Bedenken. Auch der Lehrer ist in seiner geistigen Ent⸗
Vorwurf, wenn man einem Stande, der in einer der schwierigsten Aufgaben unserer Zeit steht, im besonderen Maße Verschuldung an den Mißständen zuschreibt, die uns unbequem, ja erschreckend entgegentreten. (Allseitige Zustimmung.) Die Anfüh⸗ rung, daß ein Prozentsatz — ich erkenne an, in dem Regierungsbezirk Marienwerder mit übrigens noch nicht 1 Prozent ein erheblicher Prozentsatz — im vorigen Jahre aus den Reihen der Volksschul⸗ lehrer hat entfernt werden müssen, kann meine Bemerkung nicht alteriren. Meine Herren, Sie sind doch Leute, die in den verschie⸗ densten Berufen und Lebensaufgaben stehen. Ist es denn in diesen Aufgaben und in diesen Stellungen anders? Haben nicht Viele von uns in der allerschmerzlichsten und ergreifendsten Weise an Nahestehenden Erfahrungen machen müssen, die ganz genau zu denselben Urtheils⸗ folgerungen und Urtheilsschlüssen hätten führen müssen, wenn man die Berufsart und den Berufsstand mit derartigen Erscheinungen identifizirt? (Sehr gut!) Also so bestimmt und so innerlich über⸗ zeugt ich den Satz unterschreibe, den der Abg. Lohren ausgesprochen hat: der Volksschullehrer soll ein Hoherpriester an dem Hausaltar unseres Volkes sein, so entschieden behaupte ich, daß die Volksschul⸗ lehrerschaft in ihrer Totalität dieser Aufgabe, wenn nicht voll genügt, so doch sie anstrebt. (Allseitiger Beifall.) Es ist außerdem nach meiner Ueberzeugung sehr bedenklich, von Formen der Ausbildung zu viel zu erwarten. Daß im Seminarleben manches nicht gut ist, dem haben sich, wie ich überzeugt bin, Herr von Goßler und die Herren, die mir jetzt zur Seite stehen, nie verschlossen. Auch ich weiß es ganz genau. Und wir werden bestrebt sein, und ich ganz besonders, dies zu ändern und zu bessern. Aber ich mache mir doch keine Illusionen darüber, daß alle menschliche Kraft und alle menschlichen Formen nur eine beschränkte Wirksamkeit haben, und daß es immer auf den vollen Geist ankommt, mit dem die Sache erfüllt wird; und dieser Geist auf diesem Gebiete ist eben abhängig von dem Geiste, der das Volk selbst durchdringt. (Sehr gut!) Also Sie stellen mir eine unmög⸗ liche Aufgabe, wenn ich auf einem beschränkten Spezialgebiet etwas leisten soll, was ja, wie die Erscheinungen des täglichen Lebens überall zeigen, doch eigentlich nirgends erreicht wird. (Sehr richtig!) Der Abg. Lohren hat dann gesagt, daß die in den letzten Jahr⸗ zehnten geübten Unterrichtsmethoden dazu geführt hätten, daß zwar die Zahl der Analphabeten abgenommen, dagegen die Zahl der Kinder, welche die zehn Gebote und die preußischen Könige nicht kennen, sich vermehrt habe. Meine Herren, ich denke doch auch drei Jahrzehnte in Bezug auf die Volksschule zurück; ich bin 18 Jahre Mitglied des Vorstandes einer evangelischen und einer katholischen Volksschule gewesen. Ich habe mich immer für diese Angelegenheiten interessirt, bin oft in diesen Schulen gewesen und habe dann in einer lang⸗ jährigen dienstlichen Laufbahn Veranlassung und Gelegenheit gehabt, mich viel im Volksschulwesen umzusehen. Aber diese Behauptung des Hrn. Abg. Lohren ist nach meiner Erfahrung, die ich wenigstens in den östlichen Provinzen habe machen können, zweifellos nicht richtig. Nicht bloß nach der Summe des Wissens im Lesen und Schreiben, sondern auch nach der Summe der anderen