weil es das einzige Scheidemittel zwischen dem großen und dem kleinen Grundbesitz aus der Welt schaffen könne, und es sollte ihm leid thun, wenn das Gesetz durch die Schand⸗ und Lügenpresse so interpretirt würde, als sei damit nicht erreicht, was man habe erreichen wollen. Die Grundbesitzer wollten die Verant⸗ wortung gegenüber den Bauern los sein, zumal sich das Wild in letzter Zeit verdreifacht habe und die Bauern ihre Felder nicht gern ruinirt sehen wollten. Ein Gesetz, welches allen Parteien gefalle, zu Stande zu bringen, sei unmöglich: da verpflichte er sich lieber, das perpetuum mobile zu erfinden. An der Durch⸗ führung seines uranfänglichen Ausspruchs werde ihn auch die heutige Erklärung des Minister⸗Präsidenten nicht hindern, wenn sie ihn auch einen Augenblick zweifelhaft gemacht habe; denn sie sei doch nichts weiter als eine, wenn auch liebenswürdig verzuckerte Pression auf das Herrenhaus. Bei der Landgemeindeordnung habe das Haus sich selbst in eine Zwangslage gebracht, jetzt geschehe es durch den Minister⸗Präsidenten. Er hoffe, daß diese Erfahrungen das Haus waffnen würden, um sich in Zukunft gegen diese unerträglichen Pressionen zu wehren. (Beifall.)
Präsident des Staats⸗Ministeriums, Reichskanzler von Caprivi:
Ich bitte um die Erlaubniß, die Staatsreg erung gegen den Vorwurf, eine Pression auf das hohe Haus zu üben oder üben zu wollen, verwahren zu dürfen. Ich glaube, wenn uns Aeußerungen, wie ich sie heute hier gemacht habe, als Pressionen ausgelegt würden, würden wir überhaupt auf weiteres Reden verzichten müssen. (Sehr richtig!) Wir sind aber verpflichtet, unsere Meinung zu äußern. (Bravo!)
Freiherr von Maltzahn (thatsächlich): Er habe nicht von der Absicht der Pression gesprochen, er habe nur gesagt, eine Pression sei thatsächlich ausgeübt worden, und das sei thatsächlich der Fall, wenn die Session heute geschlossen werde und das andere Haus nicht mehr zusammenkommen könne. (Graf von Mirbach: Wer sage denn das? Staats⸗Minister Dr. von Boetticher: Das andere Haus komme ja noch zusammen!) Der Minister⸗Präsident habe gesagt, es sei sehr zweifelbaft, ob, wenn dies Haus Aenderungen vornehme, das Gesetz durch das andere Haus noch zu Stande zu bringen sei, und das nenne er eine Pression. Wenn der Minister Dr. von Boetticher sage, das andere Haus komme noch zusammen, dann nehme er diese Aeußerung zurück. 1
Fürst zu Ysenburg: Er empfehle die Annahme der Kom⸗ missionsvorschläge, weil sonst diese Materie immer wieder einen Boden für eine Agitation bilden werde. 8 8
Freiherr von Durant: Er und seine Freunde würden den Abänderzungen der Kommission zustimmen, denn sie meinten, daß auch die Zustimmung des anderen Hauses zu diesen Abänderungen zu er⸗ reichen sein werde. Das Gesetz in seiner gegenwärtigen Fassung lasse unrechtmäßige Ansprüche zu und erschwere die Handhabung außer⸗ ordentlich.
Graf Udo zu Stolberg⸗Wernigerode: Er habe im Gegensatz zum Vorredner die Ueberzeugung, daß, wenn das Haus die Beschlüsse des anderen Hauses ändere, diese Aenderungen die Zustim⸗ mung des Abgeordnetenhauses nicht finden würden.
Graf von Mirbach: Nachdem er gestern Abend mit Mit⸗ gliedern der konservativen Partei des andern Hauses konferirt habe, wisse er, daß nach Ueberzeugung dieser Herren das andere Haus den
Abänderungsvorschlägen zustimmen werde. Wenn man sage, man
wolle baldigst eine Novelle zu der Vorlage schaffen, so heiße das doch nichts Anderes, als die schädliche Agitation auf dem Boden der Gesetzgebung bis ins Unendliche zu verlängern. Er bitte also, diese Novelle nicht erst nöthig zu machen. 2
Herr von Helldorf: Diesen Aeußerungen gegenüber bemerke er, daß er nach Konferenzen mit den Vorstandsmitgliedern der konser⸗ vativen Partei des andern Hauses überzeugt sei, daß das Abgeordneten⸗ haus den Aenderungen der Kommission nicht zustimmen werde. Die Kommissionsänderungen würde er, wenn das Haus freie Hand hätte, annehmen, denn sie seien Verbesserungen; aber gegenüber der großen politischen Frage, um die es sich hier handele, einen Streitgegen⸗ stand zwischen Groß⸗ und Kleinbesitz aus der Welt zu schaffen, ver⸗ schwänden diese kleinen Schwierigkeiten der Amendementsvorschläge. Es würde ein schwerer politischer Fehler seien, wenn das Haus das Gesetz nicht in diesem Augenblick annähme.
Nach kurzem Schlußwort des Referenten von Klitzing wird darauf der Antrag des Grafen von Mirbach abgelehnt und §. 1 unverändert angenommen.
ei §. 4 empfiehlt “ 8
Herr von Levetzow die Ablehnung der Kommissions⸗ anträge, die an sich Verbesserungen seien, aber doch nur neben⸗ sächliche Punkte beträfen. .
Fürst Pleß schloß sich diesen Ausführungen an, während Graf von Klinckowstroem für die Anträge der Kommission eintritt.
Der Kommissionsantrag zu §. 4 wird mit 65 gegen 53 Stimmen abgelehnt, die Fassung des Abgeordnetenhauses mit derselben Mehrheit angenommen.
Beim §. 12 tritt
Graf von Mirbach für den Antrag der Kommission ein, ohne den das Gesetz nicht ausführbar sei; denn der kleinste Schaden könne die Beseitigung der Schonzeit zur Folge haben, ohne daß dem ver⸗ ständigen Ermessen der Behörden ein Spielraum gelassen werde.
