im Chorraum in der Nähe des Altars Platz. Die Predigt hielt Reverend W. J. Hall; den Inhalt derselben bildete Gottes Einfluß auf die materiellen Dinge. Nach dem Gottes⸗ dienste kehrten Ihre Maäjestäten der Kaiser und die Kaiserin nach dem Buckingham⸗Palast zurück und wurden von der vor der Kathedrale angesammelten Menge ehrerbietigst begrüßt. Seine Majestät der Kaiser sowie die Begleitung trugen Civil⸗ kleidung. 1
Nachmittags fuhren Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin zum Besuch des Marquis von Salisbury mittels Sonderzuges nach Hatfield, wo Allerhöchstdieselben gegen 6 Uhr eintrafen. Der Prinz und die Prinzessin von Wales, die Prinzessinnen Victoria und Maud von Wales, der Herzog von Cambridge u. A. hatten sich schon vorher dorthin begeben. An der Station wurden Ihre Majestäten von dem Marquis von Salisbury und dessen ältesten Sohne Lord Cranborne empfangen und begaben Sich zu Wagen mit dem Marquis von Salisbury nach Hatfield House, wo die Marquise von Salisbury die Kaiser⸗ lichen Majestäten empfing. Seine Majestät trug hell⸗ graue Kleidung und weißen Hut. Zahlreiche Zu⸗ schauer waren nach Hatfield geeilt, um der Ankunft des Kaisers beizuwohnen. Tausende besetzten den Weg vom Bahnhofe bis Hatfield und begrüßten Ihre Majestäten
sowie die Prinzen und Lord Salisbury auf das Wärmste. Die.
Gemächer von Hatfield house sind zur Aufnahme der Königlichen Gäste herrlich geschmückt. Das Schlafzimmer Ihrer Majestät der Kaiserin ist dasjenige, in welchem die Königin Victoria 1846 schlief, als sie Hatfield besuchte. Die Marquise führte Ihre Majestät die Kaiserin in Ihre Gemächer, während Lord Salisbury Seiner Majestät dem Kaiser das Schloß, ein ge⸗ schichtliches Denkmal aus der Zeit König Jacob's I., zeigte. Das besondere Interesse Seiner Majestät erregte eine Selten⸗ heiten enthaltende Waffensammlung. Das Diner wurde im großen Marmorsaale servirt. 8
Seine Durchlaucht der Prinz Albert von Sachsen⸗ Altenburg, General⸗Major und Commandeur der 3. Garde⸗ Kavallerie⸗Brigade, hat sich zu kurzem Aufenthalt nach Dresden begeben.
Der Kaiserliche Gesandte im Haag Graf zu Rantzau hat einen kurzen Urlaub nach Wilhelmshöhe angetreten. Während der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt der Legations⸗Rath Freiherr von Gaertner⸗ Griebenow als Geschäftsträger.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich sächsische Wirkliche Geheime Rath Dr. Heerwart ist von hier abgereist.
Der Königlich rumänische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe Gregor J. Ghika hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während der Ab⸗ wesenheit desselben fungirt der Erste Sekretär der Gesandtschaft Cuciurano als Geschäftsträger.
Der Chef der Landgendarmerie, General der Infanterie von Rauch hat einen Urlaub nach Pommern angetreten.
Der General Lieutenant Jacobi, Inspecteur der Feld⸗ Artillerie, ist von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.
x Gumbinnen, 12. Juli. Der Minister für §.
Gewerbe Freiherr von Berlepsch und der Finanz⸗Minister Dr. Miquel, welche heute um 61 ¼ Uhr Abends hier eintrafen, be⸗ gaben sich wie „W. T. B.“ berichtet, vom Bahnhofe durch die reich beflaagten Straßen nach dem Regierungsgebäude, woselbst sie beim Regierungs⸗Präsidenten von Steinmann das Diner einnahmen.
Koblenz, 12. Juli. Der Erste Kommandant von Koblenz Ehrenbreitstein, General⸗Lieutenant Graf zu Rantzau ist, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, gestern Abend im Alter von 55 Jahren in Wilhelmshöhe bei Kassel gestorben. Graf Rantzau war seit April 1890 Kommandant von Koblenz; er war ge⸗ boren zu Hohenhain in Schleswig und trat am 29. März 1852 in die Armee ein. v“
Baden.
Karlsruhe, 12. Juli. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, gestern Nachmittag auf Schloß Mainau einge⸗ troffen. In Konstanz wurden Ihre Königlichen Hoheiten am Bahnhof von dem Landeskommissär, dem Amtsvorstand, dem Landgerichts⸗Präsidenten, dem Ober⸗Bürgermeister, dem Kom⸗ mandanten des Gendarmerie⸗Distrikts und dem Regiments⸗ Commandeur empfangen und von einer großen Anzahl daselbst versammelter Personen mit lebhaften Rufen begrüßt. Die Stadt hatte Flaggenschmuck angelegt.
Während des nun abgtelaufenen mehrwöchigen Auf⸗ enthalts der Großherzoglichen Herrschaften in Baden⸗Baden hat sich Seine Königliche Hoheit der Großherzog einer Massagebehandlung durch Professor von Zedersköld unterzogen, mit deren Ergebniß Höchstderselbe außerordentlich zufrieden ist.
