1891 / 120 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Regierung werde das Werk der Beruhigung und der Reformen fortsetzen, welches das zweifache Ziel, der Größe des Vater⸗ landes und der sozialen Gerechtigkeit, habe.

Dem Minister⸗Präsidenten de 1 den Minister des Aeußeren Ribot ist vom Kaiser von Rußland der Alexander⸗Newsky⸗Orden verliehen worden.

In der vorgestrigen Sitzung der Deputirtenkammer gelangte der Antrag Viger auf Herabsetzung der Zölle auf Getreide und Roggenmehl zur Berathung. Der Deputirte Milochau

1 Vertrages mit Deutschlan am 23. Rovemebe 1888 abgeschlossene und bis 1. Februar 1892 gültige Vertrag mit der Schweiz in Verhandlung stand, mußten wir erleichterten Import ihrer mannigfachen E Konzessionen r 8. damals unser einziges Ausfallthor für unsere agrarischen Produkte nach dem Westen und dem Deutschen Reiche bildete. Heute nach Abschluß des Vertrages mit Deutschland, welcher diesen Produkten den

eutschen Markt wieder öffnet, liegt die Situation etwas anders und lhat der neue schweizer Zosltarif vom 15. April 1891 in einer Anzahl wesentlicher Posten recht bedeutende Zollerhö⸗ bungen stipulirt, dieselben dürften aber als Negozigtionkzölle angesehen

verden, wie sie vor Eingehen in Vertragsverhandlungen aller Orten Die vitalen Interessen der Schweiz an geregelten Verkehrsverhälnissen mit Staaten wie Oesterreich⸗Ungarn und Deutsch⸗ land werden in den Verhandlungen zur Geltung gelangen und hoffent⸗ lich zu einem für beide Theile günstigen Resultate führen.

Zu Ehren der Mitglieder des Welt⸗Post⸗Kongresses fand gestern bei dem Handels⸗Minister Marquis de Bacque⸗ hem ein glänzendes Banket statt, an welchem die Minister

Graf Kälnoky, von Kallay, von Szögyenyi, Freiherr Sektionschefs und Deputirte, sowie der Statthalter und der Bürgermeister Dr. Prix Theil nahmen. sprach während der 8 den den fremden Theilnehmern an dem Kongresse bereiteten gastlichen Empfang aus und schloß mit einem Hoch auf den Oesterreich. Ha Marquis de Bacquehem erwiderte mit einem Trinkspruch auf die Herrscher und Staats⸗Oberhäupter der auf dem Konareß vertretenen Staaten. 8

Zu den Aufgaben des Kongresses gehört nach der Erweiterung Statt der Geldbriefe sind die An⸗ Aufnahme S, eene 1

öchstbetrag jedoch bisher im internationalen Verkehr auf 8E” galehoßh Diese Summe soll auf 1000 Fr. Vorkehrungen Ferner soll die

der Schweiz für den Freycinet und dem

für uns günstiger. Hrrathung., 2 den Antrag, ungerechtfertigt ebraͤuchlich sind. Deputirte Viger vertheidigte seinen Antrag und suchte nach⸗ zuweisen, daß die Verhältnisse die Annahme erforderten. Ackerbau⸗Minister sprach sich für den Vorschlag aus. Stimmen wurde darauf die Dringlichkeit

Mit 313 gegen 18. 1 18.89 Alle Abänderungsanträge

der Einzelberathung angenommen. 1 wurden darauf verworfen und die beiden Paragraphen des 1s 1 angenommen, welcher den Getreidezoll auf 3 Fr., den Mehlzoll auf 6 Fr. festsetzt. Der Deputirte Thomson bat um Verweisung des Gesetzes an eine Kommission zur Festsetzung des Zeitpunktes, bis zu welchem die verminderten Zölle gelten sollten. Méline unterstützte diesen Vorschlag, der Peytral beantragte ein sofortiges Zusammentreten der Kommission zur Berathung. Dies wurde angenommen und die Sitzung deshalb sogleich Die Kammer nahm später die Sitzung wieder Auf Vorschlag der Kommission wurde der Antrag Thomson, das Gesetz vom 1. August 1891 bis zum 1. Juni 1892 dauern zu lassen, und darauf das ganze Gesetz ange⸗

Steinbach,

Der Staatssekretär

2 seinen Dank für Stephan 1 angenommen

aufgehoben. In parlamentarischen Kreisen wird, dem „W. T. B.“ zu⸗

Kammerberathung über lebhaft besprochen.

anweisungsverkehrs.

weisungen den Artikel 1 eisung

der Zolltarifvorlage ie Fre händler glauben, wenn es nach Annahme der Tarife nöthig sein werde, Bestimmungen zum Artikel 1 zu treffen, so würden mehrere Aenderungsanträge eingebracht werden, so vor Allem ein bereits vom Abgeordneten Deloncle angekündigtes Amendement, welches sich auf die Erklärung der Regierung stützt und verlangt, daß der §. 2 des Artikels als verfassungs⸗ Der §. 2 hat folgenden Wort⸗ laut: „Der Minimaltarif wird auf Waaren aus denjenigen Ländern anzuwenden sein, welche französischen Produkten ent⸗ sprechende Vergünstigungen einräumen und ermäßigte Tarife Sollte die Kammer die Streichung dieses Paragraphen ablehnen, so wird Deloncle die Einfügung der Worte „müttels Dekretes“ verlangen. 1b 8 Abänderung würde der Artikel 1 nicht mehr eine Beschränkung des Rechts der Regierung, bei Verträgen noch unter die Sätze des Minimaltarifs herunterzugehen, enthalten. für Marseille Roux in Maire dieser Stadt, welcher sich dahin aussprach, daß die Lage des Mehl⸗ und Produktenhandels in Marseille eine sehr schwierige und gefahrvolle sei. es läge für die Depurirten des Departements die dringende Nothwendigkeit vor, ohne Verzug bei der Regierung und der Kammer für die gefährdeten Interessen Marseilles einzutreten.

