1891 / 164 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Musik. -“

Nachdem das Ensemble⸗Gastspiel Angelo Neumann's im Lessing⸗Theater die zunächst bestimmte Zahl der Auf⸗ führungen unter stets sich steigernder Theilnahme und wachsendem Beifall erreicht hat, glaubt die Direktion den Wünschen des Publikums entgegenzukommen, wenn sie die Reihe dieser Auf⸗ führungen verlängert und ihr eine zweite Serie von acht Vorstellungen der Mascagni'schen Oper „Cavalleria rusticana“ zu herabgesetzten Ein⸗ trittspreisen folgen läßt. Dieses Werk wird an den acht Abenden llein zur Darstellung gebracht. Der Anfang der Vorstellungen st stets um 8 Uhr. Die Preise der Plätze sind fest⸗ esetzt wie folgt: Fremden⸗ und Orchester⸗Loge 7 ℳ, und I. Rang⸗, Seiten⸗ und Mittellogen: 5 ℳ, I. Rang⸗

Balkon: 5 ℳ, Parquet: 4 ℳ, Steh⸗Parquet: 3 ℳ, II. Rang⸗ Logen: 3 ℳ, II. Rang⸗Mittelbalkon 2 50 ₰, II. Rang⸗Seiten⸗ Balkon: 2 ℳ, II. Rang⸗Tribüne: 1 50 ₰, Galerie: 1

3 Im Kroll'schen Theater setzt Heinrich Bötel am Freitag sein Gastspiel mit einer Wiederholung des Manrico im „Troubadour“ Die Azucena wird von Ernestine Heink gesungen. Morgen Wildschütz“ gegeben, auf Sonnabend ist „Lakme“ angesetzt.

Mannigfaltiges.

Bei der heute Vormittag 11 Uhr auf dem Invaliden⸗Kirchhofe stattgefundenen Beerdigung des General⸗Majors von Rauchhaupt wurde die Leichenparade vom General⸗Major von Lütcken, Com⸗ mandeur der 3. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, kommandirt. Dieselbe bestand aus einem Bataillon Kaiser Alexander⸗Garde⸗Grenadier⸗ Regiments Nr. 1 mit Fahne und Regimentsmusik, einer Escadron 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiments mit Trompetercorps und einer Batterie 1. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiments mit Trompetercorps. In Ver⸗ tretung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen war der Rittmeister und Flügel⸗Adjutant Seiner Königlichen Hoheit, von Stydewitz bei der Beerdigung zugegen.

Der am 10 d. M. verstorbene Maler Professor A. Kretschmer wurde gestern Nachmittag auf dem Friedhof der Parochialgemeinde beerdigt. Der Verein Berliner Künstler widmete seinem dahin⸗ geschiedenen ordentlichen Mitgliede einen großen Lorbeerkranz, den eine roth⸗weiße Schleife zierte. Die Gedächtnißrede hielt Prediger Ziethe.

Für den Besuch des Victoria⸗Parks ist nachstehende, am 1. August d. J. in Kraft tretende Polizeiverordnung erlassen: §. 1. In den Anlagen des Victoria Parks auf dem Kreuzberg darf Niemand Hunde umherlaufen lassen. §. 2. Auf den Wegen im Victoria⸗Park ist es nur gestattet, Hunde mit sich zu führen, wenn dieselben an einer Leine gehalten werden. §. 3. Uebertretungen dieser Polizeiverordnung werden mit Geldstrafe bis zu 30 ℳ, an deren Stelle im Falle des Unvermögens verhältnißmäßige Haft tritt, bestraft.

Ueber den Eierverbrauch der Reichs⸗Hauptstadt finden sich interessante Angaben in dem soeben erschienenen Jahresbericht der „Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft“. Darnach brachten die in Berlin mündenden Bahnen im vergangenen Jahre 21 285 044 kg Eier, gleich 5 676 012 Schock, bezw. 1 793 534 kg oder 478 276 Schock mehr als im Vorjahr nach Berlin. Nach dem Jahresdurchschnitts⸗ preis von 3,15 hatte demnach die Einfuhr einen Werth von 17 879 437 Wieder ausgeführt wurden theils nach Hamburg, theils nach Provinzplätzen 2 765 765 kg bezw. 446 701 kg mehr als in 1889. Der Verbrauch Berlins selbst betrug 18 519 279 kg gleich 4 938 474 Schock im Durchschnittswerth von 15 556 193,10 ℳ, gegen 13 522 720,15 im Vorjahre. Da aber die Bevölkerungsziffer unserer Stadt, wie sich bei der letzten Volkszählung herausgestellt hat, in den letzten Jahresberichten wohl etwas zu niedrig angenom⸗ men war, so hat trotz der erheblich vermehrten Einfuhr bei der jetzt rund 1 580 000 Seelen betragenden Einwohnerzahl der Verbrauch für Kopf und Jahr doch nur 187,5 gegen 186,8 Stück im Vorjahre bezw. täglich für einen Einwohner 0,514 gegen 0,512 Stück in 1889 be⸗ tragen. Diese Ziffern sind aber insofern ungenau, als die von Ber⸗ liner Hühnern und solchen der nächsten Umgegend gelegten Eier, die nicht auf der Bahn eingeführt wurden, nicht mitgerechnet sind. Daß natürlich nicht alle Eier von Berlinern gegessen wurden, sondern ein großer Theil des Verbrauchs auf die Berlin besuchenden Fremden ent⸗ fällt, braucht nicht erwähnt zu werden.

Rudow. Die alte Kurfürstenlinde in Rudow ist, wie der „N. A. Z.“ berichtet wird, ein Opfer des Gewitters geworden. Ein Blitzstrahl fuhr in die vom Kurfürsten Joachim I. eigenhändig gepflanzte Riesenlinde, welche 1 ½ m im Durchmesser hatte, entwurzelte sie und streckte sie zur Erde.