—
Hessen Darmstadt, 12. Juli. Seine Königliche Hoheit der Großherzog traf gestern von Seeheim hier ein und wird sich der „Darmst. Ztg.“ zufolge morgen nach Laufach begeben, um der Feier zur Erinnerung des im Jahre 1866 daselbst simrttgebablen Gefechts beizuwohnen. 8
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. 1b ““ Coburg, 11. Juli. In der heutigen Sitzung des Land⸗ tages des Herzogthums Coburg wurde nach der „Cob. Ztg.“ der Etat der Domänenkasse für die Finanzperiode vom 1. Juli 1891 bis 30. Juni 1897 berathen, über welchen für die Finanzkommission der Abg. Arnold eingehend berichtete. Derselbe stellte schließlich den Antrag: der Landtag wolle dem auf die Zeit vom 1. Juli 1891 bis 30. Juni 1897 vorgelegten Zeit⸗ Etat für die Domanial⸗Revenuen⸗Verwaltung, welcher mit einer Einnahme von 420 500 ℳ und mit einer Aus⸗ gabe von 236 500 ℳ, somit mit einem jährlichen Ueberschuß von 184 000 ℳͤ abschließt, — wovon ½ mit 92 000 ℳ an die Herzogliche Generalkasse und ½ mit 92 000 ℳ an die Herzogliche Staatskasse als Beitrag der Domäne zu den Staatslasten abzugewähren sein wird, — vorbehaltlich ander⸗ w d Regelung einzelner Positionen der Ausgabe
snach Feststellung der auf die Gemeinschaft zu übernehmenden
Beträge durch den gemeinschaftlichen Landtag, bezw. längstens bei Feststellung des gemeinschaftlichen Etats, seine Zustimmung ertheilen. Nach Durchberathung der einzelnen Kapitel des neuen Etats wurde der vorstehende Antrag der Finanzkommission einstimmig vom Landtage angenommen Nach Erledigung der dem Landtage gemachten Vorlagen sprach hierauf im Namen Seiner Hoheit des Herzogs der Geheime Staatsrath Frei⸗ herr von Ketelhodt die Vertagung des Landtages aus.
Elsaß⸗Lothringen. 8
Straßburg, 12. Juli. Nr. 13 des „Gesetzblattes für Elsaß⸗Lothringen“ enthält eine Allerhöchste Verordnung, betreffend die Einsetzung des Dr. Fritzen als Bischof von Straßburg und die Veröffentlichung der 8b lichen Institutionsbulle, sowie eine Allerhöchste Ver⸗ ordnung, betreffend die Veröffentlichung der päpst⸗ lichen Institutionsbulle des Weihbischofs Mar⸗ bach zu Straßburg. .
In Metz fanden nach einer Meldung des „W. T. B.“ heute unter ganz außerordentlich großer Betheiligung die Nachwahlen zum Gemeinderath statt. Gewählt wurden 5 Altdeutsche und 11 Einheimische. Der neue Gemeinderath besteht demnach aus 11 Altdeutschen und 21 Einheimischen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 13. Juli. Das „Fremdenblatt“ bezeichnet die Meldung des Pariser „Temps“, wonach die österreichische Regierung dem Nuntius Galimberti in Angelegenheit der Abmachungen, betreffend den Dreibund, Mittheilung gemacht hätte, als vollständig erfunden.
Die „Politische Correspondenz“ versichert, die Handels⸗ vertrags⸗Verhandlungen mit der Schweiz böten gegenwärtig Aussicht auf eine rechtzeitige Beendi⸗ gung. Ein Aufschub der auf den 20. 0. M. anberaumten 11““ mit Italien in Bern dürfte nicht nothwendig werden.
Wie die „Presse“ mittheilt, beschäftige sich die Regierung mit der Frage, die im Jahre 1876 eingeführten Retorsions⸗ zölle gegen Rumänien wieder aufzuheben, nachdem der in Kraft getretene neue rumänische Generaltarif die bis⸗ herige differentielle Behandlung der österreichisch— ungarischen Waaren beseitigt hat.
Das ungarische „Amtsblatt“ publizirt das Gesetz, betreffend die Verstaatlichung der ungarischen Linien 28e ““ Ungarischen Staatsbahngesell— schaft.
In der vorgestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses entwickelte der Minister für Ackerbau unter großem Bei⸗ fall des Hauses die Grundzüge eines dem Hause späterhin vorzulegenden Gesetzentwurfs Betreffs der landwirth⸗ schaftlichen Genossenschaften. Der Minister bezeichnete als den Hauptzweck des Gesetzes, die allmähliche Befreiung des Kleingrundbesitzes von seinen Schulden herbeizuführen durch Ausgabe von Pfandbriefen auf den verschuldeten Kleingrund⸗ besitz unter Garantie der einzelnen Länder.
Das Pistolenduell zwischen den Abgg. Vecsey⸗ und Redacteur Gajary (siehe Nr. 161 d. Bl. vom 11. d. M.) hat am Sonnabend Nachmittag stattgefunden; bei demselben wurde Niemand verletzt. Um 6 Uhr Abends fand dann das Säbelduell zwischen den Abgg. Gajary und Polonyi statt, Polonyi erhielt eine Hiebwunde am Arme, Gajary eine leichte Hautabschürfung im Gesicht. . 8
Großbritannien und Irland
Der heutige „Standard“ bespricht den Besuch Seiner Majestät des Deutschen Kaisers in Hat⸗ field und meint: Die Leitung der Geschäfte durch Lord Salisbury, möge sie nach dem gegenwärtigen Parlamente verlängert werden oder nicht, werde einen ehrenvollen Platz in der Geschichte der Nation erhalten, in welcher der Besuch Seiner Majestät des Kaisers verzeichnet ist, der in so entsprechender Weise vorbereitet war und in einer in jeder Hinsicht so glück⸗ lichen Weise zur Ausführung gelangte. Die „Times“ macht aufs Neue darauf aufmerksam, daß der gegenwärtige Status quo keinen Staat, ob groß oder klein, bedrohe, und daß die Verbündeten, welche diesen Status quo verbürgen und die Interessen des Friedens wahren, die Schützer und nicht die Feinde der kleineren, neutralen Staaten seien.
Der Herzog und die Herzogin von Anhalt sind gestern Abend zum Besuch der Königin in Windsor ein⸗ getroffen.
Wie der „Standard“ meldet, ist die Majorität der irischen Partei nicht abgeneigt, Dillon, sobald er seine Gefängnißstrafe verbüßt hat, als Führer der Partei an Stelle Mac Carthy's zu wählen, welcher beabsichtigen soll, aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung zu nehmen. 11 parlamentacischen Kreisen glaubt man, daß in Folge dieser Veränderung in der Leitung der Partei sich gewisse einfluß⸗ reiche Parnelliten von ihrem Chef trennen werden.
