1891 / 186 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Linder, nächst Linderhof, übergesiedelt.

erzog von Hessen, Königliche Hoheit, 4. d. M. das Höchstseinen Namen tragende

erg begiebt. Sachsen. 1

Dresden, 9. August. Seine Majestät der König hat, wie das „Dresd. Journ.“ mittheilt, dem Ober⸗Bürgermeister von Dresden Dr. Stübel anläßlich seines 25jährigen Amts⸗ s des Albrechts⸗ Ordens verliehen. Von der Stadt Dresden wurde der Jubilar

üubiläums das Komthurkreuz erster Klasse

um Ehrenbürger ernannt. Baden.

Karlsruhe, 7. August. Gestern Vormittag trafen aus Bregenz der Prinz und die Prinzessin von Thurn und Taxis, einer Einladung folgend, zum Besuch bei den Großherzoglichen Herrschaften auf Schloß Mainau ein, nahmen an der Mittagstafel Theil und kehrten mit dem

Abendschiff wieder nach Bregenz zurück. Mittags empfing, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, Seine Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog einen Abgesandten Seiner Majestät des Schah’'s von Persien, welcher beauftragt war, Seiner Königlichen

Hoheit das Reisetagebuch des Schah’s über dessen letzte Reise“

durch Europa, insbesondere seinen Aufenthalt in Deutschland, zu übergeben. Das Tagebuch ist in persischer Sprache gedruckt und von einem prachtvollen Einbande umgeben, auf welchem sich das Kaiserlich persische Wappen einerseits und auf der Rückseite der volle Name des Schah's in Silber vergoldet und reich verziert, befindet. Der Abgesandte ist der erste Staatssekreter und Dragoman im Kaiserlich persischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, General Baron von Norman. Derselbe nahm an der Mittagstafel, zu welcher auch der Commandeur des 6. Badischen Infanterie⸗Regiments Kaiser Friedrich III. Nr. 114, Oberst Cämmerer geladen war, Theil und kehrte Nachmittags nach Konstanz zurück, von wo er heute nach Paris abgereist ist, um dann nach Persien zurückzukehren.

8 Mecklenburg⸗Strelitz.

MNeustrelitz, 7. August. Seine Königliche Hoheit der

8 Großherzog ist, der „M. L.“ zufolge, heute Morgen nach Homburg abgereist. ““

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 8. August. Der deutsche Botschafter Prinz Reuß und Gemahlin sind, wie ein Wolff'sches Telegramm mittheilt, heute nach Ischl abgereist.

Im ungarischen Unterhause kam es am Freitag, wie der „Presse“ gemeldet wird, bevor auf die Tagesordnung eingegangen wurde, zu einem Austausch von Erklärungen zwischen GabrielUgron und dem Honved⸗Minister Baron Fejervary. Ugron beklagte sich über die Intervention des Ministers in seiner Affaire mit Uselaz und über die Zu⸗ muthung des Ministers, daß er Ugron Abbitte leisten würde. Der Minister leitete sein Recht zur Intervention aus seiner Amtsstellung ab und erklärte, er finde nichts Unmännliches darin, wenn Jemand sein Bedauern über ein unbedachtes Wort ausspreche. Am Sonnabend wurde bei der dritten Lesung der Verwaltungsvorlage auf Antrag des Referenten Desider Perczel der Titel mit der neuen Fassung der Vorlage in Einklang gebracht und diese sodann, wie bereits am Sonnabend unter den Telegrammen „nach Schluß der Redaktion“ mitgetheilt wurde, in dritter Lesung angenommen. In der Sonnabendsitzung des Immunitäts⸗Ausschusses schlug der Schristführer vor, dem Unterhause einen Beschlußantrag zu unterbreiten, dahin gehend, daß nach der Ansicht des Ausschusses jede Handlung, mittels welcher von einem Abgeordneten für das, was er in Ausübung seines Berufs gesagt, Genugthuung außer dem Hause gefordert wird, dessen Immunitätsrecht berühre. Da die bestehende Hausordnung keine genügenden Mittel biete, daß das Haus Mitgliedern und Nichtmitgliedern be⸗ leidigenden Ausdrücken gegenüber Schutz und Genug⸗ thuung gewähren könne, und da das Haus bisher von dem Standpunkt des Immunitätsrechts keine Ver⸗ fügungen traf, wenn es Kenntniß erhielt, daß für im Hause gesprochene beleidigende Ausdrücke durch Einzelne außer dem Hause Genugthuung gefordert wurde, und da Hauptmann Uselaz nur für seine Person Genugthuung forderte, erachtet es der Ausschuß für nothwendig, daß das Unter⸗ haus von seiner bisherigen Praxis abweiche und vom Standpunkt des Immunitätsrechts in dieser Angelegenheit Verfügungen treffe. Der Ausschuß beschloß nach längerer Berathung mit acht gegen drei Stimmen (ein oppositionelles Mitglied fehlte) die Annahme dieses Antrages mit dem Zusatze, daß der Abgeordnete, im Falle die Immunität desselben außer dem Hause verletzt würde, eines wirksameren strafrechtlichen Schutzes theilhaftig werde als bisher, und andererseits, da die Hausordnung nicht genüge, daß die persönliche Ehre der Mitglieder sowie der Nichtmitglieder gegenüber dem Mißbrauch der Redefreiheit eines entsprechenden Schutzes theilhaftig werde. Gegen diesen Antrag meldeten die oppositionellen Mitglieder des Ausschusses ein Minoritätsvotum an. Zum Referenten wurde Alexander Konkolyi gewählt. 8

8 Großbritannien und Irlad.

Der Prinz und die Prinzessin von Wales be⸗ suchten, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend den russischen Kreuzer „Admiral Korniloff“ auf der Rhede von Spithead und verblieben auf demselben eine halbe Stunde. Darauf kehrten der Prinz und die Prinzessin an Bord einer Königlichen Nacht nach Cowes zurück. Der „Admiral Korniloff“ ist gestern nach Kronstadt abgedampft.

