1891 / 169 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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m sein Freund Wilbelm Speidel, der, im Sinne seines Vorgängers

8 Jahre als erster Musikdirektor des Vereins weiter wirkend, viel dazu beigetragen hat, dem Verein in musikalischer Beziehung seine jetzige hervorragende Stellung zu verschaffen. Speidel pflegte auch ne Zeit lang im Liederkranz den gemischten Chor und führte all⸗ jährlich größere Chorwerke auf (u. A. Scenen aus „Faust“ von „Paradies und Peri“, „Comala“ von Gade,

„Athalia“ von Mendelssohn). Als eine Folge seiner vor⸗ frefflichen Leitung ist es anzusehen, daß der Verein beim Schwä⸗ bischen Sängerbundsfeste in Hall im Jahre 1872 mit dem ersten Preise im Kunstgesang ausgezeichnet wurde. Seit dem Jahre 1885, wo Speidel aus Gesundheitsrücksichten zurückzutreten genöthigt war, leitet W. Förster, von 1876 an zweiter Musikdirektor, mit bestem Er⸗ folge den Verein. Seine Verdienste sind durch Verleihung der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft von Seiner Majestät dem König von Württemberg anerkannt worden. Die Leistungen der ebengenannten drei musikalischen Leiter wurden wirksam unterstützt durch den verdienstvollen Vorstand Prof. Blum, dem der Verein seine bedeutende gesellschaftliche Stellung in Stuttgart zu verdanken hat. Die Erbauung der Liederhalle, des schönen Heims des Stuttgarter Liederkranzes, ist sein Werk. In diesem Gebäude befinden sich acht kleinere Säle und ein großer Concertsaal. Da dieser große und schöne Raum bald jedoch den Bedürfnissen nicht mehr genügte, so wurde ihm ein 60 m langer, 22 m breiter und 13 m hoher Festsaal, mit einer Grundfläche von 1320 qm, der größte Concertsaal Deutschlands, hinzugefügt, der bei 2500 Sitzplätzen Raum für 4000 Personen bietet. Hierzu gehört ein großer schattiger Garten, der mit den Büsten Uhland's, Schwab's und Franz Schubert'’s geschmückt ist. Gegen⸗ wärtig zählt der Verein, dessen Vorstand jetzt Ober⸗Postmeister Steidle ist, 1600 Mitglieder. Die schon seit Jahren beabsichtigte Concert⸗ fahrt des Vereins nach der Reichshauptstadt ist durch das Hinscheiden der beiden Hochseligen Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III, sowie im vorigen Jahre durch das zu Göppingen stattgehabte Sängerfest des Schwäbischen Sängerbunds verhindert worden. In wenigen Tagen hofft nun der Verein durch seinen Besuch in Berlin auch hier das schwäbische Volkslied zu Ehren zu bringen. Der dem Liederkranz vorangehende gute Ruf und seine uneigennützige Absicht werden gewiß dazu beitragen, den von ihm veranstalteten Wohlthätigkeitsconcerten zahlreichen Besuch zuzuführen. 8 8

Rennen zu Hoppegarten. Montag, 20. Juli. 8

I Hahn⸗Memorial. Chrenpreis des Grafen Hahn⸗Basedow und Klubpreis 8000 Für Zweijährige. 1000 m. Kapt. Jos's br. H. „IJvanhoe“ 1. Frhrn. E. v. Fürstenberg's „Amethyst“ 2. Hrn. W. Hiestrich's „Livingstone“ 3. Siegte nach kurzer Gegenwehr leicht mit einer halben Länge; „Livingstone“ zwei Längen hinter „Amethyst“ Dritter. Werth: Ehrenpreis und 10 050 dem Sieger, 2050 dem Zweiten, 200 dem Dritten.

II. Adonis⸗Rennen. Staatspreis 6000 2000 m. K. Hpt.⸗Gest. Graditz' F.⸗H. „Mirmidone“ 1. Hrn. UH. v. Oertzen’'s „Wickinger“ 2. Kapt. Jos'’s „Quarnero“ 3. Mühelos mit einer Länge gewonnen; „Quarnero“, angehalten, fünf Längen hinter „Wickinger“. Werth: 6000 dem Sieger, 450 dem Zweiten, 100 dem Dritten.

III. Charlottenburger Handicap. Klubpreis 5000 1600 m. Mr. H. Solloway's F.⸗H. „Lorbeer“ 1., Hptm. R. Spieker⸗ mann’s „Herr Vex“ 2., Lt. Roos „Brabant“ 3. Nach Kampf mit einer halben Länge gelandet; dreiviertel Längen zwischen „Herr Vex“ und „Brabant“. Werth: 6050 dem Sieger, 1050 dem Zweiten, 150 dem Dritten.

IV. Almania⸗Handicap. Klubpreis 2000 Der Sieger ist für 1500 käuflich. 1400 m. Hrn. W. Simon’s F.St. „Schaumburg“ 1., Frhrn. E. v. Fürstenberg's „Nitouche“ 2., Hrn. Ehrich's „Cito“ 3. Mit dreiviertel Längen gewonnen; „Cito“ fünf Längen hinter „Nitouche“ Dritter. Werth: 2240 der Siegerin, 9 der Zweiten. „Schaumburg“ wurde für 1900 zurück⸗ gekauft.

V. Preis von Aachen. Klubpreis 3000 Für Zweijährige. 1000 m. K. Hpt.⸗Gest. Graditz, F.⸗H. „Nebenbuhler“ 1., Dr. Lemcke’'s „Fremdling“ 2., Hptm. R. Spiekermann's „Rolf“ 3. Nach Kampf um einen Kopf herausgeritten; dreiviertel Längen trennten „Rolf“ von „Fremdling“. Werth: 3000 dem Sieger, 1000 dem Zweiten, 100 dem Dritten. 1

VI. Prospekthaus⸗Rennen. Klubpreis 4000 1200 m Hrn. Albert’s br. St. „Schneeflocke“ 1., Major v. Mollard'’s „Uli“ 2., Gr. Plessen's „Ostara“ 3. Siegte ganz sicher mit dreiviertel Längen; „Ostara“ eine halbe Länge hinter „Uli“ Dritte. Werth: 4000 der Siegerin, 840 dem Zweiten, 80 der Dritten.

