1891 / 201 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

gé—

blikanisch⸗sozialisiisschen Comités“, welcher das Opfer der

S'ean. d doma⸗. geworden 9 Der⸗ übt an die „Bataille“ einen Brief, dem wir na⸗

„Nat.⸗Ztg.“ Folgendes entnehmen:

öffnet wurden am 1. Juli die Strecken Hirschberg -Warm⸗ war. Sie schmücken denselben mit ebenso infamen als brunn 5,27 km und Bergen Crampas—Saßnitz 21,86 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion Berlin), am 15. Juli Als doorf— Herzogenrath 6,65 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion

(linksrh.) zu Köln). 8.

Der Kaiserliche Botschafter am russischen Hofe, General von Schweinitz hat einen ihm Allerböchst bewilligten Urlaub angetreten. Wätrend seiner Abwesenheit von St. Petersburg fungirt der Erste Botschaftssekretär, Legations⸗Rath von Bülow

als Geschäftsträger.

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Plachte, ist am 26. August in Mossamedes an⸗ gekommen und beabsichtigt, am 27. nach St. Paul de Loanda

in See zu gehen.

Kiel, 27. August. Wie die „Kieler Zeitung“ erfährt, sind Seitens der hiesigen Behörden alle Maßnahmen ge⸗ troffen, um jeden Versuch zur Armirung des „Presi⸗ dente Pinto“ und Kompletirung der Besatzung des

Schiffes zu verhindern.

Ems, 25. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg ist, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, gestern von hier nach der Schweiz abgereist.

Lippe.

„(W) Detmold, 26. August. Seine Durchlaucht der

Fürst begiebt sich am 28. d. M. wieder auf einige Wochen

nach Steiermark zur Jagd, Ihre Hoheit die Fürstin an dem⸗ selben Tage nach Schloß Rothenfels in Baden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 27. August. Nach einer neueren Meldung des „W. T. B.“ erfolgt die Ankunft Seiner Majestät des Kaisers in Prag nicht am 23., sondern erst am 26. September.

Nach den bisherigen Dispositionen dürften, wie das „Prag. Abdbl.“ mittheilt, die Landtage in der zweiten Septemberhälfte, die Delegationen Anfangs November zu⸗ doch ist ein endgültiger Beschluß noch nicht gefaßt.

8 Großbritannien und Irland.

London, 26. August. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen werden nach einer Meldung des „W. T. B.“ am 28. d. M. mit dem Prinzen Waldemar von Southampton aus an Bord des Norddeutschen Lloyddampfers „Elbe“ die Rückreise

nach Deutschland antreten. Die Ankunft Ihrer König⸗ lichen Hoheiten in Bremerhaven erfolgt am 29. d. M.

Bei der gestern in Lewischam (Grafschaft Kent) statt⸗ gehabten Parlamentswahl wurde der Konservative Penn mit 4585 Stimmen gegen den Gladstonianer War⸗ mington gewählt, welcher 2892 Stimmen erhielt.

Zu Ehren der französischen Offiziere fand gestern im Southsea Common eine Parade der in Portsmouth garni⸗ sonirenden Truppen statt. Ungefähr 20 Minuten vor 10 Uhr erschienen, begleitet von einem glänzenden Stabe, der Herzog von Cambridge und der Herzog von Connaught. Nachdem Ihre Königlichen Hoheiten die kleine Schaar der französischen Offiziere begrüßt, bei welchen sich auch der französische Botschafter Waddington, der Earl von Clanwilliam und Lord Brassey befanden, nahm die Parade ihren Anfang, um in üblicher Weise zu verlaufen. Die vereinigten Militärkapellen intonirten die „Marseillaise“ und „Rule Britannia“, wäh⸗ rend die Truppen an dem Herzog von Cambridge vorüber⸗ defilirten. Zum Schluß verlieh der Oberst⸗Kommandirende in einer kurzen Ansprache seiner Zufriedenheit über die vorzügliche Haltung der Mannschaften Ausdruck. Später gab, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, der Admiral Gervais an Bord des „Marengo“ ein Frühstück und brachte dabei den Trinkspruch auf die Königin von England aus, der Herzog von Cambridge einen solchen auf den Präsidenten der Republik. In der Antwort auf diesen Trinkspruch sprach Admiral Gervais die Zu⸗ versicht aus, daß die große Marinemacht Englands nur im Interesse der Gerechtigkeit verwandt werden würde. Den Tag über herrschte gestern ein fürchterlicher Nordwestwind; alle Verbindungen vom Lande mit der Flotte waren unterbrochen. Da der Sturm heute Morgen sich gelegt, ging die fran⸗ zösische Flotte unter Dampf und lichtete die Anker. Um 9 Uhr 40 Minuten feuerte der „Marengo“ die ersten Salut⸗ schüsse, die Flotte setzte sich in Kiellinie, „Marengo“, Torpedo⸗ boot „Marceau“, „Furieux“, Torpedoboot „Requin“ und„Lance“ fuhren zwischen der südlichen und der Mittellinie westwärts und bogen ostwärts zwischen der Südlinie und der Insel Wight um. Die Nacht „Fire Queen“ mit Admiral Clanwilliam an Bord begleitete sie bis zum Leuchtschiff Warner. Die Kapellen spielten die englische Nationalhymne und die Marselllise. Die Mannschaften aufgeentert, begrüßten sich mit Hurrah⸗ geschrei, bis die „Fire Queen“ dem „Marengo“ Adieu zu⸗ ignalisirte. b

888

Frankreich. 1

Die heute erschienene France“ bespricht, wie telegraphisch gemeldet wird, die Seitens Englands an Frankreich ge⸗ richteten Sympathiebezeugungen in sehr gehässiger Weise. Englands Freundschaft sei verdächtig, es schmeichle Frankreich, weil es etwas von ihm wolle oder einen Coup gegen dasselbe vorbereite. Man solle nur nach Afrika blicken; bei dem Untergang der Expedition Crampel habe gewiß ein Engländer die Hand im Spiel gehabt. Bei der Expedition Mizon am Niger, an der Guineaküste, in Dahomey, überall begegneten die Franzosen englischer Feindseligkeit.