Fächer, die in der Volksschule gelehrt werden, steht die heutige Volksschule unzweifelhaft erheblich höher als die Volksschule vor dreißig Jahren. (Lebhafte vielseitige Zustimmung.) Ich möͤchte also auch hier glauben, daß es bedenklich ist, aus Erscheinungen, die uns nicht gefallen, generell Rückschlüsse auf den allgemeinen Standpunkt unseres Schulwesens zu machen. (Sehr wahr!) Ebenso möchte ich Sie dringend bitten, Aeußerungen zu ver⸗ meiden, wie sie hier gefallen sind, daß nämlich in den großen Städten unsere Volksschulen die Vorschulen der Sozialdemokratie seien. Wäre das wahr, dann stünden wir vor einer Gefahr von so unglaublicher und unabsehbarer Ausdehnung, daß wir bis auf das Innerste er⸗ schrecken müßten. Ich bin aber der festen Ueberzeugung, daß hiermit ein bitter ungerechter Vorwurf den Leuten gemacht wird, welche an diesen Schulen wirken, und ich möchte glauben, daß es sich empfiehlt, derartige Schreckgespenster auch nicht einmal an die Wand zu malen. (Lebhafte Zustimmung.) Das ist ja zweifellos, daß die Sozialdemokratie, daß die um⸗ stürzlerische Bewegung da zunächst nur am Weitesten Boden faßt, wo ein gewisser Bildungsgrad schon erreicht ist. Sollen wir aber deswegen die Bildung überhaupt über den Haufen werfen? Das würde die nothwendige Konsequenz eines solchen Standpunktes sein. Das ist eben die Aufgabe desjenigen Theiles unserer Bevölkerung, welcher von der Irrlehre der Sozialdemokratie und der Falschheit ihrer dem Volke vorgegaukelten Idole überzeugt ist: auch seinerseits mit daran wirken, daß diese Idole zerstört werden — mit der Schule, aber nicht dies von der Schule allein zu verlangen. (Sehr wahr!) Endlich hat der Hr. Abg. Lohren hinsichtlich der Disziplin in den Seminarien, wenn ich seinen Gedankengang recht verstanden habe, gesagt: Der Wunsch, dem Lehrermangel zu begegnen, sei in der Schulverwaltung so groß, daß man nicht davor zurückscheue, Semina⸗ risten, die eine unzweifelhaft verworfene Gesinnung bekundet hätten, trotzdem in der Seminarbildung zu erhalten, daß die Seminar⸗ Direktoren sogar höheren Orts — ich nehme an, das sollte heißen aus dem Ministerium — angewiesen wären, derartige Seminaristen im Examen durchzudrücken. Meine Herren, weder als Regierungs⸗Präsident noch als Ober⸗ Präsident habe ich je eine ähnliche Erfahrung gemacht oder eine ähn⸗
mäßigsten Arbeit fehlen lassen. (Bravo! rechts.) Den Vorwurf, der nach Richtung hin dies gemacht wird, halte i ü
liche Verfügung kennen gelernt; aber ich erkläre ganz rückhaltlos, daß,
(Lebhafter Beifall rechts.) Die Behauptung des Abg. Lohren, daß die Fehler unseres Volksschul⸗ wesens zum großen Theil in der Mangelhaftigkeit der zur Erziehung unserer Kinder berufenen Organe beruhten, unterliegt doch den aller⸗
wickelung das Produkt der Zeit, in der er lebt; er steht unter den⸗
selben Gesetzen der Bildung und der Geistesrichtung, unter denen wir Alle stehen, und es ist, glaube ich, ein bitterer, schwerer, ungerechter
eine
zeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeig
g,
wenn die Behauptung des
gewirkt, daß gerade der
kleine sonstige Verfehlung, Jugendmuths, auch wenn thöricht war.
lassen kann. Aber wo inn
und so sfoll es auch bleiben. früheren Jahren über die
Stiftungsfonds Uebersichten bestande
Unklar sei rechtlicher Verpflichtung würden. Redner bittet Jahre Aufklärung zu geben.