Mannigfaltiges. 8 Bei der Haupt⸗Stiftungskasse der städtischen Armen⸗ Direktion sind, wie hiesige Blätter melden, im diesjährigen Monat

Juni an Vermächtnissen und Geschenken 2945 90 eingegangen, darunter 2300 von dem Vorstand der Sing⸗Akademie, aus

Anlaß der am 24. Mai abgehaltenen Feier des hundertjährigen Be⸗ stehens, als Ertrag aus dem Billetverkauf zu den Generalproben für die Festaufführungen.

Die Markusgemeinde will in allernächster Zeit schon mit dem Bau einer Interimskirche vorgehen, die auf einem freien Platz an der Gubenerstraße errichtet werden soll.

Die Schulpflicht der Kinder beginnt für Berlin mit dem zurückgelegten 6. Lebensjahre. Eltern, Vormünder, Pflegeeltern u. s. w. von Kindern, welche zur Erfüllung der Schulpflicht in die hiesigen Gemeindeschulen zum 1. Oktober d. J. aufgenommen werden sollen, haben sich bis spätestens den 1. September d. J. mit dem Impf⸗ schein der Kinder bei der Schulkommission des Wohn⸗ bezirks zur Einschulung ihrer Kinder zu melden. Diejenigen Eltern u. s. w., welche am 1. Oktober d. J., verziehen und denen ihre neu zu beziehende Wohnung bereits bekannt ist, werden wohl daran thun, wenn sie die Anmeldungen ihrer Kinder schleunigst und bei derjenigen Schulkommission bewirken, in deren Bezirk die neu zu beziehende Wohnung liegt.

Im laufenden Jahre ist ein halbes Jahrhundert verflossen, seit das Stolze'sche System der Kurzschrift mit Unterstützung des preußischen Kultus⸗Ministeriums der Oeffentlichkeit übergeben wurde. Aus diesem Anlaß wird in den Tagen vom 26. bis 30. September d. J. in Berlin ein Stolze'scher Stenographentag stattfinden, an den sich vom 1. bis 4 Oktober der 4 internationale Steno⸗ graphentag anschließt. Für die Sitzungen und die mit der Ver⸗ sammlung zu verbindende Ausstellung sind Räume im Gebäude des Deutschen Reichstages bewilligt worden. Anmeldungen zum internatio⸗ nalen Stenograpbentage liegen bereits vor aus Deutschland, Oester⸗ reich, Ungarn, der Schweiz, Italien, Frankreich, England, Luxemburg, Schweden und Nord⸗Amerika. An der Spitze des vorbereitenden Ausschusses steht der Direktor des Königlich preußischen statistischen Bureaus, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Blenck. Geschäftsführer ist der Parlamentsstenograph Max Bäckler, Berlin SW., Baruther⸗ straße 5, der auf Anfragen bereitwilligst Auskunft ertheilt.

Die Witterung im verflossenen Monat Juni hatte, wie die „Stat. Corr.“ schreibt, nur an wenigen Tagen einen sommerlichen Charakter, und diese wenigen Tage wurden noch dazu meistens durch Gewitter und Regenfälle sehr beeinträchtigt. Vom Beginne des Monats bis zum Anfange der dritten Dekade war es anhaltend zu kühl; erst die letzte Woche brachte warmes, stellenweise sogar sehr warmes Wetter, aber gleichzeitig auch zahlreiche Gewitter. In dieser letzten Zeit betrug die höchste Tagestemperatur vielfach mehr als 30 °, während in der voraufgegangenen Kälteperiode die niedrigste Tempe⸗ ratur fast überall sich bis auf wenige Grade dem Gefrierpunkte ge⸗ nähert hatte, ja z B. in einzelnen Gegenden Hinterpommerns sogar unter denselben herabgegangen war. Das Monatsmittel liegt Dank der hohen Wärme im letzten Drittel nur wenig unter dem normalen, meistens um etwa einen Grad. Nicht bloß durch das zumeist kühle, sondern vielleicht noch mehr durch das vorwiegend trübe und regnerische Wetter hinterließ der Monat einen unfreundlichen Eindruck. Menge und vor Allem Häufigkeit der Niederschläge haben im ganzen Binnenlande den vieljährigen Durchschnitt weit über⸗ schritten. Zu wenig Regen fiel dagegen an den Küsten, insbesondere der Nordseeküste, wo auch eine Reihe heiterer Tage zur Beobachtung kam. Mit dem ersten Tage des Monats, an welchem noch ziemlich normale Wärmeverhältnisse bei heiterem und trockenem Wetter sich geltend machten, begann die Temperatur unter dem Einflusse hohen Luftdrucks im Norden zu sinken, zunächst bis zum 5, wo überdies eine westöstlich quer durch Deutschland verlaufende Zone niedrigen Luftdrucks all⸗ gemeine Trübung und Niederschläge bedingte. Indem weiterhin, bis zum 9, eine von Südwesten vordringende Depression maßgebend wurde, hielt das trübe regnerische Wetter an, während die Wärme um ein Geringes zunahm. In der Folgezeit rückte die Depression nach Osten, und da hier bezw. im Nordosten der niedrige Luftdruck bestehen blieb, gleichzeitig aber im Westen bezw. Südwesten sich hoher Luftdruck einstellte, wurden nordwest⸗ liche Winde vorherrschend, die anhaltend kaltes, trübes und meist regnerisches Wetter mitbrachten. Vom 18. an war über Central⸗Europa der Luftdruck ziemlich hoch und zunächst gleichmäßig vertheilt; die Temperatur begann zu steigen und hob sich, obgleich in der ersten Hälfte der dritten Dekade der höchste Luftdruck im Norden lag, immer mehr, indem nämlich hier und da auftretende flache Depressionen zwar vielfach Regen, aber überall auch Erwärmung im Gefolge hatten. Als endlich vom 27. an das Maximum im Süden und Minima im Westen und Nordosten zu liegen kamen, herrschte bei südwestlichen Winden recht warmes, vielfach heiteres und trockenes Wetter, sodaß der Juni wenigstens angenehm abschloß.

