1891 / 110 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

kamen daher nur schwach entwickelt und wenig widerstands⸗ fähig in den Winter. 1

Besonders hatte der Raps unter der Dürre zu leiden, nachdem noch die ungünstigen Einwirkungen des strengen Winters hinzugetreten, ist der weitaus größte Theil der Raps⸗ ernte als verloren zu betrachten; nur in den Distrikten der nördlichen Moldau scheint der Schaden nicht so erheblich u sein. 8 8 und Roggen hatten den Winter unter dem Schutz von Schneedecken gut überstanden, sodaß Ende Februar die Hoffnung auf eine günstige Ernte noch begründet erschien.

Durch den Mitte März eingetretenen strengen Nachwinter ist aber diese Hoffnung namentlich in Bezug auf die späteren Saaten für die meisten Distrikte der mittleren und südlichen Moldau sehr abgeschwächt worden; nur die Distrikte der nörd⸗ lichen Moldau scheinen weniger gelitten zu haben.

Auch für die Frühjahrsbestellung waren die Witterungs⸗ verhältnisse bisher wenig günstig.

Ueber den diesjährigen Ernteausfall in Ungarn waren insbesondere nach der Richtung hin ungünstige Nach⸗ richten verbreitet worden, daß große Flächen gänzlich aus⸗ gewintert seien. Wie wir erfahren, erweisen sich diese Nach⸗ richten vielfach als übertrieben. Von Fachmännern wird sogar behauptet, daß beim Ausbleiben von Witterungsrückschlägen die Weizenernte Ungarns im Großen und Ganzen etwa eine bessere Mittelernte ergeben dürfte. Auch sollen noch erhebliche Getreidevorräthe im Lande vorhanden sein.

Ueber den Stand der Saaten in Ungarn während der Zeit vom 2. bis zum 8. Mai wird aus Budapest telegraphisch be⸗ richtet: „Seit Anfang Mai ist die Witterung an mehreren Orten im Allgemeinen günstiger geworden. Unter der Eirwirkung derselben fing auch die Pflanzenwelt an, sich rasch zu entwickeln. Die üblen Folgen der ungünstigen und kühlen Witterung der Vorwoche waren an einem großen Theile der Saaten im ganzen Lande auch jetzt ersichtlich, indem das Getreide stellenweise ganz schwach, schütter, klein und vergilbt ist. Zufolge der plötzlich eingetretenen höheren Temperatur an den Tagen vom 3. bis zum 6. d. M. wurde der ziemlich wässerige Boden an der Oberfläche schwülig und ver⸗ hinderte dahber das Aufgehen der Saaten. Die große Wärme schadete auch den Frühjahrssaaten, insbesondere der Gerste und dem Hafer und hie und da auch den Hackfrüchten. Der Stand des Weizens ist zur Zeit sehr verschieden, im Ganzen mittel, an manchen Orten gut mittel. Die Roggensaaten sind überwiegend schwach mittel und schlecht, nur in manchen Komitaten befriedigend. Der stehengebliebene Roggen entwickelt sich sehr rasch, in der ungarischen Tiefebene und auf dem rechten Ufer der Donau beginnt derselbe schon in den Aehren sich zu ent⸗ wickeln. Die Herbstgerste ist stellenweise günstig, an manchen Orten schlecht, durchschnittlich schwach mittel, in den letzten Tagen begann die⸗ selbe sich zu entwickeln. Die Frühjahrsgerste ist mit geringen Ausnahmen schön, frisch, grün, wächst gleichmäßig und ist gleichmäßig dicht, desgleichen der Hafer. Die Rapssaaten sind meistens schwach mittel und schlecht, nur in einzelnen Komitaten ziemlich gut. Hülsenfruchte, Garten⸗ und Hackpflanzen entwickeln sich befriedigend, nur stellenweise beklagt man eine Schädigung der Zucker⸗ und Futterrübe durch Insekten.“

Aus Kopenhagen, 10. Mai, wird geschrieben: Ueberall im Lande war man in der vergangenen Woche eifrig mit dem Aussäen des Sommergetreides beschäftigt; das Wetter ist dieser Thätigkeit nur im geringen Grade hinderlich gewesen. In den füdlicheren Gegenden des Landes ist das Säen beendet; die zuerst gesäete Gerste ist gleich⸗ mäßig und gut aufgegangen. Man ist dort zur Zeit mit dem Legen des Wurzelfruchtsamens beschäftigt. In den nörd⸗ licheren Gegenden des Landes ist man dagegen mit dem Säen des Sommergetreides noch etwas zurück, die Gerste wird wohl erst gegen Psingsten ganz gesäet sein. Der Boden war leicht zu behandeln und ist die Saat durchgängig in bequemen Boden gekom⸗ men. Die Wintersaat hat sich in der vergangenen Woche stark ent⸗ wickelt und siebt durchgehends besser aus, als man erwartet batte. Spät gesäeter Roggen steht jedoch vielfach schwach, wie denn auch die Wintersaat dort gelitten hat, wo in den Niederungen der Schnee hoch und lange gelegen hat. Die Vegetation der Wiesen und Weiden ist elwas zurückgeblieben, und es ist wenig Aussicht auf ein frühes Austreiben des Viehes Der neue Klee hat den Winter gut über⸗ standen. Für die ganze Vegetation bedarf es jetzt des Regens und der Wärme.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Niederlande. 8 1 1u

Nach einer Verfügung der Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen vom 24. April 1891 ist die Verfügung vom 7. August 1890, wonach die Ein⸗ und Durchfuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidungsstücken und ungewaschener Leib⸗ und Bettwäsche aus Venedig verboten war, wieder aufgehoben worden.

