1891 / 165 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Darmstadt, 14. Juli. Ihre Großherzogliche Hoheit Prinzessin Victoria, Prinzessin Ludwig von Battenberg, ist nach der „Darmst. gig.. von ihrer Reise nach Venedig gestern wieder hierher zurückgekehrt und hat auf Schloß Heiligenberg Wohnung genommen. Heute begab sich Höchstdieselbe zum Besuch der Großherzoglichen Familie nach Seeheim. Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 15. Juli. Am 17. oder 18. d. M. wird, den „Meckl. Nachr.“ zufolge, Seine Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog, soweit bis jetzt bestimmt ist, über Hamburg nach Mecklenburg zurückkehren und Allerhöchstsich über Rostock direkt nach Gelbensande begeben. Da als Folgezustand nach der überstandenen schweren Krankheit noch Beschwerden beim Sprechen bestehen, so wünscht Seine Königliche Hoheit keinerlei Empfang und keinerlei Veranlassung, eine Unterhaltung führen zu müssen.

8 Sachsen⸗Meiningen.

Meiningen, 14. Juli. Die mit dem Landtag im vorigen Monat vereinbarten Gesetze über Ausführung des Civilstandsgesetzes, über die Gehaltverhältnisse der Geist⸗ lichen, über Anlegung von Mündelgeldern in Pfandbriefen der Deutschen Hypothekenbank und über die Geltung dies⸗ seitiger Gesetzgebung in vormals rudolstädtischen Gebietstheilen sind nach der „Weim. Ztg.“ bereits verkündet worden, ebenso eine Vereinbarung der thüringischen Lande mit Baden, Mecklenburg, Braunschweig und Elsaß wegen gegenseitiger Geltung der wissenschaftlichen Prüfungs⸗ zeugnisse.

Elsaß⸗Lothringen.

Straßburg, 15. Juli. Durch Allerhöchste Ermächtigung ist der Kaiserliche Statthalter beauftragt, im Namen Seiner Majestät des Kaisers dem neuen Bischof Dr. Fritzen und dem Weihbischof Marbach den Eid der Treue und des

Gehorsams abzunehmen, den die Bischöfe gemäß Bestimmung

des Konkordats vor ihrem Amtsantritt dem Landesherrn zu

leisten haben. Zu dieser feierlichen Handlung werden sich beide Bischöfe am nächsten Sonntag 12 ½ Uhr in das Statt⸗ halter⸗Palais begeben.

Metz, 15. Juli. Der Kriegs⸗Minister General⸗Lieutenant von Kaltenborn⸗Stachau ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute Mittag zu zweitägigem Aufenthalt hier eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 16. Juli. Zu den Vertragsverhandlungen mit der Schweiz bamerkt das „Fremdenblatt“:

Mit Schluß voriger Woche sind die Vertragsverhandlungen mit der Schweiz so weit gediehen, daß eine kurze Unterbrechung derselben zum Zweck der Einholung endgültiger neuer Instruktionen Seitens der schweizer Delegirten erforderlich wurde. Man erwartet das Ein⸗ treffen dieser Instruktionen spätestens gegen Ende dieser Woche und hofft, daß, wenn dieselben befriedigend ausfallen, dann an die dritte Lesung herantreten zu können.

In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Finanz⸗Minister in Beantwortung einer Interpellation über das Kartell der Zuckerraffineure in Oesterreich Ungarn, der Frage der Erlassung gesetzlicher Bestimmungen über die Zulässigkeit solcher Vereinbarungen seine volle Aufmerksamkeit zuzuwenden und mit hierauf Bezug habenden positiven Vorschlägen vor das Par⸗ lament treten zu wollen. Das Haus beendete sodann die Berathung des Budgets und nahm das Finanzgesetz in zweiter Lesung an. Bei dem Kapitel „Staatsschuld“ erklärte der Finanz⸗Minister auf die Anfrage des Abgeord⸗ neten Menger, er habe die Konversion der öster⸗ reichischen 5prozentigen Rente in eine 4 ½ prozentige stets im Auge behalten und werde derselben auch

fernerhin seine volle Aufmerksamkeit zuwenden; er könne sich jedoch über den Zeitpunkt, wann dies ge⸗ schehen könne, gegenwärtig nicht äußern. Der Gesetzentwurf, betreffend die Gebührenbefreiung für die Erwerbung des Palais der russischen Botschaft wurde ohne Debatte genehmigt. In einer gestern Abend abgehaltenen Sitzung fanden die Delegationswahlen statt. Die Jung⸗

ezechen lehnten die auf sie gefallenen drei Mandat Die Neuwahl für dieselben findet heute statt. 8 Großbritannien und Irland.

Das Kriegs⸗Ministerium hat, laut Meldung des „W. T. B.“ aus London, gestern folgende Ordre erlassen: „Der Ober Befehlshaber der Armee, Herzog von Cambridge,

ist von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen ersucht worden, mit Erlaubniß Ihrer Majestät der Königin den an der Revue zu Wimbledon betheiligten Truppen die Anerkennung Seiner Majestät über das allgemeine Auftreten und die soldatische Haltung auszusprechen. Seiner Majestät ist die Tüchtigkeit der Miliz⸗Bataillone und der Freiwilligen besonders auf⸗ gefallen.“

Der Prinz von Wales wird sich, wie „W. T. B.“ erfährt, nach Karlsbad begeben.

In der vergangenen Nacht ist Prinz Georg von Griechenland im Marlborough ⸗House zu London einge⸗ troffen.

Das britische Kanonenboot „Thrush“, dessen Be⸗ fehlshaber Prinz George von Wales ist, segelte am 13. Juli von Halifax nach England ab.

Prinz und Prinzessin Aribert von Anhalt haben sich von Cliveden, dem Landhause des Herzogs von Westminster, wo sie die ersten Tage ihrer Ehe zubrachten, nach Cumberland Lodge, dem Wohnsitz des Prinzen und der Prin⸗ zessin Christian zu Schleswig⸗Holstein in Windsor, begeben.

Nach einigen Tagen wird das neuvermählte Paar die Reise

nach dem Festlande antreten.