Neulich hieß es, ein „Deutscher“, der gegen eine russen⸗ freundliche Kundgebung im Tuilerien Garten protestirt abe, sei von der wüthenden Menge mißhandelt worden. Jetzt 1 1. vg daß es 19 sondern ein 5 1 war, und zwar eine Notabilität der sozialistischen Partei, der Bürger 8.8 Sekretär des üe denaa 2

„Die Boulangistischen Journale entstellen einen Zwischenfall, der

lügen⸗

haften Kommentaren aus. Ich würde diesen Schandbuben, deren Geschrei mich kalt läßt, nicht antworten, wenn nicht auch mehrere republikanische Journale in dieser Beziehung sich hätten täuschen lassen. In Wirklichkeit hat sich der Vorfall folgendermaßen zu⸗ getragen. Ich wohnte dem Concert der republikanischen Garde im Tuilerien⸗Garten bei mit meiner Frau, zwei kleinen Kindern und einer 75 Jahre alten Nachbarin, als nach dem letzten Stück einige Individuen aus der Menge die russische Hymne verlangten. Ich antwortete, indem ich die Marseillaise reklamirte und zu den mich umgebenden Personen sagte: „Die französische Hymne ist ein Freiheitsgesang. Wir sind Franzosen und noch nicht Unterthanen des Zaren!“ Uebrigens spielte die Mustk, im Gegensatz zu der Behauptung der Journale, weder die russische Hymne noch die Marseillaise. Aber ich sah mich bald von allen Seiten von einer Bande von Camelots und Straßenjungen umringt, welche mich als „Prussien“ bezeichneten und mich in gemeinster Weise beschimpften Und zugleich schrien sie: „Hoch Rußland! „Es lebe der Zar!“ Aber ich erwiderte: „Sei es Hoch Rußland, aber Ihr werdet mich niemals zwingen, „Es lebe ein Tyrann!“ zu rufen.“ Das Geschrei und die drohenden Geberden der Menge erschreckten meine Kinder, und ich hielt es für vorsichtig, mich zurückzuziehen. Von der Menge verfolgt, die auf der Brücke „Ins Wasser mit ihm“ schrie, kam uns erst nach dreiviertel Stunden in der Rue Rousselot ein Polizeiagent meines Stadtviertels zu Hülfe, der mich zu dem Polizeikommissär der Avenue Breteuil führte, wo über den Vorfall ein Protokoll aufgenommen wurde....“ Die ausländischen Offiziere werden am 10. Sep⸗ tember zur Theilnahme an den Manövern in den Ost⸗ Departements eintreffen. Die Stärke der manövrirenden Truppen wird 126 000 Mann betragen; dieselben werden nicht gegen einander, sondern gegen einen supponirten Feind

kämpfen. Rußland und Polen.

St. Petersburg, 27. August. Das Kaiserpa feiert, wie die „A. R.⸗C.“ meldet, seine silberne Hochzeit nicht in Kopenhagen, sondern in St. Petersburg und kehrt Ende Sep⸗ tember oder in den ersten Tagen des Oktober aus Kopen⸗ hagen zurück Die silberne Hochzeit fällt auf den 9. No⸗ vember (n. St.). Der Großfürst Wladimir ist, wie „W. T. B.“meldet, mit Gemahlin und Kindern gestern ins Ausland abgereist. Die⸗ selben begeben sich zunächst nach Berlin; von da reisen der Groß⸗ fürst und die Großfürstin nach Gelbensande zum Besuch des Großherzogs von Mecklenburg⸗Schwerin. Die Grofßffürstlichen Kinder reisen voraus nach Paris und erwarten dort ihre Eltern. Von Paris begiebt sich der Großfürst mit Familie nach den Seebädern von San Sebastian.

Schweiz.

Wie man dem „Hann. Cour.“ schreibt, wird der Bundesrath, veranlaßt durch die neuesten Eisenbahn⸗ katastrophen, zwei besondere Beamte mit der Oberaufsicht über sämmtliche schweizerische Eisenbahnbrücken beauf⸗ tragen. Die Ingenieure Lohle vom Polytechnikum in Zürich und Schüle, Angestellter der Firma Eiffel in Paris, werden bereits als mit jener Aufsicht betraut bezeichnet.

„Die eidgenössische Zollverwaltung hat in ihren Zoll⸗ einnahmen vom 1. Januar an bis 31. Juli v. J. ein Minus von 1 124 037,23 Fr. zu verzeichnen: 16 921 276,23 Fr. gegen 18 045 313,77 Fr. Einnahmen im Jahre 1890 während des gleichen Zeitraumes.

Niederlande.

In dem Organ der Fraktion Vahlmann, dem in Rotter⸗ dam erscheinenden „Maasboden“, werden jetzt die Forde⸗ rungen der niederländischen Katholiken for⸗ mulirt, gegen deren Erfüllung diese unter Umständen bereit sein würden, das neu aufgetretene Kabinet zu unterstützen. Dieselben sind: 1) Wiederher⸗ stellung der im Jahre 1871 nach der Besetzung Roms durch die Italiener aufgehobenen niederländischen Ge⸗ sandtschaft beim Päpstlichen Stuhl, 2) die bündige Zusage, daß die neu aufgetretene Regierung keine Ver⸗ änderung an dem unter der vorigen Regierung zu Stande Schulgesetz in antikonfessionellem Sinne vor⸗ nehme.

Serbien. Nach einer Mittheilung der „Pol. Corr.“ ist der Zeitpun des Beginns der Verhandlungen über den Se 8 Se Fannkt vertrag mit Oesterreich⸗Ungarn derzeit noch nicht bestimmt und auch nicht bestimmbar, da derselbe davon abhängt, ob Oesterreich⸗Ungarn nach Abschluß der gegenwärtigen Verhandlungen mit Italien die unterbrochenen Negozia⸗ tionen mit der Schweiz sofort aufnehmen werde oder selbe einem späteren Zeitpunkte überlassen bleiben. Die serbische Regierung hat ihrerseits, wie des Weiteren aus Belgrad berichtet wird, die Vorarbeiten für die Handelsvertrags⸗ Verhandlungen bereits abgeschlossen, wird jedoch die Kommissäre für dieselben erst dann ernennen, wenn der Zeitpunkt der Verhandlungen definitiv festgestellt sein wird. 1

Bulgarien. ““ Sofia, 26. August. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Grecow ist, laut Meldung des „W. T. B.“ in Familienangelegenheiten nach Konstantinopel gereist. Durch eine Verordnung des Kriegs⸗Ministers sind ent⸗ sprechend dem Militärgesetz die Reservisten einiger Brigaden zu einer vierzehntägigen Uebung mit dem Manlicher⸗ Gewehr einberufen worden. Dem „Egytertes“ zufolge soll der Großvezier den bulgarischen Agenten in Konstantinopel benachrichtigt haben, daß die Pforte in den nächsten Tagen den von Bulgarien verlangien Emigranten Peter Stantschew, ehe⸗ maligen Präfekten in Varna, ausliefern werde. Stantschew ist der intellektuelle Urheber des Mordes an Beltschew. Mitte September soll der Prozeß gegen Stantschew, sowie gegen Karawelow und Georgiew beginnen.

Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 24. August. Der König wird, wie aus Helsingör gemeldet wird, der am 2. September daselbst stattfindenden Eröffnung des neuen Hafens beiwohnen und unmittelbar darauf nach Sophiero abreisen, von wo aus Aus⸗ flüge nach der Insel Hven im Sunde und nach Fredensborg zum Besuch des dänischen Hofes gemacht werden sollen. Am 8. September will der König in der Hauptstadt sein.

Die Königin gedenkt, wie „Stockh. Dagbl.“ berichtet, bis Mitte nächsten Monats auf Skangum in Norwegen zu verweilen. Nach der Rückkehr wird sie nicht, wie in früheren Jahren, während einiger Zeit des Spätsommers auf Schloß Ulriksdal, sondern sogleich auf Schloß Drottningholm Aufent⸗

8

sich im Tuilerien⸗Garten zugetragen hat, und bei dem ich betheiligt

Der beabsichtigte Besuch des Kronprinzen in Rußland wird nach „Stockh. Tid.“ im September startffinden, g dem der Kaiser von Rußland aus Dänemark zurückgekehrt sein wird.

Auf Antrag des Finanz⸗Ministeriums hat König Oscar genehmigt, daß eine Kommission niedergesetzt wird, welche sich gutachtlich darüber äußern soll, mi einer wie hohen Besteuerung die Bierfabrikation zu belegen sein möchte, wenn das Bedürfniß erhöhter Staatseinnahmen sich zeigen sollte. Die Kommission soll gleichzeitig auch in Erwägung ziehen, ob das jetzige System der Besteuerung der Rübenzuckerfabrikation nicht nur an sich, sondern auch bezüglich des Ertrages einer

Anfangs Oktober in der Hauptstadt zusammentreten; sie ist befugt, sachkundige Personen in der Bierbrauerei und in der J1 Rübenzuckerfabrikation zur Vernehmung vorzuladen.

Dänemark.

(F) Kopenhagen, 25. August. Die ältere Kaiserlich russische Dampfyacht „Derjava“ kam gestern Abend auf der hch asiche

Rhede bietet zur Zeit einen interessanten Anblick, indem die drei Kaiserlich russischen Dampfyachten „Polarstern“, „Derjava“ und „Czarewna“, die Königlich englische Dampf⸗ hacht „Osborne“, die Dampfyacht des Königs Christian „Danebrog“ und das ganze dänische Geschwader gleich⸗ zeitig innerhalb des Seeforts Dreikronen liegen. Der Chef des dänischen Geschwaders Vize⸗Admiral Meldal stattete heute Mittag dem „Polarstern“ einen Besuch ab, dessen Salut von dem Panzerschiffe „Helgoland“ erwidert wurde. Später machte auch der Chef der Marinewerft Contre⸗Admiral Braag den fremden Schiffen einen Besuch.

Nach einer der „Polit. Corr.“ aus Kopenhagen zugehenden Meldung verlautet daselbst, daß die dänischen Herbst⸗ manöver, welche in der zweiten Hälfte des nächsten Monats abgehalten werden, und an welchen 15 000 Mann theilnehmen sollten, möglicherweise einen Aufschub bis zum Herbst 1892 erfahren werden. Jedenfalls werde man sich aber an maßgebender Stelle hierzu nur im Falle äußerster Noth⸗ wendigkeit entschließen, da gerade den diesjährigen Manövern eine größere Bedeutung zukäme, weil die Truppen bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal in größern Verbänden mit dem neuen Magazingewehr ausgerüstet werden sollten. Das dänische Magazingewehr wird, wie die Meldung hervorhebt, von den militärischen Autoritäten als ganz vorzüglich bezeich⸗ net und soll dem Manlichergewehr in nichts nachstehen. Es hat ein Kaliber von 8 mm und ist mit losem Magazin aus⸗ gestattet. 1 Amerika.

Vereinigte Staaten. An Stelle des Hrn. Edmunds, welcher seine Demission gegeben hat, ist der Kriegs⸗Minister Proctor zum Senator des Staats Vermont ernannt worden. Es unterliegt dem „Reut. B.“ zufolge keinem Zweifel, daß Hr. Proctor die Ernennung annehmen und seine jetzige Stellung als Kriegs⸗Minister niederlegen wird.

JCEhile. Nach einer der chilenischen Gesandtschaft in Paris zugegangenen Depesche aus Buenos⸗Aires hat, wie „W. T. B.“ meldet, am 25. d. M. bei Ouinteros ein neuer Zusammenstoß zwischen den Kongreßtruppen und den Regierungstruppen stattgefunden. Die Kongreßtruppen hätten ernste Verluste erlitten; ihre Armee sei gegenwärtig zwischen zwei Feuer genommen, ohne sich den Rückzug erkämpfen zu können. Man erwarte einen Ent⸗ scheidungskampf. Die Truppen Balmaceda's befänden sich in vortheilhaften Stellungen. In Uebereinstimmung hiermit wird gemeldet, auch der chilenischen Gesandtschaft in London sei ein Telegramm zugegangen, nach welchem die Insurgenter

vollständig von den Truppen Balmaceda's um⸗ zingelt seien. Die Letzteren sollen sehr günstige strategische

lichen Sieg rechnen.

