1891 / 148 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Jun 1891 18:00:01 GMT) scan diff

hö. „Stellvertretende Fähnriche“ aus der nen können für Aus⸗ „Fähnrichen“ und darauf

von Feld⸗Hospitälern u. s. Kategorie der sub a bezeichneten Personen zeichnung im Felde ohne Examen zu zu den weiteren Offiziersrängen befördert werden; in Aus⸗ nahmefällen können diese, sowie die sub b bezeichneten Per⸗ sonen für ganz besondere Heldenthaten sofort zum „Unter⸗ Genehmigung befördert wer⸗ solcher Beförderung Gewürdigten Friedenszeiten

Abfassung des Schlußprotokolls, sen voraussichtlich in den ersten Julitagen erfolgender Unterzeichnung der Wiener reß formell geschlossen wird. Wien, 26. Juni. Vorgestern Abend gegen 8 Uhr begab sich Seine Majestät der Kaiser und König in Fiume unter fortwährenden begeisterten Ovationen der Bevölkerung Auf dem Molo Adamich, welcher festlich geschmückt war, wurde Seine Majestät, wie das „Prag. Abdbl.“ berichtet, von der Stadtvertretung und sämmtlichen Notabilitäten ehrfurchtsvollst begrüßt; 23 Schiffe bildeten bei der Abreise des Kaisers Spalier. die Geschütze des englischen Geschwaders zum Zeichen, das Schiff Seiner Majestät dessen Reihen passire. Bevor die Yacht „Miramar“ das Spalier verließ, ertönte nochmals die Volkshymne und Hunderte von Raketen flogen in die

erten Eljenrufen des Publ kums.

Die Ankunft bei dem vor Lissa ankernden Geschwader erfolgte, telegraphischer Meldung aus Zara zufolge, gestern Nachdem der Kaiser sich an Boerd des Thurm⸗ Kronprinz Rudolph“ begeben hatte, befahl derselbe den Beginn des Manövers, dessen Hauptbe griff einer vom Erzherzog Karl Stephan kommandirten Tor⸗ pedoboots⸗Division auf ein markirtes Schiffslager in Valsaldon bildete. Der Kaiser, welcher um Mittag bei der Saldonbucht anlangte, besuchte sodann Trau und wurde dort wie bei seiner Rückfahrt nach Zara überall von der Bevölkerung auf das Enthusiastischste begrüßt.

Das „Fremdenblatt“ widmet dem Besuch dem britischen Geschwader einen Artikel, in welchem es auf Fälle hinweist, in welchen Engländer und Oester⸗ ft haben im Dienste gemeinsamer Ideen und Interessen. Die Anwesenheit des britischen Geschwaders im Adriatischen Meere bedeute eine herzliche E.widerung des denk⸗ würdigen vorjährigen Besuch; Flotte in den britischen Gewässern. Ereigniß zu sein, entbehre der Besuch des Kaisers nicht der Die Worte des Kaisers, von wahrer Innigkeit und Herzlichkeit für die britische Herrscherin und die britische unwillkürlich des herzlichen dessen beide Reiche sich Nirgends trübe ein düsterer Punkt die Echtheit dieser herzlichen Beziehungen. sphären beider Reiche sich

auf die Nacht „Miramar“. Lieutenant“ auf Kaiserliche das Recht, weiter dienen

den Fähnriche“

als Offiziere „stellvertreten⸗ Demobilisation des Heeres entweder der Reserve zugezählt (resp. verabschiedet), können in den Junkerschulen Aufnahme finden und je nach Absolvirung derselben als Unter⸗Lieutenant oder stellvertretender Fähnrich in die Armee zurückkehren. Desgleichen können auch in Kriegszeiten zu den Posten von Militärbeamten „stellver⸗ tretende Militärbeamte“ mit Klassenrang ernannt werden aus der Zahl der bereits in den einzelnen Militärverwaltungen Reserve⸗Unteroffizieren u. s. w.

zu können;

Um 8 Uhr erdröhnten werden bei

Höhe unter den begeist

früh 8 Uhr. dienenden Schreiber,

Italien.

Die Deputirtenkammer beendigte gestern rathung über das Einnahmebudget, womit das Budget von 1891/92 durchberathen ist. Hierauf begann die Berathung 19 die Vorlage, betreffend die Verlängerung des Bank gesetzes.

standtheil der An⸗

Portugal.

Der Minister des Auswärtigen Graf dem „W. T. B.“ zufolge, heute den Cortes die Gesetzes⸗ vorlagen, betreffend den Vertrag und die Konferenz über den Congostaat, vorlegen. Um die rechtzeitige Ver⸗ öffentlichungg des Finanzgesetzes für das am 1. Juli be⸗ ginnende neue Etatsjahr 1891/92 zu ermöglichen, ist es erfor⸗ derlich, daß das Gesetz bis zum nächsten Dienstag Cortes genehmigt wird.

des Kaisers auf Valbom wird

die zahlreichen reicher gemeinsam gekämp

österreichisch ungarischen Ohne ein sensationelles

Bedeutung. Schweiz

Beide Räthe der Bundesversammlung haben das Gesetz, betreffend die Errichtung von Armee⸗Corps, ein⸗ stimmig angenommen.

Der Nationalrath hat dem Beschluß des Ständeraths Centralbahn⸗Unter⸗ nehmen angekauft und ein Gesetz über den Rückkauf und die Organisation der Eisenbahnen erlassen, werden soll. 80 Mitglieder des Nationalraths stimmten für, 38 gegen die Vorlage, 6 enthielten sich der Abstimmung. kauf von 50 000 Aktien wurde mit 83 gegen 29 Stimmen abgelehnt. In Beantwortung der im Nationalrath ein⸗ gebrachten Interpellation Baldinger, betreffend das Mönchensteiner Eisenbahnunglück, Präsident Welrti, daß sofort nach der Katastrophe das Nöthige angeordnet worden sei, und daß Oberst Dumur die Aufräu⸗ mungsarbeiten zielbewußt, sicher 1— auch das Erforderliche stellung der Ursachen des Einsturzes; die Untersuchung anderer Brücken habe bis jetzt zu Befürchtungen Anlaß nicht gegeben; verschiodene Gerüchte darunter auch das von der rung eines Lokomotivführers, hätten sich als unbegründet herausgestellt; es sei zu erwarten, daß mit der Zeit eine ruhigere Beurtheilunz des nationalen Unglücks Platz greifen werde.

