Mülhausen, Colmar, Gebweiler und Metz auf diejenigen Schweine ausgedehnt wird, welche von dem Borstenviehmarkte in Wiener⸗Neustadt herstammen.
Oesterreich⸗Ungarn
“ “ Die Handelsvertragsverhandlungen mit der
Schweiz sind, wie ein olffsches Telegramm meldet, keineswegs unterbrochen worden. Gestern Nach⸗ mittag traten vielmehr die Delegirten Oesterre ich⸗ Ungarns, Deutschlands und der Schweiz zu einer Konferenz zusammen, welche indeß nicht von langer Dauer war. Dem Vernehmen der „Presse“ nach vollzog sich in dieser Verhandlung eine neuerliche und erhebliche An⸗ näherung zwischen dem Standpunkte Oesterreich⸗Ungarns und Deutschlands mit jenem der Schweiz, sodaß die Hoffnung keineswegs ausgeschlossen erscheint, auch ohne die in Aussicht genommene Unterbrechung noch vor dem Eintritt in die Ver⸗ handlung mit Italien zu einer Verständigung mit der Schweiz zu gelangen.
Der Hoffnung auf Verständigung gab bereits ein von Wien, 8. August, datirter Brief des Berner „Bund“ Ausdruck, in welchem es hieß: Nach einer mehrtägigen Pause fand gestern wieder eine Sitzung der Delegirten zu den Vertragsverhand⸗ lungen statt, welcher nächste Woche eine zweite folgen wird. Schon dieser äußerliche Umstand beweist, daß gestern nicht die erwartete Entscheidung gefallen ist und daß man noch immer trachtet, eine Unterbrechung der Verhand⸗ lungen hintanzuhalten, dieselben vielmehr doch zu Ende zu führen. Diesem Bestreben huldigen in gleicher Weise alle betheiligten Delegirten, ohne daß freilich bisher eine Verständigung über die wenigen Punkte getroffen wäre, welche den Stein des Anstoßes bilden. Eine Verständigung wird auch im Falle der Vertagung sicher erzielt werden, denn einer⸗ seits sind die Interessen aleer drei betheiligten Staaten an demselben sehr große und anderntheils die Punkte des Zwie⸗ spalts nicht prinzipieller Natur, sondern eben nur verschieden hoch gegriffene Zollsätze auf einzelne Artikel. Gerade weil die Delegirten durchaus nicht durch prinzipielle Gegensätze in ihren VIe von einander abweichen, darf man mit einiger Sicherheit annehmen, daß ein Handelsvertrag zwischen der Schweiz, Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn abgeschlossen werden wird. Ob nun die Negoziationen jetzt oder im Herbst zu Ende geführt werden, ist vollkommen irrelevant für die Thatsache, daß die handelspolitische Lage den Abschluß des be⸗ sagten Handelsbundes verlangt.
Wien, 12. August. Der König von Serbien empfing heute Vormittag in Ischl den Minister des Außern Grafen Kälnoky, der Kaiser den Regenten Ristitsch und den Minister⸗Präsidenten Pasitsch. Am Nach⸗ mittag besuchte der Kaiser den König von Ser⸗ bien und verweilte bei ihm über eine halbe Stunde. Der König stattete den in Ischl weilenden Mit⸗ gliedern des Kaiserhauses, ferner dem Oberst⸗Hofmeister Prinzen Hohenlohe⸗Schillingsfürst und dem Grafen Kälnoky Besuche ab; der Letztere machte Ristitsch und Pasitsch einen Besuch. Nach dem Diner machte der Kaiser und der König eine Spazierfahrt nach Strobl und sodann eine Rundfahrt auf dem Wolf⸗ gangsee. Abends fand Theatervorstellung statt. Die Abreise des Königs, der sich nach Luzern begeben und dort mit dem König Milan zusammentreffen wird, erfolgte um 10 Uhr Abends. Der Kaiser wie die Herren vom Ehrendienst hatten dem König das Geleit nach dem Bahnhofe gegeben.
Der Kaiser verlieh dem König von Serbien das Großkreuz des Stephan⸗Ordens, dem Regenten Ristitsch das Großkreuz des Leopold⸗Ordens, dem Minister⸗ Präsidenten Pasitsch und dem serbischen Gesandten Simitsch den Orden der Eisernen Krone erster Klasse. — Der König von Serbien verlieh dem Erzherzog Franz Salvator und dem Prinzen Leopold von Bayern den Weißen Adler⸗Orden erster Klasse.
Der „Politischen Correspondenz“ wird die St. Peters⸗ burger Nachricht, der König von Serbien habe den Empfang der bulgarischen Deputation in St. Petersburg abgelehnt, weil er eine Adresse der Vertreter eines Volkes, dessen Regierung gegen den Willen des Kaisers von Rußland handele, nicht annehmen könne, von unterrichteter serbischer Seite als durchaus unrichtig bezeichnet. Der König habe die Abordnung aus Rücksicht auf die bul⸗ garische Regierung nicht vorgelassen, mit welcher Serbien völlig freundnachbarliche Beziehungen unterhalte und auch weiterhin zu pflegen entschlossen sei.
Ueber den Konflikt, der sich in der Versammlung des
Verbandes der böhmischen Bezirks⸗Krankenkassen ergeben hat (vgl. Nr. 187 d. Bl.), schreibt man der Wiener „Presse“: 88 Pes Verlangen der Deutschen nach einer Theilung des Ver⸗ bandes in zwei nationale Gruppen wurde von den in der Majorität befindlichen Czechen abgelehnt, worauf der größere Theil der deutschen Delegirten den Verhandlungssaal ver⸗ ließ. Man darf zuversichtlich erwarten, daß es dem Zareden besonnener Mitglieder aus beiden Lagern gelingen werde, diesen Zwie⸗ spalt in einer für Deutsche und Czechen befriedigenden Weise zu be⸗ seitigen. Es wäre doch seltsam und nicht zu rechtfertigen, wenn in einer Inastitution von ausschließlich humanitärer Tendenz wie die Arbeiter⸗Unfallversicherungs⸗Anstalt ein friedliches Zu⸗ sammenwirken der Vertrauensmänner beider Volksstämme unmöglich sein sollte. Die Unfallversicherung der Arbeiter ist ein verhältniß⸗ mäßig noch junges Institut, welches seine gemeinnützige Aufgabe nur dann in ersprießlicher Weise erfüllen kann, wenn es dem nationalen Hader vollständig entrückt ist. 1““ b
Nach Mittheilungen Wiener Blätter ist die Errichtung eines rumänischen Konsulats für Czernowitz be⸗ schlossen.
