2
8 Abg. Dr. von Bar bemängelt, daß die von dem Abg. Haußmann gestellte Frage wegen der Souveränetät des Reichs nicht genügend beantwortet worden sei. Wenn auch die Stationen innerhalb der deutschen Interessensphäre lägen, so habe Deutschand noch keinen recht⸗ lichen Titel zum Besitz dieses betreffenden Orts. . 48 Geheimer Legations⸗Rath Dr. Kayser: Der Abg. Dr. von Bar sei ein viel zu bedeutender Rechtslehrer, um nicht zu wissen, daß die Rechtsbegriffe in West⸗Afrika andere seien als hier. (Große Heiter⸗ keit links.) Die Verträge, welche 1885 Nachtigal Namens des Kaisers mit den Buallas abgeschlossen habe, hinderten die Regierung gar nicht, wie er (Redner) schon in der Kommission ausgeführt habe.
Abg. Dr. Hammacher: Der Abg. Dr. Barth habe ein wahres Schauergemälde entworfen von den Folgen des Vorgehens gegen die Duallas. Historisch sei die Sache ganz anders geartet. Das Vorgehen sei durchaus legitim und beeinträchtige die vertragsmäßigen Rechte der Duallas keineswegs. Im Weiteren tritt Redner für die erziehliche Wirkung des geplanten Vorgehens auf die dabei in Betracht kom⸗ mende Bevölkerung ein.
Abg. Dr. Barth: „Der ganze Handel Kameruns ist in den Händen der Duallas“, so sei wörtlich in der oft erwähnten Denkschrift der beiden interessirten Firmen zu lesen, welche, wie doch nicht geleugnet werden könne, bestimmend auf die Gestaltung der Be eingewirkt habe. Gehe man jeßt gegen dieses Handelsmonopol vor, so müsse man in ernsthaften Konflikt mit den Duallas kommen. Ein ernsthafter Kampf sei unvermeidlich, sie würden niedergeschlagen werden, und dann werde man die Kultur zu Wege gebracht haben, von der der Abg. Dr. Hammacher so viel Redens mache.
Abg. Dr. von Bar bleibt dabei stehen, daß es des Deutschen Reichs Pflicht sei, auch diesen Völkern gegenüber den Standpunkt des Rechts einigermaßen zu respektiren. “
Die Forderung wird darauf bewilligt, ebenso ohne Debatte die Forderung für die Erweiterung des Reichs⸗ Versicherungsamts und des Patentamts, sowie die extraordinäre Forderung von 1 200 000 ℳ als zehnte Rate zum Bau des Reichstagsgebäudes, nachdem der Abg. Goldschmidt für die Ausstattung der Empfangshalle mit istrischem Kalkstein noch ein letztes Wort eingelegt hat. Die in den Nachtrags⸗Etat eingestellte Forderung der Wiederher⸗ stellung der bei der Berathung des Etats abgelehnten Rationen wird nach dem Referat des Abg. von Keudell ohne Debatte abgelehnt.
Der Rest des Nachtrags⸗Etats wird nach dem An⸗ schlag bewilligt. 8
In der ersten Lesung der Vorlage, betreffend die Unter⸗ stützung von Familien der zu Friedensübungen einberufenen Reservisten und Landwehrleute, spricht sich der Abg. Harm gegen die geringen Entschädigungssätze (20 resp. 30 ₰ für die Frau, 10 ₰ für jedes weitere Familien⸗ mitglied) aus.
Nach kurzer Debatte wird der Entwurf an die Budget⸗ kommission überwiesen. 8 3
Der Vertrag mit Italien, betreffend die Befugniß der beiderseitigen Konsuln zur Vornahme von Eheschließungen, wird nach einer Verwahrung des Abg. Grafen Ballestrem, als ob das Centrum mit der Zustimmung zum Vertrage das Civilehegesetz anerkenne, in erster und zweiter Lesung ge⸗ nehmigt.
Die Wahlen der Abgg. Dr. Giese und Büsing werden für gültig erklärt. 1 1
Die Wahl des Abg. Kurtz (22. Sachsen) soll nach dem Kommissionsantrage beanstandet werden. Zu den Protest⸗ punkten, über welche Erhebungen angestellt werden sollen, kommt auf Antrag des Abg. Singer derjenige, welcher Untersuchung darüber verlangt, ob und warum dem Arbeiter⸗ kandidaten Franz Hofmann das Auftreten und Referiren in Wählerversammlungen verboten wurde. Mit dieser Erweiterung wird der Kommissionsantrag angenommen. Die Wahl de Abg. Müllensiefen wird ohne Debatte genehmigt.
Schluß 11 ¼ Uhr.
