1891 / 166 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

8. eines Regierungsarztes für das dortige Schutzgebiet zu über⸗ nehmen. Der Arzt Dr. Kanzki und der Lazaretbgehülfe Jacobi sind der Kaiserlichen Schutztruppe für Ost⸗Afrika überwiesen worden Die⸗ selben beabsichtigen, mit dem am 9. d. M. Neapel verlassenden Dampfer der Deutschen Ost⸗Afrikalinie die Ausreise nach Dar⸗es⸗

Salagam anzutreten. Der Obersührer der Kaiserlichen Schutztruppe für Ost⸗Afrika Schmidt ist bei Ablauf seines Urlaubes erkrankt und hat sich zur

seiner Gesundheit nach St. Moritz (Engadin) be⸗ geben.

Der Compagnieführer in der Schutztruppe für Ost⸗Afrika von Sivers ist mit viermonatlichem Urlaub in Neapel eingetroffen und beabsichtigt, sich zur Wiederherstellung seiner Gesundheit nach Wiesbaden zu begeben

Der mit der Vertretung des Kaiserlichen Gouverneurs für

Lamerun beauftragte Kaiserliche Legations⸗Rath von Schuckmann hat mit dem am 5. d. M. von Hamburg nach Kamerun abgegangenen

Dampfer der Woermann⸗Linie die Ausreise angetreten. Auf dem⸗ selben Dampfer befinden sich Hauptmann Freiherr von Graven⸗

reuth sowie die Lieutenants Steinhäuser und Scheffler, welche zu Wegebauten und Expeditionszwecken sich nach dem Schutz⸗

gebiet begeben. Rittmeister Freiherr von Gemmingen sowie Lieutenant Hutter befinden sich bereits im Schutzgebiet, um Dr. Zintgraff zur Seite zu stehen.

Der Kaiserliche Kommissar für das Schutzgebiet der Neu⸗ Guinea⸗Compaanie hat in der Zeit vom 14. bis zum 21. Januar d. J. auf dem Compagniedampfer „Ottilie“ eine Dienstreise nach dem „Bismarck⸗Archipel“ unternommen. In dem über diese Reise erstatteten Bericht heißt es:

Die „Ottilie“, welche am 14. Januar, Vormittags 7 Uhr 45 Minuten, Finschhafen verlassen hatte, ging nach besonders günstiger und schneller Fahrt am 16. Januar, früh 7 Uhr, bei Herbertsböh vor Anker. Der Platz, auf welchem die Gebäude der Landesverwaltung theils schon errichtet, theils noch zu erbauen sind, besteht aus einem etwa 200 m über dem Meere liegenden Hügel mit mäßigem Plateau und wird von der Station aus auf einem zuerst flachen, dann aber ziemlich starke Steigungen enthaltenden Wege erreicht. Die Entfernung von der Küste beträgt reichlich 20 Minuten. An Gebäuden sind außer kleineren Baulichkeiten fertig gestellt: Die Wohnung des Kanzlers, das Amtshaus, das Speisehaus mit Fremdenzimmer für den Kanzler,

üche. Es fehlen noch die Wobnungen für den Gerichtsschreiber nd für den Polizei⸗Unteroffizier. Die Wahl des Platzes für die Landesverwaltung kann als eine äußerst glückliche bezeichnet werden; denn wenn auch die verhältnißmäßig weite Entfernung von der Küste manche Nachtheile, namentlich für die Beaufsichtigung des Hafenverkehrs, bietet, so kann dies gegenüber den zu erwartenden ge⸗ sundheitlichen Vorzügen nicht in Frage kommen Beide herrschenden Winde bestreichen den aus seiner Umgebung sich heraushebenden Hügel sehr kräftig, der Südost, nachdem er eine starke Wegestrecke zu Lande durchlaufen hat. Die Reinheit und auffallende Trockenbeit der Luft war deutlich bemerkbar. Ein regelmäßiger, an zwei Tagen der Woche stattfindender Markt ist eingerichtet, zu welchem die Eingeborenen Yams, Taros, Betel, Brotfrüchte, Mangos ꝛc. heranbringen. Für Gartenanlagen und Geflügelzucht sind die Grundlagen geschaffen.

Die Station Herbertshöh, welche von dem Compagnie Beamten Parkinson verwaltet wird, ist gegen Ende 1890 mit Pflanzung von Baumwolle vorgegangen. Es waren 20 ha fertig gestellt und nach der in Samoa und Ralum gebräuchlichen Weise mit Kokospalmen besetzt. Die einer Pflanzungsanlage entgegenstehenden Hindern sse sind bei Weitem nicht so groß, wie in Kaiser Wilhelmsland, da die Baum⸗ vegetation sehr spärlich und nicht, wie in der Astrolabe⸗Bai, dichter Urwald niederzulegen ist; es sind nur Grasflächen umzuhacken, die dünnen zwischenstehenden Bäume können mit leichter Mühe gefällt und, ohne daß es langer Zeit zum Trocknen bedarf, verbrannt werden.

„Am 17. Januar stattete Hr. Rose der der Firma E. E. Forsayth gehörigen Station Ralum einen Besuch ab. Auf der Bootsfahrt dorthin besichtigte er die etwa in der Mitte zwischen Herbertshöh und Ralum belegene, unter Leitung eines Hrn. Smith stehende Neben⸗ station Ralum. Das gesammte in Kultur gesetzte Land beider Stationen beläuft sich auf annähernd 600 Acres.

Am Sonntag, den 18. Januar, folgte Hr. Rose in Gemeinschaft mit dem Kanzler Schmiele einer Einladung des Hrn. Hernsheim (Chefs der Firma Hernsheim u. Co.) nach Matupi, um Tags darauf nach Herbertshöh und demnächst nach Finschhafen zurückzukebren.

