sterblichkeit aufweisen. Fragt man nun nach den Ursachen dieser auf⸗ fallenden Differenzen, so sind Letztere jedenfalls nicht lediglich aus dee verschiedenen Beschaffenheit der Kindernahrung zu erklären, denn die für viele Gegenden des Deutschen Reichs zutreffenden Klagen, daß die Mütter ihren Kindern zu oft die natürliche Nahrung vorenthalten und sie auf Thiermilch anweisen, werden in der betreffenden Literatur auch bezüglich Frankreichs, Belgiens und Italiens laut. Auch die Frage, ob etwa bei uns ein hoher Prozentsatz außerehelicher Geburten die hohe Säuglingssterblichkeit bedinge, muß bezüglich der deut⸗ schen Städte im Allgemeinen verneint werden, denn, wenn es auch den Anschein hat, als ob hier und da, z. B. in Bayern, dieser Faktor nicht ohne Einfluß auf die dort hohe Kindersterblichkeit ist und als ob andererseits am Rhein und in Westfalen die auffallend niedrige Zahl außerehelicher Geburten an der geringen Kindersterblichkeit einen Antheil hat, so ist doch im mittleren Deutschland, speziell in Berlin, in der Mark, in Pommern und Schlesien die Prozentzahl der außer⸗ ehelichen Geburten keineswegs so hoch, daß sie zur Er⸗ klärung der hohen Kindersterblichkeit dienen könnte Ein weiteres Moment, welches die Kindersterblichkeit ganzer Völker zu erhöhen scheint, das frühe Heirathen der Mädchen, kann hier bezüglich Deutschlands nicht geltend gemacht werden, da im Deutschen Reich ein so frühes Heirathen der Mädchen, daß dieselben in noch zu jugendlichem Alter Mütter würden, im Durchschnitt keineswegs stattfindet, denn während in Ungarn 36 %, in Rußland 58 % aller heirathenden Mädchen im Alter bis zu 20 Jahren stehen, ist dies in Preußen bei nur 10, speziell in Berlin sogar bei nur 6 % der Fall und wir stehen in dieser Hinsicht nicht allein hinter Rußland, Ungarn, Serbien und Oesterreich, sondern auch hinter Frankreich und England zurück. Endlich darf auch die Industriearbeit unserer Frauen, wenn man vielleicht von einigen sächsischen Fabrikorten absieht, doch bezüglich der meisten anderen deutschen Städte nicht als ausschlaggebender Grund für eine erhöhte Kindersterblichkeit in Anspruch genommen werden, da doch durchschnittlich z. B. in der Schweiz und in Belgien bei geringer Kindersterblichkeit die Industriearbeit der Frauen mindestens ebenso verbreitet ist, wie bei uns. Am Schlusse seiner kurz skizzirten Be⸗ trachtung erklärt Hr. Dr. R, daß er keinen Anstand nehme, zu be⸗ haupten, es sei lediglich eine gewisse, in breiten Volksschichten zur Gewohnheit, zur Unsitte gewordene Gleichgültigkeit gegen die zarten Säuglinge, ein mangelndes Interesse an der intakten Ge⸗ sundheit derselben, welches viele Eltern abhalte, ihre ganze Sorgfalt und etwaige pekuniäre Opfer dem Wohlergehen solcher jungen Ge⸗ schöpfe zuzuwenden. Nachdem er sodann noch darauf hingewiesen, daß die geringere Sorgfalt für die Säuglinge bei uns allem Anschein nach in Zusammenhang mit der hohen Geburts⸗ ziffer, d. h. der relativ hohen Zahl der alljährlich geborenen Kinder, stehe, betont er, mit der Sorge für gute, keimfreie Thiermilch sei er, wie wohl keinem Zweifel unterliege, allein nicht gethan; vor Allem müsse man vielmehr die Eltern veranlassen, daß sie ihren Kindern die gute Thiermilch kaufen, daß sie in Erkrankungsfällen sachverständigen Rath einholen; man müsse das Interesse der Eltern an der Erhal⸗ tung jedes ihrer zarten Säuglinge zu heben suchen, und das könne am Besten dadurch geschehen, daß man den Eltern ein gutes Beispiel gebe, daß der Staat, die Gemeinde, die Gesellschaft für die Erhal⸗ tung des Lebens und der Gesundheit kleiner Kinder mehr Fürsorge als bisher an den Tag lege.
Zur Arbeiterbewegung.
Von der Saar wird dem „Vorwärts“ anderen dortigen Meldungen entgegen geschrieben, daß die Sozialdemokratie im Saargebiet immer fester Boden fasse. Nachdem Ende Juli Redacteur Braun von Schlägel und Eisen“ eine Versammlung zu Altenwald mit bestem Er,olge ab⸗ gehalten hatte, fand am 2. d. M. eine solche zu Pütt⸗ lingen statt. Beide Orte liegen im Kreise Saarbrücken, der eine im oberen, der andere im unteren Revier. Ueber die letztere Versammlung berichtet „Schlägel und Eisen“: Die Püttlinger Versammlung war von etwa 400 Mann besucht. — Die Gründung eines Arbeiter⸗Lesevereins für Püttlingen ist in Vorbereitung. — Wie aus einer Anzeige in derselben Zeitung hervorgeht, soll demnächst eine Versammlung in
ifferten, Kreis Saarlouis, stattfinden.
In Halle a. S. hatten, wie dasselbe Blatt berichtet, die Töpfer (Ofensetzer) am 1. Mai d. J. durch ihre Lohnbewegung einen neuen Tarif durchgesetzt, der einzelne sehr fühlbare Miß⸗ stände zu beseitigen geeignet war und wodurch namentlich die Ar⸗ beitszeit von 10 auf 9 Stunden täglich reduzirt wurde Trotz⸗ dem die Unternehmer den Tarif durch Namenszsunterschrift an⸗ erkannten, hielten ihn einige Inhaber größerer Geschäste nicht inne, jetzt aber, da auch hier die Arbeit sich mehrt, gelang es, bei einigen Geschäften die wiederholte Anerkennung des oben bezeichneten Tarifs durchzusetzen; es dürfte das ohne besondere Zwischenfälle (Arbeits⸗ niederlegung) bei den anderen Unternehmern binnen kurzer Zeit eben⸗ falls geschehen.