Nr. 18 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 5. Mai hat folgenden Inhalt: Personal⸗ Nachricht. — Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Volkskrankheiten und Sterbefälle im März. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Kranken⸗ häusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Geburten und Sterbefälle in Berlin, München, Dresden, * 1890. — Influenza in Hull. — Desgl. in Chicago. — Krankenbewegung in der bayerischen Armee 1890, 2. Halbjahr. — Medizinal⸗ und Sanitäts⸗ bericht für Schweden 1888. — Mittheilungen aus Britisch⸗Ostindien 1889. (Fortsetzung). — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. — Thierseuchen in Oesterreich 1891, 1. Vierteljahr. — Veterinär⸗polizeiliche Maßregeln. — Medizinalgesetzgebung u. s. w. (Bayern.) Bauordnung. (Schluß.) Desgl. für die Pfalz. (Hessen.) Tuberculinum Kochii. — (Mecklenburg⸗Schwerin.) Desgl. (Mecklen⸗ burg⸗Strelitz.) Desgl. — Rechtsprechung. (Reichsgericht.) Benutzbarkeit eines nachgemachten oder verfälschten Nahrungs“ oder Genußmittels zur Anwendung des §. 10 Nahrungsmittelges. ersorderlich. — Ver⸗ mischtes. (Preußen. Stadt Köln.) Desinfektionsanstalt. — Geschenk⸗ liste. — Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Ein⸗ wohnern, März. — Desgl. in größeren Orten des Auslandes.
Maßregeln.
Durch eine am 21. April 1891 veröffentlichte Bekanntmachung des Königlich dänischen Ministeriums für Island vom 13. Januar 1891 sind die gesetzlichen Vorschriften über die gesundheitspolizeiliche Untersuchung auch gegenüber allen nach Island von St. Peters⸗ burg kommenden Schiffen in Kraft gesetzt worden. Glleichzeitig ist die Einfuhr von gebrauchter Leinwand, gebrauchten Kleidern und Bettwäsche — soweit diese Stücke nicht zum Reisegut von Passagieren gehören —, außerdem von gebrauchter Watte, Kratzwolle, Papier⸗ . und Häuten aus St. Petersburg nach Island ver⸗
oten worden.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗
MNaͤchrichten von Thierkrankh 8. Rußland. Im ZJanuar 1891. 8 Rinderpest. Gouvernements:
Stawropol (Kaukasus). Pespen., sas) Kuban (Kaukasus).. Terek (Kaukasus).
. Oesterreich. Laut der am 14. März 1891 vorliegenden Meldungen. , der infizirten Land: rie: 8 Maul⸗ und Klauenseuche. MNieder⸗Oesterreich 27 8
Tirol⸗Vorarlberg Böhmen..
1— Lungenseuche. Nieder⸗Oesterreich. Ober⸗Oesterreich. Böhmen. bbeö“]; Schlesien .. 4X“ 8 Milzbrand. Nieder⸗Oesterreicchh. :1ö“ “ er am 21. März 1891 vorliegenden Meldun Maul⸗ und Klauenseuche. Nieder⸗Oesterreich. bI1u Ober⸗Oesterreich Salzburg. . Steiermark.
8
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18 82
“ Lungenseuche. Nieder⸗Oesterreiech.. Ober⸗Oesterreich . Böhmen Mähren Schlesien. Galizien 111““ Milzbrand. Nieder⸗Oesterreich — ““ r am 31. März 1891 vorliegenden Meldungen. Maul⸗ und Klauenseuche. Nieder⸗Oesterreich .31 Ober⸗Oesterreich... 12 he6* 8 Steiermark.. 1.“ 114“ 2 Tirol⸗Vorarlberg. . 31 1e664* 102 Mãͤ 90 20 93
8 Lungenseuche. Nieder⸗Oesterreich .. Ober⸗Oesterreich.. Böhmen A1“ 6*“ 3 11 Laut der am 7. April 1891 vorliegenden Meldungen. “ — Maul⸗ und Klauenseuche. Nieder⸗Oesterreich.. ’ Ober⸗Oesterreich. 15 bn¹“¹] Steiermark .. . 1 .“ Tirol⸗Vorarlber .34 116* 120 ö“ —. 105 eeöö] 1nXm—“]
1 Lungenseuche. Nieder⸗Oesterreich.... Ober⸗Oesterreich. “ Böhmen 8 Mähren 66 41**
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der am 14. April 1891 vorliegenden Maul⸗ und Klauenseuche. vo“ 4“*“ Salzburg. 11“ Steiermark. Küstenland. Tirol⸗Vorarlberg. 11“*“ 118 I1A*“ 113 111p*“* E 11 Lungenseuche. Nieder⸗Oesterreich. Ober⸗Oesterreich . . . Böhmen.. 1 Mähren.. 1 bb111“X“ Galizien C111“ b Milzbrand. (“ 5 7 Laut der am 21. April 1891 vorliegenden Meldungen. 4 8 Maul⸗ und Klauenseuche. Nieder⸗Oesterreiecht . 57 Ober⸗Oesterreich .. 8 öe. ; 3 Steiermar . Kifterknaß
irol⸗Vorarlberg Böhmen
P1“ 3 Lungenseuche. Nieder. Oesterreich.. ..
