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auf 1 000 000 Achskilometer so viele als im Monat Juni des Vorjahres und 4 = 44 v. H. weniger als im Vormonat. In Folge der Verspätungen wurden 1227 Anschlüsse versäumt (gegen 1016 in demselben Monat des Vorjahres und 2191 im Vormonat). Bei 9 Bahnen sind Zugverspätungen und bei 10 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. In der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zugverspätungen vorkamen, nach der Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der von den fahr⸗ planmäßigen, der Personenbeförderung dienenden Zügen auf 1 000 000 Zug⸗ und 1 000 000 Achskilometer entfallenden eigenen Verspätungen geordnet. Danach nehmen die Dortmund⸗ Gronau⸗Enscheder Bahn, die Bahnen im Bezirke der König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktion (linksrheinische) zu Köln und die Kiel⸗Eckernförde Flensburger Bahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nach der Anzahl der Verspätungen nach der Anzahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion (linksrheinische) zu Köln, die Dortmund⸗ Gronau⸗Enscheder Bahn und die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion (rechtsrheinische) zu Köln an
die ungünstigsten Stellen.
Seeine Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Mei⸗ ningen, Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Tivision, ist von Rheinsberg hierher zurückgekehrt.
Der Königlich italienische Botschafter am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe Graf de Launay hat Berlin verlassen und sich nach Bad Nauheim begeben. Während seiner Abwesenheit fungirt der erste Botschafts⸗Sekretär Marquis de Beccaria Incisa als interimistischer Geschäftsträger.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ministerial⸗Rath Freiherr von Stengel und Königlich bayerischer Ober⸗Regierungs⸗Rath Landmann sind hier an⸗ gekommen.
Der General⸗Lieutenant von Versen, General⸗Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs und kommandiren⸗ der General des III. Armee Corps, ist nach Ablauf seines Urlaubs hier wieder eingetroffen.
Der Regierungs⸗Rath Metzel zu Marienwerder ist an die Königliche Regierung zu Erfurt versetzt worden. 8
“ F. 8
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 4), enthaltend Entschei⸗ dungen des Reichsgerichts, beigefügt.
g, 9. August. Ueber das Jubiläumsfest des 1. Leib⸗Husaren⸗Regiments Nr. 1. schreibt man der „Tägl. Rundsch.“: Provinz und Stadt haben den Jubiläumstag benutzt, um dem Regiment ein Zeichen ihrer Zuneigung zu geben; die Provinz hat 3000, die Stadt 2000 ℳ mit künstlerisch ausgestatteten Adressen überwiesen. Nicht minder reich flossen die Gaben von nah und fern; die ehemaligen aktiven Offiziere des Regiments haben zwei silberne Leuchter, die Reserve⸗ Offiziere eine kunstvoll gearbeitete Bowle, die Damen des Regiments ein Tischgedeck, die Marine einen silbernen Tafelaufsatz gespendet, welcher einen Husaren darstellt, der ein von einem Matrosen gehaltenes Pferd besteigen will. — Die Feier wurde gestern Abend mit einem Reiterfest eröffnet, in welchem be⸗ sonders eine Quadrille, die von zwölf Offizieren in der Tracht der Fridericianischen Zeit geritten wurde, glänzend aus⸗ fiel. — Die heutige Feier wurde mit einem Feldgottesdienst auf dem kleinen Exerzierplatz eröffnet, welchem eine Parade folgte, die von dem kommandirenden General, General⸗ Lieutenant Lentze abgenommen wurde. Der Commandeur des Regiments Graf von Geldern⸗Egmond zu Arcen verlas nun eine Depesche Seiner Majestät des Kaisers, in welcher Allerhöchstderselbe das Regiment beglückwünschte und die Waffenbrüderschaft hervorhob, in welcher dasselbe zur Marine stehe. Es wurden sodann mehrere Beförderungen verlesen und mitgetheilt, daß dem Regiments Commandeur eine Ordens⸗ auszeichnung verliehen sei. Nachdem die Mannschaften in ver⸗ schiedenen Wirthschaften der Stadt gespeist waren, versammelten sich die Offiziere mit ihren Gästen zu einem Festessen, an welchem die Spitzen der staatlichen, provinziellen und kommu⸗ nalen Behörden theilnahmen. Das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser brachte der Regiments⸗Commandeur aus, der komman⸗ dirende General feierte das Regiment, Graf Geldern gedachte sodann auch Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich, Höchstwelcher gleichfalls ein sehr warmes Begrüßungs⸗Tele⸗ gramm geschickt hatte, und des Schwester⸗Regiments in Posen. General Major von Heister toastete auf die Damen und der Ober⸗Präsident Staats⸗Minister Dr. von Goßler auf den Regiments⸗Commandeur. Gegen Abend fanden für die Mannschaften Festlichkeiten in mehreren Wirthschaften von Danzig und Langfuhr statt.