Zu Gohlis bei Leipzig fand der „Lpz. Ztg.“ zufolge am Montag eine Versammlung der sozialdemokratischen Partei für den Nordbezirk Leipzigs statt. Der Besuch, nur etwa 150 Per⸗ sonen, war ebenso dürftig, wie das Ergebniß der Abrechnung für die Monate Mai, Juni und Juli, die nur 203 ℳ 80 ₰ Einnahme aufwies. Die Versammlung faßte im Anschluß an eine Rede über den Entwurf des neuen Parteiprogramms eine Resolution, in der sie den Entwurf als einen Fortschritt bezeichnete.
Hier in Berlin hat die Mehrzahl der Arbeiter und Ar⸗ beiterinnen der chemischen und Blechemballagenfabrik von H. und A. Lubszynski gestern die Arbeit niedergelegt. Betheiligt sind nach dem „Vorwärts“ die Steindrucker, Lackirer, Kistenmacher, Schnittarbeiter, sowie Hülfsarbeiter und ⸗Arbeiterinnen. — Die Stellung der Frauen zum sozialdemokratischen Pro⸗ gramm beschäftigte vorgestern eine von etwa 1500 Per⸗ sonen besuchte sozialdemokratische Volksversammlung. Die größere Hälfte der Versammlung bestand aus Frauen und Mädchen des Arbeiterstandes. Es gelangte einstimmig eine Reso⸗ lution zur Annahme, in der als Ziel die sozialistische Gesellschaft bezeichnet wurde. Ferner wurde noch das Verhalten des sozialdemo⸗ kratischen Organs „Die Volkstribüne“ getadelt, die die Kellnerinnen als „Lumpenproletarierinnen“ bezeichnet habe, für die es sich nicht verlohne, eine Bewegung ins Leben zu rufen. Es wurde beschlossen, die Angelegenheit in einer zu diesem Zweck einzuberufenden Volks⸗ versammlung zu verhandeln, zu der die Redacteure der „Volkstribüne“ eingeladen werden.
Ueber den Ausstand der Erdarbeiter in Paris wird der „Köln. Ztg.“ vom 4. d. M. telegraphirt: Eine Versammlung der ausständischen Erdarbeiter in der Arbeitsbörse beschloß, den Ausstand mit dem größten Nachdruck fortzusetzen. In der Bannmeile neigt sich jedoch der Ausstand schon dem Ende zu, da fast alle Arbeit⸗ geber die Bedingungen der Arbeiter angenommen haben. Die Arbeitgeber von Paris weigern sich dessen. Alle Bauplätze werden von der Polizei uüͤberwacht; bis jetzt sind Unordnungen nicht vor⸗ gekommen.
b1111““
““ Volkszählung in Serbien. Nach der letzten Volkszählung vom 31. Dezember 1890 hat Serbien 2 172 814 Einwohner, worunter 1 119 282 männlichen und 1 053 532 weiblichen Geschlechts. Seit dem Jahre 1884 hat die Be⸗ völkerung des Königreichs zugenommen um 271 078 Seelen, d. h.
um 14,22 %O. 8 .
Einwanderung in Amerika. Nach einem kürzlich vom Statistischen Bureau in Washington veröffentlichten Bericht sind in den Jahren 1820 bis 1890 über
15 600 000 Einwanderer in den Vereinigten Staaten gelandet. Während der angegebenen Periode gab es unter den Einwanderern 4 556000 Deutsche, 3 501 000 Iren, 1 000 000 Britisch⸗Nordamerikaner, 943 000 Schweden und Norweger, 445 000 Oesterreicher, 414 000
Italiener, 370 000 Franzosen, 356 000 Russen, 292 000 Chinesen und
246 000 Engländer. 4 8
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Bayern. —
Nach dem amtlichen Saatenstandsberichte aus dem ge⸗ sammten Königreich Bayern für den Monat Juli hat sich das Wintergetreide gut nachentwickelt, das Sommerggetreide ist durchgehends gut. In Folge häufigen Regens ist die Ernte vielfach verschlechtert und verzögert. Der zweite Kleeschnitt und Wiesen⸗ wuchs verspricht den ersten noch an Güte zu übertreffen. Der Gerstenschnitt ist befriedigend, Hafer recht gut, Hopfen bisher gut. Hülsenfrüchte und Futterrüben stehen gleichfalls gut, Kartoffeln unregelmäßig. Die Trockenlagen sind gut, Früh⸗ kartoffeln angefault. Der Wein ist etwas zurück, Fruchtansatz gering. Obst ist reichlich.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 5. d. M. gestellt 9840, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 4. d. M. gestellt 3700, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Leipzig, 5. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per August 4,17 ½ ℳ, per Sep⸗ tember 4,20 ℳ, per Oktober 4,22 ½ ℳ, per November 4,25 ℳ, per Dezember 4,25 ℳ, per Januar 4,20 ℳ, per Februar 4,20 ℳ, per März 4,20 ℳ, per April 4,20 ℳ Umsatz 15 000 kg. Schwach.
Wien, 5. August. (W. T. B.) Dem „Fremdenblatt“ zufolge hat das Ministerium des Innern den Beschluß der General⸗ versammlung der Prag⸗Duxer Eisenbahn, betreffend die Auf⸗ nahme eines Anlehens von 15 Millionen Mark zur Konvertirung der bisherigen Prioritäten und für nothwendige Investitionen, genehmigt. Gleichzeitig hat das Ministerium die von einer Gruppe von Aktio⸗ nären gegen diese Beschlüsse erhobenen Proteste zurückgewiesen.
Die Gesammteinnahmen der Orientbahnen betrugen in der Woche vom 9. Juli bis 15. Juli cr. 166 361,00 Fr., vom 1. Januar bis 8. Juli cr. 5 284 864,75 Fr., zusammen seit Beginn des Be⸗ triebsjahres 5 451 225,75 Fr.
Wien, 6. August. (W. T. B.) Berichtigung. In dem gestern mitgetheilten Staatsbahnausweise ist zu lesen „1. Ja⸗ nuar“ statt „1. Februar“.
London, 5. August. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen⸗
ladungen angeboten.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die Post von dem am 1. Juli aus Shanghai abgegangenen Reichs⸗Postdampfer „Bayern“ ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 7. d. M. Vormittags zur Ausgabe.
