indischen
Wie bereits in Nr. 191 des „R. u. St.⸗A.“ mitgetheilt, sind durch Verordnung des Kaiserlichen Statthalters, vom 10. August d. J, mehrere Vorschriften des Regulativs über die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum höheren Justizdienst abgeändert worden. Die wesentlichste dieser Aenderungen ist der Wegfall der einjährigen Beschäftigung als Referendare im Verwaltungsdienst. Der Vorbereitungsdienst findet in Zukunft nur bei den Ge⸗ richten, der Staatsanwaltschaft und den Rechtsanwälten statt. Seine einzelnen Abschnitte entsprechen der in Preußen seit dem Jahre 1888 bestehenden Einrichtung. Die Beschäftigung beim Amtsger cht erhöht sich für deren beide Abschnitte von je 6 auf je 9i Monate, die bei dem Landgericht und der Staatsanwalt⸗ schaft des Landgerichts von 12 auf 16 Monate; für zwei Monate ist über die Verwendung der Vorbereitungszeit keine besondere Bestimmung getroffen. Bisher war es der Entscheidung des Ministeriums überlassen, für Referendare, deren Universitäts⸗ studium mindestens 3 ½ Jahre betragen hat, den Vorbereitungs⸗ dienst um 6 Monate herabzusetzen. In Zukunft tritt diese Herabsetzung für Referendare, die ein Rechtsstudium von 3 ½ Jahren nachweisen, von Rechtswegen ein. Der zweite Abschnitt des amtsgerichtlichen Vorbereitungsdienstes mindert sich dann von 9 auf 5 Monate; die zwei Monate, über deren Verwendung hinsichtlich der anderen Referendare nichts bestimmt ist, fallen weg. Gegenstand der Staatsprüfung ist auch in Zukunft das geltende öffentliche und Privatrecht. Neu ist die Bestimmung, daß das öffentliche Recht einschließlich der Grundlagen des Ver⸗ waltungsrechts, also nicht mehr das gesammte Verwaltungs⸗ recht, Gegenstand der Prüfung ist. Ueber die Kenntnisse im Ver⸗ waltungsrecht ist nicht mehr, wie bisher, eine besondere Note zu er⸗ theilen. An den Vorschriften, welche über die Befähigung zur An⸗ stellung im höheren Verwaltungsdienst bestehen, ist dadurch nichts geändert. Neuist ferner, daß bei der Bestimmung des Dienstalters der Gerichts⸗Assessoren die Zeit, während welcher ein Referendar in Folge militärischer Dienstleistungen (als Einjährig Freiwilliger, durch Einziehung zu Uebangen ꝛc.) dem Vorbereitungsdienst entzogen war, soweit sie nicht auf diesen angerechnet worden ist, durch Festsetzung eines entsprechend früheren Dienstalters berücksichtigt werden kann. Auf die Ausbildung und Prüfung der Referendare, die bereits vor dem 1. August 1891 die Be⸗ schäftigung im Verwaltungsdienst angetreten haben, finden die neuen Vorschriften, wie schon erwähnt, keine Anwendung.
Oesterreich⸗Ungarn. v
Wien, 19. August. Die Festartikel, welche alle Zeitungen zum gestrigen Geburtstage des Kaisers brachten, weisen darauf hin, daß in der Person des Kaisers alle Länder und Völker der österreichisch⸗ungarischen Monarchie den Mittel⸗ punkt ihrer patriotischen Gefühle finden. In diesem Sinne schreibt das „Frdbl.“: 8
Der Tag des Kaisers ist ein großer Tag für die Völker und das Reich; er ist geweiht der Huldigung für einen Monarchen, der uns ein Fürs des Friedens, ein milder und guter Fürst ist; er ist ein Tag des
riedens, weil in der Huldigung für unseren Herrscher aller Streit verstummt, weil an diesem Tage Friede und Eintracht einkehren in allen Gauen des Reichs, weil an diesem Tage das Band brüderlicher Liebe Alle umschlingt, welche wohl im Alltagsleben der Hader der Parteien und Fraktionen entzweit. All⸗Oesterreich lebt auf an diesem Feiertage; wir sehen es wieder mit patriotischer Freude, und jede Sorge um die Gegenwart und Zukunft schwindet unter dem mächtigen Eindrucke dieser Erscheinung. Die Verkörperung All⸗Oesterreichs ist ja unser geliebter Kaiser.
Der russische Staaterath Petr, der (wie gestern an dieser Stelle erwähnt wurde) am Sonntag in der Prager Ausstellung auf der Orgel demonstrativ die russische Volks⸗ hymne gespielt hat, ist, wie das „Frdbl.“ nach der „Narodni Listy“ mittheilt, vom Polizei⸗Direktor Steyskal vor⸗ geladen und von diesem aufgefordert worden, bis heute Mittag 12 Uhr bestimmt Prag und Oesterreichzuverlassen. — Wie dem Wolff'schen Bureau aus Prag gemeldet wird, wurden vier als Rädelsführer bei den anläßlich der Anwesenheit der russischen Gäste auf dem Ausstellungsplatze stattgefundenen Ausschreitungen verhaftete junge Burschen mit Polizei⸗ strafen von drei bis sieben Tagen Arrest belegt.
Großbritannien und Irland.
„Das französische Geschwader passirte gestern Nach⸗ mittag 4 Uhr 20 Minuten Spithead und wechselte mit dem englischen Geschwader Geschützsalven. Das Wetter war prächtig und die Rhede mit zahlreichen Schiffen angefüllt, auf denen Tausende von Zuschauern das französische Geschwader mit lebhaften Zurufen begrüßten.