Weiter meldet der „New⸗York Herald“: Balmaceda dürfte heute Donnerstag, 27. August wahrscheinlich die Kongreß⸗

truppen angreifen; über die Stellung und Bewegung der

letzteren sei unmöglich Sicheres zu erfahren. Das Gerücht, sie hätten

Santiago genommen, bestätige sich nicht, dagegen halte man

es für wahrscheinlicher, daß die Kongreßtruppen auf den

Höhen um Vina del Mar eine feste Stellung eingenommen haben, wo sie Verstärkungen erhalten haben dürften, d

hätten und die Revolution in der Provinz Valparaiso un⸗ zweifelhaft Sympathien begegne. Schwerlich dürften die Kongreßtruppen die Streitkräfte der Regierung erst dann angreifen, sobald diese letzteren ihre regel⸗ mäßigen Verstäarkungen erhalten. Balmaceda, welcher jetzt über 20 000 Mann verfüge, habe seine Vertheidigungslinie von Visia del Mar bis Placilla ausgedehnt und werden die Kongressisten unmöglich diese Linie durchbrechen können. In der Stadt Valparaiso beginne das Vertrauen wieder zu erwachen in Folge der Stärke und der Stellung der Regierungstruppen verschiedene Handlungshäuser seien wieder geöffnet. Balmaced sei durch die überall herumstreifende Kavallerie über die Be⸗ wegungen der Kongreßtruppen gut unterrichtet. Die Gerüchte von einer Abneigung der Truppen gegen Balmaceda scheinen unbegründet. Die Torpedoboote „Almirante Condell“ und „Almirante Lynch“ kreuzen in der Bai, um eine Aktion de KongRö. zu verhindern

eber die Kämpfe vom 21., 22. und 23. August wird dem „New⸗York Herald“ berichtet: 1— 1 Nachricht, daß die Kongressisten am Donnerstag 8000 Mann in der Quintero⸗Bai gelandet hatten, überraschte Balmaceda voll ständig. Alsbald aber wurde Alles aufgeboten, um eine genügend Trurpenmacht nach Norden zu werfen, die womöglich den Ueber gang des Gegners über den Aconcagua hindern sollte. Sech Kriegsschiffe der Kongressisten ankerten in der Bucht von Concon vor der Flußmündung, und von deren Geschützen und ihrer am nördlichen Ufer aufgefahrenen Artillerie gedeckt, suchten die Kongreß⸗ truppen den Uebergang über den Fluß zu erzwingen. Nach heißem Kampfe mußten am Abend die Regierungstruppen ihre Stellung südlichen Ufer räumen und zogen sich in guter Ordnung zurück Mit welcher Erbitterung auf beiden Seiten gefochten wurde, geht daraus hervor, daß der Verlust bei einer Gesammtstärke von kaum 20 000 Mann auf 3000 Todte und Verwundete angegeben wird. Die Truppen Balmaceda's besetzten nun eine zweite starke Verthei⸗ digungestellung am Gestade bei Vima del Mar, und ihre Nachhut hielt am folgenden Tage den nachdringenden Gegner so lange auf bis das Gros in jener Stellung sich eingerichtet hatte und neue Ver⸗ stärkungen von Süden herangezogen waren. Eerst spät am Sonnabend Abend trafen die Kongreßtruppen vor der Hauptstellung Balmaceda’'s ein, und da es bereits dunkel war, wurde der Sturm auf den andern

halt nehmen.

Morgen verschoben. Inzwischen hatte Balmaceda, der selbst den Oberbefehl führte, seine Streitkräfte auf 13 000 Menn. gebracht

Veränderung zu unterziehen sein möchte. Die Kommission soll

an und ging heute Vormittag auf der Binnenrhede zu Anker. Die

Positionen inne haben und mit Bestimmtheit auf einen schliese

sie sich von Quintero nach der Küste den Weg gebahnt

während die Konaressisten nur über etwa 7000 Mann verfügten. Am Sonntag Morgen begann die Schlacht auf der ganzen Linie. Die Flotte der Aufftändischen konnte diesmal nicht so eingreifen wie am Aconcagua, da sie von den schweren Geschützen der Forts von Valparaiso, besonders vom Fort Callao aus, in Schach gehalten wurde. Sie mußte sich begnügen, ihre verfügbaren Mannschaften und Geschütze zu landen und aus der Ferne ein siemlich wirkungsloses Feuer zu unterhalten. Den ganzen Tag über hörte man in Valparaiso den Kanonendonner und das Ge⸗ knatter der Gewehre und die umliegenden Höhen sind von Zuschauern belagert, die änagstlich den Ausgang des Entscheidunas⸗ fampfes erwarten. Eine dichte Rauchwolke hbängt über dem Schlacht⸗ feld und wie Blitze flammen darin die Feuerscheine der Geschütze auf. Wenn der Rauch sich auf einen Augenblick zertheilt, sieht man die Bewegungen der Regimenter. Mengen von Verwundeten werden in die Stadt gebracht und fast alle Frauen, die noch in Valvaraiso weilen, haben sich als Pflegerinnen zur Verfügung gestellt. Wie die Entscheiduna ausfällt, ist noch nicht abzuseben.—

Am 25. d. M. sind, wie oben gemeldet, die Kämpfe wieder aufgenommen worden, wobei die Kongreßtruppen umzingelt wurden, und am 27. wollte Balmaceda seinerseits einen Angriff auf die Kongreßtruppen unternehmen. 1

Ueber die Ankunft des deutschen Geschwaders vor Valparaiso schreiben die dort erscheinenden „Deutschen Nach⸗ richten“, nachdem sie zunächst von dem Erscheinen der auf⸗ ständischen Kriegsschiffe im Gesichtskreise des Hafens berichtet: „An demselben Tage (10. Juli) hat das aus drei Schiffen bestehende deutsche Geschwader hier seine tröst⸗ liche Erscheinung verwirklicht. Die Schiffe sind Jquique nicht angelaufen, sondern haben sich direkt nach Valparaiso gewandt. Unter unserer deutschen Kolonie gab das freudige Auf⸗ regung und gehobene Stimmung. Wir wissen ja, daß das alte Vaterland seine im fernen Auslande weilenden Söhne treu im Auge hat, aber es macht doch Freude, davon auch faßbare Belege vor sich zu sehen. Von den drei deutschen Schiffen ist nur die „Leipzig“ mehrere Male hier gewesen, „Alexandrine“ und „Sophie“ sind neue Er⸗ scheinungen. Seien sie uns alle herzlich willkommen! Die Deutschen Chiles sind im letzten Jahrzehnt durch den häufigen Anblick der Vertreter unserer Marine nicht verwöhnt worden. Der leidige Geldpunkt hat den Pulsschlag freundlicher Beziehungen zwischen Angehörigen der deutschen Flotte und den in Chile wohnenden Deutschen, der sich in den 70 er Jahren bereits recht lebhaft gestaltet hatte, wieder ins Stocken gebracht. Wie alles auf der Welt dem Wandel unter⸗ liegt, so ist nun in diese ruhigen Verhältnisse ein störender Wirbelwind gefahren. Daß er uns deutsche Schiffe gebracht hat, ist bis heute das einzig Willkommene, das er für die Deutschen an dieser Küste mit sich führte.“