Niederlande.

Wie dem „W. T. B.“ aus Amsterdam berichtet wird glaubt man in dortigen politischen Kreisen, daß das Ergebniß der Wahlen für die Zweite Kammer den Rücktritt des Mini⸗ steriums herbeiführen werde. Demission

durchdrungen, Freundschaftsverhältnisses gedenken, ehrlich erfreuten. Wo die Interessen⸗ noch am Nächsten berührten, im Orient, begegneten sie sich in demselben Streben und Wie England, kenne auch Oesterreich⸗Ungarn in die Aufrecht⸗

zugestimmt, wonach das Bemühen. der Balkanpolitik kein anderes Ziel, erhaltung der friedlichen Verhältnisse und der heilsamen Verträge, die Förderung der selbständigen Entwickelung der Einzelstaaten und die Verhütung jeder Explosion. dieser Beziehung erzielten Erfolge dürften beide Reiche sich gleichmäßig erfreuen. In diesen Zielen und in dieser Fürsorge für die Aufrechterhaltung des Friedens im Orient und der Welt begegne sich England naturgemäß auch mit der Tripel⸗ Allianz, deren Macht nur diesem Friedensziele geweiht sei. Der Besuch der britischen Flotte in Fiume, sowie der Besuch und der Trinkspruch des auch in England herzlich verehrten Kaisers hätten nur dazu beitragen können, die alte unver⸗ briefte und doch besiegelte Freundschaft neuerdings zum Be⸗ wußtsein der Welt zu bringen und die allezeit bestandenen Sympathien zwischen den Völkern Englands und Oesterreich⸗ Ungarns zu verstärken.

Im Abgeordnetenhause erklärte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, bei der Debatte über das Budget des Ministeriums des Innern der Sektionschef Erb Betreffs der Volkszählung in Böhmen: Agitationen seien wohl von beiden Seiten betrieben worden, dieselben beeinflußten aber gewiß nicht das Resultat, welches eher zu Ungunsten des deutschen Sprachverhältnisses ausgefallen sei.

Großbritannien und Irland.

Die amtliche „London Gazette“ vom Mittwoch veröffent⸗ lichte eine Ordre, die den britischen Schiffen vom 24. Juni 1891 bis 1. Mai 1892 den Robbenfang im Berings⸗ meer verbietet.

Der „St. James⸗Gazette“ zufolge flößt das Befinden Gladstone's, welches durch einen Rückfall während der letzten Influenza⸗Epidemie stark gelitten hat, seinen Freunden Der behandelnde Arzt Sir Andrew Clark hat darauf bestanden, daß Gladstone sich von jeder Arbeit fernhalte.

Der An⸗

erklärte Bundes⸗

und mit Erfolg geleitet es geschehe

die Brücke zu befahren

1— Indeß dürfte eine eventuelle sion des Kabinets oder dessen theilweise Erneuerung noch einige Zeit hinausgeschoben werden, jedenfalls aber vor Schluß der jetzigen Legislaturperiode im September erfolgen.

Belgien.

Zu kommandirenden Generalen sind der „Köln. Ztg“ zufolge ernannt: für die erste Abtheilung (Antwerpen) General⸗ Lieutenant Ayon; für die zweite (Brüssel) General⸗Lieutenant Nicaise, bisher General⸗JInspecteur der Artillerie.

Die Zweite Kammer hat mit der Berathung des Ge⸗ Unterstützungswohnsitz,

aroße Besorgniß ein.

setzentwurfs, betreffend begonnen.

Frankreich. Paris, 26. Juni. Der Senat genehmigte gestern, aut Meldung des „W. T. B.“, die Vorlage auf Herab⸗ setzung der Getreidezölle in der Fassung der Deputirten⸗ kammer. Demgemäß tritt die Herabsetzung am 10. Juli in Wirksamkeit. Die Deputirtenkammer beschloß nach langer Berathung mit 439 gegen 104 Stimmen, die Regierungsvorlage, betreffend die Genehmigung der Brüsseler Congo⸗Akte, zur nochmaligen Prüfung an die Kommission zurück⸗ zuverweisen. Der Minister des Auswärtigen Ribot hatte sich mit der Rückverweisung einverstanden erklärt. Wie aus Saigon gemeldet wird, ist der neue Civil⸗ ssan dort eingetroffen u

Die „Agence de Constantinople“ meldet aus Brussa (Klein⸗Afien), daß bei dem eine Stunde entfernt gelegenen Orte Odunluk zwei Notabeln aus Brussa von Räubern aufgegriffen und weggeführt worden sind. hat die Verfolgung der Räuber aufgenommen; weitere Einzel⸗ heiten über den Vorfall fehlen.

An Stelle Hakki Paschas ist Hassan Edip Pascha, bis⸗ her Commandeur der Tripolitanischen Division, zum General⸗

Gouverneur von Vemen und Commandeur des 7. (Yemenschen)

Die Gendarmerie

Armee⸗Corps ernannt worden.

Gouverneur Lane völkerung gut aufgenommen worden.

Rußland und Polen.

Der Großfürst und die Großfürstin Wlad trafen gestern in Mos kau ein und besuchten mit dem Groß⸗ fürsten Sergius und Gemahlin die französische Aus⸗

nd von der Be⸗ 8 16 Rumänien. 9 Bukarest, 25. Juni. Wie die „Pol. Corresp.“ wird der Kriegs⸗Minister eine Vorlage einbringen, in welcher für Kasernenbauten 9 Millionen gefordert werden. 1 Neuorganisation der In⸗ fanterie, welcher Behufs Umarbeitung zurückgezogen wo war, soll in der Herbstsaison wieder vorgelegt werden.

setzentwurf, betreffend die

Da bei einer etwaigen Mobilisirung des russischen Heeres sich der Mangel an Offizieren geltend machen ist ein neues Gesetz erschienen, das diesem Nach diesem Gesetz können, wie man dem „Hamb. Corr.“ schreibt, zur Erfüllung der Obliegen⸗ heiten eines Subaltern⸗Offiziers zugelassen werden: a. Unter⸗ offiziere aus den Freiwilligen erster Kategorie und ebenso aus den dem Loos Dienenden mit höherer oder mittlerer Bildung, auch wenn sie dieselbe nich: beendet haben; b. Feldwebel (Wachtmeister) und ältere Unteroffiziere, auch wenn sie nicht den sub a erwähnten Bildungsgrad haben. Diese Personen erhalten den Rang eines „stellvertretenden Fähnrichs“. Ernennung zum „stellvertretenden Fähnrich“ erfolgt durch die Divisions⸗Commandeure; ihres Ranges entkleidet können sie

ur werden entweder vom Gericht oder in administrativer Ordnung vom Corps⸗Commandeur. „stellvertretenden Fähnrichs“ ist in Aussicht genommen für ie Armee⸗Infanterie (Feld⸗Reserve ersten und Grades und Festungs⸗Infanterie), für gewisse Verwa

mter in Intendanturtransporten, beim Train, Aufseherposten

Bulgarien.

