1891 / 129 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Jun 1891 18:00:01 GMT) scan diff

In der Vorstellung des „Rheingold“ am Sonntag im König⸗ lichen die Damen Staudigl, Hiedler, de Jonge, Herzog, Rothauser und Lammert, die Hrrn. Stammer, Krolop, Kraus, Ernst Schmidt, Lieban, Mödlinger und Krasa beschäftigt.

Schauspielhause werden am Sonntag, anstatt der an⸗ gekündigten Borsfelemig des „Don Carlos“ Ibsen’s „Kronpräten⸗ denten“ in Scene gehen.

In in Neeneegres „König Richard III.“, der am „Berliner Theater“ mit Friedrich Mitterwurzer in der Titelrolle Sonnabend, den 6. d. M., zum ersten Male in Scene geht, spielt Martha Baumgart die Margarethe, Wilhelmine Schlüter die Herzogin von York und Elisabeth Hruby die Königin Anna. Arthur Kraußneck stellt den König Eduard dar, Ludwig Stahl den Clarence, Emanuel Stockhausen den Richmond und Paul Nollet den Buckinaham.

Im Lessing⸗Theater finden jetzt täglich die Proben zu der Oper „Cavalleria rusticana“ mit dem Orchester unter Leitung des Kapellmeisters Dr. Muck statt, und zwar schon mit Benutzung des neugeschaffenen Orchesterraumes, wobei sich die Akustik des Hauses vorzüglich bewährt hat. Auch die Proben zu dem Ballet „Margot sind unter Leitung Louis Frappart's in vollem Gange, nachdem die Prima Ballerina Luigia Cereale vom Kaiserl. Opernhause in Wien hier eingetroffen ist. Der Regisseur Johannes Elmblad befindet sich bereits hier, und somit kann morgen die erste vollständige Theaterprobe von „Cavalleria rusticana“ und „Margot“ beginnen, die bis zum Er⸗ öffnungstage, Sonnabend, 13. Juni, sich Vormittags und Abends wiederholt Durch die vorzügliche Ventilation ist es ermöglicht worden, daß Abends nur eine Wärme von 13 bis 14 Grad im Hause herrschte, während im Freien 20 Grad und darüber waren.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater bleibt am Sonnabend, dem Tage der ersten Aufführung des neuen Sensations⸗ stücks „Ein dunkles Geheimniß“, der Concertpark nach außen hin ge⸗ schlossen, für die Theaterbesucher indessen nach wie vor in den Zwischenakten zugänglich. 8 1

Ein dem Berliner Publikum neuer Tenorist, Hr. Rittershaus debütirt morgen im Kroll'schen Theater als „Alessandro Stradella“. Die Partie der Leonore wird an diesem Abend von Frl. Prosky gesungen. Die Banditen Malvolio und Barbarino werden von den Hrrn. Riechmann und Bussard, die Partie des Bassi von Hrn. Krähmer gegeben. Am Sonnabend findet, wie bereits mit. getheilt, die vielbegehrte Wiederholung der Oper „Lakme“ mit Fr. Marcella Sembrich statt.

Seit dem 1. Juni hat das reichhaltige Programm der auf der Gartenbühne des Belle⸗Alliance⸗Theaters auftretenden Spezialitäten eine weitere Vervollkommnung erfahren, indem neben den bisherigen bewährten Kräften das Rhomes⸗Trio, ein komisches Männerterzett, sowie das Felicitas⸗Trio, ein schwedisches Damenterzett, auftreten. Wäaͤhrend das erstere durch seine neuen komischen Vorträge allabendlich die Zuhörer in lebhafte Heiterkeit versetzt, fesseln die schwedischen Liedersängerinnen durch den ausgezeichneten ag schwedischer und deutscher Weisen. b

Mannigfaltiges.

Unter außerordentlich zablreicher Betheiligung wurde am Mittwoch Nachmittag der Geheime Ober⸗Postrath Maß⸗ mann vom Sterbehause, Latherstraße 41/42, aus zur letzten Ruhe bestattet. Der dort aufgebahrte Sarg war bedeckt mit vielen Riesen kränzen, welche die Beamtenkollegien der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ behörden gewidmet hatten. Frau von Stepban, die Gattin des z. Z. in Konstantinopel weilenden Staatssekretärs, wohnte persönlich der Feier bei. Die Abtheilungen des Reichs⸗Postamts waren durch ihre Direktoren und Räthe vertreten und die zum Ressort des Letzteren gehörigen Behörden ebenfalls durch ihre Vorstände repräsentirt. Auch der Justitiarius des Reichs⸗Postamts, Wirkliche Geheime Ober⸗Postrath Dr. Dambach und der General⸗Lieutenant Golz, Chef des Ingenieur⸗Corps, waren erschienen. Die geistlichen Funktionen ver⸗ richtete Pfarrer Kappenberg von St. Matthias. Die Beisetzung er⸗ folgte auf dem Friedhof der St. Michaelsgemeinde bei Britz.

Gestern ist in der „Urania“ das Preisgericht zusammen⸗ getreten, welchem die Beurtheilung der auf das Preisausschreiben für die „Uraniasäulen“ bis zum 1. Juni eingelaufenen Projekte obliegt. Diese Säulen sind bekanntlich dazu bestimmt, auf den öffentlichen Plätzen von Berlin, zunächst in der Anzahl von 100, richtige Zeit⸗- und Wetterangaben mit den neuesten und zuverlässigsten Einrichtungen darzubieten; sie werden zu⸗ gleich Ankündigungsflächen enthalten, durch deren gewerb⸗ liche Ausnutzung die Herstellungs⸗ und Betriebskosten gedeckt werden

sollen. Auf das Ausschreiben sind 23 Projekte eingelaufen, welche in d Urania bis zum 14. Juni einschl. zur Besichtigung öffentlich aus⸗ gestellt sind. Das Preisgericht wird voraussichtlich bis zum nächsten

Dienstag schlüssig werden.

