1891 / 196 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

der General⸗Lieutenant Golz, Pionier⸗Corps und General⸗Inspecteur der Festungen, und der General⸗Lieutenant Andreae, Inspecteur der I. Ingenieur⸗

Inspektion, sind von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.

S. M. Kreuzer „Bussard“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Gertz, ist am 20. August in Plymouth eingetroffen und an demselben Tage nach Gibraltar wieder in See ge⸗ gangen.

Bayern. 1“

München, 20. August. Die Delegirten für die Be⸗ rathung des deutsch⸗österreichisch⸗italienischen Han⸗ delsvertrags halten von heute ab täglich Nachmittags 2 Uhr ihre Plenarsitzungen ab. Während der Vormittage finden die Besprechungen der einzelnen Gruppen der Delegirten und die Konferenzen der konstituirten Kommission statt. So⸗ wohl die Kommissions⸗ als auch die Plenarberathungen sind streng vertraulicher Natur. 8 ““

Sachsen. 8

Dresden, 20. August. Seine Königliche Hoheit der Generalfeldmarschall Prinz Georg ist heute Vormittag vom schlesischen Bahnhof über Breslau nach Oberschlesien abgereist, um in seiner Eigenschaft als General⸗Inspecteur der 2. Armee⸗ Inspektion einer Reihe von Regimentsbesichtigungen der In⸗ fanterie und Kavallerie beim VI. Armee Corps beizuwohnen. In der Begleitung befanden sich Oberst⸗Lieutenant im General⸗ stabe von Broizem und der persönliche Adjutant, Rittmeister Freiherr von Müller.

Baden.

„Karlsruhe, 20. August. Der „Staats⸗Anzeiger“ ver⸗ öffentlicht eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, betreffend die bevorstehenden Wahlen zur Ersten Kammer. Danach sind in die Liste der stimmfähigen und wählbaren Grundherren oberhalb der Murg: Freiherr Röder von Diersburg, Ernst, Königlich preußischer Hauptmann a. D., in Obersasbach, Freiherr Röder von Diersburg, Felix, Königlich preußischer Premier⸗Lieutenant a. D., in Baden und Freiherr Siegmund von Berckheim, Königlich preußischer Ma or, in Weinheim; ferner in die Liste der stimmfähigen und wählbaren Grundherren unterhalb der Murg: Freiherr Rüdt von Collenberg⸗Eberstadt, Franz, Königlich preußischer Major a. D.,

in Eberstadt nachträglich aufgenommen worden.

Hessen. 1 8

Darmstadt, 20. August. Die heutige „Darmst. Ztg.“ veröffentlicht nachstehenden Tagesbefehl Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs:

Ich will den Bataillonen Meiner Infanterie⸗Regimenter neue Fahnentücher verleihen.

Soldaten! Die nahezu 100 Jahre, in welchen Eure Fahnen allen Unbilden der Witterung in Krieg und Frieden ausgesetzt gewesen, die Vorkommnisse der ruhmreichen Feldzüge haben die Fahnen, die Seee Eurer Treue und Tapferkeit, ihres Tuches fast gänzlich eraubt.

Nur neu geschmückt erhaltet Ihr Eure alten Fahnen nun zurück, bewahrt sie, getreu dem ihnen geleisteten Fahneneide, vor Schande, führt sie nur zu Ruhm und Sieg mit der alten Hessentreue, die sich in diesen Augusttagen vor 21 Jahren so glänzend bewährte.

In guten wie in bösen Tagen, im Frieden wie im Kriege Mir und unserem Hessenlande treu, stehen wir gemeinsam fest zu unserm Allerhöchsten Kriegsherrn, Seiner Majestät dem Kaiser und König.

Wolfsgarten, 20. August 1891.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Gotha. 20. August. Seine Hoheit der Herzog nimmt, der „Goth. Ztg.“ zufolge, vom 27. d. M. ab Aufenthalt in Oberhof.

Schwarzburg⸗Rudolstadt.

Rudolstadt, 20. August. Seine Durchlaucht der Fürst ist gestern Abend vom Jagdschloß Rathsfeld hierher zurück⸗ gekehrt und wird sich, wie die „Schwzb.⸗Rud. Lds⸗Ztg.“ meldet, heute nach Schwarzburg begeben, woselbst die Prinzefsin Adolf bereits eingetroffen ist und die Ankunft der Prinzessin Thekla erwartet wirirrde.

Lippe.

(W) Detmold, 20. August. Das Fürstliche Paar siedelte gestern von Jagdschloß Lopshorn wieder nach Detmold über. Heute Mittag trafen Seine Durchlaucht der Fürst zu Waldeck und Pyrmont mit Höchstseiner Gemahlin und der Prinzessin Tochter Elisabeth zum Besuche am hiesigen Hofe ein. Um 2 Uhr fand größeres Diner statt, zu welchem die Spitzen der Behörden geladen waren. Abends begaben sich die Waldeck'schen Herrschaften wieder nach Pyrmont zurück. Fürst Woldemar wird wahrscheinlich Ende dieses Monats wieder nach Steiermark zur Jagd reisen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 21. August. Das „Fremdenblatt“ äußert sich wie ein Wolff'sches Telegramm mittheilt, über den Bes 28 des französischen Geschwaders in Eng land dahin, da der Besuch keine politische Ader enthalte, nichts Auffälliges habe und den allbekannten guten Beziehungen beider Staaten zu einander entspreche. Nur bei den englischen Radikalen trete eine politisch gefärbte Sympathie wegen der republikanischen Regierungsform Frankreichs her⸗ vor. Uebrigens hätten alle englischen Kreise, Liberale, Konservative und Radikale, ein gleich lebhaftes Interesse an der Erhaltung des Friedens. England, zur szet eine durch⸗ aus konservative Macht, fühle sich im Interesse des kommer⸗ ziellen Unternehmungsgeistes eng und fest mit der Sache des Friedens verbunden. 1 1

Wie aus Agram gemeldet wird, wurde in Folge der Fahnenaffaire in Gospitsch Hgl. Nr. 194 d. Bl.) gegen den dortigen Gemeinderath die Disziplinar⸗Untersuchung

Der „N. fr. Pr.“ wird aus Lemberg berichtet, daß so⸗

„wohl die Alt⸗ als auch die Jungruthenen das auf ge⸗ meinsame Arbeit abzielende Versöhnungsprogramm des jüngsten Parteitages in Turka abgelehnt haben (Val Nr. 191

Chef des Ingenieur⸗ und

vJ11“ 11“ 11“ Großbritannien und Irland.

