1891 / 147 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Jun 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Marcus dem hohen Paare überreicht worden ist und daß das letztere seiner . und Dankbarkeit über das Geschent (eine pracht⸗ vnd

olle Porzellan⸗Vase aus der Mehlem'schen Fayence⸗Fabrik), das wegen seiner Herstellung in Bonn ihm besonders werthvoll sei, Aus⸗ druck gegeben habe. Die Abordnung war von dem hohen Paare zur Tafel gezogen worden. 1 8

kunstv

Barmen, 22. Juni. Die vereinigten Brieftanbengesell⸗ schaften von Barmen, Remscheid u.s. w. hatten gestern ein Wett⸗ fliegen ihrer Tauben von Spandau aus veranstaltet. Die Tauben wurden 5 Uhr 35 Min. in Spandau bei klarem Himmel und Ostwind auf⸗ gelassen. Im Verein Courier⸗Barmen traf bereits um 9 Uhr 50 Minuten 48 Sekunden die erste Taube ein. Um 10 Uhr 20 Minuten waren die dreißig Vereinspreise besetzt. In der Oberbarmer Brieftauben⸗

gesellschaft traf die erste Taube um 10 Uhr 15 Se⸗

kunden ein. Um 10 Uhr 24 Minuten waren sämmtliche

zehn Vereinspreise besetzt. Im leitenden Verein Remscheid wurde die erste Taube um 10 Uhr 2 Minuten gemeldet. Bereits um 11 Uhr 40 Minuten traf die Drahtnachricht ein, daß der Konkurs geschlossen sei. Die 83 Konkurspreise waren, wie die „Barmer Zeituna“ berichtet, innerhalb 1 Stunde 50 Minuten vergeben. Bei einer Entfernung von 435 km ist dies als ein ausgezeichnetes Er⸗ gebniß anzusehen. Die erste Taube (Gesellschaft Courier⸗Barmen) hat die gewaltige Entfernung in 4 Stunden 40 Minuten zurückgelegt,

also in jeder Minute rund 1554 m durchflogen. Es ist dies die

höchste Cüge festgestellte Leistung einer Brieftaube.

München, 23. Juni. Die gegenwärtig auf dem Exerzierplatz von Oberwiesenfeld stattfindenden Uebungen der Königlich bayerischen Militär⸗Luftschiffer⸗Abtheilung haben, wie die Münch. „Allg. Z.“ berichtet, in der ersten Hälfte des Juni begonnen und werden bis Mitte Juli fortgesetzt werden. Täglich werden Auf⸗ fahrten im Fesselballon vorgenommen, um die Offiziere der höheren Stäbe, sowie die Schüler der Kriegsakademie und der Artillerie⸗ und Ingenieurschule im Erkunden aus dem Ballon auszubilden. Zu diesem Zwecke haben die Betreffenden an verschiedenen Tagen je eine Stunde oben im Ballon zu bleiben, um sich einerseits an die eigenartigen Bewegungen des Korbes zu gewöhnen, andererseits sich im Kartenlesen und im Gebrauche der Ferngläser während der Schwankungen des Korbes zu üben. Dazwischen finden dann auch an einzelnen Tagen freie Fahrten statt. Die Luftschiffer⸗Abtheilung wird sich im Juli und August auch auf dem Lechfelde üben,

und zwar gelegentlich der Schießübungen der Artillerie. Das In⸗ teresse, welches Seitens der höheren Truppenführer diesem Dienst⸗

zweige entgegengebracht wird, ist ein sehr bedeutendes; deshalb haben vor wenigen Tagen Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Leopold und Arnulf an diesen Auffahrten theilgenommen, um genauen Einblick in das Wesen und die Art der Durchführung dieser Erkundung zu gewinnen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold betheilizte sich am 20. d. M. an einer freien Fahrt; in dem Korbe befanden sich

der Hauptmann à la suite des Generalstabes Brug als Führer

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und Lieutenant Freiherr von Weinbach. Der Aufstieg geschah vom Uebungsplatze der Luftschiffer⸗Lehr⸗Abtheilung auf Oberwiesenfeld aus früh 8 ¼ Uhr; die herrschende Windrichtung veranlaßte den Ballon, seinen Kurs über Nymphenburg, Aubing in der Rich⸗ ung gegen Bruck bei Fürstenfeld zu nehmen, wobei in Folge der geringen Tragkraft des derzeitigen Münchener Leuchtgases nur

1400 m über dem Meere als größte Höhe erreicht wurden Die Landung erfolgte gegen 10 Uhr, 5 km östlich von Bruck, auf einer

Wiese, wozu erwähnt werden darf, daß der Landungsplatz von der Höhe aus gewählt und sicher erreicht wurde Der Anker faßte sofort und hielt fest trotz einer frischen Brise, wesche den Ballon aus seiner nfänglichen Kaptivlage mehrmals sanft gegen die Erde herabdrückte, is die größere Menge des Gases dem Ventil entströmt war, Die mittlere Geschwindigkeit während der Fahrt betrug 6 m für die Se⸗ unde. Die Fahrt vom 20. ist die erste Reise im freien Ballen, welche ein Prinz aus einem europäischen Fürstenhause unternommen

hat. Der Ballon der Militär⸗Luftschiffer⸗Abtheilung, mit welchem heute

Vormittag 10 Uhr Seine Königliche Hoheit der Prinz Arnulf, Commandeur der 1. Division, in Begleitung des Generalstabs⸗Haupt⸗ manns Brug und des Premier⸗Lieutenants Kollmann eine freie Fahrt nternahm, ist um 11 Uhr Vormittags bei Feldgeding an der Amper, km südwestlich von Dachau, gelandet. 1

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Wien, 23. Juni. Montag, 29. d. M., findet nach der „Wien. Z.“ eine Gedenkfeier des vor 25 Jahren bei Gitschin stattgefundenen Treffens statt. Zugleich wird an diesem Tage die in der Stadtkirche bei St. Jakob zum Andenken an die bei der Okku⸗ pation von Bosnien und der Herzegowina gefallenen Angehörigen des Regiments Freiherr von Bouvard Nr. 74 aufgestellte Gedenktafel feierlich eingeweiht werden. Darauf erfolgt die Einweihung des neuen St. Petrus⸗ und Paulus⸗Militär⸗ Friedhofs bei Kbelnitz an der Gitschin⸗Turnauer Straße, wohin die sterblichen Ueberreste zahlreicher österreichischer, sächsischer und preußischer Offiziere und Soldaten übertragen worden sind, die am 29. Juni 1866 bei Gitschin auf dem Felde der Ehre geblieben waren. Die kirchlichen Funktionen wird Domdechant und General⸗ vicar der Diözese Königgrätz Eduard Draschinger vornehmen. Als Vertreter des K. u. K. Reichs⸗Kriegs⸗Ministeriums wird der Corps⸗ Kommandant und kommandirende General in Josephstadt, Feld⸗ marschall⸗Lieutenant Prinz Croy der Gedenkfeier beiwohnen.

