1891 / 184 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Louise, und der sächsische Gesandte Freiherr von Fabrice im Centralbahnhofe anwesend. Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent verläßt morgen sein Jagdhaus auf dem Kenzen und begiebt sich nach dem Linderhof, wo Höchstderselbe bis zum 15. d. zu verweilen gedenkt.

Aus Anlaß der Vorlage des Rechenschaftsberichts des Bayerischen Vereins zur Pflege und Unterstützung im Felde verwundeter und erkrankter Krieger erging unter dem 27. Juli d. J. aus der Geheimkanzlei Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten folgendes Schreiben an das Central⸗Comité genannten Vereins:

„Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent haben mit dem auf⸗ richtigen und lebhaften Interesse, mit welchem Allerhöchstdieselben die Entwickelung des Bayerischen Vereins zur A flege und Unterstützung im Felde verwundeter und erkrankter Krieger stets zu verfolgen ge⸗ ruhten, den neuen, die Vereinsthätigkeit in den Jahren 1888, 1889 und 1890 umfassenden Bericht entgegenzunehmen geruht. Allerhöchst⸗ dieselben haben Sich auch aus dieser Vorlage neuerdinzs mit größter Be⸗ friedigung von dem unermüdlichen Beharren aller Vereinsorgane in der uneigennützigen Wahrung der übernommenen edlen Aufgaben über⸗ zeugt, und waren insbesondere erfreut zu ersehen, wie es den energischen Bemübungen der Centralleitung und der opferwilligen Hingabe weiter Bevölkerungskreise gelungen ist, eine wesentliche Mehrung der Zweig⸗ vereine und der so wichtigen Sanitätskolonnen zu verzeichnen Seine Königliche Hoheit haben mich zu beauftragen geruht, dem Central⸗ Comits und dem gesammten Verein Allerhöchstihre huldvollste An⸗ erkennung erneut zum Ausdruck zu bringen und damit den wärmsten Dank für die Aufmerksamkeit zu verbinden, welche das Central⸗Comité durch Vorlage des Berichts bekundet hat. (gez) Freiberr Freyschlag von Frevyenstein, General⸗Lieutenant, General⸗Adjutant.“

Hessen. Darmstadt, 6. August. Gestern Abend trafen Ihre

Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin

Christian zu Schleswig⸗Holstein nebst Prinzessin⸗ Tochter Victoria und Gefolge zum Besuch der Großherzog⸗ lichen Familie hier ein und wurden von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog und Seiner Durchlaucht dem Prinzen Albert zu Schleswig⸗Holstein am Bahnhof empfangen. Die Herrschaften nahmen im Großherzoglichen Residenzschloß Absteigequartier. Heute Vormittag kamen Prinz und Prinzessin Aribert von Anhalt sowie Prinzessin Alix von Jagdschloß Wolfsgarten, wo das neu⸗ vermählte Paar vor einigen Tagen eingetroffen war, hier⸗ selbst an. Nach 11 Uhr kehrten sämmtliche Herrschaften nach Wolfsgarten zurück, wo auch die Höchsten Gäste vorerst ver⸗ weilen werden.

Deutsche Kolonien.

Für die Fortschaffung des Wissmann⸗Dampfers nach dem Victoriasee sind vorläufig die Aussichten günstig; man will dazu eine schmalspurige Feldbahn verwenden, womit man nicht nur die Bewegung bedeutend erleichtern, sondern auch an Arbeitskräften und damit an Kosten ersparen würde. Anstatt der früher in Aussicht genommenen 6⸗bis 7000 Träger würde man nur etwa 1⸗ bis 2000 solcher brauchen. Die Feldbahn ist bei einer Rostocker Firma gekauft und bereits auf dem Dampfer, auf welchem Wissmann seine Fahrt nach der afri⸗ kanischen Ostküste von Aden aus macht, verstaut und abge⸗ gangen. Ueber das System dieser Bahn wird der „N. Pr. Ztg.“ berichtet: Das Schienengeleise hat eine Länge von 250 m, der Zug, welcher sich darauf bewegt und nicht nur die Dampfer⸗ theile, sondern auch Waaren, Lebensmittel u. s. w. bewegt, mißt 100 m. Das Geleise besteht aus einzelnen Jochen, welche aus zwei Schienen und einer an dieser befestigten Schwelle be⸗ stehen, an der vorderen Seite hat jede Schiene einen Haken, mit dem sie bequem an dem schon liegenden Joch befestigt wird. Jedes Joch wiegt ungefähr 28 kg und kann daher von einem Arbeiter, der hineinsteigt und an beide Schienen anfaßt, leicht aufgehoben und fortgetragen werden. Die Joche werden nun so, wie sich der Zug fortbewegt, von hinten nach vorn verlegt und so die Bahn in bekannter Weise verlängert. Steigungen bilden angeblich kein Hinderniß, der Zug wird auf den Schienen von Menschenkräften bewegt. Ein Vortheil von großem Belang ist es, daß sich von der Küste bei Saadani bis zum Victoriasee keine Flüsse von Bedeutung vorfinden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 6. August. Die Kaiserin, welche seit dem 1. d. M. in Feldafing bei Possenhofen weilt, verbleibt daselbst, wie dem „Prg. Abdbl.“ berichtet wird, bis zum 15. August und begiebt sich dann nach Ischl, wo am 18. d. M. der Geburts⸗ tag des Kaisers gefeiert werden wird. Der Feier wird dies⸗ mal die Kaiserliche Familie vollzählig beiwohnen. Am 20. d. M. trifft der Kaiser in Wien ein.

Einer Meldung des „Frdbl.“ aus St. Petersburg zufolge ist die Abreise des Königs Alexander von Serbien aus der russischen Hauptstadt auf den nächsten Sonnabend Abends festgesetzt. Der König wird die Fahrt nach Wien nirgends unterbrechen, sodaß seine Ankunft in Wien somit für Montag Nachmittag zu erwarten ist.