Nicaragua. Wie dem „N. N. Herald“ aus Granada gemeldet wird, sind die nach Managua beförderten Generale Rivas und Guzmann, gegen welche der Verdacht der An⸗ stiftung einer Revolution vorlag, zur Verbannung ver⸗ urtheilt worden. Das schnelle Eingreifen der Regierung hat die übrigen Verschwörer abgeschreckt, und befürchtet man jetzt keine weiteren Unruhen mehr.

Kunst und Wissenschaft. 8

Professor Simmler vollendet, wie die „Germ.“ mittheilt, ieser Tage im Korridorsaale des Rathhaufes auf der rechten Seite, der zum Berathungssaal des Magistrats führt, ein neues Wand⸗ gemälde, das den Einzug Friedrich Wilhelm's III. in Berlin nach der Völkerschlacht bei Leipzig und die Flucht Napoleon's I. aus Deutschland darstellt. Außer diesem Bilde malt Professor Vogler auf der anderen Seite an einem Gemälde „der Schloßbau an der Spree“, das noch im laufenden Jahre fertig wird; dann ist die ganze historischen Scenen, welche den Saal schmücken sollten, ollendet. Der Dampfer „Amely“ mit der wissenschaftlichen

Spitzbergen⸗Expedilion an Bord ist nach einer Mittheilung

es „W. T. B.“ am Dienstag in Hammerfest eingetroffen.

Gestern hat, wie „W. T. B.“ berichtet, in München ie internationale Konferenz der Vorstände der staatlichen meteorologischen Institute begonnen Aus Amerika sind zur Theilnahme die Professoren Abbe und Harington aus Washington und der Meteorolog Rotsch aus Boston eingetroffen.

Ueber den Versuchsgarten auf dem Brokken berichtet Professor Peters in der Göttinger „Universitäts⸗Chronik“ Folgendes: üm die Näbe des Harzes für die Universität Göttingen noch mehr als bisher in wissenschaftlicher Hinsicht nutzbar zu machen, erbat sich

der Direktor des Botanischen Gartens vom Fürsten zu Stolberg⸗Wer⸗

nigerode die Einwilligung dazu, auf der Höhe des Brockens einen

Versuchsgarten anlegen zu dürfen. Mit dankenswerther Bereit⸗ willigkeit wurde nicht nur diese Genehmigung sofort ertheilt, sondern auch eine sehr beträchtliche Menge von Pfosten und Stangen unentgeltlich zur Errichtung eines etwa 2 m hohen Zaunes abge⸗ „welcher hauptsächlich zur Fernhaltung des Wildes von dem Versuchsfelde dienen soll. Nachdem am 8 Juni 1890 die zunächst n Kultur genommene Fläche von etwa 1360 qm mit etwa 200 Arten Alperpflanzen, arktischen Gewächsen, nordamerikanischen und sibirischen Nadelholzern und einigen Gemüsearten bepflanzt war, bewilligte das Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten dem Direktor eine kleine Summe als Beihülfe, welche zur Bestreitung der bisher ent⸗

standenen Kosten und zur Weiterführung der begonnenen Ver⸗

suche ihre Verwendung fand. Im Spätherbst 1890 waren nur sechs Spezies ausgegangen; alle übrigen gediehen gut und traten im besten Zustande in die Winterruhe ein; nicht wenige hatten schon

im ersten Sommer geblüht und Früchte gereift. Der ungewöhnliche

Schnecfall des Winters 1890/91 erlaubt es nicht, vor Ablauf des

Chronikjahres über den Zustand der Kulturen nach deren Ueber⸗

winterung ein Urtheil zu gewinnen. Es zeigt sich aber zur Zeit der Drucklegung dieser Chronik, daß sämmtliche 194 Arten in ganz vor⸗ züglicher Weise durch den Winter gekommen waren, sodaß die Kultur auch für die Zukunft das Beste verspricht. Seither sind weitere etwa 200 Nummern angepflanzt.

Wie schon erwähnt, wird der neunte Orientalisten⸗

Kongreß in der Zeit vom 1. bis zum 10. September in London

tagen. Das Programm ist nicht allein für den Fachgelehrten, sondern auch für Alle, welche mit dem Osten in Handelsbeziehungen stehen, von Interesse, da die Kenntniß der orientalischen Sprachen in unserer heutigen Zeit für den Kaufmann große Wichtigkeit gewonnen hat. In dem Prä⸗ sidium des Kongresses befinden sich der Herzog von Connaught, der Erzherzog Rainer von Oesterreich, der Marquis von Dufferin, Lord Lytton, Kardinal Manning, der Marquis von Bute, der Sultan von La⸗ hore. der Maharajah von Travancore, der Mabarajah Bhownagar, der Maharajah Faridkot, der italienische Unterrichts⸗Minister Billari, der französische Unterrichts⸗Minister Bourgevis, der belgische Unterrichts⸗ Minister J. de Buriet, Sir Henry Layard und Sir Fred. Leighton. Vorsitzender des Organisations⸗Ausschusses ist Lord Halsburv, welchem der österreichische Botschafter Graf Deym, der deutsche Botschafter Graf Hatzfeldt, der italienische Botschafter Graf Tornielli, der türkische Botschafter Rustem Pascha und andere ausgezeichnete Persönlich⸗ keiten zur Seite stehen. Von Oesterreich, Ungarn, Belgien, Däne⸗ mark, Deutschland, Finland, Frankreich, Griechenland, Holland, Indien, Italien, Japan, Polen, Portugal, Rumänien, Rußland, Svpanien, Schweden, Schweiz, Türkei, den Vereinigten Staaten und auch China und Egypten sind bisher Delegirte angemeldet. Acht

4

1 Regierungen, neun Universitäten und vierundzwanzig wissenschaftliche

Gesellschaften werden amtlich auf dem Kongreß vertreten sein. Sh jetzt sind schon 130 Vorträge in verschiedenen Sprachen an⸗ gekündigt.