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8 Milzbrand. 8 .ungars.
Maul⸗ und Klauenseuche in 28 Komitaten, 100 Gemeinden, sowie 8 in 3 Städten,
Lungenseuche 20 Gemeinden. “ vZ
Laut der am 5. März 1891 vorliegenden Meldungen.
8 *
Milzbrand in 8 Komitaten, 14 Gemeinden, sowie in 1 Stadt. Laut der am 12. März 1891 vorliegenden Meldungen. Maul⸗ und Klauenseuche in 30 Komitaten, 102 Gemeinden, sowie in 3 Städten. Lungenseuche .„ 8 5 19 Gemeinden, Milzbrad. „ 3 „ 4 Gemeinden, sowie in 1 Stadt. Laut der am 19. März 1891 vorliegenden Meldungen. Maul⸗ und Klauenseuche in 30 Komitaten, 110 Gemeinden, sowie “ in 3 Städten. Lungenseuche. 20 Gemeinden, Milzbrand . 16 Gemeinden, sowie in 1 Stadt. Laut der am 26. März 1891 vorliegenden Meldungen.
Maul⸗ und Klauenseuche in 30 Komitaten, 131 Gemeinden, sowie in 2 Städten.
Lungenseuche 18 Gemeinden. Milzbrand. 10 Gemeinden, sowie 8 in 1 Stadt. Laut der am 2. April 1891 vorliegenden Meldungen.
Maul⸗ und Klauenseuche in 31 Komitaten, 140 Gemeinden, sowie in 2 Städten.
Milzbrand.. 10 Gemeinden, sowie
B in 1 Stadt.
Laut der am 9. Aprfl 1891 vorliegenden Meldungen. Maul⸗ und Klauenseuche in 33 Komitaten, 145 1e . n9 — ee n 2 Städten.
Lungensenche. „. 8 22 Gemeinden, Milzbrad „ 10 12 Gemeinden, sowie in 1 Start.
Vom 1. bis 15. März 1891. 8 “ Maul⸗ und Klauenseuche.
Kantone: 2 “ Zürich. in 8 Gemeinden 14 Ställe mit 82 Rindern, 14 Schweinen und 7 Ziegen. 7 2 9 „ mit 80 Rindern. Luzern. 1 Gemeinde 6 „ mit 28 Rindern und 29 Schweinen. LIb. 1 1 8 1 Stall mit 16 Rindern. Freiburg. b 7 Gemeinden 14 Ställe mit 138 Rindern und 6 Schweinen. 1 Gemeinde 2 „ mit 3 Rindern und 1 Schwein. 2 Gemeinden 3 „ mit 11 Rindern. 1 Gemeinde
1 Stall mit 2 Rindern.
. „ mit 9 Rindern. 5 Gemeinden 6 Ställe mit 47 Rindern, 2 Schweinen und 4 Ziegen. mit 39 Rindern, 26 Schweinen und 7 Ziegen. mit 157 Rindern, 5 Ziegen und 4 Schweinen. mit 70 Rindern, 27 Schafen, 9 Ziegen und 3 Schweinen. mit 114 Rindern und 2 Ziegen. mit 89 Rindern. mit 34 Rindern, 9 Schweinen, 1 Schaf und 1 Ziege. mit 35 Rindern, 1 Schwein, 1 Schaf und 1 Ziege.
Bern.
Solothurn.
Basel⸗Stadt. Basel⸗Landschaft Schaffhausen. Appenzell a. Rh.
Appenzell i. Rh. St. Gallen.
Graubünden
Thurgau.
Waadt Neuenburg
Vom 15. bis 31. März 1891. Maul⸗ und Klauenseuche. 8 Ställe mit 46 Rindern, 2 Schweinen und 7 Ziegen. mit 30 Rindern und 2 Schweinen. mit 38 Rindern, 9Ziegen, 5 Schafen und 5 Schweinen. mit 21 Rindern und 6 Schweinen. mit 81 Rindern, 2 Ziegen und 4 Schweinen. mit 22 Rindern und 4 Schweinen. mit 36 Rindern und 1 Ziege. mit 144 Rindern. mit 55 Rindern, 3 Schweinen, 2 Ziegen und 12 Thurgau... 2 mit 70 Rindern und 47 Schweinen. abh.868
4 „ mit 48 Rindern. Neuenburg „ 1 Gemeinde „ mit 20 Rindern
und 3 Schweinen. 8 86 Stall mit 3 Rindern Vom 1. bis 15. April 1891. Maul⸗ und Klauenseuche. Zürich . in 5 Gemeinden 5 Ställe mit 19 Rindern und 4 Ziegen. Bern.. 2 . 3 „
mit 34 Rindern und 6 Schweinen.