Posen, 10. August. Ueber das Festmahl, welches aus Anlaß des Jubiläums des 2. Leib⸗Husaren⸗Regiments Kaiserin Nr. 2 am Sonntag Abend in dem Kaiserzelt des Offizierkasinos stattfand, berichtet das „Posener Tageblatt“ Folgendes: Zu dem Festmahl waren Ihre Majestät die kaiserin Friedrich und Ihre Königliche Hoheit die Prin⸗ essin Margarethe erschienen. Außer dem gesammten Offizier⸗ 8 orps des Regiments nahmen an dem Festmahl sehr zahlreiche frühere Kameraden, die Generalität und andere Ehrengäste, sowie als Vertreter der Stadt der Eeste Bürgermeister, der Stadtverordneten⸗Vorsteher und der Stadtrath Annuß Theil. Ihre Majestät die Kaiserin nahm an der Fest⸗ tafel zwischen Herrn von Bassewitz und dem komman⸗ direnden General von Seeckt Platz. Zwischen dem Letzteren und dem Ober⸗Präsidenten Freiherrn von Wilamowitz saß Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Margarethe; gegenüber der Kaiserin hatte der älteste Stabsoffizier Major Graf Sponeck seinen Platz. Nach dem Fisch erhob Sich Ihre Majestät und mit Allerhöchstderselben die Anwesenden, um unter den Klängen der Nationalhymne das erste Glas Seiner Majestät dem Kaiser, dem Allerhöchsten Kriegsherrn, zu
weihen. Es folgte der Trinkspruch des Regiments⸗Com⸗ mandeurs auf „den Chef“, Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich, deren Anwesenheit dem Fest erst die rechte Weihe verliehen habe. Nunmehr erhob sich der kommandirende General von Seeckt, um das Jubel⸗Regiment und dessen alte Kameraden zu feiern. Er wünsche den alten Geist er⸗ halten zu sehen, der das Regiment von Sieg zu Sieg geführt habe, den Geist der Tapferkeit, der Treue, der Kameradschaft⸗ lichkeit. Zum zweiten Male sich erhebend, sprach der komman⸗ dirende General im Allerhöchsten Auftrage den Dank Ihrer Majestät an die Provinz Posen und deren Hauptstadt aus. Der Empfang, der der Kaiserin in der Provinz und von der Provinzialvertretung geworden sei, besonders aber die Aller⸗ höchstderselben von der Stadt Posen bereitete Aufnahme habe Ihrem Herzen überaus wohlgethan und Ihre Majestät auf das Innigste erfreut. Jeder in der Stadt vom Ersten bis zum Geringsten habe gewetteifert in der Bezeigung seiner Sympathien, und aus den Kundgebungen habe echter Patriotismus und wahre Liebe zu dem Herrscherhause und dem Vaterlande gesprochen. Hierbei wurde den Vertretern der Stadt die Auszeichnung zu Theil, daß der Erste Bürgermeister zu Ihrer Majestät befohlen wurde, welche mit ihm „auf das Wohl der Stadt Posen“ anstieß und nochmals in gnädigsten Worten der Stadt Posen Ihren Dank aussprach: Sie werde den heutigen Tag nie vergessen, habe schöne Stunden in unserer Stadt verlebt und wünsche nur, daß uns in Zukunft so schwere Schicksalsschläge, wie in früheren Jahren, nicht wieder heimsuchen mögen. Nachdem noch Namens der Provinz und ihrer Hauptstadt der Ober⸗Präsident Freiherr von Wilamowitz geantwortet und der Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, daß durch den heutigen Tag die persönlichen Beziehungen zu Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich und dem Kaiserlichen Hause fester gekittet werden, verließ Ihre Majestät gegen 10 Uhr das Fest, das in jeder Beziehung wohlgelungen war und allen Theilnehmern sicher eine bleibende Erinnerung sein wird. Um 1 ¼ Uhr erfolgte dann vom Centralbahnhof aus die Abfahrt Ihrer Majestät und der Prinzessin Marga⸗ rethe mit dem fahrplanmäßigen Berliner Courierzuge.
Kiel, 10. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist, dem „W. T. B.“ zufolge, heute Abend zum Besuch Ihrer Majestät der Königin Victoria nach England
abgereist.
Helgoland, 10. August. Bei herrlichem Wetter fand heute Nachmittag 4 Uhr die feierliche Enthüllung des Kaisersteins zwischen dem alten und neuen Leouchtthurm statt. Nachdem die Feier durch Musik eingeleitet worden war, hielt, wie „W. T. B.“ berichtet, der Vorsitzende des Denkmal⸗ Comités Payens eine Ansprache an die Versammlung und schloß mit einem dreimaligen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, in welches die nach Tausenden zählende Menge begeistert einstimmte. Nach dem Gesang des „Heil Dir im Siegerkranz“ hielt Pastor Jans aus Kolbenbüttel in Ver⸗ tretung des Ortspfarrers die Weiherede, worauf die Versammlung das Lutherlied „Ein' feste Burg ist unser Gott“ anstimmte. Als⸗ dann übernahm Gemeindevorsteher Michels den Denkstein unter dem Ausdruck des Dankes der Helgoländer. Mit dem Gesange „Deutschland, Deutschland über Alles“ schloß die er⸗ hebende Feier. Im Anschluß an dieselbe richtete das Comité an Seine Majestät den Kaiser folgendes Huldigungstelegramm: „Die bei der Enthüllungsfeier anwesenden Helgoländer Bürger senden Euerer Majestät ehrfurchtsvollen Gruß und Erneuerung des Gelöbnisses der Treue zu Kaiser und Reich.“
Düsseldorf, 10. August. Bei dem Festmahl des gegen⸗ wärtig hier tagenden Kongresses kaufmännischer Kon⸗ gregationen und katholischer kaufmännischer Ver⸗ eine Deutschlands hielt Freiherr von Schorlemer⸗Alst eine Rede, in welcher er, wie die „Nat.⸗Ztg.“ berichtet, unter Anderem die Artikel des „Osservatore Romano“ berührte, welche im Sinne der französischen Revanchepolitik gegen den Dreibund gerichtet sind. Freiherr von Schorlemer-⸗Alst er⸗ klärte, daß die deutschen Katholiken diese Darlegung ganz entschieden desavouiren und jedes Wort dieser Artikel zurück⸗ weisen, ferner daß der Papst diesen Preßäußerungen völlig fern stehe.