Der „Standard“ schließt seine Begrüßung der fran⸗ zösischen Flotte mit den folgenden Sotzen:
„Admiral Gervais und seine Offiziere und Mannschaften werden sich sicherlich davon überzeugen können daß es in England keine kriegerischen Leidenschaften giebt, daß wir keine Gedanken hegen, die mit der Größe Frankreichs unvereinbar sind, sondern nur Ge⸗ fühle, die sich in friedlichen Salutschüssen, freundschaft⸗ lichen Festmählern und unbeschränktem Austausch der Sym⸗ pathie ausdrücken lassen. Nachdem unsere ritterlichen Gäste von unserem Sorverän empfangen und von den Marine⸗ und städtischen Behörden von Portsmouth bewirthet worden sind, werden sie reichliche Gelegenheit haben, London zu besuchen und hoffentlich nur angenehme Eindrücke von den Ge⸗ fühlen, welche die Engländer gegen sie hegen, mit nach Hause nehmen. Eher ein Zufall als Absicht hat den Besuch ver⸗ anlaßt. Es wäre der größte Fehler von der Welt, zu glauben, daß die Einladung, welche das Geschwader so herzlich an⸗ genommen hat, einem tiefen politischen Beweggrund entsprang. Man hört heutigen Tages so viel von Bündnissen und Verbündeten. ö-. uns haben solche Worte keine Bedeutung. Wir sind mit jeder
ation verbündet, welche „leben und leben lassen“ als Losung besitzt. Wir können uns nicht mit Regierungen oder Nationen verbünden, die eine Verschwörung gegen unsere Nachbarn anzetteln. Sollte jemals ein Anschlag gegen Frankreich eingefädelt werden, so kann das fran⸗ zösische Volk überzeugt sein, daß England nicht mitmachen wird.“
Der „A. C.“ zufolge ist es jetzt endgültig entschieden, daß die Königin sich am nächsten Freitag, Nachmittags 4 Uhr, auf der Nacht „Victoria and Albert“ einschiffen wird, um das vereinigte französische und englische Geschwader zu besichtigen.
Wie der Berichterstatter der „Times“ in Kalkutta meldet, hat die indische Regierung dem Staatssekretär für Indien vorgeschlagen, einen politischen Agenten nach Manipur zu senden und denselben mit solchen Vollmachten auszurüsten, die jeden Zweifel ausschließen, daß Manipur ein Theil des
eiches i
8 Frankreich. -
Paris, 19. August. Die heutigen Abendblätter heben den friedlichen Charakter der Flottenrevue in Ports⸗ mouth hervor. Der „Temps“ erblickt in derselben die noth⸗ wendige Ergänzung zu dem Kronstädter Besuch, welche darthue, daß das französisch⸗russische Einvernehmen die Friedenstendenz beider Länder nicht einschränke und keineswegs die Schaffung eines Dualismus zwischen den in zwei Felder getheilten euro⸗ päischen Mächten anstrebe. Das würde auch den Anschauungen Lord Salisbury's widerstreben.
Der König von Griechenland hat, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, dem Minister des Aeußern Ribot, der gegen⸗ wärtig in Montreux weilt, und dem Minister des Innern Constans das Großkreuz des Erlöser⸗Ordens zugesandt.
Die „Mgdbg. Ztg.“ führt noch einige Reden an, welche von dem Vorsitzenden bei der Eröffnung der General⸗ räthe gehalten wurden (vgl. Nr. 193 d. Bl.). Der Senator Adrien Héöbrard, der Direktor des „Temps“, sagte in Toulouse:
Da die innere Politik einer musterhasten, aber im monarchischen Europa fast allein stehenden Republik mit ihrer äußeren Politik ver⸗ wachsen ist, so haben wir in dem Maße, als der Friede sich unter uns befestigte, unseren äußeren Kredit sich mehren sehen. Denn nicht dem in sich selbst gespaltenen Frankreich, sondern dem be⸗ schwichtigten gönnt die Welt ihre Achtung, gönnen große Mächte ihre Freundschaft. .
Der Akademiker und Abg. Mézières sprach in Meurthe⸗ et-Moselle:
Wir pflegen uns sonst nicht über den Umkreis der departe⸗
mentalen Geschäfte hinaus zu verirren; aber es ist nicht möglich, einer Strömung der öffentlichen Meinung entgegen zu treten, die das ganze Land mit fortreißt. Seit der letzten Tagung hat sich etwas zugetragen, was das Herz Frankreichs in seinen Tiefen erbeben ließ.. Wir haben gefuüͤhlt, daß Frank⸗ reich nicht allein dasteht, wir haben erkannt, daß wir fortan in der Welt Freunde besitzen, die bereit sind, uns die Hand hinzustrecken. ... So wollen wir der Regierung der Repeblik dafür danken, daß sie dieses zarte Geschäft so gut leitete und Bande knüpfte, die, deß bin ich überzeugt, rvon Dauer sein werden. „Als Gegensatz zu den in den französischen Zeitungen üblichen gegen deutsche Zustände und Personen gerichteten Aeußerungen führt die „Köln. Ztg.“ folgende Auslassung der in Bordeaux erscheinenden „Gironde“ an:
Es ist endlich an der Zeit, daß die verständigen Zeitungen ohne Unterschied der Partei gegen die Dummheiten, Ausschreitungen und Fehler einer gewissen Presse Einspruch erheben; es ist Zeit, vor dem uns beobachtenden Auslande jede Gemeinsamkeit mit Leuten ab⸗ zubrechen, die aus Anlaß des Besuches unserer Flotte in Portsmouth uns das demüthigende und entehrende Aussehen eines Volkes von Rasenden geben. Aber nicht die Nation ist es, die durch den Mund dieser Verrückten spricht, es ist neben einigen aufrichtigen Narren der unvermeidliche Haufe von Haschern, von Skandal⸗ und Lärmschlägern, von heruntergekommenen Menschen, die sich eine Stellung machen möchten. Die französische Nation, die französische Demokratie übernimmt weder die Verant⸗ wortung für gewisse Deklamationen noch für gewisse Dummheiten.
Rußland und Polen.
Bezüglich des Ssewastopoler Kriegshafens berichtet der „Grashdanin“, daß die Arbeiten bereits 1892 in Angriff genommen werden sollen; doch werde die Hauptarbeit erst dann geschehen können, wenn die der russischen Handels⸗ und Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft gehörenden Werften in den Besitz des Marine⸗Ministeriums übergegangen sein würden, sowie nach endgültiger Ausgestaltung des Fesdossiaschen Handels⸗ hafens. Der Kriegshafen soll einer allerersten Ranges und mit P betreffenden Errungenschaften der Neuzeit ausgerüstet werden.