Nach einem Bericht des Kaiserlichen Kommissars Rose haben sich die gesundheitlichen Verhältnisse in Stephansort (Kaiser Wilhelmsland), dem neuen Sitz der Centralverwaltung, bis⸗ lang als bedeutend besser bewährt, wie in Finschhafen. Wenngleich für die Unterbringung der Beamten naturgemäß bisber noch nicht in ausreichender Weise gesorgt werden konnte, so sind doch Erkrankungen

Die Nachricht der „Reichswehr“, daß in Pola Kom⸗ missionsberathungen über einen Entwurf zu einem neuen Flottenplan für die österreichische Marine statt⸗ änden, wird, wie „W. T. B.“ meldet, von maßgebender Seite für vollkommen unbegründet erklärt. Wenn überhaupt in Pola Kommissionsberathungen abgehalten worden seien, so hätten dieselben nur periodisch wiederkehrende An⸗ 1“ des inneren Dienstes zum Gegenstand haben önnen.

Großbritannien und Irland.

Die Königin gedenkt, der „A. C“ zufolge, Schloß Windsor am Sonnabend Vormittag zu verlassen, um sich nach Osborne zu begeben. Ihre Majestät wird sechs Wochen 8 86 Isle of Wight zubringen und den Herbst in Balmoral verleben. Im Unterhause erklärte gestern der Unter⸗Staats⸗ sekretar Fergusson in Beantwortung einer bezüglichen An⸗ frage: Die Ausdehnung der Ratifizirungsfrist für die Brüsseler Antisklavereiakte sei im Prinzip acceptirt, jedoch sei über den Zeitraum für die Ausdehnung derFrist nochnichts bestimmt. Die englische Regierung habe Angesichts der Vertagung der Ratifikation Seitens Frankreichs, Portugals und der Ver⸗ einigten Staaten in eine Fristverlängerung eingewilligt. Welches Verfahren adoptirt werden würde, sobald der Zeit⸗ raum für die Ausdehnung der Frist festgesetzt sei, könne er noch nicht sagen.

Das Oberhaus genehmigte gestern die Unterrichts⸗ bill in zweiter Lesung.

Der britische Generalkonsul in Sansibar Gerald H. Portal hat London verlassen, um sich auf seinen Posten zu begeben.

Zu den bevorstehenden Flottenmanövern wird bereits eifrig gerüstet. Das nördliche, in Deal vor Anker liegende Geschwader wurde am 14. d. mit seiner Mobilisirung fertig und dampfte am Mittwoch Morgen unter dem Kommando des Admirals Culme⸗Seymour dem Forth zu. Es besteht aus dem „Camperdown“, „Anson“, „Rodney“, „Howe“, „Aurora“, „Immortalité“, „Ruby“, „Speedwell“ und den folgenden, eigens für die Manöver mobilssrten Schiffen: „The Nile“, „Sanspareil“, „Conqueror“, „Hero“, „Iris“, „Mersey“, „Pallas“, „Latone“, „Medea“, „Medusa“, „Tartar“, „Salamander“ und „Sheldrake“. Das aus 19 Schiffen bestehende westliche Geschwader unter dem Kom⸗ mando Admiral Fitzroy's kam am Dienstag Abend von Portland in Torbay an und setzte am nächsten Morgen seine Reise nach Plymouth fort. Das „rothe Ge⸗ schwader“, welches schon seit letztem Freitag in Torbay vor Anker liegt, wird voraussichtlich noch einige Tage dort zu⸗ bringen. Die Schiffe und Torpedoboote des in Devonport mobilisirten „blauen Geschwaders“ trafen am 14. von Fal⸗ mouth in Queenstown ein. Das unter dem Kommando des Vize⸗Admirals James Erskine stehende Geschwader wird von verschiedenen Punkten der irischen Küste aus gegen die Schiffe des „rothen Geschwaders“ operiren, welches für seine Operationen Milford Haven als Basis wählen dürfte.

Aus Sydney in Australien vom 15. Juli meldet ein Telegramm des Bureau Reuter:

Der Gouverneur von Neusüdwales kündigte heute in seiner bei der Eröffnung des Parlaments gehaltenen Rede eine Reform des jetzt geltenden Wahlgesetzes an. Das Wahlrecht soll erweitert werden, und die Kandidaten werden hinfort nicht mehr vor Ernennung eine Geldsumme deponiren müssen. Die Regie⸗ rung wird das Parlament ferner ersuchen, einen Beschluß zu Gunsten der Ausdehnung des Wahlrechts auf Frauen zu feassen. Die Finanzen der Kolonie befinden sich in erfreulichem Zustande und die Staatseinnahmen vermehren sich jedes Juhr. Die Regierung wird die Einsetzung von Versöhnungsämtern zur Schlichtung von Lohnstreitigkeiten befürworten und die Frauen⸗ und Kinderarbeit in Fabriken und Werkstätten regeln. Andere vom Gouverneur angekün⸗ digte Bewässerungsanlagen im Inner

Frankreich. 8

bedenklicher Art nicht vorgekommen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 17. Juli. Das Abgeordnetenhaus wählte laut Meldung des „W. T. B.“ an Stelle der Jung⸗ czechen, welche die bei den Delegationswahlen auf sie gefallenen Mandate abgelehnt hatten, einen Altezechen, einen Deutschen und einen Feudalen. Nach Erledigung der Tagesordnung hielt der Vize⸗Präsident Freiherr von Chlumecky die Schlußrede, in welcher er den Abgeord⸗ neten für ihre den ungemein großen Arbeitsforderungen ent⸗ sprechende Thätigkeit und den Mitgliedern der Regierung für deren Mitwirkung dankte. Der Abg. Jaworski sprach dem Vize⸗Präsidenten den Dank des Hauses für seine umsichtige und unparteiische Leitung aus.

Bei der Ausarbeitung des ungarischen Budgets für das nächste Finanzjahr wird, wie die „Pol. Corr.“ aus Buda⸗ pest erfährt, als leitender Grundsatz festgehalten, daß der Rahmen des Gesammt⸗Budgets keine Erweiterung erfahren dürfe, damit die Bedeckung auch in mittel⸗ mäßigen Finanzjahren ausreiche. Die Mitglieder des Kabinets tragen dem Prinzip des Finanz⸗Ministers Wekerle, daß eine Gefährdung oder Erschütterung des Gleich⸗ gewichts im ungarischen Staatshaushalt jedenfalls vermieden werden müsse, Rechnung und die neu einzustellenden Ausgabe⸗ posten werden dieser Forderung angepaßt.

