. 8 8 1“
fahrwasser 18 /8. (Poststation: Kiel.) S. M. Fhrzg. „Nachtigal“
Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Vermessfhrzg. „Nautilus“ 24./6. Swinemünde. — 8./8. Saßnitz (Poststation: Swinemünde.) S. M. S. „Nixe“ 21./7. Plymouth 7./8. — 12./8. Arendal 18 /8. — Kiel. (Poststation: Kiel. S. M. Fhrzg. „Otter“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Minenschulschiff „Rhein“ 27./7. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ 2./7. Sansibar (Poststation: Sansibar. S. M. Krzr. „Sperber“ 6./6. Apia (Poststation: Avia.) S. M. S. „Stosch“ 8/7. Leith 16./7. — 19 /7. Bergen [Nor⸗ wegen] 5./8. — 9./8. Lübecker Bucht — 10/8. Neustadt i Holst. 13/8. — 14 /8. Warnemünde 18 /8. — Saßnitz. (Poststation: vom 18/8. bis 25./8. Saßnitz, vom 26/8. ab Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 8/8. Shanghai 11./8. — 18 /8. Amoy 19 /8. — Canton. (Poststation: Hongkong.) — Kreuzer⸗Geschwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff), S. M. S. „Alexandrine“’, S. M. S. „Sophie“ 2./8. Jquique 5 /8. — 8./8. Coquimbo. (Poststation: 1“ — Manöverflotte: (Poststation: Kiel) 1. Division (Manöver⸗Geschwader): S. M. S. „Baden“ (Flaggschiff), S. M. S. „Bayern“, S. M. S. „DOldenburg“, S. M. Phfhrzg. „Siegfried““ S. M. Av. „Zieten“ Zoppot 16./8. — Kiel. 2 Division (Uebungs⸗Geschwader): S. M. S. „Kaiser“ (Flaggschiff), S. M. S. Deutschland“, S. M. S. „Friedrich Carl“, S. M. S. „Preußen“, Zoppot 16./8. — Kiel. S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“ Wilhelmshaven 12/7. — Bergen (Norwegen) 16/7. — 20 /7. Tromsoe 21./7. — 21./7. Nordcap 22/7. — 22/7. Hammerfest 23./7. — 23./7. Karlsoe 25/7. — 25./7. Tromsoe 27./7. — 29./7. Mo 31./7. — 1./8 Trondhjem 2./8. — 3./8. Bergen 4./8. — 6 /8. Stavanger 7./8. — 8./8. Kiel. S. M. Av. „Pfeil“ Zoppot 16/8. — Kiel. 3 Division (Torpedoboots⸗Flottille: S. M. Av. „Blitz“ (Flottillenfahrzeug), S. M. Trpdodivboot „D. 6“‧,S. M. Trpdo⸗ boote „S. 50“‧, „S. 51“˙, „S. 52“¼, „S. 53*, „S. 55˙, „S 56“, S M. Trpdodivboot „D. 3“*, S. M. Trpdoboote „S. 34“, „S 35“‧, „S. 36“, „S. 38‧,,S. 40*%, „S.41“, S. M. Trpdodivboot „D. 2“, S. M. Trpdoboote „8. 1˙, „8. 3“, „S. 4 „S. 5“‧, „S. 6˙, 8. 23“ Zoppot 16/8.— Kiel. Panzerfahrzeugs⸗Flottille: S. M. Pzfhrzg. „Mücke“, „Camae⸗ leon“, „Salamander“, „Viper“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wil⸗ helmshaven.) Ablösungstransporte: 1) für S. M. Kbte. „Iltis“ und „Wolf“, Heimreise mit dem Reichs⸗Postdpfr. „Bayern“: Shanghai 1/7. — 16./8. Bremerhaven. 2) für S. M. Krzr. „Sperber“, Ausreise mit dem Reichs⸗Postdpfr. „Nürnberg“: Bremer⸗ haven 11.,6. — 6/8. Sydney 7./8. — Apia. 3) für das Kreuzer⸗ Geschwader (S. M. S. „Alexandrine“ — ganze Besatzung —, S. M. S. „Leipzig“ und „Sophie“ — Besatzungstheile) mit dem Dpfr. „Krimhild“ der Deutschen Dampfschiffsrhederei zu Hamburg; Ausreise: Wilhelmshaven 27/6. — 6/8. Valparaiso — Coquimbo; Heimreise: Coquimbo 16./8. — Wilhelmshaven. 8 v“
Köln, 18. August. Im Sitzungssaale der Königlichen Regierung hierselbst fand, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, heute auf Veranlassung der Minister für Handel und Ge⸗ werbe, der Finanzen und der öffentlichen Arbeiten unter dem Vorsitz des Ober⸗Präsidenten Nasse eine Berathung Behufs Prü⸗ fung des vom Baurath Schönbrod auf Veranlassung von Privat⸗ interessenten ausgearbeiteten Vorhabens der Moselkanali⸗ sirung statt. An der Berathung nahmen Theil Kommerzien⸗Rath C. Lueg Oberhausen (Gutehoffnungshütte), Direktor A. Thielen⸗ Ruhrort (Phönix), Dr. jur. Göcke⸗Bonn (Rheinische Stahl⸗ werke), Kommerzien⸗Rath Disch⸗Mainz (Aktien Gesellschaft für Handel und Schifffahrt), M. Schaubach⸗Koblenz (Schaubach u. Grämer), Generalsekretär Dr. Beumer⸗Düsseldorf (Wirth⸗ schaftlicher Verein und Nordwestliche Gruppe des Ver⸗ eins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller), Direktor Schwarz⸗Ruhrort (Central⸗ Aktien⸗Gesellschaft für Tauerei und Schleppschiffahrt), C. Berninghaus⸗Duisburg ö E. Berninghaus), Rhedereibesitzer Schulz⸗
ainz, Rhedereibesitzer Stinnes⸗Mülheim a. d. Ruhr, Luck⸗ haus⸗Duisburg (für die Rhederei Faber⸗Mainz), Strom⸗Bau⸗ direktor Geheime Rath Berring, Baurath Schönbrod und mehrere Königliche Baumeister. Die sehr eingehenden, mehr⸗ stündigen Verhandlungen trugen einen vertraulichen Charakter, werden aber, wie das genannte Blatt meint, das Vorhaben der Mosel⸗Kanalisirung wesentlich gefördert haben.
