8
ELE1ööö LE“ * 8 . 3 8 6 8 1 8 p 4 1 * b b — Ff 3 6 5 8 . * 1 8 zu 1 * G b- 1 LEWM6“ f 1 4 8 L
zu ertheilen, sondern enthält nur die für die Berechnung und Schätzung des steuerpflichtigen Einkommens leitenden Grund⸗ sätze, welche von den Steuerpflichtigen bei Abgabe der Steuer⸗ erklärungen, von den zuständigen Kommissionen bei der Vor⸗ einschätzung, Veranlagung sowie bei der Entscheidung der Rechtsmittel zu beobachten und von den Vorsitzenden der Kommissionen bei eigener Verantwortung zur Geltung zu bringen sind.
5 1“ 11“ “
Die früher erlassenen Bestimmungen, nach welchen der Buchhandel auf den Eisenbahnstationen zu überwachen und dafür Sorge zu tragen ist, daß von dem Büchervertriebe alle anstößigen und dem guten Geschmack widersprechenden Werke ferngehalten werden, scheinen nicht immer genügend beachtet zu werden. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat daher Veranlassung genommen, diese Bestimmungen den Königlichen Eisenbahndirektionen erneut in Erinnerung zu bringen, und sie angewiesen, sich durch häufige, unerwartete Revisionen, insbesondere Seitens der höheren Beamten, von der genauesten Befolgung der erlassenen Anordnungen zu
Der Kaiserliche Botschafter am österreichisch⸗ungarischen Hofe Prinz Reuß ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Wien zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Bolschaft wieder übernommen. .
Der Königliche Gesandte in Hamburg Freiherr von Thielmann ist vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Direktor des Verwaltungs⸗Departements des Reichs⸗ Marineamts, Wirkliche Geheime Admiralitäts⸗Rath Richter ist auf sechs Wochen innerhalb Deutschlands beurlaubt.
Der Regierungs⸗Rath Bierbach zu Erfurt ist an die Königliche Regierung zu Magdeburg,
der Regierungs⸗Rath Meyer zu Kassel an die Königliche Regierung zu Koblenz und
der Landrath Wagner aus dem Kreise Wittlich, Re⸗ gierungsbezirk Trier, in den Rheingaukreis, Regierungsbezirk Wiesbaden, versetzt worden.
Der Regierungs⸗Assessor Wilhelmi zu Bünde ist zum Spezial⸗Kommissar bestellt und demselben die Verwaltung der Spezial⸗Kommission daselbst definitiv übertragen worden.
Baden.
Karlsruhe, 13. August. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg ist heute Nachmittag zum Besuch der Großherzoglichen Herrschaften auf Schloß Mainau eingetroffen.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 13. August. Das heute in Gelbensande
ausgegebene Bulletin über das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs lautet nach den „Mecklb. Nachr.“:
Seine Königliche Hoheit der Großherzog litt gestern an häufigen, aber weniger heftigen Anfällen von Athemnoth. Der Appetit hat sich nicht gehoben. Die Schwäche ist dementsprechend groß. Die Nacht ist verhältnißmäßig ruhig verlaufen und brachte mehrere Stunden anhaltenden Schlaf. Müller. Martius.
Reuß j. L.
Gera, 12. August. Ihre Durchlaucht die Erbprin⸗ zessin ist der „G. Ztg.“ zufolge nebst den Prinzessinnen
Feodora und Luise heute auf Schloß Osterstein eingetroffen.
Wien, 13. August. Ueber die bevorstehenden Herbst⸗ manöver der österreichisch⸗ungarischen Armee äußert sich ein Berichterstatter der „N. Fr. Pr.“ folgendermaßen: Alles wird feldmäßig ausgeführt und nichts im Voraus vereinbart oder abgemacht werden. Es soll der Tüchtigkeit der höheren Führer voller Spielraum gewährt, die neuen Verpflegungseinrich⸗ den sollen erprobt und den Truppen ein Bild davon geboten werden, welche Veränderung die Verwendung des rauchlosen Pulvers auf Führung und Taktik zur Folge haben wird. Das Reichs⸗Kriegs⸗Ministerium hat, um Unglücksfällen durch die Bewegungen der Kavallerie und Artillerie vorzubeugen, die Absperrung des Manöverfeldes in weitem Umkreise beschlossen.
Prinz Ferdinand von Coburg ist heute Mittag von Budapest nach Bulgarien abgereist. 3
Die Vertagung des ungarischen Reichstages bis An⸗ fang Oktober dürfte, wie der „Pester Lloyd“ mittheilt, schon am nächsten Freitag erfolgen, vorausgesetzt, daß die Debatte über den Bericht des Immunitäts⸗Ausschusses, betreffend die Affaire Ugron⸗Uzelac, bis dahin erledigt sein wird. Das Magnatenhaus wird daher vor den Ferien nur die Vorlage über die rumänischen Eisenbahnanschlüsse erledigen und die zweiparagraphige Verwaltungsvorlage für die Herbstsession zu⸗ rücklegen. Großbritannien und Irland.