Das ungarische Unterhaus hielt, wie aus Buda⸗ pest gemeldet wird, gestern eine Sitzung, in welcher der Be⸗ richt des Immunitäts⸗Ausschusses sowie das Minoritäts⸗ Gutachten über die Angelegenheit Ugron⸗Uzelac unter⸗ breitet wurde. Der Präsident machte den Vorschlag, den Bericht auf die Tagesordnung der am Donnerstag abzuhaltenden
Sitzung zu stellen, und das Haus schloß sich dem Vorschlage des Präfidenten an.
Großbritannien und Irland. Ihre Majestät die Königin begab sich gestern Nachmittag
Begleitung der Prinzessin Beatrice und der Prin⸗
zessin Heinrich von Preußen an Bord der Nacht „Alberta“ von Cowes nach Portsmouth zum Empfange des Prinzen Heinrich von Preußen. Nach Ankunft Seiner vr 27 Hoheit kehrten die hohen Herrschaften nach Cowes zurück und begaben sich von dort nach Osborne.
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Der Kronprinz von Italien traf, wie schon gemeldet, am 7. d. M. Morgens in Edinburg ein, nahm die dortigen Sehenswürdigkeiten in Augenschein und folgte alsdann der Einladungzueinem Frühstück, welches der Bürgermeister von Edin⸗ burg ihm zu Ehren im Rathhause gab. Nachmittags besichtigte der Prinz die Forthbrücke und Abends speiste er mit dem Offizier⸗Corps der Cameron⸗Hochländer im Edinburger Schloß. Nachmittags verließ er die Stadt, um sich nach Buchanan Castle zu begeben, wo er einige Tage der Gast des Herzogs von Montrose war; dann wollte sich der Prinz nach Drummond Castle, dem Sitz des Lord Willoughby, begeben. Am 15. d. M. gedenkt Seine Königliche Hoheit, der „Köln. Ztg“ zufolge, in Newcastle dem Stapellauf eines neuen Dampfers der britisch⸗italienischen Linie beizuwohnen und dann seine Reise nach Norwegen an⸗ zutreten. 18 .Vor einer öußerst zahlreichen Versammlung hielt der irische Ober⸗Sekretär Balfour am Dienstag Abend in Plymouth eine Rede, in deren Werlauf er sich des Näheren über die angekündigte Lokalverwaltungsbill für Irland ausließ und mittheilte, er hoffe, daß sie nach Wiederzusammentritt des Parlaments zur Annahme gelangen werde. Der „Allg. Corr.“ zufolge äußerte sich der Redner etwa folgendermaßen:
Ein liberaler Abgeordneter, John Morley, habe die Bill „Home Rule im Kleinen“ genannt. Er wolle nur daran erinnern, daß Lokal⸗ verwaltung für Irland bereits in einer der Thronreden von 1880 oder 1881, also während der ersten Zeit der Administration Hrn. Glad⸗ stone's, angekündigt worden sei. In jenen Tagen hätten es weder Glad⸗ stone noch seine Kollegen an Sympathie für irische Home Rule fehlen lassen, und er verstehe deshalb nicht, weshalb die konservative Partei nicht ein Gesetz einbringen und möglicherweise auch an ehmen dürfe, gegen welches man vor zehn Jahren kein Bedenken getragen habe. Es ließe sich nicht in Abrede stellen, daß sowohl in Ir⸗ land wie in Ergland zahlreiche Freunde der jetzigen Regierung jedem Ver⸗ such, Lokalverwaltung für Irland zu schaffen, mit Mißtrauen, wenn nicht mit Furcht, gegenüberständen. Er wolle gern zugeben, daß sich in Irland ein so großer Wechsel in der Verwaltung nicht ohne die äußerste Vorsicht durchführen lasse. In einem Lande, welches von Alters her durch Parteispaltungen zerrissen sei, die, wenn auch zeit⸗ weilig erloschen, doch jeden Augenblick in hellen Flammen auflodern könnten, wäre es eine schwierige Aufgabe für jeden Staatsmann, Ein⸗ richtungen, wie wählbare Grafschaftsräthe ins Leben zu rufen. Die Gegner der Grafschaftsräthe wiesen auf das Verhalten der Armenräthe in gewissen Grafschaften und Bezirken Irlands hin, welche sich in vielen Fällen um Sachen bekümmerten, die sie nichts angingen, welche mit den Fonds der Steuerzahler leichtsinnig umgingen und ihre Macht offen zu politischen Zwecken mißbrauchten. Er gebe zu, daß dies nicht er⸗ muthigend sei. Es sei ferner wahr, wie Hr. Morley gesagt habe, daß die Regierung bei Linderung der Noth in dem Westen von Irland es ablehnte, die Hülfsgelder erwählten Körperschaften anzuvertrauen. Er bedauere diese Entscheidung nicht. Es sei ein gewaltiger Unter ⸗ schied, einer solchen Körperschaft ihre eigenen Gelder oder die Fremder zur Verwaltung zu geben. Er halte es für Thorheit, den Graf⸗ schaftsräthen in Irland zu gestatten, die Fonds irgend einer Klasse der Bevölkerung zu verwalten, welche in den betreffenden Körperschaften nicht vertreten wäre. Die Vertretung in dem Grafschaftsrath und die Vertheilung der Steuern gingen Hand in Hand. Es gebe mehrere Gründe, weshalb die Reform Irland nicht vorenthalten werden sollte. England erfreue sich ihrer, desgleichen Schottland, und man habe sie Irland nicht einmal, nein sechsmal in Aussicht gestellt. Ehe er ein Mitglied des jetzigen Kabinets geworden sei, habe sich die unionistische Regierung dazu verpflichtet, und eine solche Verpflichtung dürfe man nicht so ohne Weiteres aufgeben. Auch über die Frage, was aus der Polizei werden solle, gebe sich große Unruhe kund. „Die Polizei in Irland“, sagte Redner wörtlich, „ist jetzt, wie sie es immer war, eine centralisirte Macht, d. h. nicht wie in England oder Schottland, eine städtische oder Grafschaftstruppe, sondern eine solche für das ganze Land. Ich glaube, daß eine centralisirte Truppe dieser Art absolut un⸗ erläßlich für Irland ist. Auf keinen 5 werde ich meine Hand dazu hergeben, die Leitung der Lokalpolizei den Graf⸗ schaftsräthen allein oder in Verbindung mit der Großjury zu über⸗ tragen.“ — Der Redner ging sodann noch zu einer Kritik der glad⸗ stonianischen Wahlflugschriften über, welche, wie er sagte, auf die Un⸗ wissenheit des Volkes spekulirten. Die unionistische Partei habe ein ausgedehntes Vertrauen zu dem Volk an den Tag gelegt, indem sie dem Landarbeiter seinen Antheil an der Grafschaftsverwaltung zu⸗ gestand. Die Gladstonianer dagegen nähmen zu den niedrigsten Demagogenkünsten ihre Zuflucht, ohne daß die Massen denselben Gehör schenkten. Mehr und mehr gelange das Volk zu der Einsicht, daß der künftige Ruhm und Wovylstand des Reiches sich auf kon⸗ servative und unionistische Prinzivpien stützten.