8 Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden:
Ich werde auf die Opportunitätsfrage und die Geschäftslage des Hauses nicht weiter eingehen, sondern mich an den Antrag Ihrer Kommission halten, welcher dahin geht, das Wort „erheblich“ in den Paragraphen einzufügen. Das Wort „erheblich“ entstammt dem §. 23 des Jagdpolizeigesetzes von 1850, wo für die Abschußschein⸗ ertheilung „erheblicher“ Wildschaden vorgeschrieben ist. Jeder, der mit diesen Dingen zu thun gehabt, weiß, daß gerade die Frage: ist er⸗ heblicher oder nicht erheblicher Schaden vorhanden, um den Abschuß⸗ schein zu ertheilen, zu den erheblichsten Beschwerden Anlaß gegeben hat. Jedermann faßt das Wort „erheblicher Schaden“ anders auf. Wenn der Eine den Fall für eingetreten hält, meint der Andere, daß erheblicher Wildschaden nicht vorliegt. Nun sagt Herr Graf Mirbach, ja wenn das „erheblich“ fortbleibt und schon in Fällen wiederholten Wildschadens die Schonzeit aufge⸗ hoben werden wird, so ist der Wildstand ruinirt; es wird der Agita⸗ tion Thor und Thür geöffnet. Er geht davon aus, daß die Leute unver⸗ ständig sind. — Es handelt sich hier bloß um Roth⸗ und Damwild, — der Beamte, welcher darüber zu befinden hat, wird immer feeststellen müssen: liegt überhaupt ein Schaden vor? Daß es so thörichte Menschen gäbe, welche das Vorhandensein von Wildschaden feststellen, wenn sie die Schädigung auf einen Pfennig ansprechen, glaube ich nicht. Meine Herren, Taxen von 1 oder 10 ₰ sind über⸗ haupt nicht zu machen. Nun hat Herr Graf Mirbach gesagt, Seitens der Staatsregierung sei in der Kommission an die Hand gegeben, man könnte von Seiten der Verwaltungsbehörden die Aufhebung der Schonzeit dadurch illusorisch machen, daß man Aufhebung der Schonzeit für ein oder zwei Tage eintreten lasse. Demnächst muß ich darauf aufmerksam machen, daß Seitens der Kom⸗ missare der Staatsregierung, welche bei der Berathung der Angelegenheit in der Kommission mitgewirkt haben, sowie meinerseits eine derartige Aeußerung absolut nicht gemacht ist. Allerdings ist das von einem Mitgliede der Kommission gesagt worden und ich habe
1“ ““
“ gez. Wilhelm.
König, er lebe hoch!
es nicht für bedeutend genug gehalten, um darauf zu erwidern. Aber den Eindruck hervorrufen zu wollen, als ob von der Staatsregierung eine solche Aeußerung leicht hingeworfen wäre: laßt Euch nur keine grauen Haare darüber wachsen, die Aufhebung der Schonzeit können wir auf diese Weise leicht umgehen, das ist absolut falsch und unrichtig.
In der Sache selbst hat das Wort „erheblich“, wie es früher bestanden, großen Staub aufgewirbelt. Will man wirklichen Schutz haben und Beschwerden da abstellen, wo zu viel Roth⸗ und Dam⸗ wild vorhanden ist, dann muß eben mehr Wild abgeschossen und der Bestand verringert werden. Wer das nicht will, will das ganze Gesetz nicht haben. Will man aber das Gesetz haben, dann muß man auch die Nerven haben, da, wo zu viel Roth⸗ und Damwild vorhanden ist, den Bestand zu verringern und dazu ist dieser Paragraph bestimmt.
Der Antrag der Kommission wird abgelehnt.
Auch im §. 18 werden die Beschlüsse des Abgeordneten⸗ hauses wieder hergestellt.
Die Vorlage ist also nach den Beschlüssen des Abge⸗ ordnetenhauses angenommen.
Zum Schluß erklärt der Referent Herr von Klitzing, wenn das Gesetz auch angenommen werde, so seien doch alle Kommissionsmitglieder der Ansicht, daß dasselbe sehr ver⸗ besserungsbedürftig sei.
Präsident des Staats⸗Ministeriums, Reichskanzler von Caprivi:
Ich habe dem hohen Hause eine Allerhöchste Botschaft mitzu⸗ theilen. (Die Mitglieder des Hauses erheben sich von ihren Sitzen.) Sie lautet:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc., thun kund und fügen hiermit zu wissen, daß Wir beabsichtigen, gemäß Art. 77 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 die gegen⸗ wärtige Sitzung der beiden Häuser des Landtages Unserer Monarchie am 20. d. M. zu schließen.
Wir fordern demnach die beiden Häuser des Landtages hierdurch auf, zu diesem Zwecke an dem gedachten Tage um 4 Uhr Nachmittags in dem Residenzschloß zu Berlin zusammenzutreten.
SGSegeben Wildpark, 19. Juni 1891.
I1“ 8 ; 5; Der Präsident Herzog von Ratibor gab darauf die Geschäftsübersicht. 1 Graf von der Schulenburg⸗Angern: Das Haus möge ihm einen Augenblick das Wort gönnen, zu dem er durch sein hohes Alter wohl einiges Recht habe. Er hätte gewünscht, daß diese Worte aus beredterem Munde kämen, aber es bedürfe der Beredsamkeit nicht, um Das zu empfehlen, was er vorzuschlagen habe. Er bitte, dem Herrn Präsidenten den Dank zu sagen für die liebenswürdige, nachsichtige und unparteiische Art, in der er auch in dieser arbeits⸗ reichen Session die Geschäfte wiederum geführt habe. Die Mitglieder des Hauses hätten sich bereits erhoben, um dadurch dem Präsidenten ihren Dank auszudrücken. 8 Präsident Herzog von Ratibor: Er danke aufrichtig für die eben vom Grafen Schulenburg ausgesprochenen freundlichen Worte. Wenn er die Anerkennung vom Hause erfahren habe, daß er die Ge⸗ schäfte des Hauses einigermaßen zu dessen Befriedigung ausgeführt habe, so danke er dies hauptsächlich der Nachsicht und dem ihm so oft bewiesenen Wohlwollen. Er danke herzlich dafür und schließe die Sitzung, indem er das Haus bitte, mit ihm in den altbewährten Ruf einzustimmen, mit dem es seine Sitzungen und Arbeiten begonnen habe: Seine Majestät unser Allergnädigster Kaiser und
aus stimmt drei Mal in diesen Ruf ein.
1“ ““ 1111“ Haus der Abgeordneten. üss 108. Sitzung vom Sonnabend, 20. Juni.
Der Sitzung wohnt der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, bei.