Wien, 23. Juni. „Ueber einen tragischen Fall, welcher einem sehr beliebten, erst 42jährigen Arzt das Leben kostete, wird dem Wiener „Fr.⸗Bl.“ aus Waldzell in Ober⸗Oesterreich gemeldet: Der hiesige Arzt Dr. Ferdinand Kröll wurde dieser Tage zu einem erkrankten Kinde geholt. Der Arzt stellte fest, daß das Kind an Diphtheritis erkrankt sei und nahm es in Behandlung. Dabei geschah es nun, daß der Arzt von dem Kinde in den Finger gebissen wurde. Kurze Zeit darnach befiel den Arzt Unwohlsein und er mußte sich zu Bette begeben. Gleich nach der Erkrankung traten bei ihm Erschei⸗ nungen ein, welche das Auftreten einer Blutvergiftung zur Schau ttugen. Obschon dem Arzt alle mögliche Hülfe zu Theil wurde, fand er doch bald seinen Tod. Es erscheint zweifellos, daß der Biß des on Diphtheritis erkrankten Kindes die tödtlich verlaufene Blut⸗ vergiftung zur Folge hatte.

Meran. Vom See im Martellthal wird dem „Hann. C.“ geschrieben: Der Statthalter von Tirol Graf Merveldt ist hier eingetroffen und hat sich in Begleitung des Hauptmanns Grafen Wolkenstein ins Martellthal begeben, um die Lage des dortigen Gletschersees selbst zu besichtigen. Die Meldungen einiger Blätter, daß der Ausbruch auch für Meran gefährlich werden könnte, beruht auf voller Verkennung der geographischen Verhältnisse. Martell ist ein Seitenthal vom Vintschgau, sein Gewässer, der Plimabach, mündet fast 30 km oberhalb Merans in die Etsch. Das Thal selbst hat eine Länge von sieben Stunden und endet in seinem obersten Theil an dem Zufallferner, hinter welchem der Eisfee liegt. Am Eingang des Thals steht das Dorf Morter mit den Trümmern des gewaltigen Schlosses Ober⸗ und Untermontan [in dem letzteren ist die Berliner Handschrift des Nibelungen⸗ liedes gefunden worden). Die Felder und Wiesen dieses Dorfes sind stark gefährdet Ein Theil des Kucchdorfes des Thals sowie das Bad Salt sind, am Berge liegend, außer Gefahr. Die Ortschaft Gant aber wird zum größten Theil unter⸗ gehen. Bei Morter im Etschthale wurde die ganze Heuernte ver⸗ nichtet. Donnerstag Abend erfolgte ein zweiter Ausbruch des Wassers, ohne aber Schaden anzurichten. Der erste Ausbruch begann Mittwoch um 12 Uhr Mittags und dauerte bis 6 Uhr Abends. Das Gletscher⸗

Wappen niederlegen lassen.

thor ist 15 m hoch. Ungeheuere Eisblöcke wurden unter Donner⸗ gekrach fortgeschleudert. 16““

London, 23. Juni. Die Königin hat der „A. C.“ zufolge am Fuße der kürzlich im Südflügel der Georgskapelle des Schlosses. Windsor aufgestellten Marmorbildsäule des entschlafenen Kaisers Friedrich zwei Wappenschilde mit dem preußischen und deutschen

St. Petersburg, 25. Juni. In einer besonderen Abth n der hiesigen Militär⸗Pulverfabrik fand, wie „W. T. B.“ meldet, eine Aether⸗Explosion statt, wobei ein Feuerwerker und fünf Arbeiter mehr oder weniger erhebliche Brandwunden erhielten. Einer der Arbeiter ist tödtlich verletzt. Das Gebäude ist beschädigt. Die Ursache der Explosion war das zufällige Zerschlagen eines Glasballons mit 2 Pud Aether.

größten Verheerungen, namentlich am Ufer des Cherockee⸗Flusses, an gerichtet. Die Brücke der Illinois Centralbahn über 8 Fluß zerstört, 75 Häuser sind eingestürzt und zahlreiche Personen trunken; andere Brücken haben vielfache Beschädigungen

fast gänzlich verwüstet und das Flußthal des Floyd in einer Aus dehnung von 35 Meilen überschwemmt. Im Norden von Sioux

auf die Stadt hin und bedeckt weite Strecken bebauten Landes. Viel Familien flüchten auf höher gelegene Theile des Terrains. De

ausgedehnt.

seher, zwei Wächter und drei der Flüchtlinge getödtet wurden.

dem Untergang des Küstendampfers „Jap“. Das Usglück

fünfzig Personen ertrunken.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene . Depeschen.