Der „Now. Wr.“ zufolge hat das Ministerium der Volks⸗ aufklärung die Zulassung der Frauen zum Apotheker⸗ beruf beschlossen, unter der Bedingung, daß die Aspirantinnen einen vierjährigen lateinischen Kursus (also Septima —Quarta inkl.) durchmachen und das betreffende Examen bestehen.
Den Kardinälen, welche ihm am 16. d. M. ihre Glück⸗ wünsche zum Namensfeste (Joachim) darbrachten, antwortete der Papst, wie der „N. Fr. Pr.“ berichtet wird: er nehme dieselben gern an und hoffe, diesen Tag noch einmal zu er⸗ leben; er fühle sich kräftig und habe sich selten so wohl be⸗ funden wie diesen Sommer. Im Verlaufe des Empfanges wurden ausschließlich religiöse Angelegenheiten berührt.
Niederlande.
Das neue Kabinet ist, nach einem Wolff'schen Telegramm aus dem Haag von gestern, nunmehr konstituirt und wie folgt zusammengesetzt: Inneres: Tak van Poortvliet; Auswärtiges: Van Tienhoven, bisher Bürgermeister von Amsterdam; Justiz: Smidt; Finanzen: Bank⸗Präsident Pierson; Waterstaat, Handel und Industrie: Ingenieur Lely; Kolonien: W. van Dedem; Krieg: Oberst⸗Lieutenant Seyffardt; Marine: Marine⸗Ingenieur Jansen. “
Belgien.
Der (wie in Nr. 192 d. Bl. gemeldet) am Freitag voriger Woche in der Centralsektion der Kammer von dem Berichterstatter De Smedt verlesene Berichtüber die Verfassungsrevision zerfällt in vier Theile. Im ersten Theile wird das allgemeine Stimmrecht ausdrücklich und vollständig verworfen, welches beseitigt werden müsse, weil die Mehrzahl derjenigen, welche es verlangten, es nicht als Endzweck verfolgten, sondern als Mittel, Bresche in die Institutionen des Landes zu legen, um die Verwirklichung der gefährlichsten sozialistischen Lehren zu erlangen; ferner weil in allen Ländern, wo das allgemeine Wahlrecht bestehe, die Beschränkung der Volksfreiheiten als nothwendige Folge sich erwiesen habe. Das Kapazitätswahl⸗ recht verwirft der Bericht ebenfalls, weil es nicht hinreichende Sicherheit biete und gegenwärtig am Meisten in Verruf ge⸗ kommen sei, obgleich es auch vielen Arbeitern die Wahl⸗ berechtigung geben könne. Die Vertretung nach Interessen⸗ gruppen erscheine in seiner Anwendung zu schwierig. Anzu⸗ nehmen sei das auf den Wohnsitz zu gründende Wahlsystem, da es das äußerlich geeignetste Fühlmittel für den Wohl tanb und die Moralität der Arbeiterfamilien biete und hauptsächlich dem Familienhaupt das Wahlrecht verschaffe. Was die Art der Durchführung der Verfassungsrevision betrifft, so ver⸗ theidigt der Bericht die Ansicht, daß die Auflösung der Kammer ohne eine vorhergehende Verständigung über das Wahlsystem, das an die Stelle des jetzigen zu setzen sei, mit der Verfassung im Widerspruch stehe. Im zweiten Theil des Berichts sind die Debatten wiedergegeben, die von 104 Abgeordneten in den Ver⸗ handlungen der sechs Kammer⸗Ausschüsse geführt worden sind. Die Wiedergabe der Verhandlungen des Central⸗Ausschusses
umfaßt der dritte Theil des Berichts, und der vierte ist eine
Darlegung des Wahlsystems auf Grundlaze des Wohnfites
und dessen Vortheile. Dieser Theil wie der erste geben na der „Köln. Ztg.“ die persönlichen Anschanun hen des 8 richterstatters wieder. Der Bericht verwirft also das allgemeine Stimmrecht und pazität, genehmigt ein solches auf Wohnsitz gegründetes und erklärt eine vorherige Einigung der Parteien als Bedingung der Durchsicht. Als Probe der Einigung fordert er vor der Abstimmung über die Verfassungsdurchsicht eine Verhandlung über ein kommunales und provinzielles Wahlgesetz auf Grund⸗ lage des Wohnsitzes, woraus sich die unbedingt erforderliche vorherige Einigung der Parteien ergeben könne.
In Löwen verstarb am 17. d. M. der frühere Minister des Innern und des öffentlichen Unterrichts Jean Joseph Thonissen im Alter von 73 Jahren. Im Oktober 1887 hatte Thonissen seinen Abschied genommen; er hat sich auch als Nationalökonom und Rechtslehrer durch zahlreiche Schriften einen Ruf erworben.
Türkei.
Die Frage betreffend die Entschädigungsforderun des russischen Botschafters in Angelegenheit des Schiffes „Moskwa“ ist, wie man der ,Frkf. Ztg.“ aus Konstantinopel schreibt, noch in der Schwebe, dürfte aber nächster Tage erledigt werden. Hr. von Neli dow machte zur Begründung seines Standpunktes, wonach die An⸗ haltung des russischen Schiffes durch den Festungs⸗Komman⸗ danten der Dardanellen nicht berechtigt gewesen sei, die Thatsache geltend, daß auf der „Moskwa“ sich weder aktive Soldaten, noch auch Reservisten oder Urlauber, sondern völlig aus dem Dienste entlassene Mannschaften befunden hätten, die, wie es auch in anderen Staaten vorkomme, noch in ihren Uniformen nach Hause befördert wurden. Die in der Note des Hrn. von Nelidow erhobene Forderung einer Geldentschädigung stützt sich hauptsächlich auf den Umstand, daß durch die Anhaltung der „Moskwa“, welche eine für den Markt von Nischni⸗Nowgorod be⸗ stimmte Ladung Thee führte, auch ein materieller Schaden verursacht worden sei, da der Erstangekommene auf Theemärkten eine Prämie erhalte, sodaß aus Verzögerungen in der Beförderung von Theeladungen ein beträchtlicher Verlust erwachsen könne. — Am 14. d. M. passirte ein russisches Schiff mit Sträflingen an Bord die Meerengen. Dieser Transport ist im Sinne der anläßlich des Zwischenfalls mit der „Kostroma“ getroffenen Vereinbarung der Pforte vorher zur Kenntniß gebracht worden. — 1—
Serbien.
