1891 / 112 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 14 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

heute stattfindenden Empfange bei Hofe wird der

Herzog von Connaught den Thronfolger ver⸗ treten. Die Zahl der Mitglieder der Regierung und Abgeordneten, welche zur Zeit an der heim⸗ tückischen Krankheit leiden, ist so groß, daß der Abgeordnete Caldwell sich in der vorgestrigen Sitzung des Unterhauses be⸗ müßigt fand, das Ministerium aufzufordern, in Westminster nach den Influenza⸗Mikroben zu fahnden, während der Pfingst⸗ ferien das Gebäude gründlich durchräuchern zu lassen und die Pfingstferien bis zum 25. Mai auszudehnen. Auf diesen Vorschlag wollte jedoch der Schatzkanzler Goschen nicht eingehen. Der Erzbischof von Canterbury gedachie vorgestern den Mitgliedern des zur Zeit in London tagenden Kirchen⸗Parlaments ein Festmahl zu geben, dasselbe wurde jedoch verschoben, da die Familie des Primas noch immer an der Influenza leidet. Aus Gibraltar wird gemeldet, daß die Mannschaft des auf dem Wege von Portsmouth nach Malta befindlichen Panzerschiffs „Thunderer“ während der Fahrt von der Influenza befallen wurde und ein be⸗ trächtlicher Prozentsatz sowohl der Offiziere wie der Matrosen an ihr darniederliegt. Das Schiff mußte die Reise unter⸗ brechen und in Gibraltar vor Anker gehen.

Prinz Heinrich von Preußen und Prinz Max von Baden sind der „Köln. Ztg.“ zusolge am 12. d. M. von Leith nach Greenock weitergefahren, um die neue Nacht des Prinzen Heinrich „Irene“ zu übernehmen.

Wie aus London gemeldet wird, erwartet man dort Mitte Juli den Besuch des Deutschen Kaisers. Ge⸗ legentlich des Besuchs plant man zu Ehren Seiner Majestät in der Guildhall ein Dejeuner, bei welchem dem Kaiser eine Adresse des Gemeinderaths in einem goldenen Kästchen über⸗ reicht werden soll.

Wie englische Blätter vernehmen, hat der Premier

NKarquis von Salisbury seine Zustimmung zu einer Verlängerung des modus vivendi mit Portugal gegeben, welcher unter gewöhnlichen Umständen heute erloschen wäre. (Vgl. „Portugal“ und die nach Schluß der Redaktion ein⸗ getroffene Depesche.)

Auf einer neulichen Versammlung englischer Groß⸗ kaufleute, welche mit Ost⸗Afrika in Verbindung stehen, wurde der Beschluß gefaßt, dahin zu wirken, daß die Londoner Handelskammer einen ständigen Ausschuß für den ostafri⸗ kanischen Handel ernennen möge. Es wurde ferner ein Organisationsausschuß gewählt, der die nöthigen Schritte thun soll. Die Versammlung betrachtet es als eine ihrer Hauptaufgaben, Sansibar zu einem Freihafen zu ge⸗ stalten, um so der ausländischen Konkurrenz wirksamer be⸗ gegnen zu können.

Das Ergebniß der neun Ersatzwahlen dieses Jahres ist, daß die Gladstonianer 3 Sitze von den Unionisten gewonnen haben, indem jene aus 4, diese aus 5 Wahlen als Sieger hervorgingen. Im Ganzen haben die Gladstonianer einen Stimmenzuwachs von 5371, die Unionisten einen solchen von 2956 zu verzeichnen, jene sind diesen also um 2415 Stimmen oraus. Das „Echo“ macht in einem Leitartikel anläßlich der jüngsten Ersatzwahl auf die Bedeutungslosigkeit der prin⸗ zipiellen Unterschiede der beiden großen englischen Parteien

ausmertsaua .

Frrrankreich.

. In der gestrigen Sitzung der De⸗

m de der Gesetzentwurf vertheilt, durch welchen die Generalakte der Brüsseler Konferenz om 2. Juli 1890 und das am 9. Februar 1891 in Paris unterzeichnete Protokoll genehmigt werden. Der Gesetzentwurf, betreffend die Wetten auf den Renn⸗ plätzen, wurde mit der Bestimmung genehmigt, daß zu Gunsten der öffentlichen Armenpflege von den Wetten eine Steuer zum Voraus erhoben werden soll.

Der Kreuzer „Baudin“ ist von der Regierung nach den Gewässern von Corfu entsandt worden, um im Noth⸗ sall die französischen Unterthanen bei den dortigen anti⸗ semitischen Unruhen zu beschützen.

Rußland und Polen.