18” Der frühere griechische Minister⸗ Präsident Trikupis ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute nach Wien abgereist, um von dort nach Marienbad zu gehen. Während seines hiesigen Aufenthalts konferirte derselbe mit Stambulow, Grekow und anderen Staatsmännern.

Der bulgarische Militär⸗Attaché für Serbien, Major Dimitrieff, ist nach Belgrad auf seinen Posten abgereist. Der serbische Militär⸗Attachs für Sofia und Konstantinopel, Major Neschitsch hat seinen Posten bereits angetreten

Der „Agence Balcanique“ zufolge sind Dr. Tsatscheff und der frühere Oberst Kiseloff als an der Ermordung Beltschew betheiligt ver⸗ Neuerdings haben zwei weitere Haus⸗ chu Die Behörden besitzen gegen⸗ wärtig positive Daten über das Komplot. dürfte in elwa einem Monat beginnen. hafteten Advokaten Kazaboff Provinzialstädten internirt.

Sofia, 25. i. Mangel abzuhelfen sucht. fia, 25. Zuni

des Finanz⸗Ministers aftet worden. stattgefunden.

Der Posten Der Prozeß Die seiner Zeit ver⸗ und Vultscheff

1— Amerika.

Vereinigte Staaten. Die chilenischen Sena toren Pedro Montt und Antonio Boras sowie José Santa⸗ cruz, ein chilenischer Marine⸗Offizier, trafen am 24. d. M. in New⸗York ein und begaben sich von dort nach Washington, um sich, wie die „A. C“ meldet, bei der Unionsregierung die bG der Kongreßpartei in Chile zu ver⸗ wenden.

Der Verkehr in Berlin und seine Opfer.

II.*) 3 Nachdem wir den Umfang des Berliner Fußgänger⸗ und⸗-Fuhr⸗ werkverkehrs sowie die Zunahme desselben in den 80 er Jahren kennen gelernt haben was bezüglich des Wagenverkehrs noch dadurch er⸗ wiesen wird, daß die Zahl der in Berlin zur Verwendung kommenden ferde von 28 877, im Jahre 1881 auf 38 681 im Jahre 1888 ge⸗ tiegen ist, wobei die dem Staate gehörigen Pferde in beiden Fällen nicht mitgezählt sind —, wenden wir uns zu dem durch öffentliches Personenfuhrwerk vermittelten Straßenverkehr Hierbei kommen außer den Pferdebahnen, Omnibus und Droschken noch die Thor⸗ wagen (Kremser) sowie die Stadt⸗ und Ringbahn in Betracht. 8 Was zunächst die Pferdebahnen angeht, so hat sich die G

sammtlänge ihrer Geleise von 172 470 m im Jahre 1881 auf

285 648 m im Jahre 1888, d. h. um 113 178 m oder 65,6 % ver⸗ mehrt und sich zu einem Netze gestaltet, welches in den übrigen Groß⸗ städten Europas sowohl in Ssang auf seine Anordnung als auch hin⸗ sichtlich seiner Länge seines Gleichen kaum findet. Denn wenn auch Paris und London bezüglich der absoluten Länge ihrer Straßen bahnen Berlin vielleicht noch übertreffen, im Vergleich zu der Fläch über welche dieselben sich ausbreiten, und zu der Einwohnerzabl stehen jene weit bhinter der Deutschen Reichshauptstadt zurück. Ganz besonders aber zeichnet sich Berlin dadurch vor jenen Rivalinnen aus, daß hier die Schienenstränge bis in den innersten Kern hineingeführt siad und so einen schnellen, möglichst kurzen und wohlfeilen Wechselverkehr von allen Theilen des äußerste Umkreises der Stadt aus nach dem Herzen derselben und von diese wiederum nach dem entgegengesetzten Punkte der Weichbildgrenze un