Abgeordnete des Syndikats Spritfabrikanten

500 Fr. beschränkt war. Diese besonderen etwaige Fälschungen der Postanweisungen. Fern Versicherung von Werthsendungen künftig nicht mehr an eine Werthgrenze (bisher 10 000 Fr.) gebunden sein. Po karten mit bezahlter Antwort, wie sie schon im öster⸗ reichisch⸗deutschen Verkehr zulässig waren, sollen künftig im ganzen Wellpostverein eingeführt werden. s Gewicht für Postpackete, welches bisher im Weltpostverkehr nur 3 kg betrug, auf die in Oesterreich⸗Deutschland schon er⸗ probten 5 kg erhöht werden. ( ngs bildet auch die Regelung der Bezugsbedingungen im inter⸗ nationalen Zeitungsverkehr. 1

In der heutigen Sitzung des Welt⸗Post⸗Kongresses wird über den Eintritt der australischen in den Weltpostverein berathen und beschlossen werden. Die Kommission schlägt im Einvernehmen mit den Vertretern Australiens vor, die australischen Kolonien sollten dem Welt⸗ postverein mit dem Anspruch auf eine Stimme für sie als Gesammtheit, einschließlich Neuseelands, und unter der Be⸗ dingung beitreten, daß bis zum nächsten Kongreß keine Aende⸗ rung in den See⸗Transitgebühren sowie in dem Einheits⸗ Portosatze für Briefe vorgenommen wird.

Ihre Majestät die Königin von Dänemark hat sich mit dem Herzog und der Herzogin von Cumberland am Freitag Abend nach Gmunden begeben.

Dem Hofdiner am Sonnabend wohnten der türkische Botschafter Zia Bey, der chinesische Gesandte Hsü⸗Ching⸗ Cheng, der deutsche Militär⸗Attaché, Oberst⸗Lieutenant und Flügel⸗Adjutant von Deines, sowie die zu den Manövern eingetroffene preußische Militär⸗D eputation bei.

Die österreichischen und russischen Mitglieder der inter⸗ nationalen Weichselregulirungs⸗Kommission haben, wie aus Lemberg gemeldet wird, auf einem Dampfer eine Rundfahrt auf der Weichsel angetreten; nach Beendigung derselben im Juni wird die Kommission Warschau zu einer gemeinsamen Konferenz zusammentreten.

Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses erledigte am Sonnabend das Unterrichtsbudget. Unterrichts⸗Minister bemerkte gegenüber dem Abg. Herold, es sei Pflicht der Unterrichts⸗Verwaltung, Militär⸗Volksschulen möglichst zu unterstützen. stellung, daß diese Schulen zu Germanisirungszwecken dienen, könne er nicht zugeben, dieselben bezweckten nur die Vor für die Angehörigen der Armee in solchen Orten, in denen deutsche Schulen fehlen.

Der Major von Wissmann und Dr. Bu am Sonnabend hier eingetroffen.

widrig gestrichen werde. Ebenso soll das

Einen Hauptberathungspunkt für dieselben gewähren.“

Auf Grund dieser

Kolonien

Der Abgeordnete empfing den

Der Maire meinte,

französischen den Handels⸗Minister Jules Roche die Bitte, Bestimmungen vorzuschlagen, durch ihnen die zeitweilige Zulassung von Mais und fremder Melasse Brhufs Verarbeitung in Frankreich zugestanden werde. j Maßregel werde nicht nur das fremde Fabrikat vom fran⸗ ösischen Markt ausschließen, sondern die französische Sprit⸗ abrikation werde auch auf dem Auslandsmarkt mit einem aus fremden Rohstoffen hergestellten Fabrikat gegen die deutsche Industrie den Kampf erfolgreich aufnehmen können.

Der Erfinder des Melinits Namens Turpin ver⸗ öffentlichte im Laufe der vergangenen Woche eine Broschüre, in welcher er die Art der Bereitung dieses Sprengmittels mittheilt und einen gewissen Triponnet beschuldigt, ihm das Geheimniß der Erfindung entwendet zu haben, während er mit dem Kriegs⸗Minister wegen Veräußerung besselben in Die Broschüre behauptet, Triponnet Kriegs⸗Ministerium er⸗

Broschüre, veranlaßte

Eine solche

sogenannten Unterhandlung stand.

Die Unter⸗ in 9 8 mißoraucht

Beschlagnahme verhaften Haussuchung. 1,268. Turpin auf Requisitisn der Staatsanwaltschaft verhaftet. Dieser hatte am Freitag seine Broschüre mit den Triponnet

Triponnet d Vorgestern

dem Hause Armstrong mitgetheilt hatte, an den Minister⸗Präsidenten de Die Photographien sind in London ge⸗ fertigt, die Pläne betreffen Sprengminen, Melinitbomben und gewisse Berichte über artilleristische Gegenstände. anwaltschaft wurde sofort angewiesen, Triponnet strenge einzuschreiten. auf C. des Gesetzes vom 18. April 1886 wegen Veröffentlichung Landesvertheidigung Schwager Triponnel's soll dessen

Der Großherzog von Hessen ist, der „Köln Ztg.“ zu- Freyeinet gesandt,. folge, mit den Prinzessinnen Alix von Hessen und Luise von Baltenberg am Sonnabend zum Besuch der Königin in Schloß Balmoral eingetroffen.