Die großen Forstreviere in der Umgegend geben nach der „Voss. Ztg.“ in diesem Jahre eine reiche Ausbeute an Erdbeeren und Blaubeeren, von welchen letzteren große Massen theils von der ärmeren Landbevölkerung in Handwagen hierher gebracht, theils mit der Eisenbahn selbst in ganzen Wagenladungen nach anderen Groß⸗

städten, besonders nach Hamburg, verschickt werden. Für die Wald⸗ dörfer stellt die Blaubeerenernte eine erhebliche Einnahme dar, die sich im Jahre auf mehrere tausend Mark beläuft und für den ärmeren Theil der Bevölkerung die Haupteinnahmequelle zur Be⸗ schaffung des Winterbedarfs ganzer Familien bildet. Die meisten Blaubeeren kommen aus dem Kreise Prenzlau, wo die Ortschaften Torgelow und Eggesin täglich mehrere Wagenladungen, hauptsächlich nach Hamburg, verschicken. Ganze Arbeiterfamilien sind gegenwärtig mit dem Sammeln der Blaubeeren in den Waldungen beschäftigt, zu welchem Zweck ihnen von der Forstverwaltung unentgeltlich Erlaubniß⸗ scheine ertheilt werden.

Friesack. Das Reinerträgniß der in Friesack zum Besten der Errichtung eines Denkmals für den Kurfürsten Friedrich I. stattgehabten Aufführungen von Wildenbruch's vaterländischem Schau⸗ spiel „Die Quitzows“ beläuft sich nach der „A. R.⸗C.“ auf 4559,71 Die Gesammteinnahme betrug 7875.05, die Gesammtausgabe 3315,34 Die höchste Einnahme eines Tages wurde am 2. Juni mit ca. 1150 erzielt. Von dem vorerwähnten Netto⸗Betrage sind bereits 4500 bei der Sparkasse des Vorschußvereins hinterlegt, bis das Comits für die Errichtung des Denkmals sich definitiv ge⸗ bildet haben wird. Der Rest wird event. später gleichfalls dem Denk⸗ malsfonds zugewiesen werden.

Waldenburg. Am 1. Juli d. J. ist, wie die „Schlesisch Hausfrauen⸗Zeitung“ berichtet, die auf Anordnung des Fürsten von Pleß in Ober⸗Waldenburg errichtete Kochschule er⸗ öffnet worden. In derselben erhalten die Töchter fürstlicher Arbeiter durch eine für diese Zwecke in der Kochschule des Badischen Frauenvereins zu Karlsruhe vorgebildete Lehrerin ein Vierteljahr lang unentgeltlich Unterricht, welcher die Mädchen befähigen soll, die Gerichte eines einfachen Haus⸗ halts zweckmäß'’g und sparsam zu kochen. Dieselben erhalten dabet auch Gelegenheit, den Nährwerth und den Preis der einzelnen Nah⸗ rungsmittel, sowie den Einkauf kennen zu lernen. Mitte August ge⸗ langen weitere sechs Mädchen zur Aufnahme, sodaß von da ab die An⸗ stalt regelmäßig mit zwölf Mädchen besetzt sein wird. Bei dem regen Interesse, welches die Mädchen bekunden, steht zu hoffen, daß die Kochschule ihren Zweck erfüllen und immer mehr Anklang finden wird.

New⸗York, 16. Juli. Der Salton⸗See, dessen Bett bisher trocken war, ist jetzt auf 2000 englische Quadratmeilen mit Wasser gefüllt. Das Wasser steigt noch fortwährend. Man hat entdeckt, daß das Wasser aus dem Colorado⸗Fluß stammt und sich in den neuen See zieht. Die Fruchtbarkeit des Colorado⸗ Thals wird jedenfalls durch den neuen See beträchtlich erhöht werden. Die Gegend von Brush in Colorado wird von Heuschrecken⸗ schwärmen heimgesucht. An manchen Stellen liegen die Insekten zolltief. Schafe und Rindvieh flüchten sich vor ihnen.

New⸗York. In der Nähe von Kanton im Staate Ohio kollidirten, dem „R B.“ zufolge, am 17. d. M. zwei Züge auf dem Geleise der Chicago“ und Erie⸗Eisenbahn, wobei neun Bahn⸗ arbeiter getödtet und viele andere Personen verwundet wurden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Zremen, 21. Juli. (W. T. B.) Der Minister für

Landwirthschaft von Heyden und der Ober⸗Präsident von Bennigsen trafen gestern Abend hier ein. Heute Morgen begaben sich dieselben nach Ottersberg, um die unter Leitung Dr. Fleischer's stehende Moorversuchsstation in Augenschein zu nehmen. Gegen Mittag erfolgt die Rückkehr nach Bremen, Abends die Weiterreise nach Wilhelmshaven.

Pest, 21. Juli. (W. T. B.) Ein Hauptmann des 79. Infanterie⸗Regiments hat heute dem Abgeordneten Ugron wegen seiner im Unterhause gehaltenen Rede über das Ver⸗ halten des Offiziercorps bei Gelegenheit der Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph in Fiume seine Zeugen gesandt. Ugron machte seine Zeugen namhaft.

Athen, 21. Juli. (W. T. B.) Soweit bis jetzt be⸗ kannt, sind die Gemeindewahlen zu Gunsten der Re⸗ gierungspartei ausgefallen. Die Kandidaten der Opposition wurden in etwa zwanzig Gemeinden gewählt, Athen, Piräus und Corfu. 8

Kragujewac, 21. Juli. (W. T. B) Im hiesigen Militär⸗Arsenal ist ein allgemeiner Arbeiterausstand wegen rückständiger Arbeitslöhne ausgebrochen. In der Stadt

herrscht eine gewisse Erregung.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 21. Juli,

Uebersicht der Witterung.

Ausdehnung etwas abgenommen. Ueber dem übrigen

t de 1 Kroll's Theater. Mittwoch: Gastspiel des Das Dern sion c im Kh06 . Hrn. Heinrich Bötel. Martha. (Lyonel: Hr. Bötel; Verlobt: Frl. Constanze Lüdke mit Hrn. Amts⸗

Familien⸗Nachrichten.

darunter

Station

Morgens 8 Uhr.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim

en.

Wind. Wetter.

Temperatur in ° Celsius

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Christiansund V Kopenhagen. Stockholm.

WSW A bedeckt S 2 8 still halb bed. ¹) 2 wolkig still wolkenlos SW 2 wolkig 1 wolkenlos 1 heiter

Cork, Queens⸗ 87 1,18

Cherbourg. E“

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winemünde Neufahrwasser Memel ..