selbst über diese hinaus ermöglichen, während dort das Centrum der

Stadt von den Geleisen nicht erreicht wird. Bereits im Jahre 1885, wo von dem durch das Centrum der Stadt führenden Durchgangs⸗ verkehr vom Norden nach dem Suͤden (Gesundbrunnen —Kreuzberg, Weddingplatz Kottbuserthor), vom Osten nach dem Westen (Andreasplatz und Görlitzer Bahnhof Zoologischer Garten, Schle⸗ sicher Bahnhof Lützowplatz), vom Nordwesten nach dem Südosten u. s. w. (Moabit-—Kästrinerplatz, Schlesisches Thor —Bülowstraße u. s. w.) größtentheils noch nichts vorhanden war, stellte sich nach den Unter⸗ suchungen von Wilhelm von Lindheim („Straßenbahnen in Belgien, Deutschland, Großbritannien und Irland, Frankreich, Italien, Oesterreich⸗Ungarn u s. w.“ Wien 1888) die durchschnittliche Zahl der von einem Einwohner im Jahre unternommenen Fahrten auf der Pferdebahn in Berlm auf 87,3, dagegen in London auf 30,9, in Wien auf 42,6, in Amsterdam auf 38,1, in Budapest auf 37,1 u. s. w. Seitdem ist aber in Berlin eine sehr erhebliche Steigerung des Verkehrs eingetreten, wie folgende Zahlen erkennen lassen. Es betrug die Anzahl i der beförderten der zum Betriebe erforderlichen Personen Wagen Pferde 58 675 576 3 558 2424 80 049 7730 689 3176 87 293 825 767 3323 .. 96 704 786 868 4198 1887 . . 107 119 716 924 4359 ““ 1888 . 117 009 010 966 5192 Hiernach ist vom Jahre 1885 bis 1888 die Zahl der beförderten Per⸗ sonen um rund 30 Millionen, die der Wagen um 200, die der Pferde um mehr als 1800 gestiegen. Die meisten Wagen folgen in Zwischen⸗ räumen von 6 Minuten auf einander; einzelne besonders stark frequen⸗ tirte Strecken (Friedrichstraße, Ecke Behrenstraße —Moritzplatz bezw. Kreuzberg, Gesundhrunnen —Kreuzberg) werden aber alle 3 bezw. 4, noch andere alle 5 Minuten befahren. Da die Wagen der verschee⸗ densten Touren bald diese, bald jene Geleisstrecke gemeinsam benutzen, so zeigt sich an gewissen Stellen eine außerordentliche Frequenz. Nach einem von dem Ober⸗Ingenieur der Großen Berliner Pferde⸗Eisenbahn, Fischer⸗Dick, im Eisenbahnverein zu Berlin am 12 März 1887 ge⸗ altenen Vortrage wurde damals in der Charlottenstraße zwischen Leipziger⸗ und Kronenstraße jedes Geleis in Abständen von je 56 Se⸗ kunden einmal befahren. Es folgten ferner sich die Wagen in der Kochstraße zwischen Friedrich⸗ und Charlottenstraße in 64, in der Leipzigerstraße zwischen Jerusalemerstraße und Spittelmarkt in 66 in der Leipzigerstraße zwischen Mauerstraße und Potsdamer Platz in 76, zwischen Jerusalemer, und Charlottenstraße in 84, in der Gertraudten⸗ traße zwischen Molken⸗ und Spittelmarkt in 86 Sekunden u. f. w. Noch viel stärker ist der Pferdebahnverkehr an gewissen Kreuzungs⸗ puntten. Diejenige Kreuzung, welche am Stärksten befahren wird, ist die an der Ecke der Leipziger⸗ und Charlottenstraße; dieselbe wird alle 18 Sekunden von einem Wagen passirt. Es folgen alsdann die Kreuzungen am Spittelmarkt mit 21, am Potsdamer Platz mit 22, an der Koch⸗ und Charlottenstraße mit 23, an der Charlotten⸗ und Französischenstraße mit 28, am Moritzplatz mit 29 Sekunden u. s. w. Da seit 1887 sowohl die Zahl der Touren wie die der beförderten Hersonen erheblich gewachsen ist, die Wagen aber auch in kürzeren Zwischenräumen auf einander folgen als damals, so ist der Verkehr an vielen der genannten Stellen und anderwärts gegenwärttig sicherlich noch viel bedeutender.

Entscheidungen des Neichsgerichts.

Eiin an sich unberechtigter Wähler, welcher versehentlich in den deutschen Reichstags⸗Wahllisten eingetragen ist und demzufolge bei den Wahlen zum Deutschen Reichstage von dem Stimmrecht Gebrauch macht, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 6. April 1891, deshalb nicht wegen Wahl⸗ fälschung (§. 108 St.⸗G.⸗B.) zu bestrafen.

Die Vorschriften der §§. 157 bis 160 des Gerichts⸗Verf.⸗ Ges. über die Leistung der Rechtshülfe beziehen sich, nach cinem Beschluß des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 9. April 1891, nur auf Fälle der Rechtshülfe unter Gerichten in der Ausübung der ordentlichen streitigen Gerichtsbarkeit; es kann ins⸗ besondere nur in Fällen dieser Art die in §. 160 jenes Gesetzes vorgesehene Beschwerde bei dem Reichs⸗ gericht gegen einen oberlandesgerichtlichen Beschluß angebracht werden. Dagegen sind für Disziplinarstrafsachen die Bestimmungen des betr. Landesrechts maßgebend, und die Frage, ob nach diesen letzteren Bestimmungen die im Ger⸗Verf.⸗Ges. enthaltenen Vorschriften über Rechtshülfe auch auf Disziplinarstraf⸗ sachen entsprechende Anwendung finden sollen, bezw ob in dem Falle, wenn die ersuchende und die ersuchte Behörde verschiedenen Staaten angehören, die Rechtshülfe auf Grund von Staatsverträgen zu leisten ist, ist nicht vom Reichsgericht zu entscheiden.

Statistik und Volkswirthschaft.

s. Die 4. Delegirtenversammlung des Deutschen Pharmazeuten⸗Vereins wurde gestern Vormittag, im Leipziger Garten von dem Vorsitzenden des Central⸗Vorstandes, Hrn. Dörrien ⸗Berlin, mit einer

8 88 Nr. 143 des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers⸗ vom

eröffnet, welche in einem enthusiastisch begrüßten Hoch hohen Bundes⸗ Versammlung

Reichsland,

auf Seine Majestät

Delegirten; die Bezirke Baden, Nordbayern, Nordwestdeutschland, Württemberg, Dresden, Hannover, ersten Gegenstand der Tages⸗ fangreiche Geschäftsbericht über die reichhaltige Mitglieder zählenden Vereines während Zeitraumes

Südbayern. Thüringen, Sachsen, Schlesien, ordnung bildete der um Thätigkeit des ungefähr 1300 des seit der letzten von zwei Jahren; der Darauf folgte die welcher folgenden Wortlaut hatte: welches sämmtliche nichtbesitzende Pharmateuten an Vermehrung die Delegirtenversammlung darüber berathen, in welcher mazeuten⸗Verein am Geeignetsten an in denen eine Neukonzessio⸗ bestehenden Apotheken

erselbe führte aus, Vororten Berlins ein empfindlicher Es komme vor, daß Ortschaften mit zuweilen ein halbes Dutzend

