Theater, das, bis auf den letzten Platz gefüllt, Bild bot. Dem schönen Goethe'schen
Aufführung der Iffland schen „Jäger“. ein inhaltreicher und schwungvoller scenischer E. von Wildenbruch. Am Schluß der brachte, wie die „Th. C.“ mittheilt, der sitzende der Goethe⸗Gesellschaft, Wirkliche Loeper ein Hoch auf den Großherzog, Ueberlieferungen seines Hauses so schön Vaterlande zur Ehre und zum lebens, und das Großherzogliche Haus Hoch tönte durch den Saal. ihrem ganzen Verlauf auf alle machte.
aus.
dem Waisenhause nach der Kinder⸗Heilstätte in
entsenden, zu welchem Zweck 8000 ℳ in den Etat eingestellt sind.
Zum Merkur⸗Durchgang, der bekanntlich mo
findet, wird die Sternwarte der Urania gegen den gewöhnlichen
Eintrittspreis von 50 ₰ bereits von 4 Uhr früh an das seltene Phänomen unter kundiger Leitung empfangen.
alle eine weiße
dann das Um 5 Uhr 42 Minuten
neten, womit das Phänomen sein jedoch Enttäuschungen zu vermeiden,
werfen wird. Dort wird Scheibchen des Merkur erfolgt der
Ende
Fläche schwarze
hingewiesen, daß die Merkur⸗Durchgänge durchaus k g imposanten Erscheinungen darbieten, welche für den gedankenlosen Be⸗ Ergreifend wirkt in diesen
- Augenblicken, welchen der beobachtende Aftronom mit so großer “ die Empfindung von der unerschütter⸗
lichen Gesetzlichkeit und Ordnung der himmlischen Bewegungen, welche
schauer etwas Fesselndes haben könnten.
Aufregung entgegensieht, nur
der Mensch zu erfassen glücklich genug ist.
Schlangenbad.
großen Strategen an dem kafel angebracht.
Metz. Ueber einen Mord, der in der Nacht vom 6. zum 7 Mai an dem Oberst⸗Lieutenant Prager begangen worden
7
In der Nacht zum 7. d. M. Sächsischen Fuß⸗Artillerie⸗
Hammerschlägen am Kopf verletzt, Thäter und Opfer stattgefunden, wunden erhielt, wonächst Prager unterlag und
Hals durchschnitten wurde.
nächst unter Zurücklassung seines Anzugs und eines Paus unentdeckt zu verlassen. 1“
London, 6. Mai. meldet, in Glasgow auf
Heinrich von Preußen gebauten Yacht „Irene
ein sehr anmu Prolog, der für die Er⸗ öffnung des Theaters vor hundert Jahren gedichtet war und von
1 icke verständnißvoll gesprochen ward, folgte eine sehr gelungene Fer. Fenüct verfsedeifneng ; Den Schluß bildete
Epilog von
stellvertretende Geheime Rath von der die großen aufrechterhalte, d Frommen des deutschen Geistes⸗ Ein donnerndes Damit war die Feier beendet, die in Theilnehmer den besten Eindruck
4 1“X“ Mannigfaltiggese.
Der Magistrat wird nach einer Mittheilung der „N. A. Z.“ am 15 d. M. fünfzig Kinder aus den städtischen Krankenhäusern und
beobachten wollen, Die Sonne wird um 4 Uhr 15 Minuten aufgehen,
worauf bei günstigem Wetter der große Refraktor der Urania ein für S de anokeich sichtbares Bild des Tagesgestirns auf
vorübergehen sehen. Austritt des erreicht hat. Um sei hier noch einmal darauf
In Schlangenbad, dem Bade, welches der verstorbene General⸗Feldmarschall Graf Moltke wiederholt besucht hat und wohin er auch in diesem Monat wieder zu gehen beabsichtigte,
wird, dem „H C.“ zufolge, zur Erinnerung an den Aufenthalt des 8 8 von ihm bewohnten Hause eine Gedenk⸗
ist, wird der „Nordd. Allg. Ztg.“ von amtlicher Seite gemeldet: ist der Oberst⸗Lieutenant Prager vom
Regiment Nr. 12, Birnbaumstraße 8 wohn⸗
„ermordet worden. Anscheinend hat der Thäter ihn zunächst mit 1. es hat darauf ein Kampf zwischen
bei welchem letzteres sieben Stia⸗ ihm vom Mörder der
Der Mörder fand dann noch Zeit, sich zu waschen, einen Civilanzug des Oberst⸗Lieutenants anzuziehen und hier⸗
Am Sonnabend fand, wie die „2 der Werft von A. und J. Inglis de Stapellauf der für Seine Königliche Hoheit den Prinzen
iges London, 8. Mai. hatte an Stelle des an der Influenza
Schleswig⸗Holstein Baron von Schrö
1492 Krarke Aufnahme gefunden.
Vorstellung handelt 28 116 Personen. Das letzte
Vor⸗
dem
ugewandt. “ ng 2 .
Nantes, 5. Mai.
Norderney
rgen früh statt⸗
Gäste, welche jedoch sämmtlich
Zürich, 6. Mai. Aus Vitzn
öffnet worden it.
man als⸗
Rotterdam, 7. Mati. Das reichen Vorrath an Taback, Zucker, Werthe von † bis ½ Millionen Gul vorige Nacht vollständig nie ganze Feuerwehr anwesend war,
Pla⸗
eine irgendwie
linken Maasufer zu Teijenoort.
liche Abzweigung.
verbrannt sei.
(F) Christiania, 4. Mai. nahme begriffen, denn es
kommen.
angegeben.
Das Storthin
vorigen Jahre.
New⸗York, 7. Mai. nach einer Meldung des bolz⸗Lagerplätzen in
ammers das Feuersbrünste statt.
Simcoe) wurde, Morgen durch
* statt. vollständig zerstört.
