1891 / 180 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

gust. Friedrich trifft, wie die „Schweidnitzer Tägliche Rundschau“ berichtet, am Freitag, 7. August, Abends, in Trachenberg zum Besuch der Fürstlich Hatzfeldt'schen Herrschaften ein Bayern.

München, 2. August. Ihre Majestät die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich ist gestern früh über Simbach kommend hier eingetroffen und sofort nach Feldafing weiter⸗ gefahren.

Prinz Ferdinand von Coburg ist, nachdem er, wie „W. T. B.“ meldet, mit seiner Mutter, der Prinzessin Clementine, der Kaiserin von Oesterreich in Feldafing einen Besuch abgestattet hatte, nach Bayreuth weitergereist.

Die Fürstin Bismarck hat heute in Begleitung des Grafen Herbert Bismarck Kissingen verlassen und ist nach Homburg v. d. H. abgereist. G

Dresden, 1. August. Seine Majestät der König und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Georg und Friedrich August werden sich morgen, Sonntag, Nachmittag nach Leipzig begeben, um dem daselbst in den Räumen des Krystallpalastes und der Alberthalle stattfindenden „Husaren⸗ feste“ beizuwohnen. Ihre Majestät die Königin wird ihren Geburtstag in diesem Jahre außerhalb des Landes ver⸗ leben; an welchem Orte, läßt sich, dem „Dresd. Journ.“ zufolge, zur Zeit nicht bestimmen.

Württemberg.

Friedrichshafen, 31. Juli. Seine Maäjestät der König hat, wie schon in Stuttgart in Aussicht genommen war, dem Wunsche des Leibarztes entsprechend, den Dr. Marc aus Wildungen neuerdings zur Berathung hierher berufen und heute empfangen. Hinsichtlich der vor zwei Monaten kon⸗ statirten katarrhalischen Störungen im Unterleibe konnte nach dem „St.⸗A. f. W.“ ein erwünschter Rückgang der Er⸗ scheinungen bestätigt werden. Das Fortbestehen wenngleich geringer entzündlicher Schwellungen erheischt fortdauernd große Ruhe und Schonung. Wenn nun auch die Erholung Seiner Majestät aus erwähnter Ursache sich verzögert, so giebt doch der Allgemeinzustand des hohen Patienten bei dem Mangel aller Fiebererscheinungen zur Zeit keinerlei Ursache zur Be⸗ sorgniß.

Baden.

Karlsruhe, 1. August, Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog traf heute Vormittag in Konstanz ein und wurde daselbst von Ihrer Königlichen Hoheit der Erbgroß⸗ herzogin empfangen und sofort nach Schloß Mainau ge⸗ leitet. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin verweilten gestern von Mittags 12 Uhr bis Abends gegen 7 Uhr in Schloß Krauchenwies bei den Fürstlich Hohenzollern'schen Herrschaften und trafen um 10 Uhr Abends wieder in Mainau ein. Am Montag erwarten die Groß⸗ herzoglichen Herrschaften, nach der „Karlsr. Ztg.“ den Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Therese von Bayern, und Abends wird zu mehrtägigem Aufenthalt Ihre Großher⸗ zogliche Hoheit die Fürstin zu Leiningen, die Schwester des Großherzogs, auf Schloß Mainau eintreffen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 1. August. Seine Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog ist gestern Nachmittag von Bayreuth zurückgekehrt und fuhr vom Bahnhof sogleich nach Ettersburg, wohin zur Feier des Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Erb⸗ großherzogs auch Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin sich von Schloß Belvedere aus begeben hatte.

Bremen.

Bremen, 2. August. Der kommandirende Admiral Freiherr von der Goltz ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit der Stationsyacht „Farewell“ von Bremerhaven heute Mittags hier eingetroffen und alsbald nach Berlin weitergereist.

Elsaß⸗Lothringen. ““

Straßburg, 31. Juli. Durch Verfügung des Mini⸗ steriums ist genehmigt worden, daß die Loose der im Jahre 1891 zu veranstaltenden Lotterie, durch welche die Mittel zur Ausrottung der Sklavenjagden und des Sklaven⸗ handels aufgebracht werden sollen, in Elsaß Lothringen ver⸗ trieben werden. Durch Beschluß des Ministeriums ist zu Dieuze im Bezirk Lothringen eine öffentliche Vorschuß⸗ kasse errichtet worden. Der Kassenbezirk umfaßt die Ge⸗ meinden des Kantons Dieuze mit Ausnahme der Gemeinden Dieuze und Gebling.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 1. August. Die amtliche „Wiener Zeitung“ ver⸗ öffentlicht die sanktionirten Gesetze, betreffend das neue mit dem österreichisch⸗ungarischen Lloyd.

Der Handels⸗Minister Marquis von Bacquehem ist heute in Krakau eingetroffen und nahm nach der Vorstellung der Behörden, des Präsidiums der Handelskammer, der Re⸗ präsentanz der Tarnower Handelskammer und der galizischen Staatsbahn die Besichtigung des Postgebäudes, des Betriebs⸗ amts der Staatsbahn, anderer öffentlicher Institute und Sehenswürdigkeiten vor.

Den Wolff'schen Meldungen aus Budapest zufolge be⸗ gründete heute im Abgeordnetenhause der Abg. Barta unter Hinweis auf die Vorfälle in Fiume seine Inter⸗ pellation, ob es wahr sei, daß der Landesvertheidigungs⸗Minister wegen der Affaire Ugron⸗Uzelac demissionirt habe, und ob der Minister⸗Präsident sich damit solidarisch erkläre. Minister⸗Präsi⸗ dent Graf Szapary erwiderte, es sei eine aus Civil⸗ und Militär⸗ personen bestehende Kommission zur Untersuchung der Fiu⸗ maner Angelegenheit eingesetzt, er werde seiner Zeit auf Grund der Ergebnisse der Ermittlungen dieser Kommission die darauf bezüglichen Interpellationen beantworten. Uebrigens sei die Angelegenheii dem Immunitäts⸗Ausschusse überwiesen, dessen Entscheidungen er nicht präjudiziren wolle. Es sei jedoch gewiß, daß der Landesvertheidigungs⸗Minister seine Demission nicht eingereicht habe. Die Interpellation Kaas und Ugron beantwortete der Minister⸗Präsident in der Weise, wie er es gestern in der Konferenz der liberalen Partei angekündigt hatte. (Vergl. die Nr. 179 d. Bl.) Einer Mittheilung des „Frdbl.“ zufolge soll in der parlamentarischen Lage erst

am Mittwoch eine Aenderung eintreten; die Regierung werde!