Aschaffenburg, 14. Juli. Heute fand nach einer Meldung des „D. B. H.“ hier die Gedenkfeier für die 1866 gefallenen Oesterreicher mit einem feierlichen Gottesdienst statt. Die Gräber und das Denkmal waren prächtig geschmückt. Aus Wien war eine elfgliedrige Militär⸗Deputation eingetroffen. Auf die vorgestern an

Ihre Majestäten die Kaiser Wilhelm und Franz Joseph und an Ihre Königlichen Hoheiten den Prinz⸗Regenten von Bayern und den Großherzog von Baden abgesandten Huldigungs⸗T

sind heute sehr huldvolle Antworten eingetroffen.

Schwerin, 12. Juli. Nach nunmehr erfolgter Schlußabrechnun beträgt, wie die „Hamb. Nachr.“ mittheilen, die Gesammt⸗Einnahme der Moltke⸗Sammlung 118 556 6 ₰. Zum Ankauf von Moltke’'s Geburtshaus in Parchim wurden 21 588 und zum Ausbau 10 000 verwandt. Sodann belegte das Comité nach Moltke's Bestimmung 20 000 zu einem Fonds, wovon das Haus erhalten werden soll. Die dann noch zur Verfügung bleibenden 61 691 21 sind zu einer wohlthätigen Stiftung bestimmt, worüber stets der jeweilige Majoratsherr von Kreisau die Verfügung hat. Der Vorstand besteht jetzt aus den Herren Bürgermeister Stegemann, Pastor Behm und Fabrikbesitzer Jordan in Parchim.

Bremen, 14. Juli. Heute Nachmittag wurde, laut Meldung des „W. T. B.“, ein auf dem Hauptbahnhof stationirter Schutz⸗ mann von einem Kellner, der wegen Diebstahls verhaftet werden sollte, erschossen. Der Mörder erschoß sich darauf selbst.

Wien. Aus dem Etschthal wird Wiener Blättern berichtet: Vor wenigen Tagen ereignete sich im Hintergrunde des bei Naturns oberhalb Meran ausmündenden Schnalserthals ein ähnliches Natur⸗ ereigniß wie im vorigen Monat im bekannteren Martellthal am Zufall⸗ und Langengletscher. Ganz unerwartet brach Nachmittags bei wolkenlosem Himmel und warmem Sommerwetter am sogenannten Schwemser⸗Ferner eine „Wasserstube“ ein mittelgroßer Stausee aus, und die tobenden trüben Wassermassen stürzten ins be⸗ waldete und bebaute Hochthal von Schnals herab. Die „lange Grube“ wie der Unterbergbach wurden in brausende Wildbäche ver⸗ wandelt. Durch den plötzlichen gewaltigen Wasserschwall wurden Wiesen⸗ und Weidengründe und Felder theils übermuhrt, theils fort⸗ gerissen. Im äußeren Thalgrunde von Schnals war der Schaden geringer, obwohl der Thalbach, die Schnalse, sehr hoch angeschwollen war. Am 4. Juli wüthete im ganzen Schnalserthal ein furchtbares Unwetter, das fast alle „Archen“ und Brücken in diesem schönen Alpenthal sowie auch einen Theil der seit dem Jahre 1882 errich⸗ teten Schutzbauten zerstörte. Seitdem sind mehrere gefährliche Muhren („Erdlahnen“) im Rutschen begriffen.

Gossensaß. Aus Gossensaß am Brenner wird der „Neuen Freien Presse“ vom Sonntag geschrieben: Die zahlreichen Gäste von Gossensaß wurden heute Nacht durch eine stärkere, deutlich fühlbare Erderschütterung, welche sich in drei abgesonderten Stößen fühlbar machte, in unliebsamer Weise aus dem Schlafe geweckt. Der erste heffige Stoß (zwischen ½ und 44 Uhr Morgens), von Südost nach Nordwest laufend, setzte die Lagerstätten in eine ziemlich deutlich fühl⸗ bare horizontale, wellenförmige Bewegung. Der zweite Stoß folgte einige Minuten darauf und ließ Leuchter, Wassergläser und dergl. heftig auf einander schlagen. Ein unmittelbar folgender dritter, viel schwächerer Stoß machte sich mehr durch das ihn begleitende Geräusch bemerkbar. Alle drei Stöße waren nämlich von einem klar und deutlich vernehmbaren polternden Geräusch begleitet, welches mehr dem Getöse eines schnellfahrenden schweren Lastwagens glich. Heute Morgen war der Himmel voll bewölkt, mit schwachem Niederschlage bei ganz empfindlicher Kühie (9 Grad Réaumur im Freien) und stärkerer Luftströmung von Nordwest.

„Felirstowe. Ueber den bei Harwich an der englischen Ost⸗ küste belegenen Scebadeort Felixstowe, in welchem Ihre Majestät die Kaiserin unter dem Namen einer Gräfin Ravensberg mit den Kaiserlichen Prinzen Aufenthalt genommen hat, geht der „Elberf. Ztg.“ folgende Schilderung zu: Dieser kleine, anspruchslose Badeplatz ist wohl zu den unscheinbarsten Seebädern zu

rechnen, und es fehlt ihm so ziemlich Alles, was der Festländer als unentbehrlichen Apßarat für einen Badeort an⸗ zusehen pflegt. Kein Kurhaus, keine Strandhalle, keine ge⸗ pflasterten Wandelbahnen, keine Landungsbrücke, keine Bade⸗ musik, ja nicht einmal ein Speisehaus oder eine Bierhalle (von den dürftigsten Anfängen in Gestalt eines Wellblechhäuschens abgesehen, wo man etwa Mineralwasser und Biscuits erhalten kann); dafür aber ein hübscher Kiesstrand mit kleinen Leinenzelten besetzt, eine sandige Erhebung von 20 bis 30 m Höhe, die oben in Felder und Wiesen übergeht und von deren Höhe man die freundliche, sanft geschwungene Bucht hübsch überblickt, eine kleine Zahl anmuthiger, aber einfacher Landhäuser und weiter ins Land hübsche Spaziergänge, hohe Hecken mit Unmassen von Brombeeren. So vereinigt Felixstowe das Bild echt altenglischer Dorflandschaft mit dem eines Naturbades. Von unseren deutschen Strandplätzen möchte ihm etwa Wyk auf Föhr am Nächsten kommen, was das Strandbild und Badeleben anbetrifft. Klimatisch steht es in der Mitte zwischen den schärferen Plätzen der Ostküste, wie z. B Lowestoft (bei YParmouth) und den weicheren Plätzen der Südküste, von denen ihm Eastbourne und Sandgate bei Folkesstone am Nächsten stehen.