Vor Eintritt in die Tagesordnung erhält das Wort der
Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:
Ich habe dem Hause eine Allerhöchste Botschaft mitzutheilen (die Mitglieder des Hauses erheben sich von den Sitzen).
„Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen, thun kund und fügen zu wissen, daß Wir beabsichtigen, gemäß Art. 78 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 die gegenwärtige Sitzung der beiden Häuser des Landtages Unserer Monarchie vom 20. d. M. zu schließen. Wir fordern demnach die beiden Häuser des Landtages auf, zu diesem Zwecke an dem gedachten Tage um 4 Uhr Nachmittags in Unserm Residenzschlosse Berlin zusammenzutreten.
Gegeben Wildpark, den 19. Juni 1891. * 8 Herrfurth. Auf der Tagesordnung steht die Berathung von Petitionen.
Entsprechend den Anträgen der Budgetkommission wird über eine Reihe von Petitionen von Eisenbahn⸗ und anderen Beamten um Gehalts⸗ resp. Rangerhöhung zur Tages⸗ ordnung übergegangen.
Die Petition von Hausvätern der Schulgemeinde Kielczewo wegen Wiedereinführung einer sogenannten Hüteschule bean⸗ tragt die Kommission durch Uebergang zur Tagesordnung zu erledigen. Der Antrag wird trotz Besurwortaing durch die Abgg. Seyffardt und Rickert abgelehnt, und die Petition von der Mehrheit des sehr schwach 8 Hauses gemäß einem Antrage Cegielski⸗Gerlich der Regierung zur Er⸗ wägung überwiesen.
Die Petition hannoverscher Kreis⸗ und Amtshauptmänner wegen Gewährung eines höheren Ruhegehalts wird nach dem Antrage der Gemeindekommission der Regierung zur Er⸗ wägung 8. überwiesen, daß den am 1. April 1890 in den Ruhestand getretenen Kreis⸗ und Amtshauptmännern, sofern ihr Ruhegehalt den Betrag von 4800 ℳ nicht erreicht, die Differenz als Unterstützung gewährt werden möge.
Der Grundbesitzer Felski in Groß⸗Weide, Kreis Marien⸗ werder, petitionirt beim Abgeordnetenhause, dasselbe wolle dahin wirken, daß der katholische Religionsunterricht den Kindern des Petenten und der 54 mit ihm verbundenen Haus⸗ väter auf allen Schulstufen in der polnischen Muttersprache ertheilt werde.
Die Kommission beantragt Uebergang zur Tages⸗ ordnung. Abg. Schröder (Pole) will Ueberweisung zur Der Kommissionsantrag wird angenommen.
Das Haus wendet sich nunmehr zur Berathung der Petition des Magistrats zu Breslau, betreffend die Ver⸗
besserung der Schiffahrtsverhältnisse. In dieser
1“ 1“ ö“
Petition beantragt der Breslauer Magistrat, vor desinitiver Entscheidung über die Art der Verbesserung der dortigen Schiffahrtsverhältnisse den städtischen Behörden Gelegen⸗ 123 zu geben, ihre Wünsche hierüber zur Geltung zu ringen. ö’
Die Budgetkommission beantragt, die Petition der Staats⸗ regierung zur Berücksichtigung zu überweisen.
Referent Abg. von Keudell: Nachdem über diesen Gegenstand hier im Hause verhandelt sei, wobei namentlich der Abg. Porsch einen eingehenden Vortrag gehalten habe, sei es zweifelhaft erschienen, ob die Kommission die Petition noch berathen solle. Es sei aber schließlich in die Berathung eingetreten, und nachdem die Staats⸗ regierung eine wohlwollende Behandlung der Petition zugesagt habe, in Berücksichtigung des Umstandes, daß eine anderweite Regelung der Breslauer Schiffahrtsverhältnisse die Vorlage eines neuen Gesetz⸗ entwurfes nöthig mache, ein solcher aber von der Regierung in Aus⸗ sicht gestellt worden sei, von der Kommission beschlossen worden, die Petition der Staatsregiervng zur Berücksichtigung zu überweisen.
Abg. Schoeller: Der Ministerial⸗Direktor Schultz habe neulich auf Anfrage des Abg. Porsch bezüglich der Regulirungsprojekte der Oder in Breslau geaͤußert, daß die städtischen Behörden von Breslau die von ihnen in förmlicher Weise übernommenen Ver⸗ pflichtungen widerrufen und rückgängig gemacht hätten. Diese schwere Anschuldigung sei mit aller Bestimmtheit zurückzuweisen. Die städti⸗ schen Behörden von Breslau wollten ihre Verpflichtungen erfüllen, natürlich unter der Voraussetzung, daß auch der Staat seine Zusage erfülle und das Gesetz über die Oderregulirung in einem Sinne aus⸗ geführt werde, in welchem es erlassen sei. Redner schildert die seit 1880 geführten Verhandlungen zwischen der Regierung und der Stadt Breslau in dieser Angelegenheit und legt die Grundlagen des erwähnten Gesetzes dar. Der Ministerialerlaß vom 10. Mai 1890 spreche von einer Beschränkung des Lokal⸗ und Verladeverkehrs auf dem im Innern der Stadt belegenen Theile der künftigen Wasserstraße. Es sei ein Verkehr auf der Oder zu erwarten, wie er bei Herstellung der Projekte offenbar nicht angenommen worden sei. Der Verkehr werde größer sein als z. B. der Verkehr auf dem Rhein an der holländi⸗ schen Grenze. Redner tritt ferner der Erklärung des Geheimen Regierungs⸗Raths Kiesel entgegen, daß der preußische Finanz⸗Minister niemals die Mittel zu einem zweiten Wege um Breslau hergeben werde. Durch die Erklärungen der Regierungsvertreter werde ver⸗ nichtet, was Breslau durch lange Bestrebungen erreicht habe. Das stehe mit den klaren Voraussetzungen des Gesetzes über die Kanali⸗ sirung der oberen Oder in Widerspruch und bei solchen Aussichten habe Breslau in den Vorverhandlungen nicht nur keine Opfer ge⸗ bracht, sondern auf das Entschiedenste gegen solche Verletzung der erworbenen Rechte protestirt. Auf die Interpellation des Grafen Frankenberg im Herrenhause und bei der Anfrage des Abg. Porsch hier habe der Ministerial⸗Direktor Schultz erklärt, daß die Stadt Breslau bezüglich eines Umgehungskanals gehört werden solle. Breslau aber habe durch das Kanalisirungsgesetz ein Anrecht darauf erlangt, daß seine Zustimmung erforderlich sei. Man sei noch heute in Breslau Betreffs des Um⸗ gehungskanals völlig im Unklaren, ebenso darüber, wie hoch die Kosten eines solchen Projekts sich stellen und welche Opfer eventuell von der Stadt zu bringen sein würden. Wenn auch durch die in Breslau entstandenen Schwierigkeiten die Kanalisirung der oberen Oder nicht aufgehalten werde, so werde doch dadurch die Benutzung der neuen Schiffahrtsstraße gehindert. Die bestehende Schiffahrtsstraße durch Breslau könne den von der Kanäalisirung der oberen Oder zu erwartenden Verkehrszuwachs nicht bewältigen; der bereits bestehende Verkehr dürfe aber durch den Durchgangsverkehr nicht leiden. Deshalb müsse die bisherige Differenz zwischen Staat und Stadt beseitigt werden. Redner hofft, daß, gleichviel wie die Entscheidung falle, ob für den Weg durch oder um die Stadt, eine Einigung in Breslau sich werde erzielen lassen, da es nicht an dem guten Willen fehle, um⸗ somehr, als der neue Ober⸗Bürgermeister in Breslau in seiner früheren Stellung in Thorn Gelegenheit gehabt habe, die Bedeutung des Wasserverkehrs für die Entwickelung der Stadt kennen zu lernen.