Der Marine⸗Attaché der französischen Botschaft in London Le Clerc begab sich am Dienstag von Portsmouth nach Osborne, wo er die Ehre hatte, von Ihrer Majestät der Königin in Audienz empfangen zu werden. In dieser Audienz wurden die Arrangements für den Besuch der französischen Flotte endgültig festgesetzt. Vor der Ankunft Hrn. Le Clerc's in Portsmouth hatte der Empfangsausschuß der englischen Marine⸗Offiziere unter dem Vorsitz des Admirals EFarl of Clan⸗ william in zweieinhalbstündiger Seung getagt. Das Resultat der Konferenz wurde Hrn. Le Clerc mitgetheilt. Die Flotte wird, dem nunmehr rsg.elgh Programm gemäß, am nächsten Mittwoch in Spithead eintreffen und sich sofort nach Cowes weiterbegeben. Vielleicht wird ein Geschwader der jetzt bei Spithead vor Anker liegenden englischen Flotte den Franzosen bis zu dem Nab⸗Leuchtthurm ent⸗ xegenfahren. Am Donnerstag wird die Königin in Psborne die Offiziere der französischen Flotte empfangen und am Abend die höheren Offiziere zur Tafel ziehen. Die Inspektion der französischen Flotte durch die Königin findet Freitag Nachmittag wahrscheinlich um 3 Uhr statt, und an
d
dung des Gesetzes in besonderen Fällen entstehenden Fragen 1 demselben Abend speist das französische Offi⸗
11“ ier⸗Corps bei dem Earl of Clanwilliam im Admiralitätshause. Sämmtliche Offiziere der französischen Flotte erhalten Eisenbahnfahrkarten, welche sie berechtigen, nach ihrem Belieben mit jedem Zug von Portsmouth nach London zu fahren und zurückzukehren. Am Freitag Abend findet ferner im Rathhause ein Ball statt, zu welchem 1500 Gäste erwartet werden. Das Arrangement hierzu ruht in den Händen Commodore Percy Scott's, Kapi⸗ täns des „Excellent“. Während die höheren Offiziere bei dem Earl of Clanwilliam zu Gaste sind, bewirthen die Offi⸗ ziere des Kanalgeschwaders die übrigen in Spithead. Am Sonnabend veranstaltet der Mayor im Rathhause ein Diner, zu welchem an sämmtliche Offiziere der französischen Flotte Einladungen ergehen. Am Montag werden die französischen Offiziere die Schiffswerften besuchen und wahrscheinlich an demselben Abend auf Whale Island an einem ihnen zu Ehren veranstalteten Luncheon Theil nahmen. Der Herzog von Con⸗ naught empfängt die Offiziere im Regierungspalais, während der Mayor die niederen Offiziere und Mannschaften zu einem Bankett im Rathhause einladet. Die Nacht „Enchantreß“ steht zur Verfügung des Admirals Gervais. Am Dienstag statten der Lord⸗Mayor und die städtischen Behörden den französischen Gästen ihre Abschiedsvisite ab, worauf die fran⸗ zösische Flotte nach Cherbourg abdampfen wird. Der Ausschuß des Königlichen Seemannshauses in Portsmouth hat sich erboten, die Matrosen der französischen Flotte unter den gleichen Vorrechten wie die Seeleute der englischen Marine zu empfangen.
Unter dem Vorsitz des Abgeordneten Leamy und zahl⸗ reicher anderer Parlamentarier fand am Dienstag in Dublin die halbmonatige Versamm 1 der parnellitischen Nationalliga statt. Zum ersten Male seit dem Bestehen der Organisation, erklärte der Abgeordnete Harrington, sei sie nicht in der Lage, den ausgewiesenen Pächtern Unterstützungen zu gewähren. Sie hätte diese so lange wie nur möglich verliehen, und einige Mitglieder der Liga wären sogar über ihre Mittel hinausgegangen. Wenn sie die Geldbewilligungen für die ausgewiesenen Pächter für den Augenblick einstelle, so ge⸗ schehe dies doch nur zeitweilig, bis sie wieder in der Lage sein würde, in dem guten Werk fortzufahren. Der Vor⸗ sitzende führte dann aus, daß es die Schuld John Dillon's und der von Parnell abgefallenen 45 Abgeordneten sei, wenn die Fonds nicht mehr wie früher einflößen. 1
Der irische Ober⸗Sekretär Balfour begab sich am Mittwoch nach Bayreuth, wo er einen Theil seiner Ferien zu verleben gedenkt.
Bei der Ersatzwahl zum Unterhause in Walsall siegte der gladstonianische Kandidat Holden. Derselbe wurde mit 4899 gegen 4361 Stimmen erwählt, welche auf seinen Gegner, den Kandidaten der unionistischen und konservativen Partei James fitlen.
Die Gesundheit Gladstone's ist jetzt soweit hergestellt, daß der greise Staatsmann sein Erscheinen zu der Jahres⸗ versammlung der national⸗liberalen Föderation zugesagt hat, welche am 30. September und am 1. und 2. Oktober in New⸗ castle abgehalten wird.
„Reuter's Bureau“ meldet aus Manipur, daß der Senaputti und der Tongal⸗General gestern Nachmittag durch den Strang hingerichtet worden sind. Eine große Menschenmenge, insbesondere viele Frauen, waren bei der Exekution gegenwärtig; ein Zwischenfall ereignete sich nicht.
Frankreich.
Paris, 13. August. Der König von Griechenland wollte heute Nachmittag den Minister des Auswärtigen Ribot, empfangen und sich mit demselben nach Fontainebleau⸗ begeben, um bei dem Präsidenten Carnot das Dejeuner einzunehmen. 1
Der Großfürst Alexis von Rußland, der, wie gestern „nach Schluß der Redaktion“ telegraphisch berichtet wurde, am Vormittag Paris verlassen hat, traf um 5 Uhr Nachmittags in Vichy ein und wurde von einer großen Menschenmenge enthusiastisch begrüßt. Der russische Konsul hielt eine Ansprache, in welcher er sagte, Frank⸗ reich sei Rußland und Rußland sei Frankreich; zu keiner Zeit hätten die Herzen der Franzosen mehr für Rußland und den Ruhm des Zaren geschlagen. Auch der Präfekt hieß den Großfürsten in einer Ansprache willkommen. Als der Groß⸗ fürst sich nach der Ankunft in seinem Hotel auf dem Balkon zeigte, wurde er von der Menge lebhaft begrüßt. Abends fand zu Ehren des Gastes eine glänzende Illumination statt.
Ueber die französischen Kundgebungen der Sym⸗ pathie für Rußland schreibt man der „Köln. Ztg.“: In der öffentlichen Meinung, soweit maßvolle und verständige Leute in Betracht kommen, macht sich ein starker Rückschlag gegen die übertriebenen Kundgebungen bemerkbar, der in Blättern verschiedener Richtung kräftigen Ausdruck findet. Namentlich wird richtig hervorgehoben, daß die Veranstalter der Kund⸗
ebungen keineswegs berufen seien, die Gefühle ihrer Persön⸗ sichkeit in den Vordergrund zu stellen.