Die großen Manöver der österreichischen Armee werden sieben Tage dauern und sich in dem Gelände zwischen Waid⸗ hofen a. d. Thaya und Schwarzenau abspielen; den Schluß bildet eine Truppenschau, an der etwa 70 000 Mann theilnehmen werden. Betreffs der ordre de bataille dieser Manöver, welche der Truppenzahl nach die größten sind, die je in Oesterreich⸗Ungarn abgehalten wurden, meldet die „Reichswehr“: Der Südpartei gehören die drei im Verbande des II. Corps stehenden, die 4., 13. und 25. Infanterie⸗Truppen⸗Division, sowie die in Wien dislocirte Kavallerie⸗Truppen⸗Division an; als Corps⸗ Kavallerie wird das 2. Landwehr⸗Dragoner⸗Regiment zugezogen. Die Nordpartei besteht aus den beiden Infanterie⸗ Truppen⸗Divisionen des VIII. Corps, einer aus den Landwehr⸗ Infanterie⸗Divisionen und einer kombinirten Kavallerie⸗Division (2., 4., 7. und 14. Dragoner⸗Regiment); als Corps⸗Kavallerie wird das 15. Dragoner⸗Regiment zugezogen. Auch die im Verbande des XIV. Armee⸗Corps stehende 3. Infanterie⸗Truppen⸗ Division wird in der zweiten Periode der Manöver und zwar

voraussichtlich im Verbande des VIII. Corps Theil nehmen.

17. Juli. Der Präsident Carnot unterzeich⸗

Paris, ü nete gestern den Gesetzentwurf, betreffend die Gründung

von Gesellschaften zur Förderung der Koloni⸗ sation.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer wünschte der Deputirte Laur die Regierung über die Hand⸗ habung des Paßwesens in Elsaß⸗Lothringen zu interpelliren. Der Minister des Aeußern Ribot er⸗ klärte, es sei ihm von dem Deputirten Laur ein Schreiben zugegangen, in welchem derselbe Auskunft darüber erbitte, ob es richtig sei, daß seit Anfang dieses Jahres der deutsche Botschafter Graf Münster alle Pässe für Handlungs⸗ reisende verweigere. Der Minister bemerkte hierzu, es seien keinerlei neue Thatsachen eingetreten oder neue Anordnungen ergangen. Er hoffe, die Kammer werde der Frage keine andere Folge geben als 1888, Falls der Deputirte Laur gleichwohl seine Interpellation aufrechterhielte, werde er beantragen, die Beantwortung derselben zu vertagen. Der Deputirte Laur verlas darauf ein angeblich von der deutschen Botschaft in Paris ergangenes Cirkular, in welchem es heißt, daß für Hand⸗ lungsreisende der Paß allein nicht genüge, sondern ein mit dem Visum des Botschafters versehenes Patent erforderlich sei. Die französischen Handlungsreisenden seien demgemäß in dem freien Betriebe ihres Gewerbes durch Formalitäten gehemmt, durch welche deutsche Reisende in Frankreich nicht eingeschränkt würden. Es bestehe also in den Bedingungen für die Ausübung des Handels zwischen den beiden Nationen keine Gleichheit. Er erklärte zum Schluß, er müsse seine Inter⸗ pellation aufrechterhalten. Unter großer Bewegung des Hauses wird darauf mit 286 gegen 203 Stimmen beschlossen, in die Berathung der Interpellation einzutreten. Auf Verlangen Ribot's und mit Rücksicht auf die Ab⸗ wesenheit des Minister⸗Präsidenten de Freycinet wurde die Diskussion auf heute verschoben. In den Couloirs hat die Abstimmung über die Interpellation Laur eine gewisse Erregung hervorgerufen. Man schrieb das Abstimmungsergebniß einer Koalition der Boulangisten, Ra⸗ dikalen und Konservativen gegen das Kabinet zu, be⸗ zweifelte indeß, daß der Zwischenfall, zumal die Vertagung der Kammer nahe bevorstehe, weitere Konsequenzen haben werde. Im weiteren Verlauf der Sitzung nahm die Kammer die Berathung des Zolltarifs wieder auf. Die von der Kommission vorgeschlagenen Zoll⸗ sätze von 6 resp. 4 Fr. auf Seidenstoffe, mit Ausnahme solcher Seidenstoffe, die nicht gleichartig in Frankreich erzeugt werden, und sodann die letzten Nummern des Zolltarifs wurden angenommen. Schließlich genehmigte die Kammer

einigten Staaten von Nord⸗Amerika eingeführtem ges⸗ Schweinefleisch, Schinken und Speck. Eühügf Die Minister versammelten sich heute Nachmittag un 5 Uhr unter dem Vorsitz des Minister⸗Präsidenten de Frey cinet und beschlossen, heute in der Kammer die Forderun auf unbestimmte Vertagung der Interpellation Laur zu er neuern. Das Kabinet beabsichtigt, in dieser Angelegenheit die 11“ zu selen.

Die meisten heutigen Pariser Morgenblätter

die Ansicht aus, daß die Mehrheit der N. . 1. Vertagung der Interpellation Laur beschließen werde. Gleichwohl messen sie der gestrigen Abstimmung eine große symptomatische Bedeutung bei. Das „Journal des Débats“ sagt,

gangen. Sie möge sich von dem Ernst dieses Aktes keine Rechen schaft gegeben haben; das gerade aber flöße lebhaft Besorgniß um die Zukunft ein. Man dürfe sich keiner Illu⸗ sion hingeben, denn die allgemeine Lage erheische von Seiten Frankreichs große Klugheit nach Außen und große Festigkei nach Innen. Die „Estafette“ meint, die Kammer habe gestern

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einer boulangistischen Intrigue täuschen lassen. Der „Paix“

erklärt, eine durch die Diskussion einer Klausel des Franksurter

Friedensvertrages herbeigeführte Ministerkrise würde so schwere

Folgen nach sich ziehen, daß die Kammer gewiß nicht auf der Diskussion bestehen werde. Im Gegensatz hierzu führt die „Justice“ aus, die Franzosen hätten gleich allen anderen civilisirten Nationen das Recht und die Pflicht, über die Be⸗

handlung ihrer Landsleute sich Aufklärung zu verschaffen.