Frankreich.
Paris, 13. Juli. Der Kriegs⸗Minister de Freycinet ist von seiner Inspektionsreise in den östlichen Departements wieder hier eingetroffen.
Die Minister Ribot und Barbey sind vorgestern in Toulon eingetroffen, um den Flottenmanövern beizuwohnen.
Der Senat beschäftigte sich in seinen Sitzungen vom 9. und 10. d. M. mit der Arbeit der Unerwachsenen und Frauen in den Fabriken. Für erstere wurde nach der „Fr. C“ der zehnstündige Arbeitstag, für letztere der elf⸗ stündige angenommen. Die Nachtarbeit der Frauen wurde unter⸗ sagt. Außerdem wurden zwei Anträge angenommen. Nach dem einen sind die Familienwerkstätten, in denen nur Familienange⸗ hörige oder fremde Lehrlinge arbeiten, deren Zahl die der Arbeiter nicht überschreiten darf, der offiziellen Aufsicht enthoben; nach dem anderen muß die Inspektion vom hygzienischen Standpunkt stattfinden, wenn diese Werkstätten als gesundheitsschädlich er⸗ kannt worden sind. — Die Deputirtenkammer setzte am Sonnabend die Berathung des Zolltarifs fort. Der Zoll auf Baumwollengarne veranlaßte wieder eine lange und leb⸗ hafte Erörterung. Der Deputirte Burdeau beantragte schließ⸗ lich, zuerst über die zeitweise zollfreie Zulassung abzustimmen, das Haus beschloß aber auf Antrag Meline's, zuerst über die Zölle, dann über die zeitweise Zulassung und schließlich über das Ganze abzustimmen. Die Sitzung wurde darauf auf⸗ gehoben. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde, wie der
Köln. Ztg.“ berichtet wird, §. 1 der Nummter 368 (auf reine 1“ “ 8
Baumwollengarne von 16 000 m Länge und weniger ist ein
Zoll von mindestens 15 Fr. zu erheben) mit 261 8
gegen 247 Stimmen abgelehnt. Der Handels⸗Minister schlug alsdann vor, den ursprünglichen Tarif mit Ein⸗ führung der im verworfenen Tarif enthaltenen Ermäßigungen wieder aufzunehmen und den §. 4 (reine Baumwollengarne von 25 000 bis 30 000 m zahlen einen Zoll von mindestens 28 Fr.) nur abzuändern. Der Vorsitzende des Ausschusses erklärte, der Ausschuß wolle den Antrag in Erwägung ziehen, und z dem Zweck vertagte das Haus sich bis 2 Uhr. In der Nach⸗ mittags Sitzung erklärte der Berichterstatter, der Ausschuß habe den neuen Regierungsantrag über die Verzollung der Baumwollengarne angenommen in der Annahme, daß der s geänderte Tarif jede zeitweilige zollfreie Zulassung ausschließe Demnach sind in der Aufstellung nur die folgendern drei Ziffern geändert: Garne von 25 500 — 30 500 m zahlen 25 Fr. (statt 28 Fr.), Garne von 30 500 — 35 500 m zahlen 33 Fr. (statt 35 Fr.) und Garne von 35 500 — 40 500 m zahlen 37 Fr.(statt 40 Fr.) Nachlanger Erörterung wurde schließlich dieser Vermittelungsantrag der Regierung mit 277 gegen 242 Stimmen angenommen. Mit 358 gegen 151 Stimmen wurd dann der ganze Vorschlag, welcher Erhöhung und zeitweilig Zulassung umfaßt, verworfen, nachdem Meline erklärt hatte die Kommission und seine Freunde würden dagegen stimmen. Burdeau sagte, die Absicht der Kammer habe sich klar gezeigt. Sie wolle sich mit dem status qu begnügen. Der Berichterstatter wünschte Rückverweisun an die Kommission. Die Sitzung wurde aufgehoben. Nachden die Sitzung wieder aufgenommen war, theilte der Bericht⸗ erstatter mit, die Kommission habe den Minimalzoll dahin ab geändert, daß sie den j'tzigen Satz als Grundlage desselben und die 300 prozentige Erhöhung als Maximalzoll angenommer habe. Dieser Vorschlag fand die Zustimmung des Hauses welches auch die übrigen Nummern der Baumwollgarne in der Kommissionsfassung bewilligte. Dann vertagte sich die Kammer wegen des Nationalfestes bis zum Mittwoch. 1
Der Chef des Generalstabes, General de Miribel wird, dem „Petit Républicain de l'Aube“ zufolge, mit zwei Gene ralen, elf Stabsoffizieren, neun Hauptleuten und Subaltern⸗Offi zieren demnächst in Bar⸗sur⸗Aube eintreffen. Das VII. Corps wird im AnfangSeptember in Chaumont undeine detachirte Brigad bei Colombey Juzennecourt zusammengezogen werden, sodaß dort der Bestand etwa 25 000 Mann und 4000 Pferde betragen wird. Zu gleicher Zeit wird das VIII. Corps bei Chatillon und Montigny sur⸗Aube zusammengezogen. Am 3. und 4. Septembe sollen die beiden Co.ps vor Bricon zusammentreffen und dann nebeneinander auf Brienne und Vitry zur Theilnahme a den großen Manövern marschiren. Die Brigade Marine Infanterie, die auf Seiten des V. und VI. Corps an den Manövern theilnimmt, steht unter dem Befehl des Brigade⸗ Generals Bichot. 1 8
Nach einem hier eingetroffenen Telegramm de Brazza's ist die Mission Crampel's im Laufe des April an der Südgrenze des Bagneremi in der Nähe von Bliar angekommen. Die Nachhut, die sich im Laufe de Mai mit der Mission vereinigte, wurde von arabischen Häuptlingen des Landes gut aufgenommen. Nach Ansicht des Kolonialamts dürfte, wie „W. T. B.“ meldet, Falls kei Hinderniß eingetreten sei, Crampel bereits das Süd⸗Ufer des Tsadsees erreicht haben. Die Blätter heben die große politische und kommerzielle Bedeutung des voraussichtlichen Erfolges der Expedition hervor.
