1891 / 113 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

§. 75 auf zwölf Jahre gewählt werden. Wenn er seine Funktion als ein Ehrenamt annimmt, welches er übernehmen muß, weil es seine gesetzliche Pflicht ist, so wird seine Wabldauer auf sechs Jahre normirt. Das ist der Grundsatz unserer Gesetzgebung, und die Ansicht, die der Herr Referent vertreten hat, stimmt damit nicht - Königlichen Hauses Wedell ichterstatter Minister des Königlichen Hauses von Wede e wh,n wenn der Minister die Ernennung des Schulzen statt der Wahl beantragen wolle, er sehr gern mit sechs Jahren einver⸗

standen sei. (Beifall.) 1 8 In namentlicher Abstimmung wird darauf der Kom⸗

missionsvorschlag mit 66 gegen 57 Stimmen angenommen. Die §§. 76 bis 108 führen zu keiner Debatte.

. 109 lautet nach der Vorlage: 8 8 Die Sitzungen der Gemeindevertretung sind öffentlich. Das Ortsstatut kann Bestimmung darüber treffen, daß die Sitzungen mit Angabe der Tagesordnung in ortsüblicher Weise vorher bekannt zu machen sind. Für einzelne Gegenstände kann durch besonderen Beschluß, welcher in geheimer Sitzung gefaßt wird, die Oeffent⸗ lichkeit ausgeschlossen werden. 1 1“ Der Gemeindeversammlung kann jeder großjährige männliche

Gemeindeangehörige als Zuhörer beiwohnen 1

Die Kommission beantragt, dem Paragraphen folgende

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m . Fee 11 der Gemeindeversammlung (Gemeindevertretung) findet beschränkte Oeffent⸗ lich keit statt. Denselben als Zuhörer beizuwohnen, sind diejenigen Gemeindeangehörigen befugt, denen das Gemeinderecht zusteht (§. 41). Für einzelne Gegen⸗ stände kann durch besonderen Beschluß, welcher in geheimer Sitzung gefaßt wird, die Oeffentlichkeit ausgeschlossen werden. Das Orts⸗ statut kann Bestimmung darüber treffen, daß die Sitzungen mit Angabe der Tagesordn ung in ortsüblicher Weise vorher bekannt zu machen sind. Minister des Innern Herrfurth: Meine Herren! Für das Prinzip einer beschränkten Oeffentlich⸗ keit nicht nur der Gemeindeversammlung, sondern auch der Gemeinde⸗ vertretung habe ich mich in dem Plenum und in der Kommission ausgesprochen. Also gegen die prinzipiellen Aenderungen, die entgegen den Beschlüssen des anderen Hauses vorgenommen werden, habe ich meiner⸗ seits eine Einw endung nicht zu erheben. Ich glaube aber, daß der Kreis der Interessenten, denen die Möglichkeit, diesen Ver⸗ sammlungen als Zuhörer beizuwohnen, verstattet ist, nach den Beschlüssen Iyhrer Kommission zu eng gezogen ist, und möchte wünschen, daß die weitere Fassung des nderen Hauses angenommen wird. Sie kommen sonst dahin, daß, wenn nach den §8. 41 und 48 in dem Falle, wo die Zahl der Uneingesessenen ein Drittel der Gesammtzahl nicht übersteigt, und sämmtliche stimm⸗ berechtigte Gemeindemitglieder der Gemeindeversammlung angehören, dann Niemand da ist, welcher zuhören kann. Sie schließen dann aktisch die Oeffentlichkeit aus.

Es haben alsdann Diejenigen, über deren Leistungen Beschluß ge⸗ aßt wird, die durch diese Beschlüsse in ihrem Geldbeutel berührt werden, nicht die Möglichkeit, diesen Versammlungen beizuwohnen und uzuhören, wie und aus welchem Grunde eine solche Beschlußfassung rfolgt. Deshalb hätte ich den Wunsch, daß unter Beibehaltung des rinzips der beschränkten Oeffentlichkeit bei den Gemeindeversamm⸗ ungen und bei den Gemeindevertretungen doch der Kreis der Inter⸗ ssenten so weit gezogen werde, daß Diejenigen, welche mit ihrer Ab⸗ gabepflicht bei dem Ergebniß der Beschlußfassung betheiligt sind, auch die Möglichkeit erhalten, als Zuhörer den Versammlungen bei⸗ zuwohnen

Der Kommissionsvorschlag wird darauf mit großer Mehr⸗ eit angenommen.

§§. 110 bis 148 werden mit einigen redaktionellen Aende⸗ rungen ohne Debatte angenommen.

§. 149 giebt den Gemeindeangehörigen, die mit einem Einkommen von mehr als 660 bis 900 zur Staatssteuer eingeschätzt und zu den Gemeindelasten herangezogen werden, ein Stimmrecht in derjenigen Gemeindeversammlung, welche erstmalig über die Freilassung der in §. 13 erwähnten Personen von den Gemeindelasten zu beschließen hat.

Wirklicher Geheimer Rath von Kleist⸗Retzow be⸗ antragt, den erwähnten Gemeindeangehörigen dieses Stimm⸗ recht über die Heranziehung zu den Gemeindelasten zu er⸗ theilen.

Wirklicher Geheimer Rath von Kleist⸗Retzow glaubt, daß der Kommissionsbeschluß nicht mit vollem Bewußtsein gefaßt sei (Heiterkeit), denn er entspreche in seiner vorliegenden Fassung nicht dem §. 41, wie er in der zweiten Berathung und im Plenum an⸗ genommen sei.