Nach in St. Petersburg aus Japan eingegangener amt⸗ licher Nachricht ist das Befinden des Großfürsten⸗ Thronfolgers vollständig zufriedenstellend. Der Mikado, die Prinzen und die hohen japanischen Würden⸗ träger haben dem Großfürsten wiederholt Besuche abgestattet und werden ihm bis nach Kobe, woselbst sich Seine Kaiser⸗ liche Hoheit an Bord des „Pamiat“ einzuschiffen gedenkt, das Geleit geben. Ueber Paris vorliegende amtliche Tele⸗ gramme aus Tokio berichten über das Attentat folgendes Nähere: Der Großfürst⸗Thronfolger war in einem Juvimska⸗ Boote über den See Biva gefahren und in Otsu angelangt, um sich von dort nach Kioto zu begeben, als er von einem untergeordneten Polizeibeamten in einem Anfall von Fanatismus einen Säbelhieb über den Kopf erhielt. Der Uebelthäter gehört wahrscheinlich der Sekte der Samuraiis an, die den Fremden sehr feindlich gesinnt ist. Die Wunde des Grsßfürsten⸗Thronfolger soll drei Zoll lang, jedoch nicht tief sein. Nachdem die Wunde verbunden war, begab sich der Großfürst⸗Thronfolger mittels Sonderzuges nach Kioto. Auch nach anderen, aus japanischer Quelle stammenden Telegrammen ist die Wunde des Großfürsten unbedenklich. Wie die „Neue Freie Presse“ erfährt, hält der japanische Ge⸗ sandte in Wien jedes politische Motiv für das Attentat bei den guten Beziehungen, welche zwischen Rußland und Japan bestehen, für gänzlich ausgeschlossen. Das Attentat dürfte, wie der Gesandte meint, in einem der zahlreichen Er⸗ frischungsetablissements von Otsu begangen worden sein. Auch ein Drahtbericht des „Standard“ aus Shanghai spricht dem Mordversuch auf den Zarewitsch jede politische Bedeutung ab. Der Schauplatz des Verbrechens war, wie es in dem genannten Londoner Blatte heißt, der von jedem Vergnügungsreisenden besuchte malerisch gelegene Ausflugsort Otsu am Bivasee, etwa sechs Meilen von Kioto. Der An⸗ greifer war ein japanischer Gendarm Namens Tsuda Sanzo. Mit seinem Säbel brachte er dem Prinzen eine Wunde am Kopfe bei, die aber in Folge des dicken Sonnenhelms, welchen der Großfürst verhältnißmäßig unbedeutend ist. Sie wird als ein nicht ernster Säbelhieb an der Schläfe geschildert. Der Großfürst kehrte mit seinem Gefolge sofort nach Kioto zurück, wo er durch geschickte Aerzte verbunden wurde. Der Kaiser von Japan und seine Minister eilten sofort nach Kioto, um dem Zarewitsch persönlich ihre Betrübniß und Theilnahme aus⸗ zudrücken. Man glaubt, der Thäter sei irrsinnig. Im Uebrigen Müfchen dLI .x Blätter ihre Fen ugthuüng über daß das Attentat auf d i britischem Gebiet geschehen sei. ““

Die Großherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin wollte dem „D. T. B.“ zufolge heute Nachmittag die Rück⸗ reise nach Deutschland antreten, der Herzog Albrecht von Württemberg St. Petersburg heute Abend wieder verlassen.

Das Bezirksgericht in Riga verurtheilte den Pastor Wilhelm Eisenschmidt zum Verlust sämmtlicher persön⸗ lichen und Standesrechte und zur Verbannung in das Gou⸗ vernement Tomsk Das Urtheil wird dem Kaiser unterbreitet

werden. .

Italien.

Der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend, von Neapel kommend, in Rom eingetroffen.

Der Deputirte Torraca, Direktor der römischen Zei⸗ tung „Opinione“, hat unter dem Titel „Neutralität oder Bündnisse“ eine Broschüre veröffentlicht, in welcher er die Frage des Dreibundes ausschließlich von dem Gesichts⸗ punkte der italienischen Interessen einer Prüfung unterzieht. Torraca kommt zu dem Schlusse: Wenn Italien über⸗ zeugt wäre, daß die Tripelallianz seinen Interessen zu⸗ widerliefe, so hätte es nur nöthig zu sagen: „Die Zeiten haben sich geändert, wir bedürfen des Vertrages nicht mehr.“ Torraca glaubt indessen im Gegentheil, daß die meisten Gründe, welche Italien im Jahre 1881 bewogen, sich mit Deutschland und Oesterreich zu verbünden, auch heute noch beständen. Der Austritt Italiens aus dem Bündnisse würde keine Lösung der Frage sein, sondern nur zu Unzuträglichkeiten führen.

Der nordamerikanische Gesandte beim Quirinal Porter hatte, nach der „Mgdb. Ztg.“, eine Unterredung mit dem Marchese di Rudini, worin er erklärte, die Regierung in Washington werde Italien neue Vorschläge wegen Ordnung der New⸗Orleans⸗Frage machen. Porter's Abreise sei verschoben worden.

Ueber den Inhalt der angekündigten päpstlichen Encyeclica über die soziale Frage geht der „Germania“ von ihrem römischen Korrespondenten folgendes Telegramm zu: „Die Encyclica spricht zuerst von der Wichtigkeit der sozialen Frage und von der Dringlichkeit, dieselbe zu lösen; sie wider⸗ legt hierauf die Theorie von dem Kollektiveigenthum und von der Abschaffung des individuellen Eigenthums und schlägt eine Lösung nach der katholischen Lehre vor. Hiernach müssen ver⸗ schiedene Prinzipvien und Elemente mitwirken. Ohne die Hülfe der Kirche werden die anderen Mittel wirkungslos bleiben. Die Kirche hält an den Lehren des Evangeliums fest, welches sagt, daß die Arbeiter und die Arbeitgeber, statt sich zu bekämpfen, in Ueberein⸗ stimmung mit einander leben müssen, indem sie die Pflichten der Gerechtigkeit erfüllen und wie Mitglieder derselben Familie leben. Die Kirche setzt diese Lehren in die Praxis um und versucht den nothleidenden Arbeitern die materielle und moralische Hülfe zu bringen, welche die christliche Mild⸗ thätigkeit zum Wohle derselben ausfindig zu machen vermag. Was das Eingreifen des Staats anlangt, so läßt die Kirche im Allgemeinen die Intervention desselben zum Besten der Arbeiter zu und erklärt im Besonderen, daß der Staat interveniren könne und müsse, wenn das allge⸗ meine Wohl und die Vertheidigung der Rechte der Ge⸗ sellschaft es erfordern. Das Rundschreiben spricht sodann von den hauptsächlichen Punkten, welche ein schützendes Ein⸗ greifen des Staats nothwendig machen, so vom Eigenthum, von der öffentlichen Sicherheit, von den Interessen und dem geistigen und körperlichen Wohl des Arbeiters; hier ist auch die Rede von den Lohnfragen, von der Sonntagsruhe, von der Dauer der Arbeitszeit in Bezug auf Alter und Geschlecht der Arbeiter. Endlich werden die Arbeiter selbst und ihre Vereinigungen in Betracht gezogen, und zwar die Ver⸗ einigungen zum Zwecke der gegenseitigen Unterstützung, der Versichernng in Fällen von Krankheit und Arbeitsunfällen, des Patronats für die Jugend, ferner besonders die gemischten Syndikate, die den modernen Zeitverhältnissen angepaßten Korporationen, welche der Staat begünstigen und ermuthigen müsse, dabei aber den verschiedenen Vereinen Freiheit im Einzelnen lassend. Das Rundschreiben spricht ausführlich von diesen Vereinigungen und führt aus, daß dieselben sich vom christlichen Geiste leiten lassen müssen, und wünscht, daß jede derselben noch mehr thue, indem sie ihre Pflicht eifrig und prompt erfülle. Das Rundschreiben wird in zwei oder drei Tagen erscheinen.“