Aus Kalkutta wird der „Times“ gemeldet, daß die

Manipur⸗Prinzen die Regierung gebeten haben, die ihnen zur Einreichung ihrer Berufung gewährte Frist zu verlängern. Am 10. d. M. ist Waikairokpu, der letzte der Rädelsführer der Manipuren, welcher noch auf freiem Fuß gewesen war, ge⸗ fangen genommen worden. 8

Frankreich. ““ Paris, 16. Juli. Die Deputirtenkammer nahm gestern die Berathung der Zolltarifvorlage wieder auf und genehmigte nach einem Bericht des „W. T. B.“ die von der Regierung acceptirten Zölle von 18 Fr. für rohes Petro⸗

von der Regierung beantragten Zölle auf Baumwolle und

Seidengewebe.

Der Mehrertrag für den Staatsschatz aus dem neuen Zolltarif wird auf etwa 70 Millionen geschätzt. Die Budget⸗Kommission hat die Regierung um Mittheilung ersucht, wie sie diesen Betrag in dem Budget für das Jahr 1892 verwenden resp. verrechnen werde.

Der Deputirte Laur hat den Minister des Aeußern Ribot davon verständigt, daß er beabsichtige, eine Inter⸗ pellation über die Paßvorschriften im Verkehr mit Elsaß⸗Lothringen einzubringen.

Die Angelegenheit bezüglich der Hinrichtung Rigaud’s auf Haiti ist nunmehr beigelegt. Die Regierung von Haiti hat der Familie Rigaud's die von der französischen Regierung für dieselbe verlangte Entschädigungssumme bewillit.

Italien.

Der Minister⸗Präsident Marchese di Rudini hat, wie man der M. „Allg. Ztg.“ schreibt, dem König die Dekrete unterbreitet, durch welche die Bezüge der Botschafter bei den Großmächten um 15 000, die des Gesandten in Madrid und des Vertreters in Bayern um 5000 und die der meisten übrigen Vertreter im Auslande um 2000 bis 4000 Lire herab⸗ gesetzt werden. Auch bezüglich des Konsularcorps sind Ein⸗ schrankungen geplant, die sich einerseits auf die Bezüge, andererseits auf die Zahl der Konsuln beziehen. In dem auf den 17. Juli angesetzten Ministerrath werden, wie französische Blätter aus Rom melden, die Instruktionen für die Handelsvertragsverhandlungen mit Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn und der Schweiz festgestellt werden.

In der Rede, welche der Ackerbau⸗Minister Chimirri (nicht Graf Amadei) bei dem Bankett zu Ehren des land⸗ wirthschaftlichen Kongresses in Neapel am 14. d. M. hielt, erklärte derselbe der „Germania“ zufolge noch: Die italienische Regierung halte fest an der Handelsvertrags⸗ politik, weil ohne entsprechend billige Regelung der internationalen Handelsbeziehungen durch dauernde Vertrage weder der Ackerbau noch der Handel und die Industrie gedeihen und sich entfalten könnten. Der Minister besprach auch die Kreditverhältnisse, bezeichnete die Reform derselben und die Schaffung dreiprozentiger Darlehen als nothwendig und mahnte, niemals die innige Verbindung der Landwirthschaft und der Industrie aus dem Auge zu ver⸗

8 Spanien.

Die Session der Cortes ist geschlossen worden. Die Wiedereröffnung wird wahrscheinlich im November statt⸗ finden.

Schweiz.

Die Kriminalkammer des Bundesgerichts hat, wie „W. T. B.“ aus Zürich meldet, den Angeklagten Castioni wegen Tödtung des Staatsraths Rossi in contumaciam zu acht Jahren Zuchthaus und zwölfjährigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte sowie zur Tragung der 3663 Fr. be⸗ tragenden Kosten des Verfahrens verurtheilt. Die Strafe ist deshalb nicht höher bemessen, weil der Gerichtshof nicht ein gemeines, sondern ein politisches Verbrechen als vorliegend erachtete.

Luxemburg.

Luxemburg, 14. Juli. Der Großherzog hat für morgen die Distriktskommissare sowie die Bürgermeister der Hauptorte der Kantone zur Tafel geladen. Der Erb⸗ großherzog ist heute früh nach Königstein abgereist, um die Großherzogin hierher zu geleiten. Am 19. d. M. wird, wie die „Luxb. Ztg.“ vernimmt, die Erbgroßherzogin von Baden in Schloß Walferdingen eintreffen und bis nach dem Geburtstage des Großherzogs dortselbst verweilen.

Belgien.

In der belgischen Deputirtenkammer wurde, wie man dem „Hamb. Corr.“ meldet, dieser Tage über den Er⸗ laß neuer Bestimmungen zum Schutze der belgischen Küstenfischerei verhandelt, bei welcher Gelegenheit auch wiederholt auf die im öffentlichen Inter⸗ esse wünschenswerthe Herbeiführung einer Konvention aller Nordsee⸗Uferstaaten Behufs internationaler Regelung des Nordsee⸗Fischereibetriebes hingewiesen wurde. Nament⸗ lich begegnete die jetzt im Schwange gehende massenhafte Zer⸗ störung von Fischlaich und junger Fischbrut lebhaftem Tadel der zur Sache kompetenten Redner; dieselben drangen darauf, daß regierungsseitig die Initiative zu geeigneten Vorbeugungs⸗ maßregeln ergriffen werden möchte.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Seit einigen Wochen befinden fich, wie die „A. C.“ berichtet, die Chippewa⸗Indianer auf der White Earth Reservation in Minnesota im Auf⸗ stande. Am letzten Sonnabend betheiligte sich auch eine Ab⸗ ordnung der Leech Lake⸗Indianer an dem Kriegstanz. Sie beklagen sich über Säumigkeit der Bundesregierung in der Vertheilung der versprochenen Ländereien; auch sei ihnen kein Ersatz geleistet worden für den in der Reservation ange⸗ richteten Schaden, welchen der Bau von Reservoirs am oberen Mississippi verursacht habe. Die Bundesregierung wollte Vieh und landwirthschaftliche Geräthe an Zahlungsstatt geben; damit aber waren die Indianer nicht zufrieden. Auch die 18 000 Seelen zählenden Navajoes in Arizona sind seit einem Monat aufsässig. Der Häuptling der Letzteren ist, einem Wolff'schen Telegramm aus New⸗York zufolge, in Arizona gefangen genommen worden. In Folge dessen nimmt der Stamm eine drohende Haltung an.