Der an der Influenza erkrankte Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen Sir James Fergusson hat eine Reise nach Gibraltar unternommen, um die letzten Spuren des Uebels Er gedenkt am 31. d. M. zurückzukommen Amtsgeschäfte wieder übern Gladstone ist am 21. d. M. und seinem Sohne Henry,

Die Staats⸗ gegen Turpin und Beide werden auf Grund

los zu werden. Mitschuldiger in dieser Angelegenheit verhaftet. Der Direktor der Firma Armstrong hat sich einem Redacteur des „Temps“ gegenüber dahin ausgesprochen, daß die Versuche Turpius nur mit gewöhnlicher Schießbaumwolle ausgeführt worden seien und daß er den Zündkolben der französischen Kriegs⸗ Alle Zeichnungen und Apparate seien durch Turpin selbst ohne Vermittlung Triponnet’'s an Armstrong ausgeliefert worden. 2 Anläßlich des Jahrestages der Kämpfe auf dem im Jahre 1871 fanden Einige Reden wurden gehalten.

ehmen zu können. „begleitet von seiner Gemahlin auf seinen Landsitz Hawarden ab⸗

Der Rädelsf ist, wie „R. B.“ aus Kal die englischen Truppen un gefangen genommen worden.

Aus Sydney in Australien berichtet ein vom 22. d. M. egramm des „Bureau Reuter“: Debatte hat das Parlament die verneur als Antwort auf seine Föderationsplan empfahl, Reid'sche Amendement, daß der Konvent angenommene wealth von Australien“ auf dem Prinzip des glei ruhe, wurde mit 67 gegen

ei der Metzelei in Manipur utta meldet, am Sonnabend durch

ter Führung des Majors Maxwell verwaltung gar nicht kenne.

datirtes Tel „Nach dreitägiger Adresse an den Gou⸗ Rede, in welcher er den endgültig angenommen. der von dem National⸗Föderations⸗ Verfassungsentwurf für den „Common⸗ mehreren wichtigen Punkten nicht für alle K

Pore Lachaise mehrere Kundgebungen statt. Ein Zwischenfall ist nicht vorgekommen.

Rußland und Polen.

Laut in St. Petersburg eingetroffener offizieller Mit⸗ theilung hat der Großfürst⸗Thronfolger seine Seereise beendet und ist nach einer vorzüglichen Ueberfahrt am 23. d. M., Morgens 10 Uhr, in Wladiwostok eingetroffen. fürst⸗Thronfolger befindet sich vollkommen wohl und nahm an Bord den Besuch des General⸗Gouverneurs Baron von Korff und der Spitzen der Behörden entgegen. Gestern gedachte Seine Kaiserliche Hoheit sich an's Land zu begeben. Anläßlich der Ankunsft des Großfürsten⸗Thronfolgers in Sibirien wurde gestern ein Kaiserlicher Ukas an den Senat veröffentlicht, welcher den Verurtheilten erhebliche Straf⸗ gen und Begnadigungen bewllligt. zu Zwangsarbeit Verurtheilten, welche der Gnade

chen Rechts 35 Stimmen abgelehnt.“

Frankreich.

Der Präsident Carnot traf am wo derselbe von der Bevölke⸗ te die Ankunft in örde angebotenen hervor, daß der nnung durch das il geworden sei und daß dieselbe icher Arbeit gesichert habe; die

Der Groß⸗

Paris, 25. Mai. Sonnabend in Bayonn rung begeistert begrüßt wurde. Dax. Bei dem ihm von der s Frühstück hob der Politik der Regieru ee. Stimmre

e

Gestern ersol vor tädtischen Be Präsident in einer Red ng eine glänzende Anerke cht zu Theil

1 15 milderun eine Aera friedl

würdig sind, ein Nachlaß von zwei Dritteln der Strafe ge⸗ veeiess um ebensoviel wird den Verschickten die Zeit, während welcher sie sich bei den sibirischen Landbewohnern einschreiben lassen müssen, herabgemindert; nach zehn weiteren Jahren wird ihnen die freie Wahl ihres Aufenthalts außer in den Haupt⸗ städten verstattet und nach demselben Zeitraum werden ihnen die durch das Urtheil abgesprochenen besonderen Rechte zurück⸗ gewährt. Die Internirten endlich treten nach fünfzehn Jahren in den Vollbesitz ihrer Rechte zurück. Die Auswahl der dieser Gnadenbezeugung würdigen Personen soll den Gouverneuren zustehen. Zugleich wird ein Kaiserlicher Erlaß an den Thronfolger veröffentlicht, durch welchen dieser bevollmäch⸗ tiat wird, den Bewohnern Sibiriens den Kaiserlichen Willen kundzugeben, das Land mit Rußland durch eine Eisenbahn zu verbinden und persönlich in Ussuri den ersten Spaten⸗ stich zu thun. Schließlich wird der Thronfolger zum Chef des 1. Ostsibirischen Jäger⸗Bataillons ernannt.

Sämmtliche heutigen Petersburger Blätter heben, wie „W. T. B.“ von dort meldet, die humane Bedeutung der Kaiserlichen Erlasse anläßlich der glücklichen Rückkehr des Großfürsten Thronfolgers auf russischen Boden hervor. Die „Nowoje Wremja“ bemerkt, solche allerhöchsten Gnadenbeweise wie die Milderung der Strafe von Verbrechern pflegten nur einige ganz besonders wichtige Ereignisse zu begleiten. Mit der Erbauung einer Eisenbahn in Sibirien trete dort eine Aera kultureller Wiedergeburt ein.

In der gestrigen Versammlung des slavischen Wohlthätigkeits⸗Vereins hielt General⸗Lieutenant Kirejew eine Rede, in welcher er sich eingehend über die slavische Idee äußerte und hervorhob: die Grundformel der slavophilen Lehre könne in drei Worten ausgedrückt werden: Orthodoxie, Autokratie und Nationalität. Der griechische Gesandte Paparigopulo wohnte der Sitzung bei.