Das deutsche Hospital in Dalston feierte, wie die „A. C.“ berichtet, gestern sein 46. Jahresfest. Den Vorsitz
wesenden befanden sich Prinz Pleß, Ritter Krapf von Liverhof, Freiherr
sei nicht ohne Schwierigkeiten gewesen. Es seien 10 000 Pfd. Sterl. verausgabt, aber nur 9000 Pfd. Sterl - 1 f nach dem Mahl herumgereichten Zeichnungsbogen wiesen indessen die stattliche Summe von über 3500 Pfd. Sterl. auf. aj der Kaiser Wilbelm hat dem Hospital wiederum 200 Pfd. Sterl. und Seine Majestät der Kaiser Franz
Im überfüllten Theater stürzte laut Meldung der „D. B. H.“ die Galerie und theilweise auch das Mauerwerk ein; fünfzig Personen wurden verwundet.
Rom, 8 Mai. Ein von dem Bahnhofe Allerona (Provinz Ron) Behufs Ladung von Materialien in die Steinbrüche von Rivalcale fahrender Eisenbahnzug wurde nach einer Meldung des „W. T. B.“ durch den Strom aus den Schienen gerissen; viele Arbeiter sprangen in das Wasser, um sich zu retten, eesanfes
gemeldet, daß gestern die Vitznau⸗Rigibahn bis zum Kulm er⸗
Das Riiksentrepöt ist ein Theil der großartigen Hafenanstalten am Dort sind zwei lange Häfen ins Land eingeschnitten und an dem einen Bassin giebt es noch eine seit⸗ Die letztere nennt man den Entrepôthaven.é An ihren Ufern stehen mächtige mehrstöckige Speicher, in welchen die an sich zollpflichtigen Waaren zollfrei gelagert werden können. Speicherkomplex ist der Ort der Feuersbrunst, jedoch scheint es nach der Geringfügigkeit der Schadensumme, als ob nicht die ganze Anlage
Die Influenza ist in der Ab⸗ sind in der letzten Woche nur 1748 Er⸗ krankungsfälle gegen 2488 in der Woche zuvor zur Anmeldung ge⸗: die Leider nimmt aber die Anzahl der an der Influenza selbst oder deren Nachwirkungen Gestorbenen noch immer zu, in der letzten Woche wurde bei 27 Fällen die Influenza als Die Aerzte sind im Ganzen genommen G die Epidemie in diesem Jahre einen bösartigeren Charakter hat als im
Sitzungen während mehrerer Tage unterbrechen, weil eine bedeutende Anzahl von Abgeordneten an der Influenza erkrankt war.
Gestern Abend und heute früh fanden „W T. B.“ auf zwei verschiedenen Bau⸗ Long⸗Island Der durch das Feuer angerichtete Schaden wird auf eine halbe Million Dollars geschätzt.
„A. C.“ Toronto, 8. Mai. Die Ortschaft Alliston (Grafschaft nach einer Mittheilung des „ eine mehrere Stunden anhaltende Feuersbrunst Der Schaden ist ein sehr erheblicher.
erkrankten Prinzen Christian zu der übernommen. Unter den An⸗
Darmstadt
haben in dem Hospital getroffen und
sen u. A. m letzten Jahre 11““ 2 Päbr diesen wurden ärztlich be⸗ dem Großherzog, rinzessin Heinrich von — d Prinzen Heinrich und Wilhelm von Hessen sowie dem preußischen Gesandten von Plessen empfangen worden. Maäjestät fuhr mit dem Großbherzog na
Jahr, bemerkte Baron Schröder,
eingenommen worden. Die
Seine Majestät wo um 2 Uhr F
Joseph 50 Pfd. Sterl.
auszudrücken.
Ministeriums für
au wird der „N. Zürch. 3 Feichs, in we Unterhandlungen und
„Rijksentrepôt“ mit seinem Spirituosen, Wein und Holz im den ist, der „Wes.⸗Ztg.“ zufolge, dergebrannt. Obwohl die konnte nichts gerettet werden.
neuen Schweizer Gutachten sind b
Paris, 9. Morgenblätte
1
Dieser
liche Ruhe
beantragte nestie gewesen.
direkte Todesursache der Ansicht, daß
g mußte vorige Woche seine
Kundgebungen, truppen zum
City zwei große
seien, Protest ei
W. T. B.“, heute
Rumänien reichisch⸗deutschen Tarifvertrags, der Schweiz Gutachten unter besonderer Betonung der öster⸗ reichischen Exportartikel begehrt werden, die künftig unter den
dem gestrigen Votum der Kammer einen schweren und eine starke Schädigung der Republik. 1 Monarchisten geben ihrer Genugthuung über die Spaltung der Republikaner offenen Ausdruck und meinen, die Stellung des Kabinets sei durch den Verlauf der gestrigen Kammer⸗ fitzung jedenfalls geschwächt worden. Lüttich, 9. Mai. .
gestern vier Brüsseler Arbeiterführer. listische Partei verbreitete in mehreren Arbeitercentren
Lüttich, Herstal, Jemappes, der Lage bemerkbar.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depeschen. „9. Mai. (W. T. B.) Seine Majestät
der Kaiser ist heute gegen 12 Uhr Mittags hier ein⸗ auf dem Bahnhof von Seiner Königlichen
Ihrer Königlichen Hoheit der Preußen, der Prinzessin Alix und den
Seine ch dem Neuen Palais, amilientafel stattfand. Bei der Fahrt durch
die beflaggte Stadt wurde Seine Majestät der Kaiser überall enthustasägch begrüßt. .
Wien, 9. Mai. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Graf Taaffe und sämmtliche Minister erschienen nach der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses im Bureaudes Präsidenten Smolka, um demselben den Dank der Gesammtregierung für die Beantragung der erfolgten Loyalitätskundgebung Auch dem Vize⸗Präsidenten des Abgeordneten⸗ hauses von Chlumecky wurde Seitens der Mitglieder des
seine Leitung und die patriotischen Schlußworte
gedankt. — Das Präsidium des Abgeordnetenhauses wird morgen Mittag durch den Kaiser empfangen werden.
