1891 / 177 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Die Bestimmungen der §§. 2 bis 10 finden auf die vom Staate ausgegebenen Rentengüter nur soweit Anwendung, als den Rentengutsbesitzern Darlehne zur Einrichtung von Rentengütern (§. 2) gegeben werden. ö

8 12. Die Begründung des Rentenguts (§. 1) kann auf Antrag

eines Betheiligten durch Vermittelung der Generalkommission

erfolgen. 8

Der Antrag ist zurückzuweisen, sofern der Begründung des Rentenguts rechtliche oder thatsächliche Bedenken entgegen⸗ stehen. Sonst hat die Generalkommission den Vertrag über die Begründung des Rentenguts, gegebenenfalls in Verbindung mit dem Vertrage über die Ablösung der Rente oder über die Gewährung des Darlehns, aufnehmen zu lassen und zu bestätigen. Den bestätigten Vertrag hat die Generalkommission dem zuständigen Grundbuchrichter mit dem Ersuchen auf Um⸗ schreibung des Eigenthums einzureichen. In diesem Falle wird das Eigenthum an dem Rentengute durch die auf Grund des bestätigten Vertrages erfolgte Eintragung des Eigenthums⸗ übergangs im Grundbuch erworben. 1

Die Generalkommission hat sofort, nachdem sie den Antrag auf Begründung des Rentenguts für zulässig erachtet, den Grundbuchrichter zu ersuchen, eine Vormerkung über die ein⸗ geleitete Begründung des Rentenguts einzutragen. Die Vor⸗ merkung hat die Wirkung, daß die später eingetragenen privat⸗ rechtlichen Belastungen dem Rentengutsübernehmer gegenüber rechtsunwirksam sind. Mit der Umschreibung des Eigenthums an dem Rentengut ist die Vormerkung zu löschen. 1.

Auf das Verfahren und das Kostenwesen finden die für Gemeinheitstheilungen geltenden Vorschriften mit folgenden Maßgaben Anwendung:

1) Zur vertragsmäßigen Begründung des Rentenguts ist nur legitimirt, wer in anderen Fällen der freiwilligen Ver⸗ äußerung zur Auflassung berechtigt ist.

2) Die in Folge der Begründung des Rentenguts und der Uebernahme der Rentenbankrente erforderlichen Eintragungen im Grundbuch erfolgen auf Ersuchen der Generalkommission. Auf das Ersuchen der Generalkommission findet §. 41 der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872 Anwendung.

Anlage II.

Tabelle

3) Für die Begründung des Rentenguts sind die Pausch⸗ sätze des §. 2 Nr. 3 des Gesetzes über das Kostenwesen in Auseinandersetzungssachen vom 24. Juni 1875 (Gesetz⸗Samml. S. 395) zu zahlen. Wird die Uebernahme der Rentenbank⸗ rente mit der Begründung des Rentenguts verbunden, so ist nur der Pauschsatz des §. 2 Nr. 3, nicht auch der des §. 2 Nr. 1 a. a. O. zu erheben.

4) Unter Genehmigung der Bezirksregierung kann der Gesammtbetrag derjenigen Grundsteuern, welche von den zu den Rentengütern ausgegebenen Grundstücken bisher entrichtet sind, nach der von der Generalkommission festgesetzten Taxe auf die Rentengüter vertheilt ga

Bei denjenigen Rentengütern, welche vor dem Inkraft⸗ treten dieses Gesetzes errichtet sind, kann die Ablösung der Rente durch Vermittelung der Rentenbank von dem Renten⸗ berechtigten nur unter Zustimmung des Rentengutsbesitzers beansprucht werden.

§. 14.

Das Gesetz, betreffend die Wiederzulassung der Vermitte⸗ lung der Rentenbanken zur Ablösung der Reallasten, vom 17. Januar 1881 (Gesetz⸗Samml. S. 5) wird von Neuem mit der Maßgabe in Kraft gesetzt, daß die in den §§. 4 und 6 bestimmte Frist fortfällt, und daß dasselbe auch auf die⸗ jenigen Ablösungen Anwendung findet, welche nach dem 31. Dezember 1883 bei der zuständigen Auseinandersetzungs⸗ behörde anhängig geworden ö

5

Die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderlichen An⸗ ordnungen werden von dem Finanz⸗Minister und dem Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten und, soweit es sich um die Ausführung des §. 12 handelt, im Einvernehmen mit dem Justiz⸗Minister getroffen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. 8

Gegeben Windsor Castle, den 7. Juli 1891.

(L. S.) Wilhelm.

von Caprivi. von Boetticher. Herrfurth.

von Schelling. Freiherr von Berlepsch. Miquel. von Kaltenborn. von Heyden. Graf von Zedlitz. Thielen.

8

zum §. 6 Nr. 4 des Gesetzes, betreffend die Beförderung der Errichtung von Rentengütern.

Für die Amortisationsperiode von 561⁄12 Jahren.