Cypern. 3

Durch Verfügung der Lokalregierung der Insel Cypern vom 22. März 1891 ist angeordnet worden, daß Schiffe, welche von der arabischen Küste zwischen Let und Loheyva oder von diesen Plätzen selbst kommen, im Hafen von Larnaca einer Quarantäne von fünf vollen Tagen zu unterwerfen sind. In anderen Häfen der Insel werden Schiffe der angegebenen Herkunft nicht zugelassen. Schiffe, welche in einem Zwischenhafen Quarantäne abgehalten haben und mit reinem Gesundheitspasse versehen sind, unterliegen diesen Be⸗ schränkungen nicht.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der Woche vom 26. April bis 2. Mai ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 16,6). Wesentlich seltener als in der Vorwoche kamen akute Darmkrank⸗ heiten zum Vorschein und führten auch erheblich seltener zum Tode, sodaß die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit eine verminderte war; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 53 Säuglinge. Dagegen haben akute Entzündungen der Athmungsorgane häufiger tödtlich geendet, obgleich neue Erkrankungen seltener bekannt wurden als aus der Vorwoche. Von Infektionskrankheiten kamen Masern, Scharlach und Diphtherie in ähnlich beschränkter Zahl wie in der Vorwoche zur Anzeige und traten in keinem Stadttheile, die Diphtherie nur in der Tempelhofer Vorstadt und in Moabit, in nennenswerther Weise auf. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben selten. Eine weitere Erkrankung an

Pocken und 2 an Kindbettfieber sowie 1 Todesfall an Genickstarre wurden zur Meldung gebracht. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden etwas mehr beobachtet. Erkrankungen an Keuch⸗

husten waren zwar zahlreich, doch war der Verlauf im Allgemeinen ein milder. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten gegen die Vorwoche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen. Aus der der Berichtswoche vorangegangenen Woche wurden 2 Todeszfälle an Influenza mitgetheilt. (F) Kopenhagen, 10. Mai. Unter dem Schweinebestande eines Hofbesitzers in dem Dorfe Hald ist die milzbrandartige Rose ausgebrochen und sind zwei Schweine bereits gefallen. Die vorgeschriebenen veterinärpolizeilichen Maßnahmen sind getroffen worden.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr find am 11. Mai gestellt 10 014, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wag S—1 ö1X1X1A4“”“

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Leivzig, 11. Mai. (M. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 4,32 ½¼ ℳ, pr. Juni 4,35 ℳ, pr. Juli 4,37 ½ ℳ, pr. August 4.40 ℳ, pr. Sep⸗ tember 4,42 ½ ℳ, pr. Oktober 4,45 ℳ, pr. November 4,45 ℳ, . 4,45 ℳ, pr. Januar 4,45 Umsatz 30 000 kg. Schwach.

11. Mai. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 30. April bis 6. Mai 764 187 Fl., Mindereinnahme 32 624 Fl. 1.

Ausweis der österreichisch⸗ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 30. April bis 6. Mai 699 892 Fl., Mehreinnahme 29 241 Fl. 1

11. Mai. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.

Glasgom, 11. Mai. (W. T. B.) Die Verschiffunge von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4280 Tons gegen 11 21 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. .

Bradford, 11. Mai. (W. T. B.) Wolle ruhig, Tendenz zu Gunsten der Käufer; Garne stetig; Stoffe ruhiger.

St. Petersburg, 11. Mai. (W. T. B.) In der gestrigen Generalversammlung der russischen Handels⸗ und Industrie⸗ Bank wurde über die erste kurze Geschäftsperiode von 1890 Bericht erstattet und der erzielte Reingewinn auf neue Rechnung vorgetragen. Baron Korff, früherer Bürgermeister von St. Petersburg und Prä⸗ sident der russischen gegenseitigen Bodenkreditgesellschaft, wurde zum Präsidenten der Verwaltung gewählt. Es wurde ferner die Errich⸗ tung einer Filiale in Moskau beschlossen; die diesbezüglichen Verhand⸗ lungen sind bereits eingeleitet.

Lissabon, 12. Mai. (W. T. B.) Das amtliche Blatt ver⸗ öffentlicht ein Königliches Dekret, durch welches zur Regu⸗ lirung aller fälligen Zahlungsverpflichtungen ein sechzigtägiger Aufschub bewilligt wird. Das Dekret basirt auf einem Bericht des Direktors der Bank von Por⸗ tugal, in welchem erklärt wird, daß die am Freitag und Sonnabend zurückgezogenen Depots 1178 Contos Reis be⸗ tragen und daß die von anderen Banken gestellten Forderungen bereits 1600 Contos Reis erreichten. Für heute würden weitere, Rückforderungen in Lissabon, Oporto und Braga befürchtet, und die materielle Schwierigkeit der schnellen Beschaffung gemünzten Geldes habe der Direktion der Bank von Portugal zufolge die Nothwendig⸗ keit herbeigeführt, obiges Dekret zu veröffentlichen. 8

New⸗York, 11; Mai. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 20 854 000 Bushels, do. an Mais 3 718 000 Bushels.

Verkehrs⸗Anstalten. 14

Bremen, 11. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Llovpd. Der Schnelldampfer „Saale“ hat auf der Reise nach New⸗ York gestern Nachmittag Southampton wieder verlassen. Der Schnelldampfer „Aller“ ist auf der Heimreise von New⸗York gestern Nachmittag von Southampton abgefahren. Der Dampfer „Hannover“, von dem La Plata zurückkehrend, setzte gestern von Antwerpen die Heimreise fort. Der Dampfer ⸗Frank⸗ furt“ passirte auf der Fahrt nach dem La Plata gestern St. Vincent. Der Dampfer „Weimar“, von Bealtimore kommend, passirte gestern Lizard. Der Dampfer „Hoben⸗ zollern“, auf der Fahrt nach Australien, ist vorgestern in Aden eingetroffen. Der Dampfer „Bavern“ ist auf der Fahrt nach Ost⸗Asien gestern in Genua eingetroffen. Der Reichs⸗Postdampfer „Sachsen“, von Ost⸗Asien heimkehrend, verließ gestern Genua.

Hamburg, 11. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Mittag Scilly passirt. Der Postdampfer „Europa“ derselben Ge⸗ sellschaft ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas ein⸗ getroffen. 8 8—

12. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Borussia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt.

Triest, 11. Mat. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Minerva“ ist gestern Abend, von Konstantinopel kommend, hier eingetroffen. 1

London, 12. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Dunrobin Castle“ ist am Sonntag auf der Ausreise in Capetown angekommen, der Castle⸗Dampfer „Garth⸗ Castle“ hat heute auf der Ausreise Lissabon passirt.