Bayern.
München, 10. August. Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich wird der M. „Allg. Ztg.“ zufolge am kommenden Freitag Feldafing verlassen und sich von dort nach Ischl begeben. Gestern Nachmittag verweilte die Kaiserin mehrere Stunden zum Besuche ihrer erlauchten Mutter der Herzogin Max in Possenhofen.
Sachsen.
Dresden, 9. August. Ihre Majestäten der König und die Königin trafen, wie die „Lpz. Ztg.“ meldet, vorgestern im bayerischen Königsschloß Linderhof mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten Luitpold von Bayern zusammen. Von Possenhofen aus hatte Ihre Majestät die Königin Tags zuvor ihre Tante, die Herzogin Ludovica, besucht. Ihre Majestäten treffen am Dienstag Vormittag von ihrer Reise in Bayern wieder hier ein, fahren direkt bis Nieder⸗ sedlitz und von dort nach Pillnitz. — Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg und Familie haben sich gestern Nachmittag nach Lindau am Bodensee begeben. — Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Erzherzogin Maria Josepha ha Reichenau wieder verlassen und sich nach Wien begeben.
Württemberg. “
Stuttgart, 11. August. Der „Staats⸗Anzeiger für Württemberg“ meldet: Nachdem bei Seiner Majestät dem König in der Mitte der vergangenen Woche ein Rückfall mit lebhaften Beschwerden, abendlichem lebhaften Fieber und unruhigen Nächten eingetreten, haben sich seit gestern diese Erscheinungen erfreulich gebessert. Das derzeitige Befinden
Seiner Majestät ist leidlich. Mecklenburg⸗Schwerin. 1
Schwerin, 10. August. Ueber das Befinden Königlichen Hoheit des Großherzogs ist nachstehendes Bulletin ausgegeben worden: 1 1
Gelbensande, 9. August. Die bedrohlichen Erscheinungen im Zu⸗ stande Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs sind seit Freitag Mittag gewichen. Anfälle von Asthma und anderen nervösen Reizungssymptomen traten noch ebenso oft, aber weniger heftig auf. Der Schlaf ist rubiger und anhaltender geworden. Der Appetit ist nicht genügend, Zunahme der Kräfte nicht bemerkbar. Die der iphtherie bestehen unverändert fort. Müller.
sKartins.
“ Sachsen⸗Altenburg.
Altenburg, 10. August. Der Wirkliche Geheime Rath und Staats⸗Minister von Leipziger, welcher bereits seit Mitte Juli d. J. aus Gesundheitsrücksichten dienstlich beurlaubt war, ist auf sein Ansuchen zur Disposition gestellt worden. 8 “ 8 Sachsen⸗Coburg⸗Gotha
Coburg, 10. August. Seine Königliche Hoheit de Prinz Alfred von Edinburg ist, der „Cob. Zig.“ zufolge, gestern eingetroffen.
Deeutsche Kolonien ““ Major von Wissmann, welcher am Sonntag in Kairo eingetroffen war, ist, nach einer Drahtmeldung des Wolff'schen Bureaus, bereits gestern von dort nach Bagamoyo weiter⸗
Oesterreich⸗Ungarn.
Wie die „Presse“ meldet, findet heute (Dienstag) im Ministerium des Aeußern zwischen den österreichisch⸗ ungarischen, deutschen und schweizerischen Handelsvertrags⸗ Delegirten eine Konferenz statt, in welcher auf Grund der eingeholten Instruktionen über die bestehenden Differenzen verhandelt werden wird. Sollte in der heutigen Konferenz keine Ausgleichung erzielt werden, so würden die Verhandlungen mit der Schweiz eine kurze Unterbrechung erfahren, jedenfalls würden die österreichische und die deutsche Regierung in die Vertragsverhandlungen mit Italien ein⸗ treten. Mit Rücksicht hierauf hätten in den letzten Tagen Be⸗ rathungen zwischen den deutschen und österreichischen Unterhändlern stattgefunden. Die Verhandlungen würden in München abgehalten werden und Montag, den 17. d. M. beginnen.
Wien, 11. August. Gestern Abend 10 Uhr traf, wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, der König Alexander von Serbien in Begleitung des Regenten Ristitsch, des Minister Präsidenten Pasitsch, seines Gefolges sowie der Ehren⸗Kavaliere, des F. M. L. Nemesitsch und des serbischen Gesandten Simitsch, welche dem König bis zur Grenze entgegengefahren waren, hierselbst ein. Auf dem Bahn⸗ hof hatten sich, da der König incognito reist, nur der österreichischꝛungarische Gesandte am serbischen Hofe, Freiherr von Thömmel, der Statthalter, der Polizei⸗Präsident, der Corps⸗Kommandant, die Herren der hiesigen serbischen Gesandt⸗ schaft und eine Deputation der serbischen Kolonie zur Be⸗ grüßung eingefunden. Die zahlreiche auf dem Bahnhofe anwesende Menschenmenge begrüßte den Monarchen mit Vivat⸗ und Zivio⸗Rufen. Heute Vormittag ist der König, der in der Hofburg Wohnung genommen hatte, in Begleitung seines Ge⸗ folges und des Personals der hiesigen serbischen Gesandtschaft mittelst Sonderzuges nach Ischl abgereist.