Sigmaringen, 18. August. Prinz Ferdinand von Rumänien ist, dem „W. T. B.“ zufolge, von hier abgereist und begiebt sich zunächst nach Umkirch⸗Freiburg zum Besuch der Fürstin⸗Großmutter.
Bayern.
Miünchen, 18. August. Morgen Mittag werden die Verhandlungen über den Handelsvertrag zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien im großen Saal der General⸗Direktion der Zölle eröffnet werden. Die Konferenzen haben einen streng vertraulichen Charakter Gestern Mittag sind die vier Bevollmächtigten der italienischen Regierung, die Herren R. Malvano, General⸗Sekretär im Mini⸗ sterium des Auswärtigen, Miraglia, General⸗Direktor der land⸗ wirthschaftlichen Abtheilung im Handels⸗Ministerium, Monzilli, General⸗Direktor der Handels⸗Abtheilung im Handels⸗ Ministerium, und Stringher, General⸗Inspektor im Finanz⸗ Ministerium in Rom, mit dem Sekretär Calligaris hier ein⸗ getroffen und im Hotel „Marienbad“ abgestiegen. Nachmittags machten die Herren den Bevoll mächtigten des Deutschen Reichs im „Englischen Hof“ und denjenigen Oesterreich⸗Ungarns in den „Vier Jahreszeiten“ sowie dem Staatsrath Dr. C. von Mayer, welcher den auf Urlaub befindlichen Minister⸗ Präsidenten Freiherrn von Crailsheim vertritt, einen Besuch, der alsbald erwidert wurde. Wie die „Allg. Ztg.“ meldet, nimmt der Königlich bayerische General⸗Direktor der Zölle und indirekten Steuern, Ludwig von May, als Bevoll⸗ mächtigter des Deutschen Reichs an den Verhandlungen Theil. Heute Nachmittag halten die deutschen und öster⸗ reichischꝛungarischen Delegirten in dem Hotel „Vier Jahres⸗ zeiten“ eine Vorbesprechung ab, gleichzeitig treten die italienischen Bevollmächtigten im Hotel „Marienbad“ zu einer Berathung zusammen; beide Besprechungen gelten u. A. der Frage der Wahl des Vorsitzenden und des Bureaus.
Bei der heute stattgehabten Ersatzwahl eines Land⸗ tags⸗Abgeordneten in Traunstein an Stelle des ver⸗ storbenen Dr. Rittler wurde, wie „W. T. B.“ meldet, der Oekonom Hofstetten (Centrum) mit 68 Stimmen gewählt; der Gegenkandidat Kleittner (ebenfalls Centrum) erhielt 52 Stimmen. Bei der Ersatzwahl in Ingolstadt wurde der Reichstags⸗ Abgeordnete Professor Schädler (Centrum) mit 102 Stimmen gegen Waizenhofer (Centrum) mit 22 Stimmen gewählt.
Fürst Bismarck und Graf Herbert Bismarck sind EIs Medung aus Kissingen heute Abend von dort abgereist.
Sachsen.
Leipzig, 18. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg traf gestern Abend aus Dresden zur Besichti⸗ gung der hiesigen Regimenter hier ein und nahm im Hotel Hauffe Wohnung. 8 39
Württemberg.
FrrïJiedrichshafen, 17. August. Der „St.⸗Anz. f. W.“ schreibt: „Der letztmals berichtete Rückfall in der Unterleibsstörung Seiner Majestät des Königs hielt bis Mitte voriger Woche an. Seit dem 13. August machte sich eine allmähliche Abnahme der Krankheitserscheinungen bemerkbar. Die Besserung im Allerhöchsten Befinden hat seitdem keine Unter⸗ brechung erlitten. Seine Majestät sind zwar zufolge des seit Monaten andauernden und zu Rückfällen neigenden Leidens noch sehr müde und ruhebedürftig, doch war es Allerhöchst⸗ denselben in den letzten Tagen möglich, jeweils für einige Stunden das Bett zu verlassen.“
Baden.
Karlsruhe, 18. August. Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael Nikolajewitsch von Rußland traf am Sonnabend Abend auf der Station Reichenau ein, wo Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin Höchstdenselben erwarteten und sogleich nach Schloß Mainau geleiteten. Der Großfürst ist von zwei Adjutanten begleitet und gedenkt einige Zeit bei den Höchsten Herrschaften zu verweilen. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg wollte gestern von Mainau abreisen, wurde aber von einem Unwohlsein befallen, sodaß Höchstderselbe auf Schloß Mainau verblieb. Es geht Seiner Königlichen Hoheit jedoch heute wieder viel besser, sodaß Höchst⸗ derselbe heute Nachmittag nach Bregenz abreisen konnte. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat die Ab⸗ reise nach Metz, welche gestern stattfinden sollte, in Folge des Unwohlseins Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Oldenburg auf heute verschoben und dadurch den beabsich⸗ tigten Aufenthalt in Metz verkürzt. Der Großfürst Michael begab sich gestern Vormittag nach Friedrichshafen zum Besuch Höchstseiner Schwester, Ihrer Majestät der Königin von Würt⸗ temberg, und kehrte Abends nach Schloß Mainau zurück.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 18. August. Ueber das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ist heute folgendes Bulletin ausgegeben worden:
Nach einer leidlich ruhigen Nacht ist das allgemeine Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs heute Morgen etwas besser. Leider ist die Nahrungsaufnahme immer noch eine zu geringe. Die Schwäche und Unsicherheit im Gebrauch der Hände hat in den letzten Tagen noch etwas zugenommen. Müller. Martius.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 18. August. Ihre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin ist, wie aus Scheveningen berichtet wird, am 16. d. M. früh zu mehrwöchigem Aufenthalt dort eingetroffen und wurde an der Bahn von Seiner Königlichen Hoheit dem Groß⸗ herzog empfangen, Höchstwelcher sich, der „Weim. Ztg.“ zu⸗ folge, fortdauernd des besten Wohlseins erfreut und trotz des bisher ungünstigen Wetters täglich badet.