Minister des Innern Herrfurth:

Ich vermag in der Aenderung, welche die Kommission zu dem §. 149 vorgeschlagen hat, zwar nur eine formale Besserungsänderung, aber eine ganz zweifellose redaktionelle Verbesserung zu erkennen. Daß die Kommission nicht ohne Bewußtsein diese Aenderung beschlossen hat, hat das hohe Haus wohl aus den Ausführungen des Herrn Referenten zur Genüge erkennen könnern, und ich meine, die Kommission bat die Aenderung beschlossen aus zwingenden Gründen der

Meine Herren, es wird meines Erachten 1 weifel bestehen können; denn die Freilassung der Ge emitglieder einem Einkommen von 660 bis 900 bedarf eines Be⸗ ses der Gemeinde und einer Genehmigung der Auf⸗ ztsbehörde. Nun will ich einfach den Fall setzen, der ja orkommen kann, wenn er auch rielleicht selten vorkommen wird. Die Gemeindeversammlung oder Gemeindevertretung beschließt ie Freilassung, der Kreisausschuß versagt aber die Genehmigung. Dann würde nach der Fassung und der Deduktion Seiner Excellenz 6 Herrn von Kleist die Freilassung dennoch eintreten ; denn es fehlt der positive Beschluß, daß sie berangezogen werden sollen. Nein! meine Herren, nur die Kon⸗ truktion, die der Herr Referent ausgeführt hat, ist in thesi be⸗ riedigend: Gemeindemitglieder mit 660 bis 900 Einkommen können von den Gemeindeabgaben freigelassen werden; das muß aber on der Gemeindeversammlung oder Vertretung beschlossen werden, und dieser Beschluß bedarf der Genebmigung des Kreisausschusses und nur, wenn ein solcher vom Kreisausschuß genehmigter Beschluß vorliegt, sind sie frei zu lassen. Das wird neines Erachtens mit logischer Nothwendigkeit in diesem Satze aus⸗ gesprochen. Ich kann deshalb nur bitten, es bei den Kommissions⸗ beschlüssen zu belassen, die ich als eine ganz wesentliche Verbesserung der Fassung anerkenne. Der Kommissionsbeschluß wird ohne weitere Debatte an⸗ genommen.

Damit ist die Berathung der Landgemeindeordnung beendet; dieselbe muß wegen der vorgenommenen Aenderungen an das Abgeordnetenhaus zurückgehen.

Vor der Abstimmung erklärt

Graf von Klinckowström: Nachdem gestern und heute die meisten Kommissionsanträge und von seinen Freunden gestellten Amende⸗ ments zur Annahme gelangt seien, nachdem ferner der Minister ausdrücklich erklärt habe, daß die volle Selbständigkeit der Beschlüsse der Selbstverwaltungsorgane gewahrt bleiben solle, würden seine Freunde zum größten Theil für die Vorlage stimmen. (Bravo!) Er erkläre aber zugleich ausdrücklich, daß damit die Grenze ihrer Nach⸗ giebigkeit erreicht sei und daß sie erwarteten, daß der Minister nun⸗ mehr die Beschlüsse des Herrenhauses dem andern Hause gegenüber vertreten werde. 1

Graf von Brühl: Ihm genügten die vorgenommenen Aende⸗ rungen nicht, er müsse gegen die Vorlage stimmen und zwar mit einigen seiner sonst ihm und dem Grafen von Klinckowström ge⸗ meinsamen Freunde.

Darauf wird die Landgemeindeordnung gegen etwa acht Stimmen (Graf Brühl, Graf Hohenthal, Graf von der Schulenburg⸗Beetzendorf u. A.) angenommen.

Schluß nach 1 ½ Uhr. Nächste Sitzung unbestimmt.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Erfolgt Zahlung an einen Beauftragten für Rechnung des Auf⸗ traggebers durch Girozahlung auf ein Bankguthaben des Beauftragten, so begebt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 12. Februar 1891, der Beauftragte durch die Verfügung über das Bankguthaben zu eigenem Nutzen keine Unter⸗ schlagung.

Die Gebührensätze des §. 9 der Gebührenordnung für Rechts⸗ anwälte stehen dem als Prozeßbevollmächtigten bestellten Rechtsanwalt nach §. 13 Nr. 1 der Geb.⸗Ordn. für den Geschäftsbetrieb ein⸗ schließlich der Information als „Prozeßgebühr“ zu, werden indeß nach §. 14 Abs. 1 auf 5/10 ermäßigt, soweit der Auftrag vor der mündlichen Verhandlung erledigt ist, „ohne daß der Rechtsanwalt die Klage eingereicht hat oder einen Schriftsatz hat zustellen lassen.“ In Bezug auf diese Bestimmungen hat das Reichsgericht, V. Cioilsenat, durch Beschluß vom 7. März 1891 ausgesprochen: „Damit ist ein mit Sicherheit erkennbares äußeres Merkmal gegeben von welchem der Anspruch auf die volle Prozeßgebühr abhängig ist: für den An⸗ walt des Klägers die Einreichung der Klage, für den Prozeß⸗ bevollmächtigten jeder Partei, insbesondere auch des Beklagten, die Zustellung eines Schriftsatzes an den Gegner. Nach dieser klaren Vorschrift wird durch die bloße Anfertigung eines Schriftsatzes der Anspruch auf die volle Gebühr nicht erworben..“

Statistik und Volkswirthschaft.

ur Lage der Handweber im Eulengebirge.

Der Kreistag des Kreises Neurode hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, im Interesse der Lage der Handweber von jetzt ab solchen Weberkindern männlichen und weiblichen Geschlechts aus dem Kreise Neurode welche eine ununterbrochene, dreijährige Thätigkeit Landwirthschaft nachweisen, eine Prämie von je 25 zu ge⸗ währen.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Ausstandsbewegung in den belgischen Kohlen⸗ bergwerken ist nach übereinstimmenden Nachrichten verschie⸗ dener Blätter fortgesetzt in der Abnahme begriffen. Dagegen ist in der belgischen Hauptstadt die Aufregung noch nicht ge⸗ wichen, und unter den industriellen Arbeitern hat die Be⸗ wegung durch den gestern eingetretenen Strike der Metall⸗ arbeiter neue Nahrung gewonnen. Auf den Kohlen⸗ zechen des Lütticher Beckens stellten sich der „Köln. Ztg.“ zufolge am Dienstag 4280, am Mittwoch 6150 Arbeiter unter Tage zur Frühschicht. Von den Arbeitern über Tage fehlte fast keiner mehr. Im Borinage fuhren am Dienstag bereits 2000 Bergleute wieder an. Im Mittelbecken gaben die einsichtigern Hüttenarbeiter das Zeichen zur Wiederaufnahme der Arbeit. Auf den Konstruktionswerkstätten von Nicaise et Delcuve und den Hochöfen zu Bracquegnies sind sämmtliche Arbeiter thätig. Am Wenigsten hatte sich bis Mittwoch die Lage in Charleroi verändert: 34 000 Ausstehende in beiden Gewerben. Nur auf einigen Hüttenwerken wurde seit Dienstag wieder gearbeitet. Vom gestrigen Tage berichtet ein Wolff'sches Telegramm aus Seraing, daß sich die Strikeverhältnisse unter den Kohlengrubenarbeitern der „Société Cockerill“ ein wenig gebessert haben; die Arbeiterzahl in anderen Werkstätten zeigt ebenfalls eine Besserung. Ferner berichtet ein Lütticher Telegramm des „D. B. H.“, daß die Metallarbeiter in Se⸗ raing allgemein die Arbeit wieder aufgenommen haben; man erwartet, daß in zwei Tagen auch die Gruben⸗ arbeiter vollzählig wieder anfahren werden. In Bracquegnies wurden 150 Arbeiter ausgesperrt. Die Unternehmer haben einen Verband gebildet, der jedem Arbeiter sofortige Entlassung androht, wenn er irgend einer sozialistischen Vereinigung an⸗ gehört. Ueber den Strike der Metallarbeiter in Brüssel liegt folgende Meldung vor: Mehr als 3000 Metallarbeiter haben seit gestern früh die Arbeit eingestellt. Dieselben hielten Vormittags eine sehr zahlreich besuchte Versammlung ab und begaben sich sodann im Zuge nach Molembeck, um die dortigen Arbeiter, welche die Arbeit noch fortsetzten, zum Strike zu bewegen. Im Uebrigen wird die Lage durch folgende Brüsseler Tele⸗ gramme des „W. T. B.“ gekennzeichnet:

Der Bürgermeister von Brüssel, Buls, richtete an das ite des Brüsseler Bundes der Arbeiterpartei ein ben, in welchem er bekannt giebt, daß er bis auf Weiteres die ung von Meetings auf öffentlicher Straße nicht gestatten werde. izei babe Befehl erhalten, jede Ansammlung, die Unordnung rufen oder den freien Verkehr hindern könnte, zu zerstreuen. ern Abend sammelten sich in der Nähe der Börse zahlreiche eitermengen an, um eine Kundgebung zu veranstalten. ie Polizei schritt wiederholt ein und suchte die Arbeiter zu zer⸗ streuen. Dieselben rotteten sich aber immer wieder zusammen. In mehreren Lokalen der Stadt wurden Meetings zu Gunsten der Verfassungsrevision nd zur Weiterführung des Ausstandes von den Sozialisten abgehalten. Am Spät⸗ abend zogen mehrere Arbeiterhaufen, die Marseillatse singend, durch die Straßen der Stadt und zertrümmerten an einigen Stellen die Fensterscheiben. Die Polizei zerstreute die Tumultuanten mit Säbelhieben und nahm mehrere Verhaftungen vor. Wir fügen hieran die Meldung der „Voss Ztg“, daß die Belgischen Staats⸗ bahnen die Transporttarife für ausländische Kohlen ermäßigt haben.

Aus Bochum wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß die Zahl der „gemaßregelten“ Bergleute annähernd 2000 betrage; die Unver⸗ heiratheten ziehen in die Heimath, die Verheiratheten befinden sich in großer Noth, da die Unterstützung der arbeitenden Kameraden fehlt.

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Alle Zechen weisen die entlassenen Arbeiter ab

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In Spiesen fand, wie die „S⸗ u. Bl.⸗Ztg.“ berichtet, am Dienstag eine Versammlung der Gegenpartei des Rechts⸗ schutzvereins für das Saarrevier statt, in welcher sich auch Bach⸗ mann mit seinem Anhang aus den Schlafhäusern einfand und den Versuch machte, die Versammlung zu sprengen. Es wurde demselben jedoch Seitens des Einberufers, Bergmanns Kraus, erklärt, er könne nur in der Versammlung bleiben, wenn er sich an⸗ ständig betrage. Bachmann verließ, nachdem er einmal das Wort 8 enommen hatte, den Saal. Es wurde, nachdem die Bergleute

aus, Werner, Euler ꝛc. dafür gesprochen, beschlossen, einen „christlich⸗sozialen Bergmannsverein“ zu gründen und gegen den Rechtsschutzverein und die Strikereien Stellung zu nehmen.

Der deutsche Maurerkongreß in Gotha nahm in der Dienstagssitzung den die Centralisation erstrebenden Organisationsentwurf der Geschäftsleitung an und lehnte damit, wie wir dem „Vorwärts“ entnehmen, den Entwurf der Berliner Delegirten ab.

Hier in Berlin wurde in einer Versammlung der im Ver⸗ goldergewerbe beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen der Strike für beendigt erklärt.

Aus Nordböhmen wird der „Lpz. Ztg.“ geschrieben: Während in Warnsdorf i. B, die Arbeiterbewegung, welche sich an die Feier des 1. Mai knüpfte, ihr Ende erreicht hat, sind in anderen Orten Böhmens Strikes ausgebrochen. In Warnsdorf nahmen viele Ar⸗ beiter ihre Thätigkeit ohne Weiteres auf, ein Theil der Fabrikanten ist ihnen auch entäaegengekommen, indem sie die Arbeit freiwillig

kürzten. Seit Anfang April strikten die Spinner der Schmitt⸗;

schen Baumwollenspinnerei in Iserthal bei Reichen⸗ berg. Sechshundert Arbeiter hatten wegen Entlassung eines Spinners die Arbeit niedergelegt; darauf wollte nach vierwöchiger Pause die Firma fremde Kräfte einstellen, worauf die Strikenden kamen und um bedingungslose Wiederaufnahme der Arbeit baten, welche ihnen am 6. Mai gewährt wurde. In dem nordwest⸗ böhmischen Kohlenrevier ist dieser Tage ein Strike ausgebrochen. Die Belegschaften des Karbitzer Kohlen⸗ werkes Austria in Mariaschein stellten vergangene Woche die Arbeit ein, haben sie aber inzwischen schon wieder bedingungslos aufgenommen. Neuerdings striken: Belegschaften der Saxonia⸗ gewerkschaft in Karbitz, Saxoniagewerkschaft in Triebschitz, Maria Opferungsschacht ebendaselbst, Victoriazeche in Ossegg⸗ Friedaschacht in Bilin und Wenzelschacht in Teplitz. Die Arbeiter fordern achtstündige Schichten bei einem Zeitverlust im An⸗ und Aus⸗ fabren von zwei Stunden, sodaß nur sechs Stunden Arbeitszeit übrig bleiben. Die Bewilligung einer solchen Forderung ist ein Ding der Unmöglichkeit. Auch im Aussiger Revier sind partielle Strikes ausgebrochen. Inzwischen wird der Berliner „Volksztg.“ unter dem 13. d. M. aus Prag telegraphirt, daß der Bergarbeiterstrike im Aussiger Bezirk vollständig beigelegt ist und daß in sämmtlichen Karbitzer Schächten wieder gearbeitet werde.