Das „Fremdenblatt“ hebt in einer Besprechung des Be⸗ suchs des Königs von Serbien am österreichischen Hofe hervor, Oesterreich⸗Ungarn habe keinen anderen Wunsch, als daß sich Serbien kulturell und wirthschaftlich entwickke und daß sich seine inneren politischen Zu⸗ stände immer gedeihlicher gestalten möchten. In letzterer Beziehung drängten sich allerdings starke Zweifel auf. OesterreichUngarn müsse die Vorgänge in Serbien um so aufmerksamer verfolgen, als die dortigen heftigen Partei⸗ streitigkeiten, namentlich seit dem Vorherrschen der radi⸗ kalen Partei, zu leidenschaftlichen Ausfällen gegen Oester⸗ reich⸗Ungarn führten, welche auf ein freundnachbar⸗ liches Verhältnis mit der Zeit störend wirken müßten. Das „Fremdenblatt“ sagt, es sei überzeugt, daß dies auch der Einsicht der gegenwärtigen Leiter der Geschicke Serbiens nicht entgangen sein könne, und spricht die Hoffnung aus, der König werde von den Besuchen in Peterhof und Ischl mit dem beruhigenden Bewußtsein heimkehren, daß, wenn er in sein hohes Amt eintrete, ihm die Sympathien beider Höfe stützend zur Seite stehen würden.
Die Erzherzöge Albrecht und Wilhelm sind, wie das „Prag. Abdbl.“ berichtet, zu den Festungsmanövern nach Komorn abgereist, bei welchen die wichtigsten Neue⸗ rungen im Befestigungswesen, in der Vertheidigung und Be⸗ lagerung fester Psätze praktisch erprobt werden sollen. Die Manöver werden sechs Tage dauern.
Den großen Manövern im September werden, wie „W. T. B.“ meldet, beiwohnen: Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm, Kaiser Franz Joseph, König Albert von Sachsen, sowie zahlreiche andere Fürstliche Persönlichkeiten. Das Terrain, auf welchem die Manöver unter Anwendung von rauchschwachem Pulver stattfinden sollen, wird zur Ver⸗ meidung von Unglücksfällen im weitesten Umkreise abgesperrt. Die Manöver werden eine Truppenmacht von 70 000 Mann vereinigen und einen strengen, ernsten Charakter tragen, wobei alles Schaugepränge vermieden werden soll. —
In Prag wurde in einer Versammlung von Delegirten des Verbandes der Bezirks⸗Krankenkassen der Ar⸗ beiter⸗Unfallversicherungs⸗Anstalt für Böhmen nach heftigen Debatten der Antrag der deutschen Delegirten, betreffend die Trennung des Verbandes in einen deutschen und einen czechischen, mit 84 gegen 74 Stimmen abgelehnt.
Hierauf verließ die Mehrzahl der deutschen Delegirten den b 1n “
Sitzungssaal. Frankreich. Paris, 11. August. Der Großfürst Alexis Rußland, welcher bereits gestern erwartet wurde,
heute Vormittag hier eingetroffen.
kein Mitglied der russischen Botschaft anwesend. Die zahl⸗
reichen auf dem Bahnhof versammelten Reisenden begrüßten
den Großfürsten mit den Freufen⸗ „Hoch lebe der Zar, hoch lebe Rußland!“ Der Großfürst begab sich vom Bahnhof nach seiner Wohnung Hötel Continental.
Da der Großfürst gestern nicht ankam, glaubte man hierin
politische Gründe erblicken zu sollen. it Bezug hierauf
meldete ein gestriges Telegramm des „
fürsten, bei seiner Durchreise durch Paris ein so
Anwesenheit
einer erfahren solle.
8
86
11“
Nachmittag aus Devonport in England wieder hier
ist erst Auf dem Bahnhofe war
W. T. B.“ aus Paris: „Das Auzbleiben des Großfürsten Alexis, welcher heute früh hier erwartet wurde, wird hier lebhaft erörtert. Die russische Botschaft, welcher die Ankunft des Großfürsten für heute früh offiziell angezeigt worden war, ist ohne Nachricht und erklärt sich den Vorgang aus dem Bestreben des Groß⸗ Biesafe gon Incognito zu wahren, daß nicht einmal die Botschaft von 1 2 In diplomatischen
Grafen von Montebello
„Standard“
Ernte der christlichen Landbevölkerun
Kreisen meint man, der Großfürst komme, indem er incognito durch Paris reise, einem Wunsche der französischen und der russischen Regierung entgegen. gierung sehe nicht ohne Unruhe die russenfreundliche Bewegung über das Ziel hinausgehen, welches sie derselben habe stecken wollen, und halte es sogar für nöthig, das Ueberschwängliche derselben abzudämpfen. Möglich sei ferner, daß der Groß⸗ fürst im letzten Augenblick einen Wink aus St. Petersburg erhalten habe, den Pariser Kundgebungen auszuweichen.“
In einer Pariser Correspondenz der „Köln. Ztg.“ wird auf die fortdauernden französischen Kundgebungen der Sympathie für Rußland hingewiesen. Am Freitag fand eine solche in Toulon statt. Als die Musik der Mannschaften der Flotte auf dem Exerzierplatz ihr gewöhnliches Concert mit dem von einem St. Petersburger Franzosen komponirten „Gruß an Rußland“ beendet hatte, stießen die Zuhörer begeisterte Vivats aus. Die Musik mußte hierauf die russische Hymne, dann die Marseillaise spielen, während der Platz mit bengalischem Feuer beleuchtet wurde. — Der „Voss. Ztg.“ berichtet man ähnliche Vorgänge, die sich in Nancy am Sonnabend zu⸗ trugen. Die Union nancsenne spielte auf dem Thiersplatz, wo etwa 2000 Personen sich befanden. Die russische Hymne wurde zwei Mal verlangt und unter Hochrufen auf Rußland und Frankreich gespielt. Die Menge verlangte dann die Marseillaise und den Pore de la Victoire, wobei der Beifall sich verdoppelte. In der ganzen Stadt herrschte große Begeisterung. Genau dasselbe fand, nach der Drahtnachricht, um dieselbe Stunde auf der Place de la République in Algier statt, wo ebenfalls der Pere de la Victoire den Gipfelpunkt der Begeisterung bezeichnete. Der Pere de la Victoire ist ein auf Boulanger gedichtetes Rache⸗ lied. In Bichy werden alle Gesang⸗, Turn⸗ u. s. w. Vereine ausgeboten, um dem Großfürsten Alexis von Rußland einen überschwänglichen Empfang zu bereiten.