Aus Budapest berichten Wiener Blätter vom 5. d. M., daß der Immunitätsausschuß des Unterhauses in der Immunitätsangelegenheit des Abgeordneten Gabriel Ugron beschlossen habe, nach Maßgabe des Resultats der Verhöre dieses Abgeordneten und seiner Zeugen über die Art des eventuellen weiteren Beweisverfahrens zu entscheiden. Der „Voss. Ztg.“ wird unter dem 6. d. M. gemeldet, die Duell⸗Angelegenheit Ugron⸗Uselac werde im Immu⸗ nitätsausschuß des Abgeordnetenhautes dahin erledigt werden, daß der Uebergang zur Tagesordnung beantragt wird; damit scheine auch die Möglichkeit der Entlassung des Honved⸗Ministers Baron Fejervary beseitigt. Die Mehrheit der Ausschußmitglieder neige der Ansicht zu, daß nach der bisherigen Praxis des ungarischen Reichstages die Immunität der Ab⸗ FeSnsten nicht von der Verantwortung bezüglich der von

bgeordneten verübten Beleidigungen befreie. Die Forderung der Genugthuung Seitens des Hauptmanns Uselac an den Abgeordneten Ugron sei keine Verletzung der Immunität; daher werde der Uebergang zur Tagesordnung beantragt.

In Brünn sollte am 15. d. M. ein Kongreß czechischer Studenten aus Mähren stattfinden; er wurde aber einer Meldung des „Prg. Abdbl.“ zufolge untersagt.

Großbritannien und Irland. Die Königin wird sich der „A. C.“ zufolge am 24. August

von Osborne nach Balmoral begeben. Prinz und

Prinzessin Christian, Prinzessin Victoria und Prinz Christian Victor zu Schleswig⸗Holstein begaben sich am *

Dienstag Abend nach dem Kontinent und dürften nicht vor drei Monaten nach England zurückkehren.

Die gestern schon im telegraphischen Auszug mitgetheilte Thronrede, mit welcher im Auftrag der Königin der Lord⸗ kanzler am Mittwoch Abend die Parlamentssession ge⸗ schlossen, hat nach der Uebersetzung der „Köln. Ztg.“ folgenden Wortlaut:

Meine Lords und Herren! Ich freue mich, Sie von den Arbeiten einer in die Länge gezogenen Tagung entbinden zu können.

Meine Beziehungen zu allen anderen Mächten sind fortwährend die des Friedens und der Freundschaft.

Mit dem König von Portugal wurde ein Uebereinkommen abge⸗ schlossen und genehmigt, welches die Grenjen zwischen den Gebieten und Einflußspbären beider Kronen in Ostafrika festsetzt. Ich habe auch mit dem König von Italien ein Abkommen getroffen, das die Linie bestimmt, welche die Schutzberrschaft von Italien im Nordosten Afrikas von dem britischen Einflaßgebiete und von dem egyptischen Gebiete trennt

Ich habe dem Präsidenten der Vereinigten Staaten Vorschläge gemacht, um den Streit über den Robbenschlag in dem Berings⸗ meer einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Die Unterhandlungen sind weit fortgeschritten, aber noch nicht erledigt. Mittlerweile ward zwischen den beiden Regierungen eine Einstellung des Seehundsfanges in jenen Gewässern verabredet, um der zu befürchtenden übermäßigen Ausrottung der Thierart vorzubeugen

Die französischen Kammern haben noch nicht das Abkommen zwischen uns und der französischen Republik auf Unterbringung ver⸗ schiedener, Newfundland betreffenden Streitigkeiten vor einem Schieds⸗ gericht genehmigt. 8

Die Genehmigung der Schlußakte der Brüsseler Konferenz zur Unterdrückung des Sklavenhandels wurde ebenfalls aufgeschoben; ebenso die Gutheißung des Nordsee⸗Abkommens zur Verhinderung des Alkoholhandels zur See.

Meine Herren vom Hause der Gemeinen! Ich danke Ihnen für die von Ihnen genehmigten Abmachungen Betreffs des Staatshaus⸗ halts. Ich freue mich, daß Sie in der Lage waren, eine bedeutende Summe der Milderung der Last zu widmen, welche der Zwangsunter⸗ richt den ärmeren Volksklassen aufbürdet

Meine Lords und Herren! Die verschiedenen Maßregeln, welche Sie in den letzten Jahren beschlossen, um die Beobachtung der Gesetze in Irland zu sichern und die allgemeine Lage der Insel zu bessern, haben eine erkleckliche Verminderung der Agrarvergehen und einen be⸗ deutenden Wohlstandsaufschwung im Gefolge gehabt. Die Schritte, welche Sie thaten, um dem durch die Kartoffelmißernte drohenden Elend in den inneren Gegenden Westirlands vorzubeugen, haben das große Unheil einer Hungersnoth abgewandt. Auch haben Sie eine wohlthätige Maßregel anläßlich der übervölkerten Bezirke Irlands durch⸗ gesetzt; durch Pflege des Ackerbaues und Ermunterung des Fischerei⸗ betriebes wird sie hoffentlich zur Verhinderung ähnlicher Gefahren in der Zukunft beitragen.

Die Vorkehrungen, durch welche Pächter in den Stand gesetzt werden, ihre Pachtgüter zu kaufen, sowie die Maßregel zur Erleich⸗ terung der Landübertragung in Irland werden durch Vermehrung der kleinen Grundbesitzer die best: Bürgschaft für die öffentliche Sicher⸗ heit und Ordnung liefern.

Das Gesetz welches den Landbesitzern eine unmittelbare Haftbar⸗ keit für die Zehntzahlung auferlegte, wird häufigen Veranlassungen zu Streitigkeiten zwischen Pächtern und Zehnteignern vorbeugen G den Zehntzahlern in dringlichen Fällen Erleichterung gewähren.

Im Anschluß an dringende Handels⸗ und Ackerbaubedürfnisse haben Sie einen wichtigen Tbeil des Werks zur Vereinfachung und besseren Veranlagung des Eisenbahntarifs vollendet; das Ergebniß wird unzweifelhaft die schweren damit verknüpften Arbeiten recht⸗ fertigen.

Die Maßregeln zur Ausbildung des Fabrik⸗ und Werkstätten⸗ gesetzes der Sparbanken und der öffentlichen Gesundheitspflege wer⸗ den, dessen bin ich gewiß, zum Wohl und Grdeihen meines Volkes beitragen.