Man dürfe deshalb den Franzosen nicht vorwerfen, daß sie

böswillig Streit suchten.

Nach seiner Rückkehr von der Inspektionsreise der Ost⸗ grenze unterzeichnete der Kriegs⸗Minister de Freycinet, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, ein Dekret, durch welches die Bildung einer neuen Kavallerie⸗Brigade im VI. Armee⸗Corps angeordnet wird. Diese am 1. Oktober d. J. zu errichtende Brigade wird den Namen 6. Brigade bis führen und sich aus den reitenden Jägern Nr. 6 von Saint⸗Mihiel und den Husaren Nr. 10 von Commercy zusammensetzen. Sie wird ihr Hauptquartier in Commercy haben und unter Leitung des Generals de Salles, der gegenwärtig an der Spitze der leichten Brigade der Division von Luneville steht, treten. Die Schwadronen des Depots der Brigade sind in Sezanne vereinigt. General Mennessie de la Lanc bleibt in Nancy mit dem Kommando der von drei auf zwei Regimenter herabgesetzten 6. Brigade, des 12. Dragoner⸗Regiments in Nancy und des 10. Husaren⸗ Regiments in Commercy; die Depots liegen vereinigt in Troyes. Die leichte Brigade der 2. Kavallerie⸗Division in L neville ersetzt das 10. Husaren⸗Regiment durch das 18. reitende Jäger Regiment. Unter der Bezeichnung 4. Jäger⸗ Brigade verfügt sie über das gesammte 17. reitende Jäger⸗ Regiment in Neufchaͤteau und über das 18. reitende Jäger⸗ Regiment in Epinal, zusammen 10 Escadrons.

Der Appellhof bestätigte dasgegen Turpin, Triponé,

erstrichterliche Urtheil.

Rußland und Polen.

Die Reiseroute des Großfürsten⸗Thronfolgers auf der Strecke von Tomsk nach Omsk hat, wie der „Reg.⸗Anz.“ mittheilt, insofern eine Abänderung erfahren, als an Stelle des Landweges die Wasserfahrt auf dem Ob⸗System, auf den Flüssen Tom, Ob und Irtisch getreten ist, die außer der größeren Bequemlichkeit durch die Dampferfahrt auch den Vortheil bietet, daß Ortschaften berührt werden, die haupt⸗ sächlich von eingeborenen Völkerschaften bewohnt sind, welche ihre ursprünglichen Sitten und Gebräuche noch fast unver⸗ ändert beibehalten haben.

Italien.

Der soeben veröffentlichte Ausweis der Staatsein⸗ nahmen während des Finanzjahres 1890/91 weist im Ver⸗ gleich mit jenem des Vorjahres trotz der vorsichtigen Prälimi⸗ nirung noch eine Verminderung der Einnahmen um fünfzehn und einhalb Millionen aus. Das Defizit pro 1890 91 erhöht sich damit auf ungefähr achtundsiebzig Millionen. Nach den einzelnen Posten vertheilt sich die Verminderung der Ein⸗ nahmen wie folgt: Die Geschäftssteuer ergab im Ganzen 196,76 Millionen Lire mit einem Minus von 3,52 Millionen gegenüber dem Voranschlag. Das Erträgniß der direkten Steuern belief sich auf 416,51 Millionen mit einem Plus von 633 122 Lire. Die Konsumsteuer betrug 604,83 Millionen mit einem Minus von 15,89 Millionen. Die Lotto⸗Einnahmen ergaben 76,78 Millionen mit einem Plus von 384 434 Lire. Aus dem Eisenbahnbetriebe floß ein Erträgniß von 86,70 Millionen mit einem Plus von 3,32 Millionen. Die Summe der Einnahmen beläuft sich auf 1 381 700 019 Lire. Einige Blätter versuchen aus diesen Ziffern Kapital zu schlagen und greifen das Gesammt⸗ Ministerium, insbesondere aber den Schatz⸗Minister Luzzatti heftig an. Die Gegner der Regierung vergessen jedoch, wie man der „Pol. Corr.“ aus Rom schreibt, daß diese erst seit fünf Monaten am Ruder steht, und daß sie von ihrer Vor⸗ gängerin eine schwer zu ordnende Erbschaft übernommen hat. Das Ministerium Rudini⸗Nicotera hat in der Regelung des Budgets, besonders aber in Bezug auf administra⸗ tive Ersparnisse, das Möglichste geleistet, wobei es noch die Schwierigkeiten zu besiegen hatte, die sich der Ausführung der Gesetzentwürfe über die Verminderung der Präfekturen und theilweise auch der Präturen in der Kammer entgegenstellten. In den Ausgaben für Heer und Marine sind übrigens, theils aus politischen, theils auch aus lokalen Gründen, noch weitere dauernde Reduktionen möglich. Zur Besserung der Finanzlage wird zweifellos auch der an⸗ dauernde Aufschwung von Handel und Industrie beitragen, besonders wenn die Ernte und die Weinlese wie voraus: sichtlich gut ausfallen.

Seitens des Minister iums ist, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, ein Ausschuß von Mitgliedern der Regierung ein⸗ gesetzt worden, der die Beziehungen zwischen dem Staat und der Gemeinde Rom studiren und Mittel und Wege vor⸗ schlagen soll, um dieselben endgültig zu regeln. Der Ausschuß wird erforderlichenfalls einen besonderen Gesetzentwurf ausarbeiten, jedenfalls aber seine Thätigkeit in Kürze beginnen. Die in der letzten Zeit viel erörterte Bahnhofsfrage bildet nur einen, wenn schon nicht unwesentlichen Theil der gesammten in Betracht kommenden Angelegenheiten. Zum Vorsitzenden des Ausschusses wurde der Senator Costa ernannt; die Ministerien des Innern und der Finanzen sind darin durch die Unter⸗

noch einen Zoll von 20 Fr. per 100 kg von aus den Ver⸗

Staatssecretäre Lucca und Salandra vertreten.