Der Besuch der französischen Flotte in Ports⸗ mouth giebt einigen Blättern Anlaß zu Betrachtungen, aus denen wir zunächst hervorheben, was die „Morning Post“ sagt:

„Der Austausch der Höflichkeiten wird den Gang der Ereignisse nicht ändern oder jede Möglichkeit künftiger Mißverständnisse aus der Welt schaffen. Nichtsdestoweniger können diese Freund⸗ lichkeitsbezeuggungen zu den glücklichsten Resultaten führen. „Alles verstehen, beißt Alles verzeihen“, und das französische so weise wie witzige Sprichwort läßt sich in einem gewissen Grade auch auf die Beziehungen zwischen zwei verschiedenen Nationen anwenden. Mangel an persönlichem Verkehr erzeugt Entfremdung, und Entfremdung reift zum Argwohn, wenn nicht selbst zum Haß. Je mehr ein Land von dem anderen weiß, um so besser für beide. Fast unmerk⸗ lich hat man die Thatsache der Freundschaft Englands zu Deutsch⸗ land als Feindschaft Englands gegen Frankreich ausgedeutet. Zum Glück hat sich dieser Irrthum jetzt enthüllt. Die Flotten⸗ zusammenkünfte werden viel zur Wiederbelebung kordialer Gefühle für einander beitragen, und wir begrüßen deshalb die Ankunft der französischen Flotte als im Einklang mit den Traditionen der Ver⸗ gangenheit und von glücklicher Bedeutung für die Hoffnungen der Zukunft.“ 8

Im „Daily Chronicle“ heißt es: 8

„Wir glauben mit Lord Derby, daß das britische Interesse im Frieden ruht. Unsere Sympathien gelten deshalb denjenigen, welche die Erhaltung des status quo im Mittelmeer wünschen, welcher so viele Jahre den Frieden Europas aufrechterhalten hat. Der Schluß, daß unser Schwert in der Stunde der Gefahr unseren Sympathien folgen wird, ist ohne Zweifel logisch, und da die Franzosen sich rühmen, Logiker zu sein, so sollten sie diesen Schluß ziehen. Nur könnte der Schluß Frankreich, soweit es uns angeht, nicht schmerzen, Falls Frankreich den bestehenden Zustand in Nord⸗ afrika nickt ändern will. Wir wollen jedoch die festliche Stimmung durch dergleichen Erörterungen nicht stören.

„Die Festtage in Portsmouth zu Ehren des franzö⸗ sischen Geschwaders haben bereits am Mittwoch ihren Anfang genommen. Die „A. C.“ berichtet:

Am Mittwoch Nachmittag kurz vor 3 Uhr lenkte das französische Geschwader in den Solent ein, und unzählige Besucher verfolgten mit sichtlichem Interesse, wie die fremden Kriegsschiffe durch die Roadstead nach der Bai von Osborne dampften. Das stürmische Wetter der Nacht und die heftigen Regenschauer des Vormittags waren einer steifen westsüdwestlichen Brise und heiterem Sonnenschein gewichen, welche zur großen Freude der an dem Empfang betheiligten Behörden und der schaulustigen Vergnügungszügler den Rest des Tages hindurch anhielten. Das amtliche Programm setzte die Stunde des Empfanges auf 3 Uhr fest, und die Schiffe waren deshalb gezwungen, so lange im Kanal hin und her zu kreuzen. Um 11 Uhr Vormittags war die „Seagull“, mit Admiral Lothbridge und Kapitän Phillips an Bord, hinaus in die See gedampft, um die An⸗ kunft des französischen Geschwaders zu erwarten und es nach seinem Ankerplatz in der Bai von Osborne zu geleiten. Bald darauf folgte unter dem Kommando des Kapitäns Nevill der Dampfer der Presse, auf welchem sich zahlreiche Vertreter englischer und kontinen⸗ taler Blätter befanden. Um ein Viertel vor 3 Uhr tauchte der „Marengo“, das Flaggschiff des Admirals Gervais, am Horizont auf. Sofort dampfte die „Seagull“ heran und signalisirte, daß ein Lootse an Bord gesandt werden würde, sobald sich die Schiffe in ruhigerem Wasser befänden. Nachdem die „Seagull“ diese Botschaft ausgerichtet, kehrte sie wieder um, der französischen Flotte als Weg⸗ weiser dienend. Langsam näherten sich nun die Schiffe, an der Spitze der „Marengo“, welchem sich „Requin“, „Marceau“, „Furieux“, „Lance“ und „Surcouf“ anschlossen. Es war genau 3 ½ Uhr, als das Geschwader an dem Leuchtschiff von Nab vorüberfuhr und die Lootsen an Bord erschienen. Auch die englische Flotte war jetzt sichtbar. Nun ging es ans Salutiren. Einige Minuten nach 4 Uhr feuerte der „Marengo“ seinen ersten Salut von 21 Schüssen ab, welcher der britischen Flagge galt, die sofort am Vormast auf⸗ gehißt wurde. Dann kamen die Salutschüsse für den Hafen⸗Admiral und den Commandeur des Kanalgeschwaders, Sir M. Culme⸗Sey⸗ mour, welche ihrerseits sofort von dem englischen Flaggschiff „Duke of Wellington“ und dem „Camperdown“ erwidert wurden. Bei Beginn des Salutirens kletterten die französischen Matrosen mit dem Rufe „Vive la reine“ auf die Raaen, während die britischen Theer⸗ jacken gleichzeitig Hochs auf ihre Besucher ausbrachten. Als die französischen Schiffe sich der Bai von Osborne näherten, spielten die Kapellen „God save the Queen“, worauf die britischen Schiffe mit der „Marseillaise“ antworleten Wider Erwarten wurde die König⸗ liche Standarte, welche über Osborne House flatterte, nicht begrüßt. Es war nahezu 5 ½ Uhr, als die französische Flotte vor Anker ging.