Das „Fremdenblatt“ veröffentlicht einen Erlaß des 88 Handels⸗Ministers an die Fachkorporationen des
lchem unter Hinweis auf die bevorstehenden mit der Schweiz, Serbien, Italien auf Grund des paraphirten öster⸗ zunächst Betreffs
Zolltarif fallen. Die Italien betreffenden is zum 15. Juli, ein Bericht über den Einfluß
des am 10. Juli eintretenden neuen rumänischen Zollregimes auf den österreichischen Export binnen 2 Monaten vorzulegen.
Mai, Vorm. (W. T. B.) Sämmtliche r heben einstimmig die Bedeutung der gestrigen
Kammersitzung hervor. In derselben sei die Spaltung der Republikaner offen zu Tage getreten und eine end⸗ gültige geworden. Die Frage der Amnestie anlangend, so betonen die gemäßigten Organe, durch eine Annahme der Amnestie würde die Unfähigkeit der Republik, aufrecht zu Regierungsunfähigkeit erwiesen worden sein; überdies wäre
die öffent⸗ erhalten, und damit auch ihre Amnestie gleichzeitig eine Präventiv⸗Am⸗ Die Organe der Radikalen erblicken in
Fehler Die Blätter der
(W. T. B.) Die Behörde verhaftete Die sozia⸗
in welchen gegen die Einberufung der Miliz⸗
Zweck der Verhinderung des Strikes und Bekämpfung der Ausständigen, welche Brüder der Soldaten
ngelegt wird. — In den Kohlengruben von Tilleur macht sich eine Besserung
Dritten Beilage.)
Wette bericht vom 9. Mai, Morgens 8 Uhr.
—
— Wind. V Wetter.
—
Stationen.
Temperatur C. = 40 R.
zu. d. Meeressp — in ° Celsius
red. in Millim
4 wolkenlos 2 halb bed. 1 heiter
4 bedeckt
2 wolkenlos 2 halb bed. 1 wolkenlos 1 bedeckt
32 Bar. auf 0 Gr
2 NO 764 NNO 765 WNW 758 ONO 767 ONO 763 S
770 SO 766 N
NNW O
Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. Petersburg. Moskau. Cork, Queens⸗
— tbobodo S8oSSÖSS59*
— —
’
5 heiter
3 halb bed. 2 Nebel
4 bedeckl¹) 2 Nebel
3 wolkig²) 2 bedeckl³) 762 4 halb bed. 752 1 Regen 752 1 Regen
7
759 753 754 755 753 755 758
— αρSS
amburg.. Swinemünde Neufahrwasser Memel
Perie “ ünster... Karlsruhe. . 750 Wiesbaden. 750 München . 751 Chemnitz .. 751 Berlin.. .. 752 Wien 752 Breslau.. . 754 Ile d'Aix . . 748 ööqöö1öö1.““ 1413188Ebö--
bedeckt bedeckt
4 bedeckt O 1 wolkig OSO Zwolkig) SO 2 bedeckt OSO 3 wolkig OSO 3 halb bed. ONO 2 balb bed.
still bedeckt
¹) Nachts Regen. ²) Nachm. Regen. Regen. ⁴) Gestern Regen. 8
Uebersicht der Witterung.
Unter der Wechselwirkung eines umfangreichen Hochdruckgebietes im Norden und Osten und einer flachen Depression im Südwesten wehen in Deutsch⸗ land schwache östliche bis nordöstliche Winde bei trüber Witterung und vielfachen Regenfällen. Ueber den britischen Inseln hat bei aufklarendem Wetter der Luftdruck stark zugenommen, sodaß hier die Aus⸗ bildung eines Hochdruckgebietes erwartet werden kann. Die Temperatur ist in Deutschland fast allenthalben gestiegen und hat daselbst meist den Durchschnittswerth überschritten, in Breslau sogar um 7 Grad. Grünberg und Krakau hatten gestern Gewitter. In Deutschland ist seit gestern fast überall Regen gefallen.
³) Nachts
Deutsche Seewarte.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 116. Vorstellung. Der Prophet. Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Text nach dem Fran⸗ zösischen des Seribe, deutsch bearbeitet von L. Rell⸗ stab. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: Kapell⸗ meister Kahl. Anfang 7 Uhr. 1
Schauspielhaus. 122. Vorstellung. Die Geier⸗
Wally. Schauspiel in 5 Aufzügen und einem Vorspiel „Die Klötze von Rofen,“ nach ihrem Roman gleichen Namens von Wilhelmine von Hillern. Anfang 7 Uhr. 8 Montag: Opernhaus. 117. Vorstellung. Die Regimentstochter. Oper in 2 Akten von Doni⸗ zetti. Text nach dem Französischen des St. Georges. Hierauf: Solotauz. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 123. Vorstellung. Der neue Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr. Dienstag: Opernhaus. 118. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des Goethe’˖schen Romans: „Wilhelm Meister’'s Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. (Mignon: Frl. Pertersen, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 124. Vorstellung. Der Sturm. Zauber⸗Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. von Schlegel’s Uebersetzung. Musik es . Taubert. Tanz von Emil Graeb.
r.
Deutsches Theater. Sonntag: Die in der man sich langweilt. 1 Montag: König Heinrich der Vierte. Dienstag: Die Kinder der Excellenz. Mittwoch: Krieg im Frieden. 8 . “ 2 28 * 3 Verliner Theater Sonntag: Nachm. 2 ½ Rosenkranz und Güldenstern. Abends 7 ½ Uhr: Kean. 116““] Montag: Schuldig. Anfang 7 ½ Uuhr. Dienstag: Der Veilcheufresser. H9 Tessing-Theater. Sonntag: Letztes Auftreten von Josef Kainz. Sodoms Ende. Montag: Thermidor. “ Dienstag: Der Probepfeil. 18898 “ 171.12 E11“ Walner-Theater. Sonntag: Zum 30. Male: Des Teufels Weib. Phrntesiches Singspiel in 3 Akten und einem Vorspiel von Meilhac und Fntten bearbeitet von Th. Herzl. Musik von Adolf üller.