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Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 3. Klasse 184. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung: 8

1 Gewinn von 60 000 auf Nr. 18 009.

1 Gewinn von 45 000 auf Nr. 123 520. Gewinn von 30 000 auf Nr. 117 590. Gewinn von 15 000 auf Nr. 163 742.

2 Gewinne von 10 000 auf Nr. 53 681.

1 Gewinn von 5000 auf Nr. 136 206.

2 Gewinne von 1500 auf Nr. 402. 44 560. 9 Gewinne von 500 auf Nr. 3930. 9864. 39 546. 145 483. 167 144. 168 164. 179 698. 183 288.

14 Gewinne von 300 auf Nr. 31 299. 42 060. 42 185. 59 207. 62 188. 86 696. 94 498. 100 755. 107 388. 116 291. 124 498. 144 007. 144 870. 159 877.

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 3. Klasse 184. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ mittags⸗Ziehung: 88 8 8

1 Gewinn von 15 000 auf Nr. 164 070.

1 Gewinn von 10 000 auf Nr. 137 396. 8 Gewinne von 500 auf Nr. 4690. 5336. 28 891.

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116 377.

58 538. 72 485. 104 280. 131 678. 189 870.

15 Gewinne von 300 auf Nr. 16 014. 25 153. 60 941. 67 574. 79 851. 80 674. 84 090. 88 524. 98 991. 99 231. 102 762. 136 288. 140 079. 148,226. 166 79u4.

Rennen zu Hoppegarten. Montag, 11. Mai.

Oberhof⸗Rennen. Klubpreis 4000 4* für 3 jährige und

ältere inländische Pferde. Dist. 1200 m. Kgl. Haupt⸗Gest. Graditz F.⸗H. „Walvater“ 1., Hrn. A. v. Oertzen’s F.⸗St. „Dorothea“ 2., Graf Bernstorff⸗Gyldensteen’s br. St. „Gillet“ 3. Mit zwei Längen gewonnen, dreizehn Längen zurück „Dorothea“ Dritte. Werth: 4000 dem ersten, 400 dem zweiten Pferde. 2 II. Henckel⸗Rennen. Ehrenpreis des verstorbenen Grafen H. Henckel v. Donnersmarck sen. und 8000 Staatspreis. Für 1888 geb. inländische, österreich⸗ungarische und dänische Hengste und Stuten, Dist 2800 m. Königl. Haupt⸗Gest. Graditz’s dbr. H. „Peter“ 1. Frhrn. C. v. Fürstenberg's dbr. H. „Martigny“ 2. Frhrn. Ed. v. Oppenheim's F. St. „Ginster“ 3. Ganz leicht mit ¼ Längen gewonnen Zwei Längen zwischen „Martigny“ und „Ginster“. Werth: Ehrenpreis und 8215 dem ersten, 1850 dem zweiten, 850 dem dritten Pferde. b 1 III. Burgwart⸗Rennen. Graditzer Gestütspreis 2000 für Zjähr. und ältere inländische Pferde. Der Sieger ist für 5000 käuflich. Dist. 1400 m. Graf R. C. Schönburg's F.⸗H. „Rochs⸗ burg“ †, Frhrn. v. Schrader’'s F.⸗H. „Blücher“ †, Mr. H. Sollo⸗ way's dbr. W. „Hörsten“ 3.

* .

Werth: 3000 dem ersten, 90 dem zweiten

Todtes Rennen zwischen „Rochsburg“

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und „Blücher“. Im Entscheidungslauf ging „Rochsburg“ für den ersten Preis über die Bahn und wurde für 3100 zurückgekauft, 9 Längen dahinter kam „Hörsten“ als Dritter ein. Werth 2120 für „Rochsburg“, 240 für „Blücher“. *

IV. Gastgeber⸗Rennen. Klubpreis 3000 Internatio nales Herrenreiten für 3. und ältere inländische Pferde. Dif 1800 m. Graf Plessen⸗Jvernack's dbr. H. „Malbrucki, Lieut. Frhr. v. Reitzenstein 1. Hptm. R. Spiekermann's F.⸗H. Perdutto, Hr. v. Dewitz 2. Hrn. R. Haniel's br. H. Holstein, Lieut. v. Grävenitz 3. Kapt. Jos's br. H. Roßbach, Hr. v. Tepper⸗Laski 4. Nach Kampf um einen Hals herausgeritten, zwei Längen * dritter.

erde.

V. Schwarzkünstler⸗Handicap. Graditzer Gestütpreis 5000 für dreijährige und ältere inländische Pferde. Distanz 2000 m. Frhrn. v. Münchhausen's br. H „Harok“ 1., Kapt. Jos's F.⸗ „Cherry Brandy“ 2., Hrn. J. Saloschin's F.⸗St. „Linda“ 3. Nach Kampf um einen Hals herausgeritten, eine Länge zurück „Linda Dritte. Werth: 5414 dem ersten, 415 dem zweiten, 100

dem dritten Pferde. 1616“

VI. Mai⸗Hürdea⸗Rennen. Graditzer Gestütspreis für 4 jähr. und ältere inländische Pferde. Dist. 2400 m. Hrn. v. Gau⸗ decker's br. W. „Bravo“ 1. Hauptm. Schmidt’s F.⸗St. „März⸗ blüthe“ 2. Desselben F.⸗St. „Rothhaut“ 3. „Bravo“ siegte leicht mit anderthalb Längen. Werth 2000 dem ersten, 540 dem zweiten, 240 dem dritten Pferde.

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1 Mannigfaltiges.

1]

Das Kaiser Wilhelm⸗Palais Unter den Linden ist der

„N. A. Z.“ zufolge wieder dem Publikum zur Besichtigung geöffnet. Der Andrang ist täglich ein ganz außerordentlicher. Die Besichtigung ist von Vormittags 10 Uhr bis zum Nachmittag nach 2 Uhr gestattet.

Wie die „Nat.⸗Ztg.“ berichtet, werden dem Zeughause eine Anzahl Orden, Waffen und Uniformstücke des verstorbenen Feldmarschalls Grafen von Moltke überwiesen werden.