Die Vernichtung der französischen Expedition Crampel (vgl. Nr. 184 u. flgd. d. Bl.), wird, wie demselben Blatt unter dem 9. d. M. aus Brüssel geschrieben wird, auch von dem congostaatlichen „Mouvement géographique“ nicht mehr bezweifelt. Das Blatt hebt hervor, daß das Unter⸗ nehmen, auf welches die Franzosen so große Hoffnungen ge⸗ setzt hatten, ungenügend ausgerüstet war und von Anfang an nur Mißerfolge hatte. In der Darstellung heißt es:
Von den vier Weißen, welche Crampel begleiteten, starben schon bald nach dem Aufbruche zwei: der Ingenieur Lanzière und der Leiter der Karawane Orsi. So mußte Crampel mit nur zwei Weißen, mit dem Unteroffizier Biscarrat und dem Leiter der Karawane Nebout und nur von 29 mit Flinten ausgerüsteten Schwarzen begleitet den Marsch in das unbekannte Innere antreten. In dieser Weise mehr als tausend Kilometer inmitten wilder Stämme durchschreiten, war „eine Toll⸗ heit“, welche Crampel mit seinem Leben bezahlt hat. „Damit ist der Hoffnung der Franzosen, sich schnell und leicht in den Besitz des unbekannten Gebietes, welches sich im Nordosten des Ubangi ausdehnt und welches man in Deutschland das „Hinterland von Kamerun“ nennt, setzen zu können, ein schrecklicher Schlag zugefügt worden, um so mehr, als die gescheiterten deutschen von dem Lieute⸗ nant Morgen und dem Dr. Zintgraff unternommenen Versuche den französischen Unternehmungen das Feld freigelassen hatten.“
Am 1. Oktober d. J., beim Beginn des neuen Schul⸗ jahres, wird eine wichtige Reform vollständig durchgeführt sein: die Verweltlichung aller Knabenschulen. An diesem Tage läuft, wie der „Wes.⸗Ztg.“ geschrieben wird, die durch Gesetz vom Jahre 1885 für die Ersetzung der geistlichen Lehrer durch weltliche festgesetzte fünfjährige Frist ab. Von 52 000 Lehrern der verschiedenen Klassen waren in diesem Jahre nur noch 1213 Geistliche. Die Verweltlichung der Mädchenschulen ist noch nicht so weit fortgeschritten. Das Gesetz vom Jahre 1886 setzt auch keine bestimmte Frist für dieselbe fest, weil noch kein genügendes Lehrerinnenpersonal vorhanden ist; es bestimmt nur, daß in den Departements, in welchen seit vier Jahren ein Lehrerinnen⸗Seminar besteht, keine Schulschwester angestellt werden darf. Unter 44000 Lehrerinnen befinden sich jetzt noch 11 000 Schulschwestern.
Türkische Räuber entführten nach hier eingegangenen Meldungen aus Konstantinopel am 7. August in der Nähe der Gegend, wo Anfang Juni der Ueberfall des Orient⸗ Expreßzuges stattgefunden hat, den Franzosen Raymond, Inhaber einer Farm, und dessen Verwalter Ruffie. Die Entführten leisteten Widerstand, wurden jedoch überwältigt, im Kampfe verwundet und fortgeführt. Ruffie wurde sehr bald entlassen, um ein Schreiben Raymond's an den französischen Botschafter in Konstantinopel zu überbringen. Raymond ittet in demselben um 115 000 Fr. als Lösegeld, da er andernfalls erschossen werden würde. Graf von Montebello hat ohne Verzug die nothwendigen Schritte bei dem Sultan
und der hohen Pforte, um die sofortige Befreiung Raymond'’s
u erwirken.
Rußland und Polen.
Einem Telegramm der „Köln. Ztg.“ aus St. Peters⸗ burg zufolge ließ der König von Serbien der (wie schon gemeldet von ihm nicht empfangenen) Abordnung des
ischer Emigranten erklären: er nehme Vertretern eines Volkes entgegen, dessen im Einverständniß mit dem Willen des
Die Meldung des Pariser „Figaro“, daß über Nischnij⸗
8 Nomgorod in Folge von Unruhen der Belagerungs⸗
zustand verhängt worden sei, wird, einem Telegramm des „W. T. B.“ aus St. Petersburg zufolge, unterrichteterseits als böswillige Erfindung bezeichnet. Wie alljährlich für die Dauer der Messe, sei auch diesmal die verschärfte Sicherheits⸗ aufsicht angeordnet worden. 11u““
Türkei.
Niach einer Meldung der „Times“ aus K
wies die Pforte die türki ö 1 1 —
an, den dortigen Bulgaren die freie Ausübung ihrer eigenen religiösen Riten zu gestatten, welches Recht ihnen der griechische Patriarch bisher verwehrt hatte.