Elsaß⸗Lothringen.
Metz, 18. August. Seine Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog von Baden ist heute hier eingetroffen.
38
1 Oesterreich⸗Ungarn.
„Wien, 18. August. Der Geburtstag des Kaisers ist nicht nur in ganz Oesterreich und Ungarn, sondern auch im Auslande, wie zahlreiche Telegramme aus Cetinje, Belgrad, Konstantinopel, Athen, Bukarest u. s. w. bekunden, festlich begangen worden. — In Cetinje beglückwünschte, wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, der Minister des Auswärtigen den österreichisch⸗ungarischen diplomatischen Vertreter im Namen des Fürsten und der Regierung, während die Musik die öster⸗ reichische Nationalhymne intonirte. — In Belgrad fand ein Festgottesdienst statt, welchem der Minister⸗Präsident Pasitsch und der Minister des Auswärtigen Gior⸗ giewitsch beiwohnten, die dem österreichischen Gesandten ihre Glückwünsche aussprachen. — Die Bürger des serbischen Kreises Pozdrina richteten ein Telegramm an den österreichischen Gesandten, in welchem sie denselben ersuchten, dem Kaiser ihre Glückwünsche zu unterbreiten und ihm für die väterliche, freundschaftliche Aufnahme des Königs von Serbien zu danken. — In Konstan⸗ tinopel veranstaltete, in Abwesenheit des Botschafters Freiherrn von Calice, die österreichische Kolonie ein Banket auf dem festlich geschmückten Lloyd⸗ dampfer „Daphne“, welchem der Vertreter Oesterreich⸗ Ungarns beiwohnte. — In Bukarest fand in der katholischen Kathedrale ein Festgsttesdienst statt, bei welchem auch der Minister des Auswärtigen sowie der General⸗Adjutant des Königs anwesend waren. Abends waren die Mit⸗ der österreichischen Kolonie zu einem Festbanket ver⸗ einigt.
„Wie aus Budapest berichtet wird, veranstaltete der Minister⸗Präsident Graf Szapary aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers ein Festmahl, an welchem die Minister, andere hohe Staatswürdenträger, die Generalität, die Spitzen der Geistlichkeit und der Behörden theilnahmen. Graf Szapary brachte einen Trinkspruch auf den Kaiser aus, in welchem er hervorhob, daß im nächsten Jahre ein Vierteljahrhundert verflossen sei, seit der Kaiser als König von Ungarn mit der Stefans⸗Krone gekrönt wurde. Alle Anwesenden könnten Zeugniß ablegen von dem Fortschritt, welchen Ungarn während dieser Zeit gemacht. Ungarn ver⸗ danke diesen Fortschritt seinem König, welcher der getreueste Wächter der Verfassung Ungarns sei.
2 der gestrigen Sitzung des ungarischen Ober⸗ hauses brachte der Präsident dem Hause die Mittheilung des Kultus⸗Ministers zur Kenntniß, wonach Julius Firczak zum Bischof von Munkacs ernannt wurde. Im Unter⸗ hause wurde die Vorlage bezüglich der rumänischen Eisenbahnanschlüsse in dritter Lesung angenommen.
Aus Prag wird der „Köln. Ztg.“ über eine kleine De⸗ monstration russischer Ausstellungsbesucher Folgendes telegraphisch berichtet: Der Führer der Ausstellungsgäste aus Kiew Namens Petr, Bruder eines Prager Orgelbauers, der russischer Unterthan geworden ist, hatte sich am Sonntag, nach⸗ dem auf der Orgel in der Ausstellung dieösterreichische Volkshymne gespielt worden war, zur Orgel herangedrängt und die russische
olkshymne gespielt, was zu einer Kundgebung Anlaß gab. Petr wurde gestern vor die Polizei geladen und befragt, wie er sein 8av-; mit den Pflichten als Gast in einem fremden Staate vereinbaren zu können glaube. Er erwiderte darauf,
daß er, um weiteren Erörterungen aus dem Wege
heute abreisen werde.
Die Finanz⸗Direktion in Gospitsch hatte, wie „W. T. B.“ aus Agram meldet, aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers die ungarische Fahne aufgehißt. Der Gemeinde⸗
rath I die Entfernung der Fahne; der Bezirksvorstand theilte der Gespanschaft das Verlangen der Bürgerschaft mit
Großbritannien und Irland.
Das französische Geschwader traf laut Meldung
des „W. T. B.“ gestern Abend zwischen neun und zehn Uhr in Dungeneß Point ein und setzte alsbald die Fahrt nach Spithead fort.
Die Londoner Zeitungen begrüßen die Ankunft des französischen Geschwaders mit sympathischen Artikeln. Die
„Times“ sagt, in den politischen Verhältnissen werde der Besuch nichts ändern; die nächste Zeit werde beweisen, daß
alle an den Besuch des Kaisers Wilhelm in England und des französischen Geschwaders in Kronstadt geknüpften Annahmen 8 und Spekulationen völlig unzutreffend seien. Die Politik der Großmächte beruhe auf einem einzigen Prinzip, demjenigen
dauernder Interessengemeinschaft. Die Stadt Portsmouth macht, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, große Anstrengungen für die französischen
Gäste. Der Bürgermeister Sir William Pink forderte die
Einwohner zum Schmuck der Straßen und zur Beleuchtung der Häuser auf und ließ einen großen Triumphbogen er⸗ richten. Er empfängt die französischen Matrosen am 24. auf
einem Festbankett, bei welchem Roastbeef und Plumpudding
gereicht werden. Den Parlamentsmitgliedern und Journalisten sind Sonderdampfer zur Verfügung gestellt worden. Die französische Regierung sendet zum Gebrauch des Botschafters Waddington den Dampfer „Elan“ nach England.