„Wien, 25. Juni. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhaus erklärte der Finanz⸗Minister Dr. Steinbach tung einer Interpellation des Abgeordneten Hallwich, er

lungen verhinderten jedoch die Beschleunigung der be⸗

lungen werde die Regierung die Revision sofort in Angriff nehmen. 8

Pest, 25. Juni. (W. T. B.) Im Unterhause wurde

heute die Vorlage, betreffend die Verstaatlichung der ungarischen Linien der österreichisch⸗ungarischen Staatsbahn, sowie auch die Vorlage, betreffend die Auf⸗ lösung des Lloydvertrags und den neuen Vertrag mit der ungarischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft „Adria“, auch in dritter Lesung angenommen. Bern, 25. Juni. (W. T. B.) Der Nationalrath hat dem Beschluß des Ständeraths zugestimmt, wonach das ganze Centralbahn⸗Unternehmen angekauft und ein Gesetz über den Rückkauf und die Organisation der Eisen⸗ bahnen erlassen werden solle. 80 Mitglieder des National⸗ raths stimmien für, 38 gegen die Vorlage, 6 enthielten sich der Abstimmung. Der Ankauf von 50 000 Aktien wurde mit 83 gegen 29 Stimmen abgelehnt.

Bern, 25. Juni. (W. T. B.) Der Ständerath hält. an seinen früheren Beschlüssen Betreffs des Banknoten⸗ Monopols fest, beharrt also gegenüber dem Nationalrath darauf, daß der Reingewinn der zu gründenden Monopolbank

den Kantonen zufallen solle.

Wetterbericht vom 25. Juni, Morgens 8 Uhr.

hat Ferien. Wetter.

Theater⸗Anzeigen. —= Künigliche Schauspiele. Die Königliche Oper Freitag: Schauspielbaus. 168. Vorstellung. Die

Sohn. Das Modell. Sonntag: Schluß der Saison.

Sonnabend und Sonntag: Der verlorene

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Voranzeige. Mittwoch: Gastspiel des Wiener Ensembles vom K. K. priv. Theater i. d. Josef⸗ stadt. Zum 1. Male: Die Gigerln von Wien. Posse mit Gesang in 4 Akten von J. Wimmer.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Musik von Carl Kleiber.

Gent, 22. Juni. Die eiserne Drehbrücke über die Durme bei Waesmunster ist nach einer Meldung der „Köln. Z.“ ein⸗ gestürzt. Menschenleben sind nicht zu beklagen. 2 .“

New⸗York, 25. Juni. Ein furchtbarer Sturm hat dem „R. B.“ zufolge im Nordwesten von Jowa gewüthet und die

litten; in Correctionsville sind vier Menschen ertrunken. Laut Nachrichten aus Sioux⸗City ist dieser Theil des Staats

City überfluthet eine große Wassermasse das Thal in der Richtung

Sturm hat sich auf Minnesota, Nebraska und Süd⸗Dakota zu weiter

New⸗York, 24. Juni. In Coal⸗City im Staate Georgia versuchten, nach telegraphischer Meldung der „N. Pr. Z.“, sferes 8 Verbrecher aus dem Gefängniß auszubrechen. Bei der Ver⸗ folgung kam es zu einem verzweifelten Kampfe, in welchem ein Auf⸗

San Francisco, 24. Juni. Die gestern hier eingeteoffene japanische Post überbringt, nach der „Voss. Z.“, die Meldung von

fand am 4. Juni statt. Von der Mannschaft und den Reisenden sind 1

in Beantwor⸗ erkenne die Nothwendigkeit einer Revision der Zoll⸗ und Staatsmonopol⸗Ordnung an; die in diesem Jahre stattfindenden großen Vertragsverhand⸗

treffenden Arbeiten; nach Beendigung der Vertragsverhand⸗

2₰ Stocholm . 768

fiel 27 mm Regen.

Temperatur

Bar. auf 0 Gr. zu. d. Meeressp red. in Millim

14

in ° Celsius [5 0C. = 40 R

—₰¼½

Mullaghmore bedeckt Aberdeen 766 wolkig Christiansund 768. wolkenlos Kopenhagen. 766 heiter ill wolkenlos aparanda. NO wolkig etersburg. 766 wolkenlos oskau 1767 wolkenlos Cork, Queens⸗ towcwmm 758 2 Cherbourg. 759 2 Regen Helder 760 1 wolkenlos Sylt 763 Ss. 2

halb bed.

Hamburg 762 heiter Swinemünde 763. halb bed. Neufahrwasser 765 1 beiter Memel 767 2 wolkenlos

aris 758 1 bedeckt ünster. 760 4 beiter Karlsruhe.. 759 4 heiter Wiesbaden 759 1 wolkenlos München 760 O 1ola 3 1 1

Chemnitz 760 heiter Berlin. 762 heiter¹) Wien 760 wolkenlos Breslau. 762 beiter Ile d'Aix. 757 SSW 3 bedeckt Nizza 760 O 4 wolkig Triest 7761 stills wolkig

1) Gestern Nachmittag Gewitter mit starkem Regen.

Uebersicht der Witterung.

Die Wetterlage hat sich wenig verändert; das Hochdruckgebiet liegt andauernd über Nord⸗Europa, flache Depressionen lagern vorm Kanal und über Südost⸗Europa. Bei schwacher, vorwiegend östlicher und nordöstlicher Luftströmung herrscht in Deutsch⸗ land meist heiteres, ziemlich warmes Wetter; die Temperatur liegt bis zu 4 Grad über dem Mittel⸗ werthe. Im deutschen Binnenlande fanden stellen⸗ weise Gewitter mit Regenfällen statt. In Berlin

Deutsche Seewarte.

Kronprätendenten. Historisches Schauspiel in 5 Auf⸗ zügen von H. Ibsen, deutsch von Adolf Strodtmann. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Schauspielhaus. 169. Vorstellung. Der neue Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Die Welt, in der man sich langweilt. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Die Kinder der Excellenz.

Sonntag: Der Attaché.

Montag: Der Sohn der Wildniß.

Am Dienstag findet die letzte Vorstellung vor den Ferien statt. 8

Verliner Theater. Freitag: Der Veilchen⸗ fresser. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Der Hüttenbesitzer.

Sonntag, Nachm 2 ½ Uhr: Minna von Barn⸗ helm. Abends 7 ½ Uhr: König Richard III.

Dienstag: Letzte Vorstellung vor den Ferien: Der Kaufmann von Venedig.

Tessing-Theater. Artistische Direktion: Angelo

Neumann. Preitag: Cavalleria rusticana.