J

Tilgung eines mit 4 % verzinslichen Kapitals von 100 durch eine jährliche Rentenbank⸗ rente von 4 ½ %

Demnach und in Gemäßheit des Gesetzes ist das Ablösungskapital für eine Rentenbankrente

treffen von der sodann fälligen Rentenbankrente auf

Kapital

und bleiben vom Kapital noch zu tilgen

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nach Jahren im Laufe des ahres

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100,000 00 0,500 00 99,500 00 0,520 00 98,980 00 0,540 80 98,439 20 0,562 43 97,876 77 0,584 93 97,291 84 0,608 33 96,683 51 0,632 66 96,050 85 0,657 97 95,392 88 0,684 28 94,708 60 0,711 66 93,996 94 0,740 12 93,256 82 0,769 73 92,487 09 0,800 52 91,686 57 0,832 54 90,854 03 0,865 84 89,988 19 0,900 47 89,087 72 0,936 49 88,151 23

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8 38

572

2 95

1

Nach den vier ersten Spalten dieser Tabelle wird überhaupt jedes mit 4 % verzinsliche Kapital durch eine, in jährlichen Terminen postnumerando zahlbare Rentenbankrente von 4 ½ % in 56 ¼12 Jahren getilgt. Da die Rech⸗ nung beispielsweise 100 Kapital angenommen hat, so drücken ihre Re⸗ sultate überall Prozente des Kapitals aus. Nachdem nun 56 Jahre hindurch die Rentenbankrente gezahlt worden ist, bleiben von dem Kapitale noch

0,097 13 %

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zu tilgen, und bei der Voraussetzung, daß dies 8

nach ½ Jahre geschehe, 1 kommen noch dazu hallsl jährige Zinsen mit 0,001 95 daher denn alsdann 0,999 08 % von der Rentenbankrente zu bezahlen

9 908

sind. Dies ist = 150 000 der jähr⸗ lichen Rentenbankrente, mithin der Betrag für 8 Tage, und wenn dieselbe in mindestens monatlichen Raten zu zahlen ist, so sind zur Tilgung des Kapitals überhaupt 561 ¼12 jahrliche Rentenzahlungen erforderlich.

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Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz⸗ Samml. S. 357) sind bekannt gemacht: 1) der Allerhöchste Erlaß vom 12. März 1891, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die evangelische Kirchengemeinde Swaroschin im Kreise Dirschau bezüglich der zur Erbauung einer Kirche und eines Pfarrhauses daselbst erforderlichen Landflächen des Swaroschin, durch das Amtsblatt der Königlichen egierung zu Danzig Nr. 19 S. 141, ausgegeben den 9. Mai 1891: 2) der Allerhöchste Erlaß vom 13. April 1891, betreffend die Genehmigung von Abänderungen des revidirten Reglements der ost⸗

8

preußischen Land⸗Feuersozietät vom 12. Mai 1884, durch außerordent⸗ liche Beilagen zu den Amtsblättern der Königlichen Regierung zu Königsberg Nr. 22, ausgegeben den 28. Mai 1891; der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 22, ausgegeben den 3. Juni 1891, der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 22, ausgegeben den 4. Juni 1891; 1 3) das unterm 15. April 1891 Allerhöchst vollzogene Statut für den Entwässerungsverband Fürstenauerweide⸗Goldberg im Marien⸗ burger Deichverbande, Landkreises Elbing, durch das Amtsblatt der

Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 25 S. 179, ausgegeben den 20. Juni 1891;

4) das unterm 20. April 1891 Allerhöchst vollzogene Statut für den Ent⸗ und Bewässerungsverband Klackendorf⸗Kykoit im Elbinger Deichverbande, Kreises Marienburg, durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Danzig Nr. 26 S. 191, ausgegeben den 27. Juni 1891;

5) der unterm 3. Mai 1891 Allerhöchst vollzogene Nachtrag zu dem Statut des Tschechnitz⸗Tschanscher Deichverbandes vom 17. April 1876 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 27 S. 263, ausgegeben den 3. Juli 1891;

6) das unterm 11. Mai 1891 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft II zu Scheid im Kreise Prüm durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 25 S. 254, ausgegeben den 19. Juni 1891;

7) das unterm 13. Mai 1891 Allerhöchst vollzogene Statut’ für die Criewener Wassergenossenschaft zu Schwedt a. O. im Kreise Angermünde durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 25 S. 230, ausgegeben den 19. Juni 1891;

8) der Allerhöchste Erlaß vom 13. Mai 1891, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Leobschütz für die zum Bau einer Chaussee von Steubendorf nach Alt⸗Wiendorf bis zum Anschluß an die Chaussee von Schönau nach Hotzenplotz erforder⸗ lichen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 24 S. 151, ausgegeben den 12 Juni 1891;

9) das unterm 18. Mai 1891 Allerhöchst vollzogene Statut für die Wiesenmeliorationsgenossenschaft im Warchethale zu Bütgen⸗ bach im Kreise Malmedy durch das Amtsblatt der Königlichen Regie⸗ rung zu Aachen Nr. 25 S. 205, ausgegeben den 18. Juni 1891;3

10) der Allerhöchste Erlaß vom 19. Mai 1891, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeld⸗Tarif vom 29. Februar 1840 ange⸗ hängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die von dem Kreise Oschersleben zur Unterhaltung übernommene Chaussee von Hornhausen bis zur Oschersleben⸗Neindorfer Kreischaussee in der Richtung auf Neu⸗Brandsleben, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 25 S. 203, ausgegeben den 20. Juni 1891;

11) der Allerhöchste Erlaß vom 19. Mai 1891, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeld⸗Tarif vom 29. Februar 1840 ange⸗ hängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die Straße von Breslau bis zum Dorfe Ransern, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 25 S. 247, ausgegeben den 19. Juni 1891;