Delegirtenversammlung verflossenen Bericht gab zu Erinnerungen keine Veranlassung. Berathung eines Antrages des Bezirks Berlin, dem hohen Intere sse,

einheitlichen haben, wolle Weise sich der Deutsche Phar der Ermittelung von Orten betbheilige, nirung ohne Gefährdung der Existenz der wünschenswerth von dem Referenten Retslag⸗Berlin begründet. daß besonders in zahlreichen Mangel an Avpotheken herrsche. mehreren Tausend Einwohnern, in denen Aerzte praktizirten, nicht eine einzige Apotheke besäßen; Redner exemplifizirte sodann noch gegenwärtig

ausführbar

Gang bingewiesen, Neukonzessionirung pfahl er die Annahme des

den schleppenden Entscheidung von Avpotheken zu nehmen pflege, em die Befriedigung des Bedürfnisses nach neuen Avpotheken auf der der letzten Volkszählung anstrebenden Antrages. In der Diskussion, welche sich an das Referat knüpfte, wurde Rednern der zur Zeit übliche Modus der Ent⸗ scheidung der Bedürfnißfrage bemängelt und über die S des Erwerbes einer neuen Apotheke, sowie über die in Folg drobende Konkurrenz der Drogisten Klage Linke⸗Berlin den An⸗ ssion wählen, welche die Auf⸗

Grundlage ausgiebigen von den meisten

chwierigkeiten

erwachsende und Gefahr Im Versolg der Debatte brachte trag ein, jeder Bezirk solle eine Kommi gabe babe, in ihrem Bereich Ermittelungen darüber anzustellen, in dem Bezirk belegenen Orte Avpotheken eigneten, und das auf diese Weise gewonnene Material solle alljährlich dem Centralvorstande unterbreitet wer der Antragsteller evpent. anheimgegeben, Volksvertretung Apothekenfrage Abgeordneten Wichtigkeit zu ergreifenden Schritten auch den richtigen Weg einschlage. Er habe aus den ermwähnten parlamentarischen Verhandlungen den Eindruck daß die Königliche Staatsregierung den Interessen des egenüberstehe; er möchte in Vor⸗

sich für Neukonzessionirung von

einer Petition beschreiten, betreffenden Verhandlungen Tychsen⸗Hannover

man mit

diesjährigen,

Forderung,

Pharmazeutenstandes wohlwollend g daß das nach dem Antrag Linke dem Central⸗ betheiligten Ober⸗Prä⸗ unterbreitet werde. eingebrachten

schlag bringen, übermittelte

weiteren Veranlassung

Paulmann⸗Hannover cher dahin ging, der Centralvorstand möge die Reichs⸗ von Neukonzessionirungen eine Kom⸗ potheken ge⸗ unter Hinweis auf das Bedürfniß nur ungenügend ent⸗ der Ertheilung neuer Konzessionen. ch von einer Seite hervorgehoben worden, daß es sich bei der Entscheidung der Bedürfnißfrage empfehlen würde, ch die Ziffern der letzten Volkszählung zu Grunde zu legen, utachten der an dem betreffenden Ort prakti⸗ auch die Frage

befürwortete Antrag, wel regierung ersuchen, zum Zweäck mission zu ernennen, eignete Orte in gegenwärtige, sprechende Verfahren bei dem in der Diskussion no

welche für die Errichtung neuer A Vorschlag zu bringen habe, dem vorhandenen

nicht ledigli sondern auch das G zirenden Aerzte zu hören, wurde von anderer Seite Filialapotheken eine Bestimmung

welche einen Jahresumsatz von mehr als 8000 zu ertheilen sei.

Behandlung

denjeaigen Filialen, aufwiesen, eine besondere Konzession der schließlichen Abstimmung war die mann⸗Hannover mit 24 gegen 8, sowie diejenige des erlin mit allen gegen eine Stimme.

1 Das Ergebniß Annahme des Antrages Paul⸗ ntrages Linke⸗

Zur Arbeiterbewegung.

Der Generalrath der belgischen Arbeiterpart at an die Arbeitergruppen aller Länder ein neues vom „Vorwärts“ mitgetheiltes Rundschreiben gerichtet, welches zur ofortigen Einsendung aller Anträge und internationalen

Das Rundschreiben fordert ferner, tät einen gedruckten Bericht über die Arbeiter⸗ r Heimath vom ökonomischen und politischen d über den dortigen Stand der sozia⸗ um die langen mündlichen Be⸗ neralrath überläßt den Beschluß erklärt sich aber Es wird ferner in zum Kongreß in schweizerischen der Trades Unions

des amerikanischen

Vorlagen auffordert, Kongreß unterbreitet ede Nationali erhältnisse ihre Gesichtspunkte aus un istischen Bewegung einreiche, ichte zu vermeiden. über den Abstimmungsmodus dem Kongreß, ür die Abstimmung nach Nationalitäten. dem Nundschreiben versichert, deutschen, sterreichischen Sozialdemokratie, und der Sozialdemokratie Englands, Unionismus, aller Nuancen der französischen und Gewerkvereinsverbände, der spanischen, d italienischen sozialdemokratischen Arbeiter⸗ ländischen Sozialdemokratie, des skandina⸗ aldemokra⸗

Sozialismus und ozialdemokratie portugiesischen un partei, der nieder o vischen Sozialismus und endlich der ganzen sozi ei Belgiens zusammenfinden werden. nges Einvernehmen unter dem gesammten m. Als eventuelle neue Punkte der Tages⸗ ordnung werden die folgenden angegeben: Der 1. Mai möge als in dem achtstündigen Arbeitstage d weiht werden. Paris.) Annahme eines allgemei Gruppirungen der Arbeiterpartei. von Paris schlägt vor: Internationale sozialistische regelmäßige in kernationale Arbeiterstatisti mäͤßige Korrespondenz zwischen den verschiedenen Ländern. ( Arbeiterpartei.) die Sozialdemokraten jetzt, wie dem ernsthaft mit dem Gedanken um, ihnen nur

ischen Arbeiterpart Kongreß solle ein e Proletariat herstelle

ternationaler Feiertag neben em Frieden unter den Nationen ge⸗ des revolutionären Centralcomités von nen gleichen Namens für alle (Das revolutionäre Centralcomité Partei.) Eine k und eine regel⸗

(Vorschlag

der belgischen

In Leipzig gehen „Chemn. Tgbl.“ geschrieben wird, Versammlungshaus zu bauen, da e von dem besseren Publikum frequentirten aber Projekt wurde

ch ein eigenes ße Säle, di gar nicht, zu Vers schon vor zwei Jahren angeregt, mangel, nicht zur Ausführung.