Ministerial⸗Direktor K lege, werde die Regierung ge
Realgymnasien auf Seyffardt angenommen h Schulkonferenz habe eine Wenn die Ober⸗Realschule
der Abg. Seyffardt in dem Abg. Virchow, welcher
Wer solle entscheiden, ob d Zuͤdrang zum Aerztestande s
bestreite Niemand, aber d der Berechtigung zu dem U voll geworden, auch für die
Abg. Dr. Arendt: Er betreffenden “ bespre
gestellt sei, sei eine
bieten werde, das Gese erfülle ihn mit genees aus nothwendig. Gegenüber Wiederhall finden. Redner Alterszulagen, die Staatswegen gewährt würd Mittelschullehrer. Er
rufung eines
höheren Schulen habe nicht
berücksichtigt Lehrerstand, wesentlich
liege Alles
habe, sondern die eine Frage im Argen. N
bleiben, was es sei. W das Gymnasium schließlich Realgymnasium unterscheiden. Lehrgegenstände festgelegt sein höhere Lehranstalten nicht der
Graf (Elberfeld) an, er stell Schulreformern gleich; aber
anerkennen. Lateinische sei
kein nothwend verwaltung die Wege des stimmung rechts.) Man solle (Zustimmung rechts.)
nasien.
Wirkung. Abg. Dr. Wuermelin
Auch der wissenscha
nicht unterschreiben. wesens dafür gesorgt, daß die
so schlecht geworden seien, w
1 mitgetheilt würden, ferner, daß sei, ob die Stiftungsfonds besondere juristische Persönlichkeiten hätten oder in dem Eigenthum und der Verwaltung des Staates sich befänden. es ferner, ob Zahlungen aus diesem Fonds auf Grund oder nur als Bedürfnißzuschüsse geleistet über diese Verhältnisse bis zum nächsten
des lateinischen Unterrichts nicht vornehm dieser
Die probeweise Zulassung der
Proben. Daß die Realgymnasien tüchtige Leistengen aufzuweisen⸗
überboten in der Vermehrung des Lehrstoffes. gegen das Experiment im Großen, welches gemacht werden solle zu Gunsten einer noch unbekannten Einheitsschule.
1 e brauchbare Grundlage für die gesetzliche des Volksschulwesens gegeben.
spricht besonderen Unterrichts⸗Ministeriums 4 besonderen Unter⸗Staatssekretärs ziehen sei. Mit Freude sei zu begrüßen, daß der der Leibesübungen in den Vordergrund gestellt habe. möge auch die Wünsche der Lehrer in Bezug f Titelwesens in Betracht ziehen. Die Titel Schul⸗Assessor seien ja der Lächerlichkeit anheimgefallen, aber die Frage dürfe nicht unbeachtet bleiben.
sondern schon bei der Berufung derselben . gewesen, daß man die Männer des praktischen Lebens nicht genügend denn die Schulfrage betreffe
der
nasien die ganze Welt offe monopol besäßen, würden die Gymnasien bevorzugt. Berechtigungsmonopol beseitigt sein werde,
rufene Reformatoren der medizinischen Falultät könne er (Redner) diese als die berufenen Vertreter
Komödie der Irrungen sei die schade, daß der Abg. Seyffardt die Konferenz als nicht vor Irrwegen habe bewahren können;
Abg. Dr. Langer hans: . Cin eh Menge 8* e; viel wüßten, wie ehemalige erlehrer. (Heiterkeit.) Begeistert für die Realgymnasien habe sich Virchow 58 - stungen anerkannt, die zum Theil besser seien als die der Gym- Wenn die Realgymnasien müßten ihre Berechtigungen vermehrt werden; richtigen Konkurrenz sich herausstellen, Redner wendet sich dann gegen die und widerspricht dem übermächtigen Einfluß der Kirche auf die
Abg. Lohren über die Volksschulen gefällt Nicht wegen, Zeitgeistes hätten die alten bewährten
8 “
e (r. 1891.
Vorredners richtig wäre, ich ein derartiges
Verfahren und eine derartige Verfügung ebenso verurtheilen würde, wie jeder andere und der Hr. Abg. Lohren am Meisten, und daß ich alles thun würde, um diesem Verfahren entgegenzuwirken. Herren, für die Bezirke, in denen ich bisher amtlich gewirkt habe, ist die Behauptung des Vorredners entschieden nicht richtig; da haben im Gegentheil die höheren Instanzen, und ich mit, darauf hin⸗
Aber, meine
Grad der sittlichen Reife zum Maßstab
geworden ist, wenn es sich um die Frage handelte, ob ein Semin rist zu entlassen ist oder nicht.