— Dem „Mémorial Diplomatique“ zufolge hat die englische Regierung dem Pariser Kabinet die Mittheilung gemacht, daß die für Indien bestimmte Post, welche bisher von London nach Brindisi und von dort mittels der Dampfer der Peninsular and Oriental Company nach Kalkutta weiter ging, für die Folge über Saloniki gerichtet werden soll. Infolgedessen wird die indische Post Frankreich nicht mehr berühren, sondern ihren Weg über Ostende durch Bel⸗ gien und Deutschland nehmen. Von Belgien wurde diese Verlegung Seitens der Eisenbahnverwaltung schon seit Langem angestrebt, jedoch war an eine Verwirklichung des Planes nicht eher zu denken, bis der Hafen von Saloniki für große Dampfer zugänglich gemacht und die große Bahnlinie Nisch —Saloniki ausgeführt war. Die Bahnstrecke Ostende —Straßburg —Wien — Pest.—-Nisch —Saloniki ist weit kürzer als die bisher benutzte Calais — Amiens — Paris — Dijon —- Modane — Turin — Bologna— Brindisi.
Bremen, 5. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Werra“' hat heute Morgen Lizard, der Schnelldampfer „Trave“ Dover passirt. Der Dampfer „Hohenstaufen“ ist heute in Colombo eingetroffen. Der Schnelldampfer „Lahn“ ist gestern Morgen auf der Heimreise nach Bremen von New⸗York ab⸗ gegangen.
— 6. August. (W. T. B.) Der Norddeutsche Llovd beabsichtigt, zwischen New⸗York und Genua eine Passagier⸗ fahrt zu errichten. Der Schnelldampfer „Fulda“ wird am 25. Oktober als erster Dampfer von New⸗York direkt nach Genuäa fahren. Wie häufig die Dampfer fahren sollen, ist noch unbestimmt.
Hamburg, 6. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Wieland“ ist, von New⸗York kommend, gestern Abend 5 Uhr auf der Elbe eingetroffen. Der Schnelldampfer „Nor⸗ ashts hat, von New⸗York kommend, heute früh 5 Uhr Seilly passirt.
London, 5. August. (W. T. B) Der Castle⸗Dampfer „Hawarden Castle“ ist heute auf der Ausreise in Capetown, der Castle⸗Dampfer „Conway Castle“ auf der Heimreise in
Lon do kommen. “X“ 8 E1“ v11““
Mannigfaltiges. 8
Oevelgönne an der Unterelbe, 3. August. Ueber das in Nr. 181 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ aus Hamburg gemeldete Unglück auf der Elbe ist der „Madb. Z“ folgender Bericht zugegangen: Eine Gesellschaft von vier jungen Leuten (zwei Gebrüder Ruge und zwei Andere) unternahmen am Nachmittag auf einem Segel⸗ boot eine Fahrt nach Harburg. Auf der Rückkehr nahmen sie mit Erlaubniß der Eltern ein in Altona wohnendes Schwestern⸗ paar mit und waren im Begriff, am heimathlichen Gestade zu landen, als der Raddampfer „Concordia“ von der Stader Linie heranbrauste, das Boot mit seinen Rädern erfaßte und die sechs Insassen in den Strom schleuderte, von denen nur die eine der Schwestern durch einen zufällig vorübersegelnden Herrn gerettet wurde. Sie hatte sich am Segeltuche festgehalten. Der im Seedienst ergraute Kapitän Ritzen, welcher als ein ruhiger und sehr besonnener Schiffsführer bekannt ist, ließ die „Concordia“ sogleich halten, konnte aber in der Dunkelheit keine Hülfe bringen. Auch blieben die von anderer Seite bis tief in die Nacht hinein fortgesetzten Versuche, die Leichen aufzufinden, ohne Erfolg. Heute früh ist es gelungen, die Leiche des ältesten Ruge, eines Kaufmanns, und zwar mit einer größeren Wunde am Kopfe, ans Ufer zu bringen. Es ist anzunehmen, daß er, wie auch die übrigen Verunglückten, von dem Rade des Dampfers getroffen wurde. Jedenfalls trifft den Kapitän keine Schuld, da es ihm nicht früh genug möglich war, das Segelboot zu erkennen, das trotz der eingetretenen Dunkelheit — es war ½110 Uhr — keine Laterne führte.
Heinsheim (Baden), 1. August Dieser Tage kam hier, wie der „Germ.“ berichtet wird, ein schrecklicher Todesfall vor. Ein Bienenschwarm hatte sich an den Ast eines hohen Baumes an⸗ gesetzt. Niemand wollte ihn herunterholen, bis ein Fährmann herbei⸗ kam. Dieser stieg ohne irgend welche Schutzvorrichtung beherzt auf den Baum und faßte den Schwarm. Dabei wurde er aber an Gesicht und Händen furchtbar zerstochen. Als er kaum unten angekommen, ergriff ihn ein heftiger Schüttelfrost und nach wenigen Minuten war er eine Leiche. Der herbeigerufene Arzt stellte den Tod durch Blutvergiftung in Folge der Bienenstiche fest. Der Fall ist um so
trauriger, als der so jäh aus dem Leben Geschiedene zwölf unversorgte arme Waisen hinterläßt.