Wie dem „Wolff'schen Bureau“ mitgetheilt wird, hätten die Vertreter der europäischen Mächte gestern eine neue Note an den Tsungli⸗NYamen gerichtet. Nachrichten von neuerlichen Ruhestörungen in China seien nicht eingetroffen.
Admiral Meunier, gegenwärtig Marinepräfekt in Toulon, ist zum Kommandanten des Mittelmeer⸗Geschwaders an Stelle Duperré's ernannt worden. Einer Mittheilung der „Liberté“ zufolge sollen zur Begrüßung der britischen Flotte unter Admiral Hopkins im Hafen von Villefranche nur zwei oder drei Schiffe des französischen Mittelmeeer⸗ Geschwaders entsendet werden; die Begegnung solle bereits am 18. d. M. stattfinden.
Die Versammlung des Comité de 1'Afrique française, welches die Expedition Crampel aus⸗ gerüstet hatte, beschloß, wie „W. T. “ be⸗ richtet, die ebenfalls von diesem Comité entsendete, aber materiell bereits erschöpfte Expeditin Dybowski nach Maßgabe der ihm zufließenden Mittel zu verstärken und sie in den Stand zu setzen, besser ausgerüstet, das Unternehmen Crampel's zu Ende zu führen. Zu diesem Zweck soll demnächst ein Aufruf zu öffentlicher Subskription erscheinen.
Rußland und Polen.
Der Kaiserliche Ukas über Verbot der Ausfuhr von Roggen, Roggenmehl und Kleie jeder Art lautet wörtlich:
„Aus den von den Ministern der Domänen, der Finanzen und des Innern vorgelegten Nachrichten haben Wir zu Unserm Bedauern ersehen, daß im laufenden Jahre der Wuchs des Roggens unter ungünstigen Verhältnissen vor sich geht, die eine Miß⸗ ernte dieser Getreideart sowohl im Korn als auch im Stroh
I“
bedingen. In Folge dessen und in Folge der dürftigen Vor⸗ räthe der Ernte früherer Jahre ist in den verschiedensten Gegenden eine schnelle und im höchsten Grade unverhältnißmäßige Preiserhöhung sowohl auf Roggen, der zur Ernährung des Volkes unbedingt erforderlich ist, als auch auf die Futtermittel für das Vieh eingetreten. Um nach Möglichkeit den von der Mißernte betroffenen Rayons zu helfen, sind und werden auf Allerhöchsten Befehl in den verschiedenen Ressorts Maßregeln ergriffen. Da aber die ungehin⸗ derte Ausfuhr von Roggen und Roggenmehl, welche Produkte den Hauptbestand der Volksernährung bilden und gleichzeitig der Kleie, die zum Ersatz der Nahrungsmittel für das Vieh unbedingt erforder⸗ lich ist, unzweifelhaft eine weitere Preiserhöhung auf diese Produkte bewirken würde, so haben Wir jetzt für nützlich anerkannt:
1) Den Auslandexport von Roggen, Roggenmehl und Kleie jeder Art aus den Häfen des Baltischen, Schwarzen und Asow'schen Meeres und über die westliche Landgrenze vom 15. August (a. St., d. i. 27. August n. St) dieses Jahres an zu verbieten.
2) Dieses Verbot auf die unter 1 bezeichneten Getrerdearten an⸗ vuwenen sif welche bis zum 15. August nicht Zollausfuhrdokumente ertheilt sind.
3) Abgeseben von den auf Verfügung des Finanz⸗Ministers schon getroffenen bedeutenden Tarifermäßigungen für den Getreide⸗ Eisenbahntransport nach den nothleidenden Gouvernements dem Minister des Innern anheimzustellen, Maßregeln zu ergreifen zum Transport von Getreide aus den Distrikten mit guter Ernte nach den nothleidenden Gouvernements und den Administrativ⸗ und Landschaftsorganen, kommerzielle Geschäfte zu genehmigen, um von den Landbesitzern das zur Felderbesäung und Ernährung der Bevölkerung erforderliche Getreide zu kaufen.
4) Dem Finanz⸗Minister anheimzustellen, endgültig alle Zweifel zu lösen, die im Finanz⸗Ministerium bei Ausführung gegenwärtigen Ukases entstehen können.
5) Den Ministern der Domänen, der Finanzen und des Innern anheimzustellen, wann die Umstände es erlauben, mit einer besonderen Vorstellung einzukommen über Wiedergenehmigung der Ausfuhr von Roggen, Roggenmehl und Kleie jeder Art.
Der Dirigirende Senat wird nicht unterlassen, zur Ausführung dieses Befehls die betreffenden Anordnungen zu treffen.
Peterhof, den 28. Juli (a. St.) 1891.