Luzern 1 Gemeinde 1 Stall mit 8 Rindern und 3 Ziegen.
Freiburg.. Solothurn.
Basel⸗Stadt Schaffhausen
St. Gallen. Graubünden 11X““
1 Gemeinde 10 7 Gemeinden 10 3 4
mit 14 Rindern, 2 Ziegen und 1 “ Schwein.
3 Ställe mit 20 Rindern und 6 Schweinen. mit 35 Rindern. mit 24 Rindern, 8 Schweinen und 3 Ziegen. mit 34 Rindern und 13 Schweinen. mit 80 Rindern, 5 Schweinen und 3 Ziegen.
1 Gemeinde 1 Stall mit 4 Rindern, und 2 Schweinen, 3 Gemeinden 3 Ställe mit 17 Rindern.
Belgien. Im Februar 1891. 8 1 Lungenseuche: in 8 Provinzen, 32 Gemeinden 34 Ställe mit
132 Rindern. Im März 1891.
Freiburg... 1 5
Solothurn. Schaffhausen
2 Gemeinden 1 Gemeinde
Appenzell a. Rh. 2 Gemeinden St. Gallen „ 7 5
Graubünden.
Thurgau „
827 Rindern.
7 Provinzen, 28 Gemeinden 31 Ställe mit
8 “
84. Sitzung vom Freitag, 8. Mai.
Der Sitzung wohnen der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz⸗Trützschler bei.
Die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗Etats ür 1891/92 wird fortgesetzt und zwar im Etat des Mini⸗ eriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten.
Zunächst werden die 48 000 ℳ Bedürfnißzuschuß (für die Altkatholiken) insbesondere für einen Bischof, genehmigt.
Beim Kapitel Provinzial⸗Schulkollegien bringt
Abg. Nadbyl die schlechte Lage der Sommerferien zur Sprache; die Sommerferien fielen in die Zeit von Anfang Juli bis Anfang Auzust, der Rest Ende September und Anfang Oktober. Das Sommerhalbjahr werde dadurch in zwei ungleiche Theile zer⸗ rissen. Die Ferien der Juristen begännen am 15. Juli, die der Universitäten am 15. August; die Kinder der Familien von Juristen und Akademikern könnten also niemals mit ihren Eltern zusammen in die Sommerfrische gehen. Wenn die Ferien geändert würden, würde man den Lehrern einen großen Gefallen thun. Im Juli sei Hoch⸗ saison der Bäder, die Preise seien überall gestiegen, sodaß die Lehrer sie von ihrem Gehalt nicht bezahlen könnten. Besser würden die Ferien in der Zeit vom Anfang August bis Mitte September liegen. Redner tadelt ferner, daß der Schulschluß am Sonnbend, der Ferienschluß am Sonntag stattfinde; die Provinzial⸗Schulkollegien sollten das ändern, damit die Schüler nicht am Sonntag zu reisen brauchten. Die Schule könne Freitags schließen und Dienstags wieder beginnen. Zu bedauern sei, daß die Provinzial⸗Schulkollegien sich in die Verwaltung der Privatlehranstalten einmischten, z. B. verlangten, daß die Beurlaubung der Lehrer ihnen angezeigt werde u. s. w.
Geheimer Regierungs⸗Rath Höpfner erklärt, die Schul⸗ verwaltung wisse, daß die beste Ferienordnung durchzuführen sein würde, wenn das Schuljahr mit dem Kalenderjahr zusammenfiele. Daß in den östlichen Provinzen die Ferienordnung gewünscht werde, wie sie im Westen bestehe, daß die großen Sommerferien am Schluß
des Semesters lägen, sei der Schulverwaltung nicht bekannt gewesen.
Der Wunsch des Vorredners werde Seitens der Verwaltung in Er⸗ wägung gezogen werden.
Abg. von Pilgrim: Die Eltern in den westlichen Provinzen wünschten, daß die Ferienordnung, wie sie in den östlichen Provinzen herrsche, wieder eingeführt werde, daß die Ferien in die Hundebage sielen.
1 g. Knörcke wünscht, daß die Ferien der Elementarschulen mit denen der höheren Schulen in die gleiche Zeit fielen. 8 .,⸗ Abg. Schmelzer meist darauf hin, daß die erste Hälfte des Juli sich durch hartnäckiges Regenwetter auszuzeichnen pflege; des⸗ halb sollten die Ferien nicht vor dem 15. Juli beginnen.
Abg. Czwalina hält es ebenfalls für zweckmäßig, daß die Ferien erst nach dem 15. Juli begännen.
Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Stauder: Dabei würde zwischen der Vollendung der Ferien und der Reifeprüfung eine zu b sichen.
g. uermeling spricht sich dafür aus, daß die Ferie erst in der zweiten Hälfte des Juli begönnen. B
Der Titel wird genehmigt.