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40 (engl.) Meilen von der Küste eine riesige unterirdische Tropfsteinhöhle entdeckt worden. Dieselbe ist, der „A. C.“ zu⸗ folge, so groß, daß man eine ganze Woche brauchte, um sie zu er⸗ forschen. Unter Anderem befindet sich in der Höhle auch ein kleiner See und ein 30 Fuß hoher Wasserfall. Die einzigen Spuren thierischen Lebens wurden unweit des Einganges entdeckt, wo man einige Knochen fand, welche anscheinend von Baͤren dorthin geschleppt Höhle scheint ebenso groß zu sein wie die Resenhöhle in Kentucky.

Boston, 14. Juli. Die hiesigen Journale veröffentlichen eine Depesche aus Montreal, wonach daselbst eine Feuersbrunst ausgebrochen ist und einen ganzen Häuserkomplex bereits in Asche gelegt 8 Der Schaden wird auf mehrere hunderttausend Dollars geschätzt.

St Paul (Minnesota), 13. Juli. Aus Nanaimo, auf der Insel Vancouver, ist eine Depesche über einen Landrutsch an den Ufern des Skeena⸗Flusses hierhergelangt, bei welchem eine weiße Frau und 40 Indianer ihr Leben verloren. Es war am 7. d. M., als die in der Nähe der Northern Pae fie⸗Fischkonserven⸗ Fabrik am Skeena Fluß seßhaften Bewohner aus der Richtung eines im Rücken der Fabrik gelegenen steilen Berges ein lautes, krachendes Geräusch vernahmen und im nächsten Augenblick eine aus Felsen, Erde und Bäumen bestehende Lawine berabstürzen sahen. Die in den Häusern befindlichen Personen vermochten zwar noch in's Freie zu gelangen, ohne jedoch dem Laufe der Lawine entgehen zu können. Neun Häuser wurden von derselben erfaßt und ihre Bewohner ge⸗

tödtet. Eine junge Schwedin, die Frau eines Vormannes, wurde mehrere Hundert Fuß weit geschleudert und in Stücke zerschellt. Bis jetzt hat man dreizehn Leichen aufgefunden. Neuliche starke Regenfälle waren die Ursache des Erdrutsches.

Hongkong. Endlich nach vier Jahren ist, wie man der „Tägl. R.“ aus Hongkong berichtet, eine Spur von dem verschollenen britischen Kanonenboot „Wasp'“ entdeckt worden. Es ist ein Rettungsgürtel des Schiffs, welcher in dem chinesischen Meere aufgefischt und nach Hongkong gebracht worden ist. Im Jahre 1887 trat die „Wasp“ die Fahrt von Singapore nach Hongkong an. Von da bis zur Auffindung des Rettungsgürtels hat man niemals wieder das Geringste über das Schiff in Erfahrung bringen können; nicht eine Planke gab Nachricht über sein Schicksal.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Heidelberg, 15. Juli. (W. T. B.) der Fürstin Milena von Montenegro ist gut verlaufen; das Befinden der Fürstin ist heute ein besseres.

Bad Gastein, 15. Juli. (W. T. B.) Der Prinz Ferdinand von Coburg ist heute Vormittag hier ein⸗ getroffen.

London, 15. Juli. (W. T. B.) Dem „Reuter’'schen Bureau“ wird aus Montreal von gestern Abend gemeldet, es sei gelungen, die in einem dortigen Häuserviertel aus⸗ gebrochene Feuersbrunst nach kurzer Zeit zu bevältigen; der verursachte Schaden stelle sich als erheblich geringer heraus, als man ursprünglich angenommen habe.

Queenstown, 15. Juli. (W. T. B.) Der Dampfer „City of New⸗York“ ist heute früh mit 25 Passagieren vom Dampfer „Servia“, welcher Reparaturen halber in New⸗York zurückbleiben mußte, hier eingetroffen. Unter den .“ befand sich der Prinz Georg von Griechen⸗

and.

MNew⸗York, 15. Juli. (W. T. B.) Bei dem gestern in Brooklyn stattgehabten Ausladen des Dampfers „Gr. Booth“ explodirte eine Kiste mit Dynamit. Zwei Arbeiter, die dieselbe trugen, wurden getödtet, der Steuermann William und der Ingenieur Everson schwer verletzt. Der Dampfer traf heute hier zur Reparatur ein und sank beim Einfahren in das Trockendock. Der Kapitän des Schiffes ist wegen .“ Transports gefährlicher Sprengstoffe verhaftet worden.

New⸗York, 15. Juli. (W. T. B.) Nach einem Tele⸗ gramm des „Herald“ aus Iquique hat der Kapitän eines daselbst eingetroffenen englischen Kauffahrteischiffs bestätigt, daß chilenische Regierungsschiffe in einem mit Schiff der chilenischen Aufständischen stattgehabten Gefecht eine Niederlage erlitten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 15. Juli, Morgens 8 Uhr.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp red. in Millim

deutschland

Stationen. Wind. Wetter.