Aus Brünn wird der „Madb. Ztg.“ telegraphirt, daß am Mittwoch vor einer dortigen Kammgarnspinnerei Kundgebungen von 2000 Arbeitern stattfanden, wobei die Polizei einschreiten und einen Arbeiter verhaften mußte. Ursache der Ansammlung war die Ent⸗ lassung von 20 Arbeitern wegen Arbeitsverweigerung.

Aus St. Etienne meldet ein Wolff'sches Telegramm, daß die dortigen Ausstandsverhältnisse eine Besserung aufweisen; zahlreiche Maschinenbau⸗Arbeiter haben die Arbeit wieder aufgenommen. 3 8

Handel und Gewerbe.

Der Diskont der Reichsbank ist heute auf 4 %, der Lombardzinsfuß für Darlehne gegen ausschließliche Ver⸗ pfändung von Schuldverschreibungen des Reichs oder eines deutschen Staates auf 4 ½ %, gegen Verpsändung sonstiger Effekten und Waaren auf 5 % er vöht worden.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks—

an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 14. Mai gestellt 10 490, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 13. d. M gestellt 3875, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Die Landschaft der Provinz Westfalen hielt am 8 Mai c. in Münster ihre ordentliche Generalversammlung ab. Aus dem derselben erstatteten Rechenschaftsbericht ergiebt sich, daß im Kalenderjahre 1890 die Mitgliederzahl nach Abzug von 16 ausgeschie⸗ denen sich um 119 vermehrt hat und am Jahresschluß 2258 betrug. Das emittirte Pfandbrief⸗Kapital weist nach Abzug von 418 900 gelöschter Hypothekenforderungen eine reine Zunahme nach von 1 652 000 und betrug am Jahresschlusse 30 942 500, wovon 19 881 500 in 4 % und 11 G661 000 in 3 ½ % Pfandbriefen. Der Ueberschuß der Verwaltung beträgt 58 601 ℳ, der Reservefonds erhöht sich auf 261 445 und 94 136,48 wurden als Betriebsfonds auf neue Rechnung vorgetragen. Der Tilgungsfond hat einen Bestand von 1 061 118 erreicht Die Generalversammlung wählte die im Turnus ausgeschiedenen drei Mitglieder, nämlich die Hrrn. Landrath ꝛc. Graf von Wedel, Gutsbesitzer Darup Deiters und Gutsbesitzer Ewringmann einstimmig wiederum zu Mitgliedern des Verwaltungsraths, und für zwei außerdem ausgeschiedene Mitglieder die Hrrn. Graf von Korff⸗ Schmising zu Tatenhausen und Gutsbesitzer Röper zu Ger⸗ mete. In der Sitzung des Verwaltungsraths wurde der Direktion Entlastung für die Jahresrechnung ertheilt. Zum Vorsitzenden des Verwaltungsraths werde Hr. Kammerherr und Landrath Graf von Wedel zu Sandfort und zu dessen Stellvertreter Hr. Landrath a. D. Plaßmann zu Münster gewählt. Den Mit⸗ gliedern der Landschaft sollen auch für das lau fende Jahr aus dem zu erwartenden Ueberschusse 0,20 für je 100 Kapital durch Zu⸗ theilung auf die Spezial⸗Reserveguthaben vergütet werden.

Leipzig, 14. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 4,32 ½ ℳ, pr. Juni 4,35 ℳ, pr. Juli 4,37 ½ ℳ, pr. August 4.40 ℳ, pr. Sep⸗ tember 4,42 ½ ℳ, pr. Oktober 4,45 ℳ, pr. November 4,45 ℳ, pr. Dezember 4,45 ℳ, pr. Januar 4,45 Umsatz 55 000 kg. Behauptet. 8

London, 14. Mai. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten. 4 .

Bradford, 14. Mai. (W. T. B.) Wolle geschäftslos, Preise nominell, stetig. Garne ruhig; mäßiges Stoffgeschäft.

Paris, 14. Mai. (W T. B.) Ein Telegramm aus Buenos Aires sagt, es ecirkulire das Gerücht, der Kongreß wolle eine neue Papiergeld⸗Emission und die Einführung des Zwangs⸗ courses beschließen, es seien zahlreiche Versammlungen veranstaltet, um hiergegen zu protestiren. 1

Lissabon, 14. Mai. (W. T. B.) Unter den hier ansässigen ausländischen Kaufleuten sind Erörterungen und Verhand⸗ lungen über die Nothwendigkeit im Gange, in das für die portu⸗ giesische öffentliche Schuld bestehende Comité drei Dele⸗ girte der hiesigen ausländischen Firmen, und zwar einen Deutschen, einen Franzosen und einen Engländer, zu ent⸗ senden. Die Handelskammer von Oporto hat sich gut⸗ achtlich dahin geäußert, daß zur Emission von Banknoten zu 1000 Reis und zu 500 Reis eine Nothwendigkeit nicht vorliege. 8 Münzkrisis hat sich im Laufe des heutigen Tages etwas gebessert. 8

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Submissionen im Auslande.

Niederlande. 8 20. Mai, Mittags 's Ryks Centraal Magazyn van Militaire- Kleeding, Uitrusting enz zu Amsterdam: 500 Pferdedecken, 10 500 m Zeltleinewand für Militärzwecke

partieller 1

spontan

Auskunft an Ort und Stelle. Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen. 8. Juni 1891, Mittags 12 Uhr. (Technisch Bureau) im Haag: Loos XXXIV: Lieferung der Eisenkonstruktion für eine Bahn⸗ steig⸗Ueberdachung auf der Haltestelle Emmahaven an der Koninginnebaai, für den Betrieb der Staatseisenbahnen auf Sumatra. Bedingungen käuflich für 1,50 Fl. beim Buchhändler Mart. Nyhoff im Haag. Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 14. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „America“ ist gestern in Baltimore ein⸗ etroffen; der Schnelldampfer „Elbe“ hat gestern früh von

ew⸗York die Heimreise angetreten. Der Dampfer „Weser“ ist vorgestern von Buenos⸗Aires abgegangen. Der Dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ ist vor 5 Tagen in Monte⸗ video eingetroffen. Der Dampfer „Stuttgart“ ist heute in Hongkong angekommen, der Dampfer „Straßburg“ von Antwerpen abgegangen.