Ministerial⸗Direktor Wirklicher Geheimer Rath Schultz: Der Wunsch des Vorredners, daß es bald gelingen möge, eine Einigung zwischen den städtischen Behörden Breslaus und der Staatsregierung herbei⸗ zuführen, werde von der Staatsregierung getheilt. Er habe der Rede des Abg. Schöller im Uebrigen nicht folgen können. Er glaube daraus ent⸗ nommen zu haben, daß die Erklärungen, die er im Herrenhause und hier abgegeben habe, von dem Vorredner bemängelt worden seien. Was dieser aber im Einzelnen ausgeführt habe, sei ihm zu verstehen nicht möglich gewesen. Er beschränke sich unter diesen Umständen auf die Erklärungen, die er früher abgegeben habe und die den thatsächlichen Verhältnissen vollständig entsprächen.
Das Haus tritt dem Kommissionsantrage bei und bricht darauf um 2 Uhr auf Vorschlag des Präsidenten die weitere
Berathung ab. n
Präsident von Köller giebt darauf die übliche Geschäfts⸗ übersicht und fügt folgende Worte hinzu: Wir stehen am Ende einer langen und arbeitsreichen Session. Wünschen wir, daß
die Früchte derselben dem Vaterlande zum Nutzen gereichen.
Abg. Dr. Reichensperger Gur Geschäftsordnung): Das Haus möge ihm noch ein kurzes Wort gestatten. Es sei die angenehme Pflicht des ältesten Mitgliedes des Hauses, am Schluß einer Session dem verehrten Präsidenten des Hauses den tiefgefühlten Dank des Hauses auszusprechen für die ebenso gerechte als kräftige und wohl⸗ wollende Führung seines Amts. (Beifall.) Es würde seinerseits ver⸗ messen sein, wenn er über dieses Dankgefühl hinaus Anderes und Weiteres hinzufügen wollte, da das ganze Haus erst vor wenigen Tagen in feierlicher Weise diese seine Empfindungen kundgegeben habe, besonders nach einer Session von der Bedeutung, von der Dauer, von den Folgen, die sie haben werde, wie die jetzige, Folgen, wie sie von einer früheren Session kaum erreicht worden seien. Ihm bleibe daher nur übrig der Ausdruck des Wunsches, daß der verehrte Präsident nicht bloß in der nächsten Session, sondern noch in recht vielen folgenden das Steuer und die Schelle dieses Hauses handhaben möge. Die verehrten Kollegen hätten ja wohl schon durch ihr Erheben von den Sitzen ihre Zustimmung zu diesen seinen Worten ausgedrückt. (Beifall.)
Präsident von Köller: Er danke Allen für die freundliche Ge⸗ sinnung, die sie ihm auch heute wieder wie im ganzen Laufe der Session stets hätten zu Theil werden lassen. Er danke Allen und danke insbesondere seinen beiden Kollegen im Präsidium, den Schriftführern und Quästoren, die ihn allezeit bei der Leitung der Geschäfte kräftigst unterstützt hätten. Das Haus möge die letzte Sitzung schließen in der Weise, wie es seine Sessionen immer beginne und schließe, indem es Zeugniß ablege, daß alle seine Verhandlungen erfüllt seien von dem Geiste der Ehrfurcht, der Treue und Ergebenheit gegen unsern König und Herrn. Seine Majestät der Kaiser und König lebe hoch! (Die Anwesenden stimmen dreimal in den Ruf ein.)
Schluß 2 Uhr 10 Minuten.
1..“ ESttatistik und Volkswirthschaft.
Roheisenproduktion. 1
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Mai 1891 auf 354 010 t; darunter Puddel⸗ und Spiegel⸗ eisen 146 275 t, Bessemerroheisen 33 237 t, Thomaseisen 133 193 t und Gießereiroheisen 41 305 t. Die Produktion im Mai 1890 betrug 400 234 t, im April 1891 354 350 t. Vom 1. Januar bis 31. Mai 1891 wurden produzirt 1 758 393 t gegen 1 951 731 t im gleichen Zeitraum de 8
Beschickung zu rechnen ist. Die Dänen und Schweden verspüren
sammlungen des Vereins den Beweis geliefert hätten, daß der Verein
erkennen.
auf ihrer Stellung. Inzwischen leidet der ganze Handel und Wandel
1 Zur Lage der Handweber in Oberschlesien „ Für die bedürftigsten Handweber und Spuler im Kreise Walden⸗ burg waren, wie die „Tgl. Rdsch. f. St. u. L.“ mittheilt, an Unter⸗ stützungsgeldern 5922 ℳ eingegangen, wovon 5157 ℳ zur Verwen⸗ dung gelangten. Der Ueberschuß von 764 ℳ ist für die Zukunft reservirt worden. — Der Verkauf von schlesischen Handwebwaaren im Waarenhause für deutsche Beamte — ins Leben gerufen von der Hausindustrie⸗Organisation des deutschen Offizier⸗Vereins — wäͤch stetig. Die vorhandenen Bestände müssen sckon durch Rnr Eirmächst ergänzt werden. v““ Zur Arbeiterbewegung. 1““
Ueber die Vorbereitungen zum Internationalen FEsEienkosseen in Brüssel schreibt man dem „Hamb.