Chioggia. Eine seit mehreren Wochen in der See beobachtete Naturerscheinung, welche dem Fischfange an den Küsten der Adria unendliche Schwierigkeiten bereitet, ja ihn an vielen Orten gänzlich unmöglich macht, hat unter den Fischern jenes Meeres, namentlich in Chioggia, große Aufregung hervorgerufen und ernste Befürchtungen erweckt. Es handelt sich um eine Erscheinung, welche, wie die „Venezia“ feststellt, zum ersten Mal im Jahre 1872 (vom 20. Juni bis Ende August) beobachtet wurde, seitdem jedoch bis jetzt nicht mehr vorgekommen ist. Sobald die Retze der Fischer im Meere ausgeworfen werden, bemerkt man nämlich, daß sie etwa einen bis zwei Meter unter der Oberfläche des Wassers durch eine zähe, filzartige Masse aufgehalten werden, die im Aussehen einem gelblichen Brei gleicht und deren Festigkeit sogar kleineren Ankern widersteht. Diese Masse legt sich dicht an die Netze an und füllt dieselben mitunter derart, daß sie beim Herausgezogenwerden reißen. Im Jahre 1872 war ähnlich wie jetzt die ganze Adria, von Chioggia bis Triest, vom Quarnero bis zu den Jonischen Inseln, davon erfüllt und veranlaßte das Istituto Veneto in Venedig, eine aus den bekannten Naturforschern Gian Domenico Nardo, Bizio und Zanardini bestehende Abordnung mit dem Studium dieser beunruhigenden Erscheinung zu betrauen. Am 14. August 1872 legte Zanardini als Berichterstatter in einer Sitzung des Istituto Veneto einen Bericht über die Ergebnisse der Untersuchung vor, in welchem die Ansicht ausgesprochen wurde, es handle sich um ein Agglomerat von Algen unterster Kategorie von der Gruppe der Palemelleen, welche jedoch vor jener Zeit weder im Adriatischen noch im Mitttelländischen Meer in größeren Mengen, geschweige denn in so ungeheuren Massen beobachtet worden seien. Zanardini gab dieser Alge, welche sich unter dem Mi⸗ kroskop als ein mit andern Pflänzchen (namentlich Diatomeen) unter⸗ mischtes Häutchen darstellt, den Namen „Dermoglea limi“. Diese Alge erhebe sich unter dem Einflusse des Lichtes und der Wärme vom Grunde, wie dies ähnlich oft in Lachen, kleinen Seen und in großem Mefstad, im Rothen Meere be⸗ obachtet werden könne, woselbst eine kleine, dem bloßen Auge unsichtbare Alge, Trichodesmium Ehrenbergi, das Wasser zeitweise so erfülle, daß es ihm seine röthliche Farbe verleihe. Die Dermoglea limi sei keineswegs, wie vielfach angenommen wurde, den Fischen schädlich; es sei vielmehr beobachtet worden, daß sich viele Fische gierig von ihr nährten. Wie die „Venezia“ meldet, werden jetzt die Fach⸗ männer Dr. Levi Morenos und Carlo Scarva mit der Erforschung dieser Erscheinung betraut. Die Fischer hoffen, daß die ihrem Ge⸗ werbe so verhängnißvolle Erscheinung auch in die J nach einigen Wochen verschwinden werd.
Bäder⸗Statistik.
Aachen bis einschl. 30. Juli 25 606 Personen.
Alexisbad bis einschl. 6. Juli 85 Kurgäste und 426 sonstige Fremde.
Arendsee bis einschl. 16. Juli 49 Kurgäste und 412 sonstige Fremde.
Bad Elster (Königreich Sachsen) bis einschl. 26. Juli 3610 Kurgäste und 764 Passanten.
Baden⸗Baden bis einschl. 24. Juli 29 016 Personen.
Ballenstedt 5 einschl. 10. Juli 283 Kurgäste und 127 sonstige Fremde.
Bertelsdorf bei Reibnitz (Bez. Liegnitz) bis einschl. 15. Juli 105 Kurgäste. b
Bibra (Stahlbad) bis einschl. 15. Juli 30 Kurgäste. 8
Burtscheid bis einschl. 29. Juli 1092 Badegäfte.
Carlsruhe in Schlesien bis einschl. 15 Juli 131 Personen.
Cranz in Ostpr. bis einschl. 15. Juli 3095 Personen.
Cuxhaven bis einschl. 27. Juli 2229 Personen.
Dürrenberg (Soolbad) bis einschl. 15. Juli 400 Kargäste.
Eilsen bis einschl. 22. Juli 1301 Kurgäste. 12.
Elmen bis einschl. 9. Juli 3198 Kurgäste.
Flinsberg bis einschl. 15 Juli 1186 Kurgäste und 716 Erholungsgäste.
Beruses am Harz bis einschl. 15 Juli 799 Kurgäste und 343 sonstige
remde.
Glücksburg bis einschl. 22. Juli 1222 Personen.
dBee bis einschl. 18. Juli 563 Kurgäste und 301 Durch⸗ reisende.
Godesberg bis einschl. 20. Juli 253 Kurgäste.
Eravenstein bis einschl. 23. Juli 145 Personen.
Harzburg bis einschl. 25. Juli 8876 Fremde.
Helgoland bis einschl. 24. Juli 5749 Personen.
Hermsdorf (Katzbach) bis einschl. 15. Juli 212 Personen.
Honnef am Rhein bis einschl. 20 Juli 2100 Fremde.
Ilsenburg bis einschl. 14. Juli 26 Kurgäste und 1330 sonstige Fremde.
Königsdorff⸗Jastrzemb O.⸗S. bis einschl. 12. Juli 240 Parteien mit 439 Personen. 8
Kösen bis einschl 15. Juli 1327 Kurgäste und 936 Passanten.
Kollund bis einschl. 16. Juli 70 Personen. 1“
Langballigau bis einschl. 22. Juli 23 Personen. Langenschwalbach bis einschl 21. Juli 2908 Kurgäste und 337 Passanten. Lüneburg bis einschl. 15. Juli 45 Badegäste. Muskau bis einschl. 15. Juli 383 Kurgäste und 315 Durchreisende. Neuenahr bis einschl. 25. Juli 4005 Personen. 8 Neuhäuser bis einschl. 15. Juli 723 Personen. G Neukuhren bis einschl. 15 Juli 693 Personen. Niendorf (Ostsee) bis einschl. 15. Juli 1220 Badegäste. Norderney bis einschl. 27. Juli 8122 Personen. Oldesloe bis einschl 15. Juli 505 Badegäste. Rauschen bis einschl. 15. Juli 550 Personen. Reinerz bis einschl. 26. Juli 2685 Kurgäste und 2071 Erholungs⸗ gäste und Durchreisende. Schiercke bis einschl. 13. Juli 384 Kurgäste und 309 sonstige Fremde. Schmiedeberg (Bez Halle) bis einschl. 15. Juli 400 Kurgäste. Schwarzbach bei Wigandsthal bis einschl. 15. Juli 221 Personen. Schwarzort bis einschl. 15 Juli 440 Personen. Sooden a. d. Werra bis einschl. 23. Juli 475 Parteien mit 938 Kurgästen. S bis einschl. 15. Juli 287 Kurgäste und 249 sonstige remde. Steinberghaff (Ostsee) bis einschl. 22. Juli 45 Personen Süderhaff (Ostsee) bis einschl. 23. Juli 97 Personen Suderode bis einschl. 15 Juli 2050 Kurgäste. Sylt bis einschl. 26. Juli 3634 Personen. Thale 8 bis einschl. 15. Juli 355 Kurgäste und 813 sonstige remde. Travemünde bis einschl 15. Juli 1302 Badegäste. Warmbad bei Wolkenstein bis einschl. 21. Juli 356 Parteien mit 528 Personen. Warmbrunn bis einschl. 15. Juli 1550 Kurgäste und 2942 Er⸗ holungsgäste. Wassersleben (Ostsee) bis einschl. 22. Juli 17 Personen. Wernigerode (Harz) bis einschl. 13. Juli 1952 Kurgäste und 3902 sonstige Fremde. 8 Wiesbaden bis einschl. 26. Juli 69.070 Personen. Wiesenbad bis einschl. 23. Juli 181 Personen. iö bei Kassel bis einschl. 24. Juli 1830 Kurgäste und⸗ assanten. Wildungen bis einschl. 24. Juli 1881 Parteien mit 2506 Kurgästen. Wittekind (Bez. Halle) bis einschl. 15 Juli 353 Kurgäste.