„Der Kronprinz von Italien ist am Freitag in Edinburg eingetroffen. Seine Königliche Hoheit wollte bis Sonnabend Nachmittag dort verweilen, um die Sehens⸗ würdigkeiten der Stadt in Augenschein zu nehmen, und sich

9 Prinz Ludwig verbleibt der M. „Allg. Ztg.“ zufolge daselbst bis zur Mitte dieses Monats,

m alsdann nach Schloß Leutstetten zurückzukehren. Gegen, Ende

es Monats vertauschen Prinz und Prinzessin Ludwig ihren Wohn⸗

tz aldann mit dem hiesigen Wittelsbacher Palais. Dem Groß⸗ welcher am 1 Königlich ayerische 5. Infanterie⸗Regiment in Bamberg besichtigen ird, werden Königliche Equipagen zur Verfügung gestellt. um Ehrendienst bei dem hohen Gast ist der Königliche Flügel Adjutant, General⸗Major Graf von Lerchenfeld be⸗ ohlen, welcher sich bereits am 13. d. M. von hier nach Bam⸗

am Sonnabend nach Buchanan⸗Castle, dem Sitz des Herzogs von Montrose, begeben.

Das Programm für den Besuch des französischen Geschwaders in England lautet nach der „A. C.“, wie folgt: Am 20. August wird das Geschwader des Admirals Gervais an der Ostspitze der Insel Wight eintreffen und darauf, geleitet von einem Theil der englischen Flotte, durch die Spithead Roadstead nach Cowes segeln, wo es gegenüber dem Palast von Osborne ankern wird. Am folgenden Tage werden Admiral Gervais und einige andere höhere französische Marineoffiziere Gäste der Königin sein. Dann wird das Geschwader nach Spithead zurückdampfen. Ob die Besichtigung Seitens der Königin in den Cowes Roads oder bei Spithead stattfinden wird, ist noch nicht entschieden. Am Freitag wird die Admiralität den französischen Offizieren zu Ehren einen Ball im Stadt⸗ hause von Portsmouth geben. Am Sonnabend verden Admiral Gervais und seine Offiziere Gäste des Bürgermeisters von Portsmouth sein, welcher eine große Zahl Beamter zu dem Feste geladen hat. Sonntag wird ein Ruhetag sein. Montag werden die französischen Offiziere die Marine⸗Aus⸗ stellung in London besuchen, während den Mannschaften des französischen Geschwaders im Rathhaus von Portsmouth ein Essen gegeben werden wird. Der letzte Besuch eines franzö⸗ sischen Geschwaders in England fand 1865 statt 8

Frankreich. 8

Paris, 10. August. An den großen Herbstmanövern der französischen Armee in den östlichen Departements wird sich einer Meldung der „Köln. Ztg“ zufolge auch eine Brigade Marine⸗Infanterrie betheiligen. Ihre beiden Regimenter werden zu diesem Zweck aus sechs abkommandirten Ba⸗ taillonen zusammengesetzt und zählen zusammen 136 Offiziere, 4549 Mann, 155 Pferde, 39 Fahrzeuge. Die militärische Tüchtigkeit der Marine⸗Infanterie, bemerkt das Blatt, sei aus dem Feldzuge von 1870/71 in Deutschland wohlbekannt. Zu der Brigade treten drei fahrende Batterien der Marine⸗ Artillerie in der Stärke von 14 Offizieren, 278 Mann, 219 Pferden und 27 Fahrzeugen. Bei der Aufzählung der franzö⸗ sischen Feld⸗Artillerie wird in der Regel keine ⸗Rücksicht auf die fahrenden Batterien der Marine⸗Artillerie genommen. Die den Herbstmanövern zu Grunde liegende General⸗ idee wird folgendermaßen dargestellt:

Eine feindliche Armee ist in die Champagne eingefallen und marschirt im Marnethal auf Paris. Ihr Ober⸗Befehls haber hat Meldung erhalten, daß starke Abtheilungen französischer Truppen die Gegend von Langres verlassen haben, um die linke Flanke seiner Armee zu bedrohen, er sendet deshalb zur Deckung dieser Flanke zwei Armee⸗Corps gegen Troyes vor. Das Kommando über diese beiden Corps erhält General von Galliffet. Diese Abtheilung, die West⸗Armee, umfaßt das 5. und 6. Corps nebst zwei Bataillonen Jäger zu Fuß, die Marine⸗Infanterie⸗Brigade und die 1. Kavallerie⸗ Division. General von Auerstädt befehligt die beiden Corps der fran⸗ zösischen Armee, welche die linke Flanke des Gegners bedrohen sollen. Diese, die Ost⸗Armee, besteht aus dem 7. und 8. Corps nebst zwei Bataillonen Jäger zu Fuß, einer aus 6 Bataillonen zusammengesetzten Brigade Jäger zu Fuß und der 5. Kavallerie⸗Division. Jede der beiden Armeen hat 56 Bataillone Infanterie, 40 Schwadronen Kavallerie und 46 Batterien Artillerie zur Verfügung. Das Infanterie⸗Bataillon ist 720, die Schwadron 125 Mann uand die Batterie sechs Geschütze stark, sodaß jede Armee 40 000 Mann Infanterie, 5000 Reiter und 276 Kanonen oder insgesammt 60 000 Mann zählt. Vom 31. August bis zum 4. September finden vor⸗ bereitende Uebungen statt. Am 6. und 7. September manövriren die beiden Armeen gegen einander zwischen Bar⸗sur⸗Aube und Colombey⸗les⸗Deux ⸗Eglises. Die West⸗Armee geht dann auf die Stellungen von Vendeuvre (zwischen Bar⸗sur⸗Aube und Troyes) zurück, wo am 9. und 10 September neue Zusammenstöhe beider Armeen stattfinden. Am 11. Septemher übernimmt General Saussier den Oberbefehl über beide Armeen (100 Bataillone, 60 Schwadronen und 80 Batterien) und führt die Gesammtmacht auf Vitry⸗le⸗Frangois gegen einen markirten Feind, den die Brigade Jäger zu Fuß und die Brigade Marine⸗Infanterie (12 Bataillone, 20 Schwadronen und 13 Batterien) stelen. Sie bilden die Flankendeckung einer von Vitry⸗-le⸗Frangois auf Paris marschirenden feindlichen Armee, die General Saussier in der linken Flanke angreifen soll. Am 14. kommt es an der Aube und am 15. am linken Ufer der Marne zum Kampf. Am 17. findet im Beisein des Präsidenten Carnot und des Kriegs⸗Ministers auf dem Plateau zwischen Vitry⸗le⸗ Frangois und Saint⸗Rémy Truxpenschau über 112 Bataillone, 80 Schwadronen und 92 Batterien, insgesammt über 110 000 Mann statt. Für einen Theil der Truppen wird das Manöver volle sechs Wochen dauern.