Der Verein für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin veranstaltet Mittwoch, den 10. Juni, Nachmittags 1 ½ Uhr, eine außerordentliche Versammlung zum Zweck der Besichtigung der Prinzlichen Schlösser in Glienicke bei Potsdam. Die Mitalieder nebst ihren Damen und Gästen versammeln sich um 1 ¼ Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof. Fahrschein 3. Kl. Berlin— Potsdam und zurück 1 20 ₰. Abfahrt 1,27: Ankunft in Wannsee 2,3; sofort Weiterfahrt mittelst des bereit liegenden Dampfschiffs nach Glienicke; Restauration (Kaffee, Bier) an Bord. Ankunft in Glienicke gegen 4 Uhr. Besichtigung der Schlösser. 6 Uhr: Weiter⸗ fahrt nach Nedlitz; daselbst Abendessen nach Belieben. Während der Fahrt sind verschiedene Ueberraschungen, Musikvorträge u. s. w. in Aussicht genommen. Der Fahrschein für den Dampfer (Wannsee⸗ Glienicke⸗Nedlitz⸗Potsdam) beträgt 1 Außerdem wird zur Deckung sonstiger Unkosten ein Betrag von 50 von jedem Theil⸗ nehmer erhoben. Rückfahrt von Potsdam⸗Bahnbof 8,59 oder 9,34 oder 10,21. Da es für die Bestellung des Dampfers u s. w. noth⸗ wendig ist, einen ungefähren Ueberblick über die zu erwartende Be⸗ theiligung zu haben, so werden die Mitglieder ersucht, sich bis spätestens Sonntag, den 7. Juni, bei dem Schriftführer (Derfflingerstraße 20a) durch Postkarte anmelden zu wollen. Nicht Angemeldeten kann ein Platz auf dem Dampfschiff nicht mit Sicherheit in Aussicht gestellt werden.

Mainz. In einer am Pg.F in Mainz 460,, 818 lung der dortigen Schützengesellschaft wurde, wie die „Frkf. Ztg.“ mitcheilt nach Ä-SrS. Erörterungen beschlossen, das 11. deutsche Bundesschießen im Jahre 1893 definitiv in Mainz abzuhalten. Der Antrag: „Dem Vorstande ist Vollmacht zu ertheilen, bei den Behörden alle erforderlichen Schritte zu thun, um die Abhaltung des 11. deutschen Bundesschießens im Jahre 1893 dahter zu ermöglichen, auch sonstige, für die Abhaltung des Festes zweckdienliche Maßnahmen jeder Art zu treffen“, wurde einstimmig angenommen. Der bis jetzt nur von den Mitgliedern der Schützengesellschaft gezeichnete Garantie⸗ fonds beträgt bercits 70 000 Als Festplatz ist das zwischen Gau⸗ thor und Neuthor gelegene, circa 100 Morgen große Terrain gewählt, auf welchem im Jahre 1876 bereits das mittelrheinische Schüutzenfest abgehalten worden ist.

Semlin. Dem Stangen’'schen Reisebureau ist, wie die ⸗Nat.⸗Z.“ mittheilt, gestern von dem Fübrer der im Ocientzuge bei Tscherkeßköi überfallenen Reisenden folgende Depesche aus Semlin zu⸗ gegangen: Israel traf gestern früh in Adrianopel mit Gesandtschafts⸗ Sekretär und Geld ein, um die Gefangenen Maquet, Kotsch, Graeger in Kirkilisseh einzulösen. Der Ueberfall war auf einen reichen griechischen Banquier abgesehen, der aber seine Abreise verschoben hatte und einen Tag später fuhr. Fr. Graeger sowie her und Fr. Solitander blieben in Adrianopel, die übrigen Reisenden sind nach Hause gefahren und treffen Donnerstag Mittag ein. Außerdem be⸗ fanden sich dem „H. T. B.“ zufolge unter den Reisenden des über⸗ fallenen Zuges auch zwei türkische Würdenträger, die gleichfalls aus⸗ geplündert wurden. Nach den bisherigen Ermittelungen scheinen die Bauern der Umgebung von Tscherkeßköt im Einverständniß mit den Räubern gehandelt zu haben. Man hofft, daß die Gefangenen heute oder spätestens morgen früh ihre Freiheit wiedarerlangen werden. Nach einem Wolff'schen Telegramm aus Pera von gestern konnte sich der Kaufmann Israel mit dem Lösegeld erst Dienstag Abends von Adria⸗ nopel nach Kirkilisseh begeben, wo er gestern früh in Begleitung des Dragomans der deutschen Botschaft von Eckardt, des Dragomans des österreichischen Konsulats in Adrianopel und 28 Mann Schutzwache ein⸗ traf. Bie Verhandlungen mit den Räubern haben alsbald begonnen, doch zeigen sie sich sehr mißtrauisch und haben es zur Bedingung gemacht, daß sich die Schutzwache zurückziehe, bevor sie die Gefangenen freilassen. Man erwartet, daß die Gefangenen heute wieder in

reiheit gesetzt werden. . 8 ] wo der Ueberfall der Räuber erfolgte, wird wie solgt geschildert: Der Ueberfall ist zwischen Sinekli und Tscher⸗ keßkölj erfolgt. Es war nicht der Orient⸗Expreßzug, der überfallen wurde, sondern der Zug, der um 8 Uhr 15 Minuten Abends von Konstantinopel abgeht und gegen Mitternacht an der Stelle eintrifft, wo der Ueberfall geschab, 7 km von Sinekli und 14 km von Tscher⸗ keßköj entfernt. Tscherkeßköj Tscherkessendorf liegt vier bis fünf Eisenbahnstunden von Konstantinopel entfernt in sandiger, flacher

Ebene. Das nette Stationshäuschen, das durch zwei schlichte, we getünchte Restaurationsräume und eine geräumige Küche vor d anderen zwischen Stambul und Adrianopel gelegenen Stationshäusern sich auszeichnet Tscherkeßköj bietet nämlich das einzige Buffet au der Strecke ist eigentlich das einzige ansehnliche Gebäude des Dorfs; dahinter ist nur noch ein „Han“ zu sehen, eine niedrige Hütte mit weitvorspringendem Dach, ungedieltem Boden und einer Bank, die längs der Wände hinläuft und in einer Ecke sich zu einer Art Pritsche verbreitert, auf welcher schmierige, von der Zeit arg mit⸗ genommene Schaffelle liegen, das Lager der wandernden Eingeborenen. Anderes als Kaffee und das Nargileh bietet diese Herberge ihren Gästen nicht. D Rest des Dorfes bilden einige noch elendere Hütten. Für einen Ueberfall eignet sich gerade diese Station aller dinas sehr gut. Weithin ist keine größere Station auf der Strecke, auf welcher Militär anwesend wäre. Die nächste größere Ortschaft ist das Städtchen Tschorlu, das etwa 40 km von der Stelle entfernt ist, wo die Räuber die Schienen aufgerissen haben. Weithin dehnt sich schwach bebautes Land, auf dem man selten nur eine Schafheerde unter dem Schutze eines einsamen Hirten sieht, erst um Tschorlu mehren sich die Weingärten und Obstpflanzungen.