Italien. V Der Arbeits⸗Minister und der Schatz⸗Minister haben in der Deputirtenkammer eine Vorlage eingebracht, welche den jährlichen Aufwand für Eisenbahnbauten auf fünfzig Millionen beschränkt. Dies bedeutet eine Herab⸗ setzung der betreffenden Posten des Staatshaushalts um die Hälfte. Der Bericht, welcher dem Gesetzentwurf beigegeben ist, betont, daß, da der Betrag so herabgesetzt sei, die für die Aufbringung desselben erforderliche Emission der Höhe der nationalen Ersparnisse entspreche. Da zudem der italienische

Staatsschatz voraussichtlich keine andere Emission nothwendig

habe, so höre das Bedürfniß auf, sich mit einer solchen an

das Ausland zu wenden. Die Kammer bewilligte für die

Vorlage die Dringlichkeit. Der Papst empfing, wie dem „W. T. B.“ aus Rom ge⸗

meldet wird, gestern die Kronprinzessin von Schweden.

Wie verlautet, wird der Papst, obwohl Seine Heiligkeit sich vollkommen wohl befindet, nach Abhaltung des Konsistoriums

am 4. Juni, die außerordentlichen Empfänge während

9 Soarif inste der Dauer der heißen Saison einstellen. ö“ Portugal.

Der Minister des Aeußeren Graf Valbom wollte, wie „W. T. B.“ aus Lissabon meldet, heute das diplomatische Corps empfangen. In der finanziellen Lage ist eine

weitere Besserung eingetreten. Die Münzverhältnisse sin unverändert. 8 1b

Wie „W. T. B.“ aus Paris erfährt, ist der portugie⸗ sische Gesandte in Berlin Marquis von Penafiel zu einer Konferenz mit dem Finanz⸗Minister Carvalho von seiner Regierung dorthin berufen worden.

Schweiz. Der Staatsrath des Kantons Tessin hat die Volks⸗ abstimmung über die von den beiden Parteien gestellten Anträge, betreffend Revision der Verfassung auf den 14. Juli angesetzt. MNNiiederlande.

In Amster dam fand, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern eine Versammlung zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts statt, in welcher mehrere sozialdemokratische Führer, darunter Domela Nieuwenhuis und Fortuyn, Ansprachen hielten. Ruhestörungen sind nicht vorgekommen. Luxemburg. 8 Luxemburg, 23. Mai. Gestern traf der Hofmarschall des Großherzogs, Baron Syberg hier ein und juhr sofort nach Schloß Walferdingen. Die Arbeiten im Schlosse sollen nach der „Luxb. Ztg.“ nunmehr so weit fortgeschritten sein, daß die Räume bewohnbar sind. Seine Königliche

Hoheit wird dem Vernehmen nach im Laufe der nächsten

Woche hier eintreffen.

Gestern haben mehrere Provinzialwahlen stattge⸗ funden; durch deren Ausfall ist jedoch in dem numerischen Verhältniß der Parteien zu einander keine merkliche Ver⸗ schiebung herbeigeführt worden; nur in Leuze wurde an Stelle eines Liberalen ein Katholik gewählt.

88 Griechenland. Der Großfürst Georg von Rußland ist gestern früh an Bord des Dampfers „Korniloff“ in Athen ein⸗ getroffen und im Piräus von der Königlichen Familie empfangen worden. Der Kronprinz und die Kron⸗ prinzessin sind, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern ü

Patras und Venedig nach Berlin abgereist. Rumänien.

Bukarest, 24. Mai. Bei dem vorgestern stattgehabten Empfange durch den König hielt der Präsident der eine Ansprache, in der es dem „W. T. B.“ zufolge eißt:

„Als die Nationalrersammlung vor 25 Jahren Eure Majestät auf dem Throne begrüßte, erfüllte sie den heißesten Wunsch aller Rumänen auf Einsetzung einer Dynastie unter einem ausländischen Prinzen. Vor zehn Jahren haben die Vertreter des Landes die Dynastie gekräftigt und den Herzen der Nation gmäher gebracht, indem sie Eure Majestät die Stahlkrone mit dem dovppelten Symbole der Unabhängigkeit und des Königthums anboten. Mit dem heutigen Tage sind 25 Jahre der Herrschaft des Souveräns über das geeinigte, ewig untrennbare Rumänien ver⸗ strichen. Indem die Kammer mit dem ganzen Lande das großartige Ereigniß feiert, hat sie die Empfindung, daß dies die einzige Insti⸗ tution sei, die es vermocht hat und noch vermag, die Kontinuität der nationalen Politik des Landes zu sichern, ohne welche die beständigen nationalen Lebensinteressen Nachtheil erleiden würden. Ich fühle mich glücklich, daß es mir vergönnt ist, Eurer Majestät den Ausdruck des Gefühls tiefer Ergebenheit zu überbringen, wovon die Kammer,

owie ihr Präsident für die durch 25 Jahre so glänzend verherrlichte ynastie und für Eure Majestät beseelt sind.“ Gestern empfingen der König und die Königin eine

Deputation der rumänischen Kolonie in Wien, sowie mehrere Oesterreicher, die zu den in Wien lebenden

Rumänen in Beziehungen stehen. Die Deputation über⸗ reichte eine kunstvoll ausgeführte Adresse. Der Em⸗ pfang war sehr huldvoll. Der König wünschte der Kolonie weiteres Gedeihen. Heute empfing der König die Mitglieder der auswärtigen Kolonien, die Offi⸗ ziere und die Bürgermeister des Landes, welche ihre Glückwünsche anläßlich des Regierungsjubiläums darbrachten.

Der König nahm sodann an dem Bankett zu Ehren der

Bürgermeister Theil. Abends fand ein Galadiner zu

72 Gedecken, sowie die zweite Galavorstellung im Theater statt. Dem Minister des Auswärtigen Esarco ist das

Großkreuz der Krone von Rumänien verliehen worden. Serbien. Belgrad, 25. Mai. Die liberale Partei und die

Fortschrittspartei protestirten, wie „W. T. B.“ meldet, dagegen, daß der Beschluß der Skupschtina, be⸗ treffend die Königin Natalie, zum Gesetz erhoben werde. Der Stadt⸗Präfekt und der Polizei⸗Präfekt von Belgrad sind, wie das amtliche Blatt heute meldet, wegen ihres Verhaltens bei der Ausweisung der Königin Natalie pensionirt und der Gendarmerie⸗Major Markovic

ur Disposition gestellt worden. Bulgarien. Sofia, 24. Mai. Anläßlich der gestrigen Kyrill⸗ und

Methodiusfeier veranstalteten nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Studirenden einen Fackelzug und brachten Stambuloff und den übrigen Ministern leb⸗ hafte Ovationen dar.