an diesem Tage vo promißvorschläge veranlaßten machen.

ihren durch die Ablehnung der Kom⸗ Maßnahmen Mittheilung

In Prag sind gestern 150 bulgarische Aus⸗ stellungsbesucher eingetroffen, welche feierlich, auch Namens der Stadtvertretung, begrüßt wurden. Das Gebiet der Politik wurde, wie Wiener Blättern telegraphirt wird, in den Ansprachen nicht berührt; die bulgarischen Sprecher hoben hervor, daß nicht eine politische, sondern eine wirth⸗ schaftliche Idee ihrem Kommen zu Grunde liege.

Großbritannien und Irland.

Der Kronprinz von Italien besuchte am Freitag Plymouth und Devonport, um die dortigen Befestigungen zu besichtigen. Im Regierungshause in Devonport fand am Abend dem italienischen Thronfolger zu Ehren ein Ball statt.

Der Herzog von Cambridge trat am Freitag Nach⸗ mittag seine alljährliche Reise nach Homburg v. d. H. an.

Das Programm für die Festlichkeiten, welche in England des französischen Geschwaders harren, ist bis auf einige unwesentliche Einzelheiten festgestellt. Das französische Geschwader wird nicht direkt nach Portsmouth segeln, sondern erst bei Cowes anhalten, wo der „A. C.“ zufolge die Königin die französischen Schiffe besichtigen wird. Die Offiziere werden Gäste der Königin in Os⸗ borne sein. Von Cowes fährt das französische Geschwader nach Portsmouth und hier werden die britischen Marinebehörden es willkommen heißen. Admiral Lord Clan⸗ william und dessen Offiziere werden den französischen Offizieren zu Ehren einen Ball veranstalten, und die Stadt Portsmouth wird ihnen ein Festmahl geben. Der französische Botschafter

wird den Festlichkeiten in Portsmouth beiwohnen.

Frankreich.

Paris, 2. August. Dem Minister des Aeußern Ribot wurde offiziell angezeigt, daß der König Alexander von Serbien etwa um den 13. d. M. in Paris eintreffen und daselbst vierzehn Tage inkognito verweilen werde.

Der russische Botschafter von Mohrenheim und seine Familie waren am Freitag bei ihrer Ankunft im Pyrenäen⸗ bade Cauterets Gegenstand eines begeisterten Empfanges. Delaporte begrüßte den Botschafter und hieß ihn in den Pyrenäen willkommen, eine Musikkapelle spielte die russische Hymne und die Marseillaise. Hr. von Mohrenheim dankte, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, mit folgender Ansprache: „Die so sympathische, herzliche und lassen Sie es mich hinzufügen rüh⸗ rende Huldigung, welche Sie dem Vertreter Rußlands dar⸗ gebracht haben, ist mir um so werthvoller und bewegt mich um so mehr, als sie nicht auf meine Person abzielt, sondern unendlich viel höher hinauf. Ich bin glücklich, daß ich in demselben Augenblick, da Sie wissen, wie warm Sie bei uns begrüßt worden sind; erproben kann, wie stark das Echo der Pyrenäen ist, mit dem Ruf: Es lebe Frankreich!“ Der Präfekt der Hautes⸗Pyrénées ist zur Begruüͤßung Mohrenheim's in Cauterets eingetroffen.

Auch die Fürstin Dolgorucki⸗Juriewski war neulich in Plombières bei ihrer Abreise Mittelpunkt lebhafter Huldi⸗ gungen. Die Volksmenge rief: „Vive la Russie!“, und die Musik spielte die Marseillaise. Die Fürstin stand mit ihren beiden Töchtern an der Wagenthür, warf Blumen unter die Menge und rief: „Vive la France!“

In Cherbourg fand am Sonnabend in der Mairie ein feierlicher Empfang der Offiziere der dort vor Anker liegenden russischen, griechischen und amerikanischen Kriegs⸗ schiffe statt. Der Maire begrüßte die Offiziere und wies auf den Empfang des französischen Geschwaders in Kron⸗ stadt hin, der die französisch-russische Freundschaft be⸗ siegele. Nach einer Erwiderung des Kommandanten des russischen Kreuzers „Admiral Korniloff“ toastete der Präfekt von Cherbourg auf eine Vereinigung der französischen, griechischen und amerikanischen Nation; der Präfekt der See⸗ station, Admiral Lespéès verlas ein Telegramm, worin es hieß, das russische Volk und die russische Marine seien mit ihrem ganzen Herzen in Cherbourg.

In Belfort wurde General Japy (Republikaner) zum Senator gewählt.

Rußland und Polen.

Am Sonnabend veranstaltete der Marine⸗Minister Tschichatschew in Kronstadt ein Banket zu Ehren der Mannschaften des französischen Geschwaders. Es waren dazu 200 französische und 100 russische Matrosen eingeladen.

Das „Journal de St. Pétersbourg“ begrüßt die Ankunft des Königs Alexander von Serbien aufs Herzlichste. Seit seiner Thronbesteigung sei derselbe von den lebhaftesten Sympathien Rußlands begleitet gewesen, welches die aufrich⸗ tigsten Wünsche für sein Glück und sein Gedeihen gehegt habe und mit Interesse allen von der serbischen Regierung ergriffenen Maßnahmen gefolgt sei, welche bestimmt waren, die sitt⸗ liche und wirthschaftliche Entwickelung des Landes zu festigen. Der König werde auch in der Begrüßung durch das russische Volk den Ausdruck der Gefühle Rußlands und seiner Wünsche sehen, daß der serbische Staat unter der Regierung und der Dynastie des jungen Herrschers, des Kaiserlichen Gastes, blühe und gedeihe. Auch die anderen Journale bringen ähn⸗ liche Artikel.