Geschwaders ist gestern von Venedig nach

gangen, Dalmatien.

die Kammer habe gestern den ernstesten Akt, seit sie tage, be⸗

einen Mangel an politischer Erziehung bewiesen und sich von

drückung der Sklaverei getroffene des Berichts werden die Fortschritte,

ist die „Agence de Constantinopel“ zu der Erklärung er⸗

Fasseler und Feuvrier in der Melinitaffaire ergangene

Die dritte Division des permanenten italienischen Pola abge⸗

Dieselbe begiebt sich alsdann nach der Küste von

v1“ Portugal.

Wie „W. T. B.“ aus Lissabon erfährt, soll demnächst ine Strafmilderung für die wegen politischer Ver⸗ ehen verurtheilten Personen beantragt werden; die⸗ elbe soll sich jedoch nicht auf die wegen Preßvergehen Ver⸗ rtheilten erstrecken. 8 v““

Belgien. S

Ein gestern in Brüssel veröffentlichter Bericht der General ⸗Administratoren des unabhängigen Kongostaats an den König bringt, wie „W. T. B.“ meldet, eine ausführliche Darlegung der gesammten Ver⸗ hältnisse des Kongostaats, insbesondere der auf dem Gebiete der Justiz, der Verwaltung, des Handels, des Verkehrs, der Schiffahrt ꝛc. geschaffenen Einrich⸗

der Einfuhr⸗ und Ausfuhrverhältnisse, der

Gründung von Handels⸗ und Kolonisations⸗Gesellschaften, der

Aussendung von Forschungsreisenden und der zur Unter⸗

ffenen Maßnahmen. Am Schluß

welche die Entwickelung

des neuen Staatswesens in moralischer und religiöser Be⸗ ziehung gemacht hat, aufgezählt. 8 8

Die „Agence de Constantinople“ meldet: Botschafter von Nelidow erhob am Montag bei der Pforte die angekündigten Vorstellungen wegen des Empfanges des bulgarischen Ministers Natchovitch und des bulgarischen Agenten Vulkovitch. Der Bot⸗ schafter erklärte: Die russische Regierung erblicke in dem Empfange eine Aenderung der bisherigen Haltung der Pforte gegenüber den bulgarischen Verhältnissen. Der Großvezier erwiderte, dem Vernehmen nach, dem Bot⸗ schafter, daß die Pforte einer solchen Auffassung nicht beipflichten könne. Die Pforte habe Natchovitch als den Minister eines suzeränen Staates, mit welchem sie freundliche Beziehungen unterhalte, empfangen. Natchovitch habe den Rang eines Wirklichen Geheimen Raths; sein Empfang sei daher nichts Ungewöhnliches. Der „Agence de Constantinople“ scheint der Zwischenfall damit erledigt.

Gegenüber den Meldungen französischer Blätter über eine angebliche geheime Allianz zwischen der Türkei und Bulgarien einerseits, und Oesterreich⸗Ungarn andererseits

mächtigt, daß diese Nachrichten vollkommen grundlos sind. Es sei in dieser Richtung kein Schritt unternommen, der Sultan sei vielmehr entschlossen, auch fernerhin an der bisherigen Politik wohlwollender Neutralität gegenüber allen Mächten festzuhalten. Rumänien. ““ Bukarest, 16. Juli. Die Königin ist dem „W. T. B.“ zufolge heute nach Pest abgereist, wird daselbst den morgigen Tag zubringen und von da nach Venedig weiterreisen.

Bulgarien. Spofia, 16. Juli. Die Meldungen der Blätter, daß auf dem Grabstein des ermordeten Ministers Beltschew eine von dessen Mördern herrührende Inschrift entdeckt worden sei, sowie daß in der Wohnung des Minister⸗Präsidenten Stambulow drei bewaffnete Individuen verhaftet worden seien, werden, wie „W. T. B.“ berichtet, von unter⸗ richteter Seite als erfunden bezeichnet.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 16. Juli. Der Kommandant des fran⸗ zösischen Geschwaders, Admiral Gervais gab heute auf dem „Marengo“ eine Matinée dansante, zu der gegen 600 Einladungen ergangen waren. Sämmtliche Mitglieder der Regierung und des diplomatischen Corps nahmen daran Theil. Asien.

Japan. Durch den Rücktritt des Ministers des Aeußern, Vicomte Aoki, des Ministers des Innern, Grafen Saigo, des Justiz⸗Ministers Grafen DHamada und des Unterrichts⸗Ministers Yoshikawa, welche nach dem Vorgang des Minister⸗Präsi⸗ denten und des Kriegs⸗Ministers ihre Aemter niedergelegt haben, hat das japanische Ministerium eine durchgreifende Veränderung, die einer Neubildung gleichkommt, erfahren. Das gegenwärtige Ministerium besteht, wie der „Köln. Ztg.“ aus Tokio vom 8. Juni geschrieben wird, aus den folgenden Personen: Graf Matsukata Minister⸗Präsident und Finanz⸗Minister, Vicomte Shinagawa (bis 1887 Gesandter in Berlin) Inneres; Vicomte Enomoto, Aeußeres; General⸗ Lieutenant Pakashima, Krieg; Vicomte Kabayama, Marine; Vicomte Tanaka, Justiz; Graf Oki (nicht zu verwechseln mit dem abgesetzten Gouverneur des Shiba⸗Kens gleichen Namens), Unterricht; Graf Mutsu, Handel und Ackerbau; Graf Goto, Verkehr. Nur Matsukata, Kabayama, Mutsu und Goto ge⸗ hörten schon dem alten Ministerium an. Auch die Vize⸗ Ministerstellen sind vielfach neu besetzt.

Persien. Aus Teheran, vom 15. Juli, wird dem „Reuter'schen Bureau“ berichtet: „Angesichts der Thatsache, daß das türkische Konsulat in So⸗Uj⸗Bolak noch immer von bewaffneten Kurden besetzt und umgeben ist, hat es die britische Gesandtschaft abgelehnt, auf den Vokschlag des türkischen Botschafters einzugehen, die

junge englische Dame möge befragt werden, ob sie zum slam Die Pforte hat das Recht der

übergetreten sei oder nicht. G persischen Regierung anerkannt, innerhalb der Grenzen ihres

Landes selbst die Ordnung aufrecht zu erhalten, erforderlichen⸗ 1 Persische Truppen befinden sich jetzt in So⸗Uj⸗Bolak, bereit, gegen die Kurden einzuschreiten. Ungefähr 1000 türkische Kurden überschritten die persische Grenze, um ihren Stammverwandten beizustehen, zogen sich jedoch bei der Ankunft einer Abtheilung persischer

falls unter Aufgebot bewaffneter Macht.