8 Rußland und Polen.
Der Großfürst⸗Thronfolger hat, der „A. R.⸗C.“ zufolge, bezüglich Westsibiriens seine Reiseroute geändert; an fänglich war projektirt, den Weg von Tomsk nach Omsk zu Lande auf dem „großen Moskauschen Trakt“ zurückzulegen, während man sich jetzt dahin entschieden hat, die Reise zu Wasser auf den Flüssen Tom, Ob und Irtysch zurückzulegen.
Die japanische Spezial⸗Gesandtschaft, welche schon vor einiger Zeit angekündigt wurde, wird gegen den 20. Juli a. St., mit dem Prinzen Arissugawa an der Spitze, in St. Petersburg erwartet.
Die strengen Verordnungen der russischen Regierung über die Ausländer veranlassen augenblicklich im Südwestgebie zahlreiche Güterverkäufe; die Verkäufer sind vorzugsweis deutsche Unterthanen. Gleichzeitig sind aus dem Westgebie von denjenigen Ausländern, welche in Rußland bleiben wollen, beim Ministerium des Innern eine große Anzahl Gesuche, hauptsächlich von Deutschen und Oesterreichern, um Aufnahme in den russischen Unterthanenverband eingelaufen.
Niederlande.
Wie „W. T. B.“ aus Amsterdam vernimmt, hat
die Königin⸗-Regentin mit dem früheren Minister Heemskerk über die Bildung eines neuen Kabinets verhandelt. Heemskerk und Tak van Portoliet begaben sich 8
8
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am Sonnabend auf Befehl der Königin⸗Regentin nach Schloß Loo. Griechenland. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind am Sonnabend nach Athen zurückgekehrt. 8 Das englische Geschwader hat Pylos verlassen und ist nach Kreta abgesegelt; das gesammte englische Mittelmeer⸗ geschwader, welches aus 16 Panzerschiffen besteht, wird sich, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Athen, in der Suda⸗ Bai konzentriren. 8 Bei der Appellverhandlung in dem Prozeß gegen den Direktor des Journals „Ephimeris“ Rouky und den Re⸗ dacteur Giannopulos wegen Verleumdung und Beleidi⸗ gung des Kultus⸗Ministers Gerokostopulos wurde Rouky zu einem Jahre Gefängniß und 1000 Drachmen Geld⸗ strafe und Giannopulos zu 7 Monaten Gefängniß und 500 Drachmen Geldbuße verurtheilt. 8
Serbien. Belgrad, 11. Juli. Dem „Narodni Dnewnik“ zufolge würde sich der König Alexander nach dem Besuch in Ischl gef 99 Wochen mit dem Könige Milan nach Ostende egeben.
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Montenegro.
Cettinje, 11. Juli. Der Sultan hat laut Meldung des „W. T. B.“ dem Fürsten ein Telegramm zugehen lassen, in welchem er sich auf das Freundschaftlichste nach dem Be finden der Fürstin erkundigt. — Während seines neulichen Aufenthaltes in Wien stattete der Fürst dem Grafen Kälnoky einen längeren Besuch ab.
8
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 11. Juli. Der französische Gesandte Millet und der Geschwader⸗Chef Admiral Gervais wurden heute von dem König und der Königin empfangen und zum Déjeuner geladen.
Amerika.
Guatemala. Nach in New⸗York am 12. Juli einge⸗ troffenen Meldungen aus Guatemala sollen die in den Bergen bei Quezaltenango vereinigten zahlreichen Unzufriedenen sich zu organisiren beginnen, Vorbereitungen für kriegerische Unternehmungen treffen und Proklamationen revolutionären Inhalts verbreiten. Der Präsident Barillas habe nach dem Vereinigungspunkte der Revolutionären Truppen entsandt. Bisher sei die Bewegung jedoch ohne weitergehende Be⸗ deutung.
Kunst und Wissenschaft.
Die orientalischen Sammlungen der König⸗ lichen Museen haben der Hingebung eines hiesigen Privat⸗ mannes, des Herrn Rudolf Mosse, eine werthvolle Be⸗ reicherung zu verdanken, die um so wichtiger ist, als der be⸗ treffende Zweig der morgenländischen Alterthumskunde bisher sowohl bei uns als in anderen europäischen Museen nur schwach vertreten war.
Die Geschichte Arabiens vor dem Auftreten des Islam lag bis vor Kurzem noch ganz im Dunkeln, und erst seit in neuerer Zeit, vor Allem durch Hrn. Dr. Glaser's ebenso kühne als erfolgreiche Reisen, aus der Südhälfte des Landes zahlreiche “ bekannt geworden sind, beginnt sich allmählich das Dunkel zu lichten und es ergiebt sich, daß auch hier einst im Alterthum eine vergleichsweise hohe Kultur geblüht hat. ““
Es ist Hrn. Dr. Glaser gelungen, 33 dieser Inschriften⸗ steine und drei Köpfe aus Alabaster, die von Grabsteinen stammen, nach Europa zu schaffen, und sie sind es, die Hr. Rudolf Mosse erworben und den Königlichen Museen als Geschenk übergeben hat, mit der ausgesprochenen Absicht, durch diese Gabe die orientalischen Studien in Deutschland auch hach der Seite der Alterthumskunde Arabiens hin zu ördern.