Der „Times“ wird aus St. Petersburg mitgetheilt: In dortigen gut unterrichteten Kreisen verlaute, daß der Motiven⸗ bericht zu dem geplanten Defensivbündniß zwischen Frankreich und Rußland, welcher vom Präsidenten Carnot und den französischen Ministern unterzeichnet war, bereits die Billigung des Kaisers von Rußland erhalten habe und von den Ministern von Giers, Vannowski und Wysch⸗ negradsky in einem besonderen Ministerrath unterzeichnet worden sei.

Einige russische Blätter bespötteln die übertriebenen Sym⸗ pathiekundgebungen ihrer Landsleute dem Besuch der französischen Flotte gegenüber. Der „Grashdanin“ wird in seiner Rund⸗ schau ziemlich aufgebracht darüber, daß seine russischen Kollegen in dem Ausdruck der „franko⸗russischen Sympathien“ gar kein Halt und Maß wüßten. „Wo wird endlich so schreibt er die Grenze in dem Ausdruck unserer Sympathien sein? Weshalb sollen wir, vorausgesetzt, daß diese Sympathien existiren, sie nicht auch aussprechen; aber Maß zu halten muß man doch auch wissen.“ 111““ 8

Italien. Wie man der „Pol. Corr.“ aus Rom berichtet, hat dort der Trinkspruch, welchen der Lordmayor von London bei dem im Mansion House zu Ehren des Kronprinzen von Italien gegebenen Diner auf das italienische Königs⸗

paar und den Kronprinzen am Dienstag ausbrachte (vgl.

Nr. 176 des „R.⸗ u. St.⸗A.“), wegen der nicht gewöhnlichen Wärme der Ausdrucksweise besondere Befriedigung erweckt.

Spanien.

Die amtliche „Gaceta de Madrid“ vom 1. August

veröffentlicht das Dekret über den Handelsvertrag zwischen Spanien und den Vereinigten Staa

Nord⸗Amerika. .

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Der chilenische Kreuzer „Presidente Errazuriz“ ist am Sonnabend, laut Drahtbericht des „W. T. B.“ aus Lissabon, in der Richtung nach Süden abgedampft.

Schweiz.

Zur sechshundertjährigen Jubelfeier der Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft, welche am 1. August begonnen hat, schreibt der Berner „Bund“: „Heute wer⸗ den im ganzen Schweizerlande die Kirchenglocken läuten und Abends werden die Bergeshöhen im Licht der Freudenfeuer erglänzen. Und freudig schlagen Aller Herzen im Gedanken, daß die treue Bundesgenossenschaft, welche die schweizerische Freiheit begründete, sie uns in ewige Zeiten forterhalten werde. Harte Prüfungen dürften ihr in Zukunft beschieden sein, denn die Wetterzeichen am politischen Horizont deuten auf stürmische kommende Ereignisse. Die Mission der schweizerischen Eidgenossenschaft im europäischen Völkerverbande ist noch nicht erfüllt. Die Schweiz hat auch fernerhin zu zeigen, daß ein Volk, daß seine Geschicke selbst zu lenken weiß, wie kein anderes im Stande ist, den Forderungen der Zeit zu genügen und sich sein Haus wohnlich und gastlich ein⸗ zurichten. Es wird des redlichen Zusammenwirkens aller Gutgesinnten bedürfen, und zum Rathen und Thaten in eidgenössischer Gesinnung mahnt uns der heutige Tag des vaterländischen Festes.“ Der 1. August 1291 ist, wie die „N. Zürch. Ztg.“ sagt, „für alle Zukunft als der Stiftungstag des schweizerischen Staats sanktionirt, und in der That, er ist so gut bezeugt, als nur ein historisches Ereigniß es sein kann. Noch liegt der älteste Bundesbrief, welcher dieses Datum trägt, die ehrwürdige Urkunde, durch welche sich die drei Länder am Vierwaldstättersee auf ewig vereinigten und den Grundstein zur Eid genossenschaft legten, im Original zu Schwy, und die offiziellen Festschriften tragen sein Bild in alle Welt hinaus. Das Merkwürdige an der Sache ist nur dies, daß trotz der Existenz dieser Urkunde dieser Tag dem Schweizervolk bis vor Kurzem so gut wie unbekannt war, daß ein anderes Datum ihn völlig aus seinem Andenken verdrängthatte, der erste Sonntag des Jahres 1308, an welchem der Ueberlieferung zufolge die drei Länder ihren Bund geschworen haben sollten, nachdem sie die Zwing⸗ burgen gebrochen und die Landvögte König Albrecht's ver⸗ trieben hatten. Als im Jahre 1791 die Eidgenossenschaft ihr halbes Jahrtausend vollendete, dachte kein Mensch daran, diese Stunde zu feiern, weil man von dem Bundbrief von 1291, von wenigen Gelehrten abgesehen, keine Ahnung hatte, weil alle Welt nichts Anderes wußte, als daß der ewige Bund 1308 geschlossen worden sei. Es war der Geschichtssorschung der letzten Jahrzehnte vorbehalten, das vergessene und verschollene Stiftungsdokument der schweizerischen Eidgenossenschaft aus dem Dunkel der Archive hervorzuziehen, und wenn sie heute die sechshundertjährige Gedenkfeier ihres Be⸗ standes begehen, so bringen damit das Schweizervolkund seine Be⸗ hörde auch der Wissenschaft eine Huldigung dar und bezeugen, daß die Resultate der Forschung aus der Studirstube der Gelehrten hin⸗ ausgedrungen sind ins öffentliche Leben, daß sich das Schweizer⸗ volk allmählich dazu versteht, die alten lieb gewordenen Vor⸗ stellungen, die sich bei genauerem Zusehen als unhaltbar er⸗ wiesen haben, preiszugeben und seine Anschauungen mit dem, was die Wissenschaft herausgebracht hat, in Einklang zu setzen.“