Der britische diplomatische Agent O' Connor empfing

heute, an dem Geburtstage der Königin Victoria, den Besuch

es Ministers des Auswärtigen Grekoff, das diplo⸗

matische Corps sowie hervorragende Mitglieder der

ritischen Kolonie, welche ihre Glückwünsche aussprachen.

Amerika. Vereinigte Staaten. Wie aus New⸗York tele⸗

graphirt wird, widmen die dortigen Zeitungen der in Cin⸗

innati beschlossenen Bildung einer Volkspartei (val. Nr. 119

d. Bl.) lange Artikel. Da jedoch von den 1418 Delegirten, durch welche die neue Partei zu Stande kam, 924 allein auf die beiden Staaten Kansas und Ohio fallen, während sich der Rest auf die sämmtlichen übrigen Staaten vertheilt, so glaubt man nicht, daß die Bewegung irgend welchen hervorragenden Einfluß auf die Politik des Landes ausüben werde.

Brasilien. Aus Rio de Janeiro vom 23. d. wird

über Paris gemeldet, daß das Ministerium nunmehr definitiv, wie folgt, verändert worden ist: Alfonso Carvalho Füftis Braziliense Finanzen, Maripe Inneres, Curaleanti

ost und Telegraphen. Nach einem in Lissa bon eingegangenen Privat⸗Telegramm

aus Rio hat die dortige Regierung das Dekret, wonach die Erhebung der Zölle in Gold verfügt wird, zurückgenom⸗

men, jedoch eine Zuschlagsteuer von 5 Prozent auf die gegenwärtigen Zölle festgesetzt. Sämmtliche Zölle werden in Papier gezahlt werden können.

Argentinien. In der Provinz Cordoba sind,

wie „R. B.“ erfährt, während des elfstündigen Kampfes bei den jetzt beendeten Unruhen (ogl. Nr. 119 d. Bl.)

25 Personen getödtet worden. Nähere Einzelheiten fehlen auch heute noch.

Afrika. Aus Capetown vom 24. Mai meldet „R. B.“: Nach

den dort aus Beira eingelaufenen Nachrichten seien 250 Portugiesen mit 500 Eingeborenen 81 M. in Massikesse eingetroffen und hätten, da sie die Stadt verlassen vorfanden, den Marsch nach dem Fort Salisbury weiter fortgesetzt. Auf dem Wege dahin seien sie mit einer aus 60 Mann bestehenden Abtheilung der Wachmannschaften der englischen südafrikanischen Gesellschaft zu⸗ s ammengesto ßen, wobei die Portugiesen mit einem Verlust von sieben Todten und mehreren Verwundeten zurück⸗ geschlagen worden seien. Der Weg nach dem Pungwe 20s von den portugiesischen Behörden immer noch besetzt gehalten.

Nr. 21 des „Centralblatts der Bauverwaltung“,

herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, hat folgenden Inhalt: Kochsches Institut für Infektions⸗ krankheiten in Be rlin. Bau des Nord⸗Ostfee⸗Kanals (Fortsetzung). Bisherige Kosten des Panama⸗Kanals. Königliche Observatorien bei Potsdam Ve rmischtes: Innere Ausgestaltung des Reichstags⸗ hauses Bau des Domes für Berlin. Errichtung eines Friedrich Schmidt⸗Denkma ls in Köln. Preisertheilung in dem Wettbewerbe für Entwürfe zu Häusern mit billigen Familienwohnungen in Stutt⸗ gart. Preisertheilung in dem Preisausschreiben der Firma Rud. Ibach u. Sohn in Barmen⸗Köln zur Erlangung von Entwürfen zu Pianinogehäusen. Pre isausschreiben um Pläne zur Erbauung einer evangelisch⸗lutherischen Kirche in Plauen i. V. Eröffnung der internationalen elektrot echnischen Ausstellung in Frankfurt a. M. Breitfußschiene oder Stuhlschiene. Brandprobe mit „Mach's IEö Monier⸗Bauweise in England. Professor von aven †.

gehenden Of einem bestimmten Tage einschließlich abzugeben seien, so ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1V. Civilsenats, vom 9. März 1891, regelmäßig darunter zu verstehen, daß die Annahmeerklärungen innerhalb der gewöhnlichen Geschäftsstunden, über welche die Annehmenden sich zu unterrichten haben, abgegeben werden müssen.

Entscheidungen des Reichsgerichts. Ist in einer von einer Behörde oder einem Geschäftshause aus⸗

ferte bestimmt, daß die Annahmeerklärungen bis zu

2

Kunst und Wissenschaft. 4** Die Feier seines fünfzigjährigen Bestehens hat dem Verein