Wolkenstein, Waldmühle, Hüttenmühle u. s. w. bis einschl. 22. Juli
94 Parteien mit 171 Personen.
1. Untersuchungs⸗Sachen. 2. Aufgebote, Zustellungen u.
3. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung.
4. —— Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.
5. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren. 8
8
Oeffentlicher Anzeiger.
. * 11u
6. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch⸗ 7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften.
8. ꝛc. von Rechtsanwälten.
9. Bank⸗Ausweist
10. Verschiedene Bekanntmachungen.
e.
1) Untersuchungs⸗Sachen. 1
26486)
Der Wehrmann I. Aufgebots, Maurer Friedrich
August Scheffler, am 21. Juni 1858 zu Alt⸗Geltow,
Kreis Osthavelland geboren, zuletzt in Alt⸗Geltow wohnhaft gewesen, jetzt unbekannten Aufenthaltsorts,
wird beschuldigt, als Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein. Uebertretung gegen 8 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs in Verb. mit
rt. I §. 3 Nr. 8 des Reichsgesetzes vom 6. Mai 1880 (R.⸗G.⸗Bl. S. 103). Derselbe wird auf Anordnung
des Königlichen Amtsgerichts hierselbst auf den
29. September 1891, Vormittags 10 ¼ Uhr,
8 vor das Königliche Schöffengericht zu Potsdam, Linden⸗
straße 54, zur Hauptverhandlung geladen. Bei un⸗ ntschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund eer nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Königl. Landwehr⸗Bezirks⸗Kommando zu Branden⸗
Purg a/H ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Potsdam, den 20. Juli 1891. Couvreux, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts, Abtheilung V.
Bekanntmachung. Das im Deutschen Reich befindliche s abwesenden Angeschuldigten Schäfers
Friedrich Wilhelm Neureuther von Lohrbach wird
127732]
mit Beschlag belegt. Mosbach, 30. Juli 1891. Gr. Landgericht. Ferienkammer. Müller. Oesterle. Heinsheimer.
Beschluß. Nach Einsicht des Ersuchens des Gerichts der
Königlichen 33. Division in Metz vom 21. 1. M,
Nach Einsicht des Antrages der Kaiserlichen Staatsanwaltschaft hierselbst vom 22. l. M. wird das im Deutschen Reiche befindliche Ver⸗ mögen des entwichtnen Dragoners Viktor Voelcker, geboren am 14 Juni 1872 in Ingweiler, bis zur Höhe von dreitausend Mark für den Fiskus mit Beschlag belegt. Zabern, den 23. Juli 1891. Kaiserliches Landgericht, Ferienkammer. gez. Munzinger. Fürst. Aron. Für richtige Ausfertigung: L. S.) Der Landgerichtssekretär: J. V. Hoffmann.
27731] Beschluß.
Nachdem der Grund der Beschlagnahme weggefallen st, wird die durch Beschluß der Strafkammer des Kais. Landgerichts hierselbst vom 22. Oktober 1880 angeordnete Beschlagnahme des Vermögens des fahnenflüchtigen Musketiers Georg Firmery aus Behren, Gemeinde Kerbach, Kreis Forbach, hierdurch ufgeboben.
Saargemünd, den 23. Juli 1891.
Kais. Landgericht, Ferienstrafkammer. Wachter. Lohr. Michaelis.
2) Aufgebote, Zustellungen und dergl.
127740] Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 28 Nr. 1478 auf den Namen er Ehefrau des Kaufmanns Christoph Andreas Busch, Karoline, geb. Schade, hier eingetragene, Tegelerstraße 2 belegene Grundstück am 7. Ok⸗
8b tober 1891, Vormittags 10 ½ Uhr, vor
dem unterzeichneten Gericht — an Gerichtsstelle —
Nexe Friedrichstraße 13, Hof, Flügel C., part.,
Saal 40, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 7880 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer
veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, b
Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abs
ungen und andere das Grundstück betreffende Nrachtchifaneeen sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei ebenda, Zimmer 41, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks nicht hervorging, ins⸗ besondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im
Versteigerungstermin vor der Aufforderung zur Ab⸗
gabe von Geboten anzumelden und, falls der be⸗ treibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte laubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei eststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen ie berücksichtigten Ansprüche im Range Buruͤck⸗
treten. Diejenigen, welche das Eigenthum des
Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Ein⸗ stellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zu⸗ schlags wird am 7. Oktober 1891, Nach⸗ mittags 12 ⅛t Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben bezeichnet, verkündet werden.
Berlin, den 31. Juli 1891.
Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 52.
27760] “ Nach heute erlassenem, seinem ganzen Inhalte nach durch Anschlag an die Gerichtstafel bekannt gemachtem Proklam finden zur Zwangsversteigerung der dem Kaufmann Johann Harnack zu Demen ge⸗ börigen Häuslerei Nr. 22 daselbst mit Zubehör Termine: 8 8 1) zum Verkaufe nach zuvoriger endlicher Regu⸗ lirung der Verkaufsbedingungen am Montag, den 19. Oktober 1891, Vormittags 11 Uhr, 2) zum Ueberbot am Montag, den 9. Novem ⸗ ber 1891, Vormittags 11 Uhr, 3) zur Anmeldung dinglicher Rechte an das AGrundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände am Montag,
.* Oktober 1891, Vormittags r,
5 “ Nr. 5 des hiesigen Amtsgerichtsgebäudes att.