Wie der „Nat.⸗Ztg.“ aus Neapel berichtet wird, hat der dortige Professor der Pathologie Dr. von Schrön seine Vor⸗ lesungen im klinischen Hospital mit einem glänzenden Vortrag über den Ursprung der jetzt so viel erörterten Ptomaine geschlossen. Nach Beendigung desselben bereiteten ihm die zahlreich erschienenen Aerzte und Studirenden eine begeisterte Ovation. Aus dem Auditorium erhoben sich verschiedene Redner, um Hrn. von Schrön als Forscher, als Erzieher der medizinischen Jugend und als Vertbeidiger der Interessen der Universität Neapel zu feiern, und überreichten ihm eine künstlerisch ausgeführte Adresse. Das Pergament ist ein Meister⸗ werk des Malers Liondi und stellt den Genius der Wissenschaft in italienischer Frauengestalt dar, wie er Professor von Schrön als Jüngling nach Neapel bringt. Der Genius schwebt über dem schönsten Punkte Neapels, ist von Engeln umgeben und hat zu seinen Füßen die Wappen der Stadt Neapel und des Deutschen Reichs. Die Widmung lautet in deutscher Uebersetzung: „Otto von Schrön, dem Sohne des großen Deutschland, der das wohlvorbereitete Wieder⸗ erwachen der italienischen Wissenschaft durch seine Werke unterstützt und fördert, in Dankbarkeit die Jugend Neapels, die stolz ist, die Lehren des Meisters fortzusetzen und zu verbreiten.“ Nach einem Hoch auf Italien und seinen König wurde Professor von Schrön von seinen Zuhörern im Triumph nach seiner Wohnung geleitet.

Aus Athen wird der „Nat.⸗Ztg.“ vom 22. August ge⸗ schrieben: Mit beginnendem Herbst werden die Ausgrabungen von Delphi, welche bekanntlich auf Kosten der französischen Regie⸗ rung erfolgen, in Angriff genommen werden. Es hat sich als noth⸗ wendig herausgestellt, das von 250 Seelen bewohnte Dorf Kastri aus dem Wege zu räumen, und hat die französische archäologische Mission gegen Zahlung von 500 000 Drachmen thatsächlich die Expropriation des gesammten Dorfes erlangt. In der Hauptstadt haben den Sommer über keine nennenswerthen archäologischen Arbeiten stattgefunden. Da⸗ gegen meldet man aus der Gemeinde Krokäa (in Lacedämonien), daß daselbst die Reste eines antiken Tempels oder Theaters mit zwei Säulen, deren Bänder bleiern sind, gefunden wurden. Man ver⸗ muthet, daß diese Ueberreste zu dem Tempel der Dioskuren gehörten.

Seit einigen Tagen weilt in Belgrad, wie der „Voss. Ztg.“ unter dem 25. d. M. mitgetheilt wird, der Dozent an der Leipziger Universität Dr. Cichorius, welcher in den letzten Jahren unter Schliemann und Doerpfeld sich lebhaft an den Ausgrabungen in Griechen⸗ land und Klein-Asien betheiligte. Im Auftrage des sächsischen Mi⸗ nisteriums für Unterricht wird Dr. Cichorius nun im Nordosten Serbiens, im Norden⸗Bulgariens und der Wallachei, die von Kaiser Trajan gebauten Straßen, Castren, Kastelle und sonstigen Baudenk⸗ mäler verfolgen, welche die Unterlage zu einem größeren Werke über Trajan zu bilden berufen sind. Auf Verwendung des deutschen Aus⸗ wärtigen Amts hat die serbische Regierung alle Maßregeln ergriffen, um dem genannten Gelehrten bei seinen Studien förderlich zu sein.

Der von der internationalen kriminalistischen Ver⸗ einigung niedergesetzte Ausschuß zur Gründung einer Holtzendorff⸗ Stiftung hielt nach einem Telegramm des „W. T. B.“ gestern in Christiania eine Sitzung, in welcher die Gründung der Stiftung beschlossen wurde; der Zweck der Stiftung ist die Förderung der Strafrechtswissenschaft und der Gefängnißkunde. Zum Sitz der Stiftung wurde Berlin bestimmt. Die bereits in der vorgestrigen Sitzung der Vereinigung berathene Frage über die Regelung der Geldstrafe gelangte gestern zur Erledigung. Ange⸗ nommen wurde die erweiterte Anwendung der Geldstrafe, sowie ihre Bemessung nach dem Einkommen. Ein Ersatz der Geldstrafe durch Freiheitsstrafe soll nicht statthaft sein.

Land⸗ und Forftwirthschaft.

Das Königlich sächsische Ministerium des Innern hat folgende Bekanntmachung, die Erhebung der diesijährigen Ernte⸗ an Roggen, Weizen und Kartoffeln betreffend, erlassen:

Um beurtheilen zu können, ob die gegenwärtige Höhe der Brotfruchtpreise in einem angemessenen Verhältniß zu der dies⸗ jährigen Ernte steht, macht sich ausnahmsweise eine rasche Er⸗ hebung des diesjährigen Ernteausfalls in Bezug auf Roggen, Weizen und Kartoffeln nothwendig. Zu diesem Zwecke werden durch die zuständigen Behörden an die Gemeinde⸗ verwaltungen Anfragen ergehen, zu deren Beantwortung die Gemeindeverwaltungen den sachverständigen Rath von Land⸗ wirthen sich erbitten werden. Das Ministerium des Innern hegt das Vertrauen zu dem Gemeinsinn der Gemeindeverwaltungen und der zugezogenen Landwirthe, daß sie durch zuverlässige und pünkt⸗ liche Erfüllung der ihnen gestellten Aufgabe dem öffentlichen Inter⸗ esse die durch die gegenwärtigen Verhältnisse gebotenen Dienste bereitwillig leisten werden.