orr. :
In den vorbereitenden Wahlen zum Sozialistenkongreß in Brüssel welche in den letzten Tagen in den großen Ienscgress n,B müi fanden, trat deutlich zu Tage, wie wenig die deutschen Sozialisten ge⸗ neigt sind, eine zahlreiche Vertretung ihrer Partei nach Brüssel zu schicken. Es muß eben gespart werden, da Mangel an Geld sich überall fühlbar macht. Für das ganze Königreich Sachsen werden höchstens vier Delegirte erscheinen, Alles in Allem wird sich nur ein Häuflein von 20 bis 30 deutschen Delegirten zusammenfinden, darunter verhältniß⸗ mäßig viele Redacteure von Parteiblättern. Die amerikanischen Sozialisten haben augenblicklich mit sehr vielen inneren Streitigkeiten zu kämpfen, die Bewegung in Amerika ist stark herunter, so daß man dem Kongreß in Brüssel ein ganz geringes Interesse entgegen⸗ bringt; ebenso liegen die Verhältnisse in der Schweiz. In Oester⸗ reich haben die „Genossen“ keine Fortschritte gemacht, in den Industriestädten Böhmens ist seit dem 1. Mai 1890 notorisch die Bewegung stark ins Stocken gerathen, sodaß also auch von österreichischer Seite nur auf eine ganz spärliche
wenig Lust, sich an den Phrasen à la Paris zu berauschen, die „fran⸗ zösischen Genossen“ sind mit kleineren und größeren Strikes beschäf⸗ tigt. Das „sozialistische Weltparlament“ in Brüssel wird gegen das in Paris sich recht bescheiden ausnehmen, zumal da auch in Belgien selbst sich gegen die Leiter der Bewegung Volders und Anseele eine starke Mißstimmung der radikalen Elemente geltend macht. Von der gehobenen Stimmung, mit der die Sozialisten sich in Paris zusammen⸗ fanden, ist nirgends etwas zu merken. 8 Aus Bremerhaven wird telegraphisch gemeldet, daß die ausständigen Heizer und Kohlenzieher die Fortsetzung des Ausstandes beschlossen, obwohl die ungünstige Geschäfts⸗ lage eine Lohnerhöhung verbietet. Der Norddeutsche Lloyd nimmt die Ausständigen nicht wieder an. Augenblicklich sind der „Köln. Ztg.“ zufolge 150 Ersatzleute vorhanden, sodaß der regelmäßige Betrieb gesichert ist. — In Frankfurt a. M. wurde, wie der „Vorwärts“ berichtet, dem Ortsverein des deutschen Schneider⸗ und Schneide⸗ rinnenverbandes am 18. d. M. Seitens des Polizei⸗Präsidiums ein Schreiben zugestellt, wonach der Verein auf Grund des §. 8 der Verordnung vom 8. März 1850 geschlossen ist, da mehrere Ver⸗
bezwecke, politische Gegenstände in diesen Versammlungen zu erörtern. 8 Aus Paris wird dem „D. B. H.“ gemeldet: Etwa 5000 Handlungsgehülfen der Kolonialwaaren⸗ branche stellten in einer Versammlung am Freitag die For⸗ derung auf, daß die Läden im Sommer um 7 Uhr, im Herbst um 8 Uhr, im Winter um 9 Uhr geöffnet und stets um 8 Uhr Abends geschlossen würden, und daß nach dieser Stunde Niemand im Laden beschäftigt werden solle.
Das Syndikat der Pariser Stellenvermittelungs⸗Bureaus hat, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, an den Senat und die Deputirtenkammer Bittschriften gerichtet, um gegen die jetzt von allen Seiten geforderte Unterdrückung der Bureaus Widerspruch zu erheben. — Der Streit zwischen der Pariser Omnibusgesellschaft und ihren Angestellten ist jetzt endgültig beigelegt. Auch die für das Stallpersonal verlangte Lohnerhöhung wurde bewilligt. Die
Gesellschaft hat also schließlich mehr Zugeständnisse gemacht, als ihre ngestellten von Anfang an verlangten.
n Marseille und Bordeaux haben, wie ein Wolff⸗ sches Telegramm mittheilt, die Tramway⸗ und Omnibus⸗ bediensteten gestern einen Ausstand begonnen. In Bordeaux sind kleinere Eösiteeege⸗ vorgekommen. Als die Strikenden einige Wagen, die auf der Route waren, aufhalten wollten, gab die Gesellschaft den Befehl, daß sämmtliche Wagen in die Depots zurückkehren sollen. Gestern Nachmittag wurden zehn von den strikenden Omnibusbediensteten verhaftet.
Aus Brüssel wird der „Voss. Ztg.“ unter dem 19. d. M. geschrieben: Der Lütticher Gemeinderath hatte die Bittschrift der Lütticher Arbeiter, sich zu Gunsten der Einführung des Acht⸗ stundentages auszusprechen, einem Ausschuß überwiesen, um diese Frage eingehend zu prüfen. Das Ergebniß der Berathung ist der . usschußantrag, die Forderung der Arbeiter entschieden abzulehnen, da es unmöglich ist, für alle Industriezweige ohne Ausnahme eine achtstündige Arbeitszeit einzuführen. Der Gemeinderath stimmte den Ansichten des Ausschusses einstimmig zu. — Der Ausstand der Ber g⸗ arbeiter des Beckens von Charleroi dauert unverändert fort und irgend eine ernste Aussicht auf seine baldige Beendigung ist nicht zu Die Zechen auf der einen Seite, unterstützt von allen Zechen des Landes, die 20 000 Bergarbeiter auf der anderen Seite verdarren
im Becken Charleroi auf das Schlimmste. — Der „Köln. Ztg.“ zufolge fehlten von den Belegschaften des Bezirks Charleroi am 19. d. M. früh 16 095 Mann. In manchen Gruben sind neue Hauer angelernt worden.
11u“] Land⸗ und Forstwirthschaft. 8
Der Ernteertrag des Jahres 1890 in den Provinzen des preußischen Staats.