schusses von der Maifeier zusammen mi ten Geldern als Grundkapital zu dem Weitere in einer bevorstehenden Versammlung be⸗ In einer von 300 meist weiblichen Personen der in den Buchdruckereien und Schrift Arbeiterinnen und Hülfsarbeiter ch'schen Offizin zwischen Arbeiterinnen entstandene Differenz Gegenstand ammlung erklärte die Entlassung von zwei Ar⸗ für ungerechtfertigt und die ent⸗ unen für gemaßregelt und beschloß, Die wöchent⸗

ammlungen zur Verfügung stehen. Das kam aber, wahrscheinlich aus Geld⸗ Jetzt soll nun ein Theil des Ueber⸗ t den früher bereits zu diesem Zwecke gesammel Hausbau an⸗ gelegt und alles schlossen werden. besuchten Versammlung gießereien beschäftigten bildete am Mittwoch eine in der Grumba dem Arbeitgeber und den der Besprechung. Die Vers beiterinnen, welche stattgefunden hatte, lassen sowie die ausgetretenen Arbeiteri n ihnen den vollen Lohn als Unterstützung zu gewähren. liche Beisteuer zum Unterstützungsfonds wurde deshalb von 10 auf

15 erhöht. In einer Versammlung der Ofensetzer⸗Ge⸗

hülfen erstattete an demselben Tage die kürzlich zur Verhandlung mit den Arbeitgebern wegen des von diesen eingeführten neuen Tarifs gewählte Kommission Bericht über das Ergebniß ihrer Thätigkeit. Der Verein der Arbeitgeber hat es danach abgelehnt, den früheren Tarif von 1888 unter Preisgebung des neu eingeführten wieder herzustellen, und es wird sich daher jetzt die Kommission auf Unterhandlungen mit den einzelnen Arbeitgebern beschränken. Die Versammlung beschloß, bei dem 1888er Tarife unter dem Zugeständiß der Ermäßigung einiger Lohnsätze um 10 und 15 % zu beharren, aber von einer Arbeits⸗ einstellung abzusehen. Weiter wurde beschlossen, auf die von den Arbeitgebern angeregte Errichtung eines gemeinschaftlichen Arbeitsnachweises einzugehen.

Aus Brüssel wird telegraphisch gemeldet: Nach Meldungen aus Niel herrsche daselbst seit Dienstag unter den Arbeitern einer Cementfabrikanläßlich Lohinherabsetzungen große Erregung. Die Gendarmerie hatte mehrfache Zusammenstöße mit den Strikenden und mußte von der Waffe Gebrauch machen. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Jetzt scheint die Ruhe wieder hergestellt zu sein. Der „Voss. Ztg.“ wird geschrieben: In Lessines im Hennegauschen ist es seit Sonntag zu argen Ausschreitungen gekommen. Die dortige starke sozialistische Partei wollte am Sonntag Nachmittag nach dem Grabe eines kürzlich verstorbenen Arbeiters ziehen, um einen Kranz auf sein Grab niederzulegen. Da die Familie des Verstorbenen gegen diese Kundgebung Einspruch erhob, so untersagte der Bürgermeister den Aufzug. Trotzdem zogen die Sozialisten nach dem Friedhof, wo sich ihnen Gendarmerie entgegenstellte und sie zerstreute; die Sozia⸗ listen traten dann in benachbarte Ausschanklokale, bewaffneten sich mit Biergläsern, welche auf die Polizisten und Gendarmen geschleudert wurden. Der Polizeikommissar wurde verwundet. Am Dienstag hielt der Gemeinderath Sitzung. Die Arbeiter wollten den Sitzungs⸗ saal stürmen. Die Gendarmerie mußte aus Ath herbeigtholt werden um das Stadthaus zu schützen. 8

Ueber die Ausstandsbewegung unter den Bäcker gesellen in Paris liegen folgende Wolff'schen Meldungen vor: Gestern versammelten sich gegen 6000 Bäckergesellen im Tivoli⸗Vauxhal! und beschlossen einstimmig, die Aufhebung der Vermittelungsbureaus zu fordern und unverzüglich den Ausstand eintreten zu lassen. Nach der Versammlung bildeten die Theilnehmer an derselben einen Zug und beabsichtigten, sich nach der Arbeiterbörse zu begeben. Als das Vereinsbanner entrollt und Rufe: „Es lebe der Ausstand!“ laut wurden, schritt die Polizei ein und versuchte den Zug zu zerstreuen und des Banners hab⸗ haft zu werden. Hierdurch entstand ein ziemlich ernster Tumult, das Banner befand sich bald in Händen der Polizei, bald in denen der Bäckergesellen, welche letzteren schließlich in seinem Besitze blieben. Endlich löste sich der Zug auf und die Bäckergesellen erreichten einzeln die Arbeiterbörse. Die Versammlung der Bäckergesellen am gestrigen Nachmittag in der Arbeitsbörse verlief sehr tumultuarisch. Die Versammlung konnte sich nicht darüber einigen, ob der Strike gestern Abend oder heute beginnen solle. Es wurde beschlossen, eine Kommission zu ernennen, welche beauftragt werden sollte, Mittel zur Ueberwachung der Bäckereien zu finden, in denen die Arbeit fortgesetzt wuͤrde, und die Arbeit diese Nacht zu verhindern. Ferner wird berichtet, daß die Delegirten von 21 Alimen⸗ tations⸗Korporationen gestern Nachmittag auf der Arbeits⸗ börse eine Versammlung abhielten und eine sofortige Geld⸗ unterstützung für die strikenden Bäcker beschlossen. Die Bäcker⸗ meister haben die Behörden um Schutz gebeten, da die Bäckergehülfen gedroht haben, die Arbeitsaufnahme um jeden Preis zu verhindern, nöthigenfalls sogar das Gas in den Bäckereien auszulöschen. Der Ministerrath beschäftigte sich in der gestrigen Sitzung mit den Angesichts des drohenden Ausstandes der Bäckergesellen zu ergreifenden Maßnahmen.

In Bordeaux nahmen die Tramways am Mittwoch Vor⸗ mittag ihre regelmäßigen Fahrten wieder auf. Die Bediensteten haben ihre Forderungen durchgesett, und um diesen genügen zu können, genehmigte der Gemeinderath eine Erhöhung der Fahrpreise um 5 Cent, wodurch der „Magdeb. Ztg.“ zufolge eine Mehreinnahme on 200 000 Fr. gesichert scheint.