Alexander.“
Im „Grashdanin“ wird das Ausfuhrverbot, wie folgt, motivirt:
Angesichts der schlechten heurigen Ernte sei bereits vor einem Monat im Finanz⸗Ministerium erwogen worden, ob es nicht de. sei, für die Ausfuhr des Roggens einen Zoll zu erheben, oder dieselbe gänzlich zu verbieten. Bis zur Klärung der Sachlage hatte man sich jedoch damit begnügt, für die inneren Märkte bedeutende Tarif⸗ ermäßigungen in Kraft treten zu lassen, wodurch zugleich den russischen Landwirthen ein deutlicher Fingerzeig gegeben worden sei, sich mit dem Verkauf des Getreides nach dem Auslande nicht allzusehr zu beeilen. Jetzt aber hätte sich die Sachlage völlig geklärt. Nach den Daten der letzten Jahre mußte man 115 — 125 Millionen Tschetwertj Winterkorn als eine Mittelernte rechnen, während Rußland in diesem Jahr nicht mehr als 90 Millionen Tschetwertj, d. h. nur 72 —- 75 % einer Mittelernte, erwarten konnte. Es seien dies Verhältnisse, wie sie Rußland nur 1880 und 1883 ge⸗ habt, wo 92 resp. 87 ½ Mill. Tschetwertj Winterkorn geerntet wurde. Man mußte sich nun vergegenwärtigen, daß zur Besäͤung der 1ge im europäischen Rußland ca. 25 Mill. Tschetwertj Winterkorn erforderlich sind, mithin zur Ernährung der Bevölkerung nur 65 Mill. Tschetwertj übrig bleiben, während nach den statistischen Daten etwa 78 Mill. Tschetwerti Roggen zur Ernährung der Bevölkerung erforderlich sind. Wenn nun auch die ganze Roggenernte dieses Jahres im Inlande bleiben würde, so würde dennoch für die Ernährung der Bevölkerung sich ein Manko von 13 Milll. Tschetwertj oder 117 Mill. Pud Roggen herausstellen. Hierzu kommt noch, daß auch der Winterweizen einen Ausfall von 3 ½ Mill. Tschetwertj oder ca. 34 Mill. Pud aufweist, sodaß das ganze Manko dieses Jahres sich auf ca. 150 Mill. Pud beziffert. Allerdings existiren noch bedeutende Getreidereserven aus früheren Jahren, aber gerade für Roggen repräsentiren dieselben ein Minimum. In diesen Reserven uͤberwiegt der Weizen, und sich von diesem an Stelle des Roggens zu nähren, geht absolut über die Mittel der bäuerlichen Bevölkerung. Der empfindliche Ausfall an der Roggen⸗ ernte schaft mithin eine weit schwierigere Position als in den Jahren 1880 und 1883. Dieser Lage gegenüber bleibe das Roggenausfuhrverbot das einzige Mittel. Aller⸗ dings hätten die Tarifermäßigungen für Getreidetransporte die Aus⸗ fuhr vom 21. Juni bis 6. Juli a. St. bedeutend eingeschränkt, aber Coursschwankungen könnten dieselbe doch bedeutend beleben und das für Rußland selbst unbedingt erforderliche Getreide dem Auslande zu⸗ führen. Allen diesen Eventualitäten gegenüber sei das Ausfuhrverbot für Roggen die einzige Maßregel geblieben.
Die meisten St. Petersburger Blätter treten für die Aus⸗ nahmemaßregel ein; dagegen befürchtet die „Nowosti“, daß Rußland sich mit dem Ausfuhrverbot die Absatzgebiete nach West⸗Europa immer mehr verschließe und nur der Konkurrrenz von Nord⸗Amerika, Australien und Indien die Wege ebne. Dieser Ansicht scheint auch die deutsche „St. Peters⸗ burger Zeitung“ zu sein, welche es zwar vermeidet, zu der Frage direkt Stellung zu nehmen, dafür aber die Aus⸗ führungen der „Nowosti“ in besonderer Ausführlichkeit und an erster Stelle wiedergiebt.
Die am 12. d. M. abgehaltene Kaiserparade in Kraßnoje Sselo verlief, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, bei gutem, staubfreiem Wetter sehr glanzvoll. Die Länge der Truppenfront betrug vier Werst. Der Vorbeimarsch dauerte 1 ¼ Stunden. Während derselben hielt der deutsche Bot⸗ schafter General von EE welcher bereits am Tage vis her beim Lagerumritt ausgezeichnet worden war, rechts neben dem Kaiser. Bei dem darauffolgenden Frühstück im Kaiserzelt trank Seine Majestät auf das Wohl der Ural⸗ Kosaken, deren Jubiläum an demselben Tage in Anwesenheit des Thronfolgers gefeiert wurde. Zum Frühstück waren der Hof, die höheren Offiziere und die fremden Militärs geladen; der deutsche Botschafter hatte hier den Platz zur Rechten der Kaiserin.
Die „Now. Wr.“ erfährt, daß das Ministerium des Auswärtigen sich mit der rumänischen Regierung in Re⸗ lation gesetzt habe in der alten Fögpe, betreffend eine Schuld⸗ forderung im Betrage von 4 800 000 Rbl., die Rußland an Rumänien hat. Eine solche Summe wurde den Donau Fürstenthümern im Jahre 1829 leihweise überlassen.
In Finnland stehen der „Mosk. Wed.“ zufolge
Reformen in Aussicht. So publizirte die offizielle „Finnl. Allm. Tid.“ einen Kaiserlichen Befehl, demzufolge in Helsingfors zwei neue Lyceen, ein schwedisches und ein finnisches, ge⸗
gründet werden sollen. In ihnen steht als Unterrichtsgegenf and Es müssen
die russische Sprache auf dem ersten Plan. mindestens vierzig Stunden wöchentlich auf diesen Gegen stand verwandt werden, und der Lektor der russische
Sprache und sein Gehülfe erfreuen sich einer privilegirten materiellen Stellung. Noch wichtiger erscheinen aber der „Mosk. Wed.“ nachstehende beschlossene, obschon noch nicht v
öffentlichte Maßnahmen: Die Kenntniß der russischen Sprache, die bisher nur für Beamte des Telegraphe
und Postressorts obligatorisch war, soll das auch werden für alle Beamten des Unterrichts⸗, des Eisenbahn⸗ und des
Zollressorts, ferner für die Richter und Polizeibeamten in Städten, wo russische Truppen in Garnison stehen, und in den an russische Gouvernements grenzenden Ortschaften. Nur wer ein Prüfungszeugniß vom Helsingforser Professor der russischen Sprache vorweist, kann hinfort auf solche Stellungen reflektiren. Im finnländischen Staatssekretariat und n der Kanzlei des General⸗Gouverneurs sollen fortan vornehmlich russische Beamten, die die juridische Fakultät einer russischen Universität absolvirt haben und das finn⸗ ländische Recht kennen, angestellt werden, oder aber Finnländer, die das Russische vollständig beherrschen. Alle von der Obersten Gewalt ausgehenden Akten werden nur in russischer Sprache abgefaßt und nach Helsingfors gesandt werden (bis zur letzten Zeit wurden die Papiere sogar an Allerhöchster Stelle in zweisprachigem Text zur Unterschrift unterbreitet). Der Prokurator des finnländischen Senats hat sodann die getreue Uebersetzung der Akten in Helsingfors in die heimath⸗ liche Sprache zu überachen. 8
Italien.
Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht eine Note, in welcher nach Erörterung der Haltung des Heiligen Stuhles gegenüber den deutschen und französischen Katholiken erklärt wird, der Papst sei davon schmerz⸗ lich berührt, daß er und die Kirche in Folge diplo⸗ matischer Kombinationen durch neue, ernste e abgehalten werden, ihre friedliche Mission in Rom und Italien zu erfüllen. Das Blatt beklagt sodann das Be⸗ stehen des Dreibundes, der für die Katholiken Italiens eine Kränkung bedeute und den italienischen Interessen ab⸗ träglich sei. (Wir erinnern daran, daß jüngst — wie in Nr. 187 d. Bl. mitgetheilt wurde — Freiherr von Schor⸗ lemer⸗Alst bei einer Versammlung in Düsseldorf unter
Hinweis auf die Stellungnahme des „Osservatore Romano“ gegen den Dreibund erklärt hat, daß die deutschen Katholiken diese Haltung des römischen Blattes ganz entschieden des⸗
avouiren und daß der Papst jenen Preßäußerungen vollständig fern stehe.)
Nachdem der Divisions⸗ Kommandeur von Bologna, General Mirri nach Rom gekommen ist und dem Kriegs⸗ Minister mündlichen Bericht über den Zusammenstoß an der Arena del Sole erstattet hat, beschloß der Minister, wie man der „Köln. Ztg.“ meldet, unabhängig von dem bei dem ordentlichen Gerichte eingeleiteten Verfahren, die schuldigen Offiziere mit Disciplinarstrafen zu belegen; ein Theil dieser Bestrafungen wird amtlich bekannt gemacht werden. — Vor einigen Tagen ist der Generaldirektor des Ge⸗ fängnißwesens Beltrami⸗Scalia entlassen worden. Ein Nachfolger ist noch nicht ernannt. Dem Ver⸗ nehmen nach würde die Gefängnißverwaltung vollständig den Provinzen und Gemeinden überlassen werden. Der Unter⸗ Staatssekretär Lucca hat in Vertretung des Ministers des Innern an die Präfekten ein Rundschreiben gerichtet, worin er ihnen im Sinne der Decentralisation eine Reihe von Befugnissen, betreffend das Gefängnißwesen, zuweist. Der Erlaß soll mit dem 1. September in Kraft treten.
„Der aus der Kolonie Eritrea zurückgerufene Oberst Piano ist am 10. August in Neapel angekommen und sofort in einfachem Arrest daselbst zurückbehalten worden, um das Ergebniß der gegen ihn an⸗ hängigen Disziplinar⸗Untersuchung abzuwarten. Außer seiner eigenmächtigen Betheiligung an den Versuchen Merca⸗ telli's und de Martino's zur Anknüpfung von Unterhandlungen zwischen dem Afrika⸗Ausschuß und Ras Alula wird ihm laut einer Nachricht des „Secolo“ noch zur Last gelegt, daß er ohne Befehl des Kommandanten dem Afrika⸗Ausschuß militärische Ehren er⸗ wiesen habe, die demselben nicht zukamen, und daß er während seines Aufenthalts in Afrika an den General Driquet besondere Chiffre⸗ telegramme gesandt habe, welche abfällige Urtheile über seinen Vorgesetzten Gandolfi enthielten. Der gleichzeitig mit Piano aus Massovah zurückgekehrte Militär⸗Anwalt Marchese Invrea ist am 11. August zum Kriegs⸗Minister beschieden worden.
Portugal.
Der Finanz⸗Minister wird, wie einer Lissaboner Draht⸗ meldung des „W. T. B.“ zufolge dort verlautet, die Einfuhr ausländischen Getreides vom 31. August ab bis zum vollständigen Verbrauch des einheimischen, der gegenwärtigen Ernte entstammenden Getreides untersagen. Die vorhandenen inländischen Getreidevorräthe genügen für mehrere Monate.
Schweiz.
Im Artikel 13 der internationalen Reblaus⸗Kon⸗ vention vom 3. November 1881 ist jedem anderen Staat das Recht vorbehalten, jederzeit durch eine dem Schweizer Bundesrath abzugebende Erklärung jener Konvention beizu⸗ treten. Nach einer Mittheilung der M. „A. Z.“ aus Bern hat dementsprechend die Königlich spanis che Regierung nunmehr ihren Beitritt zu der erwähnten Konvention in der vorgeschriebenen Weise erklärt.
Niederlande.
„Die Ministerkrisis ist noch immer nicht zu Ende. Das klerikale Haager „Vaderland“ hat allerdings vor etlichen Tagen bereits eine Ministerliste mitzutheilen gewußt, wonach der Amsterdamer Bürgermeister van Thienhoven den Vorsitz im Ministerrath und das Innere, Jonkheer Tak van Poortvliet den Handel, der Abg. van Beaufort das Aeußere, der Abg. Cremers die Kolonien und Dr. Schmidt die Justiz über⸗ nommen hätten. Diese Liste erweist sich jedoch, wie man der „Mgdb. Ztg.“ aus Amsterdam schreibt, als unrichtig, und man meldet nunmehr, daß nicht van Thienhoven, senbene Tak van Poortvliet das Minister⸗Präsidium und das Porte⸗ feuille des Innern übernehmen werde. Hr. van Thienhoven 0 zum Minister des Aeußeren ausersehen sein. Am Schwierigsten Kfaltet sich für die liberale Partei die Er⸗ nennung eines Kriegs⸗Ministers, da die Liberalen untereinander
“
über das neue Militärgesetz nicht ganz einig sind.