Belgrad, 19. August. Namens der Regentschaft richtete Ristitsch ein Geburtstags⸗ Glückwunsch⸗ Telegramm an den Kaiser von Oesterreich, in wel⸗ chem er auf's Neue in wärmster Weise für den Empfang in Ischl dankt und dem Bestreben, mit dem Nachbarstaat freund⸗ schaftliche und aufrichtige Beziehungen zu unterhalten, Worte verleiht. Der Kaiser Franz Joseph dankte dem „W. T. B.“ zufolge gleichfalls in einem Telegramm, in welchem er die angenehmen Eindrücke, die der Ischler Besuch bei ihm hinter⸗ lassen habe, betont und Serbien seiner freundschaftlichen und wohlwollenden Gesinnungen versichert.
Schweden und Norwegen. 8
(P) Stockholm, 17. August. Die General⸗Zoll⸗
verwaltung hat, wie „Aftonbladet“ berichtet, von allen
Zollkammern in den Städten des Reichs, nach welchen Ein⸗
fuhr von Getreide stattfindet, Angaben über die Einfuhr
von Roggen, Weizen und Mehl während der Zeit vom 1. bis 15. August eingefordert.
Amerika.
Hayti. Wie „R. B.“ aus New York meldet, hat sich in Port⸗au⸗Prince das nachstehende neue Kabinet gebildet: Minister des Aeußern: Archin; Minister für öffentliche Arbeiten: Joseph; Kriegs⸗Minister: Montas; Kultus⸗Minister: Apollon; Finanz⸗Minister: Stewart; Minister des Innern: Pierre Louis. Bei Abgang des Telegramms war auf der Insel Alles ruhig. 8
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Asien. 1 In Paris eingegangene amtliche Berichte besagen, wie ein Wolff'sches Telegramm berichtet, es scheine, daß das gemeinsame Vorgehen der Mächte seine Wirkung zu äußern beginne. Die lokalen Behörden zeigten ein viel ent⸗ gegenkommenderes Verhalten als bisher.
Parlamentarische Nachrichten
Bei der gestern im 4. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Köln stattgehabten Landtagsersatzwahl wurden, wie „W. T. B.“ aus Mülheim a. Rh. meldet, insgesammt 520 Stimmen abgegeben; hiervon erhielten Pfarrer Joh. Alois Dauzenberg zu Kaiserswerth (Centrum) Stimmen und Dr. Abraham Frohwein zu Elberfeld (liberal) 12 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
In Bezug auf §. 295 des Strafgesetzbuches: „Neben der durch das Jagdvergehen verwirkten Strafe ist auf Einziehung des
Gewehres, des Jagdgeräths und der Hunde, welche der Thäter bei dem unberechtigten Jagen bei sich geführt hat, ingleichen der Schlingen, Netze, Fallen und anderen Vorrichtungen zu erkennen, ohne Unterschied, ob sie dem Verurtheilten gehören oder nicht“ — hat das Reichsgericht, II. Strafsenat, durch Urtheil vom 22. Mai 1891 ausgesprochen, daß ein bei unbefugter Jagdausübung gebrauchtes Fuhrwerk überhaupt (Wagen und Pferde) nicht in den Kreis des §. 295 fällt und der Wagen nur dann als „Jagdgeräth“ gilt, wenn er speziell zur Verwendung bei Jagden eeingerichtet ist (sog. Jagdschlitten) Pferde und Wagen des Thäters können aber auf Grund des § 40 des St.⸗G.⸗B. eingezogen werden, wenn vom Strafrichter festgestellt wird, daß die Jagd nur vermöge der Verwendung des Fuhrwerks zu Stande gekommen ist. b
— Verbrauch übermäßiger Summen durch Auf⸗ wand, welcher nach §. 210 Z. 1 der Konkurs⸗Ordnung die Be⸗ strafung des insolventen Schuldners wegen Bankerutts zur Folge hat, setzt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 28. Mai 1891, die Feststellung eines Uebermaßes, der Ueberschreitung derjenigen Grenzen voraus, welche für Geschäfts⸗ und Lebensführung des betreffenden Schuldners durch seine Lebensstellung sowie vor Allem durch seine gesammte Vermögenslage, durch die Leistungsfähigkei
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das Wahlsystem nach da⸗
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seine Geschäfts, durch Ermittelung derjenigen Beträge, welche ihm
als wirklich verdient zuzuschreiben sind, für den einzelnen Fall gezogen werden müssen.
Kunst und Wissenschaft.