Aus Anlaß des bevorstehenden siebzigsten Geburtstages des Ober⸗ Bürgermeisters Dr. von Forckenbeck und des Geheimen Medizinal⸗ Raths Professors Dr. Virchow ist für die nächste Sitzung der Stadt⸗ verordneten⸗Versammlung, wie der „Börs.⸗C.“ mittheilt, ein Antrag vorbereitet worden, dahin gehend, daß die Bildnisse der beiden Männer im Sitzungssaale der Stadtverordneten Platz finden sollen. Außerdem soll eine „Max von Forckenbeck⸗Stiftung“ errichtet werden, deren Kapital 100 000 betragen und deren Erträgniß nach der Be⸗ stimmung des Hrn. von Forckenbeck verwendet werden wird.

Der geschäftsführende Ausschuß zur Ausführung des Luther⸗ Denkmals hat sich, der „N. Pr. Z“ zufolge, an den Magistrat mit der Bitte gewendet, außer dem bereits aus städtischen Mitteln bewilligten Geschenk von 50 000 noch einen weiteren Zuschuß zu leisten, da die dazu kommenden, durch Berliner Bürger gespendeten Beiträge den erforderlichen Betrag zur Errichtung des Denkmals nicht decken. Nach einer aufgestellten Berechnung wird der noch nöthige Betrag sich auf etwa 88 000 beziffern, und der Magistrat hat daher beschlossen, 44 000 als weiteren Zuschuß der Stadt bei der Stadtverordneten⸗Versammlung zu beantragen.

Die Bewegung zu Gunsten Deutsch⸗Südwest⸗Afrikas, welche jetzt veitere Kreise ergriffen hat, hat die Deutsche Kolonialgesell⸗ schaft, Abtheilung Berlin, veranlaßt, Mittwoch, den 13. Mai, Abends 8 Uhr, in dem großen Saale des Architektenhauses einen Herrenabend abzuhalten, dessen Vorträge nur den Verhältnissen Südwest⸗Afrikas gewidmet sein sollen. Hr. Dr. Büttner, welcher bekanntlich lange Jahre als Missionar in Südwest⸗Afrika gelebt hat, wird reden über: „Worin besteht der Werth von Südwest⸗Afrika für Deutschland?“ Hr. Dr. C. Hoepfner, welcher bergmännischer Studien balber bereits 1882/83 und sodann 1884/87 das Land bereiste, be⸗ handelt „Die kolonisatorische Bedeutung des Bergbaues mit be⸗ sonderer Berücksichtigung auf Deutsch⸗Südwest⸗Afrika“. Hr. Dr. Bokemeyer, General⸗Sekretär der Deutschen Kolonialgesellschaft, wird sodann einen Vortrag über „Die Deutsche Kolonialgesellschaft und die Besiedelungsfrage in Südwest⸗Afrika“ halten, sodaß Jedem (Gäste sind willkommen), welcher sich für das Gebiet interessirt, hier Gelegenheit gegeben wird, sich ein Urtheil zu bilden. Eine Anzahl Photographien, welche Hr. Dr. Schinz seiner Zeit aufgenommen hat, werden die Flora und Fauna des Gebietes illustriren.

Zur Erlangung von Entwürfen für die in Berlin aufzustellenden Urania⸗Säulen erlassen die Hrrn. Emil Breslauer, Dr. Ludwig von Orth und Professor W. Förster gegenwärtig ein Preisausschreiben. Die fraglichen Entwürfe sind bis zum 1. Juni an den Rendanten der Gesellschaft „Urania“, Invalidenstraße Nr. 57, einzureichen. Als Preise sind Summen von 400, 250 und 200 zur Ver⸗ fügung gestellt. Die Errichtung dieser Säulen, die eine Vereinigung von Normaluhren, Wetter⸗ und Anschlagsäulen bilden, wird von Liner Gesellschaft bewirkt, die von dem Polizei⸗Präsidium und der Stadt auf zwanzig Jahre die Erlaubniß zur Aufstellung von 300 solcher Bauwerke erhalten hat. Die Gesellschaft Urania wird die wissenschaftliche Oberleitung des Unternehmens führen. Die Kosten jeder Säule, deren Hauptkörper im Grundriß ein Quadrat von 1,50 m bilden soll, sind auf 4000 geschätzt. Zum Betriebe der mit automatischer Selbstaufziehvorrichtung zu versehenden Uhren, deren Regulirung Seitens der Sternwarte erfolgt, ist die Be⸗ nutzung der öffentlichen elektrischen Leitungen in Aussicht genommen. Bezüglich richtiger Angaben der an den Säulen anzubringenden meteorologischen Instrumente werden die neuesten und erprobtesten Verbesserungen, welche insbesondere ein Herantreten der äußeren Luft an die Instrumente gestatten, zur Anwendung gebracht. Die An⸗ zeigen werden in gewissen Zeitabschnitten auf automatischem Wege gewechselt.

Pzinen Einheitstarif von 190 Pfennigen für die ganze Strece en die Berliner Omnibus⸗Aktiengesellschaft ein⸗ führen, Falls ein Versuch, welcher auf einer Linie angestellt werder soll, sich als ermuthigend erweist. Als Versuchslinie ist, laut „Nat.⸗Z. die Strecke Alexanderplatz —- Moabit in Aussicht genommen.

Für den ersten deutschen Geflügelzüchtertag, welcher am 19. Mai hierselbst zusammentreten wird, haben bereits 213 Vereine, die etwa 6000 Mitglieder umfassen, Delegirte angemeldet. Am Stärksten, durch 35 Vereine, wird das Königreich Sachsen vertreten sein, mit je 20 Vereinen erscheinen die Provinzen Brandenburg und Hannover, sowie das Königreich Bapern, mit 18 die Rheinprovinz, mit je 15 Schlesien und Schleswig⸗Holstein, mit 10 Westfalen und das Königreich Württemberg, mit je 8 die Provinzen Sachsen und Pommern, mit je 6 Mecklenburg, Sachsen⸗Weimar und Baden, mit 3 die Provinz Posen, mit je 2 Ost⸗ und Westpreußen, Braunschweig, Sachsen⸗Meiningen und Sachsen⸗Coburg⸗ Gotha und je ein Verein endlich erscheint aus Anhalt, Schwarz⸗ burg, Hamburg, Bremen und Lübeck. Für den Kongreß liegen bereits eine größere Anzahl Anträge vor. Vom Bagyerischen Landes⸗Geflügelzuchtverein ist beantragt, schon bei Berathung der Satzungen des geplanten Verbandes Stellung zur volkswirthschaft⸗ lichen Bedeutung der Geflügelzucht zu nehmen; von Leer aus ist u. A. eine Regelung des Eierverkaufs im Kleinhandel vorgeschlagen. Von Hannover ist die Anlegung offizieller vnee ee angeregt. Üeber die Prämiirungsfrage will Dr. Heck⸗Berlin referiren. Alljährlich soll der zu begründende Verband der Geflügelzüchtervereine einen Kongreß mit Ausstellung veranstalten; Köln hat sich für das nächste Jahr zur Aufnahme des Verbandes erboten. 91