Ich hoffe, daß Sie in einer zukünftigen Tagung im Stande sein werden, verschiedene Fragen zu untersuchen, auf die ich Ihr Inter⸗ esse gelenkt, die in Angriff zu nehmen aber Ihnen der Zeitmangel nicht gestattete.

Ich bete, damit bei der Erledigung Ihrer verschiedenartigen Ob⸗ liegenheiten in meinem Königreich Sie sich der Leitung und des Bei⸗ standes des allmächtigen Gottes erfreuen.

Der Kronprinz von Italien besuchte am Mittwoch das Arsenal in Woolwich und besichtigte sodann die dort gar⸗ nisonirende reitende und Fuß⸗Artillerie.

Der Lordmayor von London hat der „A. C.“ zu⸗ folge dem französischen Botschafter mitgetheilt, daß es ihm großes Vergnügen bereiten würde, die Offiziere des fran⸗ zösischen Geschwaders zu einem Dejeuner oder Diner im Mansion House einzuladen, Falls sie London besuchen sollten.

Die „Belfast Morning News“ die bisher eifrig für Parnell gekämpft hat, ist in das Lager der Anti⸗Parnelliten übergegangen. Die Thatsache erklärt sich leicht dadurch, daß der Eigenthümer des Blattes Dwyer Gray ist, welcher vor einigen Tagen schon im „Freeman’s Journal“ seinen Abfall von Parnell ankündigte. Dwyer Gray ist auch der Haupt⸗ aktionär des „Freeman's Journal“.

Frankreich.

Paris, 7. August. Der Präsident der Republik Carnot wird auf der Reise zu der Truppenschau, die den Abschluß der großen Manöver bilden soll, die Städte Reims, Chalons, Epernay und Vitry besuchen. Der Kolonial⸗ verwaltung ist, wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, gestern vom Gouverneur de Brazzaein aus Libreville vom 15. v. M. datirtes Telegramm zugegangen, welchem zufolge der Expeditions⸗ führer Crampel sammt dem arabischen Dolmetscher, dem Befehlshaber der Begleitmannschaft und zwei eingeborenen Tirailleuren am 9. April ermordet worden ist. Die Nachhut der Expedition hätte sich zum Rückzuge entschlossen und sich bei Station Bangui nach Brazzaville ein⸗ geschifft, wo deren Ankunft am 16. v. M. zu erwarten gewesen. Die hiesigen Journale meinen, daß das Telegramm durchaus weiterer Bestätigung bedürfe. Eine später eingegangene Depesche besagt, daß thatsächliche Beweise für die Ermordung Crampel's fehlten.

Nach den neuesten amtlichen Nachrichten sind der „Köln. Ztg.“ zufolge keine weiteren Ruhestörungen in Futcheu vorgekommen.

Die gesammte Pariser Presse erklärt, wie man demselben Blatte unter dem 5. d. M. schreibt, daß nach den Ereignifsen der letzten Tage gleichviel, ob ein Bündniß abgeschlossen sei oder nicht der Friede auf lange Zeit hinaus gesichert sei, und zwar unendlich viel besser als durch den Dreibund, der ja allerdings „angeblich“ dasselbe he verfolge. Es sei ein neues europäisches Gleichgewicht geschaffen, und man könne nun unbesorgt einer glücklichen Friedenszeit entgegen⸗

sehen. Rußland und Polen.

Ueber die dem Admiral Gervais und den Offizieren des französischen Geschwaders zu Ehren in Moskau veranstalteten Festlichkeiien wird dem „W. T. B.“ von dort weiter berichtet:

Bei dem Diner in der Ausstellung am Mittwoch Abend brachte der Gouverneur den ersten Toast auf den Kaiser und die Kaiserin aus, welcher mit lebhaften Hurrahs unter den Klängen der russischen Nationalhymne aufgenommen wurde. Das Stadthaupt toastete hierauf auf Carnot und Frankreich, wobei die Marseillaise gespielt wurde. Nach weiteren Toasten auf den Großfürsten Sergius, den Admiral Gervais und die französische Flotte ergriff Gervais das Wort, um sein Bedauern auszusprechen, daß der Präsident Carnot nicht Zeuge des Empfanges sein könne, welcher den fran⸗ zösischen Seeleuten bereitet worden sei; er trinke Namens Frankreichs auf den Kaiser, die Kaiserin, den Großfürsten Sergius und das ganze Kaiserliche Haus, sowie auf die Stadt Moskau, welche die französischen Seeleute so herzlich empfangen habe. Das Stadthaupt antwortete hierauf mit einem Toast auf das Blühen und Gedeihen Frankreichs. Admiral Gervais sprach nochmals seinen tiefgefühlten Dank für den so herzlichen Empfang aus, einen Empfang, wie er bisher nicht dagewesen sei, und schloß mit den Worten: „Auf Sie und uns ist jetzt die Aufmerksamkeit der ganzen Welt gerichtet; in Frankreich sind Alle von herzlichen Gefühlen für Rußland erfüllt. Ich trinke auf das heilige Moskau, auf das erhabene russische Volk und seinen Zaren.“ Gervais leerte nach diesen Worten sein Glas und zerschlug es. General Tschernajew erwiderte: „Die Geschichte hat uns einander genähert, wir sind Freunde, ich trinke auf Frank⸗ reich, auf seine Armee und seine Flotte!“ Admiral Gervais antwortete hierauf nochmals: durch das Unglück be⸗ lehrt, sammle Frankreich seine Kräfte, jedoch stark durch seine Einigkeit und durch die Freundschaft eines großen Monarchen sei es ruhig und blicke mit Zuversicht in die Zukunft. Es folgten darauf noch Toaste auf die russische Generalität und die Soldaten. Gestern, Donnerstag, besuchten die Offiziere des französischen Geschwaders die Erlöser⸗Kirche und den Nesskuschnyj⸗Garten, frühstückten auf den Sperlingsbergen und wohnten spater einem Trabrennen bei. Um 7 Uhr Abends fand ein Diner für die höheren Offiziere bei dem französischen General⸗Konsul statt. Um 11 Uhr traten die Offiziere unter enthusiastischen Kund⸗ gebungen der Bevölkerung mittels Separatzuges die Rückreise nach St. Petersburg an.