Wie „W. T. B.“ weiter meldet, statteten am Donnerstag Vormittag der britische Admiral Earl Clanwilliam und der Herzog von Connaught dem Admiral Gervais Besuche ab, welche dieser alsbald erwiderte. Um 11 Uhr begab sich Admiral Gervais mit Gefolge nach Osborne House zum Empfange bei der Königin Victoria, wobei sie in Königlichen Wagen abgeholt und zurückgeführt und von Ihrer Majestät mit einem Frühstück bewirthet wurden. Nachdem sich die französischen Gäste bei der Königin verabschiedet hatten, fuhr der Herzog von Con⸗ naught mit dem Prinzen Heinrich von Preußen im offenen Wagen nach Cowes. Später machte de Prinzessin Beatrice eire Umfahrt um das Ge⸗ schwader, wobei Ihre Königliche Hoheit erkannt und begrüßt wurde. Am Nachmittag trat Regenwetter ein, das bis zum Abend ununterbrochen fortdauerte. Das Abends von Ihrer Majestät in Osborne House dem Admiral Gervais, dem Botschafter Waddington und den höheren Offizieren des französischen Geschwaders gegebene Festmahl fand in dem erst kürzlich fertiggebauten großen Saale statt. Zur Rechten der Königin hatte der Botschafter Waddington, zur Linken der Admiral Gervais den Platz angewiesen erhalten. Es wurden bei dem Mahl Toaste auf die Königin und den Präsidenten Carnot ausgebracht. 3

Ueber den Empfang in Osborne wird der „Frkf. Ztg.“ noch berichtet: Gleich nach dem Besuch des Lord Clanwilliam und des Herzogs von Connaught bei dem Admiral Gervais landete Letzterer mit sieb⸗ zehn höheren Offizieren. Dieselben fuhren in Königlichen Wagen nach Osborne, während das französische Geschwader mit 21 Schüssen salutirte. Die Königin empfing, begleitet von dem Herzoge von Connaught, den rinzessinnen Louise und Beatrice, sowie den Ober⸗Hofbeamten, im Salon die Franzosen, welche von Waddington einzeln vorgestellt wurden. Die Königin sprach ihre große Befriedigung über die Anwesenheit der feesegfischn Gäste aus und gab der Hoff⸗ nung Ausdruck, daß der Aufenthalt ein vergnüglicher sein werde.

Heute findet die Revue der vereinigten Geschwader statt, welche eine Dauer von drei Stunden in Anspruch nehmen dürfte. Die dazu getroffenen Dispositionen sind, dem „W. T. B“* zufolge, die nämlichen, wie bei der zu Ehren des Deutschen Kasers im Jahre 1889 veranstalteten Revue. 8

Frankreich. 2 Paris, 20. August. Der gestern an dieser Stelle in Kürze erwähnte Artikel des „Temps“ bei Gelegenheit des

11“”;

Besuchs der französischen Flotte in Portsmouth führt des 9 f Jeder weiß, daß eine wichtige politische Handlung sich vollzieht, und hält es für seine Pflicht, diesen (Sharakter nicht 8 veneisht oder zu fälschen. Von französischem Standpunkte aus ist ver Besuch die natürliche Vervollständigung und die leuchtende Erklärung der begeisterten Kronstadter Kundgebungen. Die Republik beweist damit den durchaus friedlichen Grundzug ihrer Absichten. Sie erhebt den berechtigten Anspruch, klar und deutlich vor der Welt die auf

Interessengemeinschaft und gegenseitige Zuneigung begründete Ver⸗ ständigung dargethan zu haben. Sie erklärt, daß „dieses Ab⸗ kommen“ sich gegen Niemand richtet und in keiner Weise ihre fried⸗ lichen Absichten beschränkt. Durch die Wiederherstellung des europäi⸗ schen Gleichgewichts schafft sie durchaus keinen unuberwindlichen Zwiespalt zwischen den nun einmal mit Willen oder Widerwillen in zwei Lager getheilten Staaten. Was England angeht, so handelt es sich sicher nicht um eine ehrenvolle Genugthuung durch Lord Salisbury, wie man wozhl hat glauben machen wollen. Ein Staatsmann wie er würde derartige Schritte zur Ableugnung seines bisherigen Ver⸗ haltens nicht thun. Durch seinen gesunden politischen Verstand ge⸗ leitet oder durch klare Anzeichen bewogen, hat Lord Salisbury bestimmte Schritte seiner Politik erfassen und erklären wollen. Er weiß, daß man in England nicht ungestraft von den Ueberliefe⸗ rungen der Nichtintervention abgehen oder auch nur den Anschein davon erwecken darf.... Wenn er Frankreich durch die Einladung des Admirals Gervais die Hand bot, so geschah das nicht, um sie in⸗ einem nie erwarteten Bündniß für immer festzuhalten, sondern nur um die Politik der freien Hand darzulegen.