Nach Schluͤß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kiel, 4. Juni. (W. T. B.) In der letzten Nacht kam, wie die „Kieler Zeitung“ meldet, in Folge kurzen Schlusses in der elektrischen Leitung in einer Maschinenkammer an Bord des Panzerschiffes Oldenburg“ Feuer aus, welches inner halb 20 Minuten, ohne größern Schaden angerichtet zu haben, gelöscht wurde.

Stuttgart, 4. Juni. (W. T. B.) Wie der „Staats Anzeiger für Württemberg“ meldet, empfing der König den Sanitäts⸗Rath Marc aus Wildungen, welcher konstatirte, daß⸗ ein Grund zur Besorgniß nicht vorliege und binnen Kurzem die Beseitigung der jüngsten Störung zu erwarten sei.

Bremen, 4. Juni. (W. T. B.) Heute fand Mittags 12 Uhr die feierliche Eröffnung der fünften Wander ausstellung der unter Protektorat Seiner Majestät des Kaisers stehenden „Deutschen Gesellschaft“ durch den Präsidenten der Letzteren, Erb⸗- großherzog Friedrich August von Oldenburg statt. Der Eröffnung wohnten die Mitglieder des Senats, zahlreiche Vertreter der Bürgerschaft, hohe Militärs, Deputationen von Vereinen, Korporationen u. s. w. bei. Der Erbgroßherzog hielt eine Ansprache und eröffnete die Aus⸗ stellung mit einem enthusiastisch aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser. Sodann begrüßte Bürger meister Pauli Namens des Senats und der Präsident der Bürger schaft Claussen im Namen der Bürgerschaft Bremens die An wesenden. Bürgermeister Pauli brachte zum Schluß ein Hoch 5 den Präsidenten der Gesellschaft, Erbgroßherzog Friedrich August von Oldenburg aus.

St. Petersburg, 4. Juni. (W. T. B.) Die Kaiserin ist gestern Abend in Nalta eingetroffen. Der Großfürst⸗ Thronfolger hat gestern von Wladiwostok die Reis durch Sibirien angetreten; der General⸗Gouverneur des Amur⸗ gebiets Baron Korff giebt dem Großfürsten⸗Thronfolger bis an die Grenze des von ihm verwalteten Gebiets das Gelei Der Prinz Georg von Griechenland schiffte sich gester in Wladiwostok nach Nokohama ein und begiebt sich von dort über Amerika nach Griechenland.

New⸗York, 4. Juni. (W. T. B.) Nach einer Depesch des „New⸗York⸗Herald“ aus Jquique ist der Dampfe „Itata“ in Tocopilla eingetroffen. Die Behörden der Kongreßpartei ließen dem Kapitän des Schiffes den Befehl⸗ zugehen, sofort nach Iquique zu kommen. Die Ankunft des „Itata“ daselbst ist fuͤr morgen zu erwarten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 4. Juni, in Swinemünde Morgens 8 Uhr.

Regen.

Stationen. Wind. Wetter.

in 0 Celsius

Temperatur SoUboSUoS [50C. = 40 R.

Bar. auf 0 Gr zuu. d. Meeressp. red. in Millim.

bedeckt bedeckt bedeckt Regen heiter

bedeckt

Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. Petersburg. wolkenlos Moskau. bedeckt Cork, Queens⸗ E. W bedeckt wolkig Helder.. wolkenlos Sylt heiter Hamburg .. wolkenlos Swinemünde wolkig Neufahrwasser halb bed. Memel wolkig

Paris.. wolkenlos Münster... wolkig Karlsruhe .. wolkig Wiesbaden. wolkig!¹) München .. heiter Chemnitz.. heiter Berlin . ... halb bed. Wien.. bedeckt²) Breslau ... wolkenlogs Ile d'Aix .. bedeckt 85 V heiter 1“ heiter 22

LLE11“ ²) Gestern Ge⸗

haus.

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Wildenbruch.

Stecleeeeöeeöeeees

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Guillemin.

Anfang 7 Uhr.

der Vierte.

¹) Gestern Gewitter und Regen. weilt.

witter.

Uebersicht der Witterung.

Eine Zone hohen Luftdrucks erstreckt sich von dem

norwegischen Meere südwärts nach Italien hin, das

Gebiet der südlichen und südöstlichen Winde in

von demjenigen der nördlichen in Ost⸗ eutschland und Oesterreich⸗Ungarn scheidend. In

Deutschland ist das Wetter ruhig, heiter und trocken;

die Temperatur liegt im Süden etwas über, im

Norden und Osten erheblich unter dem Mittelwerthe,

Vorstellung. Dritte.

Süd⸗Deutschland, sowie in Oesterreich⸗Ungarn fan⸗ den stellenweise Gewitter statt, Wien meldet 73 mm Die Depression im Westen scheint ihre Wirkung weiter nach Osten hin auszubreiten und dürfte die Witterungsverhältnisse zunächst des west⸗ lichen Deutschlands beeinflussen.

Königliche Schauspiele. 141. Vorstellung. Sängerkrieg auf der Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur FesIof Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang

U

r.

Schauspielhaus. 148. Vorstellung. Der nene Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 142. Vorstellung. Trompeter von Säkkingen. nebst einem Vorspiel von mit autorisirter theilweiser Benutzung der Idee und einiger Original⸗Lieder aus J. Victor von Scheffel's Dichtung von Rudolf Bunge. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 149. Vorstellung. thekar. Schwank in 4 Aufzügen von G. von Moser.

Deutsches Theater. Freitag: König Heinrich Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Die Haubenlerche. Montag: Die Kinder der Excellenz.