Wie die Pariser Blätter melden, wird der Präsident Carnot zum Empfang des Königs von Serbien nach Paris kommen, um den Besuch des Königs sofort erwidern zu können.

Mehrere heutige Morgenblätter sordern die Bewohner von Paris auf, zu Ehren der Ankunft des Großfürsten Alexis die Häuser mit russischen Fahnen zu schmücken. Der Minister des Auswärtigen Ribot, der die Ferien in der Schweiz zubringt, wird daselbst eine Zusammenkunft mit dem russischen Minister des Auswärtigen von Giers haben. Der „Temps“ bekämpft die Uebertreibungen, welche in den russen⸗ freundlichen Kundgebungen Paatz greifen, insbesondere die Absicht des Pariser Munizipalraths, den Admiral Gervais festlich zu empfangen. Solcher Uebereifer könne die Kronstädter Ergebnisse nur abschwächen und die Interessen und die Würde Frankreichs beeinträchtigen.

Der Minister des Innern Constans bestimmte zwei Beamte, um ihn bei der nächsten Sitzung des Inter⸗ nationalen Statistischen Instituts zu Wien zu vertreten.

In Bagnéères de Luchon hielt der Minister des Innern am Sonnabend einen Empfang im revpubli⸗ tanischen Klub ab und äußerte dabei, wie ein Wolff'sches Telegramm berichtet, die Republik stehe heute Allen offen, nur müßten Diejenigen, die erst neuerdings Anhänger der Republik geworden seien, gehorchen und nicht befehlen wollen. Der Minister kam dann auf den Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Arbeiterpensionen, zu sprechen und bezeichnete ein solches Gesetz als wohl ausführbar; Frankreich habe ja auch viele Milliarden gefunden, um die Armee zu reorganisiren. Die Regierung wolle den Frieden, und aus diesem Grunde müsse die Armee stark sein, denn nur die Schwachen würden angegriffen, die Starken würden respektirt. Schließlich kündigte Constans die Vorbereitung eines Gesetz⸗ entwurfs an, betreffend die Organisation von Kreditinstituten für die Landwirthschaft.

Der Gouverneur am Congo, de Brazza, telegraphirte an den Kolonien⸗Minister, er werde sich in das Innere des Landes begeben, um über die Mission Crampel's, von deren unglücklichem Verlauf in Nr. 184 d. Bl. berichtet wurde,

deren Uebertreibungssucht bekannt ist, übermittelt. Er selbst

sodaß er gezwungen war, ihnen zu folgen.

fortgesetzt werde.

Blättermeldungen zufolge hat die chinesische Gesandt⸗

Der 1870er

Erziehung und Gefühlen sei, willkommen und trank auf Ru⸗

Frankreich das, was er heute sei, und werde sich bemühen, ihm in seiner Heimath die Liebe zu erwerben, die er selbst für dasselbe empfinde.

In dem Prozeß Turpin (Melinitangelegenheit) beschloß der Appellationshof am Freitag den Ausschluß der Oeffent⸗ lichkeit.

Rußland und Polen.

Der König von Serbien besuchte, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet, am Freitag Nachmittag die Königin von Griechenland und die Großfürstinnen Alexandra Josefowna, Jelissaweta und Mawrikiewna. Abends verweilte er bei dem serbischen Gesandten. Am Sonnabend Vormittag empfing der König eine Deputation der serbischen Freiwilligen, die seiner Zeit an dem türkischen Kriege theilnahmen, mit dem General Tschernajew an ihrer Spitze, sowie eine Abordnung des slavischen Wohlthätigkeitsvereins, welche Namens der serbischen Kolonie zwei Heiligenbilder überreichte. Eine Depu⸗ tation von Bulgaren wurde abgewiesen. Im Winterpalais fand das Dejeuner statt, zu welchem die höchsten Beamten geladen waren. Später statteten dem König der deutsche und der französische Botschafter, sowie der dänische Gesandte Besuche ab.

Der Kaiser Alexander empfing am Sonnabend Vor⸗ mittag in Peterhof den Regenten Ristitsch und den Minister⸗ Präsidenten Pasitsch. Nachmittags fand daselbst ein Galadiner statt, an welchem der König von Serbien, die Großfürsten und die Minister theilnahmen. Hierauf reiste der König von Serbien mit dem Regenten Ristitsch, dem Minister⸗Präsidenten Pasitsch und Gefolge von Peterhof nach Wien ab. Der Kaiser sowie die Großfürsten gaben dem König das Geleit zum Bahnhofe.

Ristitsch erhielt vom Kaiser von Rußland den Alexander⸗ Newski⸗Orden, Pasitsch den Weißen Adler⸗Orden; auch das Gefolge des Königs wurde durch Ordens⸗Dekorationen aus⸗ Der König von Serbien hat den General⸗Adjutanten

ichter und Tscherewin den Takowa⸗Orden erster Klasse ver⸗ liehen. General Tschernajew, welcher schon früher im Besitz des Takowa⸗Ordens erster Klasse war, aber diesen Orden dem Könige Milan zurückgeschickt hatte, erhielt jetzt den Takowa⸗ Orden mit Brillanten.

Das Projekt einer obligatorischen Arbeiter⸗Unfall⸗ versicherung ist, den „Pet. Wed.“ zufolge, in seinen Grund⸗ zügen ausgearbeitet. Es zieht die Grenzen sehr weit; auch Erdarbeiter, Eisenbahnarbeiter, Zimmerleute und alle Arbeiter in Gewerbestätten, wo elementare Kräfte in Betrieb gesetzt werden, sind zu versichern, ebenso wie die Leiter solcher

Gewerbearbeiten.