In einem Artikel der „Liberté“ heißt es:

„Die Kundgebung, die unserer an den erglischen Küsten harrt, wird die von Kronstadt nicht nur nicht verringern, sondern sie ergänzen und bekräftigen England hat begriffen, in welch hohem Maße dieses Ereigniß der Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens günstig ist, indem es ein mächtiges Gegengewicht zur Liga Mittel⸗ Europas bildet und das europäische Gleichgewicht sichert. Da Europa keinen Grund hat, darob Befürchtungen zu hegen, so hat⸗ es in Zukunft alle Ursache, sich darüber zu freuen, da der Besuch eine Bürgschaft für Alle und für Niemand eine Drohung ist. Die öffent⸗ liche Meinung jenseits des Kanals theilte einmüthig diese Ueberteugung und sie hat Recht. Man braucht gegenwärtig. nur die Urtheile der englischen Presse zu durchfliegen, um den gewal⸗ tigen Umschwung, der sich vollzogen hat, zu gewahren. Die Blätter, die uns am Wenigsten geneigt schienen, haben sich zu billigeren Auf⸗ fassungen bekehren lassen Die Einladung nach Portsmouth zielte unbestreitbar darauf ab, vor der Oeffentlichkeit den Wunsch nach Eintracht zu bekunden. Sie beweist ferner, daß England, was man auch sagen möge, mehr als je außerhalb des Dreibundes steht und sorgfältig seine Handlungsfreiheit in den europäischen Dingen wahrt.

Der Großfürst Michael von Rußland und Gemahlin sind gestern Morgen in Der Botschafter Baron Mohrenheim beabsichtigt, am 20. August nach Paris zurückzukehren, dann seine Familie von Canterets abzuholen, um in Salles de Bearn den Rest des Urlaubs zu verbringen und Ende September die Leitung der Botschaft wieder zu übernehmen.

Als gestern in Valence bei einem Concert der philharmo⸗ nischen Gesellschaft, wie üblich, die russische Hymne gespielt wurde, veranstalteten, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, Anarchisten eine Gegenkundgebung. Es kam zu einer Prügelei, die mit mehreren Verhaftungen endete.

Wie ein Wolff'sches Telegramm aus Nizza meldet, fand heute an Bord des englischen Kriegsschiffes „Edin⸗ burgh“ ein Lunch zu Ehren des französischen Admirals Duperré statt.

Rußland und Polen. .

Die „Nordische Telegraphen⸗Agentur“ verbreitet fol⸗ gende amtliche Mittheilung: Angesichts der Versuche, im Auslande das Gerücht zu verbreiten, fuhr aller Cerealien ohne Ausnahme verboten oder daß zum Mindesten die Ausfuhr von Getreide mit erhöhten

Verhinderung der Ausfuhr von Roggen als zur Sicherung des Lebensunterhalts der Bevölkerung ausreichend erachtet und keinerlei neue Maßregel im Auge habe, die darauf ab⸗ zielen könnte, die Ausfuhr von Cerealien zu erschweren.

Spanien. 8

Die Madrider „Epoca“ setzt der von französischen Blättern verbreiteten und von denselben im Sinne einer Demonstration Spaniens gegen den Dreibund gedeuteten Nachricht, daß ein sben sches Geschwader demnächst den Hafen von Kron⸗ stadt besuchen werde, ein formelles Dementi entgegen. Ein spanisches Geschwader werde wohl, wie das Blatt bemerkt, in einiger Zeit verschiedene ausländische Häfen besuchen, Kronstadt befinde sich aber nicht unter den zu berührenden Punkten.

Schweiz.

Der „Frankf. Ztg.“ wird aus Bern gemeldet: Der Bundesrath machte die offizielle Mittheilung, daß die in Wien geführten Unterhandlungen über die neuen Handelsverträge mit Deutschland und Oesterreich für einige Zeit verschoben worden sind. Das bisherige Ergebniß der Unterhandlungen wurde in der Schlußsitzung der Delegirten in unverbindlicher Form protokollarisch festgestellt. Im Depar⸗

tement des Auswärtigen wird zum Zweck der Unterhandlungen

mit Italien und Oesterreich ununterbrochen fortgearbeitet.

Luxemburg. *

Luxemburg, 19. August. Morgen Mittag 1 Uhr wird die Großherzogliche Familie nach Frankfurt a. M. abreisen. Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in Frank⸗ furt wird der Großherzog, wie die „Frkf. Ztg.“ meldet, sich nach Schloß Hohenburg in Bayern zur Jagd be⸗ geben. Die Abwesenheit des Landesfürsten wird bis gegen Ende Oktober dauern. In der letzten Zeit hat der Großherzog verschiedene Ortschaften des Landes besucht. Ueberall wurde ihm der herzlichste Empfang zu Theil.

Türkei.

Wie die „Agenzia Stefani“ aus Konstantinopel erfährt, hat der italienische Botschafter Baron Blanc im Namen der italienischen Regierung die Aufforderung an die Pforte gerichtet, zum Schutze des von Räubern ent⸗ führten Bahnmeisters Solini alle erforderlichen Maß⸗ nahmen zu treffen, namentlich das von den Räubern geforderte Lösegeld von zweitausend türkischen Pfunden unverzüglich an dieselben aushändigen zu lassen. Der italienische Botschafter hat auch die Orientbahngesellschaft für die v cHaffung des Lösegeldes verantwortlich gemacht.

„W. T. B.“ meldet unter dem heutigen Datum aus nsr bupe den Tod des Kriegs⸗Ministers Ali Sarb

ascha. 8

daß die Aus⸗-⸗ demnächst

ten Zöllen belegt werden solle, sind wir in der Lage, bestimmt zu erklären, daß die Regierung die

und da

8 Bulgarien.

Sofia, 20. August. Die „Agence Balcanique“ meldet, die Regierung habe bezüglich einer 8 Einberufung 8 Sobranje nach Tirnowa noch k einerlei Entscheidung ge⸗ troffen.

Schweden und Norwegen. 16“

() Stockholm, 19. Angust. Prins e ier angekommen ist,

von Baden, der gestern hier angeke⸗ Sbioß Tungarn

Wochen bei der Kronprinzlichen Familie auf S

verweilen.