Angesichts der Theilnahme, die sich für das im März 1892 evorstehende Comenius⸗Jubiläum schon jetzt in vielen Ländern ndgiebt, haben auch die obersten Schulbehörden F
Staaten zu der Sache Stellung genommen. Den Au ruf haben mitunterzeichnet: aus dem Königlich preußischen Kultus⸗Ministerium der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schneider, aus dem Erziehungsbureau der Vereinigten Staaten dessen Chef Dr. T. W. Harris in Washington; der Departements⸗Chef im Kirchen⸗ und Unterrichts⸗Ministerium Norwegens D. F. Knudsen ist Mitglied der Comenius⸗Gesellschaft geworden; ihre Zustimmung haben der jetzige Minister des Innern im Königreich der Niederlande Tienboven, der vormalige Volks⸗Schulinspektor des Königreichs Schweden C. J. Meverberg und der Gebeime Rath Dr Bornemann aus dem Königlich sächsischen Kultus⸗Ministerium schriftlich zu erkennen gegeben. Besonders erfreulich ist das Vorgehen des Ober⸗Schulraths für Elsaß⸗Lothringen, welcher beschlossen hat, den Aufruf von Straßburg auch den Schulen zugehen zu lassen. Auch eine Reihe größerer Städte (Amsterdam an der Spitze) hat in der Comenius⸗Gesellschaft Stifter⸗Rechte erworben. Das soeben zur Versendung kommende erste Verzeichnis der Gesellschafts⸗ Angehörigen weist 540 Namen angesehener Männer aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Oesterreich⸗Ungarn, Rußland, Schweden, der Schweiz und den Vereinigten Staaten auf. Anmel⸗ dungen und Anfragen sind bis auf Weiteres an den Archiv⸗Rath Dr. Keller zu Münster (Westf) Beiträge an das Bankhaus Molenaar u. Co, Berlin C., zu richten. 8 1 — Aus Köln berichtet die „K. Ztg.“”: In der jüngsten Zeit sind drei alte Wandgemälde, welche sich im Chor des Doms unmittelbar hinter dem Hochaltar befinden, durch den bekannten Restaurateur und Maler Stummel aus Kevelaer gereinigt und durch besonderes Versahren die Farben probeweise zu neuem Glanz gebracht worden. Es zeigte sich dabei, daß die allerdings ziemlich schadhaften, aber doch restaurirbaren Gemälde, welche das Leben Mariä, die bl. drei Könige und endlich die Heiligen Felix und Urbanus, deren Reliquien im Dreikönigsschreine ruhen, darstellen, einen hohen Kunstwerth haben. Namentlich in koloristischer eziebung entfalten sie eine außerordentliche Pracht, die durch die omposititonsweise mit kapellenförmiger, reich vergoldeter Architektur, welche die Bilder in Abschnitte theilt, noch gesteigert wird. Besonders interessant sind noch die unter den Bildern herlaufenden lateinischen Spruchbänder, deren Initialen, mit der sorgfältigen Meisterschaft alter Mönchshandschriften ausgeführt, profane Darstellungen zeigen, die mit theilweise cynischem Humor den weltlichen Gegensatz zur heiligen Tugend darstellen. Ueber Maler und Malzeit ist nichts Genaues bekannt, doch dürfte letztere mit der Vollendung des Domchors zu⸗ sammenfallen. — Eine werthvolle, Neuerung hat der Dom in dem Platten⸗ belag vor dem Hochaltar erhalten, welcher kunstvoll, in sanften Farbenwirkungen durch Mettlacher Stiftmosaik hergestellt, das Uni⸗ versum im Sinne der alten Scholastik darstellt, mit der Sonne im Mittelpunkt, dem Planetensystem, dem Thierkreise, den vier Wind⸗
richtungen, den Jahreszeiten u. s. w.
— Aus Samarkand, 17. August, wird der „St. Pet. Ztg.“ ge⸗ meldet: Der Kapitän Barschewski ist von seiner Forschungs⸗ reise in Ostbuchara, welche er auf eigene Kosten unternommen hatte, zurückgekehrt. Die Reise ist von bestem Erfolge gekrönt. Es gelang dem Forscher, ungeheure Felder und Höhenzüge mit Konglo⸗ meraten zu entdecken, welche, Gold, Kupfer und Eisen enthielten; auch entdeckte er Naphthaquellen. Sammlungen von Insekten wurden an⸗ gelegt und viele Ansichten und Typen photographisch auf genommen.
J beabsichtigt Barschewski eine Ausstellung zu ve ra talten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Aus Neuvorpommern wird berichtet, daß der Winterroggen besser lohnt, als erwartet. Nach Probedrüschen auf verschiedenen Gütern hat das vierspännige Fuder 9— 10 alte Scheffel gegeben gegen 7 Scheffel im Vorjahr. Da ca. 1 ¼ Fuder pro Morgen auf frag⸗ lichen Gütern eingefahren sind, so giebt dies pro Morgen ca. 11 Scheffel oder 1600 kg pro Hektar. Der Ertrag einer Mittelernte wird für Neuvorpommern beim Roggen auf 1480 kg für das Hektar ange⸗ nommen.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 19. d. M. gestellt 10 259, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. Oberschlesien sind am 18. d. M. gestellt 3825, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Subhastations⸗Resultate.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 19. August 1891 das Grundstück des Barbiers August Seiffert in der Schulstraße 39, mit 4300 ℳ Nutzungswerth zur Gebäude⸗ steuer veranlagt, zur Versteigerung., Das geringste Gebot wurde auf 65 140 ℳ festgesetzt. Für das Meistgebot von 65 200 ℳ wurde der Architekt H. Tausch hier, Ersteher.
—— In der gestrigen Aufsichtsrathesitzung der Deutschen Bank in Berlin wurde eine ausnahmsweise angefertigte Zusammenstellung der im I. Semester erzielten Resultate vorgelegt. Der Nettogewinn für das verflossene Semester beträgt demnach inklusive des Vortrags von 1890 6 571 738 ℳ Wenn nun auch das II. Semester erfahrungs⸗ gemäß hinter dem ersten zurückzubleiben pflegt und für das II. Semester dieses Jahres der in Folge der Schwieger⸗Frank'schen Betrügereien die Bank treffende Verlust von ca. 1 120 000 ℳ zur Verrechnung ge⸗ langen wird, so darf, den Eintritt außerordentlicher Ereignisse vor⸗ behalten, für das Jahr 1891 eine durchaus befriedigende Dividende in Aussicht genommen werden. Die Bilanz selbst ergab gegenüber den entsprechenden Ziffern vom 30. Juni 1890 eine starke Vermehrung der Wechsel. und Devisenbestände, dagegen eine Verringerung der Reports, während die übrigen Positionen im Wesent lichen unverändert geblieben sind.