Berliner Künstler Veranlassung zu einer Festschrift geboten, in welcher Ludwig Pietsch die Schicksale der im Kunstleben Berlins eine so bedeutsame Rolle spielenden Vereinigung seit dem Tage ihrer Gründung zu schildern unternimmt. Der im Verlag von Amsler und Ruthart erschienene stattliche Quartband von 103 Seiten

ist mit einer Fülle vorzüglich gelungener Heliogravüren und Zink⸗ ätzungen sehr reich ausgestattet, der Leiter

in buntem Wechsel bald des Vereins, entworfenen Programme seiner zahlreichen Feste, bald einzelne Leistungen seiner Mitglieder verewigen. Der Vereins jüngerer Berliner Künstler wurde gelegentlich eines dem Alt⸗ meister Cornelius im Jahre 1841 dargebrachten In anspruchsloser Harmlosigkeit verliefen die er nungsvollen Künstlerverbindung, die ein ziemliches Nomadenleben führte und bald hier, bald dort ihr Zelt aufschlug. Von noch heute bekannten Namen zählte der Verein den Bildhauer Gustav Bläser, den nachmaligen Akademtedirektor in Königsberg Rosenfelder und den Thiermaler R. Steffeck, der ebenfalls später die Stadt der reinen Vernunft zum Ort seines künstlerischen Wirkens wählte, sowie den Zeichner des „Kladderadatsch“ Wilhelm Scholz zu seinen frühesten Das mehr und mehr erstarkende Selbstbewußtsein der in heiteren wie in trüben Tagen einmüthig zusammenhaltenden froh⸗ launigen Künstlerschaar, der es auch an musskalischen und dichterischen Kräften nicht mangelte, bekundete sich in dem Hervortreten an die Oeffentlichkeit mit seinen Festen und Veranstaltungen, unter denen die in dem im Jahre 1869 endlich gefundenen Heim des Industrie⸗ in der Kommandantenstraße besonders durch die Theilnahme

Erst 1886 vertauschte der Verein, Korporationsrechte dessen Angehörigen Künstler, Gustay Richter,

Wohnstätte,

Gedanke zur Gründung eines

ackelzuges angeregt. en Jahre der hoff⸗

Mitgliedern.

eingerichtete „Permanente

Kunstausstellung“ des Berliner Publikums ausgezeichnet wurde. und unter wie Menzel, 4 Paul Meyerheim, besonders Ausgestaltung keiten wirkten, deren Lage mehr sich geltend machenden „Zuge nach dem Westen“ Unbeq mit dem Architektenhause in der Wilhelmstraße. Seine bier sich entfaltende reiche Wirksamkeit mit ihren Ausstellungen, Kostümfesten ꝛc. steht noch zu frisch in Aller Erinnerung, als daß wir an der Hand der flottgeschriebenen Chronik Ludwig Pietsch's dies hier besonders zu erwähnen brauchten.

Der Verein für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin ai, Abends 8 ½ Uhr, im Saale des ilhelmstraße 92/93, seine 97. zwanglo ab. Auf der Tagesordnung stehen u. A.: Ausste Monatskonkurrenz für Mai einem Regulatorgehäuse); Hr Ciseleur A. Thomas, Vorlegung v Arbeiten; Hr. F. Langhein, Vorlegung eines reich graphie⸗Albums; Fortsetzung der Besprechung über Ausstellung in Berlin 1895/96.

Die am 3. Juni im Kun Lepke zur öffentlichen Versteigerung des Bamberger Verlegers Buchner erfreut sich besonde auf ihre keramische Abtheilung eines vorzüglichen Rufs. die Abtheilungen der Möbel,

hält Mittwoch, Architektenhause

den 27. Mai, se Sitzung llung der für die eingegangenen Arbeiten (Entwürfe zu Hr. Paul Schirmer; on getriebenen und ciselirten verzierten Photo⸗ das Projekt einer

Berichterstatter

stauktionsbause von Rudolph

kommende Kunstsammlung rs in Bezug

Aber auch Schnitzereien, Tabatièren, Miniaturen und Metallarbeiten, welche größtentheils aus dem achtzehnten Jahrhundert stammen, scheinen nach den Abbildungen des reich ausgestatteten Kataloges von Berlepsch und Weisser manches recht werthvolle Stück Unter der kleinen Anzahl der Gemälde seien ein be⸗ zeichneter Schäuffelein, zwei Porträts von Cr Bilder der altdeutschen Schulen trotz der im Katalog genannten stolzen vertreten zu sein scheinen.

Der Philologentag in München ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend geschlossen word 1893 in Wien stattfinden; und Rektor Ecker (Wien) gresses gewählt.

zu enthalten. anach und einige andere Schule hervorgehoben, während die anderen Namen minder gut

losß en; der nächste soll im Jahr Hofrath Hartl (Wien) wurde zum ersten zum zweiten Präsidenten des nächsten Kon⸗

Theater und Musik.

Säkularfeier der Sing⸗Akademie. g⸗Akademie das Fest ihres hundert⸗ eine große Aufführung, für welche einander folgenden Direktoren des Der Begründer der Sing⸗Akademie ch (geb. 1736); diesem folgten sein Schüler der Freund Goethe's (geb. 1758), dann genhagen (1778), A. E. Grell, (geb. Martin Blumner. persönlichen es doch Allen gelungen, lle Pflege der Werke der se der gebildeten Musikwelt in rhalten. Unter Fasch's milder äumen seine eigenen n und Händel'schen einübte, war die Zahl der Mitglieder bald Erwähnenswerth dieser musikalischen Abende seine F. dirigirte ohne bemerkbares n des Rhythmischen und Har⸗ n Silbermann'schen Federflügel. in drei Künsten heimische Führer der urch seine kräftige, oft derbe Art und Bedeutung einen neuen und groß⸗ das Leben des Instituts. und Händel' „Schöpfung“ und „die Jahreszeiten“ zur lenkte Zelter hier zuerst die Aufmerksamkeit zwölfjährigen Meyerbeer Ihm ist auch der Bau⸗ Die Mitgliederzahl Unter Rungen⸗ bescheidenen künstlerischen enes Auftreten als Dirigent ge Bewegung der Theilnahme cht sein edles und wohlwollendes ngskraft ausgeübt hätte. Neuere r, Schumann und Hiller, assung ihre Werke ns noch in frischem Andenken stehende Ed. und sehr werthvoller geist⸗ Werken weniger zugethan, und mals auftauchende Stern'sche Gesangverein sein rasches Emporkommen. Seit 1876 hrer des Instituts. rigirens, wie die den Ansprüchen der Wahl der Kompositionen hat die Sing⸗ avollen Höhepunkt gebracht, der sie vor allen uten auszeichnet. Die gestern unter seiner (sechsstimmig) von Fasch, n Meisters, eine Motette Orgel von Rungenhagen: und „Agnus dei“ sind wohlbekannte der Sing⸗Akademie.