Chile. Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus San⸗ Eö“ des Präsidenten Balmaceda telegraphirt: die Infurgenten seien in der Nacht vom 14 zum 15. August bei San Antonio und Quinteros in geringer Entfernung nördlich von Valparaiso erschienen, bätten die Telegraphendrähte durch⸗ schnitten die Eisenbahnbrücken und die Eisenbahn mit Dpnamit zerstört. Balmaceda habe die Beschädigungen aus⸗ bessern lassen. Das Regierungs⸗Torpedoboot „Almirante Condell“ sei auf der Fahrt nach Caldera von sieben Rebellen⸗ schiffen verfolgt worden und habe 80 Schüsse von denselben erhalten, sei jedoch ohne Beschädigung entkommen. Das Rebellenschiff „Es⸗ meralda“ habe sich am 15. d. M. außerhalb Schußweite vor Valparaiso gezeigt und auf die auf den Wällen exerzirende Infanterie

acht Schüsse abgegeben, jedoch Niemand verletzt.

Asien. 8 China. Der „Standard“ meldet aus Shan ghai vom 20. d. M.: ein starkes chinesisches Geschwader befinde sich auf der Fahrt nach Nanking, ein zweites Geschwader

ei im Norden des Jangtsekiang versammelt. Die Regie⸗ rung von Peking sei durch die von den Vertretern

er Mächte angedrohte eventuelle Flottendemonstration augenscheinlich ernstlich beunruhigt. Die zur Legung von Tele raphendrähten nach der Provinz Hunan entsandte Ftnestsche Expedition ist nach einer weiteren Meldung des „Standard“ von der dortigen Bevölkerung gewaltsam vertrieben worden. 9

Statistik und Volkswirthschaft.

Invaliditäts⸗ und Alters⸗Versicherung.

Ueber die Zahl der in den einzelnen Kreisen der Provinz Posen vorhandenen Rentenempfänger auf Grund des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes lassen sich noch folgende Angaben machen: Der Kreis Jarotschin zählt 224, Meseritz 216, Schroda 201, Lifsa i. P 201. Bomst 196, Fraustadt 183, Samter 177, Obornik 175, Birnbaum 166, Gostyn 166, Schmiegel 161, Schrimm 159, Krotoschin 156, Rawitsch 148, Pleschen 139, Neutomischel 136, Schwerin a. W. 131, Posen Ost 125, Wreschen 124, Posen West 122, Kosten 122, Wirsitz 118, Bromberg 113, Wongrowitz 112, Kolmar . P. 111, Inowrazlaw 89, Strelno 83, Witkowo 80, Znin 78, 8 ubin 77, Ostrowo 76, Kempen 75, Grätz 73, Gnesen 71, chmin 69, Mogilno 63, Stadt Posen 53, Kreis

rnikau 37, Schildberg 35, Stadt Bromberg 30, Kreis

ehne 26 und Adelnau 23 Altersrentner.

Zur Arbeiterbewegung.

Der internationale Arbeiterkongreß zu Brüssel nahm die Resolution, betreffend die Arbeiterschutzgesetz⸗ gebung (Pgl. Nr. 194 d. Bl.) in folgender, von der Kom⸗ mission veränderter Fassung, ee an: 8 Der Kongreß, welcher sich auf den Boden des Klassenkampfes stellt und überzeugt ist, daß ohne Beseitigung der Klassenherrschaft keine Befreiung der Arbeiterklasse möglich ist, erklärt: Die seit dem internationalen Kongreß zu Paris im Jahre 1889 in den einzelnen Ländern erlassenen Arbeiterschutzgeseze und Ver⸗ ordnungen entsprechen in keiner Weise den berechtigten An⸗ sprüchen der Arbeiterklasse. Insbesondere haben die Verhand⸗ lungen der internationalen Arbeiterschutzkonferenz zu Berlin, deren Einberufung zugestandenermaßen unter dem Druck des Pariser Kon⸗ gresses stattfand und insofern als eine Konzession an die wachsende Macht der Arbeiterklasse zu betrachten ist, bewiesen, daß die Re⸗ gierungen die nothwendigen Reformen nicht wollen. Dagegen haben die Verhandlungen der Arbeiterschutzkonferenz zu Berlin ver⸗ schiedenen der betheiligten Regierungen den Vorwand geliefert, unter Hinweis auf jene Beschlüsse und auf die Mangel⸗ haftigkeit der Arbeiterschutzgesetzzebung in anderen konkurrirenden Ländern, von jeder weitergehenden Schutzgesetzgebung abzusehen, ein Verfahren, welches unlauteren Absichten entspringt und daher auf das Entschiedenste verurtheilt werden muß. Desgleichen konstatirt der Kongreß, daß die bestehende, an und für sich mangelhafte Ar⸗ beiterschutzgesetzgebung ungenügend gehandhabt und kontrolirt wird. Der Kongreß fordert daher die Arbeiterklasse aller Länder auf, durch eine energische Agitation und mit allen der Arbeiterklasse der einzelnen Länder zweckmäßig erscheinenden Mitteln für die Beschlüsse

ddees Pariser Kongresses einzutreten, auch wenn diese Agitation zunächst kkeeinen anderen Erfolg hat, als der Arbeiterklasse der einzelnen Länder

zu beweisen, daß die herrschenden und ausbeutenden Klassen jeder wirk⸗ samen Arbeiterschutzgesetzgebung feindselig gegenüberstehen. Im Wei⸗ teren fordert der Kongreß: In Anbetracht der Nothwendigkeit einer einheitlichen Leitung der internationalen sozialistischen Arbeiter⸗ bewegung, insbesondere mit Rücksicht auf die Arbeiterschutzgesetz⸗ gebung, die Arbeiterorganisationen und Parteien auf: 1) In jedem Lande eine permanente Enquete über die Arbeitsbedingungen und die Lage der Arbeiterklasse zu organisiren; 2) sich gegenseitig die⸗ jenigen Mittheilungen zu machen, welche nothwendig sind, um die Arbeiterschutzgesetzgebung einheitlich zu gestalten. Endlich ermahnt der Kongreß die Arbeiter der ganzen Erde, ihre Kräfte zu einigen gegenüber der Herrschaft der kapitalistischen Parteien, diese Kräfte da⸗ zu zu benutzen, sich von der Lohnsklaverei zu befreien, und überall da, wo sie im Besitze der politischen Rechte sind, sich zu verpflichten, diese ihre Forderungen zu unterstützen. 3 Den folgenden Gegenstand der Verhandlung bildete die Judenfrage; die Versammlung erklärte in einer motiyirten Resolution eine Erörterung dieses von einem amerikanischen „Genossen“ jüdischen Glaubens vorgeschlagenen Punktes der Tagesordnung für überflüssig.