In dem im schönsten Frühlingsschmuck prangenden Zoolo⸗ gischen Garten erregt augenblicklich das besondere Interesse der zahlreichen Besucher die sehr mannigfaltige Sammlung der wieder ins Freie gebrachten und um neue Mitglieder vermehrten großen Stelzvögel. Neben den einheimischen schwarzen und weißen Störchen sieht man den indischen Wollhalsstorch, zwei Arten der zart rosa überhauchten Nimmersatts, die auffallend langbeinige, fast mannshohe Gestalt des Jabiru, den die kostbaren Schmuckfedern liefernden Marabu in zwei Arten, die mit ihren kahlen Schädeln und ihrem würdevollen Wesen sehr komisch wirken, weiterhin eine Anzahl zum Theil äußerst seltener und werthvoller Kranich⸗ arten, und zwar außer den europäischen den durch seine Größe hervor⸗ rogenden indischen, den durch schlanke, zierliche Gestalt und weiße Ohrbüschel ausgezeichneten Jungfernkranich, den merkwürdig dick⸗ köpfigen Paradieskranich mit langen spitzen Schwanzfedern und den zuletzt eingetroffenen schönsten Vertreter der Familie, den prächtigen Kronenkranich Er ist gekennzeichnet durch einen kronenartigen Busch gelber Borstenfedern und bunteres Gefieder, als es seine übrigen Ver⸗ wandten tragen. v“

Die Deutsche Pestalozzi⸗Stiftung in Pankow bei Berlin, gestiftet am 24. Dezember 1850 von Dr. Adolf Diesterweg zum Gedächtniß Pestalozzi’s, bekundet laut dem bei J. Kerskes in Berlin erschienenen zweiundvierzigsten Rechenschafts⸗Bericht zunehmend bestes Gedeihen, erfreut sich nach wie vor der Huld Seiner Majestät des Kaisers, sowie Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, des Wohl⸗ wollens des Magistrats von Berlin, mannigfacher Theilnahme und Unterstützung und gewinnt in jedem neuen Jahre neue Freunde und Gönner. Dieselbe gewährt Söhnen perstorbener Lehrer unentgeltlich Erziehung und Unterricht, Pensionären für eine mäßige Pension eine Erziehungspflege nach den von Diesterweg verwirk⸗ lichten Pestalozzi'schen Ideen, und ladet alle Vereinsmitglieder sowie alle Freunde einer volksthümlichen Waisenerziehung ein, sich selbst zu überzeugen von dem in ihr herrschenden Geist. Sie besteht aus zwei Anstalten, deren jede zweiundzwanzig Zöglinge zählt, von denen acht konfirmirt wurden. Der Gesammt⸗Einnahme von 36 559,89 steht eine Ausgabe von 34 696,35 gegenüber, sodaß ultimo 1890 ein Bestand von 1863,54 bleibt. Die Zahl der bei⸗ tragenden Wohlthäter, an deren Spitze Seine Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich stehen, beträgt 529, von welchen 478 in, 51 außerhalb Berlin. Zur Weihnachtsbescheerung waren überdies 71 nambafte Spenden eingegangen.

Köln, 11. Mai. In Südwestdeutschland gingen gestern schwere Gewitter mit Hagel nieder. Wie der „Köln. Z.“ aus Mannheim geschrieben wird, entlud sich über die dortige Gegend gegen Abend ein furchtbares Gewitter mit starkem Hagelschlag. Die Stadt wurde theilweise unter Wasser gesetzt. Der in Gärten und Feldern entstandene Schaden ist bedeutend. Ueber die Gegend von Oppenheim zog Nachmittags ein starkes Gewitter, das von einem orkanartigen Sturm begleitet war. Verschiedene, Fahrzeuge wurden vom Anker gerissen. Ein kleiner, von drei Personen besetzter Nachen schlug um; nur mit großer Mühe gelang es, die mit den Wellen Kämpfenden zu retten. „Einem zu Thal treibenden befrachteten Schiff wurde der Achtermast über Bord gerissen; das Fahrzeug selbst wurde an das Ufer geworfen.

Aachen, 9. Mai. Durch eine heute Nacht im Requisiten⸗ hause des hiesigen Stadt⸗Theaters ausgebrochene Feuers⸗ brunst wurden fast alle Dekorationen und Requisiten, welche erst im vorigen Jahre nach dem Brande der Kornhalle neu angeschafft waren, zerstört.

Dresden, 11. Mai. Heute fand hier die feierliche Bestattung des in Metz ermordeten Oberst⸗Lieutenants Prager statt. Der König war dabei durch den Flügel⸗Adjutanten Grafen Vitzthum vertreten. G“

Tübingen. Der Kaiser Wilhelm⸗Thurm auf der Bismarck⸗Höhe des Oesterberges, der aus freiwilligen Gaben der Tuüͤbinger Einwohnerschaft und ehemaliger Angehörigen der hiesigen Alma mater aus Nah und Fern zum Andenken an Kaiser Wilhelm I. errichtet wurde, ist, wie man der M. „Allg. Ztg.“ mittheilt, jetzt fertiggestellt. Der Thurm, von dem aus man eine entzückende Rundsicht weit in die Lande und ins⸗ besondere auf die Schwäbische Alb mit ihren bekanntesten Bergen genießt, ist seit Mittwoch dem allgemeinen geöffnet. Die Einweihungsfeier soll mit Rücksicht auf die noch nicht erfolgte Fertig⸗ stellung der Büsten der Kaiser Wilhelm und Friedrich sowie des Königs Karl erst später stattfinden.