Haiti. In New⸗York eingetroffene Nachrichten des „W. T. B.“ aus Haiti melden die Fortsetzung der Hin⸗ richtungen. General Légitime schickte einen Bevoll⸗ mächtigten nach New⸗York zum Ankauf von Kriegsschiffen und Kriegsmaterial, um den General Hippolyte an⸗ zugreifen.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die Bestrafung wegen qualifizirten Wuchers durch wechselmäßiges Sich⸗Versprechenlassen der wucherlichen Ver⸗ mögensvortheile wird, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 22. April 1891, dadurch nicht ausgeschlossen, daß die vom Darlehnsnehmer gegebenen Wechsel gefälscht sind.

Der Irrthum des Käufers eines Grundstücks über das ausdrücklich vorausgesetzte Größenmaß des Grundstücks macht, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats. vom 13. Mai

gültig; es muß jedoch bei den Kaufverhandlungen Seitens des Kaufreflektanten irgendwie, wenn auch nicht in dem förmlichen Vertrage oder im Augenblick des Vertragsschlusses, zum Ausdruck gebracht worden sein, daß die unrichtige Voraussetzung über das Größenmaß für seine Willensbestimmung von Einfluß sei.

Alters⸗ und Invaliditäts⸗Versicherung.

Bei der Versicherungsanstalt für Schwaben und Neuburg wurden, wie die M. „Allg. Ztg.“ aus Augsburg meldet, im Laufe des ersten Semesters 1213 Ansprüche auf Altersrenten geltend gemacht. Davon wurden 955 (78,73 %) anerkannt, 183 (15,08 %) zurück⸗ gewiesen, 59 (4,86 %) auf andere Weise in Folge Zurücknahme des Gesuchs oder Ablebens des Antragstellers erledigt, während 16 unerledigte Ansprüche auf den Monat Juli über⸗ gingen. Von den bewilligten Altersrenten im Gesammt⸗Jahres⸗ betrage von 121 282 80 treffen 37 269 60 auf 265 in den unmittelbaren Städten und 84 013 20 auf 690 in den Landbezirken wohnende Rentenempfänger. Zur Zeit be⸗ ziehen 485 Personen eine Jahresrente von 106 80 ₰, 307 Per⸗ sonen eine solche von 135 ℳ, 112 Personen je 163 20 und 51 Personen je 191 40 ₰. Durchschnittlich kommen auf den Rentenempfänger 127 jährlich. Nach den hauptsächlichsten Be⸗ rufsarten scheiden sich die bisherigen Altersrentner in der Weise aus, daß 218 auf gewerbliche und in Handelsbetrieben beschäftigte Arbeiter, 293 auf land⸗ und forstwirthschaftliche Arbeiter, 217 auf häusliche Dienstboten und ähnliche Arbeiter und 227 auf Bedienstete der Gemeinden und Stiftungen, Bureaubedienstete ꝛc. reffen.

Handelsverkehr an der Ostgrenze. 8

Die über den Waarenverkehr an der Auslandsgrenze des Regierungs⸗ bezirks Marienwerder gemachten Beobachtungen ergaben für die Monate Februar, März, April 1891 im Vergleich mit der ent⸗ sprechenden Zeit des Vorjahres eine starke Zunahme der Getreide⸗ einfuhr, die von 15 ½ auf 22 ½ Millionen Kilogramm gestiegen ist. Ebenso ist bei der russischen Kleie eine Zunabme der Einfuhr (12 ½ Millionen gegen 7 Millionen Kilogramm im Vorjahre) zu verzeichnen. Dagegen gehört Bau⸗ und Nutzholz zu den Gegen⸗ ständen, deren Einfuhr sich verringert hat; es wurden nur 8879 Fest⸗ meter und 1710 kg importirt gegen 63 000 Festmeter im Vorjahre.

Zur Arbeiterbewegung.

In Posen hat, wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, eine Versammlung angesehener Bürger beider Nationali⸗ täten aus der Stadt und der Provinz gestern die Gründung eines Provinzial⸗Vereins zur Bekämpfung der sozialdemokratischen Bestrebungen in der Provinz Posen beschlossen. . Aus Bremerhaven wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß in einer Mitgliederversammlung des Vereins der Heizer und Kohlenzieher am letzten Montag die Abrechnung über den Strike nach dem Stande bis zum 12. Juli bekannt gemacht wurde. Nach der Abrechnung stellen sich die Einnahmen auf 8232 ℳ, die Aus⸗ gaben auf 8229 Die Einnahmen stellen sich in der Hauptsache aus folgenden Beträgen zusammen: Von der Generalkommission in Hamburg 2000 ℳ, vom Verein der Heizer und Kohlenzieher in Bremerhaven 1000 ℳ, von der Sailors and Firemen Union in Hoboken 400 ℳ, von den Heizern und Trimmern Hamburgs 274 ℳ, von der Gewerkschafts⸗Kommission in Bremerhaven 425 ℳ, laut Sammellisten und verkauften Strikemarken 3370 Unter den Aus⸗ gaben nehmen die Unterstützung der Strikenden mit 6370 ℳ, sowie die örtlichen Ausgaben und für auswärtige Agitation mit zusammen 855 die hervorragendsten Stellen ein.