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Karlsruhe

Wiesbaden. München..

Chemnitz

Berlin.

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1) See

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3 wolkig bedeck ²) wolkig ³) still wolkig⁴) wolkig wolkig) heiter

3 heiters)

Regen 1 wolkenlos 3 heiter 1 wolkenlos 5 heiter 1 halb bed. 1 bedeckt 3 wolkig 3 Regen

z bedeckt still heiterꝛ)

ONO Z wolkenlos

See ruhig. ³) See

4) Spät Abends Gewitter mit Regen.

chlicht.

6) See ruhig.

7) See schlicht.

rubig. ⁵) See

Europa ist der Luftdruck ein hoher und sehr gleichmäßig vertheilt. Demzufolge ist die Luftbewegung allent⸗ halben schwach. Trotzdem Deutschland im Gebiet höchsten Luftdruckes liegt, ist der Himmel daselbst vielfach bewölkt, die Temperaturen übersteigen an der Küste die normalen, im Binnenlande liegen sie meist unter denselben. Stellenweise fanden in Deutschland Gewittererscheinungen statt und werden vereinzelt starke Regenfälle gemeldet. Deutsche Seewarte.

ᷓ—VFIRNMNEUEFéZRUUAURFU ̊ ̊ ̊ R r.v„ —ö— Theater⸗Anzeigen. 8

Tessing-Theater. Artistische Direktion: Angelo Neumann. Mittwoch, vorletzte Aufführung: Cavalleria rusticana. Vorher: Der Barbier von Bagdad. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: (Schluß der Opernsaison.) Zum letzten Male: Dieselbe Vorstellung

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Zum 5. Male: Page Fritz. Operette in 3 Akten von Landesberg und Gense. Musik von Strasser und Weinzierl. In Scene gesetzt vom Regisseur Binder. Dirigent: Kapell⸗ meister Federmann.

Im prachtvollen Park: Großes Doppel⸗Concert. Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumentalkünstlern.

Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang der Vor⸗ stellung 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Page Fritz. Im Park: Doppel⸗ Concert. Auftreten von Gesangs⸗ und Instrum ental⸗ künstlern. 1

Sonnabend: Doppel⸗Schönheits⸗Kongreß.

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Nancy: Fr. Heink.)

Donnerstag: Letztes Gastspiel von Maeth Piazza. Lakme.

Freitag: Gastspiel des Hrn. Bötel.

Täglich: „Großes Concert“ im Sommergarten, Abends bei brillanter elektrischer Beleuchtung desselben. Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.

Dienstag: Großes Concert des Stuttgarter Liederkranzes, unter Leitung seines Musikdirektors Hrn. Professor Wilhelm Förstler, sowie des voll⸗ ständigen Musik.Corps des 7. Württ. Inf.⸗Reg. Nr. 125 „Kaiser Friedrich König von Preußen“ (Hr. Musikdirektor Preus).

Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: Zum 55. Male: Tricoche und Cacolet. Posse in 5 Aufzügen von Meilhac und Halevy. (Regie: E. Niedt.)

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor⸗ nehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement den Residenz): Großes Doppel⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements.

Bafana des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters

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Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Mittwoch: Ensemble⸗ Gastspiel der Wiener vom K. K. priv. Theater i. d. Josefstadt. Zum ersten Male: Die Wett⸗ schwimmerinnen. Posse mit Gesang in 3 Akten von Pö.eube. Musik von Carl Kleiber. Anfang 7 2

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung

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lrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs ⸗Park (Lehrter Bahrhof) Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im ööö“ Theater. Näheres die Anschlag⸗ zette

gerichts⸗Rath Oskar Volkmann (Babbacombe Torquay, Devonshire). Frl. Elisabeth Hennig mit Hrn. Predigtamts⸗Kandidaten Silex (Gera, Reuß j. L.— Tamsel a. Ostbahn) Comtesse Mathilde von Baudissin mit Hrn. Hofjägermeister Frhrn. von Levetzow⸗Ehlerstorff (Berlin Chler⸗ storff bei Oldenburg i. H). 8

Verehelicht: Hr. Justiz⸗Rath Rudolph Schmidt mit Frl. Hedwig Meisnitzer (Berlin). Hr. Felix Woldeck von Arneburg mit Frl. Hedwig von Bardeleben (Neumark W⸗Pr.). Hr. Land⸗ richter Carl von Hinüber mit Frl. Marie von Hartwig (Bützow).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Proofessor Dr. Runge (Göttingen). Hrn. RegierungsBau⸗ meister Grimke (Berlin). Hrn Landrath von Flügge (Winsen a. Luhe),. Eine Tochter: Prn. Regierungs⸗Assessor E. Meyer (Düsseldorf).

Gestorben: Hr. Oberst a. D. Julius Gregoro vius (Planegg bei München) Verw. Frau Pastor Pauline Lechla, geb. Hennig (Pfarrhaus Reichenbrand). Hr. Professor Dr. Friedrich Fabri (Würzburg). Hr. General⸗Lieut. z. D. Frhr. von Brandenstein (Dresden). Freiin Helene von Seherr⸗Thoß (Leipzig). Fr. General Therese Gräfin von Bose, geb. von Alemann (Hasserode bei Wernigerode).

Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin: Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 33.

““ Fünf Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilage),

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗ lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche

vom 13. bis 18. Juli 1891.

Königreich Preußen.

Vorlesungen

Ser Königlich preußischen theologischen und philosophischen Akademie zu Münster für das Winter⸗Halbjahr 1891/92.

Die mit einem * bezeichneten Vorlesungen werden öffentlich oder unentgeltlich gehalten.