Dem General⸗Gouverneur von Moskau Großfürsten Sergius Alexandrowitsch ist der Orden der Ehrenlegion verliehen worden.

Der König Alexander von Serbien wohnte gestern Nachmittag in Kraßnoje⸗Sselo den Truppenübungen bei, nahm hierauf das Diner bei dem Großfürsten Wladimir ein, besuchte das Theater und kehrte alsdann nach St. Peters⸗ burg zurück.

Wie das „Wiener Tagbl.“ vernimmt, hat in Folge der dem Vertreter des Barons Hirsch Hrn. Arnold White in Rußland in Aussicht gestellten Erleichterungen Betreffs der Aus⸗ wanderung der russischen Juden bereits die Aktion be⸗ gonnen, um die bisherige plan⸗ und regellose Emigration in ein geregeltes Fahrwasser zu leiten. Baron Hirsch hat sich zu diesem Behufe in erster Linie an das deutsche Central Comité für die russischen Juden, ferner an die einflußreichsten jüdischen Notablen, sowie an die „Alliance israélite universelle“ ge⸗ wendet, um die Mitwirkung derselben für das Werk zu ge⸗ winnen. In einer Berathung, welche in dieser Angelegenheit stattgefunden hat, wurden folgende Beschlüsse gefaßt:

1) Daß, um der Aktion des Barons Hirsch den gehörigen Nach⸗ druck zu geben, die israelitischen Hauptgemeinden Europas und Amerikas dem Emigrationswerke ihre Patronage sichern. Die ein⸗ leitenden Schritte hierzu sind bereits erfolgt. 2) Daß die außerhalb Rußlands bereits bestehenden Executiv⸗Comités durch geeignete Elemente verstärkt werden, damit dieselben ihrer schwierigen Aufgabe Herr werden können. 3) Daß Baron Hirsch unter Mitwirkung der obgenannten Elemente Hrn. Arnold White eventuell mit einem zweiten Delegirten nach Rußland entsendet, um daselbst unter Genehmigung der russischen Regierung die Konstituirung eines Lokal⸗Comités in St. Petersburg und von mehreren Lokal“⸗ Comité; in der Provinz vorzunehmen.

Der Zweck dieser Comités besteht darin, die nothwendigen Maßnahmen zu treffen, um an die Stelle der jetzigen plan⸗ losen Auswanderung der russischen Juden aus ihrer Heimath eine regelmäßige, wenn auch vielleicht minder rasche Aus⸗ wanderung zu setzen. Es wird bekannt gegeben werden, daß diejenigen Emigranten, welche ohne Genehmigung ihres Lokal⸗ Comités und des Central⸗Comités in St. Petersburg ihre Heimath verlassen und sich den von diesen festgestellten Maß⸗ nahmen entziehen, dies auf eigenes Risiko thun und auf den Schutz des Emigranten⸗Comités nicht zu rechnen haben.

Italien.

Die beklagenswerthen Vorgänge in Bologna, w am Sonntag Abend ein blutiger Zusammenstoß zwische Militär und Bürgern stattfand, haben, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, den Kriegs Minister General Pelloux ver⸗ anlaßt, eine strenge Untersuchung anzuordnen und zu diesem Zweck den General de Sonnaz nach Bologna zu schicken Der Zusammenstoß soll auf eine seit Mitte Juli zwischen den Offizieren des 50. Infanterie⸗Regiments und einem Theil der Bevölkerung bestehende feindliche Spannung zurück⸗ zuführen sein. Diese Spannung sei in erster Linie veranlaßt durch einen höhnischen Artikel des Witzblatts „Bononia Ridet“ und noch dadurch verschärft worden, daß Oberst Bussei der den Redacteur des Blattes darüber zur Rede stellen wollte von diesem und seinen Freunden mißhandelt worden sei. In Folge dessen begleiteten am Sonntag Abend die Offiziere des Regiments ihren Kameraden Bussei

in die Arena del Sole, wo eine Theatervorstellung statt⸗ fand, um ihm bei einem allenfallsigen Ueberfall Hülfe zu

leisten. Nach der Vorstellung brach dann, da die Anwesenheit der zahlreichen Offiziere bereits eine gewisse Erregung hervor⸗ gerufen hatte, aus geringfügigen Anlässen der Streit aus, der in dem Zusammenstoß vor der Kaserne des Regiments sein trauriges Ende fand. Die italienischen Blätter schieben je nach ihrer Parteistellung die einen die alleinige Schuld den Offizieren des Regiments zu, welche herausfordernd aufgetreten seien und ohne Noth blankgezogen hätten, die andern machen die extremen Parteien und deren übermüthige Presse für die

traurigen Vorfälle verantwortlich. Die eingeleitete Untersuchung

wird mit Strenge und Unpakrteilichkeit geführt; die bethei⸗ ligten Offiziere sind durch den Divisions⸗General Mirri so⸗ fort mit Arrest belegt worden, zum Theil in der Festung, zum Theil in ihren Quartieren. Die verwundeten Bürger werden vom Staatsanwalt vernommen; bereits ist festgestellt, daß der Angriff der Offiziere auf die höhnischen Rufe „Vigliacchi“ (Feiglinge) hin 1.n die von der Volksmenge ausgestoßen wurden. Die schwersten Verwundungen haben erlitten: ein

Schauspieler Vetti, ein Mechaniker Zuniti und ein Eisenbahn⸗ maschinist Uccelli. .

Aus Afrika wird gemeldet, daß am 15. Juli zwischen Ras Alula und Ras Mangascha ein Gefecht statt⸗ gefunden habe, in welchem mehrere Unterhäuptlinge verwundet worden seien. Nas Alula soll vollständig geschlagen und zwischen Ras Mangascha und Debeb ein endgültiger Friedensschluß erfolgt sein. Ueber den von der „Times“ gemeldeten Kampf zwischen Somalis und der in Diensten des Italieners Filonardi stehenden Besatzung von Aidale berichtete der italienische Konsul in Sansibar amtlich, daß der Vorfall ohne Bedeutung sei und sich auf einen persönlichen Konflikt wegen Interessenfragen beschränke.