Ergebnisse der Volkszählung in Schottland und Australien.

Das Ergebniß der jüngsten Volkszählung für Schottland liegt nunmehr vor. Die Einwohnerzahl beträgt nach der „A. C.“ 4 033 103 Seelen und zwar 1 951 461 männlichen und 2 081 642 weib⸗ lichen Geschlechts. Im Vergleich mit 1881 ergab sich eine Zunahme von 297 530 Seelen oder 7,98 %. Glasgow hat 565 714 Ein⸗ wohner (511 415 in 1881) und Edinburg 261 261 (234 402 in 1881) Das Resultat der letzten Volkszählung in den größeren Städten Australiens ist folgendes: Melbourne 489 185 Einwohner, Sydney 386 400, Adelaide 133 000 und Brisbane 55 959. In Pro⸗ zenten ausgedrückt vermehrte sich die Bevölkerung Melbournes in der letzten Dekade um 130 % und die Sydneys um ca. 70 %. 8

Kunst und Wissenschaft. 8

Ueber den Lebensgang des in Göttingen verstorbenen (vergl. Nr. 146 d. Bl.) Wirklichen Geheimen Raths, Professor Dr. Wil⸗ helm Eduard Weber entnehmen wir dem „Hamb. Corr.“ noch das Folgende: Er war 1804 in Wittenberg als Sohn des bedeutenden Theologen Michael Weber geboren, besuchte wie seine beiden vor ihm gestorbenen Brüder, zwei bekannte Professoren der Medizin, die Schule des Francke’'schen Waisenhauses in Halle und die dortige Universität und ließ sich 1831 in Göttingen nieder. Hier trat er nicht bloß wissenschaftlich, sondern auch politisch als einer der bekannten „Göttinger Sieben“ bedeutsam hervor. Weber setzte in anderen Ländern seine Studien als Privatgelehrter fort und wurde 1843 durch den König von Sachsen an die Universität Leipzig berufen. Schon 1849 kehrte er nach Göttingen zurück, wo er bis zu seinem Tode verblieben ist und eine Zierde der Universität war. Die Erfindung des elektri⸗ schen fällt in die Zeit, als Weber mit dem berühmten Mathematiker Gauß zusammen in enger Freundschaft verbunden arbeitete. Eine Verbindung des physikalischen Instituts mit dem magnetischen Observatorium durch einen über die Dächer der Stadt gezogenen Kupferdraht war der erste praktisch thätige Telegraph (1833). Erst 1834 wurde die Ersindung in wissenschaftlichen Zeitschriften bekannt gemacht und besprochen. Für die praktische Ausnutzung der großen Erfindung in weiten Kreisen hat Weber, der seinen gelehrten magnetisch⸗elektrischen Forschungen nachging, wenig gethan. Hier über⸗ flügelten ihn alsbald Andere, namentlich der (auch erst vor wenigen Jahren gestorbene) Amerikaner Morse, der den sogenannten Morse⸗Apparat erfand (1837) und vielfach dabher als der eigentliche Erfinder dessen, was wir jetzt unter Telegraphie verstehen, betrachtet und genannt wird. Das Prinzip der Telegraphie ist aber weder von Sömmering (der 1823 in München einen Versuch, die Elektrizität zur Vermittlung von Zeichen zu benutzen, anstellte), noch von Morse, sondern zuerst in aller Reinheit und Klarheit von Weber (in Gemeinschaft mit Gauß) zu Göttingen entwickelt und angewandt worden.

Wie die „Frankf. Ztg.“ meldet, wird der Elektrotechniker⸗ Kongreß vom 7. bis 12. September in Frankfurt a. M. ab⸗ gehalten werden. 8 ö

Land⸗ und Forftwirthschaft.

Wie wir aus Rumänien erfahren, haben die seit Ende Mai in der Moldau niedergegangenen ausgiebigen Regengüsse auf die Saaten günstig eingewirkt. Für Winterweizen rechnet man in den nördlichen Distrikten auf etwa 75 % einer Mittelernte. Winterroggen wird in der Moldau wenig und nur für den eigenen Bedarf gebaut. Ueber den voraussichtlichen Ertrag an Sommerkorn läßt sich zur Zei ein Urtheil noch nicht abgeben. 8

Neueren Nachrichten zufolge ist die Weizenernte in Ober⸗ Egypten ebenso gut wie im Vorjahr, in Unter⸗Egypten, wo si noch im Gange ist, noch ein gut Theil reichlicher als im Vorjahr ausgefallen. Im Ganzen wird der voraussichtliche Meohrertrag de diesjähri Ernte auf etwa 25 % geschätzt.

vVYXPerkehrs⸗Anstalten.

Telegramm von Kaldenkirchen. Die zweite englische

Post über Vlissingen vom 26. Juni ist ausge lieben. Grund: Eisenbahn⸗Betriebsstörung.

Bremen, 25. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Havel“ hat heute früh von Southampton die Reise nach New⸗York fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Trape“, von New⸗York heimkehrend, traf gestern Nachmittag in Sout hampton ein und setzte mit noch 330 Passagieren die Rückkehr nach der Weser fort. Der Schnelldampfer „Werra“ hat gestern früh die Rückreise von New⸗York nach Europa angetreten. Der Postdampfer,Salier“ ist heute in Suez eingetroffen. Der Schnelldampfer „Elbe“ hat heute früh Dover passirt. Der Postdampfer „Baltimore“ hat gestern St. Vincent passirt. Der Schnelldampfer „Lahn“ hat heute Morgen die Heimreise von New⸗York nach Bremerhaven angetreten. Der Schnelldampfer „Aller“ ist am 24. Juni Morgens in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Baltimore“, von Brasilien kommend, hat am 24. Juni Vormittags St. Vinecent, der Schnell⸗ dampfer „Trave“, von New⸗York kommend, Nachmittags Prawle Point passirt. Der Postdampfer „Ohio“, nach dem La Plata be⸗ stimmt, hat am 23. Juni Abends Las Palmas passirt. Der Post⸗ dampfer „Köln“ hat am 24. Juni Nachmittags die Reise von Antwerpen nach Bremen fortgesetzt.