Over in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Vorher: Der Barbier von Bagdad. Oper in 2 Aufzügen von Peter Cornelius. Anfang präzise 7 Uhr. Sonnabend: Cavalleria rusticana. Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Vorher: Der Barbier von Bagdad, Oper in 2 Aufzügen von Pietro Cornelius.

Wallner-Theater. Freitag: (Letzte Woche.) Zum 28. Male: Der verlorene Sohn. Musi⸗ kalisches Schauspiel ohne Worte in 3 Akten von Michel Carré Sohn. Musik von A. Wormser. Der junge Pierrot: Helene Odilon als Gast. Concert⸗Flügel von C. Bechstein. Vorher: Zum 28. Male: Das Modell. Lustspiel in 1 Akt von G. Cohnitz.

Großes Garten⸗Concert.

Freitag: Neu einstudirt: Der Vogelhändler. Operette in 3 Akten von West und Held. Musik von Zeller.

Im prachtvollen Park: Großes Doppel⸗Concert. Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumentalkünstlern.

Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang der Vor⸗ stellung 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Im Theater: Der Vogelhändler. Im Park: Großes Park⸗Fest. Rendezvous der eleganten Welt. 3 Musik⸗Kapellen. Große Frei⸗ Lotterie. 8

b

Kroll's Theater. Freitag: Drittletztes Gast⸗ spiel von Fr. Marcella Sembrich. Margarethe. Fr. Sembrich; Faust: Hr. Birren⸗ oven.

Sonnabend: Vorletztes Gastspiel von Frl. Lola Beeth. Die Hochzeit des Figaro.

Sonntag: Vorletztes Gastspiel von Fr. Marceclla Sembrich.

Täglich: „Großes Concert“ im Sommergarten, Abends bei brillanter elektrischer Beleuchtung desselben. Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.

Belle - Alliance-Theater. Freitag: Zum 39. Male: Tricoche und Cacolet. Posse in 5 Aufzügen von Meilhaec und Halévv.

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor⸗ nehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement der Residenz): Großes Elite⸗Concert. Auf⸗ treten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illu⸗ mination des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters

r.

Sonnabend: Neu einstudirt. Zum 1. Male: Das elfte Gebot. Schwank in 3 Akten von A. Teller.

Im prächtigen Garten: Großes Militär⸗Doppel⸗ Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten.

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Ensemble⸗ Gastspiel der Münchener. (Letzte Woche.) Der Protzenbauer von Tegernsee. Bauernposse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Hartl⸗Mitius. Musik von H. Müller. Im 3. Akt: Schuhplattl⸗

Anfang des Concerts 6 ½ Uhlr, der 2 U 3 nngans ncer ½ Ulr, der Vorstellung

Tanz. Anfang 7 ¼ Uhr.

Krania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnbo). Geöffnet von 12 —11 Uhr. Täglich Vorstellung im we fchefeljchen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Verw. Fr. Regierungs⸗Rath Hedwig Maurach, geb. Herzfeld, mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Johannes Wahle (Berlin) Frl. Käthe Flaischlen mit Hrn. Predigtamts⸗Kandidaten Johannes Heinrich (Kropstädt Dalldorf bei Berlin).

Verehelicht: Hr. Lieut. Amlinger mit Frl. Makgarethe veegs gcheilh) ür General⸗ Major z. D. vom Bomsdorff mit Helene Freiin von Türcke (Berlin) 5 8

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberförster Sieg⸗ fried Badstübner (Königswiese bei Schwarzwasser, W.⸗Pr). Eine Tochter: Hrn. Forst⸗Assessor Hirschfeld (Wollmirstädt auf Wollin) Hrn. Ernst von Frobel (Brieg). Hrn. Hauptmann von Hirsch (Danzig). Hrn. Hauptmann Streit gen. Wenzel (Colmar i. E.).

Gestorben: Hrn. Emile du Roveray Tochter Dorothea (Georgenthal bei Wehen, Nassau). P. E a. D. Teophil Wotowski (Brori⸗ erg).

Redacteur: J. V.: Siemenroth Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

zum Deutschen Reich

No. 147.

zeiger und Königlich Preußischen Staa

Berlin, Donnerstag, den 25. Juni

Statistik und Volkswirthschaft.

Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft.

Dem 6. Bericht über die Verwaltung der Knappschafts⸗ Berufsgenossenschaft für das Jahr 1890 entnehmen wir folgende Mittheilungen: Die Zahl der in 1892 Betrieben beschäftigten Arbeiter ist auf 398 380 gestiegen, welche einen Gesammtlohn von 359 Millionen Mark verdienten, d. i. im Durchschnitt auf 1 Arbeiter für das Jahr 900 Auf besonderen Antrag waren 204 höhere Be⸗ triebsbeamte mit einem Jahresarbeitsverdienst von 1261 426 versichert. Bei den Schiedsgerichten wurden 1416 Berufungen erledigt. Das Reichs⸗ Versicherungsamt entschied über 256 Rekurse, und zwar in 197 zu Gunsten der Berufsgenossenschaft und in 59 zu Gunsten der Verletzten. Die Verhandlungen über den Erlaß der Unfallverhütungsvorschriften schweben noch, doch wird der Vorstand diese wichtige Angelegenheit im Laufe dieses Jahres zu Ende führen und nöthigenfalls eine außer⸗ ordentliche Genossenschaftsversammlung deshalb einberufen. An Um⸗ lage waren einzuziehen 6 Millionen Mark, auf 100 Lohn⸗ summe entfallen im Durchschnitt 1,665 Umlage. Der Reservefonds hatte Ende 1890 die Höhe von 11 793 611,20 erreicht. Die Verwaltungskosten einschließlich der Kosten der Unfalluntersuchungen und der Feststellung der Entschädigungen, aller Schiedsgerichts⸗ und Unfallverhütungskosten bezifferten sich im Jahre 1890 auf den überaus geringen Betrag von 5,6 % der Gesammt⸗ umlage. Dieser Prozentsatz ist nur auf die einmalige Jahresausgabe ohne Berücksichtigung der Kapitaldeckung berechnet. Ordnungs⸗ strafen mußte der Vorstand in 25 Fällen, zum Gesammtbetrage von 214 verfügen. Die Zohl aller Verletzten, für welche Unfallanzeigen erstattet wurden, betrug 28 879 oder 72,49 auf 1000 versicherte Per⸗ sonen, die Zahl der entschädigungspflichtigen Unfälle, d. h. derjenigen Unfälle, welche entweder den Tod oder eine Erwerbs⸗ unfähigkeit von mehr als 13 Wochen zur Folge hatten, belief sich auf 3403 oder 8,5 auf 1000 versicherte Personen. Von den entschädi⸗ gungspflichtigen Unfällen verliefen 824 tödtlich; die Zahl der Hinter⸗

bliebenen der Getödteten betrug 1851.