Im canadischen Unterhause erklärte, laut Meldung des „R. B.“ aus Ottawa, der Finanz⸗Minister Foster: die Regierung beabsichtige, einen auf Gegenseitigkeit beruhen⸗ den Handelsvertrag mit Spanien abzuschließen. Der Senat hat die Regierungsvorlage angenommen, welche der Hudsonbai⸗Eisenbahn eine jährliche Subvention von 16 000 Pfd. Sterl. auf zwanzig Jahre bewilligt. — Wie „R. B.“ vernimmt, hat die canadische Regierung der Reichsregierung Vorstellungen gemacht, daß der neue Han⸗ delsvertrag zwischen Spanien uud den Vereinigten Staaten, soweit er sich auf Cuba und Portorico bezieht, gegen den englisch⸗spanischen Handelsvertrag von 1886 ver⸗ stoße. Nach dem Letzteren genössen die Erennie Groß⸗ britanniens und seiner Kolonien die Rechte der meistbegünstigten Nation im spanischen Westindien; der neue spanische Gegenseitigkeitsvertrag mit den Vereinigten Staaten werde den Ausfuhrhandel Canadas nach den erwähnten Inseln ent⸗ schieden schädigen. Die canadische Regierung glaubt sich des⸗ halb berechtigt, dagegen, als eine Vertragsverletzung, zu protestiren. — Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Sir Hector Langevin, welcher durch die Enthüllungen der parlamentarischen Untersuchung schwer kompromittirt ist, hat, der „A. C.“ zufolge, seine Entlassung eingereicht. 1
Frankreich.
Paris, 12. August. Ueber den Aufenthalt des Groß⸗ fürsten Alexis von Rußland in Paris theilt die „Köln. Ztg.“ weiter mit, daß der Großfürst gestern Mittag zu Fuß ausging und im Palais Royal Einkäufe machte. Um 4 Uhr empfing der Prinz den Minister des Auswärtigen Ribot und andere Personen; der Empfang war um 5 ½ Uhr beendet. — Heute begab sich einer Wolff'schen Meldung zufolge der Einführer des diplomatischen Corps, Graf d'Ormesson, zum Großfürsten, um ihn im Auftrage des Minister⸗Präsidenten de Freycinet, der von Paris abwesend ist, zu begrüßen. — In Bezug auf den geplanten feierlichen Empfang in Vichy schreibt man der „Köln. Ztg.“, der Präfekt habe gestern den Gemeinderath be⸗ rufen und einen Brief des Ministers des Innern mit⸗ getheilt, der den Wunsch ausdrückt, zu Ehren des Großfürsten Alexis keine Kundgebungen zu veranstalten. Der Gemeinderath beschloß darauf, den Großfürsten nicht am Bahnhof zu empfangen. Einer Meldung des „D. B. H.“ zufolge hätte der Präfekt des Departements Allier eine Drahtnachricht des Minist
s des Aeußern Ribot
des Inhalts veröffentlicht, der Großfürst Alexis, gerührt durch die allseitigen Sympathiebeweise, nehme die Empfangs⸗ feierlichkeiten in Vichy an unter dem Vorbehalt, daß sie keinen offiziellen Charakter trꝛügen und dabei keine Truppen aufgeboten würden.
Der König von Griechenland ist heute Mittag von Aix⸗les⸗Bains abgereist und Abends um 11 Uhr in Paris angelommen. Bei der Ankunft auf dem Bahnhof wurde der König, wie „W. T. B.“ meldet, von dem griechischen Gesandten Delyannis und einem Ordonnanz⸗ Offizier des Präsidenten Carnot empfangen und von dem anwesenden Publikum begrüßt. Der König ist im Hotel Bristol abgestiegen. — Der Minister des Aeußern Ribot hat seine Abreise nach der Schweiz wegen der An⸗ wesenheit des Königs von Griechenland und der, der „Köln. Ztg.“ zufolge, zum 15. d. M. erwarteten Ankunft des Königs von Serbien verschoben.
Der französische Gesandte in Tanger, Patenötre, ist zum Gesandten in Washington ernannt worden, der bisherige Delegirte bei der Donau⸗Kommission, d' Aubigny, zum Ge⸗ sandten in Tanger, und der Direktor im Ministerium des Cogordan, zum Delegirten bei der Donau⸗Kom⸗ mission.
Einer Mittheilung des „Journal des Débats“ zufolge wird die aus 22 Schiffen bestehende Mittelmeerflotte am 25. August im Hafen von Villafranca mit dem britischen Ge⸗ schwader unter Admiral Hopkins zusammentreffen
Rußland und Polen.
Die Tarifkommission des Finanz⸗Ministeriums
hat, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, zur Erleichterung der Lage der Roggen bedürftigen Gouverne⸗ ments beschlossen, den Transport⸗Tarif der russischen Bahnen für Kartoffeln, welche den Roggen ersetzen sollen, und für Mais, der in Branntweinbrennereien den Roggen ersetzen soll, um 50 Proz. herabzusetzen.
Italien.
Der radikale Deputirte Imbriani hat in diesen Tagen dem Präsidenten der Kammer vier Interpellationen zu⸗ gestellt, von denen je eine an den Kriegs⸗Minister, den Justiz⸗ Minister, Marine⸗Minister und den Finanz⸗Minister gerichtet ist. Vom General Pelloux will, wie die „Köln. Ztg.“ be⸗ richtet, Imbriani Aufklärungen über das „ungesetzliche Ver⸗ halten der Offiziere in Bologna“ verlangen, Ferraris soll ihm Rede stehen, warum nicht auf diese Offiziere das gemeine Recht angewandt werde, Saint⸗Bon soll sich über einen Zwischenfall des Contre⸗Admirals Turi mit den Ortsbehörden in Gallipoli äußern, und vom Finanz⸗Minister Colombo endlich verlangt der Fragesteller eine Rechtfertigung wegen einer un⸗ gesetzlichen Steuererhebung in den venetischen Provinzen.
Spanien.