Die Textilarbeiter Rheinlands und Westfalens hielten, wie der „Frkf. Ztg.“ geschrieben wird, am Sonntag unter sozialdemokratischer Leitung eine Delegirtenversammlung ab, in welcher Hr. Emil Müller aus Elberfeld zum Dele⸗ girten für den Brüsseler Sozialisten⸗Kongreß gewählt wurde. Zur Entsendung eines eigenen Delegirten entschloß man sich erst, als der Vorsitzende des Barmer Agitations⸗ Comités die Mittheilung gemacht hatte, daß der ur⸗ sprünglich in Basel geplante internationale Textil⸗ arbeiter⸗Kongreß nicht zu Gunsten des Sozialisten⸗Kon⸗ gresses aufgegeben worden sei, sondern neben demselben in Brüssel tagen werde. Nach langer Debatte einigte man sich über die Annahme einer Resolution, welche es für wünschens⸗ werth erklärte, die Lokalvereine aufzulösen und sich dem Centralverbande anzuschließen. Um die Agitation zu fördern, soll alljährlich eine Delegirtenversammlung für Rhein⸗ land⸗Westfalen abgehalten werden.

Aus Barmstedt wird dem „Vorwärts“ geschrieben, daß in der dortigen Schuhmacher⸗Aussperrung bis jetzt noch keine Aen⸗ dehng eingetreten sei. Neun der Ausgesperrten haben sich selbst etablirt.

In Stuttgart fand sich am Montag, wie der Münchener „Allg. Ztg.“ geschrieben wird, seit Aufhebung des Sozialistengesetzes die dortige sozialistische Partei, hauptsächlich aus Veranlassung des neu aufgestellten Parteiprogramms, zum ersten Male zu einer Mitgliedschaftsversammlung zusammen, die sehr zahlreich besucht war. Der Vorsitzende machte die Mittheilung, daß sich die Zahlsder eingeschriebenen Mitglieder in Stuttgart in letzter Zeit sehr erheblich vermehrt habe. Auch habe die Partei eine große Bibliothek erworben und ein eigenes Lese⸗, beziehungsweise Bibliothekzimmer eingerichtet. Längere Debatte erhob sich bezüglich der Verwendung der Ueberschüsse aus der Maifeier. Von der Absendung eines eigenen Abgeordneten zum Brüsseler Kongreß wird aus Sparsamkeits⸗ rüͤcksichten abgesehen, und es soll mit dem Stuttgarter Mandat ein Mitglied der Reichstagsfraktion betraut werden. Die Wahl der Delegirten zum Erfurter Parteitag bleibt einer späteren Versammlung vorbehalten. Betreffs des weiteren Punktes der Tages⸗ ordnung: Entgegenrahme der Meinungsäußerungen über das neue Parteiprogramm, wurde beschlossen, zunächst in den Bezirksvereinen darüber zu diskutiren und das Resultat auf einer allgemeinen Ver⸗ sammlung zur Mittheilung zu bringen. Endlich wurde in Anregung gebracht, daß sich die Parteigenossen möglichst um Erwerbung des Bürgerrechts bemühen sollen im Hinblick auf die in diesem Winter stattfindenden Neuwahlen der bürgerlichen Kollegien.

Hier in Berlin wurde in der öffentlichen Generalversammlung der Maurer Berlins und der Umgegend nach dem Bericht des „Vorwärts“ bei der Besprechung der Lohnbewegung mitgetheilt, daß auf den meisten Bauten eine Lohnzulage gewährt worden sei, sogar von Innungsmeistern auf Kirchenbauten ꝛc. Ein anderes, als ein gütliches Vorgehen war in diesem Jahre unter den gegebenen Umständen nicht möglich; es konnten demzufolge auch nicht die verloren gegangenen Errungenschaften des Jahres 1889 zurückerobert werden. Nicht wenig trage hierzu der Streit unter den Berliner Maurern bei; wären diese einig, so wäre es leicht, mehr zu erringen. Die Propaganda für Aufbesserung der Löhne soll fortgeführt werden. Die sozialistische Arbeiterpartei Dänemarks hat, wie der „Hamb. Corr.“ mittheilt, das sozialistische Mit⸗ glied des dänischen Reichstages, den Deputirten Knudsen zum Vertreter für den Brüsseler internationalen Arbeiter⸗Kongreß ernannt. Bei diesem Anlaß hat das leitende sozialistische dänische Comité dem Generalrath der belgischen Arbeiterpartei über die Lage der

leum und von 23 Fr. für gereinigtes Petroleum sowie die

1891, im Gebiet des Preuß. Allg. Landrechts das Kaufgeschäst un⸗

Partei in Dänemark Nachstehendes mitgetheilt: Die

alistische Arbeiterpartei zerfällt in eine politische und lifischt ge Abtheilung. Die erstere besitzt 109 Vereine mit 14 000 Mitgliedern; davon kommen auf Kopenhagen 10 Vereine mit 6000 Mitgliedern, auf die Provinzialstädte 35 Vereine mit 5000 Mitgliedern und auf das flache Land 64 Vereine mit 3000 Mitgliedern. Die gewerbliche Abthei⸗ lung umfaßt 281 Vereine mit 31 000 Mitgliedern, wovon 81 Vereine mit 20 000, Mitgliedern auf Kopenhagen, 200 Vereine mit 11 000 Mitgliedern auf die Provinz kommen. Aus Antwerpen meldet die „Köln. Ztg.“, daß die ausstän⸗ digen Dockarbeiter es zu den alten Bedingungen ieder aufgenommen haben. . 1 vreFier 28 Eisenbahnzugspersonal der Paris⸗Lyoner Mittelmeerbahn ist, wie „W T. B.“ aus Paris meldet, gestern Vormittag ein theilweiser Strike ausgebrochen, der sich auch auf die Werkstättenarbeiter ausgedehnt hat; es striken 574 von 1222 Arbeitern. In einer gestern Nachmittag im Tivoli⸗Vauxhall abgehaltenen Versammlung der Eisenbahnarbeiter, welche von etwa 4000 Personen besucht war, wurde die allgemeine Arbeitseinstellung beschlossen, doch gilt diese trotzdem für zweifelhaft; die Lokomotivführer sowie die Heizer und andere Zusbeamte haben sich der ganzen Strikebewegung vollständig ferngehalten. Auf Ansuchen der Strikenden von den Bediensteten der Orleansbahn hatten die Deputirten des Seine⸗Departements beschlossen, das Schiedsrichteramt zwischen den Strikenden und der Orleans⸗Gesellschaft zu über· nehmen; die Orleans⸗Gesellsschaft erklärte jedoch, daß sie den Strike für beendigt und ein Schiedsgericht daher für unnöthig er⸗ achte. Der Minister des Innern hat den Beschluß des Munizipalrathes, betreffend die Bewilligung von 6000 Fr. für die ausständigen Bediensteten der Orleansbahn, aufgehoben. 1 8 ““ Ein Wolff'sches Telegramm aus Lille meldet, daß in Vicoigne unter den Bergleuten ein Ausstand ausgebrochen ist. Die Striken⸗ den versuchten die Schächte zu ersäufen. Der Pumpendienst mußte, da die Maschinisten, durch Drohungen eingeschüchtert, die Arbeit gleichfalls eingestellt hatten, durch Ingenieure und Bureaubeamte und zwar unter dem Schutze von Gendarmen versehen werden. In Bordeaux haben einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge sämmtliche Straßenkehrer gestern die Arbeit eingestellt.