Centralverein für Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschiffahrt.

s. Der Einladung zu einer besonderen Sitzung Behufs Er⸗ örterung der Frage einer Höherlegung der Mühlendamm⸗ brücke in Berlin, welche Seitens des Vorstandes des Central⸗ vereins für Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschiffahrt für gestern Abend nach dem Reichstagsgebäude an die Mitglieder des Magistrats, der Stadtverordneten⸗Versammlung und des Aeltesten⸗Kollegiums der Kaufmannschaft von Berlin ergangen war, hatte eine Anzahl von Vertretern der letzteren Körperschaften Folge geleistet. Nach Eröffnung der gut besuchten Versammlung wies der Vorsitzende, Professor Schlichting, als Referent zunächst gegenüber der projektmäßigen Durchfahrtshöhe von 3, 20 m für die Mühlendammbrücke auf die jahrelangen Bemühungen des Vereines hin, wenigstens bei Neu⸗ bauten für die Spreebrücken im Interesse der Binnenschiffahrt eine Höhenlage von 3,7 m durchzusetzen und bezog sich dann des Weiteren auf die vom Vorssande verfaßte, die Forderung einer Höherlegung der Mühlendammbrücke begründende Denkschrift, in welcher Alles zu⸗ jammengefaßt worden, was in Kürze über die Angelegenheit zu sagen sei. Die Bestrebungen des Vereines seien dahin gerichtet, nach Möglich⸗ keit der Schiffahrt entgegentretende Hindernisse abzuwenden und als ein solches Hinderniß stelle sich das projektirte Höhenmaß von 3,20 m für die in Rede stehende Brücke zweifellos dar. Referent betonte sodann die außerordentliche Bedeutung des Wasserstraßen⸗ verkehrs für die Entwickelung Berlins, welches zum ersten Binnen⸗ hafen des Deutschen Reichs ausgestaltet werden müsse, damit es in die Lage gesetzt werde, die schlesische und die westfälische Kohle, sowie die wesentlicheren landwirthschaftlichen Produkte auf möglichst direktem und billigem Wasserwege heranzuziehen. Im Interesse der Billigkeit müsse man den Bau größerer Schiffsgefäße mit einer Ladungsfähigkeit von 8 bis 10 000 Ctrn. anstreben und für solche bilde die Mühlen⸗ dammbrücke die einzige Vermittelung zwischen der Ober⸗und der Unterspree; da sich hier auch die einzige Schleuse befinde, so seien die Elb⸗ und Oderkähne ausschließlich auf diese Straße angewiesen. Nachdem er des Weiteren die Schwierigkeiten hervorgehoben, welche sich bei dem Fehlen geeigneter Lösch⸗ und Lade⸗Einrichtungen dem von manchen Seiten befürworteten Ballastverkehr entgegenstellten, wies Redner darauf hin, daß die Kosten der Höherlegung der Brücke sich gegen⸗ wärtig bedeutend geringer stellen müßten, als wenn man nach Fertig⸗ stellung der Brücke schließlich doch durch die Verkehrsverhältnisse ge⸗ nöthigt werden würde, eine Höherlegung vorzunehmen, und erklärte sodann, daß die Entscheidung in der Hand der städtischen Be⸗ hörden liege, da die Regierung, wenn jene mit der Höherlegung der Brücke einverstanden seien, ihre Zustimmung gewiß nicht versagen würde. Nach einer kurzen Darlegung des Projektes der befürworteten Höherlegung vom technischen Gesichtspunkte aus schloß Referent seine mit Wärme vorgetragenen Ausführungen mit dem Appell an die be⸗ theiligten Kreise, durch Abwendung des gekennzeichzeten Schiffahrts⸗ hindernisses die Möglichkeit zu sichern, daß Berlin durch den direkten Bezug der westfälischen Kohle auf dem Wasserwege in industrieller und handelspolitischer Beziehung zu einem Binnenhafen erster Größe heranwachse. Darauf gab als Korreferent Direktor Ströhler ein ausführliches Bild der Entwickelung des Berliner Schiffahrtsverkehrs und der Bestrebungen des Vereins, diesen Ver⸗ kehr als einen überaus bedeutsamen Faktor des wirthschaftlichen Ge⸗ deihen der Stadt nach Kräften zu fördern und zu heben. Nach weiterer Geltendmachung der nach dieser Richtung hin in Betracht kommenden technisch⸗nautischen Gesichtspunkte betonte Redner, daß die Höherlegung der einzigen, den unabweislichen Forderungen des Schiffahrtsinteresses nicht genügenden Brücke einen Schlußstein der bezüglichen Vereinsbestrebungen darstellen würde und beantragte schließ⸗ lich die Annahme folgender Resolution: „Der Ausschuß des Central⸗ vereins für Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschiffahrt schließt sich der von dem Vorstande bezüglich der Höherlegung der Mühlendammbrücke den betheiligten Organen zugegangenen Denkschrift vom 31. Mai d. J. vollinhaltlich an und spricht die Hoffnung aus, daß die städtischen Behörden in Erkennung des vorliegenden Bedürfnisses die in der Denkschrift nachgesuchte Höherlegung der Mühlendammbrücke zur Aus⸗ führung bringen werden.“ Die lebhafte Diskussion, welche sich an die Referate knüpfte und an welcher sich auch mehrere Mitglieder der eingeladenen Stadtverordneten⸗Versammlung betheiligten, führte zu einer wesentlichen Annäherung zwischen den Mittgliedern des Vereins und den bisherigen Gegnern des Mojektes einer Höher⸗ legung der Mühlendammbrücke unter den Stadtverordneten, indem die verschiedenen Ansichten über die aus der Höherlegung etwa er⸗ wachsende Belastung des Landverkehrs, über die technische Durchführ⸗ barkeit des ganzen Projekts und über die Kostenfrage durch Rede und Gegenrede vielfach ausgeglichen wurden; außerdem konnte mitgetheilt werden, daß sich die Stadtverordnetenversammlung mit dieser An⸗ gelegenheit noch in ihrer am Donnerstag stattfindenden Sitzung be⸗ schäftigen werde. Den Schluß der angeregten Verhandlungen bildete

die einstimmige Annahme der von dem Korreferenten vorgeschlagenen

Resolution.