Kavallerie wieder zurück.“

Male seit langer Zeit ist beobachtet worden, daß die polnische Na⸗ tionalität unter den Auswanderern zablreicher (mit 814 Köpfen) ver⸗ treten war als die deutsche (mit 737 Köpfen). 8

kratischen Partei, welcher vom Parteivorstand entworfen ist und dem nächsten Parteitage in Erfurt vorgelegt werden soll, beschäftigt gegenwärtig die sozialdemokratischen Versamm⸗

Statistik und Volkswirthschaft.

Auswanderung.

Die Auswanderung aus dem Regierungsbezirk Marienwerder hat sehr bedeutend zugenommen, denn die Zahl der ausgewanderten

Zur Arbeiterbewegung. e sozialde mo⸗

Der neue Programmentwurf der

lungen in den großen Städten. Nachdem man schon in anderen Städten über den Entwurf verhandelt hatte, fand am Dienstag in Stettin eine Versammlung statt, in welcher der sozialdemokratische Reichstags⸗Abgeordnete Liebknecht sprach. Gestern Abend hielt hier in Berlin der Reichstags⸗Abgeord⸗ nete Bebel über denselben Gegenstand in einer sozialdemo⸗ kratischen Volksversammlung eine Rede.

Der Ausstand der Steinmetzgehülfen in Plauen i. V. ist, wie dem „Vorwärts“ berichtet wird, beendet; die Gehülfen haben die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem die Meister eingewilligt hatten, den Tarif aufs Neue zu unter⸗ schreiben. Andererseits haben die Gehülfen eine zehnprozentige Herabsetzung der im Tarif festgesetzten Lohnsätze zugestanden. Der evangelische Arbeiterverein in Cannstatt hat, wie wir dem „Schw. M.“ entnehmen, nach einem Vortrage über „den besten Arbeiterzahltag“ eine Resolution einstimmig angenommen, laut welcher der Verein als regelmäßigen Zahltag den Freitag in jeder Woche erstrebt; in besonderen Ausnahmefällen, wenn Festtage auf den Freitag fallen, den Donnerstag.

Ueber die Ausstandsbewegung unter den Be⸗ diensteten der fne sche Eisenbahngesell⸗ schaften liegen folgende Wolff'sche Meldungen vor:; Der Arbeitsausstand der Bahnbediensteten hat gestern Fortschritte gemacht; in den Werkstätten und Magazinen der Westbahn waren 651, in denen der Ostbahn 200, in denen der Paris⸗Lyoner Bahn 800, in denen der Orleans⸗Bahn 560 ausständig. Der Güterbahnhof der Westbahn mußte wegen Mangels an Arbeitskräften geschlossen bleiben. Die Direktion der Westbahn fordert zur Aufnahme der Arbeit binnen 24 Stunden auf, widrigenfalls die Ausständigen durch andere Arbeiter ersetzt würden. Gestern Nach⸗ mittag versammelten sich etwa 6000 Eisenbahnarbeiter in der Tivoli⸗ Vauxhall und beschlossen die Fortsetzung des Strikes. Von den Behörden sind Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um zu verhindern, daß die strikenden Arbeiter bei den Eisenbahnen weitere Arbeiter⸗ gruppen zum Ausstande bewegen. Auf der Bahnstrecke vom Bahnhofe St. Lazare bis zur Station Asnières warde eine Anzahl Soldaten der republikanischen Garde vertheilt, um die bei den Weichen und Signalen beschäftigten Arbeiter vor Belästigungen zu schützen. Von der Genie⸗Abtheilung zu Versailles wurden 180 Mann nach dem Güterbahnhofe von Batignolles gesandt, um an Stelle der Strikenden die dringendsten Arbeiten im Güterverkehr zu erledigen. Der Polizei⸗Präfekt soll auf Ersuchen der Eisenbahngesellschaften die Ueberwachung der Eisenbahnlinien bis auf eine Ent⸗ fernung von 10 km von der Stadt aus durch Gendarmen und Ab⸗ theilungen der Garde républicaine angeordnet haben. Die ganze Nacht hindurch bewegten sich Patrouillen auf diesen Linien; ein Detachement der Sicherheitsmannschaften überwacht die Werkstätten. Jeder Strikende, der versuchen sollte, die Arbeitenden an ihrer Arbeit zu verhindern, soll sofort verhaftet werden.

Fabriks⸗Jubiläum.

Die Fabrik der Firma Villeroy u. Boch in Dresden feierte, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, am 12. d. M. das funfzig⸗ jährige Jubiläum des Geschäfts. Zu dieser Festlichkeit, welche im Lincke'schen Bade abgehalten wurde, war auch der General⸗Direktor, Kommerzien⸗Rath René Boch erschienen. Sie begann mit der von Direktor Dr Wilkens vollzogenen Auszeichnung der 25 Jahre und länger bei der Firma beschäftigten Beamten und Arbeiter. 125 Per⸗ sonen erhielten die zu diesem Zweck geprägten silbernen Medaillen aus⸗ gehändigt. Hierauf verlieh Ober⸗Bürgermeister Dr. Stübel im Auf⸗ trage der Staatsregierung die silberne Medaille für Treue in der Arbeit an 13 Arbeiter und 2 Arbeiterinnen, welche länger als 30 Jahre in der Fabrik thätig sind. Er hob hierbei das „glückliche Verhältniß, in dem die Firma zu ihren Arbeitern stehe“, besonders hervor. Ein Werkmeister erhielt außerdem das Allgemeine Ehren⸗ zeichen. Direktor Dr. Wilkens konnte darauf hinweisen, daß die neueren sozialpolitischen Gesetze eine wesentliche Aenderung in den Fabriken der Firma nicht nöthig gemacht hätten, da namentlich die Unterstützungskassen für Krankheits⸗, Invaliditäts⸗ und Sterbefälle bereits vorhanden gewesen seien. Eine Abendtafel, Concert und Ball beschlossen das schöne Fest. 1 1

Kunst und Wissenschaft.