Gestern beging die Sin jährigen Bestehens durch nur Werke der fünf auf Instituts gewä war C. F. Fa C. F. Zelter,

und diesem Verschiedenheit lerischen Eigenthümlichkeiten war

durch gewissenhafte und einsichtsvo klassischen Meister das Interes fortwährender Steigerung zu e Führung, der zuerst in sehr bescheidenen Kompositionen abwechselnd mit Bach'scher Chorgesängen

Beethoven (1796) zweien lebhafte Theilnahme Taktschlagen durch Unterstütze monischen an einem klangarme Zelter, der vielseitige, Sing⸗Akademie, brachte d seine große künstlerische artigen Aufschwung in ihm auch Haydn's Aufführung. Auch des Publikums auf und den elfjährigen plan der Sin vermehrte si hagen, sei Gaben zugleich ein zeigte, wäre leicht finden gewesen, wenn ni Wesen eine besondere Anziehu Tondichter, wie Löwe leiteten au

den damals Mendelsso g⸗Akademie zu verd ch unter ihm sehr bedeutend. nem Nachfolger, der bei nicht sehr entschied eine rückgängige

f seine Veranlassu

Grell, der Komp licher Chorwerke. E es hatte daher der da eine günstige Zeit f ist Blumner der umsichtige Art des Di Neuzeit entsprechende Akademie auf den ehrer anderen Gesangsinstit Leitung ausgeführten ein „Gloria“ und ein Psalm desselbe von Zelter, ein Arioso mit Cher und „ich harrte des Herrn“ sowie das „S aus der sechzehnstimmigen Messe von Grell sikalischen Schatze eier des Tages eigens komponirte „Orchester und Orgel von Blun gen Schrift komponirt, in dur ten, zugleich eine reiche und

nist zahlreicher r war neuen

Seine feurige und

Werke: ein Choral

in dem mu Neu war die für die

Cantate für Chor, Solo die, nach Worten der heili klassischer Kunstform gehal

und Quartetten darbot und der ganzen sehr erhebenden Feier einen würdigen Abschluß verlieh. Die Ausführung, die bei der reichen Zahl der Mitwirkenden einen mächtigen Eindruck machte, war, wie sich erwarten ließ, so⸗ wohl von Seiten des Chors als auch der Solisten, unter denen sich die Damen: Oberbeck, Seeling, H. Müller und die Hrrn. Hauptstein und Rolle be⸗ fanden, eine in jeder Beziehung vollendete zu nennen. Auch das Philharmonische Orchester löste seine Aufgabe unter der energischen Leitung Blumner's ganz vortrefflich. Zu Anfang des Concerts hielt der Direktor eine Ansprache, in welcher er in herzlichen und pietätvollen Worten der Gründer der Akademie gedachte und die glückliche von allen Schicksalsschlägen der Zeit unberührte Weiterentwicke⸗ lung der Kunst hervorhob, die unter dem Schutz unseres Herrscherhauses, wie unter dem ihrer zahlreichen ein⸗ flußreichen Kunstfreunde und Künstler auch ein ferneres Empor⸗ blühen erhoffen läßt. In würdigster Weise war schon in früher Morgenstunde des Sonntags die Enthüllung des Denk⸗ mals für Fasch durch Gesang und Ansprache gefeiert worden. Der dazu bestimmte Platz vor der Sing⸗Akademie sowie der Saal waren aufs Geschmackvollste dekorirt. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin beehrte die Feier mit Ihrer “*“ 1“ 8

Kroll's Theater.

Vor einem bis in alle Winkel dicht gefüllten Saale sang Fr. Marcella Sembrich gestern Abend die Violetta in Verdi's „Traviata“. Die gesanglich und mimisch gleich vollendete Darstellung dieser Rolle durch die begnadete Künstlerin ist längst wohlbekannt und gebührend gewürdigt worden. Immer wieder aber fordert ihre geradezu einzige Kunst in der Verschmelzung von Ton, Wort und Geste, ihre von aller äußerlich virtuosen Effekthascherei weit entfernte Art des Vortrages Bewunderung heraus. Wie frappirend wahr wirkten nicht die beiden langen Triller, in denen sich im letzten Akt die bei der Todtkranken noch einmal aufflackernde Liebes⸗ und Lebens⸗ lust äußert, wie köstlich klang die Pianissimo⸗Stelle der Vision beim Eintritt der Agonie und wie erschütternd verdeutlichte sie in Gesang und Spiel den Schmerz über die ihr angethane Kränkung! Den Höbe⸗ punkt erreichte ihre Leistung in der Sterbescene, die das Pablikum, welches schon das Finale des ersten Akts stürmisch da capo verlangt hatte, zu enthusiastischen Beifallsbezeugungen hinriß. In den dramatisch bewegten Scenen zwischen Violetta und Alfredo und mit dem alten Germont wurde Fr. Sembrich von den Hrrn. Alma und Demuth nach Kräften unterstützt. Der Letztere erntete für seinen wohlgelungenen Vortrag der bekannten Arie lauten Beifall. Die Ensembles waren unter Leitung des Kapellmeisters Gille gut einstudirt und gingen wirksam von Statten.