Die Bundesfeier in Schwyz nahm, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Vormittag unter zahlreicher Be⸗ theiligung bei zweifelhaftem Wetter ihren Anfang. Namens des Kantons Schwyz sprach Stände⸗Rath Reichlin, Namens des Bundesraths Bundes⸗Präsident Welti und Namens des Nationalraths dessen Präsident Lachenal. Das Festspiel im Freien mußte wegen Regens auf Sonntag verschoben werden. Der Rede des Bundes⸗ Präsidenten entnehmen wir nach dem „Bund“ folgende Stellen:

Eidgenossen! Niemand darf es wagen, die Gedanken und die Gefühle zu deuten, die das Volk der Eidgenossen dem heutigen Tage entgegenbringt; nur des Einen sind wir sicher und wir sollen es auch laut bekennen, daß nicht der flüchtige Genuß eines fröhlichen Tages uns hier zusammenführt. Mannigfaches Mißgeschick betrübt unsere Herzen; schwerer Schaden ist auf viele unserer Fluren niedergegangen; un⸗ erhörtes Unglück hat einen unserer Schienenwege betroffen, und im öffentlichen Leben des Landes sind wir durch bittern Hader entzweit. So treten wir in tiefem Ernste aus des Lebens Mühen heraus an die Feier des hohen Tages heran, und so alle, die mit uns im Geiste hier versammelt sind, mögen sie in unseren Marken wohnen oder Lande und über alle Meere der Welt uns ihre Grüße

icken.

Ehrfurchtsvoll schauen wir über sechs Jahrhunderte der Geschichte zurück auf die Anfänge unseres Bundes, um bei unseren Vätern Rath zu erholen in den Wirrnissen des Tages und Aufschluß über die Zu⸗ kunft, die verborgen vor uns liegt. Einfach und deutlich ist die Aat⸗ wort für Alle, die hören wollen.

Nach einem geschichtlichen Rückblick fuhr der Präsident fort:

Mit der Befreiung vom fremden Joch ging bei den demokratischen Bundesgliedern und vor Allem in den drei Ländern die Entwickelung der freien Volksgemeinde Hand in Hand. Alle politischen Einrich⸗ tungen der alten Eidgenossenschaft und ihrer Glieder sind ver⸗ schwunden; nur die Landsgemeinde lebt seit Jahrhunderten bis auf den heutigen Tag, und ihrer in der Geschichte der Staaten unerhörten Lebensdauer kommt nur die Lebenskraft gleich, die sie zur selben Zeit, in der sich die Natur verjüngt, jährlich neu entfaltet. Als echt schweizerische Frucht ist auf dem Boden der Landsgemeinde die Freiheit der Landleute gewachsen und die Rechtsgleichheit aller Bürger im Staat und im Gericht, die der. Mehrzahl der heutigen Nationen und einem großen Theil der Eidgenossen erst in neuerer Zeit als Geschenk aus fremder Hand verliehen wurde, war seit Jahrhunderten der ureigene und sichere Besitz der schweizerischen Demokratien. Diese Freiheit ist das Wahr⸗ zeichen der schweizerischen Eidgenossenschaft und wird es bleiben, so lange wir seiner würdig sind. Darum ist der Sang von Wilhelm Tell auf dem ganzen Erdenrunde zum hohen Liede der Freiheit ge⸗ worden, und dankerfüllt legen wir dem unsterblichen Dichter in dieser Feierstunde einen frischen Lorbeer auf seinen Mvythenstein.

So geht die Befreiung des Landes von fremder Herrschaft und die Festigung der freien Gemeinde durch unsere Geschichte wie ein leuchtendes Band, dessen Glanz alles Mißgeschick und alles Elend überstrahlt, von dem das Leben der Völker so wenig als dasjenige der einzelnen Menschen frei ist.

Diese unschätzbaren Güter sind heute in unserm ruhigen Besitz, und unsere Bundesverfassung ruht, wie der erste Bund der Eidgenossen, auf demselben Grunde. Das Manneswort der freien Bürger, die

ten von

Schweiz melden eine

von ihnen selbst gesetzte Rechtsordnung treu und wahr zu halten, ist das einzige Fundament der Republik und das alleinige Pfand ihrer Erhaltung. Diesem Manneswort unserer Altvordern haben wir die innere Freiheit und die staatliche Unabhängigkeit unseres Vaterlandes zu danken. Geachtet steht die Eidgenossenschaft unter den Nationen da, mit denen sie in Frieden und Freundschaft lebt; unsere Souveränetät, um die wir Jahrhunderte gekämpft, ist nicht bloß anerkannt, sondern durch Verträge als unantastbar erklärt, und mit hochehrendem Ver⸗ trauen stellen die civilisirten Staaten des ganzen Erdenrundes die für den Weltverkehr geschaffenen Einrichtungen unter unsern Schutz. Ihnen allen erstasten wir an unserm Ebrentage unsern Dank und unsern Gruß, wie wir auch der alten Freunde und Bundesgenossen, der Städte Mülhausen im Elsaß und Rottweil im Schwabenlande

ndli denken. S 2 2 unkestreitbar sind auch die Fortschritte, die wir im eigenen Staats⸗ und Volksleben auf allen Gebieten der mensch⸗ lichen Thätigkeit im 6. Jahrhundert der Eidgenossenschaft gegen⸗ über den vorangegangenen zu verzeichnen haben. Wir dürfen es mit gutem Gewissen sagen, denn wir betrachten damit unsere Auf⸗ gabe nicht als erfüllt; wir wissen, daß die schwierigsten Probleme der Gegenwart noch nicht gelöst sind, aber die Vergangenheit giebt uns die Hoffnung, auch den Pflichten der Zukunft gerecht zu werden.

Darum dürfen wir auch voraussehen, es werden die künstigen Geschlechter unser Jahrhundert zu den glücklichen unserer Geschichte rechnen; aber beruhigen darf uns diese Hoffnung nicht, denn einem großen Jahrhundert gehören wir deshalb nicht anu.