In derselben Angelegenheit meldet eine römische Zuschrift der „Pol. Corresp.“: „Die seit Langem angetündigte päpst⸗ liche Encyeclica über die soziale Frage, eine uͤberaus umfang⸗ reiche Publikation, wurde bereits an die Bischöfe versendet. Die französische Uebersetzung des Schriftstückes soll vom Papst selbst herrühren, die Uebersetzung ins Englische wurde vom Kardinal Manning und dem Erzbischof von Dublin Msgr. Walsh besorgt.“

Portugal.

Die Verhandlungen zwischen Portugal und Eng⸗ land Betreffs der Abgrenzung der beiderseitigen afrika⸗ nischen Besitzungen haben, wie einem gestrigen Tele⸗ gramm des „W. T. B.“ aus Lissabon zufolge dort ver⸗ lautet, nunmehr einen befriedigenden Abschluß gefunden. Die über eine Ministerkrisis umlaufenden Gerüchte werden in dortigen Regierungskreisen als unbegründet bezeichnet; sie dürften dadurch entstanden sein, daß der König am Dienstag mehrere politisch Persönlichkeiten bei sich sah. (Vgl. „Groß⸗ britanntenP’.)

Griechenland.

Der griechischen Gesandtschaft in Berlin sind Depeschen uͤber die Vorgänge auf Corfu und Zante zuge⸗ gangen, welche eine kurzgefaßte, aber erschöpfende Darstellung der ganzen in Frage stehenden Begebenheit enthalten. „Die bis⸗ herigen über die Vorgänge auf Corfu und Zante veröffent⸗ lichten Telegramme“, heißt es, der „A. R. C.“ zufolge, in dem Bericht, „stellen dieselben in sehr pessimistischer Auf⸗ fassung dar. Der vor Ostern an einem jungen Mädchen begangene Mord wurde Seitens eines Theils der Bevölkerung den Israeliten zugeschrieben und rief in Folge dessen eine gewisse Erregung unter den Bewohnern der beiden genannten Inseln hervor. Gewisse Exzesse sind be⸗ gangen worden. Am 18/30. April, dem Gründonnerstage (nach der orthodoxen Kirche) kam es zu thätlichen Angriffen gegen die Juden auf Zante. In Folge dessen mußte das Militär einschreiten und von der Waffe Gebrauch machen. Drei Einwohner (Christen) wurden hierbei getödtet und mehrere andere (ebenfalls Christen) verwundet. Seitdem sind keinerlei Gewaltthaten weder auf Zante noch auf Corfu

828 begangen worden. Eine leichte Erregung besteht zwar noch auf der letztgenannten Insel, doch hat die Regierung Alles gethan, um weiteren Unordnungen vorzubeugen. Die Streitkräfte sind verstärkt; das gerichtliche Verfahren ist gegen die Schuldigen eingeleitet worden, sodaß mit Sicherheit binnen Kurzem vollkommen Ruhe herrschen wird. Die Israeliten, welche in Griechenland sich stets vollkommener Gleichberechti⸗ gung mit dem übrigen Theil der Bevölkerung erfreuten, haben diese unvermutheten Zwischenfälle zwar lebhaft beklagt, doch hat die Regierung andererseits durch ihre Maßnahmen von Neuem bewiesen, daß sie alle ihre Unterthanen ohne Unter⸗ schied der Race zu schützen bestrebt ist.“

Dem „W. T. B.“ wird dagegen aus Athen von estern be⸗ richtet, daß sich die Lage noch nicht gebessert habe; es seien neuer⸗ dings zwei Juden getödtet worden. Das Judenviertel sei von einem Truppenkordon umgeben, welchen die Juden nicht überschreiten dürfen. Präfekt von Korfu sei nach Athen bverufen, von Athen aber ein Stabsoffizier nach der Insel entsendet worden mit dem Auftrage, die Ordnung wiederherzust llen. Die englische Regierung hat ein Kriegsschiff zum Schutz der englischen Unterthanen nach Korfu beordert.

Rumänien. 1

Bukarest, 13. Mai. Der Senat wählte, wie „W. T.

B.“ meldet, den Kandidaten der Regierungspartei Boeresco

mit 52 gegen 40 Stimmen, welche Cretzulesco erhielt, zum

Präsidenten. In dem Befinden Bratiano’'s ist eine

leichte Besserung eingetreten. 1 Die unter dem Vorsitz des Finanz⸗Ministers Vernesc

berathende Zollkommission hdat der „Pol. Corr.“ zufolge Ablauf der

beschlossen, an den das Zollregime nach rumänischen Handelsverträge betreffenden Beschlüssen de früheren Regierung festzuhalten, also während einer be stimmten Zeit einen Versuch mit einem autonomen Tarif zu machen.

mmern dürfte binnen Kurzem zu erwarten sein.

Bulgarien.