Beim Kapitel Univers itäten, welches nach dem An⸗ trage der Kommission unverändert bewilligt werden soll, bedauert
Abg. Dr. Kropatscheck, daß die Finanzverwaltung keine offenere Hand habe für die Universitäten. Es sei in den letzten Jahren unter dem Minister von Goßler viel geschehen, aber es sei z. B. noch immer nicht das Extraordinariat für Geographie in Greifs⸗ wald in ein Ordinariat verwandelt worden. Redner weist darauf hin, daß die französischen Städte für ihre Universitäten etwas ne Berlin könne sich in dieser Beziehung Paris zum Muster nehmen.
Abg. Dr. Lotichius empfiehlt die Gewährung von Mitteln zur besseren Bearbeitung der entomologischen Sammlung des natur⸗ historischen Museums in Berlin.
Abg. Dr. Friedberg bemängelt, daß der Landtag bei Bewilligung von Professuren keine Sicherheit dafür habe, daß die Zweckbestimmung der Bewilligung immer dieselbe bleibe. Die Unterrichtsverwaltung nehme für sich in Anspruch, bei einer zweiten Besetzung der Professur den ursprünglichen Zweck zu verändern. Die ganzen Gehälter der Professoren seien ein Dispositionsfonds für den Minister, bei dessen Verwendung Diejenigen, welche von einer Universität zur anderen berufen würden, höhere Gehälter erhielten, als Diejenigen, welche an derselben Universität blieben. Redner wünscht schließlich eine Uebersicht über die Einnahmen und Ausgaben der Stiftungsfonds.
„Abg. Dr. Mitthof empfiehlt die Erhöhung des Zuschusses für die Universitäts⸗Bibliothek zu Göttingen.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz⸗Trützschler:
Meine Herren! Ich bin den Rednern, welche bei den bisher ver⸗ handelten Titeln nach den verschiedensten Richtungen hin Anregungen gegeben haben, dafür persönlich außerordentlich dankbar. Die Herren haben anerkannt, daß ich augenblicklich nicht in der Lage bin, mich auf alle Punkte sachlich zu äußern. Ich werde jedenfalls die An⸗ regungen bei mir reifen lassen und hoffe, daß ein Theil der aus⸗ gesprochenen Wünsche Erfüllung finden kann, namentlich soweit es sich um die Bereitstellung größerer Mittel für die Kultus⸗Verwaltung handelt.
Das Kapitel Universitäten wird genehmigt.
Beim Titel höhere Lehranstalten tadelt
Abg. Knörcke die niedrigen Gehälter der Lehrer höherer Lehr⸗ anstalten, die schlechter gestellt seien in ihrem Höchstgehalt als die Amtsrichter, ja schlechter als ein großer Theil der Subalternbeamten, er regt ferner an, daß für die Lehrer ein geregelteres Vorrücken in die höheren Gehälter eingeführt werde.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz⸗Trützschler:
Ich bin sehr gern bereit, auch in dieser Beziehung der gegebenen Anregung zu folgen, und erkläre ausdrücklich, daß ich meinerseits voll⸗
ständig mit den Beschlüssen, die in dem Siebener⸗Ausschuß bisher
gefaßt sind, übereinstimme. Auch ich werde mein Bestreben darauf richten, die äußere Stellung der Lehrer an den höheren Lehranstalten in dem gewünschten Sinne zu fördern. (Bravo!)
Abg. Schmelzer empfiehlt die Einführung der neugriechischen Aussprache des Altgriechischen, wenigstens versuchsweise für einzelne Anstalten. Redner bemängelt ferner, daß die Schüler der höheren Lehranstalten, welche die neue Orthographie gelernt hätten, sich beim Eintritt in den Staatsdienst wieder die alte Orthographie ange⸗ wöhnen müßten. Mindestens sollten die Behörden die neue Ortho⸗ graphie oder man solle e ganz abschaffen
dringend nothwendig gehal
8
Berlin, Sonnabend, den 9. Mai
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenhei f Zebendeen fhthnn ch gelegenheiten Graf von
Meine Herren! Ueber die Frage einer Aenderung in der Aus⸗ sprache des Griechischen werden noch von unzweifelhaften Autoritäten auf diesem Gebiete Gutachten erfordert werden müssen, bevor die Unterrichtsverwaltung zu ihr Stellung nimmt. An sich kann ich ja erklären, daß die Gründe, welche der Hr. Abg. Schmelzer für diese Aenderung und wenigstens für ihre versuchsweise Einführung geltend gemacht hat, auch mir recht gewichtig zu sein scheinen.