Bei der . der Strike⸗ und Boykottfrage befürwortete, wie ein Berichterstatter mittheilt, rouspier Kari⸗) die Bildung internationaler

er Redner führte u. A. aus:

Wenn die Arbeiter etwas erreichen wollten, so müßten sie sich 1

auch in gewerkschaftlicher Beziehung international organisiren. Es dürfe nicht mehr französische, englische, deutsche Arbeiter ꝛc., sondern einfach Weltarbeiter geben. Da die Schaffung internationaler Gewerkschaften mit großen Schwierigkeiten verbunden sein dürfte, so empfehle es sich, daß die einzelnen Berufszweige sich national organisiren . die für jedes Land zu schaffenden Centralcomités mit einander in Verbindung treten. Es empfehle sich ferner, alle Arbeiter, d. h. also auch Nichtsozialdemokraten in die Gewerkschaften aufzunehmen. Abg. Bock (Gotha) bemerkte: Die deutschen Delegirten könnten sich mit den Vorschlaͤgen der Franzosen nicht einverstanden erklären, und zwar nicht aus Mangel an internationalem Solidari⸗

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ewerkschaften.

tätsgefühl. sondern lediglich deshalb“ weil die deutschen Gesetze eine internationale Organisation, wie sie die französischen Delegirten vorschlagen, nicht gestatten. Er ersuche deshalb, die deutsche Resolution anzunehmen, wonach die verschiedenen Nationen durch Vertrauensmänner mit einander in Verbindung treten sollen. Von einem französischen Delegirten wurde beantragt, der Reso⸗ lution hinzuzufügen: „Alle Arbeiter sind verpflichtet, wenn sie in ein fremdes Land kommen, sich der gewerkschaftlichen Organisation anzu⸗ schließen. Derjenige Arbeiter, der dies unterläßt und unter dem Tarif arbeitet, solle als Verräther betrachtet und aus seiner Arbeitsstätte entfernt werden.“

In der gestrigen Sitzung des Kongresses gelangte zunächst ein Antrag des deutschen Delegirten Singer zur Annahme, wo⸗ nach alle Redner ihre Anträge oder Amendements beim Bureau niederlegen sollen, welches dieselben einer Vor⸗ prüfung und eventuell einer weiteren Vorbereitung zu unter⸗ ziehen hat. Später beantragte der französische Delegirte Delcluze nach längerer Debatte eine Resolution, welche für das Recht der Arbeiter, Strikes zu veranstalten und Boykotts zu beschließen, energisch eintritt und die Arbeiter auffordert, mit Klugheit zu Werke zu gehen, sich korpo⸗ rativ zu vereinigen und alle ihre Hülfsmittel gruppen⸗ weise zu ordnen. Die Resolution protestirt ferner gegen alle Versuche der Regierungen, das Koalitionsrecht der Arbeiter zu beeinträchtigen, und empfiehlt, da eine centrale Organisation der internationalen Kräfte der Arbeiter gegen⸗ wärtig zu großen Schwierigkeiten begegnet, die Bildung eines nationalen Sekretariats, welches über alle Konflikte sich be⸗ rathe und gutachtlich äußere. Die Abstimmung über die Resolution soll heute erfolgen.

„In Fürth i. B. haben in der Scheidig 'schen Stuhl⸗ und Spiegelrahmenfabrik am 16. d. M. die zehn dort beschäftigten Drechsler die Arbeit eingestellt. Die Veranlassung zu diesem Schritt gab, wie der „Vorwärts“ berichtet, eine seit 1 ½ Jahren jetzt zum dritten Mal wiederholte große Lohnverkürzung, durch welche die Akkordpreise theilweise um 30 % erniedrigt werden sollten. Verhand⸗ lungen mit den Fabrikanten blieben erfolglos.

In Groitzsch befinden sich seit dem 16. d. M. nach demselben Blatte die Zwicker und Beschneider der Schuhfabrik von L. Schwarze im Abwehrstrike, weil ihnen Lohnabzüge von 3 bis 5 zugemuthet wurden.

In den Glasschleifereien von Josef Riedel in Polaun im böhmischen Isergebirge stellten über 100 Glasarbeiter die Arbeit in Folge eines 5 % Lohnabzuges ein. Sie verlangen, der „Schles. Ztg.“ zufolge, nun nicht nur den alten Lohn, sondern eine 5 10 % betragende Lohnerhöhung und Abkürzung der Arbeits⸗ zeit. Der Bezirkshauptmann leitete sofort Verbandlungen ein, die aber bis jetzt ohne Ergebnisse geblieben sind. Man befürchtet, daß die Ausstandsbewegung weitergreift, da sich im Thale der Dosse und im Isergebirge selbst unter den vielen Hunderten von Glas⸗ arbeitern eine stärkere Bewegung kundgiebt. Die steikenden Arbeiter verhalten sich ruhig.

Wie die Londoner „Allg. Corr.“ berichtet, erreichte der Aus⸗ stand der in der Schiffsbau⸗Industrie am Clyde thätigen Eisenarbeiter vorgestern sein Ende, indem die Ausständigen sich mit einer Lohnreduktion von 5 % einverstanden erklärten. Schon seit einiger Zeit wurde dieses Resultat erwartet, Außen ausblieb.

Kunst und Wissenschaft.