Spanien.

Die spanische Regierung wird, wie man der „Pol. Corr.“ aus Madrid schreibt, nicht eher in handelspolitische Unterhandlungen mit jenen Staaten, deren Handels⸗ verträge mit Spanien gekündigt wurden, eintreten, ehe sie nicht mit Frankreich zu einer Verständigung gelangt ist. In den Negoziationen mit Frankreich werde von spani⸗ scher Seite das größte Gewicht auf Erleichterungen für die Einfuhr spanischer Weine nach dem Nachbar⸗ lande gelegt werden; sollte dieser Forderung nicht Rechnung getragen werden, so sei die spanische Regierung entschlossen, die Etablirung französischer Weinhändler der Gironde in Spanien in jeder Weise zu begünstigen, und da dieselben ohnehin die spanischen Trauben zum Verschneiden für die Bordeaux⸗Weine sehr benöthigen, so hoffe man, diese Weinsorte künftig in Spanien zu erzeugen und von dort zu exportiren.

8 Portugal.

Das Befinden des Kronprinzen hat sich, laut aus Lissabon eingegangenen neueren Nachrichten, bedeutend ge⸗ bessert; der Patient ist fieberfrei und durfte schon das Bett verlassen. b

Der Bundesrath hat die Volksabstimmung übe den neuen Zolltarif auf den 18. Oktober angesetzt.

Wie man der „Pol. Corr.“ aus Bern schreibt, hegt man dort die Hoffnung, daß die Frage der Rheinregulirung, da sich gegenwärtig eine Kommission von Bauverständigen im Ministerium des Innern in Wien eingehend mit dieser An⸗ gelegenheit beschäftige, nun bald ihre Erledigung finden werde. Sobald die erwähnte Kommission ihre Arbeiten beendigt haben werde, solle das Ergebniß derselben der eidgenössischen Regierung zur Prüfung übermittelt werden, worauf dieselbe ihre Vertreter zur Führung der endgültigen Verhandlungen und zum Abschluß des Vertrages nach Wien senden dürfte.

Belgien.

Der König hat sich, wie man der „Köln. Ztg.“ aus Brüssel schreibt, am 5. d. wieder nach Ostende zurückbegeben. Die Ab⸗ reise der Königin nach Spa sollte gestern Nachmittag erfolgen. Die Deputirtenkammer wird nach der Berathung über die öffentliche Armenpflege zunächst den Gesetzentwurf, betreffend Unterdrückung des Bettelns und Vagabundirens, und dann den über die Organisation des Hospitaldienstes der Gemeinden auf die Tagesordnung setzen und hierauf über den Nachtrags⸗

8 kredit in dem außerordentlichen Voranschlag verhandeln.

Schweden und Norwegen. (P) Christiania, 4. August. Die Zolleinnahmen im Juli, dem ersten Monat des laufenden Finanzzjahres, betrugen 3 447 823 Kronen gegen 3 594 803 Kronen im gleichen Monat des Vorjahres.

Dänemark. (F.) Kopenhagen, 5. August. Die Königliche Residenz wird zum 19. d. nach Schloß Fredensborg verlegt werden. Der König von Griechenland nebst den Prinzen Nikolaus und Andreas werden bis dahin im Schlosse Bernstorff Aufenthalt nehmen. Die Kaiserlich russische Familie wird, wie die „Nat.⸗Tid.“ berichtet, gegen sechs Wochen am hiesigen Königlichen Hofe verweilen.

Asien. China. Wie der „Standard“ aus Shanghai vom

6. August meldet, wären vonn China und Japan Versuche

gemacht worden, einen Vertrag zu einem engeren Bünd⸗ nisse beider Kaiserreiche, das die Entwickelung des Fangel⸗ und die Kräftigung gegen auswärtige Gefahren zum

weck habe, herbeizuführen. Die Bemühungen für das Zu⸗

standekommen dieses Bündnisses würden von den höchsten

Staatsbeamten, insbesondere von dem General⸗Gouverneur

des Petschili, Li⸗Hung⸗Tschang, und dem Vicomte Enomoto

Afrika.

Egypten. Am 5. August kam der aus fünf Panzer⸗

schiffken und einem Kanonenboot bestehende Haupttheil des

britischen Mittelmeer⸗Geschwaders vor Alexandrien an und wird dort bis zum 14. August verbleiben.

Der „Corriere di Napoli“ hat von einem Korrespondenten in Aden folgende Einzelheiten über die von dem Lieutenant Maschkow befehligte russische Expedition nach Abes⸗ sinien sowie über die Gründe für die telegraphisch gemeldete Trennung der Priester von der Expedition erfahren:

Bei der Ankunft in Obok wurden die Mitglieder der Expedition im Palaste des französischen Gouverneurs einquartiert und bewirthet.

Von dort wurden sie auf einem französischen Kriegsschiff nach Dschi⸗

buti, auf der Südseite der Tadschura⸗Bucht, gebracht und, da Hr. La Garde, der Gouverneur von Obok, selbst verhindert war, von Hrn. Deloncle mit Auszeichnung Eeer. Dieser hatte die Expedition von Obok aus begleitet und sich alle Mübe gegeben, dafür zu sorgen, daß sie mit allen nöthigen Hülfsmitteln ausgestattet wurde. Die Expedition hat sich vehe in Folge Zwistes unter den Mitgliedern selbst, für ihre Aufgabe unzulänglich erwiesen. Die ihr angehörigen geographisch⸗ wissenschaftlichen und politisch⸗religiösen Elemente stimmen garnicht miteinander überein. Die geographische Sektion, deren Haupt Lieutenant Maschkow ist, hat eine Unterstützung von der geographi⸗ schen Gesellschaft zu St. Petersburg und eine Anzahl Schießgewehre als Geschenk für den Negus Menelik und den Degiak Makonen zu⸗ gewiesen erhalten. Das politisch⸗religiöse Element war durch zwei orthodoxe Priester und einen abessinischen Kopten vertreten, deren Mission durch eine halbamtliche, politisch⸗religiöse Gesellschaft in oskau ausgestattet worden war. Es handelte sich um den Versuch, eine Vereinigung der koptischen, der abessinischen und der orthodox⸗ russischen Religionsgesellschaften anzubahnen, aber es entstanden alsbald ernste Schwierigkeiten, und zwar namentlich über die Vertheilung und Verwaltung der Gelder zu Gunsten jeder dieser drei Religionsgesell⸗ schaften. ie Folge war, daß Lieutenant Maschkow die Priester nach soropa zurücschici und selbst, von seiner Frau begleite ch

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Schwedische Landwirthschafts⸗Ausstellung.