Theologische Fakultät.

n Schwane: *Dogmatik: 1) über den Urzustand und über die Erbfünde; 2) über die Sakramente. „Spezielle Moraltheologie: über Recht und Gerechtigkeit. *Ueber die Heilmittel der Kirche zur Lösung der sozialen Frage und seminaristische Uebungen über doamatische Fragen im theologischen Seminar. Prof. Hartmann: „Kirchenrecht (Fortsetzung). *Geschichte der kirchlichen Rechtsquellen. „Kirchenrechtliche Uebungen. Prof. Funcke: *Liturgik der b. Sa⸗ kramente. *„Ueber die kirchlichen Benediktionen. *Hodegetik. *Homi⸗ letische Uebungen. Prof. Sdralek: *Kirchengeschichte, 3. Theil (von Gregor VII. bis zur Reformation). Kirchengeschichtliche Uebungen im Seminar. Prof. Aloys Schäfer: *Erklärung des Lukas⸗ Evangeliums. *Exegetische Uebungen an Abschnitten aus der Apostel⸗ geschichte. Prof. Fell: »Allgemeine Einleitung in das Alte Testament. *Erklärung der Bücher Samuel. Hebräische Gramma tik für Anfänger. »Lektüre arabischer Schriftsteller. Prof. Bernhard Schäfer: Geschichte der Kindheit Jesu. *Erklärung des hohen Liedes. Prof. Rappenhöner: *Apologetik der katholischen Kirche. *Allge⸗ meine Moraltheologie (Schluß). *Erklärung von ausgewählten Ab⸗ schnitten aus der theologischen Summa des hl. Thomas von Aauin. Privatdozent Bautz: Besprechung schwieriger Fragen aus der speziellen Sakramentenlehre (Fortsetzung). „Christliche Apologetik (II. Theil). Privatdozent Pieper: „Geschichte des Concils von Trient. *Altchristliche Inschriften.

Philosophische Fakultät.

A. Philosophisch⸗philologisch⸗historische Abthei⸗ lung. Prof. Storck: Gothische Grammatik. »*Erklärung der Ni⸗ belungen „Deutsche Uebungen. Prof. Langen: Historische Gram⸗ matik der lateinischen Sprache. *Erklärung ausgewählter Stellen aus Lukrez. „Im philologischen Seminar Fortsetzung der Erklärung des 2. Buches der Oden von Horaz und Erklärung der Idyllen des Theokrit. Prof. Stahl: Griechische Literaturgeschichte. *Erklärung von Platon’s Protagoras. *„Im philosophischen Seminar Erklärung der Ritter des Aristophanes und Besprechung der schriftlichen Arbeiten. Prof. Spicker: Logik und System der Philosophie. *Geschichte der neueren Philosophie von Kant bis auf die Gegenwart. „Philo⸗ sophische Untersuchungen in Verbindung mit greeigneter Lektüre. Prof. Körting: Englische und französische Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts. Ausgewählte Kapitel der französischen Syntax. *Ueber russische Sprache und Literatur. ‧*Jtalienische und französische Uebungen im romanisch⸗englischen Seminar Prof. Niehues: Ein⸗ leitung in das Studium der Geschichte (Quellen und Literatur der alten Geschichte)h. Ueber das Verhältniß zwischen Kaiserthum und Papstthum im Mittelalter. Uebungen im historischen Seminar. Prof. Hagemann: Psychologie. *Geschichte der Philosophie des Mittelalters. Prof. Nordhoff: Kulturgeschichte des Mittelalters. Bau⸗ und Kunstgeschichte des Kölner Domes. Kunsthistorische Uebungen. Prof, von Below: Geschichte Europas im 16. und 17. Jahrhundert. Uebungen im historischen Seminar. Prof. Parmet: Erklärung der Elegien des ersten Buches von Propertius. „Erklärung der Germania von Tacitus (Fort⸗ setzung). *Leben und Gedichte des P. Ovidius. Prof. von Ochenkowski: Ausgewählte Kapitel aus der praktischen National⸗ ökonomie (Landwirthschafts⸗ und Gewerbeoolitik). Staatenkunde mit besonderer Rücksicht auf Verfassung und Verwaltung. *National⸗ ökonomische Uebungen. Prof. Milchhöfer: Geschichte der griechischen Künstler. Topographie und Denkmäler von Griechenland. *Archäolo⸗ gische Uebungen. Prof. Bartholomae: Gothische Grammatik. Sanskrit⸗ übungen. *Sprachvergleichende Uebungen. Prof. Finke: Ueber Kaiser⸗ und Papst⸗Urkunden. Geschichte Westfalens im Reformationszeitalter. »Geschichte Europas von 1815 1848. *Historische Uebungen für Anfänger. Privatdoz. Einenkel: Ueber Shakespeare’s Leben und Werke. *„Im englischen Seminar Lektüre und Erklärung von Shakespeare’s Macbeth. Privatdozent Kappes: Psychologie. *Ueber den modernen Pessimismus. *Erklärung ausgewählter Kapitel aus Aristoteles' Metaphysik. 18 .

B. Mathematisch⸗naturwissenschaftlich⸗pharmazeu⸗ tische Abtheilung. Prof. Hittorf: *Ausgewählte Theile der mathematischen Physik. Prof. Karsch: Anthropologie. Bryologie. Prof. Hosius: Historische Geologie. Ueber fossile Pflanzen. Prof. Sturm: Geometrie der Oberflächen und Liniengeometrie (2. Theil). Diffe⸗ rential⸗Geometrie. *Uebungen im mathematischen Seminar. Prof. Salkowski: Anorganische Chemie. Uebungen im chemischen Labora⸗ torium. *Ueber die aromatischen Verbindungen. Prof. Brefeld: Ana⸗ tomie und Physiologie der Pflanzen. Mikroskopische Demonstrationen. „Leitung wissenschaftlicher Arbeiten im botanischen Institute. Prof. Ketteler: Experimentalphysik, II. Hälfte (Akustik, Optik, Lehre vom Magnetismus und von der Elektrizität). Praktische Uebungen im physikalischen Laboratorium. *Elemente der Elastizitätstheorie. Prof. Landois: Insektenkunde.“ Vogelkunde. Praktische Uebungen auf dem Gebiete der Zoologie. Prof. Lehmann: Geograpdie von Asien. *Geographische Uebungen. Prof. Meyer: Pharmakognosie. Praktische Uebungen in pharmazeutisch⸗chemischen Arbeiten und in der toxikologischen Analyse. Pharmazeutische Chemie. Prof. Mügge: Mineralogie. (Spec. Thbeil.) Krvstallographie. „Petrographische und krystallographische Uebungen. Prof. von Lilien⸗ thal: Integralrechnung. *Zahlentheorie. Ueber mathematische Gra ndbegriffe. Uebungen im mathematischen Seminar.

Künste und Sprachübungen.