Sofia, 13. Mai. Ministern und anderen hervorragenden Persönlichkeiten bis zum Bahnhof geleitet, nach Bukarest

Amerika. Vereinigte Staaten. Präsident Harrison ist am

12. d. M. in Denver eingetroffen. In Colorado Springs

ereignete sich der „A. C.“ zufolge während seines dortigen Aufenthalts ein eigenthümlicher Unfall: Während der Prä⸗ sident vom Balkon eines Hotels eine Ansprache hielt, stürzten die Pfeiler des Balkons in Folge des Andranges der Menge ein; einige 30 Personen fielen auf die Straße hinab, es wurde jedoch glücklicherweise Niemand verletzt.

In New⸗York eingelangte Nachrichten melden, daß die 1

beiden Kreuzer „Charleston“ und „Omaha“ in See egangen sind, um den mehr erwähnten chilenischen

DHampfer „Itata“ (nicht „Itala“) zu verfolgen. Ungeachtet die „Itata“ einen Vorsprung hat, dürfte der „Charleston“ sie doch einholen, da seine Fahrgeschwindigkeit in der Stunde 16 Knoten, die der „Itata“ hingegen nur 10 beträgt. Andererseits bildet die Möglichkeit eines Kampfes zwischen dem Kreuzer „Charleston“ und dem chilenischen Kreuzer „Esmeralda“ gegenwärtig das Hauptgesprächsthema in seemännischen Kreisen Amerikas. Es gilt als wahrscheinlich, daß die „Esmeralda“, welche bei Acapulco an der mexikanischen Küste vor Anker ge⸗ legen hat, der „Itata“, an deren Bord sich ein Theil ihrer Geschütze befindet, entgegengedampft ist, um die Beschlagnahme derselben durch den „Charleston“ zu verhüten. Die beiden Kriegsschiffe sind im Großen und Ganzen ebenbürtige Gegner. Wie Marineoffiziere meinen, würde bedeutendes Geschick dazu gehören, um unter den gegenwärtigen Umständen einen Kampf zwischen ihnen zu vermeiden, falls sie mit einander zusammen⸗ treffen sollten. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Kapitän des „Charleston“ Remy den bestimmten Befehl empfangen hat, die „Itata“ zu ergreifen. Andererseits gilt es als gewiß, daß die „Esmeralda“ eingreifen wird, um den Dampfer, dessen Ladung für die chilenischen Insurgenten von so hoher Bedeutung ist, vor einer Beschlagnahme zu retten. Von den beiden Kreuzern ist der „Charleston“ der schnellere. Er hat eine ausgesuchte Mannschaft, welche unter dem Kommando eines kampflustigen Offiziers steht. Den jüngsten, bei dem Marine⸗Ministerium eingegangenen Nachrichten aus Chile zufolge hat schon wieder ein See⸗ kampf zwischen den Schiffen der chilenischen Regie⸗ rung und denen der Kongreßpartei stattgefunden, bei welchem die ersteren den Kürzeren gezogen zu haben scheinen. Eines von ihnen war nämlich gezwungen, Callao anzulaufen, um sich dort repariren zu lassen, mußte jedoch den Hafen wieder verlassen, da die peruanischen Behörden es ablehnten, den Schiffen einer der beiden kriegführenden Parteien ein Asyl zu gewähren. Der Name des Kriegsschiffes ist unbekannt.

Die Militärbehörden in Fort Walla Walla im Staate Washington haben acht Soldaten unter der Anklage, im letzten Monat den Glücksspieler Hunt ge⸗ lyncht zu haben, verhaften lassen (vgl. Nr. 100 d. Bl.). Als diese Nachricht bekannt wurde, desertirten sechs weitere Soldaten. Es heißt, daß der Corporal Arnold, welcher sich unter den Verhafteten befindet, am Tage vor dem Lynchgericht den Plan der Verschworenen verrathen habe. Dies hielt ihn jedoch nicht ab, die Soldaten aus dem seiner Obhut anver⸗ trauten Waffenmagazin mit Karabinern für ihr Vorhaben zu bewaffnen.

Asien.

China. Aus Shanghai vom 13. Mai erhält das „Reu⸗ ter'sche Bureau“ folgenden Bericht: In der Stadt Wuhu am linken Ufer des NYangtsekiang griff eine von Haß und Erbit⸗ terung gegen die Fremden ergriffene größere Volksmenge die katholische Mission an und brannte dieselbe nieder. Den Mitgliedern der Mission gelang es, sich vor den Gewaltthätig⸗ keiten der erregten Bevölkerung an Bord von Schiffen zu flüchten, die auf dem Flusse vor Anker lagen. Menschen⸗ leben sind nicht zu beklagen. Das englische Kriegsschiff „Inconstant“ hat Befehl erhalten, nach Wuhu zu gehen.

Siam. Aus RNangun vom 10. Mai wird dem „R. B.“ gemeldet:

v, Es scheint, als ob die an der nordöstlichen Grenze von Siam gelegenen Laos⸗Staaten zu einem Zankapfel zwischen Frank⸗ reich und Siam werden sollten. Läßt sich der obere Mekong der Schiffahrt erschließen, so würde der erth dieser Staaten bedeutend steigen. In Folge der Ansprüche, welche die Franzosen fürzlich auf dieselben erhoben haben, herrscht in Bangkok lebhafte Unruhe

Die Läden seien geschlossen. Der

Die Berathung des Zolltarifs in den

1 1 Der rumänische diplomatische Agent Djuvara ist laut Meldung des „W. T. B.“ heute, von den

Finanzen, Zeki Pascha: öffentliche Arbeiten, Tigrane

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General⸗Direktor des öffentlichen Unterrichts.

Afrika.

Egypten. Der an Stelle Riaz Pascha's zum Minister⸗ Präsidenen ernannte Fehmy Pascha hat sein neues Kabinet folgendermaßen zusammengesetzt: Rushi Pascha: ascha: und Artin Effendi: Gener 1 ichtsS. Fehmy Pascha übernimmt neben dem Präsidium das Ministerium des Innern.