Hamburg, 25. Juni. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerikanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer⸗Europa“ ist, von Westindien kommend, heute Morgen in Havre eingetroffen. Der Postdampfer „Fürst Bismarck' ist, von New⸗York kommend, heute Vormittag in Southampton eingetroffen. Der Postdampfer „Slavonia“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in Baltimore eingetroffen.

London, 25. Juni. (W. T. B) Der Castle⸗Dampfer „Dunottar⸗Castle“ hat gestern auf der Ausreise Madeira passirt. Der Castle⸗Dampfer Roslin Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen. Der Union⸗Dampfer „Moor' ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Tartar“ ist gestern auf der Heimreise von Madeira absgegangen. .

Theater und Musik.

Marcella Sembrich's letzter Gastabend im Kroll'’schen Theater ist auf Mittwoch angesetzt, während sie am Sonntag, vielfachen Wünschen nachgebend, noch einmal die „Regimentstochter“ singt. Lola Beeth giebt morgen als Susanne in „Figaro's Hoch⸗ zeit“ die vorletzte Partie ihres nur auf sechs Abende beschränkten Gastspiels.

Im Belle⸗Alliance⸗Theater geht morgen neu einstudirt der Schwank „Das elfte Gebot“, der an dieser Bühne vor drei Jahren nahezu hundert Auffübrungen erlebte, wieder in Scene.

In wenigen Tagen wird das Gastspiel der „Münchener⸗ im Adolph Ernst⸗Theater mit den Aufführungen des lustigen Stücks „Der Protzenbauer von Tegernsee“ schließen. Am Mittwoch beginnt dann das Ensemble⸗Gastspiel der „Wiener“ vom Theater i. d. Josefstadt.

Mannigfaltiges.

Ihre Majestät die Kaiserin besuchte heute Vormittag um 9 ½ Uhr das im C an das Garnison⸗Lazareth zu Tempelhof unter Mitwirkung des Central⸗Comités der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz neu errichtete Baracken⸗Lazareth. Die hohe Frau wurde von dem Kriegs⸗Minister, General⸗Lieutenant von Kaltenborn⸗ Stachau, dem General⸗Stabsarzt der Armee Dr,. von Coler und dem Regierungs⸗Rath Haß als Vertreter des Central⸗Comités der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz empfangen. Das neu errichtete Baracken⸗Lazareth, welches am 1. Juli auf die Dauer von 5 bis 6 Monaten in Betrieb gestellt und mit erkrankten Soldaten belegt werden wird, hat die hauptsächlichste Aufgabe, diejenigen Gegenstände, welche bei dem auf Anregung Ihrer Majestät der hochseligen Kaiserin Augusta im Jahre 1889 zu Berlin veranstalteten Wettbewerb, die beste innere Einrichtung eines transportablen Lazareths betreffend, von der internationalen Preisjury prämiirt wurden, auf ihre dauernde praktische Verwendbarkeit zu prüfen. Für das Lazareth sind sechs Baracken verwendet worden, von denen drei aus fiin nach dem Döcker'schen System, drei aus Leinewand angefertigt ind. Drei der Baracken dienen zu Wirthschaftsräumen bezw. zur Unterbringung des Pflegepersonals, drei zur Aufstellung von je sechszehn Krankenbetten. Die erforderlichen Pflegekräfte zur Ausübung des Krankenwartdienstes in dem Baracken⸗Lazareth stellt das deutsche Central⸗Comilé; es wird hierzu vier Pflegerinnen des dem Augusta⸗Hospital attachirten Pflegerinnen⸗ verbandes des Frauen⸗Lazarethvereins zu Berlin, sowie fünf Pfleger, welche der Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege ange⸗ hören, verwenden. Als Spezial⸗Delegirter für das Baracken⸗Lazareth ist von dem deutschen Central⸗Comité dessen Mitglied, Medizinal⸗ Assessor Dr. Menger ernannt worden.

In Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin fand heute Vormittag um 11 Uhr die Schiußprüfung der in der Königlichen Turnlehrer⸗Bildungsanstalt ausgebildeten Turnlehre⸗ rinnen statt. Das Gebäude hatte aus diesem Anlaß reichen Schmuck angelegt. Im großen Saal stand unter einem goldenen Baldachin die Büste Seiner Majestät des Kaisers. Zum Empfange Ihrer Majestät hatten sich der Unter⸗Staatssekretär Dr. von Weyrauch, Mitglieder des Provinzial⸗Schulkollegiums, der Direktor der König“ lichen Elisabethschule, Professor Dr. Wätzold, der Geheime Medizinal⸗ Rath, Prof. Dr. Waldeyer, Vorstandsmitglieder des Heimaths⸗ hauses für Töchter höherer Stände und andere Damen sowie das Kollegium der Anstalt eingefunden. Die Vor⸗ stellung, an der 89 junge Damen, sämmtlich weiß gekleidet, theil⸗ nahmen, begann mit einem tanzartigen Aufmarsch, der sehr an⸗ muthig ausgeführt wurde. Nachdem dann alle Schülerinnen einige Freiübungen gezeigt hatten, folgte ein Geräthturnen. Eine Abtheilung uͤbte unter Frl. Diez am Barren, eine zweite unter Frl. Hoff⸗ mann am Rundlauf, eine dritte unter Frl. Schirmer am Springkasten. Ein zierlicher Tanzreigen leitete zu allgemeinen Spielen und Uebungen über; dann wurde ein recht ansprechender Reifenreigen vorgeführt. Seilschwingen und ein Gesangreigen nach dem Liede „Nun, ade du mein lieb Heimathland“ beschlossen die Vorfuhrung. Um 11 ¾ Uhr verließ die Kaiserin unter dem Hurrah und dem Tücherschwenken der Schülerinnen die Räume der Anstalt.

Auf dem Schulhofe des Königlichen Wilhelms⸗Gym⸗ nasiums fand gestern Nachmittag ein Schau⸗ und Wettturnen der oberen Klassen des Gymnasiums statt, dem der General⸗Inspecteur des Militärbildungswesens, General pon Kehler, der Commandeur des Kadettencorps, General⸗Mazjor von Stuckrad, der General⸗Stabsarzt der Armee Dr. von Coler, Stabsarzt Dr. Nicolai, Geheimer Regierungs⸗

—.————.——