12) das Allerhöchste Privilegium vom 4. Juni 1891 wegen Aus⸗ fertigung auf den Inhaber lautender Kreisanleihescheine des Kreises Merseburg im Betrage von 1 500 000 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 27 S. 193, ausgegeben den 4. Juli 1891;

13) der Allerhöchste Erlaß vom 8. Juni 1891, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die in der Unterhaltung des Kreises Sangerhausen befindlichen Chausseen 1) von der Halle⸗Casseler Provinzial Chaussee bei Blankenheim nach Klosterrode, 2) von Obersdorf nach Pölsfeld, 3) von der Halle⸗Casseler ProvinzialChaussee nach Rosper⸗ wende, 4) von der Berga⸗Stolberger Chaussee nach Uftrungen, 5) von Wallhausen nach Brücken, 6) von der Sangerhausen⸗Kindelbrücker Provinzial⸗Chaussee nach Voigtstedt, 7) von Schwiederschwenda nach Landgemeinde, 8) von der Roßla⸗Hayner Kreischaussee bei der Polka⸗ brücke nach Breitungen, 9) von Mühlhofsrain nach Krumvschlecht⸗ wasser und 10) von Heringen über Auleben nach Görsbach, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 28 S. 201, ausgegeben den 11. Juli 1891;

14) der Allerhöchste Erlaß vom 24. Juni 1891, betreffend die Genehmigung der von der Lübeck⸗Büchener Eisenbahngesellschaft be⸗ schlossenen Vermehrung ihres Grundkapitals durch Ausgabe weiterer Aktien im Betrage von 2 316 000 ℳ, durch die Amtsblätter

für den Regierungsbezirk Hannover Nr. 27 S. 135, ausgegeben

den 3 Juli 1891,

der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 28 S. 253, aus-

gegeben den 4. Juli 1891.

Statistik und Volkswirthschaft. nebersicht über die Stein⸗ und Braunkohlen⸗Förderung Preußens im 1. Halbjahre 1891, verglichen gegen das 1. Halbijahr 1899. (Nach vorläufigen Ermittelungen.)

8 Viertel 1891 1890.

Ober⸗ iertel-.☚2 1 i Förde; Arbei. Foörden Arbei⸗

Bergamtsbezirk. jahr. 1 terzahl. knng. terzahl.

A. Steinkohlen.

1) Breslau .... 1 5 131 698 70 852] 5 286 533 64 943

Summe [10 224 744 70 3041 9 935 825 64 931 1. 5 822 130 5 727 134

II 4 489 126 4 639 128 Summe. 10 311 128 10 386 131 156 590 3 478 153 500 3 352 152 3377 3 527 151 287 3 425 308 927 3 503

3) Klausthal ...

4) Dortmund ... I 8 896 173 135 270] 8 526 636 127 049

17 813 559 134 956117 558 794 125 747

Summe.

5) Bonn 1. II. 2 007 336 36 050 1 961 068 36 133

Summe 17025 792 55 788 7015 525 55 907 Der ganze Staat. I. 16 229 952 246 629 [16 532 479 228 556 II. 16 153 381 244 829][15 292 922 231 654 Summe 32 383 333 245 729131 825 401 230 105 B. Braun⸗

1. 123 174 1466 135 305 1 367 II. 110 364 1 326

98 009 1 194 Summe. 233 5387 1 396

233 314 1 281 1 SESSS e, , Se II. 3 554 104 23 824] 3 182 742 Summe 7 210 165 24 011] 6 617 019 3) Klausthal... I. 82 209 964 68 443 II. 68 630 917 57 255 Summe. 150 839 941 125 698

4) Bont.. J. 215 793 2 268 161 206 II. 206 336 2 093 141 293

Summe. 422 129 2 180 302 499

II. 5 093 046 69 856] 4 649 292 64 919

304 787 3 388 8 917 386 134 642] 9 652 158 124 446

2 018 456 37 527 2 054 561 35 681

Der ganze Staat. I. 4 077 237] 28 895 3 799 231 II. 3 939 434 28 160 3 479 299

Summe. 8016 671 28 528]1 7 278 530

Invaliditäts⸗ und Alters⸗Versicherung. Unter den Provinzen, welche die größte Zahl der Altersrentner auf⸗

zuweisen haben, steht die Provinz Schlesien obenan; dabei vermehrt

sich die Zahl der Rentenempfänger immer noch. Im Ksreise Schweidnitz waren bis zum 1. Juli d J. 178 Personen

Kreise Breslau 214, im Kreise Neumarkt 84 Personen im Fenuß der Altersrente.