Arbeiter⸗Gewerkverein.

In Breitenborn, Kreis Gelnhausen, haben sich eine nzahl dorther

stammender, bis dahin auswärts beschäftigter, Arbeiter zum

gemeinsamen Betriebe einer Glashütte vereinigt, die daselbst leerstehenden Glashütten gepachtet und seit Anfang April die Fabrikation von Flaschen aller Art begonnen. Das Unternehmen kämpft zunächst noch mit finanziellen Schwierigkeiten, weil der nöthige Absatz des Fabrikats fehlt.

Verbandstag

Der fünfte Verbandstag der deutschen Lohnfuhrunter⸗ nehmer findet in den Tagen des 25. bis 27. August d. J. in Hamburg statt; neben internen Berufsfragen werden auch Angelegen⸗ heiten weiteren Interesses, insbesondere Hebung des öffentlichen uhr⸗ wesens, Pflege und Förderung des Standesbewußtseins ꝛc., Organi⸗ sation der Unfallberufsgenossenschaft, Alters⸗ und Invaliditätsgesetz ꝛc. zur Berathung kommen. Das Organ des Verbandes „Der Fuhr⸗

halter“, Berlin S0., enthält für Interessenten weitere Informationen.

Arbeitsbörse in München.

Um den Klagen über die Mängel des Dienstvermittelungs⸗ und Arbeitsnachweisgeschäftes in München abzuhelfen und das⸗ selbe auf durchaus solide Basis zu stellen, sind dort mehrere Herren zusammengetreten, um einen gemeinnützigen Verein zu gründen, welcher die Errichtung einer Arbeitsbörse in München bezweckt. Wenn man erwägt, schreibt die M. „Allg. Ztg“, daß es trotz der vielen bestehenden Vermittelungsbureaus den Dienstgebern selten möglich ist, gute Dienstboten zu bekommen, während anderer⸗ seits die Dienstsuchenden sehr oft in arger Weise ausgebeutet werden, ohne daß ihnen ein Dienst nachgewiesen wird, so darf die Schaffung eines auf gemeinnütziger Basis beruhenden Arbeitsmarkts wohl als sehr zeitgemäß bezeichaet werden.

Wohl fahrtseinrichtungen. Die württembergische Metallwaarenfabrik in Geislingen hat, wie der „St.⸗A. f. W.“ mittheilt, für ihre in Kuchen ansässigen 130 Ar⸗ beiter, die bisher das Mittagessen durch ihre Angehörigen sich zu⸗ tragen ließen, soweit sie die Speiseanstalten in Geislingen nicht be⸗ nützen wollten, einen Speisewagen herstellen lassen, mit welchem nun gemeinschaftlich das Mittagsmahl nach Geislingen geführt wird. Am Montag Mittag ist dieser Wagen zum ersten Male in die Metallwaarenfabrik gefahren. Der Wagen ist praktisch eingerichtet, ebenso die dazu gehörigen Eßgeschirre. Zunächst betheiligen sich 83 Arbeiter an dieser Essenszufuhr. Eine große Last ist den Aa⸗ gehörigen der Arbeiter durch diese Einrichtung abgenommen. Musterungs⸗Ergebnisse. Bei dem diesjährigen Musterungsgeschäft im Regierungsbezirk Kassel hat sich gezeigt, daß die Listen der Militärpflichtigen des Jahrgangs 1871 erheblich geringere Gesammtzahlen gegen die Listen der Vorjahre aufwiesen; in den Kreisen Marburg und Melsungen z B. betrug diese Minderzahl rund je etwa 100 Mann. Der Ausfall ist auf den Feldzug 1870/71 zurückzuführen.

Zur Arbeiterbewegung. 8

In einer Correspondenz der „Wes.⸗Ztg.“ aus Hamburg, den 23. d. M., wird auf den Rückgang in der Ham⸗ burger Gewerkschaftsbewegung hingewiesen, der sich besonders bei dem Verein der Maurerarbeitsleute Hamburgs bemerkbar gemacht hat. Während dieser Verein noch im Jahre 1890 eine Mitgliederzahl von 1140 aufweisen konnte, ist sie in diesem Jahre auf 561, von denen noch 124 Mitglieder mit ihren Vereinsbeiträgen bedeutend restiren, zusammengeschmolzen. Bis zum 11. d. M. hatten sich nur 308 Maurerarbeitsleute, die 413 zusammensteuerten, an den Abgaben zum „Maifonds“ betheiligt.

In Heidelberg wurde am 20. d. M. der fünfte ordent⸗ liche Delegirtentag des Gewerkvereins der deut⸗ schen Cigarren⸗ und Tabackarbeiter vom Vorsitzenden des Generalraths, W. Lippold⸗Magdeburg, eröffnet. Außer 20 Abgeordneten aus allen Theilen Deutschlands waren der Verbandsanwalt, ein Vertreter des Centralraths und mehrere Gäste anwesend. Der General⸗Sekretär G. Donath⸗Magde⸗ burg gab in der Sitzung am Sonntag, wie wir der „M. Z.“ entnehmen, den Bericht über die Thätigkeit des Gewerkvereins seit dem letzten Delegirtentage (1886) und berührte dabei die Leistungen des Vereins bezüglich der Unterstützung bei Arbeitslosigkeit und bei Unfällen, der Gewährung freien Rechtsschutzes und der Reiseunterstützung. Die Mitgliederzahl habe sich um 200 vermehrt und der innere Ausbau des Vereins sich in befriedigender Weise vollzogen.