„Zur Ergänzung der in Nr. 138 d. Bl. veröffentlichten Angaben über den Ernteertrag des Jahres 1890 in Preußen lassen wir nach der „Stat. Corr.“ heute die Ergebnisse der letzten Februar⸗Erhebung für die einzelnen Provinzen des preußischen Staats folgen. Die bezüglich des Abschlusses, der erstrebten Zuverlässigkeit gegenüber, nach Möglichkeit beschleunigte Aufbereitung des bei jener Erhebung gewonnenen Materials hat bei den einzelnen Provinzen und in Bezug auf die wichtigsten Kulturpflanzen Nachstehendes ergeben: Im Jahre 1890 wurden bebaut öe 1“ Winter⸗ Winter⸗ Sommer⸗ Provinzen weizen roggen gerste Hafer Ostpreußen. 87 664 393 602 92 994 292 169 Westpreußen 66 631 343 442 60 593 150 693 Stadtkreis Berlin — 150 30 80 Brandenburg 49 118 590 922 71 478 220 955 Pommern 55 505 395 237 56 625 251 737 osen. 94 662 522 221 82 061 152 725 chlesien 169 515 602 874 159 445 352 895 Sachsen. 134 824 332 376 161 296 274 575
Schleswig⸗Hol⸗ stein 41 917 142 818 52 317 194 273 FEege . . 82 222 409 747 23 812 217 316 estfalen 73 295 231 517 24 095 153 414 essen⸗Nassau. 65 930 135 213 36 331 131 960 heinland 231 019 37 056 234 610
in den
177 362
30 695 111 977 80 357 79 906 166 600
Von der 1890er Ernte entfielen Tonnen zu 1000 kg auf die Winter⸗ Winter⸗ Sommer⸗ Provinzen weizen roggen gerste Hafer Ostpreußen. 74 967 299 782 74 375 228 968 estpreußen . 80 684 242 664 69 855 137 594 1 049 120 Stadtkreis Berlin — 225 45 144 1 200 Brandenburg 66 708 469 799 79 872 219 848 2 231 313 320 453 65 078 249 779 1 281 046 368 714 66 612 117 415 1 671 087 460 367 175 645 397 849 2 313 327 384 934 278 813 303 626 1 444 030
163 953 73 761 269 367 192 955 416 756 27 313 274 469 787 350 274 892 24 685 195 333 486 304 82 102 143 027 33 728 154 446 551 751
172 734 318 304 41 349 364 162 1 213 056 Hohenzollern 1 118 735 6 007 7 749 20 976 zus. auf den
Staat ö.1 396 174 3 864 605 1 017 138 2 920 749 14177837
Die vorstehenden Zahlen geben einen wichtigen Beitrag zur Kenntniß darüber, welche Stellung hinsichtlich der rein landwirih⸗ schaftlichen Produktion innerhalb des preußischen Staats die einzelnen Provinzen gegenseitig und zur Gesammtheit einnehmen. Als die Haupt⸗ versorger mit den nothwendigsten Nahrungsmitteln stehen die Pro⸗ vinzen Schlesien und Sachsen obenan. Die Masse des ge⸗ wonnenen Getreides betrug, wenn man die wichtigsten Halmfrüchte in Betracht zieht, in ersterer Provinz 1 221 202, in letzterer 1 221 072 t, d. h. je 13,2 % der Gesammternte des Staats. Hierin standen sich also beide Landestheile fast gleich, nicht aber in Bezug auf die Anbaufläche. Die gleiche Menge wurde in Sachsen auf 833 071, in. Schlesien aber auf 1 284 729 ha gewonnen, sodaß sich hier der Ertrag des Hektars bei Weitem niedriger stellt als in Sachsen. In den Erträgen der Kartoffeln wird dagegen Sachsen von Schlesien um mehr als die Hälfte seiner Ernte übertroffen. Als ein Haupterzeugungsland dieser Frucht weist sodann Brandenburg Beträge auf, welche den schlesischen sehr nahe kommen. Posen, Brandenburg, Schlesien und Sachsen ernteten 1890 zusammen über die Hälfte der im ganzen preußischen Staat gewonnenen Kartoffeln. Desgleichen entfielen 45 % des 1890 geernteten Winterweizens und
Pommern —. 79 828 Posen 91 772 Schlesien 187 341 Sachsen 253 699 Schleswig⸗Hol⸗ 8EE1I11141“*“ 133 327 93 490
Hannover Westfalen.. Hüles „Nassau Rheinland
mit Hannover. Der Hofer wurde zumeist in Schlesien gebaut und geerntet (13,6 % der Staatssumme), dem an zweiter Stelle das Rheinland mit 12,5 % des Gesammtertrages im Staat folgte.
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„In den belgischen Provinzen Brabant, Hennegau und Lüttich haben die dortigen Wintersaaten durch die ungünstige Witterung stark gelitten, dagegen hat in der Provinz Luxemburg eine Schneedecke vie Wintersaaten vor größerem Schaden geschützt. Die Frühjahrssaaten zeigen in den genannten Provinzen bisher einen günstigen Stand.
Nachrichten aus dem rumänischen Bezirk Braila zufolge
hat das Anfang dieses Monats dort eingetretene günstige Wetter einen außerordentlich wohlthuenden Einfluß auf die Saaten ausgeübt und eh ö Besserung in dem Stande der Weizenfelder zur Folge gehabt. Wie wir vernehmen, verspricht die diesjährige Getreideernte in der Regentschaft Tunis, gleich der vorjährigen, eine reiche zu werden. Die seit mehreren Monaten das Land durchziehenden Heu⸗ schreckenschwärme haben den Saaten einen merklichen Schaden nicht zugefügt, auch dürfte ein solcher von den gegenwärtig aus den Eiern schlüpfenden Larven nicht zu besorgen sein, da, bevor Letztere aus⸗ gewachsen sein werden, das Getreide voraussichtlich überall schon ge⸗ schnitten und eingebracht ist.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks b11“ SäekAreien n der Ruhr sind am 20. d. M. gestellt 10 702, nicht zeiti⸗ gestellt 579 Wogen u“““ In Oberschlesien sind am 19. d. M. gestellt 3680, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. Am 20. d. M. sind gestellt 3505, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
„Subhastations⸗Resultate. Beim Königlichen Amtsgericht I. Berlin stand am 20. Juni 1891 das im Grundbuche von den Umgebungen Band 159 Nr. 7000 auf den Namen der Bauunternehmer Johannes Eppen und Georg Wiechert hierselbst eingetragene, in der Invaliden⸗ straße 5 belegene neuerbaute Grundstück zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 702 400 ℳ festgesetzt. Für das Meistgebot von 702 500 ℳ wurden die Handelsgesellschaft in Firma Gebrüder Labus, Belle⸗Alliancestraße 16, der Kaufmann Julius Gold⸗ schmidt, Wilhelmstraße 47, und der Banquier Julius Isidor, Hirsch⸗ berg, Friedrichstraße 125, gemeinschaftlich zu ungetheiltem Eigenthum Ersteher. Der Zuschlag wurde sofort verkündet.