Der Garten ist eröffnet. Bei günstiger Witterung vor der Vorstellung
Welt,
Montag und folgende Tage: Des Teufels
Weib.
Priedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Sonntag: Mit neuer Ausstattung. Unter per⸗ sönlicher Leitung des Komponisten. Nanon. Komische Operette in 3 Akten von F. Zell und Rich. Gensée. Muosik von Richard Genée.
Große Militär⸗Concerte.
Im prachtvollen Park: . ” Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumentalkünstlern.
* des Concerts 4 ½ Uhr, Anfang der Vorstellung r.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Am 17. und 18. Mai: Militär⸗Früh⸗Concert.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
burg. Sonntag: Zum 16. Male: Dr. Jojo. Schwank in 3 Akten von Albert Carré. Deutsch von Carl Lindau. Regie: Emil Lessing. Vorher zum 16. Male: Wer das Größere nicht ehrt, ist das Kleinere nicht werth. Schwank in 1 Auf⸗ zug von Sigmund Schlesinger. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Kroll’s Theater. Sonntag: Die Zauber⸗
flöte. (Tamino: Hr. Birrenkoven)
Montag: Zum letzten Male: Fidelio. (Leonore: Fr. Lilli Lehmann; Florestan: Hr. Paul Kalisch als Gäste.)
Dienstag: Martha.
Täglich: Bei günstigem Wetter „Großes Concert“ im Sommergarten. Anfang Sonntag 4, an den Wochentagen 5 ½ Uhr, der Vorstellung 7 Uhr.
Belle-Alliance-Theater. Sonntag: Zum
21. Male: Der Giftmischer. Schwank in 4 Akten nach dem Französischen von Fritz Brentano und Carl Tellbeim. Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor⸗ nehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement der Residenz): Großes Doppel⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Con⸗ certs 4 Uhr. Anfang des Theaters 7 ½ Uhr. Montag: Der Giftmischer. Im Garten: Großes Militär⸗Concert. Auftreten
Spezialitäten. 8 84.
Adolph Ernst-Theater. (Vorletzte Sonntag: Zum 84. Male: Adam und Eva. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musik von Adolph Ferron. Im 4. Akt: Der unselige Tonpinel. Parodistische Einlage. Anfang 7 ¼ Uhr. 1
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Sonntag: auf Reisen. A. L'Arronge und G. v. Moser. und G. Steffens
bis 7 ½ Uhr Großes Concent.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Zum 45. Male: Der Registrator
Posse mit Gesang in 3 Akten von Musik von Bial
Anfang 7 ½ Uhr. neurenovirten Sommergarten von 6
Der Registrator
In dem
Montag und folgende Tage:
auf Reisen.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 — 11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ setlel 1 1“ 6 32] 114“ 1I1111“ Wilhelmstr. 10. „Nordland * Panorama.“ G Für sämmtliche 8 Ausstellungen heute 30 Pf. 1
Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Meta Knuht mit Hrn. Ritterguts⸗ besitzer August Grams (Owidz — Bialachowken). Verehelicht: Hr. Landrath Harz mit Frl. Eugenie Tigler (Bonn). — Hr. Oberst von Pod⸗ bielskt mit Frl. Margarethe von Twardowska (Buschocw).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Ernst Julius von Seidlitz (Schloß Langenbielau). — Eine Toch⸗ ter: Hrn. Amtsrichter Dr. Bleichroedt (Lands⸗ berg a. W.)
Gestorben: Hr. Geb. Reg⸗Rath und Ober⸗ Bürgermeister a. D. Th. Eduard Koerner (Thorn). — Hr. General⸗Major z. D. Clemens Frhr. von Fürstenberg (Berlin) — Fr. Cölestine von Stechow, geb. v. Miltitz (Niederlößnitz).
Berichtigung. In Nr. 107 vom 8. Mai war irrthümlich die Vermählung des Regierungs⸗Bau⸗ meisters Heydemann in Berlin angezeigt, während die Geburt eines Sohnes zu melden war.
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor
Berlin: . 8 Verlag der Expedition (Scholz). 8
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
sowie das Nummern⸗Verzeichniß der am 1. Mai 1891 gezogenen Pfandbriefe der
Großes Garten⸗Concert. Anfang des Concerts
6 ½ Uhr, der Vorstellung 7 ¼ Uhr.
Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.
Bayerischen Hypotheken⸗ und Wechselbank.
bei dem Festungsgefängniß in Straßburg i. E. entbunden.
* 4
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
8 .SnseSn E1 ꝛc. eförderungen un ersetzungen. Im aktiv
Berlin, 28. April. v. Below, Sec. Lt. vom Fnn H gn König Friedrich III. (1. Ostpreuß.) Nr. 1, vom 1. Mai d. J. ab zur Dienstleistung bei dem Festungsgefängniß in Rastatt kommandirt.
EE Mai. v. Natzmer, Oberst und Commandeur des 1. Garde⸗Regts. zu Fuß, unter Belassung in diesem Dienst⸗ verhältniß, zum Flügel⸗Adjutanten Seiner Majestät des Kaisers und Königs ernannt. v. Helldorff, Hauptm. und Comp. Chef von demselben Regt., ein Patent seiner Charge verliehen.