In Leipzig beschloß der „Lpz. Ztg“ zufolge eine von etwa 250 Personen besuchte Versammlung der Maurer am Dienstag Abend die Einberufung einer Konferenz der sächsischen Maurer, die die beste Form des Anschlusses der sächsischen Maurer an den deutschen Maurerverband, welcher kürzlich auf dem Gothaer Maurerkongreß gegründet wurde, ausfindig machen soll. Die Ein⸗ berufung der Konferenz wurde einem Comité von drei Personen über⸗ tragen, drei andere Personen wurden mit der Vertretung Leipzigs auf der Konferenz beauftragt.

Hier in Berlin hielten, wie die Berliner „Volksztg.“ berichtet, die Blumenhändler und ⸗Händlerinnen, welche ihre Waare auf den Straßen und in öffentlichen Lokalen feilbieten, am 22. d. M. eine Versammlung ab, um einen „Verein der ambulanten Blumen⸗ händler und ⸗Händlerinnen“ zu gründen. Die Satzungen des Ver⸗ eins bestimmen u A, daß nur ehrenhafte Personen die Mitgliedschaft des Vereins erwerben können und daß sie sich eines muster⸗ haften Betragens zu befleißigen haben. Außer dem ideellen Zwecke, die Mitglieder in der Achtung des Publikums zu heben, verfolgt der Verein auch materielle Zwecke in Gestalt von geschäftlichen Vortheilen für seine Mitglieder. Eine Resolution, welche den Verein veranlassen sollte, sich der allgemeinen, d. h. sozialdemokratischen Arbeiterbewegung anzuschließen, gelangte, wie aus anderen Berichten zu ersehen, nicht zur Abstimmung; viel⸗ mehr bestimmt das Statut, daß die Politik aus dem Verein ausge⸗ schlossen bleibt. Eine allgemeine Schneider⸗ und Schneide⸗ rinnen⸗Versammlung nahm am Montag eine Resolution an, welche es zunächst allen Kollegen und Kolleginnen zur Pflicht macht, sich an der Agitatton zur Erringung besserer Existenzbedingungen zu betheiligen und dann das Bedauern der Versammlung über das Verhalten der Ham⸗ burger und Braunschweiger Kollegen, sowie der Redaktion der Fach⸗ zeitung in Sachen der Konferenz der Konfektionsarbeiter ausspricht mit der Erwartung, daß dieselben nach ergangenem Aufruf dennoch für die Beschickung der Konferenz eintreten werden. In Rücksicht darauf, daß die Ausstände in letzter Zeit für die Arbeiter ungünstig verlaufen sind, erklärt die Versammlung, daß Ausstände soviel wie möglich vermieden werden müssen. Um nun aber dem Unternehmer⸗ thum nicht wehrlos gegenüber zu stehen, sieht die Versammlung in der Kontrolmarke ein Mittel, mit welchem ein Druck auf die Unternehmer auszuüben möglich ist. Daher verpflichten sich alle Ver⸗ sammelten, nur Waaren mit Kontrolmarken zu kaufen, soweit die⸗ selben bis jetzt eingeführt find.

„Anzeiger.

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Aus Antwerpen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Der Norddeutsche Lloyd in Bremen hatte Heizer und Kohlenzieher in Holland werben lassen. Nachdem bereits 50 niederländische Arbeiter dorthin gereist waren, langten am 19. d. mit dem von Rotterdam kommenden Dampfer „Telegraaf“ weitere 60 Mann hier an, um mit dem Dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ nach Bremen abzu⸗ gehen. Letzterer liegt mit dem Dampfer „Preußen“ gegenwärtig am Staden Van Dyck vor Anker. Die Heizer der beiden Schiffe hatten die Ankunft der Holländer erfahren. Als letztere sich um Mitter⸗ nacht an Bord begeben wollten, wurden sie von den deutschen Arbei⸗ tern mit Schlägen empfangen, sodaß die Hafen⸗ und Ortspolizei ein⸗ schreiten mußte. Etwa 30 Niederländer konnten nach Bremen einge⸗ schifft werden, die übrigen haben sich wieder nach Holland gewandt.

Aus Brüssel wird dem „Hamb. Corr.“ über die Lage der Arbeiterpartei in Belgien Folgendes geschrieben:

In der inneren Lage Belgiens ist ein bemerkenswerther Still⸗ stand eingetreten. Die Kräfte der Arbeiterpartei sind durch die letzten Ausstände wesentlich erschöpft worden; sie muß sich erst wieder sammeln und rüstet sich zu dem bevorstehenden internationalen Arbeiter⸗ Kongreß, welcher im August in Brüssel tagen soll. Während es in den arbeitenden Klassen dumpf gährt, suchen zwar die Fortschrittler und Radikalen die Fragen der Verfassungsdurchsicht und des allge⸗ meinen Stimmrechts im Flusse zu erhalten, aber ohne sonderlichen Erfolg. Die sozialistischen Agitationen werden mit jedem Tage mannigfaltiger, und so wird es nicht zu verwundern sein, wenn die in den belgischen arbeitenden Klassen vorhandene und ständige dumpfe Gährung neue Ausbrüche herbeiführt.