Die Mitglieder des Zuges, welchen die in Brüssel ge⸗ gründete Katanga⸗Gesellschaft unter der Leitung des Kapitäns Stairs in die zwischen dem Victoria⸗Nyanza und Albert⸗Nyanza liegenden Gegenden schicken will, ist am 12. d. M. an Bord des Dampfers „Madura“ der

Auswärtiges, Fakhri Pascha: Justiz

Britisch⸗Indischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft von England

8

nach Sansibar abgefahren. Kapitän Stairs selbst und der Marquis von Beauchamp werden in Neapel an Bord Flhen Der Zug soll zwei bis drei Jahre im Innern Afrikas bleiben.

Die Proklamation des britischen Ober⸗Kom⸗

missars im Kaplande gegen den geplanten Trek nach

dem Maschonaland hat bei den Trekkers lebhafte Ver⸗ wunderung hervorgerufen. Ein Theil der englischen Presse in Prätoria fordert zu energischem Protest Seitens aller Afrikander auf. Man fürchtet sogar, daß ein Bürgerkrieg in Folge der Proklamation ausbrechen könnte. Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus der Kapstadt vom 22. April

berichtet über die Trekbewegung:

Die Führer des Treks warten sehnsüchtig auf den Bericht, welchen die in Paarl eingesetzte Kommission über das zu besetzende Land ent⸗ wirft. Sie glauben, es werde ein Leichtes sein, ihren Anspruch auf das Banyai⸗Land zu beweisen. Der verstorbene Banvai⸗ oder Maschona⸗Häuptling Chibe hat nämlich den Boers riesige Jagdgründe verschrieben. Das Originalschriftstück wird jetzt in den Staatsarchiven gesucht. Die Kommission hat auch schon eine Unterredung mit dem portugiesischen Konsul in Prätoria gepflogen, und man glaubt, daß

die portugiesische Regierung einen Freundschaftsvertrag abschließen

werde, sobald der Trek sich in Bewegung setzt. Am letzten Montag hielt der Afrikander⸗Bund eine Versammlung in der Kapstadt ab, um zu erwägen, wie es verhütet werden könne, daß die Trekker mit den

Truppen der britischen südafrikanischen Gesellschaft im Norden zu⸗

Vorlage ein.

sammenstießen. Auf dieser Versammlung wurde ein Schreiben des Premier⸗Ministers der Kapkolonie Cecil Rhodes verlesen, worin gesagt wird, daß jeder Ansiedler sich schriftlich verpflichten müsse, die Autorität der Gesellschaft anzuerkennen und sich den von derselben erlassenen Gesetzen zu sügen. Die Gesellschaft werde auf alle Weise dem Versuch des Transvaal Treks, eine Republik innerhalb ihres Ge⸗ biets zu gründen, entgegentreten. Der Vorsitzende Hofmeyr erklärte, es sei die Pflicht des Afrikander⸗Bundes, Alles zu thun, um einen Zusammenprall zu verhindern. Die südafrikanische Gesellschaft stelle Ansiedlern im Maschonalande günstige Bedingungen, diese sollten sich eshalb an die Gesellschaft wenden. Die Versammlung faßte dem⸗ ntsprechende Beschlüsse.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (20.) Sitzung des Herrenhauses, welcher der Minister des Innern Herrfurth und der Finanz⸗ Minister Dr. Miquel beiwohnten, stand zunächst auf der Tagesordnung der mündliche Bericht der Petitionskommission über die Petition der Gemeindeverordneten und des Schulvorstandes zu Ascheberg in Westfalen. Bericht⸗ erstatter war Bürgermeister Schneider. Das Haus beschloß nach dem Antrage seiner Kommission, die vorbezeichnete Petition der Regierung zur nochmaligen Erwägung zu über⸗ weisen.

Es folgte der mündliche Bericht der verstärkten Kom⸗ mission für die kommunalen Angelegenheiten über den Ent⸗ wurf einer Städteordnung für den Regierungs⸗ bezirk Wiesbaden. Berichterstatter war Graf Matuschka.

Der Entwurf wurde en bloc angenommen.

Es folgte der mündliche Bericht der Kommission für den Staatshaushalts⸗Etat und für Finanzangelegenheiten über den Gesetzentwurf, betreffend eine Erweiterung des Staats⸗ schuldbuchs. Berichterstatter war Herr von Kemnitz.

Das Haus beschloß nach dem Antrag seiner Kommission, dem vorgenannten Gesetzentwurf in der vom Hause der Abgeordneten beschlossenen Fassung unverändert die ver⸗ fassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen.

Als letzter Gegenstand stand auf der Tagesordnung die Fortsetzung der Berathung des Entwurfs einer Land⸗ gemeindeordnung für die sieben östlichen Pro⸗ vinzen der Monarchie. Die Berathung wurde fortgesetzt mit §. 75. Derselbe lautet nach der Regierungsvorlage:

Der Gemeindevorsteher und die Schöffen werden von der Gemeindeversammlung (Gemeindevertretung) aus der Zahl der Ge⸗ meindeglieder auf sechs Jahre gewäblt

In Gemeinden mit mehr als 3000 Einwohnern kann die Ge⸗

meindevertretung die Anstellung eines besoldeten Gemeinde⸗ Vorstehers beschließen. Die Wahl desselben erfolgt auf die Dauer von zwölf Jahren und ist nicht beschränkt auf die Gemeindeglieder.

Vater und Sohn sowie Brüder dürfen nicht gleichzeitig Gemeindevorsteher und Schöffen sein. 1 84

Die Kommission beantragt, demselben folgende Fassung zu geben:

Der Gemeindevorsteher und die Schöffen werden von der Gemeindeversammlung (Gemeindevertretung) aus der Zahl der 8 der EEb“ auf zwölf, die Schöffen auf sechs Jahre gewäblt.

88 8Se mehr rs 3000 Einwohnern kann die Ge⸗ meindevertretung die Anstellung eines besoldeten Gemeindevorstehers beschließen. Die Wahl desselben erfolgt auf die Dauer von zwölf Jahren und ist nicht beschränkt auf die Gemeindeglieder.