Auslage der Verkaufsbedingungen vom 1. Okto⸗ ber an auf der Gerichtsschreiberei und bei dem zum Sequester bestellten Schulzen Ahrens zu Demen, welcher Kaufliebhabern nach vorgängiger Anmeldung die Besichtigung des Grundstücks mit Zubehör ge⸗ statten wird.
Krivitz, den 3. August 1891.
Großherzogl. Mecklenburg⸗Schwerinsches Amtsgericht [15120]
Das Kgl. Amtsgericht München I., Abth. A. für Civilsachen, hat am 30. Mai 1891 folgendes Auf⸗ gebot erlassen:
Es ist zu Verlust gegangen der Depositenschein der bayr. Hypotheken⸗ und Wechselbank d d. Mün⸗ chen, 7. August 1885, Nr. 2385, gezeichnet von Frauenholz & Hoppe, wonach Fräulein Elise Pim⸗ pfinger in Würzburg Werthpapiere im Nominal⸗ werthe von 6200 ℳ bei genannter Bank als offenes Depot hinterlegt hat, welches Depot später noch verschiedene Zugänge erhielt. Auf Antrag des K. Adv. und Rechtsanwalts Pimpfinger in Landshut als bevollmächtigten Vertreters der Hinterlegerin, seiner Tochter, k. Eymnasiallehrersgattin Dühring in Görlitz, wird nun der allenfallsige Inhaber obigen Scheines aufgefordert, seine Rechte bis spä⸗ testens im Aufgebotstermine am Montag, 28. De⸗ zember I. J., Vormittags 9 Uhr, im dies⸗ gerichtlichen Geschäftszimmer 40/II. (Augustinerstock) anzumelden und den Depositenschein vorzulegen, widrigenfalls dessen Kraftloserklärung erfolgen wird.
München, 2. Juni 1891.
(L. S.) Der Kgl. Gerichtsschreiber: Horn.
[72070] Aufgebot.
Herr Hermann Lubszyuski hier hat das Auf⸗ gebot des ihm vom Komtor der Reichs⸗Hauptbank für Werthpapiere ertheilten Depotscheines Nr. 534 780. d. d. Berlin, den 16. Juli 1889 beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 15. Oktober 1891, Mittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Neue Friedrichstraße 13, Hof, Flügel B., part., Saal 32, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.
Berlin, den 6. März 1891.
Das Königliche Amtsgericht I. Abtheilung 48.
[27759] Aufgebot.
Das Sparkassenbuch Nr. 4047 der Kottbuser Kreissparkasse über 199 ℳ 93 ₰, ausgefertigt für Hermann Plaschke in Kottbus, ist angeblich ver⸗ loren gegangen und soll auf Antrag der Vor⸗ münderin des Letzteren, Arbeiterin Emilie Plaschke in Kottbus, für kraftlos erklärt werden.
Es wird ein Jeder, der an diesem Sparkassenbuch irgend ein Anrecht zu haben vermeint, aufgefordert, sich bei dem unterzeichneten Gericht, und zwar spätestens in dem auf den 24. Februar 1892, Vormittags 9 Uhr, Zimmer Nr. 9, anberaumten Termin zu melden und sein Recht näher nachzu⸗ weisen, widrigenfalls das Buch für erloschen erklärt und dem Antragsteller ein neues an dessen Stelle ausgefertigt werden soll.
Kottbus, den 21. Juli 1891. 8
Königliches Amtsgericht. [15813] Aufgebot.
Auf den Antrag der verehelichten Arbeiter Auguste Rothe aus Nieder⸗Siegersdorf wird der Inhaber des angeblich verloren gegangenen Sparkassenbuchs der städtischen Sparkasse zu Freystadt, frühere Nr. 18 299, jetzige Nr. 31 181, über 102,14 ℳ, aus⸗ gestellt für Marie Auguste Rothe in Ober⸗Herzogs⸗ waldau aufgefordert, spätestens im Aufgebotstermine am 24. Februar 1892, Vormittags 10 Uhr, bei dem unterzeichneten Gerichte (Zimmer Nr. 3) seine Rechte anzumelden und das Buch vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung desselben erfolgen wird.
Freystadt, den 1 Juni 1891.
Königliches Amtsgericht.
1“
[15240] Anfgebot.
Auf Antrag der Firma Heinrich Kocks Sohn zu Mühlheim a. d. Ruhr, vertreten durch den Rechts⸗ anwalt Werner zu Iserlohn, wird der Inhaber des angeblich verloren gegangenen folgendermaßen lauten⸗ den Wechsels:
5 „Mühlheim a. d. Ruhr, den 12. März 1888.
Für Rm. 1270.
Zwei Monat nach dato zahlen Sie gegen diesen meinen Wechsel an die Ordre meiner selbst die Summe von Eintausend- zweihundertsiebenzig Reichsmark den Werth erhalten und stellen ihn auf Rech- nung laut Bericht. 1
Herrn P. Wilke in der Grüne Zahlbar bei Herrn F. Koch in Iserlohn.“ hierdurch aufgefordert, seine Rechte auf diesen Wechsel spätestens in dem vor dem unterzeichneten Gericht an Gerichtsstelle, Zimmer Nr. 15, auf den 9. Januar 1892, Vormittags 11 Uhr, an⸗ beraumten Aufgebotstermin anzumelden und den Wechsel vorzulegen, widrigenfalls letzterer für kraftlos eesaehg 1”ö 188 Juni 1891 Iserlohn, den 2. Juni . Königliches Amtsgericht.
8
Handlung
Heinrich Kocks Sohn Landesproducten-
[15119] Alufgebot.