Ueber den Absatz deutscher Waaren in Tripoli

berichtet der „Hamb. Corr.“: Vor zehn Jahren war Deutschlands

Einfuhr nach Tripolitanien noch ganz verschwindend, da die dortigen Einfuhrhäuser nur mit Marfeille, Italien, Triest und England ar⸗ beiteten. Seitdem dieselben sich aber unmittelbar an die Bezugs⸗ quellen wendeten, hat auf Kosten Frankreichs neben Oesterreich und Belgien vor Allem Deutschland große Fortschritte gemacht und im Jahre 1890 seine Einfuhr gegen das Vorjahr mehr als verdoppelt. Nach einem österreichischen Konsulatsbericht nimmt Deutschland in fast allen Erzeugnissen thatkräftig und erfolgreich die Konkurrenz auf und macht mit seiner Einfuhr so große Fortschritte, daß ein Verschieben der Handels⸗ verhältnisse der fremden Staaten in Tripolitanien bevorsteht. Dieser Fortschritt wird zum großen Theile der rübrigen Thätigkeit der deutschen Ausfuhrvereine und Musterlager zugeschrieben, welche mit größter Gefälligkeit und Raschheit jedem Ansuchen der Einfuhrhäuser u Tripolis nachkommen. b sind besonders Seidenwaaren, Schuhwaaren, Bier (Aachen beherrscht den Platz), Kurzwaaren, Herren⸗ und Damenwäsche, Möbel, Gold⸗ und Silberpassementerie, Baubedarf, Droguen, Arzneiwaaren ꝛc., wogegen sich vortheilbaft Wolle, Felle und namentlich die vorzüglichen und billigen Südfrüchte (Citronen und Orangen) ausführen lassen. 8

Zur Arbeiterbewegung.

Die Generalversammlung des Verbandes deutscher Bergleute, welche am 19. d. M. in Bochum stattfand (Vgl. Nr. 168 d. Bl. u. flgd.), hat der „Rh. Westf. Ztg.“ Gelegenheit zu der Beobachtung der auffallenden und beachtenswerthen Thatsache gegeben, daß ganz außerordentlich wenige Bergarbeiter den Verhandlungen ihrer Abgeordneten als Zuhörer beiwohnten. Denn während die Theilnahme an allen früheren derartigen Veranstaltungen stets eine sehr große war, und beispielsweise noch in der Versammlung vom April d. J. der Raum kaum ausreichte, alle Besucher zu fassen, waren diesmal außer den 73 Delegirten höchstens zwei bis drei Dutzend Zuhörer erschienen, die noch dazu äußerst wenig Ausdauer zeigten und sich sehr bald nach und nach zurück⸗ zogen. Das Blatt glaubt hiernach mit Grund annehmen zu können, daß die geringe Theilnahme auf ein vermindertes Interesse der Verbandsmitglieder an einer Bewegung zurück⸗ zuführen ist, die das von ihr erwartete Heil bisher in keiner Weise gebracht habe.

Aus Saarbrücken wird der „Köln. Volksztg.“ ge⸗ meldet, daß der Gesammtvorstand des Rechtsschutz⸗ vereins, sowie der Kassirer Kron von der Königlichen Grubenverwaltung abgelegt worden seien.

In einer von dem Präsidenten des Rechtsschutzvereins im Saarrevier Warken nach Altenwald berufenen Volksversamm⸗ lung, in welcher nur etwa 100 Personen anwesend waren, soll der Redacteur Braun nach einem in der „Saarbr. Ztg.“ wiedergegebenen Bericht des „Boten d. Sulzbachthales“ geäußert haben: Die Sozialdemokratie müsse im Sulzbachthale in Fluß gebracht werden. Die Versammlung wurde aufgelöst, als die „Marseillaise“ angestimmt wurde.

Aus St. Wendel berichtet die „Nahe⸗Bl.⸗Ztg.“, daß zwei Ver⸗ sammlungen, welche von Vertrauensmännern des Rechtsschutzvereins nach Blinsen einberufen waren, nicht abgehalten werden konnten, weil Niemand von den „bisherigen Getreuen“ erschienen war.

Aus Rabenau (Sachsen) wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß die Gehülfen in der Holzbildhauer⸗Werkstatt von O. G wegen 10 % Lohnreduktion die Arbeit niedergelegt aben

In Konstanz striken die Droschkenkutscher, weil sie mit einer vom Bezirksamt herausgegebenen neuen Droschken⸗Ordnung nicht einverstanden sind.

Aus Stade wird der „Wes.⸗Ztg.“ über die Wirksamkeit des am 6. April d. J. in Stade gegrundeten Vereins zur För⸗ derung des Wohles der Arbeiter geschrieben: Nachdem durch die bisherigen Beitrittserklärungen die Lebensfähigkeit und die ge⸗ deibliche Wirksamkeit des Vereins zur Förderung des Wohles der Arbeiter gesichert ist der Verein zählt gegenwärtig etwa fünfhundert Mitglieder mit einer jährlichen Beitrags⸗ summe von 3000 —, hat am 18. Juli d. J. die Ergänzung des engeren Vorstandes durch Wahl von noch zwei Bei⸗ sitzern aus dem Arbeiter⸗ und Handwerkerstande, sowie die definitive Konstituirung des Gesammtvorstandes stattgefunden. Vom engeren Vorstande ist eine Sitzung des Gesammtvorstandes auf den 5. August d. J. zu Stade anberaumt, für deren Tagesordnung u. A. nachfolgende Gegenstände in Aussicht genommen sind: Bericht des engeren Vorstandes über die bisherige Entwickelung und Thätigkeit des Vereins; Besprechung und Feststellung der Grundsätze für die von dem Verein zu Unterstützungen und zu Wohlfahrtszwecken zu verwendenden Gelder; Anstellung eines Wanderredners und Einrichtung eines Vereinsblattes; Gründung von Lokalvereinen. Der Verein ist bereits in der Lage gewesen, einige Unterstützungen gewahren zu können.