Aus Canea hat der Athenische Berichterstatter des Pas einen Bericht empfangen, wonach es Djevat C 8 88 gelungen ist, den Fanatismus der Mohamedaner auf d reta zu dämpfen. „Besonders nothwendig“, heißt es in
er Meldung, „war dies in dem Distrikt von Heraklion, wo fanatische Muselmänner bereits angefangen hatten, die reiche Auf zu plündern. Das
uftreten Djevat Pascha's hat diesen Exzessen jedoch ein Ende Der energische Gouverneur hat ferner mehrere Unter⸗ beamte, welche sich ungerechte Handlungen zu Schulden kommen ließen, entlassen und einige Mohamedaner, welche der Mit⸗
Die französische Re⸗
waren, nach Rhodos verbannt.“
Bulgarien.
Petkoff und die Redacteure der Zeitung „Swoboda“ erhielten, dem „W. T. B.“ zufolge, von Dragan Zankoff und mehreren anderen bulgarischen Emigrirten unterzeichnete Briefe, in denen ihnen mit dem Tode gedroht wird, wenn sie fortfahren sollten, den Prinzen Ferdinand zu unter⸗ stützen. Der Vorfall ist hier ohne Eindruck geblieben. 1
Dänemark. Kopenhagen, 11. August. Das französische Ge⸗ schwader segelte, wie „W. T. B.“ meldet, heute Morgen 7 ½ Uhr östlich von Sprogö vorbei in der Richtung nach Norden.
Ritzau's Bureau veröffentlicht einen Rechenschafts⸗ bericht des zurückgetretenen Kultus⸗Ministers Scavenius. In demselben erklärt der Minister: Er sähe die unternommenen neuen Vertheidigungsmaßregeln als eine Nothwendig⸗ keit und eine Pflicht der Regierung an, um die Selbständig⸗ keit des Landes zu wahren, ohne jeden Hintergedanken an Revanche, welche dem mächtigen Deutschland gegenüber eine Lächerlichkeit sein würde. Er protestire gegen die Behaup⸗ tung, sein Rücktritt sei durch französische Sympathien ver⸗ anlaßt. Er bewundere zwar die weitreichende Bedeutung Frankreichs auf geistigem Gebiet, werde aber nicht auf Abenteuer mit Frankreich gehen, selbst wenn dasselbe von Rußland unterstützt würde. In der entente cordiale der beiden Länder sehe er vielleicht die beste Garantie des Friedens. Er spreche sich zu Gunsten eines Vertheidigungs⸗ bündnisses mit Schweden und Norwegen aus, da sonst die nördlichen Reiche, jedes für sich, ihre Selbständigkeit nicht behaupten könnten. Der Kampf für die Religion und gegen den literarischen Radikalismus dürfe wesentlich nur mit Geistes⸗ waffen geführt werden.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Die Kriegsschiffe „Char⸗ leston“, „Marion“ und „Alert“ haben, laut Meldung des „W. T. B.“ aus New⸗York vom 10. August, den Befehl er⸗ halten, sich nach der asiatischen Station zu begeben.
Parlamentarische Nachrichten.
Das amtliche Resultat der am 7, d. M. im 1. Wahl⸗ kreis Tilsit⸗Niederung stattgehabten Reichstags⸗ ersatzwahl ist folgendes: Abgegeben wurden insgesammt 19 465 Stimmen. Davon erhielt Hans von Reibnitz (Heinrichau in Westpreußen), Majoratsbesitzer (freisinnig), 10 894 Stimmen und Weiß, Gutsbesitzer zu Perwallkischken (freikonservativ), 8571 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt.
Kunst und Wissenschaft.
S. Seine Majestät der König von Sachsen hat während seines Aufenthalts in München bei Franz von Lenbach ein Bildniß seiner selbst bestellt, wozu der Künstler die Vorbereitungen durch Aufnahme zahlreicher Photographien alsbald getroffen hat.
S. Seine Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Meiningen gab jüngst bei seiner Anwesenheit in München dem Bildhauer Adolf Hildebrand⸗ einen Auftrag, der von feinstem künstler ischen Verständniß zeugt. Hildebrand soll nämlich zu dem bekannten sitzen⸗ den Merkur in Neapel, einem der wenigen ganz erhaltenen Bronze⸗ werke aus dem Alterthum, ein Gegenstück schaffen, eine Aufgabe, die den Wünschen und der Eigenart des Künstlers überaus angemessen sein dürfte.
— Für die Neue Pinakothek in München sind, der M. „Allg. Ztg.“ zufolge, fünf Bilder der berühmten Graf'schen Sammlung antiker Porträts aus hellenistischer Zeit (welche seiner Zeit auch in Berlin zu sehen war), und zwar zwei Frauen⸗ und drei Männer⸗Bildnisse angekauft worden. Gegenwärtig ist die Graf'sche Sammlung im Königlichen Museum der bildenden Künste in Stuttgart ausgestellt.
8. Für die Königliche Gemäldegalerie zu Dresden ist wiederum ein Gemälde erworben worden, und zwar ein Bildniß des englischen Bildnißmalers Joshua Reynolds (1723 — 1792). Die Er⸗ werbungeist um so werthvoller, als in der ziemlich vollständigen Sammlung von Bildern des 18 Jahrhunderts gerade die englische Schule bisher gämlich fehlte. Das Bildniß stellt, wie Hr. Scharf, der Direktor der National⸗Portrait⸗Gallerie, mittheilt, einen jungen Herrn in der malerischen Tracht des Dunstable Hunt dar und dürfte in der besten Zeit des Künstlers, um 1760, gemalt sein.