Der chilenische Kreuzer „Presidente Errazuriz“ ist von St. Vincent, nachdem es ihm gelungen war, Heizer zu erlangen, nach Montevideo in See gegangen.
Frankreich.
Paris, 18. August. Präsident Carnot kam heute 1
Nachmittag nach Paris, um dem König von Serbien
einen Besuch abzustatten. Der Präsident verlieh dem König das Großkreuz der Ehrenlegion, der König dem Präsidenten Carnot das Großkreuz des Weißen Adler⸗Ordens. König
Alexander empfing heute den österreichischen Geschäfts⸗
träger Grafen Zichy in Privat⸗Audienz.
Das englische Geschwader ist heute Nachmittag auf der Rhede von Villefranche eingetroffen. Nachdem Salute gewechselt waren, begab sich Admiral Duperré an Bord der „Victoria“, um dem englischen Admiral einen Besuch abzustatten. B 8
„Wie dem Wolff'schen Bureau telegraphisch gemeldet wird, hätten die Vertreter des Auslandes in Peking in An⸗ betracht der gegenwärtigen Lage und bei dem Mangel an gutem Willen Seitens der chinesischen Regierung die Noth⸗ wendigkeit in Erwägung gezogen, daß die europäischen Mächte sich darüber einigten, einen energischeren Druck auf den Tsungli⸗Namen auszuüben.
In einer Pariser Correspondenz der „Köln. Ztg.“ vom 17. d. M. wird darauf hingewiesen, daß die Pariser BZlätter jetzt mit Vorliebe die Macht Deutschlands als im steten Niedergange befindlich schildern. Eine ganze Reihe von Blättern
bringen lange Artikel, in denen sie ausführen, daß Deutschlands
Stern in schnellem und entschiedenem Niedergange begriffen sei.
Die seit Kronstadt glänzend aufsteigende Sonne Frankreichs werde
nicht verfehlen, in allerkürzester Zeit auf die anderen Völker eine gewaltige Anziehungskraft auszuüben, und nicht lange
werde es dauern, bis Deutschland genau dieselbe vereinsamte Stellung einnehmen werde, zu der bisher Frankreich ver⸗ urtheilt gewesen. Es werde das nach dem natürlichen Gesetze geschehen, daß die Menge immer zu den Mächtigen halte und dem Erfolg nachlaufe.
Die Absicht der Boulangisten, sich in der Versammlung
am Montag mißbilligend über den Besuch der französischen Flotte in Portsmouth auszusprechen (vgl. die gestrige Nr. 193 d. Bl.), hat Boulanger selbst veranlaßt, seine abweichende
Meinung in folgendem, von der „Mgdb. Ztg.“ mitgetheilten 8
Telegramm kund zu thun:
Auf die Nachricht, daß das Meeting von Montag Abend gegen
England als boulangistische Kundgebung hingestellt wird, erkläre ich meine Mißbilligung dieses Akts, den ich für unpolitisch halte, und
wünsche, daß mein Name nicht darein gemengt werde. Ich bin für
die russische Allianz, meine aber, Frankreich dürfe die anderen Na⸗-⸗ tionen nicht ohne Grund verletzen. Im Gegentheil bin ich der An⸗
sicht, Frankreich müsse nach Sympathie und Achtung aller Völker
trachten.
Rußland und Polen.
Die Kaiserliche Familie ist gestern mit dem zurück⸗ gekehrten Großfürsten⸗Thronfolger von St. Petersburg nach Peterhof übergesiedelt. Am Bahnhofe überreichte eine
Deputation der Einwohner Peterhofs dem Großfürsten⸗Thron⸗
folger Brot und Salz.
Anläßlich des Schlusses der Manöver fand, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern in Kraßnoje⸗Sselo ein Frühstück statt, an welchem außer den Kaiserlichen Majestäten auch die Königin von sowie die Großfürsten und Großfürstinnen theil⸗ nahmen. Der Kaiser hatte zur Feier des Geburts⸗
tages des Kaisers Franz Joseph österreichische Orden
angelegt, ebenso die übrigen Inhaber solcher Orden. Bei dem Frübstc brachte der Kaiser Alexander die Gesundheit des
aisers Franz Joseph aus, worauf die Musik die österreichische
Nationalhymne spielte.
Laut telegraphischer Nachricht der „Daily News“ aus
Odessa beträgt die Zahl der ausländischen Juden, denen Ausweisungsbefehle zugegangen und welche der Mehr⸗ zahl nach Grundbesitzer sind, ca. 50000.
Italien.