Italien. 8 Der „Agenzia Stefani“ wird aus Bern gemeldet: Die schweizerische Bundesregierung sei verständigt worden, daß die Unterhandlungen, betreffend den Abschluß eines Handelsvertrages zwischen Italien und der Schweiz, unmittelbar nach den Unterhandlungen zwischen Italien, Oesterreich⸗Ungarn und Deutschland beginnen würden. Anläßlich der Ausschreitungen in Bologna hat die städtische Behörde auf Beschluß des Gemeinderaths an den Kriegs⸗Minister ein Schreiben gerichtet, worin er⸗ klärt wird, daß sie das Geschehene lebhaft beklage und den Wunsch hege, daß die Einigkeit zwischen der Bürgerschaft und dem Heere dauernd wieder hergestellt werde, da sie von warmer Sympathie für das Heer überhaupt und für die Besatzung der Stadt beseelt sei. Nach dem Militärblatt „Esercito italiano“ hat der mit der Untersuchung beauftragte General de Sonnaz sein Urtheil dahin abgegeben: er verkenne nicht, daß der Oberst Bussei und die Offiziere vom 50. Regiment von dem Vorwurf, un⸗ vorsichtig und unüberlegt gehandelt zu haben, nicht freizusprechen seien; aber zur Erklärung ihres Verhaltens dienten die fortgesetzten Herausforderungen, Unverschämtheiten und Verhöhnungen des radikalen Blattes „Bononia Ridet“, welches die Schuld an dem Vorgefallenen trage. Der General stellt an⸗Thatsächlichem fest, daß der Divisions⸗General Mirri und der Regiments⸗ Commandeur Operti während der beklagenswerthen Ereignisse auf Urlaub abwesend waren und erst auf die Kunde davon nach Bologna zurückgekehrt sind. e“ 1““

Spanien.

Die Führer der republikanischen Partei in Barcelona lehnen, wie man der M. „Allg. Ztg.“ aus Madrid schreibt, jede Verantwortung für den Angriff auf die Kaserne Buen Suceso am 2. d. M. ab und Don Manuel Ruiz Zorilla hat sein Mißfallen ausgedrückt über voreilige Demonstrationen, welche das Ansehen der Republikaner zu schädigen und ihre Ziele in unabsehbare Ferne hinauszurücken geeignet seien. Der Vorgang ist indeß naturgemäß nicht ganz ohne Einfluß auf ein anderes Vorkommniß gewesen, welches in der vorvorigen Woche ebenfalls in Barcelona sich abgespielt hat⸗ das Attentat des Unteroffiziers Girones auf den tellvertretenden General⸗Kapitän von Katalonien, Gene⸗ ral Ahumada. Girones verwundete diesen und den mit ihm in seinem Bureau arbeitenden Obersten Pe⸗ rera durch mehrere Revolverschüsse und wurde hierauf zum Tode verurtheilt. Wie immer in Spanien, verrauchte aber im Publikum die erste stets heftige Empörung über die That sehr schnell, und die Königin Regentin sowie der Kriegs⸗ Minister wurden mit Gnadengesuchen für den Unter⸗

*

Nachforschungen anzustellen; seine Rückkehr stellt der Gouverneur nach etwa vierzehn Tagen in Aussicht. Im

1“

offizier förmlich überschüttet. Die Regierung sah sich jedoch im Hinblick auf die Gefahr, welche für die militärische Dis⸗

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Kolonialamt giebt man der „Köln. Ztg.“ zufolge die . Hoffnung, daß die Expedition Crampel gereutet sein könnte, noch nicht auf. Die Nachricht wurde Nebout von Negern,

konnte keine näheren Erkundigungen einziehen, da seine Begleit⸗ mannschaften, als die Kunde eintraf, die Flucht ergriffen, 1 Fast alle Zeitungen verlangen übrigens, daß das Unternehmen Crampel’s

Der englische Premier⸗Minister Lord Salisbury ist am Sonnabend, wie „W. T. B.“ meldet, zu längerem Sommeraufenthalt in Puys (Seine⸗Inférieure) eingetroffen.

schaft in Paris am Sonnabend in Betreff der revolutio⸗ nären Beweaung in China beruhigendere Nachrichten erhalten. ahrgang der Ingenieure der Central⸗ schule gab am Freitag seinem früheren Kameraden Olla⸗ nescu, dem gegenwärtigen rumänischen Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten, ein Essen. Minister Nves Guyotwohnte demselben bei. Pierron hieß den rumänischen Minister, der ganz Franzose von

mänien und Frankreich. Ollanescu antwortete, er verdanke

iplin in unmotivirter Milde gelegen hätte, nicht in der Lage,

bre Begnadigung bei der Regentin zu befürworten, und wurde in dieser Ansicht durch die jüngsten Ereignisse in Barcelona nur bestärkt. Girones sollte am 3. d. M. erschossen werden, als in der Nacht vorher der Befehl einlief, die Hinrichtung aufzuschieben. Der Bischof von Barcelona, welcher den Unteroffizier seit seiner Jugend kennt, hatte der Königin telegraphisch die Nachricht zu⸗ gehen lassen, Girones sei immer geistesschwach und bei Vollbrin⸗ gung des gänzlich motivlosen Attentats jedenfalls verrückt ge⸗ wesen. In Folge dieser Mittheilung wurde die Hinrichtung, wie schon erwähnt, verschoben und der dem Tode Verfallene den Aerzten zur Untersuchung übergeben. Da der Ausspruch der letzteren mit der Ansicht des Bischofs von Barcelona übereinstimmt, hat die Regentin den Unteroffizier begnadigt. Einer Correspondenz der „Köln. Ztg.“ zufolge sind die Mitglieder des Zorrillisten⸗Kasinos verhaftet und nach dem Militärgefängniß abgeführt worden, wo sie verhört werden. Das Kasino wurde geschlossen. Zorrilla selbst wurde vom Redacteur der „Correspondencia da Valencia“, der sich zufällig in Paris aufhält, besucht. Farrsg. wollte erst durch diesen von dem Vorgang, den er mißbillige, erfahren haben. Es finden fortgesetzt weitere Verhaftungen statt. Die zwei verwundeten Soldaten befinden sich außer Lebensgefahr. Der junge Sohn einer besseren Familie, der sich zu⸗ fällig auf dem Platze befand, um sich den Jahr⸗ markt anzusehen, ist seiner erhaltenen Schußwunde er⸗ legen. Weitere Verwundungen erhielten eine Frau und ein Kind. Einer der Budenbesitzer, ein Italiener, erhielt einen Schuß durch die Hand. Merkwürdigerweise gelang es einem der Angreifer, nachdem er zwei Bajonnetstiche empfangen, zu entfliehen, obwohl er eine deutliche Blutspur zurückließ. Die betheiligten Offiziere und Mannschaften erhielten Orden und besondere Auszeichnungen. 88 1