Die Inschriften sind in der eigenthümlichen südarabischen Schrift geschrieben (die der abessinischen ähnlich ist) und ge⸗ hören nach Hrn. Dr. Glaser zumeist in das erste Jahr⸗ tausend v. Chr., während andere auch aus nach⸗ christlicher Zeit stammen. Sie sind meist religiösen Inhalts, doch fehlt es auch nicht an solchen, die geschichtliche Ereignisse berichten; unter den Letzteren befindet sich das Haupt⸗ stück der Saämmlung, eine Inschrift von 23 Zeilen, die den Bündnißvertrag dreier Könige, des Königs Alhan von Saba, des Königs Gedarot von Habaschat und des Königs Ghailan von Hadhramaut enthält.
Das Geschenk hat die Allerhöchste Genehmigung erhalten und wird zur Zeit in den vorderasiatischen Sälen im Erd⸗ geschosse des neuen Museums aufgestellt.
— Bei Gelegenheit des Eisenbahnbaues in Athen ist nordöstlich vom sogenannten Theseustempel, und wie man an⸗ nimmt, auf dem alten Markte das Untertheil eines Weih⸗ denkmals gefunden, welches drei Familienmitglieder, Vater und Söhne, für den Sieg in kavalleristischen Wettkämpfen errichtet hatten. —
Es ist die etwa 30 cm hohe Basis mit der Spur des verloren gegangenen Aufsatzes, anscheinend einer Säule, welche das eigentliche Weihgeschenk getragen haben wird. Auf der einen Seite der Basis nennt eine Inschrift außer den drei Weihenden den Künstler des Werkes, Bryaxis, welcher kein Anderer sein wird, als der mit Skopas am Maussoleum zu Halikarnaß die Arbeiten ausführte, deren Ueberreste im britischen Museum geborgen sind. Auf den drei andern Seiten der Basis ist jedesmal in ganz gleicher Weise ein Dreifuß dargestellt, auf welchen hin ein Reiter sich in langsamem Schritt bewegt.
Von dem mannigfachen welches der neue Fund vöheh sei nur auf dessen kunstgeschichtliche Wichtigkeit hin⸗ gewiesen.
Land⸗ und Forsftwirthschaft.
Vertilgung des Sch wasat Ldes im Regierungsbezirk rier.
Im Regierungsbezirk Trier sind im vergangenen Winter die zur Vertilgung des Schwarzwildes bereits vor einer Reihe von Jahren zur Einführung gelangten Maßregeln mit gutem Erfolg fortgesetzt. Es konnten im Ganzen fünf von Amtswegen veranstaltete Saujagden unter Leitung der Regierungs⸗Forstbeamten und mit Hinzuziehung der erforderlichen Anzahl Schützen aus der Reihe geeigneter Königlicher und Gemeinde⸗Forstschutzbeamten mit der Meute abgehalten werden. Die Jagden erstreckten sich auf Theile der Kreise Trier⸗Land und Wittlich und dauerten zusammen fünf Tage. Bei denselben wurden 25 Sauen zur Strecke gebracht, einige weitere schwer angeschweißt.
Klagen über Schwarzwildschaden sind in dem genannten Bezirk während des abgelaufenen Jahres nur in geringem Umfange erhoben worden. Die Abnahme des Schwarzwildes ist unverkennbar, wie schon daraus hervorgeht, daß trotz des andauernden schneereichen Winters, welcher die Jagd auf Schwarzwild sehr begünstigte, im Ganzen während des abgelaufenen Rechnungsjahres im Bezirk Trier nur 170 Stück Schwarzwild erlegt wurden
gegen 815 Stück im Rechünngsiahre 4889,80,
347 1
—„Wenn auch, wie vorstehende Angaben über den Abschuß von Schwarzwild während der letzten sieben Jahre erkennen lassen, die ahl desselben ganz erheblich und — unter Weglassung des in Folge
chneemangels weniger ergiebigen Jahres 1889/90 — stetig abgenom⸗ men hat, so ist doch Seitens der Staatsregierung Anordnung dahin getroffen, daß auch in Zukunft sowohl im Regierungsbezirk Trier, wie in anderen Landestheilen, in denen Schwarzwild vorkommt, dem⸗ selben auf das Eifrigste nachgestellt wird. Die dazu erforderlichen Mittel sind den betheiligten Regierungen zur Verfügung gestellt.
Ernte⸗Aussichten.
Nachrichten aus Rußland vom 6. d. M. bezeichnen den Saatenstand in den Gouvernements Kowno, Wilna und Grodno als im Allgemeinen befriediged. Im Gouvernement Wilna hat sich sowohl Weizen wie Roggen bei der anhaltend warmen Witterung der letzten Zeit von den Frostschäden im Allgemeinen erholt und man rechnet dort mindestens auf eine Durchschnitts⸗Ernte. Im Gonverne⸗ ment Kowno wird im Allgemeinen einer mittleren Roggen⸗Ernte entgegengesehen, während Weizen den Durchschnitt nicht erreichen soll. Im Gouvernement Grodno erwartet man einen Mittelertrag, sofern warmes Wetter eintritt. 5
8
Niach den neuerdings in Finland von den Gouverneuren von
vier dortigen Länen veröffentlichten Berichten über den Stand des Roggens ist der durch die Junifröste angerichtete Schaden nicht so groß gewesen, als Anfangs befürchtet wurde. Im Allgemeinen sind vielmehr Aussichten für eine nur wenig hinter dem Durceschnitt zurück⸗ bleibende Ernte vorhanden und in Wasa⸗Län rechnet man sogar auf ein gutes Ergebniß.
Nach neueren Mittheilungen aus Bulgarien haben sich die bisher schon günstigen Ernte⸗Aussichten daselbst unter dem Einflusse des im Junt allenthalben niedergegangenen ausgiebigen Regens noch weiter verbessert. Ein von der landwirthschaftlichen Abtheilung des bulgarischen Finanz⸗Ministeriums veröffentlichter Saatenstandsbericht gelangt zu dem Resultat, daß die diesjährige Ernte sowohl an Winter⸗ wie an Sommergetreide in keiner Hinsicht binter der vorig⸗ jährigen zurückbleiben, sie vielmehr an Quantität erheblich übertreffen werde, und daß, wenn das Land von schweren Hagelschäden, Wolken⸗ brüchen und ähnlichen Elementar⸗Ereignissen verschont bleibt, die be⸗ vorstehende Ernte eine der besten werden wird, die Bulgarien jemals erzielt hat.