WII1“
König Humbert trifft, wie man der M. „Allg. Ztg.“
schreibt, am 23. August Morgens in Mondovi ein, besucht zunächst den Breo genannten Stadttheil und fährt sodann mittelst Drahtseilbahn nach dem ältesten, hoch gelegenen Stadttheil, Mondovi Piazza, woselbst er die kirchlichen Be⸗ hörden und die Verwaltung
Mutter Maria Adelaide gewohnt hat. Am folgenden Tage findet die Enthüllung des Denkmals für König Karl Emanuel I. auf dem großen
Platze des Santuario statt und am selben Tage die
Revue über die Alpentruppen. Von Mondovi reist der König entweder nach Moncalieri und Turin oder nach Sant’' Anna
Griechenland,
des Santugrio empfängt. Er
übernachtet im Santuario in denselben Zimmern, wo seine
di Valdieri und von da zur Gemsjagd auf dem Valasco. In dem Gefolge des Königs werden sich außer dem Marchese di Rudini und dem Kriegs⸗Minister Pelloux General Pallavicini, Commendatore Urbano Ratazzi, Dr. Saglione und der Privat⸗ sekretär Saverio Nurisio befinden. 1““ Der Minister⸗Präsident Marchese di Rudini wird nicht, wie einzelne Blätter zu melden wußten, einen längeren Urlaub nehmen und sich in der Führung der auswärtigen Angelegen⸗ heiten durch einen Kollegen vertreten lassen, sondern Rom lediglich auf zwei oder drei Tage verlassen, um, wie oben mitgetheilt, den König zur Enthüllung des Denkmals für Karl Emanuel I. nach Mondovi zu begleiten. — Die zur Berathung der Dezen⸗ tralisationsfrage eingesetzte Kommission hat ihre Arbeiten noch nicht beendet, da die Nothwendigkeit, die zahlreichen auf diese wichtige Angelegenheit bezüglichen Gesetze und Verord⸗ nungen zu studiren, viel Zeit erfordert; gleichwohl hofft die Regierung, die Kommission werde ihren Bericht noch vor dem Wiederzusammentritt des Parlaments erstatten können. — Der Generalbericht der afrikanischen Untersuchungs⸗ kommission wird voraussichtlich im Oktober zur Vorlage gelangen können. — Aus Neapel wird gemeldet: Der Disziplinargerichtshof zur Verhandlung über das Ver⸗ halten des Obersten Piano und des Hauptmanns de Martino, welche wegen eigenmächtiger Transaktionen mit den Häupt⸗ lingen im Hinterlande von Massovah zur Verantwortung ge⸗ zogen sind, hat am 15. d. M. getagt; den Vorsitz führte General Ottolenghi, Beisitzer waren die Obersten Fver Gola, Canta⸗ messa und Paris, Berichterstatter war Oberst Oddone. Das Ergebniß der Verhandlung wird geheim gehalten, doch wollen die Blätter wissen, die Angeklagten seien freigesprochen worden. — Am 15. d. M. Morgens ist in Rom der Senator Pietro Ros a, General⸗Inspektor der Antiquitäten und schönen Künste, estorben. 8 Crispi ist am Dienstag früh, von Genua kommend, in Rom eingetroffen und reiste Nachmittags nach Neapel ab. Die „Riforma“ stellt auf das Bestimmteste in Abrede, daß Crispi auf seiner Reise Zeitungsberichterstatter empfangen habe.
Griechenland. Athen, 18. August. Dem heutigen Festgottesdienst in
der Patronatskirche im Piräus anläßlich des Geburtstages
des Kaisers von Oesterreich und dem Empfange bei dem österreichisch⸗ungarischen Vertreter wohnte auch der deutsche Geschäftsträger bei.
Bulgarien.
Spofia, 19. August. Anläßlich des Geburtsfestes des Kaisers von Oesterreich empfing der österreichisch⸗ ungarische Vertreter Burian heute, dem „W. T. B.“ zufolge, den Besuch des General⸗Sekretärs im Ministerium des Aeußern Panatotow und die Mitglieder des diplomatischen Corps
Schweden und Norwegen. 8 (P) Christiania, 17. August. Staats⸗Minister Steen sprach gestern in einer Volksversammlung in Lille⸗ strömmen, die von Interessirten sehr zahlreich besucht war. Der Staats⸗Minister rekapitulirte das Programm der Liberalen. Er war der Ansicht, daß weder die Reichsakte noch die Verfassung ein Hinderniß seien, daß Norwegen seinen eigenen Minister des Aeußern erhalte; er endete seine Rede mit folgender Aeußerung: „Der Paragraph 1 der Verfassung muß zur Wahrheit werden, nicht blos auf dem Papier stehen. Diese ist ebenso alt wie die Ver⸗ einigung der Reiche. Norwegen hat keine Garantie für eine ordentliche Leitung seiner auswärtigen Angelegenheiten, weder während der vorbereitenden Verhandlungen, noch bei den Ent⸗ scheidungen. Norwegen muß ohne Uebermuth, aber auch ohne Furcht eine solche Garantie fordern.“ Die Delegirtenversammlung der norwegischen Absolu⸗ tistengesellschaft in Drontheim nahm nach längerer Verhandlung über die Frage, betreffend die Strafbestimmungen in der norwegischen Bier⸗ und Branntweingesetzgebung, folgende Resolution fast einstimmig an: „Die Generalversammlung erachtet es für wünschenswerth und leichzeitig mit den Forderungen der Zeit übereinstimmend, daß die trafbestimmungen wegen Uebertretung der Gesetze gegen die be⸗ rauschenden Getränke verschärft werden, namentlich in der Richtung, daß Ausschankgesellschaften, Hotelwirthe, Wirthshausinhaber und Andere dafür vollständig verantwortlich gemacht werden, was ihre Kunden unter den Wirkungen des Rausches begehen, und da Jeder, der sich auf öffentlichen Straßen, Wegen, Eisenbahnen u. dergl. sichtlich berauscht zeigt, eine Sünde gegen die Gesellschaft begeht, so muß ein solcher verhaftet werden können; ferner daß die Gesetze wegen Ausschank von Bier und Wein denselben Inhalt erhalten wie die entsprechenden Bestimmungen in dem Gesetze wegen Ausschank und Verkauf von Branntwein. Dem
auptvorstande wird in dieser Veranlassung anheimgegeben, bei dem etreffenden Regierungsde partement dahin vorstellig zu werden, daß diese Frage bei der stattfindenden Vorbereitung Behufs einer Revision der genannten Gesetze in Erwägung genommen wird.“
Dänemark.
Kopen hagen, 19. August. Der König von Griechen⸗ land ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vormittag 10 Uhr hier eingetroffen und von den hier anwesenden Mitgliedern der Königlichen Familie am Bahnhofe empfangen worden.
3 Kunst und Wissenschaft. 8
S. Das Bildniß Seiner Majestät des Feeies von Sachsen, das Franz von Lenbach gegenwärtig malt, ist für das städtische Museum in Leipzig bestimmt. Es dürfte aber kaum das einzige Bildniß König Albert's bleiben, nachdem Lenbach einmal seine Vor⸗ bereitungen getroffen hat.
— Der Professor der Forstwissenschaften an der Universität zu München, Karl Roth ist laut Meldung des „W. T. B.“ am 16. d. M. gestorben.