Auch die Gemeindebehörden im Unter⸗Elsaß sind der „Straßb. Post“ zufolge neuerdings angewiesen worden, gleich nach der Ernte eine Ermittelung des Ernte⸗Ertrages des Roggens, Weizens, der Kartoffeln und Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen, Lupinen u. s. w) für das Jahr 1891 einzureichen. In normalen Jahrgängen mußten statistische Erhebungen über den Gesammt⸗Ernteertrag erst im Monat November an das statistische Bureau des Ministeriums in Straßburg eingesandt werden. 3

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 26. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Trave“ ist heute Morgen von Southampton nach Bremen weitergefahren. Der Dampfer „Braunschweig“ ist gestern in Adelaide angekommen. Der Schnelldampfer „Havel“ hat heute Morgen auf der Fahrt nach New York Dover passirt. Der Dampfer „Hermann“ ist heute, von Baltimore kommend, in Bremerhaven angekommen. Der Schnelldampfer „Eider’ ist gestern Nachmittag auf der Fahrt nach Bremen in Nordenham angekommen. Der Dampfer „Hohen⸗ staufen“ ist heute in Genua angekommen. Der Schnelldampfer „Spree“ hat gestern Mittag die Heimreise von New⸗York an⸗ getreten. 8

27. Auagust. (W. T. B.) Der Postdampfer „Ohio“ hat am 26. August Nachmittags die Reise von Antwerpen nach Bre⸗ men fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Neckar“ hat am 26. August Morgens die Reise von Suez nach Aden fortgesetzt.

Hamburg, 26. August. (W. T. B.) amburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien ⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Dania“ ist, von New⸗York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer ist, von Hamburg kommend, heute in St Thomas eingetroffen.

Nach Meldungen aus New⸗York ist der Schnelldampfer der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft „Suevia“ von einem Lootsenfahrzeug vorgestern 450 Meilen östlich von Sandy⸗Hook angetroffen worden, das Lootsenfahrzeug hat einen Lootsen an Bord desselben gesetzt. Die „Suevia“ lief 6 Knoten in der Stunde bei guter Wache.

Wien, 26. August. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Presse“ ist auf Ansuchen der belgischen Regierung der Zusammentritt der internationalen Konferenz zur Regelung des Eisen⸗ bahn⸗Personenverkehrs, an welcher auch Oesterreich⸗Ungarn seine Theilnahme zugesagt hat, auf unbestimmte Zeit vertagt worden, da die Vorarbeiten noch nicht abgeschlossen sind.

Theater und Musik.

X“ ““ Gestern Abend fand unter dem Beifall der Hörer die erste Auf⸗ führung der Oper „Esmeralda⸗ statt, deren Musik von dem

englischen Tondichter A. Goring Thomas herrührt. Der Text ist

von A. Raudegger und Th. Marzials nach Viktor Hugo’'s be⸗ rühmtem Roman „Notre Dame de Paris“ umgearbeitet worden; der enge Rahmen eines Operntextes vermag aber naturgemäß nicht den düster romantischen Reiz der ursprünglichen Dichtung voll wieder⸗ zugeben; die hervorspringendsten Momente der Handlung können nur eben berührt, die Charaktere nur flüchtig gestreift werden. Der erste Akt eröffnet mit dem Wunderhof, dem Bettlerquartier in Paris. Das Zigeunermädchen Esmeralda wird dem armen Dichter Gringoire auf phantastische Weise angetraut; die darauf versuchte Entführung Esmeralda's durch Claude Frollo, den von verzehrender Liebesgluth ergriffenen geistlichen Hüter von Notre Dame, wird durch die Dazwischenkunft des Chevaliers Phöbus verhindert. Der zweite Akt bringt ein Zusammentreffen Esmeralda’'s mit der Verlobten des Phöbus, Fleur⸗de⸗Lys, der dritte ein Stelldichein der beiden Liebenden und den tödtlichen Angriff Frollo's auf Phöbus, der letzte Aufzug endlich ein Narrenfest, den Gang Esmeralda's zum Tode und ihre Befreiung durch den wiedererstandenen Phöbus. Quasimodo, der vielgenannte Glöckner, tritt nur sporadisch auf; im ersten Akte wird er statt seines Herrn gefangen genommen, im letzten empfängt er durch denselben den für Phöbus bestimmten Todesstoß.

Die von Goring Thomas geschriebene Musik weist einen vorzugs⸗ weise modernen und jenen eigenthümlich französischen Charakter auf, der in Gounod und Mexyerbeer seine bervorragendsten Vertreter hat. Aber Thomas geht nicht nur kompositsrisch nicht über seine Vorbilder hinaus, er erreicht sie nicht einmal in der Ausdrucksfähigkeit und der Ursprünglichkeit melodischer Erfindung. Der Komponist versucht und leistet auch wohl eine kraftvolle Charakteristik besonders in den Chören und Ensemblesätzen, vermag aber eine klare und feste Künstlerindividvalität nicht zur Geltung zu bringen. Seine Stärke liegt in der Erfassung und Bildung lyrischer Partien, welche bei ihm zumeist ein frischer, zarter Hauch durchzieht. Unter diesen sind als besonders gelungen das Antrittslied Esmeralda's im ersten Akt, des Phöbus Liebeslied im zweiten Aufzuge und das Duett zwischen Phöbus und Esmeralda im dritten Akt hervorzuheben. Auch scherzhaften Frohsinn weiß der Tondichter musikalisch korrekt und zierlich zu gestalten, wie die Bettler⸗ und Narrenchöre und die anmuthige Balletmusik beweisen; aber der lyrische Charakter der Oper tritt überall bedeutsam und besonders auffällig in den männlichen Solopartien in den Vordergrund, obgleich die Träger dieser Partien der Charakteranlage nach ganz grund⸗ verschiedene Naturen sind, wie der in leidenschaftlicher Liebe ent⸗ brennende Fanatiker Frollo, der leichtherzige Dichter Gringoire, der tapfere Phöbus und das beklagenswerthe Stiefkind der Natur, Quasimodo. Trotzdem erhebt sich der mustkalische Ausdruck auch hier nur selten von weicher Empfindung zu männlicher Kraft⸗ fülle und zündender Leidenschaft. Sehr geschickt und mit feinem künstlerischen Verständniß für die Klangwirkungen ist die Orchestration der Oper durchgeführt. Natürlich weit entfernt von dem berauschenden Glanz der Musik nach Wagner'scher Schule, wirkt sie doch auf ihre Weise fesselnd durch die zierlichen, geschmackvollen, rhythmischen Bewegungen und eigenartigen Klang⸗ färbungen. Im Ganzen bietet die Oper also nicht viel Neues, nicht viel Erschütterndes, aber sie hält sich auch zumeist von platter Trivialität und ermüdender Alltäglichkeit fern.