Prof. Grimm: *Harmonielehre. „Chorgesang⸗Uebungen. Domchor⸗Direktor und Lector Schmidt: MUeber die Grund⸗ regeln der Gesangeskunst. Mebungen im Kirchengesang. Lektor Deiters ist durch Krankheit verhindert Vorlesungen zu halten. Gymnasiallehrer und Lektor Hase: *Im englischen Seminar: Neuenglische Uebungen. *Einführung in die englische Gram⸗ matik. Hülfslehrer und Lektor Mettlich: Im romanisch⸗ englischen Seminar: Uebungen im schriftlichen Gebrauch der französischen Sprache. »Uebersetzung und Erklärung von Corneille's „Le menteur“.

Akademischer Turn⸗ und Fechtlehrer Bathe: *Turnunterricht.

Fechtunterricht. Akademischer Zeichenlehrer Müller: *Zeichen⸗ und Malunterricht. 1b Seminare und Institute. 8 .

Die Uebungen in den sechs Abtheilungen des theologischen Semi⸗ nars für Dogmatik, Kirchenrecht, Pastoraltheologie, Kirchengeschichte, neue und alttestamentliche Exegese finden je ein Mal (zum Theil in zwet aufeinander folgenden Stunden) wöchentlich unter der Leitung den Profefsoren Schwane, Hartmann, Funcke, Sdralek, A. Schaefer,

Die Uebungen des philologischen Seminars unter Leitung der Professoren Langen und Stahl finden fünf Mal wöchentlich statt.

Die Uebungen des mathematischen Seminars unter Leitung der

Erste Beilage eiger und Königlich Preu

Verlin, Dienstag, den 21. Juli

Professoren Sturm und von Lilienthal finden wöchentlich ein Mal in je zwei auf einander folgenden Stunden statt.

Die Uebungen des historischen Seminars finden unter Leitung der Professoren Niehues und von Below wöchentlich zweimal in je zwei auf einander folgenden Stunden statt.

Die Uebungen im romanisch⸗englischen Seminar finden viermal wöchentlich in je zwei Stunden statt; die romanischen unter Leitung des Professors Körting, die englischen unter Leitung des Privatdozenten Einenkel; außerdem Sprech⸗ und Schreibübungen unter Leitung der Lektoren Hase und Mettlich.

Das archäologische Museum ist Mittwochs Vormittags von 11 bis 1 Uhr geöffnet.

Die Paulinische Bibliothek ist täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage von 10 bis 1 und von 2 bis 4 Uhr, während der akademischen Ferien von 10 bis 1 Uhr geöffnet.

Zum Abholen der zu entleihenden und zur Rückgabe der ent⸗ liehenen Bücher ist täglich die Zeit von 11 bis 1 Uhr, während der akademischen Ferien von 12 bis 1 Uhr bestimmt

Das Lesezimmer ist täglich von 11 bis 1 Uhr und von 2 bis 4 Uhr, während der akademischen Ferien von 10 bis 1 Uhr geöffnet.

Der Anfang des Semesters ist auf Donnerstag den 15. Oktober 8 festgesetzt.

Bescheide und Beschlüsse des Reichs⸗Versicherungsamts.

(989.) Ueber die Stellung der Delegirten der Berufsgenossen⸗ schaften und ihr Verhältniß zu den Sektionsversammlungen, von denen sie gewählt sind, hat sich das Reichs⸗Versicherungsamt in einem Bescheide vom 29. Mai 1891, wie folgt, ausgesprochen: Nach §. 19 des Unfallversicherungsgesetzes sind die Delegirten als Vertreter der gesammten Berufsgenossenschaft anzusehen. Als solche können sie aber nicht Bevollmächtigte ihrer Wähler und an deren Aufträge und In⸗ struktionen gebunden sein; sie haben vielmehr in der Genossenschafts⸗ (Delegirten⸗) Versammlung nach freiem Ermessen und eigener Ueber⸗ zeugung ihre Stimme abzugeben Beschlüsse der Sektionsversamm⸗ lung, welche die Wahl der Delegirten vollzogen hat, binden sh is gt künftige Abstimmung in der Genossenschaftsversamm⸗ ung nicht.

(990.) Anläßlich mehrerer Katasterentscheidungen hat das Reichs⸗ Versicherungsamt unter dem 12. Mai 1891 beschlossen: Torfstiche, die nicht unter den Bescheid 714 (Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1889 Seite 321) fallen und deshalb nicht landwirthschaftlich versichert sind, werden für Gräbereien erachtet und sind daher ver⸗ sicherungspflichtig (§. 1 Absatz 1 des EEbEbbE wenn die Jahresproduktion an Torf 100 000 bis 200 000 Stück erreicht. Dieser Anwendung des im Bescheide 190 (.Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1886 Seite 160) für ständige Ziegeleien ausgesprochenen Grundsatzes auf Torfstiche steht der Umstand nicht entgegen, daß es sich hier um den Begriff der Gräberei, dort um den der Fabrik handelt. Denn der Begriff der Gräberei ist der einfachere und ist, wenn es auf den Umfang der Produktion ankommt, ungeachtet des geringeren Werths des Torfs gegenüber dem der Ziegel, jedenfalls nicht als schwerer erfüllbar anzusehen, als der Begriff der Fabrik. Aber auch Torfstiche, die hiernach, wenn allein auf die Jahresproduktion gesehen wird, nicht versicherungspflichtig wären, können nach der Art und Weise des Betriebes als Graͤbereien aufzufassen sein. Die Tiefe des Ausstichs, die Verwendung von Maschinen, wenn auch einfacherer Art, die auch nur zeitweise be⸗ deutende Zahl von Arbeitern, eine gewisse organische Arbeitstheilung können, sei es, daß solche Umstände einzeln oder zu mehreren vor⸗ liegen, dahin führen, den Betrieb für versicherungspflichtig zu erachten. Nach entsprechenden Gesichtspunkten richtet sich die Versicherungs⸗ pflichtigkeit von Betrieben zur Gewinnung von Mergel, Thon und ähnlichen Stoffen.