Der Professor der Geschichte, Geheime Hofrath Dr. phil. Georg Voigt ist nach einer Meldung der „Lpz. Ztg.“ am 18. August zu Leipzig im Alter von 65 Jahren gestorben. Hochschule seit dem Jahre 1866 als Lehrer angehört.

da die Hülfe von

““ Ernte⸗Aussichten. 11“

Die „Times“ vom 8. August und die „Agricultural Gazette“ vom 10. d. haben aus verschiedenen Quellen geschöpfte Berichte über den voraussichtlichen Ertrag der diesjährigen Ernte im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland gebracht.

Die von der „Agricultural Gazette“ gegebenen ea be⸗ ruhen auf den Angaben von 350 Korrespondenten aus allen Graf⸗ schaften Englands und vielen Theilen Schottlands und Irlands. Danach wird die Ernte geschätzt für:

. Weizen Gerste Hafer Bohnen Erbsen über dem Durch⸗

schnitt in.. 72 100 46 21 34 Distrikten auf Mittelernte in 178 167 119 87 88 8 unter dem Durch· schit i, 60 50 163 2790 u 35 zusammen 310 3177 3728 187 157 Distrikten In Prozenten ausgedrückt, stellen sich die Ernten in: Weizen Gerste Hafer Bohnen Erbsen über dem Durchschnitt auf 23,3 31,5 14,0 11,2 21,7 als mittel 57,4 52,7 36,3 46,5 56,0 unter dem Durchschnitt 19,4 15 8 49,7 42,3 22.3 zusammen. 100 100 100 100 100 Bei Heu, Kartoffeln und Rüben stellen sich die Schätzungen folgendermaßen: 8 (Rüben)

Heu Kartoffeln Turnips Mangols über dem Durch⸗ 3

schnitt in 16 93 32 auf Mittelernte in. 110 187 147 157 unter dem Durch⸗ schnitt im .205 16 145 87 zusammen 331. 296 324 288 In Prozenten ausgedrückt: Heu Kartoffeln Turnips Mangols über dem Durchschnittt 4,8 31,4 9,9 15,3 als mitte 33,3 63,2 45,4 54,5 unter dem Durchschnitt 61,9 5,4 44,7 30,2 zusammen 100 100 100 100 Im Allgemeinen würde sich hiernach die Ernte in Weizen, Gerste und Kartoffeln als über dem Durchschnitt, in Erbsen als Mittelernte und im Uebrigen als unter Mittel stellen. Der „Times“⸗Artikel giebt für den 3. August folgende Durch⸗ schnittszahlen: 6 Hafer Bohnen

England 97,656 83,6 91,2 Wales.. 8 1“ 8 102 70,0 Schottland 95,2 Großbritannien. 85,1

8 Rüben

100,8 92,7 104,1 101,8 86,8

Großbritannien 89,0 87,6 99,1 94,6.

Auch nach diesen Schätzungen ist auf eine gute Weizen⸗, Gerste⸗ und Kartoffelernte zu rechnen. Vorausgesetzt ist dabei, daß das gegen⸗ wärtige feuchte und kalte Wetter nicht mehr lange andauert.

Nach Mittheilungen aus Dänemark haben die Regengüsse seit Anfang d. M. die dortigen Saaten in großer Ausdehnung nieder⸗ geschlagen und die Feldarbeiten, besonders den Beginn der Getreideernte, überall verzögert. Gleichwohl wird noch über⸗

Er hat der Leipziger

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wiegend angenommen, daß die bisherigen Aussichten auf eine gute Mittelernte in den wichtigsten Landprodukten ni t sonderlich beeinflußt

worden sind. Hinsichtlich des Roggens dürfte sogar bei einigermaßen günstiger Gestaltung der Witterungsverhältnisse eine quantitativ und qualitativ vorzügliche Ernte erzielt werden. An dem bisher von Krankheiten verschont gebliebenen Weizen hat sich allerdings in Folge der feuchten Witterung hier und da Hülsenrost gezeigt, doch scheint

die Kornentwickelung darunter noch nicht gelitten zu haben. 8

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 20. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Lahn“ ist gestern Nachmittag von Southampton nach New⸗Vork weitergefahren. Der Schnelldampfer „Elbe“ hat gestern Morgen die Heimreise von New⸗York nach der Weser angetreten. Der Dampfer „Baltimore“ ist gestern in Bahia, der Dampfer „Berlin“ in Oporto, der Dampfer „Leipzig“, von Brasilien kommend, in Antwerpen und der Dampfer „Hohenstaufen“ heute in Port Said eingetroffen. Der Dampfer „Danzig“ ist heute Vormittag mit der Post von Australien von Port Said nach Brindisi abgegangen. Der Schnell⸗ dampfer „Spree“ ist gestern früh in New⸗York eingetroffen.

21. August. (W. T B.) Der Reichs⸗Postdampfer „Stuttgart“, am 6. August von Bremen abgegangen, ist am 19. August, 5 Uhr Nachmittags, in Baltimore angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenstaufen“⸗, am 20. August Morgens in Port Said angekommen, hat nach Uebergabe der australischen

ost an den nach Brindisi bestimmten Reichs⸗Postdampfer,„ Danzig“ die Reise nach Genua fortgesetzt.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Gestern Abend gelangte vor gut besuchtem Hause und unter lebhaftem Beifall der Zuhörer und Zuschauer Hermann Götz komische Oper „Der Widerspänstigen Zähmung“ zur Auf⸗ führung und gab auf's Neue Zeugniß, daß die fröhliche Laune, das zarte und warmherzige Empfinden, welche dieser Komponist so fein⸗ sinnig zu charakterisiren wußte, noch nichts von ihrer Wirkungskraft verloren haben. Frl. Rothauser gab die Katharina, deren größter Reiz in dem verschämten Schmollen liegt, welches ihrer Umwandlung zur demüthigen Liebe vorangeht, mit vielem Temperament, doch könnte der Trotz in der Tonfärbung noch kräftiger zum Durchbruch kommen; von zarter Süße und tiefstem Empfin⸗ den waren ihre hingebungsvolle Arie und das Duett des letzten Akts, in denen auch die Jugendfrische und Kraft des Organs in schönem Glanz bervortraten. Hr. Bulß als Petrucchio war ge⸗ sanglich und schauspielerisch musterhaft in dem Ausdruck kraftvoller Männlichkeit und wilden Trotzes, welcher zu Zeiten von herz⸗ inniger Zärtlichkeit gemildert wird. Beide Darsteller fanden reichen und wohlverdienten Beifall. Von den übrigen Mitwirkenden ist noch Hr. Mödlinger mit Anerkennung zu erwähnen, der seinen Baptista mit frischem Humor und kräftiger Stimme gab. Frl. Weitz (Bianca) und Hr. Krauß (Lucentio) sangen ihre lyrischen Herzensergüsse zart und stimmungsvoll, und Hr. Schmidt erfreute in der komischen Rolle des beschränkten Hortensio durch die ungesuchte humoristische Färbung, welche er seinem Stimmklang und seiner Vortragsweise zu

geben wußte. Kroll's Theater.