. den normalen. Mullaghmore ONO Aberdeen.. NNW Christiansund 771 NO 4 Nebel Kopenhagen. 758 ONO 5wolkig Stockholm 766 O 6 halb bed. aparanda. 771 N 4 wolkenlos

5 wolkenlos 3 wolkig

—2

2 00—

Uebersicht der Witterung. 3 8 Das gestern erwähnte Minimum ist mit unver⸗ Kroll’s Theater. Donnerstag: Der Wild⸗ National⸗Panorama. änderter Tiefe in nordwestlicher Richtung weiter bis schütz. (Baronin: Fr. Elise Harlacher, als Gast; Herwarthstraße 4. in unmittelbarer

V

außerordentlich

herbeiführend. Im Nordwesten Deutschlands ist das Troubadour. h 8 s schlands i Täglich: „Großes Concert“ im Sommergarten,

Wetter trübe, im Osten veränderlich, im Süden lektrisch ele er

noch heiter. Die Morgentemperaturen liegen nahe Abends bei An der deutschen Küste v desselben. Anfang 5 ¼, der Vorstellung 7 Uhr.

mäßige östliche Winde.

sich der 770 mm übersteigende Luftdruck erhalten,

während auch über der Biscaya⸗See ein De⸗

pressionsgebiet in die Erscheinung tritt.

nach Mecklenburg fortgeschritten, i z Nord⸗ Gräfin: Fr. Heink) Freitag: Gastspiel des Hrn. Heinrich Bötel. Der

ergiebige Regenfälle

brillanter

Ueber Nord⸗Europa hat

elle-Alliance-Theater. Do Deutsche Seewarte. 8 8 3

etersburg. 769 ONO I bedeckt

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Cork, Queens⸗ towwu 766 Cherbourg. 765 4 bedeckt 114X“ 4 Regen 758 3 bedeckt¹) Hamburg . . 756 3 wolkig⸗) Swinemünde 757 4 bedeckt³) Neufahrwasser 758 2 bedeckt Memel . 161 1 halb bed. *) hers ö.1762 NNO 2 balb bed. ünster. 758 SW 4 Regen Karlsruhe.. 761 NO 3 Dunst Wiesbaden. 761 N 2 halb bed. /5) 762 ü still wolkenlos 7599 SSW Zwolkig 756 S 2 Regen ..168 1 wolkenlos . 770 SW 2 bedeckt

z'heiter

Hr. Binder

stellung 7 ½ Uhr.

Tita v 1 wolkig Ee“] 762 still wolkig ¹) Nachts Regen. ²) Gestern Regen.

und Nachts Regen, Abends Donner. ⁵) Nachm. Gewitter.

³) Nachm.

Theater⸗Anzeigen.

Tessing-Theater. Artistische Direktion: Angelo] sämmtlicher Spezialitäten, Neumann. Auf vielseitiges Verlangen um eine Woche des ganzen Garten⸗Etablissements. verlängert. Donnerstag: Bei ermäßigten Preisen: Cavalleria rusticana. Anfang 8 Uhr.

Freitag und folgende Tage: Dieselbe Vorstellung.

Triedrich-Wilhelmstädtisches Donnerstag: Orpheus in der Unterwelt. Burleske Oper in 4 Bildern. Musik von J. Offenbach. Regie i. d. Dirigent: Hr. Kapellmeister Karpa. Im prachtvollen Park: Großes Doppel⸗Concert. J. Wimmer. Musik von Carl Kleiber Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumentalkünstlern. 7 ½ Uhr. 8

Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang der Vor⸗

Fe vr. 7 no —4wolkenlon 19 Pai. hroned enbel gcerrüzrwelt. Im

Gesangs⸗ und Instrumentalkünstlern.

Musik von Strasser und Weinzierl Thau. Zweite große Tombola. 1—

—— E. Niedt.)

7 ½¼ Ubr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Theater.

Josefstadt. von Wien.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

49. Male: Tricoche und Cacolet. BeeIsZchssschäe 5 Aufzügen von Meilhac und Halevy. (Regie:

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor⸗ nehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement den Residenz): Großes Doppel⸗Concert. Auftreten Brillante Illumination

Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters

Adolph Ernst-Theater. Donnerstag: Ensemble⸗

Gastspiel der Wiener vom K. K. priv. sp 16. Male: vene Gigerln Gestorben: Hr. Landgerichts⸗Rath a. D. Richar

Posse mit Gesang in 4 Akten von

[18801]

der Ausstellung.

Das alte Rom

mit dem Triumphzuge Kaiser Constantins. Geöffnet v. Morg. 9 Uhr bis zur Dunkelheit.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Marie Oestreich mit Hrn. Re⸗ gierungs⸗Baumeister Julius Gätjens (Frankfurt a. Main). Frl. Clara Vohwinkel mit Hrn. Regierungs⸗Assessor Dr. Hermann von Krüger (Haus Eller bei Düsseldorf Düsseldorf.) Fil. Agnes Zöllner mit Hrn. Predigtamts Kandidaten Bernhard Spendelin (Wusterhausen a.⸗D. Falkenthal i. d. Mark).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Diaconus H. Eytel (Calw in Württemberg). Hrn. Kapitän zur See Claussen von Finck (Kiel). Hrn. Haupt⸗ mann Anton von Holleben (Dresden). Hrn.

Beleuchtung

Posse in

Rittmeister Güͤnther Graf von Hardenberg (Pr.

Stargard). Hrn. Bergwerks⸗Direktor Bongardt (Bernburg a. S.). Eine Tochter: Hrn. Prem⸗Lieut. Wangemann (Frankfurt a. Oder). Hen. Amts ichter Dr Marwitz (Berlin) Hrn. Theater Gerichts⸗Assessor Adalbert Hoffmann (Oppeln). Sellmer (Berlin). Hr. Rentmeister Hussarek (Ratibor) Hrn. Frhrn. von Wilcke Soh

Anfang Carl (Breslau).

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Auftreten von

zette

t Krania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Sonnabend: Zum ersten Male: Page Fritz. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags

Operette in 3 Akten von Landesberg und Genée. Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im

Im Park: wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschl

Berlin: Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

New⸗York, 12. Juli. Im County Josephine in Oregon ist

Die Operation

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rste Beila ge

schen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preuß

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Berlin, Mittwoch, den 15. Juli

Rundschau über den Welt⸗Getreidehandel im Monat Jnni 1891.