— In der gestrigen Aufsichtsrathssitzung der deutschen Uebersee⸗Bank wurde die Position der Bank dargelegt. Das Geschäft ist selbstverständlich zur Zeit auf ein Minimum reduzirt und ruht fast vollständig. Die Verpflichtungen in Buenos Aires betrugen am 30. Juni cr. in Gold: Contocorrent⸗Conto (a vista) 263 000 Doll., Depositen auf feste Termine 6000 Doll. zusammen 269 000 Doll.: 583 in Papier: Contocorrent⸗Conto (a vista) 1 790 000 Doll., Devoftien auf feste Termine 1 011 000, zusammen 2 801 000 Doll. Seln ehe. in Buenos Aires folgende Aktiven gegenüber: in 1 419 Cassabestand 555 000 Doll.; in Papier: Cassabestand 14281 00 Doll., Portefeuiulle und Debitoren (unbezweifelt
2029 Hol. zusammen 2 796 000 58 E“
88 em Telegramm der „Frkf. Ztg.“ au elgrad, 19. August, ind Seitens dit cs nem ded Fecshiffahets⸗Geseil⸗ schaft heute für rumänische Rechnung vierhundert große Schlepper nach den Donauhäfen Galatz und Braila zur Verschiffung von Ge⸗ treide nach Süddeutschland beordert worden. 1
Leipzig, 19. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Auguft 4,02 ½ ℳ, per Sep⸗ tember 4,02 ½ ℳ, per Oktober 4,07 ½¼ ℳ, per November 4,10 ℳ,
88
per Dezember 4,10 ℳ, per Januar 4,10 ℳ, per Februar 4,10 ℳ.
per März 4,10 ℳ. per April 4,10 ℳ, per Mai 4,10 ℳ, per Juni 4,10 ℳ Umsatz 170 000 kg. Kaum behauptet.
London, 19. August. (W. T. B.) An der Küste 10 Weizen⸗ ladungen angeboten.
Kopenhagen, 19. August. (W. T. B) Eine Versammlung der Branntwein⸗, Sprit⸗ und Hefenfabrikanten beschloß, von heute ab in ganz Dänemark den Preis für Spiritus, Aquavit und achtgrädigen Branntwein um 3 Oere pro Liter und für Hefe um 7 Oere pro Pfund zu erhöhen
New⸗York, 19. August. (W. T. B.) Recht fest eröffnend, war der Börsen verkehr später schwankend. Die Börse schloß in lustloser Haltung. — Der Umsatz der Aktien betrug 246 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 4 700 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 36 000 Unzen, die Silberankäufe für den Staatsschatz 280 000 Unzen zu 9875 à 9886.
Submissionen im Auslaunde.
Niederlande. 1“
1) 31. August, Nachmittags 2 Uhr. Nederlandsche Zuid-Afri- kaansche Spoorweg-Maatschappy im Administratiegebouw der Hollandsche Xzeren-Spoorweg- Maatschappy zu Amsterdam:
Loos 34: Eiserner Oberbau für sechs Brückenbögen von je 35 m über den Vaal.
Bedingungen käuflich für 50 Cents im Gesellschafts⸗Kontor.
2) 1. September. Nachmittags 2 Uhr. Maatschappy tot Ex- ploitatie van Staats-Spoorwegen im Centralbureau in Utrecht:
a. Loos Nr. 154: Lieferung von stählernen Platten und Klemm⸗ keilen — in zwei Abtheilungen;
b. Loos Nr. 155: Lieferung von stählernen Tirefonds — in 3 Abtheilungen.
Bedingungen ad a und b käuflich für je 50 Cents im genannten
88 111““
Centralbureau (dienst van Weg en Werken).
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 19. August. (W T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Havel“ ist gestern Nachmittag von Sout⸗ hampton mit 287 Passagieren nach der Weser weitergefahren. Der Schnelldampfer „Havel“ hat gestern Abend, der Schnell⸗ dampfer „Lahn“ und der Dampfer „Leipzig heute Dover passirt. Der Dampfer „Straßburg“ ist gestern in Vigo angekommen. Der Dampfer „Nürnberg“ ist gestern von Adelaide abgegangen. Der Dampfer „Hohenstaufen“ ist heute in Suez ange⸗ kommen. Der Schnelldampfer „Trave“ hat gestern Morgen die Heimreise von New⸗York angetreten. Der Dampfer „Hannover“ ging heute von Antwerpen ab.
— 20. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Havel“, von New⸗York kommend, ist am 19 August Nachmittags auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Gera“ ist am 19. August von Bahia nach Europa in See gegangen.
Hamburg, 19. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Russia“ hat heute Mittag Lizard passirt. .
— 20. August. (W T. B.) Der Postdampfer „Fürst Bis⸗ marck“ bat, von New⸗York kommend heute Morgen Lizard passirt.
London, 19. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer
Roslin Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt.
Theater und Musik. 8
Königliches Opernhaus.
Das Königliche Opernhaus eröffnete seine neue Spielzeit gestern mit dem „Freischütz“. Die Vorstellung gab einen neuen Beweis von der ausgezeichneten Leistungsfähigkeit des Königlichen In⸗ stituts: Die Hrrn. Rothmühl (Max) und Krolop (Kaspar) erfreuten durch die Frische ihrer Stimmen und die Lebendig⸗ keit ihres Spiels; Frl. Leisinger sang und spielte die Rolle der Agathe mit der ihr eigenen herzbewegenden Wärme und Anmuth, und als neues Mitglied der Oper trat Frl. Dietrich (Aennchen) auf, über deren reiche Begabung wir uns schon im Mai d. J. anläßlich ihres Gastspiels als Rosine im „Barbier von Sevilla“ beifällig ausgesprochen hatten. Gestern rechtfertigte sie die auf sie in gesanglicher Beziehung gesetzten Erwartungen vollkommen und führte auch schauspielerisch die Rolle des schalkbaften und humor⸗ vollen Mädchens mit vielem Beifall durch. Chor und Orchester standen auf der Höhe ihrer Aufgabe, und die Ausstattung, insbeson⸗ dere die „Wolfsschlucht“, zeigte, daß das Opernhaus auch nach dieser Richtung hin anderen Theatern sehr wesentlich überlegen ist.
Am Sonnabend sindet im Königlichen Opernhause eine Vorstellung des Ballets „Der Seeräuber“ auf Allerhöchsten Befehl statt. Am Sonntag geht „Der Trompeter von Säkkingen“ mit den Damen Hiedler und Lammert, den Hrrn. Bulß, Krolop, Mödlinger und Lieban in Scene.
Das Residenz⸗Theater wird mit Henry Meilhac's Pariser Sittenbild „Frou⸗Frou“, das Direktor Sigmund Lautenburg neu einstudirt seinem Spielplan einreihen wird, am 29. d. M. die Winter⸗ Saison eröffnen.