Gothenburg, 4. August. Am Montag wurde in Gothen⸗ burg durch König Oskar die allgemeine schwedische Landwirth⸗ schafts⸗Ausstellung eröffnet. Sie ist die größte, die jemals in Schweden stattgefunden hat; außerordentlich reichhaltig ist die Thier⸗ abtheilung, sie zählt 1000 Stück Hornvieh, 300 Pferde, Schweine, Schafe ꝛc, ferner ist hervorzuheben die großartige Ausstellung von landwirthschaftlichen Produkten und die imponirende Sammlung von Geräthschaften und Maschinen. Gleichzeitig findet in Gothenburg eine Industrie⸗Ausstellung statt, die in Wirklichkeit großartig zu nennen ist und ein Bild von der hohen Entwickelung giebt, auf der sich die schwedische Industrie befindet. 8

Mit der Ausstellung sind eine Menge sportlicher Vergnügungen, Wettrennen, Fachversammlungen verbunden. Der schwedische Moor⸗ kulturverein hat eine besondere Moorkultur⸗Ausstellung veranstaltet, sodaß die Gothenburger landwirthschaftliche Ausstellung für jeden Fachmann unzweifelhaft des Anregenden und Lehrreichen viel bietet.

() Der schwedische Moorkulturverein hielt heute unter Vorsitz des Oberst⸗Lieutenants Ribbing seine ordentliche Jahresversammlung ab. Nach dem Bericht über die Thätigkeit des Vereins finden seine Bestrebungen für die Hebung der Moorkultur fortgesetzt lebhaftes Interesse nicht nur von Seiten des Staats, sondern auch von Seiten der privaten Moorbesitzer. Der Verein zählt jetzt 2200 Mitglieder. Der Staat gewährte dem Verein eine Unter⸗ stützung von 5000 Kronen und eine besondere von 10 000 Kronen für die Herausgabe seiner Zeitschrift; von 16 Königlichen Haushaltungs⸗ gesellschaften und 4 Landsthingen sind 8200 Kronen an Beiträgen zugeflossen. Die Versammlung beauftragte den Vorstand, alle nöthigen Schritte zu thun, damit die Frachttarife der Eisenbahnen für Kalk und künstliche Dungstoffe ermäßigt würden. Zu korrespondirenden Mitgliedern wurden die Professoren H. Grahl⸗Berlin, M. Fleischer⸗ Bremen und P. Wagner⸗Darmstadt erwählt. Die erste allgemeine schwedische Fischerei⸗Konferenz begann heute hier auch ihre Ver⸗ handlungen. Außer vielen Fischerei⸗Interessenten aus allen Theilen des Landes sind auch Vertreter aus Deutschland, Norwegen und Däne⸗ mark anwesend. Fischerei⸗Inspektor Dr. R. Lundberg wurde zum Vorsitzenden und Dr. Trybom zum Sekretär erwählt. Vorträge hielten Dr. Freiherr C. Cederström, Dr. Petersen aus Kopenhagen und Dr. Kolmodin aus Wisby. Die mit der Konferenz verbundene Fischerei⸗Ausstellung ist zwar klein, aber recht interessant.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 6. d. M. gestellt 10 094, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 5. d. M. gestellt 3817, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. 1“

Subhastations⸗Resultatee.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 5. Auguft 1891 das Grundstück der Frau Schmiedemeister Dörflein, Johanna, geb. Dorn, in Burg bei Magdeburg und dem Gastwirth Liborius Dorn in Ratzeburg gehörig, in der Straße 58 (Berlin 0) belegen, Fläche 27 a 56 qm, zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 9300 festgesetzt Für das Meistgebot von 22 300 wurde der Lehrer Alexander Kreidebrinck hierselbst Ersteher.

Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisbericht vom 6. August 1891. Berechnung in Mark für 1000 kg und, wo nicht anders bemerkt, ab Werk) Die Lage des Kohlenmarkts ist unver⸗ ändert fest. Auf dem Eisenmarkte sind Walzfabrikate im Allgemeinen lebhaft. Roheisen still. Kohlen und Koks. 1) Gas⸗ und Flamm⸗ kohlen: Gaskohle 12 14, Flammförderkohle 10,50 12, Stückkohle 14 15, Nußkohle 12,50 13,50, gewaschene Nußkohle Korn I. 13,50 14,50, do. II. 13,50 14,50, do. III 11,50 12,50, do. IV. 10,50 11,50, Nußgruskohle 8,50 9,50, Gruskohle 7 8,50. 2) Fett⸗ kohlen: Förderkohle 9,50 11, do. beste melirte 11 12, Stückkohle 13 14, gew. Nußkohle Korn I. 13 14, do. II. 13 14, do. III. 11— 12, do. IV. 9,50 11, Kokskohle 9 9,50. 3) Magere Kohlen: Förderkohle 9 10,50, do. beste melirte 11 13, Stückkohle 16—17, Nußkohle Korn I. 17 19, do. II. 18 20,50, Gruskohle unter 10 mm. 4,50 5, Fördergruskoble 7— 8. 4) Koks: Gießereikoks 16 18, Hoch⸗ ofenkoks 13 14, Nußkoks gebrochen 17—19. 5) Brikets —,—. Erze: 1) Rohspath 8,00 8,50, 2) gerösteter Spatheisenstein 11,50 12,50, 3) Sommorrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) Nassauischer Rotheisenstein mit ca. 50 % Eisen 8,50, 5) Rasen⸗ erze —. Roheisen: 1) Spiegeleisen Ia. 10 12 % Mangan 58,00, 2) Weißstrahl. Eisen: Rheinisch⸗westfälische Marken I. 52,00 bis 53,00, do. do. Thomaseisen 51,00, Siegener Marken 50,00, Nassauische Marken —, 3) Luxemburger Puddeleisen 39,60, 4) do. Gießereieisen Nr. III. 49,00, 5) Deutsches Gießereieisen Nr. I. 71,00, 6) do. do. Nr. I. —, 7) do. do. Nr. III. 60,00, 8) do. do. (Hämatit Nr. I.) 71,00, 9) Span. Gießereieisen, Marke „Mudela“, loco Ruhrort —, 10) Engl. Roheisen Nr. III. loco Ruhr⸗ ort 60,00, 11) Engl. Bessemereisen loco Verschiffungshafen —, 12) Span. Bessemereisen Marke „Mudela“ cif. Rotterdam —,—, 13) Deutsches Bessemereisen 63,00. Stabeisen. Grundpreis frei Verbrauchsstelle im I. Bezirk. Gewöhnl. Stabeisen 135,00 Bleche. Grundpreise: 1) Gewöhnl. Bleche 150 155, 2) Kesselbleche 175,00, 3) Feinbleche 140,00 150,00. Draht: 1) Eisenwalz⸗ draht —, 2) Stahlwalzdraht —.