Die gestrige Aufführung der Oper verdient ungetheiltes Lob, und das um so mehr, wenn man bedenkt, wie viele musikalische Neuheiten die Kroll'sche Direktion in kurzer Zeit dargeboten hat. Die Titel⸗ rolle song Frl. Prosky mit angenehmer Stimme, sauberer Technik und zärtlichem Empfinden. Hr. Götze als entfaltete seine herrlichen Stimmmittel, welche durch die markige Kraft wie durch zarte hohen Reiz besitzen, zu voller Pracht besonders in dem auf stürmisches Verlangen da capo gesungenen Liebeslied im zweiten Akt und in dem Duett des dritten Aktes. Die Rolle des Frollo sang Hr. Fitzau mit gutem Vortrag und recht klangvollem Organ. Mit dramatischer Bewegung gab Hr. Leonhardt den Quasimodo, und Hr. Bussard erwies sich als ein tüchtiger Gringoire

Chor und Orchester leisteten verhältnißmäßig Mustergültiges, und daher war es nur gerecht, daß nebst den mit Blumen überschütteten ersten Solisten, Frl. Prosky und Hrn. Götze, auch Kapellmeister Gille und zuletzt auch der Leiter des Operntheaters, Hr. Engel, vom Publikum bervorgerufen wurden, um den Ausdruck lebhafter An⸗ erkennung in Empfang zu nehmen.

In der Vorstellung der Oper „Die lustigen Weiber“ morgen im Königlichen Opernhause sind die Damen Leisinger, Weitz und Lammert, die Hrrn. Rothmühl und Stammer beschäftigt In der Vorstellung des „Lohengrin“ am Sonnabend treten die Damen Hiedler und Staudigl, die Hrrn. Kraus, Bulß und Mödlinger auf.

Im Lessing⸗Theater wird auch im Monat September der Beginn der Vorstellungen um 7 ½ Uhr beibehalten. Im Schauspiel „Falsche Heilige“, dessen erste Aufführung morgen stattfindet, sind in den Hauptrollen Marie Reisenhofer, Johanna Minow, Luise von Pöllnitz, Erna Palm, Adolf Klein, Theodor Brandt, Franz Schön⸗ feld, Oscar Sauer und Carl Waldow beschäftigt.

In dem Stinde⸗Engels'schen Volksstück „Ihre Familie“, welches morgen im Wallner⸗Theater in Scene geht, sind die Damen Carlsen, Thessa Klinkhammer, Kühling und die Hrrn. Gimnig, Meißner, Ottbert und Senius beschäftigt. In der Soubrettenpartie werden Josefine Glöckner und Marianne Rhoden sich abwechseln. In der „Cavalleria Berolina“ wird Marianne Rhoden sich zum ersten Mal auf dem Gebiet der Posse versuchen. Der Chor ist bedeutend verstärkt worden. 8 1

Im Residenz⸗Theater ist von heute an die Tageskasse täg⸗ lich von 10 bis 1 ½ Uhr Vormittags geöffnet Der Beginn der Er⸗ öffnungsvorstellung am Sonnabend „Frou⸗Frou, Pariser Sitten⸗ bild von Henry Meilhac und Ludovic Halsvy ist auf 7 ½ Uhr festgesetzt.

8 Eemeralda⸗ wird im Kroll'schen Theater mit Hrn. Emil Götze als Phöbus am Sonnabend zum ersten Male wiederholt. Fr. Moran⸗Olden setzt am Sonntag ihr Gastspiel fort und tritt nochmals als Fidelio auf .

Die Direktion des Thomas⸗Theaters bhat in Folge des starken Vorverkaufs zu der Posse: „Im siebenten Himmel“ eine Fernsprechstelle für die Zeit eingerichtet, während welcher Kasse und Bureau geschlossen sind Telephonische Billetbestellungen können somit in der Zeit von 2 bis 6 Uhr Nachmittags bei Amt 9 Nr. 9189, Cigarrenhandlung von Pache, Alte Jakobstraße 30, bewirkt werden. Hier müssen auch die so bestellten Billets bis spätestens 71 b abgehoben werden.

11“

Sport.

In der „Liverpool Post“ liest man: Von der anderen Seite des Atlantischen Oceans kommt die Nachricht, daß während der Welt⸗ ausstellung in Chicago ein internationales Wettrennen ab⸗ gehalten werden soll. Die Preise werden 200 000 f betragen.

111““ 8 ““

Mannigfaltiges.

Bei dem Reichstagsbau ist, wie der „Köln. Ztg“* geschrieben wird, die Aufbringung der großen Kuppel über dem Sitzungssaale gegenwärtig so weit gediehen, daß die als Abschluß der Laterne dienende Kaiserkrone voraussichtlich am 2. September d. J. wird aufgebracht werden können. Diese Krone, die freistehenden Saulen der Laterne, die darauf befindlichen Gebälke, Adler und Wasserspeier werden sämmtlich in Kupfer getrieben, und zwar auf der Wilbelmshütte bei Seesen im Harz. Die große, eigentliche Kuppel, die nach dem neuesten Modell eine sehr gefällige und charakteristische Wölbung erhält, bleibt im unteren Drittel ihrer Höhe geschlossen, während der übrige über dem Kranzgesims aufsteigende Theil mit Glasdeckung auf bronzirten Rippen mit breiter ornamentirter Gurtung versehen wird. Die 17 m hohe

offene Laterne der Kuppel erreicht mit ihrer Spitze eine Gesammthöhe