Literatur.

ff. Quellen zur deutschen Reichs⸗ und Rechts⸗ geschichte. Zusammengestellt und mit Anmerkungen versehen von Dr. H. O Lehmann, Professor der Rechte in Marburg. Berlin 1891, Otto Liebmann. 309 Seiten, broch. 8, geb. ℳ% 9,20. In der Absicht, Lehrern und Studirenden der deutschen Rechts⸗ und Verfassungsgeschichte die Benutzung des Quellenmaterials zu er⸗ leichtern, hat der Verfasser eine Anzahl der Rechtsquellen zusammen⸗ gestellt und, mit erläuternden Anmerkungen versehen, herausgegeben. Der Inhalt der Sammlung umfaßt die deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zur Gründung des norddeutschen Bundes; mit Stellen aus Cäsar beginnt und mit dem Entwurf zur norddeutschen Bundesverfassung schließt sie. Aus der ungeheuren Menge des in Be⸗ tracht kommenden Stoffes hat Lehmann, wie schon der Titel des Buches andeutet, vorzugsweise das ausgewählt, was auf die Geschichte der Reichsverfassung Bezug hat, und von den ausgesuchten Stücken konnten bei dem großen Umfang der meisten Dokumente auch nur die wichtigsten Theile zum Abdruck gelangen. In Folge dieser Tendenz des Buches mußte, da die Bedeutung der Reichsgeschichte in den letzten Jahrhunderten abnimmt und die Territorien in den Vorder⸗ grund treten, das Mittelalter weit mehr als die Neuzeit berücksichtigt werden; daher behandeln nur zehn der mitgetheilten Quellenstücke die Geschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts, während z. B. die Karo⸗ lingerzeit entsprechend der großen Thätigkeit der CCC dieser Epoche mit zahlreichen Kapitularien vertreten ist. bei Benutzung dieses Buches der eine oder andere Forscher manches ihm wichtig erscheinende Quellenstück vermissen wird ist, da die Auswahl eine rein subjektive sein mußte, nicht unmöglich; trotzdem ist es un⸗ zweifelhaft, daß Lehmann seinen Zweck, das Kennenlernen der wich⸗ tigsten Rechtsquellen zu erleichtern, vollauf erreicht hat.

ff. Neues Lausitzisches Magazin. Herausgegeben von Dr. Richard Jecht. 67. Band. 1. Heft. Görlitz, E Renner. 1891. Das vorliegende Heft enthält zwei für den Heraldiker inter⸗ essante Monographien. Hermann Knothe giebt in seiner Studie über die ältesten Siegel des oberlausitzischen Adels eine Ergänzung seiner früheren Arbeiten über die Geschichte des Adels in der Oberlausitz. Auf einige lehrreiche Bemerkungen über das Siegel⸗ und Wappen⸗ wesen des 15. Jahrhunderts folgt eine ausführliche Beschreibung von

.118 Siegeln, welcher die Abbildungen der einzelnen Siegel beigefügt

sind. Im zweiten Aufsatz behandelt Th. Heinrich die Siegel un Wappen der Stadt Görlitz. Auch hier sind der Beschreibung Ab⸗ bildungen hinzugefügt, deren letzte das gegenwärtige Wappen von Görlitz enthält.

ff Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte un Alterthumskunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Jacobs 23. Jahrgang. 1890. Schlußheft. Quedlinburg, Huch. 1891. Z nächst enthält das Hest zwei Aufsätze vom Herausgeber der Zeitschri Im ersten behandelt er eine Fehde zwischen dem Wernigeroder Gra und dem Kloster Ilsenburg, welche die anarchischen Zustände im Deutschen Reiche während des 14. Jahrhunderts charakterisirt. De Kaiser war im Norden Deutschlands ohne jeden Einfluß. Die Er lasse des Papstes, dessen Hülfe die bedrängten Klosterbrüder anriefen vermochten ebensowenig wie Kirchenstrafen die Grafen zum Nachgebe zu bewegen: trotz Papst und Kaiser setzten sie ihren Willen durch In seiner zweiten Arbeit liefert Jacobs durch die Veröffentlichun einiger Dokumente aus den Stolbergischen Archiven einen werthvolle Beitrag zur Geschichte des Bauernkriegs in den Harzgegenden. Ferner bringt das Heft aus der Feder von Fr. Bosse die Biographie des Pädagogen Johann Peter Hundecker, welcher am Ende des vorigen Jahrhunderts nach dem Vorgange von Basedow und Bahrdt im Braunschweigischen eine Erziehungsanstalt gründete, die sich aber nu wenig länger als zwei Jahrzehnte zu halten vermochte. Von beson⸗ derem Interesse sind die Mittheilungen über die Art des Unterricht und die Behandlung der Zöglinge. Außerdem bringt das Heft noch eine Reihe kleinerer lokalgeschichtlicher Forschungen, sowie Bücheranzeige und ein Verzeichniß neuer Erwerbungen des Harzvereins.

ff. Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschicht und Alterthumskunde. Band 6, Heft 2. Lübeck, Edmun Schmersahl, 1891. Vier Beiträge zur Peeleschicht Lübecks bilden den Inhalt dieses Heftes. Der Senator W. Brehmer setzt mit einer Studie über die städtischen Waässermühlen seine Arbeiten zur Bau geschichte Lübecks fort und behandelt in einem zweiten Aufsatz di Lage der Löwenstadt, einer von Heinrich dem Löwen begründete Niederlassung, welche nur kurze Zeit bestand. Einen Beitrag zu Wirthschaftsgeschichte Lübecks veröffentlicht Gustav Heinrich Schmidt durch die Statistik des Konsums in Lübeck von 1836 bis 1868. An der Hand der Lübeck'schen Verbrauchssteuerregister berechnet er den Ver⸗ brauch an den wichtigsten Lebensmitteln und deren Preise währen dieser Zeit. Zahlreiche Tabellen erleichtern die Benutzung der Berech nungen. Endlich wird noch eine Entscheidung des Reichsgerichs vom 21. Juni 1890 mitgetheilt, welche einen seit Jahrhunderten währende Streit zwischen Lübeck und den mecklenburgischen Großherzogthümer zu Gunsten Lübecks beendet. Das umfangreiche Erkenntniß ist be der genauen Untersuchung des Streitfalles ein werthvoller Beitra zur Geschichte der betheiligten Parteien. Die „Mittheilungen“ des selben Vereins aus dem Jahre 1890 bringen zahlreiche kleine Ar⸗ beiten zur Geschichte der alten Hansastadt, außerdem Vereinsnachrichte und ein Verzeichniß von jüngst erschienenen Schristen und Aufsätzen welche auf die Geschichte Lübecks Bezug haben.

Sozialpolitisches.

Drei Monate Fabritarbeiter. Wir haben schon frühe G

einmal davon Notiz genommen, daß ein Kandidat der Theologier.

Namens Paul Göhre, um die Verhältnisse der Fabrikarbeiter an der

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