Luxemburg.
m: Luxemburg, 12. August. Die „Luxbg. Ztg.“ schreibt:
Wie wir vernehmen, wird die Großherzogliche Familie 85 Fischbach, Meysemburg und Fels besu en. Die hohen
rrschaften sollen die Absicht haben, bei andauerndem guten Wetter alle bedeutenderen Ortschaften des Landes kennen zu lernen. Auf Wunsch des Fürsten werden die betreffenden Autoritäten jedoch erst Tags vorher von dem beabsichtigten Besuch in Kenntniß gesetzt. es geschieht dies, weil der Groß⸗ herzog nicht will, daß die Gemeinden sich durch weitläufige nesssr e auf den Empfang übertriebene Kosten ver⸗
Belgien.
In der Deputirtenkammer dementirte gestern in Beantwortung einer bezüglichen Anfrage der Minister⸗Präsident Beernaert die Nachricht, daß ein Vertrag bestände, der es einer fremden Macht erlauben würde, die belgischen Festungen zu besetzen. Die Mächte hätten die Neutralität und Unabhängigkeit Belgiens garantirt, aber nicht zu dem Zweck, um seine Festungen zu besetzen. Der Deputirte Janson von der Opposition schloß sich der Erklärung des Ministers an.
Türkei.
Die Meldung englischer Blätter, daß von dem Großvezier und dem diplomatischen Vertreter Bulgariens ein Protokoll, betreffend die Anerkennung des Prinzen Ferdinand, unterzeichnet worden sei, wird, wie die „Agence de Constanti⸗ nople“ meldet, jetzt auch von der Pforte für gänzlich unbe⸗ gründet erklärt.
Der Dragoman der französischen Botschaft reiste gestern von Konstantinopel in Begleitung Rouffie’s mit dem Löse⸗ geld für den von Räubern gefangen gehaltenen französischen Farmer Raymond ab.
Wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel erfährt, verhandelt Baron Hirsch mit dem Großvezier wegen der Ansied⸗ lung russischer Juden in der Türkei. Baron Hirsch beabsichtige, ausgedehnte Ländereien in Kleinasien längs der Eisenbahnen zu einem Jahrespachtzins von acht bis zehn Millionen Francs auf lange Zeit zu pachten. Die Pforte wäre berechtigt, diese Rente zu kapitalisiren, was ihr ein Kapital von etwa 100 Millionen Francs zur Verfügung stellen würde.
Dem Vernehmen nach befindet sich die Pforte seit mehreren Tagen ohne Nachrichten aus Yemen, da die Auf⸗ ständischen die Telegraphenleitung zerstört haben.
Griechenland.
Vie man der „Pol. Corr.“ aus Athen schreibt, hat eine unter dem Vorsitz des Kronprinzen Constantin tagende, aus sechs höheren Offizieren bestehende Kommission ihere Arbeit aufgenommen, welche darin besteht, das gegenwärtige System der Heeresergänzung einer Prüfung zu unterziehen und ent⸗ sprechend zu reformiren. Sobald diese Arbeit beendet sein wird, tritt — gleichfalls unter Vorsitz des Thronfolgers — eine andere Kommission zusammen, welcher die Aufgabe zufällt, ein neues Statut für die Heeresorganisation auszuarbeiten. Nach einer noch unbestätigten Version soll die Infanterie um drei Regimenter vermehrt werden. Auf dem Gebiete der Marine hat vor Kurzem erst eine aus Offizieren der Land⸗ und Seemacht zusammen⸗ gesetzte Kommission sämmtliche Schiffe der griechischen Kriegs⸗ marine hinsichtlich ihrer Schnelligkeit, Tragfähigkeit und Ver⸗ wendbarkeit namentlich im Hinblick auf den Truppentransport klassifizirt und eingetheilt. Demnächst werden die Dampfer der Handelsmarine eine gleiche Klassifikation erfahren.
8EE1“
8 Schweden und Norwegen.
„ (F) Stockholm, 11. August. Nach dem Bericht des Staatscomtoirs haben die Staatseinnahmen während der ersten sieben Monate dieses Jahres betragen: Zölle 20 531 660 Kronen gegen 23 419 940 Kronen, Branntweinsteuer 6 447 154 Kronen gegen 7 453 342 Kronen, Staatseisenbahnen 3 800 000 Kronen gegen 3 900 000 Kronen oder zusammen 30 778 814 Kronen gegen 34 773 282 Kronen in der gleichen Zeit des
Vorjahres. Amerika.
Vereinigte Staaten. In Willet's Point wurden, dem „R. B.“ zufolge am 12. d. M. Versuche mit einem neuen für die Bundesregierung gebauten Torpedoboot angestellt. Das Boot machte 20 Meilen die Stunde und durchfuhr 12 000 Fuß in 6 Minuten, obwohl es ein 2 ½ Meilen langes Kabel schleppte. Der Erfinder Sims leitete persönlich die Versuche, denen eine Anzahl Vertreter ausländischer Regierungen beiwohnten.
Kunst und Wissenschaft.
Die Generalversammlung des Gesammtvereins der deut⸗ schen Geschichts⸗ und Alterthumsvereine findet in diesem Jahre vom 30. August bis 2 September in Sigmaringen statt. Das Programm ist folgendermaßen festgestellt: Sonntag, den 30. August: Empfang der Gäste auf dem Bahnhofe. Ge⸗ sellige Vereinigung im „Deutschen Hause“. Montag, den 31. August: Hauptversammlung. Vortrag des Hrn. Dr. Zingeler: „Zur Geschichte Hohenzollernss und des Hrn. Professor Dr. F. von Thudichum aus Tübingen: „Ueber ein neues Verfahren zur Herstellung historischer Karten?, Gabelfrühstück, Be⸗ sichtigung der Stadt und des Fürstlichen Schlosses, Fest⸗Tafel. Dienstag, den 1. September: Besichtigung des Fürstlichen Kunst⸗ museums und Vortrag daselbst, Sektions⸗ und Delegirtensitzungen. Abends: Gesellige Vereinigung. Mittwoch, den 2. September: Schlußversammlung. Ausflug auf den Hohenzoller.