„Mannheim, 10. Mai. Heute Abend ist, wie „W. T. B.“ mittheilt, ein Wolkenbruch mit Hagelwetter und einem föhn⸗ artigen Sturm über die hiesige Gegend niedergegangen. In einigen Straßen der Stadt stand das Wasser mehrere Fuß hoch. Sämmtliche Keller stehen vollständig unter Wasser. Die Obsternte ist völlig vernichtet, der Schaden ein sehr bedeutender. 8

Von der Rhön, 8. Mai. Die schon für den 1. April er⸗ wartete Eröffnung der Schlußstrecke Hilders Tann von der Rhönbahn Fulda Tann ist nach der „Mgdb. Ztg.“ nunmehr für den 15. Mai in Aussicht genommen. Die Gesammtlänge dieser Gebirgs⸗ bahn beträgt 35,7 km; sie ist seit 1887 im Bau und fordert einen

Kostenaufwand von 3 ¼ Millionen Mark. Interessant bei dieser Bahn ist der 1125 m lange Milseburgtunnel, der für sich allein eine Million gekostet hat. Die Gesammtsteigung beträgt 339 m, durchschnittlich 1:78, theilweise sogar 1:50. Landschaftlich und technisch wird diese Gebirgsbahn sich den interessantesten Bahnbauten anreihen.

Worms. Der „Frkf. Ztg.“ wird unter dem 10. d M. geschrieben: Heute Nachmittag ging ein furchtbares Gewitter über unsere Stadt und Umgegend nieder; in der Richtung nach Ludwigshafen, Oggers⸗ heim u. s. w. war das Gewitter von einem starken Hagelschlag be⸗ gleitet; die Eisstücke fielen in solcher Menge nieder, daß die Erde einen Zoll hoch damit bedeckt war; alle Blüthen von den Obstbäumen und das junge Grün auf den Feldern wurde zerstört. Nach Mit⸗ theilungen aus der Pfalz soll das Unwetter auch dort großen Schaden verursacht haben.

„Lübeck, 10. Mai. Heute wurde hier die neu erbaute katho⸗

lische Kirche durch den Bischof Bernhard aus Osnabrück unter Assistenz der Geistlichkeit eingeweiht. Eine Abordnung des Senats wohnte nach einer Meldung des „W. T. B.“ der Feier bei. Die Kirche erhielt den Namen „Herz⸗Jesu⸗Kirche“.

Hamburg, 7. Mai. Auf Einladung er Rathhausbau⸗ Kommission fand heute eine Besichtigung des Baues durch die Mitglieder des Senats und der Bürgerschaft statt. Dem „H. C.“ zufolge ist sichere Aussicht vorhanden, daß übers Jahr bei der funfzig⸗ sten Wiederkehr des Tages, an welchem 1842 das alte Rathhaus ab⸗ brannte, der Neubau wird gerichtet werden. In der gestrigen Bürger⸗ schaftssitzung wurden zur Ausschmückung des Gebäudes (von den be⸗ antragten 700 000 ℳ) vorläufig 140 000 bewilligt, um daraus die zunächst erforderlichen 17 Giebelfiguren in Kupfer oder Bronze her⸗ stellen zu lassen. Ueber die sonst aufzustellenden Figuren und Statuen soll ein besonderer Ausschuß entscheiden.

Wien, 11. Mai. Die südafrikanische Ausstellung des Afrika⸗Reisenden Dr. Holub wird nach einer Meldung des „W. T. B.“, da ihr Protektor Erzherzog Franz Ferdinand sich auf einer General⸗ stabsreise befindet, in seiner Vertretung durch den Minister⸗Präsidenten Grafen Taaffe am künftigen Sonnabend eröffnet werden.

Graz, 9. Mai. Der „N. Fr. Pr.“ wird berichtet: Die Mur ist stark gestiegen und steht hier 2,35 m über dem Normale. Heute früh rissen die Fluthen das bei Peggau verankerte Baggerschiff los und trieben es stromabwärts. Oberhalb Graz sind die Straßen und Felder überschwemmt. Die blühenden Bäume ragen aus dem Wasser hervor. Die Fischbehälter der hiesigen Fischer wurden weg⸗ gerissen. Das Wasser richtete schon großen Schaden an.

. .9 Johannisbad i. Böhmen, 8. Mai. Das durch eine Ver⸗ einigung von Kurgästen hierselbst begründete „evangelische Hospiz“ hat auch im verflossenen Jahre eine ersprießliche Thätigkeit entfalten können. Wesentlich ermöglicht wurde die ausgedehntere Wirksamkeit durch reiche Spenden Ihrer Majestät der Deut⸗ schen Kaiserin Auguste Victoria und Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Sachsen⸗Weimar. Auch ist es dem Bemühen des Vorsitzenden des Hospiz⸗Comités, Landes⸗ Bauinspektors Hauptmanns a. D. Sutter in Breszlau, gelungen, die Seitens der K. K. Kurinspektion ꝛc. bisher gewährten Vergünsti⸗ gungen dauernd zu sichern. Im Ganzen sind in den letzten vier Jahren an Freigästen in das Hospiz aufgenommen worden: drei Pastoren, vier Pastoren⸗Wittwen und „Töchter, vierzehn Beamte, sieben Privat⸗ und Volksschullehrer, siebenundzwanzig Lehrerinnen und Angehörige derselben, zwölf Missionare und zweiundzwanzig Kranken⸗ und Schulschwestern. Auch in diesem Jahre hofft der Vorstand eine B Kranke und Genesungsuchende in das Hospiz aufnehmen zu önnen.

London, 6. Mai. Der Bericht des Handelsamts schätzt die Zahl der im Monat April untergegangenen Schiffe auf 106 und zwar 88 Segelschiffe mit einem Gehalt von 9959 t und 18 Dampfer mit einem Gehalt von 10 345 t. Im Ganzen kamen dabei 190 Personen, 145 auf den Segelschiffen und 45 auf den Dampfern, um. Unfälle, welche den Verlust des Schiffes oder Menschenleben nicht im Gefolge hatten, sind in die vorstehenden Angaben nicht eingeschlossen.