Schweiz.

Der Bundesrath hat, wie der „Berner Bund“ meldet, in seiner am 8. d. M. wegen der Handelsvertrags⸗ Verhandlungen abgehaltenen außerordentlichen Sitzung beschlossen, eine Erklärung nach Wien zu senden, daß er an seinen Begehren, betreffend die deutschen und österreichischen Ein⸗ gangszölle, im Wesentlichen festhalten müsse, um den schweizerischen Handel mit diesen Staaten zu ermöglichen, und daß die Schweiz mit Einräumung von Gegenkonzessionen nicht mehr wesent⸗ lich weiter gehen könne, als es bereits geschehen. Schon finanzielle Ruͤcksichten gestatteten dies nicht. Eine Verschiebung der Verhandlungen würde für die genannten zwei Staaten keine günstigere Lage schaffen, selbst in dem Falle nicht, wenn der neue schweizerische Zolltarif vom Volke verworfen würde. Indessen sei die Annahme desselben kaum zweifelhaft. 1

Die Volksabstimmung über den neuen Ver⸗ fassungsartikel (Art. 39, Banknoten⸗Monopol) ist auf Sonntag, den 18. Oktober (gleichzeitig mit der Abstimmung über den Zolltarif), angesetzt. 8 8

Rumänien

Bukarest, 9. August. Der König verließ gestern Vor⸗ mittag Sinaja, um sich nach dem Salzbergwerk Ocna zu begeben. In Ocna wurde der König bei seinem Eintreffen sehr warm empfangen. Er besichtigte gestern die Spitäler, Salinen und das Strafhaus und reiste Nachmittags nach Bad Slanicu ab. Am Dienstag wird Seine Majestät nach Sinaja zurückkehren.

Für die Lieferung der Ausrüstung der Festungs⸗ werke wurden gestern Verträge im Gesammtwerthe von 23 Millionen abgeschlossen. Bei Weitem der größte Theil der Lieferung wurde, wie man dem „W. T. B.“ meldet, der Gruppe Creuzot und Commentry zugewiesen. Die Lieferung von Kanonen großen Kalibers erhielt Krupp, die der Schnell⸗ feuerkanonen Hotchkiß; für den nicht zur Vergebung ge⸗ langenden Rest wird im September eine neue Offertenverhand⸗ lung stattfinden. 88

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Sofia, 9. August. Die „Agence balcanique“ ist er⸗ mächtigt, die von London aus verbreitete Nachricht, daß der Großvezier und der diplomatische Agent Bulgariens in Konstantinopel ein Protokoll Betreffs der Anerkennung des Prinzen Ferdinand unterzeichnet haben, in kategorischer Weise zu dementiren und die Nachricht als tendenziöse Er⸗ findung zu bezeichnen. 1“

Schweden und Norwegen. (P) Christiania, 8. August. Das Storthing be⸗ schloß in seiner letzten Tagung einstimmig, die Regierung zu ersuchen, die Frage wegen der Anstellung eigener nor⸗ wegischer Konsuln und in Verbindung damit wegen der Herabsetzung der Konsulatgebühren in Erwägung zu nehmen. Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, beschäftigte sich, wie „Dagbl.“ berichtet, das betreffende Departement damit, die Konsulat⸗ und Expeditionsgebühren für jedes einzelne Konsulat zu be⸗ rechnen, um in Verbindung damit zu untersuchen, wie die von dem Konstitutionsausschuß aufgestellten neuen Regeln für jeden einzelnen Platz sich stellen möchten. Gleichzeitig wird ein Bericht der Konsuln über die Höhe der Konsulatsgebühren auf den verschiedenen Plätzen ein⸗ geholt, um diese mit den Angaben zu vergleichen, welche hier vorliegen. Eine Erklärung der Konsuln über die Frage wegen „eigener norwegischer Konsuln“ wird dagegen nicht eingeholt werden. Zur Bearbeitung der ganzen An⸗ gelegenheit wird eine departementale Konsulatkommission nieder⸗ gesetzt werden. Aus dieser Veranlassung wird General⸗Konsul Christophersen in der nächsten Zeit hier erwartet.

Dänemark. Kopenhagen, 8. August. Der König verlieh, wie W T. B.“ meldet, dem Präsidenten Carnot den Elephanten⸗ Orden. Dem Prinzen Christian, ältesten Sohn des Kron⸗ prinzen, wurde von dem Präsidenten Carnot das Großkreuz der Ehrenlegion verliehen.

Bei der Reichstags⸗Stichwahl in Tilsit⸗Niederung am Freitag wurden, wie „W. T. B.“ meldet, gezählt: für von Reibnitz (deutschfreisinnig) 10 986 und für Weiß (kon⸗ servativ) 8467 Stimmen. Ersterer ist sonach gewählt.

Der Landtags⸗Abgeordnete Louis Berger⸗ Witten ist, wie „W. . B.“aus Koblenz meldet, gestern

Abend 9 Uhr auf seinem Gute bei Horchheim am Rhein ge⸗ storben. Stadtkreis Dortmund.