Die Witterung hat im Getreidehandel des abgelaufenen Monats wieder die erste Rolle gespielt. Die Temperatur war, abgesehen von stärkerer Wärme zum Schlusse des Juni, während des größeren Theils des Monats kühl, und anfänglich kam es sogar zu Nachtfrösten, die indessen selbst bei dem in der Blüthe befindlich gewesenen Roggen nicht den Schaden angerichtet zu haben scheinen, den man ursprünglich befürchtete. Die Fortschritte der Vegetation während der kühlen Witterung waren naturgemäß nicht bedeutend, die Pflanzen kräftigten sich dabei aber umsomehr, sodaß für Sommergetreide die Aussichten recht günstig wurden und auch Winterweizen, trotz der Umpflügungen kein unübles Resultat in Deutschland erwarten läßt. Die Roggen⸗ felder variiren in ihrem Aussehen ganz außerordentlich; neben dünn bestandenen Flächen zeigt sich dichter Roggenacker, auf dem vielfach ungewöhnlich kräftige Entwickelung des Mainachwuchses überrascht. Auch die Aehren werden zum Theil als lang und mit gutem Körner⸗ ansatz geschildert. Einen Ausfall bedingt allerdings die stattgehabte Um⸗ ackerung vieler Felder. Auch im Auslande haben sich die Ernteaussichten im Juni durchschnittlich gehoben; es ist bemerkenswerth, daß selbst in Frankreich, wo die Befürchtungen am allerstärksten waren, eine ganz allgemeine Besserung stattgefunden hat. Immerhin wird das Desizit Frankreichs zweifellos sehr groß bleiben, und den Brennpunkt des geschäftlichen Interesses wird sicher nach wie vor die Höhe des französischen Bedarfs in der neuen Campagne bilden. In England hat wohl hier und da stürmische Witterung einigen Schaden gethan; im Ganzen bleiben die dortigen Ernteaussichten jedoch recht befriedigend. Da die ganze englische Weizenernte durchschnittlich 9 Millionen Quarters nicht viel übersteigt, so fällt ein besserer oder schlechterer Ausfall derselben bei Weitem weniger ins Gewicht, als dies bezüglich der französischen Ernte, welche erheblich mehr als das Vierfache be⸗ trägt, der Fall ist. Auf dem ganzen europäischen Kontinent haben sich die Ernteaussichten gleichfalls gehoben und nur Betreffs Rußlands läßt sich dies nicht sagen. Die Verschiedenartigkeit der von dort kommenden Berichte verwirrte das Gesammtbild derartig, daß man im Unklaren bleibt, ob die russische Gesammternte gut oder schlecht, oder keines von beiden werden wird. Man darf nicht übersehen, daß Rußland sich im letzten Jahrzehnt sowohl für Weizen als für Roggen zum allerbedeutendsten Versorger Europas unter allen Exportländern emporgearbeitet hat, und daß dieses Mal ein größerer Ausfall hierin im Verlaufe der Campagne um so mehr ins Gewicht fallen müßte, als neben dem regelmäßigen starken Bedarf Englands ein mächtiges Desizit der kontinentalen Ernte gut zu machen bleibt. Allerdings verspricht Ungarn gute Erträge zu gewinnen und mehr noch stehen in Amerika große Quantitäten in Aussicht; aber Letztere dürften nicht ausgeglichen werden durch einen Minderexport Rußlands, wenn eine bequeme Versorgung des allgemeinen Bedarfes sich vollziehen soll. Die starken Quantitäten, welche für Europa sich fortgesetzt unterwegs befinden, fanden im Juni hauptsächlich ihre Ergänzung durch die großen Abladungen Indiens, welche auf Grund der Haussekonjunktur im Frühjahr vorverschlossen waren und auch durch die Abstoßung alten Getreides Seitens der atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten, gleichfalls auf Grund von Lieferungsverbindlichkeiten aus dem Frühjahr stammend; allein von Indien wird eine gleiche Leistungsfähigkeit, allen dortigen Verhältnissen zufolge, schwerlich noch lange anhalten können, wäh⸗ rend allerdings von Amerika bald die neue Ernte ihre Massen dem See⸗ transport übergeben wird. Die Waare aber findet in Europa überall geräumte Speicher und muß es auffallen, daß trotz jenes großen über⸗ seeischen Transports im Juni das für England schwimmende Quantum an Weizen und Weizenmehl sich nicht unerheblich verringert hat, obwohl die Versorgung Großbritanniens keineswegs sonderlich reichlich gewesen. Es zeigt sich hierin die diesem Jahre eigenthümliche Kon⸗ kurrenz des europäischen Festlandes, für welches letztere nicht nur die Hauptverschiffungen der Exportländer geschahen, sondern für das auch noch manche nach England bestimmt gewesene Ladung abgelenkt worden ist. Diese Konkurrenz ist nicht in der vergrößerten französischen Zufuhr allein begründet, sondern sie findet sich auch Seitens der Länder des Mittelmeeres, Seitens Belgiens und Hollands und nicht minder auch Seitens Deutschlands, von welchem speziell der Berliner Markt in Folge der an demselben herrschenden Spekulations⸗ Engagementsverhältnisse eine ihm sonst garnicht eigenthümliche Anziehungskraft für fremdländischen Weizen ausübt.

Im Vergleich zum Vorjahre ist die Verringerung der schwimmen⸗ den Zufuhren im Juni nur eine unbedeutende; aber sie erscheint doch in einem anderen Lichte, wenn man die außerordentlichen Mehrleistungen der Exportländer in Betracht zieht. An Weizen exportirten im Juni: Rußland 1 074 832 Qu. gegen 993 000 Qu. gleichzeitig 1890; Ost⸗Indien 1 091 000 Qu. gegen 317 000 Qu. im Juni 1890 und Amerika 828 000 Qu. gegen 353 000 Qu. gleichzeitig 1890. Alle drei zusammen im Juni 1891 also 2 993 832 Qu. gegen 1 663 050 Qu. gleichzeitig 1890.