Das „Gewerbeblatt für das Großberzogthum Hessen“, Zeitschrift des Landesgewerbvereins, hat in Nr. 32 vom August 1891 folgenden Inhalt: Bekanntmachung, betreffend Ausstellung von Zeichnungen und Schülerarbeiten aus Handwerker⸗ schulen der Provinz Rheinhessen sowie aus der Landesbaugewerkschule zu Ober⸗Ingelheim vom 16. bis 30. August d. J. Bericht über die Thätigkeit der Großh. chemischen Prüfungs⸗ und Auskunfts⸗ Station für die Gewerbe im Rechnungsjahre 1890/91. Gesetz, be⸗ treffend Abänderung der Gewerbeordnung.

Leipzig, 6. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per August 4,15 ℳ, per Sep⸗ tember 4,15 ℳ, per Oktober 4,17 ½ ℳ, per November 4,20 ℳ, per Dezember 4,20 ℳ, per Januar 4,17 ½ ℳ, per Februar 4,17 ½ ℳ, 5 März 4,17 ½ ℳ, per April 4,17 ½ Umsatz 120 000 kg. Kaum ehauptet.

London, 6. August. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen⸗ ladungen angeboten.

Paris, 6. August. (W. T. B) Die Einnahmen aus den indirekten Steuern im Monat Juli überstiegen den Voranschlag um 10 590 000 Fr. und die indirekten Steuereinnahmen im Monat Juli des vorigen Jahres um 2 160 000 Fr.

Submissionen im Auslande.

I. Griechenland.

22. August, 10 Uhr. Athen. Nomarchie. Bau von 17 eisernen Brücken auf öffentlichen Wegen im Gewichte von im Ganzen 259 066 t 1000 kg). Kondition 7000 Drachmen. Näheres an Ort und Stelle. 4

II. Niederlande.

1) 15. und 17. August. Besturen der vier Polders. Im Kaffeehaus „Koophandel en Jeevarl“ von van der Horst in Dordrecht. Submission auf Lieferung von deutscher Maschinensteinkohle für 4 .f. zu Dordrecht auf ein Jahr vom 1. September

. ab.

Näheres bei Herrn Prins, Fabrijk der vier Polders zu Sliedrecht.

2) 18. August. Gemeente bestuur in Rotterdam. Im „Timmerhuis“. Submission auf Lieferung von gegossenen eisernen ew dos Hülfsstücken und Zubehör im Gesammtgewicht von 3

Auskunft über die Bedingungen im „Timmerhuis“. .

III. Spanien. 1. September. Direccion General de Correos y Telegrafos, Madrid, calle Claudio Coello Nr. 18. Lieferung von 10 t 2 mm Telegraphendraht aus Bronze 10 t 11/10 mm desgl. aus Bronze. b 1 Voranschlag 3220 Peseten pro Tonne. Kaution vorläufig 5 % endgültig 10 % vom Gesammtwerth der Lieferung 3 Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 6. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Trape“ ist gestern Nachmittag auf der 85 nach New⸗York, der Schnelldampfer „Werra“ auf der Fahrt nach der Weser von Southampton abgegangen. Der Dampfer „Frankfurt“ hat gestern auf der Fahrt nach dem La Plata Las Palmas passirt. Der Dampfer „Bayern“ ist gestern in Genua angekommen und heute von dort nach Bremen abgegangen. Der Schnelldampfer „Elbe“ und der Dampfer „Graf Bismarck“ haben heute Dover passirt. Der Schnelldampfer „Havel“ ist gestern Nachmittag in New⸗York eingetroffen. Wie nunmehr verlautet, sollen die Dampferfahrten des „Nord- deutschen Lloyd“ zwischen New⸗York und Genua monatlich einmal und, wenn dieselben erfolgreich sind, zweimal stattfinden. Hamburg, 6. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer „Normannia“ ist, von New⸗York kommend, heute Nach⸗ mittag in Southampton angekommen. London, 6. August. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Arab“ ist heute auf der Ausreise von den Canarischen Inseln und der Union⸗Dampfer „Spartan“ am Mittwoch auf der Heimreise von Madeira abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Dunbar⸗Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen. Der Castle⸗Dampfer ü8 111¹*“ hat am Mittwoch auf der Ausreise Madeira passirt. 8 7. August. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Nubian“ ist auf der Heimreise am Mittwoch von Capetown abgegangen.

Theater und Mufik.

Adolph Ernst⸗Theater.