— Der Bildhauer Professor Konrad Knoll in München hat wie die M. „N. Nachr.“ melden, das von der Stadt Kissingen bestellte Denkmal König Ludwig's I. in Marmor vollendet. Der Monarch ist im Krönungsornat dargestellt; seine linke Hand ruht auf dem kranzgeschmückten Schwert, während die Rechte auf dem, von einem zierlichen Pfeiler getragenen Grundplan des Kissinger Kurhauses liegt, dessen Kolonnaden plastisch angedeutet sind. Bee feberlsce Enthüllung des Standbildes ist auf den 25. August estgesetzt.
— Professor Louis Braun in München hat in der letzten Zeit bei Lützen eingehende Studien zu einem größeren Gemälde ge⸗ macht, das die vor 259 Jahren stattgehabte schicksa sschwere Schlacht bei Lützen, in welcher der chwedenkönig Gustav Adolf fiel, zum Vorwurf hat. Bei diesen Studien hat Professor Braun einen werthvollen Fund gemacht, indem er nämlich den Altar entdeckt hat, auf welchem des gefallenen Heldenkönigs Leiche, nachdem sie in der Nacht auf dem Schlachtfelde wiedergefunden worden, niedergelegt und Pessedet wurde, sowie danach so lange verblieb, bis man sie nach Weißenfels überführte. Von letztgenanntem Orte wurde sie später, wie bekannt, nach Wolgast geführt, von wo sie durch eine schwedische Flotte in die Heimath gebracht wurde. Der Altar soll von besonders schöner Arbeit in gothischem Stil und dessen Echtheit außer allem Zweifel sein, bestärkt durch verschiedene Dokumente, die Braun, zugleich mit dem Eigenthumsrecht des Altars, verschaffte. Der Altar ist der Swea⸗Leibgarde in Stockholm für deren neue Kirche für 12 000 ℳ angeboten worden. Die Swea⸗Leibgarde, ehe⸗ mals die gelbe Brigade, ein altberühmtes schwedisches Regiment, war in der Schlacht bei Lützen hervorragend betheiligt und verlor
dort ihren tapferen Oberst Teuffel. 4 In 29 am Mittwoch nfleczallenen Sitzungen des VII. Kon⸗
gresses für Hygiene und Demographie in London wurden folgende Vorträge gehalten: Sektion für Präventivmedizin: Dr.
Schrerens von Tournai: Verwandtschaft des Typhus und der Diph⸗ therie. Dr. Seaton bemerkte, daß die Anzahl der Diphtheriefälle in
England gewachsen sei, trotz der Verbesserung der Wasserleitungen und der Abfuhrsysteme. Sektion für das Verbältniß der Krank⸗ heiten der Thiere zu denen des Menschen. Dr. Ostertag: Ge⸗ fahren des Milchkonsums. Der Vortragende schlug strenge Beaufsichtigung des Milchverkaufs und der Milchproduktion vor. Vacher von Birkenhead bei Liverpool befürwortete öffentliche Schlachthäuser, amtliche Fleischschau und Thierschau. Sektion für Kinderkrankheiten: Professor Burgerstein von Wien berichtete über die Additionsaufgaben, welche er 162 Schulkindern zu lösen auf⸗ gegeben hatte. Die Fehler mehrten sich, je ermüdeter die Kinder wurden. Die Müdigkeit trat schon nach drei Viertelstunden ein. Der Doktor meinte deshalb, daß die Kinder längere Ruhestunden haben sollten. Slaatliche Gesundheitspflege: Hamer von London sprach wiederum zu Gunsten der Gründung eines Ministeriums für öffent⸗ liche Gesundheitspflege. Wasser und Gaszufuhr dürften sich nicht länger in den Händen von Monopolen befinden. Lennox Browne sprach über die Gesundheitsschädlichkeit der Theater. Einen höchst interessanten Vortrag hielt der Ober⸗Ingenieur des Londoner Graf⸗ schaftsraths Binnie über Wasserleitungen. Infizirtes Wasser habe 1854 und 4866 16 000 Personen bei den Choleraepidemien das Leben gekostet. Im Allgemeinen folge die Cholera dem Laufe der Thäler. Die Cholera, welche 1885 in Spanien ausbrach, habe bewiesen, daß die Evpidemie diejenigen Städte, welche ihr Wasser von Flüssen be⸗ zogen, dezimirt habe, während die Städte, welche ihr Wasser aus anderen Quellen hatten, verschont blieben. Das Wasser könne viele Meilen weit fließen, ohne den Krankheitgerreger zu verlieren. Sektion für Demographie: General⸗Arzt Sir William Moore brachte das Thema zur Besprechung, ob sich die Hochlande der Tropen zur Ansiedlung für Europäer eigneten. Sir William stellte die Ansicht auf, daß ein Europäer freilich lange dort leben könne, daß aber seine Nachkommen keinen rein europäischen Typus haben würden. Haryland glaubt, daß Frauen in niedrigen Thälern nament⸗ lich vom Krebs befallen werden, wenn der Boden stark thonhaltig ist, einerlei welcher Formation der Thon angehört. Thonhaltiger Boden erzeuge die furchtbarsten Krankheiten. Die ersten Lebewesen in der Entciceläng der Erde zeigten sich im Kalk. G
— Vom internationalen Kongreß für geograp ische Wissenschaften in Bern wird weiter “ Am Ssh. fanden im National⸗ und Ständerathssaal sowie im großen Museums⸗ saal die Spezialkonferenzen statt über verschiedene Gebiete des geographischen Wissens. Das allgemeinste Interesse konzentrirte sich auf die Fragen des geographischen Unterrichts, über welche im Museumssaal verhandelt wurde und zu welchen au die Ausstellung überaus anschauliches Material bietet. An der Spezialkonferenz über den Weltmeridian (Nationalrathssaal) nahmen 69 Kongreßmitglieder theil. In der Spezialkonferenz im stahn öG verfcrte nc der „Bund“ berichtet, Dr.