Die Glasergehülfen in Leipzig hatten der „Lpz. Ztg.“ zufolge durch ihre Tarifkommission bei der Innung anfragen lassen, ob diese sich mit der Kommission der gemeinschaftlichen Festsetzung des Lohntarifs unterziehen wolle. Auf den ab⸗ lehnenden Bescheid der Innung, die nur mit einem nach Maßgabe des Innungsstatuts gewählten Gesellenausschusse in Unterhandlungen treten wollte, hatte man beschlossen, nochmals bei der Innung vorstellig zu werden. In einer am Montag abgehaltenen Versammlung der Gehülfen wurde die wiederum ablehnende Antwort der Innung mitgetheilt. Die Versammlung beschloß dem ungeachtet, von der Wahl eines Gesellenausschusses abzusehen und die Tarifkommission fortbestehen zu lassen. Zum Zwecke statistischer Erhebungen über die hiesigen Löhne, die fast überall um 15 50 % herabgesetzt worden sein sollen, soll in jeder Werkstelle ein Vertrauensmann gewählt werden. Die Versammlung war von etwa 100 Personen besucht; der Beschluß, der die Fortdauer des gespannten Verhältnisses zur Innung anordnete, wurde nur mit knapper Majorität gefaßt.

Aus Toulouse meldet ein Wolff’sches Telegramm, daß die Bediensteten der Omnibus⸗ und Tramwavygoesellschaften gestern Vormittag mit dem Verlangen einer Lohnerhöhung ganz plötzlich die Arbeit eingestellt haben.

„Volkszählung in Frankreich. 3

Ueber die Ergebnisse der Volkszählung in Frankreich vom

2. April 1891 erhält die „Köln. Ztg.“ nachfolgende Mittbeilungen: Frankreich hat die Fremden einbegriffen, die im Ausland oder in den Kolonien weilenden Franzosen aber ausgeschlossen eine Einwohner⸗ zahl von 38 886 150 Köpfen. Das ist seit 1886 eine Vermehrung von 208 514 Menschen. Der Zuwachs kommt jedoch ausschließlich 167 Rechnung der Städte, und zwar etwa folgendermaßen: auf Paris 180000, Lpon 29 000, Marseille 31 000, Bordeaux 13 000, Cannes h, Nizza 20,000, Brest 5000, Saint Etienne 15 000. Reims 15 000, kontpellier 12 000, Nancy 7000, Roubaix 14 000, Tourcoing 8000, 8 . 5000, Rouen 4000, Toulon 8000, Lrmoges 5000. Nur in 6 wartements ist eine Zunahme, dagegen in 59 eine Abnahme der gemei ae. zu verzeichnen, und die Letztere fast in allen Land⸗ ziffer 52* In mehreren Departements ist sogar die Bevölkerungs⸗ 82., unken, obgleich die Zahl der Einwohner in den Städten zu⸗ 8 . Die Departements, wo die Bevölkerung sich am A sind: Seine (Paris) 249 353, Nord 77 276, See⸗ 27, Rhonemündungen 30 072, Rhone 27 000, Hörault

Pas de Calais 21 508. Die Departements, deren Be⸗

völkerung Meisten abnahm, sind: Ober⸗Loire 14 125, Lot 15 000 1““ 6“

Aveyron 13 000, Tarn 12 562, Gers 13 342, Lot⸗et⸗Garonne 13 518, Dordogne 12 517, Orne 12 004, Aude 12 428, Ost⸗Pyrenäen 11 113, Ariège 10 908, Vienne 10 528, Ober⸗Saône 10 282.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Kuhr sind am 29. d. M. gestellt 10 015, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 28. d. M. gestellt 3808, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Von „Saling 5 Börsen⸗Papiere“ ist der zweite (finanzielle) Theil, der seit einer Reihe von Jahren den besonderen Titel „Saling's Börsen⸗Jahrbuch“ führt, in fünfzehnter für das Jahr 1891/92 bestimmter Auflage im Verlage der Haude und Spener'schen Buchhandlung erschienen. Das längst als in jeder Be⸗ zehung musterhaft bewährte Nachschlagebuch für Bankiers und Kapitalisten ist wieder von dem Statistiker W. L. Hertslet bearbeitet, sodaß also schon durch den Namen des Bearbeiters Sicherheit für die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit des angeführten Stoffes gegeben ist. Das ebenso empfehlenswerthe wie nützliche Handbuch, dessen Aufgabe es ist, in allen Fragen der Kapi⸗ talsanlage, bei dem Ankauf und Verkauf von Werthpapieren bündige und zuverlässige Auskunft zu gewähren, ist in seiner äußeren Erschei⸗ nung und in der Anordnung des Stoffes im Wesentlichen unverändert geblieben; natürlich wurde der Inhalt durch die im Laufe des letzten Jahres neu an den Markt gekommenen Papiere erweitert und be⸗ reichert, da sie alle der gewohnten gründlichen Erörterung in Rücksicht auf Entstehung und Rechtsbestand unterzogen wurden. Es ist dem Bearbeiter trotz der immer wachsenden Stoffmenge auch in diesem Jahre möglich gewesen, außer der Berliner Börse die hauptsächlichen Papiere, welche an der Frankfurter Börse marktgängig sind, in den Kreis der Besprechung zu ziehen. Das Ergänzungsheft, welches alle bis zum Herbst eintretenden Verände⸗ rungen enthält und den des Werks wesentlich erhöht, wird auch in diesem Jahre allen Besitzern des Hauptwerks auf Bestellung unentgeltlich nachgeliefert werden.