Auf Gesuch der Firma Dreifus & Comp. in Frankfurt a./M. vom 25. April 1891 und der mit solchem vorgelegten Nachweise wird in der Er⸗ wägung
1) daß die Zuständigkeit des unterfertigten Gerichts zur Durchführung des beantragten Aufgebotsverfahrens im Hinblick darauf, daß der zu Verlust gegangene Wechsel in Augsburg zahlbar war, und dieser Platz daher als Erfüllung sort erscheint, gemäß §. 839 der
R. C. P. O. gegeben ist;
2) daß die Gesuchstellerin auf Grund des letzten auf dem fraglichen Wechsel befindlichen Indossaments, durch welches derselbe an sie girirt war, im Hinblick auf die Bestimmung des §. 838 des angeführten Ges. zur Antragstellung legitimirt erscheint;
3) daß durch die in Vorlage gebrachte Erklärung der bayer. Vereinsbank zu München vom 23 April 1891 und die dem Gesuche beigelegten Schreiben
des Kaiserl. Postamts zu Frankfurt a /M. vom
11. April und des Königl. Ober⸗Postamts für Ober⸗
bayern zu München vom 21. April 1891 glaubhaft
gemacht wurde, daß die Prima und die angeblich vom Bezogenen acceptirte Secunda des von der The General Electric Co Ltd zu London unter dem 19. März 1891 apsgestellten, auf die Firma Epstein & Gunz in Augsburg gezogenen, 3 Monate a dato zahlbaren Wechsels über 20 000 ℳ nebst dem an die Adresse der Gesuchstellerin gerichteten Briefe der bayer. Vereinsbank zu München vom 24. März 1891, in welchen solche eingeschlossen waren, auf der Fahrt von München nach Frankfurt a/M. zu Verlust ge⸗ gangen ist;
4) daß die Gesuchstellerin sich zur eidlichen Ver⸗ sicherung der Wahrheit ihrer Angaben erboten bat, gemäß §. 23 des G V. Ges. vom 27. Januar 1877 Art. 69 des bayer Ausf. Ges. zur R. C. P. O. und K. O. und der §§ 823 u. ff. der R. C. Pr. O. die Erlassung folgenden Aufgebots beschlossen:
An den Inhaber der zu Verlust gegangenen Prima und Secunda des von der The General Electric Co Ltd zu London unter dem 19. März 1891 ausgestellten. auf die Firma Epstein und Gunz in Augsburg gezogenen, und von dieser in der Secunda acceptirten Wechsels über 20 000 ℳ, welcher lautete: Nro. 1914 Exchange for ℳ 20 000 London 19th March 1891.
Three months after date of this first of Exchange (second of the same tenor and date unpaid) pay to the order of ourselves Twenty thousand Marks. The General Electric To Messrs. Epstein und Gunz, Co Ltd
Augsburg. Binswanger. (Rückseite) Pay Messrs Samuel Montagu & Co or order The G Electric Co L 8 inswanger ; Max Binswanger Directors N. Gunz Secretary Pay Messrs. J. Dreifus & Co or order Samuel Montagu & Co- ergeht auf Antrag der Firma Dreifus und Co in Frankfurt a./M. als letzte Giratarin die Auf⸗ forderung:
„Seine Ansprüche und Rechte auf diesen Wechsel spätestens in dem auf Dienstag, den 15. De⸗ zember 1891, Vormittags 10 Uhr, im Sitzungs⸗ saale II links, des unterfertigten Gerichts anbe⸗ raumten Aufgebotstermine anzumelden und hiebei den Wechsel vorzulegen, widrigenfalls die Kraftlos⸗ erklärung desselben erfolgen würde.“ 8
Augsburg, den 14. Mai 1891.
Königl. Amtsgericht. gez. Haider, O. A. R Zur Beglaubigung: der Kgl. Sekretär. Herr.
[27749] Oeffentliche Bekanntmachung. Der durch Beschluß des unterfertigten Gerichts vom 15. Juli 1891 anberaumte Aufgebotstermin behufs Kraftloserklärung eines dem Bankhause Gottlieb Ott Sohn in Ebingen von dem Aussteller R. Wilhermsdörfer am 22. Oktober 1890 über⸗ sandten, vom Bezogenen R. Hertinger dahier ange⸗ nommenen, bei der Firma Hirschmann & Kitzinger zahlbaren Primawechsels, d d. Ansbach, 18 Septbr. 1890, über 300 ℳ, fällig Ende Januar 1891, findet richt am Donnerstag, 25. April 1892, sondern am
Dienstag, 26. April 1892, Vorm. 9 Uhr,
im Sitzungssaal Nr. 4 statt. Nürnberg, 3. August 1891. Kgl. Amtsgericht. Abth. V. vn Tauchert, K. A.⸗R. 1 Zur Beglaubigung: 1 Der geschaftsleitende Gerichteschreiber des Kgl. Amtsgerichts:
(L 8) Hacker, Kgl. Sekretär [23812²] Aufgebot.
Der Kaufmann Hugo Simon zu München, ver⸗ treten durch den Rechtsanwalt Grube zu Torgau, hat das Aufgebot eines Hypothekenbriefs über eine im Grundbuche von Kauklitz, Band I. Blatt 4 Seite 49 Abth. III. Nr. 39 eingetragene Hvppothek über 145 Thaler nebst 6 % Zinsen seit 1. März 1873 Wechselforderung und 4 Thaler Kostenforderung, gebildet aus
a. der Ausfertigung des Erkenntnisses des vor⸗ maligen Königl. Stadtgaerichts zu Berlin, Abtheilung für Civilsachen, Prozeß⸗Deputa⸗ tion II. vom 13. Mai 1873, versehen mit
dem Atteste der Rechtskraft vom 19. Mai
1873, dem Wechsel in Höhe von Pr. Thalern 145 Pr. Cour. de dato Berlin, den 10. Ja⸗ nuar 1873, zahlbar am 1. Mai 1875, sowie den Anträgen von O. Simon in Berlin vom 14. und 18 Mai 1873, und dem Kypothekenbriefe des vormaligen König⸗ lichen Grundbuchamts zu Torgau vom 29. Mai 1873 zum Zwecke der Neubildung eines Hy⸗ pothekenbriefs 3 beantragt. Der Inhaber der Urkunden wird auf⸗ gefordert, spätestens in dem auf den 4. November 1891, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeich⸗ neten Gerichte, Zimmer Nr. 8, anberaumten Auf⸗ gebotstermine seine Rechte anzumelden und die Ur⸗ kunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklä⸗ rung der Urkunden erfolgen wird. Torgau, den 3. Juli 1891. Königliches Amtsgericht.
[27741] Aufgebot. 1““ Auf Antrag der Herzoglichen Kammer, Direktion der Forsten, zu Braunschweig werden Alle, welche auf das aus dem Rezesse Nr. 749 vom 6./16. Juni d. J für die abgelöste Streulaubberechtigung in den
Zinsen seit 11. Mai 1890 Ansprüche zu haben ver⸗ meinen, hierdurch aufgefordert, solche Ansprüche in dem zu diesem Zwecke auf den 25. September cr., Morgens 11 Uhr, vor unterzeichnetem Gerichte anberaumten Zahlungstermine nach Vorschrift des §. 207 der Gemeinheitstheilungs⸗Ordnung bei Strafe des Verlustes anzumelden. Holzminden, den 27. Juli 189—1.