Neues Palais, 3. Mai. Thiele, Hauptm. und Comp. Chef vom Gren. Regt. König Friedrich II. (3. Ostpreuß.) Nr. 4, kom⸗ mandirt zur Wahrnehmung der Geschäfte eines Bezirksoffiziers bei dem Landw. Bezirk Lötzen, unter Stellung z. D. mit Pension, zum Bezirksoffizier bei dem gedachten Landw. Bezirk ernannt. v. Kriegs⸗ heim, Hauptm. und Comp. Chef vom 4. Garde⸗Regt. zu Fuß, in
Ernennungen,
das Gren. Regt. König Friedrich II. (3. Ostpreuß.) Nr. 4 versetzt.
Graham, Hauptm. vom 4. Garde⸗Regt. zu Fuß, zum Comp. Che ernannt. von Türk II., Sec. Lt. vom Kaiser Alexander 5Cbe⸗ Gren. Regt. Nr. 1, von seinem Kommando zur Dienstleistung 1 Goetze, Sec. Lt. vom Pomm. Füs. Regt. Nr. 34, zur Dienstleistung ze dem Festungsgefängniß in Straßburg i. E. kommandirt. Düsseldorf, 4. Mai. Rüder, Hauptm. vom Niederrhein. Füs. Regt. Nr. 39, dem Regt. aggregirt. Bauer I., Pr. Lt. vom
8 Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pomm.) Nr. 2, unter
Beförderung zum überzähl. Hauptm. und unter Belassung in dem Kommando als Adjut. bei der 27. Inf. Brig., in das 5. Westfäl Inf. Regt. Nr. 53 versetzt. Sembach, Hauptm. von der 8. Gendarmerie⸗ Brig., Fha Vese See 8 3 n, 5. Mai. Graf v. Alten, Gen. Lt., bisher Gen. à 1 suite Seiner Majestät des Kaisers und Königs, “ Uim. der Charakter als Gen, der Kav., v. Schkopp, Gen. Lt. und Gou⸗ verneur von Köln, der Charakter als Gen. der Inf, — verliehen. Hesse, Hauptm. und Comp. Chef vom Füs. Regt. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) Nr. 40, dem Regt., unter Beförderung zum überzähl. Major, aggreg. Gündell, Hauptm. vom Generalstabe der 6. Div., als Comp. Chef in das Füs. Regt. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) Nr. 40, Frhr. v. Uckermann, . Hauptm. vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe der 6. Div., — versetzt. Vitzthum v. Eckstaedt II., Hauptm. aggreg. dem Generalstabe, unter Belassung bei dem Generalstabe des VII. Armee⸗ Corps, in den Generalstab der Armee einrangirt. v. Amelunxen, Sec. Lt. vom Füs. Regt. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohen⸗ zollern.) Nr. 40, zum überzähl. Pr. Lt. befördert. Winckel, Pr. Lt. vom 5. Rhein. Inf. Regt. Nr. 65, ein Patent seiner Charge verliehen. Trenk, Hauptm. von der 4. Ingen. Insp., zum überzähl. Mafor befördert. Mohs, Hauptm. und Compagnie⸗Chef vom Infanterie⸗Regiment Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) Nr. 16, dem Regiment, unter Verleihung des Charakters als Major, aggregirt. Kruska, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 99 und Lehrer bei der Kriegsschule in Neisse, als Comp. Chef in das Inf. Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) Nr. 16 versetzt; derselbe verbleibt bis zum Schluß des gegenwärtigen Unterrichtskursus noch als kommandirt in seiner bisherigen Stellung. v. Jarotzky, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin (4. Brandenburg.) Nr. 24, unter Beförderung zum 8 Hauptm. und Stellung à la suite des Regts., als Lehrer zur Kriegs⸗ schule in Neisse versetzt; derselbe verbleibt bis zum 1. Juli d. J. noch als kommandirt beim Regt. Köhler I., Pr. Lt. vom Eisenb. Regt. Nr. 1, in das Inf. Regt. Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg⸗Schwerin (4. Brandenburg.) Nr. 24 versetzt. Schlienkamp, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 69, dem Regt, unter Beförderung zum überzähl. Major, aggregirt. . Horn, Pr. Lt. von demselben Regt., zum Hauptm. und Comp. Thef befördert. v. Förster, Pr. Lt. vom Inf. Regt. von Horn (63. Rhein.) Nr. 29, in das 7. Rhein. Inf. Regt. Nr. 69 versetzt. Frhr. Digeon v. Monteton, Sec. Lt. vom Inf. Regt. von Horn (3. Rhein.) Nr. 29, zum Pr. Lt. befördert. 8 Bonn, 6. Mai. Frhr. v. Los, Gen. der Kav., Gen. Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs und kommandirender General des VIII. Armee⸗Corps, à la suite des Hus. Regts. König Wilhelm I. (1. Rhein.) Nr. 7 gestellt. v. Mühlberg, Major und Escadr. Chef vom Hus. Regt. König Wilhelm I. (1. Rhein.) Nr. 7, dem Regt. aggregirt. Prinz Adolf zu Schaumburg⸗ Lippe Durchlaucht, Rittm. à la suite des Hus. Regts. König Wilhelm I. (1. Rhein.) Nr. 7, unter Belassung in dem Verhältniß
Regt. einrangirt.
85 la suite des Westfäl. Jäger⸗Bats. Nr. 7, als Escadr. Chef in das
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Wart⸗ burg (Wolfsschlucht), 30. April. v. Arnswald, Oberst⸗Lt. „D., früher Großherzogl. Sächs. Oberst⸗Lt. a. D., der Charakter als berst verliehen. 1 Neues Palais, 2. Mai. Kund, Hauptm. aggreg. dem Inf. Regt. Graf Barfuß (4. Westfäl.) Nr. 17, kommandirt zur Dienst⸗ leistung bei dem Neben⸗Etat des Großen Generalstabes, mit Pension und seiner bisherigen Uniform der Abschied bewilligt.
8 Deutscher Reichstag. 117. Sitzung vom Freitag, 8. Mai.
Am Bundesrathstische der Reichskanzler von Caprivi,
ie Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von
Maltzahn und Freiherr von Marschall sowie die Staats⸗ Minister Freiherr von Berlepsch und von Heyden.