Dem von dem indischen Revenue and Agricultural Depart- ment unter dem 15. v. M. veröffentlichten Schlußbericht über die ““ in Britisch⸗Indien entnehmen wir folgende Mit⸗
eilungen:
In den Nordwest⸗Provinzen, in Oudh, in Sind und ebenso, wenn auch mit gewissen Einschränkungen, im Punjab war die Ent⸗ wickelung der Saaten von gutem Wetter begünstigt, während in den Central⸗Provinzen, in Benar, Bengal und in der Präsidentschaft Bombay der Saatenstand theilweise unter Regenmangel, theilweise unter einem Uebermaß an Regen zu leiden hatte. Dementsprechend weisen die erstgenannten Gebiete recht befriedigende, zum Theil sogar gute Ernte⸗Ergebnisse auf, während in den übrigen Bezirken, namentlich aber in der Präsidentschaft Bombay, die Erträge hinter den Durch⸗ schnittsziffern der letzten fünf Jahre zurückgeblieben sind.
Das Gesammtergebniß der diesjährigen Weizenernte in Indien wird auf 6 842 000 Tons geschätzt; dasselbe übertrifft mit dieser Zahl sowohl den Ertrag des Vorjahres mit 6 123 000 Tons als auch den mittleren Ertrag des letzten Jahrfünfts mit 6 579 000 “
Saatenstand in Ungarn. G
Ueber den Saatenstand in Ungarn während der Zeit vom 27. Juni bis 10. Juli d. J. wird aus Budapest vom 11. d. M. telegraphisch gemeldet:
Die sehr veränderliche Witterung übte einen ungünstigen Einfluß auf die Herbstsaaten und theilweise auch auf die Frühjahrssaaten aus. Das kühle Wetter schlug Ende vorigen Monats plötzlich ohne jeden Uebergang um, in den Niederungen und in der Tiefebene in tropische Hitze. Am 4,, 5. und 6. d. M. herrschten große Stürme, Gewitter und in manchen Gegenden des Landes größere und kleinere Hagel⸗ schläge. Der durch die Witterung verursachte Schaden ist ein beträchtlicher, weil nicht nur die dichteren Pflanzungen sich legten, sondern auch das Entstehen von Rost und Brand gefördert wurde. In manchen Gegenden, insbesondere in den Niederungen und in der Tiefebene sowie am rechten Ufer der Donau, war die Hitze der Körnerbildung hinderlich, sodaß an mehreren Stellen der Samen durch Eintrocknen der Körner bedeutend an Werth verlor. Seit dem 6. d. M. ist die Witterung meist günstig, obwohl man mehrseitig über zu viel Regen klagt. Erfreulich ist es aber, daß keine Hitze herrscht und die Entwickelung der Körner im Verhältnisse zu den L“ als das Getreide noch unentwickelt war, eine nor⸗ male ist.
Die Aussichten auf die Weizensaaten sind zufolge der un⸗ günstigen Witterung auch durchschnittlich im ganzen Lande weniger gute.
Gewissermaßen zeigt sich ein Rückgang auch bei Frühjahrs⸗ gerste, welcher an mehreren Otten die Hitze gleichfalls Eintrag that.
Roggen und Hafer sind beinahe unverändert; letzterer ent⸗ wickelt sich in mehreren Gegenden schön. Die Roggenernte ist theil⸗ weise bereits vollendet. Die Weizen⸗ und Gerstenernte begann größtentheils erst jetzt, nur in manchen Theilen, in den Niederungen der Tiefebene, ist dieselbe bereits im Zuge. In vielen Komitaten verursachten verschiedene Elementarereignisse beträchtlichen Schaden.
Die Weizensaaten stehen im Landesdurchschnitt mittelmäßig, stellenweise stehen dieselben schwächer, stellenweise wiederum besser. Qualitativ ist das Resultat ebenfalls nicht überall ein gleiches, die Körner wurden an mehreren Orten in geringem Maße, hie und da in größerem Maße durch die Hitze und Rost gedrückt; an manchen Stellen verursachte Brand ebenfalls bedeutenden Schaden. Die Ernte ist hie und da im Zuge, allgemein beginnt sie im Laufe der nächsten Woche. Laut dem Perzentual⸗Ausweise standen von dem angebauten Areale 16,65 % unter mittel (am 23. Juni 14 %), 73,49 % mittel (75,5 %), 9,86 % über mittel (10,5 ‧%).
Roggen stand bis letzthin unverändert und obwohl stellenweise auch bei diesem die Körner gedrückt sind, ist eine qualitativ befriedi⸗ gende Ernte zu erwarten; quantitativ dürfte die Ernte schwach mittel sein; stellenweise sind die Resultate mittel und gut mittel. Die Roggenernte ist im Zuge; an manchen Orten ist dieselbe schon beendet, und hat das Dreschen begonnen. Vom angebauten Areal stehen 45,6 % unter mittel (23. Juni 45,8 %), 52,3 % mittel (51,2 %), 2,1 % über mittel (3 20. 8
Die Ernte in Herbstgerste ist zum Theil schon vollendet; der Ertrag war sowohl quantitativ als qualitativ zufriedenstellend. Auch Frühjahrsgerste wird schon zu ernten begonnen. Der Ertrag kann im Allgemeinen als gut mittel bezeichnet werden, aber an manchen Orten hat Rost derselben großen Schaden zugefügt. Der Ertrag wird stellenweise quantitativ ein minderer sein, zeigt aber manchen Orts eine ausgezeichnet entwickelte Körnerbildung. Vom angebauten Areale sind 5,4 % unter mittel (23. Juni 3,6 %), 63,7 % mittel (65,2 %) und 30,9 % über mittel (31,2 %).