Verliner Theater. Freitag: 39. Abonnements⸗

Goldsische. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Zum ersten Male: Richard der

Sonntag, Nachm. 2 ½ Uhr: Othello. 7 ½ Uhr: Der Hüttenbesitzer.

Wallner-Theater. Der verlorene Sohn.

und Breslau um 7 Grad. In

Sohn.

von C. Bechstein. Modell.

Deutsche Seewarte. Großes Garten⸗Concert.

7 ½ Uhr. Sohn. Vorher: Das Modell. Freitag: Opern⸗ G

Tannhäuser und der Wartburg. Romantische

Im prachtvollen Park um Doppel⸗Concert. strumentalkünstlern.

Sonnabend: Zum 1.

von Douglaß.

Der Oper in 4 Akten Text

ictor E. Neßler. Große

natürl. Wasser. Natürl. Regen.

Ballet von Ch. Der Biblio⸗ John Douglaß. 2. Bild: Am Niäagara, 4. Bild: Die Nacht, 5. Bild: 6. Bild: Regatta zu Henley,

Kroll“'s Theater.

Lakme.

Täglich:

Abends bei brillanter

Abends

8—

11“

Freitag: Zum 7. Male: Musikalisches Schauspiel ohne Worte in 3 Akten von Michel Carré Musik von A. Wormser. Der Pierrot: Helene Odilon als Gast. Vorher: Zum 7. Male:

Lustspiel in 1 Akt von G. Cohnitz.

deie Bsrris Anfang des Concerts 6 ½ Uhr, der Vorstellung nxmnn——vyyyngEnen

Theater⸗Anzeigen.

Sonnabend und die folg. Tage: Der verlorene

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Freitag: Wegen Vorbereitung zu: Geheimniß“ bleibt das Theater geschlasfen 5 r: Auftreten von Gesangs⸗ und In⸗ Entrée für den Male: . Geheimniß. Engl. Sensat.⸗Drama in 8 Bildern Deutsch von Dorn. verschiedenen Komponisten. Die Dekorationen und Requisiten vom Carl⸗Theater in Wien ist vom Hoftheatermaler Burghart. Wasser⸗Sensationsbilder: Regatta, natürl. Dampfschiffe und 2) Nachtbild auf der Themse. Die Einrichtung des großen reservoirs, sowie die Regenvorrichtung vom Erfinder 1. Bild: Ein Prairienbrand, 3. Bild: Der

Die Gaunerschule, 7. Bild: Nachtbild auf der Themse, 8. Bild: Das Testament.

Der Concertpark bleibt morgen geschlossen und ist nur den Theaterbesuchern zugänglich.

Sonnabend: Die Welt, in der man sich lang⸗

Freitag: Stradella. (Stradella: Hr. Birrenkoven.) Sonnabend: Gastspiel von Fr. Marcella Sembrich. Oper in 3 Akten von Leo Delibes. Die bereits für Sonntag gelösten Billets werden an der

Kasse zurückgenommen oder umgetauscht. „Großes Concert’ im Sommergarten, elektrischer

desselben. Anfang 5 ¼, der Vorstellung 7 Uhr

Belle-Alliance-Theater. Freitag: Zum 19. Male: Tricoche und Cacolet. Posse in 5 Aufzügen von Meilhac und Halévv.

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor⸗ nehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement der Residenz): Elite- und Monstre ⸗Concert. Auftreten sämmtl. Spezialitäten. Brillante Illu⸗ mination des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters 7 ½8 Uhr

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Ensemble⸗ Gastspiel der Münchener. Der Herrgottschnitzer von Ammergan. Oberbayerisches Volksstück mit Gesang und Tanz in 5 Aufzügen. Anfang 7 ¼½ Uh

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

Arania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

junge Concert⸗Flügel Das

„Ein dunkles Großes

ark 50 ₰.

lin dunkles Täglich Vorstellung im

Geöffnet von 12 11 Uhr. f Näheres die Anschlag⸗

wissenschaftlichen Theater. lettel.

Musik von —,,—,,, ——

Ausstattung an

1) Henleyv⸗

V elicht: Hr. Hauptmann von Gladiß mit Ruderboote auf erehelicht: Hr. Hauptman

verw. gewesene Frau Clara von Ekensteen, geb. Thies (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Lieut. Rudolf Graf von Matuschka. Frhr. von Toppolczan und Spaetgen (Dresden). Hrn. Pastor Hedemann (Lindow b. Wilhelmsfelde). Hrn. Rittm. OttoGraf von der Recke⸗Volmerstein (Saarburg i. L.). Hrn. Oberlehrer Amoneit (Braunsberg). Eine Tochter: Hrn. Regierungs⸗ und Schulrath Dr. Sachse (Lüneburg). .

Gestorben: Hr. General⸗Superintendent a. D. Dr. theol. Wolfang Friedrich Geoß (Wernigerode). Hrn. Major von Kurnatewski Sohn Kurt (Gießen).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Wasser⸗

Abend,

Alessandro

Verlag der Expedition (Scholhz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Beulin SW. Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

Beleuchtung

Landwirthschaftlichen

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).

Familien⸗Nachrichten.

Land sei eine durchaus ungleichmäßige.

8. 8

.

54

eichs⸗Anz

1u]

Erste Beilage

8

Berlin, Donnerstag, den 4. Juni

94. Sitzung vom Mittwoch, 3. Juni.

. Der Sitzung wohnen der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaf’ ꝛc. von Heyden bei. Die Berathung über die Vorschläge der XVIII. Kom⸗ mission in Betreff des Antrages Korsch wegen Verbots des Privathandels mit Staats⸗Lotterieloosen wird fort⸗ gesetzt. Die Kommission schlägt dem Hause folgende drei Resolutionen vor:

I. Die Zahl der Lotterieloose der Königlichen Klassenlotterie Ssgrn noch für das laufende Etatsjahr dem Bedarf entsprechend zu erhöhen.

„II. Den Vertrieb der Loose der Königlichen Klassenlotterie mit thunlichster Sparsamkeit unter Abänderung des bestehenden Systems der Lotterie⸗Einnehmer zeitgemäß anzuordnen. 3 III. Ihre Bemühungen für den Erlaß eines Reichsgesetzes eintreten lassen zu wollen, durch welches eine einheitliche Regelung des Staats⸗ und Privat⸗Lotteriewesens im Reich und innerhalb der Einzelstaaten angebahnt wird.