Die heutige Aufführung der Oper „Martha“ im Königlichen Opernhause ist die hundertfünfzigste des Werkes, das am 7. März 1848 zum ersten Male daselbst in Scene ging. Die Dauer der Darstellung des neueinstudirten ungekürzten „Lohengrin“ hat sich in der zweiten Aufführung der Oper am Sonntag um eine halbe Stunde bei pünktlichem Anfang und kürzeren Zwischenpausen verringert. In der Vorstellung des „Barbier von Sevilla“ am Mittwoch singen Frl. Dietrich vom Hof⸗ Theater in Stuttgart die Rosine, Hr. Anton Erl vom Stadt⸗Theater in Dresden den Almaviva als Gäste. Die Oper wird von Hrn. Kapellmeister Weingartner geleitet.

In Ohnet's Schauspiel „Der Hüttenbesitzer“, das im Berliner Theater am Donnerstag zum ersten Male in Scene geht, sind neben Friedrich Mitterwurzer, der den Derblay, und Nuscha Butze, welche die Claire spielt, noch Martha Baumgart, Wilbhelmine Schlüter, Anna Walther, ferner Paul Nollet, Ludwig Stahl und Theodor Weiß in den größeren Rollen beschäftigt.

Helene Odilon, die bekanntlich ihre hiesige Thätigkeit am Wallner⸗Theater begonnen hat, kehrt vor Antritt ihres neuen Engagements in Wien vorübergebend an das Wallner⸗Theater zurück, um in der Titelrolle der in Vorbereitung befindlichen Novität „Der verlorene Sohn“ ihr reiches Talent nochmals zu entfalten.

Frl. Martha Zipser, welche mit Schluß dieser Saison aus dem Verbande des Residenz⸗Theaters scheidet, wird am Sonnabend Gelegenheit erhalten, noch einmal in einer ihrer hervorragendsten Leistungen und zwar als Hedwig in Ibsen’'s „Wildente“, die ihren künstlerischen Ruf begründet hatte, aufzutreten. Der Vorverkauf für diese Vorstellung hat bereits heute begonnen.

„Der Schwarze Domino“ von Auber, in welcher Oper Anton Erl sein nur noch drei Abende umfassendes Gastspiel im Kroll⸗ schen Theater fortsetzt, geht am Freitag in Scene, während der Donnerstag Bellini’'s „Nachtwandlerin“ mit Marcella Sembrich als „Amina“ bringt. Inzwischen sind bereits die Proben zur Oper „Lacmé“ von Delibes in vollem Gange.

Die morgen im Adolph⸗Ernst⸗Theater stattfindende Jubiläums⸗Vorstellung von „Adam und Eva“ ist gleichzeitig die 20. Wiederkehr einer solchen Feier unter der Leitung des Direktors Ernst. Für den Rest der Saison, deren Schluß am 2. Juni erfolgt, geht neu einstudirt die seiner Zeit in vollster Anziehungskraft vom Repertoire abgesetzte Gesangsposse „Unsere Don Juans“ in Scene.

Im Thomas⸗Theater erreicht die Saison am nächsten Sonntag ihr Ende. Die zugkräftigsten Repertoirestücke werden vor dem Schluß noch einmal wiederholt. So geht morgen „Der Registrator auf Reisen“ in Scene, am Mittwoch wird der „Millionenbauer“ wieder⸗ holt und am Donnerstag wird noch einmal der so beifällig aufgenom⸗ mene Schwank „Der liebe Onkel“ und danach „Der Herr Graf“ aufgeführt. Für die kommende Saison hat Direktor Thomas die bereits von Berliner Theater bekannte viel versprechende Künstlerin Felcxecn fele Schneider für das Fach der ersten Soubrette ver⸗

Mannigfaltiges.

Der Verein für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten, der in Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich seine Protektorin verehrt, hielt am Sonnabend im Herrenhause hier⸗ selbst unter Vorsitz des Vize⸗Admirals Freiherrn von Reibnitz seine elfte Generalversammlung ab, der auch Delegirte aus Danzig und anderen Orten beiwohnten. Der Vorsitzende erstattete persönlich den Jahresbericht, demzufolge der Verein im letzten Jahre 1068 Kindern (gegen 885 im Vorjahre) 51 910 Tage lang heilenden und stärkenden Aufenthalt an der Seeküste hat gewähren können, und zwar befanden sich im Kaiserin Friedrich⸗Hospiz zu Norderney 655 Kinder, darunter 118 aus Berlin und 82 in Winterkur; im Hospiz auf Wyk 141, darunter 41 aus Berlin; im Friedrich Franz⸗Hospiz zu Groß⸗Müritz 190 Kinder, darunter 55 aus Berlin, und im Hospiz zu Zoppot 82 Kinder. Von den 1028 Kindern zahlten nur 370 oder 35 % den er⸗ höhten Satz von 15 für die Woche. Vom Dresdener Zweig⸗ verein wurden 48, auf Kosten des Frauen⸗Hülfsvereins, der unter der Fr. Geheimrath Leyden Vorsitz steht, 155 Kinder den Hospizen über⸗ wiesen. Der letztgenannte Verein gewährte außerdem 5000 zum Bau einer gedeckten Veranda in Norderney. Seit dem Bestehen des Gesammtvereins sind bisher 5169 Kinder in den Hospizen unter⸗ gebracht worden, und zwar 3044 in Norderney, 990 in Wyk, 824 in Groß⸗Müritz und 311 in Zoppot. Auf die zehn Jahre der Vereins⸗ thätigkeit vertheilt sich die Kinderzahl wie folgt: 64, 134, 220, 300, 337, 565, 693, 903, 885 und 1068. In den ersten fünf Jahren konnte somit 1055, in den zweiten fünf Jahren 4114 Kindern die Wohlthat des Aufenthalts an der See gewährt werden. Die Gesammteinnahme betrug in diesen zehn Jahren 1 642 549 ℳ; 250 000 verdankt der Verein der Huld des hochseligen Kaisers Wilhelm, 100 000 einem ungenannten Deutschen, 41 500 den mecklenburgischen Landständen,

essante Abwechselung zwischen Chor⸗, Sologesängen, Duetten

215 000 brachte eine Lotterie. Ver usgabt sind in den zehn Jahren