Kunst und Wissenschaft.

Im Akademiegebäude, Unter den Linden 38, findet in den Tagen vom 19. bis 25. Juli eine Ausstellung von Arbeiten der Studirenden der Königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste aus dem Lehrjahre 1890— 91 statt.

Bei Gelegenheit des zur 400 jährigen Jubelfeier der Entdeckung Amerikas stattfindenden Amerikanisten⸗Kon⸗ gresses veranstaltet die spanische Regierung zu Madrid (12. Sep⸗ fember bis 31. Dezember) eine geschichtlich⸗amerikanische Ausstellung, welche vorzugsweise Gegenstände umfassen soll, die aus der Zeit 50 Jahre vor und 50 Jahre nach der Entdeckung herrühren und entweder aus Amerika stammen oder auf die Zeit der Entdeckung und der Eroberung näheren Bezug haben. Zur Unter⸗ stützung dieser Aufgabe ist in Berlin unter dem Vorsitz des König⸗ lich spanischen Botschafters ein Comité mit den Herren Professor Dr. Virchow, Geheimer Medizinal⸗Rath und Direktor am pathologischen Institut; Professor Freiherrn von Richthofen und Dr. Reiß, Vorsitzendem der Gesellschaft für Erdkunde, als Vize⸗ Präsidenten gebildet worden. Dasselbe wünscht zunächst festzustellen, was aus jener Zeit sich noch im deutschen Besitz befindet. Zu diesem Zweck würde es mit größtem Dank begrüßt werden, wenn Mit⸗ theilungen über das Vorhandensein derartiger Gegenstände dem Comité (zu Händen des spanischen General⸗Konsuls Eugen Landau, W., Wil⸗ helmstraße 70 b) recht bald zugingen. 8

Wie der Berner „Bund“ mittheilt, stießen die italienischen Erdarbeiter der Thunerseebahn am Südrande des Erd⸗ einschnitts, mit welchem die Linie etwa 25 m über dem Wassersviegel des Sees und gerade unterhalb dem Strättligthurme die Thun⸗ Simmenthalstraße kreuzt, 1,20 m unter der Erdoberfläche auf ein männliches Skelett von mehr als mitt⸗ lerer Größe, dessen Schädel⸗, Becken⸗ und Extremitäten⸗ knochen noch ziemlich wohl erhalten waren und dessen annähernd voll⸗ zählige und gesunde Zähne eine starke Abnutzung erkennen ließen. Dieses und andere Zeichen lassen auf ein Alter des Mannes von 60 bis 70 Jahren schließen. Gesicht und Stirn waren schmal, die letztere mäßig hoch, der Schädel auffallend lang. Maßgebend für die Epoche, aus welcher dieses Grab stammt, sind sowohl die Beigaben, die darin mitgefunden wurden, als die Bestattangsweise. Der Boden und die vier Seiten⸗ wände des Grabes bestanden aus kleinen, trocken gemauerten Bruch⸗ steinen, der Deckel aus einer unpolirten Steinplatte. Das Fußende stand seewärts gegen Osten, das Kopfende bergwärts, sodaß das Antlitz des Todten der hinter dem Gemmenalpgrate auf⸗ steigenden Sonne zugewendet war. Ein eisernes, zwei bis Finger breites, 50 em langes, einschneidiges Dolchmesser ag an der Seite des Kriegers und in der Bauchgegend fehlte

nicht die eiserne Gürtelschnalle sammt Dorn und Plaque, womit die Schwertkoppel um den Leib befestigt war. Dieser Fund ist, wie das genannte Blatt bemerkt, so charakteristisch für die Bestattungsgebräuche der Burgundionen und Franken des 6. und 7. Jahrhunderts nach Christi Geburt, daß über die burgundionische Herkunft des Todten kein Zweifel sein kann. Der Fund geht an das historische Museum

in Bern.

8 Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte⸗Aussichten in Hessen. 3 Die Großherzoglich hessische Regierung hat über den Stand der Saaten in den drei Provinzen des Großherzogthums Ermittelungen angeordnet. Nach dem Ergebniß dieser Ermittelungen, welche in das erste Drittheil des Monats Juni fallen, läßt die Winterfrucht (Weizen und Roggen) im Allgemeinen eine geringe und nur zum kleinen Theil eine Mittelernte erwarten, während die Ernteaussichten für die nicht an Stelle von Winterfrucht getretenen Sommersaaten theils als gut, theils als sehr gut zu bezeichnen sind. Dasselbe läßt sich auch von den neuen Saaten sagen, die an Stelle der aus⸗ 8 gewinterten Saaten getreten sind. Der Flächeninhalt der im Herbst mit Winterfrucht (Weiten und Roggen) eingesäeten, in Folge der ungünstigen Witterung umgepflügten Grundstücke betrug 50 707,31 ha, welche zum bei Weitem größten Theil wieder mit Gerste, Hafer, Kartoffeln ꝛc. bestellt worden sind.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 Maßregeln. 3 Spanien. Zufolge einer in der „Gaceta de Madrid“ vom 26. Juni 1891 veröffentlichten Verordnung der Königlich spanischen General⸗Direktion für das Gesundheitswesen ist die Beobachtung von Quarantäne⸗ -8-,b gegen Provenienzen von Herin bei Alexandrette verfügt en.