Abg. Dr. Ritter empfiehlt die Annahme aller drei Resolutionen.

Abg. Richter: Er mache darauf aufmerksam, daß einer Ab⸗ stimmung über die Resolutionen der §. 27 der Geschäftsordnung ent⸗ gegenstehe, der eingeführt worden sei, um überstürzte Entschlüsse des Hauses zu verhindern. Danach solle über Anträge von finanzieller Trag⸗ weite nur abgestimmt werden, nachdem eine Kommission mit tihrer Vorberathung betraut worden sei und einen Bericht darüber er⸗ stattet habe. Dies scheine ihm hier Platz zu greifen, da der An⸗ trag zwar von einer Kommission gestellt sei, diese aber lediglich für den Antrag Korsch eingesetzt sei. Die Resolutionen lägen weit ab von diesem Antrage. Er beantrage, die Resolutionen der Budgetkommission zur Vorprüfung zu überweisen. Er wisse nicht, welche Eile man habe mit diesen Resolutionen. Jeder Tag bringe folgenschwere Entscheidungen der Regierung, und da solle das Haus sich mit so improvisirten Anträgen befassen? Das Haus sei so schwach besetzt, daß man unter diesen Umständen nicht den Zufällig⸗ keiten der Präsenzziffer, sondern sachlichen Gründen den Ausschlag überlassen müsse. Man dürfe nicht von einem Mehr⸗ bedarf an Loosen sprechen, denn diesen friedigen heiße die Spielsucht befriedigen. Früher habe man in Preußen anders über diese Verhältnisse gedacht, denn von 1817 bis 1866 sei keine Vermehrung der Loose eingetreten. Dann seien sie - verdoppelt worden und jetzt werde schon wieder zu einer Ver⸗ mehrung, und zwar nicht unter Verantwortlichkeit der Regierung, sondern aus der des Hauses heraus, die Anregung gegeben. In Kon⸗ sequenz dieses Verfahrens komme man zu Zuständen, wie beim öster⸗ reichischen Lotto. Den natürlichen Anspruch des Volkes auf billiges Brod beschränke man, und auf der anderen Seite biete man Lotterie⸗ loose. Man habe gesagt, der sei ein Giftmischer, der etwas Anderes lehre, als daß Sparsamkeit allein ein Volk vorwärts bringe. Hier liege eine solche Giftmischerei vor. (Beifall links.) b

Präsident von Köller hält die Verweisung auf §. 27 der Geschäftsordnung für nicht stichhaltig. Dort werde nur von An⸗ trägen von Mitgliedern des Hauses gesprochen, ein solcher liege aber hier nicht vor, sondern ein von der Kommission aus eigener Initiative gefaßter Entschluß. Abg. Richter bleibt bei seiner Auffassung führt der Präsident aus, daß eine Kommissionsberathung ja statt⸗ gefunden habe.

g. Dr. Arendt verweist auf die zahlreichen Präzedenzfälle, in denen die für einen Antrag aus dem Hause niedergesetzte Kommission Resolutionen mit finanzieller Bedeutung vorgeschlagen habe, welche im Hause Annahme gefunden hätten, ohne daß Wider⸗ spruch erhoben worden sei. Die Annahme des An⸗ trages Korsch stehe der Annahme der Resolutionen durchaus nicht entgegen. Im Weiteren führt Redner nochmals die Gründe an, welche bereits gestern für eine Vermwehrung der Loose geltend gemacht worden sind. Die Vertheilung er Lotterieloose über das In Berlin würden im Ver⸗

hältniß viel zu viel Loose gespielt; durch anderweite Vertheilung

u

allein sei die Lotterieverwaltung dem Mangel abzuhelfen nicht im Stande. Die erste und zweite Resolution seien also anzu⸗ ehmen, desgleichen aber auch die dritte, welche auf die Einführung einer einheitlichen deutschen Reichslotterie hin⸗ ziele. Was im preußischen Staat erlaubt und sittlich sei, könne im Deutschen Reich nicht unerlaubt und unsittlich sein. Zer Resolution 1 beantragt Redner die Worte „in der laufenden Session“ zu streichen, weil sich das jetzt nicht mehr durchführen lasse. Was die in der zweiten Resolution geforderte anderweitige Regelung der Lotteriekollekten anlange, so möge man doch wesentlich auf Pensionirte Beamte zurückgreifen und überhaupt patriotische Leute, d. h. Männer, die in ihren Ansichten mit der Regierung überein⸗ stimmten, besonders berücksichtigen; sei doch selbst in Republiken, z. B. in Amerika, ein solches Patronatswesen gang und gäbe. Was die dritte Resolution betreffe, so seien die heutigen Lotteriezustände wahrkbaft antediluvianisch, und der Minister möge sein gestern be⸗ thätigtes Interesse für das Lotteriewesen dahin praktisch werden lassen, daß statt der verschiedenen deutschen Staatslotterien eine ein⸗ heitliche Reichslotterie eingeführt werde. 8 Abg. Dr. Sattler: In Bezug auf die geschäftsordnungsmäßige Behandlung der Frage stehe er ganz auf dem Standpunkt des Herrn Präsidenten. Sachlich aber bitte er aus den von dem Abg. ichter vorgetragenen Gründen, die Resolutionen an die Budget⸗ kommission zurückzuverweisen. Nach der Annahme des Antrages Korsch könne namentlich die erste Resolution nicht mehr aufrecht erhalten werden. Auch sachlich theile er die Abneigung des Abg. Richter gegen die Vermehrung der Spielgelegenheit, und mindestens würde es doch nöthig sein zu sagen, wie weit die Vermehrung der Lotterie⸗ loose gehen solle. Die Ueberweisung der zweiten Resolution an die Budgetkommission möchte er schon deswegen vorschlagen, damit diese wenigstens einen Vorschlag formulire, nach welcher Richtung hin sich die gewünschte Aenderung des Lotteriebetriebes zu erstrecken habe. Abg. Olzem: Er halte eine Vermehrung der Loose für durch⸗ aus nöthig und glaube, sa das Haus, nachdem es in seinem gestrigen Beschluß gezeigt habe, daß es in Bezug auf das Lotteriewesen nicht den Standpunkt des Abg. Richter theile, auch für die Vermehrung der Loose sein werde. Abg. Lückhoff: Er sei für die erste und dritte Resolution, müsse aber die zweite ablehnen. Es liege im Interesse des Publi⸗ kums, die jetzigen Lotterie⸗Collecteure beizubehalten und nicht aus⸗ gediente Beamte an ihre Stelle zu setzen. Denn darunter würde die Gefälligkeit und Coulanz gegen das Pahlikun leiden. Auch seien die Bezüge der Lotterie⸗Collecteure nicht so sehr hoch, wenn man die Verantwortlichkeit und hohen Unkosten bedenke. Schließlich könne man ihre Bezüge ermäßigen, nur das ganze Institut wünsche er nicht

geändert zu sehen.