8. Der Ober⸗Bürgermeister Dr. Stübel in Dresden ist, wie schon mitgetheilt, zu seinem 25 jährigen Amtsjubiläum zum Ehrenbürger Dresdens ernannt worden. Die Ernennungsurkunde ist von be⸗ sonderer monumentaler Art; sie besteht nicht aus einem gewöhnlichen kalligraphischen Blatte, sondern ist ein plastisches, in Silber gegossenes und ciselirtes Werk von dem Bildhauer Harald Richter, Professor an der Kunstgewerbeschule zu Dresden. Die eigentliche Urkunde ist eine ovale Tafel in mattem Silber mit der Schrift in schwarzem Email und einer Ansicht über die Auzustusbrücke auf das Königliche Schloß und die beiden Hauptkirchen. Die Umrahmung ist im Barockstil gehalten, der an den Stil der Dresdener Bauten des 18. Jahrhunderts an⸗ klingt. Unten sitzt die Gestalt der Dresda, die ein blühendes Lorbeer⸗ reis emporstreckt. — Als Ehrengabe erhielt Dr. Stübel außerdem eine Mappe mit 13 Aquarellen von Dresdener Künstlern (Erwin Oehme, Georg Estler, Max Fritz und E. Riech), darstellend die zahl⸗ reichen Bauten und Denkmäler, die unter Ober⸗Bürgermeister Dr. Stübel's Amtsführung, meist auf seine Anregung hin, entstanden sind. Die Stadträthe schenkten ihrem Oberhaupte eine hohe Vase in Meißener Porzellan mit Blumenmalerei. Der Jubilar hat sich um die künstlerische Ausschmückung Dresdens in mannigfacher Weise ver⸗ dent gemacht, darum sind die künstlerischen Ehrungen besonders am
atze.
— Die theologische Fakultät der Universität Leipzig ernannte durch einstimmigen Beschluß den Präsidenten des sächsischen Landes⸗ Konsistoriums, Wirklichen Geheimen Rath Dietrich Otto Freiherrn von Berlepsch in Dresden zum Ehrendoktor der Theologte.
— In der Kunstwerkstätte von Howaldt in Braunschweig, aus der vor Kurzem erst das Abt⸗Denkmal hervorgegangen, ist, wie man dem „Hann. Cour.“ schreibt, jetzt auch das für Leipzig be⸗ stimmte Standbild Felix Mendelssohn⸗Bartholdy's nach dem Modell von Werner Stein in Leipzig im Guß vollendet. Die Enthüllung des Standbildes, welches den berühmten Komponisten im halb zurückgeschlagenen Mantel darstellt, soll im Frühjahr nächsten Jahres stattfinden. Außerdem ist vor Kurzem in Howaldt's Atelier das vom Professor Hintze gearbeitete Modell einer Nike eingetroffen,
schuld bei der Ermordung einer christlichen Familie verdächtig
Sofia, 11. August. Die Minister Stambuloff und
das in Kupfer getrieben wird. Das Bildwerk ist für das neue Kunst.
akademie⸗Gebäude in Dresden bestimmt.
— In London ist gestern Nachmittag der internationale
Kongreß für Hvgiene und Demographie im großen Saale der St. James⸗Hall von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen von Wales feierlich eröffnet worden. Der Prinz hieß die fremde Delegirten. deren etwa 2200 erschienen sind, willkommen. Unter ihnen befinden sich die hervorragendsten Gelehrten Europas Es folgten hierauf die Ansprachen der Vertreter der verschiedenen Nationen. Generalarzt Dr. Roth⸗Dresden sprach im Namen Deutschlands, Josef Koeroesi Nol für Oesterreich⸗Ungarn; Beide spendeten England Lob für die von diesem übernommene Führung in Fragen der hãus⸗ lichen Gesundheitspflege. — Wie die „Allg. Corr.“ mittheilt, wird der Kongreß sich in zwei große Gruppen und zehn Sektionen theilen. Die erste Gruppe wird sich mit der Hygiene, der Präventivmedizin, der Bakteriologie, den ursächlichen Beziehungen der Krank⸗ heiten der Thiere zu den Menschen, der Hygiene der Kinder, dem Verhältniß der Physik und Chemie und der Gebäude zur Hygiene und mit der öffentlichen Gesundheitspflege be⸗ schäftigen. Diese Gruppe hat neun Sektionen, während die zweite nur eine zählt. Die Verhandlungen der Letzteren sind der De⸗ mographie, der Gesundheitsstatistik und der Hygiene der Industrie ge⸗ widmet. Die einzelnen Sektionen tagen in verschiedenen Lokalen:; im Burlington House, dem Lokal der Königlichen Gesellschaft der Wissen⸗ schaften, in den Räumen der geoloaischen Gesellschaft und in der Londoner Universität. Die Sektionen werden Dienstag(heute), Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 10—2 Ubr tagen. Daß die Zierden dez ärztlichen Standes des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland sich der hohen Bedeutung des bevorstehenden Kongresses wohl bewußt sind, beweist die große Anzahl englischer medizinischer Größen, welche an den Verhandlungen Theil nehmen. Der Lordmayor wird die Mitglieder des Kongresses in der Guild⸗ hall heute, Dienstag, Abend und das Königliche College der Aerzte sie in seinen Räumen am Mittwo willkommen heißen. Am Donnerstag werden die Gelehrten im Krystallpalast zusammen speisen, wo ihnen zu Ehren ein besonders prächtiges Feuerwerk statt⸗ findet. Dann hat der Rheder Sir Donald Currie eine große Anzahl der Kongreßmitglieder zu einem Gabelfrühstück an Bord des Ocean⸗ dampfers „Drummond Castle’ eingeladen. Bemerkenswerth ist das rege Interesse, welches Indien, das von Seuchen besonders geplagte Lond, den Verhandlungen des Kongresses entgegenbringt. Der Nizam von Hyderabad, der Goekwar von Baroda, die Maharajahs von Jeypore und Bhavnagar haben jeder 100 £ und der Maharajah von Cooch Behar 50 £ für den Kongreß gezeichnet. Andere indische Fürsten haben ihre Sympathie durch geringere Beiträge bezeugt. Der Kongreß wird denn auch am Donnerstag Nachmittag eine besondere Ver⸗ semmrlanc abhalten, welche den indischen Verhältnissen gewidmet ein soll.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der Verband kynologischer Vereine, dem sich achtzehn der größten deutschen Hundezuchtklubs angeschlossen haben, will im nächsten Jahre auf dem Tempelhofer Felde die erste große Verbands⸗ Ausstellung veranstalten. Bei dieser Gelegenheit plant man nicht nur Prüfungen von Jagdhunden auf Wild und von Foxterriers und Dachshunden auf Fuchs und Dachs, sondern will auch größere Uebungen mit Schäferhunden veranstalten. Zu letzterem Zweck sollen große Schafheerden dienen, die man auf das Tempelhofer Feld treiben will.