In der lange schwebenden Angelegenheit, betreffend die Er⸗ richtung eines Kaiser⸗Wilhelm⸗Denkmals in Köln, ist nun am 15. Juli die Entscheidung getroffen worden. Das Comité hat nämlich der „Köln. Z“ zufolge mit 36 von 44 Stimmen dem Modell des Bildhauers Anders in Berlin seine Zustimmung ertheilt und die geschäftsleitende Kommission ermächtigt, mit dem Künstler über einige Abänderungen an dem neuerdings eingesandten Entwurf und ebenso über die Stelle, an welcher das Denkmal auf dem Kaiser⸗Wilhelm⸗Ring zu errichten ist, in nähere Verhandlung zu Die Minderheit war für den Entwurf eines Kölner Bild⸗

auers.

Aus Valencia vom 11. Juli wird der „Köln. Ztg.“ ge⸗ schrieben: Das Comité, welches die Jahr hundertfeier der Entdeckung Amerikas in die Hand genommen hat, vereinigte sich unter dem Vorsitze des Minister⸗Präsidenten und beschloß, in der Nähe des Hafens von Palos dem Entdecker ein 70 m hohes Denk⸗ mal zu errichten und in dessen Umgebung einen Garten von amerikanischen Pflanzen anzulegen als Erholungspunkt für die Mitglieder des nächsten Amerikanisten⸗Kongresses. Ferner wurde be⸗ schlossen, das Monasterio de la Rabida und die Kirche von Palos genau in der Weise wieder herzustellen, wie sie bei der Absegelung von Kolumbus waren, und eine Aufforderung an alle diejenigen zu richten, in deren Besih sich amerikanische Alterthuͤmer be⸗ finden, die in Madrid geplante Ausstellung zu beschicken (s. d. gestr. Nr. d. Bl.). Die meisten auswärtigen Regierungen haben sich bereit erklärt, diejenigen Gegenstände ihrer Museen und Bibliotheken, welche sich auf die Feier beziehen, zur Ausstellung herzugeben; namentlich soll sich die Regierung in Washington sehr zustimmend geäußert und Vieles zugesagt haben, was ein Jahr später in Chicago zu sehen sein wird. Auch der Papst hat die Geistlichkeit angewiesen, die Ausstellung würdig zu beschicken, zu der außerdem das Königliche Haus kostbare Stücke aus den Sammlungen des Escorial, der Ar⸗ meria und der Bibliothek beisteuern wird. Die Ausstellung verspricht also recht reichhaltig zu werden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Wien, 16. Juli. Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Mekka sind daselbst bis zum 13. d. M. 33 Cholerafälle kon⸗ statirt worden

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kobhlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 16. d. M. gestellt 10 314, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 15. d. M. gestellt 3865, nickt

der Redaktion des „Berliner Aktionär’“ (J. Neumann und E. v⸗ stadt) herausgegeben wird, liegt die XIII. für das Jahr 1891/92

Von dem „Jahrbuch der Berliner Börse“, 8 von rev⸗

bestimmte Ausgabe vor. Das seit Jahren bewährte Nachschlagebuch für Banquiers und Kapitalisten hat weder in seiner äußeren Er⸗ scheinung noch in der formalen Anordnung des Stoffes eine wesent⸗ liche Aenderung erfahren, nur ist die gewohnte Erweiterung durch die neu an der Berliner Börse im Laufe des Jahres markt⸗ gängig gewordenen Papiere erfolgt, welche wie in den früheren Ausgaben einer sorgfältigen und alles Wissenswerthe enthaltenden Besprechung unterzogen sind. Natürlich ist auch der übrige gesammte Inhalt des Werkes dergestalt fortgeführt und durch⸗ gearbeitet, daß er für alle Werthpapiere diejenigen Daten vollständig mittheilt, die für ein gründliches Urtheil nöthig sind. Als eine gewiß allen Käufern des Jahrbuchs willkommene Gabe haben die Herausgeber das in Radirung wohl getroffene Porträt des neuen Prräsidenten des Reichsbank⸗Direktoriums Hrn. Dr. R Koch dem Bande vorangestellt. Frankfurt a. M., 16. Juli. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Weizen ermattete bei der warmen Witterung; auch der Umsatz verlor an Bedeutung, während der Werth sich eben⸗ sowenig voll behaupten konnte. Tendenz flau, namentlich für fremde Sorten; ab Umgegend 22 ¾ 23 ℳ, frei hier 23 ½. ℳ, bayerischer und norddeutscher fehlt, russische Sorten 22 ¼ 23 ¼ ℳ, Danziger 22 ¾ Roggen hat nur geringe Lager, die auch voraussichtlich nicht durch große Zufuhren verstärkt werden dürften; hiesiger fehlt 21 ¼ℳ, russische Sorten 21,10 21,25 Ger ste, Brauerwaare ohne Handel, hochfeine Mahlgerste ca 16 ℳ, Abzugsgerste gefragt. Hafer wiederum flau gestimmt, auch hatten Umsätze nicht die geringste Be⸗ deutung, die Notiz 15 ½ —17 bleibt, per September— Dezember 14 gefordert, möglich mit 13 ¾ berauszuholen. Mais ohne Handel, mixed fehlt, ein Pöstchen beschädigte La Plata bis 12 ge⸗ worfen. Malzkeime ohne bekannt geweordene Abschlüsse, aus erster Hand zu schätzen auf 9 ½ —810 Roggenkleie ca 12 ½8 Weizenkleie 10 ½ 11 ℳ, Tendenz ab⸗ geschwächt auf größere Zufuhren aus Belgien und Oester⸗ reich. Mehlmarkt: Bedarf und Spekulation beobachten gleiche Zurückhaltung. Stimmung in Folge mangelnden Absatzes sichtlich ermattet. Roggenmehl nur von den größeren Mühlen in Rheinhessen offerirt. Letzter Cours für Nr. 0 31 und Nr. 1 28 Parität hier. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 36 ½ 38 ½ ℳ, Nr. 1 35 37 ℳ, Nr. 2 33 ½ 34 ½ ℳ, Nr. 3 32 33 ℳ, Nr. 4 48 30 ℳ, Nr. 5 23 25 Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verbande 67 70 Norddeutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 33 Roggenmehl loco hier Nr. 0 31 32 ℳ, Nr. 0/1 29 ½ 30 ½ ℳ, Nr. 1.28 29 (Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig jedoch auch loco auswärtiger Stationen und bei Partien von mindestens 10 000 kg.) Leipzig, 16. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Juli 4,30 ℳ, per August 4,27 ½ ℳ, per September 4,30 ℳ, per Oktober 4,32 ½ ℳ, per No⸗ vember 4,35 ℳ, per Dezember 4,35 ℳ, per Januar 4,32 ½ ℳ, per Februar 4,32 ½ Umsatz 150 000 kg. Behauptet. b London, 16. Juli. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten. 163 Juli. (W. T. B.) Nachdem das schiedsrichterliche Erkenntniß, durch welches die Regierung verurtheilt wird, die zweite Quote von acht Millionen Francs der Stadt Neapel als Subvention für die durchgeführten Sanirungsarbeiten sofort auszuzahlen, Rechtskraft erlangt hat, hat die Stadtverwaltung in Uebereinstimmung mit dem Staatsschatz Anweisung gegeben, daß der Gesellschaft für die Neubauten in Neapel diese Summe, welche die Stadt jener schuldig ist, überwiesen werde 1 Lissabon, 16. Juli. (W. T. B.) Der Eingangszoll auf auswärtiges Getreide ist auf 7 Reis per Kilo herab⸗ gesetzt worden. Athen, 16. Juli. (W. T. B.) Die Zolleinnahmen in dem ersten Halbjahr d. J. betrugen 14 885 730 Drachmen oder 2 800 000 Drachmen mehr als in dem entsprechenden Zeitraum des