Die „Gaceta de Madrid“ hat, wie schon mitgetheilt, am 1. August das Königliche Dekret, betreffend die neue Handelskonvention zwischen Spanien und den Ver⸗ einigten Staaten von Nord⸗Amerika, veröffentlicht. Diese Konvention hat jedoch ausschließlich den Handelsverkehr zwischen den Antillen und der Union zum Gegenstande. Die „Pol. Corr.“ theilt darüber Folgendes mit:
Durch dieses Uebereinkommen erscheint eine Frage zur Lösung ge⸗ bracht, welche der spanischen Regierung eine Zeit lang nicht geringe Sorgen bereitet hatte. Wäre es nicht gelungen, die Konsequenzen der Mac Kinlev⸗Bill von den genannten spanischen Besitzungen abzu⸗ wenden und insbesondere dem Zucker von den Antillen nach der Union freie Einfuhr zu verschaffen, so wäre eine wirth⸗ schaftliche Katastrophe auf Cuba und Portorico unvermeidlich ge⸗ wesen. Es ist nun dem spanischen Kabinet gelungen, durch Einräumung einer Reihe von Konzessionen an die Union, bei denen jedoch keinerlei handelspolitische Interessen Spaniens preisgegeben wurden, der Zucker⸗ produktion den nordamerikanischen Markt offen zu halten. Dem er⸗ wähnten Dekret geht ein Exposé des Ministers des Aeußern, Herzogs von Tetuan, voran, in welchem ausgeführt wird, daß die Einführung eines nenen allgemeinen Zolltarifs in der Union die Nothwendigkeit ergeben habe, die Handelsbeziehungen zwischen den Antillen und der Union, die bisher unter dem Regime des Vertrages vom Februar 1884 standen, durch ein neues Uebereinkommen zu regeln. In demselben er⸗ scheine eine große Anzahl von Produkten der Antillen, darunter auch der Zucker, von allen Einfuhrzöllen befreit. Für den Taback, der sich unter diesen Produkten nicht befindet, seien in einem späteren Zeitpunkte Konzessionen Seitens der Union⸗Regierung zu erwarten. Spanien habe seinerseits mit Rücksicht auf seine erst im nächsten Jahre ablaufenden Handelsverträge für die amerikanischen Produkte einen Uebergangstarif, der vom 1. September d. J. zu gelten hat, und einen endgültigen Tarif festgestellt, der mit 1. Juli 1892 in Kraft tritt. Völlig zollfrei werden vom 1 Juli 1892 an aus amerikanischen Häfen in Cuba und Portorico eingehen: Marmor, Jaspis und Alabaster; Cement; Mineral⸗ und Medicinalwasser; Eis; Steinkohle; Fichtenharz, Pech, Asphalt; rohes Petroleum; Thon; Gold⸗ und Silbermünzen; Eisen, gegossen in Stangen, Röhren, Balken; geschmiedetes Eisen; unver⸗ arbeitete Baumwolle mit oder ohne Kern; Baumwollen⸗ samen; Talg, sonstiges unverarbeitetes Thierfett; Bücher und Flugblätter; Holz aller Art; Kisten; Dünger; Ge⸗ räthe für Landwirthschaft, Handwerk und Kunsthandwerk; alle Arten landwirthschaftlicher Maschinen; Baumaterial für Schiffe; Fleisch (in Fleischbrühe, geräuchert u. s. w.), Schweineschmalz und Rinderschmalz; Käse, Fische und Mollusken (in allen Zubereitungen); Hafer, Gerste, Roggen, Korn und Mehl aus diesen Getreidearten; Stärke und andere Maisprodukte, ausgenommen Maismehl; frisches, trockenes und ein⸗ gemachtes Obst, ausgenommen Rosinen; Gemüse und Kräuter; Heu, Stroh; Bäume, Pflanzen und Samen.
Schweiz.
Unter großer allgemeiner vees fand am 9. d. M. in Zürich die Volksabstimmung über die sog. Stadt⸗ vereinigung statt. Mit 37 755 Ja und 24 870 Nein erklärte sich das Volk, nach der „Frkf. Ztg.“ für die Verschmelzung der elf Vorstädte Zürichs mit der Stadt aus. Die Stadt Zürich ohne Außengemeinden zählt rund 28 000 Einwohner; durch den Zuwachs der Vorstädte steigt die Einwohnerzahl auf 94 000 und der Flächeninhalt auf 44 Quadratmeter. Damit ist Neu⸗Zürich zur größten Stadt der Schweiz emporgeschnellt, sowohl was die Bevölkerungszahl, als die Größe des städti⸗ schen Gebiets anbetrifft. Der Ausfall der Abstimmung erregte in den betheiligten Gemeinden große Freude.
Belgien.
Die Königin verräth, wie man der „Köln. Ztg.“ aus Spa schreibt, keine Spur mehr von ihrem Krankheitsanfall und unternimmt wieder die gewohnten Ausflüge zu Pferde
und zu Wagen.
Der Minister des Innern de Burlet hat an den Gouverneur von Flandern ein Anschreiben erlassen, worin er die Unabhängigkeit der Presse im Sinne der Verfassung betont und die Gemeindeverordnungen als verfassungs⸗ widrig erklärt die dem Bürgermeister Machtvollkommenheit ver⸗
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leihen, über den öffentlichen Verkauf von Büchern und Zei⸗ tungen zu befinden. Die Gemeindebehörde könne in dieser Beziehung nur einschreiten, wenn dies in besondern und ausnahmsweisen Fällen das Interesse der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit erheische, wie z. B. in der Gemeindeordnung dies im §. 94 vorgesehen sei, oder wenn es gelte, Störungen des freien Verkehrs zu Wenn straffällige Schriftstücke auf öffentlicher Straße ver⸗ kauft oder vertheilt würden, so sei es Sache der Gemeinde⸗ behörde, unverzüglich das Gericht damit zu betrauen und dem Staatsanwalt ein Exemplar des betreffenden Schrift⸗ stückes zu übermitteln. Diese Verordnung wurde in Folge der in der Kammer gerügten Verbote, wie sie jüngst der Bürgermeister von Eecloo und Andere gegen den öffentlichen Verkauf gewisser Blätter veröffentlichten, erlassen.
Rumänien.
Bukarest, 12. August. Der König ist gestern Abend nach Sinaja zurückgekehrt.
Amerika.
San Salvador. Der amerikanische Postdampfer „City of Panama“ ist, wie man dem „W. T. B.“ aus New⸗York meldet, am 10. d. M. von La Libertad nach San José abgegangen, trotz der Weigerung der Behörden von San Salvador, dem Dampfer das Auslaufen zu gestatten, und zwar soll dies geschehen sein, weil der Kapitän den
Behörden von Salvador die Auslieferung des Generals
etona und vier anderer politischer Flüchtlinge an
Bord der 1eg of Panama“ verweigerte. Der Präsident i
Ezeta befinde gegenwärtig in Acajutla mit einem Theile der Armee und sei entschlossen, die Flüchtlinge zu ver⸗ haften. .