Hamburg, 14. Mai. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Normannia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Mogen in St. Thomas eingetroffen. Der Postdampfer „Scandia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in Baltimore eingetroffen.

15. Mai. (W. T. B) Der Schnelldampfer der Ham⸗ burg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft „Normannia“ ist, von New⸗York kommend, heute Morgen auf der Elbe eingetroffen.

London, 14. Mai. (W. T. B) Der Castle⸗Dampfer „Methven Castle“ hat gestern auf der Heimreise die Canarischen Inseln passirt, der Union⸗Dampfer „Pretoria“ ist heute auf der Ausreise von dort abgegangen

15. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Gran⸗ tully Castle“ ist am Mittwoch auf der Ausreise in Capetown angekommen, der Castle⸗Dampfer „Dunkeld' ist am Mittwoch auf der Heimreise von Capetown abgegangen, der Union⸗Dampfer „Dane“; ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Saloniki, 14. Mai. (W. T. B.) Heute geschah auf der neuen Eisenbahnlinie Saloniki⸗Monastir der erste Spatenstich. An den offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten nahmen die Civil⸗ und Militärbebörden Theil. Die Freude der Bevölk über die neue Bahn ist allgemein. 8 8

18 Theater und Musik.

““ Kroll's Theater.. 1““ Gestern Abend fand das erste Gastspiel der Königlich preußischen Kammersaͤngerin Fr. Marcella Sembrich statt, welche als erste Rolle die Lucia von Lammermoor“ in Donizetti's gleich⸗ nam iger Oper gewählt hatte. Die Sängerin wurde bei ihrem Er⸗ scheinen von dem gut gefüllten Hause lebhaft begrüßt und erwies sich im Laufe des Abends durch die vollendete Technik und tiefe künst⸗ lerische Beseelung ihres Gesanges von Neuem der großen Werth⸗ schätzung würdig, welche sie hier wie überall genießt. Vor Allem nimmt die einfache zwanglose Art ihres Vortrages, getragen durch die reine glockenhelle Stimme, für die Künstlerin ein; mübelos quellen sowohl die zarten, von weicher Wehmuth getragenen Passagen wie die kraft⸗ vollen leidenschaftlich bewegten Stellen in höchster musikalischer Voll⸗ endung hervor; wenn das Recitativ mit dem darauffolgenden Duett zwischen Lucia und Edgardo im ersten Akt, das große Sextett im zweiten Akt schon äußerst beifällig aufgenommen wurden, so gewann die tiefe Bewegung des Publikums nach der Wahnsinnsarie des letzten Aufzuges einen so lebhaften Ausdruck, daß Fr. Sembrich ungezählte Male dankend vor der Gardine erscheinen mußte. Die vielgerühmte und bewunderte Kehlfertigkeit der Sängerin, welche hier in Trillern und Läufen wie im Staccatogesang den weitesten Spielraum zur Entfaltung findet, hatte diesen Beifallssturm erzeugt. Als Edgar leistete Hr. Alma recht Tüchtiges sowohl im Duett mit Fr. Sembrich wie im Finale des dritten Aufzuges, in welchem er seiner Stimme besonders berückende Empfindung und zarten Wobllaut zu verleihen wußte. Hr. Fricke

Ministerie van Kolonién

sang den Heinrich Asfhton und verdient Anerkennung für seine in

musikalischer wie schauspielerischer Hinsicht sauber durchgeführte Leistung. Auch die kleineren Rollen waren zur Zufriedenheit besetzt, sodaß die Darstellung einen erfreulichen Verlauf nahm und die leb⸗ hafte Anerkennung der Zuhörer reichlich verdiente. 2 .

Dreifaltigkeits⸗Kirche. Das Concert, welches gestern zum Besten des unter dem Pro⸗

tektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden

Maagdalenen⸗Stifts stattfand, wurde mit dem Vortrag der

Beach'schen G⸗-moll-Phantasie für Orgel eröffnet, die Hr. Pfann⸗

chmidt sehr korrekt und verständnißvoll, die Mangelbaftigkeit der Orgel geschickt überwindend, ausführte. Der Choral: 2„O heil'ger Geist, kehr bei uns ein“, den der Waldhornist 82 Beinlich mit Orgelbegleitung ausführte, schloß sich der Phantasie unmittelbar an und war von vortrefflicher Klangwirkung. Der Kirchenchor (Dir. Hr. Böttcher) trug Grell's Motette: „Enädig und barmherzig“ und am Schluß des Concerts noch Alb Becker's „Siehe der Hüter Israels“ vor und ließ den erfreulichen Aufschwung erkennen, den derselbe unter Leitung seines energischen und einsichtsvollen Dirigenten genommen hat. Auch die Leistungen der Solisten waren zumeist sehr lobenswerth. Frl. Oberbeck er⸗ freute durch den sehr ausdrucksvollen Vortrag der Händel'schen Arie: „Erwach zu Liedern der Wonne“, in der nur die hohen Töne etwas angestrengt erschienen. Die zweite Arie von Becker „Der Christen Herz auf Rosen geht“ gelang der Künstlerin besser. Ganz besonders zeichnete sich die klang⸗ olle und wohlgeschulte Stimme des Frl. Schacht aus, welche in Beethoven’s „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ und in Bach's „Wohl euch, ihr auserwählten Seelen“ vorzüglich zur Geltung kam. Hr. Staudigl (Barypton) ließ im Vortrag der Arie „Soll ich auf Mamres Fruchtgefild“ von Händel und in dem der Arie Mendelssohn’s „Gott sei mir gnädig“ schönen Stimmklang und tief eingehende Ausdrucksweise erkennen. Auch der Violinist Hr. Moser trug durch sein sauberes und fein schattirtes Spiel zum Gelingen des Concerts wesentlich bei. Schließlich erwähnen wir noch ines Waldhornvortrags von Mendelssohn, der jedoch dem Spieler nicht so gut glückte wie der Choral. Das aufgestellte Programm er⸗ uhr manche Abänderungen, zu denen auch der Ausfall des Harfen⸗ olos gehörte. Ihre Mafesta Zeit dem Concerte bei.