Berlin, 20, Juni. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky.) Ia. Kartoffelmehl 24 — 25 ℳ, I a. Kartoffelstärke 24 — 25 ℳ, IIa. Kartoffelmehl und⸗Stärke 22 ½ — 23 ℳ, gelber Syrup 29 ½ — 30 ℳ, Capillair⸗ Export 31 ½ — 32 ℳ, Capillair⸗Syrup 30 ½ — 31 ½ ℳ, Kartoffelzucker Capillair 30 ½ — 31 ℳ, do. gelber 29 ½ — 30 ℳ, Rum⸗Couleur 36 — 37 ℳ, Bier⸗Couleur 36 — 37 ℳ, Dertrin, gelb und weiß, Ia. 32 — 33 ℳ, do. sekunda 27 — 29 ℳ, Weizenstärke (kleinst. 43 — 44 ℳ, Weizenstärke (großst.) 48 ½ — 49 ½ ℳ, Hallesche und Schlesi che 49 ½, — 50 ℳ, Schabe⸗Stärke 33 — 35 ℳ, Mais⸗ Stärke 32 ½ — 33 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 48 ½ — 49 ℳ, do. (Stücken) 46 — 47 ℳ, Victoria⸗Erbsen 19 — 21 Kocherbsen 18 — 21 ℳ, Fn⸗ Erbsen 18 — 21 ½ ℳ, Futtererbsen 17 — 17 ½ ℳ, Leinsaat 6 — 27 ℳ, Linsen, große 34 — 46, do. mittel 26 — 34, do. kleine 20 — 26ℳ, gelb. Senf 24 — 32 ℳ, Kümmel 36 — 40. ℳ, Mais loco 15 ½ — 16 ½ , Pferde⸗ bohnen 15 — 16 ℳ, Buchweizen 18 — 22 ℳ, inländische weiße Bohnen 21 — 23 ℳ, weiße Flachbohnen 23 — 26 ℳ, ungarische Bohnen 20— 22 ½ ℳ, galizische und russische Bohnen 18 — 20 ℳ, Wicken 13 — 14 ℳ, Hanfkörner 22 — 23 ℳ, Leinkuchen 16 ½ — 17 ½ ℳ, Weizenschale 12 — 12 ½ , Roggenkleie 12 ½ — 13 ½ ℳ, Rapskuchen 13 ½ — 14 ½ ℳ, Mohn, weißer 60 — 74 ℳ, do. blauer 48 — 54 ℳ, Hirse, weiße 20 — 23 ℳ Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.
Köln, 20. Juni. (W. T. B) Wie der „Köln. Ztg.“ aus Ruhrort vom 19. d. M. gemeldet wird, blieben Nachfrage und Versendung von Ruhrkohlen nach Holland und Belgien unerwartet schwach. Die Käufer verhielten sich trotz Entgegen⸗ kommens der Händler zurückhaltend. Dagegen wäre das Verschiffungs⸗ geschäft nach dem Oberrhein lebhaft. Es fanden zahlreiche Abschlüsse zur sofortigen oder späteren Lieferung statt und wird Schiffsraum für den Oberrhein gesucht. Leipzig, 20. Juni. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juni 4,32 ½ ℳ, pr. Juli 4,35 ℳ, pr. August 4,35 ℳ, pr. September 4,40 ℳ, pr. Oktober 4,42 ½ ℳ, pr. November 4,42 ½ ℳ, pr. Dezember 4.42 ½ ℳ, pr. Ja⸗ nuar 4,40 ℳ, per Februar 4,40 ℳ Umsatz — kg. Geschäftslos. London, 20. Juni. (W. T. B.) An der Küste 8 Weizen⸗ ladungen angeboten.
—. 22. Juni. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 13. bis 19. Juni: 2scge Weizen 1068, fremder 111 064, englische Gerste 150, fremde 36 916, englische Malzgerste 15 587, englischer Hafer 628, fremder 99 202, englisches Mehl 15 530, fremdes 47 122 Sack und 50 gaß.
Mailand, 20. Juni. (W. T. B.) Der Minister der öffent⸗ lichen Bauten hat den italienischen Eisenbahnen mittelst Rundschreiben
112 860 Hohenzollern. 973 999 5 634 8 748 4 133 zus. im Staat 1 035 116 4 332 137 863 767 2 566 150 1 980 460
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empfohlen, das benöthigte Material möglichst bei den inländischen
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Winterroggens auf die letzten drei der genannten Provinzen zusammen.
vormals „Florio Rubattino“, ihren Schiffspark ebenfalls in Itali herzustellen. In Folge dieses Rundschreibens beabsichtigt die Schiff fahrtsgesellschft „Navigazione generale italiana“ in Venedig große Schiffswerften errichten zu lassen. — Die „Banca generale“ beschloß, am 1. Juli für das erste Semester des laufenden Geschäftsjahres 5 % Zinsen mit 7 Lire 35 Centesim zur Auszahlung zu bringen.
„Washington, 20. Juni. (W. T. B.) Der Direktor der Münze erklärte auf Befragen eines Journalisten bezüglich der Silberhausse, es seien am Mittwoch und gestern bedeutende Silberankäufe gemacht worden, weil die Anzeichen eine Hausse wahr⸗ scheinlich machten. Er sei der Ansicht, daß der bedeutende Betra an Silber, welcher durch die Certificate an der New⸗Yorker Börse repräsentirt würde, auf Rechnung des Auslandes komme. 28„g sichtbare Vorrath habe abgenommen und die Quantität an Silber, welche der Regierung angeboten werde, habe sich merklich verringert. Die gegenwärtige Hausse sei daher natürlich und werde voraussichtlich noch weiter forkschreiten. Der Schatzsekretär habe sich noch nicht farüber schlüssig gemacht, ob die Silberausprägungen nach dem 1. Juli noch fortgesetzt werden sollten; die Entscheidung hierübe dürfte erst in der nächsten Woche erfolgen .