Die Hafersaaten haben sich, obwohl sie an einigen Orten in Folge vielen Regens vergilbt sind, größtentheils sehr gebessert, nehmen schön zu und versprechen im Allgemeinen einen guten Mittel⸗ ertrag sowohl quantitativ als qualitativ; derselbe reift schon in einigen Theilen des Landes. Mit dem Schnitte dürfte bald begonnen werden. Von dem angebauten Areale sind 5,1 % unter mittel (23. Juni 6,2 %), 55,6 % mittel (62,4 %) und 39,3 % über mittel (31,4 ). Der Rapsanbau ist größtentheils geschnitten und auch gedroschen; an manchen Stellen war das Erträgniß zufriedenstellend; im Allgemeinen ist derselbe nur schwach mittel. Die Mais⸗ saaten stehen mit wenigen geringen Ausnahmen ausgezeichnet und lassen das Beste hofften. Hülsen⸗ und Gartenfrüchte können im Allgemeinen als tadellos bezeichnet werden. Erdäpfel leiden stellenweise an zu viel Regen, entwickeln sich aber gut. Futter⸗ und Zuckerrübe entwickeln sich auch gut, obzwar einige Klagen über durch Insekten angerichteten Schaden einlaufen. Hanf und Flachs versprechen eine gute Fechsung. Hopfen steht zufriedenstellend. Im Tabackbau verursachten Gewitter und Hagel Schaden, weil stellen⸗ weise die Blätter zerrissen wurden; die Ernte kann aber im Allgemeinen noch als mittel bezeichnet werden. 1
In den Weingärten verursachten Stürme, Hagzel und Guß⸗ regen bedeutenden Schaden, und ist nur auf einen geringen Ertrag Aussicht vorhanden. Obst wird nicht viel sein und wird nur in einigen Komitaten in einigen Sorten einen besseren Ertrag liefern.
Stand vom 10. Juli: Weizen 1,1 % unter mittel, 46,2 % mittel, 527 % über mittel; Roggen 2,2 % unter mittel, 61,4 %0 mittel, 31,4 % über mittel; Gerste 12,2 % unter mittel, 67,2 % mittel, 20,1 % über mittel; Hafer 19,7 % unter mittel, 66,9 % mittel, 13,4 % über mittel.
Saatenstand in Serbien.
Das serbische Amtsblatt veröffentlicht den folgenden amtlichen Erntebericht: „Weizen und Korn haben fast überall im Lande hin reichende Fortschritte gemacht. In Gerste hat der Schnitt in den füdlichen Distrikten bereits begonnen Mais entwickelt sich schön in allen Kreisen, mit Ausnahme von Nisch, Zlatibor und Zaglava, wo große Trockenheit herrschte; im Jablanicer Kreise hat auch Hagel
einigen Schaden verursacht. Der früh gesäete Mais steht überall besser als der spät gesäete. Hanf und Flachs wachsen überall gut, mit Ausnahme einiger Distrikte, wo die Trockenheit zu stark ist. Taback gedeiht vortrefflich in allen Kreisen, wo derselbe gepflanzt wird. Heu wird gemäht und liefert ein befriedigendes Erträgniß; jedoch in einigen Kreisen, wo Dürre herrschte, ist dasselbe ein sehr schwaches. Reben machen überall gute Fortschritte, wo die Phylloxera sie nicht berührt hat. Im Krusevacer Kreise ist die Phylloxera in zwei Ortschaften aufgetreten. Pflaumen wurden in vielen Kreisen von den Raupen verwüstet; wo keine Raupen zum Vorscheine kamen, dort gedeiht dieses Obst gut. In diesem Monate sind in ganz Serbien, mit Ausnahme des Kreises Rama, zahlreiche Regen gefallen, die dem Saatenstande im Allgemeinen von großem Nutzen waren, die Feldarbeiten viel erleichterten und Wiesen und junge Waldungen hübsch grün gestalteten.“
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Griechenland.
Durch Königliches Dekret vom 2. Juli 1891 ist angeordnet, daß sich alle Schiffe, welche seit dem 14 /26. Juni d. J. die Bucht von Alexandrette (Syrien) verlassen haben, einer elftägigen Quarantäne in der zu diesem Behufe wiedereingerichteten Station auf der Insel Delos zu unterziehen haben.
8 Handel und Gewerbe.
Am 10. dieses Monats sind in Rumänien der Kon⸗ ventionalzolltarif, welcher bis dahin auf die zur Einfuhr ge⸗ langenden deutschen Waaren Anwendung fand, sowie der bis⸗ herige generelle Zolltarif außer Kraft getreten und durch einen neuen, autonomen Tarif ersetzt worden. Nur solche Waaren, welche vor dem 11. dieses Monats im Zolllager an⸗ gekommen sind, werden noch nach den alten Tarifsätzen ver⸗ zollt; alle anderen Waaren dagegen unterliegen den Sätzen des neuen Tarifs.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 10 415, nicht recht⸗
zeitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt 4037, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 11. d. M. sind gestellt 3814, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. 8
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Subhastations⸗Resultate. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 11. Juli 1891 die nachverzeichneten Grundflücke zur Versteigerung: Lothringerstraße 63, dem Bauunternehmer Ferdinand Gra⸗ nowsky hierselbst gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 165 000 ℳ festgesetzt. Für das Meistgebot von 251 010 ℳ wurden die Kaufleute Josef Hirschburg, Lothringerstraße 52, und Marcus Matthisson, Linienstraße 203 — 204, Ersteher. — Hochmeister⸗ straße 22, der Frau Zimmermeister Anna Belling, geb. Rohr, hierselbst gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 900 ℳ festgesetzt. Für das Meistgebot von 161 500 ℳ wurde der Kaufmann Johann
Traugott Krohn, Luisenstraße 14, Ersteher.