Der Verstorbene vertrat den Wahlkreis Bochum⸗

Kunst und Wissenschaft. Die Donnerstag⸗Nachmittags⸗Sitzung der Astronomischen

Gesellschaft in München begann, wie die M. „Allg. Ztg. meldet, um ½3 Uhr mit der Diskussion über den Vortrag des Hrn. Dr. Franz. örster n es i die Mondforschung sehr vortheilhaft sein müsse, wenn man photograpbische Aufnahmen des Mondes im Erdlichte vornehmen würde. . Doppelbildmikrometer in Vorschlag, welches eine genauere Trian⸗ aulation der Deformation der Mondkugel gestatte. Professor Gildén über die Organisation der zukünftigen Behandlung der kleinen Planeten. Er betonte, daß die Vorstandschaft der Ge⸗ sellschaft vorschlage, eine Vorkommission einzusetzen, welche sich mit der Frage der Bearbeitung der . b b tigen und sich besonders Kenntniß verschaffen solle über die Mittel, welche für diese beabsichtigte Arbeit in jenen Ländern, wo die Astronomie blüht, flüssig gemacht werden könnten. Dr. Förster stellte Seitens des Berliner Instituts dem Unter⸗ nehmen seine Unterstützung in Aussicht. Tisserand⸗Paris berichtete in französischer Sprache über die Arbeiten, betreffend die kleinen Pla⸗ neten in Frankreich. Aus der Diskussion ging bervor, daß der Vor⸗ schlag auf keinen Widerspruch Seitens der Gesellschaft stieß. Die Versammlung beschloß, daß eine Vorkommission eingesetzt werde. Dieselbe besteht aus sieben Mitgliedern, und zwar aus den Hrrn.

Geheimer Regierungs⸗Rath Förster betonte u. A., daß

Dr. Ebert⸗Erlangen brachte ein neues Verfahren mit einem

Dann sprach

kleinen Planeten beschäftigen

Geheimrath

Professor Tietjen⸗Berlin, Tisserand⸗Paris, Gould⸗Cambridge, Weiß⸗ Wien, Backlund⸗St. Petersburg, Thiele⸗Kopenhagen und Lorenzoni⸗ Padua Sonach sind in der Kommission vertreten: Deutschland, Frankreich, Nord⸗Amerika, Oesterreich, Rußland, Dänemark und Italien. Es wurde dann noch der Vortrag des Hrn. Professors Nyrèn⸗St. Peters⸗ burg über Beobachtungen von Polhöheschwankungen in Berlin und Pulkowa entgegengenommen. Becker⸗Straßburg bemerkte, daß auch an der Straßburger Sternwarte derartige Beobachtungen mit Erfolg aufgenommen wurden. Dr. Herz sprach den Wunsch aus, es möchten sich auch amerikanische und südlich gelegene Stationen an diesen Beobachtungen betheiligen. Endlich machte derselbe darauf aufmerksam, daß es wünschenswerth wäre, wenn die Gesellschaft die Herausgabe der in der Navigationsschule in Bremen befindlichen Olbers'schen Manuskripte veranlassen würde. Am Freitag fand die Besichtigung der Königlichen Stern⸗ warte zu Bogenhausen statt. An derselben nahmen unter Führung des Direktors dieser Anstalt, Hrn. Professors Seeliger, etwa 20 Mitglieder der Astronomischen Gesellschaft theil; um halb 12 Uhr fuhren etwa 50 Herren und Damen nach Feldafinz. Nach Besichtigung der dortigen Steinbeil’'schen Fabrik astronomischer Instrumente vereinte um 2 Uhr die Theilnehmer an dem Ausflug ein gemeinsames Mittagsmahl im dortigen „Hotel Strauch“. Sonnabend Vormittag 10 Uhr fand die Fortsetzung der Be⸗ rathungen statt. Hr. Professor Seeliger referirte über den Eingang zweier Schriften von Hrn. Professor Hommel in München, welche die Astronomie bei den Chaldäern eingehend behandeln. Hierauf ver⸗ las Professor Oudemans⸗Utrecht den Bericht der Revisoren, wonach die Rechnungsabschlüsse richtig befunden wurden; den beiden Re⸗ visoren Oudemans und Safarik wurde Decharge ertheilt. Als erster Schriftführer auf vier Jahre wurde Professor Seeliger wieder⸗ gewählt. Bei der Wahl des zweiten Schriftführers für zwei Jahre bekam Prof. Lehmann⸗Filhés in Berlin die meisten Stimmen. Die Hrrn. Auwers⸗Berlin, Bakhuyzen⸗Leyden und Tisserand⸗Paris wurden fast einstimmig auf weitere vier Jahre als Vorstandsmitglieder ohne besonderes Amt wiedergewählt, ebenso Hr. Prof. H. Gyldén⸗Stock⸗ holm als erster Vorstand auf zwei Jahre. Hierauf wurde auf den wissenschaftlichen Theil der Sitzung übergegangen. Hr. Prof. Spee (Brüssel) hielt einen Vortrag in französischer Sprache über Messungen mittels des Sonnenspektrums. Dann machte Hr. Geheimer Rath Förster die Mittheilung, daß sich zu Berlin eine Vereinigung von Freunden der Astronomie und kosmischen Physik gebildet habe, deren Mitgliederzahl im Laufe der ersten sechs Wochen von 30 auf 150 gewachsen sei. Redner begrüßte die Entstehung eines solchen Vereins mit um so größerer Freude, als gerade in den letzten Jahren die Zahl der Laien, die sich mit Astronomie beschäftigen, eher gefallen als gestiegen ist. Dann berichtete er über die Beobachtungen der Wolkengebilde. Hr. Dr. Wolff⸗Heidelberg legte der Versammlung verschiedene Photographien von Wolkenbildungen und Hr. Prof. Weiß⸗Wien solche vom Monde vor. An dem Festdiner, welches Nachmittags von der bayerischen Staats⸗ regierung den Theilnehmern an der XIV. Versammlung der Astro⸗ nomischen Gesellschaft im „Bayerischen Hofe“ gegeben wurde, nahmen 86 Gäste, darunter auch Damen, Theil. Als Vertreter der Staats⸗ regierung war Hr. Kultus⸗Minister Dr. von Müller, als Vertreter der Stadt München Hr. Bürgermeister Borscht erschienen. Hr. Prof. Gyldén (Stockholm). der Vorsitzende des Kongresses, brachte das Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten Luitpold aus.