8 Vater und Sohn sowie Brüder dürfen nicht gleichzeitig Ge⸗ meindevorsteher und Schöffen sein. 8 Der Minister des Innern Herrfurth trat für die Er wies darauf hin, daß alle ehrenamt⸗ lichen Stellungen immer nur auf sechs Jahre besetzt würden. Ein guter Gemeindevorsteher werde ohnehin immer wieder gewählt. ““

Freiherr von Maltzahn sprach sich für sechs Jahre aus, um das Zustandekommen des Gesetzes nicht zu gefährden.

Herr von Wiedebach befürwortete eine Wahl auf zwölf Jahre. u“

Der Präsident des Ober⸗Verwaltungsgerichts, Wirkliche Geheime Rath Persius schloß sich den Ausführungen des Ministers an; in keiner Provinz bestehe eine längere als sechsjährige Wahlperiode. 8 8

Herr von Bethmann⸗Hollweg trat für zyvölf Jahre ein. 8 8

Der Minister des Innern Herrfurth betonte, daß alle Regierungs⸗Präsidenten mit einer Ausnahme sich für sechs Jahre erklärt hätten. 8. 1 8 Wirklicher Geheimer Rath von Kleist⸗Retzow sprach

616“ 8 1“

Früher seien die Schulzen auf Lebenszeit mit 66 gegen

für zwölf Jahre. gewählt worden.

Der Antrag der Kommission wurde 57 Stimmen angenommen.

Die §§. 76 bis 108 führten zu keiner Debatte.

§. 109 lautet nach der Vorlage: 8

Die Sitzungen der Gemeindevertretung sind öffentlich. Da Ortsstatut kann Bestimmung darüber treffen, daß die Sitzungen mit Angabe der Tagesordnung in ortsüblicher Weise vorher bekannt zu machen sind. Für einzelne Gegenstände kann durch besonderen Beschluß, welcher in geheimer Sitzung gefaßt wird, die Oeffent⸗ lichkeit ausgeschlossen werden.

Der Gemeindeversammlung kann jeder großjährige männliche Gemeindeangehörige als Zuhörer beiwohnen. 1

Die Kommission beantragt, dem Paragraphen folgende Fassung zu geben:

Bei den Sitzungen der Gemeindeversammlung (Gemeindevertretung) findet beschränkte Oeffent⸗ lichkeit statt. Denselben als Zuhörer beizuwohnen, sind diejsenigen Gemeindeangehörigen befugt, denen das Gemeinderecht zusteht (§. 41). Für einzelne Gegen⸗ stände kann durch besonderen Beschluß, welcher in geheimer Sitzung gefaßt wird, die Oeffentlichkeit ausgeschlossen werden. Das Hrts⸗ statut kann Bestimmung darüber treffen, daß die Sitzungen mit Angabe der Tagesordnung in ortsüblicher Weise vorher bekannt zu machen sind. 1 .

Der Minister des Innern Herrfurth hielt diese Be⸗ stimmung für zu weitgehend. Man sollte allen denen, welche Gemeindelasten zu tragen hätten, das Zuhören gestatten.

Der Antrag der Kommission wurde angenommen. Damit war die Berathung erledigt. 1

Graf von Klinckowström erklärte, daß er und ein Theil seiner Freunde für den Gesetzentwurf im Ganzen stimmen würden, daß damit für sie aber die Grenze des zu Bewilligenden erreicht sei. 8 1

Graf von Brühl erklärte, für den Gesetzentwurf nicht stimmen zu können. 1

Der Gesetzentwurf wurde im Ganzen mit allen gegen etwa 8 Stimmen angenommen.

Schluß 1 ½ Uhr. Nächste Sitzung unbestimmt.

Kunst und Wissenschaft.

Der geschäftsführende Ausschuß für das dem Hochseligen Kaiser Wilhelm auf dem Kyffbhäuser zu errichtende Denk⸗ mal besichtigte der „Mgdb. Z.“ zufolge am 10. Mai unter Leitung des Erbauers, des Architekten Bruno Schmitz, das große Modell des Denkmals und die bisher ausgeführten umfangreichen Terrassenbauten und erörterte dann unter dem Vorsitz des General⸗Lieutenants a. D. von Renthe genannt Fink die Ausschreibung der Preisbewerbung um das dem Thurmbau im Osten einzufügende Reiterstandbild des Kaisers. Diese Figur wird vom Pferdehuf bis zur Scheitelböhe 7 m haben und soll 160 000 kosten. Die Modelle zur Preisbewerbung sind bis zum 5. Oktober d. J einzureichen. Der erste Preis beträgt 5000 ℳ, die drei übrigen Preise 3000, 2000 und 1000 ℳ% Die Gesammt⸗ kosten des Denkmals werden sich auf 700 000 belaufen; gegen 400 000 stehen jetzt zur Verfügung. 1 3 8