New⸗York, 20. Juni. (W. T. B.) Der Werth der in der
vergangenen Woche eingeführten Waaren befrug 7 749 718 Dollars gegen 8 081 804 Dollars in der „Vorwoche, davon für Stoffe
1 452 498 Dollars gegen 1 192 695 Dollars in der Vorwoche.
Verkehrs⸗Anstalten. 1
Zum Zwecke einer pünktlichen Bestellung der nach Berlin bestimmten Postsendungen ist es unbedingt er⸗ forderlich, daß die Empfänger durch Hinzufügen der Wohnung (Straße, Hausnummer, Stockwerk ꝛc.) näher bezeichnet werden Auch dient es zur Beschleunigung der Bestellung, wenn außer der Wohnung noch der Postbezirk (C., O., N., W., S. NO., SO., NW., SW.), in welchem dieselbe belegen ist hinter der Ortsbezeichnung „Berlin“ angegeben ir⸗ Sofern die Sendungen eine derartige nähere Bezeichnun der Empfänger nicht tragen, wird eine Verzögerung in der Bestellung nicht immer zu vermeiden sein; die Ungenauigkeit in der Aufschrift kann unter Umständen sogar Rückleitung der Sendungen nach dem Aufgabeort Behufs Rückgabe an den Absender bedingen. Es liegt deshalb im eigenen Interesse der hiesigen Empfänger, wenn dieselben bei den Absendern dahin wirken, daß die Letzteren die nach Berlin gerichteten
Postsendungen mit möglichst genauer Ausschrift versehen.
2* Bremen, 20. Juni. (W. T. B). Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Preußen“, von Ost⸗Asien kommend, und der Postdampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“, vom 2 Plata kommend, sind heute von Antwerpen abgegangen. Der Postdampfer „Salier“ ist gestern in Aden eingetroffen Der Schnelldampfer „Elbe“ ist heute Morgen in Bremerhaven angekommen. Der Postdampfer „Ohio“ hat gestern Vigo ver lassen. Der Postdampfer Werra“ ist in New⸗York eingetroffen —— 21. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. De Schnelldampfer „Saale“ bat gestern Morgen die Heimreise von New⸗York angetreten. Der Dampfer „Leipzig“ ist gestern au der Fahrt nach Brasilien von Oporto abgegangen. Der Dampfer „Graf Bismarck' ist gestern auf der Fahrt nach Brasilien von Bahia abgegangen.
Hamburg, 20. Juni. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerikanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer „Gellert“ ist heute Morgen in New⸗York eingetroffen. Der Postdampfe „Rhenania“ ist gestern in San Thomas eingetroffen. De Schnelldampfer „Augusta Victoria“ ist heute Nachmittag, von Hamburg kommend, in New⸗York eingetroffen. Der Postdampfer „Gothia“ ist heute Morgen in Prawle Point eingetroffen.
Triest, 20. Juni. (W. T. B.) Der Lloyddampfe „Euterpe“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen — 21. Juni. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Venus“ ist heute Nachmittag in Konstantinopel eingetroffen.
London, 20. Juni. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Dunbar Castle' ist am Freitag auf der Heimreise von Cape town abgegangen. Der Castile⸗Dampfer „Lismore Castle“ ist am Freitag auf der Ausreise in Capetown angekommen.
F8 7
1““
Preußische Klassenlotterie.
“ (Ohne Gewähr.)
Bei der vorgestern fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 184. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung:
1 Gewinn von 300 000 ℳ auf Nr. 68 494.
Gewinn von 15 000 ℳ auf Nr. 13 599. 1 Gewinn von 5000 ℳ auf Nr. 188 705.
28 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 36 936. 38 537. 41 986 52 486. 55 959. 56 309. 62 687. 62 953. 67 632. 77 574. 79 409. 105 766. 108 512. 110 827. 116 300. 121 506. 122 814. 125 695. 152 368. 153 949. 154 805. 158 651. 163 140. 169 638. 175 194. 181 952. 183 064. 188 118.
35 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 8948. 14 690. 15 133. 17 350. 18 869. 23 190. 27 702. 32 673. 42 252. 43 513. 47 471. 49 337. 84 355. 86 523. 89 036. 92 816. 103 378. 104 203. 110 466. 111 313. 121 595. 121 756. 122 274. 122 688. 126 355. 127 570. 146 602. 149 171. 157 596. 158 117. 158 765. 162 345. 162 814. 163 422. 185 231.
41 Gewinne zu 500 ℳ Nr. 1462. 4353. 13 083. 21 044. 22 378. 29 131. 30 795. 37 325. 45 985. 47 429. 48 770. 50 970. 51 279. 68 658. 78 925. 81 916. 82 183. 85 684. 96 880. 98 063. 114 102. 116 780. 119 153. 124 742. 125 726. 128 364. 139 750. 140 625. 140 838. 141 134. 147 105. 151 931. 154 969. 155 632. 156 328. 157 902. 158 059. 159 490. 161 223. 162 019. 164 102. 8
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 184. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ mittags⸗Ziehung:
2 Gewinne von 10 000 ℳ auf Nr. 9843. 43 971. 1g. 8 Gtänne von 5000 ℳ auf Nr. 16 263. 120 014. 32 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 2008. 2181. 5810. 8411. 30 462. 44 073. 46 885. 54 528. 60 695. 61 027. 62 519. 78 257. 96 332. 106 743. 109 302. 115 404. 116 983. 119 695. 121 349. 124 503. 124 932. 129 959. 130 742. 143 231. 145 584. 148 520. 162 597. 166 559. 167 463. 173 995. 178 284. 182 373.
32 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 1523. 14 284. 18 257. 21 646. 24 601. 27 764. 27 841. 47 572. 50 677. 58 189. 59 918. 85 140. 90 728. 90 819. 97 907. 101 032. 116 365. 125 077. 125 687. 134 457. 136 456. 138 410. 140 432. 149 546. 151 943. 153 623. 156 070. 170 767. 173 8 175 706. 1. di7 188 356. ewinne von ℳ auf Nr. 5146. 9389. 14 334. 14 393. 16 689. 26 387. 28 117. 40 509. 44 590. 49 393. 54 133. 55 267. 63 376. 65 428. 67 966. 68 479. 68 081. 75 891. 95 485. 99 924. 103 711. 106 267. 109 071. 119 107. 133 057. 140 933. 141 033. 141 323. 143 944. 150 703.
181 810. 187 069.
155 675. 160 766. 165 928. 179 253. 180 271. 181 615. 8 e 8 “