— Unter dem 8-2” von Sir Douglas Galton und unter zahlreicher Betheiligung fand, wie schon telegraphisch gemeldet, am Montag Vormittag in London die Schlußsitzung des hygienischen Kongresses statt. Ebe der Vorsitzende zu der Tagesordnung über⸗ ging, verlieh er, der „A. C.“ zufolge, seiner Genugthuung über den g en Erfolg des Kongresses Ausdruck. Es hätten sich zu diesem mehr Mitglieder als zu jedem früheren Kongreß eingefunden, und die Vorträge über die verschiedenen Zweige der Hygiene und Demographie besäßen einen dauernden Werth. Der Erfolg des Kongresses sei zu einem großen Theil mit eine Folge des gnädigen Patronats Ihrer Majestät der Königin Vietoria und des großen, von dem Prinzen von Wales an den Tag gelegten Interesses. Seine Kö⸗ nigliche Hoheit habe nicht allein den Kongreß mit einer bewunderungswürdigen Rede eröffnet, sondern sogar einzelne aus⸗ gezeichnete Mitglieder der Königin vorgestellt. Er bedauere, daß die
1
britische Nation in phystologischen Fragen hinter den Ausländern zurück⸗ stehe. Sie könnte jedoch gleichfalls mit Stolz auf einige ausgezeichnete Leistungen hinweisen, so auf die Wasserleitungen, städtische Kana⸗ lisation, Hospitäler und Ambulanzen Der Vorschlag, in London, Manchester und anderen großen Städten gewisse sanitäre Reformen durchzuführen, verdiene volle Beachtung Es wäre sehr gut möglich, einem nicht unwesentlichen Theil der Krankheiten durch geeignete Gegenmaßregeln vorzubeugen. Leider stelle sich ein großer Theil der Bevölkerung hierzu sehr gleichgültig. Gesetze besäßen keinen Werth, so lange das Volk nicht von ihrer Bedeutung überzeugt sei. Der Redner schloß seine Ansprache, indem er den verschiedenen Ausschüssen und Sekretären des Kongresses für ihre anstrengende Thätigkeit volles Lob widerfahren ließ. Die verschiedenen Beschlüsse, welche die Sektionen des hygienischen Kongresses während der Dauer ihrer Sitzungen gefaßt haben, gelangten sodann noch einmal zur Lesung und endgültigen Annahme. Seitens des ständigen Ausschusses lag ein Bericht vor, nach welchem es in Hinsicht auf den im Jahre 1893 in Rom stattfindenden inter⸗ nationalen medizinischen Kongreß für nicht rathsam angesehen wurde, in demselben Jahre einen hygienischen Kongreß abzuhalten. Für das Jahr 1894 waren von Budapest und Chicago Einladungen ein⸗ gelaufen, von welchen die der ersteren Stadt angenommen wurde.
— Die „Oldenburger Ztg.“ schreibt: Dr Friedrich Heincke, Oberlehrer an der hiesigen Ober⸗Realschule, ist zum Kustos an der Königlichen Bibliothek in Berlin ernannt. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, wird Hr. Dr. Heincke in seiner neuen Stellung sofort beurlaubt werden und vorläufig seinen Wohnsitz in Oldenburg beibehalten, um seine Untersuchungen über die Naturgeschichte des Herings abzuschließen und gleichzeitig Vorarbeiten zu machen für die geplante Gründung einer Biologischen Station auf Helgo⸗ land. Die Hoffnung auf das Zustandekommen eines solchen, für die wissenschaftliche Meeresforschung und die Förderung der Hochsee⸗ fischerei bedeutsamen Instituts erscheint wohlbegründet. Hr. Dr. Heincke ist zum Direktor desselben in Aussicht genommen. Derselbe arbeitet schon seit einer Reihe von Jahren auf dem Gebiete der Meeresbiologie und gilt als einer der besten Kenner der deutschen Meere, namentlich der Nordsee, deren Thierwelt er auf mehreren wissenschaftlichen Expeditionen erforscht hat.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ u“ Maßregeln.
Griechenlan
Die Königlich griechische Regierung hat über alle Schiffe, welche aus dem Rothen Meere durch den Suez⸗Kanal ankommen und in Egypten einer Quarantäne nicht unterworfen waren, eine elftägige Quarantäne verhängt.
Diese Quarantäne muß in der auf der Insel Delos eingerichteten Anstalt abgehalten werden. 6 Submissionen im Auslande.
I. Schweden. Die Kommunal⸗Verwaltung von Malmö schreibt eine Preis⸗
bewerbung für das Projekt eines neuen Hafens aus. Drei Preise von 8000, 5000, 3000 Kronen. Näheres zum Preise von 3 Fr. bei der
afendirektion. 9 II. Serbien.
11. September. Belgrad. Kriegs⸗Ministerium: 77 500 m Futterstoff. Mustertypen können bei der Verwaltung für Militär⸗ bekleidungen eingesehen werden.
III. Spanien.
1) 5. September. Direccion general del Tesoro publico y Ordenacion general de pagos del Estado, Madrid: Lieferung von 50 000 kg Feinsilber für die Münzstätte; im Ganzen oder in Loosen zu 1000 kg. Kaution 1 %.
2) 12. September. Direccion general de Correos y Telégrafos: Lieferung von 40 t schwefelsaurem Kupfer. Kaution 1516 Peseten.
Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 18. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Straßburg“ ist gestern von Coruña nach dem La Plata weiter gefahren. Der Dampfer „Ohio“ hat gestern Las Palmas passirt. Der Dampfer „Dresden“ ist von Baltimore heute in Bremerhaven eingetroffen. Der Dampfer „Neckar“ ist gestern von Genua weitergefahren. Der Schnelldampfer „Havel“ hat heute früh, von New⸗York kommend, Lizard passirt. Der Dampfer „Nürnberg'“ ist heute von Adelaide abgefahren. Der Schnelldampfer „Ems“ ist gestern Nachmittag in Nordenbam, der Schnelldampfer „Saale“ gestern Nachmittag in New⸗York angekommen.
Hamburg, 18. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Francia“ ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas eingetroffen.
London, 18. August. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Pretoria“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen.
— 19. August. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Dane“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.
8
Theater und Mufik. 8
Kroll's Theater.