Wagner’s „Lohengrin“, der am 22. Mai, dem Geburtstage des Meisters, in neuer Ausstattung und Einstubirung unter der Leitung des Kapellmeisters Weingartner im König⸗ lichen Opernhause zur Darstellung gelangen soll, wird von dem Ober⸗Regisseur Hrn. Tetzlaff völlig neu in Scene gesetzt. Die Besetzung ist die folgende: König: Hr. Mödlinger; Lohengrin: Hr. Gudehus; Telramund: Hr. Bulß (der diese Partie zum ersten Mal in Berlin singen wird); Heerrufer: Hr. Fränkel; Elsa: Fr. Pierson; Ortrud: Fr. Staudigl.

Im Lesling⸗Theater sind in dem Luftspiel „Derby“ von Sigmund Schlesinger, das morgen zur ersten Darstellung gelangt, in den Hauptrollen Jenny Groß. Lilli Petri und Luise von Pöllnitz, Hugo Ranzenberg, „Oscar Sauer, Franz Schönfeld, Georg Molenar, Oecar Höcker und Carl Stallmann beschäftigt. Für die Pfingstfeiertage ist der Spielplan folgendermaßen fest⸗ gestellt: am Sonntag wird das Lustspiel „Derby⸗“ wiederholt; am Montag wird Adolf Klein nach der Rückkehr von seinen Gast⸗

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spielen in St. Petersburg und Riga zum ersten Mal wieder auftreten, und zwar als Baron Leopold v. d. Egge in Oscar Blumentbal's Lustspiel „Der Probepfeil“; am Dienstag gelangen die beiden Lust⸗ spiele „Die Augen der Liebe“ und „Die Schulreiterin“ mit zwei Gästen: Hrn. Hermann Seldeneck und Frl. Alma Reynier, zur Aufführung. 8

„In der gestrigen „Nanon“⸗Aufführung am Friedrich Wilhelm⸗ städtischen Theater gab an Stelle von Frl. Jenny Stubel zum ersten Male Frl. Anna Lind die Titelrolle und erzielte durch ihre frische und temperamentvolle Darstellung einen schönen Erfolg. Im Concert⸗Park debütirt morgen die Berliner Soubrette Frl. g U.eaühn die bereits im Wintergarten sehr beifallsreich auf⸗ getreten ist.

Im Kroll'schen Theater verabschiedet sich F. Lilli Lehmann mogen, wie schon erwähnt, als „Lucrezia Borgia“, während Hr. Kalisch, gleichfalls als letzte Gastrolle, den Gennaro giebt. Die weiteren Partien in der Donizetti'schen Oper, Orsino und der Herzog, haben vortreffliche Vertreter in der Altistin Frl. Jettka Finkenstein und dem Baritonisten Hrn. Demuth gefunden. Marcella Sembrich's nächster Gastabend ist der Dienstag, wo sie in einer ihrer besten Partien, der „Regimentstochter“, auftreten wird. Wie früher finden auch diesmal an den beiden Pfingstfeiertagen Morgens 5 Uhr Früh⸗ Concerte von Militärkapellen im Kroll'schen Garten statt, der jetzt 8. 1 ö““ einen der angnnehmsten Aufenthaltsorte

erlins bildet.

Die erste „Lohengrin“⸗Aufführung in der Großen Pa⸗ riser Oper ist dem „Hamb Corr.“ zufolge nunmehr endgültig auf Mitte September feftgeseßt Van Dyck, der Sänger des „Lohengrin“, wird sich unmittelbar nach Beendigung der Bayreuther Festspiele nach Paris begeben und daselbst an den Proben tbeilnehmen

1 b b Lamoureux wird die Aufführungen einüben und leiten 8

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde, nach der „N. Pr. Z.“, die Vorlage, betreffend die Errichtung einer städtischen Doppel⸗Badeanstalt am linken Ufer der Oberspree oberhalb der Cuvrystraße, ohne Debatte genehmigt. Für die zahlreiche, weniger bemittelte Bevölkerung des äußersten Südostens von Berlin fehlt bis jetzt jede Gelegenheit zur Befriedigung des Bade⸗ bedürfnisses Die städtischen Badeanstalten an der Schillings Brücke sind an warmen Tagen stets überfüllt. Außerdem liegen diese Bade⸗ anstalten für die meisten Bewohner des Südostens viel zu weit entfernt; die vorhandenen Privatanstalten aber fordern ver⸗ bältnißmäßig zu hohe Eintrittspreise, als daß sie von der armen Bevölkerung in dem für die Pflege ihrer Gesundheit nothwendigen Maße benutzt werden könnten. Die Kinder der Armen baden in Folge dessen in jener Gegend häufig im Freien. In An⸗ betracht dieses Umstandes wird durch Annahme der Vorlage einem lebhaft empfundenen Mangel abgeholfen.

Die beiden neuen Pferdebahnlinien, deren Verbindungs⸗ glieder gegenwärtig im Stadttheil Moabit gebaut werden, sollen, wie die „N. Pr. Ztg.“ erfährt, derartig gefördert werden, daß sie bereits am 1. Juni zur öffentlichen Benutzung gelangen. Die erste Linie wird folgenden Weg nehmen: Wilhelmshavener, Birken⸗, Rathenower Straße, Alt⸗Moabit, Moltke⸗, Bismarck⸗Straße, Kron⸗ prinzenbrücke, Karl⸗, Luisen⸗ und Dorotheen⸗Straße bis zum Kupfer⸗ graben. In Aussicht genommen ist die Verlängerung dieser Linie bis an die Schloßbrücke und, wenn die Genehmigung zu erlangen ist, bis zum Schinkelplatz. Der Weg der zweiten Linie hat folgenden Lauf: Wedding, Fenn⸗, Perleberger⸗, Rathenower⸗Straße, Alt⸗ Moabit, Moltke⸗, Bismarck⸗Straße, Königsplatz, Sommer⸗, König⸗ grätzer⸗Straße, Hallesche Brücke, Belle⸗Alliance⸗ bis zur Gneisenau⸗ Straße.

In Sachen der Rixdorfer katholischen Schule ist, wie der „Germania“ mitgetheilt wird, den katholischen Familienvätern von Rixdorf folgender Bescheid auf die an den Kultus⸗Minister gerichtete Petition wegen Uebernahme der katholischen Schule auf den Gemeinde⸗Etat zugegangen: „Berlin, den 11. Mai 1891. Auf die Vorstellung vom 20. April d. J. gereicht Ihnen und den Mitunterzeichnern derselben zum vorläufigen Bescheide, daß die Königliche Regierung zu Potsdam bereits vor einigen Monaten bei dem Kreis⸗Ausschuß des Kreises Teltow Mangels einer freiwilligen Uebernahme der Verpflichtung zur Einrichtung einer katholischen Gemeindeschule Seitens der Gemeinde Rixdorf den Antrag auf Festsetzung jener Verpflichtung nach Maßgabe des Gesetzes vom 26. Mai 1887 (G.⸗S. S. 175) gestellt hat. Da die Errichtung einer öffentlichen katholischen Volksschule auf anderem Wege außerhalb meiner Befugniß liegt, bleibt das Ergebniß dieses Antrages abzuwarten.