aardt über den geographischen Unterri über Ethn als Bestandtheil des g in- Er wünschte eine staͤrkere Betonung des ethnographischen in diesem Unterricht, welchem Wunsch durch protokollarische Auf⸗ nahme in den Sitzungsbericht Ausdruck gegeben 8 Die Ethnographie solle jedoch kein besonderes Unterrichtsfach bilden. Hr. Dr. Oppel aus Bremen referirte über wirthschafts⸗ geographische und entdeckungsgeschichtliche Karten und deren Ver⸗ wendung beim Unterricht. „Die eine Aufgabe besteht nach dem Vo tragenden darin, die allmählich fortschreitende Entwickelung der Er kenntniß in ihren Hauptepochen und ihren wichtigsten Thatsachen kennen zu lernen; die andere darin, dem Schüler die Grundlagen und Hauptthatsachen des wirthschaftlichen Lebens der Völker zum Be⸗ wußtsein zu bringen. In der Sektion für Unterrichtsfragen sprach Morgens ferner Mr. Scott Keltie, Delegirter 6 Königlich geographischen Gesellschaft in London, über die während der letzten Jahre in Großbritannien gemachten Fort⸗ schritte der geographischen Wissenschaften, im Besonderen des geographischen Unterrichts. Das früher gebräuchliche mechanische Lernen von Namen und statistischen Daten komme in Abgang, und mehr und mehr verbreite sich das rationelle Studium der Erdober⸗ fläche und ihrer Bewohner. In den meisten Schulen, wenigstens den unter Staatsaufsicht stehenden, erkenne man den Fortschritt auch schon an der Zahl und besseren Qualität der Hülfsmittel des Unterrichts, der Karten, Globen, Lehrbücher. Die Examina seien strenger geworden. Großes Verdienst um diese Fortschritte habe sich die K. geographische Ge sellschaft durch ihr Beispiel, durch die Einführung populaͤrer Vorträge, durch die Veröffentlichung guter geographischer Literatur erworben. Der Redner sprach die Hoffnung aus, daß nach einigen Jahren Groß britannien auf einer Stufe des geographischen Fortschritts stehe werde, welche von Deutschland, Frankreich und der Schweiz scho erreicht ist. — Bei dem Kongreß sind folgende Beschlußanträg eingebracht worden: 1) von Hrn. Dr. Oppel: Die Sektion für de Unterricht erklärt es als wünschenswerth, daß im Schul⸗ unterricht die finferwyase Entwickelung der Erdkunde sowohl, als auch die w rthschaftliche Geographie an der Hand von geeigneten Hülfsmitteln, insbesondere von passenden Spezialkarte gelehrt und daß in Zukunft solche Karten in die Sammlung de Wandkarten und Atlasse eingereiht werden; 2) von Hrn. Faure Der Kongreß spricht den Wunsch aus, daß die geographischen Gesell⸗ schaften bei ihren bezüglichen Regierungen die nöthigen Schritte thun, damit an allen Akademien und Universitäten, welche noch keine be⸗ sonderen Lehrstühle für Geographie besitzen, solche errichtet werden. — Das Programm für die Mittwochs⸗Sitzung lautete: Morgens 8 Uhr: Vierte allgemeine Sitzung im großen Museumssaale: 1) Denza, P. F., Direktor des Observatoriums von Moncalieri: Ueber die Vertheilung des Erdmagnetismus auf der Erdkugel. 2) Du Bois, Fritz, Paris: Das javanische Volk. 3) Hurlbut, New⸗ York: Die Entdeckung der Mississippiquellen. 4) Ney, Napoleon, Sektionspräsident der Gesellschaft für Handelsgeographie, Paris: Die Eisenbahn durch die Sahara. 5) de Claparède, Arthur, Genf: Er⸗ G innerungen an die Philippinischen Inseln: von Mar eille nach Ma-⸗ jayjay. Nachmittags: Ausflug nach Thun.
— e Mont Blanc⸗Expedition zur Erforschung des höchsten Gipfels und Untersuchung der Möglichkeit, auf demselben ein wissenschaftliches Observatorium zu errichten, soll in diesen Tagen ausgeführt werden. Einer Privatmittheilung des Ingenieurs Imfeld, Leiters der Mont Blanc⸗ Expedition, aus Chamounix, vom 11. August, entnimmt die „N. Zürch. Ztg.“, daß derselbe in der letzten Woche auf dem Mont Blanc war, um eine Rekognoszirung vorzunehmen. Die Hauptexpedition sollte am 12. August zur Ausführung gelangen. In den letzten Tagen wurden bereits alle Vorräthe für die Expedition auf den Berg ge⸗ schafft. Eine kleine Schirmhütte für den Gipfel ist fertig und wird ebenfalls hinaufgetragen.é Der Physiker Janssen und Ingenieur Eiffel, auf deren Veranlassung die Unternehmung ins Werk gesetzt wird, be⸗ finden sich in Chamounix. Der Tunnel durch den Gletscher zur Untersuchung des Felsens, der den Gipfel bildet, wird von der von Chamounix aus sichtbaren Nordseite aus vorgetrieben. In diesem Eisstollen werden die Mitglieder der Expedition die Naͤchte zubringen.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Ernte⸗Aussichten. Wie wir erfahren, ist der Ertrag der diesjähri i Ciskaukasien quantitativ durchaus nacrieben Richlah he Frnte ie der einer guten Mittelernte bezeichnet werden. In der Qualität läßt
das Getreide insofern zu wünschen übri „ als di stark mit Unkrautsamen durchsetzt sind. b “
Verkehrs⸗Anstalten 1“
8 “ 8 Am Sonntag, 23. August d. J., kommt ein Sonde rzug zu ermäßigten Fahrpreisen von Berlin nach Dresden und Schandau über Röderau zur Beförderung. Derselbe fährt 6,55 Vorm. vom Bahnhof am Askanischen Platz ab und trifft in
Dresden⸗Altstadt 11,37, in Schandau 12,51 Vorm. ein. Die Fahrkartenpreise betragen von Berlin nach Dresden 9 ℳ II., 6 ℳ