Chile. Dem „Reuter'’schen Bureau“ ist das folgende, aus Santiago de Chile, 9. August, datirte Telegramm von der chilenischen Regierung zugegangen:
„Die falschen Nachrichten, welche von den Rebellen verbreitet werden und ihren Weg in die europäische Presse finden, erregen in Chile Entrüstung. Weder bei Valparaiso noch bei Coquimbo haben Kämpfe stattgefunden. Andererseits wurden jedoch die Rebellen bei Vallenar, in der Provinz Atacama, in die Flucht geschlagen. Am 3. August griff das Regierungs ⸗Torpedoboot „Almirante Condell“ die feindliche „Esmeralda’“ und einige Transvport⸗ schiffe am Fe. des Hafens von Caldera an und feuerte seine Torpedos ab. Leider ließ sich vom Lande in der Dunkelheit das Resultat nicht erkennen. Die Rebellen werden wahrscheinlich niemals einen Zug nach dem Süden unternehmen, sondern in Tarapaca stehen bleiben und die Salpetergruben ausbeuten. Es ist nicht wahr, daß die Beziehungen der Regierung zu Bolivia eine Störung erlitten haben. Alle Geschichten über Einkerkerungen, Durchpeitschen und grausame Strafen sind Erfindungen. Die Strafe, welche die Regie⸗ rung SeFor Balmaceda's den Rebellen in Santiago angedeihen läßt, besteht darin, sie zu verhaften und nach Jquique zu schicken.
Kunst und Wissenschaft. 8
— s. In der mit dem eee des Sommer⸗Semesters er⸗ schienenen Chronik der Königlichen Friedrich⸗Wilhelms⸗ Universität zu Berlin für das Rechnungsjahr 1890/91 nehmen die Mittheilungen über die wissenschaftlichen Anstalten der Hochschule den weitaus größten Raum ein, wie dieselben auch ein vorzugs⸗ weises Interesse insofern beanspruchen dürfen, als aus ihnen der Umfang der geistigen Arbeit erhellt, welcher hier Jahr ein Jahr aus geleistet wird. Da kommen zunächst die Seminare und ähnlichen Institute — es sind ihrer 18 — in Betracht, welche in Folge der kleineren Zahl der Hörer, von denen jeder Einzelne zu ernster Thätigkeit entschlossen ist, dem Lehrenden einen direkten persönlichen Einfluß auf den Lernenden gestatten und deren Besuch in vielen Fächern als nicht zu umgehende Etappe auf dem Wege zum Endziel des Examens erscheint. So sehr nun der Nutzen einer solchen Einrichtung auf der Hand liegt, so werden doch stellen⸗ weise auch gewisse Bedenken in Bezug auf akademische Seminare im Gebiete der „Geisteswissenschaften“ laut. Denselben giebt in seinen Mittheilungen über das staatswissenschaftlich⸗statistische Seminar Pro⸗ fessor Dr. A. Wagner Ausdruck, indem er betont, die in Rede stehenden
Seminare förderten zu leicht bei den Theilnehmern die frühe Einspin⸗
nung in enge Spezialitäten, die einseitige Ausbildung und Werthlegung auf das Handwerksmäßig⸗Technische der Wissenschaften, die Neigung, sich eine bestimmte Methode und Richtung allein anzueignen, dann aber Verständniß für außerhalb beider letzteren Liegendes zu verlieren, worüber gleichwohl — oder gerade deshalb — dann doch gern ein⸗ seitig und von oben herab abgeurtheilt werde. Auf diese Weise entstehe die Gefahr der „Verschulung“, welche eine besondere Klippe in mancher Wissenschaft bilde, und dieser Gefahr könne wohl am Wirksamsten durch eine gewisse größere Vielseitigkeit der Richtungen im Lehrkörper eines Fachgebietes begegnet werden. Schwierig erscheint es auch, in allen Fällen die richtige Grenze für die Zahl der Theilnehmer an den einzelnen seminaristischen Uebungen zu ziehen. Hr. Prof. Wagner möchte auf Grund der Beobachtung, daß eine größere Anzahl Anwesender die Diskussion erschwere und daß sich die meisten doch nur, wie in den Kollegien, passiv verhielten, d. h. stumm zuhörten die Zahl der Theilnehmer am Liebsten auf acht bis zwölf beschränken. Daß sich indessen ein solches Prinzip nur schwer in Einzelfällen würde durchführen lassen, beweisen die Erfahrungen, welche der gleichfalls am staatswissenschaftlich⸗statistischen Seminar dozirende Prof. Dr. Schmoller zu machen hatte. Der Genannte las die Urkunden seiner „Straßburger Tucher⸗ und Weberzunft“ und hatte unter Abweisung von 15 bis 20 sich Melden⸗ den zuerst nur 25 Herren angenommen, sah sich dann aber genöthigt, nachträglich noch 12 Herren anzunehmen, die theilweise als Ausländer, theilweise aus anderen Gründen eine ganz besondere Berücksichtigung verdienten, z. B. ausschließlich wegen des Seminars hierber ge⸗ kommen waren und nur in dem betreffenden Semester die Möglichkeit hatten, sich zu betheiligen. Unter den in Rede stehenden Hörern waren drei Amerikaner, ein Fhenel., ein Russe, ein Holländer, drei Oesterreicher, ein Rumäne, ferner sieben, die bereits doktorirt hatten, ein Gerichtsassessor, ein Bibliotheks⸗ beamter, 2 absolvirte Theologen; 12 der Theilnehmer betrieben Ge⸗ schichte als ihr Hauptfach. In etwas drastischer Weise kennzeichnet ein dritter Dozent an dem bezeichneten Seminar, Hr. Professor Dr. Meitzen, welcher im Sommer⸗Semester 1890 für das staats⸗ wissenschaftlich⸗statistische Seminar Untersuchungen zur Agrargeschichte der Deutschen, Kelten und Slaven angekündigt hatte, die geringe Neigung der Hörenden zur Inscription; es beißt da in den bezüglichen Mittheilungen: „6 Studirende haben sich dazu inskribiren lassen. Die Zahl der Theilnehmer hat 12 betragen, darunter an solchen, welche sich nicht inscribiren ließen, 3 Referendare, 2 Kan⸗ idaten und der Amanuensis des Seminars. Dieselben zur Inscription zu veranlassen, hätte nur durch die Drohung des Fortweisens versucht werden können. Die jungen Leute sind bei der Meldung zur In⸗ seription genöthigt, 5 ℳ Auditoriengelder zu zahlen; wenn sie also nicht mehrere Vorlesungen annehmen wollen oder können, scheuen sie die Ausgabe und ziehen sie die Meldung hin, e völlig unterbleibt.“ Eine hervorragende Rolle spielen Frin⸗ unter den wissenschaftlichen Anstalten der Universität die ünisschen Anstalten und hier tritt der Nutzen der entwickelten Fütigkeit unmittelbar Angesichts der nach vielen Tausenden rechnenden älle zu Tage, in denen es der medizinischen Wissenschaft alljährlich