. eheimer Ober⸗Finanz⸗Raͤth Marcinowski: Auf Grund seiner Erfahrungen könne er bestätigen, daß in der That große Un⸗ gleichheit in der Vertheilung der Loose in der Monarchie bestehe. Das sei die Folge der Vermehrung der Loose im Jahre 1886, bei deren Unterbringung, weil eben viele auswärtige Loose bei uns gespielt würden, alle möglichen Hülfsmittel hätten angewendet werden

Bedarf be⸗

stehen, dagegen

müssen. Eine gleichmäßige Vertheilung der Loose werde sich, fürchte er, nur mit einer gleichzeitigen Vermehrung derselben herstellen lassen.

Abg. von Eynern: In Bezug auf die Geschäftsordnungsfrage habe der Abg. Richter Recht, die Praxis des Hauses aber sei in vielen Fällen eine andere gewesen, z. B. habe das Haus im vorigen Jahre eine finanziell bedeutsame Resolution der zur Berathung der Sperrgeldervorlage eingesetzten Kommission angenommen, und so könne es auch über diese Angelegenheit heute Beschluß fassen. Er stimme aber dem Antrage des Abg. Sattler bei, diese so wichtige Sache nicht am Ende einer so langen Session, wo das Haus übermüdet sei, zur Erledigung gelangen zu lassen. Man könne ja aus Rücksicht auf die Vermehrung der staatlichen Finanzen für eine Vermehrung der Lotterieloose sein, aber das dürfe doch schließlich nicht bis ins Unendliche gehen. Man müsse wenigstens eine genaue Angabe über die Zahl der auszugebenden Loose treffen.

Abg. von Schalscha: Er bitte die Zahl der Loose schon aus dem Grunde zu vermehren, weil die ungleiche Vertheilung der Loose eine Vermehrung der Lotteriekollekten nöthig mache, dihe g aber nur bei einer Vermehrung auch der Loose zu er⸗ reichen sei.

Abg. Richter: Ebensogut wie man das Bedürfniß nach Lotterie⸗ loosen als berechtigt anerkenne, könne auch Jemand die Wieder⸗ einführung der Spielbanken für nothwendig halten. Der zweite Theil der Resolution habe absolut keinen Inhalt, denn es sei nicht gesagt, in welcher Wrise das System des Loosvertriebes abgeändert werden solle. Er würde gern, wie für eine Erhöhung der Einsätze bei der Lotterie, auch für Erhöhung der Lotteriesteuer stimmen, denn diese sei eine Steuer auf die Dummheit. (Seiterkeit.)

Abg. Dr. Arendt: Es sei, glaube er, das erste Mal, daß der Abg. Richter eine Steuer nenne, für die er eintreten wolle; jetzt wisse man also, welchen Ersatz der Abg. Richter für die Abschaffung der Kornzölle und für die Ermäßigung der Tarife bewillige; es sei die Erhöhung der Lotteriesteuer. Er fürchte nur, daß das nicht genügen werde. Wenn übrigens der Abg. Richter so für eine Steuer auf die Dummheit eintrete, warum trete er dann nicht für die Börsensteuer ein, die doch auch eine solche sei? Er habe nicht gesagt, die Regierung möge ihre Anhänger vor ihren Gegnern berücksichtigen, sondern er habe nur gesagt, es würde doch nicht recht sein, die Gegner anzustellen, Anhänger aber unberück⸗ sichtigt zu lassen. Uebrigens, was ihn anlange, möge der Abg. Richter beruhigt sein, er habe sich noch um keine Kollekte beworben, außerdem habe er schon früher eine ganze Reihe von Verbesserungs⸗ vorschlägen gemacht. Er wolle sie aber, trotzdem der Abg. Richter solche vermisse, nicht wiederholen, um die Zeit nicht zu verlieren. Gerade im Interesse der kleinen Leute, deren Interessen Abg. Richter angeblich immer vertrete, bitte er, die Zahl der Loose zu vermehren und alle drei Resolutionen anzunehmen.

„Abg. Dr. Lieber schließt sich dem Antrage Sattler an. Auf keinen Fall dürfe man es der Regierung überlassen, zu bemessen, was dem Bedarf an Lotterieloosen entspreche und was nicht. Die Kom⸗ mission habe den Antrag Korsch abgelehnt und sei der ersten Reso⸗ lution beigetreten. Nachdem das Haus gestern den Antrag Korsch angenommen habe, werde es einer vorherigen Prüfung bedürfen, ob es auch der Resolution ohne Weiteres beitreten könne. Er stehe auf einem anderen Standpunkt als der Abg. von Schalscha. Er werde heute nur für die dritte Resolution stimmen, welche dahin gehe, die Sache reichsgesetzlich zu regeln. Die überwiegende Mehrzahl seiner Freunde sei einer Vermehrung der Lotterieloose nicht geneigt. (Beifall im Centrum.) 8

Die Diskussion wird geschlossen und die erste Resolution der Budgetkommission überwiesen. Die zweite Resolution (anderweite Organisation des Betriebes) wird abgelehnt und die dritte Resolution (Anregung eines einheitlichen Reichs⸗ Lotteriegesetzes) fast einstimmig angenommen.