Das war das Entscheidende, nicht eine ein Streich des Uebermuths oder des er manchmal recht unbequem und recht
Das sind Dinge, die man sich, glaube ich, gefallen
ere Verworfenheit vorlag, ist nach meiner
Erfahrung stets mit der allergrößten Strenge eingeschritten worden;
(Lebhaftes Bravo)
Abg. von Strombeck bemängelt, daß nicht mehr wie in
für Schul⸗ und Kirchenzwecke bestimmten über die Veränderungen im Vermögens⸗ daß nicht recht klar zu ersehen
ügler: Wenn das Haus Werth darauf in bereit sein, über die Verhältnisse dieser
Auf die Lange'sche Petition wegen Daß die
Fonds weitere Auskunft zu geben.
Abg. Dr. Graf (Elberfeld): der Einheitsschule wolle er jetzt nicht näher eingehen. den Aussterbeetat gesetzt seien, wie der Abg.
abe, könne er solche Absicht bekämpft werde,
nicht begreifen. Die gar nicht kundgegeben. weil sie wegen Mangel genug sei, so befinde sich Beziehung im Widerspruch mit Betrieb des Latein verurtheile. Realschüler sei nicht durchzuführen. ie Probe gelungen sei oder nicht? Der ollte nicht vermehrt werden durch (sche en, as ausschließliche Streben derselben nach niversitätsstudium sei für sie verhängniß⸗
Gymnasien; sie hätten sich gegenseitig Man müsse protestiren
den
habe die Schulreform erst aus Anlaß der chen wollen. Nach der Rede des Vor⸗
redners müsse er schon heute etwas darauf eingehen und freue sich, mit dem Kultus⸗Minister in 1 können. In dem Volksschulgesetz,
vielen Punkten übereinstimmen zu wie es von der Kommission fest⸗ Regelung
Daß der Kultus⸗Minister Alles auf⸗
in der nächsten Tagung wieder vorzulegen, reude, denn diese gesetzliche Regelung sei durch⸗
dem Abg. Lohren müsse er dem Minister
zustimmen; dessen Worte über den Lehrerstand würden im Lande überall
bemängelt dann die Vertheilung der
nur in Gemeinden unter 10 000 Einwohnern von
en und
empfiehlt die Förderung der sich
gegen die Bildung eines aus, wenn auch die Be⸗
in Erwägung zu Minister die Pflege Der Minister auf die Aenderung des Schulreferendar und
Die Beunruhigung für die Abschluß der Schulkonferenz begonnen. Zu bedauern sei
erst nach
nicht bloß den Nation. Die Schulfrage se Berechtigung, und hier gerade Nur weil den Schülern der Gym⸗ n stehe, weil sie das Berechtigungs⸗ Erst wenn das könne das Gymnasium enn das geschehe, dann werde sich nur durch das Bischen Griechisch vom 8 Wenn in dem Volksschulgeseg die würden, könne die Organisation für Verwaltung anheim gegeben werden.
ganze
Abg. Dr. Kropatscheck schließt sich den Ausführungen des Abg. 8
t die Naturheilkünstler den modernen ebenso wenig wie Virchow jene als be⸗- betrachten werde,
der Schulreform
Die Realschulen sollten gefördert werden, aber das
iges Accidens der Realschulen. Eine Schulkonferenz nicht gewesen. Es sei Mitglied derselben
aber wenn die Schul⸗
be. Seyffardt wandeln wolle, dann werde aus der Komödie eine
schauerliche Tragödie werden. (Zu⸗ überhaupt über die Männer, welche in
der Schulkonferenz mitgearbeitet hätten, nicht so scharf aburtheilen.
Unter den Schulreformern befänden
die doch schließlich ebenso „ er habe nur ihre Lei⸗ sich bewähren sollten, dann dann werde in der wer das Beste leisten könne. Ausführungen des Abg. Lohren ftliche Unterricht habe eine sittliche Das abfällige Urtheil, welches der abe, könne seine Partei sondern trotz des herrschenden 8 rten Fundamente unseres Schul⸗ Verhältnisse der Volksschule noch nicht ie der Abg. Lohren darstelle. Daß der