In der gestrigen Generalversammlung der Vereinigten Breslauer Oelfabriken wurde die für 1890/91 vorgeschlagene Dividende von 10 % einstimmig genehmigt und dem Aufsichtsrath und der Direktion Decharge ertheilt. Die statutenmäßig aus⸗ scheidenden Mitglieder des Verwaltungsraths wurden wiedergewählt. Die Dividende gelangt von heute ab in Berlin bei dem Bankhause Jacob Landau zur Auszahlung.

Der „Köln. Ztg.“ zufolge beträgt der Gewinn der „Harpener Bergbau⸗Gesellschaft“ für das abgelaufene Ge⸗ schäftsjahr etwa 10 Millionen Mark. Hiervon sollen 4 800 000 zur Zahlung einer Dividende von 18 % dienen, ca. 5 Millionen sollen zu Abschreibungen verwandt werden. Die „Vereinigungs⸗Gesell⸗ schaft für Steinkohlenbau im Wurmrevier“ erzielte dem⸗ selben Blatt zufolge einen Gewinn von 3 Millionen Mark und be⸗ absichtigt, eine Dividende von 10 %, gleich 1 200 000 ℳ, zu zahlen.

Leipzig, 29. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per August 4,17 ½ ℳ, per Sep⸗ tember 4,22 ½ ℳ, per Oktober 4,25 ℳ, per November 4,25 ℳ, per Dezember 4,27 ½ ℳ, per Januar 4,22 ½ ℳ, per Februar 4,22 ½ ℳ, per März 4,20 Umsatz 55 000 kg. Ruhig.

Wien, 29. Juli. (W. T. B.) Die „Alpine Montan⸗ gesellschaft“ hat mit dem Kurator für die verloosten fünfprozen⸗ tigen Prioritäts⸗Obligationen der Gesellschaft einen Vergleich dahin geschlossen, daß sie dieselben, soweit sie noch im Umlauf sind, noch während dreier Monate mit 5 % verzinst und dann, je nach Wahl des Besitzers, entweder gegen 4 prozentige eintauscht oder zurückzahlt.

London, 29. Juli. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten.

New⸗York, 29. Juli. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 7 184 772 Dollars gegen 6 272 595 Dollars in der Vorwoche.

1 Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln ist die englische Post über Ostende vom 29. d. M. ausgeblieben; Grund: Stürmisches Wetter im Kanal.

Bremen, 29. Juli. (W T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Frankfurt“ hat gestern auf der Fahrt nach dem La Plata, der Schnelldampfer „Havel“ bhat heute Morgen auf der Fahrt nach New⸗York Dover passirt. Der Schnelldampfer „Spree“ ist heute Morgen in Bremerhaven angekommen. Der Dampfer „Dresden“ ist gestern in Baltimore angekommen. Der Dampfer „Graf Bismarck“ hat gestern Las Palmas passirt. Der Schnelldampfer „Werra“ hat gestern Nachmittag von New⸗York die Heimreise angetreten. Der Reichs⸗Postdampfer „Braun⸗ schweig“ hat am 28. Juli Vormittags die Reise von Suez nach Aden fortgesetzt.

30. Juli. (W. T. B.) Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenzollern“, von Australien kommend, ist am 29. Juli Mittags in Genua angekommen.

Hamburg, 29. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer „Alemannia“ hat, von New⸗York kommend, heute Vormittags der Postdampfer „California' heute Mittag Lizard passirt.

30. Juli. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Augusta Victoria“ hat, von New⸗York kommend, heute Morgens 5 Uhr Scilly passirt. 1

London, 29. Juli. (W. T., B.) Der Castle⸗Dampfer „Roslin Castle“ hat gestern auf der Heimreise Madeira passirt. Der Castle⸗Dampfer ⸗Dunrobian Castle“ habe gestern auf der Ausreise Lissabon passirt. 21

Mannigfaltiges.

Hannover, 23. Juli. Der zehnte Deutsche Turnertag wurde, wie der Münch. „A. Z.“ geschrieben wird, in den letzten Tagen unter zahlreicher Betheiligung der deutschen Turnerschaft hier abgehalten. Am 17. und 18. Juli fand die Sitzung des technischen, am 19. und 20. die des Gesammtausschusses der deutschen Turner⸗ schaft und am 21. und 22. Juli die der Abgeordneten statt. Die deutsche Turnerschaft, welche in fünfzehn Kreise eingetheilt ist, wählt zu diesen Berathungen von 1500 Mitgliedern je einen Abgeordneten. Dem von Dr. Goetz⸗Leipzig erstatteten Geschäftsbericht ist Folgendes zu ent⸗ nehmen: Seit 22 Jahren könne die deutsche Turnerschaft hinsichtlich ihrer äußern Entwickelung nur über Fortschritte und Zunahme an Mit⸗ gliedern und Vereinen berichten. Besonders das letzte Jahr weise in dieser Beziehung sehr erfreuliche Ergebnisse auf. Die Zahl der im Deutschen Reich und in Deutsch⸗Oesterreich bestehenden Turnvereine betrage jetzt 4763, somit 260 mehr als im vorigen Jahre. Auch die innere Entwickelung, das eigentliche turnerische Leben, sei in erfreulichem Aufschwunge begrissen. Die seit dem Coburger Turntage verflossenen vier Jahre haben be⸗ sonders durch das Münchener VII. deutsche Turnerfest der deutschen Turnerschaft Freude und Ehre gebracht. Es sei dort gezeigt worden, daß die turnerische Arbeit, nicht der Glanz und der Festjubel, die Hauptaufgabe der deutschen Turnerschaft sei. In allen Kreisen rege sich das Streben, den Folgen geistiger Ueberbürdung durch Kraftigung des Körpers entgegenzuarbeiten. Aber viel bleibe noch zu thun übrig, vor Allem gelte es, überall Mitarbeiter zu werben und besonders den bis jetzt auf den Turnplätzen spärlich vertretenen Lehrerstand für die erzieherischen Ziele der deutschen Turnerschaft zu gewinnen. Heute fand als Abschluß des Tages eine Turnerfahrt zum Hermann⸗Denkmal im Teutoburger Walde statt.