Es folgt die dritte Lesung der Zuckersteuervorlage.
Abg. Spahn hat im Verein mit dem Abg. Dr. Orterer
seinen in zweiter Lesung gestellten Antrag wieder eingebracht,
eeine Verbrauchsabgabe von 18 ℳ und fallende
offene Exportprämien für fünf Jahre, und zwar von 1,25 ℳ für den Doppelcentner für die Jahre vom 1. August 1892 bis 1895, und von 1,00 ℳ für die beiden folgenden Jahre vom 1. August 1895 bis 31. Juli 1897 zu bewilligen. Die Vorlage hatte 22 ℳ gefordert und Prämien von 1 ℳ nur für die drei Jahre von 1892 bis 1895 in Aus⸗ sich setene⸗
g. Spahn: Sein Antrag trage der fast allseitig anerkannten Nothwendigkeit Rechnung, das Sostem der Urpor gerencen zu be⸗ seitigen, lasse aber der Industrie eine Uebergangszeit zur Vorbereitung auf die neuen Verhältnisse. Ihre Dauer und die Höhe der Prämien seien so bemessen, daß die Industrie dabei bestehen und die Nachfolge der Konkurrenzländer, namentlich Frankreichs, auf dem von Deutschland betretenen Wege in Aussicht gestellt werden könne.
““
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Pren
Berlin, Sonnabend, den 9. Mai
Reichskanzler von Caprivi:
Die verbündeten Regierungen sind nach wie vor überzeugt, daß der bestehende Zustand in Bezug auf Besteuerung des Zuckers un⸗ haltbar ist. Sie sehen aber zugleich ein, daß die Vorlage, die sie dem hohen Hause gemacht haben, keine Aussicht hat, durchzugeben. Und obwohl sie dieselbe noch jetzt für das Beste halten, was sie vorzuschlagen im Stande sind, so sind sie geneigt, den Antrag Orterer anzunehmen. Ich bin berechtigt, zu erklären, daß, wenn der Antrag Orterer die Zustimmung dieses Hauses findet, er auch die An⸗ nahme Seitens der verbündeten Regierungen finden wird. Ueber diesen Antrag Orterer hinaus würden die verbündeten Regierungen nicht gehen. Findet der Antrag Orterer die Annahme nicht, so werden die verbündeten Regierungen mit dieser Vorlage im nächsten Jahre wiederkommen. Ob sie dann dieselben Uebergangsbestimmungen wie dieses Mal vorschlagen würden, mag dahingestellt bleiben. (Hört, hört!) Ich halte das für unwahrscheinlich und bitte also das hohe Haus, den Antrag Orterer anzunehmen.
Abg. Graf Mirbach: Er befinde sich ausnahmsweise nicht i voller Uebereinstimmung mit der Reichsregierung. (Heneecht, in Reichskanzler sage, die Regierung halte nach wie vor den gegenwärtigen Zustand der Zuckerbesteuerung für unhaltbar, aber aus den Motiven der Vorlage von 1887 lasse sich ein gewisser Wechsel der An⸗ schauungen nachweisen. Wenn der Reichskanzler erkläre, daß, wenn der Reichstag die Vorlage nicht annehme, dann etwas Schlechteres für die Industrie nachfolgen werde, so liege darin eine Drohung, die an ihm (dem Redner) abpralle. Er habe weder für die ursprüngliche Vorlage stimmen können, noch könne er heute für den Antrag Orterer stimmen. Die Regierung bewege sich in dieser Sache aller⸗ dings in einem alten Kurs, aber einem sehr alten, dem à la Delbrück, und ihre Vorlage sei mehr auf die Erwartung der Annahme im Reichstage, als auf sachliche Gründe ge⸗ stützt. Man wolle hier einfach einem bedeutenden Gewerbe den Brotkorb höher hängen. Die Vorlage und der Antrag wollten die Exportprämie für eine kleine, genau abgegrenzte Zeit zulassen, die aus technischen Rücksichten als zu eng bemessen beurtheilt werden müsse. Warum gehe man auf militärischem Gebiet nicht ebenso vor, wie hier? Hier sage man, die anderen Völker würden schon nachkommen — warum rüste man denn nicht ab in der Erwartung, Frankreich und die anderen Völker würden schon so vernünftig sein, nachzufolgen? „Der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn habe am 29. April gesagt, wir wollen unseren Konkurrenten nicht durch Aufgeben der Prämie einen Vorsprung lassen, also gebe er zu, daß durch Aufgeben der Prämien Anderen ein solcher Vorsprung ge⸗ schaffen werde, und jede fixirte Dauer der Geltung der Prämien, auch auf sechs Jahre, gewähre ebenfalls einen solchen Vorsprung, denn damit gebe man den Franzosen und anderen Konkurrenten eine genaue Marschroute und Direktive. Man müsse auch bedenken, daß Rußland zwar keine Exportprämie zahle, aber in dem aus⸗ gedehnten Gouvernement Kiew die Zuckerindustrie unter so günstigen Bedingungen bestehe, daß, wenn Deutschland die Prämie aufgebe, Rußland ihm eine sehr bedenkliche Konkurrenz machen werde; wenn Rußland auch jetzt in dem Beschaffen von Geld und Arbeitskräften Schwierigkeiten habe, so unterstützten doch seine Exporttarife die wirth⸗ schaftlichen Interessen des Landes ganz bedeutend, was in Deutschland nicht der Fall sei. Er möchte die Regierung fragen: Welches ist der Zweck des österreichischen Handelsvertrages? Er solle doch die deutsche Ausfuhr heben, aber in der Zuckerindustrie habe Deutsch⸗ land einen bedeutenden Export, der durch ein richtiges System der Materialsteuer belebt und aufrecht erhalten werde; wolle man höhere Intraden, so erhoöhe man die Materialsteuer. Er habe nichts da⸗ gegen, er glaube auch, daß der Zucker der Reichskasse mehr Einnahmen bringen müsse, aber die hier gemachten Vorschläge schädigten den Export