Der hierin nicht enthaltene Weizenmehlversand Amerikas variirt nicht sonderlich gegen das Vorjahr, von Weizen aber haben diese drei Exportländer 1 330 000 Qu. mehr nach Europa versandt als im Juni 1890. Die Verringerung der schwimmenden Zufuhren betrug rund 700 000 Quarters weniger im Juni als im gleichen Monat des Vorjahres, so daß im Juni ca. 600 000 Qu. Weizen mehr nach Europa als gleichzeitig 1890 gelangt sind. Ob die diesseitigen Be⸗ stände in gleicher Proportion zugenommen haben, oder ob mehr von der ausländischen Zufuhr als im Vorjahre absorbirt worden ist, läßt sich bei der Mangelhaftigkeit des hierfür maßgebenden europäischen Lagermaterials nicht erkennen; immerhin schätzt man die Zunahme der englischen Vorräthe auf ca. 100 000 Qu., und wird auch an den Stapelplätzen des Kontinents wohl mehrfach eine Verstärkung der Bestände stattgefunden haben. Man wird in diesem Sommer überhaupt vielfach die Bemerkung machen können, daß die hohen Preise mehr als sonst die Waaren aus erster Hand hervorgelockt haben, wodurch die sichtbaren Bestände der Welt größer sind als sonst. Nach der statistischen Position, soweit hierfür Zahlen vorliegen, weicht die Abnahme der sichtbaren Bestände im Juni nicht sonderlich von der gleichzeitigen im Vorjahre ab; blickt man aber auf den Beginn des Jahres zurück,

so zeigt sich diesmal nur eine Verminderung von 6 ½ Millionen Quarters gegen 9 Millionen Quarters im ersten halben Jahre 1891 und 11 Millionen zur gleichen Zeit 1890. Demgegenüber werden aber beispielsweise in den Vereinigten Staaten Amerikas die sicht⸗ baren und unsichtbaren Vorräthe zusammen am 30. Juni von dem hierin am besten orientirten Fachblatt „Bradstreet“ auf nur 33 Millionen Bushels Weizen geschätzt, gegenüber 50 Millionen am gleichen Termin 1890.

Was den Geschäftsgang der einzelnen Länder im Juni an⸗ betrifft, so sehen wir an den Terminmärkten der Vereinigten Staaten Amerikas einen Rückgang der Preise um ca. 6 Cents, der hauptsächlich den günstigen Nachrichten der dortigen Ernte zuzu⸗ schreiben war. Allerdings kam man von den übertriebenen zeitweiligen Schätzungen eines Ergebnisses von 550 bis 560 Millionen Bushels mehr und mehr zurück, allein die mindeste Taxation blieb doch 500 Millionen Bushels, was eine Exportfähigkeit von ca. 18 Millionen Quarters oder 6 Millionen mehr als im laufenden Erntejahre voraus⸗ setzen lassen würde. Naturgemäß bedarf es aber bei den schwachen Reserven des Landes zur Hervorlockung solcher Quantitäten auch ferner⸗ hin eines lohnenden Werthstandes, und da man an starker Nachfrage Europas in den kommenden Monaten nicht zweifelte, so hielten Blankoverkäufer an den dortigen Börsen doch größere Vorsicht als an der Schwelle früherer reicher Erntejahre für geboten. An die acht Hauptstapelplätze des Westens: Chicago, Milwaukee, Toledo, Detroit, Cleveland, St. Louis, Peoria und Duluth kamen zur Ablieferung im Juni 731 250 Qu. Weizen gegen nur 345 000 Qu. gleichzeitig im Vorjahre und 395 000 Qu. zur selben Zeit 1889, und kann der entsprechende Rückschluß auch auf die anderen Zufuhrplätze des Landes bezogen werden. Nur in Californien trat eine erhebliche Stockung der Leistungen ein, da dort Waare knapp wurde; dafür erwartet man von dort aber schon im Juli eine ver⸗ stärkte Ausfuhr des neuen Weizens, welcher als eben so schön wie reichlich gewonnen geschildert wird.

Von Chile, Argentinien wie auch von Australien sind neue Verschiffungen nur vereinzelt noch erfolgt; von den früheren Ab⸗ ladungen Chilis und Australiens aber trafen im abgelaufenen Monat größere Posten in Europa ein, die fast durchweg aus schönen Qua⸗ litäten bestanden und selbst für Deutschland verschiedentlich acqutrirt wurden. Von der anlangenden oder noch schwimmenden ostindischen Waare zeigte die zweite Hand sich Angesichts der großen neuen Ab⸗ ladungen derselben am Weltmarkte ziemlich verkaufslustig; auch diese Qualitäten waren zum großen Theil recht befriedigend; aber die leider immer noch nicht ganz abgekommene Unsitte der starken Beimischung

des indischen Weizens mit anderen Getreidearten und mit Schmutz

macht diese Provenienzen für Deutschland zu Termin⸗Lieferungszwecken wenig tauglich.

In England herrschte während des ganzen Monats eine große Unlust zu neuen Unternehmungen, da die großen Abladungen Indiens und der atlantischen Häfen Amerikas ebenso wie die eigenen guten und mehr noch die sich langsam bessernden Ernteaussichten Frank⸗ reichs Inhaber unverkaufter Ladungen wegen lohnender Verwendung derselben besorgt machten. Ohne Rücksicht auf die verschiedentlichen Schwankungen des Auslandes blieben daher auch die englischen Weizen⸗ preise langsam nachgebend, und erst ganz zuletzt, als die schwimmende Zufuhr in immer größerem Prozentsatz die Bestimmung nach dem Kontinent aufwies, und als aus Rußland zunehmende Klagen nicht nur für Winterweizen, sondern auch für den nach seinem Anbauumfang weit wichtigeren Sommerweizen ertönten, zeigte sich eine langsame Rückkehr des Vertrauens, zumal die inländische Weizen⸗ zufuhr von Woche zu Woche eine Abnahme zeigte und hinter der gleichzeitig vorjährigen zurückblieb. Die Einfuhr Englands im Juni betrug 1 830 181 Qu., darunter 622 415 aus den atlantischen Häfen, der Vereinigten Staaten und Canada, 193 804 aus Californien und Oregon, 288 713 aus Indien 332 890 aus Rußland, 65 000 aus Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn, 73 380 aus Australien und 78 450 aus Chili. Somit ist ein reichliches Drittel allein aus den atlantischen Häfen Nordamerika's gekommen und wird man nicht umhin können, die gedrückte Haltung der englischen Märkte auch zu großem Theil gerade diesen Leistungen zuzuschreiben, da die atlantischen Transporte durchschnittlich nur 14 Tage gebrauchen um am englischen Markt zu erscheinen, während alle übrigen Pro⸗ venienzen eine erheblich längere Fahrtdauer haben.