Der Kammersänger Emil Götze trat gestern als Faust in Gounod's „Margarethe“ auf. Auch hier konnte er den ganzen be⸗ strickenden Wohllaut und die Fülle und Kraft seiner Stimme ent⸗ falten, deren er sich jetzt wieder erfreut. Das ausverkaufte Haus dankte ihm durch die wärmsten Beifallsbezeigungen. Neben ihm hatte Frl. Gadski als Margarethe einen schweren Stand. Aber wenn auch das Publikum ihr gegenüber in Beifallskundgebungen zurück⸗ haltender war, so muß ihr doch vom Standpunkt der Kritik entschiedene Anerkennung gezollt werden. Ihre Stimme ist nicht umfangreich und bedeutend; umsomehr verdient die Kunst und die Sorgfalt Lob, mit der die Dame ihre Stimme zu behandeln weiß. Die Aussprache ist vortrefflich, und Vortrag und Spiel trugen allen gerechten Anforde⸗ rungen Rechnung; schlicht und einfach trug sie die ersten Worte „Bin weder Fräulein, noch bin schön“ u. s. w., an denen so manche große Künstlerin scheitert, vor, und am Spinnrade gab sie die ver⸗ schiedenen Stimmungen, welche die Seele der Margarethe durchziehen, mit feinem Verständniß wieder. Auch in den anderen Scenen ent⸗ wickelte sie viel künstlerisches Geschick. Weniger konnte Frl. Clever als Sybel genügen, da sie nicht ganz rein sang und eine etwas schwer⸗ fällige Aussprache hat. Hr. Fricke (Valentin) erfreute durch seine gesunde wohllautende Stimme und durch angemessenes Spiel. Hr. Riechmann (Mevphisto) und Fr. Heink (Martha) bewiesen von Neuem ihre tüchtige gesangliche und schauspielerische raft. Auch die Ausstattung der gerade in dieser Hinsicht anspruchsvollen Oper war eine anerkennenswerthe.
Hr. Oscar Blencke wird am 31. d. M. zum letzten Mal im Lessing⸗Theater auftreten, um sodann in den Verband des König⸗ lichen Schauspielhauses überzugehen. Die Direktion des Lessing⸗Theaters hat dem scheidenden Künstler in Anerkennung der e er⸗ folgreichen Thätigkeit, die er an dieser Bühne entwickelt hat, den Abend seines letzten Auftretens als Abschieds⸗Benesiz bewilligt und für diese Vorstellung Oscar Blumenthal's Lustspiel „Der robe⸗ pfeil“ eesehe. in welchem Hr. Blencke als Rittmeister von Deden⸗ roth eine seiner besten humoristischen Schöpfungen darbietet. Vor⸗ merkungen für diesen Abschiedsabend werden schon jetzt an der Pöessegec. entgegengenommen.
Hr. Francesco d'Andrade wird am Freitag in Gemeinschaft mit seinem Bruder Hrn. Antonio d'Andrade sein Gastspiel im Kroll’'schen Theater fortsetzen. Das nächste Auftreten des Kammer⸗
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sängers Hrn. Emil Götze ist auf Sonnabend ungzseßt während am Donnerstag in vorzügli Besetzung Lortzing's „Waffenschmied“ zu F Male in dieser Saison zur Aufführung gelangt. Die Hrr
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an diesem Abend vom Berliner Publikum; Fr. Ernestine Heink giebt darin zum ersten Male in Berlin die Partie der „Irmentraut“.
Die Repertoireposse des Adolph Ernst⸗Theaters „Unsere Don Juans“ ist kürzlich auch in Rotterdam am dortigen Tivoli⸗ Theater in holländischer Sprache unter großem Beifall gegeben worden. 8
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Mannigfaltiges.
„Das mit der Königlichen Charité verbundene neue Institut für Infektionskrankheiten ist nunmehr, wie bereits in de gestrigen Nummer d. Bl. kurz erwähnt, dem Betriebe übergeben worden. Nachdem in der vorigen Woche von der Spezial⸗Bau⸗ kommission die sämmtlichen Baulichkeiten einschließlich der inneren Ausstattung für abnahmefähig erklärt waren, sind sie von den aus⸗ führenden Baubeamten der Charits⸗Verwaltung und dem Instituts⸗ Direktor übergeben worden. Darauf hat eine eingehende Besichtigung des ganzen Instituts durch den Unter⸗Staatssekretär im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten D. von Wey⸗ rauch und die Ministerial⸗Räthe Althoff, Löwenberg, Naumann und Skrzeczka stattgefunden.
In der im Hause Charitéstraße 1 /Schumannstraße 22/23 unter⸗ gebrachten wissenschaftlichen Abtheilung wird bereits seit mehreren Wochen eifrig gearbeitet, und auch die Krankenabtheilung ist am Montag Abend zunächst durch Belegung einer Frauenbaracke in Be⸗ nutzung genommen worden. Kurz vorher wurde am Montag Nach⸗ mittag in einer der größten Krankenbaracken, welche zu diesem Zweck mit einem Altar versehen und mit Blattpflanzen geschmückt war, ein kurzer Weihegottesdienst abgehalten. Es hatten sich dazu der Direktor des Instituts, Geheime Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Koch mit seinen Abtheilungs⸗Vorstehern und Assistenten, der Verwaltungs⸗Direktor der Königlichen Charité, Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath Spinola, die Vorsteher des Märkischen Hauses für Krankenpflege, sowie zahlreiche Diakonissen, Beamte und andere Angestellte der Charité und des neuen Instituts versammelt. Als Geistlicher fungirte der Erste Charits⸗Prediger Schulze. — Die Krankenabtheilung verfügt — außer einem großen Geschäftshause mit Hörsal, den beiden Wohnbaracken für das Wartpersonal, dem Desinfektions⸗ und Sektionshause, einem Eis⸗ hause und zwei Kohlenschuppen — im Ganzen über sieben Kranken⸗ baracken mit zusammen 108 Betten Vier von diesen Baracken ent⸗ halten je achtzehn und drei je zwölf Betten; die letzteren drei sind jedoch durch eine nicht durchbrochene Mittelwand in zwei verschiedene Ab⸗ schnitte zu je sechs Betten getheilt; auch befinden sich in zwei der großen Baracken je zwei Einzelzimmer, sodaß für eine Isolirung verschiedener Krankenkategorien hinreichend gesorgt ist. Besondere Sorgfalt ist auf die Heizung, Lüftung und Beleuchtung mit elektrischem Licht verwendet. Zu Abtbeilungsvorstehern unter der Oberleitung des Instituts⸗Direktors, Geheimen Raths Koch, sind für die wissen⸗ schaftliche Abtheilung der Stabsarzt und Privatdozent Dr. Richard Pfeiffer und für die Krankenabtheilung der außerordentliche Professor an der hiesigen Universität Dr. Ludwig Brieger ernannt worden. Als Assistenten sind berufen bei der wissenschaftlichen Abtheilung der Stabsarzt Professor Dr. Pfuhl und der bisherige Assistent am hygie⸗ nischen Institut Dr. Frosch, bei der Krankenabtheilung der Stabsarzt Dr. Behring und der Assistenz⸗Arzt Dr. Johannes Petruschky aus Königsberg i. Pr. Die Krankenwartung ist bis auf Weiteres den Pflegerinnen des neuen Märkischen Hauses für Krankenpflege über⸗ tragen.