Sodann die Orthographie! Darüber schweben zur Zeit, und zwar auf Grund einer Verfügung meines Herrn Amtsvorgängers Verhand⸗ lungen; die Sache ist im Fluß und wird nächstens, wie ich vermuthe, auch das Staats⸗Ministerium beschäftigen, sodaß den Wünschen des Hrn. Abg. Schmelzer vielleicht in nicht zu ferner Zeit Rechnung ge⸗ tragen werden wird.
Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum empfiehlt ebenfalls die Einführung der neugriechischen Aussprache. Die neue Orthographie sei eine halbe Maßregel gewesen, deswegen sei sie auch nicht durch⸗ geführt worden. Man hätte gleich ganze Arbeit machen sollen.
Abg. Brandenburg lehnt jede Vergleichung zwischen den Lehrern und Amtsrichtern ab; die Herren könnten höchstens verlangen, See G und Regierungs⸗Räthen gleichgestellt zu werden.
eiterkeit.
88 Die Budgetkommission beantragt, das Realgymnasium in Tarnowitz nicht auf den Staat zu übernehmen, sondern dafür nur einen einmaligen Zuschuß zu gewähren.
Abg. Sperlich beantragt dagegen die Uebernahme der Anstalt auf den Staat. Die Anstalt sei gegründet worden unter Förderung Seitens der Regierung; es sei bisher ein Zuschuß gewährt worden; ohne einen solchen Zuschuß könne dieselbe nicht bestehen. Der An⸗ trag der Budgetkommission würde ein unbequemer Aufschub der Lösung der Frage sein, um so mehr, als der Stadt jetzt mehrere Aufgaben bevorständen, welche erhebliche Geldmittel erforderten.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz⸗Trützschler:
Ich möͤchte mich zunächst zu dem Antrage der Hrrn. von Huene und Sperlich äußern und das Haus bitten, demselben zu entsprechen und damit die Regierungsvorlage wieder herzustellen. Ich spreche diese Bitte aus im Interesse der Stadt Tarnowitz, deren Verhältnisse ich aus früheren dienstlichen Beziehungen genau kenne, und in Bezug auf welche ich den Ausführungen des Hrn. Abg. Sperlich durchaus beitreten kann. Ich spreche die Bitte aber auch aus im Interesse der Anstalt selbst, die ich gleichfalls kenne, die unter den gegen⸗ wärtigen Zuständen schwer leidet, die aber nach meiner Ueberzeugung lebensfähig ist und zu voller Wirksamkeit wieder geführt werden kann, wenn sie in gesicherte Verhältnisse kommt. Daß mit der Uebernahme dieser Anstalt Fragen, die mit der Schulreform zusammenhängen, leiden könnten, halte ich für ausgeschlossen.
Abg. Brandenburg dankt dem Minister, daß am Gymna⸗ sium Georgianum in Lingen auch katholische Lehrer angestellt würden, und bittet, auf diesem Wege fortzufahren.
Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum: Bei der Uebernahme von hoͤheren Lehranstalten auf den Staat müsse man sehr vor⸗ sichtig sein. Die Gemeinden würden häufig mit solchen Anträgen kommen, aber sie würden wenig Zuschüsse geben wollen, namentlich würden sie sich dagegen sträuben, daß ihren Anstalten die bisherige Qualifikation genommen werde. Der Zeitpunkt der Uebernahme auf den Nn sei aber geeignet, solchen Anstalten eine andere Verfassung zu geben.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz⸗Trützschler:
Ich glaube die Bedenken des Hrn. Abg. Grafen zu Limburg⸗ Stirum zerstreuen zu können; denn wie mir eben mitgetheilt wird, steht in dem Vertrage, welcher mit der Stadt Tarnowitz über die Uebernahme des Realgymnasiums abgeschlossen ist, nicht nur nicht, daß die Stadt ein Recht hat, auf die fernere Schulgestaltung einzu⸗ wirken, sondern umgekehrt sogar, daß sie sich unter allen Umständen jede Umformung der Schule gefallen lassen muß. Ich glaube also, auch aus diesem Gesichtspunkt ist die definitive Uebernahme der An⸗ stalt zulässig.
Dem Antrage Sperlich gemäß wird die Uebernahme des Realgymnasiums in Tarnowitz bewilligt.
Bei den Ausgaben für die pädagogischen Seminare weist „Abg. Dr. Kropatscheck darauf hin, daß die Entschädigung an die Lehrer und Direktoren für die pädagogische Unterweisung der jungen Lehrer eine so mäßige gewesen sei, daß sie den Mühewaltungen durchaus nicht entsprochen habe. Ein Gymnasialdirektor habe ihm geschrieben, wenn der Staat kein Geld habe, dann solle er lieber an den Idealismus der Lehrer appelliren.