Die Zeiten, welche den Charakter einer Nation stempeln und ihren Ruhm begründen, sind die Zeiten des Kampfes um ihre Existenz. Als die Eidgenossen mit ihrem Blut die Güter erstritten, die wir heute genießen, war ein Höhepunkt unserer Geschichte erklommen, der seither nicht wieder erreicht worden ist. Den errungenen Kampfpreis baben uns die Altvordern als ein herrliches freies Vaterlond hinter⸗ lassen, aber ihren Ruhm haben wir nicht geerbt, wie sehr wir uns auch bestreben, die uns anvertrauten Güter zu hegen und zu pflegen, um sie unver⸗ sehrt auf unsere Enkel zu bringen. Auch im staatlichen Leben macht der Besitz nicht selten ruhig, träge und stolz, und wir haben darum allen Grund, uns daran zu erinnern, daß seit bald drei Menschen⸗ altern wir nie mehr zu beweisen hatten, ob wir stark genug sind, diesen Besitz zu behaupten. Heil dem Lande, dessen Volkskraft in 100 jährigem Frieden keinen Schaden leidet 1

Freudigen und aufrichtigen Herzens legen wir Eidgenossen alle⸗ sammt, Männer und Jünglinge, Frauen und Jungfrauen, die Hände in einander, um den Bund zu erneuern, den die Väter nicht auf sechs⸗ hundert Jahre, sondern für die Ewigkeit abgeschlossen haben.

Wir wollen bleiben ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Noth uns trennen noch Gefahr.“....

Der gestrige zweite Tag des Bundesfestes war vom Wetter besser begünstigt als der erste. Ungeheuer war der Andrang zu den Dampfbooten und Eisenbahnen, welche die Besucher nur mit großen Verspätungen zu be⸗ fördern vermochten. Das Festspiel wurde mit großem Beifall aufgenommen und mußte wiederholt werden. Nach⸗ mittags erfolgte eine Umfahrt aller Ehrengäste auf dem Vier⸗ waldstätter⸗See und Rast auf dem Rütli, wo der Präsident des Ständeraths eine patriotische Rede hielt, die großen Enthusiasmus hervorrief.

An vielen Orten der Schweiz war die Bundesfeier schon im Laufe der Woche in Verbindung mit Jugendfesten be⸗ gangen worden. Die zahlreichen in der Schweiz weilenden ohne Unterschied der Nationalität nehmen mit leb⸗

aftem Interesse an der Feier theil. Am Abend des 1. August flammten auf allen zugänglichen Bergspitzen der Schweiz Freudenfeuer auf. Die Ortschaften waren mit Fahnen und anderen Dekorationen reich geschmückt. Am gestrigen Sonntag fanden in allen Kantonen Festgottes⸗ dienste und Umzüge Seitens der Vereine und Gesellschaften, in allen größeren Ortschaften öffentliche Concerte sowie Abends Illuminationen statt. Die Berichte aus allen Theilen der äußerst erhebenden Verlauf des Festes.

Türkei.

Aus Konstantinopel vom 1. August meldet „W. T. B.“: Nach dem gestrigen Moscheegebet ertheilte der Sultan Audienzen und empfing zuerst den französischen Botschafter Grafen Montebello sowie Léon Say, welchem er den Großcordon des Osmanié⸗Ordens verlieh, sodann den öster⸗ reichisch⸗ungarischen Botschafter Freiherrn von Calice.

Dänemark.

Kopenhagen, 1. August. „Ritzau's Telegraphisches Bureau“ ist ermächtigt, alle Gerüchte über den beabsichtigten Verkauf der dänisch⸗westindischen Inseln für voll⸗ ständig unbegründet zu erklären.

Wie die amtliche „Berlingske Tidende“ meldet, wird der Hof seine Residenz in der zweiten Hälfe des August nach Schloß Fredensborg verlegen, wo der Besuch verschiedener ausländischen Mitglieder der Königlichen Familie zu erwarten sei. Am 30. v. M. traf Prinz Georg von Griechenland hier ein.

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Afrika.

Madagaskar. Nach einer Meldung des „R. B.“ aus Sansibar verweigert die Regierung von Madagastar die Be⸗ willigung des Exequatur denjenigen Konsuln, welche die⸗ selbe durch die Vermittlung Frankreichs nachsuchen. 8

Der „Temps“ meldet aus Tananariva, die englische Regierung habe ihre Vertreter angewiesen, der Kon⸗ vention zwischen Frankreich und Madagascar ent⸗ sprechend, mit den dortigen Landesbehörden fortan nur durch Vermittelung des französischen Residenten zu verkehren. Der „Temps“ hofft, daß diese Verfügung genügen werde, um den Widerstand der Königin gegen die Einhaltung der Kon⸗ vention zu brechen und die gegen Frankreich gerichteten In⸗ triguen zu beenden.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In der letzten Generalversammlung des Verbandes deutscher Bergarbeiter in Bochum d Nr. 168 d. Bl. u. flgd.) wurde bekanntlich der Beschluß gefaßt, auch Fabrikarbeitern Aufnahme in den Verband zu gewähren und das Statut des Verbandes in diesem Sinne umzuarbeiten. Wie nun der „Elbf. Ztg.“ aus Bochum geschrieben wird, haben in den letzten Julitagen wiederholt Vorstandssitzungen in Gelsenkirchen stattgefunden, und die Vorarbeiten zu der geplanten Statutenänderung sind als nahezu vollendet anzu⸗ sehen. Zugleich ist auch beschlossen worden, die Agitation systematisch nach Bergrevieren vorzunehmen. Zunächst wird mit dem Saarrevier, begonnen werden, wo⸗ selbst sich die hervorragendsten Führer wahrscheinlich schon in nächster Zeit einfinden werden, um an allen Orten Versammlungen abzuhalten. Der jeßige Vor⸗ sitzende des Verbandes Schröder entwickelt eine

außerordentlich rege Thätigkeit, bei der ihn seine sozialdemo⸗ kratischen Parteigenossen kräftig unterstützen. Für den Ver⸗ band selbst dürfte diese neue Aera wenig heilbringend sich ge⸗ stalten, denn mehr wie je erbeben sich warnende Stimmen aus den Arbeiterkreisen, die vot, dem Anschluß an diese aus⸗ gesprochen sozialdemokratischen Elemente ernstlich abrathen.