V Portugal. „Durch Line im „Diario do Governo“ vom 1. Juli 1891 ver⸗ zffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen von Bonny und Alt⸗Calabar für rein 1 Gelbfieber erklärt worden, während für die übrigen Häfen der

üste von Guinea die am 4. März 1891 getroffenen Bestimmungen, 2 . 8 sei dem 15. Februar 1891 von Gelb⸗ nzusehen sind, in Kra iben. . „Reichs⸗ Anzeiger“ Nr. 69 vom 20. März 1s Keröft .“ Schweden.

Laut Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz⸗

Cholera befallen: Syrien; die Häfen am Rothen Meere; die Häfen im britischen Ostindien; Chalon in Cochinchina, Tongking; die Philippinen, China und Japan; Wladiwostock in Ost⸗Sibirien und Salta in der Argentinischen Republik. Egypten. 11u

Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien gat am 1. Juli 1891 beschlossen, gegen diejenigen Schiffe, welche den Golf von Alexandrette zwischen Suodije und Karatasch⸗Burum, diese beiden Häfen eingeschlossen, vom 30. Juni d. J. ab verlassen haben, das zur Verhütung der Cholera⸗Einschleppung bestimmte Reglement in Kraft zu setzen. Handel und Gewerbe. Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 15. d. M. gestellt 10 069, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. ¹ In Oberschlesien sind am 14. d. M. gestellt 3933, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Im Kohlengeschäft ist ein weiterer Rückgang nicht zu verzeicnen. Wenn auch einzelne östlich gelegene Gruben einen großen Theil ihrer Förderung in Bestände zu stürzen gezwungen sind, so kommt dagegen bei den westlich im Revier gelegenen Graben fast die ganze Förderung zur Verladung, hauptsächlich der günstigeren Tarifposition und der besseren Qualität wegen. Die östlichen, also näher an der russischen und österreichischen Grenze gelegenen Gruben werden ihre ziemlich bedeutenden Bestände an Kohlen aller Sortimente bei Beginn der Zucker⸗ campagne sofort wieder vermindern, weil diese Gruben für den Export nach Rußland und Oesterreich eben günstiger liegen als die westlichen. Daß gegenwärtig unter den Beständen viel kleinere Sortimente zu sehen sind, liegt daran, daß der Verbrauch an Hausbrandkohlen ein geringer ist und die Ziegelbrennereien in dieser Saison der ungünstigen Witterung wegen weniger Kohlen gebrauchen als sonst. Der Export nach den Ostseeprovinzen, speziell nach Ost⸗ und Westpreußen, ist in Folge der englischen Konkurrenz bedeutend zurückgegangen, und es dürste unter den gegenwärtigen Verhältnissen schwer halten, dieses Absatzgebiet wieder zurückzuerobern. Die Kohlenpreise für den ört⸗ lichen Verkauf sind die bisherigen geblieben; dagegen werden Seitens der Händler Preisermäßigungen unter der Hand zugebilligt. Im Koksgeschäft fängt die Lage an ungünstig zu werden, da sich Mangel an Absatz fühlbar macht und Koks auch von auswärts stark angeboten wird. Infolgedessen ist bereits eine Reduktion in der Fabrikation eingetreten, und weitere Außerbetriebsetzungen von Koks⸗ zfen stehen bevor. Die hauptsächlich für eigenen Bedarf arbeitenden Werke werden hiervon nicht berührt und fabriziren nach wie vor weiter. Die große Neuanlage auf Falvahütte geht ihrer Vollendung entgegen, sodaß deren Inbetriebsetzung in wenigen Wochen bevorsteht. Theer und Theerprodukte finden gegenwärtig bei lohnenden Preisen schlanken Absatz.

Die Dirschauer Zuckerfabrik giebt für das verflossene Geschäftsjahr 16 % Dividende. Die Zuckerfabrik „Ceres“ in Dirschau vertheilt zum ersten Male seit ihrem Bestehen eine Dividende und zwar in Höhe von 4 %.

Leipzig, 15. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin, handel. La Plata. Grundmuster B. per Juli 4,30 ℳ, per August 4,30 ℳ, per September 4,32 ½ ℳ, per Oktober 4,35 ℳ, per No⸗ vember 4,37 ½ ℳ, per Dezember 4,37 ½¼ ℳ, per Januar 4,35 ℳ, per Februar 4,32 ½ Umsatz 5000 kg. Geschäftslos.

London, 15. Juli. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten. 8

Mailand, 15. Juli. (W T. B.) Die gestrige Versammlung der Gläubiger der Firma Tardy e Benech stimmte dem Moraratorium zu und setzte einen aus fünf Personen be⸗ stehenden Ausschuß ein. Der bisherige Massenverwalter wurde demselben zur Seite gegeben. Letzterer gab ein ausführ⸗ liches Bild der Sachlage und bezifferte die wirklichen Aktiven auf 16 057 000 Lire, denen Passiven in Höhe von 15 326 000 Lire gegenüberstehen. Zur Fortführung des Betriebes hat die „Banca Unione Italiana“ den Werken einen besonders sicher ge⸗ stellten Kredit von 300 000 Lire eingeräumt.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die Direktion des Norddeutschen Lloyd in Bremen hat, wie von dort berichtet wird, beschlossen, vom 15. d. M. ab auf ihren Schiffen anstatt des bisher gebräuchlichen Ruderkommandos ein deutlicheres einzuführen, bei welchem sich die Bezeichnung mit der Lage des Ruders bezw. mit der einzuschlagenden Fahrrichtung deckt. Wie die „Hamb. Börs.⸗Halle“

8*

Text von Genée und Landesberg), wird, wie schon angekündigt, am Sonn⸗ abend zum ersten Male in Scene gehen. Die Handlung spielt in der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Die Hauptpartien liegen in den Händen der Damen Sophie Offeney, Anna Lind, Marie Hastert und der Hrrn. Eduard Binder, Edmund Hanno, Ludwig von dem Bruck, Carl Schulz und Fritz Broda. In der Oper „Lakme“ von Delibes wird am Sonnabend im Kroll'schen Theater die Titelpartie von Frl. Maeth Piazza aus Brüssel gesungen. Morgen wird der „Troubadour“⸗ wiederholt mit Bötel als Manrico und Fr. Heink als Azucena. Frl. Prosky singt die Leonore und Hr. Demuth den Grafen Luna⸗

Morgen findet im Belle⸗Alliance⸗Theater die 50. Auf⸗ führung der Posse „Tricoche und Cacolet“ statt.