Die Kolonie Schönholz dürfte in nicht allzulanger Zeit im

Besitz einer eigenen Kirche sein. Ein dortiger Grundbesitzer kat bereits einen Morgen Land, unmittelbar beim neuen Bahnhof belegen, zum Kirchplatz geschenkt. Die neue Reinickendorfer Kirche, deren Bau gesichert ist, wenn auch die baupolizeiliche Genehmigung noch aussteht, wird in der Humboldtstraße errichtet werden Den Bauplatz, einen Morgen für die Kirche und einen balben Morgen für das Pfarrhaus, hat der Rentier Hechel geschenkt.

Im „Nordland⸗Panorama“, Wilhelmstraße 10, beträgt der Eintrittspreis für die Pfingstfeiertage nur 30 für alle Aus⸗ stellungen.

Aus den umliegenden Ortschaften verlauten hiesigen Blättern Lufolge viele Klagen über das massenhafte Auftreten von Mai⸗ käfern, worunter die jetzt ausschlagenden Eichen und ihr frisches Grün am Meisten leiden.

Schwedt a. O. Eine historische Sehenswürdigkeit aus dem Schlosse zu Schwedt a. O. wird jetzt, wie die „Voss. Z.“ erfährt, auf Veranlassung Seiner Majestät des Kaisers der Vergessenheit entrissen werden und soll im hiesigen Schlosse Ver⸗ wendung finden. Es ist dies die merkwürdige „Kachelstube“ der Kastellanswohnung im Schlosse zu Schwedt. Die Wände dieser Stube sind mit Kacheln aus Porzellan bekleidet, welche jede für sich künstlerisch bemalt und eine der anderen so angefügt ist, daß das Ganze Darstellungen aus der biblischen Geschichte bildet. Die Arbeit soll von einem alten holländischen Meister stammen und auf Veranlassung des der reformirten Kirche sehr zugethan gewesenen Markgrafen Philipp Wilhelm und seiner frommen Gemahlin Charlotte, des Fürsten Jolann Georg zu Anhalt⸗Dessau Tochter,

t, die hohe Protektorin, wohnte längere welche als Aebtissin des Klosters zu Herford starb, hergestellt fein.

Der Markgraf selbst hat die Zeichnungen zu dem Entwurf dieser künstlerisch ausgeführten Porzellanmalerei angefertigt, die nunmehr sorgfältig, ause inander genommen und verpackt wird, um in einem der Gemächer des Kaisers im hiesigen Schlosse wieder zusammen⸗ gestellt zu werden.

Breslau, 13. Mai. In der östlich über dem Haupteingang es neuen Regierungsgebäudes am Lessingplatz in der Höhe des ersten Stockwerks ausgesparten Nische ist, wie die „Schl. Z.“ berichtet, heute die von Professor Härtel hierselbst herrührende Sandstein⸗Bildsäule König Wilhelm’s 1I. aufgestellt worden. Die Bildsäule zeigt sich, da das für ihre Aufbringung her⸗ gerichtete Gerüft noch steht, noch nicht frei dem Blick des Beschauers. Morgen oder übermorgen wird voraussichtlich in der westlich über dem Haupteingange vorhandenen Nische die von Professor Herter in Berlin herrübrende Sandstein⸗Bildsäule König Friedrich's II. aufgestelt werden. Die Entfernung der Gerüste wird bestimmt noch vor dem Pfigstfest erfolgen.

Freystadt, 12. Mai. Auf dem Terrain des Dominiums Pürben hiesigen Kreises ist man, wie dem „Niederschlesischen An⸗ zeiger“ berichtet wird, in voriger Woche bei der Anlage von Gräben auf ein sehr mächtiges Braunkohlenlager gestoßen. Es sind sofort die geeigneten Schritte gethan worden, um das Lager zu erschließen.

Trier, 10. Mai. Gestern Nachmittag wurde, wie der „Madb. Z“* geschrieben wird, das Mosel⸗ und Saarthal von einem furcht⸗ baren Gewitter heimgesucht, dem auch mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen sind. In einem Bauernhofe zu Kreuzwald wurden Vater und Sohn vom Blitz getroffen Der Knabe blieb auf der Stelle todt, an dem Aufkommen seines Vaters wird ebenfalls ge⸗ zweifelt. Ferner wurde in Busendorf ein Mädchen vom Blitz erschlagen, das sich vor dem Regen unter eine Buche geflüchtet hatte.

Dresden, 13. Mai. Gelegentlich der Ausbesserung eine

gemacht. Sie stießen nämlich auf einen Leinwandbeutel, welche e alte Silbermünzen und zwei alte Goldmünze enthält. hiesigen Polizei⸗Direktion abgeliefert worden.

Vom Harz, 12. Mai. Dem „Hann. Cour.“ wird geschrieben: In unseren Waldungen, welche theilweise in ungeheuren Massen die Heidelbeerstaude aufweisen, hat die letztere jetzt Blüthe getrieben, und zwar in einer Fülle, wie wir Aehnliches nur selten esehen. Die kleinen Stauden erscheinen fast überdeckt von rothen Blüthenknoten. Im Hinblick auf die Wichtigkeit der Heidelbeere al Zukost für den Hausstand und als Handelsartikel ist diese Er Pekhünt höchst erfreulich. Auch Erdbeeren scheint es viel geben.

Mannheim, 11. Mai. Verflossene Nacht nach der „Wes. Z3“ folgender Unglücksfall. Ein 10 jähriger Knabe besuchte gestern den Abendgottesdienst in einer der biesigen protestantischen Kirchen und scheint dabei eirgeschlafen zu sein. Der Kirchendiener verschloß das Got’eshaus, ohne den Knaben darin wahrgenommen zu haben. Der Knabe erwachte gegen 12 Uhr Nachts, fand aber keinen Ausgang. In seiner Verzweiflung scheint

ein großes, nach der Straße gehendes Fenster ein und stieg durch die Oeffnung. Hier hatte er in der Dunkelbei' nirgends Halt gefunden und stürzte aus einer beträchtlichen Höhe auf das Straßenpflaster. Mit schweren Verletzungen am Kopfe und wahrscheinlich auch inner⸗

in das Allgemeine Krankenhaus geschafft.