Essen a. d. Ruhr, 29. Juli. Nach einer Meldung der „Rhein.- Westf. Ztg.“ fanden heute Mittag zwölf am neuen Essener Wasser⸗ werk beschäftigte Arbeiter und zwei Mädchen durch das Umschlagen des Schiffes, mit welchem sie bei Spillenburg über die Ruhr fuhren und das sechsundzwanzig Personen enthielt, in den Wellen den Tod. Die Leichen waren bis heute Abend noch nicht aufgefunden.

Hamburg. Kapifän Kopff, der Führer des von New⸗York hier ‚eingetroffenen Postdampfers „Scandia“ der Hamburg⸗ Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft, berichtet dem „Hamb. Corr.“ Folgendes: „Am 25. Juli sichteten wir Vormittags ein Schiff, welches Nothsignale zeigte. Wir hielten darauf zu und waren um 11 Uhr Vormittags bald in seiner Nähe. Es war die dänische Bark „Dagmar“ von Korsör, Kapitän Oscar Sörensen, von Savannah nach Hamburg bestimmt und bereits 33 Tage unter⸗ wegs. Der Kapitän signalisirte, daß er ärztliche Hülfe benöthige, da seine ganze Mannschaft bis auf den Steuermann krank sei. Wir brachten sofort ein Boot zu Wasser, welches den Schiffsarzt an Bord nahm und unter Führung des ersten Offiziers längsseite der „Dagmar“ ging. Der Arzt fand nur den Kapitän, den Steuermann und einen Jungen gesund. Die übrige Besatzung war typhuskrank. Ein Matrose Carl Blohm aus Karlskrona war bereits gestorben. Unser Arzt traf die nöthigen Anordnungen, bereitete die Arzneimittel und wir ver⸗ sahben die „Dagmar“ außerdem noch mit Fleischextrakt, Rothwein, Cognac und Hafergrütze. Weitere Hülfe glaubte Kapitän Sörensen nicht zu benöthigen, da er nach Falmouth als Nothhafen einzulaufen beabsichtigte. Wir setzten deshalb nach mehrstündigem Aufenthalt die Reise fort. Das Wetter war zur Zeit sehr günstig“. Die Direktion der Packetfahrt hat sofort der Rhederei der „Dagmar“ den Bericht des Kapitän Kopff telegraphisch übermittelt.

„Jobannisbad i. B., 28 Juli. In dem hiesigen für be⸗ dürftige Kurgäste bestimmten Hospize wurde, wie die Schweidnitzer „Tägliche Rundschau“ berichtet, am 26. d. M. das Jahresfest ge⸗ feiert, bei welchem die Herren Regierungs⸗Präsident Dr. von Bitter und Ober⸗Regierungs⸗Rath Grundmann aus Oppeln als Gäste an- wesend waren. Nach dem Gesange zweier Liederverse im festlich ge⸗ schmückten Raume hielt Pastor Lochmann aus Groß⸗Neudorf bei Bromberg Gebet und Ansprache. Dem Namens des Hospiz⸗Vorstandes durch Landes⸗Bauinspektor Sutter aus Breslau erstatteten Jahres⸗ bericht entnehmen wir u. A., daß seit dem Besteben der Anstalt bis Ende des vorigen Jahres 89 Gäste, in diesem Jahre allein 30 Gäste Aufnahme finden konnten. Die Einnahme betrug 345 Gulden 46 Kreuzer, die Ausgabe dagegen 390 Gulden 68 Kreuzer. Mit dem Ausdrucke besonderen Dankes wurde Derer gedacht, welche als Gönner und Freunde des Hospizes die Anstalt unterstützt haben, unter denen erwähnt werden: die Großherzogin von Sachsen⸗Weimar, Pastor Becker aus Breslau, Badebesitzer Steffan und der K. K. Bezirks⸗ hauptmann Ritter von Grimm, als Vertreter der Kurkommission.

„London, 29. Juli. Eine Depesche desR. B.“ aus Gibraltar berichtet: Seit der Hebung der „Utopia“' sind 13 männliche und sieben weibliche Leichen an das Gestade gebracht worden. In dem Schiffe herrscht ein pestartiger Leichengeruch. Das Wasser im untersten Laderaum ist so mit giftigen Gasen geschwängert, daß die Centrifugal⸗ pumpen fast nicht arbeiten. Man hat allerlei Desinfektions⸗ mittel angewandt, aber mit geringem Erfolg. Ein entsetzlicher Anblick bot sich den Arbeitern, als sie die Leiche einer Frau hervorholten, an deren Brust sich sterbend ein Säugling geklammert hatte, während ihr zweites Kind das Kleid der Mutter krampfhaft umfaßt hatte.