Die Londoner „Allg Corr.“ berichtet über die Thätigkeit der Königlichen Arbeitskommission, daß sie Kapitalisten wie Arbeitern unparteiisch Gelegenheit gebe, ihre Ansichten und Urtheile zu äußern. Vor der Gruppe für Verkehrswesen und Landwirthschaft erschien am Freitag der Theilhaber der Rhederfirma Allen Brothers and Co., Beckett Hill. Dieser suchte vor Allem die Klage über Hungerlöhne zurückzuweisen. Ihm sei ein Fall bekannt, wo Jemand am Quai an einem Tage 16 8 6 d verdient habe. Dieser sei selbstverständlich eine Ausnahme. Seine Firma habe niemals einen Unterschied zwischen Gewerkvereinlern und Nichtgewerkvereinlern gemacht, aber sich andererseits gegen die Einmischung von Gewerkvereinsbeamten gewehrt. Die Seeleute der Allan⸗Linie würden bei den Schiffen geheuert. Es dauerte jetzt länger, ein Schiff zu entladen, als früher. Beckett Hill ist gegen die gesetzliche Feststellung der Arbeitseit Ein Vertreter des Gewerk⸗ vereins der Frachtverlader meinte, viele Unfälle in den Docks ließen sich sehr wohl vermeiden, wenn die Maschinen in besserer Ordnung wären. Lohnstreitigkeiten würden am Besten schiedsgerichtlich ge⸗ schlichtet. Aber das Urthbeil des Schiedsgerichts müßte ebenso wie das eines staatlichen erꝛwingbar sein. 1

In Mailand tagte gestern ein nationaler Arbeiter⸗ kongreß, um zu dem internationalen Brüsseler Sozialistenkongreß Stellung zu nehmen; die Verhand⸗ lungen begannen in Anwesenheit von 250 Delegirten mit der Erörterung der Frage, ob Gesetze, betreffend den Arbeiterschutz, verlangt werden sollen. Wie „W. T. B.“ meldet, erklärten die Anarchisten sich dagegen. Es trafen 400 Zustimmungs⸗ kundgebungen ein.

Kunst und Wissenschaft.

Der Dampfer „Amely“ mit der wissenschaftlichen Spitz⸗ bergen⸗Expedition an Bord ist gestern Morgen in Tromsö eingetroffen. Die Weiterreise erfolgt voraussichtlich am Dienstag.

Die „Association litteraire et artistique internationale“ hat, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, in einer am 1. d. M. ab⸗ gehaltenen außerordentlichen Versammlung nach erregter Debatte be⸗ schlossen, den für September nach Berlin einberufenen Kongreß wegen eingetretener Schwierigkeiten nicht in dieser Stadt, sondern in Mailand abzuhalten. Der Beschluß wurde Seitens des Vorstandes dadurch motivirt, daß das Berliner Comité bei den Vorbereitungen des Kongresses Schwierigkeiten begegnet zu sein scheine, die es zweifel⸗ haft ließen, ob den Kongreßmitgliedern diesmal der Empfang zu Theil würde, den sie bis jetzt zu finden gewohnt gewesen wären. 1“

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Stand der Saaten. v

Ueber den Saatenstand in den einzelnen Gouvernements des Königreichs Polen zu Ende vorigen Monats liegen folgende Nach⸗ richten vor:

Im Gouvernement Warschau befriedigend. Im Gouvernement Kalisch haben die Winter⸗ und Sommersaaten im Allgemeinen ein gutes Aussehen, leiden jedoch von Regen und Stürmen; das Regenwetter hält die Heuernte auf. In den Gouvernements Kielce und Lomza stehen die Saaten befriedigend. Im Gouvernement Lublin sind die Ernteaussichten mittelmäßig. Im Goupernement Petrikau stehen die Wintersaaten (mit Ausnahme des Roggens) und die Sommer⸗ saaten gut; nur im Kreise Bendzin sind die Ernteaussichten aller Getreidesorten geringer als mittelmäßig. Die Roggenernte wird vor⸗ aussichtlich im ganzen Gouvernement Petrikau kaum mittelmäßig aus⸗ fallen. Das Regenwetter ist der Heuernte hinderlich. Im Gouvernement Plocksteben die Wintersaaten theils gut, theils mittelmäßig, die Sommer saaten und Futterkräuter befriedigend; das Regenwetter hält die Heuernte auf. Im Gouvernement Siedleestehen die Winter⸗ und Sommersaaten in Folge des anhaltenden Regenwetters nicht ganz befriedigend; die Futterkräuter haben ein gutes Aussehen, können aber wegen des Regens nicht eingeerntet werden. Im Gouvernement Suwalki siud alle Getreidesorten und die Futterkräuter befriedigend.

Gegen den 20. v. M. hat die Roggenernte in Polen begonnen. Die Aehren des neuen Roggens in der Umgegend von Warschau und Lodz sind voll und ergiebig, der Halm ist gering.

Ueber den Stand der Felder und die Ernteaussichten in Ita⸗ lien sprechen sich amtliche italienische Mittheilungen vom 18 v. M. auf Grund der von der meteorologischen Centralstation eingesammelten Nachrichten dahin aus, daß sich der Saatenstand, trotz des allgemein fühlbar gewordenen Regenmangels sowie der häufigen Hagelschläge in Ober⸗Italien überall gut gehalten hat. Die fast beendete Ernte ist nach Qualität und Qaantität gleich gut ausgefallen. ö

ist der Stand der Saaten

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 1. d. M. gestellt 8886, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. 8 .