Albert Lortzing's komische Oper „Der Waffenschmied“ wurde gestern von einer ansehnlichen Zuhörerzahl recht beifällig auf⸗ genommen Bei der vortrefflichen Vorstellung verdient die Leistung des Frl. Clever in der Rolle der Marie sowohl wegen des Gesanges als auch wegen ihres gewandten Sp'els, besonders hervor⸗ ehoben zu werden. Fr. Heink gab die Partie der Püeentran. mit vollendeter Meisterschaft. 8* bedauern bleibt jedoch ihre Verwendung in einer solchen Rolle, in der ihre Stimme zu wenig zur Geltung kommen kann. Auch die Hrrn. Riechmann und Fricke, welche sich vor ihrer Rückkehr nach Darmstadt und Bremen gestern als Stadinger und Liebenau verab⸗ schiedeten, ernteten reichen und wohlverdienten Beifall. Unter den übrigen Darstellern fanden endlich Hr. Bussard als Georg und Hr. Miller als Adelhof warme Anerkennung.

Im Lessing⸗Theater haben gestern die Proben für das Schauspiel „Falsche Heilige“ begonnen, das Oscar Blumenthal nach einem Stoffe von A. W. Pinero in freier Neugestaltung für die deutsche Bühne bearbeitet hat. Eine der weiblichen Hauptrollen des Werks wird von Marie Reisenhofer dargestellt werden, welche nun⸗ mehr in den Verband des Lessing⸗Theaters eingetreten ist. Die erste Aufführung ist auf Sonnabend, 29. d. M., festgesetzt.

Im Spielplan des Kroll'schen Theaters ist eine Aende⸗ rung getroffen worden, indem Hr. Emil Götze morgen nicht in „Lucia’, sondern als Max im „Freischütz“ auftritt, während am Sonntag Verdi's „Maskenball“ mit Francesco d'Andrade als Renato in Scene geht. Der Coburgische Kammersänger Hr. Max Büttner hat in der morgigen Aufführung des „Freischütz“ die Partie des Ottokar übernommen und wird sich am Montag als Zar in „Zar und Zimmermann“ verabschieden. Die neue Oper „Esmeralda“ geht am Mittwoch zum ersten Male in Scene. Hr. Emil Götze setzt darin sein glanzvolles Gastspiel fort.

Mannigfaltiges.

Der Verein zur Fürsorge für erwachsene Blinde unterhält in Berlin, Wilhelmstraße Nr. 4, eine Anstalt, in der kon⸗ firmirte Blinde männlichen Geschlechts gegen ein jährlich 180 be⸗ tragendes Kostgeld aufgenommen werden. Gärzlich unbemittelten Blinden können Freistellen gewährt werden. Die Blinden wohnen in

der Anstalt, werden im Flechten von Stühlen und Anfertigung von

Strohdecken unterwiesen und bei vorhandener Neigung auch in der Musik unterrichtet. Anträge für Flechtarbeit werden von dem Hausvater Kothe entgegengenommen, sauber, schnell und preiswerth ausgeführt und kostenfrei ins Haus geliefert. Der Raum gestattet noch Aufnahme von Blinden. Im Interesse dieser wohl⸗ thätigen Anstalt weisen wir darauf hin, daß die Mitgliedschaft durch Zahlung eines jährlichen Beitrags von 6 erworben werden kann und eine kräftige Förderung der Anstalt dringend zu wünschen ist. Zur näheren Auskunftsertheilung sind gern bereit: der Vorsitzende des Vereins Hr. Kommissions⸗Rath Cunow, Alexandrinenstr. 24, und der Schatzmeister Hr. Rentier Rettig, Plan⸗Ufer 9.

Assistenz⸗Arztes Dr. Prießnitz in der Nähe von Zoppot auf⸗ gefischt und geborgen, sind, wie die „Danz. Allg. Ztg.“ schreibt, alle bei der verhängnißvollen Bootfahrt verunglückten Personen von S. M. Aviso „Zieten“ aufgefunden worden.

+ Seidenberg O.⸗S., 19. August. Am Sonntag fand die Weihe der den hochseligen Kaisern Wilhelm I. und Fried⸗ rich III. gewidmeten Denkmäler statt, die geschmackvoll von dem Bildhauer Knoblauch ausgeführt sind. An der Feier nahmen zahlreiche Vereine aus der Stadt und Umgegend wie auch aus dem nahen Böhmen Theil. Der Bürgermeister Mewes hielt die Festrede und ließ sie in ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Seine Majestät den Kaiser ausklingen. Die Weihe der Denkmäler vollzog der Oberpfarrer Fasold.

Frankfurt a. M., 21. August. Heute Vormittag erfolgte, dem „W. T. B.“ zufolge, die tadellose Inbetriebsetzung der Energieübertragung ron Offenbach a. M. nach der Elektro⸗ technischen Ausstellung mittels des Lahmeyer'schen Gemischtstrom⸗ Umformersystems.

Koblenz, 19. August. In der Dreifaltigkeitskirche des Königlichen Residenzschlosses fand, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, heute

Danzig, 20. August. Nachdem gestern auch die Leiche des 1