Minister der geistlichen ꝛc. von Zedlitz⸗Trützschler:
An Bemühungen meinerseits, den Wünschen des Herrn Vor⸗ redners zu entsprechen, wird es sicher nicht fehlen. Ich erkenne nach verschiedenen Richtungen hin die Bemängelung des jetzigen Verfahrens an. Ob meine Bemühungen Erfolg haben werden und ob ich ge⸗ nöthigt sein werde, auch noch ferner an den Idealismus der leitenden Organe der Schulverwaltung zu appelliren, weiß ich nicht. Das weiß ich aber, daß ich mit einem solchen Appell nicht ungehört bleiben werde. Es ist mir von besonderer Freude gewesen, aus drn Aeuße⸗ rungen des Herrn Vorredners konstatirt zu sehen, daß auch er und, wie ich annehme, das hohe Haus die neue Einrichtung der methodischen Ausbildung der jüngeren Gymnasiallehrer mit so günstigem Urtheil begleitet hat. Die Unterrichtsverwaltung legt auf diese Einrichtung den allergrößten Werth. Ob sie künftig ganz in den Formen bestehen bleiben wird, wie es jetzt der Fall ist, stelle ich dahin. In der Haupt⸗ sache selbst ist sie von der größten Bedeutung und wird mein volles Interesse und meine volle Förderung erfahren.
Es folgt das Kapitel: Elementar⸗Unterrichts⸗
wesen.
Abg. Eberhard empfiehlt die Verbesserung der Lage der Seminar⸗ lehrer, welche nur 1700 bis 2700 ℳ, im Durchschnitt 2200 ℳ Gehalt be⸗ zögen; das Aufrücken erfolge nur sehr langsam. Die Volksschul⸗ lehrer ständen sich fast besser.
Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Germar: Seitens der Staats⸗ regierung werde eine Aufbesserung der Lage der Seminarlehrer für ten; er habe in der Unterrichtskommission 8 v“ 1u““
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“ 1““ eichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen
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— 8⸗Anzei
erklärt, daß diese Verbesserung nur abhängig sei von der Bereit⸗ stellung der nothwendigen Mittel. 8
Abg. Fuchs tritt den Ausführungen des Abg. Lohren über die Volksschule bei. Die Schuld an dem Wachsthum der Sozial⸗ demokratie trügen Diejenigen, welche die Schulen in die Falk'schen Bahnen gedrängt, den Kulturkampf in die Schule eingeführt hätten. Man habe die Schulen zu Dressuranstalten für in der Wolle gefärbte Nationalliberale machen wollen (Heiterkeit); die Zöglinge seien nur etwas zu roth in der Farbe ausgefallen. Es werde versucht werden müssen, die christlich⸗positiv⸗gläubige Auffassung in den Lehrerkreisen wieder mehr zu verbreiten. Auf dem Gebiete der Schule müsse der ganze Prinzipienkampf ausgefochten werden. Wer das Leben dahin auffasse, daß wir auf der Erde seien, um Gott zu dienen und uns die ewige Seligkeit zu erringen, der werde von der Volksschule mehr Erziehung als Bildung verlangen. Die Volksschule vor den siebziger Jahren habe ein frommes Geschlecht erzogen; die Schule nach 70 habe die Sozialdemokraten gebracht. Deshalb müsse man zum früheren Spstem zurückkehren.
8 Abg. Dr. Arendt empfiehlt dringend die Gehaltsaufbesserung für die Seminarlehner, und zwar dürfe man damit nicht warten, bis auch die Gehälter anderer Beamten erhöht werden könnten.
Abg. Zaruba bemängelt, daß in Oberschlesien der Religions⸗ unterricht nicht mehr in der Muttersprache ertheilt werde und deshalb auch nicht fruchtbringend sei. Warum habe der Minister nicht eine ähnliche Verfügung wie für Posen auch für Oberschlesien erlassen.
8 Abg. Dr. von Jazdzewski hält auch eine Ausdehnung der Verfügung des Kultus⸗Ministers auf Westpreußen und Oberschlesien für nothwendig, fürchtet aber, daß der Privatunterricht in der polnischen Sprache wegen mangelnder Mittel nicht genügend ertheilt werden werde. Vielleicht mache der Minister Staatsgelder dazu flüssig. Es sei auch noch zweifelhaft, wie die Zeit für einen solchen Privat⸗ unterricht gefunden werden solle. Bei allem Entgegenkommen des Ministers werde dieser Privatunterricht doch sehr schwer ausführbar sein.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz⸗Trützschler:
Meine Herren! Ich habe zunächst den Wunsch, noch auf einen verhältnißmäßig frühen Zeitpunkt der heutigen Diskussion zurückzu⸗ greifen, nämlich auf die Frage der Besoldungserhöhung für die Lehrer an den Seminarien. Das lebhafte Interesse, welches aus dem hohen Hause von allen Seiten nach dieser Richtung hin bekundet worden ist, kann ich meinerseits als Unterrichts⸗Minister nur auf das Dankbarste anerkennen. Ich kann erklären, daß die Unterrichtsverwaltung die Gehaltsbezüge dieser Beamtenkategorie nicht bloß aus Billigkeits⸗ rücksichten, sondern aus sehr wesentlichen Rücksichten des Schulinter⸗ esses für ungenügend erachtet (Bravo!), und daß ich bereit bin, Alles zu thun, um eine Besserung herbeizuführen. (Beifall.)