Erntestand in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Nach dem dem Wolff'schen Bureau aus Washington zu⸗ gegangenen Ackerbaubericht für den Monat August stellt sich der Ertrag der Baumwollenernte im Mittel auf 889/10. Die Ernte sei zurückgeblieben, die Pflanzen wären klein und böten auf vielen Strecken ein kümmerliches Aussehen; außerdem zeigten sich in einer beschränkten Anzahl von Distrikten Raupen und Kapselwürmer; die Baumwollenernte erscheine gefährdet, wenn sich die Witterung im August nicht zum Guten wende. Der Stand des Weizens im Ganzen betrage 908⁄10, des Sommerweizens 95 ⁄0a, des Sommerroggens 896/10, des Hafers 895/10 und der Gerste 938/10. Auch beim Weizen wird die Ernte eine verspätete und mangelhafte sein, Falls die Witterung sich im August nicht bessert. Indeß dürfte das allgemeine Durch⸗ schnittsergebniß immerhin eine genügende Höhe erreichen. Der Sommerweizen hat sich, im Staate Wasbington ausgenommen, überall gebessert. Hafer hat 2 % gewonnen und Gerste wird in allen “ wo sie in sehr ausgedehntem Maße angebaut wird, reichlich scheffeln.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 Maßregeln. 8
Laut Bekanntmachung des Gesundheitsamts zu Smyrna vom 31. Juli 1891 werden sämmtliche in Smorna ankommende Schiffe am FEingang der Bucht Behufs Feststellung des Ortes ihrer Herkunft angehalten.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Köln hat die zweite englische Post über Ostende vom 10. mit Extrazug in Köln sämmt⸗ liche Anschlüsse erreicht.
„— Laut Telegramm aus Aachen ist die zweite eng⸗ lische Post über Ostende vom 10. ausgeblieben. Grund: Verspätete Abfahrt von Dover.
Bremen, 10. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd.
Der Schnelldampfer „Saale“ ist gestern Nachmittag 6 Uhr von Southampton nach New⸗York weitergefahren. Der Schnelldampfer „Ems“ trat gestern Vormittag seine Rückreise von New⸗York nach der Weser an. Der Dampfer „Braunschweig“ traf gestern in Colombo ein. Der Dampfer „Sachsen“ verließ gestern Singa⸗ pore. Der Dampfer „Amerika“ passirte gestern Lizard. Der Schnelldampfer „Aller“ traf von New⸗York heute Mittag mit 310 Passagieren auf der Weser ein. Der Dampfer „Graf Bismarck“ traf heute in Bremerhaven ein. 66 August. (W. T. B) Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 9. August Abends von Southampton nach New York ab⸗ gegangen. — Der Reichs⸗Postdampfer „Neckar“ hat am 9. August Vormittags die Reise von Southampton nach Genua fortgesetzt.
— 11. August. (W. T B.) Der Postdampfer „Amerika“, von Baltimore kommend, hat am 10. August Mittags Dover passirt. Der Postdampfer „Hannover“, von La Plata und Brasilien kommend, hat am 10. August Vorm. Las Palmas passirt. Der Reichs⸗ postdampfer „Danzig“ ist am 10. August 12 Uhr Mittags mit der für Ost⸗Asien bestimmten Post von Brindisi in Port Said angekommen. Der Reichspostdampfer „Darmstadt“ hat am 10. August 1 Uhr Nachm. nach Ueber nahme der für Ost⸗Asien bestimmten Post die Reise von Port Said nach Suez fortgesetzt.
Hamburg, 11. August. (W. T. B.) ZE nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Cheruskia“ ist gestern in St. Dominzo eingetroffen. Der Postdampfer „Borussia“ hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt.
London, 10. August. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist auf der Ausreise gestern in Capetown, der Union⸗ Dampfer „Pretoria“ heute auf der Heimreise in Southampton v Der Castle⸗Dampfer „Lismore⸗Castle ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.
— 11. August. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Spar⸗ tan“ ist gestern auf der Heimreise in Southampton angekom
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