gelingt, die Gesundheit der zur Behandlung aufgenommenen Patienten
wieder berzustellen In der chirurgischen Klinik (E. von Bergmann) wurden im Laufe des Jahres für 1804 Patienten 52 968 Verpflegungs⸗ ta e absorbirt, während gleichzeitig in der Poliklinik des berühmten Chirurgen 16 260 Kranke behandelt wurden. Die Zahl der während des Berichtsjahres behandelten Kranken stellte sich u. A. in der medizinischen Poliklinik (Professor Dr. H. Senator) auf 14 136; in der Klinik und Poliklinik für Augenkrankheiten (Professor Dr. Schweigger) auf 12 210; in der Klinik und Poliklinik für Ohren⸗ krankheiten (Professor Dr. Lucae) auf 5607; in der Poliklinik für Hals⸗ und Nasenkrankheiten (Professor B. Fränkel) betrug der Zugang an Patienten 3339. Die Poliklinik für Zahn⸗ und Mund⸗ krankheiten (Professor Dr. Busch) wurde von 11 643 Patienten aufgesucht, von denen bei 1832 die Betäubung eingeleitet wurde, d. h. in 15,7 % sämmtlicher Fälle; etwa Zweidrittel der die Betäubung verlangenden Personen gehörten dem weiblichen Geschlechte an. An den Präparir⸗Uebungen im ersten anatomischen Institut (Professor Dr. Waldeyer) nahmen 646 Praktikanten Theil; auf jeden derselben entfielen etwa 7 bis 8 Präparate. Aus dem weiteren in der Universitäts⸗Chronik gebotenen Material seien noch einige Mittheilungen über die Universitäts⸗Bibliothek, welcher be⸗ kanntlich am 27. Juni 1890 ein neues Reglement verliehen worden, in Kürze wiedergegeben. Wie sehr die getroffenen neuen Einrichtungen auf dem Gebiet des Bibliothekswesens einem Bedürfniß der Studirenden entsprachen, zeigt die sich aus einer aufgestellten Be⸗ nutzungsstatistik ergebende Verdoppelung der Zahl der studentischen Benutzer, sowie des Lesesaalbesuchs im Winter⸗Semester 1890/91 gegen das Vorjahr. Die während des Berichtsjahres vorgenommene gründliche Revision des in den Jahren 1865 bis 1889 an⸗ gefertigten Zettelkatalogs in Bezug auf seine Vollständigkeit und Zuverlässigkeit wurde gleichzeitig dazu benutzt, um die beabsichtigte Ausscheidung der für die Zwecke der Universitäts⸗ Bibliothek entbehrlichen Bücher vorzubereiten, indem die Zettel aller den revidirenden Beamten überflüssig erscheinenden Werke mit einem entsprechenden Vermerk versehen wurden. Ein ausführlicher Bericht über den während der letzten Jahre vorgenommenen gesammten Um⸗ bau des Universitätsgebäudes wird der Universitäts⸗Chronik für das Rechnungsjahr 1891/92 eingefügt werden.
— Das städtische Museym zu Nordhausen enthält nicht nur einen echten Brief Luther's, sondern — wie jetzt Hr. Lehrer Heineck festgestellt hat — auch noch eine unzweifelhaft echte Luther⸗ Handschrift. Die beiden Lutherreliquien stammen aus dem Nachlaß des früheren Gymnasial⸗Direktors Dr. Schirlitz zu Nordhausen. Die Lurherhandschrift ist — wie Hr. Heineck in der „Nordh. Ztg.“ aus⸗ führt — ein bedrucktes Blatt mit äußerst feinen und zierlichen Schriftügen am Rande und zwischen den Zeilen bedeckt; sie ent⸗ stammen Luther's ersten Mannesjahren (1513 — 1516). Das Blatt stammt aus dem in der Herzoglichen Landesbibliothek zu Wolfen⸗ büttel verwahrten Luther⸗Psalter, und zwar ist es nach der oben auf ihm angegebenen Zahl XLI, die 41 Seite, die nach 1764 von einem Sammler aus dem Wolfenbüttler Psalter herausgerissen worden und endlich auf unbekannte Weise nach Nordhausen gelangt ist.
— Der Kölner Dom hat an dem Hauptthor der Nordseite durch eine Erzthür, der eine zweite als ergänzende Hälfte noch folgen wird, einen neuen Schmuck erhalten. Bildhauer Wilhelm Mengelberg in Utrecht ist der Schöpfer dieses bildnerisch reichen Werks, der in diesem Falle besonders schwierige und tadellos rein ge⸗ lungene Guß wurde, der „Köln. Ztg.“ zufolge, von Stotz in Stutt⸗ gart ausgeführt.
— In Wald bei Solingen werden z. Z. die Röhren für die Wasserleitung gelegt, und bei den Ausschachtungsarbeiten hierfür ist man, wie die „Rh. W. Z.“ berichtet, auf ein großes steinernes Becken oder vielmehr auf Theile eines solchen gestoßen, das an⸗ scheinend mit seiner Entstehung in die graue Vorzeit hinein⸗ reicht. Das Becken ist etwa 1 ½ m hoch und 1 m im Durchmesser weit, an seinem Rande erblickt man in erhabener Steinhauerarbeit Menschenköpfe u. a, anscheinend thierische Figuren, die in genauen Abständen sich regelmäßig wiederholen. Es wird angenommen — ob die Annahme richtig ist, wird erst eine sachverständige Untersuchung ergeben können —, daß das Becken, in der Nähe des früheren so⸗ genannten „Opferfeldes“ gefunden, früher bei den heidnischen Gottes⸗ diensten unserer bergischen Voreltern als Opferbecken gedient bat. Die vorgefundenen einzelnen Theile des Beckens sind jetzt mit Geschick wieder zusammengesetzt, und ergeben ungefähr die Hälfte des ur⸗ sprünglichen ganzen Beckens; der wieder zusammengesetzte und ge⸗ reinigte Theil ist in dem Garten des Hrn. Max Krahnen in Wald ausgestellt, hinter dessen Behausung der interessante Fund gemacht wurde, und der das Stück sehr gern von Alterthumsfreunden und Forschern besichtigen läßt.