Seitens des Comités zur Vorbereitung des Literarischen Kongresses ist an die hiesigen Theater das Ansuchen gestellt wor⸗ den, während der Tage vom 12. bis 16. September keine Pre⸗ midren zu veranstalten, da die Kritiker und das gesammte litera⸗ rische Publikum Berlins in dieser Zeit durch die Theilnahme an den Veranstaltungen des Kongresses vollauf in Anspruch genommen sein dürften. Die Theaterleitungen haben diesem Wunsche in bereitwil⸗ ligster Weise entsprochen. .
Mit ganz besonderer Liebenswürdigkeit haben sich die Berliner Theaterleiter dem Comité zur Vorbereitung des Berliner Schriftsteller⸗ Kongresses zur Verfügung gestellt, Allen voran der General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele Hr. Graf Hochberg. Das Königliche Opernhaus veranstaltet Montag, den 14. September, eine s. orftennng, zu welcher der General⸗Intendant die Mitglieder des
ongresses eingeladen hat. Gegeben wird der „Tannhäuser.“ Ferner haben die Direktoren des Deutschen Theaters, des Lessing⸗ Theaters, des Berliner Theaters, des Wallner⸗ Theaters, des Residenz⸗Theaters und des Friedrich⸗ Wilhelmstädtischen Theaters die Kongreßmitglieder ein⸗ geladen, während der Festwoche ihre Vorstellungen nach Belieben zu besuchen, und auch die Königlichen Theater haben sich dieser Einladung angeschlossen.
Vom 25. August an werden die meisten der hiesigen Bühnen nur einen gemeinsamen Theaterzettel an den Anschlagsäulen er⸗ scheinen lassen. Es betheiligen sich zwölf Bühnen einschließlich der Königlichen Theater; ausgeschlossen haben sich das Kroll'sche Theater und das Berliner Theater, letzteres, weil es am Sonntag, wo es auch Nach⸗ mittags⸗Vorstellungen giebt, zwei Zettel braucht, die sich in den an bestimmte Raumgrenzen gebundenen Rahmen des gemeinsamen Zettels nicht einfügen lassen. Die Theater ersparen rund je 3000 ℳ gegen früher, wo die Ankündigung der Vorstellungen jedem Theater 6000 bis 7000 ℳ kostete
Mannigfaltiges. 88
Behufs weiteren Ausbaues ihrer elektrischen Bele uchtu ngs⸗ anlagen ist der Direktion der Berliner Elektrizitätswerke Seitens der Stadtverwaltung und der Kaiserlichen Ober⸗Post. Direktion die Genehmi⸗ gung zur Legung von Lichtkabeln in der Königgrätzer⸗, Matthäi⸗ kirch⸗, Thiergarten⸗ und in der Oranienstraße, ferner auf dem Moritz⸗ platz, in der Prinzessinnen⸗ und Neuen Roßstraße sowie auf dem
Köllnischen Fischmarkt, auf der Roßstraßenbrücke und in der Sophien⸗
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straße ertheilt worden. Zur Legung von Kabeln in der Annen⸗, Dresdener⸗, Luckauer⸗, Buckower⸗, Stallschreiber⸗, Alexandrinen⸗ und Prinzenstraße hat die Direktion ebenfalls die Genehmigung des Ma⸗ gistrats nachgesucht.
Die Urania⸗Uhren⸗ und Säulen⸗Kommandit⸗Ge⸗ sellschaft beabsichtigt, auf verschiedenen Plätzen, und zwar auf dem Büschingsplatz, dem Alexanderplatz, in der Alexanderstraße in der Rähe des Königlichen Polizei⸗Präsidial⸗Gebäudes, auf dem Insel⸗ perron am Friedrichshain bei der Straße am Friedrichs⸗ hain, in den Schmuckanlagen auf dem sogenannten Thusnelda⸗ platz vor dem Schönhauser Thore, in dem sich erweiternden Theile der Neuen Königsstraße bei der Linienstraße, in der Frankfurterstraße, in den Parkanlagen an der Frankfurter Allee und Memelerstraßen⸗Ecke, auf dem Andreas⸗Platz, auf dem Platze bei der Kreuzung der Holzmarkt⸗, Markus⸗ und Langenstraße und auf dem Bürgersteige an der Ecke der Wallner⸗Theater⸗ und Iffland⸗ straße, Urania⸗Säulen aufzustellen, und hat hierzu beim Magistrat die Genehmigung nachgesucht.
„Eine städtische Hypothekenstube soll nach dem Plane de
Kämmerers Maaß in dem neuen „Stadthaus“ auf dem Mühlendamm errichtet werden. In dieser Stube sollen zur öffentlichen Einsicht Angaben darüber ausliegen, auf welche Häuser des städtischen Besitzes Hypotheken aufgenommen werden sollen, bezw. welche Summen aus öffentlichen Mitteln, Stiftungen u dgl. als Hypotheken auszuleihen sind. Man will mit dieser „Hypothekenstube“, für die zwei Zimmer des Neubaus in Aussicht genommen sind, einen direkten Verkehr des Geld gebenden und suchenden Publikums
der Stadt anbahnen und sich so von den Vermittlern unabhängig machen, die z. Z. den Hypothekenverkehr in der Hand haben. Im Uebrigen wird der Neubau der Dammühlen vor Allem die städtische Sparkasse aufnehmen, während die bisherigen Räume dieser Anstal
in der Klosterstraße mit Bureaus der Wasserwerke besetzt werden sollen Was den Bau selbst anbetrifft, so steht jetzt fest, daß eigentlich nur die Seitenwände stehen bleiben können, und auch diese nur nach neugesicherter Fundamentirung und soweit nicht lage von Fen
und Thüren ein Abbrechen erfordert.
Die neue städtische Irrenanstalt in Lichtenberg is so weit vollendet, daß sie in etwa vier Wochen in Betrieb genommen werden kann. Schon jetzt hat es sich freilich hberausgestellt, daß mit der neuen, für 1200 Personen bestimmten Anstalt dem Bedürfniß bei Weitem noch nicht genügt ist. Das Haus wird schon bei seiner Er⸗ öffnung nahezu ganz besetzt sein; ein starkes Kontingent stellen allei diejenigen Irren, die jetzt auf städtische Kosten unter oft recht m lichen und ungünstigen Verhältnissen in Familien oder mit erheblichem Geldaufwand in Privatanstalten untergebracht sind. Auch die Bies⸗ dorfer Anstalt für Epileptische wird kaum auf längere Dauer den Raumanforderungen genügen.