Es folgt die Berathung des Antrages Schultz (Lupitz), betreffend den Waldschutz in den Quellgebieten der Flüsse und Bäche. Der Antrag lautet:

„Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, dem Landtage der Monarchie baldigst einen Gesetzentwurf vorzulegen Behufs Ergänzung des Waldschutzgesetzes vom 6. Juli 1875 in der Richtung, daß in den Quellgebieten der Flüsse und Bäche der Wald mehr als bisher erhalten, beziehungsweise eine zielbewußte Neubewaldung bewirkt werde zum Zwecke, den Abfluß der Tagewässer zu verlangsamen und eine vermehrte Nutzung des Wassers für die Landeskultur und die Industrie herbeizuführen. Die Kommission schlägt vor, den Antrag in der gestellten Form abzulehnen und „die Staatsregierung zu ersuchen, dem Landtage Vorschläge zu machen, welche die Beseitigung gemeinschädlicher Wasserrisse und die Vorkehr gegen die Entstehung von solchen zu ermöglichen, sowie die dauernde Besserung der Verbältnisse durch Erhaltung des Waldes und Aufforstung sicherzustellen geeignet erscheinen; und zu diesem Zwecke erforderlichen Falles eine Erhöhung der im Staatshaushaltsvoranschlag (Kapitel 106 Titel 11) für Wald⸗ kulturen vorgesehenen Mittel zu beantragen.“

Abg. Schultz (Lupitz): Er halte seinen Antrag, ungeachtet der von der Regierung erhobenen Einwände, für den einzig richtigen Weg zur Beseitigung der vorhandenen Uebelstände auf dem Gebiete der Wald⸗ und Wasserwirthschaft. Er habe eine Ergänzung des Wald⸗ schutzgesetzes vom 6. Juli 1875 nach der Richtung beantragt, daß in den Quellgebieten der Bäche und Flüsse, mittels besserer Erhaltung des Waldes und zielbewußter Neubewaldung, eine Verhütung des Ab⸗ flusses der Tagewässer und eine vermehrte Benutzung des Wassers für die Landeskultur und Industrie bezweckt werden solle. Er wolle also die Bildung von Waldgenossenschaften ähnlich wie es im Gesetze vom 1. April 1879 für die Wassergenossenschaften vorgesehen worden sei. Sein Antrag sei nicht auf eine Vermehrung des Waldes an sich, auch nicht auf eine anderweitige Vertheilung des Waldes, auch nicht auf die Bewaldung von Sandländereien und ünen oder Freilagen gerichtet, sondern allein auf eine planmäßige Bewaldung und Walderhaltung an denjenigen Orten, an denen ein schneller Abfluß der Tagewässer die Hochwassergefahren und das Abschwemmen des Bodens vermehre und die Zeit der Niedrigwasser verlängere. Man habe drei Wege bezeichnet, um Wassergefahr zu mindern und Wassernutzung zu wahren, und zwar 1) das Einlassen von Hochfluthen in die Stromniederungen; 2) die Anlage von Thalsperren und Wildbachverbauungen; 3) die Anlage und Erhaltung von Schutzwaldungen in den Quellgebieten, nicht allein des Stromes selbst, sondern auch seiner Zuflüsse und Bäche. Die Königliche Staatsregierung habe den ersten Weg versuchsweise durch Einstellung von 300 000 in den Etat zu diesem Zweck, den zweiten Weg ebenfalls versuchsweise zunächst für das Wupperthal durch eine Novelle beschritten; für den dritten Weg die Anregung zu geben, bezwecke sein Antrag. Der Minister für Landwirthschaft habe ausgesprochen, daß ihm der Weg der Anregung und Belebung der Thätigkeit der Privat⸗ waldbesitzer vermöge einer Vermehrung der staatlichen Beihülfen der angbare erscheine und habe dies durch Beispiele von Auf⸗ hh naen in der Eifel, der hohen Veen und des Westerwaldes bewiesen. Es handele sich aber um eine methodische, treppenartige Aufforstung mittelst Horizontalgräben und Gräbchen und um den

Schutz gegen die Entnahme der Waldstreu, um vermittelst des Blätterdaches einer üppiger hergestellten Waldvegetation und ver⸗

eiger und Königlich Preußij

mittelst eines starken Bodenschutzes durch Waldstreu und vermittelst der das Wasser nach rückwärts in den Berg hineinleitenden Sicker⸗ gräben den Abfluß der Wasser dauernd zu hemmen. Es handele sich also um die Anlage und die Erhaltung von eigentlichen Schutz⸗ waldungen. Diese Maßregel sei eine produktive Ausgabe gegenüber den sich fast jährlich wiederholenden unproduktiven Ausgaben an Ueberschwemmte. Ob das Ziel durch eine Vermehrung der staatlichen Beihülfen erreichbar sei, erscheine um deswillen fraglich, weil voraus⸗ sichtlich viele Privatbesitzer sich unwillig zur Sache stellen würden; aus diesem Grunde sei eben däs Gesetz vom 6. Juli 1875 bislang unwirksam geblieben. Nur durch einen Zwang sei hier etwas zu machen. Der Minister für Landwirth⸗ schaft habe erklärt, daß die Bedeutung des Waldes für die Hoch⸗ wasserfrage überschätzt werde. In der Praxis sei man anderer Meinung, Falls methodisch und richtig vorgegangen werde. Die partiellen Erfolge im Inlande und die im Auslande erwiesen das Gegentheil. Ein baldiges Vorgehen in dieser bedeutsamen Sache sei umsomehr angezeigt, als die Entwaldung und Streunutzung in den Privat⸗ waldungen, sowie die Entwässerung im Lande in Folge der seit⸗ herigen Gesetzgebung über die Vorfluth in Folge der Separation, Drainage und der Moordammkulturen die Uebelstände fortgesetzt ver⸗ größert hätten.

Abg. von Schalscha: Der vorliegende Antrag habe ihm in verschiedenen Richtungen wohlgethan. Daß der Wald geeignet sei, große Wassermassen festzuhalten, stehe fest; vielleicht hätten wir die großen Ueberschwemmungen nicht gehabt, wenn die Höhen be⸗ waldet gewesen wären. Die Verlangsamung des Abflusses des Wassers sei von der größten Bedeutung für die Landwirthschaft. So viel Sympathien er aber auch für den Antrag habe, so scheint er ihm doch nur auf einem beschränkten Gebiete Abhülfe zu schaffen, und er schlage vor, ihm folgende allgemeinere Fassung zu geben:

Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, dem Landtage demnächst Vorschläge zu machen, welche auf eine Verlangsamung des Wasserabflusses, zunächst in den Quellgebieten, abzielen, und die dazu erforderlichen Geldmittel im Etat zu beantragen.