ganz entschieden und im Widerspruch mit dem Abschluß des österreichischen E“ sodaß man fürchten müsse, daß man auf diesem Gebiete ruhig den Export schädigen zu dürfen glaube, weil es sich hierbei nicht um eine gewöhnliche Industrie handele, sondern um ein Nebengewerbe der Landwirthschaft. Auch politisch sei es richtig, an der Materialsteuer festzuhalten. Der Abg. Dr. Witte habe gesagt, die Exportbonifikation sei schon eine unangenehme Sache, aber noch schlimmer die direkte Exportprämie. Gut, er solle Recht haben; aber dann ziehe man daraus auch die richtige Konsequenz und halte an der versteckten Prämie fest. Der Schatzsekretär habe gemeint, die Prämien könnten ja nöthigenfalls wieder eingeführt werden, nachdem sie gefallen seien. In Frankreich vereinigten sich wohl alle Parteien im Interesse des Wohles des Ganzen, aber in Deutschland sei nicht denkbar, daß die politischen Parteien sich zur Wiedereinführung der Prämien vereinigen würden. Man müsse also an den Prämien festhalten, und daher sei dieser Schritt hier sehr bedenklich. Der Staatssekretär habe dann von den großen Summen gesprochen, welche dem Reiche durch die Prämien verloren gegangen wären. Er vergesse dabei, welche riesigen Summen dieses wichtige Gewerbe dem Lande zugeführt und wie es dadurch die Handelsbilanz verbessert habe. Entscheidend sei für ihn (den Redner) der Abschluß von Handelsverträgen, sei es mit Oesterreich oder mit anderen Staaten. Man wisse noch nicht, welche Opfer dadurch den einzelnen Berufsklassen auferlegt würden. Eine Ermäßigung der Getreidezölle auf 3,50 ℳ halte er absolut für unmöglich. Das hieße die Landwirthschaft, sei es aus Uebelwollen, sei es aus Unkenntniß, schädigen. Er habe das Vertrauen zur Ge⸗ rechtigkeit des Bundesraths, daß er nicht einseitig die Getreidezölle herabsetzen werde, wenn nicht auch die Industriezölle ermäßigt würden. Das Alters⸗ und Invaliditätsversicherungsgesetz — er sei nicht sein grundsätzlicher Gegner und habe nur die Durchführ⸗ barkeit bezweifelt — sei unter entscheidender Betheiligung der Landwirthschaft zu Stande gekommen, aber die Lasten seien hauptsächlich den landwirthschaftlichen Arbeitgebern auferlegt worden, und den Zuschuß des Reichs dafür werde auch wiederum die Land⸗ wirthschaft als das bedeutendste Lebensgewerbe zu tragen haben. (Sehr richtig! rechts.) Wer eine Herabsetzung der Getreidezölle in erheb⸗ lichem Umfange durch einen Handelsvertrag nicht wolle, könne auch dieser Vorlage nicht zustimmen. Es würde richtiger sein, wenn der Reichstag diese Frage hier erst nach Erledigung der Handelsverträge löste. Die Regierung brauche ja das Geld noch nicht sofort. Vom engen partikularistischen Standpunkt des Ostens koͤnne er sagen, dieses landwirthschaftliche Nebengewerbe habe für ihn keine Bedeutung, es schädige die dortige Landwirthschaft sogar durch den Abzug der Arbeiter — die Zuckerindustrie begünstige ja die Sachsengängerei, die für den Osten eine sehr große praktische Bedeutung habe; wenn die Regierung die Landwirthschaft noch mehr belaste, werde das Tempo der Verödung des Ostens noch schneller werden, — aber auf diesen kleinen partikularistischen Standpunkt wolle er sich nicht stellen, denn die landwirthschaftlichen Interessen in ganz Deutschland seien solidarisch. (Sehr richtig! rechts.) Er appellire an das Votum seiner Erwerbsgenossen und bitte den Antrag Orterer abzulehnen. (Beifall.)
Reichskanzler von Caprivi: Der Herr Vorredner hat aus meiner Bemerkung über dasjenige,
was, wenn der Antrag Orterer abgelehnt würde, etwa im nächsten
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ts⸗Anzeiger.
Jahre die verbündeten Regierungen thun würden, die Behauptung hergeleitet, ich hätte ihm — ich glaube, seinen Panzer führte er ins Gefecht — oder irgend Jemandem anders drohen wollen. Das hat mir ferne gelegen. Denn ich habe von allen den Herren, und auch von dem Herrn Vorredner, die Ueberzeugung, daß sie das thun, was sie nach ihrem pflichtmäßigen Ermessen für richtig halten 8 (sehr richtig!), und daß sie durch Drohungen nicht würden einzu⸗ schüchtern sein. (Sehr richtig! rechts und im Centrum.)
Ich habe mich aber für verpflichtet gehalten, auszusprechen, daß, wenn der Antrag Orterer in diesem Jahre nicht angenommen wird, die verbündeten Regierungen auf ähnliche Anträge, wie den jetzt vorliegenden, im nächsten Jahre voraussichtlich nicht würden ein⸗ gehen können, weil ich den Wunsch habe, klarzustellen, und gerade den Zuckerindustriellen gegenüber klarzustellen, daß die verbündeten Regierungen nach ihrer Meinung im Laufe der Zeiten nicht in derselben Weise im Stande sein werden, sie für das Uebergangsstadium zu schützen, als sie es jetzt im Stande sind. Also nicht, um Jemandem zu drohen, sondern um die Interessenten davon in Kenntniß zu setzen, wie die verbündeten Regierungen die Sachlage ansehen, und sie in den Stand zu setzen, darnach ihre eigenen Interessen wahrnehmen zu können, habe ich mir die Aeußerung erlaubt, der der Herr Abge⸗ ordnete nach meinem Dafürhalten eine mißverständliche Deutung ge⸗ geben hat.