Paris, 29. Juli. Die Beerdigung der bei dem Eisen bahnunfall von Saint Mandé Verunglückten fand nach einer Meldung des „W. T. B.“ heute Nachmittag statt. In dem Zuge befanden sich sechszehn Leichen pagen. Der Präsident Carnot und der Minister des Innern Constans hatten Vertreter abgeordnet, die Minister für Arbeiten und für Ackerbau nahmen persönlich an der Leichenfeier Theil. Der Maire eröffnete den Trauerzug, dem eine unabsehbare Menge folgte. Der „Frkft. Ztg.“ be⸗ richtet man über das Unglück unter dem 27. Juli noch folgende Genzelbeiten: Ein Vater hatte eben Frau und Tochter in einem Wagen untergebracht und wollte gerade selbst einsteigen, als das Unglück geschah, und er mußte nun mit ansehen, wie seine Famili ums Leben kam. . .. In St. Mandé war man nicht sofort von dem Unfall unterrichtet; das Volksfest dauerte noch fort. Die Straßen waren illuminirt und zwischen den Schaubuden drängte sich eine große Volksmenge herum. Die Leichen und die Schwerverwundeten boten einen schrecklichen Anblick dar. Eine Frau war ganz verkohlt.

Mürren, 26. Juli. Der „Nat.⸗Ztg“ geht folgende nähere Beschreibung über den Unfall Stanley's und sein Benehmen dabei zu: Stanley unternahm gestern Mittag in Begleitung seiner Frau und Schwägerin einen Spaziergang nach dem kaum zehn Minuten vom Hotel gelegenen „Wäldchen“ gegen die Schiltalp hin. Der Boden war glatt, Stanley stolperte und fiel so heftig gegen einen Stein, daß er sich nicht mehr aufrichten konnte. Aerztliche Hülfe war sofort aus dem Hotel Kurhaus zur Stelle, ebenso eine Bahre mit Trägern aus dem Hotel des Alpes, in dem Stanley wohnt; der Arz konstatirte einen Bruch der linken Fibula am Gelenk; in aller Eile wurde ein Nothverband angelegt und kaum eine halbe Stunde nach dem Unfall befand sich Stanley wohl gegipst und gebette in seinem Hotel. Als Stanley nach dem Hotel ge tragen wurde, lag er wimmernd mit steifem, dick umwickelten linken Bein, lang ausgestreckt wie ein Sterbender auf der Bahre, das rechte Bein oft heraufziehend, oft ausschnellend, sein Hut war abhanden ge kommen, dafür hatte er beide Arme hoch erhoben, seine zitternden Hände durchwühlten die grauen Haare; die Augen hatte er meist ge schlossen, nur zuweilen öffneten sich dieselben zu einem verzweifelten hülflosen Blick; dabei versuchte er vergeblich, sich laut stöhnend vor Schmerz von einer Seite auf die andere zu wälzen, kurz, er machte den Eindruck eines zu Tode getroffenen, sich langsam verblutenden, aber mit dem letzten Athemzug gegen das Ende sich sträubenden Menschen. Wenn man aus den Buüͤchern Stanley's weiß, daß er für die Schwächen seiner Freunde und Feinde nur hämische Bemerkungen übrig hat, daß ihm kein Mittel zu schlecht ist, wenn es gilt, seine Mitmenschen lächerlich zu machen, deren Ansehen in den Augen seiner Lehrer oder Zuhörer herabzusetzen, nur um sein eigenes heldenhaftes Ich in dellerem Licht erstrayhlen zu lassen dann mußte man gestern von Stanley den Eindruck einer komischen Figur bekommen. Eine Bein⸗ oder Fußverknaxung oder sonstige Verletzung mag freilich recht wehe thun. Ein jeder Schuljange aber in Deutschland, der etwa beim Turnen gestürzt wäre, würde sich geschämt haben, sich so anzustellen wie es gestern der immerhin nur leicht verletzte Stanley that. Ueber das Eisenbahnunglück bei Mürren von dem wir bereits in Nr. 175 Notiz genommen haben, erhält dasselbe Blatt folgende nähere Mittheilungen: Die Bergbahn (Drahtseil, Zahnrad und Wasser) Lauterbrunnen —Grütsch und der weitere Anschluß hierher, die elektrische Bahn Grütsch Mürren, sollte in den nächsten Tagen dem öffentlichen Verkehr übergebe werden. Bei einer Probefahrt entgleiste nun gestern Abend ein von einer elektrischen Lokomotive gestoßener Wagen gerade auf der über de oberen Staubbach führenden Brücke und stürzte in den 8 10 unter derselben brausenden Bach. Die Kuppelung scheint glatt ge brochen zu sein, denn die Lokomotive wurde nicht einmal aus den Schienen gerissen. In dem Wagen befanden sich fünf Herren, vie Ingenieure und ein Schweizer Advokat. Dieser erhielt einen an scheinend nicht gefährlichen Stirnbruch, die vier Anderen sind, abge sehen von ein paar Beulen und Schrammen, unverletzt geblieben Ein merkwürdiges Glück! Die Trümmer des zerschmetterten Wagen wurden heute Morgen aus dem Bach geschafft.

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