In Oberschlesien sind am 31. v. M. gestellt 3676. nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 1. d M. sind gestellt 3171, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 1. August. (Wochenbericht für Stärte, Stärke fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky.) Ia. Kartoffelmehl 22 ½ 24 ℳ, I a. Kartoffelstärke 22 ½ 24 ℳ, IIa. Kartoffelmehl und⸗Ztärke 20 ½ 22 ℳ, gelber Syruy 28 29 ℳ, Capillair⸗Export 30 30 ½ ℳ, Capillair⸗Syrup 29 ½ —30 ½ ℳ, Kartoffelzucker Capillair 29 30 ℳ, do. gelber 27 ½ —28 ½ ℳ, Rum⸗Couleuc 36 37 ℳ, Bier⸗Couleur 36—37 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 31 31 ½ ℳ, do. sekunda 27 29 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 43 44 ℳ, Weizenstärke (großst.) 47 48 ℳ, Hallesche und Schlesische 47 48 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 46— 47 ℳ, do. (Stücken) 46 47 ℳ, Mais⸗Stärke 32 ½ 33 ℳ, Schabe⸗ stärke 33 35 ℳ, Victoria⸗Erbsen 19 ½ 22 ℳ, Kocherbsen 18 21 ½ ℳ, grüne Erbsen 18 ½ 21 ½ ℳ, Futtererbsen 17 ½ —18 ℳ, Leinsaat 26 27, Linsen, große 34 46, do. mittel 26 34, do. kleine 21 26 ℳ, gelb. Senf 24 32 ℳ, Kümmel 36 40 ℳ, Mais loco 15 16 ℳ, Pferde⸗ bohnen 15 16 ℳ, Buchweizen 17 20 ℳ, inländische weiße Bohnen 21 23 ℳ, weiße Flachbohnen 23 26 ℳ, ungarische Bohnen 20 22 ½ ℳ, galizischt und russische Bohnen 18 20 ℳ, Wicken 13 ½ 14 ½ ℳ, Hanfkörner 22 23 ℳ, Leinkuchen 16 ½ 17 ½ ℳ, Weizenschale 12 12 ½ %8, Roggenkleie 12 ½ 13 ½ ℳ, Rapskuchen 13 ½ 14 ½ ℳ, Mohn, weißer 60 74 ℳ, do. blauer 48 54 ℳ, Hirse, weiße 20 23 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Der „Köln. Ztg.“ zufolge ist der Ruhrkohlenmarkt still; Preise fest; Unterbietungen erfolgen nur Seitens einzelner Händler. Fettkohle, Kokskohle, Koks reichlich angeboten. Zechen lassen jedoch keine unverkäuflichen Mengen auf den Markt kommen und wurden übermäßigem Angebot durch Feierschichten vorbeugen. Die Mitte des August wird voraussichtlich eine Aenderung bringen, da die Ver⸗ braucher noch ungedeckten Bedarf haben. Eine neue Gruppenbildung von Zechen dürfte nahe bevorstehen. 8

Aus Lissabon meldete „W. T. B.“ am Sonnabend, daß die dortigen Vereinigten Gasgesellschaften den Gaspreis auf 45 Reis für den Kubikmeter erhöht haben, und daß in Folge dessen

eine große Anzahl von Geschäftsinhabern beschlossen habe, die Läden

und Magazine am Abend zu schließen. Einer späteren Meldung zufolge beabsichtigen die Gasgesellschaften nunmehr, den Gaspreis wieder herabzusetzen, um der von den Geschäftsinhabern beabsichtigten Schließung der Läd n und Magazine zu begegnen Eine Anzahl von

Personen, die sich gestern an lärmenden Kundgebungen gegen die Gas⸗ gesellschaften betheiligt hatten, wurden an Bord eines Kriegsschiffes und von diesem in die Hafenfestung geschafft.

Köln, 1. August. (W. T. B.) Die hiesige Königliche Eisen⸗ bahndirektion l(linksrheinische) schreibt zum 15. August eine Sub⸗ mission für die Lieferung von 12 100 t Stahlschienen und 17 000 t Querschwellen aus. 8 18

Augsburg, 1. August. (W. T. B.) Bei der heutigen Serienziehung der Augsburger 7 fl.⸗Loose wurden folgende Serien gezogen: 216 230 273 332 348 1314 1386 1628 1715 1747.

Leipzig, 1. August. (W. T. B.) Kam mzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Auguft 4,15 ℳ, per Sep⸗ tember 4,17 ½ ℳ, per Oktober 4,22 ½ ℳ, per November 4,25 ℳ, per Dezember 4,25 ℳ, per Januar 4,20 ℳ, per Februar 4,20 ℳ, per März 4,20 Umsatz 150 000 kg Behauptet.

Meiningen, 1. August. (W T. B.) Gewinnziehung der Meininger 7 fl.⸗Loose: 8000 Fl. Ser. 9830 Nr. 43, 2000 Fl. Ser. 3688 Nr. 9, je 300 Fl. Ser. 439 Nr. 22, Ser. 6368 Nr. 42, Ser. 7360 Nr. 44.

Gotha, 1. August. (W. T. B.) Seri Bukarester Prämien⸗Anleibe: 47 82 138 1 473 530 629 680 706 734 859 867 938 993 1051 1314 1333 1465 1575 1635 1649 1745 1765 1816 2176 2217 2411 2421 2448 2500 2591 2622 2632 2796 2823 2858 2931 3015 3034 3073 3096 3121 3337 3513 3522 3670 3729 3814 3856 3897 4012 4237 4345 4413 4523 4666 4759 4764 4846 4864 4915 4937 4986 5012 5052 5076 5169 5173 5186 5278 5511 5535 5660 5685 5715 5748 5845 5919 5932 6035 6071 6185 6373 6465 6586 6725 6892 6949 7017 7069 7113 7267 7358 7424. 40 000 Fr. fielen auf Ser. 6892 Nr. 52, 5000 Fr. auf Ser. 3729 Nr. 21. 38

Hamburg, 1. August. (W. T. B.) Prämienziehung der Köln⸗Mindener Loose: 55 000 Thlr. Nr. 152774, 60 0 Thlr. Nr. 113907, 3000 Thlr. Nr. 137940, 2000 Thlr. Nr. 113924, 152759 1000 Thlr. Nr. 132521, 137924, 152783 500 DTölr. Nr. 152777, 200 Thlr. Nr. 113905, 113909, 113922, 113 942, 132527, 132539, 132547, 137903 137910, 137925, 137947.