Vorjahres. Verkehrs⸗Anstalten.

München, 16. Juli. (W. T B.) Der angekündigte Bericht der General⸗Direktion der Staatseisenbahnen über das Eggolsheimer Eisenbahnunglück umfaßt 15 Folioseiten und besagt im Wesentlichen: Die Entgleisung des Berliner Ferien⸗ extrazuges hänge mit einer Veränderung der Geleise zusammen. Dieselbe sei nach dem überall anerkannten Verfahren durchgeführt worden, die Unter⸗ stopfung der Querschwellen und Granitwürfel geschehe stets erst allmählich, nachdem die Tragfähigkeit durch Eisenbahnzüge mit gemäßigter Fahr⸗ geschwindigkeit stufenweise festgestellt sei. Betreffs nothwendig wer⸗ dender Auswechselung vereinzelter angefaulter Bahnschwellen oder schlechter Schienennägel bestehe bei den bayerischen Bahnen eine ebenso strenge Kontrole der Schienenstrecken, wie im übrigen Deutschen Reiche. Ein Güterzug passirte am 4. Juli Morgens zuerst das ausgewechselte Geleise. Der Führer dieses Güterzugs nahm eine Unregelmäßigkeit der einen Granitwürfelreihe wahr, welche wahrscheinlich in Folge Regengüsse während der Nacht unterwaschen war, worauf ein Vor⸗ arbeiter sofort mit der Ausbesserung beauftragt wurde. Es bleibe ge⸗ richtlich festzustellen, ob der Vorarbeiter demgemäß verfahren sei und ob das erforderliche schrittweise Passiren des Extrazuges angeordnet wurde. Hätte der ganze Extrazug eine selbstt hätige Luftdruckbremse ge⸗ habt, so wäre das Unglück außerordentlich eingeschränkt worden. Ge⸗ schwindigkeitsmesser führten bisher nur die Schnellzugsmaschinen. Der Bericht schließt, wahrscheinlich hätte der bedauernswerthe Unfall bei erhöhter Aufmerksamkeit des betheiligten Personals vermieden werden können, doch berechtige der einzelne Fall keineswegs zu einer Ver⸗ öb des gesammten Systems der bayerischen Bahnen durch die resse. Bremen, 16. Juli. (W T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Werra“ hat gestern Nachmittag die Reise von Southampton nach New⸗VYork fortgesetzt. Der Postdampfer „Graf Bismarck' ist vorgestern in Buenos Aires eingetroffen. Der Schnelldampfer „Elbe“ hat heute Morgen auf der Fahrt nach Bremerhaven Scilly passirt. Der Schnelldampfer „Sriee gestern Morgen in New⸗York eingetroffen. 8

Hamburg, 16. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerikanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Schnelldampfer „Columbia“ ist, von New⸗York kommend, heute Morgen in Southampton angekommen. b 8

17. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗ Amerikanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Schnelldampfer „Columbia“ ist, von New⸗York kommend, heute früh 9 Uhr auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer „Slavonia“ ist heute 1 Uhr Morgens in Dover eingetroffen.

London, 16. Juli. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Roslin Castle“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Calais, 16. Juli. „Geneste“ hat heute mit der Legung eines Kabels begonnen, welches eine zweite Verbindung der französischen Küste mit der Insel Fanö herstellen soll. Das Unternehmen ist aufs Beste ge⸗ lungen. Die Kabellegung wird Ende dieses Monats vollendet sein.

Theater und Musik.

In der vorgestrigen offiziellen Schlußvorstellung des Ensemble⸗ Gastspiels im Lessing⸗Theater richtete der Direktor Angelo Neumann an die zahlreichen Zuhörer Worte des Dankes für die seinem Gastspiel entgegengebrachte Theilnahme und gedachte mit warmen Worten auch der Presse, die mit sachkundiger und gerechter

Kritik das Unternehmen thatkräftig unterstützt habe. Die An⸗

In der morgigen zweiunddreißigsten Aufführung von Mascagni'’s

Personen betrug in den Monaten Februar, März und April d. J. 1578 gegen 917 in der entsprechenden Zeit des Vorjahres, Zum ersten

rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Oper „Cavalleria rusticana“ singt Marie Rochelle vom Königlichen

sprache des Direktors wurde mit lebhaftem 2 eifall aufgenommen.

(W. T. B.) Die norwegische Bark

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