In Nürnberg wurde am 7. d. M. die Delegirten⸗ versammlung des Verbandes deutscher Architekten⸗ und Ingenieurvereine durch den Ober⸗Baudirektor Wiebe⸗Berlin er⸗ öffnet. Die Versammlung war von 24 Vereinen mit 6500 Mit⸗ gliedern beschickt. Zur Besprechung kam u. A. die Betheiligung des Verbandes an dem internationalen Ingenieurkongreß zu Chicago, die Frage der Abwendung der Hochwasser⸗ und Eisgefahren und die Bekämpfung des Schnapskonsums auf Baustellen. Bezüglich der Schulreform beschloß die Versammlung der „Köln.⸗Ztg. zufolge nahezu einstimmig nachstehende Erklärung: .1) Die technischen Fächer erfordern zum vollkommenen Studium und zur wissenschaftlichen Fortentwicklung denselben Grad geistiger Reife wie die an den Universitäten gepflegten Fächer. Der Eintritt in die technische Hochschule als Studirender ist deshalb von dem Nachweise des Zeugnisses der Reife für akademische Studien abhängig zu machen. Die technischen Staatsbeamten sollen eine ebenso vollkommene allgemeine Bildung besitzen wie die Vertreter anderer Zweige des Staatsdienstes. 2 Es liegt kein Bedürfniß vor, zur Vorbereitung für das technische Hochschulstudium eine besondere Schule zu schaffen oder nach dieser Richtung bereit; vorhandene Anfänge weiter zu entwickeln. In dem Bestehen einer solchen beson⸗ deren Schule ist vielmehr die Gefahr zu erblicken, daß der Schul⸗ unterricht unter Beeinträchtigung der allgemeinen Bildung in fachliche Bahnen gelenkt werde. 3) Das zeitgemäß ausgestattete huma⸗ nistische EGymnasium und das Realgymnasium gewähren die Sicherheit für die Erzielung einer möglichst vollkommenen allgemeinen Bildung. Beide Gymnasien bieten zugleich eine zweckmäßige Vorbildung für das Studium auf der technischen Hochschule. Eine Erschwerung des Ueberganges vom Gomnasium zur techaischen Hochschule ist deshalb unter allen Umständen zu verwerfen. 4) Die Kenntniß des Lateini⸗ schen für den akademisch gebildeten Techniker im Allgemeinen und für den Baubeamten insbesondere ist zur Zeit als unentbehrlich zu bezeichnen.“

Die Bibliothek der Gesammtliteratur des In⸗ und Auslandes, Verlag von Otto Hendel, Halle a. S, erläßt ein Preisausschreiben zur Erlangung eines neuen, einfachen und zeit⸗ gemäßeren Umschlags für die brochirten Bände ihrer nunmehr auf uͤber 500 Nummern gediehenen Sammlung. Für die beiden besten Arbeiten sind zwei Preise im Betrage von 200 und 100 festgesetzt. Das Preisrichter⸗Kollegium bestebt aus Mitgliedern des Halleschen Kunst⸗ gewerbe⸗Vereins. Die Entwürfe müssen bis zum 31. Oktober d. J. der Verlagshandlung eingesandt sein. Die näheren Bestimmungen sind von der Verlagshandlung zu bezieben.

Ueber die in Nr. 184 des „R. u. St. A.“ kurz gemeldete Absicht des Verkaufs der Galerie Borghese wird der „Nat.⸗Ztg.“ aus Rom geschrieben: Aus der Galerie, die unter den römischen Gemäldesammlungen nächst der vatikanischen Galerie bisher

den ersten Rang behauptet hat, haben seit dem Jahre 1888 bereit Verkäufe stattgefunden, und gerade die ältere Kunst ist seitdem nich mehr so glänzend wie früher vertreten. Jedoch konnte immer noch in Bezug auf Meisterwerke des 16. Jahrhunderts keine andere römische 8 Privatgalerie sich mit den Sälen des Palazio Borghese messen. heißt, daß man durch den Verkauf des noch vorhandenen uptbestandes der Galerie sieben Millionen zu erlösen offt, unter günstigen Umständen könnte die Summe aber auch leicht überschritten werden. Wenn, was sehr wahrscheinlich, di 9 völlige Auflösung der herrlichen, weltberühmten Sammlung sich jetzt verwirklicht, so bietet sich für manche großen Sammlungen des Aus landes eine erfreuliche Gelegenbeit zum Erwerb bervorragendste Kunstwerke; man denke nur an die verschiedenen Raffael, Correggio, Tizian, die allein den Palazzo Borghese unsterblich gemacht haben. Aber dem Kenner und Freund des früheren Rom schneidet es doch ins Herz, wenn diese geheiligte Stätte der Kunst veröden sollte, die eine Fülle des Schönsten und Edelsten enthielt, was das mensch⸗ liche Genie geschaffen, und die unter den großen Ruhmestiteln de ewigen Stadt mit in erster Reihe stand.

Verkehrs⸗Anstalten.

Es ist die telegraphische Verbindung mit Französisch Guyana (Cayenne) hergestellt worden. Die Wortgebühr für Telegramme aus Deutschland nach Cayenne beträgt 10 95 ₰.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite eng⸗ lische Post über Ostende vom 8. ausgeblieben. Grund Verspätete Abfahrt von Dover.