Berlit, 11. Juli. (Wsfür Stäöärke Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky.) Ia. Kartoffelmehl 23 ½ — 24 ½ ℳ, I a. Kartoffelstärke 23 ½ — 24 ½ ℳ, IIa. Kartoffelmehl und⸗Stärke 21 ½ — 22 ½ ℳ, gelber Syrup 29 — 29 ½ ℳ, Capillair⸗Export 31 — 31 ½ ℳ, Capillair⸗Syprup 30 — 31 ℳ, Kartoffelzucker Capillair 30 —31 ℳ, do. gelber 29 — 29 ½ ℳ, Rum⸗Couleur 36 — 37 ℳ, Bier⸗Couleur 36 — 37 ℳ, Dertrin, gelb und weiß, Ia. 31 — 31 ½ ℳ, do. sekunda 27 — 29 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 43 — 44 ℳ, Weizenstärke (großst.) 48 ½ — 49 ½ ℳ, Hallesche und Schlesische 49 ½ — 50 ℳ, Mais⸗Stärke 32 ½ — 33 ℳ, Reis⸗ stärke (Strahlen) 48 ½ — 49 ℳ, do. (Stücken) 46 — 47 ℳ, Schabe⸗ stärke 33 — 35 ℳ. Victoria⸗Erbsen 19 — 21 ℳ, Kocherbsen 18 — 21 ℳ, grüne Erbsen 18 — 21 ½ ℳ, Futtererbsen 17 — 17 ½ ℳ, Leinsaat 26 — 27, Linsen, große 34 — 46, do. mittel 26 — 34, do. kleine 20 — 26 ℳ, gelb. Senf 24 — 32 ℳ, Kümmel 36 — 40 ℳ, Mais loco 15 — 16 ℳ, Pferde⸗ bohnen 15 — 16 ℳ, Buchweizen 18 — 20 ℳ, inländische weiße Bohnen 21 — 23 ℳ, weiße Flachbohnen 23 — 26 ℳ, ungarische Bohnen 20 — 22 ½ ℳ, galizische und russische Bohnen 18 — 20 ℳ, Wicken 13 — 14 ℳ, W 22 — 23 ℳ, Leinkuchen 16 ½ — 17 ½ ℳ, Weizenschale 12 — 12 ½. ℳ,
oggenkleie 12 ½ — 13 ½ ℳ, Rapskuchen 13 ½ — 14 ½ ℳ, Mohn, weißer 60 — 74 ℳ, do. blauer 48 — 54 ℳ, Hirse, weiße 20 — 23 ℳ Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.
— In der ordentlichen Generalversammlung der Aktiengesell⸗ schaft Zwickauer Maschinenfabrikvorm. Brodu. Stiehler vom 11. d. M. wurden die auf der Tagesordnung stehenden Anträge des Aufsichtsraths wegen Vertheilung des Reingewinnes und Ertheilung der Decharge an die Direktion einstimmig angenommen. Die auf 6 ⅔ % = 20 ℳ pr. Aktie festgesetzte Dividende gelangt sofort zur Auszahlung.
Leipzig, 11. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Juli 4,30 ℳ, per August 4,30 ℳ, per September 4,32 ½ ℳ, per Oktober 4,35 ℳ, per No⸗ vember 4,37 ½ ℳ, per Dezember 4,37 ½ ℳ, per Januar 4,35 ℳ, per Februar 4,35 ℳ Umsatz 215 000 kg. Ruhig.
Wien, 13. Juli. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woße vom 2. bis 8. Juli 744 109 Fl., Mindereinnahme 50 104 Fl.
London, 13. Juli. (W. T. B.) Getreidemarkt. Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 4. bis 10. Juli: englischer Weizen 706, fremder 96 945, englische Gerste 23, fremde 14 619, englische Malzgerste 20 890, fremde —, englischer Hafer 176, fremder 135 186 Orts., englisches Mehl 14 861, fremdes 21 860 Sack.
Paris, 13 Juli. (W. T. B.) Aus Anlaß der National⸗ feier bleibt heute und morgen die Produktenbörse ge⸗ schlossen. 8
Rom, 11. Juli. (W. T. B.) Nach der „Riforma“ haben sämmtliche sechs Zettelbanken in einer stattgehabten Konferenz abgelehnt, die von der Regierung gewünschte Herabsetzung des Diskonts vorzunehmen, da die Lasten, welche das neue jetzt in Kraft getretene Bankgesetz ihnen auferlege, diesen Schritt unmöglich machen. vailand, 12. Juli. (W. T. B.) Der Sekundärbahn Novara⸗Seregno, welche den bereits zu Anfang dieses Monats fälligen Obligationen⸗Coupon nicht einlösen konnte und deshalb ein Moratorium nachsuchte, wurde dasselbe Seitens des Handels⸗ gerichtes nicht gewährt; vielmehr wurde gestern der Konkurs üͤber die Gesellschaft verhängt. Der Aufsichtsrath der Gesellschaft beabsichtigt, gegen diesen Beschluß die Berufung einzulegen.
Genua, 11. Juli. (W. T. B.) Wie die Blätter melden, wurden die Stahlwerke von Tardy und Benech vorläufig gänzlich geschlossen und sämmtliche Arbeiten vollständig ein⸗ gestellt. Montag soll der rückständige halbe Monatslohn zur Aus⸗ zahlung gelangen. Man hofft, daß die am nächsten Dienstag statt⸗ findende Gläubigerversammlung die Wiederaufnahme des Betriebs be⸗ schließen wird.
8 Oporto, 11. Juli. (W. T. B.) Die Billets der Emissions⸗
banken von Oporto, Braga, Guimaraes werden nur an den Schaltern der Bank von Portugal umgewechselt. Die Bank von Portugal löste heute 25 Contos Reis solcher Billete ein. Das Moratorium ist ohne Schwierigkeiten für den Handelsverkehr ab⸗ gelaufen. Die Lage auf dem Geldmarkte ist unverändert. b
New⸗York, 11. Juli. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 8 638 754 Dollars; davon für Stoffe 1 977 053 Dollas.
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