Wernigerode a. H., 13. Mai. Der Brockenwirth hat sich, der „Mgdb. Ztg⸗ zufolge, im Brockenhotel wieder für den Sommer eingerichtet. Der Weg nach dem Brocken ist schneefrei gemacht. Der Harzklub hat die Renneckenberg⸗Schutzhütte wieder in guten Stand gesetzt. Die Steinerne Renne bietet noch einen schönen Anblick und die Waldungen sind bereits in frischestes Grün gekleidet.

Poluchow vollständig zerstört, während die Bewohner zum größten Theil abwesend waren. gekommen.

Paris, 14. Mai. Nach Meldungen des „W T. B.“ aus Brest fand gestern achtzehn Meilen von der Insel Ouessant ent⸗ fernt zwischen dem deutschen Dampfer „Friedrich Krupp“ und dem englischen Daäampfer „Mentana“ ein Zusammen⸗ stoß statt, in Folge dessen der letztere sofort sank. Seine Be⸗ mannung wurde gerettet und von dem deutschen Dampfer aufge⸗ nommen. Das Wetter war sehr nebelig.

Rovigano. Die feierliche Eröffnung der Station des Ber⸗ liner Aduariums in Rovigno in Istrien fand nach einer Meldung der „Voss. Ztg.“ am Sonntag, 10. Mai, im Aquarium zu Rovigno statt.

Gibraltar, 14. Mai. Der italienische Dampfer „Stura“, mit 860 Auswanderern an Bord, rannte laut Meldung des „Bur. Reut.“, auf der Fahrt von Neapel nach New⸗ York, gestern Abend bei Punta di Europa den englischen Dampfer „Buccaneer“ an. Beide Dampfer erlitten Be⸗ schädigungen, der italienische Dampfer so erhebliche, das für die Weiterbeförderung der Auswanderer nach New⸗York ein anderer Dampfer telegraphisch bestellt werden mußte. Der Zusammenstoß der Dampfer hatte unter den Reisenden eine große Bestüͤrzung hervor⸗ gerufen; es ist jedoch Niemand verletzt worden.

1 (F) Christiania, 12. Mai. Die Influenza ist hier jetzt in der Abnahme begriffen, wenn auch die Erscheinungsformen noch ebenso bösartig und die Sterblichkeitsziffer größer als zuvor ist. Vom 3. bis zum 9. d. M. wurden bei der Gesundheitskommission 730 Er⸗ krankungsfälle gegenüber 1700 in der Vorwoche angemeldet, und in 26 Todesfällen wurde die Influenza als direkte Todesursache an⸗ gegeben. Seit Beginn der Anmeldungen am 6. April sind hier über 8000 Erkrankungsfälle an Influenza bekannt geworden, aber eine noch höhere Anzahl von Erkrankungsfällen dürfte der Gesundheits⸗ kommission nicht gemeldet worden sein.

(F) Upsala. In der Umgegend von Upsala in Schweden, wo bisher die Eichhörnchen sehr selten waren, sind plötzlich diese Thiere in großer Menge aufgetreten, sodaß eine vollständige Aus⸗ rottung der kleineren Vögel befürchtet wird. Es wird angenommen, daß diese Eichhörnchen auf der Wanderung begriffen sind. Das zoologische Museum der Universität Upsala fordert öffentlich zur Beobachtung dieser Thiere und zur Mittheilung der Ergebnisse im wissenschaftlichen Interesse auf.

(F) Kopenhagen, 12. Mai. In Reykjavik auf Island raste am 12. v M., Abends, während der Postdampfer „Thyra“ dort auf der Roͤede vor Anker lag, ein furchtbarer Orka n, der zwar nur sechs Stunden anhielt, aber doch große Zerstörungen anrichtete. Im Pugkiavikfjord wurden gegen zwanzig Fischerfahrzeuge auf den Strand geworfen, von denen drei vollständig vernichtet wurden. Im Borge⸗ fiord sank der Dampfer „Anna“ und im Eskefjord die norwegische Galease „Ora“, jedoch wurden die Besatzungen beider Schiffe gerettet. Dagegen kam die Besatzung des norwegischen Schooners „Christine“, der im Orkan in dem Isafjord kenterte, in den Wellen um.

Chicago, 2. Mai. Im Laufe der Diskussion über die Frage, welche Stadt zum Schauplatz der Columbischen Weltausstellung ausersehen werden sollte, ward häufig eine Frage aufgeworfen, welcher man auch heute noch in der deutschen Presse des Aus⸗ und Inlandes begegnet, ob nämlich Chicago im Stande sei, die riesigen Massen Besucher der Ausstellung bequem unterzubringen. Diese Frage läßt sich mit gutem Gewissen bejahen. Es giebt gegenwärtig in Chicago 1463 Gasthäuser, welche 135 000 Gäste beherbergen können. Die Zahl der Gäste, welche sich vorübergebend in ihnen aufhalten, wird auf 65 000 angegeben, sodaß immer für 70 000 Platz ist Dabei ist nicht darauf gerechnet, daß die Gäste zusammengedraͤngt werden, sondern sie werden bequem untergebracht. Außer den Hotels giebt es über 15 000 Logir⸗ und Kosthäuser, in denen bequem 50 000 Personen Unterkunft finden können. Für Viele dürsten derartige Logis ange⸗ nehmer sein als die Hotels. Ebenso viele Fremde würden sich in

rivathäusern oder Etagenwohnungen einquartieren, denn ein paar

werden in Tausenden von Privatwohnungen zu vermiethen

Wasserleitung wurde, wie der „Voss. Z.“ mitgetheilt wird, gester von zwei Klempnergesellen hierselbst ein bedeutender Münzfund

Der Schatz, welcher etwa zwanzig Pfund miegt, ist bei der

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ereignete sich

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er auf die Emporen geklettert zu sein, denn in deren Höbe drückte er

lich wurde der Verunglückte von Vorübergehenden aufgefunden und

Lemberg, 14. Mai. Eine furchtbare Feuersbrunst hat laut Meldung des „H. T. B.“ gestern die ostgalizische Ortschaft

Viele Kinder sind in den Flammen um⸗