Nachdem bei der Direktion der Großen Berliner Pferde⸗ eisenbahn Beschwerden eingegangen, daß die Fahrzeiten zu lange seien, hat nach der „N. A. Z die Direktion im Einverständniß mit dem Polizei⸗Präsidium versuchsweise für die vom Bahnhof in der Manteuffelstraße abfahrenden Wagen eine kürzere Fahrzeit an⸗ geordnet. Hiernach wird von jetzt ab die Strecke Görlitzer Bahnbof — Zoologischer Garten und diejenige Görlitzer Bahnhof — Behrenstraße in einer auf zwei Minuten weniger als bisher bemessenen Fahrzeit zurückgelegt, während die Linie Moritzplatz — Behrenstraße um eine Minute schneller zu befahren ist.
Auf dem Jerusalemer Kirchhof ist vor wenigen Tagen das Grabdenkmal des am 7. Januar dieses Jahres verstorbenen König⸗ lichen Ober⸗Hofkapellmeisters Wilhelm Taubert zur Aufrichtvng gelangt. Von dem Sandstein⸗Hintergrunde einer mächtigen, in klas⸗ sischen Formen gehaltenen Stele hebt sich das von dem Bildhauer Fritz Zadow modellirte, in der Gießerei von Gladenbeck in Bronze gegossene Reliefbild des Meisters ab, das von einem metallenen, eine Lyra umschlingenden Lorbeerkranze umrahmt wird. Auf der Hinterseite des Denkmals ist der Anfang des in aller Welt gesungenen Taubert'schen Liedes „Schlaf in guter Ruh“ in Wort und Noten eingemeißelt. Die Königliche Kapelle, welche durch ein der Würdigung des Begründers ihrer Symphoniesoiréen ge⸗ widmetes Concert die Kosten des Monuments aufgebracht, hat um das Andenken ihres langjährigen Führers in pietätvoller Weise wohlverdient gemacht. — Für die vielen Verehrer des Komponisten des Schöpfers der Kinderlieder, sei noch erwähnt, daß eine von dem Bildhauer Zadow ebenfalls modellirte Porträtbüste des Meisters in der Kunstgießerei für Elfenbeinmasse und Gips von Bianconi (Koch⸗ straße 75) zur Vervielfältigung gelangt ist.
Danzig, 18. August. Gestern ist, wie die „Danz. Ztg. richtet, auch die Leiche des Kapitän⸗Lieutenants Ludewig bei Steegen an den Strand getrieben und vorläufig in der dortige Oberförsterei untergebracht worden. Die Leiche soll heute nach dem Garnisonlazareth überführt werden, und es wird dann von der Be⸗
ihrer Tochter hier weilt, abhängen, ob die Beerdigung auf dem hiesigen Militär⸗Kirchhof stattfinden wird.
Kiel, 19. August. Vom Nord⸗Ostseekanal wird dem „Kl. Tgbl.“ berichtet: Auf der ganzen westlichen Baustrecke des Nord⸗ Ostseekanals, von der Wasserscheide bei Grünthal bis hinunter zur Elbe, hat man es bei der Ausführung der Erdarbeiten nirgends mit so bedeutenden Schwierigkeiten zu thun, wie in dem etwa 10 km elb⸗ wärts von Burg belegenen Kudensee, welcher von der Kanallinie durchschnitten wird. Zur Herstellung des Kanalbettes in diesem See, der in seinen mittleren Theilen von fast unergründlicher Tiefe zu sein scheint, soll durch denselben zunächst ein breiter, kom⸗ pakter Erddamm gelegt und dieser alsdann in der Mitte wieder aus⸗ gebaggert werden. Zur Anlegung dieses ersten Riesendammes sind ganz kolossale Sandmassen erforderlich, welche von den ent⸗ fernten östlichen Höhen herbeizuschaffen sind. Die langen Sand⸗ züge bewegen sich unaufhörlich Tag und Nacht und entleeren ihren Inhalt in die unersättliche Tiefe des Sees; es dürfte indeß noch mancher Tag vergehen, bis die ersten Spitzen des Dammes aus dem Wasserspiegel hervorragen werden. Auch in dem zwischen Burg und Kudensee belegenen sogen. Marschmoor bedarf es noch gewaltiger An⸗ strengungen, um die großen Erdmassen, welche zur Gewinnung fester Kanalufer in den dort lagernden tiefen, weichen Moorboden versenkt werden müssen, an Ort und Stelle zu schaffen. Der Kudensee, in welchem vor Jahren ein prähistorischer Fund, bestehend aus einem „Einbaum“, gemacht wurde, wird von Geologen für eine Lagune
erklärt.
Düsseldorf, 18. August. Der ersten Sitzung der XXXII. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure folgte ein Festessen, das etwa 500 Damen und Herren im
roßen Saale der städtischen Tonhalle vereinigte. Den Trink⸗ pruch auf Seine Majestät den Kaiser brachte der Vorsitzende des Vereins Hr. Maschinenfabrikant Lwowski⸗Halle a./S., denjenigen auf die Stadt Düsseldorf der stellvertretende Vor⸗ sitzende Hr. Maschinenfabrikant Lemmer⸗Braunschweig aus. Namens der Letzteren dankte Hr. Ober⸗Bürgermeister Lindemann mit einem Hoch auf den Verein. Den Schluß des Tages bildete ein Gartenfest in der städtischen Tonhalle.
Die heutige zweite Sitzung war den Geschäften des Vereins ge⸗ widmet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Hr. Hofrath Dr. Caro⸗ Mannheim, zum Beisitzer im Vorstande Hr. keeeuast⸗ und Gewerbe⸗Rath Frief⸗Breslau gewählt. Um die Wünsche des
Vereins zu dem Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches zum Aus⸗ druck zu bringen, wurde der Vorstand beauftragt, mit Zuziehung von
stimmung der greisen Mutter des verunglückten Offiziers, welche mit