Er hat dann von mir zu wissen gewünscht, welches der Zweck der Handelsverträge ist. Ich werde mir erlauben, ihm darauf zu antworten, wenn die Handelsverträge auf der Tagesordnung stehen (sehr richtig!), und ich beziehe mich für heute auf die Bemerkung, die ich früher gemacht habe, daß es nicht zweckmäßig ist, über Ver⸗ träge, die noch in der Vorbereitung sind, Aeußerungen Seitens der Regierungen abzugeben.
Ich muß mich aber dann ganz entschieden verwahren gegen die Aeußerung, die der Herr Abgeordnete — ich glaube heute nicht zum ersten Mal — gemacht hat, daß die verbündeten Regierungen, sei es nun aus Uebelwollen, oder sei es aus Unkenntniß, die Land⸗ wirthschaft zu schädigen beabsichtigten. Daß dies bei der Zucker⸗ steuer nicht der Fall ist, welche Motive uns bei der Zuckersteuer überhaupt leiten, ist nach meinem Dafürhalten hinlänglich dar⸗ gelegt worden; die verbündeten Regierungen sind noch jetzt der Meinung, daß auch im Interesse der Zuckerfabrikanten selbst eine Aenderung des gegenwärtigen Verfahrens geboten wäre. Sie wünschen diese Aenderung suaviter in modo vorzunehmen, weil sie sie für unvermeidlich halten. Wenn nun aber der Herr Abgeordnete weiter glaubt, daß das, was die verbündeten Regierungen vorhaben — ihm schweben dabei die Zölle vor, und er verwahrt sich gegen Zollsätze, die ihm exorbitant erscheinen —, daß dieses der Landwirthschaft schaden würde, so hat mich auch das insofern in Erstaunen gesetzt, als einer der ihm agrarisch nahestehenden Herren vor Kurzem eine Broschüre empfohlen hat, die von Hrn. von Graß⸗Clanin geschrieben ist, und die ich auch empfehlen kann; sie führt nach meinem Dafür⸗ halten den Beweis, daß diese Besorgnisse, die sich an die Verände⸗ rung der Zölle knüpfen, nicht gerechtfertigt sind. 1b Der Herr Abgeordnete hat dann endlich den verbündeten Re⸗ gierungen Frankreich als Beispiel vorgeführt, und ich habe den Ein⸗ druck, er wünscht sich französische Zustände. (Heiterkeit.)
Ich kann ihn versichern (Zuruf) — nun, ich möchte das doch glauben, denn er hat die französische Regierung und das, was dort jetzt vor sich geht, in Widerspruch gestellt zu dem, was hier vor⸗ geht; — ich kann da nur konstatiren, daß allerdings Das, was in Frankreich jetzt geplant wird, im Widerspruch zu Dem steht, was die verbündeten Regierungen wünschen, und ich bin der Meinung, daß gerade der Hinweis auf Frankreich den verbündeten Regierungen ein Beweis mehr dafür sein kann, daß Das, was sie wünschen, im deutschen Interesse ist. (Bravo!) “ vW
Staatssekretär Freiherr von Maltz ahn:
Der Hr. Abg. Graf von Mirbach hat zum Beweise für die von ihm aufgestellte Behauptung, daß die verbündeten Regierungen in ihrer Auffassung der den Reichstag heute beschäftigenden Frage schwankend gewesen wären, Bezug genommen auf einen Abschnitt der Motive des Zuckersteuergesetzes vom Jahre 1887, in welchem dem Inhalt der da⸗ maligen Gesetzesvorlage entsprechend die Beibehaltung des Systems der Materialsteuer mit den Zuckerprämien befürwortet wurde. In den dazwischenliegenden Jahren sind aber allerdings einige Dinge vorgegangen, welche es wohl rechtfertigen, wenn die verbündeten Re⸗ wnn heute eine andere Stellung zu dieser Frage als damals ein⸗ nehmen.
Zunächst ist, wie Sie Alle wissen, in der Zwischenzeit der Versuch, auf vertragsmäßigem Wege zu einer gemeinsamen gleich⸗ zeitigen Beseitigung der Zuckerprämien in sämmtlichen zuckerprodu⸗ zirenden Staaten zu gelangen, angestellt worden und gescheitert. Dann aber, meine Herren, hat in dieser Zeit eine ganz ungewöhnlich starke Steigerung unserer deutschen Zuckerproduktion und demgemäß eine ebenso starke Steigerung ihres Exports stattgefunden, und auf der anderen Seite eine sehr erhebliche Steigerung der ordentlichen Ausgaben des Reiches.
Im Jahre 1886/87 wurden in Deutschland verarbeitet an Rüben etwa 83 Millionen Doppelcentner, im Jahre vorher sogar nur 70 Mill. Doppelcentner, und im Jahre 1887/88, also nach dem Erlaß des Gesetzes, fiel die Zahl wieder auf 70 Millionen Doppel⸗ centner. Seitdem ist diese Verarbeitung gestiegen auf die Zahl von 106 ½ Millionen Doppelcentner. (Zuruf rechts.) Es ist die Zahl des produzirten Zuckers in der gleichen Zeit gestiegen von 10 Mil- lionen auf 13 ½ Millionen, während der inländische Konsum z. Z. sich noch unter 5 Millionen Dovppelcentner hält.
Hr. von Kardorff ruft mir nun zu: Es ist ja ein wahres Glück, wenn die Produktion und der Export in diesem Maße steigen. Dieser Herr Abgeordnete und auch Hr. Graf von Mirbach, der ähn⸗ liche Behauptungen aufstellte, würden vollkommen Recht haben, wenn
die Aafnahmefähiket des Weltmaektes für edes beliige bergesegle