Die Treptow'sche Gesangsposse „Unsere Don Juans“ be⸗ währte gestern bei ihrer 173. Aufführung ihre alte Zugkraft. Voll⸗ ständig neue Kostüme und neue Dekorationen erhöhen den angenehmen Eindruck des Stückes. Die Besetzung der Hauptrollen war dieselbe wie bei den früheren Vorstellungen. Nur die mit so vollendeter Meisterschaft von Hrn. Direktor Adolph Ernst geschaffene Rolle des Hugo Schwalbe wurde zum ersten Male durch Hrn. Heinrich Fischbach vom Hof⸗Theater in Weimar gegeben. Naturgemäß hatte er sich das Spiel Adolph Ernst's zum Muster genommen und war glücklich in der Nachahmung seines Vorbildes, wenn er es auch nicht vollständig erreichte. Sein Spiel entbehrt noch zeitweise der nothwendigen, beim Direktor Adolph Ernst so wohlthuend wirkenden Ruhe. Die Zuschauer erkannten die Leistung durch lebhaften Beifall gebührend an. Die übrigen Darsteller sowie das flotte Zusammenspiel verdienten auch gestern das wiederholt aus⸗ gesprochene uneingeschränkte Lob. Besonders waren es die Damen Bäckers und Dora, die Hrrn. Weiß, Waldemar, Tielscher und Haßkerl, die zur Unterhaltung und Erheiterung der Zuhörer wesentlich beitrugen.

Hr. L. K. Rosegger, der Verfasser des im Lessing⸗Theater so beifaͤllig aufgenommenen Volksschauspiels „Am Tage des Gerichts“, hat in einem Schreiben aus Krieglach bei Graz dem Direktor Blumenthal seine Freude über die gute Aufnahme und seinen Dank für die vortreffliche Inscenirung und Aufführung des Stücks ausge⸗ sprochen. Die Einladung, nach Berlin zu kommen und einer Auf⸗ führung seines Stückes beizuwohnen hat er jedoch aus Gesundheits⸗ rücksichten vorläufig abgelehnt, seinen Besuch in Berlin dagegen für den Herbst in Aussicht gestellt, Falls sein Schauspiel auch dann noch auf dem Spielplan des Lessing⸗Theaters stände.

Im Kroll’schen Theater setzt Sgr. d'Andrade am Sonntag sein neues Gastspiel mit dem „Don Juan“ fort. Morgen gelangt Franz von Holstein’s „Haideschacht“ wieder zur Aufführung.

In Paris starb gestern nach einem Telegramm Henri Litolff, der als Komponist und Klavier⸗Virtuose gleich bedeutend gewesen ist. Er erreichte, wie die „Nat.⸗Z.“ berichtet, ein Alter von 73 Jahren. Obgleich er im Jahre 1818 zu London geboren wurde, hat er doch Paris in reiferen Jahren zu seinem ständigen Wohnsitz erwählt. Seine Ausbildung als Klavier⸗Virtuose erhielt er von Moscheles, 1841— 44 war er Kapellmeister in Warschau und machte dann Kunstreisen durch Deutschland und Holland. Im Jahre 1845 verheirathete er sich in Braun⸗ schweig mit der Wittwe des Masikalienverlegers Meyer. Seine Ehe wurde 1860 wieder getrennt, und von da an siedelte Litolff wieder nach Paris über. Seine vier Sinfonie⸗Concerte für Klavier und Orchester haben überall die glänzendste Aufnahme ge⸗ funden. Auch ein Violin⸗Concert und eine Oper: „Die Braut vom Kynast“ haben sehr viel Anerkennung und Beachtung gefunden. Mit weniger Glück versuchte er sich in einer Operette im Offenbach'schen Stil: „Héloise et Abélard“. b“

Mannigfaltiges.

Zur Beschaffung der Mittel für den Bau der Gnadenkirche, die im hiesigen Invalidenpark zum Andenken an die Hochselige Kaiserin Augusta errichtet wird, wurde unter Anderem auch von einigen Damen der Invalidenhaus⸗Civilgemeinde, der die Kirche übergeben werden soll, eine sogenannte Schneeball⸗Kollekte ins Leben gerufen. Die Aufforderung fand Anklang und es liefen zahlreiche kleinere und größere Beträge ein, die dem Rendanten der Kirchenkasse der gedachten Gemeinde zur besonderen Verwaltung übergeben wurden. Es sind, wie der „Voss. Ztg.“ mitgetheilt wird, im Ganzen 7863 abgeliefert, davon etwa die Hälfte baar, die Hälfte in Briefmarken von verschiedenem Betrage und aus verschie⸗ denen Ländern, die dann hier durch allmählichen Verkauf umgesetzt worden sind. Wenn man berücksichtigt, daß von jedem Beitragenden nur 20 gegeben worden sind, und wenn man die für Porto und Bestellgeld gemachten Abzüge hinzurechnet, so folgt, daß etwa 40 000 Personen sich an dieser Sammlung betheiligt haben, denen die Gemeinde, eine der ärmsten in Berlin. diesen schätzenswerthen Beitrag zur Bausumme ihres Gotteshauses dankt.

Auf dem umfangreichen, dem Eisenbahnfiskus gehörigen Gebiet am Schöneberger Ufer, an der Schöneberger Brücke, beginnt man nach einer Meldung der „N. Pr. Z“ jetzt ein neues Eisenbahn⸗ Direktionsgebäude für den Direktionsbezirk Berlin zu erbauen. Zunächst ist man dabei, die alten Häuser abzureißen und die Grund⸗ mauern zu legen.

Die neue Markthalle in der Bremer Straße in Moabitist, wie die „Voss. Z.“ berichtet, bereits soweit im Bau vorgeschritten, daß am 1. Oktober, spätestens aber zu Weihnachten, die Eröffnung wird erfolgen können. Wenige Minuten von der Markthalle entfernt, befindet sich der großartige Neubau eines Stalles für 600 Pferde der Großen Berliner Pferdeeisenbahn, der demnächst ebenfalls seiner Vollendung entgegengeht.

Für die Neuanlage von Obstbaum⸗Alleen im Kreise Teltow will der Kreisausschuß Preise bis zur Hälfte der gesamm⸗ ten Anlagekosten gewähren. Die darauf bezügliche im „Kreisblatt“ veröffentlichte Bekanntmachung sagt, daß im Kreise Teltow dem

Obstbau nicht allgemein das Interesse entgegengebracht werde, das