Auf den Linien der Großen Berliner Pferdeeisenbahn Aktiengesellschaft sind im Monat Juli 1891 10 468 97 Personen befördert und dafür 1 222 787,66 oder durchschnittlich au den Tag 39 444,76 eingenommen. Die Einnahme im Monat Juli 1890 betrug 1 259 979,60 oder durchschnittlich auf den Tag 40 644 50 Bremen, 8. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Neckar“ ist heute von Antwerpen abgegangen, der Dampfer „Hohenzollern“ heute in Antwerpen angekommen. Der Dampfer „Darmstadt“ ist heute in Port Said an gekommen. 9. August. (W. T. B.) Der Reichspostdampfer „Danzig ist am 7. August, Morgens mit der für Ost⸗Asien bestimmten Post von Brindisi nach Port Said abgegangen. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“, am 10. Juli von Bremen abgegangen, ist am 4. August in Rio de Janeiro angekommen. Hamburg, 8. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Die Post dampfer „Dania“ und „Fürst Bismarck sind, von Hamburg kommend, heute früh in New⸗York eingetroffen. 8 10. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Bavaria ist, von Hamburg kommend, Sonnabend in St. Thomas eingetroffen Der Postdampfer „Bohemia“ hat, von New⸗York kommend, heut Morgen Lizard passirt. b Triest, 8. August. (W. T. B.) Der Lloyd dampfer „Achille ist heute Nachmittag hier eingetroffen. 8 10. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Ceres“ ist, aus Konstantinopel kommend, heute Mitternacht hier ein⸗ getroffen. London, 8. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Methven⸗Castle“ hat gestern auf der Heimreise die Cana⸗

Theater und Musik.

Kroll's Theater.

Signor d'Andrade hat am Donnerstag in dieser Saison ein zweites Gastspiel begonnen und zwar mit „Rigoletto“. Am Sonntag trat er als „Don Juan“ auf. Seine unübertreffliche Kunstleistung in beiden Rollen ist so bekannt, daß das Publikum an beiden Tagen den großen Saal des Theaters bis auf den letzten Platz füllte und dem gefeierten Sänger eine enthusiastische Aufnahme bereitete. Sein „Don Juan“ insbesondere darf als eine seiner hervorragendsten Leistungen bezeichnet werden. Das herrliche Stimm⸗ material kommt durch die Kunst seines Gesanges zur vollsten Geltung, und die schauspielerische Kunst trägt das Ihrige dazu bei, um diesem Don Juan allseitige sympathische Aufnahme zu sichern. Das „Champagnerlied“ mußte er unter brausendem Beifall dreimal wieder⸗ holen, ebenso das „Horch auf den Klang der Zither“, das er beim zweiten Male sogar in deutscher Sprache und mit gutem Humor vortrug. Der Gast wurde von den ständigen Mitgliedern der Sommerbühne recht gut unterstützt. Frl. Clever genügte als Zerline auch höheren Ansprüchen, während die Damen Prosky (Donna Anna) und Gadski (Donna Elvira) sich mit ihren schwierigen Partien nach Kräften abzufinden wußten; die dramatische Lebendigkeit, welche der Ersteren eigen, ließ manche Mängel in der kunst⸗ mäßigen Ausführung übersehen und brachte ihr recht lebhaften Beifall ein. Hr. Miller als Leporello, Hr Krähmer als Masetto, Hr. Alma als Don Octavio und Hr. Lurgenstein als Gouver⸗ neur füllten ihren Platz angemessen aus.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird Offenbach's „Pariser Leben“ bis zur Erst⸗Aufführung der neuen Findeisen'schen Operette „Der alte Dessauer“ (am Sonnabend) gegeben. Hr. Siegfried Steiner wird in der neuen Operette die Titelrolle geben. Lilli Lejo ist von ihrem Urlaub zurückgekehrt und tritt bereits wieder in „Pariser Leben“ auf, das gestern vor ausver⸗ kauftem Hause in Scene ging. 3

Francesco d'Andrade tritt am Mittwoch im Kroll'schen Theater noch einmal als Rigoletto auf Bei dem morgigen Doppel⸗Gastspiel des Königlich dänischen Hofopernsängers Hrn. Nordal Brun als Arnold und des sachsen⸗coburgischen Kammersängers Hrn. Büttner als Tell im Rossini'schen „Wilbelm Tell“ liegt die Partie der Hedwig in den Händen von Ernestine Heink. Die Mathilde wird von Frl. Proskv, Gemmy von Frl. Schacko gesungen. Am Donnerstag tritt, wie schon mitgetheilt, Emil Götze als Prophet auf.

Im Belle⸗Alliance⸗Theater wurde gestern „Jung Deutschland zur See“ vor ausverkauftem Hause gegeben. Das von drei Pferden ausgeführte Derby⸗Rennen wurde, wie allabendlich, mit großem Beifall aufgenommen 8 8

Die gestrige Aufführung der Gesangsposse „Unsere Don Juans“ brachte dem Adolph Ernst⸗Theater ein ausverkauftes Haus. Inzwischen finden bereits die Proben zu der nächsten Novität statt.

Die erste Aufführung der Oper „Santa Chiara“ fand im Jahre 1855 in Paris statt. Der Herzog Ernst von Sachsen⸗ Coburg⸗Gotha theilt darüber im II. Bande seines Werks: „Aus meinem Leben und aus meiner Zeit“ Folgendes mit:

„Schon bei meinem ersten Aufenthalt am Kaiserlichen Hofe in Paris im vorangegangenen Jahre (1854) bemühte ich mich, Ein⸗ leitungen zu treffen, um meiner Oper „Santa Chiara“ dort Eingang zu verschaffen. Der Kaiser interessirte sich selbst in freundlichster Weise für die Aufführung meines Werks in der großen Oper, aber ehe dies gelingen konnte, gab es außerordentliche Schwierigkeiten zu überwinden. „Je crois“, schrieb mir Napoleon in einem seiner Briefe am 25. Juli von Biarritz, que le public Parisien sera charmé d'applaudir l'opéra de Votre Altesse royale et de la juger comme maestro apreès l'avoir déjà jugé si favorablement comme Prince.“ Aber die Kaiserliche Patronanz konnte nur helfen, den Minister Fould für die Aufnahme der „Santa Chiara“ in das Re⸗ pertoire der großen Oper zu entscheiden. Die Durch⸗ führung hing von einer Menge von persönlichen Umständen ab,

die sich zu unüberwindlichen Hindernissen gesteigert hätten, wenn mir