8 London, 8. Mai. In den Londoner Hospitälern wurden nach der „Lancet“ in der vergangenen Woche an der Influenza behandelt; im Charing Croß⸗Hospital 150 Personen, im St. Mary’'s 105, im University College 18, im London 154, im King's 7, im St. Thomas 68, im Middlesex 83 und im Westminster 16 Personen. In Bradford sind in den letzten 14 Tagen ungefähr 100 Personen an der Influenza gestorben. In Sheffield hat der Bürgermeister Sammlungen zum Besten der Influenza⸗Leidenden veranstaltet. Seit der Cholera⸗Epidemie von 1832 ist die Sterblichkeit noch niemals so groß in der Stadt gewesen. Letzte Woche starben 70 von je 1000 Einwohnern. Die halbe Stadt ist in Trauer versetzt. Der „Köln. Ztg.“ zufolge liegen nicht weniger als 25 Parla⸗ mentsmitglieder an der Grippe darnieder. Im Kriegs⸗Ministerium habe die Krankheit das ganze Personal desorganisirt. Das Hospitalschiff „Queen Victoria“ sei in Yarmouth eingelaufen, da die ganze Mannschaft von der Krankheit befallen war. Der „Chemist and Druggist“ beschreibt die Symptome,

unter welchen die Influenza gegenwärtig in England auftritt „Am Anfang scheint es, als ob sich der von der Krankheit Ergriffene eine einfache Erkältung zugezogen hat. Diese setzt sich bald im Hals fest. Schmerzen im Vorderkopf treten auf, die Augen thun weh das Weiße des Auges bekommt rothe Flecke und die Augenlider klebe am Morgen zusammen. Einige Influenzakranke leiden sofort a unerträglichen Schmerzen. Der Husten ist stark und manchma krampfhaft. Er kommt mehr aus dem Halse als aus den Bronchien Wird nicht die allergrößte Sorgfalt angewandt, so tritt leich Bronchitis und Lungenentzündung hinzu, sobald die Anfangssymptom vorüber sind.“ .

London, 11. Mai. Ueber die, wie gemeldet, am Sonnabend eröffnete Deutsche Ausstellung in Earl's Court, West Brompton heißt es in einem Bericht der „A. C.“: Auf den Inhalt der Aus stellung schon heute näher einzugehen, scheint nicht am Platze, da di Mehrzahl der Ausstellungsgegenstände noch nicht die Kistenhülle ab gestreift hat. Wie die vom Regierungs⸗Baumeister Jaffé ent worfene riesige Germania den ganzen Ausstellungsplatz beherrscht so muß hervorgehoben werden, daß die Ausstellung das Eine erreicht hat, nämlich wirklich ein Stück deutschen Lebens, deutscher Gewerbthätigkeit und deutscher Kunst auf fremden Boden verpflanzen. An scenischer Anordnung übertrifft die deutsche Aus stellung alle ihre Vorgängerinnen weitaus. Die pittoresken Land schaften, welche Gegenden von Berlin, Potsdam, Nürnberg, Heidel⸗ berg, München und den Rheinlanden darstellen, sind wahre Meister stücke der Gruppirung und farbenreicher Coulissenmalerei. Die i der Arena unter der Leitung des Hrn. Theodor Reuß arrangirten lebenden Bilder aus der deutschen Geschichte verfehlten scho am Eröffnungstage ihre Wirkung nicht. Die Bühne ist die größt der Welt: 440 Fuß breit und 124 Fuß tief. 600 Personen und hundert Thiere werden zu diesen Vorstellungen verwandt, die sich dem Gegenstande nach über die gesammte deutsche Geschichte von der Be kehrung der alten Deutschen durch Bonifazius bis zur allerjüngste Zeit, dem Besuche des Prinzen von Wales in Berlin, erstrecken. solchen geschichtlichen Darstellungen sind anerkannter Maßen di Deutschen den Engländern weit überlegen, und die schüchternen An sätze, welche man beispielsweise bei einigen Lordmayvors⸗Zügen sieht lassen sich in keiner Weise mit den historischen Festzügen welche München, Wien und Berlin veranstaltet haben, vergleichen Das Heidelberger Faß erregt mit seinen riesigen Dimensionen di ungetheilte Bewunderung der deutschen und englischen Besucher. Be sonderes Interesse wird natürlich bei den Engländern die Kunstgalerie erregen. Bis jetzt sind aber die wenigsten Bilder aufgehängt. Von den ausgestellten zogen Lenbach's Bismarck⸗Porträt und das Porträ des Kaisers Friedrich die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Der Besuch der Ausstellung war am ersten Tage, wenn man den un fertigen Zustand derselben in Betracht zieht, der allgemein bekann war, nicht unbefriedigend. Es mögen am Sonnabend 8000 Personen die Ausstellung besucht haben.

London, 11. Mai. In Newport (Provinz Wales) fand, wi „W. T. B.“ meldet, heute früh an Bord des mit Petroleum be ladenen Dampfers „Tancarville“ eine Explosion statt, durch welche fünf Menschen getödtet und dreizehn verwundet wurden; de Dampfer ist sehr beschädigt.

Paris, 11. Mai. In Custres (Departement Tarn) ertranken laut Meldung des „D. B. H.“ fünf Artilleristen des neunten Regiments die Leichen wurden nicht aufgefunden.

Moskau, 11. Mai. Die französische Ausstellung ist nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ heute Nachmittag eröffnet worden. Der Vize⸗Präsident der Ausstellung, Senator Dietz hiel eine französische Ansprache und ersuchte an deren Schluß den stell vertretenden General⸗Gouverneur, General Kostanda, die Ausstellun zu eröffnen. General Kostanda und die übrigen zur Feier geladenen Personen machten darauf einen Rundgang durch die Ausstellung.

Bern, 9. Mai. Die Arbeiten für die Herstellung des zweite Geleises auf der Bergstrecke Erstfeld Biasca der Gotthardbah mit 25 auszuweitenden Tunnels und vielen größeren Brücken sind dem „Bund“ zufolge derart gefördert, daß die Vollendung der Ar beiten um drei Jahre früher, als vorgesehen war, erfolgen und der doppelspurige Betrieb der ganzen Bergstrecke am 1. Oktober 1893 eröffnet werden kann. 8

New⸗York, 5. Mai. Sieben Mitglieder einer Familie in Milwaukee sind, einem Reuter'schen Telegramm zufolge, an der Trichinose gestorben.