In Frankreich lähmte die Ungewißheit über den Zeitpunkt der Einführung der Zollermäßigung die Unternehmungslust vollständig; hierzu kamen die sich bessernden Aussichten der Ernte und die That⸗ sache, daß die für französische Häfen schwimmende Weizenmenge sehr umfangreich war und beispielsweise gegen Schluß des Monats noch 955 000 Qu. betrug gegen 130 000 zur gleichen Zeit im Vor⸗ jahre. Es war nur natürlich, daß die Besitzer von Ladungen sich williger im Verkaufen zeigten, was ohne Preisdruck nicht vorüberging. Seitens der einheimischen Landwirthe war indessen die Versorgung kaum eine reichlichere geworden, und wenn dies sich nicht weiter be⸗ merklich machte, so erklärt es sich aus der übergroßen Zurückhaltung des Konsums, welcher in der Hoffnung, nach dem 10. Juli dem Termin der Zollherabsetzung billiger zu kaufen, nur immer für den Tagesbedarf sich Vorrath einlegte. b

Ganz ähnlich lagen die Verhäͤltnisse in Belgien. Die Ant⸗ werpener Bestände sind ziemlich ansehnlich, auch schwimmen zu Ende Juni noch 317 000 Qu. Weizen, gegen 85 000 gleichzeitig im Vorjahre, während andererseits der Absatz nach dem Inlande mehr und mehr ins Stocken gerieth. Die Folge waren billigere Preise, zumal auch die belgischen Ernteaussichten sich gebessert haben.

Letzteres trifft für Holland gleichfalls zu. Während in diesem Lande im Allgemeinen matt war, zeigte Roggen am Amster⸗ damer Markt ansehnliche Schwankungen, auf welche die russischen Verhältnisse nicht ohne Einfluß blieben. Der Absatz der eintreffenden Roggensendungen stockte zeitweise und bewirkte die wiederholt auf⸗ tretende Neigung zum Weiterverkauf früherer Abschlüsse nach anderen Ländern; allein die Unmöglichkeit, neue Beziehungen aus Rußland zu machen, ließ Inhaber immer wieder Vertrauen erlangen. 88

In Oesterreich⸗Ungarn lauten die Feldberichte zum Schluß des Monats besonders für Weizen ziemlich hoffnungsvoll, wenn auch einige Distrikte bei ihren Klagen beharren. Der Schnitt des Roggens

1 taats⸗Anzeiger

hatte schon in den letzten Junitagen begonnen, doch scheinen Betreffs dieser Frucht die Meinungen weniger günstige zu sein. Die Vor⸗ räthe an den österreichisch⸗ungarischen Stapelplätzen sind zwar größer als zur selben Zeit im Vorjahre, ohne indessen nennenswerthen Um⸗ fang zu besitzen. Es lagerten beispielsweise im Lagerhause der Stadt Wien von Weizen Ende Juni 53 689 Doppelcentner gegen 38 608 gleichzeitig 1890.

In Rußland war für Weizen die Ausfuhr keineswegs gering und auch von Roggen kamen im Juni 574 150 Qu. zum Export, gegen nur 324 835 im Juni 1890. Je näher zum Schlusse, desto mehr verminderte sich jedoch das Roggenangebot auf Abladung Seitens der russischen Exporteure, und da manche der auf Juni⸗ Verschiffung verkauften Partien besonders von St. Petersburg in Folge knappen Materials und im dortigen Inlande selbst steigender Preise nicht abgeladen werden konnten, zeigte sich vielfach die Neigung, jene Verkäufe zurückzureguliren. Die Stimmung wurde gegen Schluß des Monats immer fester, da die Klagen über drohenden Mangel in einzelnen Gegenden sich mehrten und Bestrebungen laut wurden, welche am liebsten die Ausfuhr ganz und gar verboten gesehen hätten. . In Deutschland hat der Juni eine weitere Verschärfung der Situation nicht gebracht, denn wenn auch die Preise des Getreides im Großen und Ganzen nur vorübergehend nachließen, so zeigte sich doch in dem von Woche zu Woche schleppender werdenden Geschäfts⸗ gange des Mehls, daß von einem Mangel an Material beim Konsum keine Rede war. Im Westen Deutschlands zeigte sich zeit⸗ weise selbst von Roggen durch frühere große Abschlüsse eine Zufuhr über Bedarf, sodaß aus zweiter Hand nach Norddeutschland hin billiger offerirt und gekauft wurde, als aus Rußland direkt zu beziehen war. Auch in Mitteldeutschland stockte der Verkauf des an den Elb⸗ stationen lagernden Roggens, und erst ganz zuletzt war einige Besse⸗ rung hierin zu konstatiren. Der Mühlenbetrieb ließ daher auch viel zu wünschen übrig, denn in Folge der sich vergrößernden Mehl⸗ läger behielten die Mehlpreise nicht das richtige Verhältniß zu den Roggennotirungen, es mangelte daher ein lohnender Mehlnutzen, und ist es bemerkenswerth, daß gegen Schluß des Monats in Norddeutsch⸗ land der Betrieb verschiedener großer Dampfmühlen nicht etwa wegen direkten Mangels an Rohmaterial, sondern wegen Mangels an Mehl⸗ absatz und zu gedrückten Preisen des Fabrikats im Verhältniß zum Roggen theils eingeschränkt, theils absorbirt wurde.

Alles dieses kam auch im Roggen⸗Geschäft des Berliner Marktes zur Geltung. Das Waarengeschäft blieb still, Mühlen mußten meist über Terminwerth für ihre Anschaffungen anlegen und kauften nur das Nothwendigste. Die Zufuhr war schwach und Manches wurde von den nach der Elbe gesandten Roggenladungen für den Berliner Bedarf wieder zuruͤckgenommen. Russische Neuanschaffungen waren nur ganz vereinzelt, zum Theil aus zweiter Hand, möglich, zu⸗ letzt zeigte sich einiges Angebot von Kanada⸗Roggen, das auch mehr⸗ fach zu Abschlüssen geführt hat. Im Terminhandel eröffnete der Juni unter dem Eindruck der direkten amtlichen Kundgabe, daß vor⸗ läufig an eine Ermäßigung der Zölle nicht zu denken sei, mit einer scharfen Zurückholung des vorherigen Preisverlustes. Im weiteren Verlaufe kamen ziemlich ansehnliche Werthschwankungen zum Vor⸗ schein, die zum Theil von den russischen Ernteberichten, zum Theil vom Wetter unseres eigenen Landes diktirt wurden. Im Ganzen war für die Termine der neuen Campagne eine langsam steigende Werth⸗ richtung nicht zu verkennen, wenn auch gerade in den letzten Tagen die plötzlich warm gewordene Temperatur zugleich mit den sich bessernden Feldberichten aus unseren Provinzen einen ziemlich empfind⸗ lichen, aber doch nur vorübergehenden Druck übte.