— Ueber die Verhandlungen des in London tagenden VII. internationalen Kongresses für Hygiene und Demographie wird von dort berichtet: In der Sektion für Präventivmedizin hielt der Vorsitzende Sir Joseph Fayrer, einen Vortrag über die Ziele dieses Theils der medizinischen Wissenschaft. In England stürbe ein Viertel der Menschen an Krankheiten, die sich verhindern ließen. Erst in neuester Zeit habe man das Feld der Präventivmedizin systematisch angebaut. Die Gründung eines Ministe⸗ riums für öffentliche Gesundheitspflege würde entschieden gute Resultate ergeben. Generalarzt Cuningham sprach über die Verhinderung der Ausbreitung einer Epidemie von einem Lande in das andere. Bis jetzt liege der Beweis nicht vor, daß eine Quarantäne viel nütze. Sanitäre Verbesserungen würden mehr ausrichten. Die Berathungen der Sektion für Bakteriologie eröffnete Sir Joseph Lister mit einer Ansprache. Dann redeten Professor Laverall über die Ursachen des Wechselfiebers, Professor Hueppe aus Paris über die Batterien der asiatischen Cholera. Ueber die Infektion des Mundes und Rachens sprachen Professor Miller (Berlin) und H. Sewell (London). In den Sektionen für die Untersuchung des Verhältnisses der Krank⸗ heiten der Thiere zu denen des Menschen hielt Dr. Roux (Paris) einen Vortrag über die Hundswuth, Fleming (London) über Maulkörbe. Dr. Carsten sprach über Trichinosis in den Nieder⸗ landen. Eine große Anzahl von Aerzten betheiligte sich an den Ver⸗ handlungen der Sektion für die Hygiene der Säuglinge und Kinder. Dr. Sturges theilte seine Beobachtungen über den Veitstanz mit. Dr. Kotelmann (Hamburg) legte eine Lanze für aufrechte Schrift ein und wurde hierin von Jackson unterstützt. Die Sektion für Chemie leitete Sir Henry Roscoe, der sich seit Jahren große Verdienste um die öffentliche Gesundheitspflege in England erworben hat. Dr. Russell war es, der sich über das in England obligate Thema, die Verhin⸗ derung des Nebels, aussprach. Fletcher meinte, zur Verhinderung des dichten schwarzgelben Nebels, wie er über den englischen Städten lagert, seien drei Vorbedingungen nöthig: der Schornstein müsse ge⸗ nügende Luftzufuhr haben, die Luft müsse sich gehörig mit den ver⸗ brennlichen Gasen mischen, und endlich müsse die Mischung genügende Hitze erhalten. Für Hausfeuerung empfahl Fletcher Gas. Ein Idealofen wurde in der Sektion vorgezeigt. In der Sektion für Bauten sprach der Stadtbaumeister von Köln, Stutten, über hygienischen Städtebau. Burroughs wollte, daß die Häuser ihre Wärmezufuhr von einer centralen Heizungsstation empfangen. In den Vereinigten Staaten habe man damit scon gute Erfolge erzielt. In der Sektion für staatliche Gesundheitspflege plädirte Dr. Simon (Breslau) für lokale Gesundheitsämter, während Dr. von Mayer (München) in der Ften für Demographie das deutsche staatliche Versicherungswesen
derte.
— Aus Mailand wird der „Frkf. Ztg.“ geschrieben: Giuseppe Verdi widmet gegenwärtig seine ganze Aufmerksamkeit seinen phil⸗ anthropischen Projekten, unter welchen die Errichtung eines großen Asyls für arme alte Künstler in Mailand besonders genannt zu werden verdient. Für diesen Zweck hat der greise Maestro einen Fonds von zwei Millionen Lire bestimmt. Der Bau allein wird außerdem eine halbe Million Lire kosten. In diesem Asyl werden hundertunddreißig Personen beiderlei Geschlechts vollständig verpflegt werden können. In der Nähe von Fiorenzuola existirt bereits seit mehreren Jahren ein von Verdi erbautes Krankenhaus, welches über einen Fonds von einer Million Lire verfügt und dessen
Bau eine viertel Million gekostet hat.
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— Aus Pompeji schreibt man dem „Hann. Cour.“: Der Tempel des Genius des Augustus und die Bäder der Frauen sind schon länast ausgegraben, doch waren sie bis vor einigen Tagen für das Publikum geschlossen. Seit dreißig Jahren wurden beide Gebäude als Aufbewahrungsorte von Kunstgegenständen und werth⸗ vollen Marmorstatuen, die nicht dem Museum von Neapel einverleibt worden, benutzt. Jetzt jedoch hat man beschlossen, diese Gegenstände gleich⸗ falls dem Museo Nazionale zuzuführen, und so werden die beiden gut erhaltenen Bauten frei und dem Publikum sichtbar. Der Tempel des Genius des Augustus, genannt „templo di Mercurio“, ist durch seinen ausgezeichnet erhaltenen kunstvollen Altar von großem Interesse. Er ist aus dem werthvollsten Marmor und wird auf seinem Platze verbleiben. Er ist reich verziert mit Basreliefs, welche sich auf die verschiedenen Formen und auf die verschiedenen Momente des Opfers beziehen. An der Front des Altars, gegenüber dem Eingang des Tempels, gewahrt man die Vestalin, welche den Altar mit Weihrauch besprengt, während der Stier zum Opfern berbeigeführt wird, dem die Priester in vollem Schmuck und mit Allem, was zum Opfer gehört, folgen. Hinten sieht man mehrere Flötenspieler. An den Seiten gewahrt man eine Eichenkrone mit Eicheln und zwei Sträucher des „laurus nobilis“. Ferner befinden sich hier ein buntes Blumengehänge, ein Weinkrug und eine Opfer⸗ schale, eine Vase und verschiedene Gegenstände zum Einbalsamiren. — Das Gebäude der „terme delle donne“ (Frauenbäder) ist das einzige in Pompeji, welches gänzlich unversehrte Gewölbe aufweist, die nicht ausgebessert sind, und welches ein vollständiges „tepidarium“ besitzt (Röhrenleitung unter dem Boden) Folgende Gegenstände, die sich hier befanden, kommen jetzt ins Museum zu Neapel: Eine voll⸗ ständige Sammlung römischer Gewichte aus egyptischem Basalt und in Kugelform; eine Frauenbüste, wahrscheinlich Agrippina, Mutter des Nero; mehrere „monopodii“ (einfüßige Tische) aus sehr werth⸗ vollem Marmor; mehrere Basreliefs; mehrere Exemplare eines „bigmeo“ (Zwerg); eine symbolische Büste, den Winter darstellend, und noch viele andere Gegenstände mehr, alle von hohem, künstle⸗ rischem Panl.