Wien, 1. August. (W. T. B) Serienziehung der österreichischen 1860 er Loose: 125 180 421 487 559 675 734 769 1104 1210 1245 1324 1525 1603 2082 2484 2550 2595 2727 2884 2914 2981 3085 3143 3187 3356 3509 3733 3854 4025 4146 4190 4487 4588 4698 4724 5176 5273 5327 5344 5590 5727 5739 5885 6078 6114 6366 6436 6563 6811 6917 7186 7337 7490 7514 7551 7572 7598 7869 7884 8025 8069 8135 8144 8516 8541 8549 8553 8612 8676 8817 8842 8886 8900 8960 8984 9163 9236 9343 9395 9440 9460 9558 9787 9889 10175 10216 10391 10469 10506 10611 10791 10897 11059 12521 12800 12966 13066 13075 13623 13861 13869 13962 14220 14351 14408 14474 14981 15172 15335 15481 15518 15569 15662 15673 15953 16048 16205 16371 16558 16745 16768 16822 16843 16876 16917 17053 17300 17395

7640 17650 17780 17972 18053 18073 18285 18404 18421 18473 18484 18595 18781 18884 18899 19078 19103 19126 19442 19645

u16“ 19833 19872 19881 19891 19931.

3. August (W. T B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 23. bis 29. Juli 756 284 Fl., Mindereinnahme

54 845 Fl. 1 1 London, 1. August. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗

ladungen angeboten.

Rom, 2 August. (W. T. B) Die hiesigen Journale erörtern den gestrigen Coarsrückgang der italienischen Rente an der Pariser Börse und halten denselben allesammt für vollständig ungerechtfertigt. Die thatsächliche Lage der italienischen Finanzen und des Staatsschatzes, sowie die ganze wirthschaftliche Lage des Landes ließen viel eher eine weitere Steigerung des Rentencourses angezeigt erscheinen. Die Blättermeldungen von einer durch Italien beab⸗ sichtigten Finanzoperation zu Eisenbahnzwecken oder zu irgend welchen anderen Zwecken entbehrten jeder Begründung.

Die „Opinione“ erklärt, die Baisse der italienischen Rente stehe in geradem Gegensatze zu der thatsächlich eingetretenen Besserung der finanziellen und ökonomischen Lage. Dank der einge⸗ führten Ersparungen sei das Gleichgewicht des Budgets für das gegenwärtige sowie für das nächste Rechnungsjahr gesichert. Die auf⸗ gestellten Budgets enthielten im Gegensatz zu denjenigen der früheren Jahre die in Wirklichkeit erforderlichen Ausgaben für Pensionen; ferner würden, während vorher für Eisenbahnbauten ein Kredit von 150 Millionen in Anspruch genommen worden sei, in diesem Jahre für die genann⸗ ten Zwecke nur ungefähr 80 Millionen und im Jahre 1892/93 nur 50 Millionen gefordert werden, eine Summe, für welche die natio⸗ nalen Ersparnisse genügten. Die diesjährige gute Ernte würde eine Vermehrung des Geldumlaufs und eine Stärkung der Metall⸗ reserven der Banken berbeiführen. Für die Einlösung der Januar⸗ coupons der Rente habe das größte Bankinstitut der Welt schon jetzt einen bedeutenden Goldfonds für Rechnung des italienischen Staatsschatzes bereit; der Staatsschatz habe schon leit längerer Zeit keine Anlethe⸗ operationen gemacht. Die „Opinione“ dementirt sodann kategorisch, daß in letzter Zeit die italienische Finanzverwaltung mit der Deutschen Bank oder mit einem italienisch⸗deutschen Syndikat oder mit sonst irgendwelchen Geschäftshäusern über Neu⸗Emissionen in Unter⸗ handlung gestanden hätte oder stehe. Ebenso unrichtig sei die Meldung über eine Ausgabe von Eisenbahn Obligationen, welche durch das „Fremdenblatt“ irrthümlicherweise an ekündigt worden sei. Das Blatt sei einem Mißverständniß zum Opfer gefallen; es handle sich nämlich um die Umwandlung von Eisenbahnbons in Schuldverschreibungen der Eisenbahnen, welche auf Grund eines unter dem vorigen Kabinet gegebenen Gesetzes vorgenommen werde. Die „Opinione“ schließt ihre Ausführungen mit der Aufforderung, durch die unverdienten Schicksalsschläge sich nicht niederbeugen zu lassen und an der Vertheidigung zu arbeiten, indem sich die ehren⸗ werthen Kapitalkräfte denjenigen der Feinde des staatlichen und privaten Kredits Italiens entgegenstellen.

Washington, 1. August. (W. T. B.) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Juni um 1 557 902 Doll. zugenommen, im Staatsschatz befanden sich ult. Juni 754 794 697 Doll.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die erste und englische Post über Ostende vom 1. August ausge⸗ blieben. Grund im ersten Falle: Verspätete Abfahrt von Dover, im zweiten: Zugverspätungen auf belgischer Strecke.

In Folge der von hiesigen Zeitungen gebrachten Notiz über Risse in Viadukten der Stadtbahn sendet das Königliche Eisenbahn⸗Betriebsamt (Stadt⸗ und Ringbahn) der „Post“ folgende Mittheilungen: In einigen Bögen der dem Zoologischen Garten gegenüberbelegenen Viaduktstrecke der Stadtbahn und in einem Landpfeiler der Spreebrücke am Stadtbahnhof Bellevue sind Risse vorhanden, die schon vor sechs bis sieben Jahren, nicht aber, wie man aus Zeitungsnotizen schließen könnte, erst jetzt aufgetreten sind. Diese Risse sind selbstverständlich einer sorgfältigen Kontcole unter⸗ stellt; auch ist dort, wo es nothwendig erschien, durch Anbringung von Ankern einem Weiterreißen vorgebeugt worden. Da bei den periodischen Beobachtungen ein Fortschreiten der Risse nicht mehr hat wahrgenommen werden können, so liegt kein Grund vor, in dem 8 dieser Risse eine Gefahr für den Eisenbahnbetrieb zu erblicken.

Bremen, 1. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Frankfurt“ ist gestern von Corunna abgegangen. Der Dampfer „Preußen“ ist heute in Singapore angekommen. Der Dampfer „Leipzig“ ist vorgestern von Bahia abgegangen. Der Dampfer „Bayern“ ist heule von Port Said abgegangen. Der Dampfer „Stettin“ ist gestern Nachmittag mit der Post von

Ost⸗Asien von Port Said nach Brindisi abgegangen. 2. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Graf Bis⸗ 18