Herzogliches Amtsgericht.
H. Cleve.
[27763] Bekanntmachung.
Auf Antrag der Ehefrau Lehmker, Johanne, geb. Mackenthun, zu Buͤxtehude, werden deren Brüder, nämlich:
1) Friedrich Mackenthun, geboren zu Otterndorf am 17. Januar 1838, und 2) Wilhelm Macken thun, geboren daselbst am 11. Dezember 1843, welche seit mehr als 10 Jahren verschollen sind, aufgefordert, sich spätestens in dem Aufgebotstermine vom 2. Oktober 1892 zu melden, widrigenfalls sie für todt erklärt werden und ihr Vermögen ihren nächsten bekannten Erben überwiesen werden wird.
Zugleich werden alle Personen, welche über das Fortleben der Verschollenen Kunde geben können, zur Mittheilung darüber und zugleich für den Fall der Todeserklärung etwaige Erbberechtigte zur Anmel⸗ dung ihrer Ansprüche unter der Verwarnung auf⸗ gefordert, daß sonst bei Ueberweisung des Vermögens auf sie keine Rücksicht genommen werden wird.
Buxtehude, den 22 Juli 1891.
Königliches Amtsgericht. I. [27762] Aufgebot.
Der Schwimm⸗Meister Friedrich Müller zu Quedlinburg (Dippenword) hat die Todeserklärung seines Vaterbruders,
des Tischlergesellen Friedrich Carl Theodor
Müller zu Quedlinburg, zuletzt in Hamburg 1848 aufhältlich, geboren am 5. August 1819 zu Quedlinburg als der Sohn des Handarbeiters Johann Andreas Müller und dessen Ehefrau Sophie Dorothee, geb. Zander, beantragt. Der Tischler Friedrich Carl Theodor Müller lebt angeblich seit dem Jahre 1865 in unbekannter Ab⸗ wesenheit.
Der ꝛc. Müller sowie dessen unbekannte Erben und Erbnehmer werden aufgefordert, sich spätestens in dem auf den 27. Mai 1892, Vorm. 10 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Zimmer 16, anberaumten Termine zu melden.
Geschieht dies Seitens des ꝛc. Müller nicht, so wird er für todt erklärt werden
Quedlinburg, den 21. Juli 1891.
Königliches Amtsgericht.
[27750] Aufgebot.
Der am 4. April 1838 zu Weende als Sohn des Leinewebers Heinrich Christian Wettmarshausen und dessen Ehefrau Wilhelmine Ernestine, geb. Witthun, geborene Maurer Christian Friedrich Wettmars⸗ hausen, soll vor mehr als 20 Jahren nach Amerika ausgewandert sein und ist angeblich Kunde von seinem Weiterleben seit 12 Jahren nicht eingegangen.
Auf Antrag des dem ꝛc. Wettmarshausen bestellten Abwesenheitsvormundes, Schmied Carl Oppermann zu Weende, wird nunmehr:
1) der obengenannte Christian Friedrich Wett⸗ marshausen aufgefordert, sich spätestens in dem auf Mittwoch, den 2. November 1892, Morgens 10 Uhr, angesetzten Aufgebotstermine an hiesiger Gerichtsstelle zu melden, widrigenfalls er für todt erklärt werden und sein Vermögen den nächsten be⸗ kannten Erben überwiesen werden soll;
2) werden etwaige Erb⸗ und Nachfolgeberechtigte aufgefordert, ihre Ansprüche spätestens in dem ge⸗ nannten Aufgebotstermine geltend zu machen, widrigen⸗ falls auf den sich nicht Meldenden bei Ueberweisung des Vermögens keine Rücksicht genommen werden wird.
Göttingen, den 10. Juli 1891.
Königliches Amtsgericht. II.
[27769] Verschollenheitsverfahren.
Nr. 7679. Das Gr. Amtsgericht Ettenheim hat unterm Heutigen folgenden Vorbescheid erlassen:
Der am 1. Oktober 1848 zu Wallburg geborene, zuletzt daselbst wohnhaft gewesene Landwirth Michael Messerschmidt ist am 2. August 1881 nach Amerika ausgewandert und wird seit dieser Zeit vermißt. Nachdem dessen Verschollenheitserklärung beantragt worden ist, wird derselbe aufgefordert, biunen Jahresfrist Nachricht von sich an das diesseitige Amtsgericht gelangen zu lassen.
Zugleich werden alle Diejenigen, welche Auskunft über Leben oder Tod des Vermißten zu ertheilen vermögen, aufgefordert, hiervon binnen Jahres⸗ frist anher Anzeige zu erstatten.
Dies veröffentlicht: Ettenheim, 31. Juli 1891.
Der Gerichtsschreiber Gr. Am’sgerichts: Büchner.
[27756] Bekauntmachung.
Die Wittwe Feld, Amalie Albectine Clara, geb. Dreeke, hat in ihrem am 18. Juni 1891 publizirten Codizille vom 1. Juli 1886 den Fritz Dreeke be⸗ dacht.
Berlin, den 28. Juli 1891.
Königliches Amtsgericht I. Abtheilung
[276000) Im Namen des Königs! Verkündet am 8 Juli 1891. Ahlborn, Gerichtsschreiber.
In Sachen, betr. das von der Ehefrau Eigen⸗ wohners Hinrich Hollander, Anna Maria, geb. Heit⸗ mann, in Wöhrden, beantragte Aufgebot zwecks Todeserklärung ihres Stiefbruders Claus Heinrich Heitmann, erkennt das Königliche Amtsgericht zu Jork, Abtheilung II, durch den Gerichts⸗Assessor Dr Kölle ꝛc ꝛc ꝛc. für Recht:
Schiffer Claus Heinrich Heitmann aus Bassen⸗ fletb, geboren daselbst am 26. November 1849 als Sohn des Eigenwohners und Schiffers Peter Heit⸗ mann und dessen Ehefrau Anna Catharina Adel⸗ heid, geb. Mehrkens, zu Bassenfleth, wird für todt
Herzoglichen Forsten der Gemeinde Dölme zustehende
Entschädigungskapital von 1000 ℳ nebst 4 %
erklärt. Dr Kölle.