Abg. Freiherr von Erffa ist damit einverstanden, daß der Re⸗ gierung Direktiven gegeben würden, in welcher Weise sie zur Ab⸗ stellung dieser Uebelstände dem Landtage Vorschläge zu machen habe. An eine Sicherstellung der Aufforstung ohne eine wenn auch beschränkte Staatsaufsicht über die Privatwaldungen sei nicht zu denken. Von einer Devastation, einem Raubbau des Waldes sei nur bei Privatwaldungen die Rede. Nun bestehe auch unter seinen Freunden und Berufsgenossen ein lebhafter Widerspruch gegen die Staatsaufsicht über Privatwaldungen. Dabei sei diese Staatsaufsicht gar nichts Unerhörtes. Sie bestehe in ganz Süddeutschland und habe sich ausgezeichnet bewährt. Indessen gebe er dem Hrn. Ober⸗Landforstmeister Donner zu, daß diese Aufsicht ihre Schwierigkeiten habe. Deshalb sei er für eine beschränkte Staats⸗ aufsicht in den Fällen, wo ein öffentliches Interesse vorhanden sei. Die Staatsaufsicht sei nicht sowohl für die Abholzung erwünscht, als vielmehr für die Wiederaufforstung. Es müsse zugegeben werden, daß viele Landwirthe nicht des Raubbaues wegen, sondern aus Noth zur Abholzung schritten. Die schlechte Lage der Land⸗ wirthschaft gehe parallel mit der Devastation der Wälder. (Abg. Rickert: Bei guten Preisen habe man erst recht Raubbau!) Unter der Aera des Freihandels sei bei den niedrigen Preisen an eine Wiederaufforstung in keiner Weise zu denken gewesen. Mit dem Momente, wo durch die Schutzzollpolitik wieder erhöhte Preise für die Landwirthschaft gekommen seien, hätten die Besitzer wieder angefangen, aufzuforsten. Die verödeten Ländereien würden wieder der Waldkultur zugänglich gemacht. Er wünsche, daß da, wo durch die Naclissigkeit des Besitzers, durch schlechte Waldwirthschaft ein öffentl 3 Interesse insofern ge⸗ schädigt werde, als durch das jähe Hera uürzen großer Wassermassen sich diese ungeheure Ueberschwemmungsgefahr herausbilde, der Staat die Aufsicht führe und die Wiederaufforstung zunächst für seine Kosten übernehme, und diese Kosten von dem Besitzer liquidire. Wo eine Wiederaufforstung durch den Besitzer unmöglich sei, und bei großen Flächen werde es sich empfehlen, diese Flächen zu enteignen und durch den Staat aufzuforsten. Er könne im Allgemeinen nicht zugeben, daß die Bodenstreu für die Aufsaugung des Wassers keine hervorragende Bedeutung habe. Seitdem die Waldwirthschaft als Rechen⸗ exempel betrieben werde, habe sich die Sache noch verschlimmert. Dazu komme, daß durch Einführung des sogenannten Cellulose⸗ papiers die Verwerthung des jungen Holzes in einem wahrhaft sündhaften Umfange Platz gegriffen habe. In Folge dessen sei eine Verminderung der Bodenstreu eingetreten, welche ein Zurückhalten des Wassers unmöglich mache. Es sei eine Thatsache, daß große Ueberschwemmungen nur da vorkämen, wo es kahle Berge und keine Waldstreu gäbe. (Beifall rechts.)

Abg. von Benda bittet den Minister, auf eine Erhöhung

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des Fonds zur Beförderung der Aufforstung Bedacht zu nehmen. Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden: 8

Ich möchte dem Herrn Vorredner erwidern: wenn es mir gelingt, die Zustimmung des verehrten Herrn Finanz⸗Ministers zu erlangen, dann steht von meiner Seite nichts entgegen, meinem Ressort ver⸗ stärkte Fonds zur Förderung der Aufforstung überwiesen zu sehen.

Was die Ausführungen der übrigen Herren Redner anlangt, so möchte ich zunächst eine Bemerkung des Hrn. Abg. von Erffa richtig stellen. Er hat gesagt, seinen Informationen zufolge seien im Re⸗ gierungsbezirk Wiesbaden die Oberförster angewiesen, da, wo es ge⸗ wünscht wird, den Privat⸗Waldbesitzern eine gewisse Unterstützung in der Beaufsichtigung ihrer Forsten zu Theil werden zu lassen. Dies rein nebenamtliche Verhältniß, welches im Regierungsbezirk Wiesbaden besteht, trifft für alle anderen Landestheile zu. Wenn nicht lokale oder persönliche Verhältnisse entgegenstehen, wird den Oberförstern die Uebernahme der Leitung von Privatforsten gestattet, und eine derartige Thätigkeit findet vielfach mit dem besten Erfolg statt.

Wenn er weiter gewünscht hat, man solle dem Ziele, die Hoch⸗ wassergefahren zu beseitigen, dadurch vorarbeiten, daß man zu diesem Zwecke die Einführung einer staatlichen Aufsicht auch für den Privat⸗ Waldbesitz in beschränktem Umfange da einführt, wo es das öffentliche Interesse fordert, so hat ja der Herr Redner die Erreichung des von ihm als wünschenswerth erkannten Zieles insofern etwas er⸗ leichtert, als er die Forderung der Beschränkung sel ber aufgestellt hat; ich glaube aber trotzdem, daß derartige Eingriffe in das Privat⸗

eigenthum der Forstbesitzer einem sehr erheblichen Widerstand begegnen

würden, und ich bezweifle, ob eine Vorlage der Koniglichen Staats⸗ regierung in dieser Richtung eine sehr freundliche Aufnahme in diesem hohen Hause finden würde.

Meine Herren, es liegen im Uebrigen drei Anträge vor: der An⸗ trag Schultz⸗Lupitz, der Antrag der Kommission und der Antrag des Abg. von Schalscha. Der Hr. Antragsteller Schultz⸗Lupitz wird vielleicht selbst einräumen, daß sein Antrag durch die gewandte Hand und die Ausführungen des Hrn. Referenten ein ganz anderes

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