Am 12. d. M. beging der Senior der philosophischen Fakultät der Breslauer Universität, Geheime Regierungs⸗Rath Pro⸗ fessor Dr. Röpell, sein fünfzigjähriges Jubiläum als akademischer Lehrer an der Alma mater Viadrina. Ueber seinen Lebensgang berichtet die „Schl. Z.“: Richard Röpell, am 4. Novem⸗ ber 1808 zu Danzig geboren, studirte von 1830 an in Halle Pbilologie, wandte sich indeß bald von dieser ab und der Geschichtswissenschaft zu, die damals in Halle in Leo einen hervorragenden Vertreter hatte. Nach Beendigung seiner Studien unter Ranke in Berlin promovirte Röpell in Halle im April. 1834 und habilitirte sich dort. Nach⸗ dem im Jahre 1840 der erste Band seiner „Geschichte von Polen“ erschienen war, wurde er im Mai 1841 als außerordentlicher Professor nach Breslau berufen. Seitdem ge⸗ hört er ununterbrochen dieser Universität an. Röpell war auch politisch thätig. Im Jahre 1850 gebhörte er dem Erfurter Parlament an, 1861 bis 1863 und 1868 bis 1876 dem preußischen Abgeord⸗ netenhause; seit 1877 ist er Vertreter der Breslauer Universität im Herrenhause. Freunde, Kollegen, Mitbürger und Schüler des Jubi⸗ lars ließen es sich angelegen sein, ihm den Ehrentag zu einem möglichst festlichen zu gestalten. Im Namen und Auftrage des Kultus⸗Ministers Grafen Zedlitz⸗Trützschler und des Kurators der Universität, Ober⸗Präsidenten von Sepdewitz erschien in der Wohnung des Jubilars der Kuratorial⸗Rath, Geheime Regierungs⸗ Rath von Frankenberg und Proschlitz mit Glückwünschen und über⸗ reichte dem Jubilar den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub sowie ein Glückwunschschreiben des Ober⸗Präsidenten. Der Senat der Universität kam unter Führung des Rector magnificus, Geheimen Justiz⸗Raths Professor Dr. Brie mit einer tabula gratulatoria, ferner die philosophische Fakultät unter Führung ihres Dekans, des Professors Dr. Rosanes. Die Stadt Breslau war unter den Glückwünschenden vertreten durch den Ober⸗Bürgermeister Bender, einen Stadtrath, den Stadtverordneten⸗Vorsteher und einen Stadt⸗ verordneten. Eine von den Hrrn. Geheimer IJustiz⸗Rath Professor Dr. Brie, Professor Dr. Caro und Geheimer Kommerzien⸗Rath Heimann geführte Abordnung gab dem Gefeierten Kunde davon, daß durch Gaben des Kultus⸗Ministers, der Städte Danzig und Breslau sowie zahlreicher Verehrer und Freunde ein Kapital von 4500 zu einer Röpell⸗Stiftung für Studi⸗ rende der Universität aufgebracht worden sei. Die Stiftungsurkunde besagt, daß dem Jubilar die näheren Bestimmungen über die Ver⸗

dung s Kapitals orbehalten bleiben.

Literatur.

Der heutigen Nummer des „R. u. St.⸗A.“ liegt ein Prospekt der Verlagshandlung von J. Diemer in Mainz über das dort soeben erschienene Vereinigte Sachregister zu dem Bundes⸗ bezw. Reichs⸗Gesetzblatt sowie zu dem Centralblatt für das Deutsche Reich von 1867 bis 1890, bearbeitet von Friedrich Pfaff, Rechtsanwalt in Darmstadt, bei.

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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Großbritannien (Indien). 88

Zufolge einer in der „Bombay Government Gazette“ veröffent⸗ lichten Verfügung der Regterung zu Bombay vom 11. April 1891 ist die in den Häfen von Aden, Perim und der Somali⸗Küste über Provenienzen von Point de Galle (Ceylon) verhängte Quarantäne aufgehoben worden. (Vergl. „R⸗A. Nr. 43 vom 18. Februar 1891.)

Die Regierung zu Bombay hat durch Verfügung vom 13. April 1891 in den Häfen von Aden, Perim und der Somaliküste vom 28. März d. J. ab bis auf Weiteres Pest⸗Quarantäne gegen Provenienzen aus YVemen (Südwestküste Arabiens) und zwar von Leith bis Lohaiya angeordnet.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 13. Mai gestellt 10 232, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 12. d. M. gestellt 3946, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. 8 8.

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Subhastations⸗Resultate. Beim Königlichen Amtggericht I Berlin standen 13. Mai 1891 die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Koppenstraße 43g, dem Architekten Adolph Schumann gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 135 605 festgesetzt. Ersteher wurde der Kaufmann Max Priester zu Berlin für das Meistgebot von 164 000 Ecke Badstraße und Straße 66, dem Kaufmann Philippy Goldberg zu Pankow gehörig. Ersteherin wurde die Handelsgesellschaft in Firma Gebrüder Hirschler zu Berlin für das Meistgebot von 100 000 Perleberger⸗ straße 26 b, dem Kaufmann Philipp Wolfsohn gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 600 festgesetzt. Ersteherin wurde die Frau Rittergutsbesitzerin Marie Jordan zu Kuhhorst bei Nauen für das Meistgebot von 232 000 Der „Zeitschr. f. Spir.⸗Ind.“ entnehmen wir folgenden Bericht über den Handel mit Stärke nach Mittheilungen der Ver⸗ trauensmänner in der Zeit vom 6. bis 12. Mai 1891 : Im Laufe der Berichtswoche ist nur folgender Abschluß in Kartoffelfabri⸗ katen mitgetheilt worden. Es wurden verkauft an: Kartoffel⸗ mehl 500 Sack prima zu 24,00 und 500 Sack Sekunda zu 22,00 ℳ, beides frei Station an der Bahnstrecke Stargard Kreuz. Die 25. ordentliche Generalversammlung der Friedrich Wilhelm Preußische Lebens⸗ und Garantie ⸗Ver⸗ sicherungs⸗Aktien⸗Gesellschaft genehmigte einstimmig die von dem Aufsichtsrath geprüfte Jahresrechnung für 1890. Das Rechnungs⸗ jahr hat einen Gewinn von 272 946 ergeben, von welchem 116 781 an die mit Gewinnantheil Versicherten entfallen; von den verbleibenden 156 165 werden, dem Antrag des Aussichtsraths und des Vorstandes entsprechend, 75 000 gleich 10 % als Dividende an die Aktionäre vertheilt, 30 000 als Stiftungsfonds zu einer Pensions⸗ und Wittwen⸗Kasse für die Beamten der Gefellschaft üüberwiesen und der nach Dotirung der Kapital⸗Reserve und Zahlung der statuten⸗ und vertragsmäßigen Tantièmen verbleibende Restbetrag von 17697 dem Konto für eventuelle Verluste und Bedürfnisse überwiesen. Die mit Antheil am Gewinn Versicherten erhalten eine Dividende von 19 % der Jahresprämie. Der Versicherungsbestand ist im Jahre 1890 auf 232 536 Policen mit 85 432 070 Kapital und 94 364 jährliche Rente gestiegen, hat also eine Vermehrung um 36 338 Policen mit 6 752 523 Kapital und 11 815 jährlicher Rente erfahren und dementsprechend ist die Prämien⸗Einnahme auf 3 053 683 gestiegen. Die Garantie⸗Kapitalien und Reserven betragen am Schluß des Geschäftsjahres 14 887 959