Aus Meiningen wird der „Frkf. Zkg.“ geschrieben, daß einer Verordnung Seiner Hoheit des Herzogs zufolge ein Zimmer des Hof⸗ Theaters dem Andenken Chronegk'’s gewidmet sein soll. In demselben werden Chronegk's Bildnisse, seine Todtenmaske, seine silbernen und goldenen Lorbeerkränze, seine Ehrendiplome, interessante Schriftstücke von ihm und über ihn, sowie alle sonstigen Angedenken aufbewahrt werden.

v“ Aus Salzburg, 14 Juli, wird der „Mgdb. Ztg.“ berichtet Die Salzachstadt hat sich bereits für die morgen beginnende Mozart⸗Centennar⸗Feier geschmückt. Mastbäume mit Guirlanden erheben sich auf dem Platze, wo des Meisters Standbild sich befindet, und das dem Wohnhause Mozart's gegenüberliegende Theatergebäude ist mit zahlreichen Wappen und musikalischen Emblemen geschmückt. Das Programm des Festes ist folgendes: Mittwoch, den 15. d., Vormittags: Aufführung des Requiems im Dome, Nachmittags: Festversammlung in der Aula, Abends: Huldigungsfackelzug zum Mozart⸗Denkmal. Donnerstag: Vormittags: Concert der Wiener Philharmoniker mit folgendem Programm: Fragmente aus der „Zauberflöte“, D-moll-Klavier⸗ concert, G-moll- Symphonie; Abends: Großes Gartenfest im Mirabell⸗ garten. Freitag: Vormittags: Zweites Concert mit Vorträgen von Gustav Walter und den Damen Wilt und Friederike Mayer, sowie des Hellmesberger Quartetts und der Philharmoniker (Jupiter⸗ Symphonie); Abends: Festvorstellung im Theater „Die Hochzeit des Figaro“

““ Mannigfaltiges. Auf Vorschlag des Vereins deutscher Ingenieure sind die Herren: Hegener, General⸗Direktor der Maschinenbauanstalt Humboldt, Kalk bei Köln; Henneberg, Kommerzien⸗Rath und Fabrikbesitzer, Berlin; Herzberg, Civil⸗Ingenieur und Fabrikbesitzer, Berlin; Thiem, Civil⸗ Ingenieur, Leipzig, als Ehrenvorsitzende bezw. Stellvertreter in das Präͤsidium der Ingenieurabtheilung des Internationalen Kon⸗ gresses für Hygiene und Demographie berufen worden, welcher unter dem Patronat Ihrer Majestät der Königin von Groß⸗ britannien in der Woche vom 10. bis 17. August d. J. in London tagen wird.

Die Ferienkolonisten haben sich, wie die „Voss. Ztg schreibt, diesmal einer besonders aufmerksamen Behandlung von Seiten der Eisenbahnverwaltung zu erfreuen gehabt; überall war dafür gesorgt, daß die Wagen mit den Kindern bloß abgehängt wurden. Die Empfänge waren zum Theil festlich. In Harzburg z. B. erwartete die kleinen Gäste das Lokalcomité am Bahnhof und die Stadtkapelle begleitete sie mit Musik zur Stadt hinein. In Kösen lud die Direktion die Kinder als offtzielle Gäste zum Brunnen⸗ feste. Die Kolonisten von Eldena holte ein benachbarter Ritterguts⸗ besitzer mit Erntewagen ab und bewirthete sie festlich. Die ersten Professoren der Universität Greifswald behandeln die kleinen Berliner unentgeltlich als Aerzte. Die neuen mecklenburger Kolonien haben sich als eine glückliche Wahl erwiesen. Die Kosten der Ferienkolonien betragen diesmal rund 85 000 An sicheren Einnahmen stehen dem Comits nur 12 000 zu Gebote: 5000 Zinsen und 7000 Jahresbeiträge. Alles Andere muß durch Sammlungen herbeigeschafft werden. An der Gesammtsumme fehlt noch ein erheblicher Theil. Die Direktion der Artilleriewerkstatt in Spandau bheat, nach einer Mittheilung des „A. f. d. H.“, an das Comité der Berliner Ferienkolonien den Betrag von 650 gesandt, wofür eine Anzahl von Kindern von Arbeitern der Werkstatt zur Kräftigung ibrer Gesundheit während des Sommers in Erholungsorten untergebracht und verpflegt werden.

Die Herrichtung der im Süden Berlins neu erworbenen Riesel⸗ güter Kleinbeeren, Sputendorf und Schenkendorf für die Zwecke der Berieselung wird, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, eifrig betrieben. Bis jetzt sind bereits 300 Morgen hergerichtet. Es wurden dabei bisher 300 meist polnische Arbeiter beschäftigt, für welche auf

mittheilt, hat auch der Verein Hamburger Rheder die Frage einer Aenderung der Steuerkommandos schon seit längerer Zeit in Aussicht genommen und bereits eine Generalversammlung ein⸗ derufen, um Beschluß zu fassen über eine Aenderung der Kommandos in dem von der Packetfahrt⸗Gesellschaft im Einverständniß mit anderen großen Rhedereien vorgeschlagenen Sinne.

Bremen, 15. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Havel“ ist heute Nachmittag auf der Heimreise in Nordenham angekommen. Der Dampfer „Weimar“ ist gestern in Baltimore eingetroffen. Der Dampfer „Preußen“ ist gestern, auf der Fahrt nach Ost⸗Asien, in Suez angekommen. Der Schnell⸗ dampfer „Trave“ hat gestern Nachmittag die Heimreise von New⸗ York angetreten. Der Schnelldampfer „Saale“ ist gestern Morgen in New⸗York eingetroffen.

16. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Köln“ hat am 15 Juli, 9 Uhr Vormittags, die Reise von Antwerpen nach Oporto fortgesetzt.

Hamburg, 15. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerikanische Packetfahrt⸗Aktien ⸗Gesellschaft. Der Postdampfer „Suevia“ ist, von Hamburg kommend, heute Vormittag in New⸗ York eingetroffen. 1

16. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerikanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Schnelldampfer „Columbia“ hat, von New⸗York kommend, gestern 12 Uhr Abends Lizard passirt. Der Postdampfer „Dania“ ist, von New⸗York kommend, heute früh 3 Uhr auf der Elbe eingetroffen. 8

London, 15. Juli. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Dunbar Castle“ ist gestern auf der Heimreise in London an⸗ gekommen. Der Castle⸗Dampfer „Methven Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Durban (Natal) eingetroffen. Der Castle⸗ Dampfer „Pembroke Castle“ hat heute auf der Heimreise die Canarischen Inseln passirt. .

16. Juli. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Tartar“ ist auf der Ausreise gestern von Madeira abgegangen.

Theater und Musik.

Kroll's Theater.

r. nrich Bötel sang gestern Abend die Rolle des „Fra Diavolo“ und entwickelte wieder alle Vorzüge seines gesanglichen Ver⸗ mögens zu schönster Wirkung; auch schauspielerisch konnte die Leistung wohl befriedigen. Lebhafter Beifall und viele Blumenspenden wurden dem beliebten Sänger auch gestern in reichem Maße zu Theil. Neben Hrn. Bötel präsentirte sich Fr. Heink durchaus tadellos als Pamella. Sie sowohl wie ihr Partner Hr. Miller brachten das Komische ihrer Rollen sehr glücklich zur Darstellung. Sehr zierlich und graziös sang und spielte Frl. Clever ihre Zerline Ebenso war Hr. Alma ein guter Vertreter des Lorenzo. Auch die Nebenrollen, wie die der beiden Banditen, waren in guten Händen.

„Page Fritz“, die Operetten⸗Novität des Friedrich⸗Wil⸗

der Feldmark Kleinbeeren Baracken mit Schlafstellen, Küche und Kantine errichtet sind. Nach der Ernte soll mit 150 neuen Arbeitern die Herrichtung des Gutes Schenkendorf in Angriff genommen werden Besondere Arbeit macht die Verlegung der Druckröhren, weil dieselben unter der Sohle der Nuthe hinweg geführt werden müssen. Ins⸗ gesammt sind 13 km Druckrohr zu legen. 5 km vom Standrohr Friederikenhof bis Schenkendorf liegen bereits; die Verlegung der übrigen 8 km von Schenkendorf nach Großbeeren soll nach der Ernte erfolgen. Für die Röhren ist ein großer Lagerhof am Bahn⸗ hof Großbeeren eingerichtet worden.

Sagan, 15. Juli. In Folge eines Wolkenbruchs ist, wie der „Voss. Z“ telegraphirt wird, der Bahndamm zwischen Sagan und Wellersdorf, Linie Gassen —Arnsdorf, auf 600 m unterspült. Der Verkehr ist vollständig unterbrochen. Die Züge von Breslau gehen über Sorau.

Kiel 15. Jult

Bei der heutigen Regatta des Kaiser⸗ lichen Pachtklubs siegte, wie der „N. A. Z.“ telegraphirt wird, in der ersten Klasse die Yacht Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich, in der zweiten Ulrich vom Wannsee⸗Klub, in der dritten Oppenheim vom Wannseeklub, in der vierten Zander vom Wannsee⸗ Klub, in der fünften Busley⸗Kiel.

Paris, 13. Juli. Die anläßlich des Zusammenstoßes au.f der Nordbahn eingeleitete Untersuchung hat bisher Folgendes er⸗ geben: Der täglich aus Calais und Dover um 11 Uhr 55 Minuten Abends in Paris anlangende Luxustrain, auch Klubtrain genannt, hatte gestern gleich dem aus Lille kommenden Zug 46 eine Verspätung von 14 Minuten. Fahrplanmäßig soll der Zug aus Lille 6 Minuten vor dem Klubtrain in die große Pariser Bahnhofhalle einfahren. In Folge der Verspätung fuhren beide Zuͤge unter vollem Dampf, um die Verspätung wieder einzubringen. Der voranfahrende Zug aus Lille verringerte nun vorschriftsmäßig in der Nähe des Bahnhofes, hauptsächlich auch in Folge des am Sonntag gesteigerten Lokalverkehrs, die Fahr⸗ geschwindigkeit, ohne daß der Maschinist des Klubtrains ein gleiches that. Dieser letztere bemerkte nun erst zu spät, daß die Ent⸗ fernung zwischen den beiden Zügen sich bedenklich verringere, gab zwar sofort Gegendampf, konnte jedoch nicht mehr verhindern, daß der Klubtrain mit voller Geschwindig⸗ keit in den voranfahrenden Zug aus Lille hineinfuhr. Das Unglück wurde dardurch herbeigeführt, daß einer der Blok⸗ Apparatwächter übersah, daß die Nadel, deren Fallen das Verlassen des Blocks Seitens des vorhergehenden Zuges anzeigt, noch nicht ge⸗ fallen war, als der Klubtrain in Sicht kam, und demgemäß kein Warnungssignal gab; in Folge dessen fuhr der Klubtrain mit unver⸗ minderter Schnelligkeit weiter und bald darauf in den vorderen Zug ein. Von den Passagieren des Klubtrains ist Niemand verletzt, da⸗ gegen sind von denen des vorderen Zuges einer, der Bahnbeamte Regnier, tödtlich verletzt, dessen Frau getödtet und 19 andere Passagiere mehr oder minder schwer verwundet.

Kollegiums vom 7. Juli 1891 gelten folgende Gebiete als von der

helmstädtischen Theaters (Musik von Strasser und W