(991.) Im Anschluß an den Bescheid 731 (Amtliche Nach⸗ richten des R.⸗V.⸗A.“ 1889 Seite 346) hat das Reichs⸗Versicherungs⸗ amt unter dem 15. Juni 1891 beschlossen, daß Stärkebereitungs⸗ betriebe dann als Fabriken anzusehen sind, wenn in ihnen Kartoffeln oder Getreide (Weizen, Mais, Reis) oder beide Fruchtarten zusammen in einem Umfange jährlich verarbeitet werden, welcher mindestens 10 000 Centnern Kartoffeln entspricht, wobei ein Centner zur Ver⸗ arbeitung kommenden Getreides gleich drei Centnern Kar⸗ toffeln zu rechnen ist. Außer den vorbezeichneten Betrieben sind bei der Brennerei⸗Berufsgenossenschaft alle Stärkebereitungs⸗ betriebe versichert, in denen a zehn oder mehr Personen regelmäßig zum Zwecke der Stärkebereitung beschäftigt werden, b. Dampfkessel oder durch elementare Kraft bewegte Triebwerke zur Verwendung gelangen, es sei denn, daß sie Nebenbetriebe landwirthschaftlicher Betriebe sind.

(992.) In Uebereinstimmung mit der Auffassung aller Landes⸗ Versicherungsämter und der überwiegenden Mehrzahl der Genossen⸗ schaftsvorstände hat das Reichs⸗Versicherungsamt unter dem 25. Mai 1891 beschlossen, daß auch solche landwirthschaftlichen Betriebsunter⸗ nehmer, welche allein oder nur mit Hülfe ihrer Ehefrauen, ohne Mit⸗ wirkung Anderer (Familienangehöriger oder sonstiger Arbeiter) ihre Landwirthschaft führen, sofern sie auf Grund landesgesetzlicher oder statutarischer Vorschrift für ihre Person (mit ihren Ehe⸗ frauen) zwangsweise versichert sind, oder sofern sie von dem gesetzlichen oder statutarischen Rechte der freiwilligen Versiche⸗ rung Gebrauch gemacht haben, als „Genossenschaftsmitglieder“ anzusehen und hiernach insbesondere gemäß §. 29 des landwirthschaft⸗ lichen Unfallversicherungsgesetzes zur Uebernahme von Genossenschafts⸗ ämtern ebenso fähig wie gegebenenfalls verpflichtet sind. Den gedachten Unternehmern ist weder durch den Wortlaut der §§ 1, 13 Absatz 2, 29, 44 Absatz 1 des landwirthschaftlichen Unfallversicherungsgesetzes eine Ausnahmestellung ausdrücklich zugewiesen, noch auch läßt sich bun⸗ solche aus inneren Gründen oder aus Zweckmäßigkeitsrücksichten erleiten.

(993.) Im dse an den Erlaß der für die Vorstände der Be⸗ rufsgenossenschaften bestimmten Geschäftsanweisung, betreffend die Auszahlungen durch die Post, vom 7. Dezember 1889 („Amt⸗ liche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1889 Seite 399), sind bei dem Reichs⸗Versicherungsamt einzelne Fragen angeregt wor⸗ den, welche die. Auslegung des Gesetzes und der Geschäfts⸗ anweisung betreffen, und über die sich dasselbe wie folgt, schlüssig ge⸗ macht hat: I. Der Mehrbetrag, welchen die Rentenberechtigten in Folge der Abrundung der Monatsraten ihrer Renten gemäß §. 66 Absatz 2 des Unfallversicherungsgesetzes (zu vergleichen §. 71 Absatz 2 des landwirthschaftlichen Unfallversicherungsgesetzes, § 74 Absatz 2 des See⸗Unfallversicherungsgesetzes) gegenüber dem sich aus den §§. 3, 5. 6, 7 Absatz 2 des Unfallversicherungsgesetzes (zu vergleichen §§. 3, 6, 7, 8 Absatz 2 des landwirthschaftlichen Unfallver⸗ sicherungsgesetzes, §§. 6, 7, 9 5. des See⸗Unfallversicherungsgesetzes) ergebenden Jahresbetrage der Renten im Laufe eines Jahres Sia haben, verbleibt ihnen endgültig. Die entsprechende Mehrzahlung der Berufsgenossenschaften und Ausführungsbehörden bildet eine im Interesse der einfacheren Abrechnung der Auszahlungs⸗ stelle (Post) zu Gunsten der Rentenempfänger durch Gesetz begründete

schen Stants⸗Anzeiger 1891.

Mehrbelastung und darf deshalb von den Berufsgenossenschaften ꝛc. weder überhaupt wieder eingebracht, noch insbesondere an der ersten Monatsrate des folgenden Jahres gekürzt werden. II. Die Aus⸗ legung des §. 66 Absatz 2 des Unfallversicherungsgesetzes (zu ver⸗ gleichen §. 71 Absatz 2 des landwirthschaftlichen Unfallversicherungs⸗ gesetzes, §. 74 Absatz 2 des See⸗Unfallversicherungsgesetzes) dahin, daß nur volle Monatsraten einer Rente, nicht aber die⸗ für einen Theil des Monats zu zahlenden Entschaäͤdigungsbeträge je auf volle fünf Pfennig nach oben abzurunden sind, erscheint zutreffend. Die gleiche Ansicht bat bereits in den dem Rundschreiben vom 7 Dezember 1889, betreffend die Auszahlungen durch die Post I. 34 434 („Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.* 1889 Seite 409) beigefügten Formularen durch die Muster⸗ beispiele zu den Formularen A und D erkennbaren Ausdruck gefunden: im Formular A ist der nach Maßgabe der abgerundeten Monatsrate von 54 50 (II. b) auf die 20 Tage vom 12. bis 31. Januar (II a) entfallende Theilbetrag rechnerisch ohne Abrundung auf (95 16 abzüglich 60 Beerdigungskosten) 35 16 ermittelt, und ebenso ist im Formular D der für die ersten 25 Tage des April zahl⸗ bar bleibende Restbetrag der vollen Monatsrate von 38 35 ohne Abrundung auf 31 96 berechnet. III. In den Fällen, in welchen es sich um einmalige (II a des Formulars A) und zugleich um fortlaufende (IIb des Formulars A) Rentenzahlungen handelt, über die einmaligen Zahlungen aber selbständig zu quittiren ist, können diese Quittungen ebenfalls unter Benutzung des Formulars C ertheilt werden, und zwar auch dann, wenn einmalige Zahlungen, welche nicht den Charakter der Rente haben, damit verbunden werden. Es würde ferner kei Bedenken finden, über die nach Maßgabe des Formulars A zu IIa einmalig erfolgende Zahlung und die etwa gleichzeitig er folgende erste laufende Rentenzahlung (II b) eine gemeinschaftliche Quittung ausstellen zu lassen. Nur wäre in allen solchen Fällen, soweit dies zur Vermeidung von Irrungen erforderlich erscheint, das Quittungsformular entsprechend handschriftlich zu berichtigen. Dem⸗ gemäß würde eine sich auf den Anweisungsbetrag IIa des ausgefüllten Formulars A beschränkende Quittung bei Verwendung des Formulars C etwa folgendermaßen zu ertheilen sein: Rentenquittung. 95 16 in Worten: „fünfundneunzig Mark 16 Pfennig“, habe ich für die Zeit vom 12. Januar 1890 bis Ende Januar 1890 (einschließlich 60 Beerdigungskosten) aus der Postkasse erhalten. 8 Neudorf bei Essen (Ruhr), den 30. Januar 1890. (Unterschrift.) Die Form einer nur den einmaligen Rentenbetrag oder nur den Betrag der Beerdigungskosten betreffenden Quittung ergiebt sich hier⸗ nach von selbst; im letzteren Fall wäre die Ueberschrift „Renten⸗ quittung“ in „Quittung“ zu verändern. Die den ganzen, am 1. Februar 1890 fälligen Anweisungsbetrag des Formulars A deckende Quittung würde dagegen in folgender Fassung ausgestellt werden können:

Rentenquittung. 147 16 in Worten: „einhundert siebenundvierzig Mark 16 Pfennig“, und zwar: a. 95 16 für die Zeit vom 12. Januar 1890 bis Ende Januar 1890 (einschließlich 60 Beerdigungskosten), b. 52 für den Monat Februar 1890 habe ich aus der Postkasse erhalten. Neudorf bei Essen (Ruhr), den 1. Februar 1890. (Unterschrift.) Uebrigens wird es sich bei gleichzeitiger Anweisung laufender und einmaliger Zahlungen nicht selten empfehlen, die letzteren getrennt mittelst des Formulars B anzuweisen, auf dessen Rückseite ein für alle Fälle ausreichender Quittungs⸗Vordruck bereits vorgesehen ist. Die Verwendung dieses letzteren Formulars ist immerhin als Regelfall bei allen einmaligen Zahlungen gedacht, und die Benutzung des Formulars A (zu II a) nur gestattet worden (zu vergleichen Geschäfts⸗ anweisung vom 7. Dezember 1889 zu Formular A Absatz 1, „Amt⸗ liche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1889 Seite 402). v“

Statistik und Volkswirthschaft.

Invaliditäts⸗ und Alters⸗Versicherung.

In letzter Zeit sind eine große Zahl von Anträgen auf Alters⸗ Renten in der Provinz Schlesien zur Anweisung gekommen Durch die in den einzelnen Kreisen erfolgte Bekanntgabe der Zahl der Altersrentner ist die Bedeutung des Gesetzes gerade für diejenigen Kreise, die an den Wohlthaten desselben betheiligt sind, nahe gerückt worden und trägt wesentlich dazu bei, namentlich in der ländlichen Bevölkerung das Interesse für das Gesetz zu beleben.

Ergebnisse der Berliner Krankenkassen. 8 Die Betriebsergebnisse der in Berlin vorhandenen, unter Auf⸗ sicht der Gewerbe⸗Deputation des Magistrats stehenden Octs⸗Kranken⸗ kassen, Betriebs⸗(Fabrik⸗) Krankenkassen. Innungs⸗Krankenkassen für Gesellen und Lehrlinge (welche den Anforderungen des §. 73 des Krankenversicherungsgesetzes genügen) und der Gemeinde⸗Kranken⸗ versicherung für das Jahr 1890 stellen sich für sämmtliche Klassen vom 31. Dezember des genannten Jahres wie folgt dar: Mitglieder⸗ zahl 299 811, Gesammteinnahme 6 160 882,10 ℳ, Gesammtausgabe 5 691 426 34 ℳ, Verwaltungskosten 462 645,23 ℳ, Gesammtvermö einschl. Reservefonds 4 075 827,87 ℳ, Krankheitsfälle 92 556.

Deutscher Handwerkertag.

Die am 16. d. M. in Halle abgehaltene Generalversammlung des dortigen Innungsausschusses erklärte sich bereit, den diesjäbrigen allgemeinen deutschen Handwerkertag in Halle aufzunehmen. Zu den durch einen würdigen Empfang der zweifellos in großer Zahl zu erwartenden Abgeordneten und durch festliche Veranstaltungen er⸗ wachsenden Kosten wurden wie die „Magdb. Ztg.“ meldet, von der Gesammtheit r Innungen vorläufig 500 ℳ, vorbehaltlich der weiter nöthig werdenden Beträge, be⸗ willigt; gegen eine Inanspruchnahme einer Beihütfe Seitens der Stadt sprach sich die Versammlung einmüthig aus. Die Bestimmung des Zeitpunktes, an welchem der Handwerkertag abgehalten werden soll, bleibt der Entscheidung des Centralausschusses des Innungs⸗ verbandes in Berlin vorbehalten, welcher die Verfügungen des Kaisers nach der demnächstigen Berichterstattung über die kürzlich abgehaltene Handwerkerkonferenz an Seine Majestät abzuwarten gedenkt.

Aus dem Verwaltungsbericht der Steinbruchs⸗ Berufsgenossenschaft für 1890.

Nach dem uns vorliegenden Verwaltungsbericht der Steinbruchs⸗ Berufsgenossenschaft hat die Zahl der versicherten Betriebe im Jahre 1890 14 983, die der Arbeiter, zu 300 Arbeitstagen gerechnet, 114 594 betragen, was gegen das Vorjahr eine Zunahme von 958 Betrieben und 8774 Arbeitern ergiebt. Hieraus sowie aus dem gleichzeitigen Anwachsen der anrechnungspflichtigen Lohnsumme von 74 auf 82 ½ Mil⸗ lionen Mark ist zu entnehmen, daß die deutsche Steinindustrie auch im

Jahre 1890 gut beschäftigt gewesen ist und der allgemeine Rückgang