Wir behalten uns vor, über sonstige Einzelheiten dieses hoch⸗ interessanten Instituts in weiteren Artikeln zu berichten; nur einen enn möchten wir heute noch hervorheben. Es ist hier und da die
esorgniß laut geworden, als würden die Patienten, welche sich dem Institut anvertrauen, in ungehöriger Weise zu Versuchsobjekten für wissenschaftliche Forschungen gebraucht werden. Diese Besorgniß ist gänzlich unbegründet. Die bewährten ärztlichen Kräfte, welche an dem Institut thätig sind, und die Einfügung des Instituts in den Orga⸗ nismus des Charité⸗Krankenhauses bürgen dafür, daß auch bei dem Institut für Infektionskrankheiten die Heilzwecke stets obenan stehen 95 die Rücksichten der Menschlichkeit niemals außer Acht bleiben werden.
Mit dem längst geplanten inneren Ausbau der St. Marien⸗ Kirche am Neuen Markt soll, wie der „Voss. Ztg.“ mitgetheilt wird, im Mai nächsten Jahres unter Leitung des Bauraths Soenderop vorgegangen werden. Seitens der Gemeindeorgane ist zu diesem Zweck eine Summe von 200 000 ℳ bestimmt worden. Die letzte gründ⸗ liche Erneuerung erfuhr das Gotteshaus, welches 1892 gerade auf Lnr 1u“ Geschichte zurückblickt, durch Schinkel im
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Durch einen Sturz von der Höhe der Externsteine bei Horn im Lippeschen hat am Sonnabend Ernst Boretius sein Leben ein⸗ gebüßt. Der 66 jährige Mann erlitt beim Sturze eine Gehirn⸗ erschütterung, welche nach wenigen Stunden seinen Tod herbeiführte. Boretius, welcher eine Reihe von Jahren der Redaktion der „National⸗ Zeitung“ angebörte, war schon einmal, Anfangs der achtziger Jahre, bei einem Besuche der Ruinen des alten Karthago durch einen Sturz verunglückt.
Mit dem Wiederbeginn der Vorstellungen im Königlichen Opern⸗ hause am heutigen Abend nimmt auch die „Urania“ die telephonische Uebertragung der Oper wieder in ihr Programm auf. Dieses akustische Experiment ist dadurch besonders interessant, daß die Tonquelle sich nicht unmittelbar an den aufnehmenden Mikro⸗ phonen befindet, wie das beim gewöhnlichen Fernsprechen der Fall ist, daß vielmehr die Töne so, wie sie frei im Bühnenraum erklingen, aufgenommen werden müssen. Trotzdem ist, Dank der besonderen Empfindlichkeit der Mikrophone, die Wiedergabe der Töne sowohl nach Stärke wie Klangfarbe eine vorzügliche. — Im Wissenschaft⸗ lichen Theater der „Urania“ wird noch immer „Die Reise von der Erde bis zum Monde“ gegeben.
Morgen Abend 8 Uhr findet im Saale des Brandenburger Hauses, Mohren⸗Straße 47, die Hauptversammlung des Stolze⸗ schen Stenographen⸗Vereins statt. Die Tagesordnung lautet: 1) Vortrag des Parlaments⸗Stenographen Bäckler über den be⸗ vorstehenden Stenographentag in Berlin; 2) Vereins⸗ angelegenheiten.
Potsdam, 18. August. Am heutigen Jahrestage der Schlacht von St. Privat und Gravelotte legte, wie die „A. R.⸗C.“ meldet, der Verein ehemaliger Kameraden 1. Garde⸗Regiments z. F. am Denkmal der Gefallenen im Katharinenholz einen pracht⸗ vollen Kranz nieder, desgleichen auch am Denkmal des Obersten von Roeder auf dem Kirchhofe zu Bornstedt. Die Niederlegung erfolgte unter entsprechenden Feierlichkeiten.
Danzig, 17. August. e Unglücksfall beim „Zieten“ berichtet die „Danz. Ztg.“: Gestern Vormittag ist die Leiche des Matrosen Westphal in der Nähe der Westerplatte aufgesischt worden. Es fehlen jeßt noch die Leichen des Kapitän⸗Lieutenants Ludewig und des Assistenz⸗Arztes Dr. Prießnitz.
Düsseldorf, 17. August. Zu der 32. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure, die gegenwärtig hier tagt, sind, wie die „Köln. Z.“ berichtet, die Mitglieder in großer Zahl, zum Theil mit ihren Damen, schon gestern und vorgestern eingetroffen. Eine gesellige Vereinigung fand gestern in der Tonhalle statt, wo die städtische Kapelle ein Concert gab. Eine Vorstandssitzung ging der ersten
Versammlung voraus; diese wurde von dem Vorsitzenden des Vereins
echmann (Stadinger) und Fricke (Graf Liebenau) verabschieden sic