Meine Herren, ich wende mich dann zu einem, wie ich nicht ver⸗ hehle, sehr schwierigen Gegenstand der heutigen Diskussion, den Hr. Abg. Fuchs angeregt hat. Wenn ich die Rede des Herrn Abgeordneten richtig verstanden habe, so weist er den wesentlichsten und bedeutendsten Theil der Wunden, an denen unser staatlicher Organismus zur Zeit krankt, den Verfehlungen zu, welche sich angeblich die Staatsregierung in den beiden letzten Jahrzehnten der Volksschule gegenüber hat zu Schulden kommen lassen. Sie wissen, ich stehe diesen Dingen ob⸗ jektiv gegenüber; ich bin niemals Parlamentarier, niemals Parteimann gewesen und habe also meinerseits, wenn es so wäre, wie es der Herr Abgeordnete sagte, keine Schuld auf meinem Gewissen; die Herren wissen auch, daß ich persönlich den Einfluß der Kirche auf die Schule als einen berechtigten und wichtigen Theil unseres inneren Schulwesens anerkenne. (Bravo!) Aber, meine Herren, die Folgerungen, welche der Hr. Abg. Fuchs aus den eben angedeuteten Zuständen gezogen hat, sind doch zweifellos un⸗ richtig und übertrieben. (Sehr richtig! rechts.) Zunächst! Hat die Volksschule, die in den letzten Jahrzehnten bei uns thätig war, nach ihrer innern konstitutionellen Verfassung wirklich nicht alle diejenigen Mittel gehabt, um in der erziehlichen Weise zu wirken, wie der Herr Abgeordnete das wünscht? Ich muß das ent⸗ schieden bejlahen. Wer unbefangen die Vorschriften, die Reglements, wer unbefangen das liest, was Seitens des Staats auf diesem Gebiet vorgeschrieben und auch kontrolirt worden ist, wird mir das zugeben müssen.
Ist es nun ader weiter richtig, daß thatsächlich die ganze Lehrer⸗ schaft mit einem Male in eine Verfassung gerathen ist, welche so schwere und so bedenkliche Urtheile über sie rechtfertigt? Meine Herren, die Lehrerschaft der siebziger Jahre ist doch dieselbe, welche aus der früheren, von Ihnen so hoch gepriesenen Zeit mit herüber⸗ gekommen ist. Ich kann mir nicht denken, daß sie auf einen Schlag eine andere geworden, daß ein nach Zehntausenden zählender Stand mit einmal so an Gewissensmangel leiden sollte, daß er umschlägt in eine von Ihnen so hart verurtheilte Richtung!
Meine Herren, die Schäden, die wir sehen, sind ja leider da, aber sie lediglich der Schule auf das Debet zu schreiben, ist doch wahrlich erheblich übertrieben! Die Schule arbeitet an den Kindern doch nur innerhalb acht Jahre ihres Lebens; ist denn das Elternhaus, ist denn die Kirche, sind denn diejenigen Kräfte im Volksleben, die auf die sittliche Entwickelung desselben Einfluß haben, nicht mit ver⸗ schuldet an dem, was wir jetzt sehen? (Sehr richtig!)
Also ich muß erklären: mit derartigen Angriffen wird der Schulverwaltung nicht gedient, mit derartigen Angriffen werden wir auch nicht da die bessernde Hand anlegen können, wo sie thatsächlich auch nach meiner Ueberzeugung angelegt werden muß. (Bravo!) Ich wende mich dann zu den beiden Hrrn. Abgg. Zaruba und Dr. von Jaëdzewski. Es ist für mich außerordentlich schwer, dem Hrn. Abg. Zaruba zu antworten, weil ich einen großen Theil seiner Ausführungen leider nicht habe deutlich verstehen können. Aber so viel ist mir aus seinen Ausführungen klar geworden, daß er zwei Dinge bedauert: die nichtgenügende Berücksichtigung der polnischen und mährischen Muttersprache in dem Religionsunterricht der oberschlesischen polnischen und mährischen Kinder und den mangelnden Unterricht in der polnischen und mährischen Sprache überhaupt. Ich weiß nicht, ob ich ihn recht verstanden habe. (Zustimmung des Abg. Zaruba.) Das ist der Fall.
Meine Herren, nach den bestehenden Bestimmungen — und darin muß ich, wie ich glaube, den Vortrag ergänzen — wird in Ober⸗ Schlesien der Unterstufe Religionsunterricht polnisch ertheilt,