— Vom internationalen Kongreß für geographische Wissenschaften in Bern meldet der „Bund“: Pröseßo⸗ “ 88 Wien hat folgende Beschlußanträge eingebracht: „Der internationale Kongreß der geographischen Wissenschasften in Bern beschließt, die Initiative zu ergreifen zur Ausarbeitung einer großen Erdkarte im Maßstabe 1:1 000 000, deren verschiedene Sektionen durch Meridiane und Parallelen begrenzt werden sollen. Er setzt zu diesem Zweck eine internationale Kommission nieder, welche die bei der Ausarbeitung dieser Karte anzuwendenden Grundsätze zu bestimmen hat. Die Mit⸗ glieder der Kommission sollen ihr Augenmerk speziell darauf richten, daß die verschiedenen Staaten, welche Karten anfertigen, die Gesell⸗ schaften und Rundschauen, welche Originalkarten veröffentlichen, endlich die privaten geographischen Institute, die in diesem Gebiet ar⸗ beiten, die einzelnen Blätter der betreffenden Karte ausarbeiten, deren Verkauf gleichfalls durch die Kommission geregelt werden soll.“ Diese Vorschläge wurden in der Dienstagssitzung einer Kommission überwiesen. — Mr. Stout, Delegirter der geographischen Gesellschaft von New⸗York, berichtete über den Kanal von Nicaragua. Nach einem geschichtlichen Rückblick auf die schon frühen Bestrebungen, durch Central⸗Amerika eine Wasserstraße zwischen beiden Ozeanen her⸗ zustellen, kam er auf die Gründung der Atlantic and Pacific Ship Canal Company im Jahr 1850 zu sprechen, weiche das Projekt verfolgte, durch den Strom S Juüuan und den Nicaragua⸗See einen Kanal zu legen. Versuch scheiterte am Mangel an Fonds und die Konzession erlosch. Es folgten andere Bestrebungen dieser Art bis zur Korzessions⸗ ertheilung an die Vereinigten Staaten. Die Terrainverhältnisse von Nicaragua sind, nach Ansicht des Redners, sehr günstig; sei es doch vor einigen Jahren einem Dampfer gelungen, vom Hafen Freytown den San Juan⸗Fluß stromaufwärts zu verfolgen und in den See von Nicaragua zu gelangen. Das Schiff sei an eine Stelle gekommen, die nur 13 Meilen vom Stillen Ozean entfernt liegt. Diese Gegend sei also für den Bau eines schiffbaren Kanals sehr günstig. Man würde den See bei einem Niveau von 110 Fuß über Meer benützen. Der See bedecke eine Fläche von etwa
2400 Quadratmeilen. Die Aushebung von Terrain werde keine große Aufgabe sein. Das Werk sei gegenwärtig gut organisirt. Der Hafen von Freytown sei vergrößert und könne selbst ganz große Schiffe auf⸗ nehmen. Das Unternehmen habe eine glänzende Zukunft, was der Redner durch statistische Angaben zu beweisen suchte.
— In den Räumen des Athenäums zu Antwerpen wurde nach einer Mittheilung der „Nat.⸗Z.“ Sonntag Vormittag die an⸗ läßlich des 300. Gedenktages der Erfindung der Mikroskopiec ver⸗ anstaltete internationale mikroskopische Ausstellung er⸗ öffnet. Die ausgestellten Mikroskope geben ein übersichtliches Bild von der Entwickelung dieses für die Wissenschaft so wichtigen In⸗ strumentes von seinen elementarsten Formen und einfachsten Zesscheeensätangen an bis zu seinem heutigen, hoch entwickelten
ustand, unter gleichzeitiger Vorführung der verschiedenartigen Anwendungen, welche es in der modernen Wissenschaft findet. Bei dem Rundgang der Behörden fanden namentlich die aus Deutschland eingesandten Instrumente und Präparate ungetheilte Würdigung. Die Stadt Paris ist ebenfalls in ausgezeichneter Weise vertreten, namentlich durch vorzügliche bildliche Darstellungen der Luftbestand⸗ theile. Im Uebrigen bildet die Mikroskopie den räumlich kleinsten Theil der Ausstellung, die in der Hauptsache wissenschaftlich geordnete Pflanzensammlungen und pflanzliche Erzeugnisse, letztere in sehr ausge⸗ dehntem Umfang. aufweist.
— (F) Aus Christiania, 10. August, wird uns geschrieben: Ein junger Norweger, Martin H. Ekroll, aus Skraaven in Lofoten, hat den Gedanken wieder aufgenommen, über Spitzbergen und Franz Josefsland den Nordpol zu erreichen. Der „Plan zu einer Schlittenboot⸗Expedition nach dem Nordpol“ soll demnächst in einer deutschen geographischen Zeitschrift veröffentlicht werden. Sowohl frühere wissenschaftliche Expeditionen wie die jährlichen Reisen der norwegischen Fangfahrzeuge in allen an das Polareis an⸗ grenzenden Fangdistrikten haben eine Totalbewegung des Eises konstatirt, ohne daß man bisher im Stande war, die Natur der Bewegung näher bestimmen zu können. Eine Thatsache ist es, daß z. B. in einem Jahre die Ostküste von Spitz⸗ bergen verhältnißmäßig eisfrei, die Westküste dagegen vom Eise voll⸗ ständig umschlossen ist; im nächsten Jahre ist das Verhältniß um⸗ gekehrt. Es gilt deshalb vor Allem festzustellen, in wie weit diese Veränderung der Eisverbältnisse durch eine lokale Bewegung verursacht wird, oder ob sie ihren Grund in einer Bewegung hat, die sich über den größten Theil der arktischen Eisregion erstreckt; im letzteren Falle wäre festzustellen, ob diese Bewegung durch eine Strömung
Drehung der Erde um ihre Polaraxe. Mit dieser Aufgabe vor Augen hat Ekroll den Plan zu seiner Expedition, der hier kurz dar⸗ gestellt werden soll, entworfen. Die Expedition, die entweder gleich⸗ zeitig oder etwas später als Dr. Nansen’'s große Expedition stat
finden soll, geht mit einem norwegischen Fangfahrzeuge im März oder April von Tromsö ab, und versucht das Schiff soweit als möglich nordwärts im Eise nach der Ost⸗ oder Westküste von Spitzbergen zu bringen, wo die Expedition an Land geht. Unter besonders ungünstigen Eisverhältnissen kann auch die Expedition mit einer Reise über das Festland von h
bergen beginnen, für welchen Fall einige besondere Zu
thiere (Rennthiere) mitgenommen werden, die, wenn der berechnete Ausgangspunkt (die Höhe von Seven Islands) erreicht ist, geschlachtet werden und deren Fleisch dann zum übrigen Proviant kommt, der für 200 Tage der eigentlichen Reise ausreichen soll. Letztere geht hierauf hauptsächlich über das Polareis, dann und wann in den offenen Kanälen und Rinnen Die mitzunehmenden Schlitten (12 Stück) werden deshalb so konstruirt, daß sie sich vereinigen lassen, wenn die Reise über offenes Wasser gehen soll; zu diesem Zweck wird unter den Schlitten und an deren Seitenwänden ein starkes, aber
leichtes Korbgeflecht
quer über den Nordpol entsteht oder, wie denkbar, eine Bewegung um sich selbst von Osten nach Westen ist, hervorgerufen durch die
angebracht und darüber ein Gutta⸗
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