New⸗York, 11. Mai. Nach einer Aeeh des „W. T. B.“* aus Conderspoint in Potters County (Pennsylvanien) soll ein Zug mit ungefähr hundert Arbeitern, welche entsandt waren, um ein großes Waldfeuer zu löschen, mitten im Walde entgleist und umgestürzt sein. Mehrere Waggons geriethen in Brand. Vier werden vermißt; die Zahl der Schwerverwundeten be⸗ rägt 25.

Chicago, 10. Mai. In Michigan wüthet ein ungehenrer Waldbrand, welcher sich über eine Fläche von mehr als 130 WI“ und bereits ungezählte Tausende von Bäumen vernichtet hat.

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1. Untersuchungs⸗Sachen.

6. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch.

2. Aufae ote, Zustellungen u. dergl.

3. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung.

4. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. 5. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.

Oeffentlicher Anzeiger.

7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften. 8. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. 9. Bank⸗Ausweise.

10. Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Untersuchungs⸗Sachen.

[9669] Offenes Strafvollstreckungsersuchen.

Gegen die Ackerhäuslerfrau Johanna Jar⸗ zombek aus Kokottek, welche sich verborgen hält, sollen drei durch Urtheil des Königlichen Schöffen⸗ gerichts zu Lublinitz erkannte substituirte Strafen und zwar aus den Urtheilen vom 31. Dezember 1889, 22. August und 21. Oktober 1890 von zwei, bezw. einem, bezw. zwei Tagen Haft vollstreckt werden. Es wird ersucht, dieselben im Betretungsfalle zu verhaften und an die nächste Gerichtsbehörde, welche um Vollstreckung der Haftstrafen von zusammen 5 Tagen und Nachricht zu den Akten E. 67/90 er⸗ gebenst ersucht wird, abzuliefern.

Lublinitz, den 6. Mai 1891

Königliches .“

[7902] 8 Der Schuhmacher Albert Anton Hermann Engel⸗ mann, zuletzt in Potsdam wohnhaft gewesen, z. Z. unbekannten Aufenthaltsorts, am 11. November 1861 zu Potsdam geboren, wird beschuldigt, als Ersatz⸗ reservist ausgewandert zu sein, ohne von der bevor⸗ stehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertretung gegen §. 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird auf Anordnung des Königlichen Amtsgerichts hierselbst auf den 30. JInni 1891, Vormittags 10 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht zu Potsdam, Linden⸗ straße 54, zur Hauptverhandlung geladen. Bei un⸗

entschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Bezirks⸗Kommando zu Bremen aus⸗ gestellten Erklärung vrurtheilt werden.

Potsdam, den 24. April 1891.

Couvreux, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts, Abtheilung V. [9667] K. Staatsanwaltschaft Stuttgart. Vermögensbeschlagnahme. Durch Beschluß der Strafkammer II. des K. Land⸗ erichts zu Stuttgart vom 28. April 1891 ist das m Deutschen Reiche befindliche Vermögen folgender abwesender Militärpflichtigen:

1) Hermann Aloys Eß, geboren den 22. März 1868 in Weilderstadt, O.⸗A. Leonberg, Mechaniker,

2) Paul Otto Hahn, geboren den 20. Mai 1867 in Kusterdingen, O⸗A. Tübingen, Konditor,

3) Gustav Julius Hartmann, geboren den 31. Juli 1868 in Wippingen, O.⸗A. Blaubeuren, Kaufmann, 8 8

4) Karl Wilhelm Kaiser, geboren 23. Juli 1867 in Sillenbuch, O.⸗A. Cannstatt,

5) Ernst Friedrich Palmer, geboren den Se 1869 in Untermberg, O.⸗A. Vichingen,

er,

gegen welche das Hauptverfahren wegen Verletzung der Wehrpflicht eröffnet ist, gemäß §. 140 Abs. 3 St.⸗G.⸗B. und §S§. 326 und 480 St.⸗P.⸗O. je bis zum Betrage von 800 mit Beschlag belegt worden.

Den 8. Mai 1891.

Staatsanwalt: Cleß.

[9668] Beschluß.

In der Strafsache wider den Wilhelm Lütje⸗ harms aus Hengstlage, Angeklagten, wegen Ver⸗ gehens gegen §. 140 Z. 1 des St. G. B., wird die unter dem 9. August 1890 erfolgte Beschlagnahme des im Deutschen Reich befindlichen Vermögens des Angeklagten hierdurch wieder aufgehoben. (§. 326 Abs. 3, §. 335 St. P. O.)

Oldenburg, 1891, Mai 1.

Großherzogliches Landgericht, Strafkammer II.

(gez.) b. Bach. Wemer. Fortmann. Beglaubigt: (L. S.) Rüdebusch, Gerichtsschreiber.

2) Aufgebote, Zustellungen und d

[9696] Zwangsversteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von Alt⸗Schöneberg Band 32 Blatt Nr. 1288 auf den Namen des Maurermeisters Her⸗ mann Raabe und seiner Ehefrau Auguste Raabe, geb. Pahlke hier eingetragene, in der Yorkstraße an⸗ eblich Nr. 50 und der Straße 20 b belegene Grund⸗ tück am 2. Juli 1891, Vormittags 10 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht an Gerichtsstelle Neue Friedrichstraße 13, Hof, Flügel C., Erdgeschoß, Saal 40, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 2,76 Reinertrag und einer Fläche von 7 à 85 qm zur Grundsteuer, zur Gebäudesteuer aber

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nicht veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglau⸗ bigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Ab⸗ schätzungen und andere das Grundstü be⸗ treffende Nachweisungen, sowie besondere Kauf⸗ bedingungen können in der Gerichtsschreiberei ebenda, lügel D., Zimmer 42, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteige⸗ rungsvermerks nicht Lerarping insbesondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs⸗ 8 termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge⸗ boten anzumelden und, falls der betreibende Gläubi⸗ ger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feftstellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Ver⸗ theilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks be⸗ anspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Ver⸗ fahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 6. Juli 1891, Nachmittags 12 ½ Uhr, an obenbezeichneter Gerichtsstelle verkündet werden. Berlin, den 5. Mat 1891. E.— Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 53.