Für Weizen drehte sich das Hauptinteresse um die für den Juni⸗Juli⸗Termin hier bestehenden Hausseinteressen. Nachdem zum Beginn des Monats der Ende Mai, in Folge der vermeintlichen Zolländerung, eingetretene Preisrückschlag wieder durch die Enttäuschung und durch Zukäufe der Haussepartei wett gemacht war, zeigten sich vom Auslande während des ganzen Monats bhindurch alltäglich rentable Anstellungen, welche zu größeren Abschlüssen russischen Saxonka⸗Weizens, zu Ankäufen indischer und chilenischer und anderer Waare führten und überhaupt Muster von Provenienzen nach Berlin lockten, welche dieser Markt vorher kaum je im Bereiche seiner Ge⸗ schäftsthätigkeit gesehen hatte. In voller Hartnäckigkeit behauptete sich allen Schwankungen gegenüber der hohe Deport des Juli⸗Termins, wie er so hoch an keinem einzigen Markt der Welt gezahlt wurde, und wenn demgegenüber jedes beliebige Quantum schönen, qua⸗ litätsreichen Weizens in einer die Haussepartei zerschmetternden Weise ausgenutzt werden konnte, so lag dies an den ungewöhnlichen An⸗ forderungen, welche die Berliner Schlußschein⸗Bedingungen an die Waare stellen, die derart sind, daß bei den allermeisten Offerten selbst feinster Qualität die Gefahr einer Unkontraktlichkeit nicht ausgeschlossen war. Dadurch aber war das Risiko eines Waarenankaufes ein ge⸗ waltiges, denn, wurde der Weizen auf dem Kündigungstisch refüsirt, so war kaum Aussicht, ihn noch zum Juli⸗August⸗Preis zu verwerthen, und dieser stand schon 15 bis 20 billiger als der Juli⸗Werth. Es erklärt sich daraus auch das Entgegenkommen, welches die Hausse⸗ partei bei zwei der thatkräftigsten Importfirmen, die stark à la baisse engagirt waren, gelegentlich eines Kompromisses fand, durch welche sie sich die Neutralität derselben bei der weiteren Entwickelung der Hausseoperation verschaffte. Aber auch ohne deren Mitwirkung kamen im ferneren Verlaufe auch ziemlich große Abschlüsse zu Stande, denn der Weltmarkt verharrte in seiner Flaue und ließ es an Nachlässen in seinen Preisforderungen nicht fehlen. Trotzdem hatte der Werthstand sich behauptet, und erst als im letzten Theile des Monats die so fruchtbar gewordene Witterung im Verein mit den übrigen Einflüssen ihre übermächtige Wirkung übte, glaubte man vielfach, daß jene Haussepartei dem all⸗ seitigen Druck wohl werde widerstehen können. Zu den gewichenen Preisen aber kam jener durch Anschluß einer schon im Mai erfolgreich gewesenen Firma Hülfe; mit größerer Geschicklichkeit als vorher wurde, nachdem der alte Preisstand wieder erreicht war, die An⸗ ziehungskraft des Marktes durch gelegentliche eigene Terminverkäufe der Hausse gemildert und Unterhandlungen, theilweise mit Erfolg, angeknüpft, um die für Berlin bestimmte Waare möglichst anderen Bestimmungsorten zuzulenken. Trotz alledem wird die Julizufuhr

Berlins voraussichtlich sehr bedeutend werden.

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1. Untersuchungs⸗Sachen. . 5*8 Aufocbote ustellungen u. dergl. 3. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. 1 4. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.

5. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.

Oeffentlicher Anzeig

er.

6. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. 7. Erwerbs⸗ und Rertiscen te. eseflentschakten.

8. Fieberlafsung ꝛc. von Rechtsanwälten.

9. Bank⸗Ausweise.

10 Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Untersuchungs⸗Sachen.

[6817] „Ladung.

1) Friedrich Wilhelm Tharan, 2. August 1868 zu Greifenhain, in Groß⸗Buckow zuletzt aufhältlich,

2) Gustav Friedrich Adolf Bohm, geboren am 186 27. April 1870,

geboren am nuar 1869,

geboren am 25. Juli 1869, 4) Franz Wilhelm Granzner, 25. März 1869,

7) Friedrich Huik, geboren am 22. Mai 1869,

. 9) Hugo Franz Albert Kalin, 3) Carl Gustav August Hermann Dittmann, 10. September 1869,

geboren am E11 Fet vene e. Sseös am 18) Alexander Hermann Louis Gotthelf Malig,

geboren am tember 1870,

Februar 1869,

geboren am 1. Oktober 1870,

1 22. Mai 5) Max Paul Gerlach, geboren am 16. August 1829, Carl Hermann Krause, geboren am

66 8 8 4 1 8

1 S 9. ber 1869, 8 August Max Kern, geboren am 6. IFteZenn Emanuel Merz, geboren am 6. Sep⸗ 20 15) Otto Carl Richard Marquart, geboren am

17) Ernst Wilhelm Theodor Nitschke, geboren am 18. August 1869,

18) Emil Constantin Albert Priewe, geboren am 28. August 1869,

19) Heinrich Adolf Paul Rost, geboren am 16. September 1869, Wilhelm Heinrich Weber, geboren am 7. März 1869,

21) Paul Hermann Franz Pohle, geboren am 7. Juni 1870,

22) Heinrich Albert Gustav Görlitz, geboren am 7. Dezember 1870,