Ueber die finanzielle Lage in Portugal liegen folgende Lissaboner Telegramme des Wolff'schen Bureaus vor: Mariano Carvalbo, der Dienstag Abend eine Unterredung mit dem Finanz⸗Minister hatte, theilte bei einer Besprechung mit Ver⸗ tretern der Industrie den letzteren mit, es seien Maßnahmen getroffen, um Behufs Erleichterung des Umwechselns eine reichliche Menge von kleiner Münze zu beschaffen; er hoffe, daß die Münzkrisis rasch beseitigt sein werde. Gleichzeitig ertheilte Carvalho den Ver⸗ tretern der Industrie über die politische Lage die beruhigendsten Ver⸗ sicherungen.

Die Umyvechselung von Bankbillets gegen baares Geld erfolgte gestern in größerem Umfange als am Dienstag; in den Kauf⸗ und Markthallen wurden gestern Vormittag von mehreren Agenten alle ihnen präsentirten Bankbillets sofort gegen baar umgetauscht, zu gleichem Zweck waren auch an einzelnen Stellen der Stadt Geld⸗ schalter zu Umwechselungszwecken eröffnet worden.

Das Amtsblatt wird morgen das Dekret, betreffend die Ausgabe von Banknoten zu 1000 Reis und 500 Reis. publiziren. Für den 25. Mai, den Termin der halbjährlichen Mieths⸗ zahlungen, werden Schwierigkeiten befürchtet.

Leipzig, 13. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ bandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 4,ͤ32 ½ ℳ, pr. Juni 4,35 ℳ, pr. Juli 4,37 ½ ℳ, pr. August 4,40 ℳ, pr. Sep⸗ tember 4,42 ½ ℳ, pr. Oktober 4,42 ½ ℳ, pr. November 4,42 ½ ℳ, pr. Dezember 4,42 ½ ℳ, pr. Januar 4,42 ½ Umsatz 45 000 kg. Behauptet.

Wien, 13. Mai. (W. T. B.) Ausweis der Karl⸗ Ludwigsbahn (gesammtes Netz) vom 1. bis 10. Mai 224 667 Fl., Mindereinnahme 1454 Fl., die Einnahmen des alten Netzes betrugen in derselben Zeit 175 438 Fl., Mindereinnahme 2458 Fl.

14. Mai. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der öster⸗ reichisch⸗ungarischen Staatseisenbahn⸗Gesellschaft hat das Gesammterträgniß pro Aktie auf 20 Fr. festgesetzt; der Juli⸗ Coupon wird daher mit 7 ½ Fr. eingelöst. 800 000 Fl. werden zur Dotirung der Spezialreserve verwendet, 247 322 Fl. auf neue Rech⸗ nung vorgetragen.

Wie die „Presse“ meldet, weist die Bilanz der Staatsbahn sowohl hbeim Eisenbahnbetriebe als auch bei den Domänen eine wesent⸗ liche Besserung auf. Das Mehrerträgniß der letzteren beziffert sich auf 420 000 Fl., die Agioersparniß beträgt 600 000 Fl. Das ab⸗ gelaufene Jahr ergab eine nahezu 5 % Verzinsung. Der gestrigen Sitzung des Verwaltungsraths wohnte auch der technische Beirath des Pariser Comités, Gottschalk, bei. Derselbe begiebt sich in Begleitung des Direktors Taussig in den nächsten Tagen nach Pest.

London, 13. Mai. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.

,14. Mai. (W. T. B.) Die Bank hat heute den Diskont von 4 auf 5 % erhöht.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Buenos⸗Aires von gestern: Heute fand ein weiteres erhebliches Steigen des Gold⸗ agio statt. Es gingen Gerüchte von beabsichtigten neuen Papier⸗ geld⸗Emissionen, dieselben sind indeß bis jetzt unbestätigt.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 13. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Lahn“ ist auf der Fahrt von New⸗York nach Bremen heute Nacht von Southampton abgegangen. Der Schnelldampfer „Havel“ hat gestern Morgen von New⸗York die Heimreise angetreten. Der Dampfer „Berlin“ ist auf der Fahrt nach dem La Plata; gestern in Antwerpen, der Dampfer „Braunschweig“ in Colombo angekommen. Der Schnelldampfer „Spree“ ist auf der Reise nach New⸗ York heute Morgen in Dover eingetroffen. Der Schnell⸗ dampfer „Eider“ ist gestern Nacht in New⸗York angekommen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“, von Australien kommend, und der Postdampfer „Weimar“, von Baltimore kommend, sind am 12. Mai auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Straßburg“ ist am 11. Mai Abends in Ant⸗ werpen angekommen. Der Postdampfer „Baltimore“, nach Brasilien bestimmt, hat am 11. Mai Nachmittags St. Vincent passirt. Der Schnelldampfer „Spreec“ hat heute Nachmittog die Reise von Southampton nach New⸗York fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Lahn“, von New⸗York kommend, hat heute Vormittag Dover passirt.

Hamburg, 13. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Mittag auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer „Galizia“ hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt.

14. Mai. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Normannia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft hat, von New⸗York kommend, gestern 12 Uhr Abends Lizard passirt.

London, 13. Mai. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Nubian“ ist heute auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Castle⸗ Dampfer „Norham Castle“ ist heute in London angekommen. Der Castle⸗ Dampfer „Pembroke Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Garth Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt.

—. 14. Mai. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Spar⸗

von England

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tan“ ist gestern auf der Heimreise von Madeira abgegangen.